durch Gottes Erbarmung und des heiligen apostolischen Stuhles Gnade Fürst-Dischof von Laibach Der gesammten ehrwürdigen Geistlichkeit und allen geliebten Dioeesanen Heil und Segen im Herrn! ^cberaus wohlthuend war für mein Herz die Wahrnehmung des regen Eifers, mit welchem gar Viele meiner Bisthums- angehörigen die von Seiner Heiligkeit Pabst ki»8 IX. uns gewährte und eben abgelaufene dreißigtägige Jubiläumszcit sich zu Nutzen machten, wie sich überall die heiligen Stätten mit Andächtigen füllten, und ein rührender Bußeifer die Gläubigen meiner Diöcese durchdrang, daß sie in zahlloser Menge zu den Beichtstühlen eilten, um im rcumüthigcn Bekenntnisse und mit dem festen Vorsatze wahrer Sinnesänderung sich der schweren Bürde, die auf ihren Gewissen lastete, zu entledigen, und im Frieden zu Gott zurückzukehren, von dem sie sich durch die Sünde entfernt hatten. Heilige, überaus kostbare Früchte des Jubeljahres, die mich mit unaussprechlicher Freude und unnennbarem Tröste erfüllen! Möchten sie für uns Alle niemals verloren gehen, sondern immerdar erhalten werden und zunehmen, bis sie uns die seligen Pforten des Himmels öffnen. Dieser unvertilgbare Wunsch meines Herzens drängt mich itzt, wo abcrmal eine kostbare Zeit, die Zeit der vierzigtägigen Faste herannaht, ein Hirtenwort an Euch zu richten. Wohl habe ich eS sehnlichst gewünscht, noch vor dem Beginne des Jubiläums zu euren Herzen zu reden; doch die Kürze der Zeit, welche zwischen dem Empfange der päpstlichen Ermächtigung und dem Zeitabschnitte, den ich für die Feier des Jubiläums am geeignetsten hielt, zu verfließen hatte, machte cs mir unmöglich: nun aber kann ich es mir nicht versagen, an Euch einige Worte zu richten, da wir abermals einer Zeit der Gnade, den Tagen des Heils entgegen gehen, in welcher jeder katholische Christ, wenn er auch zu keiner Zeit von Gott und seiner Pflicht sich abwendet, doch ernster noch als sonst in sich einkehrt, und mit dem sich beschäftiget, was zu seinem Heile dient. Daher rufe ich allen Gläubigen meines Kirchcnfprcngels am Beginne der heilig ernsten Fastenzeit zu: Haltet fest am Glauben unserer heiligen römisch-katholischen Kirche. Ohne Glauben ist es unmöglich Gott zu gefallen, denn niemand kann gerecht sein vor Gott ohne den Glauben. »Der Gerechte lebt, wie der Apostel lehrt, aus dem Glauben.« Der Mensch bedarf einer sicheren Bürgschaft für den Besitz untrüglicher, unverfälschter und zuvcrläßigcr Wahr¬ heit in den ewigen Dingen. Der ihm angeborne religiöse Sinn, den er doch nie ganz in sich vertilgen kann, treibt ihn an, nach Gewißheit über sich selbst und seine Bestimmung zu streben, und nicht erwehren kann er sich der ernsten und wichtigen Fragen: Was bin ich? woher bin ich gekommen? was soll aus mir werden? Geht mit diesem Leben alles zu Ende, oder folgt ihm ein anderes Leben, und was habe ich in demselben zu erwarten? Woher wird ihm auf diese wichtigen und noth- wendigen Fragen, von deren wahrer Lösung sein Heil abhängt, sichere und untrügliche Antwort werden? Soll er sich selbst antworten? oder soll er von Andern die sichere Lösung erwarten können? Jeder Mensch ist trüglich, keiner über den Jrrthum erhaben, wenn er aus sich selbst redet. Oder blicket nur hin auf jene, die über die ewigen Angelegenheiten des Menschen aus sich selbst reden. Tragen sie auch den Schein verläßlichen Wissens zur Schau, so gewähren sie doch keine Bürgschaft für die Wahrheit ihrer Ansichten. Sie alle sind Menschen, trügliche Menschen, einer widerspricht dem andern, was der eine ersinnt und lehrt, das wird von andern bezweifelt und widerlegt. Gibt es hier eine Gewißheit? Wahrhaftig nicht. Ueberaus traurig und mißlich stünde es um den Besitz der Wahrheit in den höchsten und wichtigsten Angelegenheiten des Menschen, wenn der Mensch an den bloßen Menschen angewiesen wäre, sie zu lernen. Sichere und gewisse Wahrheit über unfern Ursprung, unsere Bestimmung und Zukunft bringt uns nur der Glaube, nur die Belehrung durch Gott, der nicht irren und trügen kann. »Du erhellst, spricht David zu Gott, meine Leuchte. Bei dir ist die Quelle des Le¬ bens, und in deinem Lichte schauen wir das Licht.« Wie könnte es auch anders sein? Ist Gott unseres Lebens Ziel und Ende, unser höchstes Gut, das wir von ganzem Herzen und aus allen Kräften lieben sollen, wie sollte dann der Mensch nicht in allem und jedem an ihn gewiesen sein. Wenn der Mensch ohne Gott etwas Gutes vermöchte, würde er wohl sein Bedürfniß nach Gott tief genug empfinden? würde er wohl mit aller Sehnsucht des Herzens zu Gott eilen und an ihn sich halten? Gewiß nicht. Der Mensch muß seines eigenen Heiles wegen in allen Lingen von Gott abhängen, er muß daher auch seinen Wissensdurst über die wichtigsten Angelegenheiten seines Lebens nur aus dem Borne göttlicher Be¬ lehrung und Offenbarung befriedigen können. Und wirklich belehrt uns die heilige Urkunde, daß Gott das erste Menschenpaar, welches er iu Unschuld und Gerechtigkeit und vollkommen geschaffen hat, selbst belehrte, daß er den Menschenkindern, wiewohl sich das Geschlecht durch Treubruch von ihm entfernt hatte, seine erbarmungsvolle Belehrung nicht entzog, sondern sich immer denjenigen offenbarte, die der ursprünglichen Offenbarung treu geblieben waren, und sich unter den Völkerschaften, welche Sünde auf Sünde häuften, und durch Laster aller Art die Kluft zwischen Gott und sich immer erweiterten, und sich endlich so weit verloren, daß sie in Ab- und Vielgötterei geriethen und den allein wahren Gott in das Bild vcrnunftloser Thicre und anderer Ge¬ schöpfe verwandelten, dasjenige Volk erkor, dessen Stammvater, der ehrwürdige Patriarch Abraham, immer treu zu ihm gehalten hat. Diesem Volke verkündigte er selbst unter Donner und Blitz seinen Willen, zu diesem Volkc-schicktc er von Zeit zu Zeit Männer, die unter seinem unmittelbaren Einflnsse stehend, den wahren Glauben kräftigten, dem Volke seine Irrwege streng verwiesen, die Rathschlüsse Gottes ihm verkündigten, und einen immer helleren Blick in die Zeiten des ver¬ heißenen Messias ihm gewährten. Noch immer aber lastete der Fluch der Sünde auf dem Mcnscheugcschlechte, die Sühne, welche die durch Sünde verletzte Majestät Gottes verlangen mußte, war noch nicht gebracht, der Friede mit Gott war noch nicht hergestellt, und wiewohl sich Gott wegen des zukünftigen Erlösers den Menschen erbarmungsvoll erwies, so war doch die Scheidewand, welche die Sünde zwischen Gott und den Menschen anfgcthürmt hatte, noch nicht niedergcriffcn, und die Menschheit konnte zum Vollgcnuße der göttlichen Huld und Liebe noch nicht gelangen. Sieh, da erschien iu der Fülle der Zeit Jesus Christus, der Wunderbare, dem Himmel und Erde gehorchten, der den Stürmen des Meeres gcboth, der durch das bloße Wort Kranke heilte, und auch fernen Kranken durch seinen allmächtigen Willen die Gesundheit wieder gab, auf dessen Geheiß auch der Tod seine Beute zurückgeben mußte, dem selbst die bösen Geister mit Zittern gehorchten. Er, dessen Worte gött¬ liche Thatcn als untrüglich bestätigen, kündigte sich den Menschen als den wesensgleichen Sohn seines göttlichen Vaters an : »Ich, spricht er, und der Vater sind Eins«. Er verbarg aber seine göttliche Herrlichkeit unter der Niedrigkeit unserer Natur, wandelte in Knechtcsgestalt unter den Menschen und ward im Aenßern den Menschen gleich befunden. Er kam in diese Welt, um zu suchen und zu retten, was verloren war, um den Vater, der im Himmel ist, und den niemand kennt, außer der Sohn, allen Menschen kund zu geben; er kam in diese Welt als der Versöhner, um der göttlichen Gerechtigkeit genug zu thun, und sein Blut zu vergießen zur Vergebung der Sünden; er kam in diese Welt, um den Menschen den verlornen Frieden wieder zu geben, um allen das Leben zu geben, wie er spricht: »Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und zwar im Ueberflusse haben«. In Jesus Christus erfüllte sich alles, was den Menschen zum Heile dienen kann. Mit ihm ist uns eine über¬ schwengliche Genugthuung und die Fülle aller wahren Güter gcbothen, wenn wir nur den Segen der Erlösung nicht selbst von uns weisen. Beugt und erniedrigt sich ein Gottmcnsch, weil das selbstsüchtige Geschöpf im Hochmuthe sich übernahm, überliefert ein Gottmensch sich dem Tode, um für das sündige Geschöpf genug zu thun, dann ist die Genugthuung eine über¬ schwengliche, und sein Verdienst ein unendliches, fähig, alle Sünden zu tilgen, dann ist gewiß die Scheidewand, welche die Sünde zwischen Gott und uns gesetzt hat, niedcrgerissen, Gott, durch den allein wir glücklich und selig werden können, kann uns wieder nahen, seine Vaterhuld und Liebe uns wieder zuwenden, der Friede mit Gott ist wieder hergestellt für- alle, welche einen guten Willen haben. Ist ein Gottmensch unser Erlöser, dann ist es uns gewiß möglich, alles zu über¬ winden, was unserer Vereinigung mir Gott feindlich im Wege steht; denn nicht für sich hat er gekämpft und gesiegt, sondern für uns, und unendlich groß muß die Kraft seines Sieges seyn. Ist ein Gottmensch unser Erlöser, dann ist uns in ihm die Helle Sonne der Wahrheit aufgegangen, sein Wort ist Gottes Work, das Wort der wesentlichsten Wahrheit. Wir sind nicht mehr Kinder, welche hin und hcrschwanken, und um herget rieben werden von jedem Winde der Lehre. Ist unser Erlöser ein Gvttmensch, dann sind uns mit ihm gewiß alle wahren Güter gegeben, denn was könnte uns wohl wahrhaft Gutes versagt werden, wenn sich Gott selbst, der Urquell alles Guten, das höchste Gut, durch die Menschwerdung uns mitgetheilt hat. In ihm sind wir nach den Worten des h. Paulns in Allem reich geworden, so daß es uns an nichts gebricht. Ist unser Erlöser ein Gvttmensch, dann gelangen wir, wenn wir ihm nur nicht untreu werden, gewiß einst zum übcrseligen Genüße Gottes; denn unmöglich hätte sich Gott mit unserer Natur vereinigen können, wenn wir nicht znr Gemeinschaft mit Gott berufen wären, und nichtig, was sie aber nun und nimmer seyn kann, wäre die Erlösung, wenn es uns nicht möglich wäre, zu Gott, nach dem sich unser Herz sehnt, und in dem es allein seine volle Ruhe und Befriedigung finden kann, zu gelangen. So ist denn Jesus Christus für uns, wie er sich selbst ankündiget, das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende des Lebens, des Lichtes und des Heils, derjenige, dnrch welchen alles besteht, und zu seinem Ziele geführt werden soll, und es ist den Menschen kein anderer Name gegeben, in welchem sie selig werden könnten. Jesus Christus erleuchtet unfern Verstand durch seine göttliche Wahrheit, er unterstützt die Ohnmacht unseres Willens durch die Kraft der göttlichen Gnade, und der Ruhm des Christen ist nur in dem Kreuze unsers Herrn Jesu Christi; denn in ikm ist unser Heil, unser Leben und unsere Auferstehung. Alle Gnaden und Früchte des Erlösungswerkes aber sind aufbewahrt in der Kirche, die Christus gestiftet hat. So gewiß sie aus dem Menschengeschlechts, für welches sie erworben sind, niemals schwinden können, so gewiß ist es aber auch, daß sie, wiewohl der ernste Ruf au alle ergeht, sich ihrer zum Heile zu bedienen, doch keinem aufgenöthiget werden können, denn der Dienst Gottes ist nicht ein Dienst der Knechtschaft, sondern, wie cs sich für freie Wesen ziemt, der freiwilligen Hingabe an den Erlöser in Liebe und Treue. Daher hat Jesus den unerschöpflichen Schatz seiner Verdienste in seiner Kirche niedergelegt, damit ihn jedermann finde, der Verlangen trägt zu trinken aus den Quellen des Erlösers. Dieser Schatz aber ist, und kann nur denjenigen anvertraut seyn, die Jesus Christus selbst dazu auserkoren hat. Nur diese, als Stellvertreter Christi, haben ihn zu bewahren, und aus demselben denen, welche darnach verlangen, mitzutheilen; denn sie besorgen das Heil der Menschen, dessen Urheber und eigentlicher Spender Jesus Christus ist. »So aber sehe uns je¬ dermann an, wie Diener Christi und Ausspender der göttlichen Geheimnisse,« spricht der h. Paulus. Wenn aber Jesus Christus nicht bloßer Menschensohn, sondern der erhabene Gottmensch ist, so kann auch nicht jedes Men¬ schenkind die erhabene Ehre seiner Stellvertretung ansprechcn, sondern nur diejenigen, die von ihm zu solcher Würde be¬ rufen werden. »Niemand eigne sich die Ehre zu, außer der berufen ist, wie Aaron« spricht abermals der h. Paulus. Daher hat Christus die Früchte seines Erlösungstodes, die untrügliche, reine, göttliche Wahrheit und die übrigen unschätzbaren Gnadengüter, den Aposteln, die er selbst gewählt hatte, anvertraut, und ihnen die Vollmacht ertheilt, allen Menschen davon mitzutheilen, so wie er gekommen war, alle zu suchen und selig zu machen. Zu den Aposteln sprach er: »Wie mich der Vater gesendet hat, so sende ich euch«. »Gehet hin, und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie alles halten, was ich euch «»befohlen habe«. Auch sprach er zu den Aposteln: »Wahrlich sage ich euch: Was ihr auf Erden binden werdet, wird anch im Himmel gebunden seyn, und was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöset seyn«. Und damit die menschliche Schwäche seiner Stiftung nicht schade, sagte er ihnen seinen Beistand zu und sprach: »Sieh, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt«. Zum Obcrhaupte Aller aber hat er Simon, den Sohn des Jonas bestellt, nnd ihm den Namen Petrus, der Fels, der Grundstein, gegeben, ans dem das ganze Gebäude der Kirche so mächtig und fest sich erheben sollte, daß auch die höllischen Mächte es nicht zn stürzen vermögen sollten, denn er sprach zu Simon: »Du bist Petrus (der Fels) und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwäl¬ tigen«. Dem Petrus übergab er noch besonders die Schlüsselgewalt in seiner Kirche. Zu Petrus sprach er besonders: »U-n d dir will ich die Schlüssel dcsHimmelreiches übergeben. Was du immerbindenwirstauf Erden, das soll auch im Himmel gebunden seyn, und was du immer lösen wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gelöset seyn«. Den h. Petrus hat also der Herr, weil die Schlüssel das Abzeichen der Gewalt sind, zum obersten Gewaltträger in seiner Kirche berufen. Dem h. Petrus übergab der Herr das Hirtenamt über seine gesammte Heerde. Zu Petrus sprach er: »Weide meine Lämmer, weide meine Schafe« d. i. weide meine gesammte Heerde. So ist denn nach dem Willen unsers Herrn Jesu Christi der h. Petrus der Träger des Gebäudes der Kirche Christi, der h. Petrus der oberste Gewaltträger und Lenker in der Kirche Christi, der h. Petrus der allgemeine Hirt der gesammten Heerde Christi. Warum ist aber ein solcher Vorzug, eine solche Fülle geistlicher Gewalt dem h. Petrus ertheilt worden? warum überragt Petrus alle Apostel? Den Grund hiefür gibt uns nebst andern Kirchenvätern der h. Hieronymus an: »Deßhalb, spricht er, wird unter den Zwölfen Einer auserlesen, damit durch Aufstellung des Hauptes der Spiel¬ raum zur Spaltung entfernt werde«. Also die Einheit der Kirche ist der Grund der höheren Gewalt des h. Petrus. Und wirklich läßt sich die Einheit in der Kirche nicht erhalten, außer durch Einen, als den obersten Lenker und Gewaltträger, dem alle klebrigen untergeordnet und zum Gehorsam verpflichtet seyn müssen. Denket Euch nur Zwei mit der obersten Gewalt in der Kirche ausgerüstet, wäre cs da nicht möglich, daß sie in wesentlichen Dingen von einander abweichen, und so die Kirche spalten, weil keiner den andern zurechtweisen dürste. Daher fügt auch der h. Hieronymus, nachdem er die obigen Worte gesprochen, hinzu: »Das Heil der Kirche hängt von der Würde des höchsten Prie¬ sters ab. Wenn diesem nicht eine außerordentliche und über Alle hervorragende Gewalt ertheilt wird, so würden so viele Spaltungen entstehen, als es Priester gibt«. Der kirchlichen Einheit wegen ist also dem h. Petrus ein solcher Vorzug, eine solche Fülle geistlicher Gewalt gegeben worden. Die Einheit ist der wesent¬ lichste Charakter der wahren Kirche Christi. So wahr cs nur Ein Jesus Christus ist, der uns beseligen kann, so wahr muß auch seine Kirche einig seyn in dem, was uns zum Heile nothwendig ist. Deshalb hat auch unser Heiland kurz vor seinem Leiden um Einigkeit seiner Apostel und aller seiner Gläubigen zu seinem himmlischen Vater gestehet. Er bcthcte: »Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie Eins seyn, wie wir es sind! Aber ich bitte nicht für sie allein, sondern auch für diejcnig en, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie Alle Eins seyn, wie du, Vater, in mir bist, und ich in dir«. So lauge also die Kirche Christi bestehen wird, und sie wird bestehen bis zum Ende der Welt, denn Christus will mit ihr seyn alle Tage bis ans Ende der Welt, so lange wird auch die von Christus eingesetzte Gewalt bestehen, so lange wird die den Aposteln und insbesonders dem h. Petrus verliehene Gewalt bestehen müssen, und die wahre Kirche Christi wird nur dort zu finden seyn, wo sich die Nachfolger der Apostel und insbesonders der Nachfolger des h. Petrus befinden. Nur in dieser Kirche können alle Früchte und Gnadengüter der Erlösung aufbewahrt seyn, denn die Wahrheit kann nur Eine seyn, und nur Eine Kirche hat der Eine Christus auf den Einen Felsen Petrus gestiftet. Mögen sich daher auch andere Kirchen nach Christus nennen, so können sie doch wahrhaftig nicht wahre Kirchen Christi seyn, denn sie widersprechen sich in ihrem Glauben, sind verschieden in der Anwendung der Heilsmittcl, und in der Anerkennung der leitenden Gewalt, und doch konnte Christus der Herr, das alleinige Heil der Menschen, nur Eine Kirche stiften. Er konnte doch nicht dem Einen diesen, dem Andern einen andern Glauben predigen, dem Einen diese, dem Andern andere Heilsmittel verordnen. Die Wahrheit, die er vom Himmel gebracht und den Menschen geoffenbarct hat, kann sich nicht im Widerspruche mit sich selbst befinden, und die Gnaden, welche er uns erworben und hinterlassen hat, sind allen heilsam und nothwendig. Die Kirche, welche Christus so gewiß gestiftet hat, als er gekommen war zu suchen und zu retten, was verloren war, da die Menschen nur durch ihn ihr Heil erlangen können, muß so alt seyn, als das Christenthum selbst. Sie ist ferner nicht Men¬ schenwerk, sondern Werk Gottes, der ihr auch, damit sie ja nicht untergehe, oder entstellt und verfälscht werde, seinen Beistand verheißen hat bis ans Ende der Tage. Die wahre Kirche Christi muß daher die Bürgschaft des göttlichen Bei¬ standes immerdar in sich tragen. Welche unter den Kirchen, die von Christus den Namen entlehnen, ist also die Eine, wahre Kirche Christi, die aufzufinden und in treuer Liebe zu umfangen für jeden, der aufrichtig nach dem Heile verlangt, die wichtigste Sorge des Lebens seyn muß? Keine andere ist cs, als unsere heilige, römisch-katholische Kirche! Sie allein ist so alt, als das Christenthum. Es gibt keinen katholischen Bischof, der seine Verbindung mit den Aposteln in ununter¬ brochener Reihenfolge nicht nachzuweisen vermöchte, und blickt ihr hin nach Rom, so werdet ihr wohl gestehen müssen, daß nur Roms Bischöfe die Stuhlerben des h. Petrus sind, der zu Rom als Bischof und oberster Leiter der Kirche am Kreuze sei» Leben für Christus geopfert hat. Die römische Kirche ist immer als diejenige verehrt worden, deren Bischöfen alle jene Vorzüge eigen sind, welche Christus der Herr dem h. Petrus verliehen hat. So spricht der h. Irenäus im zweiten Jahr¬ hunderte von der römischen Kirche: Wenn wir die Ueberlicferung und den dem Menschen verkündigten Glauben, wie ihn die erhabenste und älteste, allen wohlbekannte, von den glorwürdigsten Aposteln Petrus und Paulus gegründete und ein gerichtete Kirche von den Aposteln besitzt, und wie er durch die Reihenfolge der Bischöfe bis auf uns gekommen ist, vorweisen, so beschämen wir alle jene, die anders, als es seyn soll, lehren. Denn mit dieser Kirche muß wegen ihres ausgezeichneten Vorzuges jede Kirche, d. i. die Gläubigen aller Orten übercinstimmen. Der h. Cyprian ereifert sich gegen die Schisma¬ tiker zu Carthago, die nach Rom reiseten, um in der römischen Kirche eine Stütze für ihre Spaltung zu finden, und sagt: »Sie wagen es, hinüber zu schiffen zum Lehrstuhle des Petrus, zur vorzüglichsten Kirche, von wel¬ cher die Einheit des Priesterthumes hervorgcgaugcn ist«. Der h. Hieronymus erholt sich bei dem Papste Damasus in Glaubeussachen Rathes, und schreibt: »In dieser Angelegenheit hielt ich cs für nöthig, den Lehr- stnhl des Petrus uud den durch den Mund des Apostels (Paulus) gerühmten Glauben zn Rathe zu ziehen. Ich weiß, schreibt er in demselben Briefe, daß über jenem Felsen die Kirche gebaut ist; und weiter: Wer mit dir nicht sammelt, der zerstreut, d. i. wer nicht Christi ist, der ist des Antichrist«. Die katholische Kirche hat auch die Bürgschaft des göttlichen Beistandes für sich, denn sie ist verherrlicht durch die übermenschliche Standhaftigkeit unzähliger Märtyrer, unbesiegt durch die grausamsten Verfolgungen, triumphirend über die mauigfaltigsten Feinde, glorreich durch die erhabenen Hcldentugenden ihrer Heiligen, und die wunderbaren Gnadengabe», mit denen nur Gott ihr Leben verklären kann. Oder blicket hin auf die Geschichte und Schicksale Roms seit mehr als achtzehn Jahrhunderten, nnd ihr werdet euch gestehen müssen, daß bei den großen Stürmen, die sich gegen den geheiligten Stuhl Petri schon erhoben, nur die allmächtige Hand Gottes denselben bis auf den heutigen Tag nncrschnttcrt erhalten konnte. Ja, die katholische Kirche steht auf zu festem Felsengrunde, als daß ihre Grundmauern je wanken könnten. Dicß zeigte sich auch bei den kläglichen Erscheinungen der Neuzeit, welchen gegenüber sich auf dem weiten Gcbiethe der katholischen Kirche ein desto kräftigeres Leben regt, je heftigere Anfälle gegen sie von ihren Gegnern gerichtet werden. So ist denn für jeden, dessen Herz nicht verkehrt, und dessen durch Vornrtheile nicht geblendeter Sinn für die Wahrheit empfänglich ist, klar, daß die katholische Kirche allein jene Anstalt ist, die Jesus Christus unter den Menschen errichtet hat, um sie zu ihrem Heile zu führen. Die katholische Kirche allein ist der Pfeiler und die Grundvestc der Wahrheit, die den Menschen nur durch Gott oder durch ein Organ, welches von Gott gegen den Jrrthum geschützt wird, zukommen kann. Die katholische Kirche allein ist die sichere Wegweiser«! durchs Leben und die wahre Erzieherin der Menschen. Nicht nur verkündiget sie mit göttlicher Glaubwürdigkeit den Willen Gottes, den wir erfüllen müssen, wenn wir zur Vereinigung mit Gott gelangen wollen, sondern sie hat auch eben dcßwegen, weil Gott selbst durch ihren Mund zu uns redet, allein die Kraft, unscrm Willen jene Richtung zu geben, die uns zu Gott führt. Oder wer vermöchte mit andauern¬ dem Erfolge dem Feuer der Begierlichkeit Schranken zu setzen? wer dem Sturme der Leidenschaften zn gebicthen? wer alle jene Neigungen, die uns von unscrm wahren Ziele abziehen, zu beherrschen? Nur die feste Uebcrzeugung vermag es, daß dieß der Wille Gottes ist, daß wir mit seinem Beistände uud mit sorgfältiger Benützung der in der katholischen Kirche verwahrten Gnadenquellen der göttlichen Hilfe, die uns bei unserer großen Schwäche unumgänglich nothwendig ist, die Welt und alle Feinde unscrs Heils überwinden können. In der katholischen Kirche ist somit alles vereiniget, was uns zu retten uud wahrhaft glücklich zu machen vermag. Die katholische Kirche ist fürwahr jene kostbare Perle, die der evangelische Kaufmann, welcher gute Perlen suchte, fand, und alle seine Habe dahingab, um sie zu kaufen. Der katholische Glaube ist das kostbarste Geschenk, welches den Menschen¬ kindern zu Thcil werden konnte, er ist ein Geschenk, welches alle irdischen Güter unendlich am Werthe übertrifft, er ist mehr werth, als unser Leben, denn er verleiht dem Leben erst den wahren Werth, weil er uns mit zweifelloser Gewißheit die Aufgabe unseres Lebens zum Bewußtsein bringt, und uns auch die Mittel verleiht, durch welche uns die glückliche Lösung derselben möglich wird. Dieser Glaube ist es auch, der allein die menschliche Gesellschaft zu beglücken und unsere häuslichen und socialen Zustände zu verklären im Stande ist. Nicht nur erhebt er mit dem bestimmten Auftrage von Gott die Art gegen die Verirrungen des Verstandes und des Herzens, und verkündet Gottes Strafgerichte über Alle, welche die von Gott gesetzte Ordnung umkehren, und den Leib über die Seele, und das Fleisch über den Geist herrschen lassen, sondern er flicht auch mit gottgeführter Hand den lieblichen Kranz aller Tugenden, welche den Menschen Segen und Heil bringen müssen. Oder saget mir, müßten nicht die mannigfachen Uebel und Leiden, unter denen die Menschheit seufzet, verschwinden oder doch gemildert werde», müßte nicht die Erde eine neue erquickliche Gestalt erhalten, wenn überall, wie es unser heiliger Glaube fordert und fordern muß, die Leidenschaften, die den Menschen nur zur Erde ziehen, bekämpft, wenn mit aller Sorgfalt entfernt würden aus unserer Mitte der Geist der Ungebundenheit, der Stolz, die Eigensucht, der Neid, der Zorn, der Geiz, der unmäßige Aufwand, die wilde Genußsucht, die Wollust, die Gewissenlosigkeit, diese Pestbeulen an dem Körper unserer Gesellschaft, und wenn an ihre Stelle treten würden die Tugenden der Selbstverläugnung, der Demuth, der Geduld, der Genügsamkeit, der Mäßigkeit, der Keuschheit, der ehelichen Treue, des christlichen Familienlebens, der Gewissenhaftigkeit, des Gehorsams, der brüderlichen Liebe, der Gerechtigkeit, der Ergebung in den göttlichen Willen. Wahrlich unser heiliger Glaube muß im Werke geübt werden, und man überzeugt sich aus seinen seligen Früchten, daß ihn nicht Menschen erfunden haben, sondern daß er aus Gott ist. Dieses glaubte ich Euch am Beginne der Fastenzeit zu Gcmüthe führen zu sollen, damit Ihr zu schätzen und zu wür¬ digen wisset den überaus kostbaren Schatz unsers Glaubens, damit Ihr Jesu Christo, dem Urheber und Vollender nnsers Glaubens, wenn Ihr ihn in dieser heiligen Zeit der vierzigtägigen Faste mit thränenvollem Auge begleiten werdet auf seinem blutigen Leidensgange, gerührten Herzens danket für das Geschenk, das er uns ohne unser Verdienst gewährt hat, und in heiliger Freude über diesen unschätzbaren Besitz bereit seyet, unser» heiligen Glauben überall muthig und standhaft zu bekennen. Von der gottverbürgten Wahrheit unsers Glaubens überzeugt, wird es Euch keine Ucberwindung kosten, den Geist der Lüge und des Jrrthums, wie immer er auf Euch einzuwirken suchen sollte, abzuweisen; je gründlicher Ihr in den Wahrheiten unserer heiligen katholischen Kirche werdet unterrichtet sei)», desto leichter und sicherer werdet Ihr Euch vor allen Einflüßen des Jrrthums und dessen unseligen Folgen verwahren; denn wisset, eher wird die Finsterniß leuchten, der Frost lieblich wärmen und Gift heilsam nähren, als Jrrthum und Lüge beseligen. Während Ihr aber den Jrrthum unerbittlich abweiset, dürfet Ihr Ench nicht verleiten lassen, auch den Irrenden zu vcrurthcilen, und sich gegen die christliche Nächstenliebe zu versündigen, welche bei voller treuen Anhänglichkeit an nnftrn Glauben und unsere heilige Kirche, alle Menschen ohne Unterschied umfaßt, und nach der ausdrücklichen Lehre des Herrn sich vor Allem gegen unsere Nächsten, in deren Mitte uns Gott gestellt, in Geduld, Mitleid und teilnehmender Hilfe offenbaret, und soviel an ihr ist, de» Frieden bewahret mit Jedermann. Weil Ihr aber wisset, daß jede gute und vollkommene Gabe nur von Oben kommt, daß Euch also im Glauben nur Gott stark und unerschütterlich machen kann, so bethet mit herzlichem Verlangen zu Gott um Stärke und Beharrlichkeit im Glauben, vergesset aber auch nicht, für diejenigen zum Vater des Lichtes zu flehen, die unseren heiligen Glauben nicht bekennen, oder, wenn sie auch Katholiken heißen, doch gegen die katholische Wahrheit gleichgültig sind, und dem Jrrthume und der Wahrheit eine gleich beseligende Kraft zuschreibcn, daß er sich ihrer erbarme, sie den Abweg, auf welchem sie sich befinden, erkennen lasse, und derjenigen Kirche wieder zufübre, die allein der wahre Weg zum ewigen Leben ist. jDür die heurige vierzigtägige Faste, in welcher das Kirchengeboth die gänzliche Enthaltung von Fleischspeisen gebiethet und an allen Wochentagen anßer am Sonntage, nur die einmalige Sättigung gestattet, ertheile ich Kraft der von dem heiligem Stuhle erhaltenen Vollmacht und mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeitumstände nachstehende Dispens: 1. Das Geboth des eigentlichen Fastens, d. h. des Abbruches an Speisen nnd der nur einmaligen täglichen Sättigung bestehet für alle Tage der vierzigtägigen Fastenzeit, mit einziger Ausnahme der Sonntage; daher an den andern Tagen der Woche ein Jeder, der keine hinlängliche Entschuldigung hat, verpflichtet bleibt, sich außer der einmaligen Sättigung im Genüsse der Nahrung einen Abbruch zu thnn. 2. Der Genuß der Fleischspeisen bleibt verbrühen an den Ascher- und Quatember-Mittwochen, am grünen Donnerstage, dann an allen Freitagen und Samstagen der vierzigtägigcn Fastenzeit; dagegen ist er an den Sonntagen ohne Unterschied der Zeit, an den andern Tagen der Woche aber zu Mittag, dagegen Abends nur in der Art erlaubt, daß vom Fleische nur die Suppe genossen werden darf, es seye dann, daß Alters-, Armuths-, schwere Arbeits- oder Gesundheits-Ver¬ hältnisse den Mitgenuß einer Fleischspeise erheischen; doch dürfen an diesen dispensirten Tagen nebst den Fleisch¬ speisen nicht auch Fische genossen werden. 3. Das Nämliche gilt nach Ablauf der vierzigtägigen Fastenzeit auch an allen Quatembertagen, an den Mittwochen und Freitagen des Advents, an dem Sonnabende vor Pfingsten (6. Juni), am Vorabende des Festes der h. Apostel Peter und Paul (28. Juni), des Festes Maria Himmelfahrt (14. August), des Festes Allerheiligen (31. October), des Festes Maria Empfängniß (6. December), des Festes der Geburt des Herrn (24. December). 4. Die für jene Samstage des Jahres, welche keine gebothcncn Fasttage sind, untern 30. April v.J. crtheilte Dispens zum Fleischgeunsse wird in der damals angedeutcten Weift bis zum Beginne der nächstjährigen vierzigtägigcn Fastenzeit hiemit verlängert, dagegen ist die Enthaltung von Fleischspeisen an allen Freitagen des Jahres gebothen. 6. Wie es übrigens Jedem unbenommen bleibt, nach dem Maße seines innern Dranges sich selbst größere Entbehrungen im Geiste wahrer Demuth und Buße aufzulegen, so werden diejenigen, die von dieser Milderung des Kirchengeboths Gebrauch machen, um so eifriger im frommen Gebcthe, nnd in Werken hnlfreichcr Nächstenliebe sich zu erweisen haben, und wenn sie eine weitere Ausdehnung der Dispens beuöthigen, dieselbe beim Ordinariate anzusuchen wissen. Die Gnade unseres Herren Jesu Christi sey mit Euch Allen! Gegeben am bitehüstiehen Wohnütze zu Laibach, den 31. Jänner 1831. Druck bei J. Blas ni k in Laibach. Aloys . Fürst-Bischof.