_ Nr. 7. Stand, städt. Ges. Rath. Referat über die Abfuhr der Mehr zur magistratlichen Geschäftszahl 16564 äs 1879 des Gemeinderathes I>e. Kiedrich Keesbacher. Laibach. Selbstverlag. — Druck von Klein L Kovaö (Eger). 18M O I. Allgemeiner Theil. Von einer besonderen und von allen wissenschaftlichen Autoritäten anerkannten Wichtigkeit für die Gesundheit einer Stadt ist die Frage der Abftchr der Mehrungsstoffe, und nicht blos die Abfuhr allein, sondern auch die Ansamm¬ lung derselben vor und nach der Abfuhr. Denn alle organischen Bestandtheile unterliegen einem Gährungs- oder Fäulnißprozesse und da die Folge solcher Fäulniß die Emanation von giftigen Gasen ist, Schwefel¬ wasserstoff, Schwefelamonium, Kohlensäure u. s. w., so liegt es auf der Hand, daß dadurch eine Verunreinigung des Luftkreises bedingt wird, die für die Gesundheit der Menschen, die in einem solchen Luftkreise athmeu, nicht ohne nachtheilige Folgen sein kann. Allein mcht blos der Luftkreis wird durch die An¬ sammlung solcher verwesender organischer Stoffe vergiftet, auch der Boden wird durch das Versickern der flüßigen Bestandtheile imprägnirt, wodurch einerseits das Trinkwasser gesundheitsschädliche Beimischungen erhält, andererseits aber durch das Steigen des Grund- und Meteorwassers Faulstoffe von diesem ausgenommen, dem Untergründe der Häuser unbewegt werden, wodurch auch das Mauerwerk und die Wohnungen mit gesundheitsschädlichen Substanzen imprägnirt werden, die zunächst als Pilzvegetationen sich manifestiren. Das Steigen und Fallen des Grundwassers in 1* 4 so mit zersetzten organischen Stoffen durchtränktem Boden hat stets Krankheiten im Gefolge, nach Buhl Typhus, nach Pettenkofer die Cholera, auf jeden Fall aber nehmen alle Epidemien auf solchem Boden stets gefährlichere Dimen¬ sionen an. Es hat sich daher der so wichtigen Frage die Wis¬ senschaft zugewendet und eine ganze Reihe von Systemen zur Ansammlung und Abfuhr dieser Stoffe aufgestellt, über deren größeren oder kleineren Werth die Ansichten sehr verschieden sind, so daß von einem allgemein giltigen Systeme keine Rede ist. Erleuchtete Communalvertretuugen wenden daher in Würdigung der großen sanitären Wichtigkeit dieser Frage derselben ihre volle Aufmerksamkeit zu und man kann wohl sagen, es gibt in England, Belgien, Frankreich, Italien und wohl auch in Oesterreich keine Halbwegs auf der Stufe intelligenter Verwaltung stehende größere Stadt mehr, die in der Frage der Mehrungsstoffe nicht zu durch¬ greifenden Reformen gegriffen hätte. Nach dem Gesagten aber und namentlich in Rücksicht darauf, daß die Wissenschaft in dieser Frage noch nicht das letzte Wort gesprochen hat, und eben von ihr die ver¬ schiedensten Systeme angepriesen und auch bekämpft jwerden, ist es für die einzelnen Gemeindewesen sehr schwer, eine entsprechende Wahl zu treffen, denn jede Wahl bedeutet Geld, und die für ein System ausgegebenen Kosten lassen sich, wenn hinterher die Einführung eines andern sich als nothwendig Herausstellen sollte, nicht so leicht wieder über Bord werfen, wie es der Gelehrte mit seinen Theorien machen kann. Auch die Stadt Laibach steht vor dieser Zwangslage; auch sie wird durch die Unzweckmäßigkei des bestehenden Aussuhrsystemes (stt vsuiu varbo) zur Reform gedrängt und da sie daher das Ende der wissenschaftlichen Diver¬ genzen abzuwarten nicht in der Lage ist, so wird auch sie sich zu einer That, das heißt, zur Wahl einer Ausfuhr¬ methode entschließen müssen, wie denn auch die vordem bestandene und nunmehr aufgelöste Sanitätseuquette sich 5 für diese Nothwendigkeit mit aller Entschiedenheit ausge¬ sprochen hat. Ehevor wir jedoch an die Besprechung der einzelnen bestehenden und bereits im Gange befindlichen Systeme gehen, wollen wir die Art der Ansammlung der Mehrungs¬ stoffe und ihrer Ausfuhr, wie sie in Laibach thatsächlich besteht, beschreiben und einer Kritik unterziehen, denn ehevor man zur Ausführung einer mit nicht unbedeutenden Kosten verbundenen Neuerung schreitet, muß doch klar gestellt werden, ob das bestehende Alte wirklich schlecht ist. Die Ausfuhr wird in Laibach auf drei Arten besorgt. Die eine Art ist die Ausfuhr durch den Kanal in den Fluß. Die Abortschlüuche münden nämlich direkt oder in¬ direkt in einen Kanal, der unter dem Hause nach dem Kanale in der Straße mündet, und so gelangen die Aus¬ wurfsstoffe, oder könnten doch gelangen in den Fluß, über dessen mittlerem Niveau die Kanäle münden, so daß die Fanlstoffe bei tieferem Wasserniveau über die Flußböschung offen zu Tage liegend abrinnen. Die Kanäle sind meist klein, quadratisch gebaut, mit meist rauher innerer Fläche, nicht schliefbar, und in ihrem Gefälle sehr verschieden, weil überhaupt nicht nach einem von vornherein gedachten Plane angelegt. Nachdem in der Stadt kein ober dem Bodenniveau befindliches fließendes Wasser existirt (der Fluß befindet sich in einer tief in das Bodenniveau ein¬ gerissenen Rinne), so sind die Excremente rücksichtlich ihrer Weiterbewegung nach dem Fluße zu nur ihrer eigenen Schwere und dort nur in den Kanälen mit größerem Ge¬ fälle überlassen und der ganze Spülapparat besteht in dem Meieorwasser, das durch die Straßenrinnsteinöffnungen in die Kanäle eindringt, eine Methode, die nur in Kanälen mit ausreichendem Gefälle und bei plötzlichen recht aus¬ giebigen Niederschlägen (Platzregen) einen Erfolg verspricht. Sonst ist der Erfolg folgender: Die Excremente be¬ wegen sich in den Kanälen mit schwachem Gefälle nicht fort, oder nicht vollständig fort, auch in Kanälen mit stärkerem Gefälle bleibt ein Theil derselben, da die Kanäle 6 nicht eiförmig und nicht glatt sind, an den Rauhigkeiten der Kanälwände und deren Winkeln zurück, der flüßige Theil der Auswurfsstoffe sickert in den Boden, und da dies schon feit Jahrhunderten so geschieht, haben diese Aus¬ sickerungen unseren Boden derart mit organischen Bestand- theilen imprägnirt, daß die Brunnenanalyfe unserer Seiher- wäffer auch bei solchen Brunnen, in deren Nähe keine Senk- oder Düngergrube ist, 50 und selbst darüber Pro¬ cent organischer Substanzen ergibt. Außerdem bringt aber das Meteorwasser, das ja den bewegenden Faktor bilden soll, besonders bei plötzlichen starken Niederschlägen, auch Saud in die Kanäle, so daß selbe theilweise, oft auch ganz verstopft find. Die Kanäle liegen außerdem meist sehr seicht unter dem Boden, so daß deren Inhalt im Winter gefriert und so auf die Dauer der Kälte jede Bewegung fistirt ist; wenn dann bei eintretendem Südwinde das Aufthauen be¬ ginnt, so geht dann der Zersetzungsprozeß in den Kanälen um so rascher vor sich, was sich durch den intensiven Geruch, der zu solchen Zeiten aus den Oesfnungen der Rinnsteine in die Straßen dringt, sattsam bemerklich macht. Die Uebelstände bei den Mündungen der Kanäle in den Fluß sind theilweise schon besprochen; ist die Mündung über dem Wasserspiegel, so verbreiten die dort austretenden Gase einen penetranten Geruch, liegt die Mündung im Niveau des Wasserspiegels oder tiefer, so tritt das Flu߬ wasser in die Kanäle, dann werden die in den Müßigkeiten enthaltenen Sinkstoffe zurückgehalten und fallen zu Boden, während das Flnßwasser andererseits Sand und Schlamm in den Kanälen ablagert. Nachdem die Kanäle häufig ein zu kleines Lumen haben, um allen meteorischen Eventualitäten zu bmegnen, so vermögen dieselben bei Platzregen die Menge Wassers nicht zu schlucken und es findet ein iUeberfluthen der Wässer auf die Straße statt; welchergestalt dieses Wasser aus den Kanälen ist, weiß jeder, der dies beobachtete und des Geruches sich erinnert, der bei solchen Anlässen und auch hinterher noch sich in der unangenehmsten Weise bemerklich macht. 7 So wird also in Laibach der Unrath, der auf kleinste Flächen beschränkt, möglichst unzersetzt auf kürzestem Wege wegzuschaffen ist, was ja der Hauptzweck jeder Art Abfuhr sein soll und muß, netzförmig über die ganze Bodenfläche der Stadt ausgebreitet, seine Zersetzung wird durch Stagnation verschiedener Feuchtigkeit- und Tempe¬ raturverhältnisse möglichst begünstigt und wieder' im Wege der Stagnation, Verstopfung des Weges, mangelhaftes Gefälle u. s. w. so langsam als möglich weggeschafft oder bezüglich eines großen Theiles desselben gar nicht weggeschafft. Und ist endlich der Unrath doch in den Fluh gelangt, fast ist es andererseits wieder gut, daß dem nicht so ist, was ist die weitere Folge, das 'Flußwasser wird verdorben und die Anrainer des Flußes sowohl in der Stadt als auch die in den Dörfern unterhalb der Stadt erhalten Schinutz¬ wasser. Diese Verderbniß des Flußwassers macht das Baden und Waschen im Fluße unmöglich und ist nicht nur ekelhaft, sondern wirkt durch die' Luftverderbniß in Folge von Ablagerungen, besonders bei unserem tiefen Sommerwasserstande durch die Verunreinigung des direkt aus dem Fluße entnommenen Trink- und Kochwaffers und der mit dein Fluße eommunicirenden Brunnen, sowie durch die seitliche Infiltration der Ufer in hohem Grade gesundheitsschädlich. Die zweite Art ist die Ansammlung der Mehrungs¬ stoffe in Senkgruben. Diese find meist gemauert, selten cementirt, ohne Lehmschlagumgebung, mangelhaft gedeckt und fast als Regel theilweise geöffnet. In die Senkgrube wird dann noch der Kehricht und anderer Unrath, Küchenabfälle, Knochen, ver¬ endete Thiere u. s. w. geworfen, so daß diese Substanzen häufig einen kleinen Hügel bilden, der aus dem Senk¬ grubenniveau wie eine Insel aus dem See hervorragt. Diese Art Ansammlung ist nun entschieden nach allen Richtungen schädlich, nach oben, nach unten und seitlich. Nach oben durch die Emanation gesundheitsschädlicher Gase, die durch den Hvfraum sich frei nach allen Theilen des Hauses bewegen, nach unten, weil der versickernde Urin den 8 Boden imprägnirt, und durch diesen den Mauergrund, und seitlich, durch das Durchsickern der Müßigkeit nach dem meist in nicht zu großer Entfernung befindlichen Hausbrunnen. Dies ist also die Ansammlung. Die Ausfuhr ge¬ schieht durch Ausschöpfen des Inhaltes der Senkgrube in Fässer, die dann durch die Stadt ebenfalls meist offen aus¬ geführt werden. Die Ausdünstungen von Gasen bei dieser Gelegenheit, die von einem Hause aus ganze Gassen ver¬ pesten und die mit weißer bleihaltiger Farbe angestrichenen Thüren des Hauses in einer Nacht schwärzen, sind jedem Bewohner unserer Stadt zu bekannt, als daß es noch weiterer Beschreibung bedürfte. Einen von Komik nicht ganz freien Eindruck macht das Verbot der Ausfuhr zur Tageszeit, als ob die Aus¬ dünstungen bei Nacht weniger schädlich wären, als bei Tag, und es sind wohl mehr ästhetische Rücksichten, die die Ver¬ ordnung hervorriefen, da man so ekelhafte Dinge dem Auge entziehen wollte. Die dritte Art endlich ist das Fasset- oder Tonnensystem. Die Commune hat nämlich in: Jahre 1863 das Fasselsystem obligatorisch einführen wollen, es ist jedoch bei dem Willen geblieben und nur wenige Häuser und Eta¬ blissements haben das System damals eingeführt. Dieses System, eben nicht allgemein, sondern in so verschwin¬ dend kleiner Zahl durchgeführt, ist bei der Beurthei- lung der Abfuhrfrage für uns fast belanglos und nur insoferne von Werth, als uns durch diese Proben an Ort und Stelle Gelegenheit geboten wurde, den Werth dieses Systems zu ermessen; die Vortheile und Nachtheile, die sich hiebei ergaben, sind dieselben, wie sie sich überall ergeben, wo dieses System auch in größerem Maße durchgefichrt wurde, und wird hievon erst die Rede sein bei der Be¬ sprechung der einzelnen Systeme, nur eines soll schon an dieser Stelle erwähnt werden, nämlich, daß abgesehen von der Güte oder den Nachtheilen dieses Systems der Uebel- stand sich bemerkbar machte, daß es schwer ist, Abnehmer für den Fasselinhalt zu finden, so daß die Besitzer solcher 9 Tonnen dieselben auf eigene Kosten außerhalb die Stadt führen muffen, was daher auch so selten als möglich geschieht. Nach dieser Darstellung des Vorganges bei Weg- schaffnng oer Auswurfsstoffe außerhalb die Stadt dürfte es einleuchtend erscheinen, daß derselbe ein ganz unzeitgemäßer, auf die Verpestung des Luftkreises und Vergiftung des Bodens und Trinkwassers, ja selbst auf die Verderbniß des Flußwassers in ungünstiger Weise einwirkender ist, und es dürfte ebenso einleuchtend sein, daß sich die Commune Laibach gezwungen erachten wird, diesen Vorgang zu be¬ seitigen und an seine Stelle einen zeitgemäßeren, nicht ge- sundheitsgefährlichen und zweckentsprechenden zu setzen. Das heißt, man wird sich gezwungen sehen, unter den zu diesem Zwecke von der Wissenschaft an die Hand ge¬ gebenen Systemen eine Wahl zu treffen. Um diese aber treffen zu können, müssen alle bestehenden Systeme einer- durchgreifenden Erörterung unterzogen werden. Um aber einen Maßstab zu besitzen, mit dem die einzelnen Systeme beurtheilt werden sollen, erachtet es der Gesundheitsrath als erstes Erforderniß, die Gesichtspunkte vorerst festmsetzen, von denen er an die Beurtheilung der verschiedenen Systeme gehen will. Fürs erste 'muß die Frage in drei Theile zerlegt werden: 1. in die Ansammlung des Unrathes in den ein¬ zelnen Häusern, 2. in die Ausfuhr aus diesen nach außer¬ halb die Stadt, 3. in die Ansammlung und weitere Be¬ handlung des außerhalb der Stadt abgelagerten Unrathes. Selbstverständlich können daher die bestehenden Systeme in diesen drei Richtungen combinirt werden, d. h. es kann ein anderes Ansammlungs- und wieder ein anderes Aus¬ fuhrsystem gewählt werden, weil eben diese einzelnen Theile der Frage unter sich wieder unabhängig von einander sein können. Es streift diese Frage daher die Gebiete der medi- cinischen Wissenschaft, der Technik, der Finanzen und endlich bezüglich der Verwerthung des ausgeführten Unrathes auch das Gebiet der Nationalöconomie. Das beste der verschiedenen Ansammlungs- und Ausfuhrsysteme wird daher jenes sein, welches den Unrath unter möglichster 10 Vermeidung on gesundheitsschädlichen Ausdünstungen, mög¬ lichst schnell und auf kürzestem Wege und zwar unter möglichster Schonung der städtischen Geldkräfte außerhalb die Stadt bringt und die beste Verwerthungsmethode des Ausgeführten, ;ene, welche die Geldkräfte der Stadt am meisten schont oder wohl gar derselben ein Erträgniß zuführt. Nach dem Gesagten ist es an uns, im Sinne der angedeuteten Gesichtspunkte die einzelnen Systeme der Be- urtheilung zu unterziehen. 1. Das Kanalisirnngssystem. Das in den Wohnungen der einzelnen Häuser ge¬ brauchte Nutzwasser, ferner die menschlichen Excremente gelangen in den Kanal und werden mit den Haus- und Fabrcksabfällen und dem Meteorwasser in den Fluß ab¬ geführt. Zu diesem Zwecke ergießen das Fallrohr der Aborte und Closets, das Ablansrohr für Küchen-, Wasch- und Badewasser (Ausguß bei uns genannt), sowie die Re¬ genrinnen des Hofes ihren Inhalt in eine gemeinsame Röhre, welche unterirdisch unter dem Hause fortlaufend mit einem Gefälle, gewöhnlich von 1:50, 1'/, bis 3'/z Fuß über der Sohle in den öffentlichen Straßenkanal mündet. Damit nun diese Kanäle der Gesundheit der Stadt nicht gefährlich werden, müssen sie: 1. so tief liegen (jedenfalls tiefer als die Keller), daß das Ablaufwasfer aller Häuser Hineingelaugen und ihr Inhalt nicht einfrieren kann; 2. die Kanäle müssen wasserdicht sein und ein aus Haupt- und Seitenkanälen bestehendes, nach einem syste¬ matischen Grundgedanken durchgeführtes Kanalnetz bilden. Die Rinnsteine, ganz flach und kurz angelegt, dienen zur Aufnahme und Zuleitung des Meteorwassers, welches sie durch möglichst steile Fallröhren in jene ergießen. Diese Kanäle müssen gemauert sei, deren Dach muß von gewölbtem Mauerwerk gebildet werden und nicht wie hoi uns nur mit Steinplatten oder Hohlzbohleu bedeckt sein. 11 Die eiförmige Anlage und die Schliefbarkeit der Kanäle empfiehlt sich ganz besonders, erstere wegen sicherem Ab¬ fluß des Inhaltes, letztere um bei Verstopfungen ohne Auf¬ reißen der Kanäle Abhilfe schaffen zu können. Eine weitere wichtige Bedingung eines solchen Kanal¬ systems ist die Herstellung eines starken und möglichst gleichförmigen Gefälles, weil bei sehr starkem Falle einzelne Stellen leicht trocken stehen, an denen sich, wie an den Uebergängen der steileren Seitenkanäle besonders gern Absätze bilden, die rasch trocknen und das nachfolgende Wasser über sich Hinwegströmen lassen. Ferners ist die Ausmündung der Kanäle in den Fluß von großer Wichtigkeit. Liegt, wie an anderer Stelle bereits besprochen, dieselbe oberhalb des Wasserspiegels, so strömt zwar das Wasser leicht aus, allein die dort aus¬ tretenden Gase verbreiten sich ebenso ungehindert und ge¬ fährden die in der Nähe Wohnenden. Liegt die Mündung im Niveau des Wasserspiegels oder tiefer, so tritt das Flußwasser in die Kanäle, in welchen sich die Abfuhr staut, die festen Stoffe fallen in der rückgestauten Flüßigkeit zu Bodeu, und das Flußwasser lagert" Schlamm und Sand ab und die Kanäle werden dadurch unwegsam. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat man Klappen an der Kanalmündung angebracht, die sich bei stärkerem Drucke von außen schließen. Diefe verhindern allerdings das Verschlammen des Kanals, begünstigen aber das Ab¬ lagern der im Kanale enthaltenen Sinkstoffe. Eine gründliche Beseitigung dieses Uebelstandes ist nur dadurch zu ermöglichen, daß man das Ausfließen des Kanalwassers vom Stande des Flußspiegels^ unabhängig macht, indem man den Kanal nicht in den Fluß, sondern in ein besonderes Bassin von genügender Tiefe und Fassungs¬ raum münden läßt, aus welchem die Müßigkeiten durch Pumpen in den Fluß entleert werden. Dieses Mittel ge¬ stattet gleichzeitig die Herstellung des genügenden Gefälles, selbst in sehr flach liegenden Städten und beseitiget vor Allem die üble Wirkung, welche die Ausmündung der Kanäle innerhalb der Stadt auf die Luft und das Wasser haben kann, 12 Das Kaliber der Kanäle ist nicht nur nach den gewöhnlich abzuführenden Flüßigkeitsmengen zu bemessen/ sondern es muß auch auf diejenigen Rücksicht genommen werden, die durch außerordentliche'Ereignisse, z. B. durch starken Platzregen, zugeleitet werden. Die Kanäle soÜen die Ring- oder noch besser die Eiform haben, und zwar deswegen, weil sie die billigste und in ihrem nach unten gerichteten spitzeren Theile das Wasser am meisten in einen engeren Raum zusammendrüngt, die Druckkraft erhöht und den größten Theil der Innen¬ fläche bespült, so daß sich weniger Ablagerungen auf dem Boden oder an den Wänden bilden können. Die Wände des Kanals sind möglichst glatt zu erhalten, Ecken und Winkel und überhaupt alle Hindernisse zu vermeiden, die sich dem Abflüße des Wassers entgegenstellen können. Ein weiteres wichtiges Moment ist die Reinhaltung der Kanäle. Diese aber erfordert eine genügende Menge Wasser zum Spülen der Kanäle, da die abzuleiteudm Flüßigkeiten an sich verunreiniget, das Meteorwasser aber zu unregelmäßig fließt, um eine wesentliche Unterstützung bieten zu können. Man darf daher ein unterirdisches Kanalsystem nicht anlegen, ohne vorher für das nöthige Spülwasser gesorgt zu haben. Dasselbe hält die flüßigen Massen in Bewegung, hindert das Austromren und absorbirt die Fäulnißgase, wenn sie nicht zu massenhaft gebildet werden. Vortheile des Kanalsystems. Es fallen alle Sammelftätten der Excremente weg und mit ihnen alle mehr oder weniger lästigen Ausräu¬ mungsprozeduren, es ist daher dieses System für die Häuser und Straßen das reinlichste. Auch in sanitärer Beziehung empfiehlt sich daher dieses System vor allem und Virchow gibt als Referent der kais. wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen in einem Gutachten dem Kanali- sirungssyftem in sanitätspolizeilicher Beziehung den Vorzug vor dem Abfuhrsystem. 13 Nachtheile des Kanalsystems. 1. Da die Wände der Kanäle nicht immer wasser¬ dicht sind oder bleiben, so findet ein Durchsickern der Flüßigkeiten in den Boden und dadurch eine Verunreinigung desselben statt. 2. Die Flüße, in welche die Kanäle geleitet werden, werden dadurch verunreiniget, was am drastischen in der Themse in London der Fall ist. 3. Es ist durch territoriale Localverhältnisse oft schwer möglich, ein durchwegs gleichmäßiges Gefälle her¬ zustellen, so daß der Unrath aus den Kanälen, die ihn nicht weiterzuschaffen vermögen, ausgehoben werden muß, wie z. B. in Wien, ein Verfahren, welches wegen der giftigen Gase für die damit beschäftigten Arbeiter mit Le¬ bensgefahr verbunden ist. 4. Die Kanalisirung entzieht ferners der Land- wirthschaft den für diese nothwendig höchst werthvollen Düngstoff. Zwar bekämpft I)r. Varrentrap diese von den Ge¬ gnern der Kanalisirung aufgestellten Sätze, indem er nach¬ weist, wie übertrieben "die Besorgnisse Jener sind, welche in der unterlassenen Abfuhr der Excremente und deren Ver- werthnng zu agrarischen Zwecken die Veran.assung eines Aussterbens des Menschengeschlechtes durch Hungersnoth sehen, sowie er fachgemäß darthut, daß die Excremente bei längerem Aufspeichern den größten Theil ihres Dung- werthes verlieren. Aber auch der durch die Abfuhr ge¬ wonnene Dünger ist nur in seltenen Fällen gut verwerthbar. Was die künstliche Düngerfabrikation anbelangt, so ist die Verwendung der Jauche nur auf gewisse Jahreszeiten be¬ schränkt und beträgt ihr Verkaufswerth auch unter günstigen Verhältnissen kaum mehr als ein Zehntel jenes Werthes, den sie kraft des enthaltenen Stoffes besitzt. Aber auch die Dünaerfabrikation habe bis nun noch nirgends die ge¬ wünschten und gehofften Erfolge geliefert. Fast überall, wo Pouorettesabriken eingerichtet wurden, sind dieselben bis nun zu Grunde gegangen. 14 2. Das Äerieselungssystem. Das Berieselungssystem ist eigentlich wieder nur ein Kanalisirungssystem und unterscheidet sich im Kern der Sache von dem oben geschilderten Kanalsysteme nur durch die nationalöconomische Tendenz, das Kanalisirungssystem zwar beizubehalten, den Düngstoff jedoch für die Land- wirthschaft zu erhalten und die Flüße vor Verunreinigung zu bewahren. Man führt nämlich den Kanalinhalt nicht in den Fluß, sondern in Absetzbasfins außerhalb der Stadt, in welchen sich die Trennung der festen Bestandtheile von den flüßigen vollzieht. Nachdem von diesem mit Schlamm ge¬ füllten Bassin das Kanalwasser abgeschleußt worden ist, läßt man den Schlamm ruhig sich setzen und zieht alles darüber stehende Wasser nach Möglichkeit ab. Den Schlamm läßt man dann an der Luft trocknen, bis er eine plastische oder thonartige Dichte angenommen hat und nirgends mehr breiig fließt. Er wird dann mit Spaten aus den Absatz¬ trögen ausgestochen, auf Wagen geladen und auf die Aecker gefahren. Da dieser Schlamm jedoch sehr viel an seinem Dungwerth verloren hat, so wird er durch Zusatz von Kehricht, Schutt, Gyps u. s. w. zu einem Compost verarbeitet, wodurch er wieder seinen vollen Dungwerth erhält. Das abgeschleußte Kanalwasser enthält des Dung- werthes, ist ganz geruchlos und kann nun theils auf die Wiesen geleitet werden, welche dadurch ungemein an Werth gewinnen, da sie im Jahre 4 bis 5 Ernten geben, theils kann es als ganz unschädlich in Flüße und Bäche geleitet werden. Dieses System hat nun verschiedene Combinationen und Modifikationen erlitten. Da es auf der Trennung der festen von den flüßigen Stoffen basirt, hat man ver¬ sucht, diese Trennung in eine permanente zu überführen, wenn man nämlich den Koth und Harn während des Vor¬ ganges der Defancation in einem Gefäße auffängt, das durch eine Scheidewand in zwei Theile, einen vorderen zur Auf- 15 nähme des Harns und einen Hinteren zur Aufnahme des Kothes aetheilt ist. Diese primäre Trennung eignet sich vorzüglich zur sogenannten trockenen Conservation, von der aber m Städten gar nicht die Rede sein kann. In Städten ist diese Trennungsmethode nur zulässig, wenn der Koth mit Wasser sortgespült, der Harn in ein eigenes Röhren- system außerhalb die Stadt geleitet werden kann. Eine sehr sinnreiche Art der Trennung auf die besprochene Weise hat Thudichum construirt. Nach dieser Methode tritt das den Kotk haltende Kanalwasser in die Absetzbassins und wird dadurch von verweslichen Materien beinahe ganz befreit. Man läßt es dann noch durch ein aus Sand, Kies und Steinen gebautes Filter sickern und endlich als reines Wasser in den Fluß ablaufen. Die den Urin enthaltende Röhre jedoch wird in be¬ sondere Behälter geleitet, um dort ihren Inhalt auszugießen. Die Größe dieser Behälter kann man nach der von Thudichum bestimmten für alle Alter und beide Geschlechter ermittelten Größe der physiologischen Ausscheidungen mit Genauigkeit Vorherbestimmen. Diesen so gesammelten Harn kann man nun in Fäßer füllen und für alle Zwecke der Landwirthschaft und auch viele der Industrie zu beliebigen Zeiten und in beliebigen Mengen verwenden. Man kann damit Acker¬ land für die schwierigsten Ernten, namentlich Waizenernten befähigen, man kann Gartenland damit begießen oder auf Wiesen die allerschwersten Gras- und Heuernten erzielen. Was neben diesen Eigenschaften dem Urin noch be¬ sonderen Werth verleiht, ist, daß man ihn nicht nur lange aufbewahren, sondern auch in deu compendiösesten und daher tragbarsten und werthvollsten aller Dünger ver¬ wandeln kann. Er hat daher einen beinahe unbedingten Markt, was von dem Produkte keiner anderen Dünger¬ gewinnung in Städten gesagt werden kann. Thudichum sagt: die einfachste, wohlfeilste, dem öffentlichen Gesund- hertswohle entsprechendste, reinlichste, für die Bewohner behaglichste, für die Nationalöconomie passendste, dem Acker¬ bau zuträglichste Methode, die Excremente einer Stadt aus derselben ' abzuführen, ist die, welche sich der Wasser- 16 closets, der öffentlichen Kanäle (Rigolen) und der Berieselung von Wiesen bedient. Eine in England zu dem Behufe, die zweckmäßigste Methode den menschlichen Dünger zu verwerthen, zu er¬ forschen zusammengesetzte Commission hat sich zu Gunsten der eben geschilderten Methode nach 8jährigen Forschungen ausgesprochen. Kanalwasser über eine genügende Fläche von Wiesen¬ land verbreitet, läuft klar, geschmack- und geruchlos ab, nur muß die Berieselung mit der größten Aufmerksamkeit ein- und durchgeführt werden. Das berieselte Land darf nicht zu nahe an Wohnungen liegen, angrenzende Brunnen müssen beachtet und wenn der Boden sehr durchlässig ist, außer Gebrauch gesetzt werden. DaS Kanalwasser muß frisch und über eine genügende Fläche entleert werden. Sind diese Erfordernisse erfüllt, so wird sich die Be¬ rieselung als die Art der Verwendung des Kanalwassers Herausstellen, die am ineisten Nutzen für den Boden und den geringsten Schaden für fließendes Wasser bringt. Es kann in manchen Fällen schwierig sein, Land für Kanal¬ berieselung zu finden, aber außer dort, wo das Land einer Ueberfluthung ausgesetzt ist, scheint keine Art von Boden ungeeignet für diesen Zweck. Dasselbe Land kann fort¬ dauernd berieselt werden; so wird ein Theil der Craigen- tinny-Wiesen bei Edinbourg seit zwei Jahrhunderten in dieser Weise behandelt. Der Prozeß der Berieselung kann Tag und Nacht, bei trockenem und nassem Wetter, im Sommer und im Winter von Statten gehen. Berieselte Felder geben ein vorzügliches Heu. Für beide zuletzt geschilderte Systeme der Kanali- sirung ist es, wie bereits angedeutet, von Wichtigkeit, daß die Kanüle mit Wasser durschwemmt oder durchspült werden, und zwar ist die Spülung eine periodische oder continuirliche. Die periodische Spülung wird dadurch erzielt, daß man den fleißigen Kanalinhalt durch Stauthüren zu einer ge¬ wissen Höhe staut uud dann plötzlich die Thüre öffnet. Diese Prozedur muß wiederholt werden, weil sich die festeren Massen in einer kürzeren oder weiteren Entfernung aber- 17 mals festsetzen. Die Stauthüren werden indeß nicht selten durch die Ablagerungen unbeweglich gemacht. Oder man führt zeitweise aus Brunnen ober Wasserleitungen reines Spülwasser in die Kanäle. Jede periodische Spülung hat den Nachtheil, daß in der Zwischenzeit sich Ablagerungen bilden und oft so fest antrocknen, daß die späteren Spül¬ wässer über sie Hinwegfließen. Bei späteren Reinigungen können die Arbeiter durch die aus den Absätzen sich bildenden Gase trotz aller Vorsichts¬ maßregeln der Gefahr der Asphyxie ausgesetzt werden, was Parent - Duchatelet thatsächlich auch zu beobachten Ge¬ legenheit hatte. Es ist daher eine cvntinuirliche und zwar um so stärkere Spülung mit reinem Wasser vorzuziehen, je ge¬ ringer das Gefälle ist. 3. Das pneumatische MMereinigungssystem des Capitain Liernur. Capitain Liernur hat ein eigenes, das sogenannte Pneumatische System erfunden und auch theilweise, wenngleich nur versuchsweise, in Ausführung gebracht, z. B. in Prag. Dieses System, bis nun eigentlich noch mehr theo¬ retische Studie, hat zu großen wissenschaftlichen Controversen geführt und ist es namentlich der berühmte Hygieniker, Baurath Hobrecht, der es heftig bekämpft. Das System, bei l em alle Senkgruben, Fasse!, Wasser- elosets ganz überflüssig werden, besteht in Folgendem. Die Stadt wird je nach der Lage der Straßen in Gruppen von je 60—100 Häusern eingetheilt. Sämmtliche Aborte einer solchen Häuseraruppe sind durch ein unterirdisches luftdichtes, eisernes Röhrensystem mit einem gemeinschaft¬ lichen Sammelbehälter verbunden, der an einem geeigneten Punkte unter dem Straßenpflaster liegt. Jedes einzelne Abtrittrohr ist nach unten mit einer luftdicht schließenden Klappe versehen, welche von der Straße aus mittelst eines eisernen Hebels leicht auf- und zugemacht werden kann. 2 18 Zur Nachtzeit erscheint nun eine starke, durch Dampf ge¬ triebene Luftpumpe und pumpt in wenigen Minuten den unterirdischen Straßenbehälter und alle darin einmündenden Abortsrohre der ganzen Häusergruppe luftleer. Sobald dies geschehen, werden die eben erwähnten Klappen eine nach der anderen auf- und rasch wieder zugemacht. Die na¬ türliche Folge davon ist, daß jeder einzelne Abort gleich einer Wmdbüchse seinen 24stündigen Inhalt mit großer Gewalt in den gemeinschaftlichen Sammelbehälter förmlich hineinschießt. Die Luftpumpe bleibt dabei fortwährend in Bewegung, um die nut eindriugende Luft sofort wieder zu entfernen und den Luftdruck auf der erforderlichen Hohe zu erhalten. Sind so die 24stündigen Auswurfsstoffe von 60 100 Hausern in ihrem gemeinschaftlichen Sammelbehälter ver¬ einiget, was bei gehöriger Einrichtung innerhalb einer halben Stunde geschehen kann, dann wird der Behälter selbst ebenfalls durch Luftdruck in einen der Luftpumpen- locomobile angehängten Wagencylinder entleert. Locomobile und Wagencylinder fahren hierauf zu einem zweiten Straßen¬ sammelbehälter, daun zu einem dritten und vierten, bis der 90 Kubikfuß haltende Wagencylinder gefüllt ist. Dann wird derselbe von der Lustpumpenlocomobile abgehängt und durch einen anderen inzwischen herbeigefahreuen leeren Cylinder ersetzt. Eine Lustpumpenlocomobile mit drei Wagencylindern von je 90 Kubiksuß Inhalt genügt, um die 24stündigen Auswurfsstoffe von etwa 10.000 Menschen durch eine achtstündige Arbeit aus der Stadt zu schaffen. Die Lustpumpenlocomobile arbeitet geräuschlos, wirft keine Funken aus, verzehrt ihren Rauch und verbrennt die schädlichen Gase, indem sie diese als Gebläse benützt. Die Sache kann noch dadurch vereinfacht werden, daß nian bei engen Gassen und Höfen am Hauptrohr nur eine einzige für alle damit zusammenhängende Aborte genügende Hauptklappe anbringt. Auch kann man den unterirdrschen Sammelbehälter in' gewissen Fällen ganz weglassen und den Inhalt der einzelnen Aborte durch Luftdruck direkt in den der Locomobile anhängendenWagencylinder hineinschießeu. 19 Die von der Locomobile abgehängten vollen Wagen- eylinder fahren in ein vor der Stadt liegendes Gebäude, wo der Inhalt sofort in eine Anzahl lnstdichter besser eiugefüllt wird, die dann wie jede andere Waare mit der Eisenbahn nach beliebiger Richtung und Entfernung hin der Landwirthschaft zugeführt werden können. Die Kosten dieser Einrichtung berechnet Liernur mit 30 Francs per Kopf, was also fürLaibach (die Stadt mit 25.000 Einwohnern gerechnet) einen Kostenbetrag von 300.000 fl. ansmachen würde. Dieses Capital könnte nach Angabe Liernur's durch eine natur- und sachgenräße landwirthschaft- liche Verwerthung der städtischen Dnngstoffe nicht nur reichlich verzinst, sondern selbst in wenigen Jahren gänzlich getilgt werden. Für Haus-, Küchen- und Jndustriewasser genügte eine einfache, billige Steingutröhrenleitung, die nur den vierten Theil kosten würde und für feuchte Häuser und Straßen einiger unvorsichtiger Bauunternehmer könnte locale Abhilfe geschaffen werden, ohne daß man deshalb die ganze Stadt zu unterwühlen brauchte. Auf Laibach übertragen, träte dann unser ohnedies bestehendes Kanalnetz in Wirksamkeit. Trotzdem dieses System von der 41. Naturfvrscherver- sammlung als vor allen andern Systemen sich Vortheilhaft auszeichnend erklärt wurde, trotzdem, daß es eine offen zu Tage liegende Reihe ganz außerordentlicher Vorzüge vor allen anderen Systemen darbietet, so wurde es doch von vielen, insbesonders Eisenlohr und Hobrecht lebhaft bekämpft und ohne auf den wissenschaftlichen und noch nicht aus¬ getragenen Streit an dieser Stelle des Näheren einzugehen, sind es zwei Uebelstände, die die Wahl dieses Systems nicht räthlich erscheinen lassen, erstens der Mangel an Er¬ fahrung, da es noch nirgends praktisch im großen Style durchaesührt wurde und zweitens) erscheint die von Liernur und winen Anhängern so hoch gepriesene Rentabilität noch sehr fraglich, was bei den hohen Anlagekosten allerdings von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit erscheint. 2* 20 4. Vas Fasse lsystcm. Eine andere, weitverbreitete und auch zweckmäßige Art, die Excreniente anzusammeln ist die mittelst Tonnen, ko8868 mobilst Tonnensystem, auch Kübel- oder Fasselsystem genannt, schon 1804 von Frankenau in Kopenhagen empfohlen. Es sind dies mittelst Theerung möglichst wasserdicht gemachte Fässer von 100—300 Litern Gehalt, mit einer oberen Deckelöffnung für Aufnahme des blechernen, verschiebbaren Fall¬ rohres. Die Tonnen werden oberirdisch, oder in einer Art Souterrain des Hofes aufgestellt und der umgebende Erd¬ boden mit Cement oder Asphalt gegen das Eindringen etwa dennoch durchsickernder Jauche geschützt. Den Stand des Tonneninhalts macht ein Coutrolapparat jederzeit sichtbar. Parent - Duchatelet, Sommer und andere halten das Tonnensystem aus den verschiedensten, namentlich auch Billig- keitsrückstchten für das entsprechendste, die Gegner behaupten jedoch nebst anderen Dingen, daß schon die Kosten für Räumung und Reinigung der Kübel den Werth ihres Inhaltes übersteigen. Aus die Autorität Pertenkofer's hin hat auch die Gesundheitswissenschaft über das Kübelsystem, als der Verbreitung epidemischer Krankheiten vorschubleistend, ihr Verdammungsurtheil gesprochen. Das sogenannte System Mosselmann oder Kübel¬ system, sagt Tschudi, ist ebenso ekelhaft als widersinnig, ebenso theuer, als nutzlos. Die aus Hink verfertigten Kübel besitzen eine siebartige, senkrechte Scheidewand, bestimmt, die flüßigen von den festen Bestandtheilen zu trennen, die abgeseichte Flüßigkeit wird durch Röhren in tieferstehende Kübel geleitet, welche zur Hälfte mit Aetzkalk gefüllt sind. Nach einer zweiten, nicht minder verwerflichen Methode läuft aller Harn aus dem Diviseur, wie jenes Siebfach heißt, in einen unter dem Hause befindlichen Kanal ab. Zur Vermeidung des schwer zu beseitigenden üblen Geruches wurde das in Paris seit 1854 obligatorische Trennungssystem empfohlen, dasselbe bezweckt, durch 21 Entwässerung der excrementellen Abfälle die Fäulniß und mit ihr den Gestank hintanzuhalten. Die Apparate, die den Koth von dem Urin trennen, können in Gruben und Tonnen angebracht werden. Duglers construirte hiefür seinen §ranck äivmeur (eine halbkreisförmige, durchlöcherte Grubenscheidewand aus Cement fSeparateurf, welche den flüßigen Inhalt in einen tiefer gelegenen Behältermbfließen läßt. Sommer, der die Tonnen in sanitätspolizeilicher Be¬ ziehung für die besten Excrementen - Reservoirs hält, rühmt sie auch wegen der Einfachheit und Sauberkeit (?) der Ab¬ führung, wegen der ohne Gestank möglichen Räumung, sobald nämlich die Tonne nicht an Ort und Stelle in ein anderes Gefäß entleert, sondern gegen eine gereinigte um¬ getauscht wird. Einer Verunreinigung des Bodens läßt sich leicht Vorbeugen durch Vermeidung völliger Füllung, die durch den Wasserstandszeiger controlirt wird. Bei der Entfernung genügt es, das Ansatzstück des Abfallsrohres emporzuheben, die Einfallsöffnung mit deni Deckel fest zu verschließen und mit Lehm oder Zlhon zu verstreichen. Beim Ausladen ans die Wagen ist darauf zu sehen, daß die Tonnen fest und so gelagert werden, daß der Deckel nach oben steht. In Paris führt man deren 10, in Berlin 7 Stück auf einem Rollwagen ab. Die beweglichen Diviseurs werden in Paris mit ihrem festen Inhalte in gut schließende Kasten von Blech gesetzt, gegen leere und reine umgetauscht, in einem äußerlich gut lackirten Wagen ohne erkennbare Belästigung den ganzen Tag hindurch durch die Straßen der Stadt gefahren. Auf die Ansammlung des Faßinhaltes ans eigens hiezu bestimmten Abladestätten komme ich ohnedies bei dem Grubensysteme zu sprechen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Tonnensystem seine großen Vortheile hat, besonders dort, wo Wohnge¬ bäude in größerer Entfernung von Hänsergruppen entstehen, ohne daß sie sofort mit dem bestehenden Kanalnetze in Ver¬ bindung gebracht werden können, bei seichtem Grundwasser, bei Unmöglichkeit den Kanälen ein hinreichendes Gefälle zu geben, rst dieses Abfuhrsystem jedem anderen vorzuziehen. 22 Daß es aber auch nicht überall allen Anforderungen ent¬ spricht, geht daraus hervor, daß z. B. in Manchester, wo ein mit großen Kosten sehr gut durchgesührtes Tonnen¬ system besteht, der Gesundheitsstand' ein durchaus unbe¬ friedigter ist. Während London mit einer Bevölkerung von 3,126.635 Einwohner und dem System der Kanalisation und Wasserleitung eine Sterblichkeit von 23 von 1000, Bristol mit 167.487 Einwohner und demselben Systeme gar nur 22 von lOOO hat, zeigt das nicht kanalisirte Manchester mit 366.853 Einwohnern eine Sterblichkeit von 32 von 1003. Während in London die Sterblichkeit vor der Einführung der Kanalisation 38 per mille betrug, sank sie seitdem stetig von Jahr zu Jahr auf 23 herab und im südlichen Loudon, dem ehemals ungesundesten Theile, sogar noch unter diese Ziffer herab. Die Bortheile des Fasfelsystems werden von den Anhängern dieses Systems in folgenden Sätzen hervvrgehoben. 1. Die Herstellung des Apparates selbst ist mit sehr geringen Kosten verbunden. Bei Erbauung eines neuen Hauses kostet der ganze Apparat weniger als eine Senk¬ grube und die geringen Kosten der ersten Einrichtung werden außerdem durch die Ersparung, der bei gewöhnlichen Ab¬ tritten sehr bedeutenden Auslagen für Reparaturen des von dem Salpeterfraße beschädigten Mauerwerks reichlich ersetzt. Es ist ferners keineswegs erforderlich, daß zur Anwendung eines Apparates die Abtritte selbst nnigestaltet weiden. Der Apparat kann bei jedem bestehenden Abtritte mit ge¬ ringen Kosten angebracht werden. 2. Die Hinwegführung des Unrathes mittelst der wasserdicht geschlossenen Fässer kann (?) mit einer Rein¬ lichkeit und Zweckmäßigkeit bewerkstelliget werden, daß nicht einmal dem zunächst Stehenden sich der Inhalt des Trans¬ portes durch den Geruch bemerkbar machen wird. Es ist deswegen auch erlaubt, den Unrath bei Tage wegzu¬ führen. Durch diese Räumungsmethode werden nicht nur die Bewohner des betreffenden Hauses, sondern auch die in der Nachbarschaft befindlichen vor dem so belästigend, 23 ja schädlich wirkendem Gestank der Senkgruben und Ka¬ nalräumungsarbeiten bewahrt. 3. Da der Unrath in dem Senkapparate durch Desinfek¬ tionsmittel von den amoniakalischen Dünsten befreit werden kann, und da sowohl der Senkapparat und Apparaten- keller (Fasselraum) als auch die Abtrittsschlänche oder Trichter nach Erforderniß öfter mit frischem Wasser und Sauren zu reinigen sind, so werden nicht nur neue Abtritte mit dem Apparate völlig geruchlos, sondern auch bei schon be¬ stehenden Abtritten, in welche nur der Apparat hineingerichtet ist, verliert sich der üble Geruch in dem Grade, als das von jeder ferneren Verunreinigung freigestellte Mauerwerk gelüftet und ausgetrocknet wird. 4. Das Gemach, in welchem der Apparat ausgestellt wird, ist so rein und trocken, daß weder das Mauerwerk, noch die Schläuche vom Dunste beschädiget werden können und diese Reinlichkeit wird noch auf den höchst möglichen Grad durch das Waschen des Podiums der Abtrittskabi¬ nette , der Urinbecken oder Rinnen, dann der Trichter¬ schläuche rc. mit Eisenvitriollösung gesteigert. 5. Durch die Rein- und Trockenhaltnng der Gemächer, in welchen der Apparat aufgestellt ist, sowie durch die Constrnctionsart desselben wird alles Ungeziefer, insbeson- ders Ratten, welches in Senkgruben und Kloaken heimisch ist, beseitiget und dadurch eine große Hansplage behoben. 6. Ebenso werden durch diesen Apparat gewisse, in den gewöhnlichen Abtritten nicht selten versuchte Verheim¬ lichungen leicht entdeckt, indem jedes Faß die Nummer des Hauses trägt. 7. Durch die Anbringung des Apparates ohne Senk¬ grube wird auch jeder durch letztere so oft stattfindenden Verunreinigung des Brunnenwassers vorge¬ beugt, was wohl als der wichtigste Vorzug dieser Constrnctionsart zn bezeichnen ist. 8. Da zur Aufstellung des einfachen Apparates ein Raum von 5—6 Schuh Höhe, 4 Schuh Breite und 5 Schuh Tiefe genügt, so kann derselbe in jedem Gebäude leicht 24 angebracht werden und es wird durch das geringe Raum¬ erforderniß noch Platz zu anderen Zwecken gewonnen. 9. Nebst dieser Raumersparnis; stellt sich als ein sehr wichtiger Vortheil für jeden Hauseigenthümer die Con- servirung des Mauerwerks dar, da mit Anwendung des Apparates die Mauern immer trocken und von dem Sal- peterfraße frei bleiben, wodurch die frühe Zerstörung und nothwendige Reparatur derselben, welche bei den gewöhn¬ lichen Abtritten nach wenigen Jahren schon eintritt, beseitiget wird und dadurch das Haus selbst an Capitalswerth gewinnt. 19. Wie bereits oben erörtert wurde, stellen sich die Kosten der Fässer, Apparate, Manipulation vergleichsweise mindestens nicht höher, als die der Senkgruben- (Latrinen-t Räumung, was gewiß auch für solche Äbortunrathskanäle (Kloaken) gilt, welche nicht mit stets fließendem Wasser bespült werden, bei welchen also zur Säuberung auch die Handarbeit benöthiget wird. 11. In volkswirthschaftlicher Beziehung kann der Vortheil, den Dünger nach der Production in Fässern zur direkten Verwendung oder zur weiteren Verarbeitung als Kunstdünger bereit zu haben, nicht hoch genug angeschlagen werden. Statt daß nämlich bei den Senkgruben die stö¬ ßigen Stoffe, die besten Düngbestandtheile fortwährend aus¬ gewaschen werden und versickern, wird die Quantität und Qualität vollständig erhalten und ist beispielsweise der Landwirth in der Lage, den Unrath im Winter direkt auf die Schneedecke entleeren zu lassen, oder im Sommer mit Wasser gehörig verdünnt (wobei zu einem Drittheil mit Unrath gefüllte Fässer mit Wasser völlig gefüllt und trans¬ portni werden) zur Aecker- und Wiesendüngung unmittelbar durch Entleeren der Fässer zu verwenden. In Städten, wo diese Manipulation aus Sanitäts¬ rücksichten nicht zulässig wäre, können eigene Düngerstätten außerhalb der Stadt an geeigneten Orten angelegt werden, wo der Unrath mit Straßenkoth, Kehricht und anderen Abfallsstoffen gesättigt wird und dann einen Dünger von ausgezeichneter Kraft gibt. Auch kann bei sorgfältigerer Behandlung (Wersen der Abfallsstoffe vor der Vermischung 25 durch Sandgitter, längere Einbettung, Umstechen und Ab¬ faulen in Gruben, endlich Trocknen und neuerliches Werfen des nunmehr pulverförmigen und ganz geruchlosen Düngers) ein auch in den gebirgigsten Gegenden leicht transportables Mittel zur namhaften Erhöhung der Ertragsfähigkeit des Bodens erzeugt werden. Dies sind, wie gesagt, die Vortheile des Fasselsystems, wie dieselben von den Anhängern dieses hingestellt werden, in der Praxis allerdings sieht dies Alles nicht so glänzend aus, wie es hier geschildert wird und werden wir des Näheren noch darauf zurückkommen, hier sei nur kurz er¬ wähnt, daß der größte Bortheil des Fasselsystems in der Emancipation des Bodens von Faulstoffen liegt, welcher Vorzug weder dem Kanal-, noch dem Grubensystem zukommt, der entschiedenste Nachtheil aber ist die Abhängigkeit dieses Systems von der Handhabung der größten Reinlichkeit die sich theoretisch sehr schön liest, aber iu praxi nicht ein¬ gehakten wird. 5. Das viümagini'sche System. Herr von Valmagini hat der Stadtgemeinde sein System schon im Jahre 1874 zur Durchführung angetragen und wurde dasselbe auf Antrag dem Stadtfifiker zur Begut¬ achtung übergeben, welcher sich zu Gunsten dieses Systems mit Wärme ausgesprochen, indem er es als eines der besten gegenwärtig bestehenden Tonnensysteme erklärt. Dieses System ist also ein Fafielsystem, nur bestehen die Fasseln aus Metall und besteht das System hauptsächlich darin, daß die festen und flüßigen Bestandtheile getrennt werden, und daß ein zugesetztes chemisches Niederschlagemittel dadurch erfolgreich gemacht wird, daß demselben gehörige Zeit zur Wirkung und den gebildeten Ausscheidungen Zeit zum Niederschlag gegeben wird, indem der Ausfluß stoßweise vermittelst eines Hebers stattfindet. Der Heber fängt an zu wirken, wenn sich der ganze Kübel angefüllt hat und leert solchen beinahe vollständig, worauf jeder Ausfluß auf- 26 hört und der Kübel von neuem sich zu füllen beginnt. Mit dieser Heberwirkung verbindet von Valmagini in sehr sinnreicher Weise die Einrichtung, daß je mit der Füllung der Kübel eine gewisse Menge der Desinfeetivn oder Nieder- schlagsflüßigkeit selbstwirkend eingespritzt wird. Die Fil¬ tration der abfließenden Müßigkeiten geschieht durch einen Sack von grobem Packtuch. Es ist also das Valmagini'sche System ein sinnreich mit Desinfeetivn und Scheidung der Excremcnte verbundenes verbessertes Fasselsystem. Und doch empfiehlt sich die Einführung dieses Systems nicht für Laibach. Die Gründe, die gegen dasselbe sprechen, sind folgende: 1. Alle Gründe, die an anderen Stellen gegen das Tonnensystem erhoben werden, gelten, wenngleich in etwas verminderten! Maße auch für das Valmagini'sche System. 2. Hängt das System von einem Geheimmittel ab, welches Eigenthnm des Erfinders ist, welches demselben vertragsmäßig auf die Dauer des Vertrages zugestanden werden muß, daher auch die Gemeinde stets gezwungen ist, das Mittel beim Erfinder zu beziehen: die Gemeinde ist also abhängig von dem Erfinder und verliert die Freiheit der Aktion. 3. Die mit dein System bisher angestcllten Versuche sprechen dagegen. So hat die Stadt Zürich das Valma¬ gini'sche System versuchsweise im Jahre 1874 eingeführt und in dem Berichte des Stadtrathes der Stadt Zürich an den großen Stadtrath für das Jahr 1874 äußert sich der¬ selbe folgendermassen: Der Erfolg war anfänglich, wie bei den früher angestellten Versuchen im Zimmer, ein sehr er¬ freulicher, namentlich auch, was die völlige Geruchlosigkeit betraf. Leider stellte sich aber trotz Beseitigung anderer Uebelstäude bald die Thatsache heraus, daß sich die seitwärts stehenden nicht auszuwechselnden Apparate verschlammten und ihre Wirkung versagten, wobei dann auch der regelmäßige Erguß der Desinfectionsflüßigkeit aufhvrt und frühere Uebelstände in erhöhtem Maße wieder ein¬ traten. Es haftet zu dem der Schlamm, wie ein lack- 27 artiger Ueberzug so fest an den einzelnen Bestandtheilen des Apparates, daß ein Auswaschen nicht nur sehr häufig stattfinden muß, sondern auch zu schwierig ist. Herr von Valmagini machte den Vorschlag, diesem Uebelstande dadurch abznhelsen, daß der Apparat, nicht wie geschehen war, seitwärts fest aufgestellt, sondern an den Kübeln selbst angebracht, also jedesmal bei der Auswechslung mit ausgewechselt und gewaschen werde. Diesem Vorschläge stehen aber auf die bisherige Er¬ fahrung des Abfuhrdienstes begründete Bedenken entgegen. Die Behandlung der Kübel beim Transport und bei der Leerung ist keineswegs eine sorgfältige und es läßt sich für diese Arbeit Wohl nie ein so sorgfältiges Personale gewinnen, wie die Behandlung der in Frage stehenden Apparate verlangen würde. Man konnte sich daher nicht entschließen, auf "diesen Vorschlag des Herrn von Valmagini einzutreten und begnügte sich bannt, die aufgestellten Appa¬ rate einstweilen weiter zu beobachten. In den versuchten Formen mußten auch die großen K o st e n der allgemeinen Einführung des Systems Valmagini entgegen stehen. Bei der wenigstens alle 14 Tage noth- wendlgen Reinigung betragen ' die Reinigungskvsten per Kübel und Jahr 26 Francs, die Desinseetionsessenz in der hier verwendeten einfachen Mischung von 100 Theilen Wasser, 10 Theilen Chlorkalk und 10 Theilen Bittersalz kostet pro 100 Kilogramm 6 Francs. Ein Apparat be¬ durfte durchschnittlich per Jahr 500 Liter oder 50 Francs, dazu noch die Kosten für das Einfüllen der Apparate mit 14 Francs, per Apparat stellen sich die Gesammtkostem in der versuchten Form auf 70 Francs per Jahr und Apparat. Die Höhe dieser Summe wirkte wesentlich mit, von weiteren Versuchen vorläufig absehen zu lassen, ohne daß übrigens dadurch die Möglichkeit von Vereinfachungen und damit der einstigen Einführung einer ähnlichen Einrichtung in ver¬ besserter Form endgiltig ausgeschlossen wäre. Nach dem Gesagten kann auf Einführung des Val- magini'schen Systems nicht eingerathen werden, — 28 - 6. Das Müller-Schür'sche System. In dieselbe Kategorie der Ansammlung der Excremente unter gleichzeitiger Desinfection derselben gehört das von Prof. Müller in Stockholm empfohlene und von Schür in Stettin verbesserte sogenannte Müller-Schür'sche System, welches im Wesentlichen darin besteht, daß eine desmfici- rende Mischung aus 20—25 Theilen Kalk (in groben Stücken) und 65—80 Theilen trockenen Holzkohlenpulvers bestehens derart angewendet wird, daß durch eine Vorrichtung am Abtrittsitze, im Momente, als der Abtrittbesuchende sich vom Sitze erhebt, dieses Pulver mit ziemlicher Gewalt auf die Faeces gestreut wird. Ein Löffel dieses Pulvers nach jedem Gebrauche des Stuhls auf die Faeces gestreut, ver¬ wandelt diese in eine trockene, geruchlose, leicht transportable Masse. Bei diesem System muß jedoch der Harn separirt werden und wird dieser durch Zusatz von Phenylsäure (von Bayard empfohlen) so geruchlos erhalten, daß er ohne zu faulen verdunstet. Die Mängel dieses Systems liegen auf der Hand. Gebrechlichkeit, complicirte Mechanismen, Kostspieligkeit, oftmals nothwendige Reparaturen, der Colossalverbrauch von Kalk und Kohle und Ueberladung des Bodens mit demselben, Verderbnis; des Düngerwerthes durch Verlust an Amoniak, also Stickstoff, sind lauter Dinge, die eine allgemeine Einführung dieses Systems nicht räthlich er¬ scheinen lassen. 7. Das Petri'sche System besteht in der Verhinderung der Gährung der Excremente, wo dann dieselben als trockener Dünger oder zur Bereitung der Faecalsteine verwendet und nach dem Austrocknen als Brennmateriale benützt werden. Dises System empfiehlt sich eben so wenig für die hiesigen Verhältnisse. 29 8. Vas schwedische System. Nur um der Vollständigkeit wegen sei hier auch on passant des schwedischen Systems Erwähnung gethan, welches darin besteht, daß in einem Holzkasten, welcher den Koth und Urin aus dem Abritte empfängt, etwas Erde, Asche u. s. w. ausgebreitet und dann gebrannter und gelöschter Kalk (un¬ gefähr 160 Gramm per Kopf und Tag) in groben Stücken geschüttet wird. Die Masse wird täglich einmal oder öfter zusammengemischt bei stärkerer Ansammlung abgefahren, unter einem Schupfen getrocknet und als Dünger verkauft. Diese Methode soll nach Alexander Müller in mehreren nordischen Städten eingeführt sein. In Christiania sollen die Abtrittsmassen täglich mit ungelöschtem Kalk, Torfpulver und Carbolsäure gemischt werden. Die „fast geruchlose Masse" (?) wird dann zur weitern Verarbeitung (Mischung mit fertiger Poudrette und Trocknen) abgeführt. Weitere Andeutungen über dieses System, als sie das obzitirte Werk Alexander Müller's (Reinhaltung der Wohnungen, Dresden 1869) gibt, sind dem Referenten nicht bekannt geworden. 9. Das Senkgruben- oder Latrinensystem. Das uns allen aus eigener Erfahrung bekannte und in der Art der hiesigen Ausführung wohl das Primitivste aller Systeme ist das Senkgruben- oder Latrinensystem. Während die Kanalisationssysteme nur Abfuhr-, das Lier- nur'sche und Fasselsystem zugleich Ansammlungs- und Ab¬ fuhrsysteme sind, io ist das Senkgrubensystem an sich nur ein Ansammlungssystem, dem irgend ein erst auszuwählendes Abfuhrsystem angehängt werden muß. Wenn hier von Senkgruben (Latrinen, kossss psräuss) die Rede ist, so sind alleroings nicht die hier in Laibach im Gebrauch stehenden offenen, zerlotterten, ohne Sicherung nach oben und unten, auch allen übrigen Abfallsstoffen zu¬ gänglichen Senkgruben gemeint, sondern Senkgruben, die nach Anlage und Construction ihrem Zwecke, nämlich die 30 Faulstoffe derart anzusammeln, daß weder Gasemanationen nach oben, noch Durchsickerung des Inhalts nach unten und nach den Seiten stattfinden können, nach Möglichkeit zu entsprechen. Eine Senkgrube soll nicht unter, sondern außerhalb des Gebäudes angebracht sein, genügend groß sein, da in zu großen die Ansammlung bis zum Beginn der Gährung andauert und in zu kleinen die Kosten der oftmaligen Räumung sich steigern, ihr Boden soll nicht horizontal, sondern entweder die cylindrische mit trichterförmigem Boden oder mit Rücksicht auf die später anzugebende Exchaustions- methode nach einer Seite geneigt, durchwegs gemauert und cementirt, wo möglich mit doppelter Mauer, deren Zwischen¬ raum mit plastischem Ton ausgefüllt ist, versehen und ganz hermetisch geschloffen sein und der Deckel außer der Zufuhr¬ öffnung eine zum Einsätze des später zu erwähnenden Aus¬ pumpschlauches geeignete und im nickt Gebrauchsfalle eben¬ falls hermetisch verschließbare Oeffnnng enthalten. Die Vortheile dieses Systems sind erstens seine verhältnißmäßige Billigkeit, da eine einmal solid im obigen Sinne hergestellte Senkgrube auf lange hinaus eine kostenfreie Anlage bleibt, weil die Gruben fast in allen Häusern hergestellt werden können, weil im Gegensätze zu allen Kanalifirungssystemen derjenige Theil der Bewohner, der Landwirthschaft treibt, den Inhalt seiner Gruben verwerthen kann, während bei den Kanalisationssystemen der Unrath in den Fluß oder in das Absetzbassin abfließt, so daß der Landwirth sich den Dünger erst kaufen muß, den er so umsonst hat; ferners entfällt bei der vervollkommten Art der Räumung der Senkgruben die bei anderen Systemen angestrebte Theilung der Auswurfsstoffe, wodurch eine separate Abfuhr des Urins entfällt und ist die Räumung der Gruben oei der später zu beschreibenden Räumungsart derselben eine so vervollkommte, daß sie selbst ohne vorherige Desinfektion, ja am Tage geruchlos und ohne Unbequemlichkeit für die Hausbewohner und Arbeiter schnell, billig und darum auch öfters geräumt werden können. 31 Die Nachtheile, um derentwillen die Senkgruben von fast allen wissenschaftlichen Autoritäten verdammt werden, sind in erster Linie die trotz aller Vorsichten bei Anlage der Gruben doch nicht ganz hintanzuhaltende Jmprägnirung des Bodens mit Fanlstoffen, die dadurch in gesundheits¬ schädlicher Weise alterirte Qualität des Brunnenwassers, ferners das Zusammentreffen der durchsickernden Jauche mit dem Grundwasser, von dessen Schwankungen nach Buhl und Pettenkofer epidemische Krankheiten (Typhus und Cholera) erzeut werden, die durch aussickernde Jauche bedingte Jm¬ prägnirung des Untergrundes, des Häusermauerwerkes, die Begünstigung des Ungeziefers (Ratten) und endlich der Uebelstand der Ausdünstungen von Gasen aus den Gruben nach den Retiraden zu, ein Uebelstand, der übrigens anch dem Fasselsysteme zukommt. Den verschiedenen Nachtheilen der zuletzt genannten zwei Systeme gegenüber hat man eine Desinfection der Excremeutstoffe in den Gruben selbst hinzufügen zu müsse» geglaubt, deren Wirkung darnf berechnet ist, die sich ent- wikelnden Gase zu binden. Die dazu vorgeschlagenen Mittel lassen sich in zwei Classen theilen, nämlich in mechanisch und chemisch wirkende. Zu den ersteren gehören poröse Stoffe, wie Holz- und Thierkohle, Torferde, Straßenstaub, lose Dammerde, Asche, allein sie haben den Nachtheil, daß sie nicht überall leicht und billig zu beschaffen sind, daß das erforderliche Quantum ein zu großes ist, daß ihr Hineinbringen in die Gruben viel Kosten und Arbeit ver¬ ursacht und daß sie endlich die Entleerung der Grubenmasse beträchtlich erschweren. Zu den letztem zählen Holzessig, Salzsäure, Schwefelsäure, Eisenvitriol u. h w. Ihre An¬ wendung setzt aber eine Röhrenvorrichtung voraus, damit sie mit dem ganzen Grubeninhalte in Berührung kommen, sie haben ferner den großen Nachtheil, daß sie, weil sie in starker Verdünnung in die Gruben gebracht werden müssen, den Transport der Excremente erschweren und eine um¬ ständlichere Manipulation zur Wiedergewinnung tzes Dünger- werthes erfordern, also den Werth der Kvthstvsfe herab¬ setzen, ja man ist in neuester Zeit durch praktische Erfahrungen 32 in England zweifelhaft geworden, ob nicht derartig desin- ficirte Kothstoffe, wenn sie nicht noch eine besondere Be¬ handlung z. B. durch Zusatz von Kalk, erfahren, für die Vegetation direkt schädlich sein. Diese englischen Erfahrungen scheinen sogar die Bauern der Umgebung von Laibach schon selbst gemacht zu haben, indem sie sich weigern, Senkgruben, die nut Eisenvitriol und Karbolsäure desinficirt sind, zur Räumung zu übernehmen. In diese Classe der chemischen Desinfeetion und Des¬ odorationsmittel gehört auch das Valmagini'sche System, das übrigens ohnedies einer besonderen Besprechung im Laufe dieses Referates unterzogen wurde. Ganz besondere Beachtung verdient das Desinfectivns- system des englischen Geistlichen Mr. Monte, welches darin besteht, daß hiezu an der Sonne oder auf dem Heerde ge¬ trocknete, von oen gröbern Bestandtheilen befreite Wald¬ oder Dammerde in der Weise verwendet wird, wie bei den Wasserclosets das Wasser. Nach jedesmaligem Gebrauche fällt ein Quantum Erde in das Clvset oder wenn dieses mit einer Senkgrube oder einem Fasset in Verbindung steht, in diese, derartig vermengte Excremente können 3 -6 Monate ohne irgend einen Nachtheil sür die Umgebung aufbewahrt werden, ja die nut den Excrementen vermengte Erde kann getrocknet 5—6 Mal zu gleichen Zwecken verwendet werden. Die Kostenfrage ist freilich noch ungelöst. Laibach zu 25.000 Einwohnern angenommen, würde, wenn das Moule'sche Desinfectionssystem allgemein einge¬ führt würde, täglich 650 Zentner Dammerde bedürfen, ob und wie theuer diese zu beschaffen wäre, ist eine technisch - finan¬ zielle Frage, die vorläufig ungelöst hingestellt werden muß. Daß aber dieses System, wenn es auch an der Ausführ¬ barkeit im Großen scheitern sollte, für kleinere Etablissements z. B. Spitäler, Strafanstalten w. alle Beachtung verdient, ist nach den Erfahrungen in England und im Brücker Lager, wo es versuchsweise eingeführt, allen Anforderungen entsprach und das auch von der Gesellschaft der Aerzte in Wien im Jahre 1869 wärmstens empfohlen wurde, zweifellos. 33 Beim Kübelsystem sowohl als auch bei dem Senk¬ grubensystem ist noch ein Uebelstand bemerkenswerth, da die Fasseln sowohl als die Gruben hermetisch verschlossen sind, so steigen die Gase durch die Fallröhren in die Abtritts¬ räume und durch diese in die übrigen Wohnräume. Hiezu ist nun bei beiden Systemen eine Ventilation unumgänglich nothwendig, wofür auch wiederum eine ganze Reihe von Systemen anempfohlen werden, die alle in dem Prinzips gipfeln, durch Eintritt der kälteren Luft von unten eine constante Aspiration in bis ans Dach geleiteten Röhren oder Schläuchen hervorzubringen. Aus diesem Gesichts¬ punkte, nämlich die Entwicklung der Gase in den Gruben oder Fasseln zu verhindern, hat man das System der Trennung des Müßigen von dem Festen auch in Gruben und Fasseln versucht, so daß das Müßige durch die Kanäle abfließt, das Feste in der Grube bleibt. Auf diese Art gelang es im Vklais iustios in Paris geruchlose Abtritts- cabinette herzustellen, allerdings unter gleichzeitiger Zuhilfe¬ nahme eines mächtigen Ventilationsapparates. Von großer Wichtigkeit ist die Räumung der Senk¬ gruben. Ich übergehe alle diesbezüglichen bestehenden Systeme, um auf das von Domange in Paris erfundene atmosphä¬ rische oder pneumatische Räumungssystem zu kommen, das allein noch heute zur Bedeutung gelangt ist. Es besteht darin, daß inan in einem tonnenartig dichten Gefäße einen luftleeren Raum, durch Luftpumpen, die entweder durch Dampf-, Wasserkraft oder auf hydro¬ statischem Wege bewegt werden, herftellt, in welchen die Excremente durch den auf die Oberfläche des Grubeninhaltes ansgeübten Luftdruck hineiugepreßt werden. Diese Luftpumpen find entweder stabil, d. h. der Faecalwagen fährt gefüllt hin, gibt feinen Inhalt ab, wird luftleer gemacht und fährt wieder zur nächsten Senkgrube u. s. w.; oder die Luftpumpe fährt auf einem zweirädrigen Handwagen mit dem Faecaltender von Grube zu Grube. Die mobile Luftpumpe wird entweder mit Dampf oder mit der Hand bewegt, die stabile mit Dampf-, mit Wasserkraft oder auf hydrostatischem Wege, wie z. B. in Turin wo 3 34 man zur Herstellung des luftleeren Raumes die Schwere des Wassers in Form eines barometrischen Brunnens benützt. Der mit Wasser gefüllte Wagenkessel wird nämlich durch eine luftdichte Verschraubung mit einem 33 Fuß langen Rohre in Verbindung gesetzt, welches in einen Schacht lothrecht hinabhänqt. Das untere gebogene Ende ist durch ein Ventil geschloffen. Sobald das letztere mittelst eines Hebels geöffnet wird und alle Oeffnnngen des Wagen¬ kessels bis auf die Rohröffnung geschlossen sind, läuft'das Wasser aus dem Kessel durch das Rohr so lange av, bis in diesem nur noch eine Wassersäule von 32 Fuß Hohe stehen bleibt, der Kessel ist sodann luftleer und nachdem das Rohr am Kessel abgeschlossen, die Verschraubung gelöst ist, kann der Wagen zur Räumung abfahren. Da die Anlage eines Schachtes von mehr als 32' Trese nicht überall aus¬ führbar ist, so hat man in Mailand eine fast bei allen Lo- calitüten mögliche Einrichtung getroffen. Man hat dort ein Reservoir angelegt, welches 20 Kubikmeter Wasser faßt, aus diesem wird durch eine lothrechte Röhre in oarunter befindliche luftdichte Kessel von 16 Kubikmetern Inhalt ge¬ füllt und dann durch ein Ventil der weitere Zufluß abge¬ halten. Das im Kessel befindliche Wasser pumpt man durch eines andere, an der entgegengesetzten Seite des Kessels angebrachte Röhre mittelst eines durch ein Göpelwerk in Bewegung gesetzten Saug- und Druckwerkes aus dem Kessel und macht ihn auf diese Weise luftleer. Soll nun die vorher mit Wasser gefüllte Tonne luftleer gemacht werden, so verbindet man sie durch ein Rohr mit dem Kessel und läßt das Wasser aus derselben in diesen ablaufen. Da jeder Tonnenwagen 2 Kubikmeter enthält, so kann man mittelst des einen luftleeren Kessels 8 Wagen, in 10 Stunden 60 Wagen, Herrichten und mit diesem 120 Kubikmeter Unrath räumen. Die Entleerung der Gruben erfolgt durch ein bewegliches oder durch ein eingemauertes Saugrohr, welches von der Straße unterirdisch nach der Grube führt und für gewöhnlich fest verschlossen ist. Für alle pneumatischen Räumungssysteme gilt es, daß es nicht nothwendig ist, daß der Faecalwagen bis zur Grube 35 fährt, sondern die Apparate wirken auch in der Ferne durch Einschiebung von Schläuchen. Diese Entleerung der Gruben geschieht ganz geruchlos, kann daher auch bei Tage voll¬ zogen werden. Es ist das pneumatische Räninungssystein das ent¬ schieden beste und in allen Städten, die überhaupt das Senkgrubensystem eingeführt oder beibehalten haben, durch- gefüh'rt; auch ist seine Anwendunasart eine nun so schon jahrelang im Gebrauch stehende, baß auch die Haltbarkeit der Constructionen dieser Apparate eine durch die Erfahrung bereits bewährte ist. Eine weitere Frage ist die Verwerthung des außerhalb der Stadt gebrachten Düngstoffes. Die Verwendung der Excremente als Dünger, liegt erstens im Interesse der Sanitätspolizei, da sie die Ver- theilung begünstigt und am schnellsten zu einer definitiven Vernichtung der offensiven Massen führt. Wo daher die Umgebung einer Stadt die Latrinenstoffe nicht sämmtlich zu verwenden vermag, da find mit der nöthigen Sorgfalt alle Einrichtungen zu ^begünstigen, welche auch entfernten Gegenden den Gebrauch des Abtrittsdüngers zugänglich machen. Daher sich häufig Düngerfabriken oder Poudrette- fabriken etablirt haben, welche sich damit beschäftigen, aus den Excrementen ein trockenes, geruchloses und leicht trans¬ portables Produkt herzustellen. Aber die Verwendung und Verwerthung der ausge¬ führten Answurfsstoffe liegt auch im nationalöconomischen und im finanziellen Interesse. Jin nationalöconomischen, weil diese Stoffe insbesonders im Gkmenge mit anderen Ab¬ fallsstoffen, Kehricht u. s. w. einen hohen Dungwerth besitzen und im finanziellen, weil der Verkauf dieser Stoffe zum mindesten einen Theil der Anlagekosten des Ausfuhrsystems deckt, z. B- in Innsbruck betrugen die Anlagekosten 14.000 fl. und die Regie 3696 fl., das Bruttoerträgniß des ausge- führten Düngers 2190 fl., so daß die Auslagen inclusive der Verzinsung des Anlagekapitals und der Reparatur- nnd Erhaltungskosten im Jahre 1875, also im zweiten Jahre seit der Einführung fast die Hälfte der Kosten deckte. 3* 36 In Metz, wo eine vorgeschrittene Gemüsegärtnerei den Werth der Dungstoffe besser erkennen lehrt, warf die Ausfuhr der Stadtkasse bis zum Jahre 1870 ein Erträgniß von 6000 Francs Per Jahr ab. Die Beurtheilung der Verwerthung der Dungstoffe läßt daher kein absolutes Urtheil zu und "hängt von localen Verhältnissen, von Bodenbeschaffenheit, Art der Kulturen und dem Bildungsgrade der Bewohner ab. Nachdem die Poudrettefabrilen, Ivo selbe bestanden, meist zu Grunde gegangen sind (ein naheliegendes Beispiel ist die Poudrettefabrik in Graz) und die Erfahrung ande¬ rerseits lehrt, daß es besonders im Anfänge schwer ist, die Düngerstoffe an den Mann zu bringen, "so ist man ge¬ zwungen, große Sammelftätten anzulegen, um nur die Excremente ununterbrochen aus der Stadt zu führen. Diese Abladplätze müssen selbstverständlich außerhalb der Stadt liegen, nicht zu nahe, daß die ausströmenden Gase nicht die Bewohner gefährden, nicht zu weit, daß sich die Kosten der weiten Zufuhr und der hiemit verbünde Zeitverlust nicht zu sehr steigern. Der Betrieb des Abfuhrwesens durch die städtische Verwaltung hat vor der Uebertragung au Privatunter¬ nehmer den Vorzug, da das öffentliche Gesundheitwohl von jener auf größere Berücksichtigung rechnen darf, als von Seite der letzteren, die mehr ihr finanzielles Jntereffe im Auge haben und im ersteren Falle die wünschenswcrthe Betheilung aller Stadtbewohner zur Ermöglichung eines gleichmäßigen Verfahrens eher erreicht wird, als von Pri¬ vatunternehmern. Gleichwohl find es in vielen Städten Einzelunteruehmer (z. B. Brünn, Agram) und in anderen wieder Aktiengesellschaften (z. B. Görz), welche den Ver¬ trieb entweder der Ausfuhr oder der Ausfuhr und der Düngerverwerthung besorgen. 37 — II. Spezieller Theil. Nach dieser theoretischen Auseinandersetzung der ein¬ zelnen Systeme der Ansammlung und Ausfuhr steht nun die Commune Laibach vor der Wahl eines derselben. Die Wahl ist schwierig, da keines der bis nun ersonnenen Systeme den Anspruch auf Vollkommenheit erheben kann, ja noch mehr, die Vollkommenheit wird überhaupt nie und von keinem Systeme erreicht werden, denn so wenig es der ex¬ quisitesten Volkserziehnng je gelingen wird, den moralischen Auswurf der Gesellschaft zu vernichten, ja nur unschädlich zu machen, so wenig wird es der Wissenschaft gelingen, die Schädlichkeiten, die dem Auswurfe des thierischen Lewes anhaften, ganz ferne zu halten. Ist aber auch die Wahl schwierig, nicht blos in Rücksicht auf die Vorzüge und Nachtheile des einen oder des anderen Systems, sondern auch in Rücksicht auf die locale geografische Lage und die finanzielle» Verhältnisse der Stadt, so muß die Wahl doch getroffen werden, denn so, wie es jetzt ist, kann und darf es nicht bleiben, auch kann Laibach dem Drängen und Warnen der wissenschaftlichen Erfahrung nicht allein sich entgegenstemmen angesichts der Thatsache, als bereits alle nur Halbwegs bedeutenderen Städte der Welt an die Re¬ gelung der Ausfuhr geschritten oder doch zu schreiten iin Begriffe sind. Es wird dies übrigens gesagt mit Hinblick auf eine im Schooße der gewesenen Sanitätsenquette ge¬ fallene pessimistische Aeußerung, man könne sich nicht entschließen, ein System zu wählen, da man nicht sicher sei, ob nicht hinterher, wenn das gewählte System durch- gesührt sei, ein anderes System sich als empfehlenswertster 38 Herausstellen wird. Die Gefahr neuer Systeme ist bei der Vorgeschrittenheit der hygienischer: Wissenschaft nicht so groß und Verbesserungen bestehender sind, wenn nicht zu große finanzielle Anforderungen stellend, nur zu begrüßen. Diese Rücksicht kann daher für uns kein Hinderuiß zu einer Be¬ schlußfassung sein. Bei der Wahl des Systems kann es für Laibach nicht maßgebend sein, welches ist theoretisch genommen das beste, sondern welches ist bei verhältnißmäßig tüchtiger Leistung für uns das mit den wenigsten finanziellen Opfern verbundene? Theoretisch genommen wäre wohl das Berieselungs¬ system und dann das Liernur'sche System das beste. Nachdem aber das Liernur'sche System für die Ex- cremeute ein eigenes und für den Harn wieder ein eigenes Röhrenuetz erfordert und außerdem für Meteor- und Nutz¬ wasser doch noch ein separates Kanalnetz erfordert, so liegt es auf der Hand, daß die Kosten einer solchen Anlage d:e Verhältnisse unserer Stadt bei weitem übertreffen, abgesehen von der Kostspieligkeit der Apparate und dem bereits er¬ wähnten Uebelstaude, daß für dasselbe noch keine Halbwegs ausreichende zeitliche Erfahrung spricht. Desgleichen erfordert das Berieselungs- und Kanal¬ system, abgesehen von den Kosten einer constanten Wasser¬ zufuhr zur Durchschwemmung der Kanäle, ein so kostspie¬ liges und in seinen nothwendigen einheitlichen Anlagen so complicirtes Kanalnetz, daß an eine Durchführbarkeit desselben gar nicht zu denken ist, ja das Kanalisirung- system ohne Berieselung wäre für Laibach geradezu ver¬ werflich, weil wir des Vortheiles eines die Stadt mit mächtigem Wasferschwalle durchfließenden Stromes entbehren, daher die Abfuhr des Unraths in unseren, namentlich zur Sommerszeit seichten, stellenweise fast stagnirenden Fluß von sanitätspolizeilichem Standpunkte aus durchaus nicht befürwortet werden kann. Mit den Kosten einer solchen Kanalisirung kann die Stadt noch einen nützlicheren Faktor der öffentlichen Gesundheit in den Kreis ernster Erwägung ziehen, denn wenn Laibach eine Trinkwasserleitung schafft 39 und hiezu ein billiges Abfuhrsystem wählt, thut es für die Gesundheit mehr, als wenn es so viel Geld ausgibt um seinen Fluß constant zu verpesten. Sollten sich jedoch Stimmen für das Berieselungs¬ system aus guten nationalöconomischen Gründen erheben, Gründe, welche eine momentane Mehrauslage für die öffent¬ liche Gesundheit als fruchtbare Geldanlage betrachten, so würde sich die Einführung des im allgemeinen Theil ge¬ schilderten Berieselungsystemes für Laibach unter folgenden Gesichtspunkten durchführen lassen. Nachdem das Flußniveau durch die ganze Stadt der tiefste Punkt ist und sich daher unsere Kanüle durchwegs in ihrem Laufe diesem Punkte d. h. dem Fluße zu nähern, um ihren Inhalt dort zu ergießen, so müßten für beide Stadt- theile an beiden Ufern des Flußes mit dem Flußlaufe paraleli laufende Centralsammelkanüle erbaut werden, in welche sich sämmtliche Seitenkanäle aller Straßen und Gaffen ergößen. Die Abtrittrohre aller Häuser, müßten in die Hauskanäle einmünden, die den Urath dann in den Straßenkanal überführen würden, aus welchem sie dann in den Centralsammelkanal gelangten. Diese zwei para- lellen Centralsammelkanäle müßten sodann vor die Stadt hinaus geleitet werden, etwa für das linke Ufer hinter Selo, für das rechte nach Stefausdorf. Daselbst würden die Sammelkanäle in die Absetzbassins einmünden. An den höchsten Niveaupunkten der Stadt müßte sodann constant Wasser durch die Hauptkanäle und wo möglich auch in die größeren Seitenkanäle eingeleitet werden, welches dieselben daher beständig durchschwemmen würde. Selbstverständlich müßte unser ganzes Kanalnetz ver¬ vollständiget, das bestehende größtenthells umgebaut und für gleichmäßiges Gefälle innerhalb des ganzen Netzes Sorge getragen werden. Ebenso müßte das ganze Netz der Kanäle aus eiförmigen, schliefbaren, gewölbten und gut cementirten Kanülen bestehen. Aus eine Trennung des stößigen vom festen Unrathe könnte verzichtet werden. 40 Das von den Bassins abgeschleußte Kanalwasser könnte zur Berieselung der Felder bei Mariafeld benützt, das überschüßige AZasser in den Fluß geleitet werden und würde man beim Abschleußwerk am Bassin zugleich eine Hebung des Kanalwassers einschalten und eine Grabendurchschneidung der in weitem Kreise umliegenden Felder der Umgebung durchführen, so könnte die Berieselung auf große Flächen, selbst bis zu dem Heideland von Tomaöevo ausgedehnt und dadurch eine außerordentliche Ertragsfähigkeit des dortigen Culturlandes erzielt werden. Die Durchführung dieser Idee erfordert vorherige Bestimmung der Niveanverhältnisse der Stadt einerseits und der Gefüllsverhältnisse zwischen Stadt und Absetzbassins, sowie zwischen Absetzbassins und der Berieselungsfläche, er¬ fordert also vorherige technische Studien einerseits und andererseits vorherige Erhebungen über die Kosten einer solchen Anlage und des voraussichtlichen Erträgnisses einer solchen, also Fragen, die Referent heute nicht be¬ antworten kann, theoretisch genommen jedoch ist dies Be¬ rieselungssystem unbedingt das für unsere Verhältnisse und vom sanitären Standpunkte aus das am mersten zu be¬ fürwortende, vorausgesetzt, daß der Jmprägnirung des Bodens durch den Kanalinhalt durch sorgfältige Ausführung der Kanäle und durch ebenso sorgfältige Instandhaltung derselben voraebeugt wird. Das später vom Referenten in Vorschlag gebrachte Senkgrubensystem steht diesem entschieden nach, erfordert aber so eine geringe Anlagesumme, daß die Stadt nach Jahren bei allfällig besseren Finanzverhältnissen immer noch ohne Schaden in der Lage ist, zur Berieselung zu schreiten. Ueber die Unzulässigkeit des Valmagini'schen Systems haben wir uns schon an anderer Stelle ausgesprochen. So bleibt also für Laibach, da das schwedische System ebenfalls noch nicht den Hochdruck langjähriger und viel¬ seitiger Erfahrung hinter sich hat, nur das Fasset- und das Senkgrubensystem und zwar letzteres mit pneumatischer Räumung. 41 Beide Systeme empfehlen sich durch ihre verhältniß- mäßige Billigkeit, durch die den localen Verhältnissen sich leicht acconirnodirende Durchführbarkeit und durch die Er¬ fahrung, die zu Gunsten beider in den verschiedensten Städten gemacht wurden. Welches von beiden aber sich für Laibach besonders empfehlen würde, das ist die Frage. Wenngleich an anderer Stelle die Vorzüge und Nach¬ theile beider Systeme vom theoretischen Standpunkte schon erörtert wurden, so empfiehlt sich doch, beide Systeme mit Rücksicht auf die localen Verhältnisse im Vergleiche zu ein¬ ander des Näheren zu beleuchten. Als die Stadtcoinmune im Jahre 1865 bereits einmal vor der Eventualität gestanden ist, für Laibach ein ein¬ heitliches Abfuhrsystem festznstellen, fiel die Wahl auf das Fasselsystem und zwar auf die obligatorische Einführung des Fasselsystems. Eine von Haus zu Haus in der Stadt und in den Vorstädten vorgenommene commissionelle Erhebung constatirte, daß das Fasselsystem in allen Häusern ohne Ausnahme aus- und durchführbar sei. Es wurde auch thatsächlich in mehreren Häusern, z. B. landschaftlichen Gebäuden, Civilspital, in allen damals im Bau begriffenen Häusern und in einigen anderen B. Nr. 42 Kapuziner¬ vorstadt, Nr. 215 Herrengafse) Privathäusern eingeführt. Dann aber gerieth die Durchführung des magistrat- licherseits anbefohlenen Systems aus theilweise unbekannten Gründen ins Stocken. Mag auch Mangel an Energie bei der Durchführung von Seite der Behörde den maßge¬ bendsten Grund für diese Stockung darstellen, so ist es doch zweifellos, daß die Schwierigkeit" der Verwerthung des Fasselinhaltes und die Kostspieligkeit der bei der Kleinheit der Fasseln in kurzen Zwischenräumen stets wieder uoth- wendig gewordenen Ausfuhr derselben das Haupthinderniß für die Durchführung bildeten. Zwar haben drei Privat¬ unternehmer damals dem Gemeinderathe Offerte zur Ueber- nahme des Fasfelinhalts übergeben, dieselben aber hinterher wieder zurückgezogen. So hat die Firma Tschinkel die Faffelausfuhr aus dem Civilspitale anfänglich übernommen, später aber wieder zurückgelegt. 42 Es krankte der damalige Beschluß des Gemeinderathes außerdem an der Unterlassung einer Fürsorge einer Ab¬ ladestätte für den Fasselinhalt und daran, wie es scheint, scheiterte die beabsichtigte Durchführung des Fasselsystems. Also Kostspieligkeit der Einführung für den Haus¬ besitzer, Kostspieligkeit der bei dem Fasselsystem nothwendigen öfteren Ausfuhr der Tonnen, Mangel an Absatzquellen für den Tonneninhalt, das sind die großen Uebelstände, die gegen die Einführung des Fasselsystems aus localen Gründen sprechen, hiezu kommt noch die nicht zu erreichende Rein¬ lichkeit bei dem Auswechseln der Tonnen, das Verschütten von Fasselinhalt im Fasselraume, Unachtsamkeit bei der Manipulation hiebei, mangelhaftes oder ganz unterlassenes Reinigen der entleerten Fasseln. Dadurch entwickelt sich in den Fasselräumen ein übler Geruch, der noch schlechter ist, als bei dem Grubensystem, Uebelstände, die ebenso schwer zu beseitigen sind, als sie für die sanitären Rücksichten schädlich wirken, abgesehen von dem widerlichen Anblicke, wenn solche unrein gehaltene Tonnen ani Hellei: Tage durch die Straßen der Stadt geführt werden und abgesehen davon, daß bei allgemeiner Einfuhr des Tonuensystems diese Fässer den ganzen Tag über durch die Straßen der Stadt fahren. Es dürfte sich der Mühe verlohnen, die Verhältnisse der Stadt Graz, die das Tonnensystem schon seit lange ein¬ geführt hat, in dieser Rücksicht näher ins Auge zu fassen. Das Tonnensystem ist in Graz in 3.500 Häuser-Aborten eingerichtet, etwa 5 bis 600 Häuser haben noch Senkgruben; dürfte sich jedoch die Zahl der letzteren auf 5—6S ver¬ ringern. Die Abfuhr des Unrathes aus den Senkgruben erfolgt durch befugte Mehrungsräumer, deren 7—10 be¬ stehen und behördlich überwacht werden, auf Kosten der betheiligten Hauseigenthümer, welche diesfalls meist Akkorde abgeschlossen haben. In sehr großen Häusern belaufen sich diese Kosten bis zu 200 fl. jährlich. Die Kosten der Ausfuhr des Unrathes in den Tonnen belaufen sich auf 8—9 Kreuzer per Eimer für jedesmalige Einführung. Die Gesammtmenqe des in die Tonnen ge¬ langenden Unraths mit Zuschlag allfälliger Spülwässer 43 berechnet sich in Graz erfahrungsgemäß mit jährlich 8—10 Eimer Per Kopf, das ist circa 'jährlich eine Million Eimer. Die Entleerung der Fässer erfolgt theils in die Mur, theils gelangt der Inhalt zu landwirthschaftlichen Zwecken im Wege von Vereinbarungen der Mehrungsräumer mit verschiedenen Grundbesitzern in die Umgebung der Stadt. Der Inhalt der Senkgruben geht meist zu selben Zwecken, da in diesem Falle die Besitzer denselben unmittelbar auf ihren Feldern benützen. Jeder Faßapparat muß mit einem abgesonderten vom Fallrohre abzweigenden Ventilations¬ schlauche ausgestattet sein. Auch ein solcher vermag nach der Aeußerung des dortigen Stadtmagistrates vom 8. Oktober 1875, jedoch seiner Aufgabe ohne constante Aspiration nur ungenügend zu entsprechen, weshalb eine diesbezügliche, allgemein durchführbare Verbesserung des Tonnensystems beabsichtiget wird. Wenn im Nachstehenden das Urtheil des Stadtma¬ gistrates in Graz über die Vor- und Nachtheile des Ton¬ nensystems gegeben wird, so ist hiebei sich klar zu stellen, daß der Stadtmagistrat, der in einer Stadt mit 80.000 Einwohnern ein System im Zwangswege durgeführt hat, eher geneigt sein dürfte, die Vvrtheile zu beleuchten. Der¬ selbe sagt: Es läßt sich nicht verkennen, daß das Tonnen¬ system zwar mit manchen Unzukömmlichkeiten verknüpft, im Verhältniß zu den übrigen Assanirungssystemen und ver¬ möge seiner Ueberwachbarkeit empfehlenswerth ist. Letzterer Umstand tritt namentlich beim Grassiren zymotischer Krank¬ heiten hervor, bei welchen eine verläßliche, d. i. auf ge¬ schlossene Behälter bestimmten Rauminhaltes bemessene Des- infection der Faecalien vorzukehren von Wichtigkeit ist. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir dem mit Hilfe von Eisenvitriol und Carbolsäure diesfalls consequent durch¬ geführten Desinfectionsverfahren es zum Theile zuschreiben, daß ungeachtet der 1866 und 1873 erfolgten Einschleppung der Cholera aus Wien und speziell durch ein cholerainfi- cirtes Regiment aus Slavonien diese Seuche hier nicht um sich griff. 44 Zur Richtigstellung dieses Satzes aus der Aeußerung des Grazer Stadtmagistrates fall schon jetzt erwähnt werden, daß eine consequente Desinfection mit Eisenvitriol und Carbolsäure in Senkgruben ebenso leicht durchgeführt werden kann, wie bei den Fasselu, und daß die Cholera im Jahre 1866 in Graz um sich griff. Zahlreiche Krankheitsherde waren über die ganze Stadt verbreitet, es kamen Häuser vor, wo 10 Erkrankungen (meist Todesfälle) stattfanden, es kann aber trotzdem nicht in Abrede gestellt werden, daß das Sterblichkeitsverhültniß ein ausnehmend günstiges war, da auf 70.000 Einwohner in der ganzen Epidemie nur 60 Todesfälle kamen. Uebrigens starben im Jahre 1866 in Laibach ebenfalls nur gegen 100 auf 25.000 Einwohner an der Cholera, ebenfalls ein günstiges, wenngleich zu Graz ein namhaft ungünstigeres Verhältniß. Der Stadt- magrstrat äußert sich weiters: Jngleichen dürfte die wissenschaftlich festgestellte be- merkenswerthe Reinheit des Grund- resp. Brunnenwassers in Graz mit der durch das Tonnensystem erzweckten Ver¬ meidung der Jnsection des Untergrundes in Zusammenhang zu bringen sein. Nun folgen die Uebelstände des Tonnensystems: t. Die Verunreinigung der Faßapparatkammern durch nachlässige Manipulation beim Wechseln der Fässer, Durch¬ lässigkeit oder zu seltene Wegführnng derselben, in Folge dessen der Boden der Apparatenkammer mit Urin oder Faecalmasse überschwemmt und wenn er nicht mit Cement und Ziegeln ausgemauert ist, auch das Erdreich im- prägnirt wird. 2. Zu flach geneigte oder zu enge Falltrichter, in Folge dessen Verstopfung der Gänze eintritt. Wasserclosets bestehen nur vereinzelt in Hotels oder eleganteren Privathäusern, find auch wegen zu rascher Füllung der Fässer allgemein kaum durchführbar. 3. Unregelmäßigkeiten bei der Fässerabfuhr seitens der Mehrungsräumer, welche die abzuführenden vollen Tonnen zu lange stehen lassen, nicht hermetisch verschließen, 45 so daß sie die Gasse verunreinigen oder ihren Inhalt an ungeeigneten Orten entleeren. 4. Ein allgemein vorkommendes, dem Tonneusystem anhaftendes Gebrechen besteht in dem ungenügenden An¬ schluß der hölzernen beweglichen Stutzen an die Fässer oder Anbringung einer offenen hölzernen Rutsche an Stelle der trichterförmigen Stutzen. Die Folge davon ist, daß einerseits Unrath leicht neben der Faßöffnung hinabgleitet und die Apparatenkammer verunreiniget, anderseits sich ver¬ möge des mangelhaften Abschlusses sich übler Geruch ver¬ breitet. Eine passendere Norm ist auch hier unverläßlich und bereits vorbereitet. 5. In der Jmprügnirung der durchwegs hölzernen Fallrohre mit Unrathflüßigkeit und mangelhaften Ventilation der letzteren, wodurch übler Geruch in den Aborten und Wohnräumen selbst zuweilen erzeugt wird. Wie sich aus dieser Darstellung ergibt, leidet auch in Graz das Tonneusystem an mehreren Mängeln, dieselben sind jedoch beseitigbar durch hinreichende Controls und ver¬ besserte in die neue Bauordnung aufzunehmende Regulativen. Als solche wären: 1. Auspflasterung jeder Apparatenkammer mit Zie¬ geln und Cement. 2. Fässer aus verzinntem Eisenblech und Fallrohren aus Steingutmasse oder Thon. 3. Abgesonderte Veutilationsschläuche mit eonstanter Aspiration. 4. Ein leicht wechselbarer und doch hermetischer An¬ schluß des Fallrohres an die Tonne. 5. Em einheitlicheres System der Fässerverführung ist zunächst namhaft zu machen. Daß die Durchführung solcher Verbesserungen, resp. die Einführung solcher Apparate on äotail, mit großer Mühewaltung verbunden sein dürfte, unterliegt keinen: Zweifel, da die Kosten jedoch den Hauseigenthttmern zur Last fallen und für jeden einzelnen nicht sehr beträchtlich sind, da das System gut durchgeführt und überwacht wir¬ klich eine Garantie gegen die Bodeninfection bietet, was 46 von der Kanalisation nur äußerst selten gesagt werden kann, erscheint der Vortheil desselben als überwiegend. Wenn man aber bedenkt, daß das Tonnensystem in Graz im Jahre 1875 (dem Jahre des zitirten Grazer nia- gistratlichen Berichtes) schon über 10 Jahre bestand nnd solch durchgreifender Reform, wie Ersetzung der Holztvunen durch verzinkte Blechtonnen, der hölzernen Fallrohre durch Steingutmasse oder Thon, wenn man bedenkt, daß nach weiteren 10 Jahren der Stadtmagistrat sich voraussichtlich dahin äußern würde, daß sich die Blechtonnen nicht bewährten, weil der Urin allniälig das Metall zerstörte und die Thon¬ röhren nicht, weil sie beim Froste sprangen, wenn man bedenkt, daß der Trost des dortigen Magistrats, die Kosten träfen ja den Hauseigenthümer, im Munde der wohlha¬ benderen Stadt Graz bester Placirt sein mag, als in un¬ serer weniger wohlhabenden Stadt, wenn man bedenkt, daß selbst der Grazer Magistrat die große Mühe betont, die zur Durchführung dieser Reforinen erforderlich ist, wenn man ferners erwägt, daß nach mehr als lOjährigem Be¬ stände des Systems es den: Magistrate nicht gelang, ein einheitliches System der Fässerabfuhr ins Leben zu rufen, daß man daselbst noch immer nicht zu deinem hermetischen Anschluß des Fallrohres an die Tonne gelangen konnte, so kann man sich der rosigeren Anschauung des Stadt- magjstrates über die überwiegenden Vortheile des Fassel- systems nicht anschließen. Wir gipfeln daher den Sas über den Werth des Fasselsystems dahin: Das Fasselsystem ist bezüglich der Bewahrung des Bodens gegen die Jmpräg- nirung desselben mit Faulstoffen das beste System aller bekannten Systeme, das Fasselsystem ist überhaupt ein gutes System, wenn es so durchgeführt wird, wie es theoretisch angenommen wird, allein da dies erfahrungsgemäß nicht möglich ist, da die Reinlichkeit, die ja die Grundbedingung des Ganzen ist, nie im gewünschten oder doch nothwendigen Maße zu erzielen ist und auch in Laibach nicht zu erzielen sein wird und in jenen Häusern, wo es hier eingeführt ist, auch thatsächlich nicht erzielt wird, da aber bei Unreinlichkeit der Fasselkammern selbst der große Vorzug des Fasiel- 47 systems, nämlich die Bodenconservirung illusorisch und durch Hiegel und Cement auch nicht bewahrt wird, so empfiehlt sich die Einführung des Fasselsystems in größeren Städten überhaupt und insbesonders auch nicht für die Stadt Laibach, wohl aber ist es ein Behelf bei Durchführung eines anderen Systems in allen jenen Fällen, in welchen dieses andere System aus localen Gründen nicht durch¬ führbar ist. Es bleibt also für Laibach nur das Senkgrubensyftem als dasjenige, das sich trotz seiner Mangel als empfehlens- werth darstellt. Hat zwar dieses System den uuläugbaren Nachtheil, daß dre Jmprägnirung des Bodens trotz aller baulichen Vorsichten bei Construction derselben nicht gänzlich hint¬ angehalten werden kann, was übrigens bei nicht minutiöser Reinlichkeit auch dem Fasselsystems zur Last fällt, so hat es doch andere ebenso unläugbare Vortheile vor dem Tonnensystem. Die brößere Fassungsfähigkeit der stabilen Latyinen erfordert eine seltenere Ausfuhr, von einem Vierteljahre bis zu einem halben Jahre, während Fasseln täglich bis längstens wöchentlich ausgesührt werden müssen, also eine Ausfuhrziffer - Differenz von 2—4 zu 50 bis 300. Daß sich aus der Senkgrube Gase entwickeln, ist ein Vorwurf der die transportable Senkgrube, die Tonne, ebenfalls trifft und bei beiden Systemen muß daher auf Ventilationsschläuche mit möglichst konstanter Aspiration und im Falle des Drohens zymotifcher Krankheiten auf Des¬ infektion der Faecalmassen gedacht, werden. Uebrigens ist eine nach außen hermetisch abgeschlossene Senkgrube der Gasentwicklung nicht etwa so unterworfen, wie unsere jetzigen primitiven Senkgruben, die mehr oder weniger offen zu Tage liegen, dem Luft- und Lichtzutritt zugänglich find, unter deren Einwirkung der Fäulnißproceß ungleich rascher und intensiver vor sich geht. Die Räumung der Senkgruben ist bei Einführung eines pneumatischen Räumungssystems absolut geruchlos, kanu bei Hellem Tage und im Sonnenlichte vollzogen werden, 48 belästiget die Bewohner des betreffenden Hauses nicht im geringsten, während das Wechseln der Fasseln stets mit Gasentwickelung verbunden ist. Was die Kvstenfrage anbelangt, so erscheint die erste Anlage einer Senkgrube für den einzelnen Hausbesitzer billiger, als der Umbau der Aborte resp. Construction einer allen Anforderungen entsprechenden mit Cement und hydrau¬ lischem Kalk ausgemauerten und gepflasterten häufig noch mit Aufzugwerk für die Fasseln versehenen Apparatenkammer. Eine gute Senkgrube kann um den Preis von 80 bis 120 fl. hergestellt werden, eine Apparatenkammer kostet entschie¬ den mehr. - Die Ausfuhr der Fasseln, weil oft nvthig, kostet un¬ gleich mehr als die pneumatische Ausfuhr. Und die Kosten der Errichtung einer Abladestätte für den Dünger werden bei dem Fasselsystem auch nicht erspart, ausgenommen, man entleert den Inhalt der Tonnen in den Laibachfluß, was aber sanitär, nationalöconomisch und finanziell unzulässig erscheint. Was aber am meisten gegen das Fasselsystem und am meisten für das Senkgrubensystem spricht, ist wohl der Umstand, daß das Fasselsystem trotz¬ dem es seit so lange schon bekannt ist, sich nicht Bahn brechen konnte, sondern sogar schon eingesührt wieder auf¬ gelassen wurde, während das Senkgrubensystem mit pneu¬ matischer Räumung in allen Städten, wohin wir schauen, eingeführt ist oder wird, so in fast allen Städten Italiens, in Frankreich, in Deutschland und in Oesterreich. In letz¬ terem nennen wir die Städte Brünn, Ollmütz, Hermann¬ stadt, Komorn, Innsbruck, Bozen, Görz u. s. w. Und endlichssei die Frage gestattet, was es beispiels¬ weise Heuer im strengen Winter für eine Bewandtnis; mit den Fasseln gehabt hätte, da deren Inhalt vollständig ge¬ froren wäre und dessen Anschauung nur mit großen Opfern an Zeit und Geld möglich gewesen wäre. Uebrigens haben beide Systeme, doch mehr noch das Senkgrubensystem den Vortheil, daß sie der Einführung eines später etwa erfundenen, etwa noch besseren Systems zur Entfernung der Latrinenstoffe in geringerer Weise, als alle anderen 49 Systeme vorgreifen, sie können eben leicht mit anderen ver¬ tauscht werden, was bei Kanalisation, Berieselung und Liernur nicht der Fall wäre. Der Uebergang zu einem noch bessern Zukunftssystem bleibt offen, wenngleich dieses gehoffte und gefürchtete Zukunftssystem zweifellos noch recht lange warten lassen wird. Nachdem also für Laibach sich das Senkgrubensystem nach dem Gesagten als das mit Vorzug zu empfehlende herausstellt, so handelt es sich um die Bestimmungen über die Anlage der Senkgruben und um die Wahl eines pneumatischen Abfuhrsystemes. Bezüglich der Anlagen der Senkgruben muß vorher constatirt werden, daß die in Paris und anderswo und auch beim System Valmagini angestrebte Trennung des Flüssigen vom festen Auswurfstoffe für uns ganz gegenstands¬ los ist, denn wenngleich der Zusatz des Urins zu den festen Excrementen die Fäulniß begünstiget, so wird bei der Be¬ stimmung des Rauminhaltes der einzelnen Senkgruben ohnedies darauf Bedacht genommen werden müssen, daß die Senkgruben früher entleert werden müssen, ehe der Fäulnißprvzeß zu weit gedeiht und außerdem eignet sich die auch mit Flüssigkeit (Urin und das Wasser allfälliger; Clo¬ sets) gefüllte Grube besser zur Exhaustion, als die nur mit festen Stoffen gefüllte. Ueberdies müßte dann für anderweitige Entfernung des Urins gesorgt werden, was mit großer Schwierigkeit und noch größeren Kosten ver¬ bunden wäre, da die Benützung der Kanüle zu diesem Zwecke priucipiell ausgeschlossen werden muß. Bei der Construction der Senkgruben müssen drei Gesichtspunkte maßgebend sein: 1. Schutz des Bodens gegen Verunreinigung durch den Cloakeninhalt; 2. Schutz des Luftkreises gegen Emanationen von gesundheitsschädlichen Gasen; 3. das richtige Maß der Größe des Raumes der Gruben, um bei zu großer Kleinheit durch zu oftmals wiederkehrende Leerung die Regiekosten nicht zu sehr zu 4 50 vertheuern und andererseits bei zu großem Rauminhalte das Weiterschreiten desGährungprozesses nicht zu begünstigen. Die Senkgrube muß daher mit Beton und hydrau¬ lischem Kalk ausgemauert sein und es ist Wünschenswerth, jedoch nicht unbedingt nothwendig, daß ihr Umfang mit einem Lehmschlag (plastische Thonschichte) ausgekleidet wird. Sie muß ferner nach oben ebenfalls luftdicht abge¬ schlossen sein, was durch Einwölbung derselben am sichersten und ob der Dauerhaftigkeit dieser Constructivn auch am billigsten kommt. Ins Dachgewölbe müssen zwei Oeffnungen angebracht sein, eine für me Aufnahme des Saugrohres des Exhaustionsapparates und ein größeres (ein soge¬ nanntes Mannsloch) zum Einsteigen eines Arbeiters bei allfälligen Reparaturen. Beide Oeffnungen müssen für ge¬ wöhnlich durch genau eingefügte Steinplatten geschlossen gehalten werden. Die Senkgruben sollen wo möglich nicht innerhalb, sondern außerhalb des Hauses angebracht werden. Ihr Boden muß entweder nach dem einen Ende zu abschüssig sein, damit beim Auspumpen der Grube der ganze Inhalt an die Reihe komme, oder der Boden muß muldenförmig sein und in diesem Falle das Saugloch in der Mitte der Grubenwölbung angebracht sein. Das Maximum des Inhaltes der Grube darf 4 Qua¬ dratmeter nicht übersteigen. Da sich, besonders bei länger andauernder Ansamm¬ lung von Faecalien auch in solcher Gestalt construirten Gruben im Wege des beginnenden Fünlnißprozesses Amoniak, Schwefel¬ wasserstoff und andere gesundheitsschädliche Gase entwickeln, so muß für einen freien Abzug derselben durch Anbringung eines Ventilationsrohres gesorgt werden. Dieses Rohr muß durch alle Stockwerke bis über das Dach hinaus geführt werden und wird am besten zwischen den Küchenrauchfängen angebracht, so daß es auch im Sommer eine wärmere Temperatur als die äußere, somit jederzeit eine Zugkraft nach oben besitzt. Wichtig ist, dasselbe mit einem guten Hute zu bedecken, der die Sonnenstrahlen abhält und die 51 abwärtsgehenden Winde in aufwärtsgehende Winde mittelst schiefen Ebenen verwandelt. Bei so construirter Senkgrube und derartig ange¬ brachtem Ventilntionsrvhre, wenn der Sitzspiegel im Aborte noch durch ein Wasser- oder Erdkloset geschlossen gehalten wird, wird der Geruch im Aborte und Hause ein auf das Minimum reduzirter sein. Da aber eine strikte Durchführung der Senkgruben in allen Häusern Laibach's aus localen Gründen unthunlich erscheint, indem es Häuser gibt, in welchen absolut keine Senkgrube angebracht werden kann, so muß sür solche Fälle ein anderes Auskunftsmittel geschaffen werden. Und dieses bietet das Fasselsystem. Das Weitere nun ist die Wahl des Abfuhrsystems. Nach alle dem Gesagten ist es zweifellos, daß nur an die Wahl eines pneumatischen Systems gedacht werden kann. Es muß also eine Luftpumpe angeschafft werden und im Verhältnisse zum Bedarfs, die nöthigen Ausfuhrwägen. Auch hiezu stehen ein ganze Reihe von Systemen und Fabrikanten zur Auswahl. Die Luftpumpe muß entweder stabil sein, das heißt, sie wird an der Düngerabladestätte ausgestellt und die Wägen, die Excremente dort entleert haben, fahren an die Pumpe heran und werden daselbst aufs neue luftleer ge¬ macht, um neuerdings wieder zu den Senkgruben zur Leerung derselben, abzufahren, oder die Luftpumpe ist mobil, das heißt, sie fährt mit den Wägen zu den Senkruben und während der eine Wagen gefüllt nach der Abladestätte fährt, geht sie init den andern Wagen von Grube zu Grube. Die Luftpumpe selbst kann, wenn sie stabil ist, mit Wasserkraft oder nut Dampf, und wenn sie mobil ist, mit Meuschenkraft oder Dampf bewegt werden. Nachdem die eingangserwähnte aerostatische Methode, luftleere Kessel zu erzeugen, hier der Gefällsverhältnisse wegen nicht durchgeführt werden kann und eine Bewegung durch ein Wasserrad bei den Flußgefällsverhältnissen in Laibach seine großen Schwierigkeiten hat, so bleibt für uns nur ein Dampf- locostativ oder eine Dampflocomobile oder die Handpumpe. 52 Wenn wir die Erfahrungen in Innsbruck uns zu Nutze machen wollen, so müssen wir uns für eine mobile Luftpumpe entscheiden. Denn Innsbruck, das im Jahre 1873 eine stabile Luftpumpe einrichtete und selbe, die günstigen Gesällsverhältnisse des reißenden Sillflußes be¬ nützend mit Wasserkraft bewegte, ist davon abgekommen und hat eine Dampfloeomobile angeschafft. Nachdem der Zweck übrigens durch alle geschilderten Apparate und Maschinen erreicht wird, so ist die Entscheidung dieser Wahl eine finanzielle Frage und diese soll daher im Nachstehenden erörtert werden. Der pneumatische Saugapparat besteht ans einem metallenen, gewöhnlich aus starkem Eisenblech hergestellten, auf einem vierrädrigen Wagen ruhenden luftleeren Fasse, Kessel, und ist selbstwirkend. Ein derartiger Faecalienwagen (Faecalien - Tender) 5 Schuh lang, im Durchmesser 3 Schuh und von circa 17—18 Eimer Fassungsraum, kostet bei Salomon Huber in Karolinenthal bei Prag loco Fabrik 500 sl. In Italien sind ausschließlich Fässer auf zweirädrigem Wagengestelle gebräuchlich und kosten dieselben bei Antoniu Feßler in Udine loco Fabrik 2'13 M. lang, 0'93 M. Durchmesser sammt dem zweirädrigen Wagengestell 1150 Francs italie¬ nisches Papiergeld. Ein Vacuumblechfaß auf zweirädrigem Karren mit 1350 L. Inhalt kostet bei Pfau in Mailand inö. W. . 340 st. hiezu kommennoch Gummischlauche 1'50 M. lang . 32 „ Zinkrohr 2'25 lang (9 Ctm. inwendig) ... 15 „ Gußbogenwinkel. 6 „ Zahlungsbedingnisse: Ein Drittel bei Bestellung und den Rest bei der Probe in Mailand oder bei der Anzeige, daß die Waare zum Versandt bereit ist. Bei Friedrich Waniek in Brünn kostet ein vierrädriger Faecalwagen mit einem Kessel von circa 44 Kubikfuß Inhalt mit completer Armatur ........ 900 st. Ein vierzölliger Saugdungschlauch sammt Bajonett¬ holländer, 9 Fuß mng.80 „ Ein zweizölliger Lustichlauch sammt Bajonetthol¬ länder, 9 Fuß lang . 40 „ 53 Ein vierzölliges schmiedeisernes, genietetes und gelöthetes Saugrohr sammt Bajonetthol¬ länder, 30 Zoll lang.25 fl. Die Preise sind loco Bahnhof Brünn. -> '/g baar bei Bestellung. Zahlungsbedmgmsse: Ablieferung. Rest zum Fakturabeträge in drei monatlichem Accept vom Tage der Ablieferung oder bei Ablieferung gegen 2 °/„ Cassa-Sconto vom Reste. Bei Klotz in Stuttgart kostet eine eiserne Tonne für 2000 Liter Inhalt mit sämmtlichen Armaturtheilen, als ein Niveauzeiger, ein Schieberhahn, ein Sicherheitsropf 380 M. Tonnen mit weniger Inhalt kommen verhältniß- mäßig billiger bis herab zu. 300 „ Hiezu ein vierrädriger Faßwagen mit Bremse und Kutschersitz und Oelfarbenanstrich . 360 „ Derselbe ohne Bremse. 330 „ Die Schläuche und Röhren kosten von 50 bis 90 fl. Bei Schneitler in Berlin kostet die Garnitur zu einem Abfuhrfaß, jdann mit Entlüftungsvorrichtung, Jnhaltsan- zeiger, ein großer 3 '/2 Zoll weiter Ein- und Ansflußhahn von Messing.165 M. - Pf. 3 Mutterverschraubungen ..... 66 „ — „ 2 Kniestücke von Messing dazu ... 18 „ — „ IPaar Schlauchverbindungen von Messing 36 „ — ,, 1 Abfuhrfaß von 1 Zoll starkem Holz, 56 Kubikfuß Inhalt, luftdicht, nut eisernen Bändern . . . .... . 144 „ — „ 1 Wagen zudem Faß- nebst Lagerungs¬ hölzern, Befestigung, Kutschersitz . 450 ., — „ Gummi-Spiralschlauch von 3 sig Zoll per Fuß . 7 „ 50 „ Gummi-Spiralschlauch von einem Zoll per Fuß . . 2 „ — „ Knaust in Wien gibt die Kosten eines ganzen La¬ trinenreinigungs-Apparates in seinem Preiscourant nicht detaillirt an, sondern bestimmt für einen solchen, bestehend 54 1. aus einer doppelwirkenden Pumpe mit Schieber¬ ventil auf vierrädrigem Wagen; 2. aus zwei Gummi - Spiralschläuchen 76 Nm. Lichte, 3'66 M. lang mit eingebundenen Schlaucbkupplungstheilen; (bei Mehrbedarf an Schläuchen kostet ein so eben beschriebener 51 fl. 30 kr.) 3. aus zwei Saugköpfen mit Schutzspangen für 76 Nm. Spiralschläuche; 4. aus einem Gummi-Spiralschlauch von 38 Nm. lichter Durchmesser und 3'66 M. Länge mit eingebundenen SchlauchkuPPelungstheilen; 5. ans einem Ofen sammt Rauchrohr zum Ver¬ brennen der aus dem Faße entweichenden Gase; 6. aus zwei vierrädrigen Wagen mit eisernem Fasse von circa 1200 Litern Inhalt, aufFedern mit Faßgarnitur, d. h: 1 Luftventil mit Abzweigrohr, 1 Druckkniestutzen mit Verschlußkappe, 1 Entleerungskniestutzen mit Wechsel und Verschlu߬ kappe, 2 Schaugläsern in Messina gefaßt, den Preis per 2210 fl. ö. W. B. V. An diesen Preis ist jedoch die Bedingung geknüpft, daß mindestens vier Stück bestellt werden, da bei Einzeln¬ lieferung sich der Preis entsprechend höher stellen würde. Zur bessern Beurtheilung des Kostenbedarfes muß hier ausgesprochen werden, daß der Bedarf an Schläuchen selbstverständlich von Localverhältnisfen abhängig ist. Als die zweckmäßigste Länge der Zuführungsschläuche hat sich die von 12 Fuß erfahrungsmäßig herausgeftellt, sie werden dann für jeden einzelnen Fall in der benöthigten Länge durch die Schlauchverbindungen luftdicht Zusammen¬ gesetzt. Doch dürfte in keinem Falle die Länge der Schläuche 100 Fuß erreichen und ist übrigens abhängig von der Anzahl der Latrinenwägen, die zur Circulation in der Stadt bestimmt sind. Die Kosten der Luftpumpe stellen sich folgend heraus: Die stabile Luftpumpe, die sich dann empfiehlt, wenn eine größere Menge von Faecalien-Wägen in Dhätigkeit 55 erhalten werden muß, und welche am Entleerungsorte der Faecalien aufzustellen ist, kann für Laibach füglich entfallen, da bei uns nie eine große Menge Faecalieuwägen circuliren wird, daher sich für uns nur die fahrbare Hand- oder Dampfpumpe empfiehlt, daher auch nur die Kosten solcher Pumpen in Betracht kommen sollen. Eine stabile Luft¬ pumpe ohne Kessel kostet loco Udine 450 Francs und mit Dampfkessel (3 Pferdekräfte) 4500 Francs. Eine mobile oder fahrbare Handluftpumpe auf zwei¬ rädrigem Wageugestelle kostet (8 '/2 " Stiefel 6 " Heb.) loco Prag Fabrik 6M fl., in Italien loco Udine 1200 Francs. Eine Haudluftpumpe auf vierrädrigem Wagen kostet bei Klotz in Stuttgart l lOO bis 1300 Mark je nach Größe und Ausstattung. Zweirädrige kosten von 325 bis 950 Mark. Eine zweistieflige Handluftpumpe auf zweirädrigem Karren montirt sammt Vacuummesser und Gasverbrennungs- vfen kostet bei Waniek in Brünn 650 fl. Eine Luftpumpe in Metallguß mit doppelwirkendem Cy- linder von 5 Zoll Durchmesser nebst Kessel von circa 23 Kubik¬ fuß Inhalt, auf vierrädrigem Wagen mit zwei Schwungrädern, Ofen, Garnitur re. kostet bei Schneittler in Berlin 2400 Mark. Bei Knaust in Wien stellen sich die Kosten, wie folgt: Doppeltwirkende Luftpumpe auf zweirädrigem Karren sammt Gasverbrennungsofen 225 fl. Es stellen sich daher die Anschaffnngskosten der Luft¬ pumpen und Faecalwügen inclusive der completen Garnitur nach den einzelnen Fabriken folgendermassen: I. Fabrik Klotz in Stuttgart. Große Handluftpumpe 1300 M. — fl. 650.— Ö.W. Gold eiserne Tonne für Fürtrag . 2271M. — fl. 1135.50 Ö.W. Gold 56 Uebertrag . 2271 M. — fl. 1135.50 Ö.W. Gold zwei Kniestücke von Messing .... 18 „ — „ 9.— „ „ „ ein paar Schlauchver¬ bindungen von Mes¬ sing . 36 „ — „ 18 — „ „ „ Gummi - Spiral¬ schläuche von 3 '/2" per Fuß fl. 7.50, 50 Fuß Länge an¬ genommen als Be¬ darf . 405 „ — „ 202.50 „ „ „ Gummi - Spiral¬ schläuche von 1" Per- Fuß 2 M., 50 Fuß als Bedarf ange¬ nommen .... 109 „ 50.— „ „ „ Summe . 2830 M. — fl. 1415.00 Ö-W. Gold. II. Fabrik Waniek in Brünn. 1. Zwei vierrädrige Faecalwägen u 900 fl. . 1809 fl. 2. Eine zweistieflige Handluftpumpe zwei¬ rädrig . ...... 650 „ 3. Ein 4" Saugdungschlauch, 9 Fuß lang . 80 „ 4. Ein 2" Luftschlauch, 9 Fuß lang ... 40 „ 5. Ein 4" schmiedeisernes Saugrohr, 30" lang . 25 „ Summe . 2595 fl. III. Fabrik Schneittler in Berlin. 57 Uebertrag . 2829 M. — fl. 1414.50 Ö.W. Gvld 7. Wagen hiezu . . 450 „ — „ 225.— „ „ „ 8. Gummi - Spiral¬ schlauch per Fuß fl. 7.50, 50 Fuß angenommen . 405 „ — „ 202.50 „ „ „ 9. Gummi - Spiral¬ schlauch Per Fuß 2 M., 50 Fuß angenommen . 100 „ — „ 50. — „ „ „ Summe . 3784 M.— fl. 1892.00 Ö.W. Gold. IV. Fabrik Beter Pfau in Mailand. 1. Zweirädriger Karren mit Vacuumblechfaß von 1350 L. Inhalt ....... 340 fl. 2. Luftpumpe mit Vacuum-Meter ..... 270 „ 3. Gummischläuche 1:50 M. lang 32 fl., 10 M. als Bedarf angenommen . 320 „ 4. Zinkrohr 2'25 M. lang.15 „ 5. Gußbogenwinkel. 6 „ Summe . 951 fl. V. Fabrik Salomon Huber, Karolinenthal bei Prag. 1. Ein Faecalientender.500 fl. 2. Eine zweirädrige Lnftpumpenmaschine . . 450 „ 3. Steigrohr mit Messingbüchse 2^ Klafter lan g 35 „ Summe . 985 fl. VI. Fabrik Knaust in Wien. 1. Combimftion eines vierrädrigen Faecal- abftchrwagens mit eisernem Vaduum- faße von 1000 L. Inhalt zum Luft¬ leermachen, entsprechende Faßgar¬ nitur mit zweirädriger Evacuirungs- Luftpumpe, Luftsaugschlauch und Gasverbrennungsofen. 969 fl. 44 kr. 2. Combiuation eines vierrädrigen ein¬ fachen, nicht dnrchlenkbaren Faecalien- abfuhrwagens mit eisernen: Vacuum- faße von '1000 L. Inhalt und ent- 58 sprechender Faßgarnitur, wie vor¬ stehend . 929 fl. 44 kr. 3. Combination, vierrädriger Abfuhrwagen 1300 L. u. s. w.1019 „ 44 „ 4. Combination, vierrädriger kleiner Ab¬ fuhrwagen für Handzug 400 L. In¬ halt u.'s. w 724 „ 44 „ Bei diesen Preisen sind je vier Meter Spiralschläuche inbegriffen. Es variiren also die Preise der vollständigen Latri¬ nenreinigungsapparate, zu je einem Abfuhrwagen ange¬ nommen (nnr bei Waniek in Brünn sind zwei solche Wagen inbegriffen), von 900 bis 2010 fl. und würden sich in dieser Richtung wohl am besten die Knaust'schen Apparate empfehlen, obgleich sich die Görzer Gesellschaft gegen die Knaust'schen Apparate ausspricht. Mit dieser Darstellung ist jedoch die Frage der fahr¬ baren Dampfpumpe noch nicht erschöpft. Die Erfahrungen, die Innsbruck gemacht, richten die Aufmerksamkeit ganz bedeutend auf die Anschaffung einer fahrbaren Dampf¬ luftpumpe, die sich schon um der geringeren Arbeitskraft empfehlen dürfte. Innsbruck hat seme stabile Wasserkraft- luftpumpe (System Pfau in Mailand) aufgelassen und von der Firma Bausch in Canstatt eine Dampfluftpumpe mit stehendem Quersiederohrkessel, liegendem Dampfcylinder von 100 Am. Bohrung und 200 Nm. Hub, liegendem Luft- pumpencylinder von 135 Nm. Bohrung und 200 Nm. Hub, mit Manometer und Vacuummeter, großem Syphon, elastisch ruhend, fahrbar auf Wagen, im Gewichte von 24—25 Zentnern, mit einer Spannung von 6 Atmosphären, mit zwei Pferdekrüften und mit der Leistungsfähigkeit der Füllung eines Vacuumkesfels mit wenigstens 1200 Litern Inhalt innerhalb dreier Minuten und zwar garantirten Erfolges um den Preis von 3.500 Mark (1750 fl. Ö. W. Gold) angekauft. Außerdem hat die Gemeinde in Innsbruck noch fol¬ gende Apparate und ÄPParatenbestandtheile aus derselben Fabrik bezogen, und zwar: 5d 1. Einen Luftschlanch mit zwei Kupplungen ü 65 M. 2. vier eiserne Fässer, jedes wenigstens 1200 L. haltend, komplet montirt, mit Syphon-Ni- veauanzeiger und Schieberhahn ü . . . 1280 „ 3. ein vierrädriger Faßwagen von 1100 Nm. Spurweite .......... 1320 „ 4. sechs Stück glatte Gummischläuche 110 Nm. lichte Weite und 10 Nm. Wandstärke, 4M. Länge per Stück, mit eingelassenen Messing¬ spiralen und von Außen zum Schutze mit eisernen Ringen belegt ...... 1050 „ 5. sechs Stück eiserne Röhren von 110 Nm. lichter Weite und per Stück 4 M. Länge, sohin 24 M. lang.144 „ 6. 12 eiserne Kupplungen dazu ..... 252 „ 7. einen Observateur 110 Nm. Weite, von Glas 35 „ 8. zur Umänderung der in Innsbruck befindlichen eisernen Fässer, vier evmplete Garnituren und zwar jede mit Schieberhahn, Syphon und Niveauanzeiger.. . 480 „ Zusammen . 4626 M. hiezu die Dampfmaschine. . 3500 Summe . 8126 M. oder 4063 sl. O. W. in Gold. Inclusive aller Spesen, Reise des Monteurs nach Innsbruck, Reisespesen eines Gemeinderathes nach München, Fracht, Zoll und verschiedene andere Auslagen kostete die ganze Einrichtung die Stadt Innsbruck 5423 fl. 85 kr. Damit sind allerdings die Anschaffungokosten noch nicht abgeschlossen, denn damit ist ja nur für die Abfuhr gesorgt, nicht aber auch für die Ablagerung des Ausge¬ führten außerhalb der Stadt. Für die Anlage eines Dün¬ gerdepots empfehlen sich für unsere Verhältnisse am besten die Erfahrungen und Einrichtungen, wie sie von Seite der privilegirten Improsa llslla vuotamouo äöi posm ueri in Gvrz gemacht wurden und die mir durch die gütige Vermittlung des Herrn Doberlet zur Verfügung gesteÜf wurden, 60 Dieses Depot soll folgende Einrichtungen haben: Es muß erstens außerhalb der Stadt angelegt werden, entfernt von menschlichen Wohnungen, etwa eine halbe Weg¬ stunde außerhalb der Stadt, z. B. in der Nähe der Pulver- thürme seitlich der Wienerstraße auf einem diesfalls erst als geeignet zu untersuchenden und zu bestimmenden Terrain. Fürs zweite muß in dem Depot Raum geschaffen werden vorläufig für 1200 Kubikmeter Faecalien - Fassungsraum, doch muß die Anlage derart construirt werden, daß im Falle des Mehrbedarfes der Fassungsraum jederzeit ver¬ größert werden kann. Fürs dritte müssen die Bassins derartig erhöht an¬ gelegt werden, daß zu einem Mittelbassin ein Gefall her¬ gestellt werden kann, welches Mittelbassin mittelst einer kreisrunden gemauerten Tonne (zum Messen der Flüssigkeit bestimmt) die Abgabe der Faecalien an die tiefer stehenden und darunter vorfahrenden Fässer der Düngerconsumenten (Bauern) vermittelt. Die Bassins werden durch die hinaus fahrenden La¬ trinenwägen mittelst Gummischläuchen gefüllt. Es würde sich daher zur Anlage der Bassins eine mäßige Erderhebung empfehlen und müßte in diesem Falle eine Auffahrtsstraße zu den Bassins angelegt werden, wo die localen Verhältnisse dieses nicht zulassen, muß eine Zu¬ fahrt zu dein Mittelbassin durch einen langausgehenden Erdeinschnitt ersetzt werden und die aus diesem Anlasse ausge¬ hobene Erde zur Erhöhung des Bassinbodens benützt werden. Viertens muß beim Depot eine Wohnung für den Aufseher, eine Remise für die Latrinenwägen und die Pumpe und eventuell ein Stall etwa für vier Pferde errichtet werden. Die Kosten für ein solches Depot dürften sich etwa folgend stellen: 1. Ankauf des Baugrundes sammt Anlage der Zufuhrstraße circa ...... 1300 st. 2. Herstellung von vier Reihen gemauerter Bassins und zwar in Cementwandung und Betonsohle für 1200 Kubikmeter . . . 8400 „ Fürtrag . 9700 sl. 61 Uebertrag . 9700 fl. 3. Wohngebäude für den Aufseher und Remise 2090 „ 4. Eventuell ein Stall für vier Pferde . . 500 „ 5. Andere kleine Bauobjekte, Brust- und Um¬ zäunungsmauer, Regulirung und Be- pfl nulng des B fsin'll ee-'s .... 300 „ 6. Die K ,,ten der Erdbe.oegr.ig zur Herstellung des Einschnittes für Sie Abfuhr und der Aufschüttung der Zufahrtsstraße . . . 1090 „ 7. Anlage eines Ärunnens zur nvthigeu Wasser¬ beschaffung ........ 1509 „ 8. Hiezu die Anschaffung der Dampfmaschine und der vier LatrinenwägenfammtFässern, samnit dem nöthigen Zugehör . . 5000 „ Summe . 20.000 fl. Als Maßstab dieser Berechnung sind die Arbeitspreise von Görz angenommen, daher sich die Kosten bei den hie¬ sigen Preisen eher niedriger gestalten dürften. Zu diesen ersten Anlage-Auslagen gesellt sich noch die Regie; um einen Maßstab für die Beurtheilung der Regie zu gewinnen, ist vorerst zu erheben, das Mehrungs¬ quantum, das zur Ausfuhr gelangen soll, sowie die Kosten dieser Ausfuhr. Man nimmt allgemein als Mehrungsquantum eines Menschen per Kopf und Tag 2 Maß, die LNaß — 1'4 Liter, das gibt für 10,009 Einwohner 20.009 Maß oder 28.000 Liter, oder 280 Hektoliter. Die Bevölkerung von Laibach-jedoch zu 25.000 Ein¬ wohnern angenommen, ergäbe dies also Per Tag ein Meh- rnngsquantum von 707'3625 Hektoliter und per Jahr 258187-3125 Hektoliter. Die Fässer der Latrinenwägen halten 1200 Liter, Ich nehme jedoch nur rund 1000 Liter an, welche per Fuhr vor die Stadt transportirt werden, da die Vacumn- siisser sich nie ganz füllen, es bedarf daher obiges Mehrungs- qnaullnn, um vor die Stadt geschaffen zu werden 70'7 Fuhren per Tag und 25,818'73125 Fuhren per Jahr. 62 Ob nun die Stadt den Transport in eigener Regie führt oder ob sie die Ausfuhr in Pacht gibt, kann man auf Grundlage mehrfacher Erhebungen bei solchen Fuhr¬ unternehmern und in: Vergleiche mit den ähnlichen Ver¬ hältnissen in Görz, die Kosten einer Fuhre, allerdings die Mauthbefreiung solcher Fuhren angenommen, auf 50 kr. annehmen. Die Kosten des Transportes, also des oben angeführten Mehrungsquantums von 258,187'3125 Hektolitern betragen daher 12.909 fl. 36 7„ kr. Diese Summe ist selbstverständlich nur das Resultat einer akademischen Studie, denn das gesammte Quantum der Mehrung wird ja nie zur Ausfuhr gelangen, denn erstens werden sich ja nicht alle Hausbesitzer der pneuma¬ tischen Leerung bedienen, Hausbesitzer, die selbst Oeconomie treiben, führen die Mehrung des eigenen Hauses selbst weg und besonders Anfangs wird man der Neuerung, wie jeder anderen, Mißtrauen entgegenbringen. Man wird also der Wahrheit sich um ein beträchtliches nähern, wenn man annimmt, daß nur die Mehrung eines Fünftels aller Häuser (also 200 Häuser von den 1000 Häusern der Stadt) zur Ausfuhr durch die städtische Unter¬ nehmung gelangt. Es kommen also in diesem Falle nur 51.637'4625 Hektoliter zur Ausfuhr, die Fahrt zu 50 kr. ergibt also 51637'4625 Fuhren oder 2581 fl. 87 '/g kr. Wem jedoch auch der fünfte Theil als zu groß an¬ genommen erscheint, für den ist auch der Fall in Berechnung gezogen, daß nur V.» der Gesammtmehrung zur Ausfuhr gelangt und ergibt dies 2581'87 Fuhren ä 50 kr. oder 1290 fl. 93 '/z kr. Ich nehme jedoch als die Basis der Regieberechnung vorläufig uur an, daß der Gesammtmehrung zur Aus¬ fuhr gelangt, eine Summe, die doch gewiß ohne jede Art von Optimismus angenommen werden kann. Zu diesen Fuhrauslagen kommen noch folgende Aus¬ lagen hinzu. 63 1. Ein Aufseher am Depöt mit der Wohnung daselbst 30 fl. monatlich 360 fl, — kr. 2. 3 Taglöhner u 80 kr. per Tag (300 Arbeitstage angenommen) . 720 „ — „ 3. Ein Monteur für die Luftdampf¬ maschine . 480 „ — „ 4. Heizungsmaterial für die Dampf¬ maschine monatlich 30 fl. . . 300 „ — „ 5. Reparaturen ....... 400 „ — „ 6. Verzinsung des Anlagekapitals per 20.000 fl. u 5 °/°. 1000 „ - 7.2"/„Amortisirung des Anlagekapitals 400 „ — „ 8. Hiezu die oben angeführten Aus- fuhrkoften per .... . . 1290 „ 93'/, „ Summe . 4950 fl. 93-/, kr. Diesen Jahres - Auslagen Per 4950 fl. 93kr. stehen die Einnahmen folgendermaßen entgegen. Um eine Basis für die Einnahmen zu gewinnen, muß vvrangeschickt werden, daß angenommen wird, daß loco Depöt der Hektoliter (also nahezu ein Eimer, ein Eimer — 0'56589 Hektoliter) mit 20 kr. verkauft wird. Diese An¬ nahme erscheint gerechtfertiget durch den Vergleich des Preises in anderen Städten und durch den Vergleich des noch hier gütigen Preises. In Görz wird der Hektoliter mit 20 kr., in Innsbruck der Kubikfuß mit 7 kr. (der Kubikfuß mit 31 667 gerechnet ergibt 22 kr.) gezahlt und die Bauern der Umgebung zahlen den Städtern für die Überlassung ihres Senkgruben-Jnhaltes hier oft höhere Preise. Nachdem das Gesammt - Quantum der Mehrung 258187'3125 Hektoliter beträgt, so ergibt dies abermals akademisch gesprochen, den Hektoliter mit 20 kr. angenommen eine Jahreseinnahme von 51637 fl. 46 kr. Gelangt aber nur das Fünftel zur Ausfuhr, das ist 51637'4625 Hektoliter, so beträgt, den Verkauf des ganzen Quantums vorausgesetzt, die Einnahme 10.327 fl. 49 kr. Wird jedoch nur ein Zehntel der Mehrung aus¬ geführt und kommt dieses ausgeführte Quantum von 64 25818'73125 Hektoliter auch tatsächlich zum Verkaufe, so ergibt dies eine Einnahme von 5163 fl. 74'/^ kr. Es stellt sich daher, die allerungünstigsten Verhältnisse als Basis angenommen, eine Ausgabe von 4950 fl. 93 '/z kr. gegenüber eine Einnahme von 5163 „ 74'/^ „ daher ein Plus von 212 fl. 81 kr. cher Jahr zu Gunsten der Unternehmung. Die Entscheidung liegt in der thatsächlicheu Effektuirung des Düngerverkaufes und würde bei Ausfuhr und Verkauf eines Fünftels der Mehrung sich das Verhältnis der Ausgabe von 6241 st. 87 kr. gegenüber einer Einnahme von 10.327 fl. so stellen, daß das Reinerträgniß bereits, da die Fuhrkosten sich in diesem Falle auf 2581 fl. 87>/ß steigern, 4086 fl. betragen würde. Wenn man bedenkt, daß man ja anfangs nicht alle Latrinenwägen anschaffen muß, und daß die Taglöhner und die Maschine nicht immer beschäftiget sein werden, so wird sich das Erträgniß der Unternehmung noch steigern. Es ist schwer zu bestimmen, wie viel Hektoliter Mehrung thatsächlich zum Verkaufe gelangen werden, da unseren Landleuten der Umgebung das Verständnis; für den Werth des Dungstoffes noch größtentheils mangelt. Wenn man aber bedenkt, daß der Bauer nunmehr den Dünger im Depot bei Tage holen kann, während er ihn jetzt nur zur Nacht holen darf und auch dem Bauer Nachtarbeit theuerer kommt, als Tagarbeit, wenn man be¬ denkt, daß er um 2 fl. 10 Hektoliter Dünger haben kann, ihn also sehr billig beziehen kann, wenn man bedenkt, daß so viele Gründe der Umgebung in der rationellen Bewirth- schaftung der Firma Tschinkel stehen, welche jährlich allein um 1090 fl. benöthigen würde, daß die.Krautcultur bei uns bereits eine so große Rolle spielt und gerade Kraut be¬ sonders fleißige Düngung erfordert, wenn man bedenkt, daß das Beispiel ausgiebiger Ernten jener Bauern, welche Dünger aus dem Depot holen, ermunternd auf jene wirken wird, welche dies versäumen, so ist nicht zu zweifeln, daß 65 das Unternehmen in einiger Zeit ein stabiles sein und ein nicht unbedeutendes Erträgniß abwerfen wird. Und so ist es auch allenthalben, wo das System zur Ausführung kam. In Görz war das Unternehmen die ersten zwei Jahre passiv, das 3. Jahr ergab dasselbe 5 das 4. Jahr ein noch höheres Procent. In Udine hat die Gemeinde ein Erträgniß von 80' in Metz gar von 15 °/g. Bezüglich Görz fällt aber noch zu Ungunsten der dortigen Unternehmung der Umstand in Betracht, daß sich daselbst zwei Gesellschaften Concurrenz machen, und daß dieselbe den Hausbesitzern per Faß 50 kr. zahlen muß und trotzdem schon ein 5 o/„ Reinerträgniß auswelst. Referent will jedoch zugeben, daß es bei der Indolenz unserer Bauern immerhin möglich ist, daß die Annahme des Verkaufes von 25.818 Hektolitern zu sanguinisch ist, obwohl man denken sollte, daß dieses gewiß nicht bedeutende Quantum denu doch zum Verkaufe gelangen sollte und dies umsomehr, wenn man bedenkt, daß der Landwirth zur rationellen Bewirthschaftung seines Bodens 3 bis 4M Zentner Düngers für ein Joch bedarf. Uebrigens gesetzt auch, der Calcul wäre zu sanguinisch angenommen z. B., daß nur die Hälfte der als zum Ver¬ kaufe angenommenen Menge also nur '/2» des Gesammt- mehrungsquantums, das ist 12.904 Hektoliter, thatsüchlich zum Verkaufe gelangte, so betrage die Einnahme nur mehr 3080 st. 80 kr., dagegen auch die Ausgabe um 645 fl. weniger, es stünde dann die Ausgabe von 3305 fl. gegenüber einer Einnahme v on 3080 „ was einem Deficit von 225 fl. per Jahr- gleich käme. Ein des Gesammtmehrungsquantums der Stadt kommt aber denn doch zweiffellos zum Verkaufe. Uebrigens würde Referent selbst bei einem größern Deficit in den ersten Jahren noch für die Jnstallirung dieser Unternehmung plaidiren, da eine Commune, die so und so viel Tausende von Gulden für die Beleuchtung, für die 66 Schneeschaufelung, Straßenbespritzung und für die persönliche Sicherheit alljährlich ausgibt, gewiß eine nützliche Ausgabe macht, wenn fre für die Affanirung der Stadt, sagen wir selbst 1000 fl. und darüber ausgibt. Eine weitere Frage ist die Art der Einführung des vorgeschlagenen Mehrungsausfuhrmodus. Dieser Modus bezieht sich auf die Art der Einführung der Ausfuhr einerseits und auf die Art der Einführung der Ansammlung der Mehrungsstoffe. In ersterer Hinsicht empfiehlt sich der sofortige Beginn des Baues des Depots, Bestellung der Dampfmaschine (Luftpumpe), sowie vorläufig zweier Latrinenwägen und gleichzeitiger Jnausfichtnahme der Bestellung vorläufig von noch zwei weiteren Latrinenwägen sammt Fässern und möglichst baldiger Betrieb der Unternehmung, welche jeden¬ falls durch die Gemeinde selbst in der Weise effectuirt werden soll, daß die fuhren contractlich an einen Unter¬ nehmer mit dem Maxnnalpreise von 50 kr. per Fuhr ab¬ gegeben werden. Schwieriger stellt sich die Frage der Einführung des neuen Ansammlungsmodus. Es soll gleich von vornherein hier ausgesprochen werden, daß es ohne Opfer von Seite der Bewohner nicht abgehen wird, denn um eine Stadt zu asfaniren und alte, Jahrhunderte bestehende Uebelstände aufzuheben, genügt nicht blos der gute Wille, hiezu bedarf es der That und entsprechender Opfer. Um also das vorgeschlagene Latrinensystem in Laibach zur Durchführung bringen zu können, muß die Vorfrage gestellt werden, loll dies mittelst Zwang oder nach dem freien Willen der einzelnen Hausbesitzer durchgeführt werden. Hier erlaube ich mir in erster Linie oen Sas anf- zustellen, daß sich der absolute Zwang nur auf die Sperrung der Kanäle gegenüber jeder Art Zufluß von Mehrungsstoffen bezieht, 'd. h. es muß als oberster Grundsatz der Satz ausgesprochen werden, daß in keinem Kanale der Stadt von einem näher zu bestimmenden Termine an, irgend menschliche Excremente sich befinden dürfen. Jene 67 Hausbesitzer, deren Abortschläuche in den Kanal münden, haben sofort eine im Vorhergehenden geschilderte geschlossene Senkgrube herzustellen und nur in jenen Ausnahmsfällen, wo eine Senkgrube absolut uicht hergestellt werden kann, kann über Bewilligung des Stadtbauamtes unter Inter¬ vention des Stadtftsikers die Anlage des Fasselsystems be¬ williget werden. Aber auch alle übrigen Häuser sollen nach und nach und zwar innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren mit den neuartig construirten Senkgruben versehen werden. Düngergruben in solchen Häusern, in welchen Stal¬ lungen sich befinden, sind mit Brettern zu decken und kann deren Inhalt von 9 Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens von Seite der Besitzer oder der Uebernehmer ausgeführt werden. Die Aushebung der Jauche geschieht daher in den be¬ zeichneten Stadttheilen durch pneumatisches Auspumpeu und die Abfuhr nur in luftdicht geschlossenen eisernen Fässern der Latrinenwägen. Die Stadt übernimmt durch ihre Angestellten das Auspumpen der Jauche und die Abfuhr derselben mittelst ihrer pneumatischen Apparate ohne Entschädigung der Kosten. Jene Hausbesitzer, welche zur Räumung ihrer Senk¬ gruben die städtischen Apparate in Anwendung bringen wollen, haben dies mindestens 14 Tage, bevor die Grube voll wird, beim Magistrate anzumelden und gleichzeitig zu erklären, ob sie nur das Auspumpen und Fortführen der Jauche oder auch deren Verwerthung der Stadt überlassen wollen. Der Hausbesitzer kann also auf zweierlei Weise die Mitwirkung der Stadt in Anspruch nehmen. 1. Entweder er überläßt der Stadt das Auspumpen, die Abfuhr und die Verwerthung des Düngers, ohne sich weiter um etwas bekümmern zu müssen und zahlt hiefür nichts; 2. oder der Hausbesitzer verhandelt den Dünger direkt an einen Landwirth und läßt ihn durch die Stadt aus¬ pumpen und auf die Felder des Landwirthes verführen, in welchem Falle er per Kessel 50 kr. zahlt. Will aber der Hausbesitzer den Dünger selbst auf seinen eigenen Feldern verwenden und ihn durch die Stadt 5* 68 auspumpen und verführen lassen, so zahlt er, falls das Feld nicht weiter, als das Depöt entfernt sind, nichts, ist es weiter, so wird er sich mit dem Magistrate über den Preis zu verständigen haben. Wenn eine Senkgrube in Folge ihrer Lage, ihrer Construction oder der Beschaffenheit ihres Inhaltes dem Auspumpen außergewöhnliche Schwierigkeiten bereitet, so wird ein dem stattgehabteu Mehraufwand von Arbeit und Zeit entsprechender Zuschlag in Rechnung gebracht. Die Hausbesitzer haben daher im eigenen Interesse dahin zu wirken, daß keine Gegenstände in den Abort geworfen werden, welche zu Verstopfungen und Beschädigungen der Apparate Anlaß geben. Landwirthe, welche von der Stadt ausgepumpte Jauche zu erwerben wünschen, haben sich beim Stadtmagistrate Düngermarken, das Stück zu 20 kr., zu kaufen. Für jede solche Marke erhält der Landwirth iin Depot 1 Hektoliter Düngerstoff. Er kann aber auch, wenn der Dünger von der Stadt nur ausgepumpt und direkt nach den Feldern des betreffenden Landwirthes verführt, wird, beim Hausbesitzer direkt über den Preis unterhandeln. Die Entleerungsart der neuartig construirten Senk¬ gruben ist dem Hausbesitzer zur freien Wahl überlassen, bedient er sich der städtischen Unternehmung, so besorgt diese die Räumung unentgeltlich, bedient er sich der alten Art der Entleerung mittelst Ausschöpfen, so treten die diesfalls bestehenden Verordnungen in verschärfte Wirk¬ samkeit und eine Uebertretung derselben, und sei es auch nur um ein geringes, muß unerbittlich mit den höchsten Geldstrafen geahndet werden. Zudem wird im Falle des Ausschöpfens der Hausbesitzer zur vorherigen ausgiebigen Desinfecüon zu verhalten sein. Auf diese Art wird jeder Zwang vermieden und die Güte und Bequemlichkeit der pneumatischen Ausfuhr wird sich im Vereine mit der strengsten Ueberwachung jeder anderen Räumungsart zweifellos in Kürze durch sich selbst Bahn brechen. 69 Außer den bis nun erörterten Fragen kommt noch die Kehrichtfrage in Betracht. Obwohl es zweifellos ist, daß der Dungwerth des Düngers durch Beimischung von Kehricht theoretisch ge¬ nommen gewinnt, so erheben sich doch Stimmen der Land- wirthe gegen den Verbrauch solchen Düngers für Felder, weil mit dem kehrichthältigen Dünger zu viel Unkraut in das Feld gelegt wird, daher sich solcher Dünger nur für Wiesen empfehlen würde. Außerdem ist die Verarbeitung des Kehrichts mit dem Dünger eine Arbeit und Kosten erfordernde Procedur, auch spricht der Umstand, daß bis nun alle Poudrette- fabriken fallit geworden sind, dagegen, am Depöt eine Poudrettefabrikation zu installiren, um so mehr, als vor¬ aussichtlich der Verkauf solcher Poudrette auf größere Ent¬ fernungen hin wenig Aussicht auf materiellen Erfolg bietet. Referent glaubt daher, das beste wäre, die Gemeinde verpachtet die Ausfuhr des Kehrichts an einen Unternehmer gegen die Verpflichtung, der Stadt selbst ihren eigenen Bedarf an Kehricht dahin zu führen, wo sie denselben bedarf, oder sie besorgt die Kehrichtausfuhr in eigener Regie, in welchem Falle sie denselben an die Landwirthe der Umgebung ebenfalls nach einem diesfalls zu bestimmenden Preise am Düngerdepöt verkaufen kann, was möglicherweise das Erträgniß der Gesammtunternehmung steigern kann. Jedenfalls ist nach dem Gesagten die Kehrichtsfrage eine mit der Mehrungsausfuhrfrage organisch nicht zu¬ sammenhängende Frage und so sehr die Einführung der neuen Art der Ausfuhr der Mehrungsstöffe auf Widerspruch von Seite der Bevölkerung stoßen wird, so wenig wird dies bei der Ausfuhr des Kehrichts der Fall sein. Die Äbfuhr der Spülwässer und des Düngcrmistes. Durch die Einführung der so eben eingehend ge¬ schilderten Methode, aus luftdicht und gut cementirten Senkgruben den Kloakeninhalt pneumatisch zu entleeren und 70 abzuführen, ist für die Abfuhr der menschlichen Excremente durch die so eben geschilderte Einführung periodisch zirku- ürender Kehrichtwägen, ist für die Abfuhr der übrigen fester: Abfallstoste gesorgt, wobei noch bemerkt werden muß, daß der Kehricht in den einzelnen Wohnungen der Häuser in hölzernen Kisten angesammelt werden kann und die Anlage eigener Kehrichtgruben überflüssig erscheint. Allein es gibt noch Absallstvffe festen und flüssigen Charakters, welche ebenfalls abgeführt werden müssen. Das ist der Stalldünger und die Abfallwässer. Für die Ansammlung von Stallmist (Dünger oder Mistgrnbe) sind demnach eigene Mistgruben in den Hof¬ räumen der einzelnen Häuser zu gestatten, allein auch diese Gruben sollen cementirt und mit Brettern verschlösse:: sein. Es dürfte sich empfehlen, nach beiliegender Zeichnung die Stallmistgruben über den Senkgrube:: also combinirt an¬ zulegen, so daß die Wölbung der Senkgrube zugleich den Boden der Mistgrube bildet. Die Ausfuhr des Mistes ist in der bisher üblichen Weise zu gestatten, doch so, daß der Mist nur in der Zeit von 8 Uhr Äbends bis 7 Uhr Morgens ausgeführt werden darf. Die flüssigen Abfälle der Haushaltungen und Fabriken ebenfalls mit den Excrementen in die Senkgruben zu leiten und aus denselben ebenfalls pneumatisch auszuführen, empfiehlt sich nicht, weil die Fäulniß der letzteren hiedurch erheblich gesteigert wird und der Dünger, der für die Oeconomie nur im concentrirten Zustande Werth hat, so sehr verdünnt wird, daß er unverwendbar wird und seine Abfuhr sehr hoch im Preise zu stehen käme. Es liegt nun allerdings die Frage nahe, ob durch die Einleitung der Abfallwässer der Haushaltungen und Fabriken in die Kanüle, da schließlich ja auch diese Wässer zersetzte organische Bestandtheile enthalten, nicht auch noch gesundheitschädliche Emanationen aus den Kanälen zu be¬ fürchten seien. In England wurde die Erfahrung gemacht, daß die Verunreinigung durch das Kanalwasser in Städten, welche die Abtrittstoffe ganz von den Kanälen abhalten, 71 wesentlich dieselbe ist, wie in Städten, welche alle Abfälle fortspülen. Dagegen ist aber Folgendes einzuwenden. Diese in England gemachten Erfahrungen beziehen sich auf große Fabriksstüdte, in welchen allerdings die ver¬ schiedensten oft organische nnd anorganische Stoffe, ja selbst Gifte im Abfallwasser enthalten sind. Dies ist aber in Laibach nicht der Fall. Die die schädlichsten Abfallstoffe enthaltenden Fabriken befinden sich am Ende der Stadt, Garbereien, Seifensiedereien re., andere Fabriken befinden sich in nicht nennenswerther Anzahl in der Stadt. Die Abfallwässer z. B. der Kosler'schen Bränerei konnten aller¬ dings nicht durch die Stadtkanäle ablaufen, sondern müßten in großen Sickergruben versickert werden. Außerdem ist an den sogenannten Ausgüssen ein Sieb oder Gitter anzubringen, um feste Bestandtheile die mit dem Kehricht abzufülsten sind, zurückzubehalten. Diese Rücksicht auf den Uebelstand, daß noch und trotz der Durchführung der Klvakenreform in unseren Ka¬ nälen dennoch organische Stoffe in Zersetzung begriffen sich befinden werden, ist es, die den Referenten veranlaßte, das Berieselnngssystem als theoretisch das beste für unsere Ver¬ hältnisse zu erklären, da dasselbe aber aus finanziellen Rück¬ sichten undurchführbar ist, so wird die Abhaltung der Abtrittstoffe von unseren Kanülen und eine sorgfältige Arbeit bei Anlage der Senkgruben immerhin einen großen sanitären Fortschritt in unserer Stadt bedeuten und die Commune Laibach mit verhältnißmäßig geringen Kosten das für unsere Verhältnisse Möglichste gethan haben. Aus obigen ergibt sich außerdem, daß durch die Ein¬ führung der vorgeschlagenen Kloakenreform das Kanalnetz an seiner Bedeutung und sanitären Wichtigkeit nichts ver¬ loren hat, im Gegentheile wird sich die Durchführung eines nach einheitlichem Plane gedachten Kanalnetzes, wo möglich mit constanter Wasserdurchspülung desselben erst recht als dringlich darftellen, Referent jedoch unterläßt es, die Frage der Kanalisation hier des weitern zu besprechen im Hinblick 72 auf die von Seite des Gesundheitsrathes in der Kanali¬ sationsfrage ohnedies schon und separat gestellten Anträge. Nur erlaubt er sich am Schlüße noch darauf auf¬ merksam zu machen, daß um des Prinzipes willen, daß keine menschlichen Exkremente mehr in den Kanälen fließen sollen, auch die Ableitung der öffentlichen Pissoirs nicht mehr nach dem Straßenkanal, sondern nach einer unter dem Staßenpflaster befindlichen Sen^rube, die in besprochener Weise construirt sein muß, stathzufmdeu hat, sowie solche Pissoirs einer Periodischen Wasferdurchspülung zu unter¬ ziehen sind durch Anstellung eines eigenen Mannes, der in bestimmten Zeiträumen nach der Art wie dies in Mailand geschieht, dies Geschäft zu besorgen hat, d. h. es bedarf hiezu keines eigens angestellteu, sondern nur der Designiruug eines städtischen Arbeiters zu dieser Aufgabe und der An¬ schaffung eines derartigen, nach Mailänderart construirten Handwägelchens, welches das uöthige Wasser und die paar Instrumente, um Verstopfungen der Röhren zu beseitigen, enthält. Referent resummirt nun die im Verlaufe des Referates enwickelten Ansichten in folgende Anträge: Der ständige städtische Gesundheitsrath wolle dem löbl. Gemeinderathe der Stadt Laibach folgende Anträge zur geneigten Erwägung, eventuell zur Beschlußfassung empfehlen. I. Die bisherige Art der Ansammlung und Ausfuhr der Mehrung wird als gesundheitsschädlich mit thunlichster Beschleunigung aufgelassen. II. Als oberstes Prinzip ist der Satz auszusprechen, daß in keinem Kanale der Stadt künftig hin mehr menschliche Excremente abgeführt werden dürfen. 73 III. Es werden daher im Zwangswege sämmtliche Zu¬ gänge von Abortschläuchen zu den Kanälen auf Kosten der betreffenden Hauseigenthüiner abznmauern fein und die Kanüle künftighin nur mehr die Bestimmung haben, Nutz- und Meteorwasser zu führen, daher auch öffentliche Pissoirs ihren Inhalt in unterhalb des Straßenniveaus angebrachte gut cementirte und luftdicht verschlossene Reservoirs (Gruben) entleeren, die pneumatisch zu entleeren sind. Die öffentlichen Pissoirs sind außerdem, insbesonders zur Sommerszeit periodisch mit Wasser zu durchspülen. IV. In jenen Häusern, deren Aborte bis nun nach den Kanälen zu mündeten, find Senkgruben und zwar nach den innerhalb des Referates entwickelten Prinzipren construirt, also cementirt, gewölbt, luftdicht schließend auf Kosten der Hausbesitzer sofort nach Beginn der Durchführung dieser Beschlüsse herzustellen. V. Zur Ansammlung von Stallmist ist die Anlage von Düngergruben gestattet, die ebenfalls cementirt und mit Holzbrettern geschlossen sein müssen. Die Ausfuhr des Inhaltes derselben ist nach dein bisher üblichen Modus gegen dem gestattet, daß diese nur in der Zeit von 8 Uhr Äbends bis 7 Uhr Morgens be¬ werkstelliget wird. VI. Zur Ansammlung des Kehrichts, Küchenabfälle re. hat jede Wohnpartei in den einzelnen Häusern ein trans¬ portables Gefäß bereit zu stellen und wird der Kehricht durch periodisch zirkulirende Wägen wöchentlich zweimal abgehvlt und verführt. Die Kehrichtsausfuhr übernimmt die Stadt in eigene Regie oder sie übergibt dieselbe einem 74 Unternehmer gegen dem, daß derselbe der Sadt den für ihre eigenen Gründe benöthigten Bedarf an die betreffenden Stellen unentgeltlich verführt. VII. Zur Abfuhr des Nutzwasfers dienen die Kanäle, in welche daher die mit einem Siebe versehenen sogenannten Ausgüsse zu münden haben. Für solche Häuser, welche keinen Kanal haben, der mit dem Straßenkanale commnni- cirt, hat der Hauseigenthümer einen Kanal, resp. eine Abflußrohre selbst herzustelleu (Z. 53 der Bauordnung für das Herzogthum Kram vom 25. Oktober 1875). VIII. Nachdem das Senkgrubensystem von der Gemeinde acceptirt wird, so kann in jenen Häusern, in welchen nach Maßgabe des Stadtbauamtes unter Intervention des Stadt- fisikers, Senkgruben ans localen Gründen durchaus unaus¬ führbar sind, als Substitution und zwar nur als solche das Fasselsystem erlaubt werden (Z. 52 der Bauordnung vom 25. Oktober 1875), in welchem Falle die Hausbesitzer für die Verführung der Fafseln außerhalb die Stadt selbst Sorge zu tragen haben. IX. Zur Durchführung der neuartig construirten Senk¬ gruben in den übrigen Häusern der Stadt und Vorstädte wird ein Zeitraum vou 5 Jahren bestimmt, innerhalb dessen allmälig alle Senkgruben umzugestalten sind. Ganz ausgenommen von diesen Bestiminungen bleiben die Vororte Hühnerdorf, Hradetzkydorf, Karolinengrund und der Morastgrund. X. Die Entleerung der Senkgruben geschieht je nach der Wahl des Hauseigenthümers nach der bisher üblichen Art oder auf pneumatrschem Wege. Die Stadt schafft zu diesem Zwecke eine fahrbare Dampfluftpumpe und vorläufig zwei 75 und nach Bedarf vier und mehrere Latrinenwägen mit den eisernen Fässern und dem ganzen Zubehör an Schläuchen, Kupplungen, Syphons, Niveauanzeiger, Schieberhahn, Ob- servateur u. s. w. bei der Firma Äausch in Canstatt um den Maximalpreis von 5000 fl. an. XI. Die Stadt errichtet zur Ablagerung des ausgefuhrten Düngers in der Nähe der Pulverthürme auf commissionell zu bestimmendem Platze ein Depöt in der eingangs erörterten Weise um den Maximalpreis von 15.000 fl. und bestellt zur Durchführung dieser Ausfuhr einen Aufseher, einen Monteur für die Dampfluftpumpe und die Apparate, ferners die nöthige Anzahl von Taglöhnern und gibt die Ausfuhr gegen die Bedingung an einen Unternehmer in Pacht, daß derselbe für die Fuhr nicht mehr als 50 kr. beanspruchen darf und ist diese Unternehmung einer Minnendolicitation zu unterziehen. Die Stadt trägt Sorge dafür, das diese Fuhren von einer Mauthabgabe befreit bleiben. XII. Am Depot wird der Hektoliter Düngstoffes mit 20 kr. verkauft, jedoch kann constanten Abnehmern sehr großer Parsten von Seite des Magistrates eine Ermäßigung zu¬ gestanden werden. Die Kontrole dieses Verkaufs ist in der Weise her¬ zustellen, daß der Magistrat an die Landwirthe Dünger¬ marken ü 20 kr. verkauft, die nach- Bezug des Düngers am Depöt im Verhältnisse des genommenen Quantums dem Depötaufseher an Zahlungsstatt eingehändigt werden, der sie wieder an den Magistrat abliefert. XIII. Die Entleerung der Senkgruben wird bei jenen Haus¬ besitzern, die die pneumatische Entleerung wünschen, von der Stadt unentgeltlich besorgt. Jene Hausbesitzer aber, welche die alte Art der Leerung vorziehen, sind bezüglich 76 der diesfalls bestehenden Verordnungen strengstens zu invigi- liren und Dawiderhandelnde mit hohen Geldstrafen zu belegen (von 50 st. aufwärts), sowie selbe zur vorherigen Desinfection der Gruben vor jedesmaliger Entleerung der¬ selben zu verhalten sind. Es steht jedem Hausbesitzer frei, seinen Dünger auch direkt an einen Landwirth zu verhandeln, bedient er sich jedoch hiebei der pneumatischen Räumung durch die städtischen Apparate, so hat er die Fuhrkosten zu vergüten und zahlt der Stadt noch außerdem den Betrag von 50 kr. per Vacuumfaß. Ebenso steht es dem Hausbesitzer frei, seinen pneu¬ matisch entleerten Dünger aus seine eigenen Felder verführen zu lassen, in welchem Falle er der Stadt zwar die Fuhre nicht zu vergüten, wohl aber derselben für den Entgang des Düngers den Betrag von 10 kr. per Hektoliter zu vergüten hat. Ist jedoch das Feld, nach welchem der Dünger zu verführen kommt, weiter entfernt, als das Depot, so zahlt er für die Mehrdistanz Fuhrentschädigung. Größere Ent¬ fernungen , welche ein Ausbleiben eines Latrinenwagens über eme Stunde erfordern, sind jedoch von einer Dünger¬ zufuhr durch die städtische Unternehmung ganz auszuschließen. XIV. Jene Hausbesitzer, welche zur Räumung ihrer Abort¬ gruben die städtischen Apparate in Anwendung bringen wollen, haben dies mindestens 14 Tage, bevor 'die Grube voraussichtlich voll wird, in der Bauamtskanzlei des Ma¬ gistrats anzumelden und gleichzeitig zu erklären, ob sie nur das Ausleeren und Fortführen des Grubeninhalts oder auch dessen Verwerthung der Stadt überlassen wollen. Die Entleerung geschieht in der Reihenfolge der stattgehabten Anmeldung. XV. Wenn eine Abortgrube in Folge ihrer Lage, ihrer Construction oder der Beschaffenheit ihres Inhaltes dem 77 Ausräumer außergewöhnliche Schwierigkeiten bereitet, so wird eine dem stattgehabten Mehraufwande von Arbeit und Zeit entsprechende Entlohnung in Rechnung gebracht. Die Haus¬ besitzer haben daher im eigenen Interesse dahin zu wirken, daß keine Gegenstände in den Abort geworfen werden, welche zu Verstopfungen oder Beschädigungen der Apparate Anlaß geben könnten. XVI. Die in diesen Anträgen enthaltenen speziellen Mo¬ dalitäten sind anläßlich der Kundmachung der Einführung der neuen Abfuhrmethode in eine gedruckte Instruktion für die Hauseigenthümer zusammenzufassen und denselben mit der Kundmachug zuzustellen.