Nro. 68. i^mNOtt ^i>^M4 ^itttUM ------—»-----k^D Dienstag den 23. Winterm. 17905 ' ^ Inländische Nachrichten, "Wien ben 14. IVinterm. So weit die Nachrichten aus Ungarn gehen, hatten des Kaisers Majestät von Schloßhof aus Ihren feyerlichen Einzug in Preßburg gehalten , und hierauf den Versammlungen des Landtags beygewohnt. Vorgestern den i2. dies gieng die Palatins-wähl vor sich, und die Stande wurden unter sich eins, von Sr. Majestät, des Erzherzogs Leopold K. H. zu dieser Würde auszubitten. — Des Königs von Si zilicn Maj. und die Erzherzoge nehmen an den Lustbarkeiten der Jagd in der Gegend von Schloßhof grossen Anthe'l.— Ungeachtet der 20,200 Mann deutscher Truppen, w? che unter dem Kommando des Herrn F. M. Printen v. Koburg in und bey Preßburg über Ordnung und Sicherheit wachen sollen, hat man doch noch andere Vorsichten treffen müssen.— Nicht Jedermann, ist der Eintritt in die Stadt erlaubt: man muß sich über Stand Verrichtungen und Geschäfte gehörig aus-welsen können. — Fast eine Stunde von Prchburg, gegen Wien zu ist die Donau ganz mit Schiffen bedeckt, auf welchen eme sehr grosse Anzahl von Reisenden Quartier und Kost bls nach erfola-ter Krönung einbed..ngen haben. — Dle Stadt Wlm laßt nunmehr die Anstalten an den Triumphbögen zu dem feyerlichen Einzüge des Kaisers mit Pracht und Ge-schmak vollenden. Der Einzug wird ver« muthlich zwischen dem 20 — 22. dies und von dem Lustschlosse Belvedere aus' vor sich gehen. — In einigen k. k. Erb" landern, z. B. in den Vorderösterreichen. und ttallemschen Provinzen, so wie aus ^"^5^"le, sind verschiedene Personen u, Geschäften nach Wien berufen worden, um dte Rückkunft Sr. Maj. Hieselbst m erwarten. - Die grosse Niederlag, der Türken in der Kuban muß natürliches lvcise allf die Kongreßunterhandlungcn zu Cistow keinen kleinen Einfluß haben; lvcmgsteus hält u:an den Sieg der Ruffen für den Vorboten eines noch grösseren Schlages, den der Fürst von Potemkin noch vor dem Kacharinenfest den Muselmännern zu versetzen gedenket. Ein rei- ^ scnder Ph nicht thunlich sey, jedem Manne insbesondere, so wie sie verdienen, eine Denkmünze zu gcben. Graz den 13. Winterm. Am Ver-wichcnen Mondtag , deii ls. dieses, wnrde in Graz das Namens » und da an eben diesem Tag der Sr. Maj. unserm Aller-, gnädigsten Kaiser die ungarsche Krone, aufgcsezt wurde, allch des Kaiscrs Krö-, nungsftsi auf die Art, wie lezthin die^ vollzogene Krönuüg zu Frankfurt, durchi eineil prachtvollen Gottesdienst in der' hiesigen Domkirche, durch die zur Kir-, chenparade aufgezogenen bürgerlichen Gar-' den und Garnison, und durch zmalige' Abfeuernng des kleinen und groben Ge-^ schüzes gefeycrt. Dabey erschienen die Mitglieder der hiesige« hohm uud unter -geordnctcn Stellen, ein glänzender Adel beyder^ Geschlechts, die hohe Schale nM sämmtlichen Lehrern und Schüler» und der Magistrat dieser Hauptstadt nebst einer grossen Menge freudetrunkenenen Volkes. — Vor 3 Wochen kam ein ^jähriger bildschöner Iudenjüngling aus dem Darmstädtischen nach Gra; , meldete sich in der Dominikaner Pfarre, und bat in« ständig um die Tauft, und ihn dann gleich unter den Kaiserlichen Militärdienst zu nehmen. Er heißt Mendel Heuman. Nachdem er die Gründe dieses seines Ansuchens standhaft gerechtfertiget hatte, und d.. er nicht nachließ um die Taufe zu bitten, so ward sie ihm nach erhaltenem Religionsunterrichte bewilliget, und am Marnnitag in dcr Dominikanerpfarre unter starkem Zulauf des Volkes vollzogen. Ei» braver °Vürger von Graz/ Andreas Heuman, dessen Geburtsort nur 5 Stund von jenem des N'.ugetauften entfernt ist, ve.tratt die Pathenstelle, und der Neugetaufte erhielt die Namen Martin, Andreas. — Der Preussische Minister in ! Konstantinopel hat bey Uiberreichung des ^Reichenbacher Vergleichs vom Großhirn einen kostbaren Pelz , und 25,022 Piaster zum Geschenk erhalten. Brunn den iz. N>int?rm< Der vorige Monat schloß sich für die unglückli-!chen Einwohner von Kwassitz , in Hra-discher Kreise, mit einer schreckenvollen Nacht. Am 3'. Weinm. des Abends ! gegen 9 Uhr, brach eine so schnell um !sich greifende Fcuersbrunst aus, daß binnen ki-ncr Stunde, aller angewandten Mit-!ttl ungeachtet, 78 Hauser, nebst 50 mit ! Früchten angefüllten Scheuern, von den ,z Flammen, ergriffen wurden, und von dem !lgan..en Flecken nur die Kirche, das Pfarre haus, die Mühle und die übrigen Herr-Maftll'chm Gebäude und s Baucrnhausee '^ unbeschädiget blieben. Aber auch diese Rettung haben sie bloß der nachbarlicht,, Hülfsleistunq des in Kremsier verlcgttn A K. Militärs ?u verdaliken. Der Hr, Hauptman Graf voN Dcsfours, voiu löblichen 3legimente Mitcowsly, nebst meh-rern Herren Offizieren, eilte nach >O Uhr mit seiner ganM Kompagnie nach dem unglücklichen Orte, und arbeitete, vereint mit dem Proviamoffizier 'Herrn Weis, der ebenfalls mit allen seinen bey dem Hauptmagazine in Krcmsnr angestellten Leuten zu Hülfe gekommen war/ mit seiner Mannschaft die ganze Nacht hindurch den Flammen entgegen, um wenigstens jene Uiberbleibfti zu retten, de-ren erst erwähnet wurde. Die Gemeinde stattet hiemit für die große Thätigkeit und Anstrengung ihrer großmüthigen Ret-ter öffentlich ihr Danksagung ab, und sieht zuglcich bey ihrem niederdrückenden Elende das Mitleid glücklicherer Menschen um Trost und Erleichterung an. Lemberg de» 2. tvinterm. Es ist zuverlaßig, daß alle deutsche, welche ic> volle Jahre ihrem Aufenthalt in Galligen rechnen können , als eiugebohrne des Landes angesehen werden sollen; sie haben sich daher des Indigenats in allen ^Vetracln vollkommen zu erfreuen, Die wirklichen Gallizier hingegen , wenn sie sich mit den nöthigen Kenntnissen ausweisen werden , und der deutschen Sprache in dem Grade mächtig sind , um Staatsdienste vertretten zu können, haben, und dürfen Anspruch auf Diensie bey allen Stellen, und Aemtern machen. Ausländlsche Nachrichten. Italien. padua den 30. tveinm. Wir sind Von der übrigen Welt, wie mit einem siedenden Mcere umgtben. Zorniger Schaum sprüzt an unsre Küsten; wir aber beissen voll Sicherheit in unsere Pomeranzen./ oder trillern neue Opernarien. Neapel wird sich in die Spanische Fehde nicht erlassen , Floren;, wo man nächstens den Kaiser Lco-pold erwartet, wird von seinem neuen Beherrscher, wie ein Kind friedlich gcschaukclt,-Sardinien aber, rollt große ! Augen gcgcn Frankreicb. Genua schüttet jGold auf wie Fruchtkörner, und Vene-!dig mit all sciner fuchsschlauen Politik., angelt aus dem trüben Weltmeere — nicht eine Goldforelle, oder nur ein silberge« schupptts WeisMlein. In Rom beschäftigt sich der heilige Vater mit dem Prozeß des Magus Kagliostro, der ein Nez ist, in dem sich taglich mehrere «fangen. Deutschland. Stuttgart den 9. hinterm, Vor ^iigcn Wochen noch hieng der Himmel voll schrecklicher Gewölke, die weit umher unsrer Erdkugel die jammerlichste Zersiöhrung drohten. Je/t quillt plötzlich ein Licht aus dieser Wolkennacht hervor j welches die Ankunft der Friedeussonne verkündet, die über ganz Europa aufgehen soll. Die Gründe zu diesen erquickenden sind. 1) Leopolds und Friedrich Wis. Helms Friedenssitm. Kaum erschien Leopolds Erklärung zu Berlin, daß er sich an den Rcichenbacher Verem halten, mch in den Preußisch - Russischen Zwist nicht mischen wolle; so giengen lreu Preußi« sche Heere auseinander, das Geschül wurde wieder ins Zeughaus gebracht, mck dle Strelt - Zugrosse zu taufenden verkauft. Auch dte Bauten wurden wieder auf königliche Rechnung zu Berlin angefangen, und dle Oestermchlsch - Preußischen Dift sonanzen sind nun wieder in die lieblich- sien WoMange aufgelöst. — Der Preußische Baron von der Rek geht nach Wien, den neuen Kaiser zu beglückwünschen. Ia^ die Berliner machen sich sogar ^Hofnnng, den Kaiser und seine Familie noch diesen Winter in Berlin zu sehen. Geschieht dieses : so ist nichts gewisser, als daß sich die ehrwürdigen Hauser Oesterreich und Brandenburg , zum Wohlgefallen vieler Millionen, in ein enges ^reundschaf sband! schlingen werden. — 2) Die Russisch-! Preußische Antipathie ist auch nicht mehrz so heftig, wie vor kurzer Zeit. Obgleich! die zwey vereinigten Preußischen Heerhaufen unter dem Oberbefehle Möllendorfs, noch die Waffe in der Hand schwingen, so laßt sich doch aus der Vermittlung Englands, und selbst Oesterreichs, erwarten , daß auch dieser nicht zur Flamme auflodern werde. — Die Preußischen Heerhaufen unter Henkel und Usodom, 5Q,c>c>c> Mann stark, strecken sich all . Ost - und Westpreußischen Gränze hin. Mehr als 7000 Preussen haben Dan'.ig fast ganz eingeschlossen. Die Preussen be-j yerrschten also die Weichsel, und hausen mit den Weichselzöllen nach Belieben. Das arme Dan,ig sinkt immer tiefer; seit 18 Jahren nahm die Bevölkerung um 2l,OQI Menschen ab; um die Hälfte ist der Häuserwerth gefallen: die Rei chen leben von ihrem ehemaligen Erwerb, und der gemeine Minn wird Bettler, wenn sich das Schiksal der Stadt nicht bald anvert. Der Preußisch - RuMl> Krieg wird schwerlich loskrachen. Preus s',s Lage gegen das Ausland ist viel ui g?spannt. Es hat an der Rußifchen Gränze wed?r einen Pla;, wo es Magazine anlegen könnte, noch eine Seemacht, um ^seine Küsten gegen die rußische Flotte m -decken. Lieftand aber , als die nächste Mußische Provinz, ist durch die Breite "und tiefe Düna, und durch Nlga bedeckt, an dessen Vestungswerken Tag und Nachr gearbeitet wird. Auch kann Nußland, nachdem es die Armee gegen Schweden frey hat, den Preußen ein Heer von wenigstens, 102,000 Mann regulierter Truppen , und >o,c)QO Mann leichter Völker, Kosaken , und Kalnmken, die Schreken, Utld Zerstörung um sich ver-dreiten , ent^ genstellen, ohne seine Heere gegen d»e Türken zu schwächen. Auf die waukelmüthigen Pohlen, und ihr ungeübtes Heer kann sich Preussen so wenig verlassen, als auf die tückischen Schreier ohne Thatkraft, und ohn? Glück. Preust sen sieht also für sich keinen Gewinn, sondern vielmehr einen grossen, und gewissen Verlust an Geld und Volk bey einem Angriffe auf Rußland. Daher sehen sich alle kluge Preussen nach Frieden mit dieser furchtbaren, beinahe unüberwindlichen Nazion. Und tzieser wird ge-wiß durch seine vortreftiche Minister noch diesen Winter bewnrkt werden. 3) Rußlands KriegsMck und Standhaftigkeit, auch sein fruchtbarer Streitdurst, fetzte war dem Frieden die größten Hmdernisse 'Ntgeqen , denn erst kürzlich hat Katharina befohlen 2Io,Q2O Mann in ihrem weiten deiche zur Fortsetzung des Kriegs aus^u-yeben , und. Potemkin ist wirklich in voller Thätigkeit, den Türken noch am Ende des Held,u^s einen Schlag zu versetzen, von dem sie schwindeln sollen bis künftiges Frühjahr. ( Die Fortsezung folgt.) Wird alle Dienst-und Arevlaae niHmittaas um 4« U!,r auf dem Platze!ko 183. in 0er von Kleinmayerschen Buchhandlung ausgegeben.