- Ig. v. Kleiiimayr L Fed. Bamberg in Laibach. Lehrbuch ber Geographie für österreichische Mitielschuleu und Verwandte Lehranstalterl svivie ;mn Krlbstunkerrichke. Vvii Dv. Al'eX. Supccn. L a i k a ei; Druck und Verlag von Jg. v. Kleimnayr ck- Fed. Bamberg. Ii)OO. Inhalt Erste Abteilung. Lehrstoff der ersten Glaste. I. Die wichtigsten geographischen Vorbcgriffe zum Berständnisse der Heimat und der Hcimatskartc. Seite Die Orientierung.3 Der Gang der Sonne im Laufe eines Jahres.4 Das Messen und der verjüngte Maßstab.7 Die Beschaffenheit des Erdbodens . 8 Seile Höheumessuug.10 Die Ebenen und Bodenerhebungen . 11 Die Vertiefungen.14 Die Gewässer.15 Die Darstellung der Erdoberfläche . 17 It. Überblick über die Erde. Die Erdkugel und der Globus . . 22 Das Land.24 Das Meer.25 Europa.27 Mitteleuropa.28 Ost- und Nordeuropa .... 32 Westeuropa.32 Südeuropa.33 Asien.34 Afrika.36 Amerika.38 Australien und Polynesien.... 40 Zweite Adtheilung. Lehrstoff der zweiten Glaste. Die Erd- und Himmelskugel ... 43 Gang der Sonne in verschiedenen Breiten.46 Das Klima.49 Die Zonen.51 Die Theilc der Erde.53 Die Naturproductc.54 Der Mensch . 56 Asten. Allgemeine Übersicht.60 Hochasien.64 Der Südraud (Ostindien) .... 66 Ostasieu.73 Der Nord- und Westrand .... 77 Vorderasien.80 Afrika. Allgemeine Übersicht . 89 Nordafrika . 91 Das tropische Afrika . 94 Das außertropische Südafrika . . 97 Die afrikanischen Inseln .... 98 Europa. Allgemeine Übersicht der natürlichen Verhältnisse.100 Die Bevölkerung.l06 Die Balknnhalbinsel.110 Italien. .118 Die pyrenäischc Halbinsel ... 127 Das britische Jnsclreich. . .133 Dritte Libtheiliing. Lehrstoff der dritten Elaste. Seite Russland.184 Rumänien.191 Amerika. Übersicht.193 Nordamerika.195 Centralamerika.201 Südamerika.203 Australien und Polynesten. Australien.208 Polynesien.211 Liierte Äbtheilmig. Lehrstoff der vierten Elaste. Die österreichisch-ungarische Monarchie. Erste Abteilung. Lehrstoff der ersten Claffe. S u p a n, Geographie. 10. Aufl. 1 AusfprcrcHs. Folgendes Beispiel macht die Aussprachezeichen ersichtlich: a — langes betontes a. ä — kurzes » a. ii — langes unbetontes a. L — kurzes » a. I. Die wichtigsten geographischen Vorbegriffe zum Verständnisse der Heimat und der Heimatskarte. Die Drikutieruilg. Z I. Orientieren heißt, sich in einem Raume zurechtfinden. Um nun zu wissen, welche Lage die einzelnen Gegenstände uns gegenüber haben, muss man die Weltgegenden kennen. Von keinem Standpunkte im Freien übersehen wir die ganze Erd¬ oberfläche, sondern nur einen kleinen Theil derselben, und ringsum im Kreise scheint das Firmament den Erdboden zu berühren. Diese Berührungs¬ linie nennen wir den Horizont. Nur die Himmelskörper, die sich über dem Horizonte befinden, sehen wir. Vier Punkte am Horizonte sind besonders wichtig. 1.) Derjenige Punkt des Horizontes, an dem die Sonne am 21. März und am 23. September anfgeht, heißt Osten oder Morgen. 2.) Derjenige Punkt des Horizontes, wo die Sonne am 21. März und am 23. September untergeht, heißt Westen oder Abend. 3.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mittags zeigt nach Süden oder Mittag. 4.) Der Stand der Sonne nm 12 Uhr mitternachts zeigt nach Norden oder Mitternacht. Da wir aber um diese Zeit die Sonne nicht sehen, so zeigt uns der Nord- oder Polarstern, den wir daran erkennen, dass er seinen Stand¬ punkt nicht verändert, diese Gegend an. Man findet den Nordpunkt auch, wenn inan auf einer wagrechten Fläche einen senkrecht darauf stehenden Stab anbringt. Dieser wird zu verschiedenen Tageszeiten nach verschiedenen Richtungen hin seinen Schatten werfen, nm 12 Uhr mittags den kürzesten, und dieser weist nach Akorden hin. N., S., O. und W. sind die vier Hanptweltgegenden. Dazu kommen vier Zwischenweltgegendcn: NO., SO., SW., NW. Zwischen jeder Haupt- und Zwischenweltgegcnd unterscheidet man noch acht Nebenwcltgegenden (in Fig. 1 gebrochene Linien): NNO., ONO., OSO., SSO., SSW., WSW., WNW., NNW. 1* 4 Die Verzeichnung der acht (oder 16) Weltgegenden bildet eine so¬ genannte Windrose (Fig. 1). Bringt man diese mit der Magnetnadel, die die Eigenschaft besitzt, mit einer und derselben Spitze immer nach Norden zu zeigen, in einer Dose in Verbindung, so entsteht dadurch das wichtige Orientierungsiustrument: der C o m p a ss. Doch ist wohl zu beachten, dass die Magnetnadel von der Nordlinie etwas abweicht. Diese Abweichung von der Nordlinie nennt man Declination; sie kann westlich (in unseren Gegenden) oder östlich sein und ist zn verschiedenen Zeiten und an ver¬ schiedenen Orten verschieden. So beträgt sie jetzt in Wien 10^ s westlich. Der Punkt des Himmelsgewölbes, der genau über unserem Scheitel liegt, heißt der Scheitelpunkt oder der Zenith. Den Nordpunkt, den Zenith und den Sndpnnkt verbindet ein Halbkreis, der Meridian oder Mittagslinie genannt wird, weil ihn die Sonne auf ihrem täglichen Gange mittags passiert. Der Gang der Sonne im Laufe eines Jahres. Z 2. Die Sonne geht jeden Morgen an der östlichen Seite des Horizontes auf, steigt bis zur Mittagslinie empor und senkt sich dann wieder gegen den Horizont, um au dessen westlicher Seite abends unter- 5 zugehen. Nachts kehrt sie vom Westen über Nord nach Ost zurück. Sic beschreibt also im Laufe von 24 Stunden am Himmelsgewölbe einen Kreis, von dem ein Theil, der Tagbogen, über dem Horizonte, der andere Theil, der Na chtb o g en, unter dem Horizonte liegt. Dieser Kreis steht ans dem Horizonte schief, er neigt sich nach Süd. Da die Sonne allein uns Wärme spendet, so ist die Nacht kälter als der Tag. Am Tage steigt und sinkt die Temperatur mit der Sonne; sie ist abhängig von dem Winkel, unter dem die Sonnenstrahlen den Erdboden treffen. In den Mittagsstunden ist es am wärmsten; morgens und abends sollte eigentlich die Temperatur gleich sein, in der That ist es aber am Abend wärmer als am Morgen, weil sich tagsüber Wärme in der Luft anfgespeichert hat, die noch nachwirkt, auch wenn die Sonne schon unter den Horizont gesunken ist. tz 3. Nur zweimal des Jahres, am 21. März und 23. September, geht die Sonne genau im Osten auf und genau im Westen unter. «---Nord, O-Ost, 8-Süd, >V - West. N08VV — Horizont von Wien, 2 — Zenith, N28 — Meridian, k* — Polarstern. Wg. 2. Den Meridian erreicht sie an diesen Tagen in LU, (Fig. 2). Der Tagbogen (Mt^ ist gleich dem Nachtbogen >VUn,O, d. h. Tag und Nacht sind gleich lang. Man nennt daher diese beiden Tage Tag- und Nachtgleichen oder Äquinoctien. Vom 23. September (Herbstüquinvetium) an rücken Auf- und Unter¬ gang der Sonne täglich weiter nach Süden, und ihr mittäglicher Stand nähert 6 sich immer mehr dem Horizonte. Am 21. December geht sie in 080 auf, steht mittags in Utz und geht in ^8^ unter; wir haben den kürzesten Tag (Tagbogen 080-Utg-'UtZ'W, Nachtbogen U^8^V-Uuz-080). Weil die Sonne nun nicht mehr weiter nach Süden rückt, sondern sich nach Norden wendet, nennt man diesen Zeitpunkt die Winter-Son uw en de oder auch das Wiuter-Solstitium (— Sonneustillstand), weil in den nächsten Tagen keine merkbaren Verschiebungen der Sonne stattfinden. Aber bald beginnt sie rascher nach Norden vorzurücken und erreicht am 2l. März (Frühliugsäquinoctium) wieder den Stand vom 23. September. Aber immer weiter rückt sie nach Norden vor, bis sie am 21. Juni wiederum an einein Wende- und Stillstandspunkte (Sommer-Sonnwende oder Sommer-Solstitium) angelangt ist. An diesem Tage geht sie in (MO auf, erreicht mittags in Utz ihren höchsten Stand über dem Horizont und geht in UMV unter. Der Tagbvgen (MO-Usi -(VMV übertrifft den Nachtbogen UMU^-Unz-tMO ebensoviel an Länge, wie am 21. December der Nacht- den Tagbogen; wir haben am 21. Juni den längsten Tag. Nun rückt die Sonne wieder nach Süden, der Ausgangspunkt nähert sich immer mehr dem reinen Osten, die Mittagshöhe entfernt sich immer mehr vom Zenith. Am 23. September ist der Jahreslauf vollendet. Das Jahr hat 365 Tage, in Wirklichkeit braucht aber die Sonne, um zu demselben Solstitium wieder zurückzukehren, 365 Tage 6 Stunden. Man zählt also jedes Jahr 6 Stunden zu wenig, was in 4 Jahren l Tag ausmacht. Diesen Tag schaltet man alle 4 Jahre ein (29. Februar, Schalttag), und ein Schaltjahr hat somit 366 Tage. Von den 365 Tag- und Nachtbogen sind in Fig. 2 nur die drei wichtigsten eingezeichnet, aber schon daraus ist ersichtlich, dass alle Bogen untereinander parallel sind. Z 4. Als unmittelbarste Folge der jährlichen Verschiebungen der Sonne haben wir bereits die Veränderungen der Tageslänge kennen gelernt. Eine weitere Folge ist, dass auch die Erwärmung der Luft und des Erdbodens im Laufe eines Jahres große Veränderungen erleidet. Die Einwirkung der Sonne hängt ab l.) von ihrer Dauer, d. h. von der Tageslünge, 2.) von dem Winkel, unter dem die Sonnenstrahlen die Erde treffen/ d. h. von der Höhe der Sonne über dem Horizonte. Genau aus demselben Grunde, warum es in den Mittagsstunden > Mau kann sich leicht davon überzeugen, wenn man eine Helle Kugel in einiger Entfernung von einer Kerzenflamme beleuchten lässt. Nur dort, wo die Lichtstrahlen senkrecht auffallen, ist die Kugel ganz hell, und von dieser Stelle aus nimmt die Lichtwirkung nach allen Seiten allmählich ab. Wie mit der Lichtwirkung, so verhält es sich auch mit der Wärmewirkung der Strahlen. 7 wärmer ist als in den Morgen- nnd Abendstunden, ist es am 21. Juni wärmer als am 2t. Mürz und 23. September, nnd an diesen Tagen wieder wärmer als am 21. December (s. Fig. 2). Wir theilen nach den verschiedenen Sonnenständen und Erwärmungs¬ verhältnissen das Jahr in vier Jahreszeiten: vom 21. December bis 21. März: Winter, » 21. März » 21. Juni: Frühling, » 21. Juni » 23. September: Sommer, -° 23. September > 21. December: Herbst. Das Messen und der verjüngte Maßstab. Z 5. Um die Stellung eines Punktes der Erdoberfläche gegenüber meinem Standpunkte genau zu bestimmen, ist es nicht genug, die Welt¬ gegend zu kennen, sondern ich muss auch bestimmen, wie weit der betref¬ fende Punkt von mir entfernt ist. Dies geschieht durch das Messen. Der Maßstab ist nicht überall der gleiche; allein da man die Nach¬ theile dieser Verschiedenheit eingesehen hat, so hat man das französische Metermaß in vielen civilisierten Ländern, u. a. auch in Österreich-Ungarn, eingeführt. In der Geographie braucht man das Läng en- und Fläch enmaß. 1. ) Das Längenmaß. Im französischen Maße gilt als Grund¬ einheit das Meter (in). 1000 Meter — 1 Kilometer (Irin). Im gewöhnlichen Leben rechnet man 3 in auf vier Schritte. Senkrechte oder verticale Entfernungen (Höhen und Tiefen) werden in der Geographie in Meter, wagrechte oder horizontale Entfernungen in Kilometer aus¬ gedrückt. 2. ) Das Flächenmaß. Flächen misst man mit Quadraten. Ein Quadrat-Meter (in^ ist ein Quadrat, von dem jede Seite l Meter misst. Die Grundeinheit des französischen Flächenmaßes ist das Ar. 1 (DM eter 1 Ar --- 100 1 Hektar 100 > 10.000 1 ^Kilometer 100 > ' 10.000 - 1,000.000 In der Geographie, wo es sich meist nm größere Länderräume handelt, gebraucht man Quadrat-Kilometer (lrinst. H 6. Der verjüngte Massstab. Es ist unmöglich, die Abbildungen der Erde und ihrer einzelnen Räume in natürlicher Große wiederzugeben. Man muss daher ein kleineres Verhältnis als das natürliche, d. h. eine Rednction, anwenden. Je genauer die Karte sein soll, desto 8 kleiner muss die Reductiou sein; je größer diese ist, desto mehr muss der Kartenzeichner sich bestreben, nur das Wichtigste aufzunehmen, die Details aber zu übergehen. Ist z. B. ein Dorf 2 Km von einer Stadt entfernt, so kann es in eine Karte gar nicht ausgenommen werden, die 4,000.000 m durch t m darstellt, weil die Entfernung auf der Karte dann nur '/g mm betragen und daher die Zeichen für die Stadt und für das Dorf zusammenfallen würden. Die Reduction oder der Maßstab zeigt an, um wieviel¬ mal eine Längeneinheit in der Natur größer ist als auf der Karte. Er wird stets am Rande der Karte angegeben. Beispiel: , oder 1:1,000.000 zeigt an, dass 1 in auf d. Karte 1,000.000 in (1000 km) » 1: 500.000 » » »Im»»- -- 500.000 in (500 km) , - 1:2,000.000 - » » Im » » - 2,000.000 m (2000 km) Im zweiten Falle ist der Maßstab doppelt so groß als im ersten, und im dritten Falle um die Hälfte kleiner als im ersten. Je größer also der Nenner, nm so kleiner der Maßstab. Um zu wissen, um wievielmal der Maßstab einer Karte größer ist als der einer anderen, braucht man nur den größeren Nenner durch den kleineren zu dividieren. Fig. 8. Es ist aber wohl zu beachten, dass sich der Maßstab stets nur auf die Länge, nicht aber auf die Fläche bezieht. In Fig. 3, die uns ein Quadrat-Kilometer darstellen soll, ist «b — 10 mm, der Maßstab also usM,- Verdoppeln wir den Maßstab auf E ' b. h. geben wir cr'b' eine Länge von 20 mm, so erhalten wir Fig. 4, die uns ebenfalls ein Quadrat- Wg. 4. Kilometer vorstellt. Aber diese Figur nimmt nicht einen doppelt, sondern einen vierfach so großen Raum ein wie Fig. 3, weil die Vergrößerung immer nach zwei Richtungen erfolgt. Sollte ich das Quadrat-Kilometer viermal größer zeichnen als in Fig. 3 (Maßstab - kzp)' 1° umss die Zeichnung eine (4x4 — ) 16mal, bei lOfacher Vergrößerung eine (10 x 10 — ) lOOmal größere Fläche bedecken. Die Befchnssenheit -es Erdbodens. Z 7. Der Boden, auf dem wir uns befinden, besteht aus festem Gestein. Mannigfach, wie die Art und Weise der Entstehung des letzteren, ist auch dessen Ausbildung und Charakter, und man unterscheidet daher eine große Anzahl verschiedener Gesteins- oder Fel Zarten. Die Gesteine bestehen entweder 1.) aus einem innigen Gemenge einzelner Mineralien (Granit, Gneis, Glimmerschieferund zahlreiche - ö — andere Arten, dazu auch die Laven der jetzt thätigen Vnlcane), vder sie sind 2.) thonige (Thonschiefer, Schieferthone die Schiefertafel -), oder 3.) kalkige (Kalkstein, wozu auch die Schreibkreide gehört, Marmor, Dolomit), oder 4.) sandige Gesteine (der Sandstein ist fest verkitteter, Stein gewordener Sand, das Conglomcrat ist in gleicher Weise verkitteter Schotter). Nicht überall tritt aber das nackte Gestein zutage, sondern es wird in den häufigsten Fällen von Sand nnd Gerolle nnd von der Erd¬ krume bedeckt. Die letztere entsteht durch die Verwitterung des Gesteins, das sich bei langdanernder Berührung mit der Luft, dem Thau, dem Regen, dem Schnee n. s. w. an der Oberfläche in eine pulverig erdige Masse verwandelt, die hauptsächlich aus Thon, gemischt mit Sand, Kalktheilen n. dgl., besteht. Überall, wo Erdkrume entsteht, siedeln sich auf ihr bald Pflanzen an, erst ganz kleine, dann immer größere. Diese Pflanzen sterben ab, ver¬ wesen und vermischen sich mit dem Boden, der sie getragen, und eine solche mit organischen Überresten untermengte Erdkrnme nennt man Humus. Z 8. Wir unterscheiden somit folgende Bodenarten: 1. ) Fels- oder Steinboden, unfruchtbar oder Wüste; 2. ) sandigen Boden. Er besteht entweder nur aus Sand und ist dann unfruchtbar (Wüste), oder er ist mit Erdkrume vermischt. 3. ) Der erdige (humöse) Boden ist der Cultnrboden, auf ihm baut der Mensch seine pflanzlichen Nahrungsmittel an; er liefert die Nahrung für die Hausthiere, die dem Menschen theils bei seinen Arbeiten behilflich sind, theils ihm Fleisch nnd Milch liefern; er trägt die Wälder. s.) Ein Stück Land, auf dem Getreide, Gemüse oder Futterkraut gebaut wird, heißt Feld, einzelne Felder heißen Äcker. b) Der Grasboden ist entweder Wiese, wenn das Gras abgemäht, oder Weide, wenn es vom Vieh abgefressen wird. e) Ein größeres Stück Land, das von geschlossenen Baumwipfeln beschattet wird, heißt Wald. Ein sorgfältig gepflegter Wald heißt Forst. Die Wälder bestehen entweder nur aus Laub- oder nur aus Nadelholz oder sie sind gemischten Bestandes. In unseren kultivierten Gegenden haben die Wälder einst eine viel größere Fläche eingenommen als heutzutage. Sie wurden vom Menschen, der an ihrer Stelle seine Felder anlegte, ausgerodct. 4. ) Der Weichboden ist ein vom Wasser durchzogener, größten- theils nasser vder weicher erdiger Boden. Eine reiche Pflanzenwelt ent¬ wickelt sich hier, aber nur sehr wenige Nahrungspflanzen (der Reis gedeiht auf feuchtem Boden) können hier angebaut werden. 10 Bilden sich auf dem Boden nur selten austrocknende Pfützen oder Lachen, so nennt man den Weichboden Sumpf; er besteht in diesem Falle ans einem innigen Gemenge von Erde und Wasser. Ist der Wasser¬ gehalt so bedeutend, dass man den Boden nicht betreten kann, ohne ein- znsinken, so nennt man ihn Morast; breitet sich über dem stehenden Wasser eine anscheinend feste Pflanzendecke aus, so heißt er Moor. Von der Anwesenheit des Wassers zeugt im letzteren Falle der Umstand, dass der Boden unter den Füßen schwankt und zittert. Die Pflanzendecke bildet eine Anzahl von Schichten, indem auf den abgestorbenen Pflanzen neue wachsen. Die unteren Schichten befinden sich in einem halbverkohlten Zustand und bilden den sogenannten Torf, der als Brennmaterial ver¬ wendet wird. Höhenmejfung. Z 9. Die senkrechte Erhebung irgend eines Punktes der Erdober¬ fläche über irgend einen anderen Punkt heißt seine Höhe. Man kann sagen, der Thurm einer Kirche sei 100 in über dem Platze, auf dem er steht, oder 70 in über dem Kirchendache hoch. Auch in der Geographie misst man die Gegenstände nach der Umgebung und sagt z. B., der Leopolds- berg liege 262 in über der Donau bei Wien. Aber hier braucht man auch sür sämmtliche Punkte der Erde eine gemeinsame Grundfläche, und diese ist der Meeresspiegel oder das Meeresniveau (nivö), das man sich unter dem Lande fortgesetzt denkt (Leopoldsberg z. B. 423 in). Man unterscheidet also zwei Arten von Höhen: 1. ) Die absolute Höhe ist der senkrechte Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von dem (bis unter diesen Punkt hin verlängert gedachten) Meeresspiegel. Daher auch die Bezeichnung Meeres- oder Seehöhe. 2. ) Die relative Höhe ist der senkrechte Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von seiner unmittelbaren Grundlage. Erklärung. Die Zeichnung (Fig. b) stellt den Durchschnitt eines Berges vor. Die Höhe des Gipfels » soll gemessen werden. In n.- und // stehen Beschauer: dem in w wird der Berg viel niedriger erscheinen als dem in - » »30 »45 °»» » jäh » -Abfall, » » » » 45 - 60° » » » schroff sodereine - » -> - über 60° - - » unerstei glich j Wand. 13 Z 12. Gebirge sind ausgedehntere Erhebungen. Auch hier unter¬ scheidet man drei Theile: Fuß, Böschung und Kamm (der oberste Theil). Ist der Kamm breit, so heißt er Rücken, ist er felsig und scharf¬ kantig: Grat. Stets bildet er eine auf- und absteigende Linie; die Erhebungen heißen Gipfel (über die verschiedenen Formen s. oben), die Vertiefungen Sättel. Auch Berge uud Gebirge können in Terrassen zur Ebene abfallen, und man gebraucht dafür den Ausdruck: der Berg oder das Gebirge stuft sich schnell aber langsam ab. Zeigt die Böschung keine stufenartigeu Absätze, so sagt man: der Berg oder das Gebirge fällt schnell (kurz, steil) oder mäßig ab. Derjenige Theil eines Gebirges, von dem sich nach verschiedenen Richtungen Bergreihen oder Bergzüge erstrecken, heißt Gebirgsstock (der Baumstock mit den nach allen Richtungen auslanfenden Wurzeln) oder Gebirgsknoten. Trennen sich von einem Gebirge Bergreihen, die eine andere Richtung, als die Hauptrichtnng des Gebirges, einschlagen, so nennt man sie Zweige oder Äste oder Arme des Gebirges. Mehrere Gebirge, die äußerlich und in Bezug auf ihre Gesteins¬ beschaffenheit znsammengehvren, bilden ein Gebirgssystem (z. B. die Alpen, die Karpaten). Man theilt die Gebirge: 1.) nach den Verhältnissen von Länge und Breite in Ketten- und Massengebirge. Bei den ersteren herrscht die Ausdehnung in der Länge entschieden vor, bei den letzteren wird die Breite verhältnismäßig nur wenig von der Länge übertroffen. 2.) Nach der Richtung unterscheidet man Mert di an geb irge, die von N. nach S., Parallelgebirge, die von O. nach W., Transversal- oder Dia¬ gonalgebirge, die in einer Zwischenrichtung verlaufen. - 3.) Nach der Höhe unterscheidet man N i e d e r g e b ir g e bis zu 600 in, Mittelgebirge bis zu 1900 in und Hochgebirge über 1900 in. Das Niedergebirge zeichnet sich durch sanfte Böschungen, breite Rücken und flache Kuppen, das Mittelgebirge durch steilere Böschungen, kräftiger hervor¬ tretende Gipfel (auch meist in Kuppenform) und deutliche Kammbilduug aus. Das Hochgebirge ist meist wild, die Kamin-und Gipfelbildnng höchst mannigfaltig. Das Niedergebirge ist in unseren Gegenden durchwegs bebaut und von Verbindungswegen durchzogen; das Mittelgebirge trägt auf seinen Höhen meist nur Wiesen und Wälder; im Hochgebirge sind die höheren Partien entweder mit Schnee bedeckt oder nackte Felsen. Eine eigenthümliche Form sind die Rand geb irge. Sie sind die aufgebauschten Ränder einer Hochebene und erscheinen oft, von der Tief¬ ebene aus gesehen, als mächtige Gebirgszüge, während sie, von der Hoch¬ ebene aus betrachtet, nur selten den Eindruck eines Gebirges machen. (Vergl. Fig. 5.) 14 Z 13. Ein Land, das in ununterbrochener Folge von Hügeln, Bergen oder Gebirgen bedeckt ist, nennt man Hügelland, Bergland oder Gebirgsland. Davon ist wohl zu unterscheiden der Begriff des Hochlandes. Man versteht darunter jeden ausgedehnten Landstrich von bedeutender absoluter Höhe, mag er nun Gebirgsland oder Hochebene sein. Die Vertiefungen. 8 14. Wo Erhebungen sind, sind auch Vertiefungen; selbst Land¬ striche, die wir Ebenen nennen, sind nur ein Wechsel von Erhebungen und Vertiefungen, die allerdings oft kaum merklich sind. Die Vertiefungen werden natürlich dort von größter Bedeutung sein, wo sich bedeutende Erhebungen finden, d. h. im Gebirge. Die wichtigsten sind hier das Joch oder der Sattel und das Thal. 8 15. Unter einem Joch oder Sattel verstehen wir einen Einschnitt in den Kamm eines Gebirges. Führt über das Joch ein gebahnter Weg von der einen Seite des Gebirges ans die andere, so heißt es ein Pass (Bergpass). Die Pässe sind von höchster Wichtigkeit, denn sie verbinden die Länder und Völker zn beiden Seiten eines Gebirges. Je tiefer nnd zahlreicher die Pässe, desto leichter die Verbindung, wogegen Gebirge mit wenigen nnd beschwerlichen Pässen von jeher trennend gewirkt haben. (Über den Begriff Engpass s. unten.) 8 16. Ein Thal ist eine Vertiefung zwischen zwei Bergen oder Hügeln oder zwischen zwei Gebirgsketten oder Gebirgsästen. Mau unterscheidet bei jedem Thale drei Theile: t.) die Th alsohle, den unter¬ sten Th eil, in dem meist ein Fluss fließt; 2.) die Thalgehänge, d. i die dem Thale zugekehrten Böschungen der einschließenden Berge oder Gebirgsketten; man nennt sie Thalwünde, wenn sie steil sind; 3.) den Thalrand, d. i. den obersten Theil der Thalgehänge am Beginne der Eintiefung. Die Thäler unterscheidet inan: 1.) in H a upt - und N e b en thäler, die sich zu¬ einander wie Haupt- und Nebenfluss verhalten, d. h. das Nebenthal mündet in das Haupt- thal; 2.) in Längen- und Querthäler. Sie unterscheiden sich dadurch, dass die Richtung der ersteren mehr oder weniger parallel ist mit der Richtung des Gebirges, wäh¬ rend die Richtungslinie der letzteren sich mit der Hauptrichtungslinie des Gebirges kreuzt. Je nach ihrer größeren oder geringeren Breite führen die Thäler verschiedene, näher bezeichnende Namen. Ist das Thal eng, die Thalsohle stark geneigt, und sind die Gehänge steil, so nennt man es eine Schlucht. Eine Vertiefung, die ringsum von Gebirgen eingeschlossen ist oder auch nur eiugeschlossen scheint, und deren Länge und Breite einander so ziemlich gleich sind, heißt ein Kessel, nnd wenn sie flach und weit ist, ein Becken. Auch spricht man von Thalengen (Klamm) und Thalweiten, d. h. engen nnd weiten Stellen in einem und demselben Thale. Unter Engpass versteht man im allgemeinen jeden engen Weg, mag er nun über ein Joch führen oder durch ein Thal, dessen Gehänge plötzlich einander nahe treten. Im allgemeinen kann man also Berg- und Thalpässe unterscheiden. 15 Die Gewässer. 8 17. Wasser fließt auf einer schiefen Ebene ab. Nur da, wo es keine tiefere Niederung neben sich erreichen kann, bleibt es ruhig. Mau unterscheidet somit stehendes und fließendes Wasser. Bon einem eigentlichen Stillstände kann bei den meisten Gewässern nicht die Rede sein, trotzdem wendet man diese Bezeichnung auch für jene Gewässer an, die für den ersten Blick einen ruhigen Wasserspiegel ohne bestimmt gerichtetes Fließen zeigen. Z 18. Stehendes Gewässer. Das größte stehende Wasser ist das Meer oder die See. Es umgibt die Erdtheile und nimmt mehr Raum ein als das feste Land. Natürliche und dauernde Wasseransammlungen in den Vertiefungen der festen Erdoberfläche nennt man Seen (der See.) Man unterscheidet: l.) Flussseen, die sichtbaren Zu- und Abfluss haben; 2.) Qnellseen, die sichtbaren Abfluss, aber unterirdischen Zufluss haben oder durch ganz unbedeutende sichtbare Zuflüsse ernährt werden; 3.) Binnenseen (nach ihrer Umgebung auch ost Stepp enseen genannt), die einen sichtbaren Zufluss, aber keinen sichtbaren Abfluss haben. — Die Fluss- und Quellseen sind Süßwasser-, die Binnen¬ seen größtentheils Salzwasscrseen. Künstliche Seen heißen Teiche, kleine und meist vorübergehende Wasseransamm¬ lungen Weiher, Pfützen. 8 19. Fließendes Gewässer. Bei jedem fließenden Wasser unterscheidet man Anfang und Ende, d. i. Quelle und Mündung. Die Quelle. Alles fließende Wasser stammt aus der Luft. Das Regen- oder Schueewasscr fällt zur Erde herunter und dringt hier zum Theil in den Boden ein, bis es auf eine Thonschichte gcräth, die sein weiteres Eindringen verhindert und es zwingt, an irgend einer Stelle als Quelle wieder an die Oberfläche zu treten. Die Quelle kann kalt, warm oder h eiß sein; warme Quellen nennt man Th ermen. Auf ihrem unterirdischen Wege löst die Quelle gewisse mineralische Bestandtheile des Bodens auf und führt sie mit sich; so enthalten die Salz- oder Solquellen auf¬ gelöstes Kochsalz. Ganz reine Quellen sind sehr selten; ist der Gehalt an gelösten Mineralien bedeutend, so werden sie Mineralquellen genannt und, wie die Thermen, häufig als Heilbäder oder Gesundheitsbrunnen benützt. Die Mündung ist derjenige Punkt, wo ein Fluss sich in das Meer oder in einen See oder in einen anderen Fluss ergießt. Lagern sich dabei die mitgeführten S chl a m m - und S a n d m a s s e n in der Weise ab, dass sie über den Wasserspiegel emporragen, so nennt man dieses neugebildete Land ein Delta (von dem griechischen Buchstaben ä, dem die Gestalt des Schwemm¬ landes des Nils gleicht). Der Fluss theilt sich hier meist vor der Mündung in mehrere Arme. — Erweitert sich ein Fluss an seiner Mündung bedeutend, so nennt inan diese eine trichterförmige Mündung. Mehrere Quellen bilden durch ihre Vereinigung einen Bach, mehrere Bäche einen Fluss. Flusse mit großer Wassermasse nennt man Ströme. In Bezug auf ihr gegenseitiges Verhältnis unterscheidet man: l.) Hauptflüsse, welche entweder vceanische Flüsse sind, d. h. sich 16 in das Meer ergießen, oder kontinentale, die entweder in einen Binnen¬ see münden oder sich in Morast- und Sumpfflächen verlieren. Flüsse, die nach kurzem Laufe das Meer erreichen, nennt man Küstenflüsse; — 2.) Nebenflüsse, die in einen Hauptslnss einmünden; — 3.) Zuflüsse, die sich in einen Nebenfluss ergießeu. Weiters kann man noch Beiflüsse und Seitenbäche unterscheiden. Ein Fluss mit sämintlichen ihm zufließenden Gewässern heißt Flnsssystem; der Flächenraum aller jener Länder, aus denen einem Flusse Gewässer zuströmen, ist sein Flussgebiet. Da der Fluss auf seinein Wege stets Hindernisse findet, so kann er nicht geradeaus dem Meere zueilen, sondern muss einen vielfach gewundenen Weg znrück- legen. Dieser wirklich zurückgelegte Weg mit allen Krümmungen heißt Flnssentwickelung. ß 20. Unter Gefälle versteht man den Höhenunterschied zweier Flnsspunkte, verglichen mit ihrer Entfernung. Erklärung. ab (Fig. 7) sei der Durchschnitt eines Flussbettes. Jeder Tropfen im Flusse muss eimnnl nach a und von da nach b kommen, weil b tiefer liegt als ». Ist die absolute Höhe des Punktes a («c — ) 210 in und die des Punktes b (b) von der Regenmenge (in regenarmen Ländern trocknen die Flüsse zeitweise ans), e) von der Größe nnd Anzahl der Nebenflüsse; 3.) von der Tiefe. Bei 2'/zM Tiefe ist ein Fluss für gewöhnliche Lastschiffe, bei 6^m Tiefe für beladene Seeschiffe be¬ fahrbar; 4.) von der Beschaffenheit des Bettes. Besonders gefährlich sind die Klippen, d. h. Felsen, die entweder über den Wasserspiegel hervorragen oder unter demselben verborgen sind. Doch sind die Klippen weniger für Flüsse als für Seen und für das Meer von Bedeutung. Die Flussschisfahrt theilt man in Thalfahrt (strom¬ abwärts) und Bergfahrt (stromanfwärts). Z 24. Verhältnis des Landes zum Wasser. Die festen Grenzen der Landgcwässer (Seen nnd Flüsse) werden Ufer, die des Meeres Küste oder Gestade genannt. Bei einem Flusse unterscheidet man rechtes und linkes Ufer immer in der Richtung nach der Mündung. Die Darstellung der Erdoberfläche. Z 25. Die Unebenheiten der" Erdoberfläche können auf ebenem Papiere dargestellt werden: 1.) durch Profile, 2.) durch das Bild, 3.) durch die Karte. 8 26. H ö hcnprofile. Köunteu wir mit einem Messer eine Gegend in irgend einer Richtung durchschneiden und die eine Hälfte wegwerfeu, so würden wir den Durchschnitt oder das Profil der Gegend erhalten. Man braucht nun freilich keine Gegend zu spalten, sondern nur Hohen und Vertiefungen zu messen, um den Durchschnitt zeichnen zn können. Supan, Geographie, 10. Aufl. 2 18 Nachstehender idealer (d. h. in der Wirklichkeit nicht vorkommender) Durch¬ schnitt (Fig. 8) soll das früher Besprochene erklären. « bis / Kamm, d Gipfel, o Kuppe, ck Sattel, ö Platte, / und Terrasfeu, Thalsohle, r Gipfel, / bauchige Böschung, L hohle Böschung. Wo sind die Thalgehänge? Z 27. Höhenprofile genügen nicht zur Kenntnis einer Gegend, da inan nach ver¬ schiedenen Seiten Durchschnitte machen kann und jeder Durchschnitt ein anderes Bild gibt. Geeigneter erscheint die bildliche Darstellung, aber auch diese leidet an Mängeln. Auch ein Laudschastsbild stellt die Gegend uur vou einer Seite dar und verbirgt uns das, was dahinter liegt. In Bezug auf die Höhenverhältnisse werden unrichtige Vorstellungen Hervorgernfen, da entfernte Gegenstände nns stets kleiner erscheinen als naheliegende, anch wenn sie größer sind als diese. § 28. Die einzig richtige Vorstellung von einer Gegend oder einem Lande gibt nns die Karte. Erheben wir uns in einem Luft¬ ballon aber die zu zeichnende Landschaft und bleiben wir nicht ans einer Stelle, sondern bewegen uns so, dass wir jeden Punkt einmal senkrecht unter nns haben, und denken uns die Gegend durch lauter senkrechte Lichtstrahlen beleuchtet, so wird dadurch ein Doppeltes erreicht: a) es wird uns kein Punkt der Boden- obersläche entgehen, d) alle Gegenstände werden in der Zeichnung iin gleichen Verhältnisse der Größe wie in der Wirklichkeit zueinander stehen. Solche Zeichnungen nennt man Pläne, wenn sie nur einen kleinen Landstrich, aber diesen sehr genau darstellen, und Landkarten, wenn sie größere Landstriche darstellen. Auf den Land¬ karten muss natürlich manches minder Wichtige ausgelassen, manches nur angedeutet werden, wie z. B. Städte durch kleine Ringe n. dergl. Auf der Karte kommen die Ebenheiten und Unebenheiten des Bodens durch eine den Beleuchtungs¬ verhältnissen angemessene Schraffierung zur Darstellung. In Fig. 9 sind die Flächen a-, ac, «Ä, «e (im Durchschnitt gezeichnet, daher als Linien dargestellt) gleich groß, haben aber eine verschiedene Lage. Die feinen Striche stellen senkrechte Lichtstrahlen dar. Die horizontale Fläche aä erhält die volle Beleuchtung und wird daher ganz hell erscheinen. 19 An der vertikalen Fläche ae gleiten alle Lichtstrahlen ab, und sie wird daher ganz dunkel erscheinen. Die geneigten Flüchen ack und ae werden zwar belenchtet, aber ans ack fallen weniger Lichtstrahlen und unter einem kleineren Winkel auf als auf Den Grad theilt inan ferner in 60' (Minuten), die Minute iu 60'' (Secunden). 24 man unterscheidet, da der Nullmeridian mit dem Meridian 180° die Erde in eine westliche und östliche Halbkugel (Hemisphäre) theilt, östliche (ö. L.) und westliche Länge (w. L.). Auf den Karten bezeichnen die Meridiane stets die Nord- Südrichtung, die Parallelen stets die Ost - W estr ichtnn g, ihre Lage mag sein, welche sie wolle. Sie sind in der Regel nicht alle ausgezogen, aber die Gradeintheilung ist am Rande angegeben und die ansgezogenen Linien sind numeriert. Haben zwei Punkte der Erde die gleiche Länge, aber verschiedene Breite, so lässt sich ihre Entfernung leicht bestimmen, da jeder Breitengrad — 111 lein ist. Hat n 18" n. B. und 17° ö. L. und b 37 "n. B. und 17° ö. L., so sind » und b 19° oder (19 x 111) 2109 km voneinander entfernt. — Anders ist die Bestimmung der Ent¬ fernung zweier Punkte, die gleiche Breite, aber verschiedene Länge haben, weil die geographische Länge an den Parallelkreisen abgelesen wird und diese gegen die Pole zu immer kleiner werden. Das Land. 8 35. Die Erdoberfläche besteht aus Land und Wasser, und zwar so, dass ungefähr Wasser und Land ist. Land 136 Millionen km- Wasser 351 » > Unbekannte Gebiete an den Polen 23 » » Ganze Erde 510 Millionen km- Ans der nördlichen Halbkugel ist mehr Land, auf der südlichen mehr Wasser. Die großen, zusammenhängenden Landmassen nennt man Kon¬ tinente oder Festländer, zwischen ihnen und um sie ist in großen Vertiefungen das Meer oder der Ocean. Das Land gliedert sich in sechs Erdtheile: 1. ) Ans der östlichen Halbkugel vier mit vorherrschender Breiten¬ ausdehnung : a) die drei zusammenhängenden: Asien, Afrika und Europa, zusammen die alte Welt genannt; l>) Australien; 2. ) auf der westlichen Halbkugel zwei zusammenhängende Erd¬ theile mit vorherrschender Längenausdehnnng: Nord- und Südamerika oder die neue Welt, weil sie wie Australien erst spät bekannt wurden. Europa 10 Mill, km- Australien 9 Mill, km- Asim 44 » -> Nordamerika 24 » Afrika 30 » » Südamerika 18 » » 25 Das Festland umlagert in breiten Massen den Nordpol und geht nach S. immer weiter auseinander, indem es sich in Halbinseln und Inseln zersplittert oder mit Zuspitzungen endet. 8 36. Kleine Landstücke, die ringsum vom Wasser umflossen sind, nennt man Inseln oder, wenn sie sehr klein sind, Eilande. Es sind unterseeische Bodenerhebungen, die mit ihren höchsten Theilen aus dem Wasser hervorragen. Zahlreiche Inseln, die nebeneinander liegen, umfasst man mit der Bezeichnung Inselgruppe oder Jnselreihe. Mehrere Inselgruppen zusammen bilden einen Archipel. Halbinseln hängen nur an einer Seite mit dem Festlande zusammen, an den übrigen sind sie vom Wasser umgeben. Schmale nnd langgestreckte Halbinseln nennt man Landzungen. Ist die Verbindung zwischen zwei Landstücken sehr schmal, so heißt sie Landenge oder Isthmus. Die Halbinseln und küstennahen Inseln bilden die Glieder des Festlandes; denkt man sich dieselben entfernt, so bleibt der Stamm oder Rumpf übrig. Je nach der großen oder kleinen Zahl von Gliedern spricht man von reicher und schwacher Gliederung. Z 37. Die Küste ist die Grenze zwischen Land und Meer. Gebirge und Plateaus, die dicht an das Meer herantreten, enden in steilen Ab¬ fällen (Steilküsten), Tiefebenen verlaufen allmählich in das Meer und bilden Flachküsten. Alle Spitzen und Vorsprünge der Küste heißen Vorgebirge oder Caps. Eine Einbiegung der Küste, wo die Schiffe vor Stürmen gesichert sind und guten Ankergrund finden, bildet einen natürlichen Hafen; solche gibt es namentlich an den trichterförmigen Flussmündungen, in welchen die Schiffe weit in das Land hinaufsteigen können. Dns Meer. tz 38. Das Meer gliedert sich in fünf Oceane: 1. ) Das nördliche Eismeer um den Nordpol; es berührt die Nvrdküste Asiens, Europas und Amerikas; 2. ) das südliche Eismeer um den Südpol; ohne große Bedeu¬ tung, weil es kein von Menschen bewohntes Land berührt; 3. ) der atlantische Ocean in 8-förmiger Gestalt zwischen der Westküste Europas und Afrikas einerseits und der Ostküste Amerikas ander¬ seits. Das mittelländische Meer (oder Mittelmeer) zwischen Europa, Afrika und Asien wird als ein Theil des atlantischen Oceans betrachtet; 4. ) der große Ocean, auch pacifischer Oceau oder Südsee genannt, von N. nach S. an Breite zunehmend, zwischen der Ostküstc Asiens nnd Australiens einerseits und der Westküste Amerikas anderseits; 26 5.) der indische Ocean im Süden von Asien, zwischen der Ost¬ küste Afrikas nnd der Westküste Anstraliens. Der große Ocean ist bedeutend großer, als alles Festland znsammen- genominen, nnd bedeckt den dritten Theil der Erdoberfläche. Z 39. Wie die Halbinseln von dem Lande in das Meer hinaus¬ ragen, so ragen die Buchten, Baien, Meerbusen und Golfe vom Meere in das Land hinein; Halbinseln und Buchten oder Golfe greisen ineinander wie die Zähne zweier Räder. Die Bezeichnungen Bucht und Bai wendet man gewöhnlich auf kleine, Busen und Golf auf größere Meereseinschuitte an. Eine schmale Wasserverbindung zwischen zwei Meeren nennt man Meerenge oder -Straße. Es entsprechen sich also 1.) Oceane und Continente, 2.) Halbinseln nnd Meerbusen rc., 3.) Inseln und Landseen, 4.) Landengen und Meerengen. Z 40. Sehr wichtig ist die Thatsache, dass die Oceane ein zu¬ sammenhängendes Ganzes bilden und man daher ungehindert aus einem Ocean in den anderen gelangen kann. Die Verbindung ist entweder eine offene oder wird durch mehr oder minder breite Straßen hergestellt. 1. ) Der atlantische Ocean steht in Verbindung: u) mit dem großen Ocean über das Eismeer (die nordwestliche Durch¬ fahrt im N. von Amerika und die nordöstliche Durchfahrt im N. von Asien, beide aber größtentheils von Eis geschlossen und daher ohne praktischen Wert), durch die Magellanstraße und die offene Wasser¬ straße im S. von Amerika; b) mit dem indischen Ocean einerseits im S. von Afrika, anderseits durch den Suescanal, der das mittelländische mit dem rothen Meere verbindet; e) mit dem nördlichen Polarmecre zwischen Virönland und Europa und durch die Davisstraße (dcwis) mit der Baffinsbai. 2. ) Der große Ocean steht in Verbindung: u) mit dem atlantischen Ocean; I>) mit dem indischen Ocean im S. von Tasmanien, durch die Nassstraßc (zwischen Tasmanien und Australien), durch die Torresstraßc (zwischen Australien und Neuguinea, nicht befahrbar) und durch zahlreiche Straßen zwischen den einzelnen Inseln des ostindischcn Archipelagus, unter denen die Sundastraße die befahrenste ist; e) mit dem nördlichen Eismeere durch die Beringstraße zwischen Asien und Amerika. 3. ) Der indische Ocean steht in Verbindung: a) mit dem atlantischen, d) mit dem großen Ocean. 4. ) Das südliche Eismeer steht in offener Verbindung mit dem atlantischen, indischen und großen Ocean. 27 Europa. Z 41. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Nord cap . . . . 71"n. B. s südlichster -> Cap Tarifa. . . 36° » » j A-'sd-hmmg 35 Breitengrade, östliche Grenze: Ural . . 78° ö. L. (60° ö. von Greenwich) s Ausdehnung westlichster Punkt: Cap da Roca 8° - » (10°w.von Greenwich) s 70Längengradc. 8 42. Im O. hängt Europa mit Asien zusammen. Grenzen: Ural, Kaspisee, Manytsch nördlich vom Kaukasus; an den übrigen Seiten wird es von Meeren begrenzt und gliedert sich in Halbinseln und Inseln. Im N. das nördliche Eismeer. Meerbusen: das weiße Meer; Insel: Nvwaja Semlja (semljä). Im W. der atlantische Ocean. Theile: Meerbusen von Biscaya (wiskäja), der Canal, die Nordsee, die Ostsee. — Die britischen Inseln, die Halbinseln Skandinavien und Jütland, die dänischen Inseln. Fern im Ocean liegt die Insel Island. -- Verbindungsstraßen: zwischen dem Canal und der Nordsee die Straße von Calais (kale), zwischen der Nvrd- und Ostsee der Skäger-Rak und Kattegat, der große und der kleine Belt und der Sund. — Theile der Ostsee: der finnische und bottnische Meerbusen. Im S. das mittelländische Meer, ein Theil des atlantischen Oeeans, mit dem es durch die Straße von Gibraltar in Verbindung steht. Theile: Meerbusen von Lion (livn,) und Genna, tyrrhenisches Meer, adriatisches Meer, jvnisches Meer, ägäisches Meer. Von da gelangt man durch die Straße der Dardanellen (oder den Hellespvnt) in das Marmara¬ meer (die Prvpöntis), von da durch die Straße von Coustantinopel oder den Bosporus in das schwarze Meer (Pontus euxinns) und von da durch die Straße von Kertsch in das asow'sche Meer. — Pyrenäische Halbinsel, italische Halbinsel mit den Inseln Sicilicn, Cörsica und Sar¬ dinien, Balkänhalbinsel mit der Insel Kreta und den vielen griechischen Inseln, Halbinsel Krim. Der Stamm des Erdtheiles besteht aus etwa zwei Drittel Tief¬ land und einem Drittel Gebirgsland. Die Glieder sind vorwiegend gebirgig. Europa ist von 382 Millionen Menschen bewohnt. Ihrer Sprache nach theilt man sie in drei Gruppen: Germanen (Deutsche und ver¬ wandte Völker), Romanen (die dem Lateinischen verwandte Sprachen reden) und Slaven. 28 WiiteL-Guvopa. Z 43. Bodengestalt. Vvn S. nach N. folgen l.) die Alpen, 2.) das deutsche Mittelgebirge, 3.) das deutsche Tiefland. — An die Alpen schließen sich im O. die Karpaten an. 1. ) Tie Alpen, das höchste Gebirge Europas, ziehen iu einem Bogen vom Golf von Lion bis nach Wien, erreichen in der Mitte des Bogens ihre höchste Erhebung (Mont Blanc fmon-, blangf 4800 m, höchster Punkt Europas) und nehmen nach O. stetig an Höhe ab (Ortler 3900 m, Großglockner 3800 m). Sie bestehen aus zahlreichen Gebirgsketten und Gebirgsmassen, die durch Langen- und Querthäler voneinander getrennt werden. Die meisten Langenthaler gehen in Querthäler über. Die wichtigsten Thäler sind: Walliser Thal, Rheinthal, Engadin- und Innthal, Vintsch- gan und Etschthal, Salzachthal, Ennsthal, Murthal, Drauthal, Savethal. — Im N. und S. begleiten zahlreiche Seen das Gebirge; die wichtigsten sind: der Genfer, Vierwaldstätter, Züricher und Bodensee im N., der Gardasee, Comosee und Lago Maggiore (matschöre) im S. — An die Alpen schließt sich im SO. das Karst-Plateau an. 2. ) Die Karpaten, bestehend aus drei Theilen, den Westkarpäten mit der hohen Tatra (Gerlsdorfer Spitze 2600 m) und dem sicbenbürgischen Hochlande, welche durch das karpatische Waldgebirge miteinauder verbunden werden. Innerhalb der Karpaten dehnen sich die beiden ungarischen Donau-Tiefebenen aus. 3. ) Das deutsche Mittelgebirge, u) Au die Alpen schließt sich im N. die schweizerische und schwäbisch-baierische Hochebene an, die im NW. und N. vvn dem schweizerischen und deutschen Jura begleitet wird; d) das böhmisch-mährische Plateau, eingeschlvsseu vom Böhmer¬ wald, Fichtelgebirge, Erzgebirge und den Sudeten; o) der Thüringer¬ wald; ä) der Harz; s) Spessart, Rhön und Vogelsberg, nördlich davon das Weser-Bergland; k) das rheinische Schiefergebirge; Z) das ober¬ rheinische Gebirge (Schwarzwald und Odenwald auf der einen, Wasgau oder Vogesen nnd Pfälzer Gebirge auf der anderen Seite der ober¬ rheinischen Tiefebene). — Höchster Punkt des Mittelgebirges die Schnee¬ koppe im Riesengebirge 1600 m. 4. ) Das deutsche Tiefland, wie ganz Mitteleuropa nach N. sich abdachend. Z 44. Die Miste. 1.) Der größte Fluss ist die Donau, welche im Schwarzwalde entspringt und in das schwarze Meer mündet. Nebenflüsse: 29 Sereth Pruth 2.) Der Rhein entspringt in den schweizerischen Alpen und mündet in die Nordsee. Nebenflüsse: Aar Neckar Main Mosel Maas 3. ) Die Weser entspringt als Werra im Thüringerwalde, vereinigt sich mit der Fulda und mündet in die Nordsee. 4. ) Die Elbe kommt aus deu Sudeten und fließt in die Nordsee. Nebenflüsse: Moldan Saale Havel mit der Spree 5. ) Die Oder kommt aus deu Sudeten und fließt in die Ostsee. 6. ) Die Weichsel entspringt in den Karpaten und mündet in die Ostsee. Staaten von Wittel-Europa. Tie österreichisch-ungarische Monarchie. 8 45. Unsere Monarchie, deren Beherrscher der Kaiser von Öster¬ reich und König von Ungarn ist, hat einen Flächeninhalt von 626.000 km? und eine Bevölkerung von 44 Mill. Diese scheidet sich in Deutsche, Slaven, Magyaren (madjären), Rumänen und Italiener. Die Monarchie besteht physisch aus vier Theilen: Alpen-, Karst-, Sudeten- und Karpatenländer, politisch aber aus zwei Theilen: Cis- leithauien und Transleithanien (nach dem Flusse Leitha benannt). a) Die österreichische» Länder oder Lisieithnnien. 1. ) Das Erzherzogthum Österreich unter der Enns: Wien die Haupt- und Residenzstadt der Monarchie, U/2 Mill. Ew. 2. ) Das Erzherzogthum Österreich ob der Enns, Hauptstadt Linz. 30 3. ) Das Herzogthum Salzburg mit der Hptst. gl. N. 4. ) Die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Hauptstadt Innsbruck; Trient, Bregenz. 5. ) Das Herzogthum Steiermark, Hptst. Graz. 6. ) Das Herzogthum Körnteu, Hptst. Klagenfurt. 7. ) Das Herzogthum Krain, Hptst. Laib ach. 8. ) Das Küstenland mit der Halbinsel Istrien, Hptst. Triest; Gvrz, Pola. 9. ) Das Königreich Dalmatien, Hptst. Zara. 10.) Das Königreich Böhmen, Hptst. Prag; Pilsen, Budweis, Reichenberg, Karlsbad. kl.) Die Markgrafschaft Mähren, Hptst. Brünn; Jglau, Olmütz. 12. ) Das Herzvthnm Schlesien, Hptst. Troppau. 13. ) Das Königreich Galizien und Lodomerien, Hauptstadt Lemberg; Krakau. 14. ) Das Herzogthum Bukowina, Hptst. Czernowitz (tschernowitz). i>) Die ungnrischen Länder »der Lransleithanien. 1. ) Das Königreich Ungarn, Hptst. Budapest (>/z Mill. Ew.); Pressbnrg, Maria-Theresivpel, Debreczin idebretzin), Szegcdin (ßegediu), Temesvar (temeschwär). Zu Ungarn gehört auch Siebenbürgen (Kronstadt, Klausenburg, Hermannstadt) und die königl. Freistadt Fiume am Meere. 2. ) Das Königreich Kroatien und Slav onieu, Hptst. Agram. o) Sovnien und die Hercegovina. Diese ehemals unmittelbare türkische Provinz steht jetzt unter Ver¬ waltung Österreich-Ungarns. In Bosnien ist der Hauptfluss die Bosna, die zur Save fließt, und die Hauptstadt Sarajevo; der Hauptfluss der Hercegovina ist die Narenta, die ins adriatische Meer mündet. Das deutsche Reich. H 46. Das deutsche Reich umfasst eineu kleinen Theil der Alpen, den größten Theil des deutschen Mittelgebirges und fast das ganze deutsche Tiefland. Der Main trennt es in Nord- und Süddeutschland. Die Bevölkerung ist fast durchaus deutsch. Politisch besteht das Reich aus einem Bunde von 25 Staaten und einem Reichslande; sein Oberhaupt ist der jedesmalige König von Preußen als deutscher Kaiser. g.) NorddeMschland. 1.) Das Königreich Preußen umfasst fast ganz Norddentschland und fast zwei Drittel des ganzen Reiches. Die Hauptstadt Berlin (über k V2 Mill. Ew.) ist zugleich die Hauptstadt des deutschen Reiches. Die 31 wichtigsten Städte sind außerdem: Königsberg, Danzig, Stettin, Altona, Magdeburg, Breslau, Hnuuvver, Köln, Elberfeld-Barmen und Frankfurt am Main. 2. ) Das Königreich Sachsen mit der Hauptstadt Dresden; noch größer ist Leipzig. 3. ) Thüringen, aus acht kleinen Großherzogthümern, Herzog- thümern und Fürstenkhümern bestehend. Die größte Stadt, Erfurt, gehört jedoch zu Preußen. 4. ) Die beiden Großherzogthümer Mecklenburg. 5. ) Das Herzogthum Anhalt. 6. ) Die beiden Fürstenthümer Lippe. 7. ) Das Fürstenthum Waldeck. 8. ) Das Herzogthum Braunschweig mit der Hptst. gl. N. 9. ) Das Großherzvgthum Oldenburg. 10.) Die freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck. I>) SiiddkutWlNid. 1. ) Das Königreich Baiern, Hptst. München; Nürnberg, Augsburg. 2. ) Das Königreich Württemberg mit der Hptst. Stuttgart. 3. ) Das Großherzvgthum Baden mit der Hptst. Karlsruhe. 4. ) Das Grvßherzogthum Hessen mit der Hptst. Darmstadt. 5. ) Das Reichsland Elsass-Lothringen mit der Hauptstadt Straßburg. Die Schweiz. Z 47. Die Schweiz ist fast durchaus Alpeulaud; im NW. ist eine Hochebene vorgelagert, die mit dem Jnragebirge abschließt. In politischer Beziehung bildet sie eine aus 22 Staaten (Cantvnen) bestehende Bundes¬ republik (Republiken sind Staaten, au deren Spitze nicht ein erblicher Fürst, sondern ein auf längere oder kürzere Zeit gewähltes Oberhaupt steht). Hauptstadt Bern; größer sind Zürich, Basel und Genf. Zwischen der Schweiz und Österreich liegt das kleine Fürstenthum Liechtenstein. Die nordwestlichen Staaten. Z 48. 1.) Das Königreich der Niederlande (oder Holland) bildet einen Theil des deutschen Tieflandes; ebenso gehört auch die Bevölkerung zum deutschen Stamme. Hauptstädte Amsterdam und Haag; Rotterdam. 2. ) Das Königreich Belgien ist im W. Tiefebene, im O. Hügelland; von Deutschen und Franzosen bewohnt. Hptst. Brüssel; Antwerpen. 3. ) Das Großherzvgthum Luxemburg mit der Hptst. gl. N. 32 Hst- und Word-Guropa. Z 49. 1.) Das Kaiserthiun Russland, der größte europäische Staat, ist ein großes Tiefland, das vom schwarzen bis znm Eismeere, vom Ural bis zu den Karpaten reicht und einerseits mit dem deutschen, ander¬ seits mit dem sibirischen Tieflande zusammenhängt. Im NW. finden sich unzählige Seen (Finnland); die größten sind der Ladoga-, Onega- und Peipussee. Das Tiefland wird strahlenförmig von großen Strömen durch¬ flossen: in den Kaspisee mündet die Wolga, der größte Fluss Europas; in das schwarze Meer münden Don (in das asow'sche Meer), Dnjepr, Dnjestr; in die Oststee Weichsel, Düna und Newa; in das Eismeer Dwina und Petschora. Die Bewohner sind fast durchaus Slaven. Hauptstädte Petersburg und Moskau; Warschau in dem mit Russland vereinigten Pvlen; Odessa. 2. ) Das Königreich Rumänien ist das Tiefland au der unteren Donau und ihrer von den Karpaten kommenden Nebenflüssen Sereth und Prnth. Die Bewohner sind romanischen Stammes. Hauptstadt Bukarest (buknrescht). 3. ) Die Halbinsel Skandinavien besteht zum größten Theile aus einem mächtigen Plateau, das nach W. steil znm Meere abfällt, nach O. (Schweden) aber allmählich sich abdacht. Unter den Seen sind die größten Wener-, Wetter- und Mälarsee. Wichtiger Fluss Göta-Elf. Politisch besteht die Halbinsel aus zwei vereinigten Königreichen: Schweden mit der Hptst. Stockholm und Norwegen mit der Hptst. Kristiania. Die Schweden, Norweger und die Dänen werden Skandi¬ navier genannt und gehören zum germanischen Sprachstanuue. 4. ) Das Königreich Dänemark besteht ans dem nördlichen Theile der Halbinsel Jütland und aus den dänischen Inseln und ist durchaus Flach¬ land. Unter den Inseln sind Seeland und Fünen die größten. Hptst. Kopenhagen. Zu Dänemark gehört auch die Insel Island. West-Guropa. Z 50. 1.) Das Königreich Großbritannien und Irland besteht ans zwei großen Inseln: Großbritannien, dessen südlicherTheil England und dessen nördlicher Schottland heißt, und Irland, und aus mehreren Inselgruppen. Die Engländer gehören dem germanischem Stamme an. Großbritannien ist die erste Seemacht der Erde. Sie beherrscht mehr als ein Siebentel der festen Erdoberfläche. England ist im W. und N. gebirgig, im O. flach. Größter Fluss die Themse. Hptst. London, die größte Stadt der Erde, mit 4 Mill. Ew.; 33 Liverpool (liwrpul), Manchester (mäutschestr), Birmingham (bvrmiugäm) sind die drei wichtigsten unter den übrigen Großstädten Englands. Schottland ist vorherrschend Gebirgsland. Hptst. Edinburgh; Glasgow (glasgo). Irland hat an den Küsten einzelne Gebirgsgrnppen, das Innere ist Flachland. Hptst. Dublin (dlblin). 2.) Die Republik Frankreich ist im W. Tiefland, im O. Gebirgs- und Hügelland. Das Gebirgsland gehört theils den Alpen und Pyre¬ näen an, theils ist es Mittelgebirge. Das südfranzösische Mittelgebirge ist durch die Tiefebene der Rhone (rvn) von den Alpen getrennt, das nordfranzösische schließt sich an den Schweizer Jura und an das deutsche (rheinische) Mittelgebirge an. Von den Hauptstössen mündet nur die Rhone in das mittelländische Meer, die übrigen: G a r o n n e (garonu), Loire (lvär) und Seine (ßän) in den atlantischen Ocean. Hptst. Paris (2stz Mill. Ew.); Lyon (livNg), Marseille (marßäj), Bordeaux (bordv). — Zu Frankreich gehört auch die Insel Cvrsica. Süö- Gurropa. § 51. 1.) Die pyrcuäischc Halbinsel wird durch das Hochgebirge der Pyrenäen von Frankreich getrennt. Im S. ein zweites Hochgebirge: Sierra Nevada (noch höher als die Pyrenäen). Am Fuße dieser Gebirge zwei kleine Tiefebenen; die übrige Halbinsel ist ein mächtiges Plateau. Von den Hauptflüssen fließt nur der Ebro ins Mittelmeer, die übrigen: Duero, Tajo (tächo), Guadiana (guadiäna), Guadal¬ quivir (guadalkiwir) in den atlantischen Ocean. Die Halbinsel ist in zwei Königreiche getheilt: u) S p a n i e n, Hptst. M a drid; Sevilla (ßewilja), Barcelona (barße- lvna). Gibraltar ist eine englische Festung. Zu Spanien gehört die Inselgruppe der Balearen. l>) Portugal, Hptst. Liss ab on. 2.) Die italienische Halbinsel besteht aus zwei Theilen: der Tiefebene des Po und dem Gebirgskunde der Apenninen, die die Halbinsel der Länge nach durchziehen. Hauptfluss der eigentlichen Halbinsel die Tiber. Italien bildet ein Königreich; Hptst. Rom, zugleich Sitz des Papstes. In Oberitalien Venedig, Mailand, Turin und Genua; in Mittel¬ italien außer Rom Florenz; in Uuteritalien Neapel am Fuße des feuer¬ speienden Vesuv. Von den benachbarten Inseln gehören zu Italien Sardinien, dann Sicilien, durch die Straße von Messina von der Halbinsel getrennt, mit der Stadt Palermo und dem feuerspeienden Ätna. Malta gehört den Engländern. Supan, Geographie, 10. Auf! 3 34 3.) Die Balkanhalbinsel ist fast durchaus von Gebirgen erfüllst von denen der Pindns die Wasserscheide zwischen dem jonischen und ägäischen Meere, der Balkan die Wasserscheide zwischen dem ägäischen Meere und der Donau bildet. Den südlichsten Theil der Halbinsel bildet der insel¬ ähnliche Peloponnes. Keine bedeutenden Flüsse. Die Halbinsel zerfällt politisch in fünf Staaten: a) Das türkische Reich, Hptst. Constantin vpel. Dazu die Insel Kreta. k) Das Fürstenthnm Bulgarien, der Türkei tributpflichtig, Hptst. Sofia. o) Das Königreich Serbien, Hptst. Belgrad. ä) Das Fürstenthnm Montenegro. Die Bewohner der Türkei gehören verschiedenen Bolksstämmen an; die der übrigen Staaten find überwiegend slavisch. o) Das Königreich Griechenland, Hptst. Athen. Zu Griechen¬ land gehören außerdem die jonischen Inseln und die Kykladen. Asien. Z 52. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Cap Tscheljuskin 78°u. B. s südlichster . Insel Rotti . . 11 ° s. B. , ^sdehuuug 89 BreUmgrode, östlichster » Ostcap 152" w. L. (170" w. v. Greenwich) Ausdehnung westlichster > C a p B a ba 44" ö. L. (26 ° ö. v. Greenwich) / 164 Längengrade. Z 53. Die Grenzen find: Im N. das nördliche Eismeer. Im O. der große Ocean. Theile: das ochotskische Meer, das japanische Meer, das gelbe Meer, das chinesische Meer. — Halbinseln: Kamtschatka und Korea; Inseln: die Kurilen, die japanischen Inseln, For¬ mosa und Hainan, die vftindische Inselwelt. Im S. der indische Ocean. Theile: der Meerbusen von Bengalen und das arabische Meer mit dem persischen Meerbusen und dem rothen Meer. — Drei große Halbinseln: Hinterindien, Vorderindien mit der Insel Ceylon, Arabien. Im W. der Canal von Sues, Mittelmeer; die weiteren Grenzen siehe bei Europa. - Halbinsel Kleinasien, Insel Cypern. Z 54. Bodengestalt. Asien besteht aus drei, durch Gebirge mit¬ einander verbundenen Tafelländern mit Randgebirgen und continentalen Flüssen, an die sich nach außen größere und kleinere Gebirgsländer und Tiefebenen mit vceanischen Flüssen anlehnen. 35 Wir können zwei Hnupttheile unterscheiden: a) Ostasicn ist ein mächtiges Tafelland. Von den Randgebirgen sind der Altät im N. und der Himalaja im S. zu merken; letzterer ist das höchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel der Mount Everest (mannt ewerest) oder Gaurisänkar, 8800 m. Auf dem Tafellande erhebt sich der Kuenlun, der die Mongolei von Tibet trennt, und der Thianschan. An dieses Tafelland schließen sich an: Im W. das turänische Tiefland mit den Flüssen Amu und Sir, die sich iu den Aralsee ergießen, nnd mit dem Kaspisee. Im N. das sibirische Tiefland, mit dem turänischen in ununter¬ brochenem Zusammenhänge stehend. Es wird von den Flüssen Ob, Jenissei und Lena, die sich ins Eismeer ergießen, durchströmt. Baikalsee. Im O. das Gebirgsland der Mandschurei mit dem Amürflnsse; das chinesische Gebirgs- und Tiefland mit den Flüssen Hoängho und Jangtse-Kiang. Alle drei münden in den großen Ocean. Im S. das Gebirgsland von Hinterindien mit den Flüssen Mekong, Menam (münden in den großen Ocean) und Jräwadi (mündet in den indischen Ocean) ; das Tiefland von Hindostän mit den Flüssen Brahmaputra, Ganges und Indus (münden in den indischen Ocean). Jenseits des Tieflandes das Plateau von Dekan. b) West- oder Vorderasien. Das Tafelland von Iran steht einerseits durch das Hindnkusch-Gebirge in Verbindung mit dem öst¬ lichen Tafellande, anderseits durch das Hochland von Armenien in Verbindung mit der Hochebene von Kleinasien, deren südliches Rand¬ gebirge der Taurus ist. Am Westrand? von Iran fließen Euphrat und Tigris durch das Tiefland von Mesopotamien dem persischen Meerbusen zu. Jenseits derselben dehnt sich die syrisch-arabische Wüste aus, die durch das Libanon-Gebirge begrenzt wird. Der Kaukasus ist ein selbständiges Gebirge. Bevölkerung. Den W. bewohnt die weiße Rasse, zu der auch wir Europäer gehören, den O. Völker mit gelber Hautfarbe. Die Hauptländer Asiens. ß 55. 1.) Das chinesische Reich umfasst das eigentliche China mit der Hptst. Peking, die Mandschurei, die Mongolei und Tibet. Korea bildet ein selbständiges Reich. 2.) Das japanische Inselreich mit der Hptst. Tokio. 3* 36 3. ) Das indische Kaiserreich ist die schönste Besitzung der Eng¬ länder. Es umfasst Vorderindien und den westlichen Theil von Hinter- indien. Hptst. Calcütta; wichtigste Seestadt Bombay (bömbä). 4. ) Hinterindien. Der einzige noch unabhängige Staat ist Siam. Der Westen sowie einige Theile der Halbinsel Maläka mit der Handels¬ stadt Singapur gehören den Engländern, während den Osten die Fran¬ zosen beherrschen. 5. ) Der ostind isch e Archipel. Den Niederländern gehören: u) die vier großen Sunda-Jnseln: Sumatra, Java (jäwa) mit der Hptst. Batavia, Born e o (der Norden ist englisch) und Celcb es (ßelebes); l>) die kleinen Sunda-Jnseln; o) die Molukken oder Gewürz¬ inseln. — Den Nordamerikanern gehören die Philippinen. 6. ) Sibirien bildet einen Theil des russischen Reiches, ebenso 7. ) Turan. 8. ) Iran enthält zwei Reiche: Persien mit der Hptst. Teheränund Afghanistan. — Belüdschistän steht unter englischer Oberherrschaft. 9. ) Kaukasien ist russisch. 10. ) Das türkische Asien umfasst: a) Armenien, wovon jedoch ein Theil zu Russland gehört; li) Mesopotamien; o) Syrien und Palästina (das gelobte Land) mit den heiligen Städten J e r n s a l e m , B e t h l eh ein und Nazaret h. Der Fluss Jordan fließt durch den Genezarethsee und ergießt sich in das tobte Meer; > » (17°w.v. Greenwich)/68Längengrade. Z 57. Die Grenzen sind: Im N. das mittelländische Meer. Theile: Meerbusen von Sidra und Gabes (die beiden Syrien). Im O. der Canal von Sues, das rothe Meer, der indische Ocean. Im S. vereinigen sich der indische und der atlantische Ocean. Im W. der atlantische Ocean. Meerbusen von Guinea. 37 Afrika hat unter allen Erdtheilen die geringste Gliederung. Größere Halbinseln fehlen ganz, nnd die meistentheils kleinen Inseln befinden sich in ziemlicher Entfernung von der Küste. Z 58. Afrika ist ein gewaltiges Tafelland, das von S. nach N. sich allmählich senkt. Wir unterscheiden hier folgende Theile: a) Das südliche Tafelland, welches in Terrassen zum Meere abfällt. Im NO. der Schneeberg Kilimandscharo, 6000 ra hoch. Im Innern zahlreiche und große Seen: Nyassa-, Tanganjika-, Victoria- und Albert-See. d) Das Tiefland von Flachsud an mit dem Tsadsee und dem Hochlande von Abessinien an der östlichen Flanke scheidet das südliche Tafelland von a) dem nördlichen, der Wüste Sahara, die im N. durch das Atlasgcbirge und das Plateau von Barka theilweise vom Mittel¬ meere geschieden wird. Die größten Flüsse sind: der Nil, der sich ans den Abflüssen des Vietoria- nnd des Albert-Sees bildet und in das Mittelmeer mündet; der Niger, Kongo und der Oranjeflnss, die in den atlantischen, und der Sambesi, der in den indischen Oeean mündet. Im N. wohnen Völker der weißen Rasse, in der Mitte nnd im Süden vorwiegend Neger. Einzelne Länder. ß 59. l.) Die Nilländer, a) Ägypten, das fruchtbare Land am Unterlaufe des Nil, unter türkischer Oberhoheit stehend. Hptst. Kairo (kciro), Seestadt Alexändria; b) Nubien am Mittelläufe des Nil; a) das Hochland von Abessinien, von einem christlichen Volke bewohnt. 2. ) Die Berbern-Länder (nach ihren Bewohnern so genannt): a) Tripolis mit der Hptst. gl. N., unter türkischer Hoheit; b) Tunis mit der Hptst. gl. N., französischer Schntzstaat; v) Algerien (alscherien) mit der Hptst. Algi er (alschir), gehört den Franzosen; ä) Marokko mit der Hptst. gl. N., selbständig. 3. ) Die Wüste Sahara mit mehreren Oasen, d. h. fruchtbaren Stellen, ost von bedeutender Ausdehnung. 4. ) Senegambieu an den Flüssen Senegal und Gambia, mit französischen, portugiesischen und englischen Besitzungen. 5. ) Obergninea (ginca), der Küstenstrich von Sierra Leone über die Nigermündung bis zum Äquator, mit englischen, französischen und deutschen Besitzungen. 38 6. ) Sudan zerfällt in Hochsndän am oberen und mittleren Niger nnd Flachsudän. 7. ) Südwest- und Centralafrika: a) die deutsche Colonie Kamerun; b) die französische Kongo-Colonie; a) der Kongostaat; ä) die portugiesischen Besitzungen von Niederguinea; s) Deutsch- Sii d w e st a s r i k a. 8. ) Das Capland, englische Colonie, mit der Capstadt. Im NO. davon die von holländischen Bauern (Buren) gegründeten Oranje- Republik und südafrikanische Republik. 9. ) Ostafrika ist zum größten Theile in europäischen Händen. Auf die englischen Besitzungen im Süden (besonders Natal) folgt das portu¬ giesische Mozambique (mozambik), dann Deutsch-Ostafrika, darauf Britisch-Ostafrika (mit Sünsibar), endlich die italienischen Besitzungen. Die Inseln: Im atlantischen Ocean: l.) Die Azoren (assören) und Madeira (madera) sind portugiesisch. 2.) Die eanarischen Inseln sind spanisch. 3.) Die Inseln am grünen Vorgebirge sind portugiesisch. 4.) Die Guinea-Inseln sind theils spanisch, theils portugiesisch. Im indischen Ocean: Die größte afrikanische Insel Madagaskar, die vom Festlande durch den Canal von Mozambique getrennt ist, ist französisch. Die Maskarenen sind theils englisch, theils französisch. Amerik a. Z 60. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Nordspitze der Halbinsel Boothias Felix 72° n.B. Ausdehnung südlichster C a p H o o rn 56 ° s. B. Breitengrade, östlichster Cap Braueo 17° w.L.(3ö°w.vonGreeuwich) > . westlichster > Prinz Wales-(näls) Cap 150°w.L.(168« w von Greenwich) j 133 Längengrade. Die Grenzen sind: Im N. das nördliche Eismeer mit der Bassins- (bäffns) Bai. Im O. der atlantis ch e O cean mit derHud sons- (hödsns) Bai, dem Golf von Mexico (mechiko) und dem cara'rbischen Meere. Im W. der große Ocean mit dem Meerbusen von C a l i s v r n ien. Die Bevölkerung besteht zum großen Theile aus eingewanderten Europäern und Negern; die eingeborene Bevölkerung sind die bräunlich¬ gelben Indianer. Amerika zerfällt in drei Theile: Nordamerika mit Grönland, Central¬ amerika mit Westindien und Südamerika. Z 61. Nordamerika. Im Eismeere gibt es zahlreiche Inseln, unter denen Grönland die größte ist. Im O. die Halbinseln Labrador und Florida und die Insel New-Foundland (nju-faundländ). Im W- die Halbinseln Calis orni en, Alaska und die Jnselreihe der Alanten- 39 Den ganzen Westen nimmt ein mit der Küste parallel streichendes, hohes Kettengebirge ein, das mehrere Hochebenen einschließt. Den wichtig¬ sten Theil desselben bilden im O. das Felsen g eb irg e nnd das Küsten- gebirge im W. Im östlichen Theile des Kontinentes erhebt sich ein zweites, aber niedrigeres Kettengebirge: die All eg Hani es (ellegenis). Zwischen beiden liegt das Tiefland des Mississippi. Dieser große Strom mündet in den Meerbusen von Mexico; sein größter Nebenfluss ist der Missouri (missüri). Nach N., in das Eismeer, fließt der Mackenzie (mäkensi). Im N. der Alleghanies liegen die fünf großen canadischen Seen: ObererSee, Huronen-, Michigan- (nntschi- gän), Erie- (iri) und Ontario-See, deren Abfluss, der St. Lorenz¬ strom, in den atlantischen Ocean mündet. Die Länder sind: a) Grönland mit einigen dänischen Niederlassungen. b) Das Gebiet von Kanada, englische Besitzung. Städte: Quebec (qnlbek) und Montreal (mvntriöl). o) Die Vereinigten Staaten von Amerika, eine Bundes¬ republik mit der Hauptstadt Washington (nöschingtn). New-Jork (ujn-jvrk), Philadelphia nnd Chicago (tschikägv) sind Millionenstädte; St. Louis (ßent lüis), New-Orleans Osiu-orlins) am Mississippi, St. Francisco am großen Ocean. Zu den Vereinigten Staaten gehört auch das Gebiet Alaska. 6) Die Republik Mexico (mechikv) mit der Hptst. gl. N. Z 62. Ccntralamcrika nud Westindien. Central am erika liegt zwischen den Meerbusen von Tehnnntepec und Panama. Es ist gebirgig, doch stehen diese Gebirge weder mit den nord-, noch mit den südamerikanischen in ununterbrochenem Zusammenhänge. Politisch wird es in fünf Republiken eingetheilt. Westindien besteht aus drei Inselgruppen: a) aus den vier großen Antillen (antiljen), von denen Cuba nnd Puerto Rico den Vereinigten Staaten gehören, Jamaica englisch ist nnd Hatti zwei selbständige Republiken enthält; b) ans den kleinen Antillen, die unter der Herrschaft verschie¬ dener europäischer Mächte stehen; o) ans den englischen Bahäma-Jnselm Z 63. Südamerika ist in Bezug auf Umrisse und Mangel an Gliederung Afrika ähnlich, nicht aber in Bezug auf Bodengestalt. Wie in Nordamerika zieht auch hier längs der Westküste ein Kettengebirge, die And es, das zweithöchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel Aconcagua (akonkägua) 7000 na. Im O. die weit niedrigeren Gebirge von Bra¬ silien und Guayana (gnajäna). Den größten Theil des Kontinentes nehmen die Tiefländer ein, die von großen, in den atlantischen Ocean mündenden Strömen: dem Orinoco, Amazvncnstrome (der größte Fluss der Erde) und La Plata, durchflossen werden. 40 Die unabhängigen Staaten sind Republiken: a) Venezuela (wenesucla); i>) Columbia; o) Ecuador; ä) Peru mit der Hptst. Lima; o) Boli via; k) Chile (tschile) mit der Hptst. Santiago; g) Argentina mit Patagonien, Hptst. Buenos-Aires (buenos ä-ires); b) Paraguay (paragnäi); i) Uruguay (nrnguäi) mit der Hptst. Montevideo; k) Brasilien mit der Hptst. Rio de Janeiro (schanero); l) Guayana (guajäna) ist unter England, Frankreich und den Nieder¬ landen getheilt. Australien und Polynesien. Z 64. Ausdehnung des Continentes (mit Tasmanien). Nördlichster Punkt: CapUork. . . 11° s. B. ) südlichster - Südc'ap . . . 43° - - , Ausdehnung 31 Breitengrade, östlichster Punkt: CapBhron (beim) 171 °ö.L. (153° ö. v. Greenwich) ) Ausdehnung westlichster» » Steep (stip) 131° »» (113° ö.v. Greenwich)/40Längengrade. Der Anstral-Continciit (etwas kleiner als Europa) liegt zwischen dem indischen und großen Ocean. Die Gliederung ist unbedeutend, nur im N. der Golf von Carpentäria und im S. der flache Australgolf. Das Innere des Continentes ist Flachland, an den Rändern steigt der Boden an, besonders im SO., wo die höchsten Gebirge sich befinden; der höchste Punkt ist jedoch nur 2200 in hoch. Hauptflnss Murray (mörre). Australien ist eine englische Besitzung, die aber nur am südöstlichen und östlichen Rande dicht von Europäern bewohnt wird. Städte: Sydney (ßldne), Adelaide (edeled) und Meld urne (melbvrn). Im Innern leben noch freie Australneger. In nächster Nähe des Continentes befinden sich die beiden großen Inseln Tasmania und Neuguinea (ginea). Unter Polynesien oder den Siidsee-Jnscln versteht man die zahl¬ reichen, aber meist sehr kleinen Inseln des westlichen und mittleren Theiles des großen Oceans, zum größten Theile zwischen den beiden Wendekreisen. Am wichtigsten ist die Doppelinsel Neuseeland (englisch); von da zieht sich eine Reihe größerer Inseln bis Neuguinea hin. Unter den kleinen Inselgruppen sind die den Vereinigten Staaten gehörigen Hawaii- Inseln die wichtigsten. Zweite Abteilung. Lehrstoff der zweiten Clafse. Einleitung. Die Erd- und Himmelslnigel. 8 1. Die Erde kann als eine Kugel betrachtet werden, obwohl sie an beiden Polen etwas abgeplattet ist, also ungefähr die Gestalt einer Pomeranze hat. Die Erdachse ist etwas kleiner als der Durchmesser des Äquators, aber dieser Unterschied ist so gering, dass bei einem Riesen- globns von 3 in Durchmesser im Äquator die Erdachse nur 1 oin kürzer wäre. Ein solcher Unterschied wäre gar nicht wahrnehmbar, und der Globus würde uns als eine vollkommene Kugel erscheinen. 8 2. Ein doppelter Horizont ist zu unterscheiden. Der natürliche Horizont oder Gesichtskreis ist derjenige Kreis, wo Erde und Firmament sich zu berühren scheinen und in dessen Mittelpunkt der Beobachter steht (üb in Fig. 14). Parallel damit verläuft der wahre Horizont, dessen Mittelpunkt der Mittelpunkt der Erde bildet (IUI in Fig. 14). Für das, was wir von der Erdoberfläche sehen, ist nur der natürliche Horizont maßgebend. Wir können aber unseren Gesichtskreis erweitern, wenn wir in die Höhe steigen. Ein Mann von gewöhnlicher Größe steht auf einer Ebene, wenn keine Gegenstände hindernd im Wege stehen, 5 Lin weit nach allen Seiten, übersieht also eine Flüche von 80 Lm^. Auf der Schncekoppe im Riesengebirge (1600 m' hoch) ist das Gesichtsfeld 73.000 Lrn2, auf dem Großglockner (3800 in hoch) 173.500 Lin" groß. Mit dem Luftballon ist man bis 9150 m Höhe gekommen; von dieser Höhe übersieht man 415.000 Liu", d. h. °/z der Fläche der österreichisch-ungarischen Monarchie. Von dem Sternhimmel sehen wir aber die ganze Hälfte, die sich über dem wahren Horizonte befindet (also z. B. auch den Stern s zwischen dem natürlichen und wahren Horizont in Fig. 14). Der Grund davon liegt darin, dass die Entfernung zwischen der Erde und den Fixsternen so groß ist, dass der Unterschied zwischen beiden Horizonten ganz verschwindet. In Fig. 14 ist das allerdings nicht der Fall, weil die Erde übertrieben groß gezeichnet ist; wollten wir die wirklichen Verhältnisse auch nur annähernd zum Aus¬ drucke bringen, so müssten wir die Erde als einen winzigen Punkt zeichnen, und daun würden auch in der Figur beide Horizonte zusammenfallen. 8 3. Fig. 14 ist für den Horizont von Wien (v) gezeichnet. /, — Zenith. Die Verlängerung der Erdachse ns ist die Himmels¬ achse N8. Der irdische Äquator ag fällt iu dieselbe Ebene wie der Himmelsüq uatvr desgleichen der irdische (nvs) und der himmlische 44 Meridian (IMM), denn alle diese Kreise und Halbkreise haben einen gemeinsamen Mittelpunkt, den Mittelpunkt der Erde (o). Dagegen fallen die irdischen und himmlischen Parallelkreise nicht zusammen, trotzdem entsprechen sich z. B. LL' und kk'. Der Bogen Ltz ist viel größer als der Bogen kg, aber der Winkel ist für beide derselbe (-tz: kog — Lotz). Winkel- und Gradmessungen können wir nur am Himmels¬ gewölbe ausführen und dann auf die Erde übertragen. Bei dieser Figur ist zu beachten, dass sie nur den Durchschnitt der Erd- und Himmelskugel darstellt. Von den Kreisen sieht mau also nur die Durchmesser, d. h. sie erscheinen als gerade Linien. Um z. B. die geographische Breite von Wien zu bestimmen, können wir verschiedene Wege eiuschlagen, von denen wir vorerst nur ciuen neunen wollen. Wir messen die Höhe des Polarsternes (L) über dem Horizonte (die sogenannte Polhvhe), also den Winkel LoU. Dieser ist, wie inan sich aus der Fig. 14 überzeugen kann, gleich dem Winkel 2otz — vog, d. h. dem Abstande Wiens vom Äquator. Die geographische Breite ist also gleich der Polhöhe. 45 Z 4. Zwischen den beiden Porallelkreisen, dem Wendekreise des Krebses (XL'), 2.31/2° nördlich vom Äquntvr, und dem Wendekreise des Steinbocks (st8t)'), 231/2° südlich vom Äquator, verläuft die Jahresbahu der Soune: 1. ) Am 21. März bewegt sie sich im Äquator. Für deu Meridian vvu Wien steht sie mittags in tz; senkrechte Sonnenstrahlen empfängt in diesem Meridian nur der Punkt g und im Laufe von 24 Stunden der ganze Kreis (Äquator). 2. ) Im Frühling rückt die Sonne 23^° nach N vor. 3. ) Am 21. Juni bewegt sie sich im Wendekreise des Krebses. Mittags in L, senkrechte Sonnenstrahlen treffen k und im Verlaufe von 24 Stunden lilr'. 4. ) Im Sommer rückt die Sonne nach 8. 5. ) Am 23. September fällt ihre Tagesbahn wieder in den Äquator. 6. ) Im Herbst rückt sie immer weiter nach 8, bis 231/2° südlich vom Äquator. 7. ) Am 21. December bewegt sie sich im Wendekreise des Steinbocks. Mittags in 8t, senkrechte Sonnenstrahlen treffen st, nnd im Verlaufe von 24 Stunden st st'. 8. ) Im Winter rückt die Sonne wieder nach dem Äquator zurück. Z 5. Die Mittagshöhe der Soune über dem Horizont in der Zeit der Tag- nnd Nachtgleichen ist für Wien (Fig. l4) — Icktzn', wird gemessen durch den Hotz. Dieser Winkel ist ein Theil des rechten Winkels LloA, der andere Theil ist 25 - 21-15' Wenn wir die Längen von Greenwich (London) zählen, so hat Wien 16'/, ° ö. L. und Moskau (16'/, -s- 21'/,) 37^° ö. L. Gang der Sonne in verschiedenen Breiten. Z 7. In Fig. 15 sind die Tagesbahnen der Sonne an den Äqui- nvetien und Sonnenwenden für den Äquator, den Pol und drei Parallel¬ kreise der nördlichen Halbkugel dargestellt. Man erinnere sich, dass die Polhöhe gleich ist der geographischen Breite und dass die Tagesbahnen der Sonne senkrecht auf der Himmelsachse stehen. Der Gang der Sonne ist für jeden Punkt in gleicher Weise zu verfolgen, wie es im Z 5 für Wien geschah. Daraus ergeben sich folgende Sätze: 1. ) Am Äquator (Polhöhe — 0°, d. h. Polarstern am Horizont) stehen die Tagesbahnen der Sonne das ganze Jahr senkrecht auf dem Horizonte, d. h. das ganze Jahr hindurch sind Tag und Nacht gleich. Die Sonne steht zweimal des Jahres mittags im Zenith und wirft daher keinen seitlichen Schatten. Vom 2l. März bis 23. September steht die Sonne am nördlichen Himmel und fällt der Schatten mittags nach S., vom 23. September bis 21. März steht sie am südlichen Himmel und füllt der Schatten mittags nach N. 2. ) Am Wendekreise des Krebses (Polhöhe 23^°) steht die Sonne nur einmal des Jahres, am 21. Juni, im Zenith, sonst immer am südlichen Himmel mit mittäglichem Schattenwurf nach N. Der Tag nimmt, wie bei uns, vom 21. December bis 21. Juni zu und dann ab, Äquator, Sonne am 21. März und 23. September. UL' Wendekreis des Krebses, Sonne am 21. Juni. 8t8t' Wendekreis des Steinbocks, Sonne am 21. December. 2 — Zenith, kill — Horizont, H — Nordpol, 8 — Südpol, — Meridian. 48 aber ein Vergleich mit Wien zeigt, dass am Wendekreise der Tag am 2t. Juni kürzer und am 2t. December länger ist. 3. ) In 48° u. B., also ungefähr in der Mitte zwischen Äquator und Pol, finden wir die uns schon bekannten Erscheinungen, die nur des Vergleiches halber hier wiederholt sind. Die Sonne erreicht nicht mehr den Zenith, sondern steht das ganze Jahr hindurch im S., der Schatten fällt also mittags stets nach N. 4. ) Am nördlichen Polarkreise (Polhöhe 66^°) liegt am 21. Juni die ganze Tagesbahn der Sonne über dem Horizonte (mittags in K, mitternachts am Horizont in HI<), es ist also 24 Stunden Tag. Am 21. December berührt dagegen die Sonne selbst mittags nur den Horizont (8tII), es ist also 24 Stunden Nacht. 5. ) Je weiter wir uns vom Äquator entfernen, desto höher steigt der Polarstern; am Nordpol steht er im Zenith. Dagegen senken sich die Sonuenbogen immer mehr und am Nordpol verlaufen sie parallel mit dem Horizonte. Vom 21. März bis 23. September bleibt die Sonne immer über und in der anderen Jahreshälfte immer unter dem Hori¬ zonte. Es wechselt also ein halbes Jahr Tag mit einem halben Jahre Nacht. Z 8. Fig. 15 gilt auch für die südliche Halbkugel, nur sind für diese die dunkeln Abschnitte der Tagesbahuen die Tagbogcn und die Hellen die Nachtbogen. In 48° s. B. ist z. B. der 21. December der längste und der 2l. Juni der kürzeste Tag. Am Wendekreise des Steinbocks (23'/2° s. B.) tritt der Zenithstand der Sonne am 21. December ein. Am südlichen Polarkreise (66^/2° s- B.) dauert der Tag am 21. December und die Nacht am 21. Juni 24 Stunden, und nm Südpol währt der halbjährige Tag vom 23. September bis 21. März. Die nördliche und die südliche Halbkugel haben also entgegengesetzte Jahreszeiten. 21. März bis 21. Juni » 23. September » 21. December > 21. Juni 23. September 21. December 21. März Nördliche Halbkugel Frühling Sommer Herbst Winter Südliche Halbkugel Herbst Winter Frühling Sommer A n m e r k ung. Die Enden einer jeden durch den Mittelpunkt einer Kugel gedachten Linie sind einander entgegengesetzt. Folglich stehen die Menschen, die auf zwei entgegengesetzten Punkten der Erdkugel sich befinden, mit den Füßen gerade gegen¬ einander. Man nennt sie daher Gegenfüßler oder Antipoden. Der Zenith des einen ist der Fußpunkt des anderen. Der wahre Horizont ist beiden gleich, nur sieht jeder diejenige Hälfte der Himmelskugel, die dem anderen verborgen ist. Weil sic um 180° L. voneinander entfernt sind und gleich hohe, aber entgegengesetzte Breite haben, so haben sie entgegengesetzte Tages- und Jahreszeiten. Nur wer auf dem Äquator wohnt, muss seinen Gegenfüßler wieder auf dem Äquator haben, beide haben also gleiche Jahreszeiten. 49 Das Klima. Z 9. Die einzige Wärmequelle der Erdoberfläche ist die Sonne. Aber die Sonnenstrahlen können nicht unmittelbar auf die Erd¬ oberfläche gelangen, sondern müssen erst den Luftkreis oder die Atmo¬ sphäre, die die Erde wie eine Schale umgibt, passieren. Dadurch entsteht auch die Dämmerung, die die Nacht abkürzt. Indem die Sonnen¬ strahlen durch die Atmosphäre hindurchgeheu, wird ein Theil der Wärme an diese abgegeben. Der größere Theil gelangt an die Erdoberfläche, dringt aber nicht tief in den Boden ein, sondern wird der Luft wieder znrückgegeben, die die Eigenschaft hat, diese zurückgestrahlte Wärme weniger durchzulassen, als die unmittelbar von der Sonne ihr zugcführte. Die Atmosphäre dient somit der Erde als schützender Mantel, der ebenso zu rasche und starke Erwärmung wie Abkühlung verhindert. Den Grad der Wärme, gemessen durch das Thermometer, nennt man Temperatur. Die bei uns gebräuchlichen Thermometer sind Celsius (0) uud Reaumur (reomür, k). Der Gefrierpunkt wird bei beiden mit 0° bezeichnet; 0 theilt den Raum zwischen deni Gefrier- und Siedepunkt in 100", 1t aber nur in 80". Ein Grad li ist also größer als ein Grad 6, 4"Ii — b°O. Z 10. Die Erwärmung hängt von dem Wechsel der Tageslänge im Laufe des Jahres und von dem Einfallswinkel der Sonnen¬ strahlen ab. Je größer der Unterschied der Tageslänge im Winter und Sommer ist, desto größer ist auch der Gegensatz dieser Jahres¬ zeiten; beide nehmen mit der Entfernung vom Äquator zu. Da auch im Svmmer die Mittagshöhe der Sonne über dem Horizont und somit der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen mit wachsender geographischer Breite abnimmt, so muss die Temperatur vom Äquator gegen die Pole abnehmen. Verstärkt wird diese Wirkung noch dadurch, dass die Sonnenstrahlen, je schiefer sie den Erdboden treffen, einen desto längeren Weg durch die Lufthülle zurücklegen und. desto mehr Wärme an sie abgeben. Die nachstehenden Figuren geben eine Vorstellung von dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Erdoberfläche iu verschiedenen Breiten und an den vier Hanpt- tagen des Jahres. Die Strahlen, die am 21. März uud 22. September auf die Erde gelangen, sind ansgezogeu, die Strahlen am 21. Juni gestrichelt, die am 21. De¬ cember punktiert. Es wird unmittelbar aus der Zeichnung ersichtlich, dass die Sonnenstrahlen (die hier alle gleich laug gezeichnet sind) einen nm so größeren Weg durch die Lufthülle zurücklegen müssen, je schiefer sie auffallen (kv iu Fig. 16 größer als v s, aber kleiner als w'). Am kleinsten ist der Weg, wenn die Sonne senkrecht (im Zcuith) steht. Supan, Geographie, 10. Aust. 4 50 Fig. 20. Nordpol. H 11. Die Erdoberfläche verhält sich der Sonnenwärme gegenüber verschieden, je nach ihrer Beschaffenheit. Fels- und Sandboden erwärmen sich schneller und stärker, geben aber die Wärme auch schneller wieder ab, als ein mit Pflanzen bedeckter Boden. Am langsamsten erwärmt sich das Wasser, hält aber auch am längsten die Wärme fest. Daher der große Unterschied zwischen Land- und Seeklima. Auf dem Meere ist der Tag kühler, die Nacht aber wärmer, der Sommer kühler, der Winter aber wärmer als ans dem Lande. Soweit die Winde die Seeluft in das Land hineinführen, nimmt auch dieses am Seeklima theil. H 12. Weil die Luft nicht so sehr durch die verschluckte, als durch die vom Erdboden znrückgestrahlte Sonnenwürme erwärmt wird, muss sie um so kälter sein, je weiter man sich vom Erdboden entfernt: die Temperatur nimmt mit der Höhe ab. Im Hochgebirge gelangen wir bis zu einer Linie, über die hinaus der größte Theil des Nieder¬ schlages auch im Sommer als Schnee niederfällt; diese Linie nennt 51 man die Schneelinie. Der Schnee würde sich in diesen Regionen zu ungeheueren Mengen ansannncln, wenn er nicht durch Lawinen und Eisströme oder Gletscher in die Tiefe geführt würde, nur hier zu schmelzen. Auf der Hochebene wird der Boden zwar ebenso erwärmt, wie in der Tiefebene, aber weil die Luft mit der Höhe immer dünner wird, verliert sie immer mehr die Fähigkeit, die zurückgestrahlte Wärme fest¬ zuhalten. Daher sind auch die Hochebenen um so kälter, je hoher sie liegen. § 13. Um das Leben auf der Erde zu erhalten, ist aber nicht bloß ein bestimmtes Maß von Wärme, sondern auch Feuchtigkeit nvthwendig. Auch diese verdanken wir mittelbar der Sonne, denn nur unter dem Einflüsse der Wärme verdunstet fortwährend alle Feuchtigkeit, vor allem die Wasseroberfläche. Die Luft enthält mehr oder weniger Wasserdampf, der sich, sobald Abkühlung eintritt, wieder zu flüssiger Form verdichtet. Als Th au oder Reif (gefrorener Thau) schlügt er sich nach Sonnen¬ untergang auf den erkalteten Gegenständen nieder. Der Nebel, der sich über dem Boden lagert, und die Wolken über uns bestehen aus Wasser- trvpfchen, die noch klein genug sind, nm sich schwebend erhalten zu können. Schreitet aber die Abkühlung und damit die Verdichtung noch weiter fort, so wachsen die Tröpfchen immer mehr und fallen endlich als Regen oder Schnee zur Erde nieder. So ist alles Wasser in einem beständigen Kreislauf begriffen: hinauf in die Luft und wieder herunter zur Erde. Eine ungeheuer große verdunstende Wasserfläche ist das Meer, und von diesem beziehen wir auch durch die Vermittlung der Winde den größten Theil unserer Niederschläge. Am feuchtesten sind daher die Länder, die am Meere liegen und von Seewinden bestrichen werden, und die Feuchtigkeit nimmt im allgemeinen urit der Entfernung vom Meere ab. Wärme und Niederschläge sind die beiden Hauptelemeute des Klimas eines Ortes. Man versteht unter Klima die durchschnittlichen Witterungs- Verhältnisse eines Ortes und spricht von mildem und strengem, feuchtem und trockenem Klima. Die Zonen. Z 14. Wir haben in den W 4 und 7 zwei Paare wichtiger Parallelkreise kennen gelernt, nämlich die beiden Wendekreise, 23^° nördlich und südlich vom Äquator, und die beiden Polarkreise, 66^° nördlich und südlich vom Äquator. Darnach theilt man jede Halbkugel in drei Klima-Zonen: 1.) die heiße zwischen Äquator und Wende¬ kreis, 2.) die gemäßigte zwischen dem Wende- und Polarkreis und 3.) die kalte innerhalb der Polarkreise. 52 Nur die beiden heißen Zonen bilden einen zusammenhängenden Gürtel um die Erde, die übrigen Zonen sind getrennt, so dass es zwei gemäßigte und zwei kalte Zonen gibt. Z 15. Die heiße Zone. Mit Ausnahme der beiden Wendekreise steht die Sonne über jedem Punkte der tropischen Zone zweimal im Jahre senkrecht (oder im Zenith), daher herrscht hier eine außerordentliche Hitze. Ein Winter in unserem Sinne besteht nicht. Die Folge des höchsten Sonnenstandes ist jedesmal Regen, worauf wieder Trockenheit folgt. Es findet also hier kein solcher Wechsel der Jahreszeiten, wie in unseren Gegenden, statt, dafür unterscheidet man aber Regen- und Trocken¬ zeiten, und zwar haben die Gegenden in der Nähe des Äquators zwei Regen- und zwei Trockenzeiten, in der Nähe der Wendekreise aber unr¬ eine Regen- und eine Trockenzeit. Schnee fällt nur in bedeutenden Höhen; die Schneelinie liegt in 4500 bis 5000 in Höhe. Fig. 21. Wegen der starken Wärme und des intensiven Lichtes finden wir hier eine üppige Vegetation und herrliche Farbenpracht. Aber diese Gegenden sind auch der Schauplatz gewaltiger Naturerscheinungen, verheerender Stürme (Orkane) und furchtbarer Gewitter, welche die Tropeuregen begleiten. Ans den Meeren der heißen Zone herrschen das ganze Jahr regel¬ mäßige Ostwinde, Passate genannt (NO.-Passat auf der nördlichen, SO.-Passat auf der südlichen Halbkugel). 8 16. Die gemäßigte Zone. Die Sonnenstrahlen fallen nicht mehr- senkrecht auf, daher auch im Sommer keine so große Wärme wie in der heißen Zone. Im Winter ist es kalt, weil die Sonnenstrahlen sehr schief auffallen und der Tag kürzer ist als die Nacht; und aus dem gleichen Grunde wird es immer kälter, je mehr wir uns den Polarkreisen nähern. 53 Der Unterschied zwischen Svnnner nnd Winter ist groß, doch werden diese Gegensätze durch Übergangs-Jahreszeiten vermittelt. Die gemäßigte Zone hat also vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Im Winter schneit es auch in den Ebenen. Die Länge der Tage ist verschieden; in der Richtung gegen die Pole nimmt im Sommer die Tages-, im Winter die Nachtlänge zu. Die Vegetation ist weder so reich noch so farbenprächtig, wie in der tropischen Zone. Gegen die Pole hin wird sie immer einförmiger nnd ärmer; überdies hat jede Jahreszeit ihre eigene Vegetation. 8 17. Die kalte Zone. Die Sonnenstrahlen fallen sehr schief auf, daher ist Kälte vorherrschend. Auf einen langen, kalten Winter folgt ein kurzer Sommer, in dem die lange Einwirkung der Sonnenstrahlen deren Schwäche ersetzt. Die Übergangszeiten fehlen, es gibt nur zwei Jahreszeiten: Winter nnd Sommer. Die Sommertage sind sehr lang, die Wintertage sehr kurz; am Polarkreise geht am 21. Juni die Sonne nicht unter, am 21. December nicht auf. Am Nordpol ist vom 21. März bis 23. September Tag und vom 23. September bis 21. März Nacht. Die Punkte zwischen dem Polar¬ kreis nnd dem Nordpole haben verschiedene Tages- und Nachtlängen, nnd diese nehmen natürlich in der Richtung gegen den Nordpol zu. Hammer- fest (70^° u. B.) z. B. hat im Sommer zwei Monate Tag und im Winter ebensoviel Nacht. Die Vegetation ist ärmlich und sehr einförmig, nnd ausgedehnte Theile des Landes und Meeres sind das ganze Jahr hindurch mit Eis bedeckt. Die Theüe der Erde. ß 18. Die Erde besteht aus drei Theilen: die Lufthülle, die Erd¬ kruste nnd das Innere. 8 19. Die Oberfläche der Erdkruste besteht, wie wir bereits wissen, aus Meer und Land. Das Meer erfüllt große, ein paar tausend Meter tiefe Becken. Die größte bisher gefundene Tiefe, 9400 irr, übertrifft noch die Höhe des höchsten Gipfels der Erde (8800 irr). Der Meeresboden hat Erhöhungen und Vertiefungen wie das Festland, aber die Böschungen sind in der Regel sehr sanft. Klippen und Sandbänke ragen oft bis nahe an den Meeresspiegel hinan nnd sind von den Schiffern gefürchtet. Das Meerwasser ist bittersalzig, so dass es nicht genossen werden kann. Es ist an sich ebenso farblos wie das süße Wasser, kann aber dnrch Beimengung verschiedener Stoffe eine bestimmte Färbung erhalten 54 (z. B. gelbes und rvthes Meer) ; dagegen deuten Namen wie schwarzes vder weißes Meer nicht auf eine eigenthümliche Färbung des Wassers hin. Wie in den Gewässern des Festlandes erzeugt der Wind auch auf dem Meere Wellen, nur sind sie hier beträchtlich größer. Indem die Wellen an die Küste herangetrieben und vvn ihr wieder zurückgcstvßcn werden, entsteht die Brandung. Fließt das Wasser dauernd nach einer bestimmten Richtung, so spricht man von Meeresströmungen. Die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne bewirkt endlich eine regelmäßige Hebung und Senkung der Meeresoberfläche, die aber nur an den Küsten wahrnehmbar ist. Sechs Stunden dauert die Ebbe: das Meer fällt und zieht sich von der Küste zurück; dann folgt durch sechs Stunden die Flut: das Meer steigt und dringt vor. Der äußerste Saum der Küste, der bei Ebbe trocken und bei Flut vom Meere bedeckt ist, heißt der Strand. Ebbe und Flut zusammen nennt man die Gezeiten (von Zeit, weil regelmäßig abwechselnd). 8 20. Über das Innere der Erde wissen wir sehr wenig, denn selbst das tiefste Bohrloch (in Preußisch-Oberschlcsien) reicht nur in eine Tiefe von 2000 in.* Der Umstand, dass die Wärme mit der Tiefe zunimmt und dass die Vnleane geschmolzene Gesteine answerfen, zeigt an, dass das Erdinnere so heiß ist, dass selbst die härtesten Mineralien schmelzen müssen. Seine Wirkungen gegen die Erdoberfläche äußern sich fühlbar in vulcanischen Ausbrüchen und Erdbeben. Die Vnleane oder feuerspeienden Berge haben meist an ihrem Gipfel eine trichterförmige Öffnung, die Krater heißt und mit dem feurige flüssigen Erdinnern durch einen Canal verbunden ist. Gewöhnlich entsteigen dem Krater nur Rauch, Wasserdampf und Gase, zur Zeit eines Ausbruches aber werden ungeheure Massen Asche (Aschenregen), welche ost nahe¬ liegende Orte verschütten (Herculanum nnd Pompeji), und Steine ausgeworfen. Die geschmolzenen Gesteine, die aus dem Berge hcrvortrcteu, an den Abhängen herabfließen und oft furchtbare Verheerungen anrichten, nennt mau Lava. — Man unterscheidet thätige und erloschene Bulcauc, doch können letztere immerhin wieder thätig werden. Die Erdbeben sind vorübergehende Schwankungen des Bodens, die meist nur auf einige Sekunden beschränkt sind, aber selbst während dieser kurzen Zeit große Städte zu zerstören vermögen. Die Naturprodukte. tz 2t. Alles, was die Erde hervorbringt, ist ein Naturprodukt. Man theilt die Naturprodukte in die des Thier-, des Pflanzen- und des Mineralreich es. * Auf einem Riesenglobns von 3 m Durchmesser würde dieses Bohrloch nur '/2 mm tief sein. 55 Das Vorkommen der Thiere und Pflanzen ist wesentlich von der Wärme abhängig, das der Pflanzen noch außerdem von der Feuchtig¬ keit. Im Gegensätze zu den Thieren und Pflanzen sind die Mineralien an keine bestimmte Gegend der Erde gebunden. Z 22. Die Gesammtheit der Thiere eines Landes nennen wir dessen Fauna. In der heißen Zone finden wir die größten, schönsten nnd stärksten Thiere. Für den Menschen sind natürlich diejenigen am wich¬ tigsten, die ihm Nutzen bringen; solche Thiere in gezähmtem Zustande heißen im allgemeinen Hausthiere. Z 23. Die Gesammtheit der Pflanzen eines Landes nennen wir dessen Flora. Das Klima wirkt auf sie noch bestimmender ein als auf die Fauna, und es ist hier namentlich nicht zu vergessen, dass eine be¬ deutende absolute Höhe in niederer geographischer Breite immer gleich ist einer geringen Höhe in höheren Breiten. Auch hier gilt der Grundsatz, dass die Flora der heißen Zone am prächtigsten nnd mannigfaltigsten, die der Polaren Zone am ärmlichsten ist; aber auch in der heißen Zone ist die Flora auf bedeutenden Bodenerhebungen gleich der polaren. Außer der Wärme ist auch der Niederschlag für den Pflanzen¬ wuchs maßgebend, und in dieser Beziehung unterscheiden wir drei V e g e t a t i v n s f o r m e n: a) Waldland, d. h. ein von geschlossenen Wäldern bedeckter Boden, bedarf reichlichen Niederschlag und ziemlich gleichmäßige Vertheilung des¬ selben auf die Jahreszeiten. Das Waldland ist der eigentliche Kultur¬ boden; in unseren Gegenden sind die Wälder aber meist nur auf die Gebirge beschränkt, während sie in den Thälern und auf den Ebenen von Äckern nnd Wiesen verdrängt wurden. b) Die Steppen sind Flächen, die mit niedrigem Kraut, Gras oder Gesträuchen bedeckt sind; der Baumwuchs ist nur auf Flussufer beschränkt. Sie entwickeln sich in Gegenden mit mäßigem Niederschlage, der meist nur in der warmen Jahreszeit erfolgt. a) Sehr regenarme und daher vegetationsarme bis vegetationslose Landstriche nennen wir Wüsten. Die Kulturpflanzen, d. h. die Pflanzen, die der Mensch des Nutzens wegen pflegt, sind natürlich am wichtigsten. Zur Nahrung dient vor allem das Getreide (Mais, Weizen, Roggen, Gerste, Reis u. s. w.), ferner das Zuckerrohr, die Kartoffel n. s. w.; Getraute liefert der Weinstock, der Kaffeebaum, der Theestrauch; Gewürze der Pfeffer, der Zimmtbaum, die Vanille u. s. w.; zur Bekleidung dient der Lein oder Flachs, die Baumwolle; weiters gibt es wichtige Arznei- und Färbepflanzen. Mit Ausnahme des Getreides, der Kartoffel, des Weines nnd des Flachses find die genannten Pflanzen meist auf die heiße Zone beschränkt. 56 Der Mensch. ß 24. Vor ollen Bewohnern der Erde zeichnet sich der Mensch dnrch höher entwickelte körperliche und geistige Eigenschaften, vor ollen durch den Besitz der Sprache aus. Er allein hat es vermocht, aus dem Naturzustände heranszutreten, sich zu vervollkommnen und so die Herrschaft über die Natur zu erringen. Nach den äußeren Verschiedenheiten in Bezug auf Hautfarbe, Hnar- nnd Gesichtsbildung theilt man die Menschen in Rassen, von denen aber nur drei lebensfähig zu sein scheinen, während die übrigen in langsamem oder raschem, jedenfalls aber sicherem Aussterben begriffen sind. Diese drei sind: 1. ) Die kaukasische (mittelländische) Rasse: Helle Farbe, nur bei den südlichen Völkern zu Gelb, Roth oder Brann getrübt; regelmäßige Gesichtsbildung, lockiges oder wellenförmiges Haar, starker Bartwuchs. Zu dieser Rasse gehören fast alle Europäer, Westasiaten und Nordafrikaner; auch Amerika wird theilweise von ihr bewohnt. 2. ) Die mongolische Rasse: die Hautfarbe schwankt zwischen Ledergelb und tiefem Braun; langes, straffes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, breite Nase, meist schiefliegende Augen und vorstehende Backen¬ knochen. Sie bewohnt den Osten, Südosten und Norden von Asien; ihre nächsten Verwandten sind die Malaien in Asien und Polynesien und die amerikanische Urbevölkerung. 3. ) Die Negerrasse. Die Hautfarbe durchläuft alle Stufen von Dunkelgelb bis Ebenholzschwarz; kurzes, stark gekräuseltes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, schmale hohe Schädel, meist wulstige Lippen. Die Neger bewohnen Mittelafrika und den größten Theil von Südafrika, theil¬ weise auch Amerika. Die Gesammtzahl der Menschen schlägt man auf ungefähr 1500 Mill. an. Absolute und relative Bevölkerung. Unter der absoluten Bevölkerung eines Landes versteht man die Gesainiutzahl der Menschen, die in diesem Lande wohnen, unter der relativen die Anzahl von Menschen, die durchschnittlich auf einem Quadrat-Kilometer leben. Man findet die relative Bevölkerung, wenn man die Anzahl der absoluten Be¬ völkerung durch die Anzahl der Quadrat-Kilometer dividiert. Z. B.: Böhmen 51.967 Irm°, 6,118.639 absolute Bevölkerung, relative Bevölkerung — 6,118.639:51.967 . 118; Galizien 78.532 7,211.512 absolute Bevölkerung, relative Bevölkerung --- 7,211.512:78.532 — 91. Galizien hat eine größere absolute, aber eine geringere relative Bevölkerung als Böhmen. Je nach der größeren oder geringeren relativen Bevölkerung sagt man: das Land ist dicht oder dünn bevölkert. 57 In runden Zahlen ist die Bevölkerung der Erdtheile folgende: Z 25. Die geistige Verschiedenheit der Menschen äußert sich in der Sprache, in der Religion nnd im Cultnrgrade. Die Sprachen. Eine Gesammtheit der Menschen, die eine Sprache sprechen nnd gleiche Sitten haben, nennen wir ein Volk oder eine Nation. Mehrere Völker, die untereinander verwandte Sprachen sprechen, bilden einen Sprach stamm, verwandte Sprachstämme eine Sprach gruppe. So bilden die Deutschen, Schweden, Norweger, Dänen und Engländer den germanischen; die Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen nnd Rumänen den romanischen; die Russen, Polen, Czechen (tschechen), Slovencu, Serben n. s. w. den slavischen Sprachstamm. Alle drei sind aber unter sich und mit anderen Sprach- stämmen verwandt nnd bilden mit diesen die indo-europäische Sprach gruppe. Alle Völker dieser Sprachgrnppe, wie auch die der semitischen (dazu die Juden) und der hamitischen (dazu die alten Ägypter), gehören zur kaukasischen Rasse. Z 26. Die Religion. Man unterscheidet: 1. ) Monotheistische Religionen, welche den Glauben an Einen Gott lehren. Es gibt drei monotheistische Hauptreligivneu: die christliche, die jüdische und die mohamed anisch e. Die älteste monotheistische Religion ist die jüdische; aus ihrem Schoße gieng das C h ri st e n t h u m hervor. Ein Gemisch aus beiden ist der M o h a m e d a n i s m u s oder Islam (d. h. Ergebung in den Willen Gottes), der im 7. Jahrhunderten. Ehr. von Mohamed gegründet wurde. Mit Feuer und Schwert verbreiteten ihn die Araber über Westasien und Nordafrika, wo er auch bis zum heutigen Tage noch herrscht. Das Symbol der Mohamedaner ist der Halbmond, ihre Bibel der Koran, dessen Lehre in dem Satze gipfelt: Es ist nur Ein Gott (Allah) und Mohamed sein Prophet. Moha- uiedanischc Tempel nennt man Moscheen. 2. ) Polytheistische Religionen, welche den Glauben an mehrere Götter lehren. Die Bekenner solcher Religionen nennen wir auch Heiden; sie sind an Zahl den Monotheisten überlegen. Unter allen Religionen ist die christliche am wichtigsten. Sie scheidet sich wieder in drei Hauptbekenntnisse oder Confessionen: 1.) die katholische Kirche; 2-.) die griechische Kirche, welche sich mehreremale, endgiltig im l l. Jahrhunderte, von der katholischen lostrennte; 3. ) die protestantischen Kirchen, welche im 16. Jahrhunderte von Luther (Lutheraner, Evangelische) und Calvin (Reformierte) gegründet wurden. 58 8 27. Die Cultur. Die Ernährung ist die Hauptsorge jedes lebenden Wesens, des Menschen ebenso wie der Thiere und Pflanzen. Der Mensch holt seine Nahrung aus dem Thier- und Pflanzenreiche, und nach der Art und Weise der Ernährung theilt man die Völker in Wandervölker' (dazu die Jäger-, Fischer- und Hirtenvölker) und in ansässige oder ackerbauende Völker. Nur die letzteren sind in ihrer geistigen Ent¬ wickelung fortgeschritten, und daher gehören nur ihnen die Culturvölker an, während die anderen als Naturvölker bezeichnet werden. 1. ) Die Wandervölkcr. Es ist bis jetzt noch kein Volk in reinem Natur¬ zustände gefunden worden, und daher ist der übliche Ausdruck «Wilde» für kein Volk der Erde passend. Doch kann man auch bei den Naturvölkern verschiedene Culturstufeu unterscheiden. Auf der untersten stehen im allgemeinen die Jügervölker und die Fischervölker der Küstengegenden. Sie können nur so lange au einem Orte verweilen, als die Jagdgründe die nöthige Nahrung bieten. Sie wohnen in roh gebauten Zelten, die sie meist nur nachts errichten. Sie besitzen Werkzeuge und Waffen (Bogen und Pfeil), üben auf der Jagd außerordentlich ihre Sinne und entwickeln dadurch bis zu einem gewissen Grade ihre geistigen Fähigkeiten. Außer der thierischcn genießen sie auch Pflanzenkost, die ihnen die Natnr zufällig bietet. Sie besitzen bereits Eigenthum und gehorchen, wenigstens in Kriegszeiten, Häuptlingen. Stolz auf ihr freies Jägerleben, das ihnen allein des Mannes würdig dünkt, bequemen sie sich selten zur Ansässigkeit, zu geordneter Arbeit und zum Ackerbau und gehen daher meist bei der Berührung mit Culturvölkcrn ihrem Untergänge entgegen. Auf einer höheren Eutwickcluugsstufe stehen die Hirten- oder N o m a d e uvölke r. In Wald- und regcnarmen Länderstrichen ist weder Jagd noch Ackerbau möglich, wohl aber bieten weite Grasflächen genügendes Futter für große Herden von Hausthieren. Aber auch die Nomaden haben keine eigentliche Heimat; wenn die Herde eine Gegend abgcweidet hat, müssen sie weiter ziehen. 2. ) Die ansässigen Völker. Ansässig wird ein Volk mir dann, wenn es ans dem Boden seine Hauptuahrungsmittel zieht, d. h. wenn cs ackerbauend wird. Nur ackerbauende Völker können einen bedeutenden Grad von Cultur erreichen. Mit dem Ackerbau ist immer Viehzucht verbunden, denn einerseits braucht der Mensch auch Fleischnahrung, anderseits reichen seine Kräfte zur Bestellung des Feldes nicht ans. Aber außer der Kraft der Thiere braucht er noch verschiedene Werkzeuge, besonders metallene. Das Metall holt er aus der Erde (Anfang des Bergbaues) und muss cs dann für seine Zwecke bearbeiten (Anfang der Handwerke). Da der Acker¬ bauer Sommer und Winter an demselben Orte bleibt, so braucht er Schutz gegen die Witterung, welchen ihm nicht Zelte, sondern nur feste, bleibende Wohnungen gewähren können. Das Bedürfnis gegenseitiger Hilfeleistung uöthigt die Menschen endlich zum Zusammenwohneu, so entstehen Flecken, Dörfer, endlich Städte. Ursprünglich sorgt der Mensch in Nahrung, Kleidung und Wohnung nur für das Nothwcndige, später kommt das Nützliche, endlich das Bequeme hinzu. Je höher die Bedürfnisse der Menschen steigen, desto mehr entwickeln sich die Gewerbe. Alle Gewerbe zusammen begreifen wir unter dem Namen Industrie. Da die Kräfte des Menschen nicht mehr ausreichteu, um alle Bedürfnisse zu befriedigen, so begann man mit Maschinen zu arbeiten, und entstand das Fabriks wesen (Industrie im engeren Sinne). 59 Dic Gaben sind nicht gleichmäßig auf der Erde vcrtheilt; ein Volk hat z. B. treffliches Eisen aber zu wenig Getreide; ein anderes wieder viel Getreide aber wenig Eisen. Beide tauschen nun aus: so entstand der Handel, der trotz der Erfindung des Geldes eigentlich doch nur ein Tauschhandel ist. Hat der Mensch alles, was er zur Erhaltung seines Daseins braucht, so lernt er begreifen, dass es auch höhere Güter gibt. Der Trieb nach Wahrheit und nach denn Schönen ruht tief in der Brust des Menschen; jenen befriedigt die Wissenschaft, diesen die Kunst; beide sind die schönsten Blüten menschlicher Cnltur. Fünf Sechstel der Menschen sind jetzt schon sesshaft. Auswanderer gründen in fremden Ländern Colonien. Im weiteren Sinne versteht inan unter Colonien aber überhaupt alle in einem anderen Erdtheile gelegenen Besitzungen eines Staates. Die meisten Colonien haben die Europäer. Z 28. Der Staat. Eine Vereinigung von Menschen zum Zwecke des gegenseitigen Schutzes durch feste Gesetze und der Förderung ihrer geistigen und leiblichen Wohlfahrt nennen wir einen Staat. Nur ansässige Völker haben staatliche Einrichtungen. Jeder Staat hat ein Oberhaupt, und nach der Machtstellung dieses Oberhauptes theilen wir die Staaten in Monarchien und Republiken. 1. ) Die Monarchie. Der Monarch, der verschiedene Titel (Kaiser, König, Herzog, Fürst n. s. w.) fuhren kann, ist der Inhaber der höchsten Gewalt. Die Monarchie kann sein: n) eine absolute: der Monarch gibt Gesetze und lässt sie durch die von ihm ernannten Beamten ausfnhren; b) eine constitntionelle: der Monarch theilt seine Gewalt mit dem Volke, das seinen Willen durch seine Abgeordneten kundgibt. 2. ) Die Republik. Das Volk ist der Inhaber der höchsten Gewalt und überträgt dieselbe zeitweise dem gewählten Oberhauptc, das dic Gesetze ausznführen, und den Abgeordneten, die Gesetze zu geben haben. Jeder Staat zerfällt wieder in mehrere kleine Gebiete, die Provinzen, Kreise n. s. w. heißen. Dic Linie, die zwei Staaten voneinander scheidet, heißt die Grenze. Wird die Grenze durch Berge oder Wasser gebildet, so ist sie eine natürliche; wenn nicht, eine politische. Asien. Allgemeine Hber-fichl. Hilfspunktc zum Entwürfe der Karte von Asten:' Nordende (Cap Tscheljuskin") 78 n, 122 o (104 o); Südeude (Siugapore) In, 122 o (104 «); Insel Rotti I I s, 141 o (123 o); Ostende (Ostcap) 66 n, 152 w (170 w); Westende 40 n, 44 o (26«); Ural in 78« (60 o); Sues 30 n, 50'/^ o (32'/2«). Z 29. Asien, der größte aller Erdtheile (44 Mill. Icm^ pjerund- cinhalbmal so groß als Europa), liegt in der Mitte der gestimmten Land¬ masse, so dass das Menschengeschlecht, dessen Heimat Asien ist, sich leicht nach allen Seiten ausbreiten konnte. Mit Europa ist Asien völlig verwachsen; als Landgrenzen nimmt man das Urälgebirge, den Urälflnss und die Niederung im N. des Kaukasus an. Zwischen dem Urälgebirge und dem Kaspisee geht das asiatische Tiefland unmittelbar in das russische über; hier fanden die Vvlkerbewegungcn keine natürliche Schranke, und man bezeichnet daher diese Stelle mit Recht als das große Völkerthor. Jenseits des Kaukasus treten zwar Theile des mittelländischen Meeres: das schwarze Meer, das Marmarameer und der griechische Archipel, zwischen Europa und Asien, aber am Bosporus und an der Straße der Dar¬ danellen sind beide mir durch schmale Meeresstraßen voneinander getrennt. Mit Afrika ist Asien durch die schmale Sues-Landenge verbunden (jetzt durch den Sueseanal durchschnitten), und das die beiden Contincnte scheidende rothe Meer hat nur die Form eines schmalen Grabens. Zwischen Asien und Australien liegt der größte Archipel der Erde, Insel an Insel, wie die Pfeiler einer zerbrochenen Brücke; und auch an Amerika tritt Asien im N., in der Beringstraße,bis auf 75 Irin Entfernung (gleich der Distanz Wien-Semmering) heran. Z 30. Die beiden Grundzüge in der Gestaltung Asiens: die Lage der Längsachse in ostwcstlicher Richtung und die allmähliche Verschmälerung gegen W. hin sind im Ban des Gebirges begründet. Wir haben hier folgende Theile zu unterscheiden: l.) den Hochlandgürtel, der Asien der ganzen Länge nach durchzieht, 2.) die fächerförmige Ausbreitung desselben im O., 3.) das große Tiefland im dl. desselben, 4.) einige kleinere Fest¬ landstücke von afrikanischem Charakter im S. > Die erste Zahl bedeutet stets den Parallelkrcis (also die geographische Breite), die zweite den Meridian (also die geographische Länge), und zwar nach Ferro; die nach Greenwich sind in Klammern beigefngt. n — nördliche, s — südliche Breite; o — öst¬ liche, v — westliche Länge. " Benannt nach dem Entdecker Tscheljuskin. 3 Benannt nach dem Seefahrer Bering. 61 Der Hochlandgnrtel besteht ans einer Reihe von Tafelländern mit Randgebirgen, die nach W. sowohl an horizontaler Ausdehnung wie an Höhe und an Geschlossenheit der Gebirgsumrahmung abnchmen. Das mittelasiatische Hochland oder Hochasien ist durch das Zwischenglied des Hindukusch (Paropamisus der Alten) mit dem iranischen und dieses durch das armenische Zwischenglied mit dem kleinasiatischen Hochlande verknüpft, so dass der Gürtel vollständig geschlossen ist und zwischen N. nnd S. nirgends eine offene Verbindung besteht. (Vergl. Fig. 22 mit dem Durchschnitte durch das mittelasiatische Hochland.) Im O. breiten sich die Ausläufer Hochasiens fächerförmig aus. Nach S. zieht das hinterindische, nach O. das chinesische, nach N. das vstsibirische Gebirge, so dass der ganze Ostrand vom Äquator Fig. 22. Durchschnitt durch Asien von S. nach N. Dieser Durchschnitt würde der Natur genau entsprechen, wenn er bei gleichbleibender Höhe 100 mal länger wäre. bis zum nördlichen Polarkreise abgeschlossen ist. Diese östliche Gebirgs¬ welt ist zum Theile ins Meer versunken, und die Reststücke bilden nun Jnselbogen, die ein Hauptschauplatz vuleanischer Erscheinungen in der Gegenwart sind. Die hinter ihnen sich ausbreitenden Meere bezeichnet man (im Gegensätze zu den von Festländern eingeschlvssenen Mittel¬ meeren) als Randmeere. Von S. nach N. haben wir: 1. ) Den ostindischen Archipel, in dessen Fortsetzung For¬ mosa liegt, mit dem süd chinesisch en Meere; 2. ) Formosa und die Reihe der Riu-Kiu-Jnseln mit dem ostchinesischen Meere, dessen innerster Theil das gelbe Meer genannt wird; 3. ) die japanischen Inseln und Sachalin mit dem japa¬ nischen Meere; 4. ) die Kurilen, die sich an die Halbinsel Kamtschatka an¬ schließen, mit dem ochotskischen Meere. Nördlich vom Hochlandgürtel breitet sich bis an das Eismeer ein gewaltiges Tiefland ans. Es besteht ans zwei Theilen, die unmittelbar 62 miteinander Zusammenhängen: dem sibirischen Tieflande, dessen Strome zum Eismeere abfließen, und dem tura irischen mit den abflusslosen Kaspisee und Aralsee. Südlich vom Hochlandgürtel setzen sich zwei fremdartige Glieder an das asiatische Festland au. Arabien und Syrien sind eine directe Fort¬ setzung der saharischeu Wüstentafel, und die Halbinsel Vorderindien zwischen dem arabischen Meere und dem Golfe von Bengalen besitzt in ihrem Baue große Ähnlichkeit niit dem südafrikanischen Hochlande. Hvchasien mit seinen Randläudern bildet die Hauptmasse Asiens, die westlichen Fortsetzungen des Hochlandgürtels (jenseits des Hindukusch) mit dem arabisch-syrischen Anhängsel fasst man unter dem Namen Bord er- asien zusammen. Z 3t. Der Umstand, das Hochasien durch hohe Gebirge von den Randläudern abgegrenzt wird, hat zur Folge, dass die Feuchtigkeit, welche die Seewinde landeinwärts tragen, die inneren Hochflächen nicht erreicht. Wir haben daher zwischen einem trockenen Binnenlande und feuchten Randländern zu unterscheiden. Das trockene Binnenland ist zum Theile Wüste, zum Theile Steppe mit wenigen und unbedeutenden Flüssen, die nicht das Meer erreichen, sondern in kleinen Salzseen enden. Innerhalb der Randgebirge entspringen 14 große Ströme, die strahlenförmig nach allen Seiten dem Ocean zufließen und auf diesem Wege die Raudländer bewässern. Nur der Südwestrand (Turan) gehört auch zum abflusslosen Gebiete von Mittelasien, indem wegen großer Trockenheit Amn und Syr schon im Aralsee ihr Ende finden. Wo genügend Wasser und Wärme, da ist auch Fruchtbarkeit. Die Randgebiete und Inselketten sind daher mit Ausnahme Turans auch fruchtbare Gebiete, aber mit sehr bedeutenden Unterschieden, entsprechend der großen Ausdehnung Asiens, das nach S. den Äquator, nach 9t. den Polarkreis überschreitet. Die südlichen liegen in den heißen, die östlichen zum großen Theile in der gemäßigten Zone, das nördliche Rand¬ gebiet reicht aber bereits aus der gemüßigten in die kalte Zone hinein. Der Gegensatz von trockenem, abflusslosem, wüstem Junern und feuchtem, fruchtbarem Räude wiederholt sich auch in den vorderasiatischen Hochländern, aber die Randländer haben hier nur eine geringe Ausdehnung. 8 32. Die Gebirgslinie vom Kaukasus über den Hindukusch nach dem Himalaja und zum Golfe von Bengalen trennt die beiden Hanptrassen Asiens: südlich davon wohnen die Kaukasier, nördlich und im ganzen Osten die Mongolen. 63 Von den Kaukasiern haben die beiden Hauptsprachgruppen in West- asien ihre Heimat: Zur indogermanischen Gruppe gehören die Iraner (Bewohner des Hochlandes von Iran) und die Hindu (Bewohner von Vorderindien), zur semitischen Gruppe die Bewohner der arabisch-syrischen Tafel (besonders Araber nnd Juden). Hier entstanden die drei mono¬ theistischen Religionen, in Palästina die jüdische und christliche, in Ara¬ bien die mohamedanische. Christen- und Jndenthum zählen nur noch wenige Bekenner in Asien, dagegen herrscht der Islam in ganz Vorderasien und noch darüber hinaus in Turan, im westlichsten Theile von Hochasien nnd im nordwestlichen Vorderindien und ist bis in den vstindischen Archipel vvrgedrungen. Eine zweite Heimat großer Religionen ist Vorderindien; die brahmanische Religion (so genannt nach dem Hanptgotte Brahma und der Priesterkaste der Brahmanen) blieb ans dieses Land beschränkt, während die buddhistische Religion (nach ihrem Stifter Buddha be¬ nannt) Central- und Ostasien eroberte. Die Steppen und Wüsten der trockenen, abflusslosen Gebiete und die kalten Landstriche Sibiriens werden von n o m a d i s ch e n V i e h zücht e r n und Jäger- nnd Fischervölkern, die fruchtbaren Raudländer dagegen von Ackerbauern bewohnt. Hier entwickelten sich große Cnltnrstaatcii, die bis in das graue Alterthum zurückreichen. Aber die große Ausdehnung des Erdtheiles lind die Trennung der von der Natur begünstigsten Rand- länder durch hohe Gebirge uud weite Wüsten gestatteten den ackerbauenden Culturvvlkern nicht, sich zu nähern und in innigere Verbindung miteinander zil treten. Vorderasien, Vorderindien nnd China bilden drei gesonderte und selbständige Cnlturm ittelp unkte. Die vorder¬ asiatischen Culturreiche traten schon im Alterthume theils in feindliche, theils in friedliche Beziehungen zu den europäischen Völkern nnd wurden (wie die Ägypter) die Lehrmeister derselben; die indische Cultur verbreitete sich nur wenig nach Osten; die chinesische gewann die Herrschaft über ganz Ostasien nnd wehrt sich auch jetzt noch gegen das Eindringen europäischer Gesittung. Der starke Gegensatz zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Ländern kommt auch in der Vertheilung der Bevölkerung znm Ausdrucke. Nomaden, Jäger uud Fischer können nie in großer Zahl ein Land be¬ wohnen, nur durch Ackerbau können sich viele Menschen auch in kleinem Raume ernähren. Neun Zehntel aller Asiaten und die Hälfte der ganzen Menschheit lebt in den südlichen und östlichen Randländern. Außer Europa gibt cs nirgends mehr so ausgedehnte Landmassen mit dichter Bevölkerung, als iu China uud Vorderindien, aber es wird auch nir¬ gends der Ackerbau sorgfältiger betrieben als hier. Mehr als die Hälfte 64 Asiens ist aber fast menschenleer (in Nord- und Hochasien nicht mehr Bewohner als in Ungarn!); auch Vorderasien, das von seiner ehemaligen Cnlturhöhe tief herabgesunken ist, ist viel weniger bevölkert, als es im Alterthume war. Asien 44 843 19 Mehr als die Hälfte von Asien steht jetzt unter der Herrschaft der Europäer (Russen, Engländer, Holländer, Portugiesen, Franzosen) und Amerikaner. Am wichtigsten sind für Asien die Russen, welche den Norden beherrschen und von da immer weiter nach Süden Vordringen, und die Engländer, die in Vorderindien das reichste Land der Erde besitzen und durch geschickte Anlage von Colonien sich zu Herren des indischen Oceans aufgeworfen haben. Hochasien Z 83. Hochasien besteht aus zwei Stufen, der höheren tibetanischen im S. und dem niedrigeren Hanhai im N. Gibst ist das höchste Land der Erde. In einer durchschnittlichen Höhe von 4000 m gelegen (ungefähr so hoch wie die Ortlerspitze), wird es von Gebirgen umrahmt, die sich bis 6000 m und darüber über das Meer erheben, aber von der tibetanischen Hochfläche aus nur als niedere Gebirge erscheinen. Sie stoßen im W.zusammen im Pamir-Hochlande («Dach der Welt- genannt), von dem auch der Hindukusch ausgeht; nach SO.zieht das Karakorum- und Himalaja-Gebirge als Südgrenze Tibets, nach O. bis nach China hinein der Kuenlun (ca. 6000 m über dem Meere). Im O. bilden eine Reihe wahrscheinlich meridionaler Ketten die Grenze zwischen Tibet und China. Der Himalaja^ ist das höchste Gebirge der Erde, erscheint aber nur von S. aus, wo es steil aus einer Tiefebene emporsteigt, in seiner ganzen Majestät. Die Längs- und Dnrchbruchsthäler des Indus und Brahma¬ putra bilden die Nord-, beziehungsweise Ost- und Westgrenzen des bogen¬ förmigen Gebirges. Es ist nicht breiter als die Tiroler Alpen, aber länger, als die Alpen und Karpaten zusammen. Ein Parallelzug des ' Indisch, — Wohnung des Schnees. 65 Himalaja jenseits des Indus ist der Karakorümh der zwar nicht in seiner höchsten Erhebung, aber in seiner mittleren Kammhöhe (7800 in) den Himalaja übertrifft. Nirgends auf der Erde findet man Berggipfel von 8000 in Höhe als hier; die beiden höchsten sind der Gaurisänkar^ oder Mvunt Euere st ° (mannt ewerest, 8800 in) im Himalaja und der Dapsang (8600 in) im Karakorum. Das innere Tibet ist eine Hochfläche, die von niederen Bergrücken durchzogen wird. Das Klima wird durch furchtbare Winterkälte (wegen der hohen Lage), zeitweise sommerliche Hitze und Trockenheit charakterisiert. Wegen der Trockenheit liegt die Schneelinie erst in 4000 bis gegen 6000 in Höhe. Nur der gebirgige Süd- und Ostrand ist reichlicher bewässert, das Innere hat nur abflusslose Salzseen und ist zum Theile Wüste. Die Tibetaner sind eifrige Anhänger Buddhas, dessen Geist sich nach ihrem Glauben immer von neuem verkörpert und im Dälai-Lama^, ihrem geistlichen und weltlichen Oberhaupte, seinen Wohnsitz aufschlägt. Die Residenz des Dälai-Lama, der unter chinesischer Oberhoheit steht, ist Lhasa ° (lasa). Z 34. Im N. des Kuenlun breitet sich die viel tiefere Stufe des Kccrrhai° aus. Auch die Randgebirge treten hier nicht mehr in so geschlossener Form auf wie iu Tibet. Gegen SO. senkt sich das Hochland terrassenförmig zur chinesischen Tiefebene, und die berühmte chinesische Mauer vertritt hier die Stelle einer ausreichenden natürlichen Schutzwehr. Weiter nach N. bildet der Ching an das Randgebirge, das sich jenseits des Amur als Stanowoi-Gebirge bis an das äußerste Nordostende Sibiriens (Tschuktschen-Halbinsel) fortsetzt. Den Nord- und Westrand des Hanhai nehmen drei verschiedene Gcbirgssysteme ein: das ostsibirisch e mit der Richtung SW.-NO., das Altais-System mit der Richtung SO.-NW. und der Thiänschan" mit der Richtung nahezu W.-O. Nur der letztere, der ebenso wie die tibetanischen Gebirge mit dem Pamir-Hochlande zu- sammenhäugt, erreicht noch Höhen von 6000 m, der goldreiche Altai nur mehr solche von 3000 in, und die Gipfel des vstsibirischen Gebirges über¬ steigen 2000 m nicht beträchtlich. > Mongolisch, — schwarzes Gebirge. 2 Indisch, — weißer Sankar (Beiname des Gottes Schiwa). -° Englisch, — Berg Everest, nach einem englischen Obersten genannt. § Onms. heißen die buddhistischen Priester in Tibet. E" Tibetanisch, — Gottesstätte. ° Chinesisch, — trockenes Meer. ' Türkisch, -- Goldgebirge. " Chinesisch, — Himmelsgebirge. Supan, Geographie, 10. Aufl. 5 66 Die so umschlossene Hochebene (Hanhai) hat eine mittlere Hohe von 800 bis 1000 in und ist ebenso wie das innere Tibet Wüste oder Steppe, mit Ausnahme einiger Oasen am Rande, die durch Gebirgsflüsse bewässert werden. Die Westhälftc des Hanhai ist Osttnrkestan oder das Tarim- beck en, an drei Seiten von hohen Gebirgen umgeben, die den größten binnenländischen Fluss Hochasiens, den im salzigen Lob -nor' mündenden Tarim, ernähren. Die Osthälfte ist die Wüste Gobi^ oder Sch am o^, die in dem breiten, scherenförmig nach W. geöffneten Zwischenräume zwischen dem Altai und Thianschan ganz allmählich in das turanische Tiefland ver¬ läuft. Die Lücken in der Gebirgsumwallung der Gobi sowohl nach W. wie nach O. gestatteten den mongolischen Bewohnern^ zu wiederhvlten- malen, wenn ein kühner Häuptling ihre Kraft geeint hatte, die Nachbar¬ länder zerstörend und erobernd zu überschwemmen. Jetzt sind sie friedliche Hirten und eifrige Buddhisten; das zweihöckerige Kameel ist hier ebenso Hausthier, wie das einhöckerige in der Sahara. Das Tarimbecken bewohnen die (ebenfalls mongolischen) Türken (daher Osttnrkestan), hauptsächlich in den Randoasen angcsiedelt und wie alle Türken Mohamedaner. Ganz Hochasien steht jetzt unter chinesischer Herrschaft. Der Süd ran- (Ostindien). Z 35. Unter Ostindien versteht man die beiden Hanptinscln Norder¬ und Hinterindien nnd den vstindischen Archipel. Diese Länder liegen inner¬ halb der heißen Zone (nur Vorderindien erstreckt sich etwas darüber hinaus), sind zum größten Theile gut bewässert und daher äußerst fruchtbar. Keine Gegend der Erde ist so reich an mannigfaltigen Nutzpflanzen wie Ostindien, es war daher seit dem Alterthum ein Hanptmittelpunkt des Welthandels. Das wichtigste Nahrungsmittel ist der Reis, das wichtigste Hausthier der Elefant. Z 36. Vorderindien (4 Mill, lcm-, also sechsmal so groß als Österreich) streckt sich in Dreieckform zwischen dem arabischen Meere und dem stürmereichen Golf von Bengalen in den indischen Ocean hinaus. Von den übrigen Ländern ist es durch Gebirge abgeschlossen: im N. vom Himalaja, über den Pässe von mehr als 4000 m Höhe nach Tibet > vor oder nur mongolisch, See. 2 Mongolisch, — Wüste. Chinesisch, — Sandwüste. ' Die Bewohner der Gobi heißen Mongolen im enger en Sinne des Wortes; im weiteren Sinne spricht man von den Mongolen als den Angehörigen der mongolischen Rasse, wozn noch viele andere Völker gehören. 67 hinüberführeu, im W. vvm Soliman-Gebirge und dem Hindukusch, im O. vvm hiuterindischcn Gebirge, über dessen nördliche Ausläufer ein beschwer¬ licher Übergang nach China stattfindet. Vorderindien ist daher eine Welt für sich und vom Meere aus am bequemsten zu erreichen. Vorderindien besteht aus zwei Theilen: der Tiefebene am Fuße des Himalaja, die von deu großen Strömen Indus, Ganges und Brahma¬ putra bewässert wird, und dem Hochlande Dekan', welches die eigent¬ liche Halbinsel bildet. Die Insel Ceylon ist nur ein abFetreuutes Stück von Dekan. Die Urbewohner Vorderindiens sind die dunkelfarbigen Dravi das, die wahrscheinlich eine selbständige Rasse bilden. Um 2000 v. Chr. wan¬ derten die indo-europäischen Hindus aus dem NW. ein und drangen allmählich in das Gangesland und erst später in das Dekan vor. In: gesegneten Gangeslande bildeten sie ein eigenthümliches Culturleben aus, dessen Grundpfeiler die Brahma-Religion und das Kastenwesen sind. Die Brahma-Religion erkennt drei Hauptgotthciten an: B rahma den Schöpfer, Wischnu den Erhalter nnd Schiwa den Zerstörer. Durch die Religion ist das Kastenwesen geheiligt, das sich bis jetzt noch erhalten hat. Das Volk ist so streng in Stünde geschieden, dass ein Übergang ans einem in den anderen unmöglich ist. Die höchste Kaste ist die der Brahmanen oder Priester; die untersten Kasten fuhren ein elendes, verachtetes Dasein ohne Hoffnung auf Besserung. Gegen diese Bedrückung des unteren Volkes trat im sechsten Jahrhunderte v. Chr. Gautama, ein indischer Königssohn, später Buddha (d. h. der Erretter) genannt, auf. Er verwarf das Kastenwesen und die brahmanischen Götter und wurde so der Gründer des Buddhismus, der zwar aus Indien verdrängt wurde, dafür aber nach N. und O. sich verbreitete und jetzt etwa 400 Mill. Bekenner zählt. Im Laufe der Zeit hat er sich aber sehr verändert. Die Buddhisten verehren eine große Anzahl Götter oder Heilige (darunter auch Buddha), deren freistehende Tempel Pagoden heißen; die Priester nennt man gewöhnlich Bonzen (in Tibet Lama). In allen buddhistischen Ländern finden wir eine übermäßig große Anzahl Männer-und Frauenk l ö st e r. Der Gottesdienst besteht in einen: leeren Formcnwesen. Die Hindus treiben von altersher Ackerbau, Industrie und Handel. In Kunst und Wissenschaft haben sie Großes geleistet; sie erbauten kolos¬ sale unterirdische Felsentempel (in der Nähe von Bombay) mit riesigen Götterbildern, sie schufen großartige Dichtungen; ihnen danken wir die Erfindung der arabischen Ziffern (so genannt, weil wir sie durch die Vermittlung der Araber erhalten haben). Die arbeitsame, dichte Bevöl¬ kerung (73 auf dem Quadrat-Kilometer) schuf aus dem schon von Natur aus reich gesegneten Lande eines der wichtigsten Prodnctivnsgebiete der Erde. Es erzeugt Reis und Weizen in Fülle und liefert die vortrefflichsten ' Indisch, — Südlaud. 5* — 68 Nutzhölzer, Farbstoffe (Indigo, woraus mau die blaue Farbe gewinnt) und Gespinststoffe, besonders Baumwolle (am meisten nach Amerika) und Jute. Daneben nimmt in neuerer Zeit die Cultur des (auch bei uns heimischen) Schlummermohns große Flächen ein, da das daraus ge¬ wonnene Opium einen gewinnreichen Handel nach China unterhält, wo das Opiumraucheu leider ein allgemein verbreitetes Laster ist. In früheren Zeiten war Indien hauptsächlich durch Gewürze, Perlen und Edelsteine (Diamanten von Dekan) berühmt. Das wichtigste Hausthier ist der Elefant. Der Reichthum des Landes und der unkriegerische Charakter der Bevöl¬ kerung lockte wiederholt Eroberer herbei: Alexander d. Gr., Mvhamedaner, Mongolen und seit Entdeckung des Seeweges nach Indien um Afrika herum (1498) auch europäische Völker: Portugiesen, Niederländer, Fran¬ zosen und zuletzt die Engländer, die seit dem 18. Jahrhundert allmählich alle anderen Mächte verdrängt haben. Von den 286 Mill. Einwohnern sind 213 Mill, britische Unterthanen, die übrigen leben noch unter ein¬ heimischen Fürsten, die aber machtlose englische Vasallen sind. Die Königin von England nennt sich jetzt Kaiserin von Indien. Z 37. Der fruchtbarste und bevölkertste Theil von Vorderindien ist das Hiefland. Steil erhebt sich aus demselben der Himalaja, der alle Klimate der Erde, das heiße, gemäßigte und kalte, in sich vereinigt. Von den drei indischen Hauptströmen entspringen der Indusund Brahma¬ putra^ auf der Nordseite des Himalaja, durchfließen nach entgegengesetzten Richtungen tibetanische Hochthäler und durchbrechen daun die vorliegenden Gebirgsketten. Der Ganges, der heilige Strom der Inder, entspringt dagegen auf der Südseite des Himalaja, nimmt auf seinem östlichen Laufe durch einen breiten, thalförmigen Ticflandstreifen einen großen Theil der Abflüsse des Schneegebirges auf und vereinigt sich endlich mit dem Brahmaputra zu einem großartigen Delta. Von den Himülajaländcr», die nur zum Theile unter englischer Herr¬ schaft stehen, ist Kaschmir das wichtigste. Dieses ebenso schöne als gesunde Gebirgsland besitzt eine edle Ziegenrasse, die zu den berühmten Kaschmir- shawls die Wolle liefert. Das trockene, auf weite Strecken sogar wüste Jndusland wird zum größten Theile von Mohamedanern bewohnt. Die wichtigsten Orte liegen im Pandschäb oder Fünfstromland (benannt nach den fünf Himälaja- zuflüssen des Indus), das wegen reichlicher Bewässerung fruchtbarer ist und zugleich durch das Thal des Nebenflusses Kabul die Hauptverbindnngs- straße nach Vorderasien beherrscht. Am Ausgange des Kabulthales liegt > Indisch, — Strom. Davon hat das Land den Namen. - Indisch, — Sohn des Brahma. 69 die wichtigste Festung Peschawar (pischaur) und an der Kreuzung der Straße vvn Kabul nach dem Ganges mit der nach der Jndusmündung Lahore (lähor), der Hauptvrt des Pandschab. Das Gangcsland, das eigentliche H ind ostä rN, prangt in der üppig¬ sten tropischen Pfla nzen fülle. Unabsehbar dehnen sich die Reisfelder und Bananenpflanzungen aus, und auf dem Wasser schwimmt die heilige Lotosblume. Die Coevspalme wird bis 26, das Bambusrohr bis 16 in hoch. Die Eutwickeluug der Thierwclt erreicht hier ihren Höhepunkt. Riesige Krokodile bewohnen die Flüsse; Tiger und Panther, zahlreiche Assen, prächtige Vögel (Pfau) und giftige Schlangen beleben die Wälder. Hier leben, dichter zusammengedrängt als in Niederösterrcich oder Böhmen, ebcnsoviele Menschen, wie in Östen'eich, Deutschland und Frankreich zn- sammengeuvmmen. An den «heiligen» Flüssen, den natürlichen Straßen, liegen eine Reihe großer Hindustädte alter und neuer Zeit, davon einige mit mehr als l00.000 Einwohnern. Die wichtigsten sind Benares, die heiligste Stadt der Inder, mit zahlreichen Tempeln nnd heiligen Badeplätzen, die hohe Schule der Brahmanen; Allahabäd^ ebenfalls Wallfahrtsort, zugleich aber auch Hanptwaffenplatz der Engländer; Delhi, im Mittelalter Residenz der mongolischen Beherrscher von Indien (Großmogul), die cs mit den prächtigsten Bauten schmückten. Das untere Hindostan oder Bengalen ist ein feuchtes, ungesundes Deltaland. Am Hugli, dem westlichen Mündungsarme des Ganges, den auch Seeschiffe befahren können, liegt Calentta^ (kalkäta), die Haupt¬ stadt des britischen Indiens (Sitz des Vicekönigs) und zugleich auch dessen größte Stadt nnd wichtigster Einfuhrhafen. Z 38. Aekcrn ist ein von W. nach O. sich senkendes Hochland, daher auch die bedeutendsten Flüsse dem Golfe von Bengalen zufließcn. Der hohe Westrand — die Westghats (ghat — Treppe) — fällt steil zur schmalen Ebene der Malabarknste ab; den Ostraud begleitet ein niederes Randgebirge, die Ostghats, denen sich eine breite Ebene, voll von Teichen, an der schwer zugänglichen Eoromändelküste vorlagert. Die höchsten Erhebungen Dekans liegen im S. nnd übersteigen 2500 in. Die südliche Hälfte ist von Dravidas bewohnt. An der Westküste liegt Bombay (bömbä), neben Calcutta der bedeutendste Hafen Indiens (Aus¬ fuhr von Baumwolle), der vom Snescanal her zuerst erreicht wird, und " Arabisch, - - Land der Hindu (Inder). - Die Frncht der Banane ist eines der wichtigsten tropischen Nahrungsmittel. Arabisch, — Gottesstadt. i Indisch, — heiliger Platz der Schicksalsgüttin Kali. 70 zugleich auch die erste Fabriksstadt. An der Koromandelküste ist der Haupt¬ hafen Madras (mädräs). An beiden Küsten haben auch die Portugiesen und Franzosen noch einige Besitzungen, denen aber keine größere Bedeutung zukommt. Die größte Stadt im Innern Dekans ist Haiderabädh die Hauptstadt des gleichnamigen Fürstenthums. Von der Koromandelküste fuhrt eine Reihe von flachen Inselchen (die sogenannte Adamsbrücke) nach hinüber. Inmitten dieser bimförmigen Insel, die an Ausdehnung Böhmen übertrifft, erhebt sich ein Gebirge von 2000 m Höhe, rings umgeben von Tiefebenen. Der Golf von Manaar (manär) liefert kostbare Perlen, das Land selbst ist reich an verschiedenartigen Edelsteinen und au Gewürzen; der echte Zimmt- baum hat hier seine Heimat. Noch wichtiger sind in neuester Zeit die großen Kaffee- und Theepflanzungen geworden. Die größte Stadt ist Colombo ° an ber Westküste, ein Ruhepunkt für die Dampfer, die vom Snescanal nach Ostasien oder Australien fahren. Z 39. Während die vorderindischc Halbinsel durch ein Tiefland vom Stamme Asiens getrennt ist, ist Kinterindien auf das innigste mit demselben verbunden, indem die meridionalen Gebirge, welche die Grenze zwischen Tibet und China bilden, sich fingerförmig ausbreitend in die hinterindische Halbinsel hineinziehen. Drei Ströme: Jrawadi, Saluen und Mekong, aus Hochasien kommend, fließen nach S.; Jrawadi, Mekong und der viel kürzere Menam haben an ihren Mündungen große Flachländer (Delta) angeschwemmt, die sich wegen ihrer sumpfigen Natur besonders zum Reisbau eignen. Die Bewohner sind Mongolen; ihre Sprache, die nur aus einsilbigen Worten besteht, ist denen der Chinesen und Tibetaner am nächsten verwandt, und wie diese sind sie auch Buddhisten. Im ganzen Osten haben sich aber neben den trägen Eingebvrnen fleißige chinesische Einwanderer angesiedelt, kultiviert sind nur die Tiefebenen entlang den Küsten und an den Flussdeltas und die breiten Thalflächen der großen Ströme; das Gebirge wird dagegen von Völkern bewohnt, die auf einer niedereren Stufe der Gesittung stehen und zum Theile kaum bekannt sind. Von den ehemaligen unabhängigen Reichen besteht nur noch Siam. Der Westen ist englisch, der Osten französisch geworden. 1.) Birma, das Land des Jräwadi und Saluen, ist englisch und wird politisch zu Vorderindien gerechnet. Die Hanptorte liegen im mittleren und unteren Jräwndithal; am wichtigsten ist jetzt Rangoon (rängnn). ' Arabisch, — Halberstadt (Ilaiäer - - Löwe, ein gebräuchlicher Personenname). 2 Indisch, — Löweninsel. ° In der einheimischen Sprache — Hafen. 71 Znm englischen Gebiete gehören auch die Inselreihen der Anda in an en nnd Nikobaren; die ersteren werden als indische Strafeolvnie benutzt. 2. ) Siam an dem kleineren Flusse Menam (zwischen Salucu und Mekong) mit der Hauptstadt Bangkok, der größten Stadt der ganzen Halbinsel. 3. ) Französisch-Jndochina umfasst den ganzen Osten von der Ebene am unteren Mekong (Cochinchina mit der Hauptstadt Saigon ssatgvn s) über den Vasallenstaat Auuauw am südchinesischen Meere bis zum Lande am rothen Flusse (Tonkiug), wo das französische Gebiet an China grenzt. Wie Hinterindien eine Halbinsel von Asien ist, so ist Maläka eine Halbinsel von Hinterindien, die den Übergang in den vstindischen Archipel vermittelt. Maläka ist die Heimat der seetüchtigen Malaien, einer den Mongolen verwandten Rasse mit brauner Hautfarbe und straffem, schwarzem Haare, die sich über mehr als den halben Erdumfang verbreitet hat, von der Osterinsel bis zu Madagaskar, aber mit Ausnahme von Ma¬ läka nur Inseln bewohnt. Maläka ist znm größten Theile englisch. Die unmittelbaren Besitzungen nennt man Straits Settlements (sträts setelments), d. h. Besitzungen an der Straße (von Maläka), durch die der Seeweg von Europa durch den Suescanal und über Colombo nach Ostasien führt. Darauf beruht die Wichtigkeit der englischen Handelsstadt Singapvre° (singapür), die auf einem Eilande an der Südspitze von Maläka gelegen ist und zum größten Theile von Chinesen bewohnt wird. Z 40. Der ostindische Archipel' vermittelt den Übergang von Asien nach Australien. Von den Andamanen lässt sich der zerstückelte Gebirgsbogen, nach SO., dann nach O., endlich nach NO. streichend, bis nach Neuguinea verfolgen, und im N. desselben breiten sich die Inseln in einem dreieckförmigen Raume aus, dessen Spitze in ihrer Verlängerung Formosa trifft. Zahlreiche Vulcane und häufige Erdbeben zeichnen diese Erdstelle aus; der Ausbruch des Jnselvulcans Krakatau in der Sunda¬ straße (zwischen Sumatra und Java) im Jahre 1883 war eine der gro߬ artigsten Erscheinungen dieser Art, die die Geschichte kennt. Die Lage dieser Inselwelt zu beiden Seiten des Äquators bedingt ein heiß-feuchtes Klima, unter dessen Einflüsse sich eine Vegetation von wunderbarer Kraft * Chinesisch, — Friede des Südens. - In der einheimischen Sprache Land der Malaien. °« Indisch, — Löwenstadt. 72 und Mannigfaltigkeit entwickelt; die Gebirge, die alle Inseln durchziehen, sind bis auf die Höhen hinauf dicht bewaldet; der Grashalm erscheint in der Form des Bambus als hoher Baumstamm und die Farrcnkräuter so dick wie Fichtenstämme. Unter den Nutzpflanzen waren es vor allem die Gewürze, die im Mittelalter die Araber, in der Neuzeit die Euro¬ päer angelockt haben; an ihre Stelle sind aber jetzt Kaffee, Zncker und Tabak getreten. Die Bewohner des Archipels sind Malaien, die (wie auf Maläka) von den Arabern den Islam angenommen haben, mit Ausnahme der un- eivilisierten Stämme im Innern Borneos und Celebes' (ßelebes). Man unterscheidet vier Inselgruppen, von denen drei den Hol¬ ländern und eine den Amerikanern gehört. Holländisch sind: 1.) Die vier groß en Sunda-Jnseln: Sumatra mit der kleinen Insel Banka, dem zinnreichsten Lande der Erde, Java, Borneo, die zweitgrößte Insel der Erde (so groß wie Österreich-Ungarn mit Baiern und Württemberg), von der nur die Südfläche holländisch, die Nordfläche aber englisch ist, und endlich Celebes (ßelebes). Von diesen Inseln, wie auch vom ganzen Archipel, ist Java' am cultiviertesten, ein großer Garten, der in seiner unteren Region Reis, Zuckerrohr und Tabak, in der mittleren Kaffee und in der oberen Thee erzeugt, und nur die höchsten Gipfel (über 3000 in) der Vnleankette, die mit 100 Feuerbergen die Insel der Länge nach durchzieht, ragen über das Culturland empor. Daher ist Java das bevölkertste Land in der Nähe des Äquators; obwohl nur halb so groß wie Ungarn, hat es doch anderthalbmal mehr Bewohner (26 Mill.). Java liegt außerdem an einer der Hauptstraßen des Welt¬ verkehrs: von Europa über den Suescanal und die Sundastraße nach deni östlichen Australien. Die beiden volkreichsten Städte, Batäviasi die Residenz des Gouverneurs von Niederländisch-Indien, und Surabaya, liegen an der Nordküste, die durch größere Ausdehnung der Tiefebene und durch die Nähe anderer Länder bevorzugt ist. 2. ) Die kleinen Sunda-Jnseln setzen die Richtung von Java fort und tragen ebenfalls Vulcane. Die größte derselben, Timor, im O. noch portugiesische Besitzung, liegt aber außerhalb der Reihe. 3. ) Die Molukken zwischen Celebes und Neuguinea. Den Namen Gewürzinseln verdienen besonders die kleinern Inseln Amboina (ambo-ina) durch ihren Gewürznelkenbaum und die Banda-Inseln durch ihren Muscatnnssbauin. > Indisch, — Getreide-Insel. - Bataver hießen die alten Bewohner von Holland. 73 4.) Die vierte Inselgruppe, die nach König Philipp II. vvn Spanien benannten Philippinen, wurde 1898 von den Spaniern an die Ber¬ einigte» Staaten abgetreten. Die Eingebvrnen bekennen sich zum größten Theile znm Christenthum, aber ohne größere Fortschritte in der Cultnr gemacht zu haben. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Zucker, Tabak, Kaffee, Cacao und der Manilahanf (Blattfasern zu Geweben und Seilen), der von der Hauptstadt Manila auf der Insel Luzon (lußön) den Namen fuhrt. Ost a sie«. Z 41. Ostasien kann man als das Gebiet der chinesischen Cultnr bezeichnen, die in Hinteriudien mit der indischen Cultnr zusaunnentrifft und sich im N. über die Mandschurei, Korea und Japan erstreckt. Khina bildet den Ostrand des mittelasiatischen Hochlandes, aus dem die beiden chinesischen Hauptströme: der Jangtse-Kiang' und Hoangho^ herabkommen. Im Kuenlun nicht weit voneinander entspringend, trennen sie sich daun in ihrem mittleren Laufe (durch das Gebirge), indem der Hoanghv einen nördlichen, der Jangtse-Kiang einen südlichen Bogen be¬ schreibt, nm in ihrem unteren Laufe sich wieder zu nähern. Der Hoangho wechselt zeitweise seine Mündung, bald nördlich, bald südlich von der Halb¬ insel Schantnng. Zwischen den beiden Strömen ziehen die Ausläufer des Kuenlun nach China und scheiden zwei grundverschiedene Landschaften voneinander. Südchina ist ein Gebirgsland, das nur durch die Ebenen an den Flüssen unterbrochen wird; tropische Pflanzen und Thiere reichen noch hier herein, trotzdem die Winter durch die kalten Landwinde strenger sind, als in anderen Gegenden unter gleicher Breite. In Nvrdchina dehnt sich bis an das Meer das große chinesische Tiefland aus; nach W. bilden Gebirge und Plateaus den Übergang zu Hochasicn. Sie werden bis an die höchsten Gipfel von Löß (einer lehmartigen, zerreib- lichen, gelben Erde) bedeckt, der den fruchtbarsten Boden bildet. Von dieser Erde führen der Hoangho (gelber Fluss) und das gelbe Meer ihren Namen. Außerordentlich groß ist der natürliche Reichthum des Landes, und gesteigert wurde er noch durch den rastlosen Fleiß der Bewohner. China ist in Bezug auf Ackerbau das erste Land der Erde; Weizen im N. und Reis im S. sind die Hauptfrüchte, die aber von der dichten Bevölkerung anfgebraucht werden. Für den Handel sind Thee (in den ' Chinesisch, — Fluss (kinvA) von Jang (eine alte Provinz). * Chinesisch, ---- gelber Fluss. 74 südlichen Gebirgslandschaften) nnd Seide die wichtigsten Producte. Beide haben ihre Heimat in China, nnd wenn sie auch jetzt schon weit verbreitet sind (die Seidenzucht kam schon im sechsten Jahrhunderte nach Europa), so steht China doch noch unerreicht da in der Massenhaftigkeit und Güte dieser Erzeugnisse. Als steinkohlenreichstes Land der Erde hat es eine große Zukunft, wenn einmal die europäische Industrie hier heimisch ge¬ worden sein wird. 8 42. Obwohl China etwas kleiner ist als Russland (4 Mill, km?), so hat es doch fast soviele Bewohner als ganz Europa (350 Mill.); es ist durchschnittlich ebenso dicht bevölkert wie das deutsche Reich (90 auf 1 °). Etwa ein Drittel lebt in der Tiefebene, die ungefähr so groß ist wie die österreichisch-ungarische Monarchie, aber fast dreimal mehr Menschen ernährt. Freilich werden gerade durch die Dichtigkeit der Bevölkerung die Lebensbedingungeu so sehr erschwert, dass jährlich Tausende nach Ostindien, Australien und Amerika auswandern müssen. Unter allen mongolischen Völkern haben allein die Chinesen ans eigener Kraft eine mächtige Cultnr geschaffen und diese ihren Nachbarvölkern mitgetheilt. Sic hat sich ganz eigenartig entwickelt, da die Chinesen von allen anderen Culturvölkern durch das mittelasiatische Hochland getrennt werden. Das Meer wird bis nach Japan von ge¬ fährlichen Stürmen (Teifüus) heimgesucht, die Küsten sind klippenreich. Rastlose Thä- tigkeit ist dem Chinesen eigen, er kennt keinen Ruhetag. Großartige Werke hat er ausgeführt; die größten sind der Kaisercaual, der die südlichen Provinzen mit der Hauptstadt verbindet (in Europa würde er die Ostsee mit dem adriatischen Meere verbinden), und die chinesische Mauer, womit er seiu Land gegen die Nomaden¬ völker der Wüste Gobi schützte. Aber er entbehrt jedes höheren Aufschwunges, die Kunst kennt er ebensowenig wie die wahre Wissenschaft, trotz seiner umfangreichen Literatur. Die chinesische Cultnr ist eine sehr alte und zählt jedenfalls nach Jahrtausenden. Die Porzellanfabricatiou, das Schießpulver, die Buchdruckerkuust und den Compass kannten die Chinesen schon lange vor Christus; das »Reich der Mitte» ist der älteste Staat unter dcu jetzt bestehenden. Im Bewusstsein, aus eigener Kraft die Cultnr geschaffen zu haben, verschmäht der Chinese alles Ausländische, verwehrte bis auf die neueste Zeit jeden: Fremden den Zutritt in sein Land und entbehrte somit der befruch¬ tenden Einwirkung europäischer Aufklärung und Gesittung. Jetzt ist China dem euro¬ päischen Handel geöffnet, und daher wird auch der Einfluss unserer Cultnr sich immer mehr geltend machen. Ebenso eigcuthümlich wie die Cultnr der Chinesen ist auch ihre Sprache, die zu den einsilbigen gehört. Sie besteht ans ca. 500 einsilbigen Wörtern, von denen jedes sein eigenes Zeichen hat, daher es sehr schwer ist, Fertigkeit im Lesen zu erlangen. Der außerdem noch nöthige Wortvorrath wird durch verschiedene Betonung nnd Zusammensetzung gewonnen. Die anerkannte Staatsreligivn ist die Lehre des Kong-fu-tse (Anbetung des Hiinmels und der Ahnen), doch bekennt sich das Volk meist zur Lehre des Fo (Buddha) und ist in Aberglauben versunken. An der Spitze des Staates steht als unumschränkter Herrscher der Kaiser («Sohn des Himmels-) aus dem Stamme der Mandschu, die 75 im 17. Jahrhunderte China eroberten (seit dieser Zeit tragen die Chinesen den Zopf), aber bald die Cultnr nnd Sprache der Besiegten angenommen haben. Den Adel, den jeder durch gute Prnfungserfolge erwerben kann, bilden die Mandarinen?. Das chinesische Reich reicht weit über China hinaus, denn es umfasst noch 1.) die Mandschurei, das Stammland des Herrscher¬ geschlechtes, 2.) ganz Hochasicn. Diese ausgedehnten, aber dünn bevölkerten Gebiete bewirken es, dass das chinesische Reich so groß ist wie ganz Europa, aber trotz der hohen Bewohuerzahl des eigentlichen Chinas nicht mehr Menschen zählt als unser Erdtheil. In China gibt es etwa 40 Großstädte (d. h. mit über 100.000 Ew.), darunter ein Paar Millionenstädte. Seit der Einwanderung der Mandschu ist Peking in einer sandigen Tiefebene, unweit des Flusses Peiho^, die Hauptstadt; ihre Hafenstadt ist Tientsin. Wie die neue Hauptstadt am Nordende der großen Ebene liegt, so die alte Nanking am Sndcnde derselben^ am Jangtse-Kiang, noch immer ein Hauptsitz der Gelehrsamkeit und Industrie (feine Baumwollstoffe, svgenaunte Nankings). In der Nähe der Jangtse-Kiang-Mnndnng liegt Schanghai tz der wichtigste Freihafens der fast die Hälfte des ganzen chinesischen Seehandels vermittelt; hier wohnen auch die meisten Europäer, und die christlichen Missionen haben hier ihren Ausgangspunkt. Was die beiden genannten Hafenplätze fin¬ den Norden und die Mitte, ist die Millionenstadt Kanton, an einer tiefen Bucht gelegen, für den Süden. Russland, Deutschland, England und Frankreich haben in letzter Zeit einige Küstenpunkte erworben; die wichtigste europäische Besitzung ist die britische Insel Honkong, deren Hafenstadt Victoria^ den Handel zwischen China und den bri¬ tischen Ländern vermittelt. Zu China gehört auch die Insel Hainan?. H 43. Die Mandschurei, die Heimat der Mandschu nnd ein Theil des chinesischen Reiches, wird im W. durch das Chingan-Gebirge von der Gobi und im O. ebenfalls durch ein Gebirge vom Meere getrennt. Die Nvrdgrenze bildet jetzt der Amnrflnss. Das.Innere ist ein Tiefland, dessen Gewässer sowohl nach N. izum Amur) wie nach S. (zum gelben Meere) ' Eine portugiesische Bezeichnung (von munäar — befehlen). 2 Chinesisch, — weißer Fluss. ' Daher der Name (xe — Nord, nun — Süd, llin§ -- Hauptstadt) " Chinesisch, — Obermeer, d. h. etwas aufwärts vom Meere gelegen. ° Freihafen ist ein Hafen, wo die Schiffe aller Nationen frei oder gegen mäßigen Zoll verkehren und Handel treiben dürfen. ° Nach der englischen Königin benannt. ? Chinesisch, — Südmecr (d. h. im Südmeerc gelegen). 76 abfließen. Zahlreiche chinesische Colonisten bewohnen das fruchtbare Land. Der Hauptort Mnkden mit der Begräbnisstätte der chinesischen Kaiser liegt im S. Z 44. Die Halbinsel Aovecr bildet ein selbständiges Reich. Ähnlich gestaltet wie Italien, dein es an Größe nur wenig nachsteht, wird es gleichfalls von einem Gebirge der Länge nach durchzogen, dessen Haupt¬ kamm der Ostküste näher liegt als der Westküste. Die letztere ist, wie bei Italien, die zugänglichere, und die Hauptstadt Seul (schaul) liegt hier ebenso in der Mitte wie Rom. Korea ist erst in der neuesten Zeit dem europäischen Handel erschlossen worden. § 45. Japans ist ein Inselreich wie Großbritannien und Irland; beide sind auch nahezu gleich groß und gleich bevölkert. Von den vier Hauptinseln ist Nippon die größte und mit den beiden südlichen der wichtigste Theil des japanischen Reiches, während die nördliche Insel Jeso wenig bevölkert und nur au den Küsten cnltiviert ist. Die beiden anstoßenden Jnselbogen, die Riu-Kiu im S.und die Kurilen im N., und Formosagehören ebenfalls zu Japau. Die Hauptinseln werden der Länge nach von waldigen Gebirgen durchzogen, die zahlreiche, zum Theile noch thätige Vulcane tragen; der höchste davon ist der einem Seiteuaste angehörige Fnschijäma (3800 in) in der Nähe der Hauptstadt. 500 bis 600 Erdbeben erschüttern durch¬ schnittlich jedes Jahr das Land. Japau liegt wie Nordchina und Korea unter derselben Breite wie Italien, ist aber kälter als letzteres, jedoch wärmer als China, weil es allseitig von warmen Seewinden bestrichen wirh. Die Japaner, ebenfalls ein mongolisches Volk, jedoch mit mehr¬ silbiger Sprache, haben ursprünglich ihre Cnltnr von den Chinesen erhalten, aber ihre Lehrmeister bereits überholt. Ihr Charakter bietet überhaupt viel Lichtseiten dar. Statt des chinesischen Eigendünkels, der alles Fremde ver¬ achtet, zeigen sie Empfänglichkeit für europäische Anschauungen, Sitten und Erfindungen; statt des chinesischen Schmutzes die größte Reinlichkeit. Der jetzige Kaiser (oder Mikadvch hat 1867 die Macht des hohen Adels gebrochen und sein Reich in europäischer Weise umgestaltet. Japan ist allen see¬ fahrenden Nationen geöffnet, Telegraphen und Eisenbahnen durchziehen das Land; Volksschulen, Gymnasien und Universitäten wurden gegründet, an denen anfangs und zum Theile auch jetzt noch europäische Lehrer wirken; in letzter Zeit erhielt das Kaiserreich sogar eine Volksvertretung ' Dialektische Berstümmelung von Nippon (— Sonnenaufgang). ° Portugiesischer Name (kormosa — schön). So hieß ursprünglich nur der kaiserliche Palast (— hohe Pforte). 77 nach europäischem Muster. Nur iu der Religion verharrt das Volk noch bei der Buddha-Lehre oder dem alteiuheimischen Sonnendienste. Wie iu China, so ist auch iu Japan Ackerbau die vornehmste Beschäftigung der arbeitsamen Bewohner. Reis dient als Hauptnahrung, aber neben Thee und Seide (erster Handelsartikel) auch zur Ausfuhr. Das Land ist reich an Kohle und Metallen, besonders an Eisen und Kupfer. In der Industrie übertrafen die Japaner schon früher alle anderen Asiaten (besonders durch die Erzeugung der berühmten Lackwaren), und seit der Umgestaltung des Reiches ist auch der Maschinenbetrieb nach europäischem Muster hier eingeführt worden. Residenz ist die Millionenstadt Tokio in einer großen Ebene im östlichen Nippon; die Hafenstadt dieser auch durch Theecultur und Gcwcrbe- fleiß wichtigen Stadt ist Jokohama^. In einer südlicher gelegenen Ebene ist die alte Hauptstadt Kioto mit dem Hafenplatze Osaka (ösaka) ein zweiter hervorragender Industrie-Mittelpunkt des Landes. Den Handel mit China vermittelt Nagasakis Der Nord- und Westrand. 8 46. Den Nord- und Westrand nimmt das russische Asien ein. Es sind hier drei Theile zu unterscheiden: l.) das abflusslose Gebiet im W. oder Turan, 2.) das Gebiet der nördlichen Flüsse, 3.) das Gebiet der östlichen Flüsse oder des großen Oceans. Die beiden letzten Theile fasst man unter dem Namen Sibirien zusammen. 8 47. Im O. und in der Mitte wird der Südrand Sibiriens von einem breiten Gebirgsgürtel gebildet (vergl. Z 30 der II. Abtheilnng), der einerseits Sibirien von Hochasien scheidet, anderseits das Flussgebiet des nördlichen Eismeeres von dem des großen Oeeans trennt. Innerhalb dieses Gebirgsgürtels liegt der größte Alpensee und der tiefste See der Erde, der Baikalsees an Ausdehnung Tirol übertreffend. Westlich davon haben die Gebirge eine nahezu nordwestliche Richtung; der silberreiche Altai (altat) und das graphitreiche sajanische Gebirge (Graphit zur Bleistiftfabrication) sind die wichtigsten Theile derselben. Östlich vom Baikalsee hat das Gebirge ebenso wie der See NO.-Richtung; der be¬ deutendste, durch seinen Eisenreichthum ausgezeichnete Gebirgszug ist das " — Osthauptstadt. 2 — Querstrand. -° — Hauptstadt. -- langes Vorgebirge. ° baids-I türkisch, — reicher See (d. h. reich an Fischen). 78 Ja blou o i' -Gebirge. Den Ostrand gegen den großen Ocean bildet das Stan owöi-Gebirge, das im Ostcap endet. Da es sich fast unmittelbar am vchotskischen Meere erhebt, so kann dieses keinen größeren Fluss erhalten; der einzige große Fluss, den Russisch-Asien znm großen Ocean entsendet, ist der Amur. Die Hauptabdachnng wendet sich nach dem nördlichen Eismeere, ihm fließen die drei Hauptströme: der Ob (mit dem Jrtisch), der Jenissei (jenisel) und die Lena zu. Östlich vom Jenissei ist Sibirien ein welliges Hügelland und nur an der Nordküste Ebene, westlich davon (im Obgebiet) eine einzige Tiefebene, die vom Eismeere ohne sichtbare Grenze in das turanische Tiefland übergeht und vom russischen nur durch den Ural getrennt wird. Der Südraud Sibiriens liegt in der Breite von Prag, das Land liegt also zum größten Theile noch innerhalb der gemäßigten Zone. Es trägt nicht bloß ausgedehnte Nadelholzwaldnngen, sondern ist auch. in seinen südlicheren Theilen zum Ackerbau befähigt, da die Sommerwärme überall verhältnismäßig hoch ist. Dagegen sind die Winter außerordentlich kalt und lang; Ostsibirien gehört zu den kältesten Gegenden der Erde. Im ganzen nördlichen Theile thaut der Boden im Sommer nur oberflächlich auf nud ist in geringen Tiefen beständig gefroren. Die weiten Tundra- Ebenen längs der Eismeerküste sind ein völlig oder, gefrorener Morast. Die eingeborenen Mongvlenstämme beschäftigen sich hauptsächlich mit Fisch¬ fang und Jagd; das Renthier ist ihr wichtigstes Hausthier. Der Reichthnm Sibiriens an Pelzthier en, der allen kalten Ländern eigenthümlich ist, lockte im 16. und 17. Jahrhunderte die Russen ins Land. Diese besetzten den günstigeren südlichen Theil, und nur entlang den Flüssen dringen sie weiter nach dem N. vor. Es sind theils freie Colonisten, theils Verbannte; und der Umstand, dass Sibirien noch immer die große russische Strafcvlonie ist, hindert den Aufschwung des Landes, den nur die freie Arbeit verbürgt. Seitdem der Pelzhandel durch schonungslose Aus¬ rottung der Pelzthiere nicht mehr so ergiebig ist wie früher, wird haupt¬ sächlich Bergbau betrieben; die Zukunft des Landes liegt aber im Ackerbau. Sie wird sich erfüllen, wenn die jetzt im Ban begriffene Eisenbahn Europa mit den Küsten des großen Oeeans (St. Petersburg mit Peking) verbinden wird. Bis jetzt vermittelte den Verkehr im Sommer das enge Flnssgeflecht, im Winter der Schlitten auf unbegrenzter Schneefläche. Mit China besteht ein lebhafter Handel im Gebiete des Baikalsees, dessen Zufluss fast das ganze Randgebirge durchbricht und dessen Abfluss (die obere Russisch, — Apfelbaum. 79 Tunguska) in den Jenissei mündet; Hanptgegenstand dieses Handels ist der Thee, den Kameelkarawanen durch die Wüste Gobi herbeiführen. Sibirien, größer als ganz Europa, hat nur soviel Einwohner wie London. Nur drei Städte haben über 30.000 Bewohner, alle im südwest¬ lichen Viertel gelegen: Omsk' am Jrtisch, Tomsk am Tom (Nebenfluss des Ob, mit der sibirischen Universität) und Irkutsk? in der Nähe des Baikalsees. In Ostsibirien ist der Hauptvrt Jakutsk" an der Lena Mittel¬ punkt des Pelzhandels. Im Amurgebiete der Bergwerksort NertschlnskU Die Küsten des großen Oceans find noch ohne Bedeutung. Weit erstreckt sich die Halbinsel Kamtschatka hinaus, ein Gebirgsland mit zahlreichen hohen Vulcanen (Fortsetzung der Kurilen). Die Insel Sachalin ist eine Fortsetzung des japanischen Bogens. Z 48. Auf der flachen, aber noch ein par hundert Meter üver dem Meere gelegenen Wasserscheide zwischen dem Ob und Turan dehnt sich die Kirgisensteppe aus, in der die viehzüchteuden Kirgisen, ein türkischer Stamm, nach Nomadenart bald da, bald dort ihre Filzzelte (Jurte) auf¬ schlagen. Südlich davon dehnt sich die abflusslose tura nische Tief¬ ebene aus; trocken, weil überall vom erfrischenden Hauche des Meeres abgeschlossen, heiß im Sommer (Turan liegt zwischen den Breiten von Prag und Sicilien), im Winter von furchtbaren Schneestürmen heimgesucht. Die Verdunstung hat die einst allgemein verbreitete Wasserbedcckung in einzelne Seen aufgelöst, die uoch immer an Umfang abuchmen. Der kaspische See am Westrande Turans, dessen Spiegel 26 m tiefer liegt als der Meeres¬ spiegel, ist der größte See der Erde (größer als das Königreich Ungarn) und wird daher häufig auch als Meer bezeichnet. Den zweiten Rang nimmt der Aralsee ° (etwas größer als Böhmen), den dritten der Balkaschsee" der Kirgisensteppe ein. Der Aralsee liegt nahezu im Centrum der turanischen Mulde und empfängt deren Hauptflüsse, den Amu (im Alterthum Oxus), der vom Pamir, und den Syr (im Alterthum Jaxartes), der vom Thian- schan herabkommt. Nur dem Qnellenreichthume dieser Hochlandschaften verdanken es die beiden Flüsse, dass sie die Sand wüsten (hier Kum genannt) des Flachlandes überwinden können, vhne sich vorzeitig (wie die anderen kleinen Flüsse) im Sande zu verlieren. Nur längs der Flüsse, wo künstliche Bewässerung möglich ist, dehnt sich fruchtbares Land aus. ' An der Mündung des Oni. " An der Mündung des Jrkut. " An der Mündung des Jaknt. ' An der Mündung der Ncrtscha. " aral türkisch, — Insel. " bulüs-seli türkisch, — ausgedehnt. 80 Der Gegensatz von Wüste und Flnss-Oase drückt sich auch in der Bevölkerung aus. In den Oasen wohnen fleißige, sesshafte, ackerbauende Perser (hier Tadschik genannt), die Wüste durchstreifen räuberische tür¬ kische Reitervölker, früher die Herren Turans, ehe die Russen, um ihre Grenzen zu sichern, sich des Landes bemächtigt hatten. Kirgisensteppe und Turan bilden jetzt zusammen Russisch-Centralasicn. Die Hauptstadt ist Taschkent', ebenso wie das einst viel wichtigere Samarkand^ am Fuße des östlichen Gebirges gelegen. Von den ehemaligen Türkeustaaten, deren Behelnsicher den Titel Chan führen (die Staaten daher Chanate genannt), bestehen nur noch längs des Amu das stark geschmälerte Chiwa und Buchara ° mit den Hauptstädten gl. N. Buchara steht jetzt durch eine kühn gebaute Wüsteubahn (transkaspische Bahn) über die Oase Merw (merf) mit dem Kaspisee und damit mit Europa in bequemer und schneller Verbindung. Vorderasien. H 49. Vorderasien besteht aus der westlichen Fortsetzung des Hoch¬ landgürtels (Iran, Armenien, Kaukasus, Kleinasien) und der östlichen Fortsetzung der afrikanischen Wüstenplatte (Syrien, Arabien und Mesopo¬ tamien). Diese Zweitheiluug gilt im großen und ganzen auch für die Bevölkerung: die Bewohner des Hochlandgürtels gehören dem indo¬ germanischen, die der Wüstenplatte dem semitischen Sprachstamme der kaukasischen Rasse an. Als drittes Bevölkerungselement kommt das türkische hinzu, das durch ganz Vorderasien zerstreut, aber zur eigent¬ lichen Bedeutung doch nur in Kleinasien gelangt ist. Unabhängige Staaten haben sich nur in Iran und in den arabischen Wüsten erhalten; die übrigen Länder westlich von Iran gehören zur Türkei, mit Ausnahme des russischen Kaukasiens. 8 50. ist ein drcieckförmiges Hochland, ringsum von Gebirgen umgeben, die steil zu den umgebenden Tiefebenen und Meeren abfallen. Den Osten erfüllen die nach W., SW. und S. ziehenden Ausläufer des Hindu¬ kusch", der Iran mit Hochasien verbindet; der nach S. streichende Zweig ist das Raudgebirge Soli man. An die westlichen Ausläufer, welche die ' Türkisch, — Steinort. " Türkisch, ----- Ort des Samar. " Türkisch, ----- Stadt der Wissenschaften, weil Buchara einst berühmt war durch seine Schulen. ----- Land der Edlen. " — indisches Gebirge. 81 Grenze zwischen Iran und Turan bilden und nur vom Thale des Heri- Rud durchbrochen werden, schließt sich (im S. des Kaspisees) das Elburs- gebirge mit dem erloschenen Vulean Demawend, dem höchsten Punkte Irans (5900 in), an. Langgestreckte Parallelzüge trennen endlich Iran von Mesopotamien und vom Meere. Auch das innere, durchschnittlich 1000 in hohe Hochland wird von nordwestlich streichenden Gebirgen durchzogen und dadurch in mehrere Hochflächen getheilt. Wie im eigentlichen Asien ist auch in Iran das von den Seewinden abgesperrte Innere trocken und zum großen Theile Sand- oder Salz- wüste. Der Nord- und Westrand ist zwar feuchter, aber auch hier for¬ dern die inneren Thäler künstliche Bewässerung, um ihre ganze, durch die Lage in Mittelmeerbreite bedingte Fruchtbarkeit entfalten zu können. Die Ränder sind das Wohngebiet des sesshaften Kulturvolkes, während spärliche Nomaden das Innere durchstreifen. Die Bewohner sind — von einigen türkischen Horden abgesehen — Iraner, znm indogermanischen Sprach¬ stamme gehörig, aber, obwohl alle Mohamedaner, doch religiös getrennt, indem die Perser der Secte der Schiiten angehören, die im Gegensätze zu den Suniten (wozu alle übrigen Mohamedaner gehören) nur den Koran, nicht aber die Tradition oder Suna als Glaubensquelle anerkennen. Jin Alterthume waren die Iraner Anhänger der Zoroaster-Religion, die einen guten und einen bösen Gott unterschied und als Symbol des guten Gottes die Sonne und das Feuer verehrte. Ein Überrest der Feueranbeter oder Parsen hat in der Oase Jesd eine Zufluchtsstätte gefunden, die Mehrzahl lebt aber jetzt in Indien und bei Baku am Kaspisee. Iran zerfällt in drei Staaten: Afghanistan und Belüdschistän im O. und Persieu im W. 1. ) Bclndschistün^ steht jetzt zum Theile mittelbar, znm Theile un¬ mittelbar unter englischer Herrschaft. 2. ) Afghanistan ist im N. und O. Gebirgsland, dem der Hilm end entströmt, tim nach seinem Laufe durch die Wüste im großen Salzsumpfe Hamün zu endigen. Durch das Gebirgsland fließt nach W. der Heri- Rud (der sich dann nach N. wendet und in der tnranischen Wüste ver¬ liert), nach O. (zum Indus) der Kabul; sie bilden die bequemste Ver- biudungsstraßc von Turan nach Indien; hier liegen die bedeutendsten Städte Herat und Kabul, nnd auf dem Besitze dieser Straße beruht die Bedeutung und Unabhängigkeit Abghänistäns, das die beiden Haupt- Cvlvnialmächte Asiens (Russland und England) auseinanderhält. 3. ) Persien, dessen Herrscher den Titel Schah (schach) führt, ist der größte iranische Staat. Die Heimat der alten Perser lag im südwestlichen ' stLü persisch, — Land. Supan, Geographie, 10. Aufl. 6 82 Randgebirge, das besonders reich an Wein nnd Obst ist (Heimat der Pfirsiche — persische Äpfel); die Umgebung von Schiras wurde als -Rosengarten Irans- von den Dichtern oft gepriesen. Die Ruinen von PersepoliZi mnnern noch an die alte Perserherrschaft. Das jetzige Herrschergeschlecht ist türkischen Ursprunges und hat seine Residenz nach Teheran^ am Fuße des Elburs verlegt. Mit dem Auslände verkehrt Persien theils über Täbris in Persisch-Armenien, theils durch die Häfen am persischen Golfe, denen aber das Randgebirge nur eine schwierige Verbindung mit dem Binnenlande gestattet. Z 51. Das südliche und nördliche Randgebirge von Iran schließen sich zusammen in Arnnenten, einem über 1000 in ansteigenden Hoch¬ lande, über das der aus der Bibel bekannte erloschene Vnlean Ararat sein schneebedecktes Haupt bis zu 5200 in erhebt. Vier Strome nehmen in Armenien ihren Ursprung: Euphrat nnd Tigris, die vereinigt in den persischen Golf, und Kura und Aras, die in den Kaspisec münden. Einige Thalmulden sind aber völlig abgeschlossen; hier sammeln sich die Gewässer zu zwei Salzseen: Urmia- (ürmia) und Wän-See. Die Armenier, die den Typus der kaukasischen Nasse am reinsten bewahrt haben, besitzen einen scharf ausgeprägten Nationalcharakter, der in ihrer eigenen christlichen Kirche, in ihrer Sprache und Literatur un¬ verkennbar hervvrtritt. Wie die Inden sind sie unter die verschiedenen Volker des Morgen- nnd Abendlandes zerstreut und treiben Handel und Geldgeschäfte, während sie in ihrer Heimat Hirten und Ackerbauer geblieben sind. Den südlichen Theil des Hochlandes bewohnen die den Persern verwandten räuberischen Kurden. Ohne natürlichen Mittelpunkt fiel Armenien leicht fremden Eroberern zum Opfer; es ist jetzt unter drei Staaten getheilt, deren Grenzen sich am Ararat berühren: 1.) Persisch-Armenien mit dem Hauptorte Täbris haben wir schon kennen gelernt, 2.) Türkisch-Armenien mit dem Hauptorte Ersernm, 3.) Russisch-Armenien. Z 52. Russisch-Armenien gehört politisch zu Kaukasien, dem¬ jenigen Theile des russischen Reiches, der zwischen den: schwarzen Meere und dem Kaspisee liegt. Mitten durch das Land zieht in nordwestlicher Richtung der Kaukasus, eines der schönsten, aber auch wildesten Hochgebirge der Erde, von dessen Schneegipfeln — der höchste derselben ist der Elbrus 5600 m — sich mächtige Gletscher in die Thülcr herabziehen. Seine Unwegsamkeit machte ihn bis auf die neueste Zeit zu einem Sitze nn- bezwungener Bergvölker, unter denen die westlich wohnenden Tscherkessen > Griechisch, — Stadt der Perser. - Persisch, — die Reine. 83 durch ihre Freiheitsliebe und ihre hurten Kämpfe gegen die russische Herr¬ schaft sich vvr allen bekauntgemacht haben. Den einzigen bequemen Über¬ gang bildet die kühn gebaute Straße von Wladikawkas. Ciskaukasicn, das Land nördlich von Kaukasien, ist steppenartig trocken und kalt; Transkaukasien, eine breite Längsfurche, durch die die Kura nach O., der Phasis (jetzt Rivn) nach W. fließt, ist vvr den rauhen Nordwinden geschützt, mehr befeuchtet und fruchtbar. Der Wein¬ stock hat hier seine Heimat und wächst noch wild. Die Hauptstadt Kau¬ kasiens ist Tiflis * an der Kura und am Endpunkte der Wladikawkas- straße. Bei B a kü sind sehr reichhaltige Petroleumquellen und nie erlöschende Erdfeuer. 8 53. Vom armenischen Hochlande gehen zwei Gebirgszüge aus, die das als Halbinsel zwischen dem schwarzen und mittelländischen Meere vorspringende Hochland von Kleinasien oder A n a t o li e n im S. und N. umfassen. Im S. bildet der Taurusein 3000in hohes Alpeuland, vom Euphrat an die Scheidewand gegen Syrien, das man nur durch die engen kilikischen Pässe (im N. von Tarsus) erreicht. Das nördliche Randgebirge bezeichnet man als pvntisches Gebirge. In, W. verschwindet das Randgebirge; an seine Stelle treten niedere Parallelketten (Richtung von W. nach O.), die eine Reihe wohlgegliedcrter und dadurch für den Seeverkehr günstig gestalteter Halbinseln bilden. Zwischen den Gebirgen ziehen breite Flussthäler ans dem inneren Hochlande zum ägäischen Meere. Die Europa zngekehrte Westküste ist daher bei weitem bevorzugter, als die mehr geradlinige Süd- und Nordküste. - - Die mittlere Hochebene, 800 bis 1000 in hoch, ist zum Theile ein Steppcnland mit salzhaltigem Boden und vielen noch vorhandenen Salzseen, aber bei hinreichender Bewässerung sehr fruchtbar. Die trockene Lage begünstigt eine ausgedehnte Schaf- und Ziegenzucht (die seidenhaarige Angoraziege). Der isolierte Vulcan Erdschias (Argäns der Alten, 4000 in) ist erloschen. Der bedeutendste Fluss ist der Kisil-Jrmak^ (im Alterthum Halys^ ge¬ nannt), der in einem weiten Bogen das Plateau bewässert und sich nach Durchbrechung des nördlichen Randgebirges in das schwarze Meer ergießt. Kleinasien ist der Hanptwohnsitz jenes Zweiges der Türken, der sich nach seinem ehemaligen Anführer Osman als Osman en bezeichnet. Ehe sie von hier aus Constantinopel eroberten, war Brussa (am Olymp) die Residenz der Sultane. An den Küsten wohnen viele Griechen, die sich > Nach seinen Schwefelthermcn benannt (Tiflis — Warmbrunn). 2 tur altsemitisch, — Gebirge. Türkisch, — rother Fluss (weil er rothcn Sand mit sich führt). ' Altsemitisch, — Salzfluss. 6* 84 — vorzugsweise mit dem Handel beschäftigen. Am wichtigsten ist die Westküste, wo einst Troja lag und ein reicher Flor griechischer Colonien blühte. Von jenen mächtigen Handelsstädten (besonders Smyrna, Ephesus uud Milet) hat nur Smyrna seine Bedeutung bewahrt, indem es neben Alexandrien noch immer der erste Handelsplatz der Levante (man ver¬ steht darunter die Mittelmeerküsten Kleinasiens, Syriens und Ägyptens) ist. An der Küste des schwarzen Meeres vermittelt TrapezunN (oder Tara¬ bison) den europäischen Handel nach Armenien und Persien. Das Innere der Halbinsel harrt noch seiner Erschließung durch die Eisenbahn, die jetzt vom Marmarameere über die Gegend der reichen Mecrschanmgruben bis in das Herz des Landes führt. Der Westküste ist die Juselreihe der Sporaden^ vorgelagert, die mit den gegenüberliegenden Kykladen die Brücke von Kleinasien nach Griechenland bildet. Die wichtigeren sind R hodu Zs, Samos, Chios und Lesbos (oder Mytilini). — Gegenüber der Südküste liegt die üppige Insel Cypern (so groß wie Kroatien und Slavonien), berühmt wegen ihres Kupferreichthnms (das Kupfer hat von dieser Insel den Namen), jetzt unter englischer Verwaltung stehend. H 54. Das größte Stromsystem Vorderasiens bilden Euphrat uud Tigris, die vom armenischen Hochlande der Abdachung des Landes nach SO. folgen. Bald sich einander nähernd, bald sich wieder voneinander entfernend, umfließen sie den langgestreckten Landstreifen Mesopota¬ mien (d. h. Zwischenstromland), zum großen Theile eine Tiefebene, die durch die Schlammabsätze der Flüsse aufgeschüttet wurde. Vor der Mündung in den persischen Golf vereinigen sich die Ströme zum Schat el Arab^. Gebirge und Wüsten umschließen Mesopotamien nach allen Seiten und machen es zu einer Welt für sich; nur im N., wo der Euphrat dem mittelländischen Meere nahetritt, zieht eine Bodensenkung von weniger als 400 in Höhe zum Mittelmeer und schafft damit eine wichtige Ver- bindnngsstraße zwischen diesem und dem indischen Ocean. Die Regenarmut würde das mesopotamische Tiefland zur Wüste machen, wenn es nicht der Euphrat durch Überschwemmung und Schlamm¬ absatz regelmäßig jedes Jahr befruchten würde, vorausgesetzt, dass man seine Wasserfülle durch Canäle gehörig vertheilt. Die Tiefebene am Euphrat ist die Heimat des Weizens und der Gerste; hier entstand in ältester Zeit ' Griechisch (trapsu), - Tafelstadt, weil auf einer viereckigen Felsentafol erbaut. - Griechisch, — zerstreute Inseln. Z Griechisch, — Roseninsel. Arabisch, — Fluss Arabiens. 85 (wie nw Nil) ein auf Ackerbau gegründeter Cnlturstaat, Babylonien', von dessen Hauptstadt Babylon noch Ruinen (der große Thurm, ein alter Sonnentempel) vorhanden sind. Ein zweites Reich gründeten im frühen Alterthum die Assyrier am mittleren Tigris; die Ruinen ihrer Haupt¬ stadt Ninive liegen gegenüber von Mösul, am Ausgangspunkt einer Straße nach Iran. Im Mittelalter war Bagdad am unteren Tigris die Hauptstadt des arabischen Weltreiches, und seit dieser Zeit bewohnen die Araber fast ganz Mesopotamien. Mit der alten Cultur ist auch die Fruchtbarkeit geschwunden; das Land ist jetzt verödet und ohne Bedeutung. H 55. Syrien hat nur im N. (Taurus) und W. (Meer) feste Grenzeu, gegen Mesopotamien sowohl wie gegen Arabien findet ein ganz allmählicher Übergang statt. Die syrischen Culturländer liegen im W., am Rande des Mittclmeeres, wo die syrisch-arabische Wüstenplatte etwas hoher anschwillt. Eine ununterbrochene Thalspalte (Orontesthal, Jordan¬ thal, Wad el Arab) trennt dieses Hochland in eine östliche und eine westliche Hälfte, die beiderseits nach innen zu steil, zum Meere und zur Wüste aber stufenförmig abfallen. Wir unterscheiden zwei Theile: Nord¬ syrien und Palästina. l.) In Nvrdsyricn erreicht das Küstcnhvchland seine höchste Erhebung im S., in den parallelen Gebirgszügen des 2000 bis 3000 m hohen Libanon^ (ehemals mit einem berühmten Cedcrnwalde, von dem nur mehr wenige Reste vorhanden sind) und des niedrigeren Antilibanon, der im Hermon endigt. Das dazwischen liegende Thal hieß im Alterthume Cvelesyrien, d. h. das hohle Syrien. Die Hauptstadt Aleppo oder Ha leb nimmt die wichtige Stelle in der Mitte zwischen der Orontesmündung und der Annäherung des Euphrat (vergl. H 4t) ein. In einer herrlichen Oase liegt Damaskus^, eine der ältesten Städte der Erde. Den Küstenstrich längs des Libanon bewohnten einst die Phöuikcr, das größte See- und Handelsvolk des Alterthums, das die nahe Knpferinsel Cypern auf das Meer lockte. Von den ehemals großen Emporien (Tyrus, jetzt SurSidon°, jetzt Saida; Tripolis, jetzt Tarabulus) sind alle verfallen, mit Ausnahme von Beirut ° (früher Beritus), als Hafenstadt von Damaskus ein Hanptstapelplatz des Levante¬ handels. > Semitisch, — Thor Gottes. Semitisch, -- weißes Gebirge (von seinem Hellen Kalkgestein). b Hebräisch, - Ort der Betriebsamkeit. ' Phönicisch, — Fels. ° Phönicisch, — Fischfang. ° Phönicisch, — Brunnen. 86 2.) Palästina, «das gelobte Land--, die ewig denkwürdige Heimat der jüdischen nnd christlichen Religion, wird jetzt größteutheils von Arabern, aber auch von Juden und Christen aller Confessivnen bewohnt. Es ist ein Plateau, in der Mitte vom Ghör durchschitten, im W. von einer hafen- armen Küstenebene begleitet, die im Alterthume die Philister' bewohnten. Das Ghör, von dem am Hermon entspringenden Jordan^ durch¬ flossen, ist eine tiefe nnd breite Erdspalte, deren Boden unter dem Spiegel des mittelländischen Meeres liegt; der See Genezareth (See von Tiberias» oder galiläisches Meer), - 200 in, und das todte Meer, ein gesättigter Salzsee und die tiefste sichtbare Depression der Erdrinde, - 400in. Da das Thal hierauf wieder ansteigt, so endigt der Jordan im tobten Meere. Jericho war einst die wichtigste Stadt in dieser jetzt menschen¬ leeren Gegend. Das West-Jordanland, eine größtentheils wüste Hochfläche, deren tief eingeschnittene Thüler allein noch Spuren früherer Fruchtbarkeit zeigen, zerfällt in drei Landschaften, a) Judäa, die südliche Landschaft, hat steinigen Boden und rauhes Klima, war aber trotzdem der wichtigste Theil des alten Judenreiches. Hier liegt Jerusalems ein für die Bekenner aller drei monotheistischen Religionen heiliger Ort, einst die glänzende Residenz der jüdischen Könige, jetzt eine kleine Stadt. Jerusalem, auf einer 760 m hohen Plateaufläche liegend, hat eine äußerst ge¬ sicherte Lage, indem es im O., W. und S. durch die sich vereinigenden Büche Kidron und Gihon, im N. durch eine starke Mauer geschützt ist. Nur nach N. war eine Erwei¬ terung möglich, und hier finden wir auch die spateren Stadttheilc, während die beiden ältesten den südlichen Theil einnehmend der Hügel Zion mit der Burg Davids den SW., der Berg Moria mit dem salomonischen Tempel den SO. Au der Stelle des Tempels steht jetzt Omars Moschee, eines der drei größten Heiligthümer der Moha- medaner. Der Zielpunkt der christlichen Pilger ist die Kirche des heiligen Grabes. Jenseits des Kidronbaches, im O. von Jerusalem, dehnt sich der Olberg aus. Zwei Stunden von Jerusalem liegt Bethlehems südlich davon Hebron. — Die Hafenstadt Jaffa» (Joppe) am philistäischen Kksten- faume ist jetzt mit Jerusalem durch eine Eisenbahn verbunden. b) Jn Samaria, der mittleren Landschaft, befindet sich Nablus (das alte Sichem), wo sich Nachkommen der alten Samaritaner vorfinden. — o) Galiläach die nördliche Landschaft, wird durch das Gebirge ' Philister — Auswanderer; aus dem Namen Philistüa hat sich Palästina gebildet, und diese Bezeichnung wurde dann auf das ganze Land ausgedehnt. ° Hebräisch, ----- Abfluss. » Eine Stadt des Alterthums, nach dem Kaiser Tiberius benannt. Hebräisch, — Wohnung des Friedens. » Hebräisch, — Brothaus. " Hebräisch, — Schönheit. ? Hebräisch, ----- Kreis (Kreis der Heiden). 87 Karmel (am Meere das berühmte Karmeliterkloster) von Samaria ge¬ schieden. Am Meere liegt die Seefestnng Akko^ (Ptolomais), im Innern Nazareth nnd Tiberias am See Genezareth. Das Ost-Jordanland oder Peräa- ist jetzt eine Wüste mit zahlreichen Überresten griechischer nnd römischer Prachtbauten. 8 56. Arabien, die größte Halbinsel der Erde (4^mäl so groß als Österreich-Ungarn), theilt die Natur der Sahara, von der sie nur durch den schmalen Graben des rothen Meeres geschieden ist. Steil erhebt sich aus diesem der Westrand 1000 bis 2000 in hoch, um sich all¬ mählich uach O. hin zn senken (ebenso wie Syrien und Dekan). Was hinter diesem westlichen Hochlande liegt, ist Wüste mit vielen Oasen, mit Dattelpalmen, Kameelen und edlen Pferden, die ebenso schlank, beweglich nnd ausdauernd sind wie die Beduinen (d. h. die Söhne der Wüste). Die Regenarmut kommt an: besten darin zürn Ausdrucke, das Arabien trotz seiner Größe keinen einzigen das ganze Jahr hindurch Wasser füh¬ reirden, überhaupt keinen größeren Fluss hat, der das Meer erreicht. Die Araber sind Semiten und halten sich selbst für Nachkommen Ismaels, des verstoßenen Sohnes Abrahams. Gering an Zahl und ab¬ geschlossen in ihrer Wüstenheimat, bewahrten sie treu die Sitten ihrer Väter, bis sie plötzlich, durch den Islam begeistert, hervorbrachen, um im Sturme ein Weltreich zu gründen. Die arabische Sprache wurde die herrschende von Mesopotamien bis Marokko, einst auch auf Sicilicn und in Südspanien. Zur Zeit ihrer höchsten Blüte haben die Araber in Kunst nnd Wissenschaft viel geleistet. Im Vaterlande verharren sie nvch jetzt in ursprünglicher Einfachheit. Sie sind in zahlreiche Stämme zersplittert; an der Spitze eines jeden steht ein Scheck), an der Spitze mehrerer Stämme ein Emir, der den Titel Imam führt, wenn er zugleich geistliches Oberhaupt ist. Die hohen Randländer haben mehr Regen nnd sind daher frucht¬ barer und sesshaft bewohnt. Die Landschaft Hedschas im W. steht unter türkischer Oberherrschaft nnd enthält die heiligen Städte der Mohamedaner: Mekka, den religiösen Mittelpunkt der ganzen mohamedanischen Welt, und Med in a^ mit dem Grabe Mohameds. Mekka, der Geburtsort Mohameds, besitzt die Kaaba (ka-aba) mit dem schwarzen Steine, das uralte Nationalheiligthum der Araber, zu dein jeder Mohamedaner einmal in: Leben zu wallfahrten verpflichtet ist; jedes Jahr kommen große Scharen hieher, und dies gibt Veranlassung zu einen: ausgedehnten Handel. Im ' Hebräisch, -- heißer Sand. Griechisch, — das jenseitige Land. Arabisch, — Stadt. 88 SW. liegt, ganz innerhalb der heißen Zone, JemenZ mit Recht das «glückliche Arabien» genannt. Es ist die wahre (obwohl nicht ursprüngliche) Heimat des Kaffeebaumes, der die berühmte Mokkabvhne (nach dem Ausfuhr¬ hafen Mocha benannt) liefert, der Dattelpalme und Balsambäume, des Gummi arabicum und des Weihrauchs. Die Dattelcultur, die allein die regenarmen Gegenden Vorderasiens und Nordafrikas bewohnbar macht, ist ein Geschenk Arabiens. Die Insel Perim inmitten der Straße Bab el Mandela und Aden (edn) sind englische Besitzungen zum Schutze der Straße von Sues nach Indien, das letztere eine wichtige Kohlenstation für die Schiffe und der bedeutendste Handelshafen Arabiens. Das Rand¬ land Oman im SO. beherrscht der Imam von Maskat. Die Bahrein- Inseln im persischen Golfe, bekannt durch ihre ergiebige Perlenfischerei, stehen unter englischer Oberhoheit. Das Innere ist wüst. Die oasenreiche Mitte nehmen die Waha- biten, eine strenge mvhamedanische Secte, ein. Ein Anhängsel Arabiens ist die Sinai-Halbinsel zwischen den Golfen von Sues und Akaba (letzterer eine Fortsetzung des Ghvr). Die Spitze des Dreieckes nimmt das Sinat-Geb irge ein (2600 in hoch), berühmt durch Moses' Gesetzgebung. Im N. breitet sich ein Wüstenplateau aus, durch das die Karawanenstraße von Ägypten nach Palästina führt. Stcrdtetcrfel. ' Arabisch, -- die Rechte (das rechts oder ün S. gelegene Land). Arabisch, — Thor der Thränen (angeblich wegen der vielen Schiffbrüche). Afrika. ALkgernerrie Aberficht. Hilfspunkte zum Entwürfe der Karte von Afrika: Nordende (Cap Blanco) 37 n, 27 (10 o); Endende (Nadel¬ cap) 35s, 37'/s0(20o); Ostende (Cap Hafün) Iln, 69o (blo); Westendc (Cap Verde oder grünes Vorgebirge) Ibn, '/-o (17 v). Weitere Anhaltspunkte zum Zeichnen sind: Straße von Gibraltar 36 a, 12 a (6v); Sues 30 u, SO o (32 o); innerster Theil des Guinea- Meerbusens 4n, 27 o (9o). K57. Afrika, dreimal so groß wie Europa (30 Mill.lciich, zeichnet sich vor den übrigen Erdtheilen durch seine Massen¬ haftigkeit, Einförmigkeit und durch die Hitze aus. Es hat keine Halbinseln und nur sehr wenige und verhältnismäßig kleine küstennahe Inseln. Durch den großen Einschnitt des Guinea-(ginea) Golfes im W., dem die hvrnfvrinige Aus¬ buchtung des Somali-Landes im O. entspricht, zerfällt cs in zwei Abschnitte, von denen der nördliche in ostwestlichcr, der südliche in nordsüdlicher Richtung seine größte Ausdehnung hat. Afrika ist ein einförmiges Hochland mit erhöhten Rändern und muldenförmiger Senkung im Innern. Von einem verhältnismäßig schmalen Flachlandstrcifen an der Küste steigt man sogleich zu beträchtlicher Höhe an; die Flüsse, die aus dem Innern kommen, müssen diesen Rand¬ gürtel durchbrechen und bilden hier Strvmschnellen und Katarakte, welche die Schiffahrt unmöglich machen. Die mittlere Seehöhe ist im S. am größten und nimmt nach N. allmählich ab (vergl. Fig. 23). Ein wichtiger Charakterzng Afrikas sind die zahl¬ reichen und großen Seen im östlichen Theile des süd¬ afrikanischen Hochlandes, wo sich auch die Gebiete der drei größten Ströme berühren. Diese Ströme sind der Nil, der zum mittelländischen Meere, der Kongo, der zum atlantischen, und der Sambesi, der znm indischen Ocean fließt. Nur der vierte der afrikanischen Hanptflüsse, der Niger, der sich ebenfalls in den atlantischen Ocean ergießt, befindet sich ganz abseits im nordwestlichen Landvorsprnnge. Z 58. Afrika ist der heißeste Erdtheil. Fast in der Mitte vom Äquator durchschnitten, gehört er zum größten Theile der heißen Zone 90 an; nur der äußerste Norden und der äußerste Südeu ragen in die gemäßigte Zone hinein. Nur wo die Seehohe etwas beträchtlicher ist, wird die Glut gemildert, ja die höchsten Berge tragen sogar ewigen Schnee. Wo der Regen genügend ist, dehnen sich Urwälder aus; aber im all¬ gemeinen ist Afrika trocken, und Waldwuchs entwickelt sich daun nur entlang den Flüssen. Abseits davon bedecken Grasbüschel den Boden (Steppe), zur Regenzeit ein üppiges Gefilde, zur Trockenzeit kahl und verdorrt. Regen tritt im tropischen Afrika ein, wenn die Sonne auf ihrer (scheinbaren) jährlichen Wanderung den Zenith überschreitet, und ist meist von heftigen Gewittern begleitet. Herden von Antilopen, Zebras, Büffeln und Giraffen (Schiraffen) beleben die Grasfluren, daneben in Wald und Steppe die großen Dickhäuter: Elefant, Rhinoceros und Flusspferd, und von den Ranbthieren besonders Löwe, Schakal und Hyäne; Steppen und Wüsten durchläuft der größte Vogel, der Strauß. In den Wäldern am Guineagolf leben die menschenähnlichen Affen Gorilla und Schimpanse. Die meisten afrikanischen Flüsse beunruhigt das Krokodil. Wo es nicht oder doch nur selten regnet, dehnen sich Wüsten aus. Das tropische Afrika wird im N. und S. von Wüsten eingeschlosseu, im N. von der Sahara, im S. von der Kalahari (kalachäri), die aber, zum Theile wenigstens, der Steppe zngerechnet werden kann. Z59. Die Bevölkerung von Afrika schätzt man auf 173 Millionen (6 auf 1 km-). Der weitaus größte Theil des Festlandes wird von dunkel¬ farbigen Völkern oder Negern bewohnt, der Norden und Süden dagegen von hellfarbigen Völkern. Diese gehören im N. zur kaukasischen Rasse, im S. zu den im raschen Aussterben begriffenen Rassen der Hottentotten und Buschmänner. Von allen Erdtheilen ist Afrika noch am wenigsten der Cultnr erschlossen. Im N. hängt es zwar durch die Landenge von Sues mit Asien zusammen und tritt an zwei Punkten, bei Sicilien und Gibraltar, sehr nahe an Europa heran, aber dann folgt die große Wüste, welche selbst nach der in nachchristlicher Zeit erfolgten Einführung des Kameels ein großes Verkehrshindernis blieb. Das Negerland ist daher eigentlich nur vom Meere aus erreichbar, aber der Mangel an tief einschneidenden Buchten und die Unterbrechung der Schiffbarkeit der Ströme in ihrem Unterlaufe machen Afrika auch von der See aus wenig zugänglich. Dazu kommt noch das ungesunde Klima in den heiß-feuchten Küstenländern, das dem Europäer keine dauernde Ansiedlung gestattet. Endlich ist Afrika auch verhältnismäßig arm an begehrenswerten Naturerzeugnissen, besonders an Edelmetallen; es spielte in früherer Zeit nur durch den Selavenhandel 91 (besonders nach Amerika) und in der Jetztzeit hauptsächlich durch den Elfen- beinhandel eine Rolle ans dem Weltmärkte. DerSelavenhandel hat zwar seine Bedeutung cingebüßt, blüht aber im Innern noch immer und gibt Veranlassung zu beständigen Kriegen, abscheulichen Greuelthaten und zur Entvölkerung des Landes. Erst seit den siebziger Jahren beginnt die christlich- europäische Civilisatiou langsam von der Küste nach dem Innern des stropischen Afrikas vorzurücken, wozu die Gründung zahlreicher Colonien wesentlich beigetragen hat. Nordafrikn. §60. Nvrdafrika nimmt die große Wüstenplattc der Sahara ein, in die im O. das Nilthal eingesenkt ist. Am Nordwestrande erhebt sich ein Kettengebirge, der Atlas, der dem benachbarten Oeean den Namen gegeben hat. Die ursprünglichen Bewohner Nordafrikas sind kaukasische Völker von hamitischer Abstammung, denen sich aber im Laufe der Zeit auch viele semitische Einwanderer aus Asien zugesellt haben. Im Alterthume waren die Länder am Mittelmeere der Sitz einer blühenden Cultnr, und auch das Christenthum hatte hier große Ausbreitung gewonnen. Der Ein¬ bruch der Araber vernichtete beides; seitdem herrscht in ganz Nordafrika der Islam und die arabische Sprache. § 61. Das AtL'asgebir-ge wird an der dem Meere zugekehrten Seite genügend bewässert und ist hier fruchtbar; die inneren, zwischen den Gebirgsketten gelegenen Ebenen mit vielen Salzseen (arabisch Schott) sind dagegen dürre Steppenlandschaften. Die ursprünglichen Bewohner sind die hamitischen Berbern (in Algerien Kabilen genannt), außerdem leben hier viele Araber nnd Juden. Die drei Atlasländer sind: l.) Marokko (im Alterthnm Maure¬ tanien), ein mohamedanischer Staat, der sich ängstlich gegen Europäer absperrt. Der Sultan residiert abwechselnd in Marokko» und Fes; Tanger (tändscher) ist der Sitz der Vertreter der europäischen Machte. 2.) Algerien (alscherien, im Alterthnm Numidienst ist die wich¬ tigste französische Kolonie, reich an Getreide, Wein und Vieh. Die drei Provinzen benennen sich nach den drei wichtigsten Städten Algier^ falschster), Oran und Constantine». > Marokko — die Geschmückte, wegen ihrer schönen Lage am Fuße des Atlas. Algier — Inseln (arabisch LI-Osadssair), weil auf vier Inseln erbaut. Davon dann der Name des Landes. ' D. h. Land der Hirten (diomas griechisch, — Hirt). ° Nach Kaiser Constantin d. Gr. 92 3.) Tunis (als römische Cvlonie Afriea genannt, welcher Name dann auf den ganzen Erdtheil übergieng) wird noch von einem eigenen Fürsten regiert, der aber unter französischer Oberhoheit steht. Die Hauptstadt ist Tunis. Nicht weit davon lag im Alterthum Karthagos eine der berühmtesten phönicischen Colonien und Handelsstädte, die im Kampfe mit Rom nm die Herrschaft über das Mittelmeer nntergieng. Z 62. Die die größte Wüste der Erde (so groß wie Russland, Skandinavien und Dänemark), ist ein Tafelland von 460 in mittlerer Höhe, aus der ausgedehnte Felsengebirge (besonders Tibesti) empor¬ ragen. Der Boden ist entweder nackter Fels oder mit großen scharfkantigen Steinblöcken oder mit Sand bedeckt, den der Wind zu langgestreckten Hügel¬ reihen (sogenannten Dünen) aufwirft. Man unterscheidet daher Stein-und Sandwüste. Da der Regen oft jahrelang ausbleibt, so fehlt dcrPslanzen- wuchs ganz oder besteht nnr aus ärmlichen Dornstränchern und Kräutern, die aber dem Kameel (dem «Schiff der Wüste») wegen ihres Salzgehaltes eine willkommene Nahrung bieten. Wenn aber auch (mit Ausnahme des Nils) keine Flüsse die Wüste durchziehen, so fehlt es doch nicht an unter¬ irdischen Wasserläufen (Grnndwasser), die entweder in natürlichen Boden¬ senkungen oder durch Brnunenbohrung erschlossen zutage treten und an diesen Stellen die Wüste zu fruchtbaren Oasen ° nmschaffen. Hier sammelt sich eine sesshafte Bevölkerung, der die Dattelpalme die Hauptnahrung bietet. Die Bewohner der Wüste sind mvhamedanische Hamiten und heißen im W. Tuärik, im O. und S.Tibus (in Tibesti). In NO., jenseits einer tief (zum Theile unter dem Meeresspiegel) liegenden Oasenkette (Oase Siwah niit dem Ammonstempel im Alterthum), erhebt sich das Barka-Platean: zwischen diesem und dein Atlasende bildet das Mittclmeer die breite Einbuchtung der Syrien. Die Ebene von Tripoli^ an den Syrien, das hinterliegende Oasenland Fessän und Barka (an dessen Nordrand die Griechen im Alterthum Colonien hatten) bilden zusammen die türkische Provinz Tripoli, deren gleichnamige Hauptstadt der Ausgangspunkt der wichtigsten Karawanenstraße ist, die von Oase zu Oase und endlich zum Tsadsee führt. § 63. Der einzige Fluss, der die ganze Wüste durchquert und das Meer erreicht, ist der Nil, der längste Strom Afrikas (doppelt so lang wie die Donau). Seine Quellen liegen jenseits des Äquators im Gebiete ' — Neustadt. Arabisch, — steinige Fläche. -° Griechisches Wort, aus dem Altägyptischcn entlehnt (uüli — Station). ' Griechisch, — Dreistadt. 93 der großen Seen, zwischen denen einige Berge über die Schneegrenze emporsteigen. Der vereinigte Abfluss der Victoria-, Albert- und Albert-Eduard-Seeiw heißt der weiße Nil^ im Gegensätze znin blauens der vom abessinischen Hochlande kommt. Bei 18 "B. betritt er die regenlose Zone und empfängt keinen Nebenfluss mehr. Das untere Nilthal oder Ägypten wäre ebenso wie das umliegende Land Wüste, wenn es nicht alljährlich im Spätsommer und Herbst von dem durch die tropischen Regengüsse angeschwollenen Flüsse überschwemmt und durch fruchtbaren Schlammabsatz gedüngt würde (vergl. Babylonien, Z 54). Im Herbste ist Ägypten eine Wasserfläche mit Inseln, im Winter ein wogendes Frnchtfeld, im Frühjahr eine Wüste. Das dreieckförmige Tiefland (Delta), durch das der Nil in zwei Haupt- und zahlreichen kleineren Armen dem Meere znströmt, ist Anschwemmung des Flusses, so dass der Ausspruch der alten Griechen, Ägypten sei ein «Geschenk des Nils», eine doppelte Bedeutung hat. Ägypten, das älteste Culturland der Erde, hat zwar mit den Wüstenplatten zu beiden Seiten des Nilthales nahezu 1 Mill, lrin^, aber das Culturland ist nur ungefähr so groß wie Tirol, ernährt aber 10 Mill. Menschen (die Dichtigkeit großer als in Belgien!), theils Nach¬ kommen der alten hamitischen Ägypter (Mohamedaner und christliche Kopten), theils Araber. Im Alterthum eine der Haupt-Kornkammern des römischen Reiches, liefert Ägypten jetzt neben Getreide, Zuckerrohr und anderen Nahrungsmitteln besonders Baumwolle. Außer durch Fruchtbarkeit ist Ägypten auch durch seine Lage an der Sues-Enge begün¬ stigt; als Durchgangsland vom Mittelmeere zum indischen Ocean spielte es immer eine wichtige Rolle, und diese Bedeutung wuchs besonders seit Eröffnung des Sucs-Canals zwischen Pvrt-Säid und Sues (1869), wodurch der Seeweg zwischen Europa einerseits und Indien und Australien anderseits bedeutend abgekürzt wurde. Politisch gehört Ägypten zum türkischen Reiche, wird aber von einem erblichen Vicekönige (Khediw) regiert. Seine Hauptstadt Kairos (keiro), die größte Stadt Afrikas, liegt in der Nähe des alten Memphis an der Grenze der beiden Hanptabtheilungen des Landes: Oberägypten (Nilthal) und Unterügypten (Deltaland). Die Haupthandelsstadt ist Ale¬ xandriens das seit dem Alterthum seine Bedeutung bewahrt hat. Von > Die Seen wurden von ihren englischen Entdeckern nach Mitgliedern der englischen Königsfamilie benannt. Statt «See» fugt man auch häufig den einheimischen Namen «Nyansa» hinzu (z. B. Victoria-Nyansa). Weißer Nil, auch Ilaolir (Fluss) si L.big,<1 (abiuck — weiß, klar); blauer Nil Luebr si ^sreü (— blau, trüb). Arabisch, — die Siegreiche. < Nach Alexander d. Gr. 94 den alten Großstädten (Memphis, Theben re.) sind mir mehr Ruinenstätten übrig geblieben; am besten erhalten sind die Pyramiden, die ältesten Baudenkmäler der Erde, von denen die Cheops-Pyramide bei Gise (in der Nähe von Kairo) 146 m hoch ist. Das tropische Afrika. Z 64. Im S. geht die Wüste allmählich in die Tropenlandschaften des Sudan' über, die Heimat der echter Neger, die aber zum größten Theile noch unter arabischem Einflüsse stehen, sich zum Islam bekennen und in geordneteren Staaten leben, als die Bewohner des übrigen tropischen Afrikas. Der östliche Sudan umfasst das obere Nilgebiet bis zum Steppen- und Wüstenlande Nubien- (mit der großen 8-Krümmung des Nils), das den Sudan von Ägypten trennt und jetzt unter englisch-ägyptischer Herr¬ schaft steht. Westsudan wird ebenfals von einem großen Flusse, dem Nigers (mit dem Nebenflüsse Benne), durchflossen; Mittclsudan, der am tieften gelegene und flachste Theil, wird dagegen von dem abfluss¬ losen Gebiete des Tsadsees eingenommen. 8 65. Am wichtigsten ist Wcstsudan, wo die hellbraunen, viehzüch- tendeu Fulbe oder Fell ata, die sich durch größere Tüchtigkeit und höhere Cultnr (Islam) auszeichnen, die Herrschaft über die ackerbauenden Neger an sich gerissen haben. In einem großen, nach N. gerichteten Bogen dnrchstrvmt der Niger hart bis an die Wüstengrenze, wo die Handelsstadt Timbuktu liegt, das nach N. sich abdachende Hochland. Die andere Abdachung, die zum Oeean gerichtet ist, führt verschiedene Namen: im NW. S e n e g a m bi e n (nach den Flüssen Senegal und Gambia), dann folgt die S i e rr a L e o n e - Küste (mit der Neger-Republik L i b e ria °) und endlich Oberguinea (giuea) bis zum Nigerdelta, das Hauptgebiet der Ölpalme, die das unentbehrliche Material (Palmöl) für die Stearin kerzen- und Seifenfabrication liefert und neben der hauptsächlich in Senegambicn angebauten Erdnuss (Frucht der schmetterlingsblütigeu Krautpflanze ^raaläs li^poAuaa, die ebenfalls Öl liefert) zu den wich¬ tigsten Nutzpflanzen Afrikas gehört. Von großer Bedeutung ist auch der Kautschuk, eiu Harz, das verschiedene Holzarten liefern. ' Land der Schwarzen; vom arabischen snänms — schwarz. ° Goldland, vom altagyptischen nab — Gold, weil die alten Ägypter hier Gold fanden. 3 In der einheimischen Sprache — Wasser. 4 Spanisch, — Löwengcbirge. Lateinisch, - Land der Freien, weil hier befreite Negersclaven angesicdelt wurden. 95 Die Küstenlandschaften sind schon seit ein paar Jahrhunderten von Europäern eolonisiert worden; Franzosen, Engländer, Portugiesen und Deutsche haben hier Besitzungen, aber nur den beiden ersteren gelang es in neuester Zeit, ihre Herrschaft bis in die innersten Nigergebiete aus¬ zudehnen. Die französische Hanptcolonie ist Senegambien niit der Hauptstadt St. Louis (ßäw> lni), von hier ans erstreckt sich die fran¬ zösische Macht über das ganze obere Nigergebiet bis über Timbuktu hinaus und über alle Negerfürsten im S. des Niger bis an die Elfen¬ beinküste (Oberguinca). Den Engländern gehört neben Besitzungen am Gambia, an der Sierra Leone- und Göldküste (Oberguinea) das ganze untere Nigergebiet mit Lagos', dem Hanpthandelsplatze von ganz Ober¬ guinea, und sie sind bestrebt, ihre Herrschaft auch auf die Haussastaaten (benannt nach den Hanssanegern) am mittleren Niger und östlich davon anszudehnen. 8 66. Die Mulde des tropischen Südafrikas wird im W. von Gebirgsketten, im O. von dem ausgedehnten Seenhochlande eingeschlosscn, an das sich weiter nach N. zu das abeffinische Hochland und das Somali Land anschließen. Mit Ausnahme der letztgenannten Länder wird das tropische Südafrika von den Bäntnnegern- bewohnt, einem trügen, aber kräftigen Menschenschläge, der von Ackerbau (Durra, das afrikanische Hauptgetreide) und Viehzucht lebt, dem niedrigsten Aberglauben (Fetisch¬ dienst) ergeben ist und durch die beständigen verheerenden Kriege der zahllosen kleinen Stämme und die Sclavenjagden arabischer Händler an jedem Fortschritte gehindert wird. Nur die Verbreitung der europäischen Cnltur und des Christeuthums mit Hilfe der Colonisation kann hier Rettung bringen. Für den Welthandel ist das tropische Südafrika, trotzdem es von mehr als 30 Millionen Menschen bewohnt wird, noch ohne große Bedeutung. Ein Haupthindernis ist, dass noch alle Waren auf den Köpfen geworbener Träger oder von Selaven fortgeschafft werden müssen. Erst jetzt beginnt man stellenweise Eisenbahnen in das Innere zu bauen. Der Hauptartikel ist Elfenbein, neben dem nur noch P'almöl in den atlantischen Küsten¬ gegenden und Kautschuk iu Betracht kommen. Mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen (Kaffee, Baumwolle, Tabak re.) ist erst ein Anfang gemacht worden. Z 67. Den größeren westlichen Theil des südafrikanischen Hoch¬ landes durchzieht in ostwestlicher Richtung eine über 1000 in hohe Boden¬ schwelle, welche die Wasserscheide zwischen dem Kongo und Sambesi bildet. ' Portugiesisch, --- Seen. g,bäntn bedeutet iu der einheimischen Sprache Leute. 96 Die Nordabdachung nimmt das Kongobcckeu ein, eine flach-schüsselförmige Vertiefung, in der sich zahlreiche Flüsse znm wasserreichsten Strome Afrikas, dem Kongo, sammeln. Der Osten des Beckens ist mit kolossalen Ur¬ wäldern bedeckt. Im Gegensätze zum Kongo, der nach Überwindung zahl¬ reicher Wasserfälle in den atlantischen Ocean mündet, wendet sich der Sambesis nachdem er die großartigen Victoria-Fälle passiert hat, dem indischen Ocean zu. Der atlantische Küstenstrich heißt Niederguinea und ist ganz in dem Besitze europäischer Volker: 1.) Die deutsche Colonie Kamerun, nach dem 4000in hohen, erloschenen Vulcanberge benannt; 2.) Französisch-Kongo; 3.) der Kongostaat, dessen Beherrscher der König der Belgier ist; 4.) die portugiesische Colonie Angola (ängola). Z 68. Das ostafrikanlschc Sccnhochland erstreckt sich oom Sambesi bis zum abessinischen Hochlande. Nur in der canadischen Gruppe Nord¬ amerikas und im kaspisch-turanischen Becken Asiens finden wir noch eine ähnliche Anhäufung großer Seen wie hier. Die bedeutendsten sind der abflusslose Rudolf-See im N. (nach dem verstorbenen Kronprinzen von Österreich-Ungarn benannt); die Nilseen: Victoria- (nahezu so groß wie Baiern), Albert- und Albert-Eduard-See; von den Kongoseen der Tanganjika nnd der ebenso langgestreckte, zum Sambesigebiet gehörige Nyassa. Das Plateau zwischen diesen Seen hat eine Höhe von ca. 1200m über dem Meere. Gewaltige, mit ewigem Schnee bedeckte, erloschene Vnlcan- berge erheben sich westlich und östlich vom Victoria-See; die bekanntesten darunter sind der Kenia nnd Kilima-Nd sch äro (6000 m), den man für den höchsten Berg Afrikas hält. Auch Ostafrika steht unter der Herrschaft europäischer Mächte, die ihren Einfluss freilich nur stellenweise in etwas größerer Entfernung von der Küste ausüben können. 1.) Im S. das portugiesische Ostafrika mit der Hauptstadt Ak o z a mbique (mosambik); 2.) D e ut s ch - O st a s ri k a innerhalb der großen Seen; 3.) Britisch-Ostafrika nördlich davon nnd ebenfalls bis zu den Nilseen reichend. Unter englischer Oberherrschaft steht auch der arabische Sultan der gewürzreichen Insel Sänsibar», die wegen ihrer Lage im Innern einer flachen Bucht der wichtigste Handelsplatz Ost¬ afrikas ist und früher das Centrum des arabischen Negerhandels nach dem mvhamedanischen Asien war. Z 69. Die Nordvstecke des tropischen Afrikas wird nicht von Negern, sondern ebenso wie das außertropische Nordafrika von kaukasischen ' In der einheimischen Sprache — Strom. Bedeutet in der einheimischen Sprache Berg (Irilima) des Regengottes. Arabisch, — Regerküste. 97 Völkern bewohnt. Die wichtigsten sind die hamitischen und mohameda- nischen Somali, die nomadisch das Osthorn Afrikas durchstreifen, nnd die semitischen Abessinier, die auf ihrer schwer zugänglichen Hochburg das Christenthum seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bewahrt haben. Nach wiederholter Trennung in verschiedene Staaten leben sie jetzt wieder geeinigt unter einem Könige. Abessinien oder Äthiopien* ist ein Hochland von t500 bis 2000 in Höhe, über das sich abgeplattete Berge noch bis zur Alpenhöhe erheben. Mauergleich steigt es aus den östlichen Ebenen an und senkt sich auf der anderen Seite stufenförmig zu den Nilflächen, zu denen es den blauen Nil, nachdem er den Tanasee durchflossen hat, in einem tief eingeschnittenen Thale entsendet. Die Küstenstriche am rothen Meere nnd am Golf von Aden sind wichtig, weil sie eine der wichtigsten Seeftraßen (Mittelmeer-Suescanal, Straße Bab-el-Mandeb, d. h. Pforte der Thränen, Indien) beherrschen. Daher haben hier Franzosen und Engländer Besitzungen, die wichtigste Colonialmacht ist aber Italien, dem die Landschaften am rothen Meere (Erythrea, nach dem rothen oder erythräischen Meere benannt, mit der Jnselstadt Massaua) und die Ostküste des Somali-Landes gehören. Das nußerlropische Aüvofrilrn. Z 70. Innerhalb der Mulde des außertropischen Südafrikas breitet sich, halb Wüste, halb Steppe, die regenarme Kalahari aus, im N. bis zum abflusslosen Ngämisee. Au Negenarmut leidet aber auch das westliche Raudgebirge bis an die Küste, während der Ostrand feucht uud fruchtbar ist. Der größte, aber nicht schiffbare Fluss ist der Oranje?, der in den atlantischen Ocean mündet. Den Osten bewohnen noch Bantnneger (Kaffcrn^), die Mitte und den Westen Buschmänner nnd Hottentotten, welche die Trockenheit des Landes zu nomadischen Hirtenleben nöthigt und auf einer sehr niedrigen Culturstufe sesthält. Die fruchtbaren Gebiete sind ganz in den Händen der Weißen; das anßertropische Südafrika ist die einzige Gegend Afrikas, wo ein gesundes, gemäßigtes Klima die Ansiedelung von Europäern in größerem Maßstabe gestattet hat. Zuerst kamen holländische Buren (Bauern) nach dem Cap lande (südlich vom Oranje, benannt nach dem Cap der guten Hoffnung); nachdem sich die Engländer desselben bemächtigt hatten, ' Griechisch, — Land der Schwarzen. Die Alten nannten ganz Afrika, soweit sie es kannten, Äthiopien. Von den Holländern zn Ehren des Prinzen von Oranien so benannt. " Von den Arabern I-akir Ungläubige (d. h. Nicht-Mohainedaner) genannt. Supan, Geographie, 1V. Aufl. 7 98 zog ein großer Theil nach N., um in beständigem Kampfe mit den Kaffern sich eine neue Heimat zu gründen, zuerst in Natal und dann, als auch dieses englisch geworden war, in den Burenrepubliken. 1. ) Das (englische) Capland, ein fruchtbares, besonders zur Schaf¬ zucht geeignetes Land, das jenseits des Oranje bei Kimberley (kimberle) auch kostbare Diamantenfelder besitzt. Die Hauptstadt ist Capstadt am Tafelberge. Vom Capland ans erstreckt sich jetzt die Herrschaft der Engländer über die Kalahari und über den Sambesi hinaus bis an den Nyassasee. 2. ) Die zweite englische Colonie ist Natal ß ein sehr fruchtbares Bergland, in dem noch Gewächse der warmen Zone eultiviert werden können. 3. ) Die Bureurepubliken sind der Oranje-Freistaat und die süd¬ afrikanische Republik, letztere mit reicher Goldgewinnung (besonders bei Johannesburg). 4. ) Den trockenen Westrand bildet die Colonie Deutsch-Südwestafrika, die älteste überseeische Besitzung des deutschen Reiches. Die «fristanischen Insel« H 7l. Die im atlantischen Ocean gelegenen Inseln sind sämmtlich klein und größtentheils vulkanischen Ursprunges. Die wichtigsten sind: 1. ) Die portugiesischen Azoren? (assvren), berühmt durch ihre Orangencultur. 2. ) Madeira? (madera), ebenfalls portugiesisch, ein sehr besuchter Heilungsplatz für Brustkranke. 3. ) Unter den den Spaniern gehörigen canarisch en Inseln (Heimat des Kanarienvogels) sind Tenerife durch seinen hohen, noch thätigcn Vulcan und Ferro^ durch die Zählung der Längengrade all¬ gemein bekannt. 4. ) Die Cap verden ° oder Inseln des grünen Vorgebirges sind portugiesisch. 5. ) Von den vier Guinea-Inseln gehört die nördlichste und die südlichste den Spaniern und die beiden mittleren den Portugiesen. ' Port Natal, portugiesisch, — Weihnachtshafen, weil die ersten Entdecker hier das Weihnachtsfest feierten. ? Portugiesisch, — Habichtsinseln. ? Portugiesisch, — Holzinscl, weil sie zur Zeit der Entdeckung ganz mit Wald bedeckt war. Spanisch, — Eiseninsel. ? Portugiesisch, Cap Verde — grünes Vorgebirge, von der Palmenvegetation. 99 6.) Bon den Felsencilanden, die in großer Entfernung von Afrika inmitten des atlantischen Oeeans liegen und den Engländern gehören, ist St. Hel ena^ als Verbannungsort Napoleons I. berühmt geworden. Z 72. Im indischen Ocean liegt, halbkreisförmig von kleinen Insel¬ gruppen umgeben, Madagaskar, die drittgrößte Insel der Erde (fast so groß als Österreich-Ungarn). Sie wird der Länge nach von einem Hochlande durchzogen, dem im O. eine schmale, im W. eine breitere Küstenebene vorgelagert ist. Die meisten Thiere des benachbarten Festlandes fehlen, dafür treten die eigenthümlichen Halbaffen oder Lemuren, die sonst nur in wenigen tropischen Ländern noch Vorkommen, in großer Zahl hier auf. Die Bevölkerung ist gemischt: von Afrika kamen die Bantuuegcr, von Asien der malaiische Stamm der Howas. Jetzt ist Madagaskar eine französische Colonie. Von den benachbarten Inseln sind nur die Maskarenen? wegen ihrer Ro Hrzucker-Cultur wichtig. Mauritius gehört den Engländern, Reunion (reünjvNg)° den Franzosen. > Am Tage der heil. Helena entdeckt. ? Nach dem portugiesischen Entdecker Mascarenho. ? Französisch, — Wiedervereinigung, weil die Insel einige Zeit von den Eng¬ ländern besetzt und dann den Franzosen wieder zurückgegeben wurde. (mit Ausschluss vou Österreich-Ungarn). Allgemeine Übersicht der natürlichen M erönttnisse. § 73. Nächst Australien ist Europa der kleinste Erdtheil, sein Flächeninhalt beträgt sannnt den Inseln nur 10 Mill. Kral Außerdem sind die wichtigsten natürlichen Eigenschaften des von uns bewohnten Erdtheiles: 1.) die allmähliche Zuspitzung und Zersplitterung gegen W. hin und die damit in Verbindung stehende große Küsteneiltwickelung, wodurch es alle anderen Erdtheile übertrifft; 2.) das Vorwalten der Tiefebene und der Mangel an großen, gebirgsumschlossenen Tafelländern; 3.) die Lage außerhalb der Tropen; 4.) das Fehlen der Wüste. Diese Eigenschaften sollen nun der Reihe nach näher betrachtet werden. Z 74. Europa erstreckt sich durch 70 Längengrade von O. nach W. (Ural 78° v. L. s60s, Cap da Roea, westlichster Punkt 8° ö. L. slO" w.s). Jin O. ist es mit seiner breitesten Seite fest mit Asien verwachsen, dem es noch im Bosporus und Hellespont nahetritt (die Grenzen wiederhole nach § 29), so dass man Europa oft als ein Anhängsel oder als eine Halbinsel Asiens bezeichnet. An den anderen Seiten ist es vom Meere umgeben, aber nur im N. (Eismeer) und W. (atlantischer Oeean) vom offenen Ocean, im S. von dem Mittclnicerc, das mit dem atlantischen Ocean nur durch die 16 kin breite Straße von Gibraltar (gleich der Entfernung Laxenburgs von der Donau bei Wien) und in neuester Zeit durch den Suescanal auch mit dem indischen Ocean in Verbindung steht. Hier, ini Mittelmeere, tritt Europa an zwei Stellen auch Afrika nahe: bei Gibraltar, wo man das afrikanische Gegengestade deutlich sieht, und in der Straße von Tunis (zwischen Sicilien und Tunis), die das westliche und östliche Becken des Mittelmeeres miteinander verbindet. Wie Asien inmitten der gestimmten bewohnten Erdoberfläche liegt, so nimmt Europa eine mitt¬ lere Stellung in der alten Welt ein. toi An der Mittelmeerseite erreicht Europa durch Auflösung in drei Halbinseln auch den Höhepunkt seiner Küstenentwickelung. Diese Halb¬ inseln entsprechen in ihrem Ban den südlichen Halbinseln Asiens, und zwar in gleicher Reihenfolge. 1. ) Die pyrenäische Halbinsel ist wie die arabische massig und nahezu viereckig und bildet ein Plateau. 2. ) Italien hat wie Vorderindien im N. ein Tiefland; der nördliche Abschluss, die Alpen, entspricht dem Himalaja, Sicilien der Insel Ceylon. Die Doppelinsel Cvrsica-Sardinicn findet aber in Asien kein Gegenstück. 3. ) Die Balknnhalbinsel spitzt sich wie Hinterindien nach S. zu und hat im O. eine reiche Inselwelt, die nach einem anderen Erdtheile hinüberleitet. Durch diese Halbinselbildnngen wird das Mittelmeer in folgender Weise gegliedert: 1.) Zwischen der Balkanhalbinsel und Kleinasien das ägäische Meer, mit dem die abgeschlossenen Meeresbecken im O., das Marni aram ecr^ und das schwarze Meer, nur durch enge Straßen (Hellcspont? oder Straße der Dardanellen und Bosporus^ oder Straße von Constantinopel) in Verbindung stehen; 2.) zwischen der Balkan¬ halbinsel und Italien das a d ri a ti s che und jonische Meer, die durch die Straße von Otranto verbunden sind; 3.) den dreieckförmigen Raum zwischen Italien und seinen drei großen Inseln füllt das tyrrhenische Meer; 4.) die große Einbuchtung im N. von Corsica heißt das ligurische Meer. Z 75. Wie im S., so bewirkt auch im N. die Bildung von Halb¬ inseln, der skandinavischen und der jütischen, ein tiefes Eindringen des Meeres in die Festlandmasse. Das Mittelmeer des N. ist die Ostsee oder das baltische Meer mit seinen drei Ausläufern: dem bottnischcn, finnischen und Rigaer Busen. Die Einmündung großer Flüsse und die beschränkte Verbindung mit dem Ocean haben es schon fast ausgesüßt. Diese Verbindung wird durch die drei engen dänischen Meeresstraßen: den Snnlw und den großen und kleinen Belt, bewerkstelligt; durch diese gelangt man in den Kättegat (westlich von Jütland) und Skäger-Rak (nördlich von Jütland), die schon den'Vorhof des Oceans bilden. An der atlantischen Seite Europas ist das Hauptglicd die britische Inselgruppe, die zum Theile der japanischen entspricht. Durch sie werden die Nordsee und der mit ihr mittelst der Straße von Calais (kale) ver¬ bundene Canal vom Ocean abgegliedert. ' Nach der Mariuara- (Marmor-) Insel. Griechisch, — Meer der Helle. b Griechisch, — Ochsenfurt. Schwedisch, — Meerenge. 102 Die Bretagne (bretänj) ist ein ähnlicher halbinselförmiger Vor¬ sprung wie Kleinasien. Der Einschnitt des b i s c ay i s ch e n M eerb n s e n s entspricht dem levantinischen Meere im S. von Kleinasien. Z 76. In der Bv dengestaltung Europas lassen sich drei Haupt¬ formen unterscheiden: der Hochlandgürtel im S., die Gebirge nördlich davon und das Tiefland. u) Der Hochlandgiirtcl der alten Welt erreicht in Asien sein West¬ ende in Kleinasien und im Kaukasus (vergl. Z 49). An den Kaukasus schließt sich — schon auf europäischem Boden — das Gebirge der Krim an, dann folgt aber eine große Unterbrechung durch das schwarze und ägäische Meer. Jenseits derselben liegt das Alpensystem. Das Alpensystem besteht aus einer Reihe zusammenhängender, langgestreckter Kettengebirge, deren Kernpunkt 1.) die eigentlichen Alpen sind; daran schließen sich 2.) die Apenninen, 3.) die Gebirge der westlichen Balkanhalbinsel, 4.) die Karpaten, die sich mit einer Umbiegung jenseits der Donau 5.) in dem Balkan sortsetzen. Ohne oberflächlichen Zusammenhang mit den Alpen stehen die Hoch¬ gebirge der Pyrenäen und der Sierra Nevada (eine Fortsetzung des Atlas), mit denen der Hochlandgürtel der alten Welt im W. abschließt. d) Die Gebirge im N. des Hochlandgiirtels haben einen ganz anderen Charakter. Zwar gibt es darunter auch Gebirgsketten, aber diese sind viel kürzer als jene des Hochlandgürtels. Massen- und Kettengebirge, Einzel¬ berge und Plateaus wechseln miteinander in der mannigfaltigsten Weise ab. Mit Ausnahme des skandinavischen Gebirges sind alle von geringer Hohe, und man bezeichnet sie daher als Mittelgebirge. Die hieher gehörigen Gruppen sind: 1.) das polnische Gebirge, 2.) das deutsche Mittel¬ gebirge, 3.) das französische Bergland, 4.) die britischen Gebirge, 5.) das skandinavisch-finnische Gebirge. o) Zwei Drittel des Continentes sind Tiefebene. Das sibirische und turanische Tiefland setzt sich, nur vom Ural unterbrochen, nach Russland fort, von Russland nach Deutschland und über die Niederlande nach Frank¬ reich bis an den Fuß der Pyrenäen. Kleinere Ebenen, sowohl Hoch- wie Tiefebenen, kommen auch innerhalb des Gebirgslandes vor. Die wichtigsten Hochebenen sind: 1.) die schweizerische und oberdeutsche am Nordrande der Alpen, 2.) die beiden kastilischen Hochebenen in Spanien. Die wichtigsten, von Gebirgen eingeschlossenen Tiefebenen liegen an den Alpenströmen: 1.) die Po-Ebene, 2.) die oberrheinische Ebene, 3.) die drei Donau-Ebenen: das Wiener Becken, die ungarische Tiefebene und die walachische Ebene. 103 Wenn man die Verbreitung dieser Hauptformen berücksichtigt, so scheidet sich Europa in zwei fast ganz gleich e H älft en: eine ö si¬ li che (Russland) und eine w estlich e (das übrige Europa). Die Osthälfte ist eine einzige ununterbrochene Tiefebene, wo nur am Rande Gebirge auf- treten; die Westhälfte hat neben der Ebene auch noch die beiden Hauptfvrmen des Gebirgslandes. Die Osthülfte ist breit, wenig gegliedert, massig und er¬ innert ganz an Nordasieu, dessen Fortsetzung sie ist; die Westhälfte ist schmal, in viele Halbinseln getheilt, überall dem Einflüsse des Meeres geöffnet; die Osthälfte ist das coutinentale, die Westhälfte das marine Europa; der Cha¬ rakter der Osthälfte ist Einförmigkeit, der der Westhälfte Mannigfaltigkeit. Z 77. Europa ist nicht, wie große Thcile Asiens, durch Raudgebirge vom Meere abgeschlossen. Fast überall hin haben die Seewinde freien Zutritt und können Regen und Schnee verbreiten. Nach O. nimmt mit der Entfernung vom atlantischen Ocean der Niederschlag ab, die Osthälftc ist trockener als die Westhälfte, am trockensten in den nördlichen Gestadeländern des schwarzen und kaspischen Meeres (Südrussland), wo an die Stelle des Waldes die Steppe tritt. Nirgends ist es aber so trocken, dass daraus eine Wüste entstünde, und überall gibt es reichlich fließendes Wasser. Vom nördlichen Ural zieht die Hauptwasscrschcidc über die Kar¬ paten, das mitteldeutsche und französische Bergland und durch die pyreuäische Halbinsel bis zur Straße von Gibraltar. Alle Flüsse nordwestlich davon gehen in das Eismeer, die Ost- und Nordsee, in den Canal und direct in den atlantischen Ocean; alle Flüsse südöstlich davon gehen in das mittel¬ ländische, schwarze und kaspische Meer. Die größten Flüsse gehören dem letztgenannten Gebiete an. In der Osthälfte Europas ist die Anordnung der Flüsse sehr einfach. Nach NW. gehen die Petschora, Dwina und Düna, nach S. die Wolga, der Dnjepr und Dnjestr. In der Westhälfte ist die Vertheilung verwickelter. Jedes der fünf Hanptglieder (die drei südlichen Halbinseln, die britischen Inseln und Skandinavien) hat sein eigenes Flussspstem. Innerhalb des Rumpfes ist maßgebend, dass das Bergland den inneren Kern bildet, den im N. und S. Tiefland umzieht. Die Weichsel, Oder, Elbe, der Rhein, die Seine (ßän), Loire (lvär) und Garonne (garvn) folgen dieser Ab¬ dachung nach N. und W.; von allen diesen Flüssen kommt aber nur der Rhein aus den Alpen. Drei Flüsse machen jedoch eine Ausnahme, indem sie die Ränder der Alpen umfließen: die Donau und der Po nach O., die Rhone (rvn) nach W. und S. An Seen sind besonders drei Gegenden reich: die Alpen, die britischen Inseln und die Landstriche um die Ostsee herum. — 104 — Z 78. Europa ist der einzige Erdtheil, der ganz außerhalb der Tropen liegt. Er erstreckt sich von 36° (Cap Tarifa) bis 71° n. B. (Nordcap); es gehört also auch nur der äußerste Nordraud der kalten Zone an. Wie Afrika der heiße, so ist Europa der gemäßigte Erdtheil. Genügende Wärme und genügende Feuchtigkeit gestatten überall den Ackerbau, jedoch mit drei Ausnahmen. Die Kälte verhindert ihn im äußersten Norden und in den höchsten Gebirgsgegenden, die Trockenheit in der kafpischen Salzsteppe. Fig. 24. Die Zonen Europas. Die Ausdehnung von S. nach N. ist indes doch so groß, dass daraus bedeutende Gegensätze entstehen. Es lassen sich in dieser Richtung fünf Zonen unterscheiden, deren Grenzen aber nicht genau mit Parallelkreisen zusammenfallen (s. Fig. 24). Der Grund dovon liegt 1.) in der Verkei¬ lung der Gebirge (die Alpen scheiden z. B. zwei Zonen), 2.) darin, dass wir im Winter vom warmen atlantischen Ocean durch die Westwinde viel Wärme empfangen. Daher nimmt im Winter die Temperatur von W. nach O. ab; im Sommer aber, wo das Land mehr erhitzt wird als das Wasser, ist der Osten wärmer als der Westen. 1.) In der sndeuropäischen Zone, die durchschnittlich bis zum 45. Parallelkreise, im Innern der Balkanhalbinfel aber nur bis zum 40. reicht, sind mit Ausnahme der höher gelegenen Gegenden winterliche Schnee¬ fälle selten. In Rom z. B. ist es in der kältesten Zeit (Anfangs Januar) so warm wie in Wien Ende März. Daher gedeiht in Südeuropa eine ganz 105 andere Pflanzenwelt als in nuferen Gegenden. Immergrüne Lanbbäume, wie der Lorbeer, die Myrte und Olive, geben ihr ein eigenthümliches Aussehen; besonders wichtig ist der Oliven- oder Ölbanm, dessen Fruchte das feinste Speiseöl liefern. Eigenartige Nadelhölzer, wie die schlanke, ernste Cypresse und die breitkronige Pinie, gesellen sich zu ihnen; in den südlichsten Gegenden ist auch schon die Zwergpalme heimisch. Die sommer¬ liche Hitze erzeugt feurige Weine und die köstlichen Südfrüchte: Feigen, Citronen, Orangen (orangschen), Mandeln und Johannisbrot; die Kastanien- bänme liefern ebenfalls ein beliebtes Nahrungsmittel, der Maulbeerbaum ernährt die Seidenraupe. Weizen, Mais und Reis sind die Haupt- nahrungspflauzeu. 2. ) In der südlichen Mittelzone (ca. 45. bis 50. Parallelkreis) verschwinden die immergrünen Laubbäume und die Südfrüchte, aber Wein wird noch mit Erfolg gebaut, der Mais kommt noch zur Reife, neben Weizen stellt sich schon Roggen als eine Hauptbrotfrucht ein. Die Wälder bestehen aus sommergrünen Laubbäumen und Nadelhölzern. 3. ) Die nördliche M itt e l z o n e (ca. 50. bis 60. Parallelkreis) hat dieselben Pflanzen, nur Wein und Mais fehlen. Der Weizen tritt mehr zurück, der Roggen wird das Hauptgetreidc. 4. ) In der nördlichen Zone (ca. 60. Parallel- bis zum Polar¬ kreis) ist auch der Weizen und unser gewöhnlicher Obstbaum verschwunden. Von den Getreidearteu bleiben nur noch Roggen, Gerste und Hafer zurück. Die Wälder bestehen aus Nadelholz. 5. ) In der polaren Zone (jenseits des Polarkreises) fehlt Wald und Ackerbau. Die größte Fläche nimmt die nördliche Mittelzoue, die kleinste die polare Zone ein. Allgemeine Übersicht der Äonen. ° Darunter sind unsere gewöhnlichen Obstbänine, wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschken re., verstanden. 106 Die Bevölkerung. Z 79. Von den 382 Millionen Menschen, die Europa bewohnen, gehören nahezu 370 der kaukasischen Rasse, und zwar (mit Ausnahme der Basken) dem indo-europäischen Sprachstaimne an. Unter diesen sind wieder die eigentlichen Beherrscher Europas die Romanen, Germanen und Slaven, welche sich in den Thälern der Alpen berühren. Die Romanen nehmen den Südwesten, die Germanen die Mitte und den Norden, die Slaven den Osten ein. Mlöerstcht der Hkölksv Kurspcrs. I. Mittelländische Ratte; indo-europäilchee Sprochllomm. 1.) Romanen, 2.) Germanen, 8.) Slaven, 4.) Kelten, 5.) Griechen, 6.) Albanesen, s) Italiener, s) Deutsche, s) Russen, n) Galen (Iren d) Spanier, b) Skandinavier, b) Polen, und Hoch¬ es Portugiesen, (Schweden, e) Czechen und schotten), ) Walliser, s) Rumänen, Dänen), ä) Kroaten und o) Bretonen. k) Ladiner. o) Engländer. Serben, s) Slovenen, k) Bulgaren, g) Sorben. 7.) Letten, s.) Lithauer, b) Knrländer, w Livländer. (Basken.) 1.) Der finnische Stamm, a) Finnen, b) Eschen, e) Lappen, ü) die kleinen Stänane am Ural, s) Magyaren (mndjären). II. Mongolische Rasse. 2.) der türkische Stamm, a.) Baschkiren, b) Kirgisen, o) Türken. 3.) Kalmücken (mongolischer Stamm), 4.) Samojeden. 8 80. Diese drei Hanptstämme haben nicht von jeher ihre gegen¬ wärtigen Wohnsitze innegehabt. Von der ehemaligen Bevölkerung haben sich aber nnr wenige Reste rein erhalten, die meisten haben sich mit den Römern, die im Alterthnme Süd- und Westeuropa beherrschten, und mit den Germanen und Slaven, die immer weiter von Osten nach Westen vorrückten, vermischt und dabei ihre Sprache aufgegeben, oder sind völlig verdrängt worden. Von den ehemaligen Völkern kaukasischer Rasse sind be¬ sonders wichtig: l.) Die Iberer, die Bewohner der pyrenäischen Halbinsel, von denen sich nur noch ein kleiner Rest in schwer zugänglichen Thälern der Pyrenäen erhalten hat (Basken); die übrigen wurden romanisicrt, und auf der Grundlage der lateinischen Sprache bildeten sich die spanische und 107 portugiesische Sprache. 2.) Die Kelten bewohnten einst ganz Frankreich bis an den Rhein, die Alpen und die britischen Inseln. Nur in einigen Gegenden des äußersten Westens leben noch die alten keltischen Sprachen fort, aber immer mehr und mehr verschwindend. Im alten Gallien wurden sie romanisiert (französische Sprache), in den Alpen von Germanen und Slaven, auf den britischen Inseln von Germanen verdrängt. 3.) Die Dacier wurden gleichfalls romanisiert (rumänische Sprache). Ein ähnliches Schicksal hatten die Finnen, die zur mongolischen Rasse gehören, im Norden Europas; auch sie wurden theils von den Germanen, theils von den Slaven znrückgedrängt, theils vermischten sie sich mit ihnen und büßten dabei ihre Sprache ein, und nur in den von der Natur wenig begünstigten Gegenden haben sie sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Das Volksbild Europas hat sich also seit dem Alterthnm wesentlich geändert, und zwar 1.) durch die Ausbreitung des römischen Reiches und die daran sich knüpfende Romanisierung fremder Völker (die romanischen Sprachen sind Töchter der lateinischen Sprache); 2.) durch die Wande¬ rungen der Germanen und Slaven nach W., S. und N. An der Grenze der Germanen und Slaven fanden im Mittelalter ebenfalls wichtige Ver¬ schiebungen statt. Von viel geringerer Bedeutung waren aber 3.) die späteren Einwanderungen mongolischer Völker nach Russland, Ungarn (Magyaren fmadjärens) und in die Balkänhalbinsel (Türken), wenn sie auch zeitweise in der Geschichte eine große Rolle gespielt haben. H 81. Dass die europäischen Völker die höchste Cnlturstufe einnehmen, welche die Geschichte bisher kennt, und dass sie mittelst dieser Cultnr die Herren der Erde wurden, verdanken sie zum großen Theile günstigen Naturverhältnissen. 1. ) Klima und Boden eignen sich fast überall für den Ackerbau. Nomaden gibt es nur im äußersten Südosten (Steppe am Kaspisee) und äußersten Norden (polare Zone). Von,, diesen geringfügigen Ausnahmen abgesehen, sind alle europäischen Völker ansässig und wohnen dichter gedrängt, als es durchschnittlich in anderen Erdtheilen stattfindet (vergl. H 24), in geordneten Staaten. Die größere Dichtigkeit der Bevöl¬ kerung führte zur Theilung der Arbeit; von der Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht) trennten sich Bergbau, Gewerbe und Handel als selbst ständige Erwerbszweige, die hauptsächlich in den Städten Pflege fanden. 2. ) Der Reichthum vieler Gegenden an Kohle und Eisen rief seit der Einführung der Dampfmaschine in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, besonders aber in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts 108 eine großartige Entwickelung des Gewerbewesens zur Fabriksindustrie hervor. Nur die Vereinigten Staaten in Nordamerika können hierin mit Europa wetteifern, aber trotzdem ist Europa der große Fabriks-Erdtheil, der den größten Theil der Menschheit mit Industrie-Erzeugnissen, wie Banni- woll-, Schafwoll- und Seidenstoffen, Eisenwaren n. s. w., versorgt. 3. ) Das forderte wieder Handel und Schiffahrt. Europa fehlt nur Eines: die tropischen Natnrerzeugnisse, und dieser Mangel führte die Europäer zunächst in die fremden Erdtheile; in neuester Zeit bedarf es aber nicht bloß tropischer Genussmittel (z. B. Kaffee) und Rohstoffe für seine Fabriken (z.B. Baumwolle), sondern auch Erzeugnisse kälterer Gegenden, wie Getreide, da viele Gegenden Europas die wachsende Zahl ihrer Bewohner nicht mehr ernähren können. Der auswärtige Handel Europas besteht im wesentlichen in einem Umtausche seiner industriellen Erzeugnisse gegen fremde Naturprvducte. Er hätte aber keinen so großen Aufschwung genommen, wenn Europa nicht durch eine großartige Küstenentwickelung begünstigt wäre. Auch dem Verkehre zwischen den ein¬ zelnen Völkern Europas stehen keine großen Hindernisse entgegen, denn unser Erdtheil besitzt weder ausgedehnte Hochländer mit Randgebirgen wie Asien, noch Wüsten wie Afrika und Asien. Der innere Handel wird heutzutage theils durch Seeschiffahrt, theils durch Eisenbahnen vermittelt. 4. ) Mit der Entwickelung des Handels steht die Colonisation in innigem Zusammenhänge. Die Europäer besuchten nicht nur zeitweise fremde Gegenden, sondern ließen sich auch dort nieder. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, wo Amerika und der Seeweg nach Indien (nm Afrika herum) entdeckt wurden, beginnt die Ausbreitung der europäischen Macht über die ganze Erde. Die am Ocean lebenden Völker, zuerst die Spanier und Portugiesen, später die Franzosen und Niederländer, zuletzt die Engländer, gründeten große Colonialreiche jenseits des Oceans. Amerika und Australien wurden gänzlich europäisiert, in Asien nahmen Russen und Engländer große Länderränme in Besitz, Afrika wurde in den letzten Jahrzehnten unter die europäischen Staaten aufgetheilt. 5. ) Aber nicht bloß in denjenigen Thätigkeiten, die auf die Er¬ reichung materieller Güter gerichtet sind, sondern auch in Wissenschaft und Kunst haben es die Europäer weiter gebracht, als die Cultnrvölker Asiens. In der heißen Zone erschlafft der Mensch durch Wärme und Überfülle der Naturgaben, in der kalten Zone ringt er mit des Lebens Nothdurft und wird gegen geistige Genüsse abgestumpft; nur das Klima der gemäßigten Zone regt den Menschen zu unausgesetzter Thätigkeit an, indem sie Arbeit von ihm fordert, aber sie auch lohnt. Ebenso fördernd 109 wirkte die Leichtigkeit des Verkehrs zu Wasser und zu Laude, denn nur dadurch werden Ideen weit verbreitet und kann ein Volk von dem anderen lernen. Die europäische Cultur gieng vom Mittelmeer aus, wo die Schiff¬ fahrt zuerst sich entwickelt hat. Aus Ägypten und Vorderasien (Culturreiche am Euphrat und Tigris, Phönicien) kam sie nach Griechenland, von Griechenland nach Italien, und die Römer vermittelten sie dem Westen. Unter dem Einflüsse des Christenthums, das sich ün Gefolge der griechisch- römischen Bildung über Europa verbreitete, wurden auch die Germanen und Slaven der Cultur zugeführt. Z 82. Europa ist der christliche Erdtheil; die Zahl der Juden, der Mvhamedaner und Heiden belauft sich auf ungefähr 12 Millionen. Romanen und Germanen erhielten ihre Religion von Rom (katholische Kirche), die meisten Slaven von Cvustautinopel (griechische Kirche). Inner¬ halb der katholischen Kirche bewirkte die Reformation im 16. Jahrhundert eine tiefgreifende Spaltung und die Gründung neuer Kirchen, die wir unter dem Namen Protestantismus zusammenfassen. So ist das christliche Europa jetzt dreigctheilt: der Katholieismus herrscht über die Romanen (mit Ausnahme der griechischen Rumänen), über die Südhälfte der Deutschen und einige slavische Stämme (Polen, Czechen, Kroaten, Slovencu); zum Protestantismus bekennt sich der größte Theil der Germanen (mit der schon erwähnten Ausnahme), zur griechischen Kirche, die sich selbst die orthodoxe, d. h. rechtgläubige, nennt, die meisten Slaven, die Rumänen und Griechen. Man zählt ungefähr: Katholiken . 164 Mill. Griechen. 97 » Protestanten. 93 » 8 83. Die vorherrschende Staatsfvrm ist die erbliche Monarchie. Die Monarchen führen verschiedene Namen: Kaiser, König, Großherzog, Herzog, Fürst. Von den 18 größeren Staaten sind: 2 ab so litte Monarchien, in denen der Monarch allein die ganze Gewalt ausübt: das Kaiserthum Russland und das türkische Reich; 14 constitutio nelle Monarchien, in denen der Monarch in Bezug auf die Gesetzgebung an die Zustimmung der gewählten Vertreter des Volkes (in Österreich Reichsrath und Landtag) gebunden ist: die österreichisch-ungarische Monarchie (Kaiserthum), das deutsche Reich (Kaiser¬ thum, zerfallend in mehrere Staaten), die Königreiche: Rumänien, Serbien, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland und Belgien; 2 Republiken: Frankreich und die Schweiz. 110 Aus diesen 18 Staaten ragen 6 durch Ausdehnung und Volkszahl besonders hervor: Russland, das deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Frank¬ reich, Großbritannien und Italien. Man nennt sie daher Großmächte; sie leiten die Geschicke unseres Erdtheiles. Fig. 25. Graphische Darstellung der Bevölkerung der europäischen Staaten. Die D a lkä n h a lbinsel. (N. B. und ö. L.) Fiume 45 V-, 32 (14 V-); Skutari 42, 37 (19 V-); Cap Mä- tapcm 36 V-, 40 (22 V-); Olymp 40,40 (22 V-) ; Eingang in die Dardanellen 40, 44 (26 V-); Donaumündung 45, 47 (29 V-). Z 84. Die Balkänhalbinsel, der eine Pfeiler der Brücke zwischen Europa und Vorderasien (wie Kleinasien der andere), hängt mit seiner Breitseite mit dem Festlande zusammen. An zwei Stellen streichen die Gebirge des Festlandes (Alpen nnd Karpaten) nach der Halbinsel hinüber, sonst begrenzen sie im N. die Ebenen der Donau und Save. Mit wenig abnehmender Breite überschreitet die Halbinsel den 41. Parallelkreis, nm dann plötzlich auf die Hälfte verschmälert zu werden. An die Stelle der anderen Hälfte tritt das ägäische Meer, das nach S. hin durch einen Jnselbogen mit dem Mittelstück Kreta abgeschlossen ist. Nirgends ist die Küstenentwickelung günstiger, als im Umkreise des ägäischen Meeres, das man mit Recht auch das griechische Meer nennt, weil es in seinem 111 ganzen Umkreise, im Alterthume wie heutzutage, von Griechen nmwohnt wird. Nirgends ist die Zahl der Halbinseln, Buchten und Inseln im Vergleiche znm Raume größer als hier. Die Balkanhalbinsel zerfällt also in einen breiten Nord- und einen schmalen Südtheil. Der letztere theilt sich aber wieder, indem die Golfe von Patras und Korinth von dem Golf von Ägina nur durch den schmalen Isthmus getrennt sind. Diese Landenge ist jetzt durch den Canal von Korinth durchbrochen, so dass der Peloponnes (Pelopsinsel), auch Morea genannt, mit der eigentlichen Halbinsel nicht mehr zusammenhängt. Ein kleines Seitenstück zum griechischen Sndthcile ist die dreifingerige Halbinsel Chalkidike. Z 85. Die Halbinsel ist fast durchaus mit Gebirgen erfüllt, und Ebenen kommen nur in geringer Ausdehnung theils an den Küsten (Fluss- anschwemmnngen), theils innerhalb des Gebirges in Einsenknngen vor. Die Hauptwasserscheide verläuft in der Hauptrichtung der Halbinsel von den Ausläufern der Alpen bis znm Schar-DaghZ einem der höchsten Berge der ganzen Halbinsel, von NW. nach SO., dann (ent¬ sprechend der Knickung der Westküste) mehr von N. nach S. bis an den Golf von Korinth. Alle Flüsse westlich davon fließen in das adriatische und jonische Meer. Vom Schar-Dagh zweigt sich eine andere Wasserscheide ab, welche von W. nach O. bis zum schwarzen Meere verläuft und die Zuflüsse der Donau von denen des ägäischen Meeres trennt. Wir haben also eine dreifache Abdachung und dreierlei Flussgebiete: 1.) Das adriatisch-jonische hat nur wenig bedeutende Flüsse, unter denen die albanesische Drina der größte ist, ist von hohen, waldarmen Gebirgen erfüllt, hat nur einige Küstenebenen und eine verhältnismäßig wenig gegliederte Küste. 2.) Das Donangcbiet ist das kontinentale, es ist im S. gebirgig und geht im N. in die Flussebenen der Save und Donau über. Die serbische Drina mit dem Lim, die Mörawa, bestehend aus der bulgarischen und serbischen Morawa mit dem Ibar, und der Isker sind die bedeutendsten Flüsse dieses Gebietes:' 3.) Das ägäische Gebiet mit der Maritza (alt: Hebros), Struma (alt: Strymon), dem Wardar (alt: Axios) und der Salämbria (alt: Peueus) ist das weitaus begünstigste, einerseits durch eine reiche Küstenentwickelung, anderseits durch das Vorkommen größerer bergumschlossener Ebenen, wodurch es in eine Reihe selbständiger Landschaften zersplittert wird. Z 86. Vom adriatischen Meere bis zu den Thälern der Struma und bulgarischen Morawa ist das ganze Land mit Gebirgen erfüllt, deren ° ärrgl», türkisch, - Gebirge 112 Richtung vorherrschend von NW. nach SO. geht. Man ersieht dies schon aus der Richtung der paarweise ungeordneten Hauptthäler, die aber nach verschiedenen Richtungen verlaufen. Das westliche Paar wird gebildet durch die Thäler der serbischen Drina und des Lim auf der Donauseite und durch die Thäler des weißen und des schwarzen Drin, die sich dann zur albanesischcn Drina vereinigen. Das mittlere Paar besteht aus den Thälern des Ibar und des Wardar, das östliche aus den Thälern der bulgarischen Morawa und der Struma. Die Gipfelhöhen übersteigen nur selten 2000 m (Schar-Dagh 2600 m). Die Hauptthäler sind breit; einige Einseukuugen werden von Seen eingenommen (Ochrida-, Skutarisee u. a.); manche Seen sind ausgefüllt und bilden nun Thalkessel, wie z. B. das Amselfeld, wo einst die Serben von den Türken geschlagen wurden. Einen zusammenfassendeu Namen haben diese Gebirge nicht, sie werden meist nach den Landschaften als macedonisches, albanisches Gebirge u. s. w. benannt. Jenseits des östlichen Thalpaares Morawa - Struma herrscht die Richtung WO. vor. Als Fortsetzung der Karpaten zieht ein geschlos¬ senes Gebirge, vom Timok ab Balkangenannt, in einem Bogen um die bulgarische Hochebene herum von der Donau bis zum schwarzen Meere. In der Mitte erreicht es seine höchste Höhe in 2400 m und sinkt daun rasch nach O. zn. Die Pässe (wichtigster der S ch ip ka) liegen im mittleren Theile durchschnittlich 1300 m hoch, daher bildet der Balkan eine wirksame Mauer zwischen dem Donau- und dem ägäischen Gebiete, die aber vom Isker in einem schmalen Thale durchbrochen wird. Wito sch und Rilo-Dagh verbinden den Balkan mit dem Rho dope ^-Gebirge (alle drei über 2000 m sich erhebend). An den Küsten des schwarzen und Marmarameeres erheben sich niedere Gebirge. Diese schachbrettartig ungeordneten Gebirge umschließen die Thalebenen der Maritza, die durch das Aneinauderrücken des Rhödope- und Küsten¬ gebirges oberhalb Adrianopels abgeschuürt sind. Dieses Gebirgsviereck hieß im Alterthume Th raci en. Dieselbe Bildung wiederholt sich in Thessalien. Von dem wasser- scheideuden Gebirge, das hier Pindus heißt, ziehen ostwärts zwei Gebirgs¬ züge: das kambunische Gebirge im N., das mit dem griechischen Göttersitze Olymp« (nahezu 3000 m) endet, und der Othrys im S., an der Küste erheben sich Ossa und Peliou, und dieses Gebirgsviereck umschließt die beiden Ebenen des Peneus (Salambria), der durch das herrliche Tempelthal ins Meer entschlüpft. ' Türkisch, — Gebirge. ? Griechisch, — Rosengebirge. Griechisch, der Leuchtende, weil größtentheils mit Schnee bedeckt. In kleinstem Maßstabe finden wir nochmals eine Beckenbildung im Thale des Kephissvs, der in den jetzt trockengelegten Kopaissee mündet. An den Öta, der mit deni Pindus zusammenhängst schließen sich an der einen Seite die Bergmasscn des Parnass (Sitz Apollos und der Musen) und Helikon, auf der anderen das Küsten gebirge; im S. bilden Kithärvn und Parnes die Grenzen gegen Attika. Sv umziehen das ägäische Meer eine Reihe abgeschlossener Landschaften, aus ecntralcu Ebenen mit Gebirgsrändern umgeben, und nur Maeedonien (zwischen dem Rhvdope- und kambunischcn Gebirge) macht davon eine Ausnahme. Auch der Peloponnes ist ein Bergland. Vom arkadischen Hochlande gehen nach S. und O. Bergzüge aus, zwischen denen das Meer tief in das Land eindringt und damit eine zackige Gestaltung hervorruft. Das höchste dieser Gebirge ist der T ah g etos (bis 2400 in), der sich trotz seiner südlichen Lage noch jeden Winter mit einem Schneemantel umhüllt. 8 87. Der Gegensatz der breiten Nord- und schmalen Südhälfte kommt auch darin zum Ausdrucke, dass nur die letztere der Südzone angehvrt, von der ersteren aber nur die Küstenstriche. 8 88. Heutzutage theilen sich vier Volker in den Besitz des Landes: I.) Die Serben bewohnen den Nvrdwesteu vom Morawagebiete bis an das adriatische Meer; 2.) die Bulgaren den ganzen Osten von der Donau bis in die Nähe des ägäischen Nvrdgestades; 3.) die Albanesen die adriatische Abdachung vom Quellgebiete des weißen Drin bis nahezu zum 40. Parallelkreise; 4.) die Griechen die ganze Südhälfte, die Nord¬ küste des ägäischen Meeres bis nach Constantinopel nnd die Inseln. Die einstigen Herren des Landes, die Türken, leben meist nur zerstreut als Grundbesitzer und in den Städten des griechischen nnd bulgarischen Landes. Aus den abgcfallenen Provinzen werden sie immer mehr verdrängt, und ihre Zahl ist sichtlich in Abnahme begriffen. Die griechische Kirche ist die herrschende. Mohamed an er sind die Türken nnd ein Thcil der Albanesen; die Zahl der slavischen Moha- medaner ist gering. Die älteste Bevölkerung der Halbinsel war durchaus indoeuropäisch: Thraker iin Maritzagcbiete, Griechen in Griechenland und auf deu Inseln, Illyrer im nördlichen nnd westlichen Theile der Halbinsel; ihre Nachkommen sind die Albanesen. Bei der Theilung des römischen Reiches kam die Halbinsel an das oströmische Reich mit dem Kaisersitze Constantinopel. Seit dem 5. Jahrhunderte begannen die Ein¬ wanderungen der Slaven und der mongolischen Bulgaren, die aber in der Folge die slavische Sprache aunahinen. Auch in Griechenland mischte sich die Urbevölkerung stark mit slavischen Einwanderern, behielt aber ihre ursprüngliche Sprache bei. Die Slaven machten sich bald von den Kaisern zu Constantinopel unabhängig und gründeten das serbische und bulgarische Reich. Supan, Geographie. 10. Aust. 8 114 Die zweite Periode begann 1353, als die Türken (Osmanen) sich ans der Landzunge von Gallipoli festsetzten. Bald hatten sie die ganze Halbinsel erobert, 1453 siel Constantinopel; ein großer Theil von Ungarn, Rumänien, das südliche Russland musste sich dem Halbmonde beugen. Aber seit dem Ende des 17. Jahrhunderts sank ihre kriegerische Macht stetig. Sie behandelten alle unterworfenen Christen als rechtlose Rajah (rädscha, d. h. Herde), und dies hatte fortwährende Aufstände zur Folge. 1829 lösten sich Griechenland und Serbien, 1856 Rumänien, 1878 Bulgarien los, und -Österreich- Ungarn übernahm gleichzeitig die Verwaltung der Provinzen Bosnien und Hercegovina. 1898 wurde Kreta eine selbständige Provinz. Z 89. Obwohl der Boden fruchtbar und das Klima günstig ist, gehört die Batkanhalbinsel doch zn den vernachlässigsten Gebieten Europas. Seit Beginn des Mittelalters wurde hier fast fortwährend gekämpft, und unter der Türkenherrschaft hat die allgemeine Unsicherheit, die Aufstände der Rajah und die Trägheit der türkischen Herren jeden Aufschwung ver¬ hindert, aber jetzt zeigt sich überall eine Wendung zum Bessern, Haupt sächlich in den christlichen Staaten. Der Slave (Bulgare und Serbe) ist vor allem Landwirt, der Grieche wie ini Alterthum Kaufmann und Seefahrer. Nur in der Industrie stehen die Balkanstaaten noch immer auf einer tiefen Stufe und sind ganz vom übrigen Europa abhängig. Ihr auswärtiger Handel besteht vorzugsweise in einem Austausche von Naturerzeugnissen gegen Fabrikate. Früher waren sie fast nur zur See zugänglich, in jüngster Zeit dnrchschneidcn aber zwei wichtige Eisen¬ bahnlinien die Nordhälfte der Halbinsel. Von Belgrad, wo der Anschluss au das mitteleuropäische Eisenbahnnetz (Wien) stattfindet, geht die Bahn durch das Mvrawathal bis Nisch, wo sie sich theilt: der eine Arm führt durch das Maritzathal nach Constantinopel, der andere durch das Wardar thal nach Saloniki. Z 90. Auf der Halbinsel bestehen jetzt 1.) vier unabhängige Staaten (Türkei, Serbien, Montenegro und Griechenland), 2.) ein türkischer Vasallen¬ staat (d. h. unter der Oberhoheit der Türkei stehend, Bulgarien), 3.) eine österreichische Provinz (Dalmatien) und 4.) zwei türkische Provinzen, die von Österreich-Ungarn verwaltet werden. 115 8 91. Die Türkei, der einzige nichtchristliche Staat Europas, bildet mit den asiatischen und afrikanischen Besitzungen ein einziges Reich von 3 Mill. Icin? und 25 Mill. Einwohnern. Der Sultan ist nicht nur weltlicher Beherrscher des Reiches, sondern auch geistliches Oberhaupt der sunitischen Mohamedaner (vergl. Z 50). Der ägäische Theil des Reiches heißt Rumclien^. Auf der östlichsten Halbinsel liegt die Hauptstadt des Reiches, Constant in opel?, die größte Stadt Südeuropas, wegen ihrer Lage an der Grenze zweier Erdtheile eine der wichtigsten Städte Europas. Die Bortheile dieser ausgezeichneten Lage haben schon die alten Griechen, welche im 7. Jahrhunderte vor Christus die Stadt Byzanz hier anlegteu, erkannt, denn Con- stantiuopel ist nicht bloss als Krenznngspnnkt zweier großer Handelsstraßen (von Asien nach Europa und vom schwarzen zum ägäischen Meere) von hervorragender Bedeutung, sondern besitzt auch in seiner Bucht, das goldene Horn genannt, einen der besten Hafen der Erde, der den größten Flotten sicheren Zugang und Schutz vor allen Winden gewährt. Im N. dieser Bucht liegen die beiden Frankenstädte' Pera und Galata, ans der Südseite das eigentliche Constantinopcl, ans sieben Hügeln sich erhebend (daher Neu-Rom genannt), und an der Spitze der südlichen Halbinsel das Serak, die Residenz des Sultans, eine Stadt für sich. Amphitheatralisch steigt die Stadt von der Küste empor, mit ihren Moscheen und Minarets den herrlichsten Anblick gewährend, während der reich belebte Hafen den prächtigen Vordergrund bildet. Das schönste Bauwerk ist die Aja Sofia, eine christliche Kirche, aus den glänzendsten Zeiten des byzantinischen Kaiserreiches stammend, jetzt in eine Moschee nmgewandelt. — Zahlreiche Festungswerke sind zu beiden Seiten des Bosporus angebracht, nm einen Angriff auf die Stadt von der Seescite her zu verhindern, während sic auf der Nordseite durch eine dreifache Mauer geschützt ist. Wie Constnntinopel die eine Pforte in das schwarze Meer beherrscht, so die Dardanellen, je drei feste Schlösser auf der asiatischen Seite und auf der Halbinsel von Gallipoli, die andere Pforte (den Hellespont, Straße der Dardanellen). In der fruchtbaren Ebene der Maritza liegt an der Einmündung der Tundscha in die Maritza Adrianopel^, vor der Eroberung Eon- stantinvpels die Residenz der Sultane. Hier vereinigen sich die Haupt straßen nach Constantinvpel, die von Serbien (Eisenbahn) und die über den Balkan. Den westlichen Theil Rnmelicns bildet das Bergland Makedonien. Saloniki am Ende der Wardarstraße ist die zweite Seestadt der Türkei. Am östlichsten Ende Chalkidikes erhebt sich der Berg Athos, seit alters- her von griechischen Mönchen bewohnt, deren Klöster große Schätze alter Handschriften bergen. ' Rumeler (Oströmer) wurden die Grieche« vou den Türken genannt. 2 Nach Constantin d. Gr. benannt. " Franken heißen in der Levante alle fremden Europäer. ' Nach Kaiser Hadrian benannt. 8* 116 Der adriatische Theil der Türkei ist Albanien, eine natürliche Festung, von drei Seiten von Gebirgen nmwallt, von der Seeseite durch seichte Gewässer oder Klippen geschützt, im Innern von steilen, wild zerklüfteten Gebirgen erfüllt. Daher konnten die Bewohner bis auf den heutigen Tag ihre fast vollständige Unabhängigkeit bewahren, blieben aber auch, weil abgesperrt vom Weltverkehre, ein halbbarbarisches Volk, dessen theuerstes Besitzthuin die Waffen und dessen Freude der Kampf ist. In der centralen Ebene von Niederalbanien oder Epirus^ liegt am acherusischen See Janina an der Stelle des einst berühmten Dodona. Der Hauptort Oberalbaniens ist Skutäri am gleichnamigen See. Die größte Insel der europäischen Türkei, Kreta (oder Candia), wird in ihrer Längsrichtung von einer Gebirgskette durchzogen, deren höchster Punkt der Berg Ida (2400 in) ist. Nur die Europa zugekehrte Nordküste ist buchtenreich, daher hier die Hauptstadt Caudia. Jetzt ist Kreta eine selbständige Provinz unter christlicher Verwaltung. Z 92. Wul'gcrrieir ist nicht nur ein fruchtbares Land, Vas viel Getreide ausführt, sondern besitzt auch eine einheimische Hausindustrie, die iu Teppichweberei und in der Bereitung von Rosenöl Anerkennenswertes leistet. Das eigentliche Bulgarien erstreckt sich vom Balkan zur Donau. Die Hochebene, die sich an den Balkan anschließt, geht langsam in das Donau-Tiefland über und wird von tiefen Thälern durchfurcht, durch welche viele kleine Flüsse der Donau zueilen. Der wichtigste Ort an der Donau ist Rustschuk, Warna ist der Haupthafen am schwarzen Meere, die Festung Sch um la bewacht die Balkanübergänge. Nur am Isker erstreckt sich das eigentliche Bulgarien auf die Südseite des Balkans; hier liegt die Hauptstadt Sofia in einem weiten Thalbccken am Fuße des Witvsch. Unter Ostrumelien versteht man das znm Fürstenthnme gehörige Maritzaland. Der Hauptort des oberen Maritzabeckens ist Philippopel^. tz 93. Serbien, zwischen dem Timvk und der (serbischen) Drina gelegen, umfasst das Gebiet der Morawa. Der größere südliche Theil ist Gebirgsland, der Norden geht allmählich in die fruchtbaren Ebenen an der Save und Donau über. Ackerbau und Viehzucht, besonders Schweine¬ zucht, sind die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Außer der Schweiz ist Serbien der einzige größere Staat Europas ohne Meeresgrenzen. Der ganze Verkehr geht über Ungarn. Die Hauptstadt Belgrad liegt unmittel¬ bar an der Grenze, an dem Zusammenflüsse von Save und Donau, über die sich auf hohem Felsen die altberühmte Festung erhebt. Die zweite Stadt ist Nisch (Eisenbahnknotenpunkt, s. Z 89). ' Griechisch, — Festland (im Gegensätze zu den benachbarten Inseln). " Nach dem inaeedonischen König Philipp II. benannt. 117 Z 94. Montenegro (italienische Übersetzung von Cernagora szernagvras, d. h. schwarze Berge) ist ein schwer zugängliches kleines Berg¬ land, in dem seit dem Eindringen der Türken serbische Flüchtlinge in fort¬ währendem Kampfe mit dem Erbfeinde ihre Freiheit behauptet haben. Das Land ist arm, die Bewohner sind rauh und kriegerisch. Erst seit 1878 haben sie Antheil an der tiefgelegenen Ebene am Skntärisee und Zugang znm Meere. Der Hauptort ist Cetinje. ß 95. Griechenland, von einem Könige aus der dänischen Dynastie regiert, ist der einzige Staat der Halbinsel, der ganz in der süd- enropäischen Zone liegt. Aber seine gebirgige Natnr bewirkt, dass auch hier viele Gegenden wegen ihrer hohen Lage ein verhältnismäßig rauhes Klima haben. Der Ackerbau hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die vor¬ herrschende Ziegenzucht bedroht die letzten Reste des Waldes. Die Oliven- und die Weincultur sind am einträglichsten; das Hauptproduet sind die Korinthen (getrocknete Trauben einer kernlosen Spielart). Von allen Völkern der Halbinsel zeichnen sich die Griechen durch allgemein ver¬ breitete Volksbildung aus und sind in dieser Beziehung wie in Handel und Schiffahrt würdige Nachkommen der alten Hellenen. Durch die unter gleicher Breite tief eindringenden Meerbusen von Arta und Lamia wird Nord- von Mittel griech enland getrennt. Thessaliens Ebene mit dem Hauptorte Larissa ist auch heute noch die Kornkammer des Landes. Der Westen ist wie in Albanien unfruchtbar und arm an Häfen und Ivar schon im Alterthum von einem halbbarbarischeu Volke bewohnt; die begnnstigsten Gegenden liegen im O., und wie imAlter- thum, so ist auch heute die Landschaft Attika der politische Mittelpunkt Griechenlands. Die Bergznge Kithärvn und Parnes schließen es vom übrigen Mittelgriechenland ab, nach den übrigen Seiten begrenzt es das Meer. Ans der Ebene erheben sich die drei Berggrnppen: der marmorreiche Pentelikvn, der honigreiche Hymettos und das silberreiche Laurivn. Um einen isolierten Felsen, der einst die Akropolis trug, breitet sich die Hauptstadt Griechenlands, Athen, ai;A, durch ihre Universität auch der geistige Mittelpunkt des Landes. Ihre Hafenstadt ist, wie im Altcrthume, der Piräus. Im Peloponnes haben die berühmten Städte des Alterthnms: Korinth, Argos, Sparta am Enrvtas, alle ihre Bedeutung verloren. Der Haupthafen ist jetzt Patras am Golf gl. N., der Mittelpunkt des Handels mit Korinthen, die vorzugsweise im nördlichen und nordwestlichen Pelo¬ ponnes (Achaia und Elis) cnltiviert werden. Die größte griechische Insel im ägäischen Meere ist Euböa, durch den schmalen Enripus vom Festlande getrennt. Nördlich davon liegt die 118 Gruppe der nördlichen Sp orad en (im Gegensätze zu den südlichen Sporaden an der kleinasiatischen Küste). Als Fortsetzungen von Enböa, Attika und der Halbinsel Argvlis verlaufen nach SO. die Jnselreihen der Kykladen, von einem außerordentlich seetüchtigen Volke bewohnt. Der Schiffsverkehr concentriert sich jetzt in Hermüpolis auf Syra, das fast genau in der Mitte des ägäischen Meeres liegt. Santorin ist einer der wenigen noch thätigen Vnleane Europas. Die an der Westküste liegenden jonischen Inseln übertreffen die Kykladen an Größe und Fruchtbarkeit. Die wichtigste, Korfü oder Kerkhra, liegt weit im N. an der albanesischen Küste; Lenkas, Kepha- lvnia, Ithaka, die Heimat des Odysseus, und Zakynthos (oder Zante), die «Blume der Levante», bilden einen flachen Bogen, der den Eingang in den Golf von Patras behütet. Städtetafsk. Konstantinopel 870 Tausend Einwohner, Soloniki.150 » Athen.110 Belgrad ........ 59 » » Sofia.47 - » / Italien. (N. B. und v. L.) Nizza 43'/-, 25(7); Nordende des Golfes von Tricst 45 V-, 31'/, (137h; Venedig 45'/-, 30 (12V-); Rom 42, 30 (12V-); Straße von Messina 38, 33V. (15'/-); Malta 36, 32 (14V-); Cap di Leucci 39V-, 36 (18'/-). Z 96. Im Gegensätze zur Balkanhalbinsel ist Italien, die apcnni- nische Halbinsel, ebenso wie die pyrenäische vom Festlande durch ein Hoch¬ gebirge (Alpen) abgeschlossen. Doch hat dieses wegen seiner Zugänglichkeit Italien nie vor feindlichen Angriffen aus dem Norden zu schützen vermocht, und wird jetzt von vier Eisenbahnen durchkreuzt: der Mont-Cenisbahn (mongßeni) von Frankreich her, der St. Gotthardbahn von der Schweiz, der Brenner- und der Pontebbabahn von Österreich her. Die Alpen setzen sich ohne Unterbrechung in den Apenninen fort, die die eigentliche Halb¬ insel bilden. Innerhalb des Gebirgsbogens liegt die Tiefebene des Po, eine ausgefüllte Bucht des adriatischen Meeres. Von den beiden anderen südenropäischen Halbinseln unterscheidet sich die apenninische durch ihre gleich¬ mäßige schlanke Gestalt. Im S. theilt sie sich in zwei Halbinseln, die durch den Golf von Taranto getrennt sind; die westliche setzt sich in der Insel Sicilien fort, die auf Afrika hinweist (Rom und Karthago!). Wie bei der 119 Balkanhalbinsel die östliche, sv ist hier die westliche Seite die buchtenreichere; hier liegen auch die Inseln Sicilien, Sardinien, Corsica (von Italienern bewohnt, aber zn Frankreich gehörig) und Elba nnd schließen den dreieck¬ förmigen Raum des tyrrhenischen Meeres fast ganz ab. Z 97. Die Po-Ebcnc senkt sich allmählich von W. nach O. und von den Bergrändern gegen die Mitte. Der Hanptstrvm Po nimmt daher die Mitte ein; seine größeren nnd wasserreicheren Nebenflüsse erhält er von den mit ewigem Schnee bedeckten Alpen, in denen er selbst entspringt (am Monte Viso). Nur die Etsch fließt nicht in den Po, bildet aber mit ihm vereint ein großes Delta. Mit Ausnahme der Dora Bältea durch¬ fließen alle größeren Alpenzuflüsse des Po Seen: der Ticino (titschino) den Lago maggiore smadschöre, d. h. langer See), die Adda den Comer See, der Oglio (vljo) den Jseosee (iseo), der Mincio (mintscho) den Gardasee. Doch nicht die ganze zur Po-Ebene sich öffnende Abdachung der Alpen gehört politisch zn Italien, denn obwohl die Grenze gegen Frankreich, die Schweiz und Österreich im allgemeinen auf der Wasser¬ scheide verläuft, so macht sie doch an zwei Stellen große, nach S. gerichtete Ausbuchtungen: am Ticino und im Mincio-Etschgebiete. Zn beiden Seiten des weit vorspringenden Po-Deltas endet die Ebene mit einer Lagun en küste. Lagunen oder Strandseen sind Meerestheile, die durch schmale, langgestreckte Inseln (Lidi) oder Landstreifen vom Meere abgeschnitten sind nnd ihrer allmählichen Ausfüllung durch den Schutt der Alpcnflüssc entgegengehen. Nach S. abgeschlossen, den Seewinden nur im O. geöffnet, hat die Po-Ebene verhältnismäßig rauhe Winter, aber heiße Sommer, die im Bcreine mit der reichlichen Bewässerung die außerordentliche Fruchtbarkeit des Landes bedingen. Eine Ausnahme machen die Landschaften an den tiefblauen Alpenseen, die, nach S. offen, vor den rauhen Nordwinden aber durch hohe Felsenmauern geschützt, ein echt italienisches Klima genießen. Hier begrüßen den Wanderer, der über die Alpen kommt, zum erstemnale Olivenwälder und Südfrüchte, die dann erst jenseits der Apenninen wieder erscheinen. 8 98. In einem Bogen streicht das Apenninen-Gebirge vom Altäre-Pass (westlich von Savona, 450 in) um den Golf von Genua herum nach der Halbinsel, die es ihrer ganzen Länge nach in der Weise durchzieht, dass die wasserscheidende Kette in Mittclitalien der Ost-, in Süditalien aber der Westküste näher liegt und in der Halbinsel Calabrien endlich ganz an das tyrrhenische Meer herantritt. Bis Calabrien erreichen i pon keltisch, — Berg. 120 die bedeutendsten Gipfel noch 2000 m; nm höchsten sind die Apenninen in der Mitte, wo sie sich zum wilden Hochgebirge der Abruzzen erweitern, und der höchste Gipfel, Gran Sasso (2900 in), ewigen Schnee trägt. In Mittelitalien erreicht der Ostfuß der Apenniuen beinahe das adriatische Meer, und die Nähe der Wasserscheide lässt keine größeren Flüsse zur Entwickelung gelangen. Sobald aber das Gebirge nach W. rückt, breitet sich zwischen ihm und der Küste das apulische Flachland aus, aus dem der alleinstehende Monte Gargano als Küstenvorsprung (der Sporn am italienischen Stiefel) emporragt. An der Westseite ist ein beträchtlicher Zwischenraum zwischen den Apenninen und der Küste, aber er verschmälert sich immer mehr, je weiter wir gegen S. gehen. Hier hat die Halbinsel ihre bedeutendsten Flüsse Tiber und Arno; der erstere gewinnt dadurch an Länge, dass er den größten Theil seines Laufes nahezu parallel mit dem Gebirge nach S. fließt und sich dann erst nach SW. zum Meere wendet. Niederere Bergketten, die sogenannten Subapenninen, begleiten die Apenninen im W. stellen¬ weise bis an die Küste; die Sabiner und Volsker Gebirge bei Rom gehören z. B. dazu. Die Westseite war auch der Schauplatz einer aus¬ gebreiteten vulkanischen Thätigkeit, die sich jetzt nur noch auf den Vesuv, auf Stromboli (eine der lip arisch en Inseln) und auf den Ätna beschränkt. Das Albaner Gebirge bei Rom ist ein erloschener Vnleau, und im t o s c a n i s ch e n Hü g e ll a n d e sind viele alte Krater jetzt mit Seen gefüllt. Für Ebenen bleibt nur wenig Raum übrig. Von Florenz bis zur Arnomündung dehnt sich die kleine, aber üppige Arno-Ebene aus; an der unteren Tiber die braune, öde und ungesunde Campagna (kampänja — Flachland) di Roma; bei Neapel die große, im vollsten Schmucke der südlichen Natur prangende camp ani sch e Ti efeb ene. Von der Arnomündung bis zum Golf von Salerno ziehen in schmalem Gürtel die Maremmen, versumpfte, fieberhauchende Küstenebeneu, nur von Hirten bewohnt; zu ihnen gehören die pontiuischen Sümpfe. Mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden gehört die Halbinsel ganz der immergrünen Zone an. Jenseits des 42. Parallelkreises kennt man keinen Winter in unserem Sinne mehr. Z 99. Das jetzige Königreich Italien umfasst die ganze Po-Ebene und die Halbinsel mit Ausnahme der kleinen Republik San Marino im mittleren Apennin, sowie die Inseln Sieilien und Sardinien, und zählt ans 290.000 üir^ 32 Mill, fast ausschließlich katholische Bewohner, ' Italienisch, — großer Fels. 121 gehört also zu den bevölkertsten Staaten Europas. Die ehemaligen sar¬ dinischen, jetzt italienischen Könige stammen aus dem Hanse Savvyen- Carignan (karinjan). Die heutigen Italiener sind zwar die Nachkommen der alten Italiker, ebenso wie die heutige italienische Sprache von der lateinischen abstammt, aber im Alter- thnme wie im frühen Mittelalter hat Italien wiederholt fremde Einwanderung er¬ halten. In der Po-Ebene setzten sich Kelten, spater Germanen (Langobarden) fest, in Süditalien dagegen Griechen (Snditalicn hieß im Alterthum auch Großgriechenland) und später Araber, die sich allerdings nur auf Sicilien längere Zeit erhielten. Gerade in der Mitte des mittelländischen Meeres gelegen und im Besitze der Zugänge zu Mitteleuropa, hat Italien zu Wiederholtenmalen eine herrschende Rolle in der Geschichte gespielt. Im Alterthnme war es der Mittelpunkt des römischen Weltreiches, von dem Europa seine Bildung erhielt. Im Mittelalter beherrschte cs die christliche Welt durch die Macht des Papstes. Die italienischen Seestädte, besonders Venedig und Genna, vermittelten den Handel zwischen dem Orient und dem westlichen und mittleren Europa, und die Kunst der oceanischen Schiffahrt haben die Italiener den westeuropäischen Völkern gelehrt (Columbus!). In Bezug auf geistige Bildung stand Italien am Aus¬ gange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit auf der höchsten Stufe, Künste und Wissenschaften blühten empor, und die herrlichen Kunstsammlungen und Bauwerke ziehen noch immer die Reisende» ebenso mächtig an, wie die ehrwürdigen Überreste aus dem Nlterthume und die blühende Statur des Südens. Dass die Italiener später von anderen Völkern überflügelt wurden, daran trägt die politische Zerrissenheit einen großen Theil der Schuld. Bis 18ög bestanden in Italien sieben Staaten und außerdem besaß Österreich-Ungarn die Provinzen Lombardei und Venetien. Die Einigung gieng 1860 vom Königreiche Sardinien ans, das außer der gleichnamigen Insel noch Piemont und Ligurien und die jetzt an Frankreich ab¬ getretenen Landschaften Savoyen und Nizza umfasste, und vollendete sich 1870 durch die Besetzung des letzten Restes des ehemaligen Kirchenstaates, der dem Papste gehörte. Landwirtschaft und Scehandel sind die Haupterwerbsquellen der Italiener. Nach China erzeugt kein Land soviel Rohseide wie Italien, und diese bildet auch den wichtigsten Ausfuhrartikel. Daneben sind Oli¬ venöl, Wein und Südfrüchte die wichtigsten Prvdnete. Die Industrie ist nicht von großer Bedeutung, weil das Land wenig Kohle nnd Eisen besitzt, und wird nur iu Norditalieu iu größerem Maßstabe betrieben. Der Handel wird durch die Lage Italiens gefördert. Die einstige Größe der italienischen Seestädte ist zwar geschwunden, seit infolge der Entdeckung Amerikas nnd des direkten Weges nach Ostindien (um Afrika herum) der atlantische Ocean als Haupthandelsstraße an die Stelle des mittelländischen Meeres getreten ist, aber sie haben in neuester Zeit durch den Ausbau der Alpen- und italienischen Eisenbahnen nnd die Eröffnung des Sues- cauals wieder außerordentlich gewonnen. Der kürzeste Weg von West- und Mitteleuropa nach der Levante und nach Indien führt über die Alpen und auf der östlichen Küstenbahn nach Brindisi, wo sich die Dampfschiff¬ fahrt anschließt. 122 ß 100. Gberitcrbien umfasst die Po-Ebene und die ligurische Küste (am Golf von Genua) und bildet auch in Klima und stark gemischter Bevölkerung (Kelten, Germanen) das Übergangsland von Deutschland nud Frankreich nach Italien und als solches eines der größten Schlachtfelder Europas, auf dem so oft die Geschicke des heißuinkümpften Italien ent¬ schieden wurden. An Bildung und Tüchtigkeit übertreffen die Nvrditaliener die Bewohner der Halbinsel. Die Landwirtschaft steht ans einer hohen Stufe; zahlreiche, zum Theile noch schiffbare Canäle durchschneiden die Ebene, um den Reichthnm an Wasser gleichmäßig zu vertheileu, während anderseits Damme die Niederungen vor Überflutungen schützen. Auch die italienische Industrie hat ihren Hauptsitz in Oberitalien. Die Bevölkerung ist daher dichter als durchschnittlich in Italien; seit dem Alterthnm ist Oberitalien das Land der Städte, in denen früher als sonstwo in Europa ein kräftiges Bürgerthnm erwacht ist. Die Landschaften von Oberitalien sind: 1. ) Piemonts der westlichste Theil der Po-Ebene. Am oberen Po, wo die Straßen ans Frankreich (Mont-Cenisbahn) zusammentreffen, liegt die ehemalige Hauptstadt des Königreiches Sardinien, Turin, eine moderne Stadt mit schnurgeraden, breiten Straßen. Die Festung Alessandria wird wegen ihrer Lage in der Nähe des Endes der über den Apennin führenden Bocchettastraße der «Schlüssel Italiens» genannt. 2. ) Ligurien, nach dem alten Volke der Ligurer benannt, ist der gebirgige Küstenstrich auf der Sonnenseite des Apennin und der ligurischen Alpen und daher wärmer als die Ebene. Seine milden Winter ziehen besonders Brustkranke an. Neben Seefahrt und Handel, der sich in Genna (am Endpunkte der Bvechcttastraße) eoneentriert, herrscht auch rege indu¬ strielle Thätigkeit, besonders in Papierfabrieativn. Spezia ist der Kriegs¬ hafen Italiens. Genua, «das stolze» (la supsrbni, amphitheatralisch an den Abhängen des ligu¬ rischen Apennin anfgebaut, gewährt den schönsten Anblick vom Meere aus, und nur Constantinopel und Lissabon können in dieser Hinsicht mit ihm wetteifern. Zahlreiche Marmorpalästc erinnern noch an die Zeit, da es mit Venedig um die Herrschaft über das Mittelmecr kämpfte. 3. ) Die Lombardei (nördlich vom Po, zwischen dem Tieino und Mineio) ist die industriellste Provinz des Reiches, und zwar am meisten in denjenigen Zweigen fortgeschritten, die sich auf die Landwirt¬ schaft stützen: in der Seidenindustrie und Käsebereitung (Parmesan¬ käse im Addagebiete); Mittelpunkt der Seidenindustrie ist Mailand, zwischen dem Ticino und der Adda am Vereinignngspnnktc der Straßen ans der Schweiz. ' Heißt soviel als «am Fuße des Gebirges gelegen». 123 Mailand, «das große- (la Zrsncks), war im Mittelalter eine der reichsten Städte Italiens. Der ganz aus weißem Marmor erbaute Dom des heil. Ambrosius mit zahl¬ reichen Marmorthürmchcn wird an Größe nur von der Petcrskirche in Rom übertroffen. Wie der Ticino mit seinen versumpften Ufern im W., so ist der Mineio im O. eine Hauptvertheidigungslinic gegen die von W. oder O. kommenden Heere, daher wurden hier viele Schlachten geschlagen. Mantua am Miucio, ringsum von schützenden Sümpfen umgeben, ist eine der Hauptfestnngen Italiens. Pavia am Ticino war einst die Hauptstadt des Longobardenreiches, vou dem die Lombardei den Namen führt. 4. ) Venetien ist das flache Küstenland nördlich vom Po. Den Aus¬ gang der wichtigen Brennerstraße bewacht die starke Festung Verona; in der Mitte zwischen Alpen lind Meer liegt die Universitätsstadt Padua, am Meere die Lagunenstadt Venedig, im Mittelalter die erste See- und Handelsstadt Europas, deren Macht über viele Inseln und Küstenländer des östlichen Mittelmeeres reichte, aber auch jetzt uoch die erste Seestadt am adriatischen Meere. Die Lage Venedigs, das den stolzen Titel «la üoininunte» (die Beherrscherin) führt, ist einzig in ihrer Art. Ans 117 Inseln gebaut, zwischen denen 147 Canäle mit 878 Brücken den Verkehr vermitteln, nnd vom Oanale gruncks, über den die prächtige Rialtobrnckc führt, in der Form eines lateinischen 8 durchströmt, ist Venedig vor jedem Angriffe vom Festlande aus geschützt, aber nicht minder auch vor einem Angriffe von der Seeseitc, denn infolge des Durchbruches der Lidi können wohl Schiffe in die Lagunen gelangen, aber da der Eingang eng und seicht ist, so kann die Einfahrt fremden Schiffen auch leicht versperrt werden. Die Lidi sind durch die Murazzi, einen kolossalen Steindamm, gegen den Andrang der Meercswellen geschützt, nnd die Eingänge werden durch starke Forts vertheidigt. Jetzt ist Venedig durch eine Eisenbahn, die auf einer Brücke über die Lagunen nach Mestre führt, mit dem Festlandc verbunden. An die glänzendsten Zeiten der stolzen Handelsrepublik, deren Patron der heil. Marrus nnd deren Symbol der geflügelte Löwe war, erinnern uoch zahlreiche, in einem fremdartigen Stile aufgcführte Bauten: 1.) auf dem Marcusplatze, dem Mittelpunkte des öffent¬ lichen Lebens, die Marcnskirche, über deren mittlerem Eingänge die ehernen Pferde des Lysippus (eines Zeitgenossen Alexanders d. Gr.) stehen; 2.) der Dogenpalast (doschen) mit den Bleikammern und der Senfzerbrückc, die ans dem Palaste zn den Staatsgefänguissen führte; 3.) das Arsenal, wo uoch einige Trümmer und das Modell des prächtigen Schiffes Bucentaurus-zu scheu sind, auf welchem der Doge jährlich seine symbolische Vermählung mit dem Meere feierte. 5. ) Emilia, die östlichste Landschaft südlich vom Po, erhielt ihren Namen von der alten Römerstraße (jetzt Eisenbahn) Via Aemilia. Diese beginnt bei der Seestadt Rimini und endigt bei Piacenza (piatschendsa), einer der wichtigsten Städte am Po, der hier wegen der weiterhin beginnen¬ den Uferversnmpfnngen znm letztenmale bequem überschritten werden kann; daher vereinigen sich hier die Straßen ans der Schweiz und aus Frank¬ reich. An der Via Aemilia liegen ferner Bologna (bolvnja), die älteste Universität nnd jetzt wichtiger Kreuzuugspuukt der Emiliabahn mit der 124 Bahn von Venedig über den Apennin nach Toscana, Modena nnd Parma (früher Hauptstädte von Herzogthümcrn gl. N.). Ravenna war die Lagunenstadt des Alterthums, ist aber infolge der Ausfüllung ihrer Lagunen eine Landstadt geworden. Z 101. In MittekitaLien sind die Berglandschaften der Mitte nnd die Küstenlandschaften des Ostens: Umbrien mit dem trasimenischen See, die Marken und die Abruzzen, ein echtes Hochgebirgsland, ohne Bedeutung. Ancona (der Ellenbogen) ist der einzige brauchbare Hafen an der adria- tischen Küste Mittelitaliens. Alles Leben drängt sich nach dem W. mit seinen Ebenen, Hügelländern und großen Flüssen; hier liegen die Landschaften Toscana (nach dem alten Volke der Etrusker benannt, bis 1860 ein Großherzogthum) und Latium (Hanpttheil des ehemaligen Kirchenstaates). Toscana ist nächst der Lombardei die blühendste Provinz Italiens. Die Hauptlebensader ist der Arno, in dessen vlbaumreicher Ebene die bedeu¬ tendsten Städte liegen: Florenz im oberen Thalbecken und Pisa (bekannt durch seinen schiefen Thurm) in der Mündungsebene, die um die Herrschaft stritten, bis Pisa erlag, und Florenz den neuen Hafen Livorno anlegte. Florenz', «das schöne- (la bslla), wurde durch die hier herrschenden Medici (meditschi) nicht bloß die Beherrscherin von ganz Toscana, sondern auch der Mittelpunkt der italienischen Bildung. Daher ist cs zu erklären, dass cs heute uoch einen außer¬ ordentlichen Reicht!)um an Kunstschätzen besitzt, die Reisende aus ganz Europa nnziehen. — Außerdem ist es eine der bedeutendsten italienischen Industriestädte (Seide und Strohhütc). 1860 bis 1870 war es die Hauptstadt des Königreiches. Die latinische Ebene am Unterlaufe des größten Flusses der Halb¬ insel, genau in der Mitte der Westküste gelegen, wurde durch die Romer der politische Mittelpunkt Italiens. Zn beiden Seiten der Tiber, an der handclsgünstigen Flussstelle, bis wohin im Alterthum noch kleine See¬ schiffe gelangten, erhebt sich ans 11 Hügeln Rom, seit 1870 die Haupt¬ stadt Italiens und Residenz des Königs, als Sitz des Papstes zugleich der kirchliche Mittelpunkt der katholischen Welt. Rom ist cine der merkwürdigsten Städte der Welt. Im Alterthum Beherrscherin des blühendsten Weltreiches, das je bestand, und im Mittelalter Sitz einer geistigen Weltherrschaft, enthält es Kunstschätzc und Bauwerke aus allen Epochen, von den römischen Tempeln, die theilweise in christliche Kirchen nmgewandclt wurden, bis zu den Schöpfnngcu unserer Zeit. Daher Ivar cs von jeher ein Ziel der Reisenden, vor deren Augen Vergangenheit und Gegenwart in stets wechselnden Bildern hier vorüberziehen. g.) Überreste des classischcn Alterthums: 1.) Die Engelsburg, ursprüng¬ lich das Mausoleum des Kaisers Hadrian, jetzt eine Festung. Sie besteht aus einem gewaltigen runden Thurme, der ans einem noch gewaltigeren Würfel ruht. Auf dein Gipfel des Thurmes steht der eherne Erzengel, von dem das Gebäude den Namen hat. 2.) Das Forum, der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in de» Zeiten der alten römischen Republik, jetzt ein nur theilweise aufgedecktes Trümmerfeld. 3.) Unter den Tempeln ist das in eine christliche Kirche umgewandelte Pantheon am besten erhalten. ' Lateinisch, — Blnmenstadt. 125 4.) Unter den Amphitheatern ist das Colosseum mit Sitzen für mehr als 30.000 Menschen das bekannteste, b.) Triumphbögen und Ehrensänlen, von denen die nut prächtigen Reliefs geschmückte, 4b m hohe Trajanssänle noch unversehrt ist. 6.) Thermen, Wasser¬ leitungen, Brunnen. d) Christliche Denkmäler und Bauwerke: 1.) die Katakomben, unter¬ irdische Steinbrüche in unregelmäßigen Gängen und mit mehreren Stockwerken; sic dienten den ersten Christen zum Begräbnisorte der Märtyrer. 2.) Der Lateran, Palast und eigentliche Pfarrkirche des Papstes auf dem Cälins, an der Stelle, wo die erste christliche öffentliche Kirche in Rom geweiht war. 3.) Der Baticän (auf dem rechten Tiberufer), der größte päpstliche Palast, der mit seinen 11.000 Sälen, Zimmern und Kapellen an Umfang einer kleinen Stadt entspricht. Er enthält die sixtinische Kapelle mit prachtvollen Gemälden von Michael Angelo, das größte Museum der Erde und eine der reichhaltigsten Bibliotheken. 4.) Die Peterskirche in der Nähe des Baticäns, der größte und schönste Tempel der Christenheit, dessen kolossale Kuppel Michael Angelo gewölbt hat. Der Papst, der als souveräner Fürst im Baticän residiert, wird durch die Cardinäle im «Conclave- gewählt. Z 102. Süd- oder Mnteritaliien bildete bis 1860 mit Sieilien das Königreich Neapel. Die westliche Abdachung des Apennin heißt Ca»>- panicnZ ein Ausläufer des Apennin, der als Halbinsel von Sorrent weit in das Meer vorspringt, trennt die eampanische Ebene von der Ebene von Salerno und schafft zwei ticfeinschueidende Golfe. Die eampanische Ebene ist auch jetzt noch der Garten Italiens, das Paradies Europas, überall sorgfältig angebaut und mit Städten, Dörfern nnd Villen dicht bedeckt. Nur die vuleanische Kraft stört manchmal das behagliche Leben in dieser üppig-schönen Natur. Isoliert erhebt sich aus der Ebene der Vesuv bis nahezu 1300 in; er galt im Alterthum als erloschen, bis der gewaltige Ausbruch im Jahre 79 u. Ehr., dem die Städte Pompeji nnd Herculauum zum Opfer fielen, eine Periode der Thätigkeit eröffnete, die mit Unterbrechungen bis zum heutigen Tage andauert. Auf der nördlichen der beiden die Bucht von Neapel begrenzenden Landzungen liegt eine zweite Vuleangruppe: die sogenannten Phlegräischeu^ Felder, von denen nur noch die Solfatara Dämpfe und Gase aushaucht. Doch entstand hier noch vor 300 Jahren ein neuer Vulcan (Monte nuvvo), der seitdem erloschen ist. Auch die Insel Ischia ist..cin erloschener Vnlean, Capri mit der berühmten blauen Grvtte aber ein abgetrenntes Stück der Apenninen. Zwischen den beiden Vnleangebicten liegt Neapel in wunderbarer Um¬ gebung (daher das Sprichwort: -vaäi Mpoli o poi mori», d. h. Neapel sehen und dann sterben), die größte Stadt Italiens nnd einer seiner bedeutendsten Handelshäfen. In der Nähe die jetzt zum Theile aus- gegrabeucn Ruinen der Römerstadt Pompeji. Salerno war im Mittel- alter die Pflanzschule der medieinischen Lehranstalten Europas. > Lateinisch, — Flachland. Griechisch, — Brandfeld. 126 Auf der Ostseite der Apenninen dehnt sich die Ebene von Apulien ans. Tarent oder Taranto an der Spitze des gleichnamigen Golfes war einst eine der ersten griechischen Colonien; jetzt ist Bari der Hauptort und Brindisi (Brnndusium im Alterthum) der wichtige Ausgangspunkt der nach Alexandrien verkehrenden Dampfer (s. Z 99). Die zweite Halb¬ insel Süditaliens, Calabrien, hat keine hervorragenden Städte. Z 103. Die dreieckige Insel Sicil'ierr, nur durch die schmale Straße von Messina (Scylla und Charybdis, im Alterthum wegen ihrer Strö¬ mungen gefürchtet) von Calabrien getrennt, ist ungefähr so groß wie Tirol und bildet ein wichtiges Mittelglied zwischen Europa und Afrika. Boni nördlichen Gebirgsrande, einer Fortsetzung der Apenninen, senkt es sich allmählich nach dem S. und SO.; im O. erhebt sich der 3300 in hohe Vulcankegel Ätna, seit Menschengedenken thätig (Vnlcanus und die Cyklopen). Schon im Alterthum war Sicilien berühmt als die Kornkammer Roms, und auch jetzt ist es reich an Weizen und Baumfrüchten; sogar die Baumwollstaude und das Zuckerrohr gedeihen hier. Bei Girgenti (dschirdschenti) birgt es die reichsten Schwefellager der Erde. Die Hauptstadt Palermo liegt an der hafenreichen Nordküste, die übrigen bedeutendsten unter den zahlreichen Städten aber an der Ostküste: Messina an der Italien benachbartesten Stelle und Catania in der fruchtbaren Ebene am Fuße des Ätna. Die berühmte griechische Cvlvnie des Alterthums, Syrakus, ist jetzt zu einem kleinen Städtchen herabgesunken. Nahezu ebenso groß als Sicilien ist Sardinien, eine rauhe, gebirgige und spärlich bewohnte Insel, aber reich an silberhaltigem Blei und Zink. Hauptstadt ist Cagliari (käljari). Die drittgrößte italienische Insel ist das eisenreiche Gk'da. Die Inselgruppe Malika, südlich von Sicilien, ist wegen ihrer beherrschenden Lage zwischen dem östlichen und westlichen Mittelmeerbecken von den Engländern in Besitz genommen worden. Stüdtstrrfel.'. 127 Die pyrenäische Halbinsel (N. B.) Cap Bares 437«, 10 o (77« v); Bidasoa-Mmidmig 43st-, 16 o (2 >v); Cap Crens 427-, 21 o (37- v) ; Cap Tarifa 36, 12 o (67z ^v); Cap da Raca 387«, 8 o (9'/z v). 8 104. Wie Italien, so ist auch die pyrenäische Halbinsel durch ein Hochgebirge vom Festlande getrennt, und zwar viel wirksamer, weil die Pyrenäen unwegsamer sind als die Alpen. Von den beiden anderen Halb¬ inseln Sndeurvpas unterscheidet sie sich aber durch ihre klotzige, viereckige Gestalt bei nahezu gleicher Breite und Länge und geringer Gliederung. Die Nord- nnd Westküste verlaufen fast geradlinig, an der Ost- und Südküste bildet dagegen das Meer fünf flache Buchten; auch nur im Osten liegen einige größere Inseln. Näher als in Sieilien ruckt an der Straße von Gibraltar (16 lein) Europa an Afrika heran; daher die innigen Beziehungen der Halb¬ insel zu den Atlasländern, von denen es einst seine arabischen Herrscher empfieng. Ebenso wichtig ist die Lage zwischen dem Mittelmeere und dem Ocean, die Spanien nach beiden Seiten hin die Wege wies und dadurch seine einstige Machtstellung als erster europäischer Großstaat begründete. tz 105. Die Vertheilnng der Gewässer ist eine ähnliche wie in Italien. Nur im N. sendet die pyrenäische Halbinsel einen bedeutenden Fluss nach O. in das Mittelmeer, den Ebro, der dem Po entspricht; sonst verläuft die Wasserscheide überall nahe dem Ostrande, so dass alle anderen größeren Flüsse nach W. in den Ocean strömen. Die pyrenäische Halbinsel wendet also ihr Gesicht nach W., gerade so wie Italien vom Arno bis Neapel, während die Balkanhalbinsel ihr Gesicht dem Osten zuwcndet. Die Bodenbildung ist aber eine ganz eigenartige und erinnert, wie die plumpe Gestalt, an das benachbarte Afrika, l.) Die Mitte der Halb¬ insel nimmt ein ausgedehntes Plateau ein, das nach N., O. nnd S. vvn Randgcbirgen umgeben ist, nach W. aber terrassenförmig zum Ocean ab¬ fällt. 2.) Im N. und im S. begrenzen es Flussebenen, die erstere (mit dem Ebro) nach O., die zweite (mit dem Guadalquivir fgnadalkiwirP nach W. sich abdachend. 3.) Wie den inneren Rand dieser Flussebenen das Plateau, sv begrenzen den äußeren Rand zwei Hochgebirge (Pyrenäen nnd Sierra Nevada). Die Bodengcstaltnng der Halbinsel zeichnet sich also durch eine symmetrische Anordnung ihrer Haupttheile aus. Von Dl. nach S. sind dieselben folgende: >.) Die Pyrenäen r sind in ihrer Mitte, wo der höchste Gipfel der Maladetta°-Gruppe 3400 na erreicht, ein echtes Hochgebirge mit Schnee- ' pxru keltisch, — Gebirge. 2 nnrlg-ästt-r - Verfluchter, wegen seiner Wildheit. 128 feldern und Gletschern, senkt sich aber dann nach seinen beiden Enden hin, ohne durch tiefere Thaleinschnitte (wie in den Alpen) wegsanier zu werden. Die Hauptverbindungsstraßeu zwischen Frankreich und Spanien müssen das Gebirge an den beiden Enden umgehen. 2. ) Das dreieckige Ebrobeckcn^ (Zaragoza 180 in über dem Meere) ist auch im O. durch das cata Ionische Küstengebirge abgesperrt, so dass nur das schmale Durchbruchsthal des Ebro eine Verbindung mit der Küste herstellt. 3. ) Die centrale Hochebene (Madrid 650 in über dem Meere) nimmt den weitaus größten Theil der Halbinsel ein. Jin 9t. wird sie vom cantabrischen Gebirge, einer Fortsetzung der Pyrenäen, niedriger aber ebenso wenig zugänglich als diese, im NO. und O. vom iberischen Gebirge, in dem nur einzelne Gruppen mit ihren Gipfeln 2000 in erreichen, im S. von der metallreichen Sierra Morena^ umschlossen. Durch die Einsenkungen zwischen den einzelnen höheren Gruppen des iberischen Gebirges und zwischen diesem und dem Nord- und Südrande steht die Hochebene (jetzt durch Eisenbahnen) mit dem Golf von Biscaya (biskaja), dem Ebrobecken und dem Mittelmeere in Verbindung. Nach W. hin weisen die Flüsse, die im östlichen Randgebirge entspringen; nach dieser Seite geht auch die Hochebene allmählich, ohne Randgebirge, in die schmale atlantische Küstenebene über. Eine fortlaufende Reihe von hohen Gebirgsketten, die man unter dem Namen eastilisches Scheide¬ gebirge zusammenfasst, halbiert die Hochebene; der nördliche Theil oder die Hochebene von Alt častili en wird vom Duero °, der südliche Theil oder die Hochebene von Neucastilien vom Tajo (tächo) und Guadiana^ entwässert. 4. ) Die Sierra Morena fällt steil nach S. ab zur Tiefebene von Andalusien, die im Gegensätze zum Ebrobecken tiefer liegt (Cordoba lOO m über dem Meere) und in offener Verbindung mit dem Meere steht. Der Guadalquivir^ (gnadalkiwir), der die Tiefebene durchströmt, ist der einzige Fluss der Halbinsel, der das ganze Jahr hindurch wasserreich ist, weil er auch im trockeuen Sommer genügenden Zufluss vom südlichen Schneegebirge erhält, und zugleich auch der einzige Fluss, der weit hinauf schiffbar ist, während alle anderen bis kurz vor ihrer Mündung ein starkes Gefälle besitzen. " sdro baskisch, — Strom. ? Soviel wie Schwarzwald. Vom keltischen änr — Fluss. In den Flnssnamen, die mit guaä beginnen, steckt das arabische n-s.üi — Fluss. 129 5.) An der spanischen Südküste erhebt sich fast nmnittelbar aus dem mittelländischen Meere die Sierra Nevadast die an Höhe die Pyrenäen noch übertrifft (Mulah aeen (mnlahaßenj 3500 in) nnd nach den Alpen über¬ haupt das höchste Gebirge Europas ist. Z 106. Eine Landmasse von solcher Gestalt, wie die pyrenäische Halb¬ insel, könnte mir dann ein gleichmäßiges Klima haben, wenn es eine einzige Tiefebene wäre. Nun ist aber das Innere hoch gelegen und des¬ halb kälter als die Ränder, außerdem durch Randgebirge von den feuchten Seewinden abgeschlossen und daher trockener, als die unmittelbar am Meere gelegenen Gegenden. Es besteht somit hier ein großer Gegensatz zwischen dem Innern und den Rändern. Die Trockenheit des Innern kommt schon dadurch zum Ausdrucke, dass die Flüsse, mit Ausnahme des Guadal¬ quivir, im Sommer außerordentlich wasserarm sind. Die Hochebene ist waldarm und zum Theile wirkliche Steppe, wo das zu Flechtwerk benutzte Espartogras wächst. Wie alle trockenen Gegenden, ist sie besonders zur Zucht feiner Wollschafe (Merinos) geeignet. Die Randgebiete sind die durch Wärme nnd Feuchtigkeit begünstigsten Striche, aber nur im W., S. und O. ist die Vegetation eine echt südeurvpäische, im N. gleicht sie dagegen mehr unserer mitteleuropäischen. Das wärmste Land nicht nur der Halb¬ insel, sondern auch Europas, ist Andalusien, wo Baumwolle, Zuckerrohr, Cactuspflanzen, ja sogar Bananen gedeihen. Z 107. Die Halbinsel wird von zwei nahe verwandten romanischen Völkern bewohnt, von den Spaniern und Portugiesen, und dementsprechend bestehen hier auch zwei Staaten: das Königreich Spanien » » Portugal kn? 500.000 90.000 Mill. Einw. auf 1 km- 18 36 5 52 Die Urbewohner der Halbinsel waren die Iberer, die, von den Römern unterworfen, sehr bald die lateinische Sprache annahmen, ans der sich im Laufe der Zeit die spanische uud die portugiesische Sprache herausgebildet haben. Anfangs des 5. Jahrhunderts errichteten hier die germanischen Westgothen ein Reich, nahmen aber die (katholische) Religion und die Sprache der Besiegten an. Ihre Herrschaft wurde 711 von den Arabern gestürzt, denen die nordafrikanischen, ebenfalls mohame- dänischen Mauren folgten (vergl. Z 104). Nur im nördlichen Randgebirge bestand noch ein christlicher Staat, der aber in jahrhundertelangen glücklichen Kämpfen mit den Mohamsdanern sich immer mehr ansbreitete. Verschiedene christliche Reiche entstanden, aus denen endlich die heutigen Königreiche Spanien nnd Portugal Hervorgiengen. 1492 sank der letzte Maurcnstaat Granada, aber noch erinnern zahlreiche Ausdrücke und Sitten (die Stierkämpfe sind wahrscheinlich maurischen Ursprunges) und das heiße Blut des Südspaniers an jene Zeit der Fremdherrschaft. ' — Schneegebirge. Supan, Geographie. 10. Aufl. 9 130 Das 16. Jahrhundert war die Blütezeit der Halbinsel, deren oceanische Lage mm zur Geltung kam (vergl. H 104). Von Spanien aus wurde die neue Welt entdeckt und der größte Theil derselben erobert, die Portugiesen fanden den Seeweg nach Ostindien und gewannen hier und in Brasilien reichen Colonialbesitz. So wurden beide Länder mächtige Staaten (Spanien ein Reich, in dem die Sonne nie nntergieng), in denen auch Kunst und Literatur sich reich entfalteten. Aber schlechte Wirtschaft, schwache Regenten und unglückliche Kriege, in unserem Jahrhundert auch fortwährende Revolu¬ tionen und der Verlust der Colonien bis auf wenige Reste, untergruben den Wohl¬ stand des in Unwissenheit und Aberglauben versunkenen Volkes. Daher hat die Halb¬ insel jetzt, obwohl größer als Deutschland, um mehr als die Hälfte weniger Bewohner. Wie in Italien, so ist auch hier die katholische Religion die alleinherrschende. Die Hauptbeschäftigung bildet die Landwirtschaft, für die Küsten¬ bewohner auch Seehandel und Fischfang. Das wichtigste Erzeugnis ist der Wein, dem die südliche Sonne Kraft und Feuer verleiht. Daneben spielen auch andere Südfrüchte wie edle Obstarten und Olivenöl eine wichtige Rolle; die Korkeiche liefert fast der ganzen Welt den allbekannten Kork. Aber die pyrenäische Halbinsel hat auch reiche Mctallschätzc, auf deren Hebung man seit dem Verluste der amerikanischen Silbercolonien wieder größere Sorgfalt verwendet. Blei, Kupfer und Eisen sind die bedeu¬ tendsten Bergbau-Erzeugnisse. § 108. Spanien ist gegenwärtig das einzige Land, in dem noch die königliche Familie Bourbon (burboNg) herrscht (früher auch in Frank¬ reich und Neapel). Bis zum Beginn unseres Jahrhunderts war Spanien der größte Colonialstaat, wie jetzt England; jetzt besitzt es nur mehr die canarischen und zwei Guinea-Inseln und ein paar unbedeutende Plätze an der Westküste Afrikas. Die mittlere Hochebene, das alte Königreich CastiliciQ, beherrscht wie eine Hochburg die umgebenden Lande. Nahezu im Mittelpunkte des Reiches liegen die neue Hauptstadt Madrid und die alte Hauptstadt Toledo am Tajo, dem Hauptflusse des Laubes; Castilianisch ist die Schriftsprache Spaniens geworden. Madrid ist jetzt die einzige bedeutende Stadt der Hochebene, da auf dieser keine industrielle Thatigkeit herrscht; nur in der Sierra Morena wird Bergbau betrieben, Almaden" ist das größte Quecksilberbergwerk Europas. Ackerbau und Schafzucht ernährt die trüge und genügsame, dabei aber doch stolze Bevölkerung. Im Winter werden die Schafe von der kalten Hochfläche in die tiefer gelegenen und wärmeren Thäler von Estremadura getrieben, das schon ganz die Natur von Por¬ tugal theilt. Eine echte Steppe ist die staubige La Mancha (mantscha), so eben wie eine Tischplatte. ' Von den vielen Castellen (Burgen) zur Zeit der Kämpfe mit den Mauren benannt. Die spanischen Ortsnamen, die mit s.1 anfangen, sind arabischen Ursprunges (ul arabischer Artikel). ° Spanisch, — jenseits des Duero. 131 Die nördlichen Randländer blühen allmählich durch Eisen¬ bergbau auf; Bilbao im Baskenlandc (über die Basken s. Z 79) ist jetzt der Haupthafen. Westlich reihen sich daran die Berglandschaften Asturien h die Wiege der spanischen Monarchie, und Galicia (galißia) mit einer ausgezeichneten, vielzackigen Küstenbildung, indem das Meer in die unteren Theile der Thäler eindringt, denen kleine Felsencilande vorlagern. Solche schmale Thal-Meerbusen nennt man hier Rias; in einem derselben hat Spanien seinen atlantischen Kriegshafen Ferrol. Die Gallegos (galjegvs, Bewohner von Galicia) sind seetüchtige Leute und haben früher als die Nordeuropäer Walfischfang betrieben. In den Pyrenäen hat sich noch eine kleine Republik Andorra erhalten, die unter spanischem und fran¬ zösischem Schutze steht. Die östlichen Randlander bildeten ehemals neben Castilien das zweite spanische Reich, dessen Hauptland Aragonien war. Diese Landschaft, die das Ebrobecken umfasst, theilt in ihrer Abgeschlossenheit noch ganz die trockene, wenig fruchtbare Natur der castilianischen Binnenländer, ist aber wegen tieferer Lage wärmer. Die Hauptstadt Zaragoza (saragössa) liegt an jener Stelle des Ebro, wo ein Nebenfluss bequeme Verbindung mit Madrid ermöglicht. Die Küstenlandschaft Aragoniens ist Catalonien^, eine der wichtigsten und reichsten Provinzen Spaniens, deren Kohlen¬ schätze eine ausgedehnte Großindustrie (besonders Baumwollweberei) er¬ nähren. Die Hauptstadt Barcelona (barßelöna) ist nicht nur die erste Industrie-, sondern auch die erste Seestadt Spaniens am Mittelmeere. In den südlich daran sich reihenden Landschaften Valencia (walenßia) und Murcia (mürßia) finden wir in der noch erhaltenen künstlichen Be¬ wässerung, die besonders die Küstenebene um die große Stadt Valencia zu einem herrlichen Garten umschuf, noch Spuren der einstigen arabischen Herrschaft. Die kleinen bewässerten Grundstücke, Vegas, geben im Jahre doppelte Ernten. Der Kriegshafen nm Mittelmeere, Cartagena (kartajena), erinnert an die Zeit, da das südliche Spanien unter der Herrschaft der Karthager stand. Gegenüber dem Golf von Valencia liegen die Inselgruppen der Ba- leürenbund PityusenZ die zu Spanien gehören. Der Hauptort istPalma. Südspanien ist, obwohl von der Natur am reichsten ausgestattet, doch seit dem Ende der maurischen Herrschaft in Verfall. Die Tiefebene ' Baskisch, — Felsenland am Meere. Nach den Wcstgothen benannt (früher Kotlminnig.). b — Schlendererinseln, so genannt, weil von da im Alterthum die besten Schleuderer kamen. ' — Fichteninseln. 132 von Andalusien, die Kornkammer Spaniens, hat zwei größere Städte: Cordoba (kvrdowa), die alte Khalifenstadt, und Sevilla (sewilja), zur Zeit der spanischen Herrschaft über Amerika der erste Handelsplatz. Der atlantische Haupthafen Spaniens ist Cadiz (kädis), eine phönicische Colonie, schon nahezu 3000 Jahre alt. In der Nähe der See liegen die berühmten Weingärten von Jerez (chereß; den Wein nennen die Engländer Sherry sicherns). Das Hochland südlich vom Guadalquivir ist Granada, der letzte Besitz der Mauren. Am Nordabhange der Sierra Nevada liegt in bedeutender, die südliche Hitze in der wohlthuendsten Weise mildernder Seehöhe die Hauptstadt Granada mit der weltberühmten Alhambra, dem Schlosse der Maurenkönige. Am Südabhange der Sierra Nevada wächst der feurigste Wein, der nach seinem Ausfuhrhafen Malaga benannt wird; die hier vorkommenden silberhaltigen Bleierze sind schon von den Phöniciern und Römern ausgebeutet worden. Nahe der Südspitze Spaniens besitzen die Engländer die Festung Gibraltars welche die Einfahrt in das Mittelmeer beherrscht. Sie liegt auf einem hohen, steilen Felsen, der durch eine sandige Landzunge mit dem Fest¬ lande in Verbindung steht und den größten Flotten sicheren Schutz gewährt. Z 109. Das Königreich H'ortugcrL unter der Herrschaft des Hauses Bragan za (bragaußa) umfasst außer dem europäischen Hauptlande (wozu von den Portugiesen auch die Azoren und Madeira gerechnet werden) noch die überseeischen Besitzungen in Asien und Afrika, von denen aber nur die letzteren noch von Bedeutung sind. Die Hauptstadt Lissabon am Tajo (hier Tejo steschoj genannt), der sich hier golfartig erweitert und dann durch eine schmale Öffnung zum Meere abfließt, ist der erste Handels¬ und Kriegshafen Portugals, zugleich eine der schönsten Städte Europas. Porto (früher Lortus Lato, d. h. Hafen Cale, wovon Portugal den Namön erhielt), ein Flusshafen an der Mündung des Duero, führt den berühmten Portwein aus. Stüdtetcrfec. ° Aus dem arabischen vselisbel-al-larilc, nach den arabischen Feldherrn Tarik, der Spanien eroberte, genannt. 133 Das britische Inselreich. (N. B.) Cap Landsend (ländsend) 50, 12 o (5?/» v); Straße von Doller 51, 19 o (Istsv); Orkney-Inseln (örkni) 59, 15 o (8rv); Nordcanal 55, 12 o (5 Vs ^') i Valentin (ivalenschjä) 52, 7 o (10 Vs rv). Z 110. Der britische Archipel (315.000 üin?) besteht ans zwei großen Inseln: Großbritannien und Irland, und drei Inselgruppen: den Hebriden?, Orkney?- (örkni) und Shetlands^-Jnseln (schettländs). Seine Grenzen bilden im N. und W. der atlantische Ocean, im O. die Nordsee und im S. der Canal (la Manche (mansch)). Die beiden letzteren stehen durch die an ihrer engsten Stelle nur 33 Irin breite Straße von Calais (kale) oder Dover miteinander in Verbindung. Durch seine tief einschneidenden Meerbusen, seine trefflichen Häfen und seine günstige Lage nahe dem Festlande erinnert Großbritannien an Griechenland, nur nimmt ersteres nach N. an Breite ab und an Gliederung zu und der Gegensatz von O. und W. macht sich in etwas anderer Weise geltend als in Griechenland. Charakteristisch ist, dass die Meerbusen und die dadurch abgetrennten Halbinseln oder halbinselartigen Landvorsprüuge im W. und O. miteinander correspondieren: 1.) die Halbinsel von Cornwall (körnuell) und die Halbinsel an der Doverstraße; 2.) der Bristvlcanal (bristl) und die Themsebucht; 3.) Wales (uäls) und der flache Land¬ vorsprung von Norfolk (nöfok) und Suffolk (ßifok); 4.) die Bucht von Liverpool (livrpul) und der Wasche (uvsch); 5.) die Clyde- (kleid) und Forth-Busen (förß); 6.) die Lorn- nnd Mnray-Busen (möre). Nur die Solwaybucht (svlwä) au der Grenze von England und Schottland hat an der Ostküste kein Gegenstück. Diese Erscheinung hängt auf das innigste mit der Bodengestaltung zusammen. In der Südhälfte von Großbritannien oder England ist der Westen gebirgig, der Osten Tiefland, die Nordhälftc oder Schottland erfüllt aber das Gebirge ganz. Das britische Gebirge zerfällt nun in fünf, beziehungsweise sechs Gruppen; zwischen diesen Gruppen reicht das Tiefland von einer Küste zur anderen, nnd gerade an diesen Stellen treten die correspondierenden Meerbusen auf. > Die Engländer gebrauchen noch das alte englische Maß: 1 Fuß — 0-3in, 1 Meile — I o lein, 1 Qnadratiueile — L-v Icin^. Dieses Maß herrscht nicht nur in England, sondern auch in allen englischen Colonien nnd in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. ? Verstümmelt aus Hebriden (nach dem antiken Namen der Hauptinsel). ? Nach der nordischen Delphinart Orkn benannt. Aus Hetland ; Iiet --- Basalt (llulcanisches Gestein, das die Jusel znsammensetzt). ° — Sumpf, wegen der geringen Meerestiefe. 134 Z IN. Obwohl die britischen Inseln schon ziemlich weit nach N. liegen (der südlichste Punkt in der gleichen Breite wie Prag), haben sie doch so warme Winter, dass an den SW.-Küsten südländische Gewächse, wie Lorbeer und Myrte, im Freien wachsen können. Sie verdanken diesen Vorzug ihrer Lage inmitten eines für seine Breiten ungewöhnlich warmen Meeres; dieselben Seewinde aber, die die Wintertemperatur erhöhen, machen den Sommer kühl und umschließen den Himmel einen großen Theil des Jahres mit Nebel oder Wolken. Die hohen Westküsten der Inseln gehören zu den regenreichsten Gebieten Europas. Warme Winter, kühle Sommer und große Feuchtigkeit sind also die charakte¬ ristischen Eigenthümlichkeiten des britischen Klimas. Mit Ausnahme der Hochländer von Schottland und Wales und der Sümpfe ist das Land fruchtbar, und namentlich fällt das üppige Grün der Wiesen auf. Z 112. Die ursprüngliche Bevölkerung aller britischen Inseln bildeten Kelten. Im 5. Jahrhunderte wanderten die deutschen Angelsachsen ein und benannten das eroberte Land «England»; nur in dem schwer zugänglichen Gebirgslande von Wales erhielten sich die Urbewohner. Die Herrschaft der Angelsachsen wurde im 11. Jahrhunderte durch die Nor¬ mannen gestürzt. Diese, obwohl gleichfalls germanischer Herkunft, hatten in ihrer zweiten Heimat, der Normandie, die französische Sprache an¬ genommen und brachten sie mit nach England. Eine Menge französischer Worte drängte sich in die angelsächsische Sprache ein, und so entstand die englische Mundart. Im 17. Jahrhunderte wurden England, Schottland und Irland zu einem Reiche vereinigt. Irland blieb größtentheils keltisch, im südlichen Schottland aber wurde die englische Sprache bald die alleiuherrschende. Noch immer dringt sie siegreich gegen die keltische vor, um diese endlich ganz zu verdrängen. Bis zur Zeit der Königin Elisabeth (16. Jahrhundert) blieben die Briten ein Bauernvolk. Seit der Entdeckung Amerikas hörte aber das mittelländische Meer auf, die große Verkehrsstraße zu sein, und an seine Stelle trat der atlantische Ocean. Nun begannen auch die Briten zu einer seefahrenden Nation sich zu entwickeln, in fremden Erdtheilen wurden Colonien angelegt, und die Engländer bewiesen hierin ein größeres Geschick als die übrigen Völker. Während der langjährigen Kriege mit Napoleon zu Anfang des 19. Jahrhunderts benutzte England jede günstige Gelegenheit, um seinen Colonialbesitz zu vergrößern, und seit dieser Zeit ist es die erste Colonialmacht der Erde, das, was früher Spanien war. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verbesserte James Watt (dschäms uatt) die Dampfmaschine und gab dadurch Veranlassung zur Begründung 135 der modernen Großindustrie, die, im Gegensätze zur früheren Gewerbe- thätigkeit, nicht mehr durch Handarbeit, sondern mit Dampfkraft und Maschinen betrieben wird. Ihre Haupthebel sind Steinkohle und Eisen; beides besitzt Großbritannien in reichstem Maße, und es ist besonders günstig, dass sie meist zusammen Vorkommen. So wurden die Briten das erste Jndnstricvolk der Erde. An der Spitze steht die Baumwoll¬ industrie, zu der besonders Nordamerika, Ostindien und Ägypten den Rohstoff liefern; dann folgen als Hauptindustriezweige die Wollweberei, die Eisenindustrie und die damit in Verbindung stehende Maschinen- fabrication. Eine so außerordentlich lebhafte industrielle Thätigkeit erfordert eine großartige Entwickelung der Verkehrsanstalten, damit die Producte rasch nach allen Seiten hin verbreitet werden können. Diesen: Zwecke dienen Eisenbahnen und schiffbare Canäle, die die verschiedenen Fluss¬ systeme miteinander in Verbindung setzen. Auch iu der Verwendung der Dampfkraft im Eisenbahnverkehr ist England den übrigen Staaten der Erde vorangegangen. Die günstige Lage der britischen Inseln inmitten der bewohnten Landhalbkugel, der Hafenreichthum, der große Colonialbesitz und der Reich- thnm an Kohle und Fabrikserzeugnissen haben die Briten endlich znm Welthandclsvolke gemacht, und dadurch ist auch die englische Sprache die Welthandelssprache geworden. Alle bedeutenden Völker stehen mit England in Handelsverbindungen, alle Meere bis in die fernsten Winkel befährt die britische Flagge. England hat die größte Handelsflotte der Erde, und eine zahlreiche Kriegsflotte dient ihr zum wirksamen Schutze. Was England braucht, sind: 1.) Rohstoffe für seine Fabriken, nicht bloß Baumwolle, die nur in warmen Ländern gedeiht, sondern anch Schafwolle und andere Artikel, die es nicht in genügender Menge erzeugen kann; 2.) Nahrungsmittel, und zwar nicht bloß tropische und halb¬ tropische (besonders Thee), sondern auch Getreide, Fleisch u. s. w. Aller¬ dings steht die englische Landwirtschaft..auf einer hohen Stufe, und Gro߬ britannien ist znm waldärmsten Lande Europas herabgesunken, nm Raum für Äcker und Wiesen zu schaffen; aber trotzdem kann nicht so viel erzeugt werden, um eine Volksmenge von 4l Millionen (Dichtigkeit doppelt so groß als in Österreich-Ungarn!) zu ernähren. Diese Bedürfnisse, die sie durch ihren Welthandel befriedigen, bezahlen die Briten mit ihren Fabrikaten und ihrer Kohle. § 113. Das Bereinigte Königreich Großbritannien und Irland steht unter der Herrschaft des Hauses Hannover (Welf) und ist die älteste constitutionelle Monarchie, deren Verfassung vorbildlich geworden ist. Ein 136 Hemmnis der gedeihlichen Entwickelung ist der Gegensatz zwischen den protestantischen Briten und den katholischen Iren und das Streben der letzteren nach Selbständigkeit. Der Protestantismus erscheint in zwei Hauptformen: in England herrscht die Hoch- oder Episcopal- kirche, die die bischöfliche Würde beibehalten hat und deren Oberhaupt der König ist, während die schottische Kirche bloß Älteste oder Presbyter als geistliche Aufseher anerkennt. Das britische Reich ist aber zugleich auch ein Weltreich, das an Umfang das russische Reich und an Volkszahl China übertrifft. Im Gegensätze zu Russland erstreckt es sich jedoch nicht über ein zusammen¬ hängendes Territorium, sondern umfasst Gebiete, die über die ganze Erde zerstreut sind. Das ist seine Stärke, denn es vereinigt in sich die Prvducte aller Zonen, aber auch seine Schwäche, weil die Vertheidigung schwierig ist. Der Hauptbesitz ist Indien, und die Zugänge zum indischen Ocean sind durch verschiedene Colonien gesichert (vergl. Gibraltar, Malta, Cypern und Aden). Die anderen Hauptcolonien: Australien, Capland und Canada, stehen mit dem Mutterlande nur in loser Verbindung. Den bedeutendsten amerikanischen Colonialbesitz, die Vereinigten Staaten, hat England schon im vorigen Jahrhunderte verloren. MbersicHt der; vritischon Wot'trsictzors. Z 114. Kngband. Die drei Gruppen des englischen Gebirges sind: 1.) das niedere, zinnreiche Gebirge der Halbinsel Cornwallis; 2.) das Gebirge von Wales, das einzige auf englischem Boden, welches 1000 in Gipfelhöhe erreicht; 3.) das nordenglische Gebirge mit Gipfeln von 800 bis 900 in. Das englische Tiefland ist nur stellenweise wirkliche Ebene, meist aber welliger oder hügeliger Boden. Ein Hügelzug streicht vom Bristol¬ canal in einem Bogen bis nach der Landschaft Jork und trennt das östliche Alt- vom westlichen Nen-England. Der Hauptabdachung des Landes folgend, strömen die Flüsse von W. nach O.: so die Themse, Englands größter Fluss, die südliche Ouse (üß) und der Humber (Himber), der sich ans zwei einander entgegenkommenden Flüssen, dem Trent und der 137 nördlichen Ouse, znsammensetzt. Nur der Severn macht eine Ausnahme, indem er den mittleren Hügelzug nicht zu durchbrechen vermag, sondern zwischen diesem und dem Hochlande von Wales nach S. zum Bristolcanal fließt. Obwohl die Flüsse wegen der geringen Breite des Landes nur klein sind, führen sie doch, dank der großen Regenmenge, reichlich Wasser und besitzen trichterförmige Mündungen, die zur Flutzeit selbst großen Schiffen das Einfahren gestatten. Es ist in Z 110 gesagt worden, dass zwischen Griechenland und England gewisse Ähnlichkeiten, aber auch gewisse Unterschiede bestehen. In Griechenland ist die Ostseite sowohl durch reichlichere Küstenentwickelung wie durch das Vorhandensein von Ebenen begünstigt; in England ist dagegen die Westküste gegliederter, aber im O. liegt die Ebene und nach O. ziehen die Flüsse. So wendet auch England sein Antlitz nach O., dem nahen Festlande zn, und seine Geschicke sind mit dem des letzteren auf das innigste verbunden. Z 115. England ist nicht bloß das politische Hauptland, sondern auch der bevölkertste Theil der Inseln: 32 Mill, oder 210 auf dem Quadrat-Kilometer. Nur Belgien und Sachsen sind noch dichter bevölkert, aber in der Zahl der Großstädte (25 mit mehr als 100.000 Einw.) wird England von keinem europäischen Staate übertroffen. Östlich und südlich vom mittleren Hügelzuge liegt Alt-England, der Mittelpunkt der englischen Geschichte, der Sitz des Adels und des reichen Clerns, das Gebiet der Landwirtschaft. Unter den Städten ragt die Vier- millivnenstadt London, die Haupt- und Residenzstadt des Königreiches, der Mittelpunkt des britischen Welthandels vor allen hervor. London liegt gerade an dem Punkte des größten Flusses des Landes (Themse), wohin die Meeresflut noch größere Schiffe hinaufführt, ist also zugleich Binnen- und Seestadt. Günstig wirkt außerdem die große Nähe des Festlandes, wo fast gegenüber der Themse die Rheinmündung sich befindet. Den Mittelpunkt Londons bildet die City (ßktti), der älteste Theil der Stadt und der Sitz des Großhandels. Aus diesem Kern heraus ist die Stadt nach allen Seiten hin gewachsen, so dass die umliegenden Ortschaften von ihr verschlungen wurden. Außer der City liegen auf der Nordseite des Flusses noch die Stadttheile Westminster (uestminstr) und Westend, Sitz des Hofes, des hohen Adels, des Parlamentes (gesetzgebende Versammlung, bestehend ans dem Hanse der Lords (hoher Adels und dem Hanse der Gemeinen (Abgeordneten)) und der höchsten Behörden des Landes, und Castend (istend, d. h. -Ostende), der erste Seehafen des Reiches mit zahlreichen Docks (künstlich gemauerte Wasscrbassins, die durch Schleusen mit dem Fahrwasser in Verbindung stehen und zur Aufnahme von Schiffen dienen) und Lager¬ häusern über und unter der Erde. Auf der Südseite der Themse liegen die Fabriksviertel und Greenwich (grmitsch) mit seiner berühmten Sternwarte, von deren Meridian alle Seefahrer und viele Staaten die Mcridianzählnng beginnen. Zu den merkwürdigsten Gebäuden Londons gehören: 1.) die Paulskirche, die größte protestantische Kirche der Welt; 2.) der Totoer (tau'r), ehemals das Staatsgefängnis, jetzt Rüstkammer und 138 die Kronjuwelen enthaltend; beide in der City; 3.) die Westminstcrabtei, in deren Kapellen die größten Männer Englands ruhen; 4.) die Parlamentshäuser ander Themse; 5.) das britische Musenm mit der größten Bibliothek der Welt und reich¬ haltigen wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Wichtigere Binnenstädte sind Windsor (uindsr), die königliche Sommerresidenz, und die Universitätsstädte Oxford und Cambridge (kembridsch); die größten Städte liegen aber an der Küste. Von Dover, an der engsten Stelle der Meeresstraße, findet die Überfahrt nach dein Festlande statt. Im Süden concentriert sich der Seeverkehr an der der Insel Wight (ueit) gegenüberliegenden Küste; an der östlichen Bucht liegtPortsmouthr (pvrtsmeß), der erste Kriegshafen Englands, und Southampton (ßaußämptn), die Hauptstation der großen transatlantischen Dampfer. Im W. liegt an der Severnmündung Bristol (bristl). Ncu-England, jenseits des mittleren Hügelzuges, ist erst seit etwa 100 Jahren von Bedeutung geworden, aber jetzt ein fast zusammen¬ hängender Complex gewaltiger Fabriksstädte längs der großen Steinkohlen- und Eisenlagern, die halbringförmig um das nordbritische Gebirge herum¬ ziehen. Im NO. liegt der große Bezirk der Wollindustrie, dessen Mittel¬ punkt Leeds (lids) ist, dann folgt nach S. die Stadt der Messerschmiede, Sheffield (schefflld) und Nottingham (nvttingäm), die Stadt der Strumpfwirker, endlich Birmingham (börmingäm), wo alle möglichen Industriezweige sich vereinigen, besonders aber Nadeln und Stahlfedern fabriciert werden. Westlich davon dehnt sich das blaoir countr^ (bläk kzntri, d. h. schwarzes Land) aus, ein großer Schmiedebezirk, und daran schließt sich am oberen Trent der Töpferbezirk an, wo u. a. das berühmte, nach seinem Erfinder benannte Wedgewoodgeschirr (nedschwud) erzeugt wird. Im NW. schließt Lancashire (länkäschör), der größte Baumwollen- Jndustriebezirk der Erde, wo die Dichtigkeit der Bevölkerung auf 800 steigt, die Fabrikszone ab. Mittelpunkt ist hier Manchester (mäntschestr); Liverpool (llvrpul) ist der Einfuhrhafen für Baumwolle und dadurch die zweite Handelsstadt Englands. An der Nordküste ist der breite Hinüber die günstigste Stelle, wo sich Hüll zum Hauptausfnhrhafen Neu-Englands nach dem nördlichen Europa entwickelt hat. Ein zweites großes Kohlengebiet liegt um Newcastle on Tyne (njükäsl an tein); von hier bezieht hauptsächlich das Ausland die englische Kohle. Wales, wovon der jedesmalige englische Thronerbe den Titel führt (Prinz von Wales), ist ein dünn bevölkertes Gebirgsland, deren Bewohner noch größtentheils ihre alte keltische Sprache sprechen. Der Süden ist aber > inoutli englisch, — Mündung. 139 reich an Kohle und Eisen, und hier haben sich schon einige bedeutendere Städte entwickelt, unter denen die mächtige Seestadt Cardiff die wichtigste ist. Von der Insel Anglesea (änglsi, im Alterthnm Hanptsitz des keltischen Priester- und Druid enthums), die durch eine Eisenbahn-Hängebrücke mit Wales verbunden ist, findet die Überfahrt nach Dublin statt. Mitten in der irischen See liegt die Insel Man (män). Aus der Zeit, da die englischen Könige Herren von Frankreich werden wollten, stammt noch der Besitz der normannischen Inseln an der französischen Canalküste. Z 116. Schottland. Das niedcrschottische Gebirge steht mit dem nordenglischen in losem Zusammenhänge. Im N. wird es von einem schmalen Tieflandstreifen, den Lowlands (löländs, d. h. Niederlande) be¬ grenzt; jenseits derselben erhebt sich das schottische Hochland, das höchste Gebirge der Insel (Ben Nevis snivisj 1300 m, der höchste Punkt Gro߬ britanniens), dem seine zahlreichen Seen und die tief eindringenden Fjorde der Westküste einen hohen Reiz verleihen. In der Verbindungs¬ linie des Muray- und Lornbusens wird es durch ein so tiefes, gerad¬ linig verlaufendes Thal entzwei geschnitten, dass es hier gelang, durch den fahrbaren caledonischen Canal (Caledonien alter Name von Schottland) beide Meere zu verbinden. Als rauhes Gebirgsland hat Schottland nicht einmal ganz soviel Einwohner wie London, und über die Hälfte davon drängt sich in den fruchtbaren Lowlands zusammen. In diesem natürlichen Mittelpunkte des Landes liegt in der Nähe der Ostküste die Hauptstadt Edinburgh. Größere Bedeutung gewannen die Lowlands aber erst, seitdem man die reichen Kohlenfelder ausbeutet, in deren Mitte sich Glasgow (gläsgo) zu einer der größten britischen Fabriksstädte emporgeschwungen hat. Die zweite schottische Industriestadt (besonders für Leinen) ist Dundee (d,;ndi) an einem tief einschneidenden Fjord. Im Hochlande und auf den Inseln bilden Schafzucht und Heringsfang die Hauptbeschäftigung der armen Bewohner, die zum Theile auch noch an der alten Sitte und malerischen Tracht festhalten. Außer Aberdeeu (.tberdin) an der Ostküste gibt es keine größere Stadt. Staffa (stäffä), eine Insel der Hebriden, ist bekannt durch die dunkle Fingalshöhle, deren Boden vom Meere bedeckt ist. Z 117. Die zweite Hanptinsel, Irland, wird durch die irische See von Großbritannien getrennt. Es ist eine seenreiche Tiefebene, an den Rändern von G eb irgs grupp en eingerahmt, von denen aber nur die südwestlichste 1000 in Höhe erreicht. Die westlichen treten bis an das Meer heran und geben dadurch der Küste eine zackige Gestaltung, wie wir sie an der Westküste Großbritanniens finden, während die Ostküste auch hier viel geradliniger verläuft. Die Flüsse versumpfen wegen ihres 140 geringen Gefälles weithin die Tiefebene; der Hauptflnss Shannon (shännön) ist in seinem Laufe ein genaues Seitenstück zum Severn. Irland, wegen des herrlichen Grüns, das seinen Boden bedeckt, das «-grüne Erin» oder die Smaragdinsel genannt, ist nur so bevölkert wie London. Zwar ist die Ebene sumpfig und das Land arm an Kohle und Eisen, aber trotzdem könnte es eine viel dichtere Bevölkerung ernähren, wenn nicht Noth und Unzufriedenheit jährlich viele Tausende nach Amerika treiben und dadurch die Vvlkszahl von Jahr zu Jahr abnehmen würde. Die Ursache liegt mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Da die Iren zur Zeit, als in England die protestantische Lehre eingeführt wurde, Katholiken blieben, so wurden sie von den Engländern auf das härteste bedrückt, und obwohl sich die Zustände jetzt gebessert haben, sind die Folgen der früheren Misswirtschaft doch nicht ganz verwischt. Ihres ehemaligen Grundbesitzes beraubt, sitzen die Bauern auf ihren Ländereien nur auf Zeitpacht, wodurch jedes Streben für nachhaltige Verbesserung des Bodens ausgeschlossen wird. Für Schulen ist gar nicht gesorgt. Die reichen englischen Grundbesitzer verzehren ihre Einkünfte außerhalb des Landes. Etwa der siebente Theil der Bevölkerung lebt in Lehmhütten, deren einziges Gemach den Menschen und dem Vieh zugleich zur Wohnung dient. Kartoffeln sind die Hauptnahrung. Bedeutendere Städte liegen nur an der Küste; die Hauptstadt Dublin (dchlin) an der Stelle der Ostküste, wo diese England am nächsten tritt. Belfast (belfäst), in einer Gegend, die vorwiegend von eingewanderten protestantischen Engländern und Schotten bewohnt wird, ist die erste Handels- und Industriestadt (Leinen) Irlands. Von der Insel Valentin (wülenschjä), an der SW.-Ecke Irlands, gehen die großen Kabel (unterseeische Telegraphen) nach Amerika aus. Städtotafst. Dritte Abteilung. Lehrstoff der dritten Claffe. Fortsetzung von Europa (mit Ausschluss von Österreich-Ungarn). Die Schwei). N. B. und ö. L.) Genf 46-/,, 23-/« (6); Basel 47-/?, 25-/, (7-/?); Bregenz 47V-, 27-/, (g--/,); Finstermünz 47, 28 (10-/,); Como 4S-/, 26-/, (9); großer St. Bernhard 46, 24-/« (7). Z l. Die Schweiz (41.000 Icin^), neben Serbien der einzige größere europäische Staat ohne Meeresgrenzen, ist der Kern des west¬ europäischen Rumpfes. Sie umfasst nämlich 1.) das mittlere und höchste Stück der Alpen, an denen mit Ausnahme Großbritanniens und Russlands alle Großstaaten Europas theilnehmen, und 2.) die Quellgebiete der beiden Hauptströme Rhein und Rhone (rhön) und von dem dritten Hauptstrome der westeuropäischen Hälfte, der Donau, den Oberlauf eines der mächtigsten Nebenflüsse (Inn). Die Schweiz besteht aus drei Theilen: den Alpen im SO., mehr als die Hälfte des Landes einnehmend, der Hochebene in der Mitte und dem Juragebirge im NW. Z 2. Die Schweizer ALpen sind der mittlere Theil des Hoch¬ gebirgsbogens, der sich in einer Länge von 1100 kin vom ligurischen Meere bis in die ungarische Ebene erstreckt und im Mont Blanc-Stocke (monchläng), also genau in der Umbiegungsstelle, wo auch die Grenzen von Frankreich, Italien und der Schweiz sich berühren, seine höchste Höhe (4800 in) erreicht. Die Kämme haben in der Schweiz eine durchschnitt¬ liche Höhe von 2600 in, viele Gipfel erreichen noch 4000 in, die Pässe über die Hauptkettcn sinken nicht unter 2000 in herab. Aber diese Gebirgs¬ masse ist von einem Netze von Längs- und Querthälern tief durchschnitten, und diesem Umstande verdanken es die Alpen, dass sie das bevölkertste aller Hochgebirge sind. Die Alpen liegen in der südlichen Mittelzone (s. S. 104, Fig. 24), aber diese reicht aufwärts nur bis 1300 in; soweit reicht der gemischte Wald (Laub- und Nadelholz), die Obstzucht und der Ackerbau. Hier ist die Bevölkerung dichter und lebt in Städten und Dörfern. Dies ist der Cnlturgürtel. 144 Darauf folgt bis 1900 in der Nadclholzgürtel (Fichte, Lärche, Arve und Zirbelkiefer, die treffliches Schnittholz liefert). Hier finden wir noch kleine D örfer; Ackerbau ist nicht mehr möglich, aber die prächtigen Wiesen gestatten eine ausgedehnte Rind Viehzucht. Von der Waldgrenze (1900 in) bis zur Schneegrenze (2800 in) reicht der Almcngürtel. Almen sind Weideflächen, auf die im Sommer das Vieh aus dem Thale hinaufgetrieben wird; alleinstehende Sennhütten nehmen die Senner (Hirten) während ihres sommerlichen Aufenthaltes auf. Im Winter ist dieser Gürtel der Gemse, des Edelweißes und der Alpen¬ rosen gänzlich verödet. Der Schnecgürtel ist unter ewigem Schnee begraben, der sich in den weiten Mulden am oberen Ende der Thäler sammelt und von dort Eis¬ ströme oder Gletscher in den tieferen Thalregionen bis in die bewohnten Gürtel herabsendet, während von steileren Stellen der Schnee mit einem¬ mal als Lawine zu Thale stürzt. Der zwanzigste Theil der Schweiz gehört diesem Schneegürtel an; ihm verdanken wir die unversieglichen Wasser¬ schätze der Alpenflüsse. Z 3. Der Knotenpunkt der Schweizer Alpen ist der St. Gott¬ hard. Hier bildet sich ein Flusskreuz, indem die Längsthäler des Rhein und der Rhone mit den Querthälern der Reuß und des Tessin in ihren Quellwurzeln sich nahezu berühren. Rhein und Rhone fließen nach ent¬ gegengesetzten Seiten, aber in genau derselben Weise erst durch Längsthäler, dann mit scharfer Kniebiegung durch Querthäler, dann durch große Seen: Boden- und Genfer See (die beiden Grenzwächter der Schweiz), durch¬ brechen hierauf das Juragebirge und wenden sich endlich außeralpinen Gegenden zu, der Rhein nach N., die Rhone nach S. Die Thäler dieser beiden Flüsse zerschneiden die Schweizer Alpen in eine Nord- und eine Südhälfte. Die Südalpcn beginnen im W. mit der vergletscherten Kette der p en n i n i s ch e n Alpen die im M o n t e R o s a (4600 in, nur vom Mont Blanc übertroffen) gipfeln. Östlich vom Tessinthale breiten sich die rh li¬ tis ch en Alpen zu beiden Seiten des Engadin, des großen Läugs- thales des Inn, aus; hier steigen nur mehr einzelne Bergstöcke über die Schneegrenze empor, am höchsten die Bernina (4000 in). Die Nordalpen werden durch drei Querthäler zerschnitten; durch das der Aare mit dem Brienzer und Thuner See (ursprünglich Ein ' Auch hier kehrt, wie in den Worten Alpen und Apenninen, die keltische Wurzel xvn — Berg wieder. Genannt nach dein alten Volke der Rhäter, deren Nachkommen noch hier leben. 145 See, dann durch das Delta der Lntschine getheilt), durch das der Renß mit dem einem verbogenen Kreuze gleichenden Vierwaldstätter See und durch die ebenfalls erst später getheilten Wallen- und Züricher Seen. Auf diese Weise gliedert sich der Hauptkamm der Nordalpen in vier Theile: 1.) Der Bergzug des Berner Oberlandes, der im W. zu der mächtigsten Schneegebirgsmasse der Alpen (Finsteraarhorn 4300 m) anschwillt; 2.) der Dammastock (3600 m); 3.) die Kette der Glarer Alpen (Tödi 3600 m); 4.) die niederen Appenzeller Alpen, die nirgends mehr die Schneegrenze erreichen. Z 4. Gegen N. hin senken sich die Bergketten der Alpen immer tiefer und verlieren sich endlich in die niederen Höhenzüge der Schweizer Kochebene. Nur einige höhere Berge treten weit in die Ebene hervor und sind dadurch, wie der Rigi und Pilatus, berühmte Aussichtspunkte geworden. Nach NW. schließt die Bergkette des Jura (bis 1700 m hoch) mauergleich die Hochebene ab und zwingt alle nach NW. fließenden Gewässer, sich nach NO. zu wenden. Die Aare sammelt sie alle und führt sie dem Rhein zu. In den Thälern dieser Flüsse liegen, alle nach NW. sich er¬ streckend, die berühmten Alpenseen, deren größte wir bereits genannt haben; eine zweite Gruppe bilden die Juraseen bei Neuchätel (nöschatel) oder Neuenburg mit Erstreckung nach NO. Z 5. Die ältesten Bewohner der Schweiz waren Kelten, die unter römischer Herrschaft die lateinische Sprache annahmen. Aus dieser ent¬ wickelte sich das Rhätv-Ladinische, das noch im oberen Rheinthal und im Engadin gesprochen wird. Im frühesten Mittelalter erfolgte die deutsche Einwanderung von NO., nur der äußerste SW. blieb romanisch (französisch). Die Italiener drangen im Tessinthale vor. Jetzt gibt es 2,200.000 Deutsche, 600.000 Franzosen und 200.000 Italiener und Rhäto-Ladiner, die Gcsammtbevvlkerung beträgt also 3 Millionen. Etwas mehr als die Hälfte sind Protestanten, katholisch ist der größere Theil der eigentlichen Alpenbewohner geblieben. Ursprünglich gehörte die Schweiz zum deutschen Reiche. Als die Habsburger die Umwohner des Vierwaldstätter Sees, ein freies und tapferes Baucrnvolk, sich unterthan machen wollten, gründeten diese einen Bund (Eidgenossenschaft, Sage von Tell und Gessler) und behaupteten in glücklichen Kämpfen nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern erweiterten anch immer mehr ihre Herrschaft. Im 16. Jahr¬ hunderte bestand die Eidgenossenschaft bereits aus 13 Cantonen'; zu diesen kamen in der französischen Revolution nnd nach Napoleons Sturze 9 neue, welche früher nur in einem losen Verhältnisse zum Bunde gestanden waren. Die Abhängigkeit vom deutschen Reiche hatte schon am Ende des 15. Jahrhunderts aufgehört. ' Davon sind jetzt 3 zweigeteilt. S u p au, Geographie. 10. Aufl. 10 146 Die Schweiz bildet jetzt eine Bundesrepublik; jeder der 25 Cantone ist eine Republik für sich, die ihre inneren Angelegenheiten selbständig verwaltet; über die gemeinsamen Angelegenheiten aber wird von den Ver¬ tretern aller Cantone gemeinsam berathen. Die oberste Behörde ist der Bundesrath (aus sieben gewählten Mitgliedern bestehend), dessen Sitz die Bundeshauptstadt Bern ist. Die Grenzen gegen die vier Großstaaten, welche die kleine Schweiz umgeben, verlaufen zum Theile auf den Kämmen des Jura und der Alpen (über die Ausbuchtung im Tessinthale sieh II. Abtheilung, Z 97), znm Theile längs des Rheins und des Bodensees. § 6. Dass die Schweiz trotz der ungünstigen Nachbarschaft von Großstaaten ihre Unabhängigkeit bewahrt hat, verdankt sie dem Umstande, dass sie das Durchgangsland von Westeuropa nach Italien ist und daher kein Nachbarstaat sie dem anderen gönnt. Die Hauptverbindungs¬ linie stellt jetzt die Gotthardbahn her, die den wasserscheidenden Kamm in einem großen Tunnel überwindet. Neben deni St. Gotthard waren in früherer Zeit noch der Simplon in den penninischen Alpen mit der ältesten Kunststraße (von Napolen I. erbaut), der große St. Bernhard, einer der höchsten Alpenpässe (2500 in) mit einem berühmten Hospitz (zur Dora Baltea) und die Pässe, die von den Rheinthälern nach S. führen, besonders der Splügen, viel besucht. Einen reichen Schatz besitzt die Schweiz auch in ihren landschaft¬ lichen Schönheiten (Hochgebirge und Seen); sie wurde dadurch ueben Italien und den Rheingegenden der Hauptanziehungspunkt für Fremde und ist mit Recht als das «europäische Gasthaus- bezeichnet worden. Der karge Boden bietet wenig Nahrungsmittel. Im Alpenlande ist der Ackerbau nur auf wenige tiefgelegene Thalstrecken beschränkt, aber die herrlichen Weiden begünstigen die Viehzucht, und Käse ist das wichtigste Erzeugnis der Berggegenden. In früheren Zeiten wanderten die Schweizer viel aus, um Söldnerdienste in fremden Ländern zu nehmen; jetzt finden sie auch in der Heimat Beschäftigung, denn die Schweiz ist trotz des Mangels an Kohle, aber unterstützt durch reichliche Wasserkräfte, ein Industrieland ersten Ranges geworden. Die Verarbeitung von Seide und Baumwolle (im NO.) und die Uhrenfabrication (im SW.) sind die Hauptzweige der Industrie, die ihren Sitz hauptsächlich auf der Hochebene hat. Nur auf diese Weise ist es möglich, Brot für eine ver¬ hältnismäßig dichte Bevölkerung (71 auf l Icin^) zu beschaffen. Z 7. Inmitten des nördlichen Alpenlandcs umgeben den Vierwald¬ stätter See die drei Urc antone: Schwyz (das dem ganzen Lande den ' Die vier Waldstätten sind die Urcantone und Luzern. 147 Namen gegeben hat, mit dem Hauptorte gl. N.) im O., Uri (Hauptort Altdorf) im S. und Unterwalden im W. Das alpine Aaregebict umfasst das Berner Oberland (zum Flachlandcauton Beru gehörig), den schönsten Theil der Schweiz, weil hier die mächtigen Bergriesen Finsteraarhorn, Jungfrau, Mönch u. s. w. aus tiefgelegenen Thalsohleu plötzlich zu großer Höhe ansteigen. Thun am Ausgange der Aare aus dem Thuner See ist der Hauptort, Interlaken auf der Delta-Ebene zwischen den beiden Aareseen der Hauptsammelplatz der Fremden. Das Gabelthal der Lütschine führt mitten in die Hoch¬ gebirgswelt; der untere Grindelwaldgletscher steigt bis zum Dorfe Grindel¬ wald herab, am tiefsten unter allen Alpeugletscheru. Nordöstlich von den Ureantonen liegen die Cantone Glarus und St. Gallen mit den gleichnamigen Hauptstädten und Appenzell. Sie nehmen schon Theil an der industriellen Thätigkeit der Hochebene. Das südliche Alpenland zählt nur drei, zwar ausgedehnte, aber- dünn bevölkerte Cantone: das größtentheils französische Wallis(Rhöne- gebiet), das italienische Tessin und das größtentheils romanische Grau¬ bünden (Rheinthäler und Engadin). Chur am Rheinknie ist die größte Stadt des eigentlichen Schweizer Alpenlandes. Im Engadin liegen mehrere Curorte für Lungenleidende, denen die reine Luft des hochgelegenen Thales heilbringend ist. 8 8. Die Reihe der deutschen Cantone der Hochebene und des Jura, die mit zwei Ausnahmen alle nach ihren Hauptorten benannt sind, beginnt im N. mit Basel, der großen Handelsstadt am Rheinknie, ebenso wie Schaffhausen (mit dem berühmten Rheinfall) außerhalb der natür¬ lichen Grenzen der Schweiz gelegen. Die größte Stadt nicht nur der Hoch¬ ebene, sondern auch der ganzen Schweiz ist Zürich am Ende des gleich¬ namigen Sees, der Mittelpunkt der Webe-Industrie und das geistige Haupt der deutschen Schweiz. Südwestlich gelangen wir über Zug am See gl. N. nach Luzern am Ende des Vierwaldstätter Sees, den Ausgangspunkt der Gotthardstraße nnd berühmt durch seine herrliche Umgebung. Im Canton Aargau erheben sich an der Aare die Ruinen des Schlosses Habsburgs, des Stammsitzes des österreichischen Kaiserhauses. An der Aare liegt die Bundeshauptstadt Ber n. Freiburg ist schon zum Theile französisch. Die wichtigste Stadt der französischen Schweiz ist Genf am Ende des gleichnamigen ' vullis lateinisch, — Thal; hier das Rhöucthal gemeint. ? Früher eine eigene Eidgenossenschaft von drei «Bunden», von denen einer der «graue Bund» hieß. " Verkürzte Form vou Habichtsburg. 10* 148 E Sees. Dieser herrliche See mit seinem milden Klima und in der Nähe der höchsten Alpenhäupter ist von einem Kranze von Orten umgeben, unter denen Lau¬ sanne, die Hauptstadt des weinreichen Cantons Waadt, der größte ist. Der Canton Neuchätel (nöschatel) ist der Hauptsitz der Uhrenfabrication und umfasst den größten Theil des Jura mit der Industriestadt Ch aux de fonds (schö dö fong) sowie das Seenvorland mit der Hauptstadt Neuchätel. Stüdtetafek. Zürich . . . ISO Tausend Einwohner, Basel ... 98 » Genf ... 80 » » Bern ... SS » » Das deutsche Reich. (Zeichnung auch für Niederlande und Belgien. — N. B. nnd ö. L.) Dünkirchen 51, 20 (2^); Helder 53, 22»/? (4'/Z; Cuxhafen 54, 26 '/« (8 '/-) ; dänisch-deutsche Grenze 55 '/? ; Trave¬ münde 54 , 28'/s (1t); Memel 55'/s, 39 (21); Oderbiegung nach NW. 50, 36 (18'/-); Elbe-Eintritt 51, 32 (14); Eger 50, 30 (12>/z); Passan487r, 31 (>3>/,); Künigssee4772, 30^(13); Basel 47^, 25 (7'/2>; Metz 49, 23'/« (6). Allgemeine Übersicht. Z 9. Der Boden Mitteleuropas senkt sich gleich¬ sam in drei Stufen von S. nach N. Die oberste Stufe bilden die Ostalpen, die mittlere die deutschen Mittel¬ gebirgslandschaften, die untere die deutsche Tiefebene. Von den Ostalpcn gehört nur ein kleiner Theil zum deutschen Reiche; ihre Südgrenze verläuft unregel¬ mäßig über Kämme der äußersten Alpenketten und quer durch Thäler, so dass von allen größeren nach N. gehenden Flüssen nur die Iller ganz zum Reiche gehört. Im SW. bild en Bodensee und Rhein die Grenze gegen die Schweiz. ß 10. Die deutschen Mittclgebirgslandschaftcn bestehen einerseits ans Ebenen nnd welligem oder 149 hügeligem Gelände, anderseits ans Ketten- und Massengebirgen, die von SW. nach NO., von SO. nach NW., seltener von S. nach N. streichen und nur in wenigen Gipfeln 1000 in übersteigen. Dem NW.-Systeme gehören an: 1.) der Böhmerwald mit dem baierischen Walde, das Fichtelgebirge, der Thüringer Wald, das Bergland an der Werra und der Teutoburger Wald; 2.) die Sudeten, dann nach einer langen Unterbrechung der Harz und das Weser-Bergland. Die NO.-Systeme sind: 1.) der schwäbische Jura, 2.) das Erz¬ gebirge, 3.) das mittel- und niederrheinische Bergland. Das N.-System ist vertreten: 1.) durch die Gebirge zu beiden Seiten des Oberrheins, 2.) durch den Frankenjura. Dadurch, dass Gebirge von entgegengesetzter Richtung zusammen¬ stoßen, entstehen eine Reihe abgeschlossener Landschaften (ähnlich wie auf der östlichen Balkanhalbinsel), und dieser Umstand hat zur Zersplitterung des deutschen Volkes in verschiedene Staaten wesentlich beigetragen. Im O. bildet Böhmen eine solche gegen Deutschland abgeschlossene Landmasse. Es gehört zwar zu Österreich, ist aber insoferne auch hier in Betracht zu ziehen, als die deutsche Grenze auf den Höhen der Rand- gcbirge (Böhmerwald, Erzgebirge und Sudeten) verläuft und einer der größten deutschen Flüsse (Elbe) hier seinen Ursprung nimmt. Den W. nehmen die Rheinlandschafteu ein. Hier ist das einzige Gebiet, wo das südliche und nördliche Deutschland durch einen Strom verbunden sind. Der Rhein gehört zwar drei Staaten an: die Quelle der Schweiz, die Deltamündnng den Niederlanden, aber der weitaus größte Theil des Laufes ist deutsch. Über die Anhöhen der westrheinischen Gebirge verlaufen die Grenzen gegen Frankreich und Belgien. Die mittleren Berglandschaften sind hydrographisch sehr zerstückelt. Wir haben hier von S. nach N. 1.) die oberdeutsche Hoch¬ ebene, zum Donangebiete gehörig, mit Abfluss nach N. und O.; 2.) die schwäbisch-fränkische Terrasse, der.en Flüsse Main und Neckar nach W. zum Rhein fließen; 3.) die Landschaften Hessen, Thüringen und Sachsen mit Abfluss nach N. zur Weser und Elbe. Z 11. Im Gegensätze zu dieser Zersplitterung des südlichen und mittleren Deutschlands ist das nördliche Drittel eine einzige Tiefebene, die ohne scharfe Grenze einerseits in das russische, anderseits in das nieder¬ ländische Flachland übergeht; auch auf der jütischen Halbinsel ist die Grenze nur eine politische. Wie der Lauf der Hauptflüsse zeigt, dacht sich die Tiefebene nach N. und NW. ab und verläuft allmählich in die Ost- und Nordsee. Die Hanptflüsse sind die Weser, die als Werra im Thüringer 150 Walde entspringt; die Elbe, deren Oberlauf in Böhmen liegt, wo sie auf der Südseite der Sudeten entspringt; die Oder, die ebenfalls auf öster¬ reichischem Boden in den Sudeten entspringt, und die Weichsel, die aus den Karpaten kommt und von der nur der Unterlauf deutsch ist. Weser und Elbe münden wie der Rhein in die Nordsee, Oder und Weichsel in die Ostsee. H 12. Das deutsche Reich ist nach Großbritannien und Italien der am dichtesten bevölkerte Großstaat Europas (97 auf 1 km?.) Von den 52 Mill. Bewohnern sind nur wenige nicht deutsch: Slaven an der Ostgrenze und Franzosen an der mittleren Westgrenze. Die Deutschen scheiden sich sprachlich in Ober- und Niederdeutsche; eine Linie von Krefeld bis Fürstenberg an der Oder bildet ungefähr die Grenze. Die Sprache der Oberdeutschen (das sogenannte Hochdeutsche, weil es im höher gelegenen Süden gesprochen wird) ist ini Laufe der Zeit die ausschließliche Schrift¬ sprache geworden. Für das hochdeutsche -das» sagen die Niederdeutschen «dat»; darnach bezeichnet man diese Sprachen als Das- und Dat-Sprachen. Die Nieder- oder Plattdeutschen (beide Bezeichnungen stammen von der Beschaffenheit der Wohnsitze — Tiefebene — her) heißen auch Niedersachsen. Die sogenannten mitteldeutschen Mundarten der Obersachsen, Thüringer, Hessen und Rheinfranken bilden den Übergang zu den echt oberdeutschen (süddeutschen) Mundarten der Mainfranken, Baien: und Schwaben. Z 13. Das deutsche Reich ist ein aus 25 Staaten und einem Reichs¬ lande bestehender Bundesstaat, an dessen Spitze der jedesmalige König von Preußen (ans dem Hause Hohenzollern) als «deutscher Kaiser» steht. Unter seinem Schutze stehen Besitzungen in Afrika, in der Südsee und in China. Die Deutschen wohnten schon lange v. Chr. in ihren heutigen Wohnsitzen und beschäftigten sich vorzüglich mit Krieg und Jagd. Im 4., ö. und 6. Jahrhunderte wanderten zahlreiche Stämme nach W. (Franken) und S., zerstörten das römische Reich, gaben aber bald ihre Sprache auf und vermischten sich mit den Besiegten (vergl. Spanien und Italien). Die ursprünglichen Wohnsitze der Ausgewanderten besetzten Slaven, meist dem polnischen Stamme angehörig, die im früheren Mittelalter bis zur Elbe und sächsischen Saale wohnten, wo noch jetzt zahleiche Ortsnamen auf «itz» und «ow» oder «o» ihre ehemalige Anwesenheit verrathen. Karl der Große (768 bis 814) gründete ein gewaltiges Reich, das Frankreich und Deutschland bis zu den Slavengrenzen, Böhmen, Mähren, die österreichischen Alpenländer und Italien bis über die Tiber umfasste. Bald nach seinem Tode aber verfiel das Reich in eine West- (Frankreich) und Osthälfte (Deutschland). Das «heilige römische Reich deutscher Nation» (962 bis 1806) war viel größer als das heutige deutsche Reich. Es umfasste außer dem letzteren noch Böhmen, Mähren, alle Alpenlündcr, das Rhone-Tiefland, Niederlande und Belgien und die Nordhälfte von Italien. An der Spitze stand ein von den sieben Kurfürsten gewählter König, der zugleich römischer Kaiser war. Die östlichen Slaven wurden unterworfen und germanisiert. Dasselbe Schicksal traf seit 1230 die den Lithauern verwandten Preußen, als der deutsche Ritterorden sic dem Christcnthum und seiner Herrschaft unterwarf. 151 Während die Deutschen im Osten verlorenes Gebiet wieder zurückerobcrten, sank ihr Macht im W. und S. Die italienischen Staaten machten sich unabhängig, Frankreich drang immer weiter vor. Die inneren Zerwürfnisse trugen die Hauptschuld daran. Sie zerrütteten das Reich völlig, als sich im 16. Jahrhunderte durch Luthers Reformation auch noch kirchliche Streitigkeiten hinzugcsellten, das deutsche Volk sich in Katholiken und Protestanten schied, und die letzteren, nm ihre Religion zu retten, im dreißig¬ jährigen Kriege die Schweden und Franzosen zu Hilfe riefen. Jetzt sind etwa Vs der Deutschen protestantisch (besonders im N.) und Vs katholisch (besonders im S.). Seit 1648 bestand das deutsche Reich nur noch dem Namen nach. Die Nieder¬ lande und die Schweiz hatten sich losgerissen, die Wcstgrenze war ungefähr die heutige, nur Elsass-Lothringen war schon französisch geworden. Im Innern gab es etwa 300 reichsunmittelbare weltliche und geistliche Fürsten, Herren und freie Städte, über die der Kaiser keine Gewalt mehr besaß. Aus diesem Staatengewirr, an das nur mehr die kleinen norddeutsche» Staaten erinnern, erwuchsen zwei Großmächte, die öster¬ reichische im S. und die preußische im N. Im Zeitalter Napoleons 1 hörte das deutsche Reich auch dem Namen nach zu existieren auf (1806). Der größte Theil Deutschlands schmachtete unter französischer Herrschaft, die aber mit Napoleons Sturze eudete. Von den zahlreichen deutschen Staaten waren nur mehr 33 übrig geblieben. Diese schlossen den deutschen Bund (1815 bis 1866), der durch den Krieg zwischen Österreich und Preußen ein Ende nahm. Seit 1866 ist Österreich kein deutscher Staat mehr. Preußen gründete den norddeutschen Bund (1867 bis 1871), den der Main von den süddeutschen Staaten trennte. Der Krieg gegen Frankreich (1870/71) einigte Nord- und Süddeutschland; 1871 wurde das deutsche Reich errichtet. -Moliti sehe WlöorsicHt des deutschen Weiches > Sachsen-Weimar ist Großherzogthum. 152 Z 14. Die Mittelgebirgslandschaften gehören zur südlichen, die Tief¬ ebene zur nördlichen mitteleuropäischen Klimazone (s. II. Abtheilung, Z 78); die hohe Lage einzelner Gegenden des Südens gleicht aber den Unterschied der geographischen Lage häufig aus. Der Niederschlag ist, dank der Nähe des Meeres, reichlich; im Altcrthume war Deutschland voll von Sümpfen und Wäldern, die der Cultnr weichen mussten, aber auch jetzt noch bedeckt der Wald (Buchen, Eichen, Fichten, in den sandigen Gegenden des Tieflandes die Kiefer) ein Viertel des Reiches. Während man ihn in anderen Ländern aus kurzsichtiger Gewinnsucht ansrottet, pflegt ihn der Deutsche mit Liebe und Verständnis. Zum Ackerbau (Hauptfrucht Roggen) eignet sich der größte Theil Deutschlands, aber es vermag doch nicht die große Zahl seiner Bewohner zu ernähren. Jährlich wandern durchschnittlich 70.000 Deutsche aus, besonders nach Amerika. Ein fast noch wichtigerer Erwerbszeig ist die Industrie, die besonders in Sachsen und in den Rheinlanden ihren Sitz hat und hier eine große Menschenansammlung hervorruft. Sie beruht wie in England auf dem Reichthum einzelner Gegenden an Kohle und Eisen, worin das deutsche Reich alle Staaten des Continentes übertrifft. Auch im Welthandel spielt es neben Großbritannien die hervorragendste Rolle; es hat die größte Handelsflotte und die meisten Eisenbahnen unter allen Großstaaten des Festlandes. Schon im Mittelalter hatten sich die norddeutschen Städte zu gemeinsamem Handel verbunden, und dieserHansa- bund hat die Nord- und Ostsee fast ausschließlich beherrscht, solange die anderen Küstenstaaten schwach waren. In Bezug auf allgemeine Volks¬ bildung nehmen die Deutschen den ersten Rang ein, in Wissenschaft und Kunst haben sie ebensoviel geleistet, wie irgend ein anderes Culturvolk. Süddrutschland. H 15. Die Schweizer Hochebene setzt sich jenseits des Bodensees in der oberdeutschen Kochebene fort, die bis zum Inn und der Salzach deni deutschen Reiche, und zwar Württemberg und Baiern, angehört. Nur an den Bodensee reicht auch Baden heran; die badische Stadt Konstanz am zweigetheilten NW.-Ende, wo im 15. Jahrhunderte das große Concil abgehalten und Hnss verbrannt wurde, und das baierische Lind au sind die größten deutschen Orte an diesem See. Von den Vorhöhen der Alpen senkt sich die oberdeutsche Hochebene allmählich nach N., wo sie durch den sanft sich abdachenden schwäbischen und fränkischen Jura und den sich damit kreuzenden baierischen Wald (Parallelzng des Böhmerwaldes) abgeschlossen wird. Hier am Nordrande müssen sich alle von den Alpen kommenden Gewässer sammeln und den 153 Ausweg nach O. nehmen. Der Hauptstrvm ist die Donau, die im Schwarz¬ walde entspringt (Quellflüsse Brege und Brigach) und genau dem Nordrande entlang nach O. fließt. Die von den Alpen kommenden Nebenflüsse Iller und Lech gehen gerade nach N., Isar nnd Inn dagegen nach NO. Nur an der Iller reicht die Reichsgrenze bis an die Wasserscheide, alle anderen Flüsse kommen ans den österreichischen Alpen, der Inn sogar aus der Schweiz. Er ist länger als die Donau bis zu seiner Einmündung in diese und übertrifft den Hanptfluss im Sommer auch an Wassermenge, da er seinen Oberlauf mitten durch die vergletscherten Hochalpen nimmt. Am Südrande hat die Hochebene einen hügeligen Charakter und wird durch eine Reihe von Seen belebt, von denen der Chiemsee und der Starnberger See bei München die bekanntesten sind. Soweit die Ebene nicht von Geröll bedeckt oder versumpft ist, ist sie gutes Ackerland; wegen der hohen Lage (München 500 na über dem Meere) ist das Klima iin Winter ranh. Die größte Stadt dieser Landschaft ist jetzt Münch en, die Hauptstadt Baierns an der Isar, das von König Lndwig I. durch herrliche Bauten geschmückt und wegen seiner Sammlungen und Lehranstalten einer der ersten Kunststädte Deutschlands wurde. Universität und technische Hochschule . machen es auch zum geistigen Mittelpunkte Baierns, und in dem Hanpt- industriezweige des Landes (Bierbrauerei) nimmt es ebenfalls den ersten Rang ein. Bedeutender war einst Augsburg am Lech, im Alterthume Hauptstadt der römischen Provinz Vindelicia, im Mittelalter die Ver¬ mittlerin des Handels zwischen den oberitalienischen Städten und dem Rhein über den Brenner, auch jetzt noch eine wichtige Handels- nnd Industriestadt. Die baierischcn Donaustädte sind: Passau an der Jnnmündung, Regens¬ burg am nördlichsten Punkte der Donau (Mündung des Regen, der das Thal zwischen dem baierischen und Böhmerwalde durchfließt), einst wichtige Reichsstadt, und die Festung Ingolstadt. In Württemberg liegt Ulm und weiter oberhalb Sigmaringen, der Hauptort der preußischen Be¬ sitzung Hohenzollern (mit dem Stammschlosse der Hohenzollern am Nordrande des schwäbischen Jura). Von N. her erhält die Donau nur kurze Nebenflüsse von dem nahen Jura, nur an dem nördlichsten Punkte ihres Laufes (Gegend von Regens¬ burg) öffnet sich auch die Nordseite. Zwischen dem fränkischen Jura, der nach N. umbiegt, und dem Böhmerwalde liegt die baierische Gber-pfatz, durch welche die Nab vom Fichtelgebirge her der Donau zufließt. Z 16. An seinem SW.-Ende ist der deutsche Jura auf das innigste mit dem Schwarzwalde verwachsen. Von da zieht er als rauhe Alp nach NO., erleidet im Thale der Wörnitz (Nebenfluss der Donau) 154 eine vollständige Unterbrechung und erscheint jenseits derselben als frän¬ kischer Jura, der dann nach N. umbiegt und am Main endet. Es sind kahle, rauhe Kalkhochflächen, die nur im äußersten SW. 1000 in erreichen, nach O. aber au Höhe abnehmen; nach der Donauseite senken sie sich sanft, nach der rheinischen (d. h. nach NW. und W.) dagegen stürzen sie steil ab und nehmen dadurch Gebirgscharakter an. Wie der Jura im S. und W., so umschließen Fichtelgebirge, Frankenwald, Rhön und Vogels¬ berg im N. die fränkisch-schwäbische Gerrcrsse, die sich nur nach W. hin zum Rhein öffnet. Dieser Hauptabdachung folgt der Main. Er entspringt im Fichtel¬ gebirge (weißer Main) und Jura (rother Main) und fließt in einer Zickzacklinie nach W. Nachdem er zwischen dem Spessart^ und Oden¬ wald (beide ca. 600 in hoch) einen Durchgang gefunden, tritt er in die oberrheinische Ebene hinaus und mundet bei Mainz in den Rhein. Sein Hauptnebenfluss ist die Regnitz, die das Becken zwischen dem Franken¬ jura im O. und der Frankenhöhe und dem Steigerwalde im W. entwässert und durch den Lndwigscanal Rhein- und Donangebiet ver¬ bindet. Westlich von dem letztgenannten Höhenzuge breitet sich das Becken des Neckar aus, der in den Rhein mündet. Wie der Main der fränkische, so ist der Neckar der schwäbische Fluss. Die reichlich bewässerte Terrasse hat ein mildes Klima, das auch Weinbau gestattet, und gehört zu den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands. Das Maingebiet oder Franken gehört zu Baiern, das im NO. sogar noch etwas in das Elbegebiet hinübergreist (Stadt Hof an der Saale). In der Mitte des Regnitzbeckens (am Nebenflüsse Pegnitz) liegt Nürnberg mit dem ganz nahen Fürth, die erste Industriestadt Baierns. Nürnberg mit seiner industriellen Thätigkeit steht einzig in seiner Art da; schon seit Jahrhunderten ist es die erste Fabriksstadt Vaierns. Hier wurden die Taschenuhr (Nürnberger Ei), das Messing, die Windbüchse u. s. w. erfunden, die Holzschneidekunst und die Landkarten wesentlich verbessert; hier werden seit Jahrhunderten tausenderlei «Nürnberger Kurzwaren» erzeugt, um, von keinem anderen Fabriksorte erreicht, durch die Welt zu gehen. Ans der Zeit seines mittelalterlichen Glanzes besitzt Nürnberg herr¬ liche Bauwerke, wie es überhaupt das Aussehen einer alterthümlichen Stadt (Manern, Thore rc.) treuer bewahrt hat, als irgend eine andere große Stadt Europas. Die Steinbrüche bei Svluhofen im fränkischen Jura liefern aller Welt die lithographischen Platten. Unterhalb Nürnberg die Universitäts¬ stadt Erlangen. Am Main sind die bedeutendsten Städte Baireuth, die Bischofsstadt Bamberg und Würzburg, Universitätsstadt inmitten ausgedehnter Weingärten. > — Spechtshart (bürt altdeutsch, — Wald). 155 Das Ncckargebiet bildet den ältesten nnd größten Theil von Würt¬ temberg. Der Ackerbau steht auf einer hohen Stufe, jetzt ist aber auch die Industrie ein nahezu gleichbedeutender Erwerbszweig geworden. Ihr Mittelpunkt ist die freundliche Hauptstadt Stuttgart, in demselben weiten Thalbecken gelegen wie Cannstatt. Oberhalb Stuttgart die Uni¬ versitätsstadt Tübingen, unterhalb Heilbronn. Z 17. Die oberrheinische Kbene ist ein langer und ver¬ hältnismäßig schmaler Tieflandstreifen, eingesenkt zwischen Gebirgen im S. und Plateauabbrnchen im N. Das südliche Gebirgs-Zwillingspaar bilden der Schwarzwald im O. und die Vogesen' (Wasgau) im W., beide lang¬ gestreckte Gebirgsmassen, die im S. ihre höchste Erhebung haben (Feldberg im Schwarzwalde 1500 in, Sulzer Belchen in den Vogesen 1400 in). An den Schwarzwald schließt sich im N. der Rand der schwäbisch-fränkischen Terrasse an: das Neckars)latean und der etwas höhere Odenwald; ans der westlichen Seite entspricht ihnen die Hardt, der Rand der lothringischen Terrasse, die sich nach W. (Frankreich) senkt und in einem weiten Bogen von der Mosel bewässert wird. Sie entspringt in den Vogesen, mündet aber nicht, wie Neckar und Main, in den Oberrhein, sondern in den Mittelrhein. Die Ebene, aus der sich isoliert der Kaiserstuhl erhebt, ist nahezu 1000 üm? groß und senkt sich von 250 in Seehöhe bei Basel bis 80 m bei Mainz. Nur im S., zwischen den Vogesen nnd dem Schweizer Jura, öffnet sie sich in der sogenannten burgundischen Pforte ungeschützt gegen Frankreich. Die politische Grenze verfolgt dann den Kamm der Vogesen nnd durchquert endlich die lothringische Terrasse. Die tiefe Lage und der Gebirgsschutz geben der Ebene ein mildes Klima und machen sie zu einer der gesegnetsten und bevölkertsten Gegenden Deutschlands. Weinbau ist allgemein, aber die edelsten Sorten der weltberühmten Rheinweine wachsen erst an der Grenze zwischen dem Ober- nnd Mittelrhein. Z 18. Den größten Theil des rechten Rheinlandes nimmt Baden ein (nach der Stadt Baden benannt). Die meisten Ortschaften liegen am Ostrande der Ebene, wie die Universitätsstädte Freiburg und Heidel¬ berg (am Neckar), oder in der Ebene selbst, wie die Hauptstadt Karls¬ ruhe, aber nicht nm Rhein, weil dieser bis in die Gegend von Karlsruhe zu ungestüm ist, früher häufig sein Bett gewechselt hat und vielfach die Ufer versumpft. Mannheim an der Neckarmündung ist der große Hafenplatz des Oberrheins. Außerhalb der Rheinebene hat Baden neben dem bereits genannten Konstanz nur eine größere Stadt: Pforzheim ' Aus dem lateinischen vovsZus entstand die verkrüppelte Form Vogesen. 156 im Neckarplateau, berühmt durch seine Bijonterien-Fabrieation. Die Haupt- erwerbsqnelle der Bewohner des Schwarzwaldes bildet das Holz; die Gebirgsflüsse führen die mächtigen Stämme dem Rhein zu, der sie, zu großen Flößen vereinigt, nach Holland hinabträgt. Der ehemals blühende Bergbau ist fast erloschen, aber mancherlei Hausindustrie (Schwarzwälder Uhren, Strohgeflechte) beschäftigt das arme Volk. Baden gegenüber, auf dem linken Rheinufer, liegt Elsass-Lothringen, das 200 Jahre unter französischer Herrschaft stand und erst 1871 als Reichsland (d. h. ohne eigenen Fürsten) wieder mit Deutschland vereinigt wurde. Straßburg an der Jll (die dem Laude deu Namen gegeben hat) ist die Hauptstadt von Elsass; es besitzt in seinem Dome das schönste Baudenkmal des Mittelalters, ist Universitätsstadt und eine der wich¬ tigsten Festungen, da hier die Rheinstraße (burgundische Pforte) sich mit jener Straße kreuzt, die durch die Einsenknng des Zornthales nach Frank¬ reich (kürzeste Route Constantinopel-Wien-Paris) führt. Außerdem liegen in der Rheinebene Kolm ar und Mülhausen, die wichtigste Webe- Industriestadt Süddeutschlands. Die Hauptstadt Deutsch-Lothringens ist Metz im Moselthale, die größte Festung gegen Frankreich, wo sich die Hauptbahnen vom nördlichen Oberrhein und vom Mittelrhcin nach Paris vereinigen, um dann in die Bahn Straßburg-Paris einzumündeu. Nördlich von Elsass liegt die baierischc Rheiupfalz, von dem übrigen Baiern völlig getrennt. Inmitten des Hardtplateaus die Stadt Kaisers¬ lautern, am Rhein die alte Stadt Speier und die junge Ludwigs¬ hafen gegenüber von Mannheim. Der nördlichste Theil der oberrheinischen Ebene gehört zum Grvß- herzogthum Hessen. Die Hauptstadt Darmstadt liegt am Ostrande, am Rhein das mittelalterliche Worms und Mainz an der Mainmündung, eine der wichtigsten Gründungen der Römer, deren Reich bis an den Rhein und die Donau reichte, im Mittelalter das Haupt der deutschen Kirche, in der Neuzeit eine große Festung, die Mittel-, Oberrhein und Maiuthal beherrscht. Die Industriestadt Offenbach am Main ist fast nur eine Vorstadt Frankfurts. Das norddeutsche Bergland. Z 19. Das rheinische Schiefergeöirge ist ein einförmiges Plateau von 500 in mittlerer Höhe, über das sich einzelne Kuppen oder nordöstlich streichende Bergzüge von 200 bis 300 in erheben. Eine Gliederung wird nur durch tief eingeschnittene Flnssthäler hervorgebracht. Das enge Rheinthal von Bingen bis Bonn (Mittelrhein), die schönste deutsche Gegend, durchschneidct es der ganzen Breite nach. Die schroffen 157 Thalgehänge (Lurleifelsen) sind mit Weingärten bedeckt; hohe Burgen erinnern an die Zeit der Ritter und des Faustrechtes; alle Ortschaften, meist schon von den Römern erbaut, sind voll von historischen Erinnerungen aus allen Jahrhunderten der deutschen Geschichte. Bei Bonn beginnt bereits das Tiefland, das sich dreieckförmig in das Gebirge einkeilt. Links fließen dem Rhein die Nahe und die Mosel, rechts die Lahn, die Sieg und die Ruhr zu. Das rechtsrheinische Gebirge bilden der Taunus zwischen Main und Lahn, der Westerwald zwischen Lahn und Sieg und das erz- und kohlenreiche sanerländische Gebirge nördlich von der Sieg, mit den langgestreckten Höhenzügen der Haar endend. Das linksrheinische Gebirge besteht aus dem Hunsrück zwischen Nahe und Mosel und der Eifel jenseits der Mosel. Die Eifel ist der ödeste Theil des Schiefergebirges, von ausgedehnten Hochmooren bedeckt, und im östlichen Theile ein erloschenes Vulcangebiet. In dem erzreichen Plateau der Ardennen setzt sie sich über die deutsche Reichsgreuze uach W. fort. Überraschend ist der Gegensatz zwischen den Hochflächen und den tiefliegenden Flussthälern. Die ersteren sind rauh, dünn bevölkert, städtearm (mit Ausnahme des Nordrandes); die geschützten Thäler sind warm, zu Wein- und Obstbau geeignet, dicht bevölkert, städtereich. Aber auch zwischen Süden und Norden besteht ein Gegensatz; für den Süden ist der Weinbau die wichtigste Erwerbsquelle (vergl. Z 17), der Norden ist durch seine Kohlen-und Eisenschätze zum wichtigsten Industrie¬ gebiete Deutschlands emporgeblüht, das schon mit Großbritannien erfolg¬ reich wetteifert. Z 20. Das ganze Gebiet ist preußisch. Nassau (Theil der Provinz Hessen-Nassau) umfasst den Taunus und Westerwald. Es ist reich an heil¬ kräftigen Quellen: Selters versendet von seinem Kohlensäuerling tausende von Flaschen in alle Welt; die vornehmsten Taunnsbäder sind Ems an der Lahn (kohlensaures Wasser) und Wiesbaden am Südabhange des Taunus (Thermen). Letzteres gehört noch'zur oberrheinischen Ebene, ebenso wie Frankfurt am Main, wichtige Handelsstadt und einer der größten Geldmärkte Europas. Die Rheinstraße kreuzt sich hier nicht nur mit der Mainstraße und der Straße nach Frankreich, sondern auch mit den Straßen¬ zügen aus Hessen (durch die breite Thaleiusenkung der Wetterau zwischen Taunus und Vogelsberg) und aus Thüringen-Sachsen (durch das Thal der Kinzig). Der größte Theil des Schiefergebirges und der anstoßenden Tief- landbncht bildet die Nheinprovinz. An der Grenze von Lothringen liegt das große Steinkohlenbecken von Saarbrücken an der Saar, einem 158 Nebenflüsse der Mosel. Im vielfach gewundenen, weinreichen Moselthale ist Trier' (tri-er) die Hauptstadt, im Alterthume häufig Residenz der römischen Kaiser und daher reich an Bauresten aus jener Zeit, im Mittel- alter wichtige Bischofsstadt. Dort, wo die Mosel in den Rhein mündet, breitet sich das einzige Becken des Mittelrheins aus, in dem die Festung Koblenz? Schutz gegen Angriffe von der Mosel her bietet. Bei der Universitätsstadt Bonn betritt der Rhein die Tieflandbucht, die tief in das Schiefergebirge eingreift. An der Stelle, wo das letztere im W. sein Ende erreicht und die Straße von Belgien her den Rhein trifft (kürzeste Bahn Berlin-Paris), liegt die Römerstadt Köln^, die wichtigste aller Rheinstädte, starke Festung und Mittelpunkt der Rhein-Dampfschiffahrt (Kölner Dom, eines der schönsten gothischen Bauwerke; Lau äo OoloZiw). Der linksrheinisch e In d ustri ebezirk, im N. schon ins Tiefland reichend, nimmt Theil an jenen Kohlenfeldern, die sich von der Reichs¬ grenze über Belgien in das nördliche Frankreich erstrecken. Aachen (mit heißen Quellen) betreibt verschiedene Industrien, Düren, Eupen nnd München-Gladbach besonders Webereien, Krefeld Sammt- und Seidenfabrication (deutsches Lyon). Der rechtsrheinische Jndustriebezirk gehört größtentheils schon der Provinz Westfalen an. Das westfälische Steinkohlenbecken von Dort¬ mund, wo, wie in England, Eisen und Kohle zusammen vorkommen, ernährt die blühende Eisenindustrie von Iserlohn und Bochum in West¬ falen und von Essen (Krupps Gussstahlfabrik), Solingen (besonders Schneidewerkzeuge) und Remscheid in der Rheinprovinz. In der letzteren, im kleinen Wupperthale, breitet sich die Doppelstadt Elberfeld-Barmen aus, wegen seiner großartigen Baumwoll-Manufacturen mit Recht das «deutsche Manchester» genannt. Düsseldorf (auch durch seine Maler- Akademie berühmt) ist der Rheinhafen des Wupperthales. Schon im Alterthume wurde das Rheinland (einschließlich des Oberrheins) durch die Römer cultiviert, und durch das ganze Mittelalter hindurch war es das wichtigste Gebiet Deutschlands. Von den sieben Kurfürsten waren vier rheinische: der Pfalzgraf (Rheinpfalz u. s. w., Hauptstadt Heidelberg) und die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln. In Frankfurt a. M. wurden die deutschen Kaiser gewählt, in Aachen (später in Frankfurt a. M.) gekrönt und in Speier begraben. Jetzt ist allerdings der Schwerpunkt nach dem Osten verrückt (Berlin), aber als eines der reichsten und dichtbevölkertsten Gebiete, als längste natürliche Verbindungsstraße Mitteleuropas in nord-südlicher Richtung (wie die Donau in ost-westlicher), spielt das Rheinland noch immer eine hervorragende Rolle, freilich stets gefährdet durch die französische Nachbarschaft. ' Von dem alten Keltenstamme der Trewerer genannt. ? Lateinisch Loutlusntig. — Zusammenfluss (von Rhein und Mosel). ' Vom lateinischen Lolonis. Agrippina; hier wurde Agrippina, die Gemahlin des Kaisers Claudius, geboren. 159 Z 21. In dcm Winkel zwischen dem nordöstlich streichenden Schiefer¬ gebirge und dem nordwestlich streichenden Thüringer Walde erheben sich mehrere Kuppen und Massengebirge ans vuleanischen Gesteinen, von denen die umfangreichsten der fast kreisrunde Vogelsberg (800 m) und die Rhön (950 in) sind. Das ist das Land Kessen (daher die Bezeichnung hessisches Bergland), das Sammelgebiet der Weser. Diese entspringt als Werra am SW.-Abhange des Thüringer Waldes, durchfließt, nach NW. gerichtet, das Thal zwischen Thüringer Wald und Rhön, umfließt dann mit doppelter Kniebiegung den ersteren und läuft wieder nach NW. Ihr Hauptnebenfluss ist die Fulda, der eigentliche hessische Flnss, der aus der Rhön kommt, zwischen Rhön und Vogelsberg nach N. fließt und in der Eder auch einen Abfluss des rheinischen Schiefergebirges empfängt. Von Münden an ist die Weser ein einheitlicher Stamm, dessen Wurzel¬ geflecht Werra, Fulda, Eder rc. bilden. Hessen ist verhältnismäßig wenig bevölkert, industriearm, ein Bauern¬ land, das aber nur in den geschützten Thälern fruchtbar ist. Das Gebiet um den Vogelsberg und die obstreiche Wetterau bilden einen abgeschlossenen Theil des Großherzvgthums Hessen, das hier in Gießen an der Lahn seine Universität hat. Das übrige Hessen ist jetzt preußisch (Provinz Hessen- Nassau); Hauptstadt ist Kassel in einem Thalbecken der Fulda mit dem benachbarten Schlosse Wilhelmshvhe, berühmt durch seinen Park und die Wasserkünste. An der oberen Fulda die Stadt Fulda, Lieblingssitz und Grabstätte des Apostels der Deutschen (Bonifacins). Die gewcrbthätige Stadt Hanau am Main und die Universitätsstadt Marburg an der Lahn liegen am Rande des Landes. Z 22. Von Münden ab dnrchschneidet die Weser die niederen Plateaus des Weser-Wergtandes. Parallel mit der Weser fließt im O. die Leine, die sich dann im Tieflande mit der Aller, einem Neben¬ flüsse der Weser, vereinigt. Erst am Nordrande lösen sich die Plateaus in nordwestlich ziehende bewaldete Gebirgsketten auf; die beiden längsten: der durch die Hermannsschlacht denkwürdige-Teutoburger Wald und die Weserkette, welche die Weser in der westfälischen Pforte durchbricht, streichen halbinselartig weit in die Tiefebene hinaus. In diesem Gebiete liegen die beiden kleinen Fürstenthümer Lippe (zu beiden Seiten des Weserknies vor der westfälischen Pforte) und das Fürstenthum Waldeck; auch ein Streifen brannschweigischcn Landes zieht vom Harz quer über das Leinethal zur Weser. Die wenigen wichtigen Städte liegen aber alle in den preussischen Provinzen Hannover und Westfalen, und zwar mit Ausnahme der hannöverischen Universitäts¬ stadt Göttingen nur am Nordrande: östlich von der Weser das alter- 160 thümliche Hildesheim (Hannovers westlich davon in der breiten Mnlde zwischen Weserkette und Teutoburger Wald Osnabrück (Hannover) mit Steinkohlenlagern und mannigfacher Industrie und Bielefeld, der Haupt- sitz der westfälischen Leinenindnstrie. Z 23. Thüringer Wald und Erzgebirge, die sich im Fichtelgebirge zusammenschließen, bilden einen nach N. geöffneten Winkel, deren Gewässer: Mnlde und Saale mit der Elster und Unstrut, sich alle mit der Elbe vereinigen. Nur die letztere hat den zickzackförmiger^ Gebirgsgürtel zwischen Süd- und Norddeutschland (beziehungsweise Deutschland und Österreich) in der Nähe der östlichen Umbiegungsstelle durchbrochen. Z 24. Der westliche Theil dieses Gebietes ist Ghüringen. An das Fichtelgebirge, das hufeisenförmig mit Öffnung nach NO. eine kleine Hochebene umgibt (Schneeberg 1100 in), schließt sich das niedere Plateau des Frankenwaldes an und stellt die Verbindung mit der Gebirgskette des Thüringer Waldes her, der an dem Weserdurchbruche bei Eisenach endet. Auf dem Kamme dieses durch seine schönen, parkartig gepflegten Wälder (besonders Fichten) berühmten Gebirges verläuft der Renusteig, die uralte Grenze zwischen Thüringen nud Franken. Am Nordrande erhebt sich der Harz, ein echtes Massengebirge von geringer Ausdehnung mit plateau¬ artiger Oberfläche, im W. wichtig wegen seiner Silbererze, im O., in seinen tief eingeschnittenen, steilwandigen Thälchen durch große landschaftliche Reize geschmückt. Die Kuppe des Brocken (1100 m) ist der höchste Punkt Nvrd- deutschlands. Zwischen Thüringer Wald und Harz breitet sich die Thüringer Hochfläche aus, keine einheitliche Ebene, sondern durch niedere, nordwestlich streichende Höhenzüge (einer davon ist der sagenberühmte Kyffhunser, in dem Kaiser Barbarossa schläft) in kleine Ebenen getheilt. Am höchsten steigt sie im Eichsfelde (Wasserscheide zwischen Weser und Elbe) an, auf dem die Unstrut entspringt. Die Saale kommt aus dem Fichtelgebirge und durchschneidet bis Naumburg in einem tief eingeschuittenen Thale die Thüringer Hochfläche; ihr parallel fließt ihr Nebenfluss Elster, die im Elstergebirge ihren Ursprung hat. Sie folgen also schon der sächsischen Nordabdachung, während im eigentlichen Thüringen die Hauptabdachung nach O. gerichtet ist. H 25. Die mittelalterliche Zersplitterung in kleine Staaten hat sich in Thüringen noch zum großen Theile erhalten. Es gibt nicht weniger als acht selbständige Staaten, und auch diese bilden nicht jeder ein E. S. Die Zusammenschlüsse werden be¬ werkstelligt durch das Fichtelgebirge (F. G.) und Elbesandsteingebirge (E. S.). 161 Ganzes für sich, sondern bestehen aus getrennten größeren und kleineren Landstücken. Die Besitzungen der ernestinischen Linie des Hauses Sachsen haben sich in vier Herzogthümer (nach den Hauptstädten benannt: Weimar- Eisenach sGroßherzogthumf, Koburg-Gotha, Meiningen, Altenburg), die des Hauses Schwarzdurg in zwei Fürstenthümer (nach den Hauptstädten Rudolstadt und Sondershausen benannt), die des Hauses Rens; ebenfalls in zwei Fürstenthümer (Hauptstädte Greiz und Gera) aufgelöst. Im S. reicht noch ein Stück Baiern in das Saalegebiet (Hof), die Nordhälfte Thüringens gehört vorwiegend zur preußischen Provinz Sachsen, in den Harz greifen aber auch noch die Herzogthümer Braunschweig und Anhalt ein. Die Südseite des Thüringer Waldes gehört nur Politisch hieher, ist aber eigentlich fränkisch. Die Residenzen Koburg im Maingebiete und Meiningen an der Werra sind hier die wichtigsten Städte. Der Thüringer Wald hat keine bedeutende Stadt, wohl aber, wie der Harz, zahlreiche Ortschaften, die als Sommeraufenthalt in ganz Nord¬ deutschland beliebt sind. Auf der Hochfläche sind mehrere Städte von mittlerer Größe, die zum Theile durch die Gunst der Fürsten (als Residenzen), zum Theile durch den lebhaften Verkehr, der aus Sachsen nach dem Weser- und Rheingebiet hier durchführt, emporgeblüht sind. Die größte Stadt Thüringens ist Erfurt (preußisch), berühmt durch seine Gartencnltur; westlich davon Gotha und Eisenach (mit der Wartburg, einst Residenz der Landgrafen von Thüringen; Sage vom Sängerkriege, Luthers Bibelübersetzung), östlich Weimar, voll von Erinnerungen an die elastische Periode der deutschen Literatur, und die Universitätsstadt Jena an der Saale. Mühlhausen ist der Hauptort des Unstrutthales, Nord Haus en der der fruchtbaren goldenen Aue am Südabhange des Harzes. Der Harz wird von einem Kranze von Ortschaften umgürtet; aus den Plateaus des Westharzes haben sich Bergwerksstädte entwickelt, von denen die wichtigste Klausthal ist. Am Ostrande breitet sich das Gebiet des Mansfelder Kupferbergwerkes mit Eisleben aus. In den thüringischen Staaten jenseits der Saale, die eigentlich schon dem sächsischen Berglande angehören, sind das industrielle Gera an der Elster und Altenburg die größten Städte. Z 26. Das Königreichi Sachsen umfasst die Nordabdachung des Erzgebirges und Lausitzer Gebirges mit dem angrenzenden Tieflandstreifen. Das Erzgebirge steht durch das Elstergebirge mit dem Fichtelgebirge in Verbindung und zieht dann nach NO., steil nach Böhmen, ganz ' Hier herrscht die Albertinische Linie des Hauses Sachsen (Wettin). Supan, Geographie. 10. Aufl. 162 allmählich nach Sachsen abfallend. Der höchste Punkt, der Keilberg, erreicht 1200 na. Der Gegensatz beider Abdachungen kommt auch darin zum Ausdrucke, dass nur die sächsische Seite von größeren Flüssen durch¬ furcht wird; die beiden bedeutendsten führen den Namen Mulde uud vereinigen sich beim Austritte in das Tiefland, um endlich in die Elbe zu münden. Die Reichsgrenze verläuft aber nicht auf der Wasserscheide, sondern ist ineist etwas gegen den sächsischen Abhang abgerückt. An das Erzgebirge schließt sich das Elbe-Sandsteingcbirge an, ein Plateau, das durch Thäler in eine Anzahl blockähnlicher Bergmassen mit steilem Abfalle aufgelöst ist und von der Elbe der ganzen Breite nach durchschnitten wird (sächsische Schweiz). Jenseits derselben breiten sich die niederen Höhen des Lausitzer Berglandes aus. Sachsen ist der bevölkertste deutsche Staat (von den freien Städten abgesehen) und verdankt dies hauptsächlich den Steinkohlenlagern von Zwickau (an der Zwickauer Mulde), die, wie im rheinischen Schiefer¬ gebirge, eine ausgedehnte Großindustrie (besonders Baumwollindustrie, Maschinenbau, Papierfabrication) ins Leben gerufen haben. Ihr Hauptsitz ist Chemnitz (kemnitz), das «sächsische Manchester»; Glauchau, Zwickau und Plauen nehmen daran lebhaften Antheil. Der Bergbau auf die mannigfachen Mineralschütze des Erzgebirges war einst viel bedeutender, und Freiberg (mit Silberbergwerk) ist diejenige Stätte, wo der Bergbau zuerst wissenschaftlich betrieben wurde. Jetzt ist die außerordentlich dichte Bevölkerung des Gebirges auf andere Erwerbszweige angewiesen (besonders Spitzenklöppelei) und leidet vielfach Noth. Im Tieflands liegt die größte Stadt Sachsens, Leipzig, eine der größten Handelsstädte Mitteleuropas (Leipziger Messe) und ein Hauptsitz des deutschen Buchhandels. Seine Universität ist die zweitgrößte des Reiches. In der Leipziger Ebene, die tief in das Bergland eindringt, sammeln sich die Straßenzüge, die von O. über Thüringen nach W. führen; darauf beruht ihre Wichtigkeit iu der Kriegsgeschichte (viele Schlachten) wie ihre Haudelsbedeutung. Die Hauptstadt des Landes, Dresden, erhebt sich am Hauptstrome (Elbe) und wird wegen ihrer schönen Lage und ihrer Kunstschütze das «Elb- florenz» genannt. Unterhalb Dresden verengt sich das Elbethal noch einmal bei Meißen (mit der ältesten Porzellanfabrik Europas). In der Oberlausitz sind die Hauptorte Bautzen und Zittau (Webereibezirk); hier hat sich noch ein Rest der slavischen Wenden er¬ halten, welche Sachsen einst bis an die Saale bewohnten und zu deren Unterwerfung die Markgrafschaft Meißen gegründet wurde. 163 Das norddeutsche Tiefland. Z 27. Das ostet'bische Giestcrnd hat die Gestalt einer flachen Mulde, die sich langsam nach W. senkt. Ihr Nordrand wird aber von den Hauptstössen Memel (Njemen in Russland), Weichsel und Oder durchbrochen; sie alle erhalten, wie auch die Elbe, ihre wichtigsten Nebenflüsse von O., und diese sind es, welche die Mitte der Mulde einnehmen. Die Havel mit der Spree geht zur Elbe, die Warthe mit der Netze zur Oder (Narew uud Bug in Russisch-Polen zur Weichsel, die zwischen Warschau uud Bromberg ebenfalls die Mulde benützt). Die Wasserscheiden innerhalb dieser wenig geeigneten und stark versumpften * Mulde sind so niedrig, dass sie leicht durch Canäle über¬ wunden und eine zusammenhängende Wasserstraße von O. nach W. her¬ gestellt werden konnte. Von den mittleren Thälern, die nur bis 40 na über dem Meeresspiegel liegen, steigt der Boden nach N. und S. meist unmerklich an und erreicht Höhen von ein paar hundert Meter (höchste Erhebungen St. Annaberg in Oberschlesien 400 in, Thurmberg bei Danzig 300 in). Im S. ist die schiefe Ebene, die sich vom Gebirgsrande gegen die Muldeü- mitte senkt, von breiten Flussthälern vielfach zerstückelt, im N. erhebt sich dagegen der baltische Landrücken von der Memel bis an die Elbe in geschlossener Weise, nur von den Durchbrnchsthälern der Memel, Weichsel und Oder durchschnitten. Er stellt eine flache Wölbung dar, ist an der Ober¬ fläche mit unregelmäßigen Hügeln bedeckt und durch zahlreiche Seen von verschiedener Größe und Tiefe belebt (daher der Ausdruck Seenplatte). Die Ostseeküste hat eine guirlandenförmige Gestalt, indem flache Buchten (Danziger, pommerische, Lübecker, Kieler Bucht) mit Vorsprüngen ab¬ wechseln; von diesen Vorsprüngen sind die Inseln Rügen, Fehmarn und Alsen nur durch enge Canäle getrennt. Innerhalb der östlichen Buchten sperren flache und schmale Landstreifen oder Nehrungen flache Strandseen oder Haffe ab; im knrischen Haffe liegt das Memeldelta, ins frische Haff mündet ein Arm der Weichsel; das Oderhasf ist nicht durch eine Nehrung, sondern durch zwei Inseln (Usedom und Wollin) abgeschlossen. Z 28. Das ostelbische Tiefland ist vorwiegend Ackerbaudistrict und verhältnismäßig dünn bevölkert; als geschichtlicher Kern der preussischen Monarchie hat es dagegen eine hervorragende Bedeutung; hier liegt der Schwerpunkt des neuen deutschen Reiches (vergl. Rhein Z 20). Es ist (wie Sachsen) altes Slavenland, von den Deutschen in langwierigen Kämpfen erobert und germanisiert; das hat den kriegerischen Geist erzeugt, der das preußische Volk belebt. ' Die Sümpfe heißen hier Bruch. 11* 164 Das Stammland der preußischen Könige ist Brandenburg, von der Stadt Brandenburg an der Havel genannt. Die Havel, die eine Reihe von Seen miteinander verbindet, durchfließt in einem Halbbogen den Westen und erhält aus den Lausitzer Bergen die längere Spree. An dieser liegt in der Nähe der Mündung Berlin, eine der Millionen¬ städte der Erde, die Hauptstadt Preußens und des deutschen Reiches. Berlin ist ein wichtiger Straßenknotenpunkt zwischen der Elbe und Oder, Stettin und Halle, Hamburg und Breslau. Seine jetzige Größe verdankt es aber vorzüglich der Gunst seiner Fürsten und der Ausdehnung der preußischen Monarchie, sowie der Ent¬ wickelung seiner Industrie, welche die vorzüglichsten Zweige umfasst, besonders aber auf jene Gegenstände sich bezieht, bei denen es in erster Linie auf Scharfsinn, Nccuratesse und Geschmack ankommt, in zweiter Linie erst um den Stoff sich handelt (Maschinen¬ fabriken und vor allem Kunstgewerbe, wie Metallguss, feine Tischlerei, Galanteriewaren u. s. w.). In enger Verbindung mit der industriellen Größe Berlins steht seine Bedeutung als einer der wichtigsten Mittelpunkte für den europäischen Binnenhandel und als einer der größten Geldplätze Deutschlands. Berlin ist durch seine vortrefflichen Nnterrichtsanstalten, besonders durch seine berühmte Universität, auch der geistige Centralpnnkt Deutschlands geworden. Da Berlin eine moderne Stadt ist, so hat es wenig denkwürdige Bauten. Berühmt ist das Brandenburger Thor, eine Nachahmung der Propyläen in Athen, das zu der bekannten Straße «unter den Linden» führt. — Charlottenburg mit einem königlichen Lustschlosse ist nur mehr eine Vorstadt Berlins. Zeitweilige Residenz ist auch Potsdam an den Havelseen; Friedrich der Große lebte hier in dem Schlosse Sanssouci (san^sußl — Ohnesorgen). Die Festung Spandau an der Spreemündnng dient zum Schutze der Hauptstadt gegen W., wie die Snmpffestung Kuštrin an der Warthe- mündung gegen O. Das mittlere Spreegebiet oder die Niederlausitz ist eine weite Sumpf- und Waldlandschaft (Spreewald) und wie die sächsische Oberlansitz zum Theile noch von Wenden bewohnt; Hauptvrt ist die Industriestadt Kottbus. Die Osthälfte Brandenburgs durchquert die Oder; Frankfurt an der Oder liegt an einer bequemen Übergangs¬ stelle (Bahn Berlin-Posen). 8 29. Das obere Oderland, wo die Tiefebene weiter nach S. ein¬ dringt als irgendwo sonst, heißt Schlesien, bis zu den schlesischen Kriegen Friedrichs d. Gr. österreichisches Besitzthum, jetzt eine der bevölkertsten und reichsten Provinzen Preußens. Oberschlesien, größtentheils noch von Polen bewohnt, hat große Steinkohlenlager, die sich bis nach Österreich und Russland hinein erstrecken, und auch reiche Erzlager (beson¬ ders Zinkerze). Mittelpunkte dieses wichtigen Bergbau-Districtes sind Beuthen und Königshütte. Niederschlesien ist eine fruchtbare Ebene, wo neben Getreide- auch Rübenbau zur Zuckerfabrication stark betrieben wird. Dort, wo sich die Straßen längs der Oder mit den nach Böhmen 165 gehenden kreuzen, liegt Breslau, die zweitgrößte Stadt Preußens, Haupt¬ stadt, erster Handelsplatz und Universitätsstadt Schlesiens. Bedeutendere Orte haben sich sonst nur am Rande der Sudeten entwickelt. Die poli¬ tische Grenze hält sich nur an wenigen Stellen an den wasserscheidenden Kamm (zwischen Elbe und Oder). Parallel mit diesem Kamme (Riesengebirge, Adlergebirge) zieht auf der schlesischen Seite ein zweiter Kamm (Eulen¬ gebirge); der Zwischenraum ist durch Querriegel in mehrere abgeschlossene Becken geschieden, von denen der Hirschberger, Landshuter und Glatz er Kessel (alle nach den Hauptorten benannt) zu Schlesien gehören. Waldenburg liegt im zweiten schlesischen Steinkohlenreviere. Die Sudeten entsenden eine Reihe von Flüssen zur Oder: die Glatzer Neisse, die Katzbach, die Görlitzer Neisse und die Bober. Liegnitz an der Katzbach in fruchtbarster Umgebung und die Industriestadt Görlitz an der Neisse sind die bedeutendsten der oben genannten Randstädte. Posen, die polnische Provinz Preußens, ist Warthegebiet. An dem Hauptflusse des Landes liegt auch die Hauptstadt Posen, eine starke Festung, da hier, wie überhaupt im O., die Reichsgrenze durch eine Ebene ohne natürliche Schutzwehren verläuft. G nesen war einst der kirchliche Mittelpunkt des Königreiches Polen. Z 30. Das Gebiet des baltischen Landrückens beginnt im O. mit Preußen, das dem Königreiche den Namen gegeben hat. Am Südrande und westlich von der Weichsel wohnen Polen. Die Pferdezucht ist bedeu¬ tend. Königsberg (Universität) an der Pregelmündung ist die Hauptstadt Ostpreußens; die Küsten des benachbarten Samlandes liefern Bernstein, der schon im grauen Alterthum von hier geholt wurde. In Westprenßen ist nur das Weichselthal dichter bevölkert. Die Weichsel wird viel befahren und vermittelt den Handel mit Polen; dieser concentriert sich in Danzig, das schon zur Zeit des Hansebnndes eine der wichtigsten Handelsstädte an der Ostsee war und daher reich an alterthümlichen Bauten ist. Elbing auf der anderen Seite des Weichseldeltas ist Preußens gewerbreichste Stadt. Marienburg war einst der Hauptsitz des deutscheu Ordens. Die beiden Hauptbahnen von Russland nach Preußen durchkreuzen Preußen; die Übergangsstellen über die Weichsel schützen die Festungen Danzig und Thorn. Auf Preußen folgt im W. die preußische Provinz Pommern. Stettin an der Odermündung ist ein vorzüglicher Hafen, weil hier die Schiffe tief in das Land hineinkommen, und zudem die Berlin nächste Seestadt. Der fruchtbarste Theil Pommerns liegt um Stralsund gegenüber Rügen; hier auch die Universitätsstadt Greifswald. 166 Mecklenburg, wie alle Länder des baltischen Landrückens fast aus¬ schließlich mit Landwirtschaft beschäftigt, bildet zwei Großherzogthümer, die nach den Hauptstädten Schwerin nnd Strelih benannt sind. Rostock ist die mecklenbnrgische See- und Universitätsstadt. Lübeck an der Trave, die sich bei ihrer Mündung trichterförmig erweitert, ist noch jetzt eine freie Hansestadt. Im Mittelalter war sie die wichtigste Hansestadt, weil sie wegen ihrer Lage am Westende der Ostsee den Handel zwischen Mittel- nnd Nordeuropa am besten vermitteln konnte. Schleswig-Holstein, bis 1864 dänisch, ist eine preußische Provinz, wird im N. aber noch von Dänen bewohnt. Sie ist das einzige deutsche Land, das an die Ost- und Nordsee grenzt, aber nur die Ostküste ist buchtenreich, und hier liegen auch die bedeutenderen Städte: Kiel, Kriegs¬ hafen und Universität, die Hauptstadt Schleswig und Flensburg, nur Altona (altona), eigentlich eine Vorstadt Hamburgs, ist Nordseestadt (an der Elbe). Die Westküste ist schwer zugänglich; die flachen nord- friesischen Inseln, unter denen Sylt als Seebad bekannt ist, sind zur Ebbezeit landfest und werden, wie der küstenferne Jnselfels von Helgoland (bis 1890 englisch), von den Meereswogen hart bedrängt. Zur Viehzucht ist der westliche Küstenstreifen vorzüglich geeignet. Ein großer Schiffahrtscanal zwischen den beiden deutschen Meeren macht jetzt die gefährliche Fahrt nm die jütische Halbinsel überflüssig. H 31. Das westelbiscHe Gieflcrnd ist eine einförmige Ebene, in der sich nur wenige und engbegrenzte Bodenanschwellungen über 100 in erhöhen. Die Elbe, die Weser mit der Aller und Ems (letztere kommt ans dem Teutoburger Walde und ist ganz Tieflandfluss) folgen der Nord- abdachnng in trägem Laufe (daher für die Schiffahrt sehr geeignet) und münden in weite Trichter, in welche die Flut die Seeschiffe weit ins Land hineinträgt und die Ebbe wieder in das Meer zurückführt. Starke Gezeiten sind überhaupt die wichtigste Eigenschaft der Nordsee gegenüber der vom Ocean fast abgesperrten Ostsee. Fortwährend zerstört die Flut die Nvrdseeküste, die einst bis an den äußersten Rand der friesischen Inseln hinausreichte. Hier hat der Wind den von der Flut zurück¬ gelassenen Sand zu Hügelketten oder Dünen angehäuft; bei Sturmfluten hat aber das Meer die Schutzwehr zertrümmert, die Dünenkette in Inseln aufgelöst, das dahinter liegende Land überschwemmt (Watten, zur Ebbezeit größtentheils trocken, so dass man dann im Wagen nach den Inseln fahren kann), die Flussmündungen erweitert und auch sonst tiefe Buchten eingerifsen (Dollart und Jadebusen sind im Mittelalter entstanden). Aber was das Meer auf einer Seite zerstört, lagert es auf einer anderen Seite wieder ab; die feinsten thonigen Anschwemmungen, 167 welche die Marsch bilden und den vortrefflichsten Boden für Viehzucht geben, umgürten die ganze deutsche Nordseeküste, müssen aber durch Deiche (Erdwälle) gegen Sturmfluten geschützt werden. Hinter der Marsch erhebt sich die Geest, sandiger Boden, der meist nur Buchweizen trägt und oft auf weite Flächen sogar nur mit Heidekraut, einem Lieblingsfntter der Schafe, bedeckt ist (Lüneburger Heide). Mit der Geest wechselt Moor, wo die geringe Abdachung den Abflnss verhindert; er liefert den Torf als allgemeines Brennmaterial. Die Geest ist der uralte Wohnsitz der Niedersachsen, die Marsch und die Inseln bewohnen in stetem Kampfe mit dem Meere die Friesen, deren Mundart im Aussterben begriffen ist. Landwirtschaft ist auch im westelbischeu Tieflande die Hauptbeschäftigung; die Lage an einem Meere, das mit dem Ocean in offener Verbindung steht ruid dessen Häfen (im Gegensätze zur Ostsee) niemals zufriercn, gibt ihm aber noch eine besondere Bedeutung. Der größte Theil ist preußisch. Z 32. Zu beiden Seiten der Elbe dehnt sich die preußische Provinz Sachsen aus, das deutsche Hauptlaud für Zuckerrübenbau und Zucker- fabrication. Mittelpunkt ist Magdeburg an einer westlichen Ausbiegung der Elbe, zugleich Festung. Die zweitgrößte Stadt ist Halle an der Saale, wie schon der Name besagt, aus einer Salzsiederstätte entstanden, aber in den letzten Jahren mächtig emporgeblüht durch seine Braunkohlenlager, die zu mannigfacher Industrie Veranlassung geben. Auch die Verlegung der Universität von Wittenberg, der Wiege der deutschen Reformation, nach Halle trug zum Aufschwünge bei. Das wichtigste Salzbergwerk Deutschlands ist jetzt Stassfurt; die hier über dem Steinsalze liegenden Kalisalze dienen als Dungmittel. An Sachsen schließt sich im W. Hannover an, das an allen drei Haupt- ftrömen theilnimmt, bis 1866 ein Königreich, jetzt preußische Provinz, Die ehemalige Residenz Hannover^ an der Leine hat sich durch die Kohlen¬ lager am nahen Nordrande des Weser-Berglandes zu einer bedeutenden Industriestadt (besonders Weberei) entwickelt. Lüneburg liegt am Rande der menschenarmen Lüneburger Heide; das gewerbereiche Harburg gegen¬ über Hamburg ist die bedeutendste Elbestadt Hannovers. Zu dieser Provinz gehört auch der auf oldenburgischem Gebiete liegende Wilhelmshaven am Jadebusen, der Hauptkriegshafen des deutschen Reiches. 8 33. Quer durch die Provinzen Sachsen und Hannover ziehen sich von der Elbe bis zur Weser in schmalen Streifen die Herzogtümer Anhalt mit der Hauptstadt Dessau und Braunschweigs mit der Haupt¬ stadt gl. N. Ganz von Hannover eingeschlossen ist das Großherzogthum ' ÜA.II — hoch, öusr — Ufer. r Lrnnonis vieus (Brnnosort, nach Herzog Bruno genannt). 168 Oldenburg mit der Hauptstadt gl. N., und ebenso umschließt preußisches Gebiet die beiden freien Hansestätte Hamburg und Bremen. Hamburg an dem Punkte der Elbe, bis wohin noch große Seeschiffe gelangen können, ist wichtiger, denn die Elbe durchzieht reichere Landschaften und ist zur Schiffahrt tauglicher als die Weser. Hamburg ist die erste Seehandels¬ stadt Deutschlands und wird in Europa überhaupt uur von London übertroffen. Bremen ist erst jetzt für große Schiffe zugänglich gemacht und hatte früher in Bremerhafen seine Hauptschiffsstation. Es treibt hauptsächlich Handel mit Nordamerika und ist der Hauptsammelplatz dahin gehender Auswanderer. Die dreieckige Tieflandbucht zwischen dem rheinischen Schiefergebirge und dem Teutoburger Walde, durch welche die Ems nach NW. und die Lippe nach W. zum Rhein fließt, bildet die nördliche Hälfte der preußischen Provinz Westfalen, nach der Hauptstadt Münster, deren Bischof einst einer der mächtigsten Reichsfürsten war, Münsterland benannt. Es ist wie alle Tieflandgegenden am Gebirgsrande sehr fruchtbar und besonders zur Viehzucht geeignet; der «westfälische Schinken» war schon in der Römerzeit berühmt. StäLtstafel. (m. V. mit Vororten, die mit der Stadt ganz verwachsen sind.) 169 Württemberg. Stuttgart ni. V. . 151 Tausend Eiuw. Baden. Mannheim... 91 Tausend Einw., Karlsruhe ... 75 » Freiburg ... 53 » » Hessen. Mainz m. V. . . 83 Tausend Eiuw., Darmstadt... 63 » » Elsass-Lothringen. Straßburg. . . 101 Tausend Einw., Mülhausen m. V.. 89 -> » Metz.60 » - Die Niederlande. Z 34. Die westelbische Tiefebene des deutschen Reiches setzt sich ohne natürliche Grenzen in den Niederlanden fort. Diese sind mit Ausnahme des Ardennenplateaus im SO. (Theil des rheinischen Schiefergebirges, s. Z 19) eine einzige Tiefebene, wenige Meter über, ja zum großen Theile sogar unter dem Meeresspiegel liegend. Dieses eigentliche Niederland wäre selbstverständlich unter Wasser, wenn es nicht durch Dünen und kunst¬ volle Deiche geschützt wäre. Im Norden ist auch hier die Dünenkette mehrfach unterbrochen (die westlichen friesischen Inseln), von Helder an aber erhalten bis an die Rhein- und Scheldemündung (daher die Küste geradlinig) und jenseits derselben wieder bis Calais (kale). Freilich halten auch die Schutzwehren nicht immer dem wilden Meere stand, und der Niederländer lebt in beständigem Kriege mit dem Meere, das ihm schon manch schönes Stück Land entrissen hat, wie die Geschichte der Zuidersee^ (seudersee) beweist, die ursprünglich ein Binnensee war und erst am Ende des 14. Jahrhunderts ein Meerbusen geworden ist. Die Niederlande sind das Mündungsgebiet des Rheins und zum Theile durch Anschwemmung desselben entstanden. Das Rheindelta beginnt knapp unterhalb der deutschen Grenze durch die Theilnng in Waal und Rhein; von dem letzteren trennt sich dann die Jjsscl (eissel), die in die Zuidersee geht, während der Rhein sich in den Leck und den krummen Rhein, und dieser wieder in die Vecht und den alten Rhein theilt. Mit der Waal vereinigt sich die Maas, die aus Frankreich kommt und die Ardennen durchschneidet, wo sie die Samb re (ßangber) anfnimmt. Mit dem Rheindelta vereinigt sich das der Schelde, die ganz der Tiefebene angehört. Unzählige Canäle durchfurchen die Ebene nicht bloß zur Ent¬ wässerung, sondern auch als Straßen dienend. Das Flachland theilt sich auch hier in Geest (mit Moor) und Marsch, aber die Marschen sind nicht bloß auf die Küsten beschränkt, sondern viel ausgedehnter durch die Fluss- ' — Südsee, im Gegensätze zur Nordsee. 170 cmschwemmnng im Deltagebiete. Das Klima zeichnet sich, wie in allen dem Einflüsse des Meeres offen liegenden Ländern, durch milde Winter, aber verhältnismäßig kühle Sommer, reichliche Niederschläge und viel Nebel aus. Z 35. Die Niederlande, znm größeren Theile von Niederdeutschen (Rheinfranken und Friesen) bewohnt, gehörten im Mittelalter ebenso wie die Schweiz zum deutschen Reiche. Während aber die Schweizer noch durch die hochdeutsche Schriftsprache mit Deutschland verbunden sind, bedienen sich die Niederländer ihrer niederdeutschen Mundart als Schriftsprache. Politisch zerfallen die Niederlande (im weiteren Sinne) in zwei nahezu gleich große, dicht bevölkerte Königreiche: die Niederlande (im engeren Sinne, 33.000 lcin^, 5 Mill. Bewohner, 154 auf 1 lein?) und Belgien (29.000 kna?, 6 Vs Mill. Bewohner, 226 auf 1 lev^). Am Ende des 15. Jahrhunderts kamen die Niederlande dnrch Erbschaft an das Haus Habsburg und bei. der Theilung der habsburgischen Länder in eine österreichische und eine spanische Hälfte an die letztere. Damals schuf die Religionsverschiedenheit erst den Gegensatz zwischen den nördlichen und südlichen Niederlanden: jene wurden pro¬ testantisch, diese blieben katholisch; jene rissen sich nach heldenmnthigen Kämpfen von Spanien los und wurden eine selbständige Republik, diese blieben spanisch und kamen nach dem Aussterben der spanischen Habsburger an Österreich. Nach den Wirren der französischen Revolution und des napoleonischen Kaiserreiches wurden beide Nieder¬ lande zu einem Königreiche vereinigt, aber der religiöse Gegensatz kam schon 1830 in der Revolution der Süd-Niederländer (Belgier) zum Ausdrucke und bewirkte eine abermalige Trennung. Z 36. Das Königreich der Wiederlcrnde (Herrscherhaus Oranien) umfasst das ganze Mündungsgebiet des Rheins und der Schelde. Die Bewohner sind durchaus Deutsche und zu zwei Drittel Protestanten. Sie treiben von altersher Fischfang und Landwirtschaft, hauptsächlich Rinderzucht, wozu sich die Marsch besonders eignet; im Unabhängigkeits¬ kampfe entwickelten sie sich dann zu einer großen See- und Handels¬ macht nnd erwarben reiche Colonien in Ostindien (die westindischen sind unbedeutend). Im Besitze dieser nnd der Mündung des größten mittel¬ europäischen Stromes haben die Niederländer noch immer ihre Bedeutung als See-, Handels- und Colonialvolk bewahrt, wenn sie auch aus der ersten Stelle von den Engländern verdrängt worden sind. Am volkreichsten sind die am Meere gelegenen Provinzen im W. Von dem befestigten Kriegshafen Helder bis an die Waalmündung reicht Holland, ganz unter dem Meeresspiegel gelegen. Nach dieser Hauptprvvinz nennt man häufig auch das Königreich Holland und alle Niederländer Holländer. Am A (ei), einer Seitenbucht der Zuidersee, die durch einen Schiffahrtscanal mit der Nordsee verbunden ist, liegt die Haupt- und erste nnd volkreichste Handelsstadt des Landes, Amsterdam, das nordische 171 Venedig, auf 90 Inseln, die durch 290 Brücken miteinander verbunden sind; wegen des schlammigen Bodens sind die Häuser auf Pfählen gebaut. Westlich davon Haarlem, der Hauptort für den niederländischen Garten¬ bau. Residenzstadt ist das schöne, aber stille Haag^ An der Abtrennung des Vecht vom alten Rhein liegtUtrecht, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und Universitätsstadt wie Leiden am alten Rhein. Rotterdam am Leck ist die eigentliche Rheinmündungsstadt und wetteifert daher als Handelsplatz mit Amsterdam. Seeland ist das Jnselland zwischen der Maas- und Scheldemündung, mit dem Kriegshafen Vlissingen, der auch eiueu lebhaften Personenverkehr mit London vermittelt. Nordbrabant und Limburg im S. des Rheins sind noch dicht bevölkert (vorwiegend von Katholiken); die Steinbrüche bei Maastricht (wo die Maas die Ardennen verlässt) versorgen das steinarme Niederland mit vortrefflichem Baumaterial. Die östlichen Provinzen theilen die kargere Natur des westelbischen Tief¬ landes (viel Moor) und sind verhältnismäßig wenig bevölkert; Arnhem und Groningen (chröningen), der Hauptort des Friesenlandes, sind ihre wichtigsten Städte. Z 37. Webgierr (Könige aus dem Hause Sachsen-Koburg) hat eine gemischte Bevölkerung; nördlich vom Parallel von Brüssel wohnen die niederdeutschen Vlämen (flämen), südlich davon die französischen Wal¬ lonen, die Nachkommen des alten romanisierten Keltenstannnes der Belgier. Im öffentlichen Leben und in der Literatur herrscht die französische Sprache vor, auch sind beide Stämme durch die (katholische) Religion geeinigt. Die hohe Entwickelung der Landwirtschaft hat Belgien mit Holland gemein, während aber die Holländer vorwiegend See- und Handelsleute siud, ist Belgien ein Industriestaat ersten Rauges und dadurch der am dichtesten bevölkerte Staat Europas geworden. Die Leinenindustrie des Flachlandes steht unerreicht da; daneben hat sich, besonders in den Ardennen, die Metallindustrie, der Maschinenbau und die Her¬ stellung von Spiegelglas entwickelt. Die Grundlage dieser Industrie bilden die reichen Kohlenlager der Ardennen (vergl. Z 20); wie der Engländer, so bezahlt auch der Belgier mit seinen Fabrikaten und seiner Kohle die Nahrungsmittel, deren die dichte Bevölkerung bedarf. Der See¬ handel ist gering, denn es fehlt eine günstige Küstcngestaltung (gerade Dünenküste, vergl. § 34), um so entwickelter aber der Landhandel, der durch das dichteste Eisenbahnnetz Europas gefördert wird. In neuester Zeit hat Belgien durch seinen König auch Colonialbesitz in Afrika ^bngostaat, vergl. S. 96) gewonnen. ° Gewöhnliche Abkürzung für 's Gravenhaag (des Grafen Hag oder Gehege; ursprünglich Jagdschloss). 172 Z 38. Die vlämischcn Landschaften Flandern und Brabant gehörten schon im späteren Mittelalter zu den gewerbethätigsten (Vorarbeitnng eng¬ lischer Wolle) und reichsten Ländern Europas und trieben lebhaften Seehandel mit Italien und der Hansa; auch die Künste blühten, und die flanderischen Malerschulen waren ebenso berühmt wie die italienischen. Gent an der Schelde ist noch immer der Hauptsitz der Webe-Judustrie (nur Leinen statt Wolle); sein ehemaliger Haupthafen Brügge hat aber wegen Ver¬ sandung des schmalen Meeresarmes, an dem es liegt, seine Bedeutung verloren. An seine Stelle trat am Ausgange jenes Meeresarmes Ostende, auch bekanntes Seebad; die wichtigste Hafen- und Handelsstadt ist aber jetzt Antwerpen an der Schelde. Bis Antwerpen können zur Zeit der Flut noch die größten Seeschiffe gelangen. Nach Brügges Verfall trat es an dessen Stelle, bis die Holländer durch ihre Festung Vlissingen den Eingang in die Westerschelde sperrten und Amsterdam den ganzen Handel an sich zog, worauf endlich auch dieses London weichen musste. Erst seit dem Aufschwünge der belgischen Industrie hat Antwerpen wieder an Bedeutung gewonnen. An jene erste Blütezeit erinnern noch zahlreiche glänzende Gebünde, wie die Börse, die älteste in Europa, und die gothische Kirche zur lieben Frau. An der Grenze vlämischen und wallonischen Gebietes liegt die glanz¬ volle Hauptstadt des Königreiches, Brüssel, das auch die verschiedenen Industriezweige des Landes in sich vereinigt (besondersberühmt die -Brüsseler Spitzen»). Östlich davon die Universitätsstadt Löwen. Das wallonische Belgien umfasst die Kohlen- und Jndustriebezirke des Sambre- und Maasthales. Lüttich ist der Hauptort; in der Nähe die großen Jndnstrieorte Seraing (serän„) und Verviers (werwier). Oberhalb Namur (namür) die Steinkohlenwerke von Charleroi (scharlroä). Belgien und die Schweiz, beide in gefährdeter Lage zwischen mächtigen Reichen, sind neutrale Staaten, die sich im Falle eines Krieges an keine Partei anschließen, dafür aber auch von keinem fremden Heere betreten werden dürfen. An Belgien grenzt das kleine Großherzogthum Luxemburg mit der Hauptstadt gl. N. Städtetcrfot". Niederlande. Amsterdam . . 500 Tausend Eimv., Rotterdam. . . 300 » Haag . . 200 » » N Brüssel m. V. . Antwerpen m. V. Gent ni. B. . . Lüttich . . . . Belgien. . 5l0 Tausend Einw., . 320 . 185 » » . 170 » 173 Frankreich. lN. B.) Nizza 43 'st, 25 o (7 o); Cap de Creus (kre-üs) 42 'st, 24 o (3 'st v); Bidasoa-Mündung 43 Vs, 16 o (2 v); Insel d' Ouessant (uäßanst 48'st, 12>st o (5 v); Dünkirchen 54, 20 o (2 'sto); Metz 49, 23"sto (6o); Genf 46-st, 23"sto (6 o). Z 39. Frankreich ist neben Spanien der einzige Staat, der an den Ocean und an das Mittelmeer grenzt. Durch den halbinselartigen Vor¬ sprung der Bretagne (bretänj) wird die atlantische Küste geknickt: Nach SW. verläuft die Küste des Canalsstunterbrochen durch die normannische Halbinsel, nach SO. und dann nach S. die freie Oceanküste. Gegen Spanien bilden die Pyrenäen eine gute Grenze, dann folgt die Mittelmeerküste mit dem halbkreisförmigen Landvorsprunge der Provence (provängß). Die Landesgrenzen im O. ziehen zuerst (gegen Italien, Schweiz, Deutschland) nach N. über die Alpen, den Jura und die Vogesen, nur mit bedeutender Unterbrechung am Genfer See und in der burgundischen Pforte (vergl. A 18), dann nach NW. (gegen Deutschland und Belgien) quer über Plateaus und Tiefland, ohne ausreichende natürliche Schutzwehr und daher vielfach durch Festungen verstärkt. Z 40. Seine höchsten Gebirge hat Frankreich (neben niederen) an seinen Grenzen, aber es besitzt außerdem noch ein im Innern gelegenes, ganz französisches Gebirge: das ca. 1000 in hohe Centralplateau, an das sich im N. die Cöte d'or* (köt dör), das Plateau von Langres (langr) und der Argonnenwald anschließen. Diese Gebirge bilden die wichtige Wasserscheide zwischen dein eigentlichen Frankreich mit seiner breiten Abdachung zum Ocean, wo die Flüsse von O. nach W. fließen, und einem schmalen, nord-südlich sich erstreckenden Landstreifen, wo die Flüsse in meridionaler Richtung verlaufen. Indem das Plateau von Langres nach O. umbiegt und durch die Sichelberge mit den Vogesen in Ver¬ bindung tritt, entsteht innerhalb dieses Streifens eine zweite Wasserscheide: Mosel und Maas fließen nach N., Sllone (ßön) und Rhone (rön) nach S. zum Mittelmeere. Dieser meridionale Oststreifen gehörte im Mittelalter noch zum deutschen Reiche. Im W. des centralen Gebirges dehnt sich das Tiefland bis an den Ocean aus. Es ist keine einförmige Ebene wie das westdeutsche, sondern hat eine ähnliche Beschaffenheit wie das englische, indem es durch niedere Höhenzüge in die drei Becken der Seine (ßän), Loire (loär) und Garonne (garvn) zerfällt, die jedoch durch breite Lücken in den Umgrenzungshöhen untereinander in Verbindung stehen. Aber auch mit ' Goldhügel, weil hier der berühmte Burgunderwein wächst. 174 den Thalebenen des Ostens sind sie verbunden, einerseits durch den Tieflandstreifen zwischen dem Centralplateau und den Pyrenäen, anderseits durch die Einsenkungen am Süd- und Nordende der Cöte d'or, und alle drei Verbindungsstellen sind zur Anlage schiffbarer Canäle benützt worden, so dass aus dem atlantischen Ocean, dem Canal und der Nordsee (durch den Rhein-Rhone-Canal) zusammenhängende Wasserstraßen nach dem Mittelmeere führen. Diese bequeme Verbindung zwischen! dem oceanischen und Mittelmeertheile gibt Frankreich einen großen Vorzug vor Spanien, wo beide Küsten durch ein Plateau geschieden sind. Z 41. Frankreich nimmt an drei Klimazonen theil (s. II. Ab¬ teilung, Z 78), der größte Theil aber gehört der südlichen Mittelzone an. Alle Bedingungen — mildes Klima, Vorherrschen von Tiefland — sind vorhanden, nm eine große Volksmenge zu ernähren; trotzdem zählt Frank¬ reich auf 536.000 Irin? nur 38 Mill. Bewohner, d. h. nur 71 auf 1 und steht somit weit hinter dem deutschen Reiche zurück. Frankreich ist derjenige europäische Staat, wo sich die Volkszahl am wenigsten vermehrt, daher auch eine geringe Auswanderung. Mit Ausnahme der Bretagne (keltisch) und Corsicas (italienisch) herrscht in ganz Frankreich die fran¬ zösische Sprache und noch ausschließlicher die kath olische Kirche (Frank¬ reich hat also eine ebenso einheitliche Bevölkerung wie Italien). Im Alterthum war Frankreich, damals Gallien genannt, von Kelten bewohnt. Von Cäsar der römischen Herrschaft unterworfen, nahmen sie sehr bald die lateinische Sprache an. Die spätere Einwanderung der deutschen Franken änderte an dem Volkscharakter wenig, und die heutigen Franzosen sind als die Nachkommen der alten, mit romanischen Elementen vermischten Gallier zu betrachten. Nur in einzelnen Gegenden der Bretagne wird noch keltisch gesprochen. Wie die Deutschen, so scheiden sich auch die Franzosen sprachlich in Nord- und Südfranzosen; die ersteren sagen für -ja- oui (üi), die letzteren oc, daher langus (lang) ä'ou, und Inngns ä'oe. Die langns 4'oui ist die jetzige Schriftsprache; durch ihre reiche Literatur hat sie sich im 18. Jahrhunderte weit über die Landesgrenzen verbreitet und ist die Sprache der Höfe und höheren Stände geworden; auch jetzt ist sie noch die diplomatische Weltsprache, wie das Englische die Welthandelssprache. Der französische Staat besteht ebenso wie der deutsche seit dem 9. Jahrhunderte (s. Z 13). Früher ein Königreich unter dem Hause Bourbon (burbvNg), ist das Staats¬ wesen seit der großen Revolution (1789) fortwährenden Schwankungen unterworfen, bald Republik, bald napoleonisches Kaiserreich, bald Königreich; aber ungleich den Spaniern, die unter denselben Wirren litten, hat das französische Volk stets seinen Wohlstand und seine Macht zu behaupten gewusst. Die Franzosen sind noch immer ein mehr ackerbauendes als indu¬ strielles Volk. Das wichtigste Erzeugnis des Bodens ist der Wein, obwohl seit dem verheerenden Einbrüche der Traubenkrankheit spanische, italienische und andere Weine gekauft werden müssen, um dann veredelt als französische 175 Weine wieder verkauft zu werden. Die vorherrschende Getreideart ist der Weizen. Die Cultur der Zuckerrübe hat auch in Frankreich eine große Zuckerfabrication ins Leben gerufen. Steinkohle ist zu wenig vor¬ handen, so dass stete Einfuhr von Belgien nothwendig ist, doch steht die französische Industrie namentlich in denjenigen Artikeln, wobei es auf Geschmack und gefällige Form ankommt, noch immer unübertroffen da. Seit 1870 ist Frankreich eine Republik, an deren Spitze ein gewählter Präsident steht. Das Land wird in 87 Departements (departmaNg) getheilt, welche die alten Provinznamen ganz verdrängt haben. In allen Welttheilen besitzt Frankreich Colonien, besonders in Afrika (Algier ist die wichtigste), die zusammen etwa mehr Bewohner zählen als Frankreich selbst. tz 42. Den Ostrand des Seinebeckens bilden Plateauflächen mit winkelförmiger Öffnung nach W. Cöte d'or und Plateau von Langres, 500 bis 600 in hoch, steil nach O., langsam nach W. sich abdachend, ziehen nach NO.; auf den Hochflächen von Lothringen zeigt sich schon im Laufe der Mosel und Maas die NW.-Richtung. Die Hauptstraße von Süddentschland (Straßburg) nach Paris, an der die Hauptstadt Nancy liegt, sowie die Nebenstraßen müssen zwei Flussüber¬ gänge ausführen, daher hier zahlreiche Schlachtfelder (besonders um Metz, bei Sedan re.) und Festungen, wie Toul (tnl), Verdun (werdvNg) u. s. w. In der Form niederer Höhen zieht dann die Wasserscheide gegen die Sambre und Schelde bis an das Cap der grauen Nase an der Straße von Calais; Frankreich erstreckt sich hier über seine natürlichen Grenzen nach Flandern hinein. Dies ist einer der drei Hauptindnstriebezirke Frankreichs (wie im belgischen Flandern besonders Weberei); seine Haupt¬ orte sind Lille (Ul), die Doppelstadt Roubaix (rubü) und Tourcoing (turkoaNji), Valenciennes (walan„ßiän; berühmte Spitzen), zum Theile befestigt, wie noch viele andere Orte, weil hier die Grenze ganz offen ist. Im S. ist zunächst eine Lücke gegen die Loire, dann steigt der Boden wieder an im Plateau der Normandie und bildet die Steilküste des Canals. Innerhalb dieser Randhöhen liegt ein Tiefland, nnd in diesem erhebt sich wieder ein nur im S. offener Kranz von Höhen, der den innersten Theil des Seinebeckens, das Pariser Becken, abschließt. Schon im Laufe der Flüsse ist die Beckennatur deutlich ausgesprochen; die Seine (ßän) mit ihren zahlreichen Zuflüssen (besonders Jonne siöns) vereinigt sich in der Beckenmitte mit der Marne (marn) und Oise (oäs). Die Marnestraße nach Süddentschland und die Oisestraße nach Belgien und Norddeutschland (Köln, Berlin) vereinigen sich in der Hauptstadt Paris mit der unteren Seinestraße und der Straße nach der Loire und dem südwestlichen Tieflande. 176 Die Stadt liegt zu beiden Seiten der Seine und auf drei Inseln derselben. Die größte Insel enthält die Altstadt (6itd sßites) mit dem gothischen Dome Notre Dame (not'r dämi; auf der nördlichen Seite, am rechten Seine-Ufer, liegt La Ville (wil, d. h. die Stadt) mit den prachtvollsten Gebäuden, darunter der Louvre (lttvr) mit kostbaren wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Diese ältesten Theile der Stadt werden durch einen breiten, ringförmigen Straßengürtel, den Boulevards (bulwärs), von den inneren Vorstädten und diese durch einen zweiten Straßengürtel, den Barrieres (barrier), von den äußeren Vorstädten getrennt, worauf die großartigen Befestiguugswerke (Forts sförsf) folgen. Paris ist also, wie London, Wien re., stetig von innen heraus gewachsen. Die Bedeutung von Paris: 1. ) Paris ist die erste Industriestadt Frankreichs. Die Pariser Industrie beschäftigt sich hauptsächlich mit deujenigeu Artikeln, bei welchen es weniger auf den Stoff als auf geschmackvolle Forui oder sinnige Einrichtung ankommt, und steht hierin unübertroffen da. In Modewaren beherrscht Paris die ganze civilisierte Welt. 2. ) Paris ist die erste Handelsstadt Frankreichs, wo die zahlreichen französischen Kunst- und Natnrproducte aufgestapelt und mittelst des von der Stadt strahlenförmig über das Land gespannten Eisenbahnnetzes nach allen Seiten hin ver¬ sendet werden. Anderseits sammeln sich hier wieder die Products des Auslandes, um ihren Weg nach den verschiedenen Gegenden Frankreichs zu nehmen. Zudem sind in Paris zahlreiche Handelsgesellschaften, und diese Stadt ist der erste Geldmarkt Frankreichs und einer der ersten des Continentes überhaupt. 3. ) Paris ist für Frankreich der Mittelpunkt des wissenschaftlichen Lebens und der Literatur. Das wissenschaftliche Leben concentriert sich in der Akademie, der Universität und im Pflanzengarten (le saräin äes plnntvs). 4. ) Paris ist der Mittelpunkt des politischen Lebens in Frankreich, von dem alle Veränderungen ausgegangen sind. Versailles (werßäj) in der Nähe von Paris war früher die prachtvolle Residenz der Könige, St. Denis (ßäNg dm) ihre Begräbnis¬ stätte, Reims (räilgs) in der Champagne (schau,,pänj) ihre Krönungsstadt. Diese Landschaft, berühmt durch ihre Schaumweine (Champagner), umfasst den äußeren Tieflandstreifen zwischen dem Pariser Becken und Lothringen; Chälons sur Marne (schälöng für marn) liegt an der großen Heerstraße. Der nördliche Theil des äußeren Tieflandstreifens enthält die Landschaften Artois (artoä) und Picardie (pikardi) mit St. Quentin (ßäNg kanstan; Industrie, Schlachtfeld) und Amiens (amiäng). Zu beiden Seiten der grauen Nase liegen die Seestädte Calais (kale) und Boulogne (bulvnj), welche die Überfuhr nach England vermitteln. Die südliche Küstenprovinz ist die Normandie* (normangdi). Bis Rouen an der Seine können noch kleine Seeschiffe hinanfgelangen; es war einst der Hafen von Paris, ist aber jetzt wichtiger durch seine Baumwollindustrie. Der eigentliche Seinehafen ' Einst von Normannen (Norwegern) bewohnt, die von da aus England eroberten (vergl. II. Abtheilung, Z 87). 177 ist Le Havre (lö ävr, d. h. der Hafen), die erste Seehandelsstadt Frank¬ reichs am Ocean; Cherbourg (scherbür) der (künstliche) Kriegshafen gegen England. K 43. Das KentrcrlipLateau ist ein Massengebirge mit birn¬ förmiger Gestalt. Nach O. fällt es steil ab; der bis gegen 1800 in hohe Rand erscheint von der Rhone-Ebene aus als steile Gebirgskette (Cev ennen fßewänens). Nach N. und W. senkt es sich langsam, und nach diesen Seiten sendet es auch seine bedeutendsten Gewässer: die Loire (loär) mit ihrem Hauptnebenflusse Allier (allie) und die in die Garonne mündenden Dordogne (dordonj), Lot (lot) und Tarn (tärn), von welchen die letztere herrliche Thalschluchten in einem höhlenreichen Gebirge durchströmt. In der Landschaft Auvergne (owürn) erheben sich über dem Plateau zahlreiche erloschene Vulcankegel (vergl. Eifel, § 19); der Mont Dore (moNg dör), 1900 in, ist der höchste Punkt des inneren Frankreichs; an seinem Fuße liegt im weiten Thalbecken des Allier die Hauptstadt Clermont (klermon). Im Loirethal birgt das Gebirge mächtige Stein¬ kohlen- und Eisenlager, die der großartigen Eisenindustrie (besonders Waffenfabrication) von St. Etienne (ßäNg etien) das Material liefern. Z 44. Bald nach der Vereinigung mit dem Allier betritt die Loire das Tiefland, das sich hier durch große Fruchtbarkeit auszeichnet und der Sitz einer wohlhabenden bäuerlichen Bevölkerung ist. Als Abgrenzung gegen das Garonnebecken ziehen niedere Anhöhen vom Centralplateau bis zum Berglande der Bretagne (bretänj), aber mit zwei großen Lücken: an der Loiremündnng und bei Poitiers (poatie); diese Lücke benutzt die Hauptbahn Paris-Tours-Poitiers-Bordeaux (Anschluss an Köln-Berlin, Fortsetzung nach Madrid-Lissabon). An der Loire eine Reihe bedeutender Städte: Orleans (orleäNg) am nördlichsten Übergangspunkte (daher in der Kriegsgeschichte wichtig), Tours (tur) — beide in den Landschaften gl. N. —, Ang ers (angfche), die Hauptstadt der Landschaft Anjou (an^zu ^) und Nantes an der Trichtermündung 'der Loire mit dem Vorhafen St. Nazaire (säNg naßür), der wegen Versandung des Flusses allein noch größeren Seeschiffen erreichbar ist. Die beiden letzteren Städte liegen schon in der Bretagne (bretänj), die halbinselförmig vorspringt und eine niedere aber rauhe Hochfläche ist, in den engen Küsteneinschnitten aber ausgezeichnete Häfen besitzt (wie das spanische Galicia). Die noch keltisch sprechenden Bretonen waren von jeher tüchtige Seeleute. Brest ist der erste oceanische Kriegshafen Frankreichs. ' Wohnsitz der Arverner in der römischen Zeit. - j wie das slovenische z, ein weiches sch. Supan, Geographie. 10. Aufl. 12 178 Z 45. Das dritte Tieflandbecken, das der Kcrvonne (garön), breitet sich bis an die Pyrenäen aus, in denen die Garonne entspringt, während sie ihre Hauptznflüsse vom Centralplatean erhält. Die nördliche Landschaft Poitou (poatü) hat nur kleine Küstenflüsse, die Küste ist ein Marschland mit zerbrochener Dünenkette; die Bewohner der Vendee (wanchü) sind ein ebenso mnthiges, treu am Alten hängendes Volk wie die Friesen. Südlich von der Garonne ist die Küste eine geradlinige Dünenkette (vergl. Holland), hinter der sich die Flüsse zu Seen aufstauen. Die Winde tragen den Dünensand weit landeinwärts und machen dadurch das Land zu einer ärmlichen, spärlich bewohnten Heide (daher Landes flanchs genannt). Die Garonnclandschaften Guycnnc (giün) und Gascogne (gaßkvnj) erzeugen die berühmten Bordeaux-Weine, so genannt nach dem Ausfuhrhafen Bordeaux (bordö) am oberen Ende der schlauchförmigen Garonnemündnng, die unterhalb des Dordogne-Eiuflusses Gironde (schiröngd) heißt. Bayonne (bajon; davon Bajonnett) und Perpignan (perpinjüng) bewachen als Festungen die beiden Pyrenäenübergänge. Die Ebene der Gaseogne verschmilzt völlig mit der des Languedoc (lanjdök) am Mittelmeere, deren Hauptstadt Toulouse (tnlüß) noch an der Garonne liegt. H 46. Nachdem die Whorre (rön) den Genfer See verlassen hat, durchbricht sie mit reißendem Laufe in einem engen Felsenthale die hier zusammengewachsenen Alpen und Jura und betritt dann die grabenförmigc Einsenkung, die von den Sichelbergen nach dem Mittelmeere sich senkt. Dieser Senkung folgt im N.die Saöne (ßvn) und nach deren Einmündung die Rhone, die sich (im Gegensätze zu den oceanischen Flüssen) in einem großen Delta in das Mittelmeer ergießt. Steil stürzt das centralfranzösische Gebirge zu diesem meridionalen Graben ab und sendet nur unbedeutende Bäche zur Savne und Rhone, die sich seinem Steilabfalle anschmiegen; auf der anderen Seite steigt das Land aber allmählich zu den Hohen des Jura und der Alpen an, von denen bedeutende Zuflüsse kommen: der Doubs (du) vom Jura, die Jsere (ißer) und die Durance (dürängß) von den Alpen. Die Westalpcu reichen vom Mittelmeere bis zum kleinen St. Bernhardpass (Hannibals Übergang); auf der meridionalen Wasser¬ scheide verläuft die Grenze gegen Italien; die höchste Erhebung, der Gebirgsstock des Mont Pelv oux (moNg pelvü, höchster Gipfel 4100 in), bildet aber einen westlichen Vorsprung zwischen Jsere und Durance. Jenseits der Jsere liegt die Mont Blanc-Gruppe (s. Z 2), über welche die Grenze bis zum Genfer See zieht. ' Die Gascogner gelten als Großsprecher, daher die Bezeichnung Gasconaden für Prahlereien. 179 Das Saönegebiet ist der Kern der alten Landschaft Burgund, eines berühmten Weingebietes (Burgunder); den Mittelpunkt des Weinhandels bildet Dijon (dlzöng), die größte Stadt Burgunds am Ansgange des Canals zur Seine. Die Festungen Belfort (beför) und Besang on (besanßvn„) bewachen die wichtige burgundische Pforte in das Rheinthal. Im Rhonethale beginnt schon die südeuropäische Vegetation mit Oliven- nnd Maulbeerbäumen, und diese Culturen bilden mit dem Weine die wirtschaftliche Grundlage dieser Mittelmeergegend. Lyon (liön„) am Zu¬ sammenflüsse von Rhone und Saöne ist der Mittelpunkt der großartigen Seidenindustrie; in römischer Zeit die Hauptstadt Galliens, hat es wenigstens den zweiten Rang bis jetzt behauptet. Die Alpenlandschaften Savoyen (bis 1859 zu Sardinien gehörig) und die Dauphin« (dofine; davon hieß in der Königszeit der französische Kronprinz Dauphin sdofän,si) sind wenig bewohnt und arm, weshalb die Savoyarden häufig in der Fremde Erwerb suchen. Größere Bedeutung erlangten die Westalpen erst seit der Anlage derMont-Cenisbahn (mondeni), die den Landverkehr zwischen Frankreich und Italien vermittelt. Zum Schutze der Alpenpässe dient die Festung Grenoble (grenvbl). Oberhalb der mittelalterlichen Papstresidcnz Avignon (awinjvm,) öffnet sich das Rhonethal zu einer dreieckigen Ebene, die mit den niederen Ausläufern der Alpen schon ganz zum warmen Südeuropa gehört. Der Westen mit den großen Städten Nimes (nun) und Montpellier (mom,Pölie) gehört noch zum Languedoc, der Osten bildet die Provence (proväNgß), wo die Hauptorte an der buchtenreichen Steilküste liegen. Marseille (märßäj), schon eine Gründung griechischer Colonisten, ist die eigentliche Rhonemündungsstadt, da das Delta wegen Versandung Seeschiffen nicht zugänglich ist, und jetzt nicht nur die erste Seestadt Frankreichs (namentlich durch den Handel mit Algerien), sondern des Mittelmeeres überhaupt. Toulon (tulvn„) ist der Hauptkriegshafen Frankreichs am Mittelmeere. An der Küste, die sich nun nach NO. wendet, liegen eine Reihe von Curorten, die Brustkranke im Winter aufsnchen, darunter besonders Nizza. Das benachbarte Monaco ist ein kleines selbständiges Fürstenthnm. Z 47. Die Insel Korsiccr ist durchwegs gebirgig (bis 8700 m hoch) und rauh. Ihre Bewohner, die Corsen, sprechen italienisch und sind wegen ihrer Roheit und Rachsucht, aber auch durch Tapferkeit nud Freiheitssinu bekannt. Ajaccio (ajatscho) ist Geburtsort Napoleons I. 180 Die skandinavischen Känd er. (N. B. und ö. L.) Nordcap 71, 43 '/r (26); Tomca 66, 42 (24); Alandsiuseln 60, 38 (20-; Sund 56, 307z (12°/?); deutsch-dänische Grenze 55^,7; Skagens Horn 57 '/„ 287^ (IO-/-); Cap Lindesnäs 58, 25 (7). Z 48. Die skandinavischen Länder schließen die Ostsee im W. ab. Die skandinavische Halbinsel springt nach S. vor und theilt sich hier in zwei Arme; in den dadurch gebildeten Winkel springt die jütische Halbinsel von S. nach N. vor, durch den Skäger-Rak von Norwegen, durch den Kattegat vvn Schweden getrennt. Die Schweden, die Dänen und die nächsten Verwandten der letzteren, die Norweger, bilden zusammen den skandinavischen Vvlksstamm, der sich fast ohne Ausnahme zur evangelischen Kirche bekennt. Eine politische Vereinigung hat aber nur vorübergehend (14. bis 17. Jahrhundert) bestanden. kn? Einwohner auf 1 kn? Dänemark 38.000 2,300.000 59 Schweden 451.000 5,000.000 11 Norwegen 325.000 2,100.000 6 Z 49. Das Königreich Dänemark (unter dem Herrscherhause Oldenburg) besteht aus einer festländischen und einer insularen Hälfte. Die erstere, Jütland, ist wie Schleswig im O. viel gegliederter als im W.; an der unnahbaren («eisernen-) Westküste ist aber (im Gegensätze zu Schleswig) die Dünenkette noch vorhanden, hinter der sich sandige oder morastige Heide ausdehnt. Selbst der Liimfjord, der (seit 1825) durch einen natürlichen Canal bis in den Kattegat führt, ist wegen Seichtheit Seeschiffen unzugänglich. Die Inseln zerfallen in drei Gruppen: die West¬ gruppe mit der Hauptinsel Fünen zwischen dem kleinen und großen Belt, die Ostgruppe mit der Hauptinsel Seeland zwischen dem großen Belt und Sund und das fernliegende Bornholm. Festland wie Inseln sind eine Fortsetzung der ostelbischen Tiefebene; Dänemark ist nebst Holland der niedrigstgelegene Staat Europas. Auch sonst haben sie viel miteinander gemein; der Däne hat, wie der Holländer, den Wald zum großen Theile zum Zwecke der Landwirtschaft verdrängt und treibt vorwiegend Viehzucht, welche die wichtigsten Ansfuhrgegenstände (besonders Butter) liefert; außerdem ist er aber auch Seemann und weiß die Gunst seiner Lage, die ihn zum Be¬ herrscher aller Verbindungsstraßen zwischen Nord- und Ostsee macht, aus¬ zubeuten (einst der Sundzoll für alle Schiffe, die den Sund passierten). An der belebtesten dieser Straßen, dem Sund, liegt die Hauptstadt und einzige große Stadt des Landes, Kopenhagens Aus dein dänischen Xsöbsnkuvn — Kaufhafen. 181 Dänemark besitzt noch ein paar Inselchen in Westindien, Grönland und die Inselgruppe der Färöer (—Schafinseln, weil sich die Bewohner außer mit Fischfang nur mit Schafzucht beschäftigen) sowie Island in: atlantischen Ocean. Island, nach Großbritannien die größte europäische Insel (doppelt so groß wie Böhmen), ist ein aus Laven aufgebautes Plateau mit steilen, zerrissenen Küsten, auf dem sich noch jetzt mächtige thätige Bulcane erheben und die Geysir (heiße Springquellen) in ziemlich regel¬ mäßigen Pausen erstaunliche Mengen siedenden Wassers thurmhoch empor¬ schleudern. Obwohl den Polarkreis nur berührend, gehört Island doch schon ganz in die polare Pflanzenzone ohne Getreidewuchs (vergl. S. 104); das Innere ist zum Theil mit ewigem Schnee und Eis bedeckt. Die Nordküste belagert das Treibeis des Polarmeeres (daher der Name Eisland); am günstigsten ist die Südwestküste, wo der kleine Hauptort Reikjavik (rekjawikH liegt. In ihrer oceanischen Abgeschiedenheit haben die Isländer, die Nachkommen der vor 1000 Jahren eingewanderten Norweger, ihre altnordische Sprache noch bewahrt. Z 50. Skandinavien, die größte Halbinsel Europas (größer als Österreich-Ungarn), wird von einem Massengebirge erfüllt, das sich im W. steil zum Meere, in: O. allmählich zur baltischen Küstenebene senkt. Die bedeutenderen Flüsse oder Elfe gehören daher der Ostabdachnng an, während von den westlichen manche in Wasserfällen direct ins Meer stürzen. Das Gebirge bildet keinen zusammenhängenden Kaum:, sondern besteht aus welligen Bergflächen, Fjelde (fjel) genannt, von 650 bis 1300 in Seehöhe, über denen sich im S., wo das Gebirge am massigsten ist, die Gipfel bis 2600 in erheben. Trotz der verhältnismäßig geringen Höhe finden sich ausgedehnte Schneefelder (wegen nördlicher Lage und Niederschlagsreichthums), von denen prachtvolle Gletscher oft bis an die Meeresküste hinabreichen. Die Thäler sind schmal und tief, wie in das Gebirge hineingehackt. Der größte Fluss ist der Glommen. Der Westrand ist Europas ausgezeichnetste Steil- und Klippen¬ küste. Das Meer ist in die engen Thäler eingedrungen und bildet vielfach verzweigte Fjorde (besonders charakteristisch der Sognefjord ssognefjors), welche die Reize von Meer- und Hochgebirgslandschaften vereinigen und daher ein Hauptziel der Touristen sind. Das Meer hat außerdem den äußern Küstenrand zu Hunderten von kleinen, nackten Felseninseln (Scheren) zertrümmert, die der Küste einen ausgezeichneten Schutz gegen feindliche Angriffe gewähren. Den größten «Scherenhof- bilden die Lofoten. Die Flüsse des schwedischen Terrassenlandes, unter denen der Dal-Elf (dal-elw, äal — Thal) der größte ist, sind in ihrem oberen ' Isländisch, — Ranchbucht, weil in der Nähe eine heiße Quelle dampft. 182 Laufe durch Seenbildung, in ihrem unteren durch starkes Gefälle, häufig durch Wasserfälle ausgezeichnet und daher nur auf kurze Strecken schiffbar. Südlich davon dehnt sich eine niedere Seenplatte aus, auf der neben zahlreichen kleinen Seen die drei großen: der Wener-, Wetter¬ und Mälarsee, liegen. Aus dem Wenersee fließt der Göta-Elf (jöta-elw) ab, der mit Umgehung seiner berühmten Trollhätta^-Fälle durch den Gvtaeanal die Verbindung mit der Ostsee herstellt. H 51. Skandinavien gehört drei Zonen an (s. S. 104), ini äußersten Norden schon der polaren Zone, deren Südgrenze im Innern des Landes tiefer herabsteigt als an den Rändern. Hier hat sich noch die mongolische Urbevölkerung der Lappen erhalten, die mit ihren Renthierherden ein nomadisches Leben führen. Sonst ist das ganze Innere, mit Ausnahme der höheren Fjelde, ein ungeheures Wald land, das einen großen Theil von Europa mit Holz versorgt. Nur die tiefer liegenden Randgebiete sind die eigentlichen Wohnstätten der Norweger und Schweden, die, obwohl seit 1814 von Einem Könige (aus dem französischen Hanse Bernadotte sbernadvts) beherrscht, doch zwei gesonderte Reiche bilden und sich ebenso feindlich gegenüberstehen, wie Spanier und Portugiesen. Z 52. Norwegen ist als die skandinavische Hochgebirgshälfte fast nur an den Küsten und Fjorden bewohnbar. In der unmittelbaren Nähe des Meeres, das durch den aus dem tropischen Gürtel des Oceans kommenden Golfstroms ungewöhnlich erwärmt wird, ist das Klima so milde, dass auch die Fjorde niemals dauernd gefrieren und Getreidebau bis 70" B. betrieben werden kann. Aber die steilen Abhänge bieten dem Ackerbau nur wenig Raum und weisen den Norweger (im Mittelalter wie die Dänen Normannen genannt) auf das Meer. Von jeher waren sie durch Seetüchtigkeit ausgezeichnet; als Wikinger unternahmen sie im frühen Mittelalter kühne Raubfahrten nach allen europäischen Gestaden; damals entdeckten sie auch Island, Grönland und sogar Nordamerika. Noch jetzt find sie vor allem See- und Handelsleute; ihre Handelsflotte ist die größte nach der britischen, nordamerikanischen und deutschen. Das Meer bietet ihnen auch einen großartigen Reichthum an Fischen, die neben Holz der wichtigste Ausfuhrartikel sind; mit diesen Erzeugnissen decken sie ihren Bedarf an Nahrungsmitteln, Jndustrieprvdncten und Kohle. Die norwegische Fischerei, besonders der Knblian- und Heringsfang, wird in großartigstem Maßstabe betrieben. Die beiden Reviere des Kabliaufanges sind die ' Teufelshut (Name des Felsens). - Der Golfstrom, die wichtigste Meeresströmung, kommt aus dem Golf von Mexico und bewegt sich längs der Ostküste Nordamerikas nördlich, dann östlich, vereinigt sich mit einer allgemeinen Ostströmnng im nördlichen atlantischen Ocean und erreicht endlich die Küsten der britischen Inseln und Norwegen, worauf er sich im Eis¬ meere verliert. 183 Lofoten und die Küste bei Kristiansund. Über 20.000 Fischer beschäftigen sich im Januar niit dem Fange des Fisches, der dann auf Gerüsten zum Trocknen aufgehängt (Stockfisch) oder gesalzen auf Klippen getrocknet (Klippenfisch) oder nur gesalzen wird (Laberdan). Einige Monate werden die Fische znm Trocknen auf den Inseln gelassen und inzwischen zu Hause aus der Leber der Leberthrau ausgeschmolzen. An der Küste von Stavanger ist das Herings re vier. Die flachste und daher fruchtbarste Gegend breitet sich im S. um den Kristianiafjord ans, wo auch die Nähe des europäischen Festlandes günstig wirkt; daher hier die Hauptstadt Kristiania. Die mittelalter¬ liche Hauptstadt Trondhjem (trönjem, deutsch Drontheim) liegt am Fjord gl. N., ebenfalls in etwas flacherer Gegend; von hier führt durch eine Einsenkung des Hochgebirges die einzige Eisenbahn von der West- nach der Ostküste Skandinaviens (nach Stockholm). Die zweitgrößte Stadt Norwegens ist Bergen, der Hauptfischmarkt; Tromsö, auch ein wichtiger Fischer¬ ort, ist die größte Stadt des nördlichen Norwegens (hat aber auch nur 6000 Einwohner), Hammerfest das nördlichste Städtchen der Erde. Z 53. Schweden ist zwar beträchtlich kälter als die norwegische Küste, weil es nicht mehr unter dem Einflüsse des Gvlfstromes steht, aber es hat viel mehr Flachland, besonders im S. Die Schweden waren daher von jeher Ackerbauer und können in günstigen Jahren genug Brot erzeuge». Neben Holz liefert ihr Land aber auch viel Eisen und Kupfer; Eisen wird bei Dannemora im Tagbau (d. h. nicht unterirdisch) gewonnen; die Kupferregion liegt am Dal-Elf mit dem Hauptorte Fälun. Der bevölkertste Theil ist die Seenplatte, der Hauptsitz des Ackerbaues, der Industrie (besonders Papier, Zündhölzchen) und des Verkehrs (einzige Gegend Skandinaviens mit vielen Eisenbahnen). Die Hauptstadt Stock¬ holm^ liegt am Ausgange des Mälarsees; nördlich davon die Universitäts¬ stadt Upsalas Die Hauptbahn führt von Stockholm nach Malmö^ am Sund, uw über Kopenhagen der Verkehr mit Mitteleuropa stattfindet. Göteborg (jöteborj, deutsch Gothenburg) am Kattegat (Ausgang des Gvtacanals) ist die zweite Stadt des Reiches. Von den baltischen Inseln besitzt Schweden nur mehr Öland und Gotland^ mit der einst bedeu¬ tenden Hansestadt Wisby; in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts reichte seine Macht viel weiter (Finnland, Rügen, Vorpommern), bis es von Preußen und Russland zurückgedrängt wurde. Städtstafet". Kopenhagen. Stockholm . Kristiania . 410 Tausend Einw., 300 » » 200 Göteborg . . . 120 Tausend Eiuw., Bergen .... 60 » » ' stoele — Sund oder Meerenge, Iwlin kleine Insel. Stockholm liegt zwischen beiden Ausgängen des Mälarsees. 2 Hoher Saal (ältester Tempel). ° nmlin — Vorstadt, ö — Insel. ' — gutes Land. 184 Ru Islands (Karte auch für Rumänien. — N. B. und ö. L.) Nordcap 71, 43>/z (36); Tornea 66, 12 (24); Alandsinseln 60, 38 (20); Memel 55 39 (21); Orsova 44^, 40 (22 >1,); Donaumündung 45, 47 (29^); Straße von Kertsch 4b, 54 (36 >/4); Wolgamünduug 46, 66 (48); Uralgebirge 78 (60) L.; St. Petersburg 60, 48 (30 >/4); Moskau 56, 55 (37 V^). Z 54. Im O. und S. verschmilzt das europäische Russland mit dem asiatischen; die politische Grenze fällt aber nicht genau mit der natürlichen zusammen, sondern liegt am südlichen Uralgebirge etwas östlich und am Uralflusse etwas westlich davon. Die Landesgrenzen gegen Rumänien, Österreich und Deutschland sowie im N. gegen Schweden und Norwegen werden nur stellenweise durch Flüsse (Pruth, Podhorze, Weichsel, Prosna, Tornea-Elf störneo-elwsi gebildet und sind sonst nur politische. Nur im N. grenzt Russland an den freien Ocean, der im weißen Meere tief in das Land eingreift und die Halbinsel Kola abgliedert, aber wegen seiner abgeschiedenen Lage bisher ohne große Bedeutung für den Seeverkehr war. Die Ostsee und das schwarze Meer sind Binnenmeere, deren Zugänge sich nicht in russischem Besitze befinden. Die Ostseeküste ist zwar buchtenreich (finnischer und Rigaer Meerbusen), aber auch hier sind die Häfen im Winter gefroren. Gering ist die Gliederung der Nordküste des insellosen schwarzen Meeres, wo die Halbinsel Krim den Meerbusen von Odessa vom asow'schen Meere scheidet und dem letzteren nur durch die schmale Straße von Kertsch eine Verbindung mit dem schwarzen Meere gestattet. Z 55. Russland hat nur an seinen Rändern Gebirge: den Kaukasus mit der Fortsetzung im Jcüla-Gebirge und den Ural. Das meridionale Kettengebirge des Urul^ zieht vom Eismeere bis in die Breite von Prag; es ist das längste Gebirge Europas, erreicht aber selbst in seinem höchsten Gipfel nur 1700 m und macht allein auf der tiefer liegenden sibirischen Seite den Eindruck eines Gebirges, während es auf der europäischen durch niederere Vorhöhen so allmählich verläuft, dass man auf dem Hauptpasse (von Jekaterinburg) gar kein Gebirge zu überschreiten glaubt. Das ganze übrige Russland ist eine einzige Tiefebene, in der nur wenige Punkte 300 in Seehöhe erreichen, und auch diese höher gelegenen Theile sind nur sanfte Bodenschwellen, die (mit einziger Ausnahme des Berg¬ ufers der Wolga) so allmählich in die tieferen Theile übergehen, dass der ' Russland gebraucht noch sein altes einheimisches Maß. Der Fuß ist gleich dem englischen (s. S. 133), der Werst ist fast so groß wie das Kilometer und demzufolge entspricht auch der Quadrat-Werst nahezu dem Quadrat-Kilometer. - — Gürtel. 185 Charakter der Ebene nicht gestört wird. Doch ist ihre Vertheilung wichtig für die Anordnung der Flüsse. Die Hauptwasserscheide zieht vom Ural südwestlich zu den Karpäten, bildet aber keine zusammenhängende Boden¬ erhebung. Nach N. oder NW. fließen: 1.) zum Eismeere die Petschora und Dwinä, die aus zwei einander entgegenkommenden Quellarmen entsteht; 2.) zur Ostsee die Newa, der Abfluss der beiden größten russischen (und auch europäischen) Süßwasserseen: des Lädoga- und Onegasees (onjega), die Düna, der Njemen, der als Memel auf deutschem Boden in das kurische Haff mündet, und der Karpatenfluss Weichsel, der nur mit seinem großen Ostbogen, wo er den Bug mit deni Narew (näref) empfängt, russisches Gebiet durchfließt. Der Südabdachung folgen 3.) zum schwarzen Meere der Karpatenfluss Dnjestr, wie die Weichsel im Ober¬ laufe österreichisch, der Dujepr mit dem Pripet und der Don, alle in seichte, den großen Seeschiffen schwer zugängliche Buchten oder Limane mündend; 4.) in den Kaspisee die Wolga, Europas größter Strom, mit der Oka und dem Uralflusse Kama, der den Verkehr mit Sibirien vermittelt, und der Ural, der Grenzfluss gegen Asien. Die Südabdachung hat Wellenform. Auf die Bodenschwelle, die sich an die Karpäten anschließt, folgt 1.) die Einsenkung des Dnjepr und des Pripet (die ausgedehnten Rokitnosümpfe, welche die mittlere Thalsenke des ostelbischen Tieflandes nach O. fortsetzen, vergl. Z 27), dann 2.) die aus¬ gedehnte mittelrussische Bodenschwelle, die sich von den Wäldai- höhen mit den Quellen der Wolga und Düna bis in die Nähe des asow'schen Meeres erstreckt; hierauf 3.) die Einseukung des Don und endlich 4.) die Wolgaschwelle. Jenseits der Wolga hebt sich der Boden wieder allmählich zum Ural. Auch nach N. senken sich diese Bodenschwellen und umschließen mit der wasserscheidendeu Höhe an den Dwinaquellen das Wolgabecken, durch das die Wolga, ganz abweichend von den übrigen russischen Strömen, nach O. fließt, um dann oberhalb der Kamamündnng scharf nach S. umzubiegen. In diesein zweiten Theile ihres Laufes wird sie rechts von den sich mauergleich ein paar hundert Meter erhebenden Abstürzen der Wvlgaschwelle (Bergufer), links von flachem Niederlande (Wiesenufer) begleitet. In ihrem untersten Laufe durchströmt sie wie der Ural die salzige kaspische Steppe, die wie der Kaspisee zum großen Theile tiefer liegt als der Meeresspiegel (Depression). Z 56. Die Ausdehnung Russlands von der Breite von Oberitalien bis über den Polarkreis hinaus hat eine große Mannigfaltigkeit des Klimas zur Folge, so dass es an allen europäischen Zonen theiluimmt, mit Ausnahme der südlichen (vergl. S. 104). Der Gegensatz zwischen den Weingärten der Krim und den Tundren der Eismeerküste (vergl. S. 78) 186 ist allerdings groß, aber auf einer ununterbrochenen Ebene gehen die klimatischen Unterschiede ganz langsam ineinander über. Im Vergleiche zu Westeuropa in gleicher Breite zeichnet sich das russische Klima durch strenge Winter und heiße Sommer und durch verhältnismäßige Trockenheit ans. Der Regen nimmt nach SO. mit der Entfernung vom atlantischen Ocean ab; südlich von der Linie Kamamündung-Kiew hört infolgedessen der zusammenhängende Wald auf uud beschränkt sich auf die Flussufer. Das ist die südrussische Steppe (der Gegensatz zum mittel- und nord¬ russischen Waldlande), die aber noch feucht genug ist, um auf dem frucht¬ baren Boden der schwarzen Erde einen ausgedehnten Ackerbau zu ermöglichen; doch tritt in trockenen Jahren leicht Misswachs und Hungers- noth ein. Unabsehbare Getreidefelder wechseln mit viehreichen Weideflächen; nur die kaspische Senke ist unfruchtbare Salzsteppe mit Nomadenleben. 8 57. Kein Staat Europas umfasst eine größere Anzahl mittel¬ ländischer und mongolischer Völker als Russland, aber die Russen sind allen anderen an Zahl weit überlegen. Sie bewohnen fast das ganze Tiefland vom schwarzen bis zum Eismeere, während die übrigen Völker¬ schaften (Polen, Letten, finnische und türkische Stämme) nur an den Rändern auftreten, und bekennen sich zur griechischen oder ortho¬ doxen Kirche, deren Oberhaupt der russische Kaiser ist. Die Russen scheiden sich in Großrussen, die vorwiegend das centrale und nördliche Tiefland bewohnen, Kleinrussen auf der südrussischen Landhöhe bis an die Karpaten (zu ihnen gehören auch die Kosaken, d. h. zum Reiterdieuste verpflichtete Colonisten), und Weißrussen im oberen Dnjepr-, Düna- und Njemengebiet. Die Großrussen sind der eigentliche herrschende Stamm. Fast drei Jahrhunderte haben sie unter mongolischer Herrschaft geschmachtet, und dieser langen Knechtschaft ist es zuzu¬ schreiben, dass sie an Bildung so weit hinter anderen europäischen Völkern zurückstehen. Erst im 15. Jahrhunderte gieng die Befreiung von Moskau ans, aber Russland blieb noch ganz asiatisch, bis es mit Beginn des 18. Jahrhunderts unter Peter dem Großen in die europäische Staatenfamilie eintrat. Immer weiter schob es nach allen Seiten seine Grenzen hinaus, vor allem, um Meeresküsten zu gewinnen. Die ehemaligen Großstaaten an seinen Grenzen fielen, wurden theils vollständig vernichtet, wie Polen, theils bedeutend geschwächt, wie Schweden und die Türkei. Erst 1867 wurde die Leibeigenschaft auf¬ gehoben und der Bauer persönlich frei. Mehr als in anderen Großstaaten ist hier Landwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, begünstigt durch ungeheure, fruchtbare Ebenen. So wurde Russland die wichtigste Kornkammer Europas. Die Hauptproducte des Ackerbaues sind Getreide (besonders Weizen und Roggen) und Flachs. Die Schafzucht gewinnt immer größere Ausdehnung, auch die Pferde- und Rindviehzucht ist von Bedeu¬ tung. Das Vorwiegen der bäuerlichen Bevölkerung hat zur Folge, dass Russland verhältnismäßig wenig größere Städte besitzt. 187 Der Bergbau (namentlich auf der asiatischen Seite) des erzreichen mittleren Ural liefert vorzügliches Gold, Platin, Eisen und Edel¬ steine (besonders schöne Smaragde). In der Production der Edelmetalle Gold und Platin übertrifft Rnssland weit alle anderen europäischen Staaten. Die Industrie Russlands ist erst eine neue Pflanzung, und ihrem raschen Aufblühen stehen bedeutende Hindernisse entgegen, vor allem das Vorwiegen der Ackerbau uud Viehzucht treibenden Bevölkerung und die mangelhaften Verkehrswege bei ungeheuren Entfernungen. Da aber Stein- ko hle in Menge vorhanden ist, so geht sie unzweifelhaft einer großen Zukunft entgegen. Schon jetzt wird die Maschinenweberei in Wolle, Baum¬ wolle und Seide immer bedeutender; die Lederfabrication erzeugt seit alterst)er das berühmte Juchten- und Saffianleder. In Bezug auf den Handel nimmt Rnssland durch seine Lage und seine Erzeugnisse eine ganz eigenthümliche Stellung gegenüber Westeuropa und Asien ein. Während es für jenes vorzüglich Agriculturstaat ist, aus dem man Rohstoffe holt und wohin man Fabrikserzeugnisfe absetzt, ist das Verhältnis zu Asien ein gerade umgekehrtes, denn dieses bringt Natur- producte auf den russischen Markt, nm Fabrikate dafür einzutauschen. Die großen Entfernungen und der Mangel an Steinen machten den Straßenbau schwierig, dafür entschädigt aber im Winter die schrankenlose Schlittenbahn auf der schneebedeckten Ebene und im Sommer die nach allen Richtungen auslanfenden Ströme, die als echte Tieflandflüsse geringes Gefälle haben und bis in die Quellregivn hinein schiffbar sind. Da die Hanptwasserscheide keine zusammenhängende Bodenschwelle bildet, so konnte sie leicht durch schiffbare Canäle durchschnitten werden. An der ersten der beiden Hauptunterbrechnngen führen solche Canäle von der Wolga zur Dwina und zum Onega- und Ladogasee, an der zweiten vom Dnjepr zum Njemen und zur Weichsel, so dass alle vier russischen Meere durch Wasserstraßen miteinander verbunden sind. In neuster Zeit wird die Bedeutung der Flussschiffahrt (meist mit Dampfern) durch das immer weiter sich ausbreitende Eisenbahnnetz etwas eingeschränkt. Die Haupt¬ bahnen verbinden einerseits St. Petersburg, Moskau, Archangcl und Odessa, anderseits die beiden Hauptstädte mit Berlin und Wien. Nach SO. geht von Moskau eine Bahn bis Wladikawkas, von der jene wichtige Linie abzweigt, die über den Ural nach Tscheljabinsk führt und hier den An¬ schluss an die sibirische Eisenbahn findet. Z 58. Das russische Reich, eine absolute Monarchie unter der Herrschaft der Kaiser ans dem Hause Romanov-Gottorp, die den Titel «Selbstbeherrscher aller Reußen» (Zar) führen, ist das zweite 188 Weltreich, aber im Gegensätze zum meerbeherrschenden England durchaus eine Continentalmacht. Es umfasst die ungeheuren Länderstrecken vom großen Ocean bis zur Ostsee, deren Flächeninhalt den Europas um das Doppelte übertrifft. Der europäische Theil ist nur der vierte, aber beherr¬ schende Theil des Reiches. Er übertrifft die übrigen europäischen Gro߬ staaten zwar weit an Volkszahl, steht aber in der relativen Bevölkerung hinter allen zurück. Die russische Weltmacht beruht auf der in strenger Einheit geschlossenen herr¬ schenden Nation, wozu die Übereinstimmung des kirchlichen Glaubens und die Ver¬ einigung aller weltlichen und geistlichen Gewalt in einer einzigen Hand wesentlich beiträgt. Aber eine solche Einförmigkeit des Volkes ist wieder nur möglich in einem Lande, das als eine weite, unterschiedslose Fläche keinen Theil sich absondern lässt. (Vergleiche damit Griechenland oder Deutschland!) H 59. Großrussland, welches das centrale und nördliche Tiefland umfasst, ist der historische Kern des Reiches. Hier liegt, gerade im Centrum des europäischen Russland, an der Moskwa die alte Haupt¬ stadt Moskau, das Eisenbahncentrum, der Stapelplatz des inneren Handels und die erste Industriestadt des Reiches. Die sehr weitläufig bewohnte, Gärten und Felder einschließende Stadt liegt teil¬ weise auf Hügeln; so namentlich der Kreml, der geheiligte religiöse und politische Mittelpunkt Russlands, wo noch jetzt die Zaren gekrönt werden. Er bildet eine Stadt für sich, besonders ummauert, voller Paläste und Kirchen, deren verschwenderische Pracht uns daran mahnt, dass wir schon an den Pforten des Orients stehen. Am belebtesten ist die Chinesenstadt, deren Name an die Verbindung mit Asien erinnert. Moskau ist überdies wichtig als Vereinigungspunkt des altrussischen Wesens, das jede Annäherung an den Westen Europas anfeindct. Über die Bedeutung Moskaus und des Kremls sagt ein russisches Sprichwort: -Der Kreml ist das Herz von Moskau, Moskau das Herz der großrussischen Ebene, Großrussland das Herz des russischen Reiches, eines das Abbild und der Mittelpunkt des anderen.» Am Zusammenflüsse der Oka und Wolga liegt Nischnij-Nvw- gorodZ der Stapelplatz des Wolgahandels, wo zwei Welttheile, Asien und Europa, auf der jährlich abgehaltenen Messe ihre Waren tauschen. Das zweite Nowgorod, eine alte Handelsrepublik, die mit der Hansa in Verbindung stand, liegt in der Nähe des Ilmensees. Tula ist der — Nieder-Neustadt. 189 erste Ort für Metallwaren und Waffenfabrication; Jaroslaw (jarosläf) an der Wolga, Orel (arjöl) auf der mittelrussischen Bodenschwelle und Woronesch am Don sind außerdem die bedeutendsten Gouvernements- Hauptstädte^. Nördlich vom 60. Parallelkreise ist das Land fast nur ent¬ lang der Flüsse bewohnt, sonst Wald bis an die Tundra. Lappen und Samojeden führen hier ein Nomadenleben. An der Dwinamündung Archangelsks die größte Stadt Nordrusslands, die nur damals größere Bedeutung hatte, als Russland noch von den anderen Meeren getrennt war. Z 60. Das Großfürstenthum Finnland, bis 1809 schwedisch, ist auch jetzt noch halb selbständig. Es ist eine niedere Felsenplatte, fast ganz mit Seen, Sümpfen und Wald bedeckt. Die Bewohner sind die mongo¬ lischen Finnen, daneben in den Städten der Küste, die allein dichter bewohnt ist, Schweden. Beide Völker sind protestantisch. Die Hauptstadt Helsingfors ist durch ihre Universität auch der geistige Mittelpunkt Finnlands. Die dazugehörigeScherengrnppe derÄland s^-Jnseln (olands) trennt den bottnischen Meerbusen ab. Z 61. Auch die Ostsecprovinzen (Ingermanland, Esthlaud, Livland und Kurland) haben eine nichtrussische und protestantische Bevölkerung. Am Südrande des finnischen Meerbusens wohnen Finnen (hier Esthen genannt) und südlich davon die Letten, die mit den Lithauern sprachlich zwischen Slaven und Germanen die Mitte halten. Adel und Bürger (mit Ausnahme der Hauptstadt) sind aber deutsch, da im Mittelalter der deutsche Ritterorden diese Küstenländer erobert und christianisiert hat. Hier legte, mitten in den Sümpfen der Newa, Peter der Große die neue Haupt¬ stadt St. Petersburg an, den Mittelpunkt des modernen, dem westlichen Europa zugekehrten Russland, wie Moskau der Mittelpunkt des alten, Asien zugekehrten ist. St. Petersburg ist jetzt auch die Haupthandelsstadt der Ostsee, namentlich für den russisch-englischen Verkehr. Der befestigte Kriegshasen Kronstadt schützt es gegen 'feindliche Angriffe. Rewal (jetzt Kolhwan) ist ein belebter Vorhafen, der im Frühjahre früher eisfrei wird als der Hafen der Hauptstadt. Riga ° an der Dünamündung, im Hintergründe der Rigaer Bucht, die durch die Inseln Ösel und Dagö geschützt wird, ist der zweite baltische Handelshafen. Dorpat (jetzt Jurjew sjurjefj) hatte bis in die letzte Zeit eine deutsche Universität. > Russland ist in Gouvernements (guwernemangs) getheilt, die meist den Namen der Hauptstadt führen. Erzengel (Michael, dem die Stadt geweiht ist). s Daher der Name des Landes (ken — Sumpf). ' Z, schwedisch, — Wasser. Altes deutsches Wort für Getreidespeicher. 190 Z 62. Polens halbinselartig zwischen Deutschland und Österreich sich eiudräugend, umfasst das Flachland an der Weichsel und im S. das Bergland der Lysa Gora 2. Polen war einst das, was jetzt Russland ist: der slavische Großstaat; seine Grenzen reichten weit über das Weichsel¬ land hinaus. Fortwährende innere Zwistigkeiten lockten äußere Feinde an; 1795 theilten sich Oesterreich, Preußen und Russland in das ganze Reich, wobei letzterem der weitaus größte Autheil zufiel. Die Stadtbevölkerung ist in allen polnischen Ländern zum großen Theile jüdisch; die Polen sind durchaus katholisch. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel ist die drittgrößte Stadt Russlands. Die Kohlenlager, die aus Schlesien und Österreich nach Polen hinüberstreicheu, ernähren eine bedeutende Industrie, deren Mittelpunkt Lodz, das «polnische Manchester», ist. H 63. Zwischen Polen und Großrusslaud liegt Lithauen, das im W. noch lithauisch, im O. weißrussisch ist, mit den Hauptorten Wilna und Minsk (an den Bahnen St. Petersburg- und Moskau-Warschau, Kreuzung mit der Bahn vom schwarzen Meere zur Ostsee). Südlich von den menschenleeren Rokitnosümpfen beginnt Klcinrnssland mit den getreide- und viehreichen Landschaften Wolhynien und Podolien, die an Österreich grenzen; daran schließt sich im O. das alte Grenzland des polnischen Reiches (russisch Ukraina sukra-inas) mit Kiew am Dnjepr, dem Mittelpunkte des ältesten russisch-christlichen Staates, jetzt überflügelt von Charkow, wo sich die Bahnen von Odessa, aus der Krim und vom Kaukasus vereinigen. Berditschew (berditschvf) ist der Mittelpunkt des südrussischen Handels nach Deutschland. Z 64. Südrusslaud, im Alterthume die Kornkammer Griechenlands und mit hellenischen Colonien besetzt, verkam völlig unter der Mongolen- uud später unter der Türkenherrschaft, die bis in das vorige Jahrhundert dauerte. Die russische Regierung siedelte viele deutsche Colonisten an, die den Ackerbau wieder zur alten Blüte bringen. Bessarabien, das getreidereiche Land zwischen dem Pruth und Dnjestr mit der Hauptstadt Kischinew (kischinöf), ist noch größtentheils von Rumänen bewohnt. Die größte Binnenstadt ist Jekaterinoslaw am Dnjepr. Am pontischen Küstenlande ist Odessa der einzige, größeren Schiffen zugängliche Hafen, daher der Hauptausfuhrplatz für das Ge¬ treide der schwarzen Erde. Die übrigen Seestädte liegen au Limanen; Nikolajew (nikoläjef) ist eine bedeutende Festung, noch größer Sewasto¬ pol auf der Krim, der Hauptstützpunkt der russischen Macht auf dem ' — Flachland. r ---- Kahlenberg. Z Griechisch, söbnstas Augnstus, pöüs — Stadt 191 schwarzen Meere. Die Krim ist im N. flache Steppe, den S. durchzieht aber das Ja'tla-Gebirge, bedeckt mit den Lustschlössern russischer Fürsten, auf dein Südabhange schon ganz mit südeuropäischer Vegetation. Das seichte asow'sche Meer friert jeden Winter zu, daher sind im Kosakenlande am Don keine bedeutenden Handelsstädte. Der größte Ort ist Rostow (rostöf). Z 65. An der unteren Hälfte der Wolga bestanden die Tartarenreiche Kasan und Astrachan; hier wohnen noch heute verschiedene mohamedanische Finnen- und Türkenstämme und Kalmücken (an der Wolgamündung). Kasan in der Nähe des Wolgaknies vermittelt den Verkehr zwischen Grvß- russland und Sibirien, wohin in: Anschlüsse an die Wolga- und Kama- Dampfschiffnhrt die Eisenbahn von Perm an der Kama, dem Mittelpunkte des westnralischen Bergbaues, über Jekaterinburg (Mittelpunkt des ostnralischen Bergbaues) führt. Unterhalb Samara kreuzt die Eisenbahn Moskau-Orenburg die Wolga, bei Orenburg schließen sich daran die eentral- asiatischen Karawanenwege. Saratow (sarätof) an der Wolga wird von zahlreichen deutschen Cvlvnistendörfern umgeben. Jmwcitverzweugten Wolga- Delta ist Astrachan der Mittelpunkt des kaspischen Handels, besonders mit Fischen und Caviar. Städtetclfst. Rumänien» Z 66. Das östliche Außenland der siebenbürgischen Karpaten, die Moldau, und das südliche Außenland derselben, die Walachei, bilden seit 1881 das Königreich Rumänien, 130.000 km Die Walachei ist das unterste Tieflandbecken der Donau, die dasselbe längs der bulgarischen Terrasse umfließt, dann, durch das Dobrudscha-Plateau gezwungen, sich nach N. wendet, endlich wieder ihre östliche Richtung aufnimmt und sich in drei Annen: der Kilia, der schiff¬ baren Sulina und dem wasserreichsten St. Georg sarm, ins schwarze Meer ergießt. Von der Donau steigt das Tiefland als schräge Ebene all¬ mählich gegen die transsilvanischen Alpen empor, an denen die S.- und 192 SW.-Winde ihren Wassergehalt ausschütten; daher der Flnssreichthmn der Tiefebene: Schyl, Alnta. Die Moldau ist im W. gebirgig, im O. ein niederes Flachland, das der Sereth und der Pruth durchfließen. Die absolute Bevölkerung beträgt 5Vü Mill., die relative daher 41. Außer den Rumänen, die sich zur griechischen Kirche bekennen, gibt es noch viele Juden, die den Handel beherrschen, und Zigeuner. Dort, wo jetzt die Rumänen wohnen, lebten im Alterthum ihre Vorfahren, die Dacier, die von den Römern unterworfen und durch Colonisten romanisiert wurden. Als die Römer diese Provinz anfgeben mussten, verpflanzten sie die Bewohner auf das südliche Donau-Ufer, von wo aus diese im 13. Jahrhunderte wieder die Rückwanderung in ihre alte menschenleere Heimat antraten. Bis 1829 standen sie unter türkischer Herr¬ schaft, 1878 errangen sie ihre volle Selbständigkeit, aber die traurigen Folgen früherer Knechtschaft werden noch lange nicht verwischt werden. Einem begabten, aber erst all¬ mählich aus früherer Verkommenheit sich empvrarbeitenden Volke steht eine höhere Gesellschaft, die ihre äußere Bildung aus Paris holt, schroff gegenüber. Die fast ausschließliche und ergiebige Beschäftigung ist die Land¬ wirtschaft. In der Rindviehzucht wird Rumänien relativ nur von Dänemark übertroffen, und der allerdings rohe Ackerbau liefert Massen von Mais und Weizen, die auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Donau zur Ausfuhr gelangen. In der Mitte des fruchtbarsten Theiles der Walachei liegt die Haupt¬ stadt Bukarest (bukürescht, 230.000 Ew.); Hanptort der Moldau ist Jassi (jasch), der Ausfuhrhafen an der Donau Galatz. Amerika oder die neue Wett. Übersicht. H 67. Amerikas etwas kleiner als Asien (38 Mill, km2 ahne die polaren Inseln), reicht von 72° N. bis 56° S., also aus der nördlichen kalten in die südliche gemäßigte Zone. Es besteht aus zwei Continenten, Nord- und Südamerika, die durch das schmale centralamerika¬ nische Zwischenstück zwischen den Einsenkungen und Einschnümngen von Tehuäntepec und Panama verbunden sind. Eine zweite, wenn auch unter¬ brochene Verbindung stellt die westindische Jnselreihe her; zwischen dieser und Centralamerika der Golf von Mexico (mechiko) und das caribische2 Meer. An dieser Stelle ist Amerika am meisten gegliedert; im N. zwar auch durch zahlreiche und große Inseln und die tief ein¬ dringende Hudsonsbai» (hädsns), aber diese polare Seite ist ohne Bedeutung für die Cultur. Sonst ist die Gliederung sehr geringfügig, doch größer an der Ost- als an der Westseite. ß 68. Auch die ueue Welt hat gleich der alten ihren Hochgebirgs¬ gürtel, aber dieser erstreckt sich wie die Längsachse des Landes nahezu in meridionaler Richtung und ist ganz auf die pacifische Seite hinausgerückt. An der Ostseite erheben sich nur niedere und vereinzelte Bergzüge und Massen gebirge, alles übrige ist Tiefland, das in den Lücken der Ost-Erhebungen an den atlantischen Ocean herantritt. Diesem Ocean wendet also Amerika sein Antlitz zu; vom großen Ocean trennt es eine Maner, die nur an einigen Stellen in Centralamerika unterbrochen ist. Daher fließen auch alle größeren Flüsse in den atlantischen Ocean, und das Vor¬ herrschen der Tiefebene lässt sie sich zu wahren Riesenströmeu entwickeln. Z 69. Das Fehlen großer Gebirge in äquatorialer Richtung bewirkt, dass die Klimazonen ganz allmählich ineinander übergehen und dass den Wanderungen keine wirksamen Schranken gesetzt sind. Die Ureinwohner von ganz Amerika gehören einer einzigen Rasse an. Diese ' Genannt nach Amerigo Vespucci (wespütschi), der bald nach der Entdeckung Amerika besuchte und beschrieb. ° Nach dem Volksstamme der Cariben. " Nach dem Entdecker Hudson im 17. Jahrhunderte. Snpan, Geographie. 10. Aufl. ' 13 194 amerikanische oder Jndianerrasse zeichnet sich durch gelblich- oder röthlich- braune Hautfarbe (Rothhäute) und straffes, dunkles Haar aus; die Nase ist meist adlerartig gekrümmt. Im N. vermischten sich die Indianer mit Mongolen, deren Einwanderung durch die Enge der Beringstraße erleichtert wurde. Wegen der völligen Abwesenheit milchgebender Hausthiere blieben die Amerikaner rohe Jäger- und Fischervölker, wenn sie nicht die Waldlosigkeit mancher Hochlandgegenden und deren Armut an Jagdthieren zu Ackerbau und sesshafter Lebensweise zwang. Im 10. Jahrhunderte wurde die NO.-Küste von Nordamerika von Normannen entdeckt (vergl. Z 52), aber bald wieder vergessen. 1492 entdeckte es Columbus von neuem, und seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse in Amerika gründlich verändert. Gelockt durch den Gold- und Silber- reichthum des Hochlandgürtels, nahmen Spanier und Portugiesen Westindien, Mexico, Central- und fast ganz Südamerika in Besitz, und noch heute herrscht hier Nomanismus und Katholicismus, während eng¬ lische Einwanderung Nordamerika dem Germanismus und Protestantismus erobert hat. Die amerikanischen Jägervölker wurden verdrängt und sind in raschem Aussterben begriffen, während sich die ackerbauenden Indianer erhielten. Da die Kräfte der unterworfenen Urbewohner zur Bewirtschaftung der von den weißen Herren angelegten Plantagen nicht ausreichten, so wurden Negerselaven eiugeführt, deren Nachkommen einen beträchtlichen Theil der amerikanischen Bevölkerung ausmachen, während neue Zu¬ wanderung seit der Aufhebung der Sclaverei aufgehört hat. Im ganzen zählt Amerika jetzt 135 Mill. Einw. (nur 4 auf 1 Irmch, von denen über die Hälfte Weiße, die anderen Indianer, Neger und Mischlinge sind. Seit der Entdeckung hat sich aber auch die Pflanzen- und Thier¬ welt Amerikas wesentlich verändert. Für die vier wichtigen Kulturpflanzen, die die neue Welt der alten geschenkt hat: den Mais, die Kartoffel, den Tabak und den Chinabanm, aus dessen Rinde das fiebervertreibende Heilmittel Chinin gewonnen wird, erhielt es die europäischen Getreide¬ arten, das Zuckerrohr, die Baumwollstaude und den Kaffebanm, die alle trefflich gedeihen, sowie die europäischen Hausthiere. Bis zum Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhundertes gehörte Amerika den Spaniern, Portugiesen und Engländern. Seit jener Zeit sind mit wenig Ausnahmen alle amerikanischen Länder selbständig geworden und haben die republikanische Staatsform angenommen. ' Die Mischlinge von Weißen und Indianern heißen Mestizen, die von Weißen und Negern Mulatten. 195 Nordamerika. (R. B. und w. L.) Beringstraße (Cap Prinz Wales) 6b".,, 150(168); Boothia Felix 72, 77 (9b); Ostende von Labrador b2, 38 (56); Südspihe von Florida 2b, 63 (81); Panama 9, 62 (79); Trinidad 10, 44 (61>/z). H 70. Der westliche Gebirgsgürtel besteht aus zwei langen Ketten¬ gebirgen, die Plateaulandschaften einschließen (s. Fig. 27). Das westliche, die Cordillcrei (kordiljere) von Nordamerika, beginnt in der Halbinsel Alaska, von wo sie sich westlich in dem vulcanischen Jnselbogen der Alvüten fortsetzt, und begleitet die pacisische Küste bis zur Südspitze der Halbinsel Calis orni en. Sie besteht aus Parallelketten, von denen die Küstenkette nördlich vom 49.° B. sich in Inseln auflöst, und trägt mehrere erloschene oder wenigstens gegenwärtig nicht mehr thätige Vulcane; der Mount Logan (maunt logn, 5900 in) gilt jetzt als der höchste Fig. 27. Durchschnitt durch Nordamerika von W. nach O. Dieser Durchschnitt würde der Natur genau entsprechen, wenn er bei gleichbleibeuder Höhe lOOiual länger wäre. Punkt Nordamerikas. Das östliche Randgebirge, das Felsengcbirge, ist etwas niedriger, obwohl es auch noch Gipfel von mehr als 4000 in besitzt, aber es ist geschlossener und bildet die Hanptwasserscheide zwischen dem pacifischen und dem atlantischen Ocean mit dem Eismeere. Im O. folgt darauf die ungeheure Ebene, die sich vom Eismeere bis zum mexieanischen Golf ausdehut uud aus der sich im O., nahezu parallel streichend mit der Küste, das Kettengebirge "der Allcghanies (elegenis) erhebt (bis 2000 ni hoch). Fast in der Mitte der Ebene berühren sich die Fluss¬ gebiete des Eismeeres, des atlantischen Oceans und des mexieanischen Golfes; der Mackenzie (mäkensi), St. Lorenzstrom und Mississippi gehen strahlenförmig von der Ebene aus. Z 7l. Von der größtentheils unbewohnten Inselwelt im Meere der nordwestlichen Durchfahrt (vom atlantischen zum großen Ocean, entdeckt 1850) durch die Baffinsbai (baffins)^ und den Smithsund ' Spanisch, — Gebirgskette. 2 Nach dem Seefahrer Bassin im 17. Jahrhunderte benannt. 13* 196 (smißsund) getrennt, erstreckt sich Grönland', fast ein kleiner Con¬ tinent (2 Mill. KinV vom 60.° n. B. nach Norden. Das Innere dieses Skandinavien ähnlichen Hochlandes ist eine flachgewvlbte Schneewüste, von der durch die Fjorde mächtige Gletscher ins Meer hinaustreten, nm hier in kolossalen Stücken abzubrechen, die als Eisberge zusammen mit dem Meereise durch Winde und Strömungen in wärmere Gegenden ge¬ trieben werden (daher Treibeis), um dort zu schmelzen. Grönland ist dänisch, aber nur an der Südwestküste dauernd besiedelt. Die Ur¬ bewohner sind die den Indianern nächstverwandten Eskimos, die auch das arktische Gestade Amerikas bewohnen, ein unter dem Einflüsse der polaren Kälte verkümmertes Volk (durchschnittlich l'/z in hoch). Ihre Haupt¬ nahrung liefert der Seehund, mit dessen Fell sie Boote und Häuser bedecken und dessen Fett (Thran) ihnen Licht und Wärme gibt. Die Noth hat sie zu sehr geschickten Seefahrern erzogen und ihren Erfindungsgeist geweckt (treffliche Waffen), das enge Zusammenleben in der monatelangen Winter¬ nacht sie gutmüthig gemacht. Die übrigen Inseln des PolarrneercS, Spitzbergen, Franz-Josef-Land, Nowäja-Semlja (Fortsetzung des Ural) und die neusibirischen Inseln, sind un¬ bewohnt, werden aber zeitweise von Fischern zur Jagd auf Walfische, die Thran und Fischbein liefern, und Robben (Walrosse, Seehunde, Seekülber) aufgesucht. Nur die schwimmende nnd fliegende Thierwelt ist in der polaren Zone reichlich vertreten, die Laudthiere vor allein durch den Eisbar, den eigentlichen Beherrscher des Nordens. H 72. Das britische Gebiet von Kärrcrdcr umfasst den ganzen Contincnt nördlich von den canadischen Seen und dem 49. Parallel (Breite von Brünn) mit Ausnahme von Alaska. Nach seiner Größe (8 Vs Mill. Irrn^, geringen Bevölkerung (5 Mill.) und seinem rauhen Klima kann es als das amerikanische Sibirien bezeichnet werden. Wie dieses ist es zunächst durch seine Pelzthiere bekannt geworden, in neuester Zeit zur Ausbeute der Edelmetalle des westliche» Hochgebirges fortgeschritten und wird einst ein wichtiges Getreideland werden; ja in dieser Beziehung ist es Sibirien schon weit voransgeeilt. Das Tiefland senkt sich von allen Seiten nach der Hudsonsbai, die eine Guirlande großer Süßwasserseen um¬ zieht. Die nordwestlichen gehören zum Mackenzies in der Mitte liegt der Winipegsee, den SO. nimmt die canadische Gruppe ein, deren Abfluss der St. Lorenzflnss ist. Sie besteht aus dem oberen, Michigan- (nntschigün), Huron-, Erie- (iri) und Ontariosee (onterio); zwischen den beiden letzteren besteht ein starker Niveauunterschied, den der Ver- ' Grünes Laud, von dm ersten Entdeckern so genannt, wahrscheinlich um Colo- uisten anzulockeu. * Benannt nach dem Entdecker. 197 bindungsfluss Niagara* * (neiägre) in dem berühmten Wasserfalle (49 m h.) überwindet. Ungeheure Nadelholzwülder bedecken Canada (wie Sibirien), dann folgt am Nordsaume des Festlandes die polare, von Eskimos be¬ wohnte Tundrenzone, die sich in Labrador unter dem erkältenden Einflüsse des Eismeeres bis in die Breite von London erstreckt. 4*/z Millionen Menschen drängen sich in den östlichen Küsten¬ provinzen Neuschottland mit dem nie zufrierenden Kriegshafen Halifax (hälifäx), Neu-Braunschweig und im eigentlichen Canada am St. Lorenzstrome zusammen. Diese ausgezeichnete Wasserstraße mit ihrer breiten Trichtermündung dient besonders der Ausfuhr von Holz, das noch immer der wichtigste Handelsartikel ist. Quebec (kwibek) ist der atlantische Sommerhafcn, wie Halifax der Winterhafen. Die größte Stadt ist Mont¬ real- (montriöl), bis wohin noch die Seeschiffe gehen. Das untere Canada war früher französisch, und noch jetzt herrscht hier die französische Sprache und die katholische Religion, im oberen Canada aber, wo Toronto am Ontariosee die größte Stadt ist, die englische Sprache und der Protestantis¬ mus. Die übrigen Provinzen sind fast menschenleer, werden sich aber schneller entwickeln als Sibirien, weil sie schon von einer Pacificbahn° durchzogen werden. An dem Endpunkte derselben, Vancouver (wänküwr), gegenüber der gleichnamigen Insel* schließt sich die Dampferlinie nach Japan an. Die Ebenen dienen dem Ackerbau, die westliche Hochlandprovinz Britisch-Columbia produciert Gold. Britisch ist auch die Insel Neufnndlaud, die den St. Lorenzgolf abschließt und auf deren großer Sandbank an der Westküste sich jedes Jahr über 100.000 nordamerikanische, englische und französische Fischer zum Kabliaufang versammeln. Weitab im Ocean liegen die englischen Orangen-Eilande, die nach dem Entdecker Bermuda benannt sind. At'äska, das Nordwcsthvrn Amerikas, ist im Besitze der Ver¬ einigten Staaten und ist, wie alle polaren Länder, wichtig wegen des Fischfanges an den Küsten sowohl wie auf den Flüssen. Z 73. In den Werreirrigten Staaten (oder Union) liegen die drei Haupttheile in meridionalen Streifen nebeneinander: 1.) die atlantis ch e Küstenebene, die sich von den Alleghanies allmählich nach O. senkt und nach S., wohin sie die flache Halbinsel Florida ausscndet, stetig ' In der einheimischen Sprache — Donner der Gewässer. * Französisch, — Königsberg. * Pacificbahnen (päßifik) nennt man in Amerika diejenigen, die quer durch den Continent oom atlantischen bis zum stillen (pacifischen) Ocean führen. * Benannt nach dem Entdecker (18. Jahrhundert). — 198 — verbreitert. Die Küste verläuft in einem Doppelbogen; der nördliche ist günstiger, denn hier münden die Alleghaniesflüsse in tief eindringenden Buchten. 2. ) Der mittlere, größte Theil ist die Mulde des Mississippi*, mit dem sich der noch größere Missouri (mißnri) vom Felsengebirge und der Ohio (oheio) von den Alleghanies verbindet. Die östliche Hälfte sammt dem atlantischen Gebiete war 1607, als die Engländer die erste Colonie hier anlegten, ein großes Urwaldgebiet (Laub und Nadelwald) und ist jetzt vorwiegend Culturland; die westliche Hälfte ist waldlos, weil es als meerfernstes Land trocken ist, aber eine ausgezeichnete, einst von zahllosen Büffeln belebte Grassteppe oder Prärie. 3. ) Den Westtheil bildet der Hochgebirgsgnrtel. Die Kordillere spaltet sich hier in die Küsten kette und in die viel höhere (bis 4400 m) Ost¬ kette, die im S. Sierra Nevadaft im N. Cascaden-Gebirge heißt. Zwischen diesen und dem ebenso hohen Felseng eb irge dehnen sich baum¬ lose Hochebenen ans, die von den feuchten Seewinden so völlig abgesperrt sind, dass ihre Unfruchtbarkeit stellenweise in Wüstennatur ausartet und dass von den Flüssen des Felsengebirges nur der Columbia und Colo¬ rado (letzterer durch tiefe Thalschluchten oder Canons skäujonf) den großen Ocean erreichen. Z 74. Als sich die englischen Colonien im Jahre 1776 unabhängig machten, waren die Vereinigten Staaten auf den Osten beschränkt. In einem Jahrhundert haben sie sich bis zum großen Ocean ausgedehnt und ihre Bewohnerzahl durch regelmäßige Zuwanderung ans Europa verzwanzigfacht. Die englischen Einwanderer, deren Nachkommen man Jank ces (jünkis) nennt, herrschen entschieden vor, daher auch die englische Sprache und das Protestantische Christenthum. Die 45 Staaten, die meist durch Meridiane und Parallelkreise abgegrenzt sind, bilden einen Bundesstaat mit einem gewählten Oberhaupte (Präsidenten) und einer gemeinsamen gesetzgebenden Versammlung (Congress). In ihren inneren Angelegenheiten sind die Staaten unabhängig, die wenig bevölkerten Territorien werden dagegen von der Bundesregierung verwaltet. Seit 1898 besitzen die Vereinigten Staaten auch Colonien (Cuba, Portorico, Hawaii, Philippinen und einige kleine Inseln in der Südsee). Die Union ist nicht nur die erste Macht der neuen Welt, sondern eine der stärksten Großmächte überhaupt. Große schiffbare Ströme, zahlreiche Canäle, ein Eisenbahnnetz, welches das europäische an Länge übertrifft, und ' In der Sprache der Indianer missi — Fluss, sixpi — groß. - Schneegebirge. ' Rother Fluss. 199 eine Handelsflotte, die nur der englischen nachsteht, vermitteln den inneren und äußeren Verkehr. Mit Europa steht die Union in lebhaften Handels¬ verbindungen und liefert ihm besonders Baumwolle, Getreide, Fleisch, Edelmetalle, Petroleum uud Tabak. Die Gaben der Natur sind aber nicht gleichmäßig vertheilt, sondern es lassen sich folgende drei Hauptgruppen Vereinigte Staaten . 7,800.000' 73 Mill. 9 Die Nord- und Südstaaten reichen vom atlantischen Ocean bis zum Felsengebirge und werden ungefähr durch den 37. Parallelkreis geschieden. Z 75. Auf den Nordstaatcn mit fast nur weißer Bevölkerung beruht die Macht der Union. Die Neu-Englaud-Staaten, New Aork^ (njujork) und Pennsylvänien s sind der Hauptsitz der amerikanischen Industrie, die sich auf die gewaltigen Steinkohlcnfelder und Eiscnlager der Alleghanics (besonders in der Umgebung der Doppelstadt Pittsburg- Allegeny felegenis) stützt und den heimischen Bedarf zum großen Thcile schon deckt. Die wichtigsten Handelsstädte liegen im Hintergründe der atlantischen Buchten. Boston (bostn) ist der Hanpthafen von Massa¬ chusetts (mäßätschüsets), dem gewerbefleißigsten Staate; New Jork an der Trichtermündung des Hudson (hzdsn), der durch einen Canal mit dem Lorenzstrome verbunden ist, ist nicht bloß der wichtigste Handelsplatz der neuen Welt, sondern nach London der Erde überhaupt. Mehrere Gro߬ städte, darunter Brooklyn (brüklin), jetzt mit New Jork vereinigt, umgeben die herrliche Bucht, an der fast ebensoviel Menschen wohnen, wie in allen Westlündern zusammengenommen. Am nächsten Flusse liegt Philadelphias der Seehafen des kohlen-, eisen-und petrolcumreichen Pennshlvaniens; an der südlichsten Bucht Baltimore (baltimor), der Hauptansfnhrhafen für Tabak, dessen Cultur sich über den größten Theil der Union verbreitet, besonders aber im benachbarten Staate Virginien^ blüht. Südlich davon Washington ° (uöschingtn), die Hauptstadt der ' Ohne Alaska. ' Nach dem Herzog von Jork (später König Jakob II.) benannt. ' Rach Penn, dem Gründer der Colonie (Pcnns Waldland). Der Grundsatz religiöser Duldung, der hier maßgebend wurde, gab Veranlassung zur Benennung der Hauptstadt (Philadelphia, griechisch, — Bruderliebe). ' Nach der unvermählt gebliebenen Königin Elisabeth genannt (virgo — Jungfrau). '' Washington war der Befreier der Union und ihr erster Präsident. 200 Vereinigten Staaten, die Residenz des Präsidenten (im weißen Hause) und der Sitz des Congresses (ans dem Capitol). Die inneren Nordstaaten treiben großartige Landwirtschaft, besonders Weizen- und Maisbau sowie Schweinezucht. Müllerei und die Konservierung von Fleisch sind die wichtigsten Gewerbszweige. Die größte Stadt ist Chicago (tschikägo) am Michigansee, das, obwohl mitten im Continente gelegen, durch einen die Niagarafälle umgehenden Canal in directem Seeverkehre mit Europa steht und durch den Canal zum Illinois (illineuß, Nebenfluss des Mississippi) auch mit dem mexika¬ nischen Golfe verbunden ist. Die zweite Großstadt des Michigansees ist Milwaukee (miluöki) mit starker deutscher Bevölkerung. Um den Eriesee liegen drei Großstädte: Ditroit (ditreüt), Cleveland (klewländ) und Buffalo (bafälo). Der Mittelpunkt des Ohiobeckens ist Cincinnati (ßinßinäti), der des Mississippibeckens St. Louis (ßänt lüis) an der Mün¬ dung des Missouri. Nach N. wie nach W. liegen die jungbesiedelten Acker¬ baustaaten, aber auch hier haben sich schon große Städte entwickelt: die Doppelstadt Minneapolis-St. Paul (minipolis) am Mississippi und Kansas und Omaha am Missouri, schon mitten in den Prärien. Die Südstaaten, in den Breiten von Algerien und Syrien gelegen, eignen sich bereits zum Anbau halbtropischer Gewächse, besonders der Baumwolle, wovon die Union mehr erzeugt, als irgend ein anderes Land der Erde. Die hier herrschende Plantagenwirtschaft wurde früher mit Negersclaven betrieben; die Aufhebung der Sclaverei führte zum Abfall und zur Unterwerfung der Südstaaten (1865). Noch jetzt find ein Drittel der Bevölkerung Neger und Mulatten. Die große Ausdehnung der Plan¬ tagen verhinderte ebenso die Verdichtung der Bevölkerung wie das Ent¬ stehen großer Städte. Die einzige Großstadt ist New Orleans? (nju-orlins) am Mündungsdelta des Mississippi. Die Wcstliindcr (westliches Hochland) haben durch ihren Reichthum an Edelmetallen die Weißen angezogen, zuerst das Goldland Cali- fornien (zwischen Sierra Nevada und Küstengebirge), der wichtigste Staat des Westens, aber jetzt fast mehr durch seinen Weizenbau als durch sein Gold. San Franciscos an einem herrlichen Hafen ist die wichtigste amerikanische Stadt am großen Ocean, in der sich die Seewege von Ost- asien und Australien vereinigen, um sich an die älteste Pacificbahn (nach New Jork) anzuschließen. Daher ist es auch die Eingangspforte für die ' -- Büffel. Der Name (Neu-Orleans) erinnert noch an die ehemaligen Besitzungen Frank¬ reichs im Mississippithale. ? Kalifornien war einst mexicanisch, daher vorwiegend spanische Namen. 201 chinesische Einwanderung nach dem Westen. Silber lieferte früher besonders Nevada, ist aber jetzt überflügelt von den Ländern am Felsengebirge, von Colorado mit der Stadt Denver und von Montana. Das letztere birgt den «Nationalpark» am oberen Jellowstone^ (jellostön, Nebenfluss des Missouri), eines der großartigsten Geysirgebiete der Erde (vergl. Island, 8 49). Die inneren Hochländer sind nur bei künstlicher Bewässerung fruchtbar und uur längs der Bahnlinie spärlich bevölkert, so um den großen Salzsee in Utah (juta), wo die Secte der Mormonen (der «Heiligen des jüngsten Tages») ein Gemeinwesen gegründet hat. ß 76. WeXico (mechiko) ist das nördlichste tropische, romanisierte und katholische Land Amerikas. Der größte Theil von Mexico ist Plateau, das terrassenförmig zur Südsee und steil zur ungesunden atlantischen Küsten¬ ebene abfällt. Über den durch mannigfache Bodenanschwellungen unter¬ brochenen Hochplateau (Stadt Mexico 2300 in über dem Meere) erheben sich gewaltige Vulcanberge, von denen der Pik von Orizaba (orißawa) 5600 na erreicht. Hier herrscht ewiger Frühling bei größter Trockenheit der Luft; lichte Akazieuwälder wechseln mit waldlosen Flächen, die vorzüglich mit Cactusgewächsen und Agaven bedeckt sind. Hier musste der Urbewohner dem Jagdleben entsagen und Ackerbauer (Mais) werden; und auf dieser Grundlage entstand hier, wie in Peru, ein Culturstaat, dessen Beherrscher bei der Ankunft der Spanier die Azteken (asteken) waren. Der un¬ erschöpfliche Silberreichthum des Landes lockte die Habgier der Spanier, die l52l unter Cortez (körtes) das Land eroberten, nm es durch ihre eigennützige und unverständliche Wirtschaft zu ruinieren. 1809 machte sich auch Mexico frei und wurde eine aus mehreren Staaten bestehende Bundesrepublik, zu der auch die Halbinseln Aucatän und Alt- californien gehören; nahezu 2 Mill, üin^ mit nur 13 Mill. Einw., wovon die Hälfte Indianer sind. Nach vielen Revolutionen genießt es endlich Ruhe. Silber ist noch immer das Haupterzeugnis, worin Mexico nur von den Vereinigten Staaten übertroffen wird. Die Hauptstadt Mexico ist durch eine Eisenbahn mit dem atlantischen Haupthafen Vera¬ cruz ? (werakrüs) verbunden. Z 77. Kentrcltcrrnerikcl, so groß wie das deutsche Reich, ist ein Hochland für sich, denn in der Einsenkung von Tehuäntepec sinkt die Wasserscheide auf 300 m und in der von Panama auf 80 in herab. Es fällt steil zum großen Ocean, allmählich zum atlantischen ab, trägt große Vulcaue (bis 4000 in hoch) und wird häufig von schweren Erdbeben > Gelber Stein. 2 Spanisch, — wahres Kreuz. 202 hcimgesucht. Eine Diagonalfurche, in welcher der Nicaraguasee (Nikaragua) nur 30 UL über dem Meere liegt, durchschneidet das ganze Hochland vom caribischen Meere bis zur Fonsecabai und soll jetzt zur Anlage eines Schiffahrtscanals (ähnlich dem Suescaual) benützt werden. Der Boden ist fruchtbar und erzeugt besonders Kaffee, aber die beständigen Wirren lassen Centralamerika zu keinem Aufschwünge kommen, daher nur soviel Einwohner wie im kleinen Sachsen. Es ist in fünf Republiken getheilt: Guatemala (guatemäla), Honduras, Nicaragua, Salvador und Costarica*; die Küstenebene am Golf von Honduras gehört den Eng¬ ländern, die hier Mahagoniholz gewinnen, und der nur 50 icm breite Isthmus von Panama, den eine Eisenbahn durchquert, dem südamcrika- nischen Staate Columbia. Z 78. Die Jnselreihen von Westindien (so groß wie Österreich ohne Galizien) wurden von Columbus zuerst entdeckt; er glaubte die Inseln des eigentlichen Indiens gefunden zu haben, daher die Namen Westindicn und Indianer. Die letzteren sind in Westindien gänzlich ausgestorben, drei Viertel der Bevölkerung (6 Mill.) bestehen aus Negern und Mulatten, ein Viertel sind Weiße. Als tropische Inselwelt ist Westindien sehr frucht¬ bar, daher auch dichter bewohnt als die übrigen Tropeuländer Amerikas; Rohrzucker und Tabak sind die Haupterzeugnisse. Mit Ausnahme von Haiti sind alle Inseln in den Händen europäischer Mächte. Drei Gruppen lassen sich unterscheiden: 1. ). Die großen Antillen (antlljen), vier in westöstlicher Richtung gestreckte und von Gebirgen durchzogene Inseln, die sich an die Halbinsel Jucatan anschließen. Cuba und Portorico^ sind 1893 von Spanien an die Vereinigten Staaten abgetreten worden. Cuba ist das erste Rohrzuckerland der Erde und erzeugt den feinsten Tabak; seine Hauptstadt Havana ist die einzige größere Stadt Westindiens. Jamaica (jamä-ika) ist englisch, auf der Jusel Ha'i'ti bestehen zwei Neger-Republiken. 2. ) die kleinen Antillen schließen in einem flachen Bogen das caribische Meer im O. ab und sind vorwiegend im Besitze der Engländer und Franzosen, ein paar kleinere Inseln gehören den Holländern und Dänen. 3. ) Nördlich von den großen Antillen zieht die englische Gruppe der Buhama-Jnsclu, unter ihnen das Eiland Gnanahäni, auf dem Columbus zuerst die neue Welt betrat. ' — reiche Küste. " Gleich der Entfernung Wien-Pressburg. reicher Hafen. 203 Südamerika. (W. L ) Pmmmä 101>, 62 (79); Trinidad 10 o, 44 (61^); Cap Branco 7 s, 17 (35); Cap Hoorn 56s, 49 (67); Arica 18^8, 53 (71). Z 79. Südamerika (18 Mill, üin^) ist, wie Afrika, dem es in seinen Umrissen auffallend gleicht, ein Stamm ahne Glieder. Im N. der kleine Einschnitt See von Maracaibo, im O. einige flache Meerbusen, und nur das Südhorn umschwärmen einige unwirtliche Inseln: die Falkland- und Feucrlandgruppe und die westliche Jnselreihe. Da¬ gegen unterscheidet sich Südamerika von Afrika durch das Vorherrschen der Tiefebene, durch die Schiffbarkeit seiner Riesenströme und durch die größere Entwickelung der gemäßigten Zone. Die westliche Küste begleiten die Andcs, das ausgedehnteste Ketten¬ gebirge der Erde und ein Sitz heftiger vuleanischer Thätigkeit, die sich Hrrüen 0. Fig. 28. Durchschnitt durch Südamerika von W. nach O. Dieser Durchschnitt würde der Statur genau entsprechen, wenn er bei gleichblcibeuder Höhe iOvmal länger wäre. theils in Ausbrüchen der zahlreichen feuerspeienden Berge, thcils in ver¬ heerenden Erdbeben äußert. An Höhe wird es nur vom Himalaja über¬ troffen, und die gänzliche Abwesenheit tiefer Pässe machte es zu einem Verkehrshindernis zwischen der atlantischen und parisischen Seite, das erst die Jngenieurkunst unserer Zeit zu besiegen verstanden hat. Die Andes beginnen an der Südspitze des Continentes und ziehen als einfache Hanpt- kette bis zum 30. Parallelkreise; die niedere patagonische Küstenkette ist zu Inseln zersplittert. Der Vnlean Aconcagua (akonkägua), 7000 in, ist der höchste Gipfel von ganz Amerika. Jenseits des 30. Parallels theilt sich die Hauptkette in zwei, stellenweise in drei Ketten, die Hochplateaus eiuschließen, welche wieder durch Querketten voneinander getrennt werden. Die Umwalluug der Hochebene des Titicacasees (3900 in) trägt einige der höchsten Andesgipfel und eine Reihe thätiger Vnlcane; desgleichen auch die der Hochebene von Quito (kito, 2800in) mit dem Chimborazo (tschimborässo, 6300 in). Jenseits des Äquators beginnt die Drcitheilung der Hauptkette; durch die östliche Hochebene fließt der Magdalenen- 204 fluss der caribischen See zu. Die Ostkette verzweigt sich in das Schnce- gebirge von Santa Marta und in das Küstengebirge von Venezuela (wenesuela). Die Ostseite enthält zwei isolierte Gebirge, niedere Platean- nnd Gebirgslandschaften: das Berg land von Guayana (guajäna) nnd das brasilianische Gebirge mit nördlich streichenden Höhenzügen. Zwischen den Anden und den isolierten Gebirgen liegt Tiefland, das in breiten Streifen bis an den atlantischen Ocean herantritt nnd von den drei Riesenströmen Südamerikas bewässert wird. 1.) Zwischen den Gebirgen von Venezuela und Guayana die Ebene des Orino co. 2.) Die Ebene des Maranon (maranjon) oder Amazon enstromes, fast so groß wie der ganze Stamm von Europa. Dieser Strom, der an Länge zwar vom Mississippi-Missouri nnd Nil, an Wasser-reichthum und Aus¬ dehnung des Flussgebietes aber von keinem Flusse der Erde übertroffen wird, entspringt in der Westkette der Anden, durchfließt das Hochland und durchbricht dann die Ostkette. Seine größten Nebenflüsse sind der Madeira (inadera) und der Rio Negrv, zu dem auch der Orinoco durch den Casiquiare (kasikiäre) einen Theil seiner Gewässer entsendet. Eine solche Erscheinung, die nur bei gänzlichem Fehlen einer Wasserscheide eintritt, nennt man Gabelung (Bifurcation). 3.) Im S. die Ebenen des Rio de la Plata, die sich nach Patagonien hinein fortsetzen. Der Quellfluss des Rio de la Plata ist der Paraguay (paragnä't), der sich mit dem vom brasilianischen Gebirge kommenden Parana vereinigt und dadurch namenlos wird. Nach der Vereinigung mit dem gleichfalls brasilianischen Strome Uruguay (uruguä'i) nimmt die golf¬ artige Mündung den Namen Rio de la Plata an. Z 80. Auch von Südamerika liegt der größere Theil in der heißen Zone, aber im Gegensätze zu Afrika ist es den herrschenden Ostwinden (Passate) völlig geöffnet, und erst auf der schmalen Westseite der Andes südlich vom Äquator herrscht, wie an der SW.-Küste Afrikas, Regen¬ losigkeit, Wüstenbildung und unter dem Einflüsse einer kalten Meeres¬ strömung niedrige Temperatur und starker Nebel. In der gemäßigten Zone, wo die Westwinde herrschen, verhält es sich gerade umgekehrt; hier ist die Westseite der Andes feucht nnd das Land im O. trocken. In Artenfülle und Farbenpracht der Pflanzen kann sich kein Erdtheil mit Südamerika messen, und mit der Pflanzenwelt wetteifert das Reich der Vögel (Colibris), Jnsecten, Amphibien und Reptilien (Kaiman, das amerikanische Krokodil, Riesenschlangen). Dagegen fehlen die großen Raubthiergestalten der alten Welt, der Jaguar und Puma 205 sind nur schwache Abbilder des Tigers und des Löwen. Hnfthiere und Wiederkäuer fehlen fast ganz, die Affen sind von denen der alten Welt wesentlich verschieden. Fast ganz ans Südamerika beschränkt ist die Ord¬ nung der Zahnarmen: Gürtelthier, Ameisenfresser, Faulthier. Einige eigenthümliche Züge weist die alpine Region der Anden auf. Das Lama ist das einzige ursprüngliche Lastthier der neuen Welt, das Vicuna (wikunja) liefert feine Wolle; beide sind dem Kameel ver¬ wandt. Über den höchsten Gipfeln schwebt der Cvndor, der größte Raubvogel der Erde. Z 8l. Die tropische Hitze und die Fülle der Nahrung erschlafft die Urbewohner, die den größten Theil ihres Lebens in der Hängematte verträumen. Nur auf deu Wald- uud wildarmen Hochflächen der Anden wurde der Eingeborene zum Ackerbauer, uud hier entstand der merkwürdige Culturftaat der Jncas (so hießen die Herrscher), den die Spanier in schnöder Weise zerstört haben. Der Metallreichthnni der Andes hatte sie angelockt, und sie besetzten bald ganz Südamerika, mit Ausnahme von Brasilien, das den Portugiesen anheimsiel, und des unwirtlichen Patagonien, das frei blieb. Die Herrschaft beider Böller war ein Unglück für das Land, das in schamloser Weise ausgebeutet wurde, ohne dass man etwas für die Hebung der materiellen und geistigen Cultur gethan hätte. Am Beginne unseres Jahrhunderts machten sich die Colonien unter der Führung des Generals Bolivär unabhängig, und es entstanden 10 Staaten, die nun sämmtlich Republiken sind. Leider machen häustge Militär-Revolu¬ tionen und die allgemeine Unsicherheit auch jetzt noch deu Aufschwung unmöglich. Sv kommt es, dass in Südamerika nur 35 Mill. Menschen, etwas mehr als in Italien, wohnen. Von diesen sind nur etwa 7 Mill. Creolen, d. h. Nachkommen der eingewanderten Spanier und Portugiesen. H 82. Die westlichen Staaten der Tropenzone reichen zwar auch iiber das östliche Tiefland hinaus, aber der Hauptsitz der Bevölkerung ist auf den kühlen Hochflächen der Andes. Bergbau auf Edelmetalle ist auch jetzt noch die Hauptbeschäftigung, in Columbia (mit der Hauptstadt Bogota) daneben auch Kaffeecultur. Ecuador (ekuadvr) mit der Haupt¬ stadt Quito (kito) besitzt auch die nahen Galapagosinseln, die nach ihren Riesenschildkröten (spanisch AalüpuZo) benannt sind. In Peru bilden den Hanptreichthnm die Guanolager (das ausgezeichnete Düngungsmittcl besteht aus den Excrementen von Scevögeln), die sich seit Jahrtausenden auf den regenlosen Küsteninselchen anfgehäuft haben. Die alte Residenz der Jncas, Cuzco (küsko), lag ebenfalls auf der Hochebene, die neue, von den Spaniern gegründete Hauptstadt Lima liegt aber in der Nähe 206 der Küste. Zwei kühn gebaute Eisenbahnen überschreiten in Mont Blanc- Höhe die Andes. Bolivia mit der Hauptstadt Sucre (ßukr) ist ohne Küste. Po tost war einst das berühmteste Silberbergwerk der Erde. Chile (tschile), der geordnetste aller südamerikanischen Staaten, reicht in einem schmalen Streifen an der Westküste der Andes bis in die gemäßigte Zone hinein. Der nördliche Theil umfasst die wüste Atacäma, deren Salpeterlager das wichtigste Ausfuhrproduct Chiles liefern. Der mittlere Theil erfreut sich eines milderen Klimas und eignet sich besonders zum Wcizenban, während die Bergwerke Kupfer liefern. Hier liegt die Haupt¬ stadt Santiago mit der Hafenstadt Valparaiso (walpara-iso). Südlich von 40° sind Küste und Inseln der Cultur noch nicht erschlossen; die feuchten Westwinde häufen im Gebirge so viel Schnee an, dass die Gletscher schon in der Breite von Genf bis an das Meer herabreichen. Die Magellan- straße- zwischen dem Festlande und Fenerlande, dem insularen Süd¬ horn Amerikas, benützen die Dampfer, während die Segelschiffe das stürmische Cap Hoorn ° umfahren. Z 83. Die östlichen Staaten sind nur an der Küste dichter von Weißen und in den Tropen auch von Negern und Mulatten bewohnt, das Innere ist fast ganz Jndianerhorden überlassen. Die Vereinigten Staaten von Venezuela^ (wenesuela) mit der Hauptstadt Caracas bauen viel Kaffee und Cacav; die Llanos (ljanos) des Orinoco sind Steppe und eignen sich zur Rinderzucht, das südliche Gebirge ist Urwald. Gua¬ yana (guajäna) ist die einzige europäische Besitzung in Südamerika und zwischen Engländern, Holländern und Franzosen getheilt. Der heiße Küstenstrich ist höchst ungesund, aber fruchtbar, und erzeugt viel Zucker. Die Vereinigten Staaten von Brasilien'" wetteifern an Umfang mit denen von Nordamerika, haben aber nur so viel Bewohner wie Ungarn. Die eine Hälfte bildet die Amazonas-Ebene, ein ungeheurer Urwald mit hei߬ feuchtem Klima (Äquatoriallage), der trotz der herrlichen Wasserstraßen fast ganz unbenützt bleibt und dem Handel nur Kautschuk liefert. Die andere Hälfte ist Gebirge, im Innern meist steppenartig trocken. Die Küstenzone ist gut bebaut, und darauf gründet sich die Bedeutung Brasiliens als ersten Kaffeelandes der Erde. Hier auch die bedeutendsten Städte: ' — Thal des Paradieses. Nach dem Entdecker Magellan (16. Jahrhundert), dem ersten Wcltnmsegler, der das südliche Land wegen der großen Feuer, die er hier sah, Feuerland benannte. Z Von dem Entdecker Schauten (stauten) im 17. Jahrhunderte nach seiner Vaterstadt benannt. — Klein-Venedig wegen der alten Pfahlbauten. ° Nach dem Brasilholz, das rothen Farbstoff liefert. 207 Pernambucv am östlichen Vorsprunge ist der Endpunkt der meisten europäischen Schiffslinien; dann folgt Bahia* (ba-ia), endlich Rio de Janeiro3 (schaurro) die Hauptstadt und der erste Kaffeehafem Die süd¬ lichen Staaten liegen schon in der gemäßigten Zone und sind daher ein Ziel italienischer und deutscher Auswanderer. Außerhalb der Tropen liegen die Republiken Paraguay (paragucu), wo der Paraguaythce wächst, der im gemüßigten Südamerika den Thee und Kaffee ersetzt, Uruguay (uruguä't) und Argentinien °, der zweitgrößte Staat Südamerikas, der sich über die Graslandschafteu (Pampas) des Parana bis an die Anden und über das noch uncnltivierte Patagonien* ausdehut. Uruguay und die Pampas von Argentinien treiben ausgedehnte Viehwirtschaft und versorgen uns besonders mit Wolle, Fleisch und Fleischextract°. Die Hauptstädte Montevideo (Uruguay) und Buenos- Aires (buenos ä-ires, Argentinien) liegen au der breiten Trichtermündung der Plata. Die benachbarten Falklandinseln« (fökländ) sind englisch. Stüdtetcrfet'. ' — Bai. --- Gewässer des heil. Januarius (am Januariustage entdeckt). « — Silberland, d. h. Land am Silberflnsse (La Plata). ' pata spanisch, — großer Fnß, also Land der Leute mit großen Füßen. « Eingedickter Rindfleischsast (Liebigs Fleischextract). ° Nach dem englischen Lord Falkland benannt. Australien und Polynesien. Torresstraße (Cap Aork) 11s, 160 o (142^ o); Baßstraße (Cap Wilson suilsns) 39 s, 164 o (146>/r o); Cap Byron (beirn) 28^2 s, 171 o (IdZY^ o); Nordwest-Cap 22 s, 132 o (114 o); Cooksstraße (kük) 41 s, 192 o (174'/z o); Hawaii 20 n, 138 v (155 v); Tahiti 18 s, 132 (149>/z v). § 84. Australien und Polynesien besteht aus drei Theilen: IvIN' Festland Anstralien mit Tasmanien . 7,700.000 Australischer Jnselbogen 1,200.000 Polynesien. 60.000 Einwohner ans 11rn? 3,700.000 0 5 2,000.000 1-7 400.000 7 Australien und Polynesien (rund) 9,000.000 6,000 000 0-7 Z 85. Australiens der einzige Continent, der ganz der Süd- Hemisphäre angehört, ist der kleinste Erdtheil. Einförmigkeit ist der Grundzug seiner physischen Verhältnisse. Jni Mangel au tiefgreifender Gliederung gleicht es den beiden anderen Sndcontinenten: im N. der Carpentariagolf, im S. der flache Australgolf mit ein paar tieferen Einschnitten. Nur am Ostrande erhebt sich ein langgestrecktes Gebirge, das seine höchste Erhebung im SO., in den Austral a lp e n, erreicht (Townsend staunseuds 2200m), das übrige ist niederes Flachland, nur von einzelnen Berggruppen unterbrochen. Da das Ostgebirge die Feuchtig¬ keit, die auch hier durch Ostwinde (Passate) herbeigeführt wird, auffäugt, so verschmachtet das Innere unter oft jahrelanger Dürre, die manchmal von plötzlichen Überflutungen unterbrochen wird. Daher ist das Flachland theils Wüste, theils Steppe, die mit schattenlosen Eucalypten- Wäldern oder Scrub fläch en (dichtes Gestrüpp mit stacheligen Enden) wechseln. Am feuchten Ostabhangc des Gebirges können wegen der Nähe der Wasserscheide nur kleine Flüsse sich entwickeln, im Innern verhindert die Trockenheit die Bildung großer Flüsse. Der bedeutendste ist der Murray (mörre) mit dem Darliug, die von dem höchsten Gebirge Australiens ernährt werden. Die übrigen Flüsse sind Creeks (kriks), die zur Regenzeit mächtig anschwellen und in der trockenen Zeit in eine Reihe von Lachen sich auflösen. In gleicher Weise schrumpfen auch die zahlreichen Seen zu salzigen Lachen zusammen oder trocknen ganz aus. ' Isi-ra g-usti-alis — Südland. 209 Eigenthnmlich wie die Pflanzenwelt Australiens ist auch seine Thier¬ welt. Sie gleicht jener, die in einer längst entschwundenen Erdperiode, vor dem Auftreten des Menschen, auch Europa bewohnt hat. Die Säuge- thiere sind fast nur durch Beutler (das Känguruh, ein Jagdlhier) und Schnabelthiere vertreten; die Affen, Raub- und Hufthiere fehlen gänzlich, mit einziger Ausnahme einer wolfsähnlichen Hundeart. Desto reicher ist die Vogelwelt entwickelt, die durch zahlreiche Papageien und Schopftauben sowie durch den Emu, den australischen Strauß, charakterisiert wird. Z 86. Die Urbewohner von Australien sind eine selbständige Rasse. Man nennt sie wegen ihrer dunkelbraunen bis schwärzlichen Hautfarbe Australneger, doch unterscheidet sie starke Behaarung von den afrikanischen Schwarzen. Trotz guter Verstaudesanlagen konnten sie wegen der Noth des täglichen Lebens, der Abgeschlossenheit von jeglichem Verkehre und der Eintönigkeit der Umgebung nicht über die ersten Anfänge der Gesittung hinausgelangen und sind jetzt in raschem Aussterb en begriffen. Im l6. Jahr¬ hunderte wurde Australien entdeckt, aber erst gegen Ende des 18. Jahr¬ hunderts durch den großen englischen Weltumsegler Cook (kük) genauer bekannt. Die großen Herden von Meersäugethieren (Robben, der südliche Walfisch, Potwal genannt), die das australische Meer belebe« und zahlreichen Schiffen Gelegenheit zu gewinnbringender Thätigkeit geben, waren es, welche zuerst die Europäer auf diesen Erdtheil aufmerksam machten. 1788 gründete die englische Regierung die erste Kolonie (Neu- Südwales), die sie mit Sträflingen bevölkerte; bald folgten freie Ein¬ wanderer nach, und als 1851 in den Australalpen große Gold lager, die nur den ealifornischeu nachstehen, entdeckt wurden, wuchs die Zahl der Colonisten (meist Briten, aber auch Deutsche) außerordentlich. Jetzt ist Australien eine der wichtigsten britischen Colonien, wenn auch hier weniger Menschen leben als in London; englische Sprache und Protestantismus herrschen vor. Mit den europäischen Colonisten wanderten auch unsere Gctreidearten und Hausthiere in Australien ein. Herrlich gedeiht die Rebe, und Australien verspricht ein wuchtiges Weinland zu werden. Die Viehzucht wird von Jahr zu Jahr wichtiger (Fleischconserven), besonders trefflich gedeihen in der trockenen Luft die Schafe, und in der Wollprodnetion hat Australien schon alle anderen Länder überflügelt. Z 87. Man zählt jetzt sechs Colonien: Im begünstigten Osten liegen die drei bedeutendsten: Queensland (kwinsländ) mit der Hauptstadt i Köuiginlcmd. Supau, Geographie. 10. Aufl. 14 210 Brisbane (brisben), fast ganz tropisch, daher mit Zuckerrohr-Cultur; Ncu- Sndwalcs (uäls) mit der ältesten Stadt Australiens, Sydney (ßldne), an einem der schönsten Häfen der Erde, endlich Victoria', das Goldland nnd deshalb, wenn auch die kleinste, so doch die bevölkertste und blühendste Colonie mit der größten Stadt Australiens, Melbourne (melbörn). Den südlichen Theil des ganzen Mittelstreifens, den der Über¬ land-Telegraph durchzieht, um durch Kabelanschluss au Java Australien mit Europa zu verbinden, nimmt Sndaustralicu ein, nur an beiden Süd¬ buchten, wo auch die Hauptstadt Adelaide (edeled) liegt, mehr kultiviert. Wcstaustralicn entwickelt sich jetzt rasch durch Goldgewinnung. Die Jnselcolonie Tasmanien" ist feuchter als das Festland und daher fruchtbar. 8 88. Den Ostrand Australiens umzieht der crultralnsche Inlel'- bogerr, eine Reihe langgestreckter, gebirgiger Inseln, meist vulcanischer Natur (sie gehören zum Feuerkranze rings um den großen Ocean). Die fruchtbaren tropischen Inseln: Neuguinea (ginea), nach Grönland die größte Insel der Erde, unter Holländern, Engländern nnd Deutschen getheilt, der deutsche Bismarck-Archipel, die Salomonen (die nörd¬ lichste noch deutsch), die neuen Hebriden und die französische Straf¬ kolonie Neukaledonien werden von den den Australiern verwandten Papuas (d. h. Krausköpfe) bewohnt, die ein sesshaftes Leben in Pfahl¬ bauten führen. Ihre Hautfarbe ist schwarz, ihr Haar büschelförmig und kunstreich zu einer breiten Krone geordnet, der Bartwuchs stark entwickelt, die Gesichtsbildung wegen der gebogenen Nase fast europäisch. Nach längerer Unterbrechung folgt Neuseeland in denselben Breiten wie Italien, dessen Stiefelgestalt es theilt, aber etwas kleiner. Der Haupt- körper ist durch die Cooksstraße (knks) in zwei Inseln getheilt. Die Südinsel durchzieht eiu gletscherreiches Hochgebirge, das mit Recht den Namen der südlichen Alpen führt (Cooksberg, 3800 m); die Nord¬ insel ist durchaus vulcanischer Natur, voller Geysir, thätiger Vulcane und Solfataren (d. h. Vulcane, die nur mehr Dämpfe und Gase aus- strömeu). Das Klima ist mild und gleichmäßig, die Niederschläge reichlich. Unter den einheimischen Gewächsen find der neuseeländische Flachs und die Kauri sichte, die das bernsteinähnliche Dämmaraharz liefert, wertvoll. Die Säugethiere fehlten ursprünglich fast ganz, dafür zahlreiche Laufvogel (der ausgestorbene Moa). Jetzt ist Neuseeland englisch, und seitdem gehen die malaiischen Eingeborenen, die Maoris (mauris), ihrem ' Nach der Königin von England benannt. Nach dein ersten Umsegler Australiens, dein Holländer Tasman, benannt. — 21t — Aussterben entgegen. Auch hieher brachten die Colonisteu unsere Getreide- arten und Hausthiere, und Wcizenbau und Schafzucht stehen schon in hoher Blüte. Die wichtigste Handelsstadt ist Dunedin (d«nidn) in der Nähe der Goldfelder der Südinsel. Hauptstadt ist Wellington (nellingtn) auf der Nordinsel. Man beachte, dass sich alle Länder der südlichen gemäßigten Zone: Australien, Neuseeland, Copland, Argentinien, in gleicher Weise durch Wollproduction auszcichnen. 89. 'Aol.'ynesrerr, die -Vielinselwelt», umfasst ungezählte tausende hoher und niederer Inseln, die über die tropische Südsee ausgestreut siud und doch zusammengeschlossen nicht einmal Galizien füllen würden. Die hohen Inseln sind vnlcanischer Natur, die uiederen bestehen aus Korallen¬ kalk und sind häufig in Atollen (Ringinseln) angeordnet, ringförmig um ein flaches Meeresbecken (Lagnne) gelagert. Alle diese Inseln erfreuen sich eines herrlichen Klimas, da die tropische Hitze durch die oceanische Lage gemildert wird. Auf den hohen Inseln, an denen der Passat seinen Wasserdampf entladet, entwickelt sich eine üppige, wenn auch artenarme Pflanzenwelt: Bananen, Cocos- und Sagopalmen und der Brot¬ fruchtbaum wie mehrere Knollengewächse gewähren reichliche Nahrung; auf den niederen Inseln ist die Cocospalme oft der einzige Baum. Sie liefert den wichtigsten Handelsartikel Polynesiens, die Kopra (getrocknete Kerne), aus der man das Cocosvl gewinnt. Die Polynesier, ein Zweig der weitverbreiteten malaiischen Rasse, zu denen auch die Maoris gehören, haben hellbraune Hautfarbe, schwarzes, schlichtes Haar uud breite, stumpfe Nase. Schon ehe sie mit den Euro¬ päern in Berührung getreten waren, hatten sie einen gewissen Grad von Bildung erreicht, trieben Ackerbau und lebten in geordneten Staaten; freilich huldigten sie auch manchen unmenschlichen Kitten, besonders dem Cannibalis- mus (Menschenfresserei). Seit der Entdeckung haben sie sich mit dem Christenthume auch die Cultur der Europäer rascher angeeignet, als irgend ein anderes barbarisches Volk, gehen aber trotzdem ihrem vollständigen Anssterben entgegen. Die meisten Inselgruppen sind im Besitze europäischer Mächte. Die Marianen, Carolinen und Marshallinseln (märschall) sind deutsch, die Gruppen südlich davon, unter denen die von Papuas be¬ wohnten Fidschi-Inseln am wichtigsten sind, sind englisch. Die Hauptmittel- pnnkte des Koprahandels sind Samoa, jetzt zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gethcilt, und Tonga, unter englischem Einflüsse stehend. Die östlichen Gruppen, unter denen das paradiesische Eiland Tahiti (ta-iti) am wichtigsten ist, stehen unter französischer Herrschaft. Knapp am Rande der nördlichen Tropenzone und des polinesischen Jnsel- gürtels liegt die Hawaii-Gruppe (hawä-ii), die den Vereinigten Staaten 14* 212 gehört. Auf der gleichnamigen Hanptinsel erhebt sich der Vnlean Manna Kea^ bis 4300 in nnd ein zweiter trägt den größten Krater der Erde (Kilauea) mit einem feurigen Lavasee. Hawaii mit der Hauptstadt Hono¬ lulu baut viel Zuckerrohr und ist, wie Samoa und Tonga, ein Haupt- stützpunkt der Südsee-Schiffahrt, denn über diese Gruppen führt der Weg von Australien und Neuseeland nach San Francisco. Stäötetcifet. Melbourne . . . 450 Tausend Einwohner, Sydney .... 410 » » Adelaide .... 140 Wellington ... 40 - » > In der Sprache der Eingeborenen — weißer Berg. Vierte Abteilung. Lehrstoff der vierten C lasse. Die östcrreichlsch-ungarische Monarchie. Allgemeine Abevsicht. ß 1. Im O. grenzt die Monarchie an Rumänien und an Russland; aber nur im SO. und NO. ist die Grenze eine natürliche, nämlich das östliche Randgebirge von Siebenbürgen und der Podhorze. Im N. grenzt Österreich an Russland und Deutschland (Preußen und Sachsen); gegen Russland sind auch hier die Grenzen (mit Ausnahme eines Theiles des Weichsellaufes) nur politische, die gegen das deutsche Reich verlaufen auf den Höhen der Sudeten und des Erzgebirges, des Böhmerwaldes und der Kalkalpen zwischen der Salzach und dein Bodensee. Zwischen dem Böhmer¬ wald und den Alpen bilden der Inn und die Salzach die Grenze (gegen Baiern). Im W. sind die Schweiz (nebst Liechtenstein) und Italien die Grenznachbarn, die theils durch den Rhein, theils durch Alpenketten von Österreich geschieden werden. Im S. grenzt die Monarchie an Italien (Grenze längs des Kammes verschiedener Alpenketten), an das adriatische Meer, dann an Montenegro, die Türkei, Serbien und Rumänien, welche die Unna, die Save, die Donau und das südliche Randgebirge von Siebenbürgen von Österreich scheiden; in Dalmatien bilden Parallelketten der dinarischen Alpen die Grenze. Seitdem Österreich-Ungarn auch die Verwaltung der türkischen Provinzen Bosnien und Hercegovina übernommen hat, ist die Save nur mehr unterhalb der Drinamündung Grenzfluss, dann steigt die Grenze (gegen Serbien) die Drina hinauf und zieht endlich über die Höhen der Gebirge, welche die westliche Balkanhalbinsel erfüllen (vergl. S. 112), zum Meere herab (Grenze gegen Türkei und Montenegro). Am ungünstigsten sind die Landesgrenzen an der russischen Seite, weil hier in der Ebene zum großen Theile aller natürlicher Schutz fehlt. Aber auch gegen Deutschland lassen die Gebirgsgrenzen mancherlei Lücken übrig und begünstigten feindliche Einfälle. Nur Vs der österreichischen Grenzen sind Meeresgrenzen (1700 Irra). Das einzige Meer, das die Monarchie berührt, ist das adriatische. Nur eine einzige bedeutende Halbinsel, Istrien, zwischen dem Golf von Venedig, dessen innerster Theil der Golf von Triest ist, und dem stürmischen Quarnero. Das südöstliche Küstenland gehört Physisch zur Balkanhalbinsel; ihm sind die dalmatinisch-istrischcn Inseln vorgelagert. 216 Z 2. Drei große Gebirgssystemc, die sich an der oberen Donau begegnen, durchziehen die Monarchie: 1. ) Südlich von der Donau die Alpen, die im O. gabelförmig auseinandertrcten. Nach SO. zieht das Karstgebirge mit seiner Fort¬ setzung ans der Balkanhalbinsel, das im unmittelbaren Zusammenhänge mit den Alpen bleibt, während der nordwestliche Zweig 2. ) die Karpäten sich auch äußerlich von den Alpen trennen und im großen Bogen das ungarische Tiefland umsäumen; 3. ) ganz selbständig ist das böhmische Massiv, ein Theil der d eutsch en Mittelg eb irgslandschaften. Innerhalb dieser Gebirge dehnen sich die drei Donau-Ebenen aus, die durch enge Durchbrnchsthäler untereinander und von der unteren (walachischen) Donau-Ebene geschieden werden: 1. ) Das Wiener Becken mit den Ebenen und Hügelländern der March; 2. ) die oberungarische Tiefebene; 3. ) die niederungarische Tiefebene oder das Alföld. Der Hauptfluss der Monarchie, die Pulsader ihres Verkehrs wie ihres geschichtlichen Lebens, ist die Donau, nach der Wolga der größte Strom Europas überhaupt (3000 lcm lang). Sie entspringt im Schwarz¬ walde (s. S. 153), nimmt einen östlichen Lauf, mit der einzigen bedeu¬ tenden südlichen Abweichung von Waitzen bis zur Draumündung, und mündet in das schwarze Meer. Sie hat daher die wichtige Aufgabe, den Orient mit Mitteleuropa zu verbinden. Die Hauptnebenstüsse der Donau kommen: s.) aus den Alpen: Inn, Raab, Dran und Save, 5) ans den Sudeten: March, e) aus den Karpäten: Theiß, Alt, Sereth und Pruth. Etwas weniger als die Hälfte der Monarchie ist nicht Donaugebiet. Der südliche Theil der Alpen und die Küstenländer gehören dem Adria-, Böhmen dem Elbe-, Schlesien dem Oder-, der Nordabhang der Kar¬ päten dem Weichsel- nnd Dnjestrgebiete an. Z 3. Die große Mannigfaltigkeit, die durch die Vereinigung ver¬ schiedener Bodenformen erzeugt wird, wird noch gesteigert durch die Verschiedenartigkeit des Klimas. Diese wird bedingt: 1.) durch die Er¬ streckung der Monarchie über nahezu neun Breitengrade (42. bis 51.°), so dass sie zum kleinen Theile sogar noch in die südeuropäische Zone (s. S. 104) hineinreicht; 2.) durch die großen Gegensätze von Gebirge und Tiefebenen auf einem und demselben Breitengrade; 3.) durch die große Erstreckung von W. nach O. 217 Das Klima eines Ortes wird durch vicljährige sorgfältige Beobachtungen au den meteorologischen Instrumenten (Thermometer, Barometer zur Bestimmung des Luftdruckes, Regenmesser, Windfahne und Windmesser, letzterer zur Bestimmung der Stärke des Windes) festgestellt. Auf diese Weise gewinnt man Mittelwerte des Jahres wie der einzelnen Monate für Temperatur, Regen rc. So sagen wir z. B., Wien habe eine mittlere Jahrestemperatur von 9-2° und Triest eine solche von 14-2°, d. h. Triest ist durchschnittlich um 5" Wanner als Wien. Dieser Gegensatz wird aber nicht nur dadurch bestimmt, dass Wien nördlicher, sondern auch dadurch, das es höher liegt als Triest. Triest liegt nahezu im Mceresnivean, Wien aber 20l) in darüber. Da wir aber wissen, dass die Temperatur um ca. 7^° für je 100 m Erhebung abnimmt, so können wir berechnen, wie warm Wien wäre, wenn es im Meeresniveau lüge; nämlich 2 x >/2" —1°- Wiens Jahrestemperatur im Meeresniveau ist also 9-2°-s-1» -10-2°. Triest wäre dann nur um 4° wärmer als Wien. Aber auch diese 4 ° sind nicht ganz auf Rechnung der geographischen Breite zu setzen, denn sonst müsste dieser Temperaturunterschied das ganze Jähr gleich bleiben. Das ist aber nicht der Fall: Triest Wien Wirkliche Temperatur Januar Juli . 4-4° 24-2« — 1-s 19-u Im Meeresnivean Januar Juli 4-4° 24-2° — Os 20-e Unterschied .6s 4« In der kalten Zeit ist also der Wärmeunterschicd zwischen Triest und Wien größer als in der warmen Zeit, und dies erklärt sich dadurch, dass Triest am Meere und Wien mitten im Lande liegt. Das Wasser ist nämlich ein viel schlechterer Wärmeleiter als das Land; es nimmt langsamer die Sounenwärme auf, gibt sic aber uicht so rasch ab Ivie das Land. Es kann im Sommer nicht so schnell erhitzt werden wie das Land, es sammelt aber einen Vorrath von Sommerwärme und gibt diese in der kälteren Jahreszeit langsam wieder an die Luft ab. Das Mcercsklima zeichnet sich also durch verhältnismäßig warme Winter und kühle Sommer, das Landklima durch verhältnismäßig kalte Winter und heiße Sommer aus. Man verbindet die Orte mit gleicher, auf das Meeresniveau redncierter Tem¬ peratur durch Linien, die man Isothermen (Linien gleicher Wärme) nennt. Wäre die Erdoberfläche nur Wasser oder mir Land, so müssten die Isothermen mit den Breiten¬ kreisen parallel laufen. In Wirklichkeit wechseln aber Land und Wasser vielfach mit¬ einander, und die Isothermen inüssen daher einen anderen Verlauf nehmen. Man muss nämlich beachten, dass Meeres- und Landklima nur dort, wo sich an der Küste hohe Gebirge erheben, schroff aneinander stoßen, sonst aber allmählich ineinander über¬ gehen, indem die Seewinde die warme Winter- und kühle Souimerluft weit in das Land hinein- und die Landwinde die kalte Winter- und heiße Svmmerluft bis über die Küsten hinaustragen. Deshalb nimmt in Europa die Temperatur nicht bloß von S. nach N. ab, sondern sie nimmt auch auf einem und demselben Breitengrade im Winter von W. (Ocean) nach O. (gegen die asiatische Landmassc) ab, dagegen im Sommer zu. Weil die winterliche Abnahme größer ist als die sommerliche Zunahme, so ninunt auch die mittlere Jahres¬ temperatur nach O. etwas ab. Ein Beispiel von fünf Orten in 48° Breite, wobei die Temperaturen auf das Meeresniveau reduciert sind: 218 Ein Staat, der wie unsere Monarchie eine bedeutende Ausdehnung von W. nach O. hat, muss den Gegensatz deutlich zum Ausdrucke bringen, wie der Vergleich von Wien und Czernowitz zeigt. Bei den Niederschlagen kommt es zunächst darauf an, wie viel durchschnittlich im Jahre fällt. Da ein großer Theil des Wasserdampfes, der als Regen oder Schnee niederfällt, vom Meere stammt, so müssen im allgemeinen die Niederschläge von der Küste nach dem Innern des Landes abnehmen, in Österreich-Ungarn also von S. nach N., aber auch von W. nach O. (die Niederschläge, die vom atlantischen Ocean kommen). Am größten ist der Niederschlag dort, wo ein mit Wasserdampf gesättigter Luftstrom (Wind) ein Gebirge trifft, weil er hier gezwungen ist, in die Höhe zu steigen, wodurch er sich nbkühlt und einen Theil seines Wasserdampfgchaltes ausscheiden muss. Deshalb ist die Seite eines Gebirges, das mehr oder weniger senkrecht von Seewinden getroffen wird, viel regenreicher, als die andere Seite und die hinter dem Gebirge liegende Ebene. Wichtig ist außerdem auch die Vertheilung der Niederschläge auf die Jahreszeiten (s Fig. 29). In Böhmen und auch in Niederösterreich ist z. B. der Sommer die regenreichste Zeit; aber während Böhmen im Juni, hat Niederösterreich den meisten Regen im August. Gehen wir weiter nach S, nach Kram, so verschiebt sich das Maximum schon auf den October und in Dalmatien sogar auf den November. Wir kommen also von der Zone der Sommerrcgen im N. der Alpen in die Zone der Herbstregeu im S. der Alpen. In Kram bringen noch alle Monate genügend viel Regen, in Dalmatien regnet cs aber im Sommer schon sehr wenig. Wenn wir im Mittelmecre noch weiter nach dem Süden gehen, so gelangen wir in die Zone der Winterregen mit ganz trockenem Sommer. 219 Z 4. Die große Ausdehnung des Flachlandes in Verbindung mit einem günstigen Klima erklärt die große Fruchtbarkeit unserer Monarchie. Nur 6 Procent des gesammten Bodens sind völlig unproductiv (die mit ewigem Schnee bedeckten Hochgebirgstheile, Felsen, Sümpfe, Flüsse und Seen); von den übrigen 94 Procent bedecken: Äcker und Gärten ... 37 Procent, Weingärten. 1 » Wiesen und Weiden ... 25 Wälder.31 Diese Hanptarten der Bodeuproductiou^ können aber in einem Reiche von so wechselnder Oberflächenbcschaffenheit nicht gleichmäßig vertheilt sein. Im allgemeinen herrscht das Ackerland in den niedriger gelegenen Gegenden, besonders in den Tiefebenen, vor, der Wald dagegen in den Gebirgen. Der Weinbau fehlt in dem größten Theile der Alpen, Böhmens, der Karpaten und der nördlich davon gelegenen Länder. Z 5. Mit einer Bevölkerung von 44 Mill. (1897) nimmt unsere Monarchie den dritten Rang unter den europäischen Staaten ein. Kein Großstaat hat eine so gemischte Bevölkerung und von den kleineren nur die Schweiz und Belgien. Zwar hat Russland noch mehr Völker, aber das russische Volk übertrifft alle anderen weit an Zahl und durch seine centrale Stellung. In unserer Monarchie kommt dagegen keinem einzigen Volke ein solches natürliches Übergewicht zu, und nur Bildung, Reichthum und politische Macht können dem einen oder anderen Volke den Vorrang verschaffen. In Österreich ist die deutsche, in Ungarn die magyarische Sprache das vorherrschende Verständignngsmittel. Die räumliche Vertheilung der vier Hauptstämme ist im allgemeinen folgende: Die Slaven, zwar am zahlreichsten, aber in verschiedene Stämme zersplittert, bewohnen den Norden und Süden der Monarchie, und zwar im N. das eigentliche Karpatenland (ohne Siebenbürgen), Mähren, das östliche und mittlere Böhmen und den Süden bis an die Donau und Drau. Zwischen die Nord- und Südslaveu schieben sich wie ein Keil die ' Ausdehnung in Quadrat-Kilometer: 220 Deutschen in den Alpenländern und in den Randgebieten Böhmens, die Magyaren (madjären) in den Donantiefländern und östlich davon die Rumänen ein und trennen Nord- und Südslaven völlig. MbersicHt Die vorherrschende Religion ist die katholische, und zwar sowohl des lateinischen wie des griechischen Ritus; sie zählte 1890 32 Mill. Anhänger. Neben den Katholiken wohnen in Österreich noch gegen 4 Mill. Protestanten (davon 3 >/s Mill, in Ungarn, wo ein Theil der Slovake» und Magyaren sich zur evangelischen Kirche bekennt), 3 Mill, orientalische Griechen (Serben und Rumänen), nahezu 2 Mill. Juden und 60.000 Unitarier. Diese fünf Religionsgenossenschaftcn sind die gesetzlich anerkannten, d. h. sie besitzen das Recht, öffentlichen Gottes¬ dienst zu halten und Schulen zu errichte», und genießen den Schutz der Regierung. Z 6. Österreich ist ein Agriculturstaat, denn V4 der gesummten Bevölkerung beschäftigt sich mit der Landwirtschaft. Aber trotz des reichen Natnrsegens steht der Ackerbau nicht überall auf der Höhe, auf der er stehen könnte, und die rationelle Bearbeitung des Bodens nimmt gegen SO. ab. Brotfrnchte (Roggen und Weizen) und Mais, welche vor¬ züglich die Flach- und Hügelländer prodncieren, sind ein bedeutender Aus¬ fuhrartikel, wenn nicht ein besonders ungünstiges Missjahr eintritt; auch Obst und namentlich Wein wird in Fülle erzeugt. In den Gebirgen und den ungarischen Ebenen blüht die Viehzucht, und die Alpen, das böhmische Massiv und die Karpaten sind noch immer reich an Waldungen. Dagegen kann sich die Industrie nuferer Monarchie weder mit der britischen noch mit der deutschen und französischen messen, da sie in der Production von Kohle und Eisen all diesen Ländern, selbst Belgien, nachsteht. Im allgemeinen ist die Industrie auf die westliche, die eigent¬ liche Großindustrie auf die nordwestliche Ländergruppe beschränkt, die 221 auch allein einen größeren Kohlenreichthnm besitzt. In der Gewinnung von Gold wird aber die Monarchie unter den europäischen Staaten nur von Russland, in der Gewinnung von Silber nur von Deutschland übertroffen, und großartig ist der Reichthnm an Salz Österreich-Ungarn steht also in Bezug auf die Production in der Mitte zwischen Deutschland, das mehr Industriestaat, und Russland, das noch mehr Ackcrbaustaat ist. Die Westhälfte der Monarchie neigt mehr zu Deutschland, die Osthälfte mehr zn Russland hin. Dass Österreich-Ungarn nicht nur absolut, sondern auch relativ weniger bevölkert ist als Deutsch¬ land (7l auf 1 erklärt sich auf dieselbe Weise, denn die Industrie ist es hauptsächlich, die auf die Bevölkerung verdichtend wirkt. Der österreichische Handel beruht: 1.) auf der Verschiedenheit der Cnlturstnfen der Bevölkerung, indem der Osten der Monarchie seine mannigfaltigen Rohproduete, besonders Getreide, gegen die Industrie- Erzeugnisse der westlichen Länder enttäuscht; 2.) auf der Lage der Mon¬ archie zwischen den cultiviertesteu (Deutschland, Frankreich) und den unculti- viertesten (Balkanhalbinsel) Staaten Europas, daher ein sehr bedeutender Zwischenhandel; 3.) auf dem wichtigen Antheile, den Österreich durch das adriatische Meer am allgemeinen Seehandel nimmt und dessen Wichtigkeit seit Eröffnung des Suescanals noch gesteigert wurde. Die drei wichtigsten Ausfuhrgegenstände find Getreide, Zucker und Holz. Der Handel zerfällt in Land- und Seehandel. 1. ) Der LaudHandel wird durch die schiffbaren Flüsse und das immer mehr sich ausbreitende Eisenbahnnetz mächtig gefördert. Die wichtigste Verkehrsstraße und den besten und billigsten Handelsweg nach dem Oriente bildet die Donau, die von der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft mit Dampfern und Schleppern ihrer ganzen Länge nach befahren wird. Außer der Donau befährt diese Gesellschaft auch die Theiß, die Drau, die Save, die Raab, den Jun und den BeLacanal, der den gleichnamigen Neben¬ fluss der Theiß schiffbar macht. Wichtige Wasserstraßen sind außerdem die Moldau, Elbe und Weichsel. Diese schiffbaren Flüsse haben aber den Nachtheil, dass ihre Mündungen in fremden Staaten liegen. Die Eisenbahnen haben ihren Knotenpunkt in Wien, von wo aus sie nach den vier Weltgcgenden auslaufen; in der relativen Bahnlänge übertrifft die Monarchie Italien und Russland. 2. ) Der österreichische Seehandel ist wesentlich auf das Mittelmeer beschrankt; die Handelsverbindungen mit anderen Welttheile» stehen weit hinter denjenigen anderer seefahrender Nationen zurück. Die Seeschiffahrt im Mittelmeere zerfällt wieder in die sogenannte kleine — an den Küsten des adriatifchen Meeres — und die große — bis ins schwarze Meer und bis Gibraltar. Der größte Theil des österreichischen Seehandels liegt in den Händen des «öster¬ reichischen Lloyd», einer Schiffahrtsgesellschaft in Triest, die sich auch den Bau von Dampfern zur Aufgabe machte. Unter den Großmächten hat unsere Monarchie die kleinste Handelsmarine. 222 In Bezug auf die geistige Cultnr ist (wie in der Industrie) eine Abnahme von W. nach O. bemerkbar; im W. selbst tritt eine ähnliche Erscheinung auf, indem die nördlichen Länder am weitesten fortgeschritten sind und gegen S. die Volksbildung abnimmt. Z 7. Physisch wie historisch besteht die österreichisch-ungarische Mon¬ archie aus drei Ländergruppen: den Alpen- Sudeten- und Karpaten¬ ländern (mit den Gebieten der Balkanhalbinsel). Diese bestanden bis 1526 als drei gesonderte Staatswesen. Die Stammländer der Monarchie sind die Erzherzogtümer Österreich, über welche seit 1282 das aus der Schweiz stammende (vergl. S. 147) Geschlecht der Habsburger herrscht. Allmählich wurden auch die übrigen Alpenländer mit Österreich vereinigt. 1526 wurde Ferdinand I. durch Wahl auch auf den ungarischen und den böhmischen Thron erhoben und damit der Grundstein zu der heutigen Monarchie gelegt. 1620 wurde Böhmen, 1687 Ungarn in ein Erdreich umgewandclt, einen gemeinsamen Namen führte dieses Staatswesen aber noch nicht. Die Alpen- und Sndeteulünder gehörten seit dem frühen Mittelalter zum römisch-deutschen Reiche. Als >740 der habsburgische Mannesstamm mit Karl VI. erlosch, bestieg kraft des Grundgesetzes der pragmatischen Sanktion Karls VI. Tochter, Maria Theresia, den Thron. Sie war mit Franz von Lothringen vermählt, daher die Herrscherfamilie von nun an Habsburg-Lothringen heißt. 1804 nahm Franz II. den Titel eines Kaisers von Österreich an, und damit erhielt der schon seit drei Jahrhunderten bestehende Staat auch einen selbständigen Namen. Am deutschen Bunde (f. S. 151) nahmen auch die österreichischen Alpen- und Sudetenländer theil; als derselbe 1866 aufgelöst wurde, hörte unsere Monarchie auf, ein deutscher Staat zu sein, um von nun au uur ihren eigensten Interessen zu leben. Der innere Friede wurde wieder hergestellt, indem >867 die ungarischen Länder eine selbständige Verfassung und Regierung erhielten. Die «österreichisch-ungarische Monarchie» wurde durch das Grundgesetz der pragmatischen Sanetion vom Jahre 1724 als eine untheilbare, sowohl in männlicher wie weiblicher Linie des Hauses Habs- burg-Lothringeu erbliche Monarchie erklärt. Der Monarch führt den Titel -Kaiser von Österreich, König von Böhmen u. s. w. und apostolischer König von Ungarn- und das Prädicat «k. und k. apostolische Majestät». Die Monarchie zerfällt politisch in zwei Gruppen, die miteinander in Realuuion stehen: «die im Reichsrathe vertretenen Königsreiche und Länder- (Cisleithanien) und die «Länder der ungarischen Krone» (Transleithanieu). In beiden Lündergruppen ist eine eonstitutio nelle. 223 ktelstivs LsvöHcsi"un.I. A.dsoliu.1s ZevöHcerunI. Fig- 30. Darstellung des Verhältnisses der absoluten und relativen Bevölkerung in den öster¬ reichisch-ungarischen Kronländern 224 Z 8. Verfassung. Der Monarch ist der Inhaber der ganzen Staats¬ gewalt, nur ist er in der Ausübung der gesetzgebenden Gewalt an die Mitwirkung des österreichischen Reichsrathes, des ungarischen Reichstages und der Landtage und hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten beider Ländergruppen an die Mitwirkung und Zustim¬ mung zweier, aus den Reichsvertretungen hervorgehender Delegationen gebunden. I. Die österreichische Verfassung beruht auf dein Octoberdiplom vom Jahre 1860, auf dem Februarpatent vom Jahre 1861, auf den Staatsgrund¬ gesetzen vom Jahre 1867 und auf den Wahlgesetzen von 1873, 1882 und 1896. 1. ) Die gesetzgebende oder legislative Gew alt. Grundsatz: Jedes Gesetz, welches nur einzelne Länder betrifft und nicht ausdrücklich in die Ccmpetenz des Reichs- rathes gehört, muss von den betreffenden Landtagen beschlossen und vom Monarchen sanktioniert werden; alle übrigen Gesetze müssen von beiden Häusern des Reichsrathes beschlossen und vom Monarchen sanktioniert werden. n) Der Reichsrath besteht aus zwei Kammern: na) Das Herrenhaus besteht aus den großjährigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, den zu erblichen Mit¬ gliedern ernannten Häuptern der durch ausgedehnten Grundbesitz hervorragenden Adelsgeschlechter, den Erz- und Fürstbischöfen und den auf Lebenszeit ernannten Mit¬ gliedern. Das Ernennungsrecht steht dem Monarchen zu. bb) Das Haus der Abgeordneten besteht aus 42b Mitgliedern, die von dem in fünf Gruppen getheilteu wahlberechtigten Volke auf die Dauer von 6 Jahren gewählt werden. Die Gruppen sind : der Großgrundbesitz, die Städte und Märkte, die Handels- und Gewerbekammern, die Landgemeinden und eine allgemeine Wählerclasse. Zur Wahlberechtigung sind 24, zur Wählbarkeit 30 Lebensjahre erforderlich. b) Die 16 Landtage (für Küstenland und für Tirol und Vorarlberg je zwei) und der Stadtrath von Triest. Jeder Landtag ist zusammengesetzt: na) aus den Mitgliedern mit Birilstimmen (die Bischöfe und die Rectoren der Universitäten), bb) aus den Abgeordneten, die in ähnlicher Weise wie die Reichsrathsabgeordneten auf 6 Jahre gewählt werden. Zur Besorgung der laufenden Geschäfte und Vollstreckung seiner Beschlüsse wählt der Landtag aus seiner Mitte den Landesausschuss. 2. ) Die verwaltende oder executive Gewalt, s.) Die oberste Executiv- gewalt in allen cisleithanischeu Ländern übt das vom Monarchen ernannte und dem Rcichsrathe verantwortliche Ministerium aus (Minister des Innern, für Landes- vertheidigung, für Cultus und Unterricht, für Handel, für Ackerbau, für Eisenbahnen, für Justiz und für die Finanzen), b) In den einzelnen Ländern vertreten den Monarchen und die Regierung die Statthalter oder Landespräsidenten, o) In den einzelnen Bezirken eines Landes vertreten dis Bezirkshauptleute den Landeschef, ä) Die einzelnen Gemeinden sind autonom, d. h. sie entscheiden über ihre Angelegenheiten selbständig und sind daher ein kleines Abbild des Staates. Der aus den Gemeinde¬ mitgliedern gewählte Gemeinderath besorgt die Angelegenheiten der Gemeinde, und seine Beschlüsse werden von dem von ihm erwählten Bürgermeister und dem diesem zur Seite stehenden Magistrate vollzogen. II. Die ungarische Verfassung beruht auf einer Reihe älterer und neuerer Gesetze, von denen die aus den Jahren 1848 und 1865 bis 1868 besonders wichtig sind. Siebenbürgen ist mit Ungarn völlig verbunden, Kroatien und Slavonien besitzen 225 hingegen eine gewisse Selbständigkeit, indem ihr Landtag über die inneren Angelegen¬ heiten allein zu entscheiden hat. Die Militärgrenze, die früher unter der Verwaltung des Reichs-Kriegsministeriums stand, ist jetzt der ungarischen Reichshälfte einvcrleibt. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. a) Der ungarische Reichstag besteht ebenfalls ans zwei Kammern: der Magnatentafel, entsprechend unserem Herrenhause, und der Repräsentanten- tafcl, bestehend aus 413 vom Volke auf fünf Jahre gewählten Abgeordneten Ungarns und Siebenbürgens und 40 Abgesandten des kroatisch-slavonischen Landtages. b) Der kroatisch-slavonische Landtag besteht aus den Mitgliedern mit Virilstimmen und 90 auf drei Jahre gewählten Deputierten (d. i. Abgeordneten). 2. ) Die execntive Gewalt übt das ungarische Ministerium aus. Die Länder werden in Comitate eingetheilt. Der Statthalter von Kroatien und Slavonien führt den Namen Banns. III. Die gemeinsamen Angelegenheiten sind: 1.) das Kriegswesen (mit Ausnahme der Recrutenbewillignng), 2.) die auswärtigen Angelegenheiten (d. i. das Verhältnis der Monarchie zu den übrigen Staaten), 3.) das Finanzwesen bezüglich derjenigen Auslagen, welche beide Ländcrgruppen gemeinschaftlich bestreiten müssen. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. Der gesetzgebende Körper sind die zwei Delegationen, jede mit 60 Mitgliedern; die eine wird vom öster¬ reichischen Reichsrathe, die andere vom ungarischen Reichstage aus deren Mitte auf die Dauer eines Jahres gewählt. 2. ) Die executive Gewalt inbetreff der gemeinsamen Angelegenheiten üben die drei Reichsminister (für äußere Angelegenheiten, für Krieg und für die Reichs¬ finanzen) aus. Die Sudetenländer.r (N. B. uud ö. L.) Linz 48-/«, 32 (14-/,); Eger 50, 30 (12-/z); Elbcaustritt 51, 32 (14); Odcrbiegung nach NW. 50, 36 (18-/z); Pressbnrg 48, 34--/, (17). H 9. Die NW.-Ecke der Monarchie bildet eine viereckige Erhebungs¬ masse, das böhmische Massiv, das wir zum deutschen Mittelgebirge gerechnet haben (s. IH- Abtheilung, H 10). Im O. begleitet es die tiese Furche des March - uud Oberlandes mit der nordwestlichen Abdachung der Karpaten. Der hydrographischen Dreithcilnng entspricht auch die politische: das Elbegebiet (Jnnenland des böhmischen Massivs): Böhmen, das Oderland: Schlesien, das Donau- (March-) Land: Mähren. Sie bildeten einst zusammen die Länder der böhmischen Krone und können volksthümlich als die czechische Läudergrnppe bezeichnet werden, da die Czechen die Mehrzahl der Bevölkerung bilden, neben denen aber die Deutschen in - Die Sudeten müssen den Alpeuländern vorangeheu, weil diese wohl am Sndetensystem, jene aber nicht an den Alpen theilnehincn. Supan, Geographie, io. Ausl. 15 226 geschlossenen Wohngebieten (Gegensatz zu den Karpatenländern!) anftreten. An dem Donaugebiete nehmen außerdem noch die beiden Österreich theil. Bö h m r n. Z 10. Von den Gebirgsrändern des böhmischen Massivs senkt sich der Boden zu der Thalfurche der Moldau und Elbe, die genau die Diagonale des Viereckes einnimmt, in folgender Weise: Höchste Punkte des Randes: Österreichisches Granitplateau . . . 1100 m über dem Meere, Böhmerwald. 1450 » » > » Fichtelgebirge.1100 - > » » Erzgebirge. 1200 » » » » Sudeten. 1600 » » » » Böhmisch-mährische Grenzhöhe . . 800 » > » » Mittlere Thalfurche: Budweis. 400 m über dem Meere, Prag. 200 » > » » Bodenbach.140 » » » » ß 1l. Das österreichische KrcrniipLcrtecru erscheint nur von der Donau aus betrachtet als Gebirge, auf der Höhe besteht es ans welligen Hochflächen, über die sich abgerundete Kuppen erheben. Im Kersch- banmer Sattel treffen zwei zur Donau und zur Moldau gehende Thäler zusammen; hier übersteigt die Eisenbahn Prag-Linz das Plateau. Ohne scharfe Grenze geht es in den Möhrnerwalid über. Unter diesem Namen fasst man zwei Gebirge zusammen, welche die NW.-Richtung gemeinsam haben, im übrigen aber wesentlich verschieden sind; die tiefe Einsenkung bei Fürth (Eisenbahn Pilsen-Regensburg) trennt sie auch äußerlich. Nur der südöstliche oder hohe Böhmerwald hat den Charakter eines Kettengebirges; die Längsthäler der Moldau auf böhmischer und des Regen auf baierischer Seite theilen ihn in drei Ketten; auf der mittleren, wasserscheidenden verläuft die Grenze, doch liegen die höchsten Gipfel, Rachel und Arber, auf der baierischen Seite. Im Passe von Eisenstein verbindet eine zweite Eisenbahn Böhmen mit Baiern. Der nordwestliche Böhmerwald ist niedriger (unter 1000 in) und plateauartig. Den Namen eines Waldgebirges verdienen beide Theile durch ihre herrlichen, wohl¬ gepflegten, oft urwaldartigen Fichten- und Buchenbestände. 227 Das Fichtelgebirge berührt eben nur die böhmische Grenze; die Quellen der Eg er, die sich in seinerinneren Hochfläche sammeln, gehören noch Baiern an. Zwischen dem Fichtelgebirge einerseits und dem Böhmer¬ walde und dem Erzgebirge anderseits ist der Gebirgsrand durchbrochen und gestattet eine bequeme Eisenbahnverbindung von Eger nach Regens¬ burg, Nürnberg und Hof. Z 12. Den Nordwestrand bildet das Krzgebirge, das steil nach Böhmen abfällt und sich ganz allmählich nach Sachsen abdacht. Die Wasser¬ scheide liegt also dem Südabhange sehr nahe, aber die politische Grenze greift noch vielfach auf die sächsische Abdachung hinüber. Die höchste Er¬ hebung, der Keilberg, liegt ganz ans österreichischem Boden. Eine ernst¬ liche Verkehrsschranke ist auch das Erzgebirge nicht, denn es wird an nicht weniger als vier Stellen von Eisenbahnen (allerdings kleinen Nebenbahnen) überschritten. Während alle bisher genannten Randgcbirge, ebenso wie auch die Sudeten und die böhmisch-mährische Grenzhöhe im O., aus krhftallinischen Gesteinen bestehen, befindet sich am Elbedurchbrnche eine Lücke, welche die Sandsteine des inneren Böhmens ausfttllen. Dieses Elbe-Sandsteingebirge ist ein Plateau, das durch den Hauptfluss und seine Zuflüsse iu malerischen Thälern mit steilen Wänden durchschnitten wird, daher berühmt als böhmische, weiter abwärts als sächsische Schweiz. ß 13. Im NO. trennen die Sudeten Böhmen von Sachsen und Preußisch-Schlesien. Es ist dies kein einheitliches Gebirge, und die Wasser¬ scheide springt wiederholt von einer Kette auf eine andere über. Auch die politische Grenze verläuft hier in sehr verwickelter Weise. Als Umrandung des inneren Böhmens erscheint zunächst das Lausitzer Gebirge, ein nach NW. streichender Kamm, der imJeschken 1000 in erreicht. Er lässt sich bis Josefstadt an der Elbe verfolgen, ist aber nur bis in die Nähe des Jserdurchbruches Wasserscheide, dann springt diese nach N. auf den Kamm des Jser- und Riescngebirgcs über. Das Riescngebirge ist das höchste und geschlossenste Sudetenglied, das alle Straßen umgehen; es steigt über die Waldgrenze empor und erreicht in der Schneekopp e (1600 in) die höchste Erhebung des deutschen Mittelgebirges. Jenseits der Senke von Trautcnau liegt das Glatzer Gcbirgsvicrcck, im NO. vom Eulen- und Reichensteiner Gebirge, im SW. vom Heuscheuer- und Adlergebirge umrahmt; im SO. schließen sich die Ränder zusammen im Glatzer Schneeberge (1400 m), dem höchsten Punkte der Randgebirge. Das Innere dieses Viereckes bildet einen Kessel, in dem sich die Quellflüsse der Glatzer Neisse sammeln. Die Wasserscheide gegen die Elbe verläuft auf den südlichen Randgebirgen, aber von einem IS* 228 Kamme zum anderen überspringend. Hier wie an den beiden Enden des Lausitzer Gebirges, wo auch die Wasserscheide sich verschiebt, dringt die Grenze weit in das preußische Odergebiet vor, und nnr an einer Stelle (zwischen Heuscheuer- und Adlergebirge) zieht sie sich zu Ungunsten Böhmens in das Elbegebiet zurück. Diese Stellen sind es auch, wo die Haupt- Verkehrswege (Eisenbahnen) den Sudetenrand überschreiten; der wichtigste sührt über die Trautenauer Senke (directe Verbindung Prag-Breslau). Z 14. Der Südostrand, die böhrniscH-rncrHriscHe Grenz- höHa, ist kein Gebirge, sondern nnr eine allmählich ansteigende Boden¬ schwelle, über die sich vereinzelte Berge und Berggruppen erheben. Der höchste derselben ist der Kaiserstein, nordöstlich von Jglan. Von dem österreichischen Granitplateau ist die Grenzhöhe deutlich geschieden durch die Einsenkung bei Gmünd (Eisenbahn Wien-Pilsen-Eger mit Abzweigung nach Prag) und von den Sudeten ebenso deutlich durch die Einsenkung bei Zwittan, welche die Eisenbahn Wien-Brünn-Prag benützt. Eine dritte Hauptbahn, Wien-Jglan-Prag, durchquert die Grenzhöhe gerade in der Mitte. Die verhältnismäßig leichte Zugänglichkeit Böhmens an allen Seiten, besonders im W., im N. durch das Elbethal und im SO., wo ein eigent¬ liches Gebirge fehlt, war seiner Selbständigkeit nicht förderlich. Es war im Mittelalter enge mit dem deutschen Reiche verknüpft und ist es jetzt noch enger mit den Geschicken des Donaustaates. Feindlichen Angriffen ist es verhältnismäßig leicht ausgesetzt, weil es eine Menge Eingangsthore hat; zugleich ist es als die compacteste Landmasse Mitteleuropas dessen Hochburg, und ihr Besitz erschien stets den Kriegsheeren wünschenswert. Kaum ein Land hat so sehr darunter gelitten als Böhmen; nach der Blütezeit unter den Luxemburgern, die 1310 dem einheimischen Kvnigsgeschlechte der Pkemysliden (pschremisliden) gefolgt waren, vernichtete der dreißig¬ jährige Krieg den Wohlstand Böhmens auf mehr als ein Jahrhundert hinaus. H l5. Das Innere Böhmens ist ein hügeliges oder welliges Land, das sich sowohl von den Rändern nach der Mitte wie von S. nach N. senkt. Diesem Baue entspricht eine merkwürdige Symmetrie der Gewässer, wie sie in keinem anderen Lande der Monarchie wieder vor¬ kommt. Der Hauptfluss ist die Elbe die im Rieseugebirge entspringt, durch die Adler und Jser verstärkt einen weiten Bogen beschreibt und dann, der Richtung der mächtigen Moldau folgend und nach Aufnahme der vom Fichtelgebirge kommenden Eger, durch die tiefste Einsenkung im Sudeten-Gebirgswalle nach N. entströmt. Die Moldau Böhmens eigent¬ licher Hauptfluss, entspringt im Böhmerwalde, fließt durch ein Längsthal 229 nach SO., dann mit scharfer Kniebiegnng durch die Mitte des Landes nach N. Sie erhält rechts die Luschnitz und Sazawa, links die Wvtawa und Beraun. Die Symmetrie besteht darin, dass sich dem mittleren Hauptstrange Moldau-Elbe, der der Nordabdachung entspricht, drei Paar korrespon¬ dierender Zuflüsse ansetzen: Luschnitz-Wotawa, Säzawa-Beraun, Elbe-Eger. Z 16. Der Lage nach müsste Südböhmen wärmer sein als Nord¬ böhmen, in der That ist aber gerade das Umgekehrte der Fall, weil der Unterschied der Breite durch die beträchtlichere Seehöhe Südböhmens mehr als aufgehoben wird. Die klimatische Begünstigung Nordböhmens kommt am besten darin zum Ausdrucke, dass hier allein, wenn auch nur auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche an der unteren Moldau und Elbe, Weinbau vorkommt. Für das Klima Böhmens im Vergleiche zu den anderen Kron¬ ländern ist bezeichnend, dass dort der Maisbau gänzlich fehlt. Im übrigen gehört aber Böhmen zu den ersten Ackerbauländern der Monarchie, und zwar nicht so sehr durch seine natürliche Fruchtbarkeit, als durch sorgfältige Bebauung. Roggen, Hafer und Kartoffeln sind die vorzüglichsten Ackerbau-Erzeugnisse. Während in den tiefer gelegenen Gegenden, also besonders in Nordböhmen, der Ackerbau vorherrscht, sind die höher gelegenen Landstriche hauptsächlich die Stätte einer intensiven Waldcultur. In dieser Beziehung nimmt Böhmen die erste Stelle in der Monarchie ein. Denn während sonst gewöhnlich der Wald durch den Ackerbau in die wenig zugänglichen Gebirgsgegenden zurückgedrängt und auch hier vernachlässigt wird oder kurzsichtiger Gewinnsucht zum Opfer fällt, wird er in Böhmen (besonders auf den großen Adelsherrschaften, von denen manche an Aus¬ dehnung deutsche Kleinstaaten übertreffen) gehegt und gepflegt, und Holz ist noch immer ein wichtiger Ausfuhrartikel, der meist auf der Moldau- Elbe abwärts geschafft oder durch Vermittelung des Schwarzenberg-Canals sogar über die Wasserscheide in die Donau gelangt. Z 17. Zu diesem vegetativen Reichthume gesellt sich noch der mineralische. In dieser Beziehung hat Böhmen alles mit Ausnahme von Salz, womit es stets vom Salzkammergute versorgt werden musste. In früheren Jahrhunderten genoss Böhmen den Ruf eines der ersten Gold- und Silberländer; gegenüber den ungeheuren Mengen von Edelmetallen, die Amerika und Australien erzeugen, fallen aber die europäischen Vor¬ kommnisse (mit Ausnahme des Ural) überhaupt nicht mehr ins Gewicht. Viel wichtiger ist es für die Gegenwart, dass Böhmen das erste Kohlen¬ land der Monarchie ist. Die Hauptlager der Schwarz- wie der Braun¬ kohle finden sich in der nördlichen Hälfte, die also auch in dieser Beziehung 230 die begiinstigtere ist. Mit der Schwarzkohle tritt auch Eisen in großen Mengen auf, doch muss in dieser Beziehung Böhmen der Steiermark den Vorrang lassen. Z 18. Auf der Kohle beruht die böhmische Großindustrie, die den ersten Rang in der Monarchie einnimmt. Sie ist, wie die Kohle, hauptsächlich auf Nordböhmeu beschränkt, das in seinen wirtschaftlichen Verhältnissen und in seiner fortgeschrittenen Cultur ganz dem benachbarten Sachsen gleicht (daher auch die dichte Bevölkerung). Die hervorragendsten Industriezweige Böhmens lassen sich in folgende Gruppen eintheilen: 1. ) Von den landwirtschaftlichen Industriezweigen, die sich vorzugsweise aus eigene Bodenerzeugnisse gründen, sind besonders wichtig die Zuckerfabrication, worin Böhmen alle anderen Kronländer weit übertrifft, die Bierbrauereien und die Mühlenindustrie (Böhmen besitzt die meisten Mühlen in der Monarchie). 2. ) Die Textilindustrie, die im Gegensätze zur landwirtschaft¬ lichen meist fremde Rohstoffe verarbeitet, ist vorzugsweise auf das nord¬ östliche Randgebiet beschränkt, erreicht aber hier einen Höhepunkt, wie nur in den fortgeschrittensten Industrieländern Europas. 3. ) Die Glas- und Porzellanfabrication sind Böhmen eigen- thümlich. Die erstere kommt zwar auch in anderen Kronländern vor, aber nur in ganz untergeordneter Weise, im Holz- und quarzreichen Böhmen bildet sie dagegen einen der ältesten Gewerbszweige, der besonders längs des Böhmerwaldes, des Granitplateaus und der Sudeten in zahlreichen Glashütten ausgeübt wird. Eine Specialität Böhmens bildet auch die Verarbeitung der sehr geschätzten einheimischen Granaten. Die Eisen-, Leder- und Papierindustrie gehören zwar auch zu den vorzüglichsten Industriezweigen Böhmens, doch übertrifft es hierin nicht so sehr die übrigen Kronländer, wie in den drei erstgenannten Gruppen. Z 19. Die große Productionsfähigkeit Böhmens bedingt auch einen lebhaften Verkehr. Wir haben schon gesehen, dass es trotz seiner Gebirgs¬ umrahmung leicht zugänglich ist und nach allen Seiten hin Eisenbahnen aussendet, die sich, entsprechend dem regelmäßigen Bau des Landes, größtentheils in Prag vereinigen. Die von hier ausgehenden Hauptbahnen führen nach Wien (drei Linien), nach Linz, Fürth und Dresden (Elbe¬ thal). Daneben sind aber noch zwei Randbahnen von hervorragender Bedeutung, die am Fuße des Erzgebirges und die Linie Wien-Eger; sie vereinigen sich in Eger und finden hier ihre Fortsetzung nach Deutschland. Z 20. Von den Böhmen sind etwa Czechen und Deutsche; die ersteren nehmen die Mitte und den Osten, die letzteren die Rand¬ gebiete mit Ausnahme der südöstlichen ein. 231 Die älteste Bevölkerung war germanisch (Markomannen rc.), sie verschwand aber in den Zeiten der Völkerwanderung, worauf um 600 die Czechen (Wenden) das verödete Land in Besitz nahmen. Nach der Vereinigung der kleinen Stämme gründeten sie einen Staat, der aber schon im 10. Jahrhunderte in dauernde Abhängigkeit vom deutschen Reiche geriet!); und nun begann von den benachbarten Ländern die Einwanderung der Deutschen, die, von den böhmischen Königen lebhaft gefördert, im 13. Jahrhunderte ihren Höhepunkt erreichte. Aus diesem geschichtlichen Hergänge erklärt sich die randliche Verbreitung der Deutschböhmen. § 21. Im oberen Moldaubecken, das auch die weiten Thalflächen der Lnschuitz und Wvtawa umfasst, ist Budweis, inmitten einer deut¬ schen Sprachinsel, der Hauptort; hier beginnt die Moldau schiffbar zn werden. Nur ein niederer Höhenzug trennt die Budweiser Ebene von der Wittingauer, über die zahlreiche Fischteiche zerstreut sind. Tabors auf steiler Anhöhe am Luschnitzknie, entstand aus einem verschanzten Lager der Hussiten (daher Taboriten). An der Wotawa ist Pi sek der Hanptort. Böhmerwald und Granitplateau sind wenig bevölkert, die Hauptorte Schüttenhofen, Prachatitz und Krumau liegen schon am Rande. Oberhalb Krumau finden sich reiche Graphitlager, sonst nur Waldwirt¬ schaft und Glasfabrication. H 22. Das untere Moldauthal, an das sich das Elbethal anschließt, hat im Gegensätze zum oberen keine beckenartige Umrahmung. Knapp bevor die Moldau das südböhmische Plateau verlässt, erhebt sich an ihren steilen Ufern, fast genau in der Mitte des Königreiches, die Hauptstadt Prag, durch seine deutschen und czechischen Hochschulen der geistige Mittelpunkt für beide Volksstämme, Verkehrscentrum (s. 8 19) und wichtige Industriestadt. Prag, das einst wegen der Schönheit seiner Marmorbauten und seiner zahlreichen Kirchen als «deutsches Rom» bezeichnet wurde, besteht aus der Alt- und Neustadt am rechten, der Kleinseite und dem Hradschiu am linken Ufer der Moldau Die kleine Bergfeste ober dem Flusse, Wischchrad, die. uralte Residenz der böhmischen Herzoge, liegt jetzt innerhalb der Mauern der Stadt. Die eigentliche Burg liegt auf dem Hradschiu, vvu wo man eine herrliche Aussicht auf die Stadt genießt. Melnik, wo die Moldau müudet (Beginn der Elbe-Dampfschiff¬ fahrt), liegt schon in der breiten Thalebene, die sich Elbe abwärts über Raudnitz bis Leitmeritz erstreckt und das Hauptgebiet des böhmischen Weinbaues ist. Daun legt sich das nordöstlich streichende Mittelgebirge mit dem weithin sichtbaren Mile sch au er Donnersberg (800 m), aus vulcanischem Gestein bestehend, der Elbe vor und gestattet ihr nur einen schmalen Durchbruch. Die ehemalige Festung Theresienstadt bewachte diese Eingangspforte. Bei Aussig beginnt die Dampfschiffahrt der Elbe, bei Tetsch en ihr berühmtes Durchbruchsthal (böhmisch-sächsische Schweiz). ' Nach dem Berge Tabor in Palästina genannt. 232 Z 23. Das Beraunbeckcn wird von dem Böhmerwalde, dem nach NO. ziehenden Brdhw alde (bis nahezu 900 in hoch) und dem Tepler Gebirge mit dem Kaiserwalde eingeschlossen. Das letztere Gebirge ist eigentlich eine breite Plateaumasse, die allmählich nach NW. aufsteigt und in der Nähe des Egerthales Höhen bis über 900 in erreicht. Von diesen Rändern strömen vier Flüsse radienförmig zusammen und vereinigen sich bei Pilsen (300 in über dem Meere) zur schiffbaren Berann. Pilsen, die zweite Stadt Böhmens, ist ein wichtiger Straßenknotenpunkt (Bahnen Budweis-Eger, Prag-Fürth, Komotau-Eiseusteiu) und bedeutend durch seine Industrie (Pilsner Bier). Am Böhmerwalde finden wir wieder die Glasindustrie (Spiegelfabrication) besonders in Tauß rc.; Klattau ist in dieser Randgegeud der größte Ort. Zwischen Mies und Pilsen beginnt das größte Schwarzkohlenrevier Böhmens und erstreckt sich das Beraunthal abwärts über Rakonitz bis in die Gegend von Kladno. Parallel damit und mit gleicher Längenansdehnnng streicht auf dem rechten Berannnfer die Zone der Eisenerze, zugleich das Hauptgebiet der böhmischen Eisenindustrie (in Horowiz shvrschowizs und an zahlreichen anderen Orten). In einem Seitenthale des Brdywaldes liegt Pribram (pschibram) mit dem größten Silberbergwerke der Monarchie und einer montanistischen Lehranstalt. Im Kaiserwalde das vielbesuchte Marienbad. Z 24. Die Westhälfte des erzgebirgischen Randgebietes nimmt das obere Egerthal ein. Über die Bedeutung der Grenzstadt Eger als eines der wichtigsten Verkehrsmittelpunkte Böhmens ist schon im Z 19 gesprochen worden. Nördlich davon liegt Franzens bad, das aber weit übertroffen wird von den Thermen von Karlsbad, die zu den heilkräftigsten Europas gehören. Karlsbad und seine Umgebung (besonders Elbo gen) ist auch einer der bedeutendsten Jndustriebezirke Böhmens, in dem die hier vor¬ kommenden Eisenerze und Porzellanerden verarbeitet werden; namentlich in Bezug auf die Porzellanfabricationen steht er einzig in der Monarchie da. Unterhalb des Durchbruchsthales der Eger, in der Gegend von Kaaden, gabelt sich die erzgebirgische Mulde durch die Einschaltung des Mittelgebirges: den südlichen Arm benützt die Eger, welche die hopfen¬ reiche Thalebene von Saaz durchfließt; der nördliche Arm ist die große Braunkohlenmulde, die nicht nur den einheimischen Bedarf an Braun¬ kohle deckt, sondern auch viel in das Ausland exportiert. Dieser natür¬ liche Rcichthum gestattet eine sehr starke Verdichtung der Bevölkerung, daher hier auch mehrere größere Städte, wie Komotau, Brüx, Dux und Teplitz* mit vielbesuchten Thermen. ° Dieser in Österreich häufig vorkommende slavische Name (czechisch tvplx warm) deutet stets auf Thermen. 233 Das Erzgebirge verdient seinen Namen nicht mehr; weder sein Silber noch sein Zinn^ hat heutzutage größere Bedeutung. Joachims- thal war einstens der wichtigste Bergwerksort; die Thaler haben davon den Namen. Wie auf der sächsischen Abdachung, so muss auch hier mannig¬ fache Hausindustrie, besonders Spitzenklöppelei, Stickerei und Schnitzerei, die verhältnismäßig dichte Bevölkerung ernähren; Graslitz ist der Haupt- ort hiefür. Asch im zipfelartigen Gebirgsvorsprunge zwischen dem Erz- und Fichtelgebirge hat große Webereien und Strumpfwirkereien. § 25. Im sndetischen Randgebiete, das durch seine Textilindustrie ausgezeichnet ist, lässt der eigenthümliche Verlauf der Grenze eine Reihe selbständiger Landschaften unterscheiden. Jenseits des Lausitzer Gebirges liegt l.) das Rumburger Hügelland, einer der Hauptsitze der böh¬ mischen Leineniudustrie, für die Rnmburg der Mittelpunkt ist, während in Warnsdorf die Banmwollindustrie vorherrscht. Die Bevölkerung er¬ reicht hier eine Dichte, wie in den bevölkertsten Jndustriebezirken Sachsens. Südlich vom Lausitzer Gebirge dehnt sich um Haida das Gebiet der weltberühmten böhmischen Krystallglas-Fabrication ans. 2. ) Ein zweiter Grenzdistriet jenseits des Lausitzer Gebirges ist das Ncissethal, das schon zum Odergebiete gehört. Reichenberg bildet den Mittelpunkt des größten Banmwoll-Jndustricbezirkes der Monarchie, der auch in Wollindustrie Hervorragendes leistet; in Gablonz beschäftigt man sich dagegen mit der Herstellung kleiner Luxus-Glaswaren, worin es unerreicht dasteht. Auch das Hügelland von Friedland (Waldstein hatte davon den Herzogstitel) jenseits des Jsergebirges gehört noch zu Böhmen. 3. ) Auf dem Plateau südlich vom Riesengebirge ist Traut en au ein zweiter Mittelpunkt der böhmischen Leinenweberei. Hohenelbe ist der Hanptvrt des obersten Elbethales. „Im Sandsteinplatcau südlich vom Hcnschenergebirge ist die Umgegend von Wekelsdorf berühmt durch ihre abenteuerlichen Felsbildnngen, die jene der böhmisch-sächsischen Schweiz an Vielgestaltigkeit noch übertreffen. Jenseits der Wasserscheide besitzt Böhmen in dem Thale von Braunau noch ein kleines Stück des Glatzer Gebirgskessels. Z 26. Das Elbe-Becken umfasst die niederen, von breiten Thälcrn zerschnittenen Hochflächen, die sich vom Sudetenrande zur tiefgelegenen Thalebcne der Elbe herabsenken. Es ist eine ziemlich einförmige Gegend, nur an den Rändern von einigen höheren Bergen überragt, aber der trefflichste Boden für den Anbau der Zuckerrübe, der sich iu Österreich ° Die Hauptfundorte dieses in Europa seltenen Metalles (von einiger Bedeu¬ tung nur in Cornwallis, England, s. S. 136) liegen jetzt im ostindischen Archipel (s. II. Ab- theilung, 8 40). 234 hauptsächlich auf die Sudetenländer beschränkt. Mit der Zuckerfabricativn, deren Bedeutung schon daraus erhellt, dass Zucker nach Getreide der wich¬ tigste Ausfuhrartikel der Monarchie ist, beschäftigen sich eine Reihe von Elbestädten, wie Pardubitz, Chrudim und besonders Kolin. Die Thalebene erstreckt sich auch am meridionalen Laufe der Elbe weit hinauf und findet ihre Fortsetzung in der Trautenauer Senke; diese wichtige Ver¬ bindungsstraße nach Schlesien deckte einst dieFestungKöniggrätz (Schlacht 1866). Kuttenberg, am Südrande des Elbethales, galt im Mittelalter als reichstes Silberbergwerk Böhmens. Das Hauptthal der nördlichen Hochfläche durchfließt die Jser; Jung-Bunzlan ist hier die größte Stadt, zunächst kommen das ebenso gewerbethätige Böhmisch-Leipa und Jicin (jitschin)- Z 27. Die Sazawa-Mulde ist weniger scharf von dem Elbethale als von dem oberen Moldaubecken getrennt, denn im S. steigt die Hochfläche 600 bis 700 in über den Meeresspiegel. Diese hohe Lage in Verbindung mit geringem Mineralreichthume macht die Sazawa-Mulde zu einer der ärmsten Gegenden Böhmens mit vorherrschendem Kartoffelbau. Daher ist sie auch verhältnismäßig wenig bevölkert und ohne größere Städte. Deutsch-Brod ist der bedeutendste Ort. Städtetafec (1890). Mähren und Schlesien. Z 28. Das böhmische Massiv und das südöstlichste Glied der Sudeten senken sich von der Wasserscheide langsam nach O. und SO. und schließen ziemlich scharf ab an einer Linie, die ungefähr durch die Städte Znaim, Brunn, Preran und Ostrau bezeichnet wird und etwa 250 in über dem Meeresspiegel liegt. Wir nennen diese fast schnurgerade nach NO. verlaufende Linie die Randlinie. Auf der östlichen Seite erhebt sich als natürliche Grenze das Kettengebirge der Karpaten; der wasserscheidende Kanim der äußeren Karpaten trägt auch die Grenze gegen Ungarn, mit ihrem Ende aber in der Breite von Znaim steigt die politische Grenze an die March herab und begleitet sie bis zur Mündung, so dass die kleinen Karpaten ganz nach Ungarn fallen. Zwischen Preran und Ostrau ist der Raum zwischen der Randlinie und den Karpaten eine schmale 235 Furche, die sich mit unmerklicher Wasserscheide in der Nahe von Weißkirchen nach NO. (Oder) uud SW. (Beczwa sbetschwasi Nebenfluss der March) abdacht. Dadurch wird dieses Doppelthal eine der wichtigsten Eingangspforten aus dem Ostseegebiete zur Donau, umsomehr, als sich hier auch zwischen Oder und Weichsel nur eine ganz flache Wasserscheide einschiebt. Der Eisenbahnverkehr zwischen Wien und Russland geht durch diese mährische Pforte. Südlich von Preran erweitert sich aber der Raum zwischen den Karpaten und der Randlinie immer mehr, und mit der letzteren kreuzt sich die Thalebene der March. Zwischen dieser und der Randlinie erheben sich Bruchstücke der einstigen Verbindung zwischen den Nordalpen und Westkarpaten als vereinzelte Höhen. Übersicht der SeehSHen. Höchste Punkte des Randes: Böhmisch-mährische Grenzhöhe. 800 in Sudeten.1500 » Nördliche Karpaten.1300 » Südliche Karpaten. 1000 » R a n d li n ie: Znairn. 300 in Brünn. 230 » Preran . 200 » Wasserscheide bei Weihkirchen. 300 - Oder an der preußischen Grenze.Igo » M a r cht h al: Olmützer Becken. 230 in Marchfeld. 150 - Z 29. Schlesien gehört ganz dem Oder- (ein kleiner Theil auch dem Weichsel-) Gebiete an, Mähren ist aber mit Ausnahme des Kuh¬ ländchens, wie schon der Name anzeigt, das Marchland. Das Flnsssystem der March setzt sich ans drei Hauptgliedern zusammen: 1.) die March selbst, die am Glatzer Schneeberge entspringt; 2.) die Beczwa, welche die Abflüsse der wichtigsten Karpatenthüler vereinigt, und 3.) die Thaya, die auch die übrigen Gewässer der böhmisch-mährischen Grenzhöhe: die Jglawa (iglawa) und die Schwärzawa mit der Zwittawa (switawa), aufnimmt und in breiter Thalebene der March zuführt. Das Zwittawathal beuützt die meridionale Einsenknng zwischen der Grenzhöhe und den Sudeten, die ohne merkliche Wasserscheide in das Elbegebiet hinüberführt (Eisenbahn Brünn-Prag). Die Sudeten gabeln sich durch die Marchebene in zwei Theile; der westliche oder das Hannaplateau hängt nur ganz locker 236 mit den Sudeten zusammen und zerfällt in eine Reihe vereinzelter Er¬ hebungen, von denen die südliche die umfangreichste und höchste ist (700 in). Der östliche Theil, das Gesenke, besteht aus zwei sehr verschiedenartigen Gebieten. In NW. erhebt sich über einem Plateau eine scharf gezeichnete Gebirgskette, die im Altvater (1500 in) gipfelt und genau die Richtung des Reichensteiner Gebirges fortsetzt; die südöstliche Hälfte ist dagegen nur Plateau (Maximalhöhe 800 in), das sich ziemlich rasch nach SW., sehr allmählich aber nach NO. abdacht. Hier entspringen die Oder und ihr Hauptnebenflnss, die Oppa, die eine Strecke laug die Grenze gegen Preußisch-Schlesien bildet. Z 30. Mähren und Schlesien sind, wie Böhmen, ebenso Ackerbau- wie Industrieländer. Mähren ist etwas mehr Ackerbauland, denn die Ebenen sind hier ausgedehnter und das Klima des nach S. offenen Landes ist milder als in Böhmen, daher der Maisbau fast bis an den Rand der Sudeten vordringt. Während aber in Böhmen der Unterschied der Breite durch die größere Höhe des Südens ausgeglichen wird, wird er in Mähren (sammt Schlesien) gesteigert, weil der Süden tiefer liegt als der Norden. Das Hauptgetreide ist wie in Böhmen der Roggen, in den Sudeten und Karpaten herrscht der Hafer vor, auf der mährisch-böhmischen Grenz¬ höhe gewinnt der Kartoffelbau größere Ausdehnung. In Böhmen ist der Norden nicht bloß der fruchtbarere, sondern auch der gewerbethätigere Theil, in Mähren-Schlesien besteht aber mehr ein Gegensatz zwischen Ebene und Hügelland einerseits und den höher gelegenen Gegenden anderseits; die ersteren sind der Hauptsitz des Acker¬ baues, die letzteren — mit Ausnahme der Karpaten — der der Industrie. Die Textilindustrie ist der weitaus hervorragendste Zweig der mährisch¬ schlesischen Industrie; in Wolle- und Leinenweberei steht sie der böh¬ mischen ebenbürtig zur Seite. Beide Gewerbe sind schon alt und gründeten sich einst auf die Verarbeitung einheimischen Rohstoffes, denn Mähren war früher durch seine Schafzucht berühmt, und Schlesien baut noch immer viel Flachs. Die eigenen Erzeugnisse genügen aber der kräftig emporblühenden Großindustrie schon lange nicht mehr. In Bezug auf Schwarzkohlen- reichthum gibt Mähren-Schlesien seinem westlichen Nachbarlande nur wenig nach, dagegen hat es wenig Braunkohlen, so dass es in der gesummten Kohlenförderung weit hinter Böhmen zurücksteht. Die hydrographische Abhängigkeit des Marchlandes von der Donau kommt auch in seiner innigen Verknüpfung mit dem Verkehrscentrum Wien zum Ausdrucke. Die mährischen Hauptbahnen gehen alle von Wien ans, sowohl die beiden, die nach Böhmen führen, als auch die Nord bahn, welche die Länder jenseits der mährischen Pforte mit Wien verbindet. 237 Z 31. Das Odergebiet umfasst die beiden Hälften von Schlesien, die durch das mährische Kuhländchen getrennt werden. Im sudetischen Schlesien, das die Nordabdachung des Gesenkes mit deutsch-czechischer Bevölkerung umfasst, zeichnet sich nur das Oppathal durch eine breitere Thalebene aus. In seiner beckenartigen Erweiterung liegt die Hauptstadt Troppau. Die Hauptindustrieorte sind Jägerudorf an der Oppa für Tuchfabrication und Freudenthal, mitten im Flachsdistricte des Gesenkes, für Leinen¬ weberei. Im nordwestlichsten Theile ist Weidenau der Hauptort. Das karpatische Schlesien gehört im O. schon zum Weichselgebiete und hat eine deutsch-polnische Bevölkerung. Bei dem Hauptorte Tesch en an der Olsa mündet die Karpatenbahu über den Jablunkapass aus. Bielitz und das gegenüberliegende galizische Biala bilden ein Hauptcentrum der Woll¬ industrie und sind die äußersten Vertreter westeuropäischer Fabriksorte. In der Gabel zwischen der Oder und Olsa erstreckt sich das größte Schwarz¬ kohlenlager der Monarchie, gewöhnlich nach dem Hauptvorkonnnen bei Ostrau (einer echten Kohlenstadt!) das Ostrauer Becken genannt, aus Schlesien nach Mähren hinüber. Es ernährt nicht nur die schlesische Industrie, sondern versorgt auch einen großen Theil der Monarchie, namentlich Wien, mit echter Steinkohle. Das deutsche Änhliindchcu, seit altersher ein Gebiet trefflicher Rinderzucht, nimmt an der schlesischen Textilindustrie theil, hat aber im Wagenbau auch einen ihm eigenthümlichen Gewerbszweig, der besonders in dem Hauptorte Neutitschein vertreten ist. 8 32. Nordmährcu wird durch das Hanna-Hochland, das Mars¬ gebirge und die Karpaten nach S. abgeschlossen. Das Marsgebirge (600 in hoch) ist das höchste und ausgedehnteste der alten Verbindungs¬ glieder zwischen Nordalpen und Karpaten. Nordmähren unterscheidet sich vom südlichen hauptsächlich dadurch, dass der Weinbau fehlt und der Ackerbau noch mehr die Industrie überwiegt. Die große Thalebene der March, namentlich ihr unterer Theil, die sogenannte Hannaist eine der wichtigeren Kornkammern Österreichs. In der Mitte der Marchebene liegt Olmntz, die alte Hauptstadt des Landes (jetzt noch kirchlicher Mittelpunkt) und früher auch bedeutende Festung; an den Rändern Prossnitz, der Hauptgctreidemarkt, Prerau und Kremsier. Die Leinenindustrie des deutschen Gesenkes hat in Sternberg ihren Hauptsitz. Der Mittelpunkt des Beczwathales ist Walachisch-Meseritsch; weiter unterhalb Weißkirchen. Z 33. Südmährcn umfasst zwei sehr verschiedenartige Theile. Das Hochland im W. der Randlinie (Znaim-Brünn) ist rauh und daher weniger ' Nach dem Flüsschen Hanna; die Bewohner, durch eigenartige Tracht kenntlich, heißen die Hannaken. 238 zum Ackerbau geeignet, wofür die von altersher heimische Wollindustrie (besonders Tuchfabrication) entschädigt. Ihr Mittelpunkt ist Brunn, die jetzige Hauptstadt Mährens, Sitz einer technischen Hochschule und eine der ersten Industriestädte Mitteleuropas, der das benachbarte Steinkohlen¬ becken von Rossitz zugute kommt. Der einst als Staatsgefängnis ge¬ fürchtete Spielberg, an dessen Fuße Brünn liegt, erhebt sich auf der Land¬ zunge zwischen der Schwarzawa und Zwittawa. Jglan, auf der wasser¬ scheidenden Höhe inmitten einer großen deutschen Sprachinsel, Trebitsch und andere Orte betheiligen sich lebhaft an der Tuchfabrication. In dem Zwittawathale nördlich von Brunn wird Eisen gefunden und verarbeitet; Blansko ist der wichtigste Ort für diesen ansehnlichen Industriezweig. Das Kalkgebirge östlich davon zeichnet sich durch Höhlenreichthum ans; die <-Mäzocha»i ist einer der merkwürdigsten Einsturzkessel Europas. Das obere Zwittawathal hat deutsche Bevölkerung, die sich über das obere Hannaplateau ausbreitet, aber von der des Gesenkes durch einen czechischeu Streifen getrennt ist. Die Flussebenen und Hügel östlich der Randlinie sind vortreffliches Ackerland mit ausgedehnten Zuckerrübenpflanzungen (besonders südlich von Brünn), die nur denen des Elbethales an Bedeutung nachstehen. Unterhalb Znaim an der Thaya liegt reiches Weinland, besonders in der Umgebung von Nikolsburg. Der größte Ort des Marchthales ist Göding. Ungarisch-Hradisch am Beginne der unteren Marchebeue liegt nahe an der Stelle der einstigen Hauptstadt des großmährischen Reiches, in der Cyrill und Method den Nordslaven das Christenthum gepredigt haben. Als Grenze zwischen dem nördlichen czechischen und südlichen deutschen Sprachgebiete kann die gebrochene Linie Znaim-Brünn-Thayamündung angesehen werden. Stäötstaset' (1890). Brünn . . . Ostrau m. V. - . Troppan m. V. Jglau . . . Bielitz-Biala Prossuitz . . . Olmütz . . . Neutitschein in. V. Sternberg . . Znaim . . . Jägerndorf . . 20 Tausend Einw, 18 » » 15 » » 147- ' 14 » > ' — Stiefmutter. 2 Mährisch- und Polnisch-Ostrau mit Umgebung. 239 Die Alpen- und Karstländer. (N. B. und ö. L) Bregenz 47 V-, 27'/- (9-/4); Salzburg 47-/4, S0-/< (13); Pressburg 48, 34V« (17); Fiume 45'/«, 33(15'/»); Nordende des Golfes von Triest 45-/4, 31'/4 (13'/-); Promontore 44-/«, 31-/- (14); Gailquelle 46-/«, 30 (12^); Nordtheil des Gardasees (Riva) 46, W'/? (IO-/4); Finstermünz 47, 28 (10-/-)- Die Gheil'e dev ALperr. Z 34. Die östlichen Alpen, die zum größten Theile zu Österreich gehören, gliedern sich in vier Zonen: 1.) die krystallinische Zone in der Mitte, hauptsächlich aus krystallinischen Gesteinen (Gneis, Glimmer¬ schiefer, Thonschiefer, Granit) bestehend; 2.) und 3.) die nördlichen und südlichen Kalkalpen zu beiden Seiten der Centralzone, haupt¬ sächlich aus Kalksteinen und dem nahe verwandten Dolomit bestehend; 4.) die schmale Sandsteinzone, die die nördlichen Kalkalpen am Außen¬ rande begleitet. Die Grenze zwischen den krystallinischen und Kalkalpen ist durch Einsenkungen gekennzeichnet, die zum Theile von der Eisenbahn benützt werden. Wenn man von Wien durch die Alpen nach dem Bodensee fährt, hat man fast immer rechts Kalkalpen, links krystallinische Alpen. Oberhalb Wiener-Neustadt tritt man tu die Alpen ein, überschreitet den Sem¬ mering, durchfährt das Mürz- und Murthal nach SW., dann nach NW. das Palten- Licsingthal, indem man die Wasserscheide in dem Schoberpasse übersteigt, verfolgt dann das Ennsthal, erreicht das Salzachthal bei Bischofhofen, macht dann einen Bogen nach Saalfelden (die Grenze der Kalkalpen verläuft hier geradlinig zwischen den beiden genannten Orten), benützt dann eine fortlaufende Reihe von Thaleinsenknngen, bis man bei Wörgl in das Innthal kommt, und nun geht es das Innthal aufwärts bis Landcck und durch Seiteuthaler über den Arlberg ins Rheinthal und zum Bodensee. Die südliche Kalkalpenzone beginnt erst am Lago maggiore, ist anfangs sehr schmal und gewinnt erst im Etschthale eine beträchtliche Breite. Hier bildet die fortlaufende Längsfnrche des Pusterthales (Rienz nach W. zur Etsch, Drau nach O.) und das Drauthal die Grenze gegen die krystallinischen Alpen. Z 35. Die krystallinischen Alpen übertreffen die Kalkalpen an Höhe und bilden daher die Wasserscheide. Doch fließen die Gewässer nicht einfach in Querthälern nach N. und S. bis an den Rand des Gebirges, sondern sammeln sich zunächst in großen Längsthälern an oder in der Nähe der Grenze der Kalkalpen. Diese Längsthäler sind in der Regel fortlaufende Furchen, in denen die Gewässer nach entgegengesetzten Seiten fließen; die Wasserscheide durchzieht das Thal als unmerkbare Bodenschwclle. Auf der Nordseite gehen die Längsthäler mit scharfer Kniebiegung in Querthäler 240 über, die die Kalk- und Saudsteinzone durchbrechen und die gesammelten Gewässer der krystallinischen Alpen nach außen entführen. Diese Thäler sind: 1.) das Innthal — der Inn betritt nach langem Laufe durch das Engadiu das Längsthal bei Landeck und durchfließt es bis Wörgl, wo das Querthal beginnt; 2.) das Salzachthal und 3.) das Enusthal. Die Salzach vereinigt sich außerhalb der Alpen mit dem Inn, und dieser mündet wie die Enns in die Donan. Auf der Südseite durchfließt die Etsch ebenfalls ein Längs- und dann ein Querthal, dagegen die Nebenflüsse der Donau: die Drau mit der Gail und die Save, nnr große Längsthäler. Die Mur, Neben¬ fluss der Drau, ist dagegen wieder ein echtes Seitenstück zum benachbarten Ennsthale, indem das bedeutende Längsthal sich scharf nach S. umbiegt. § 36. In den kristallinischen Alpen bildet die Brenner- furche, durch welche die Sill nach N. zum Inn und der Eisack nach S. zur Etsch fließt (das Querthal der Etsch ist nur eine Verlängerung dieser Furche; Seehöhe der Wasserscheide am Brenner nur 1400 m), eine wichtige Grenze. Westlich davon liegen die Westtirolcr Hochgebirgsstvcke, je ein Paar zu beiden Seiten des Etschthales; es sind gewaltige Massengebirge, die nach allen Seiten Äste aussenden, zwischen denen Querthäler bis in die innerste gletschererfüllte Hochgebirgswelt führen: „ tl.i die Stubaier Alpen (Zuckerhütl 3500m), N°M,ch°s PE j?, WM»); l 3.) die Ortler-Alpen (Ortler 3900 m), Sndüches Paar 4.) U d g m e ll o - A l P e n (Presanella 3600 m). Die Ortlerspitze ist der höchste Punkt der Monarchie. Die Ötzthaler und Stubaier Alpen (letztere vom Hauptthale Stubai benannt) werden durch das Ötz- (zum Inn) und Passeierthal (zur Etsch) geschieden. Im Osten des Brenner tritt an die Stelle der Stöcke die vergletscherte Kette der hohen Taner», von denen das Zillerthal nach N. (zum Inn), das Ähren- (zur Rienz), Jsel- und Möllthal (zur Drau) nach S. ausgehen. Sie beginnen mit dem Kamme der Zillerthaler Alpen (Hochfeiler 3500 m), woran sich die kleinen Stöcke des Venediger (3700 m), des Großglockner (3800 m, zweithöchste Spitze der Monarchie) und des Ankogls (3300 m) reihen. Mit dem Hafnereck nehmen die Gipfel über 3000 m und die Gletscherbildung ein Ende. Ein niederer Schieferzug jenseits der Salzach, die Kitzbüchler Alpen, begleitet die hohen Tauern im N. Die Gletscherbildung ist in Tirol noch in größtem Maßstabe entwickelt, nimmt aber mit der Höhe der Alpen und mit der Feuchtigkeit nach O ab. Die Höhe der Schneegrenze sinkt zwar von 2900 m in den westtirolischen Stöcken ans 2600 in 241 nach O., 2700 m nach S. und 2500 m nach N., aber östlich vom Ankogl gibt es mir einige höhere Gipfel, und zur Gletschcrbildung ist es nothwendig, dass ausgedehntere Bergmassen über die Schneelinie emporragen. In ihren Vertiefungen, besonders in jenen großen Felsenkesseln, mit denen die Querthäler oben zu enden pflegen, häuft sich der trockene, mehlige Hochschnee an, den der Wind und die eigene Schwere von den höchsten Kämmen und Gipfeln heruntertragen. Unter dem Einflüsse gelegent¬ lichen Auftauens bei Tag und Wiedergefrierens bei Nacht verwandelt sich hier der Hochschnee in den grobkörnigen Firn, der nach unten zu immer mehr sich verfestigt und in Eis übergeht. Die ganze Masse bewegt sich nun dem tiefsten Ausgange der Firnmulde zu; an der Schneegrenze verschwindet die sommerliche Schneehülle, und das blanke, spalteureichc Eis tritt als eigentlicher Gletscher zutage, der sich stromartig thalabwärts bewegt, in den wärmeren Regionen rasch abbricht und den Gletscherbach entsendet. Der Gletscher umfasst also zwei Theile: den Firn in den weiten Mulden über der Schneelinie und die Gletscherzunge in den Thälern unter der Schneelinie. Nur bei den wirklichen Thalgletschern ist die Gletscherzunge lang, dagegen bei den Hänge¬ gletschern, die an den Abhängen gleichsam zu kleben scheinen, sehr wenig entwickelt. Aber auch bei den ersteren ist die Länge sowie die Mächtigkeit des Eises periodischen Schwan¬ kungen unterworfen; nach einer Reihe von kalten und nassen Jahren werden sie länger, im entgegengesetzten Falle kürzer. Wir befinden uns jetzt in einer Periode des Gletscher¬ rückzuges, auf die aber allem Anscheine nach bald wieder eine Vorstoßperiode folgen wird. Alles Gesteinmaterial, das der Gletscher thalab führt, nennt man Moräne. Die Seitenmoräne ist der an den Seiten des Gletschers liegende Steinschutt, der im Laufe der Zeit von den Felsen abgebröckelt wurde. Münden zwei Gletscher inein¬ ander, so stoßen zwei solcher Moränen zusammen, und es entsteht an der Vereinigungs¬ linie eine Mittclmoräne (im Gegensätze zur Seitcnmoräne). Unter Grundmoräne versteht man den zu Schlamm zerriebenen Gesteinschntt, den der Gletscher am Boden fortbewegt, und in den größere und kleinere gekritzte Gesteinstücke eingebettet sind. Grund- und Seitenmoränen bilden zusammen die am Ende des Gletschers liegende Endmoräne. — In Tirol nennt man die Gletscher «Ferner-, in den hohen Tauern «Kees», in Italien «Vedretta». Von den 1000 Gletschern der Ostalpen liegen 930 in den krystallinischen Alpen, darunter sämmtliche echte Thalgletscher. Die größten sind die Pastcrze am Gro߬ glockner und der Gepatsch-Ferner in den-Ötzthaler Alpen. Z 37. Am Hafnereck theilen sich die krystallinischen Alpen durch die Einschaltung des großen Längsthales der Mur, das die Richtung des Hauptkammcs der hohen Tauern fortsctzt. In dem nördlichen Aste, den niederen Tauern, bleibt die einfache Kettenform noch erhalten; sie reichen im O. bis zu einer der bedeutsamsten Tieflinicn der Alpen, dem Palten- Liesingthal, die in dem nur 850 m hohen Schoberpasse zusammen¬ stoßen. In dem südlichen Aste, den mall nach der römischen Provinz Noricum als norische Alpen bezeichnet, geht eine ebenso scharf ausgesprochene Tiefenlinie guer durch vom Mur- zum Drauthale; der höchste Punkt liegt am Neumarkter Sattel nicht ganz 900 m über dem Meere. Der westliche Theil der norischen Alpen hat eine westöstliche Richtung, der östliche zieht dagegen nach SO. oder ganz nach S. Das Lavantthal, das Supan, Geographie. 10. Aufl. 16 242 diese ostnorischen Alpen entzweischneidet, ist vom Mnrthale mich nur durch einen 950 in hohen Pass getrennt. Nur ein paar Gipfel der niederen Tanern ragen noch über die Schneegrenze (2600 in) empor (Hochgolling 2900 m), in den norischen Alpen aber keiner mehr. Der höchste Gipfel, der Eisenhut, hat nur mehr 2400 in, nach O. werden sie noch niedriger, wenn auch noch einige Gipfel 2000 in erreichen. Östlich vom Lavantthale treten die krystallinischeu Alpen gabelförmig auseinander: die eine Kette (zu den Lavantthaler Alpen gehörig) zieht nach SO., die andere längs des Mur- und Mürzthales und von der Mur durchbrochen nach NO. Die letztere verläuft, allmählich niedriger werdend, im ungarischen Tieflande. Der Wechsel im NO. ist der letzte höhere Gipfel (1700in); jenseits desselben setzt das Leithagebirge die Richtung der krystallinischen Alpen bis an die Donau fort. Der südliche stumpfe Theil endet mit dem Bachergebirge (1500 in) südlich von der Drau; die Gabellücke füllt das pannonische^ Hügelland aus. H 38. Die nördlichen Kcrlknl'pen haben westlich und östlich vom Querthale des Inn ganz verschiedenen Charakter. Zwischen dem Rhein und dem Inn, in den Nordtirolcr Kalkalpen, herrscht die Form der Gebirgskette vor. Steil erheben sich über das grüne Innthal die bleichen Kalkwände mit zackigen Gipfeln; die südlichsten Ketten sind in der Regel die höchsten und tragen die Wasserscheide, so dass nur ganz kurze Büche zum Jnnthale (und zn seinen westlichen Fortsetzungen zu beiden Seiten des Arlberges) gelangen. Die Grenze gegen Baiern ist aber nirgends an diese Wasserscheide gebunden, sondern geht zickzackförmig über Berg und Thal und passiert die Thüler meist an denjenigen Stellen, wo sie eingeengt sind und Engpässe (Klausen) bilden. Das Jllergebiet gehört zu Baiern; hier macht die Grenze eine tiefe Einbuchtung nach S.; der Bregenzer Wald, wo niedere Sandsteinhöhen einen 2000 m hohen Kalkzng ein¬ schließen, und das Lech gebiet sind dagegen österreichisch. Eine zweite Einbuchtung nach S. macht die Grenze im Jsargebiete. Die längste Kette begleitet das Lechthal im S. Nur ihr höchster Gipfel, die Parseier Spitze, übersteigt in den nördlichen Kalkalpen noch etwas 3000 in. Weiter im O sind die Ketten kurz, in parallelen Reihen an¬ geordnet und durch wilde, felsige Längsthäler voneinander getrennt. Zwischen den breiten und verhältnismäßig tiefen Einsenkungen der Wasser¬ scheide im Fernpasse (1250 m) und bei Seefeld (nahe an 1200 m) ziehen parallel das Wettersteingebirge mit der Zugspitze (ganz nahe an 3000 m) und die Miemingerkette (2700 m); zwischen Seefeld ' Nach der römischen Provinz Pannonia. 243 und dem tiefen Einschnitte am herrlichen Achensee eine Reihe ebenfalls bis 2700 m hoher Ketten, von denen die Solsteinkette bei Innsbruck die südlichste und das Karwendelgebirge die nördlichste ist. Jenseits des Achensees erreichen nur mehr wenige Gipfel 2000 in. Z 39. In den Salzburger, steierischen und österreichischen Kalkalpen tritt die Kettenform hinter der Plateaubildung zurück. Das Hochgebirge, das auch hier den Süden eiunimmt, ist in eine Reihe von Massengebirgen aufgelöst, die mit steilen Abhängen zu bedeutenden Höhen ansteigen und oben wilde, steinige, zerfressene Hochflächen tragen, die nur spärliche Vege¬ tation hervorbringen oder gänzlich öde sind; das Volk hat einige derselben sehr passend als steinernes Meer, todtes Gebirge und Höllengebirge bezeichnet. Meist sind die Hochflächen an den Rändern etwas anfgebogen, und hier steigen höhere Gipfel empor. Westlich vom Salzach-Querthale nmgibt ein ganzer Kranz solcher Felsenplateaus den (noch zu Baiern gehörigen) Königssee; am Südende das steinerne Meer und die übergossene Alp (Hochkönig 2900 m), im N. der sagenberühmte Untersb erg bei Salzburg. Die ausgedehntesten Gebirgsmassen liegen östlich von der Salzach im seenreichen Salzkammergute: das Tännengebirge (2400m), das todte Gebirge (2500m) und vor allem das Dachsteingebirge (nahezu 3000 m, zweithöchster Gipfel der nördlichen Kalkalpen). Die nördlichen Gruppen sind kleiner und liegen unter 2000 m. Östlich vom Ennsthale setzt sich im S. diese Plateaubildung fort; die ausgedehnteste Masse ist der Hochschwab (2300m), die östlichste der Wiener Schneeberg, noch immer 2100m hoch. Im N. begleiten sie sanfte, niedere, waldige Sandsteinhöhen, zn denen auch der Wiener¬ wald gehört (höchster Gipfel nur mehr 900 m). Im O. brechen die österreichischen Alpen an der Wiener Ebene plötzlich und fast geradlinig ab. Z 40. Die füdkicherr Kakkabpen theilt Österreich mit Italien. Die Grenze verläuft auch hier in mehreren Bogen. Das Etschthal mit Ausnahme seines untersten schmalen Theiles (Veroneser Klause) und die Nebenthäler sind österreichisch. Aber auch von den übrigen Thälern, die nach S. ziehen, besitzt Österreich größere oder kleinere Theile ihres Ober¬ laufes, so vom Chiese, Mincio, von der Brenta, dagegen wenig vom Piave (nur Ampezzo) und noch weniger vom Tagli amen to, den Jsonzo aber wieder ganz. Die Ursache dieses anscheinend seltsamen Grenzverlanfes liegt darin, dass die Wasserscheide in den südlichen Kalkalpen nicht immer an Bergketten gebunden ist, sondern häufig in die Thäler herabsteigt, die dann nach entgegengesetzten Seiten entwässert werden. Durch solche lange fortlaufende Tiefenlinien wird das Gebirge in einzelne größere 16* 244 und kleinere Gruppen aufgelöst. In Bezug auf Mannigfaltigkeit und Höhe übertreffen die südlichen Kalkalpen die nördlichen beträchtlich. Z 41. Die Etfchalpen füllen den Raum zwischen den krystallinischen Stöcken des Ortler nnd des Adamello und dem Etschthale aus. Die Zer¬ spaltung des Gebirges in Gruppen ist hier besonders auffällig; die Brentagruppe, in der Mitte gelegen, ist die höchste (3200 in). Zwischen dem Etsch- und dem Piavcthale breitet sich das Südtiroler Hochland aus. Der höchste Gebirgsstock, die Marmolata (3400 in), bildet den hydrographischen Knotenpunkt, von dem nach allen Seiten Thaler aus¬ gehen; auf tirolischer Seite ist das längste Thal das des Etschnebenflusses Avisio, das in seinem Verlaufe verschiedene Namen führt. Südlich davon erhebt sich das Granitgebirge der Cima d'Asta (2800 in). Daran lehnt sich das Porphyrplateau^ von Bozen, welches das Etschthal bis über Bozen hinauf wie ein breiter Halbrahmen umzieht. Nur vom Thale aus gesehen erscheint es wie eine Aufeinanderfolge von Hügelzügen, aber von einem Höhenpunkt aus betrachtet macht es ganz den Eindruck einer weiten, welligen, waldbedeckten Hochfläche, über deren Ostrand sich die bleichen Kalkmassen der Dolomiten erheben. Diese Dolomiten, von denen außer der Marmolata noch mehrere 3000 in übersteigen, nehmen den ganzen nordöstlichen Raum des Südtiroler Hochlandes ein und bilden seinen hauptsächlichsten Reiz. Das Charakteristische dieser Landschaft besteht darin, dass die Dolomiten sich inselartig zwischen Bergen nnd weiten Thalflächen erheben, die ans anderem Gestein bestehen und durch ihre sanften Formen, ihre Wälder und das saftige Grün ihrer Wiesen und Weiden einen eigenthümlichen Contrast zu den kahlen, öden, wildzerrissenen weißen Kälksteinmauern bilden. Z 42. Östlich vom Kreuzbergsattel werden die Alpen etwas nie¬ driger und nehmen eine andere Form an. Die karnischcn Alpen (bis 2800 in hoch) bilden eine fortlaufende Kette, die nach S. die Quellbäche des Tagliamentv entsendet, während sie im N. von dem Läugsthale der Gail begleitet wird. Hier fällt auch die politische Grenze mit der Wasser¬ scheide zusammen. Im N. zwischen Gail und Dran erheben sich die Gail- thalcr Alpen (ebenfalls bis 2800 in hoch). Jenseits des Durchbruchsthales bei Tarvis setzen sich die karmischen Alpen in der Kette der Karawanken (bis 2200 in) zwischen dem Drau- und Savethale fort. Etwas höher ist die Parallelkette der Steiner Alpen (2600 in) südlich vom Längsthale der Sann. Wie die Mur biegt die Sann scharf nach S. um nnd mündet in die Save. ° Porphyr ist ein vMcanisches Gestein. 245 Wichtig ist die zusammenhängende Ticfenfurche im S. der karnischcu Alpen, in der die Save nach O., die Fella nach W. (zum Tagliamento) fließt, während die Mitte ihre Gewässer zur Drau entsendet. In diesem Thale liegen also zwei Wasserscheiden, bei Natschach und bei Saifnitz, beide nur 800 m über dem Meere. Südlich von dieser Tiefenfurche erheben sich die Jnlischen Alpen mit 8-förmig gekrümmtem Kamme; an der einen Krümmung erhebt sich der Trigl av (Triglau — Dreikopf), der letzte Hochgipfel der Alpen (2900 in). Die Krümmungen füllen Kalkplateaus aus, in die die Quellthäler der Save (Wvcheiner Arm) und des Jsonzo eingesenkt sind. Sie bilden den Übergang von den Alpen zu den Hochflächen des Karst; hier vollzieht sich schon die Umbiegung in die südöstliche Streichrichtung, die von nun an bis in die Balkanhalbinsel hinein die herrschende bleibt. ß 43. Von den österreichischen Alpenländern kann sich nur Tirol durch die gewaltige Entwickelung seiner Schneeberge der Schweiz an die Seite stellen, ja es übertrifft sie sogar durch die eigenartige Kühnheit seiner Dolomiten. Aber nicht nur die absoluten Hohen sind in der Schweiz größer als in Tirol, sondern auch die relativen. Die Thalsohlen liegen dort nicht so hoch, als in der Regel in den österreichischen Alpen, und daher erscheinen dort die Schneeriesen noch imposanter. Was aber die Schweizer Alpen vor den östlichen besonders auszeichnet, sind die zahlreichen Seen. Unsere Alpen sind verhältnismäßig seenarm, zwar nicht arm an den kleinen Hoch¬ se en meist in Höhen von über 1500 in, von denen sie ein paar Tausend besitzen, wohl aber arm an größeren Thalseen. Vereinzelt kommen solche in Tirol vor, in größeren Gruppen aber nur im mittleren Kärnten und im Salzkammergut, das sich in dieser Beziehung allein mit der centralen Schweiz messen darf. Z 44. Die Höhcngürtel der Schweiz (wiederhole Z 2 der III. Abthei- lung) kehren in den österreichischen Alpen in gleicher Weise wieder, nur sind die Höhengrenzen nicht überall die gleichen; und wie die Schneegrenze, so liegt auch die Waldgrenze^ in den krhstallinischen Alpen höher als in den Kalkalpen, und in den Tiroler Alpen höher als in den östlichen. Das¬ selbe ist auch mit den Grenzen der Cultnrregion der Fall, nur dass diese im warmen Südtirol am höchsten steigen. ' Seehöhe der Waldgrenze: . Tirol Östliche Lander Nördliche Kalkalpen.... 1900 1700 Kristallinische Alpen.... 2200 2000 Südliche Kalkalpen .... 2100 1800 246 Der Ackerbau ist nicht bloß durch das Klima, d. h. durch die Höhe, beschränkt, sondern auch durch außergewöhnliche Naturereignisse, wie sie nur in Hochgebirgsländern aufzutreten Pflegen und fruchtbare Gegenden oft dauernd verwüsten. Es sind dies Bergrutsche, Muren und Lawinen, die durch die Abholzung einer Gegend außerordentlich gefördert werden. Gewaltige Schuttmassen, die sich hoch oben in den Bergen seit Jahrtausenden angesammelt haben, gerathen bei Erdbeben oder wenn ihre thonige Unter¬ lage erweicht wird, ins Rutschen und fahren zu Thal; manchmal stürzt auch ein Theil des Berges selbst ein, und gewaltige Felsmassen gelangen oft bis ins Thal. Andauernder Regen und plötzliche Schneeschmelze schwellen die kleinsten Wasseradern zu Wildbächen an, die alles mit sich fort¬ reißen und sich dadurch häufig in Schlamm- oder Schuttströme (Muren) verwandeln? Lawinen sind eine regelmäßige Erscheinung bei Beginn der wärmeren Jahreszeit, aber auch sie können manchmal verheerend wirken. 8 45. Mit Ausnahme einiger sehr begünstigter Gegenden (besonders Südtirol) reicht der Getreidebau, der hauptsächlich Roggen liefert, kaum für das eigene Bedürfnis aus. Weinbau ist in den eigentlichen Alpen¬ ländern auf Südtirol und auf einige Gegenden am Ostrande beschränkt. Der Hauptreichthum der Älpler liegt in seinen herrlichen Weiden und im Walde. Daher blüht die Viehzucht besonders die Rinderzucht. Holz ist der wichtigste Ausfuhrartikel; es wird zum Theile auf den flößbaren Flüssen nach den benachbarten waldärmeren Ebenen, besonders nach Ober¬ italien geschafft und geht von Triest aus auch über die See. Sägemühleu finden sich überall, denn man hat ja Überfluss an Wasser, das die billigste Triebkraft ist; in vielen Gegenden wird das Holz auch zu Schnitzereien verwendet. H 46. Die Alpen bieten auch Metallschätze. Früher suchte man hier besonders nach Gold und Silber, aber die Ausbeute erwies sich nur kurze Zeit als lohnend. Jetzt sind Eisen, Blei und Quecksilber die wichtigsten Metallerzeugnisse der Alpenläuder; die Verarbeitung des Eisens, theils sabriksmäßig, theils durch Hausindustrie, beschäftigt einen ansehn¬ lichen Theil der Alpenbewohner. Dies ist der einzige Industriezweig, der in größerem Maßstabe betrieben wird; denn eine größere Entwickelung der Industrie hindert der Mangel an Kohle (Braunkohle in mächtigeren Lagern nur am Nord- uud Ostrande der Alpen). Die Nordalpen bergen drei großartige Salzlagerstätten: im Salzkammergut, den Salzstock von Hallein (der sich auf baierischem Gebiete nach Berchtesgaden fortsetzt) und den Haller Salzberg in Tirol. ' Die Bedeckung fruchtbarer Flächen oder menschlicher Wohnsitze durch Schutt und Schlamm nennt man Vermurung. 247 Z 47. Was die Alpen vor anderen Hochgebirgen besonders aus- zeichet, ist der Umstand, dass sie dem Verkehre verhältnismäßig wenig Schwierigkeiten bieten. Mit Ausnahme der hohen Tanern gelangt man überall auf fahrbaren Übergängen von der einen Seite der Alpen ans die andere. Auch fünf große Eisenbahnlinien (drei Quer- und zwei Längs- linien) durchschneiden jetzt die Alpen. Die älteste derselben, die Semmering¬ bahn (Wien-Triest), bewegt sich nur von Gloggnitz bis Graz innerhalb der Alpen, wo sie die Wasserscheide (Semmering) mit zahlreichen Tunnels in nahezu lOOO in Hohe übersetzt, von Graz bis Cilli aber am Rande der Alpen, und überschreitet endlich den Karst, um in drei Armen das Meer bei Triest, Pola und Fiume zu erreichen. Die bequemste und kürzeste Qucrbahu ist die Brennerbahn (Kufstein-Ala), weil sie den Kamm der Alpen mir einmal zu überschreiten braucht. Am ungünstigsten liegen die Verhältnisse bei der Rudolfsbahn (St. Valentin-Udine), die durch das Ennsthal in die Alpen eindringt, dann aber dreimal, allerdings an nie¬ deren Stellen (Schoberpass, Neumarkter Sattel und Saifnitzer Pass) die Wasserscheiden übersteigen muss, um ins Mur-, dann ins Dran-, endlich ins Fellathal zu gelangen, und dadurch natürlich zu großen Umwegen gezwungen wird. Diese drei Querlinien, zu denen sich noch als Nebenarme die Bahnen durch das Salzkammergut und Salzachthal gesellen, werden durch zwei Längslinien entlang der Grenzen der krystallinischen Alpen (s. Z 34) miteinander verbunden. Die nördliche Linie, Wien-Bregenz, hatte nur ein großes Hindernis zu überwinden: den Arlberg (l800 in), den ein 10 üw. langer Tunnel durchbricht. Mit der zweiten oder Drau-Linie (Marburg- Franzensfeste) verbindet sich die Save-Linie in Villach. Z 48. Die ursprüngliche Bevölkerung der östlichen Alpen war keltisch, die der Tiroler Alpen rhä-tisch; sie wurde von den Römern unterworfen und romanisiert, ihre letzten Spuren sind in den Ladinern einiger Thäler der Tiroler Dolomiten erhalten. In den ersten Zeiten des Mittelalters erfolgte die Einwanderung der Deutschen, und zwar des baierischen Stammes (nur in Vorarlberg Alamannen), der die ältere Bevölkerung theils völlig verdrängte, theils germanisierte. Im 6. Jahrhunderte kamen die Slov en en, die einst im N. und W. über ihre heutigen Grenzen hinansgedrungen waren, aber von den Deutschen wieder znrückgedrängt wurden. Jetzt bewohnen sie den ganzen Südvsten bis über die Drau hinaus und westlich bis zum 31. Längengrade (Ferro). Die südlichen Randgegenden sind italienisch. Der Zahl nach sind die Deutschen weitaus vorherrschend. Gemeinsam ist allen Alpenbewohnern (mit wenigen Ausnahmen) die katholische Religion. 248 Wie alle Gebirgsländer (Griechenland, Süddeutschland, Schweiz), waren auch die österreichischen Alpen in früherer Zeit in zahlreiche kleine politische Gebiete zersplittert. Die Einigung gieng von der Ostmark (Österreich) aus, die zuerst um 800, dann 955 als deutsches Bollwerk gegen die räuberischen Völker der ungarischen Ebenen gegründet und zuerst von den Babenbergern beherrscht wurde, denen (seit 1282) die Habsburger folgten. Am Ende des 14. Jahrhunderts waren mit geringfügigen Ausnahmen die Alpenländer politisch geeint. Ihrer natürlichen Beschaffenheit nach kann man die Alpenländer Irin? Einwohner auf 1 lrin? Die nördlichen Randländer (Österreich). Z 49. Die Erzherzogthümer Österreich bestehen aus drei Zonen: l.) den nördlichen Kalk- (und Sandstein-) Alpen, 2.) dem voralpinen Hügellande mit dem Donauthale, 3.) Theilen des böhmischen Massivs. Den Haupttheil bildet das alpine Borland mit der Donau, das sich als Fortsetzung der oberdeutschen Hochebene mit allmählicher Zuspitzung bis Klosterneuburg erstreckt. Salzburg am SW.-Ende liegt 400 in, Passau am NW.-Ende 300 in, die Donau-Ebene bei Wien am Ostende 150 in über dem Meere; das Vorland senkt sich also allmählich, wie auch der Lauf der Flüsse anzeigt, zur Donau. Die Flussthäler sind breit; dazwischen ehebt sich flachwelliges Hügelland; nur der Hausruck, der Kohlenlager birgt, erhebt sich bis 800 in und hat das Ansehen eines Gebirges. Die Donau fließt nur streckenweise am Rande des Vorlandes, während sie an anderen Stellen in engen Thälern das böhmische Massiv und die Ausläufer der Alpen durchbricht. Daraus entsteht ein wiederholter Wechsel von romantischen Thalengen, die aber der Schiffahrt manche Schwierigkeiten boten (Greiner Strudel), und weiten, fruchtbaren Thalbecken, die nach O. 249 zu immer ausgedehnter werden: das Linzer, Tullner und Wiener Becken. Zwischen den beiden letzteren durchbricht die Donau den Wiener¬ wald und unterhalb des Wiener Beckens die kleinen Karpaten. Während die Alpen vorzugsweise Wald sind, ist das Vorland vor¬ zugsweise Ackerland. Es ist die Kornkammer für einen großen Theil der Alpen. Auch die Viehzucht blüht, die Industrie ist dagegen auf einige Städte beschränkt. Die Lebensader ist die Donau, die von jeher den Ver¬ kehr zwischen Mitteleuropa und dem Oriente vermittelt hat. Die breite Ein¬ senkung zwischen den Alpen und Böhmen ist die natürliche Heerstraße nach dem Osten (Elisabeth-Westbahn, kürzeste Verbindung Wien-Paris). Die Bevölkerung ist durchaus deutsch. Z 50. Die wichtigste Landschaft Wiederösterreichs ist die drei¬ eckige Ebene des Wiener Beckens, das zwischen dem Steilabbruche der Kalkalpen und den Ausläufern der krystallinischen Alpen cingesenkt ist. Am Austritte der Donau aus der Enge von Klosterneuburg, über die sich der Leopoldsberg erhebt, liegt Wien, Österreichs Haupt- und Residenz¬ stadt, seine vornehmste Industrie- und Handelsstadt, sowie der Mittelpunkt seines geistigen Lebens. Keine andere Stadt der Monarchie ist schon durch die Natur so sehr zur Haupt¬ stadt bestimmt, als gerade Wien, denn 1.) liegt es in der Ebene, wo die drei großen Gebirgssysteme Österreichs Zusammentreffen, ohne sich zu berühren; 2.) beginnt die Donan oberhalb Wien, nachdem sie znm letztenmale eine enge und längere Felsengasse passiert hat, sich auszubrciten und, nicht mehr gehemmt durch zu raschen Lauf, durch Wasserwirbcl und andere Umstände, großartige Verhältnisse für Schiffahrt und Verkehr zu entwickeln, infolgedessen Wien der Centralpunkt des Verkehrs zwischen dem oberen und mittleren Donaugebiete geworden ist; 3.) eröffnet das Marchfeld und das Marchthal die einzige Vcrbindungsstraße von der Donau zum Weichsel-, Oder- uud Elbegebicte; 4.) liegt Wicu au demjenigen Punkte der Donau, der dem nördlichsten Punkte des adriatischcu Meeres am nächsten..liegt, uud gerade hier sind die Alpen so niedrig, dass sie leicht überschritten werden können (Semmeringbahn). Wien ist daher auch der Centralplatz des Verkehrs zwischen dem östlichen Deutschland und dem adriatischen Meere. Wien ist wie Paris und London stetig von innen heraus gewachsen. Die Stadt besteht: 1.) aus der inneren Stadt, in deren Mittelpunkte der altehrwürdige gothische St. Stefansdom (mit seinem 138m hohen Thnrme) steht. Von hier aus führt der Weg über den Graben, den Centralplatz des Geschäftslebens, zur kaiserlichen Burg, deren äußeren Platz die Reiterstatuen der beiden größten österreichischen Feldherren, des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl, schmücken; 2.) aus der Ringstraße, einer von Palästen und palastähnlichen Zinshäusern, Park- und Gartcnanlagen umschlossenen Prachtstraße nach Art der Pariser Boulevards, die an der Stelle der alten Befestigungs¬ anlagen ringförmig die innere Stadt umgibt; 3.) aus den Vorstädten, die, durch die Ringstraße von der inneren Stadt getrennt, diese im Kreise umgeben. Im N. der Stadt breitet sich der Prater, der Vergnügungsort der Wiener, aus, mit schattigen Alleen, Parks und Wäldchen. (Der Palast für die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873.) 250 Die Bedeutung Wiens als Handelsstadt ergibt sich aus dem oben An¬ geführten. Die meisten Industriezweige Österreichs sind hier vertreten, aber unter allen Erzeugnissen ragen besonders die Seidenfabrikate, Shawls und Teppiche nnd die Gold- und Silberwaren hervor. In der Maschinenfabrication wird Wien und seine Umgebung von keiner anderen Gegend in Österreich übertroffen. Das geistige Leben wird dnrch zahlreiche wissenschaftliche iUniversitüt, technische Hochschule) und Kunst¬ anstalten gefördert, besonders eifrig wird Musik gepflegt. — In der Nähe von Wien die kaiserlichen Lustschlösser Schönbrunn und Laxenburg. Auf der nördlichen Donau-Ebene, dem Marchfelde, liegen eine Reihe größerer Ortschaften, die die Millionenstadt Wien mit verschiedenen Producten des Acker- und Gartenbaues versorgen. Viele Schlachten sind hier um das Schicksal Wiens geschlagen worden. Südlich von der Donau finden wir eine große Zahl von Jndustrieorten. Schwechat ist eine der größten Bierbrauereien der Monarchie; Hainburg an der ungarischen Grenze hat eine Tabakfabrik. In der Nähe befand sich in gleich günstiger geographischer Lage, wie die Wiens, die große Römerstadt Carnuntum, die Vindo¬ bona (das römische Wien) an Bedeutung weit überragt hat. Längs des Steilabfalles der Kalkalpen wächst ausgezeichneter Wein (Vöslan); die Hanptvrte sind hier Mödling und Baden, das seinen Namen von den berühmten Schwefelthermen führt. Der Hauptort des südlichen Wiener Beckens, das sich hier mit breiter Einsenkung nach Ungarn öffnet, ist Wiener-Neustadt, ebenso industriell, wie das südlicher gelegene Neun¬ kirchen. Im Tnllner Becken liegen mit Ausnahme von Tulln die größeren Orte am Rande: Korneuburg am Ost-, Krems am Westende, letzeres durch seine ausgedehnte Senfcultur bekannt. Jin oberen Donauthale erhebt sich auf einem Felsen die Benedictinerabtei Melk, eine der ehrwürdigsten alten Culturstätten Österreichs. Der Hauptort des Vorlandes ist die Bischvfsstadt St. Pölten. Die Alpen find dünn bevölkert und ohne namhafte Orte; bei Scheibbs und Waidhosen an der Ibbs beginnt die Zone der Eisenindustrie, die den Höhepunkt ihrer Entwickelung aber erst auf oberösterreichischem Boden, in Steyr, erreicht (besonders Waffen). Das außcralpine Niederösterreich im N. der Donau ist ein frucht¬ bares, welliges Land nnd im NW. Wcingebiet (Retz), wie das benach¬ barte Mähren. Der Westen gehört noch zum böhmischen Massiv, das hier die Kamp mit scharfer Kniebiegung durchschneidet; der Mannharts¬ berg (540 in) ist sein östlichster Vorposten. Aus der Osthälfte erheben sich vereinzelte Berge (Leißerberg 500 m), Bruchstücke der einstigen Alpen¬ fortsetzung (s. Z 28). Die Bevölkerung ist verhältnismäßig dünn, und kein Ort erreicht 4000 Einwohner. Oberhollabrunn und Horn sind die bedeutendsten. 251 Z 51. Der natürliche Mittelpunkt Gbeuölleuveichs ist das Donau- bcckcn von Linz, wo die Bahnen aus Böhmen (von Budweis) und Salz¬ burg (in der Einsenkung zwischen den Alpen und dem Hausruck), sowie die Traunstraße aus dem Salzkammergute zusammentreffen. In der Nahe der Jndustrieort Kleiumünchen. Das wasserreiche Granitplatean im Norden (Mühlviertel) mit Freistadt an der Straße nach Böhmen ist noch dünner bevölkert, als das anßeralpine Niederösterreich; Leinenweberei bildet die Hauptbeschäftigung. Der Hauptort des reichbebanten, von einem behäbigen Banernvolke bewohnten Borlaudes ist Wels an der Traun; südöstlich davon die berühmte Abtei Kremsmünster, der Badeort Hall mit Jodquellen, endlich an der Enns die schon genannte wichtigste Industriestadt des Landes: Steyr, knapp am Rande der Alpen. Jenseits des Hansrucks fließen die Flüsse zum Inn (daher Innviertel genannt); Ried ist hier der Hauptort. Das alpine Flussgebiet der Traun heißt das Salzkammergut, das heutzutage mehr durch seine Naturschönheiten als durch seinen Salz- reichthum (Sudsalz) bekannt ist. Kurz vor dem Austritte aus den Alpen dnrchströmt die Traun den Gmundener See, benannt nach dem Haupt¬ orte des Salzkammergntes, Gmunden. In der Mitte des Thales liegt Ischl, gewöhnlicher Sommeranfenthaltsort des Kaisers und der Wiener Welt. Durch ein Scitenthal gelangt man von hier nach dem Schafberge (1800 in), dem «österreichischen Rigi», an dessen Fuße sich drei herrliche Seen: der St. Wolfgang-, Atter- und Mondsee, ansbreiten. Der obere Traunsee, der Hallstätter, ist bereits eingebettet in die ernste Hochgebirgswelt des Dachsteins; das Quellgebiet mit ein paar kleineren Seen im todten Gebirge und dem beliebten Sommeraufenthaltsorte Aussee gehört zur Steiermark. Städtotafel' (1890). Die eigentlichen Alpenländee. H 52. Wuoli besteht im wesentlichen aus zwei Hauptthälern: dem Jun- und deni Etschthale, die sich nach entgegengesetzten Seiten öffnen, aber miteinander ans das engste durch zwei Tiefenlinien verbunden sind, welche die krystallinischen Alpen quer durchschneiden. Die Wasserscheide erniedrigt 252 sich im Reschenscheideck (Etsch-Ursprung) auf 1500 in, im Brenner ans 1400 in. Vom Brennersattel fließt die Sill zum Jun, der Eisack zur Etsch. In Nordtirol concentriert sich die durchaus deutsche Bevölkerung hauptsächlich im breiten und fruchtbaren Jnnthale, wo auch Getreidebau in größerem Maßstabe betrieben werden kann, während sonst überall die Viehzucht vorherrscht. Die Haupt- und Universitätsstadt Innsbruck liegt am Ausgange der Brennerstraße, die hier ihre kürzeste Fortsetzung über den Seefelder Sattel findet. Innsbruck liegt herrlich am Fuße der gewaltigen Solsteiukette und ist die rührigste und schmuckste aller inneralpiuen Städte; ihre Bauart erinnert schon an die Verbindung mit Italien. Die Hof- oder Frauciscanerkirche enthält das Grabmal Max I. und des tirolischen Bauernhelden Andreas Hofer, sowie zahlreiche Statuen von Fürsten und fürstlichen Frauen, meist aus dem Hause Habsburg. In der Umgebung der Stadt die Martiuswaud, bekannt durch das Jagdabeuteuer des Kaisers Max I., der Berg Jsel, berühmt durch die blutigen Kämpfe zwischen den Tirolern und den Franzosen, und das Schloss Ambras. Innsbruck besitzt auch eine Universität. Unterhalb Innsbruck liegt Hall mit Salzbergwerk, Schwaz, einst mit berühmtem Bergbau, und Kufstein, früher Festung, die den Eingang ins Innthal bewachte. Im viel rauheren Oberinnthal ist Jin st an der Fernstraße der Hauptort. Von den Nebenthälern sind das Zillerthal mit seiner sangesfrohen Bevölkerung, das Sill- mit dem Stnbaithal, wo, wie auch im Unterinnthale, noch Eisenindustrie betrieben wird, und das Ötzthal die wichtigsten Zngangsstraßen zur Gletscherwelt. Vent und Gurgl im Ötzthale sind die höchstgelegenen Dörfer der Monarchie (1900 in). Die Thäler nördlich vom Inn sind mit Ausnahme des Lechthales (Hauptort Reutte) wenig entwickelt und zum Theile fast ganz unbewohnt. Östlich vom Inn durchquert die große Achetz die in dem Chiemsee mündet, die ganze eigenthümlich zerschnittene Gebirgszone. Die einzige Stadt des Achethales ist Kitzbühel. Südtirol hat in den beiden von Deutschen bewohnten Längsthälern, im Vintschgau (Etschthal) und im Pusterthale, noch ganz den rauhen nord¬ tirolischen Charakter. Das Pusterthal umfasst die entgegengesetzten Thäler der Rienz (Nebenstuss des Eisack) und der Drau, die ohne merkliche Wasser¬ scheide ineinander übergehen; Bruneck und Lienz liegen an den Mün¬ dungen der beiden größten Tauernthaler. Erst unterhalb der Franzens¬ feste am Zusammenstöße der Pusterthaler und der Brennerbahn, wo sich das Eisackthal bei der Bischvfsstadt Brixen eweitert, beginnt das eigentliche ' Ach, Ache oder Aa (vergl. Aar in der Schweiz) altdeutsche Bezeichnung für Fluss; auch im Worte Bach enthalten. 253 Südtirol, in das italienische Wärme und italienisches Volksthum durch das weit geöffnete Etschthal und die anderen nach S. gehenden Thäler bis in das Herz der Alpen hincinströmt. Nur das Querthal der Etsch selbst ist bis Salurn noch deutsch, die Seitenthäler sind aber alle italienisch, die Dolo¬ miten zum größten Theile ladinisch. Dieses eigentliche Südtirol ist vermöge seiner Lage der weitaus fruchtbarste Theil der Ostalpen mit ausgedehntem Acker-, Wein- und Obstbau, ja stellenweise, wo Schutz gegen die rauhen Nordwinde geboten ist, mit ganz südländischer Vegetation. Solch eine Gegend ist Meran an der Mündung des Passeierthal es, der Heimat des Andreas Hofer; der milde Winter macht es zu einem der besuchtesten Cnrorte für Lungenkranke. Das benachbarte Schloss Tirol hat dem Lande den Namen gegeben. Bozen an der Eisackmündung, der Hauptort des deutschen Südtirols, ist durch seine Lage am Zusammenstöße zweier be¬ deutenden Thäler eine wichtige Handelsstadt geworden; die Bewohner der Umgebung beschäftigen sich nicht nur mit Weinbau, sondern auch mit der Cnltur edlen Tafelobstes, das weithin verschickt wird. Trient, die Haupt¬ stadt Wälschtirols, liegt an einer zu Straßenanlagen benützten, das Etschthal kreuzenden Einscnknng; neben dem Weinbau blüht hier auch die Cnltur des Maulbeerbaumes, und die darauf sich gründende Seidenindustrie hat ihren Sitz besonders in Roveredo und Ala. Die Dolomiten haben mit Ausnahme des Avisiothnles nur kurze Thäler ohne bedeutende Ortschaften; unter ihnen hat das Grödnerthal durch seine Schnitzereien Weltruf erlangt. Das breiteste Thal des süd¬ östlichen Tirols ist die Val Sngana mit doppelseitigem Abflüsse zur Etsch und durch die Brenta nach O.; die Umgebung von Levico hat heil¬ kräftige Mineralquellen. Im westlichen Gebirge umfließt der Noce (notsche), in der Einsenkung zwischen dem Ortler und dem Adamello entsprin¬ gend, in spitzem Bogen die Brentagruppe (Val di Non); die Südhälfte durchkreuzt ein schachbrettförmiges System von nordöstlichen Thalfurchen mit westöstlichen Verbindungsthälern, das unter dem Namen Judicarien zusammengefasst wird. Die Hauptflüsse sind dcr Chiese und die Sarca (Mincio); die letztere durchströmt den Gardasee, von dem das Nordende noch zu Tirol gehört. Hier, in der Umgebung von Riva und Arco, finden wir die südländische Vegetation der italienischen Randseen mit ihren Olivcnwäldern schon in voller Entfaltung. Z 53. Worcrnbbercg, das Ländchen westlich vom Arlberg, unter¬ steht zwar der Statthalterei in Innsbruck, ist aber sonst eine selbständige Provinz. Es ist ein eigenthümliches Grenzgebiet, der Natur nach mchr zur benachbarten Schweiz gehörig, der es auch durch sein alamannischcs Volksthum verwandt ist, jetzt aber durch das eiserne Band der Arlberg- 254 bahn fester als je mit der Monarchie verknüpft. Der Hauptflnss der süd¬ lichen Hochalpen, die Jll, mündet in den Rhein, der des Bregenzer Waldes, die Ach, direct in den Bodensee. Am bevölkertsten ist das breite Rheinthal; hier liegen fast alle größeren Orte, in denen sich, ganz nach Schweizer Art, eine lebhafte Industrie (besonders Baumwolle) entwickelt hat. Dornbirn ist die größte dieser Industriestädte, der Bodcnseehafen Bregenz die politische Hauptstadt. An der Arlbergstraße liegen Feld¬ kirch und Bludenz. H 54. Salzburg, bis 1802 ein geistliches Fürstenthnm, umfasst fast nur Hochgebirge und ist daher die am dünnsten bevölkerte Provinz Österreichs. Die Hauptstadt Salzburg liegt am Austritte der Salzach in die Ebene, aus der, ohne durch Vorberge gedeckt zu werden, mächtige Kalkkolosse (Untersberg rc.) ansteigen. Darauf beruht der landschaftliche Reiz dieser auch durch ihre Bauteil denkwürdigen alten Bischofsstadt. Ober¬ halb derselben das Salzbergwerk von Hallein. Das Querthal der Salzach ist meist eng, stellenweise schluchtenartig, breit dagegen der Pinzgauer Theil des Längsthales, aber wegen sumpfiger Beschaffenheit auch wenig bewohnt. Nach S. führen kurze Thäler zum Tauernkamme; die Gastein enthält weltberühmte Thermen und, ebenso wie die benachbarte Rauris, noch im Gange befindliche Goldbergwerke, die aber weniger bedeutend sind, als die Kupferbergwerke des Pongau (oberes Querthal der Salzach). Vom Salzachthale greift die Provinz auch auf die Qnellgebiete der Enns und Mnr über. Bei Zell am See erfährt der nördliche Thalrand der Salzach eine völlige Unterbrechung, durch die man in das noch zum Piuzgau gerechnete Saalachthal gelaugt. Viehzucht ist die wichtigste Einuahms- quelle aller dieser Thallandschaften. H 55. Von allen eigentlichen Alpenländern ist Kürnterr hydro¬ graphisch am einfachsten gestaltet, denn es hat nnr einen Hauptflnss, die Dran, die das Land der Länge nach durchfließt und die wichtigsten Quer- flüsse vom N. erhält, weil nur hier die Wasserscheide entfernter liegt. Trotzdem sind Ober- und Unterkärnten zwei wesentlich verschiedene Landes- theile. Oberkärnten ist Hochgebirgsland. Am geeignetsten zur Ansiedelung sind die Längsthäler der Dran und der Gail, der Weißen- und der Millstätter See schmücken diese Südhälfte. Nach N. führen größere Quer- thäler in die Gletscherwelt der Tauern: das Möllthal zum Großglockner und das an Wasserfällen überreiche Maltathal zum Ankogl. Die spär¬ liche, durchaus deutsche Bevölkerung lebt hauptsächlich von Viehzucht. Die einzige größere Stadt, Villach, liegt schon an der Grenze gegen Unter¬ kärnten und ist der Hanptort für beide Längsthäler, zugleich Kreuzungs- 255 punkt der Drau- und Nndvlfsbahn (Handelsverkehr mit Italien). Bleiberg bei Villach ist das wichtigste Bergwerk für Blei, wovon Kärnten unter allen Kronlünderu am meisten liefert. Untcrkärntcn ist Mittel- und Niedcrgebirge. Die Mitte nimmt das dreieckförmige Klagenfurter Becken zwischen Villach, Unterdranbnrg und dem Gnrkknie (Gurk, Nebenfluss der Drau) ein, keine ununterbrochene Ebene, sondern übersäet mit Berg- nud Hügelzügen meist unter 1000 in (Klagenfurt 450 in über dem Meere), dazwischen zwei große (Wörther und Ossiacher) und viele kleine Seen, und das Ganze umspannt von einem 2000 m hohen Gebirgsrahmen. Dieses natürliche Centrum des Landes war von jeher auch der politische Mittelpunkt. Hier lag im römischen Alterthume die Hauptstadt Noricums, Virunum, hier erhoben einst die Kärntner ihre Herzoge aus den (noch vorhandenen) steinernen Herzogstnhl, hier lag die ursprüngliche Hauptstadt St. Veit und liegt die neue, Klagenfurts Im Becken sowohl wie im freundlichen Lavantthale (läfaut) mit dem Hauptorte Wolfsberg und dem Kloster St. Paul kann Ackerbau mit Erfolg betrieben werden, daneben besitzt Unterkärnten auch viel Eisen (besonders am Erzberge bei Hüttenberg), das Veranlassung zu weitverbreiteter industrieller Thätigkcit gibt (unter anderen Herstellung von Waffen in der Umgebung von Ferlach südlich von Klagenfurt). Die Bevölkerung ist auch in Unterkärnten größtentheils deutsch, das Dranthal unterhalb Villachs und die Karawanken sind aber schon slo¬ ve n i s ch. Z 56. Die Steieurnark unterscheidet sich von den übrigen Alpen¬ ländern dadurch, dass sie nicht bloß Alpen, sondern auch einen großen Theil des Pannonischen Hügellandes umfasst, und nimmt auch durch Eiseu- und Kohlenreichthnm ein« eigenartige Stellung ein. Der Hauptfluss ist die Mur, deren Thalform sich in der geknickten Gestalt des Landes wiederspiegelt. Obersteicr ist das eigentliche Alpenland, das Land der Viehzucht und der Eisenindustrie und durchaus deutsch. Das obere Ennsthal, das mit bequemem Übergange ins Salzkammergut führt (daher Aussec ss. 8 51s noch steierisch), hat seine größte Weitung beim Benedictinerstifte Admont; dann folgt die steilwandige Schlucht des -Gesäuses» und die Nord¬ biegung. Im Nebenthale der Salza, bei dem berühmten Wallfahrtsorte Maria Zell, beginnt die Zone der Eisenerze, zu der der Erzberg bei Eisenerz gehört, das größte Eisenbergwerk der Monarchie, das schon 1 Nach dem Flüsschen Glan benannt. r Bon dem Bransen des Flusses. 256 seit 2000 Jahren ausgebeutet wird. Auch hier verbindet jetzt eine Eisen¬ bahn Enns- und Murthal, wo sie bei Leoben, dem Hauptorte des obersteierischen Eisenindustriebezirkes (des bedeutendsten der Monarchie) endet. In Leoben auch eine montanistische Lehranstalt. Oberhalb Leoben erweitert sich das Murthal zum Judenburger Braunkvhlenbecken mit dem Hauptorte Knittelfeld. Die Hauptstadt der Steiermark, Graz, nach Wien die größte aller Alpenstädte, liegt schon am Rande der Alpen, wo die Mur aus engem Querthale in das Hügelland hinaustritt. Durch seine Universität und seine technische Hochschule ist Graz das geistige Centrum der östlichen Alpeuländer geworden; seine lebhaft aufblühende Industrie wird durch die benachbarten Braunkohlenlager von Kö flach und Voitsberg, die weitaus bedeutendsten der Alpen, kräftig gefördert. Untcrsteier hat, mit Ausnahme des Quellgebietes der Sann, kein Hochgebirge mehr. Seine Thalebenen und Hügelländer gestatten schon ausgedehnten Ackerbau; das wärmere Klima des Südens lässt Mais, Weizen und Wein trefflich gedeihen; der Körnervorrath ermöglicht große Geflügelzucht. Statt Eisen hat Untcrsteier ausgezeichnete Braunkohle, die an mehreren Orten bis über die krainischc Grenze (Sagor) abgebaut wird. Zu beiden Seiten der Mur, die breite Thalebenen durchfließt, breitet sich das paunonische Hügelland aus, niedere Höhenznge (bis 500 in), im O. von der Raab und ihren parallelen Nebenthälern durchzogen. Fürst en feld ist hier der größte Ort; berühmter ist Gleichenberg wegen seines Kohlensäuerlings. Die windischen^ Büheln lenken die Mur nach O. ab und scheiden sie von der Drau; jenseits dieses niederen Rückens beginnt das slovenische Untcrsteier. Marburg am Austritte der Drau ist der Hauptort der Untersteiermark, wohlhabend durch Weinbau, der zwischen Mur und Drau überall (besonders bei Pettau) blüht. Jenseits der Drau ist wieder alpines Mittelgebirge, der Hauptfluss ist die Sann, die in die Save fließt, der Hauptort Cilli am Sannknie. Viel benützt sind die Thermen von Tüffer und Römerbad und der Sauerbrunnen von Rohitsch. Städtetcrfet' (1800). Graz.112 Tausend Einwohner, Innsbruck in. V. . . 36 » » Salzburg.27 » - Trient .... . 21 » Marburg.20 » Klagenfurt.20 » » Bozen.12 » » Dornbirn.11 » » " Winden — Slovenen. 257 Dir Karstlän-rr. 8 57. Das Kcrrstgebirge schließt sich zwar unmittelbar an die julischeu Alpen au, hat aber nicht mehr den Charakter eines Kettengebirges, sondern besteht aus breiten Platcanlandschafteu mit südöstlicher Richtung, die stufenförmig nach SW. zu dem adriatischen Meere abfallen und abwechselnd aus Kalk- und Flyschstreifen bestehen. Unter Flysch ver¬ steht man Sandsteine und schiefrige Gesteine, aus dcueu sich eiu flach¬ hügeliges Land aufbaut. Vvu NO. und SW. unterscheiden wir: 1. ) Das iiliicrkrniilischc Kalkplatcan, das vom Jsouzv bis zum Krainer Schneeberg (1800 m) reicht und sich daun weiter nach der Balkanhalbinsel fvrtsetzt. Nach NO. senkt es sich allmählich gegen das Berg¬ land an der Save, nach SW. wird es begrenzt durch die Flyschstrcifeu des Wipp ach- (Nebenfluss des Jsvnzv) uud des Rckathalcs. 2. ) Der eigentliche Karst, ei» Kalkplateau, das als Nordgreuze der istrischen Halbinsel von der Jsonzo-Ebcne im N. des Triester Golfes bis zum Golf von Finme zieht und noch regelmäßiger als die obere Stufe nach SO. an Höhe zunimmt (von 600 m im Triester Karste bis 1400 m im Monte Maggiore smadschorej). Südlich davon liegt (in der Fort¬ setzung des Triestiner Golfes) eine breite Flyschzvnc, in der die Haupt¬ flüsse Istriens, Quieto und Arsa, ihren Ursprung nehmen. 3. ) Das Jstriancr Kalkplatcan bildet die unterste Stufe (höchste Erhebung 500 m auch hier im SO.), die sich, ohne ganz zn verflachen, allmählich zum Meere senkt, so dass die Küste noch überall den Charakter einer Steilküste trägt. H 58. Alle reinen Kalkhochflächen" haben die Eigenthümlichkeit, dass sie das Oberflächcnwnsser durch Spalten in die Tiefe ziehen, und da Kalk im Wasser löslich ist, sv entstehen unterirdische Hohlräumc oder Grotten, in denen die aus den Wänden hervorsickernde Feuchtigkeit beim Abtropfen ihren Kalkgehalt in der Form vvn Tropfsteinen zurücklässt. So bleibt die Oberfläche der Kalkplateaus trocken, und das Wasser gräbt sich unter¬ irdische Wege, bis es an irgend einer Stelle gezwungen wird, an die Ober¬ fläche zu treten, als starke Quelle, ja häufig als schon schiffbarer Fluss. Wo die Decke der Grvtten einstürzt, bilden sich auf der Oberfläche kesselartige Vertiefungen oder Dolincn; stürzt sie auf weite Strecken hin ein, sv verwandelt sich das unterirdische Thalstück in ein oberirdisches Pvljest das nach oben und unten abgeschlossen ist. Die Karst thäl er bestehen also ' — Feld, bosnischer Ausdruck für abgeschlossene Karstthäler. S n p a n, Geographie. 10. Aufl. 17 258 aus aber- und unterirdische» Stücken, d. h. aus Poljen und Grvtten. Das gilt aber uur für das Kalk-, uicht für das Flyschlaud, das gewöhnlich offene Thäler besitzt. Z 59. Krcrirr, die eigentliche Heimat des slvveuischen Bolks- stauuncs, ist zu einem Drittel Alpen- und zu zwei Dritteln Karstland. Der Hauptfluss, die Save, durchzieht ein schönes Alpenthal zwischen den Karawanken und den Mischen Alpen, das sich bei Krainburg zum großen Laibacher Becken erweitert; das südliche Drittel dieser größten inner- alpinen Ebene, die einst ein See war, ist noch Moor. Das obere Savcthal und das Laibacher Becken fasst mau unter dem Namen Obcrkrain zu¬ sammen; es ist der fruchtbarste Theil des Landes (u. a. viel Buchweizen) und besitzt auch Eisenerze, die in Hüttenwerken und durch Hausindustrie verarbeitet werden. Die Hauptstadt Laibach liegt im Centrum der Ebene zwischen Alpen- und Karstland. Bald unterhalb Laibach tritt die Save wieder in ein enges Thal und bildet die Grenze gegen die Steiermark. Das niedere Bergland im SW. der Save und die sich daran schließenden Karsthochflächen im SO. von Laibach nennt man ttntcrkraiu, dessen begünstigster Theil die weite, zur Save sich öffnende Gurkebene ist. Hier nimmt der Weinbau schon größere Flächen ein, während das Karstplatean zu hoch und zu rauh dazu ist. Rudolfs wert ist der Hauptvrt. Bei Gottschee hat sich seit dem frühen Mittelalter eine deutsche Niederlassung erhalten. Jinicrkrain umfasst die oberste Stufe des Karstgebirges, die zugleich die Wasserscheide zwischen der Save (Donau) und dem adriatischen Meere bildet. Die Hochflächen sind nnbewvhut, aber zum großen Theile noch bewaldet, die Bevölkerung drängt sich in den Poljen und offenen Thälern zusammen. Der Hauptzufluss der Save ist die Laibach, die als Pvik das Polje von Adelsberg durchfließt, dann in die berühmte Adelsberger Tropfsteingrvtte eintritt, die als größte Europas gilt, bei Planina wieder zutage kommt und als llnz ein zweites Polje durchfließt, hierauf abermals verschwindet und am Rande des Laibacher Beckens als schiffbare Laibach hervortritt. Unterirdischen Zufluss erhält sie vom Zirknitzer Polje, das sich in regenreichen Zeiten mit einem See bedeckt, der daun durch Sauglöcher wieder in den Boden verschwindet. Die offenen Thäler Jnnerkrains gehören zum adriatischen Gebiete; die wichtigsten sind die der beiden Nebenflüsse des Jsonzo: das Jdriathal, das bei dem Hauptvrte Jdria das größte Quecksilberbergwerk der Monarchie (nach Almaden, s. S. 130, das größte Europas) enthält, und das wein¬ reiche Wipp acht Hal mit südländischem Klima. 259 8 60. Küstenland ist die gemeinsame Bezeichnung für die ge¬ fürstete Grafschaft Görz mit Gradišča, die Markgrafschaft Istrien und die Stadt Triest mit ihrem Gebiete. Sie bilden zusammen ein Verwaltungs¬ gebiet, das dem Statthalter von Triest untersteht, sind aber anderseits wieder politisch getrennt, indem Görz und Istrien ihre eigenen Landtage haben und der Stadtrath von Triest ebenfalls die Stelle eines Land¬ tages vertritt. Görz ist das Jsonzoland. Das obere Jsonzothal ist in die julischen Alpen eingesenkt, das mittlere umgeht die oberste Karststnfe, der Unterlauf gehört der oberitalienischen Ebene an. Mit dem Eintritte in diese verändern sich Klima, Vegetation und Vvlksthum. Während die rauhen Gebirgs¬ gegenden eine spärliche slvvenische Bevölkerung besitzen, ist die warme, fruchtbare Ebene vorwiegend friaulifch. Die Friauler sind ein den Ladinern verwandter romanischer Volksrest, dessen Sprache aber immer mehr von der italienischen verdrängt wird. Neben Mais- und Weizen- findcn nur auch schon Reisban, namentlich an der sumpfigen Lagnnenknste, der Wein gedeiht vortrefflich, und Seidenzucht wird lebhaft betrieben. Die größeren Orte liegen am Rande von Ebene und Gebirge oder in seiner Nähe, so die Hauptstadt Görz, Cormons und Mvnfaleone. Das kleine Dorf Aguileia war zur Römerzeit die wichtigste Seestadt am Nordende des adriatischen Meeres, bis es den Hunnen zum Opfer fiel und ihre Bewohner Venedig gründeten. Z 61. In den eigentlichen Karst theilen sich alle drei Gebiete des Küstenlandes. Auch er war einst, wie noch so viele andere Hochflächen des Karstgebirges, mit Wäldern bedeckt, die aber von Römern und Benc- tianern schonungslos niedergelegt wurden, um Holz für den Schiffbau zu gewinnen. Die dünne Humusschichte des mageren, trockenen Kalkbodens wurde nach Vernichtung der Vegetation vom Regen weggcspült und vom Winde fvrtgetrageu, und zurück blieb eine Steiuwüste mit einzelnen Oasen in den geschützten Dolmen, eine der ödesten, menschenleersten Gegenden der Monarchie. Unmittelbar am Fuße des steil abfallenden Karstes, im innersten Theile des Golfes, liegt Triest, die erste Seehandelsstadt Öster¬ reichs, aber ohne natürlichen Hafen. Von hier zieht sich eine eigenartige Zone mit italienischer Bevölkerung (aus der Zeit der Venetianer-Hcrr- schaft), immergrüner Vegetation und Ronchieultur über die ganze West- und Südseite von Istrien. Diese ist durch geringe Seehöhe und reichlichere Küstengliederung vor der Ostseite ausgezeichnet; fjord enähnliche Einschnitte, hier Canali genannt, dringen tief in das Land ein, zahlreiche Felsen- cilaude schützen die Küste. Das Klima ist italienisch mild, nur leidet manche Gegend unter der rauhen Bora, jenen stürmischen und trocken - kalten 17* 260 Nordost- und Ostwinden, die über den Karst zur Küste des Triestiner Golfes herabstürzen. Der Wald ist überall in das Innere zurückgedrängt, Ackerbau-, Weinbau- und Oliveneultnr nehmen das Land ein; auf einem und demselben Grundstücke wechseln Reben- und Baumreihen mit Acker- und Gartenstreifen ab (Ronchi); Agaven und Korkeiche, Mastix- nnd Lorbeerbaum vollenden das südliche Bild. Auch die Viehzucht nimmt in Istrien schon einen ganz anderen Charakter an; an die Stelle des Rindes tritt das Schaf, an die Stelle des Pferdes der Esel und das Maulthier. Neben Landwirtschaft beschäftigt man sich noch mit Fischerei, besonders mit Sardellenfang. Alle bedeutenderen Städte liegen an der Westküste; bei Capodistria^ nnd Pirano gewinnt man Salz aus dein Meerwasser; Parenzv, inmitten des reichsten Weinbezirkes, ist Sitz des Landtages, Rovignv (roviujo) die erste Handelsstadt, Pola an einer trefflich be¬ festigten Bucht gegenüber den brionischen Inseln Österreichs erster Kriegs¬ hafen, wie schon iin Alterthuin eine Station der römischen Kriegsflotte (daher noch viele Alterthümer, besonders ein schönes Amphitheater). Pisinv oder Mitterburg, im Centrum der Halbinsel, ist die bedeutendste Binnenstadt, wenn sie auch an Größe von Dignanv (dinjanv) über¬ troffen wird. Der Osten Istriens ist von Kroaten bewohnt. In der Flyschzvne findet man noch schöne Wälder, aber es fehlt die echt südländische Vege¬ tation, mit Ausnahme von geschützten Stellen an der ziemlich geradlinig verlaufenden Ostküste, z. B. bei Abbazia, das sich ans diesem Grunde zu einem vielbesuchten Wintereurorte entwickelt hat. Die reichen Braun¬ kohlenlager des Flysch werden bereits ausgebeutet. Von den zu Istrien gehörigen quarnerischen Inseln sindVeglia, Chersv mit dem abflusslosen Vranasee nnd Lussin die größten. Die kroatische Bevölkerung treibt Weinbau, Schafzucht und Fischerei; der Wald ist verwüstet und die Berge find öde Steinmeere, wie der eigentliche Karst. Lussinpiccolo hat nach Triest die bedeutendste österreichische Schiffs¬ werft«. Städtetc-fet (ISOtl). Triest.14b Tausend Einwohner, Pola .32 » » Laibach.30 » Görz.21 » » ' — Haupt Istriens, weil znr Zeit der venetianischen Herrschaft die Hauptstadt. 2 «N Dic Dnrpatenlkindcr. (N. B. und ö. L.) Fiume 45 V-, 33 (15'/-); Pressburg 48, 34 V. (17); Zu- samn>enfluss von Weichsel und Sau 507«, 39 72 (22); Austritt des Dujcstr 4872, 44 (267-); Orsova 44 V«, 40 (227-); Drinamünduug 4b, 37 (197.); Cattaro 427-, 367- (187.). Z 62. Die Karpatenläudcr umfassen ^/g der Monarchie, aber nicht ganz 2/z der Gesammtbevölkerung. Dazu rechnen wir allerdings auch die zur Monarchie gehörigen Gebiete der Balkanhalbinsel, die an den Karpaten keinen Antheil haben, aber in engen geschichtlichen, politischen und wirt¬ schaftlichen Beziehungen zu Ungarn stehen. Htt'er sicht. Z 63. Bier Hauptbodenformen sind hier zn unterscheiden: 1. ) Das Kettengebirge der Karpaten zieht in einem 1500 lein langen Bogen von der Donau bei Pressburg bis zur Donau bei Orsova und setzt sich jenseits derselben im Balkansysteme fort. Diese äußere Kette bildet die Wasserscheide zwischen dem Anßenrande und dem inneren Tiefland¬ becken mit Ausnahme von zwei Stellen, wo der Dnnajee (dünajez) und der Poprad nach N. und der Alt nach S. die Kette durchbrechen. Eine innere Zone, entsprechend den krystallinischen Alpen, ist nur im vberungarischcn Berglande vollständig vorhanden. Ganz anders geartet ist das siebenbnrgische Hochland: ein Plateau mit Randgebirgen. In beiden Gegenden erreicht aber das Hochland eine ansehnliche Breite, während das Verbindungsglied, die Wald karpaten, ein verhältnismäßig schmales Kettengebirge ist. 2. ) Den Südrand des ungarischen Ticflandbeckens bilden die Fort¬ setzung des Karstsystcms und die sich daran schließenden bosnischen (und serbischen) Gebirge. ° Nach dem alten Volksstamme der Illyrer. 262 3. ) Innerhalb dieses großartigen Gebirgsrahmens, den im W. die Alpen abschließen, liegt das weite Senkungsbecken der ungarischen Tief¬ ebene, in der die tiefsten Stellen nahe dein Sttdrande liegen. Von W. strömen ihr die Donau, die aber auch der Südabdachung folgt, die Drau und Save, von N. die Theiß, von O. die Maros (märosch) re., von S. die Mvrawa (in Serbien) zu, und der vereinigte Donanstrom findet nur durch das schmale Felsenthal des eisernen Thores einen Ausweg. 4. ) Von den äußeren Nandländcru des Karpatenbogens gehören nur Galizien und die Bukowina zu Österreich. Höchste Punkte des Bcrgrahmeus: Oberungarischcs Bergland 2700 in Waldkarpaten. 2000 » Siebeubürgisches Hochland 2500 > Karstsystem 2400 » Alpen (Koralpe) 2100 » Ungarisches Tiefland: Pressburg 1U0 m Agram 140 » Muukacs 130 - Orsova 50 » Außcurand: Krakau 200 m Samnüuduug 150 » Lemberg 300 » Czernowitz 250 » Z 64. Dieselbe centrale Anordnung finden wir auch in der Be¬ völkerung: Slaven im N. und S., Deutsche im W. (Alpen), Rumänen im O., Magyaren in der Mitte. Das oberungarische Bergland ist ans der Südseite slovakisch (czechisch), auf der Nordseite polnisch; die Waldkarpaten sind rutheuisch, das siebenbürgische Hochland rumänisch, die Karstländer kroato-serbisch, das Tiefland magyarisch. Im Gegensätze zu den westlichen Theilen der Monarchie leben die Deutschen hier nur in inselartig zerstreuten Gruppen oder vereinzelt zwischen der übrigen Bevölkerung; sie waren es aber, die diesen Ländern höhere Ge¬ sittung und Bildung vermittelt haben. Von den einheimischen Völkern sind die Magyaren nnd Polen am weitesten fortgeschritten, doch steht in Bezug ans Volksbildung der Osten der Monarchie noch immer weit hinter dem Westen zurück. Noch ein anderer Unterschied besteht: der Osten ist fast aus¬ schließlich Agriculturland. Die Industrie fehlt zwar nicht ganz, tritt aber nur vereinzelt auf und ist nicht im entferntesten imstande, 263 den einheimischen Bedarf zn befriedigen. Um sv bedeutender ist aber die Gctreideprvdnetivn, welche die Karpatcnländer zn einer der wichtigsten Kornkammern sür Westeuropa macht. Ungarn. H 65. Ungarn umfasst das Tiefland und den größten Theil der Karpaten, da die Grenze gegen die Anßenländer auf oder nahe dem wasserschcidenden Kamme der äußeren Randkette verläuft. Donau nnd Theiß sind die Hanptströme. Ungarn ist ebenso von der Natur znr Einheit geschaffen wie Böhmen, und die Herrschaft üben hier natur¬ gemäß diejenigen aus, die das Centrum bewohnen, und zwar nicht bloß wegen der geographischen Lage, sondern auch, weil das Tiefland hier der fruchtbarere und reichere Theil ist. Diese schrankenlose Ebene musste besonders jene asiatischen Nomadenhorden anlocken, die seit dem 4. Jahr¬ hundert in Europa erschienen, zuerst die Hunnen, daun dieAvaren, endlich die den Finnen sprachlich nahe verwandten Magyaren (madjaren), die um 900 Ungarn betreten und auf ihren schnellen Pferden bald alle Nachbarländer räuberisch überschwemmt haben. Als sie aber von den Deutschen besiegt wurden, nahmen sie unter ihrem großen Könige Stefan dem Heiligen (mu 1000) sesshafte Lebensweise, Ehristenthnm nnd Cnltnr an. Für beides war das Dvnauthal die große Eingangsstraße; sie führte die deutschen Colo nisten, die Lehrer im Acker- nnd Bergbau und in der Städtegründung, nach dem Osten. Bis 1301 herrschte das nationale Königsgeschlecht der Arpäden, dann folgten Könige aus verschiedenen Häusern, bis Ungarn 1ö2(> an das Haus Österreich kam. Wie Böhmens Blüte in den Religionskriegen zugrunde gicng, so Ungarns Blüte in den Türkenkämpseu. 1541 bis 1690 war die niedernngarischc Tiefebene eine türkische Provinz, deren Pascha in Ofen (daher der türkische Name Buda) residierte. Sieben¬ bürgen war ein türkischer Vasallenstaat, und nur der West- und Nordrand gehörte den Habsburgern. Erst Prinz Eugens Siege machten die ungarischen Länder wieder frei. Der Wohlstand machte bei der niederen Gesittnngsstufe der Be¬ völkerung nur langsame Fortschritte, nnd erst seit 1867, wo der ungarische Staat unter der Herrschaft der Magyaren wieder hergcstcllt wurde, beginnt er sich in allen Beziehungen umzugestalten. Z 66. Trotzdem ist Ungarn noch immer ein Land der Urprvduc- tivn. Auf die bewaldeten Grenzgebirge folgen weinbekränzte Hügelzüge und darauf die unermesslichen Getreidefelder nnd viehreichen Tristen der Ebene. Mais, Weizen und Wein — darin besteht der Reichthum Ungarns. Die klimatischen Verhältnisse, die diese Eulturen begünstigen, werden bedingt 264 durch die Ausdehnung Ungarns bis in die Breite von Oberitalien, durch die geringe Seehöhe der Ebene und durch die contiuentale Lage. Ungarn hat ein echtes Landklima mit kaltem Winter und heißem Sommer, und gerade der letztere ist es, der den Mais- und den Weinbau fördert, während die Winterkälte ihnen nicht schadet. Von den Weinen sind die Weißweine am verbreitetsten und geschätztesten. Der Wald ist nicht so ausgedehnt wie in der österreichischen Reichs¬ hälfte und hat auch einen anderen Charakter. In Österreich herrscht der Nadelholzwald entschieden vor, in Ungarn spielt aber daneben das Laub- Holz eine wichtige Rolle, besonders die Buche und die Eiche. Die Viehzucht ist neben dein Acker- und dein Weinbau die Haupt erwerbsquelle Ungarns, aber auch sie unterscheidet sich wesentlich von der österreichischen. Die Pferde-und Schafzucht herrscht vor; die erstere ist schon durch die Lebensgewohuheiten des magyarischen Reitervvlkes bedingt und durch die Ebene begünstigt; die letztere lieferte von altersher die landesübliche Bekleidung (Schafpelz gegen die Winterkälte). Daneben ist auch die Schweinezucht von hervorragender Bedeutung geworden, während die Rinderzucht gegen die österreichische zurücksteht. Ungarn genoss von altersher den Ruf eines metallreichen Landes, und in der Gold- und Kupferansbeute übertrifft es auch in der That Österreich. Aber schon die Eisenerzeugung ist geringer und noch viel geringer der Kohlenvorrath. Dagegen übertreffen im Salzreichthume die Karpaten weitaus die Alpen, nur muss man dabei berücksichtigen, dass ihre größten Salzlager auf der Nvrdseite, also auf österreichischem Boden (Galizien) liegen. Gold, Eisen, Salz und Kohle sind auch die vier wichtigsten Bergbau-Erzeugnisse Ungarns; die drei ersteren werden iin Gebirge, die Kohlen vorwiegend im Hngellandc gewonnen. Der Überfluss an Brot bei verhältnismäßig geringer Dichtigkeit der Bevölkerung, die Bedürfnislosigkeit der unteren, noch wenig gebildeten Volksschichten, und die Abwesenheit großer Kohlenlager ließen bis in die neueste Zeit keine Großindustrie entstehen. Aber auch jetzt gedeihen vor¬ zugsweise nur jene Industriezweige, die sich au die Landwirtschaft an¬ schließen, wie Müllerei, Spiritusbrenuerei und Zuckerfabri- cation und außerdem noch die Holz- und Eisenverarbeitung. Z 67. Im Berglande von Gberrrngarn vollziehen die Karpaten ihre Schwenkung aus der nordöstlichen in die östliche Richtung, und dies spiegelt sich auch in den Hauptthälern wieder, indem der obere Lauf nach W. oder O. und der mittlere und untere Lauf nach S. oder N. gerichtet ist, je nach dein Flussgebiet, zu dem sich diese Thaler entwässern. Zuin Weichselgebicte gehören der Dunajee nut dem Pvprad; zum Donau- 265 gebiete 1.) die Waag mit der Arva, dem Tnrocz (tnrotz) und der Neutra, 2.) die Gran und 3.) die Eipel; zum Theißgebiete der Hern ad und der Sajo, die sich vor der Mündung vereinigen. Durch diese Thalsysteme löst sich das Berglaud zunächst in drei Hauptgruppen: äußere und innere Karpaten und innere Randgebirge, auf. Das südwestlichste Glied der äußeren Karpaten sind die kleinen Karpaten an der Donau (nicht ganz 800 in erreichend), die nach kurzem Verlaufe an einer tiefen Einsenkuug enden, durch die Ungarn bis in die Marchebene hinansgreift (vergl. Z 28). Hier erst beginnen die Sandstein- Karpaten, die knapp vor ihrer völligen Unterbrechung im weiten Dunajec- thale ihre höchste Höhe in der Babiagura (1700 in) erreichen. Im Dunajecthale und über zwei tiefe Einsattelungen des Kammes führen Eisen¬ bahnen aus dem inneren Ungarn nach der Weichsel, der Oder und der March; die wichtigste aller Karpatenbahnen ist die Jablunkabahn (Jablnnka 600 in hoch), welche die beiden bei Allein an der Waag sich vereinigenden Hauptarme von der oberen Donanebene und von Budapest nach Tescheu führt. Die inneren Karpaten entsprechen zum Theile deu krystallinischen und Kalkalpen, mir ist hier die Scheidung keine sv klare, das Kalkgebirge ist wenig entwickelt, desto mehr aber das Gebirge aus vulcanischem Gestein. Fast insclartig von Dunajec, Pvprad, Arva und Waag umflossen, erhebt sich das Granitgebirge der hohen Tatra bis 2800in (Gerlsdorfer Spitze), aber wegen seiner schroffen Gehänge nicht mit ewigem Schnee bedeckt. Die zahlreichen Thälchen enden oben mit imposanten Felsenbecken, deren Grund kleine grünliche Seen, die sogenannten «Meeraugen», einnehmen. Gegen SW. sendet die Tatra das große Fatragebirge (1600 in), und parallel damit verläuft jenseits der Arva- und Turoczthäler, eben falls die Waag kreuzend, die kleine Fatra (1700 in), die sich dann gabelförmig theilt, um das Neutrathal einzuschließen, und fingerartig in die Ebene verläuft. Südlich vom Waagthale erstreckt sich bis zum Hügellande an der Eipel und am Sajo eine Gebirgsmasse, in die das obere Thal der Gran eingcsenkt ist. Die granitische Bergkette zwischen diesem und dem Waagthale ist die niedere Tatra, die in der Westhälfte der Karpaten allein noch Gipfel von 2000 in Höhe besitzt. Südlich und östlich vom Granthale breitet sich bis an das Hernadthal das ungarische Erzgebirge aus, ein bis gegen 1500 na hohes Schiefergebirge, an das sich aber auch aus¬ gedehnte Kalkplateaus mit Karstcharakter anschließen. Die Agteleker Tropf¬ steinhöhle bei Rosenau kann sich an Ausdehnung, wenn auch nicht an Schönheit, mit der Adelsberger messen. 266 Das letzte Glied der inneren Karpaten ist das altvnlcanische Schcm- nitzer Gebirge zu beiden Seiten der mittleren Gran, ohne bedeutendere Erhebungen. K 68. Die obernngarischen Karpaten sind die Heimat der den Czechcn nahe verwandten Slovakcn; die Magyaren sind nur bis in die äußersten Ränder dieses Waldgebirges vorgedrnngen. Mit den Alpen verglichen, ist Oberungarn ein armes Bergland. Die Hanptthäler sind zwar breit, aber das rauhe Klima gestattet nur Gerste-, Hafer- und Kartoffelban und schließt den Weinbau aus. Die Viehzucht ist wenig fortgeschritten, doch wird viel Käse bereitet (Liptauer Kuhkäse im oberen Waagthale, Schafkäse oder Brinsa). Der Wald ist vielfach schonungslos verwüstet worden, nm Weide¬ flächen zu gewinnen, aber trotzdem ist Holz noch immer ein wichtiger Handelsartikel, der besonders auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Waag in die holzarme Ebene geführt wird, und gibt Veranlassung zu mancherlei Hausindustrie. Weitaus am wichtigsten sind aber die Metall¬ schätze, die im Mittelalter viele deutsche Colonisten ins Land geführt haben. Das Schemnitzer Gebirge, benannt nach der Bergwerksstadt Schemnitz, enthält Edelmetalle, besonders Silber, dessen Ausbeute aber heutzutage nicht mehr sv bedeutend ist wie früher. Dagegen übertrifft das ungarische Erzgebirge an Eisen- und Knpferrcichthum alle anderen Gegenden des ungarischen Staates : und innerhalb der Gesammtmvnarchie steht es nur dein steierischen Eisengebiete nach. Hier entstanden eine Reihe deutscher Bergwcrksstädte (Alt-und Nensohl, Göllnitz rc.), besonders in derZips, die fast ganz von Deutschen bewohnt wird und die am besten kultivierte Landschaft von ganz Oberungarn ist. Jglan (Iglo) ist ihr Hanptvrt. Mit Ausnahme von Schemnitz hat aber das eigentliäie Bcrgland keinen einzigen Ort mit mehr als 10.000 Ew., solche finden wir vielmehr nur am Rande, wie Eperi es, dann Kasch au, die größte Stadt Obcr- nngarns, an der östlichen Hauptstraße nach Galizien (Poprad), und Neutra an dem gleichnamigen Flusse, fast schon in der Ebene gelegen. Außer durch seine Naturreize und seine Sommerfrische lockt Obcr- ungaru auch durch zahlreiche Mineralquellen und Säuerlinge Fremde an. Besonders bekannt sind die Thermen des Waagthales (Teplitz bei Tren- tschin, Pischtjan). Z 69. Eine breite Hügelzone scheidet die inneren Karpaten von den Randgcbirgcn die den letzteren zwar an Höhe nnchstehen, aber imposanter wirken, weil sie sich unmittelbar aus der Tiefebene erheben. Sie sind ganz von den Magyaren in Besitz genommen und tragen auf ihrer Mittags¬ seite bis 260 in Höhe die herrlichsten Weinpflanznugen. Die berühm¬ testen sind die der Hegyalla (hedjalja) bei Tokaj, des südlichen 267 Ausläufers eines altvuleanischcu Bergzuges, der sich Mich vom Hernadthnle in flachen: Bogen nach SW. wendet (höchste Erhebung 1100 in). Daran reihen sich, von Sajv nnd Eipel umflossen, das Bückgebirge (950 in hoch) mit den Weinorten Miskolcz (mischkolz) nnd Erlau, die Matra (1000 in hoch) uud das Bergland zu beiden Seiten des Donandnrchbrnches von Gran (900 in hoch). Z 70. Jenseits des Popraddnrchbruches zieht das Sandsteingebirge der Walidkarpaten mit abnehmender Breite aber zunehmender Hohe nach SO. bis zum Borgopasse (1200 in, Übergang von der Theiß-Sznmos zur Bistritz-Moldawa). Sie bestehen aus einer Reihe von Parallelketten, doch nur zwei Längsthäler können sich an Länge nnd Besiedelungsfähigkeit mit denen der Alpen messen: das Theißthal ans ungarischer und das Santhal ans galizischer Seite. Im SO. strebt das ganze Gebirge in die Hohe; hier begegnen wir seit der Tatra zum erstenmale wieder Hohen über 2000 in, aber die höchsten, wenn auch noch nicht über die Schnee¬ grenze emporragenden Gipfel finden nur nicht auf der Wasserscheide, sondern in den Rodnaer Alpen (Pietrosu 2300 in). Die Waldkarpaten führen ihren Namen mit Recht, obwohl der Wald wenig enltiviert ist; neben großen Nadelholzwäldern finden sich auch schöne, aber minder wertvolle Buchcnbestände. Die Bevölkerung ist rnthenisch (kleinrussisch). Dichter besiedelt ist nur das breite Theißthal mit dem Hanptvrte Sziget (ßiget), hier liegen auch die Steinsalzwerkc der Marmaros (mär- marosch), die den siebenbürgischcn ebenbürtig zur Seite stehen. Das Gebirge im SW. der Theiß liefert Gold und Silber (in Nagy- nnd Felsö-Bänyach. Sonst liegen größere Orte nur ganz am Rande des Gebirges; so Ungvär? nnd Mnnkäcs (münkätsch), am Endpunkte der Karpatenbahn in das Dnjestr- gebiet. Eine zweite Bahn (über den Lllpkow-Pass setzt Ungarn mit dem Sangebiete in Verbindung, eine dritte führt aus der Marmaros über den Delatyn-Pass nach Galizien. 8 71. An die Waldkarpatcn reiht sich das bergnmschlosscne Hochland von Siebenbürgen, größtentheils von Rumänen bewohnt, im O. aber von dein magyarischen Vvlksstamme der Szeklcr (ßekler) und im S. und N. von den Sachsen, niederdeutschen Colvnisten, die im Bkittelalter als Grenzwache hier angesiedelt wurden. Das östliche Raudgcbirgc ist zwei- gethcilt; das Grenzgebirge ist die dirccte Fortsetzung der Karpaten, trägt aber nur noch in der Nähe des Borgopasses Gipfel von 2000 in Höhe und senkt sich dann nach S., ebenso wie sein Parallelzug, die Hargitta. ' iiÄN (nadj) — groß, kslsö (felschö) — ober, (bänja) — Bergwerk. - vür (wör) — Burg. 268 Sie umschließen breite, fruchtbare Thalebenen, durch welche die Maros (märosch), der größte Nebenfluss der Theiß, nach N., nnd der Alt nach S. fließt. In einer dieser hochgelegenen Thalebenen, im freundlichen Burzen- lande, bewacht die Sachsenstadt Kronstadt den wichtigen Übergang über den Tömö Spass (tvmösch, Eisenbahn Bukarest-Budapest). Das Greuzgebirge biegt nun scharf nach W. um und bildet unter dem Namen der traussilvanischc» Alpen eine gewaltige Hochgebirgsmaner (Negvi 2500 in) mit steilem Nord nnd allmählichem Südabfalle. Trotzdem durchbricht sie der Alt im Engthale des Rothenthnrmpasses der ganzen Breite nach, um der Donau zuzufließen. Im W. erhebt sich das sicbcnbürgischc Erzgebirge (l 800 in hoch), ein waldbedecktes Massiv, dessen südlicher Theil in der Umgebung von Zalathna (ßalatna) die reichsten Gold¬ adern Europas, den Ural ausgenommen, führt. Seine Gewässer vereinigen sich zur Körös (kvrösch), die in die Theiß mundet. Das Innere Siebenbürgens ist ein Hügelland von etwa 600 in mittlerer Höhe. Die Hügelreihen sind durch die breiten Thäler des Alt, der Maros und ihrer beiden Nebenflüsse Kokel voneinander geschieden; die Nordhülfte liefert der Theiß die Szamos (ßämosch). So ist Sieben¬ bürgen ganz anders geartet, als das streng einheitliche Böhmen. Szamos und Maros benützen die beiden Lücken, die das Erzgebirge im W. frei lässt, nm in die Ebene zu entkommen, und besonders die breite Lücke im NW. mit ihren vereinzelten Höhenzügeu ist es, die Siebenbürgen von jeher fest mit Ungarn verknüpft hat (sicbenbürgische Hauptbahn Budapest- Großwardein-Klausenbnrg-Krvnstadt). Im Gegensätze zu den mit Tannen und Buchen reichbewaldetcu Randgebirgen ist das Innere Acker- (Mais und Weizen) und Weinland. Ein fast ununterbrochener Ring von Steinsalz umgibt den Rand des Binnenlandes; die größte Ausbeute hat Maros-Ujvärsi das unr vom galizischen Wieliezka übertroffen wird. Mit Ausnahme von Marvs- Vasärhely2, dem Hauptortc der Szekler, liegen die größeren Orte am Rande: Klausenburg, magyarische Universitätsstadt, und Hermann¬ stadt, der Hauptvrt der Sachsen. Im südwestlichsten Comitate Hunyad, das Eisen und Braunkohle besitzt, hat sich ein ausgedehnter Jndustrie- bczirk (Eisen) entwickelt. Z 72. Eine breite Thalfnrche, durch die man, an den berühmten Thermen von Mehädia vorbei, von der Donau über die Wasserscheide beiTeregova (nur 500 in hoch) ins Temesthal (temesch) gelangt, trennt ' uj — neu. 2 Vasärhely (wäschllrheli) -- Markt. 26» das Manater Kebivge (1400 m) von den transsilvanischen Alpen. Es ist wie das benachbarte Siebenbürgen von Rumänen und Deutschen bewohnt und enthält in Verbindung mit Schwarzkohle reiche Eiseuschätze, die in Resicza (resiza) und Oravicza (oraviza) bearbeitet werden. Im S. wird dieses Gebirge von dem großartigen Durchbruchsthale der Donau durchschnitten. Durch seine engsten Stellen stürmt die Donau mit der Gewalt und Schnelligkeit eines Bergstromes, und die Felsenriffe des eisernen Thores haben bis zu der jüngst vollendeten Regulierung die Schisfahrt nur im Sommerhalbjahre bei hohem Wasserstande gestattet. Die Eisenbahn umgeht dieses unwirtliche Felsenthal über den Terego- vaner Pass. Z 73. Nahezu die Hälfte von Ungarn nimmt das Tiefland ein. Die Donau von der Hauptstadt abwärts thcilt es in zwei Theile von sehr verschiedenem Charakter. Das westungarische Tiefland (im Alterthum als Pannvnien noch zum römischen Reiche gehörig) ist nur zum Theil Ebene, zum Theil aber Berg- und Hügelland, und unter¬ scheidet sich vom östlichen auch dadurch, dass es, obwohl größtentheils von Magyaren bewohnt, doch auch eine ansehnliche deutsche Be¬ völkerung (besonders in den Städten) besitzt. Von dem Berglande am Grauer Dvnan-Dnrchbrnche erstreckt sich nach SW. der Bäkonywald, bis 700 in hoch, und umschließt in Verbindung mit dem fruchtbaren pannvnischen Hügellande (s. 8 37) und den Karpaten die ober- ungarische Ebene. Die Eingangspforte an der Donau bewacht Press¬ burg, einst die Krönnngsstadt Ungarns; unterhalb dieser theilt sich die Donau in drei Arme, die die sumpfigen, aber gut bebauten Inseln Schütt umschließen und sich bei der Festung Ko morn wieder vereinigen. Zwischen Gran, wo der Primas (erster Bischof) des katholischen Ungarn residiert, und Waitzen durchbricht die Donau das innerkarpatische Rand- gcbirge. Nördlich von der Donau greift die Ebene fingerförmig in die Karpaten ein; südlich davon breitet sich das Becken der Raab aus, die aus dem Pannonischen Hügellande kommt und bei Raab in die Donau mündet. Das westliche, noch von Deutschen bewohnte Hügelland erzeugt viel Wein, besonders die Gegend von Ödenburg; östlich davon der flache, zeitweise völlig austrocknende Neusiedler See. An der Spitze des Dreieckes zwischen dem Bakvnywald, der Donan nnd der Drau liegt zu beiden Seiten der Donan die Hauptstadt des ungarischen Staates, Budapest. Die centrale Stellung im ungarischen Ländcrkreise zwischen dem großen Flach- nnd dem westlichen Hügellands, am Hauptstrome des Landes, der sich hier zum letzten- malc verengt und daher bequem überbrückt werden kann, hat diese Doppelstadt zur 270 beherrschenden Kapitale gemacht. Zum letztenmale treten steile Höhen an das rechte Donan- nfer heran, au deren Fuß zahlreiche heiße Quellen hervorsprudeln. Ofen (Buda) grup¬ piert sich malerisch um diese Höhen, die das hohe Schloss und die Festung tragen, von einem rcbenbedeckteu, mit Dörfern dicht besäeten Hügelgcbiete umgeben. Pest, mehr eine Schöpfung der Neuzeit, liegt am flachen linken Ufer. Budapest ist für Ungarn fast das geworden, was Paris für Frankreich ist. Es ist nicht bloß die politische Hauptstadt, souderu auch die geistige (Universität, technische Hochschule); hier vereinigen sich die meisten Industriezweige, die soust in Ungarn nnr vereinzelt Pflege finden, von hier aus strahlen sämintliche Hauptbahnen aus: nach Wien, Triest, Belgrad, znr unteren Donau, nach Kronstadt und Teschen. Daher concentriert sich hier auch der Handel, der besonders in der Donan-Dampfschiffährt ein billiges Verkehrsmittel findet (die ungeheuren Felsenkeller von Promontor, wo der Wein anf- gespeichert wird; Steinbruch bei Pest der größte Schweinemarkt Europas). Von Budapest gelangt man über Stuhlweißenburg zum flachem Becken des Plattensees^ des größten Sees der Monarchie, dessen vul canische Hügelufer die nach Tokaj berühmtesten Rebenpflanznngen tragen. Grvß-Kanizsa (kam'scha) vermittelt den Getreidehandcl nach SW. Bei Fünfkirchen erhebt sich ein isoliertes Gebirge bis 700 m Hohe, das große Steinkohlenlager birgt, die namentlich für die Entwickelung der Donau-Dampfschiffahrt von Bedeutung geworden sind. H 74. Das ostungarische Tiefland oder das Abtol'd (— Nieder¬ land), die eigentliche Heimat der Magyaren, ist eine ununterbrochene Ebene von etwa 90.000 üui?. Zwar gibt es auch hier Höhenunterschiede, aber sie werden dem Auge ebensowenig wahrnehmbar wie ans der russischen Ebene. Fast genau in der Mitte des Alföld fließt die Theis; (Tisza stißaj, der echt magyarische Strom) trügen Laufes und mit zahllosen Serpentinen nach S. der Donau zu. Weithin versumpft sie das Uferland und über¬ schwemmt es zur Zeit der Schneeschmelze in den Karpaten. Jetzt hat man den Flusslanf reguliert und Dämme errichtet, die aber der Gewalt des Hochwassers nicht immer standhaltcn (Untergang Szegedins im Jahre 1879). Das Klima ist trocken, da die Randgebirgc die Seewinde abhalten; daher war die Ebene wohl stets waldarm, ja der innerste Theil (östlich von der Theiß) ist wirkliche Steppe, die nnr an den Snmpfufern von kleinen Eichenwäldern unterbrochen wird. Die Natur bot ungeheure Weideflächen (hier Pnsstcn genannt), aber in neuerer Zeit musste die Pussta mit ihrem halbuomadischeu Hirtcnleben dem Pfluge weichen, und der größte Theil der Ebene wurde in Äcker mit reichlichem Ertrage von Mais, Weizen, Hanf und Tabak, oder in Wein- und Obstpflanznngen (Melonen re.) um¬ gewandelt. Doch hat das Alföld auch seine Schattenseiten. Es verschmachtet oft unter Trockenheit und wird dann wieder von Überschwemmung bedroht; ' bls.to -- Sumpf- 271 es hat Mangel an gutem Trinkwasser, das der Ziehbrunnen aus großer Tiefe heraufholen muss: ein Übelstand, der um so schwerer ins Gewicht fällt, als die Svmmertage oft so glühend heiß sind, dass Luftspiegelungen (Fata Morgana) wie in den Wüsten entstehen. Der Mangel an Steinen verhindert den Straßenbau und erschwert dadurch den Handel. Die Orte sind ärmlich gebant und entbehren vielfach des Pflasters; sie sind weit voneinander entfernt, dafür aber um so größer, wie die Zeltlager der Nomaden. Selbst Dörfer mit mehreren Tausend Einwohnern sind hier keine Seltenheit. Z 75. Mit Ausnahme der südlichen Comitate wird das Alföld fast nur von Magyaren bewohnt. Zwischen Theiß und Donau siedelten sich auch K um au en und Jazygen an, mongolische Volksreste, die im 15. Jahrhunderte nach Ungarn kamen, aber nun völlig Magyaren geworden sind. In ihrem Lande blüht besonders der Gartenbau; die Aprikosen und Sauerkirschen von Kecskemet (kctschkcmet) genießen großen Ruf. Felegy- häzcw (feledjhäsa) ist der Hauptort der Kumancn, Jäsz-Bereu y (jäß-bereui) jener der Jazygen. Nach NO. schließt sich daran das Land der Hajduken, einer mittelalterlichen Polizeiwache, mit Debreczi» (debretzin), wo sich die magyarische Sprache und die Nationaltracht am reinsten erhalten hat. Eine größere Zahl bedeutender Orte liegt zwischen der Körvs und der Maros, wie Csaba (tschaba), Szentes (ßentesch), Hvdmezö-Vasärh ely (hodmesö), Mako (mäkö), und gegenüber der Marosmündnng Szeged in (ßegedin), die größte Stadt des Alföld. Der Westrand des siebenbürgischen Hochlandes ist ein nächtiger Weinbezirk.; Großwardein am Eingänge der Hauptstraße nach Siebenbürgen und die Festung Arad sind hier die größten Städte. Der Süden des Alföld hat einen anderen Volkscharakter. Hier haben sich neben Magyaren und Deutschen serbische Flüchtlinge aus der Türkei augesiedelt. Westlich von der Theiß beginnt dieses Völker- gemisch bereits bei TheresiopclZ im S., wo Neusatz-'' an der Donau gegenüber der slavvnischeu Feste Peterwardein der Hauptvrt ist, tritt das magyarische Element schon sehr zurück. Nirgends ist aber die Be¬ völkerung bunter als im Banat (östlich von der Theiß, südlich von der Maros), wo noch Rumänen hinzukommen, und wo ganz deutsche, magyarische, serbische und rumänische Dörfer miteinander abwechscln und oft ein Dorf alle vier Nationalitäten beherbergt. Hier ist auch die Bcsiedelnngsart eine andere; es fehlen die Riesendörfer der Magyaren. ' ksl — auf, ober; LZH'Iuriur Kirche. ' Nach der Kaiserin Maria Theresia benannt. ° — neuer Sitz. 272 Die südliche Lage ermöglicht den Reisbau auf dem häufigen Sumpfboden und die Seidenzucht, die in letzter Zeit großen Aufschwung genommen hat. Der Hauptort des Banats, Temesvär (temeschwar), eine Festung, bewacht den Eingang durch die Teregovaner Pforte. Stüötetciset (1800). Die nördlichen Randländer. K 76. Auf die breite, hier noch vorwiegend mit Nadelholz bewaldete Karpatenzone folgt nach N. ein Flachland, das schon znr großen osteuropäischen Tiefebene gehört. So sehr es auch dem Auge einförmig erscheint, so bestehen doch Höhenunterschiede, die eine ungleichförmige Vertheilung der Flüsse bewirken. In Westgalizien fließen sie nach N. zum Grenzflüsse Weichsel; die wichtigsten sind der Dnnajcc mit dem Poprad, die ans der Tatra kommen, und der San, der das längste Karpatenthal durchläuft. Den viel breiteren Osten nimmt das podolische Plateau ein, das von der europäischen Hauptwasserscheide durchschnitten wird: zur Weichsel geht der Bug, der Styr aber schon zum Dnjepr, und nach SO. fließen der Dnjestr, der Hauptfluss des Ostens, der Pruth und der Sereth, Nebenflüsse der untersten Donau. Diese Raudländer sind im Gegensätze zn den übrigen Ländern der Monarchie ein Anhängsel ohne hydrographische Selbständigkeit; sie besitzen nur die Oberläufe von Flüssen, deren größter Theil in fremden Staaten liegt. 77. Die hydrographische Zweitheilung Hcrt'iziens, das erst 1772 bei der Theilung Polens an Österreich kam, ist zugleich eine sprachliche. Westgalizien ist polnisch, Ostgalizien ruthenisch (kleinrussisch), doch ist auch hier die christliche Städtebevölkerung größtentheils polnisch. Polen und Ruthencn unterscheiden sich nicht bloß sprachlich, sondern auch religiös, denn obwohl die Ruthenen auch zur katholischen Kirche gehören, haben sie doch den griechischen Ritus, die russische Schrift und den julianischen 273 Kalender^ beinhalten. Die Polen besitzen eine ausgedehnte Nationalliteratnr, die allgemeine Volksbildung steht aber in Galizien wie in der Bukowina sehr tief. Dem entspricht auch der primitive Ackerbau und die geringe Jndustriethätigkeit; der Handel und die Schankwirtschaft befinden sich fast ausschließlich in den Händen der Juden, die sich auch durch Tracht uud Sprache (Judendeutsch) von den Christen unterscheiden und einen großen Theil der Städtebevölkerung ausmachen. Das galizische Flachland gehört zu den ergiebigsten Getreideländern der Monarchie. Längs des großen Außenrandes der Karpaten zieht bis in die Bukowina hinein eine Salzzone die an verschiedenen Stellen abgebaut wird und »/4 der gesummten Salzproduction der Monarchie liefert. Parallel damit zieht innerhalb der Karpaten eine Petrolcnmzonc, das einzige Vorkommen dieser Art in der Monarchie und das wichtigste in Europa. Auch durch seine Lage ist Galizien von Bedeutung, denn obwohl die Karpaten schon an mehreren Punkten von Eisenbahnen überschritten werden, so ist die Hauptverkehrslinie zwischen der Donau und Russland noch immer die Bahn Krakau-Lemberg-Podwoloczyska (Fortsetzung nach Odessa und Kiew-Moskau), von der sich in Lemberg die Bahn nach Czernowitz und in die Moldau abzweigt. Da aber Galizien nur offene Grenzen hat, so ist es im Kriegsfälle außerordentlich gefährdet. Z 78. Wcstgalizicn sinkt staffelförmig von den Karpaten zur Weichsel ab: Gebirge, Hügelland, Lößplateau (über den Löß s. S. 73), Ebene; die drei letzteren Glieder erzeugen viel Getreide, besonders Roggen. Nach den Sudetenländern ist die Verbindung ganz offen (vergl. Z 28), nach Ungarn bequem, da die Wasserscheide in den inneren Karpaten liegt, bis zu der hier ausnahmsweise auch die galizische Grenze vordringt. Die Festung Krakau bewacht die westliche Eingangspforte zur Donau. Krakau, der letzte Rest des polnischen Staates, der erst 1846 der Monarchie einverleibt wurde, ist eine der ältesten und auch durch seine Bauten denkwürdigsten Städte Polens, ehemals die Residenz, seit dem 16. Jahrhunderte wenigstens die Krönungs¬ und Begräbnisstätte der polnischen Könige (Königsschloss Wawel), und gilt auch jetzt noch als ein Mittelpunkt des österreichischen Polenthums (polnische Universität), wenn es auch nicht mehr politische Hauptstadt ist. Nordwestlich von Krakau erhebt sich ein Hügelland, das mit der Lysa Gora von Russisch-Polen (vergl. III. Abthciluug, Z 62) in Verbindung steht und auch an deren Steinkohlen- und Eisenlagern theilnimmt, daher hier noch etwas regere Industrie (Biala, s. Z 31). Südöstlich von Krakau liegen die Salzbergwerke von Wieliczka (wjelitschka) und ' Der julianische Kalender, der uni 13 Tage hinter dem gregorianischen zurück ist, herrscht in allen Ländern der griechischen Kirche. Daher der Name Galizien (Inrlitseü — Salzland). Supan, Geographie. 10. Ausl. 1b 274 Bvchnia, die unterirdisch miteinander verbunden sind nnd den ersten Rang in der an Salz sv reichen Monarchie behaupten. Die übrigen größeren Orte liegen an der Grenze des Hügellandes, längs welcher auch die Hauptbahn verläuft, so Tarnow an der Einmündung der Popradbahn, Rzeszöw (scheschow) am Wislok (Nebenfluss des Sani, Jaro slan am San nnd desgleichen auch Przemy»! (pschemischl) an der Stelle, wo der Karpatenrand eine südliche Biegung ausführt, daher stark befestigt, nm einen von O. anrückenden Feind aufzuhalten und den Zugang nach Ungarn auf der Lnpkowbahn zu versperren. In den Karpaten ist der wichtigste Ort Neu-Sand ec am Dunajec. § 79. In Ostgalizien sind drei Theile zu unterscheiden. Das Pvdo- lische Plateau ist eine baumlose, steppenartige, menschenleere Ebene, deren Lößboden aber die reichlichsten Weizen-, Roggen- und Gerstenfelder Galiziens trägt. So einförmig die Hochfläche, sv reizend und mannig¬ faltig sind die tief cingeschuittenen, steilwandigen Thäler, durch die die Flüsse iu nahezu gleichen Abständen der Plateau-Abdachung zum Dnjestr folgen. Hier drängt sich auch die Bevölkerung zusammen; die bedeutendsten Orte sind Tarnopvl am Sereth (300 in über dem Meere), Buczacz (bntschatsch) und Brzczany (bscheschäni). Nach N. bricht das Plateau ziemlich steil zum Tieflande des Bug und des Styr ab, das auch im W. durch einen schmalen Rücken vom Saugebiete geschieden ist. Am Rande des Bngbeckeus liegen Lemberg, die Hauptstadt Galiziens, mit polnischer Universität und technischer Hochschule, und Zloczow (sljvtschow). Der Grenzort Brvdy, fast ganz von Juden bewohnt, treibt starken Handel mit Russland. Zwischen dem Dnjestr und den Karpaten breitet sich ein niederes, fruchtbares Hügelland aus. Die größeren Städte liegen auch hier in der Nähe des Gebirgsrandes, wie Sambor am Austritte des Dnjestr, zumTheile auch bedingt durch die Salzsiederei, wie Drohobycz (drohöbitsch) nnd Kalusz (käljusch), nnd durch die Petroleumgewinuung, die iu Boryslau (südwestlich von Drohobycz) am intensivsten betrieben wird. Bei Stryj mündet die Karpatenbahn von Munkäcs, bei Stanislau schließen sich an die Hauptbahn Lemberg-Czernowitz zwei Secundärbahnen an, von denen die eine in die Marmaros, die andere zuerst am Räude der äußeren Karpaten, dann mitten durch sie bis nach Mähren führt und zur Erschließung des Gebirges wesentlich beiträgt. Kolonie« am Pruth gehört hydrographisch bereits zur Bukowina. Z 80. In der Wukorvincr senkt sich das Vorland der Karpaten nicht mehr zum Dnjestr, sondern nach SO.; alle Karpatenflüsse, Pruth, Sereth nnd Mvldawa, biegen daher, sobald sie das Gebirge verlassen haben, 275 nach SO. um. Geographisch ist die Bukowina eng mit der Moldau verknüpft und war cs bis 1775 auch politisch. Der Norden wird noch von Ruthenen bewohnt, die Mitte und der Süden aber schon von Rumänen. Das Gebirge ist reich bewaldet (Bukowina — Buchenland) und birgt auch Erze; das Hügelland und die Flnssebenen sind, entsprechend der süd¬ licheren Lage, meist mit Mais bepflanzt. Die Hauptstadt Czernowitz (tschernvwitz) am Pruth hat eine deutsche Universität; die größten Orte der südlichen Bukowina sind Radautz und Suczawa (sntschawa), der Grenzort gegen Rumänien. Stäütetclfot' (I8i> Semlin.13 » » Zara.12 » Bosuicu-Hercegoviua (189b). Sarajevo.42 Tausend Einwohner, Mostar.17 » Banjaluka .15 » » Donja Tuzla .... 11 » » Register. A. Aachen 158, 168. Aar 29. Aare 144, 145. Aargau 147. Abbazia 260. Abdachung der Berge 12. Aberdeen 139, 140. Abessinien 37, 97. Abfall 12. Abhang 12. Abruzzen 120, 124. Ach 254. Achaia 117. Ache, große, 252. Achensee 243. Aconcagua 39, 203. Adamello 244. — -Alpen 240. Adamsbrücke 70. Adda 119. Adelaide 40, 210, 212. Adelsberg, Grotte 258. Aden 88^ Adler, Fluss, 228. Adlergebirge 227. Admont 255. Adrianopel 115. Adriatisches Meer 27,101, 215 259. ÄgäischesMeer27,1O1,11O. Ägina, Golf von, 111. Ägypten 37, 93 f. Äquator 22, 46. Äqninoctium 5. Äthiopien 97. Ätna 33, 120, 126. Afghanistan 36, 81. Africa (röm. Colonie) 92. Afrika 36, 89. — Bevölkerung 90, 99. — südliches Tafelland 37. — tropisches 94. Afrikanische Inseln 98. Agram 30, 276. Agteleker Tropfsteinhöhle 265. Ahrenthal 240. Ajaccio 179. A;a Sofia 115. Akaba 88. Akko (Ptolomais) 87. Akropolis 117. Ala 253. Alamannen 247. Alandsinseln 189. Alaska 38, 39, 195, 197. Albaner Gebirge 120. Albanesen 113. Albanien 116. Albert-Eduard-See 93, 96. Albert-See 37, 93, 96. Aleppo 85, 88. Alessandria 122. AWnten 38, 195. Alexandria 37, 99. Alexandrien 93. Alföld 216, 270. Algerien (Nnmidien) 37, 91. Algier 37, 91, 99. Alhambra 132. Allahabad 69, 88. Alleghnnies 39, 195, 197. Aller 159, 166. Allier 177. Almaden 130. Almcngürtel der Alpen 144. Alpen 28, 33, 102, 216, 250. jnlische, 259. — krystallinische, 247,249, 251. '° — nördliche Kalk- 248. - transsilvanische, 268. Alpcnlnnder 248, 251. — Karstländer 248. — nördl. Randländer 248. Alpenseen, Schweizer, 145. Alpensystcm 102. Alpen- und Karstländer, österreichische, 239. Alpines Vorland 248. Alsen 163. Alt 216, 261, 268. Altai 35, 65, 77. Altare-Pass 119. Altcalifornien 201. Altdorf 147. Altenburg (in Thüringen) 161. Alt-England 137. Altona 31, 166, 168. Altsohl 266. Altvater 236. Aluta 192. Amazonenstrom 39, 204. Ambvina 72. Ambras 252. Ameisenfresser 205. Amerigo Vcspucci 193. Amerika 38, 193. — eingeborene Bevöl¬ kerung 38. Amerikanische Rasse 194. — Urbevölkerung 56. Amiens 176. Ammoustempel 92. Ampezzo 243. Amselfeld 112. Amsterdam 31, 170, 172. Amu 35, 79. Amurfluss 35, 75, 78. Anatolien 83. Ancona 124. Andalusische Tiefebene 128, 132. Andamanen 71. Anden (Andes) 39,203, 205. Andorra 131. Angelsachsen 134. Angers 177. Nnglesea 139. Angola 96. Angoraziege 83. Anhalt, Herzogthum, 31, 161, 167. Anito 205. Anjou 177. Ankogl 240, 254. Annaberg (Oberschlcs.) 163. Annam 71. Antilibanon 85. Antillen 39. Antipoden 48. Antwerpen 31, 172. Ilpenninen 33, 102, 118, 119. Appenzell 147. Appenzeller Alpen 145. Apulien 126. Apulisches Flachland 120. Aqnileia 259. Araber 87, 91, 93. Arabien 34, 36, 62, 87. 282 Arabisches Meer 34, 62. Arad 271. Aragonien 131. Aralsee 35, 62, 79. Ararat 82. Aras 82. Arber 226. Archangelsk 189. Archipel 25. — ostindischcr, 36, 61, 71. Arco 253. Ardennen 157. Ardennenplateau 169. Argäus 83. Argentina 40. Argentinien 207. Argalis 118. Argonnenwald 173. Arkadisches Hochland 113. Arlberg 242. -Bahn 253. — -Tunnel 247. Armenien 35, 36, 82 f. Armenier 82. Arnhem 171. Arno 120, 124. Arno-Ebene 120. Arpaden, Geschlechtder,263. Arsa 257. Artois 176. Arva 265. Asch 233. Asien 34, 60. — Hochlandgürtel 61. — russisches, 77. türkisches, 36. AsowschesMecr27,184,191. Assyrier 85. Astrachan 191. Asturien 131. Atacama 206. Athen 34, 117, 118. Athos 115. Atlantische Küstenebene 197. Atlantischer Ocean 25, 26, 27, 36, 38, 98, 195. Atlasgebirge 37, 91. Atmosphäre 49. Atollen 211. Attersee 251. Attika 113, 117. Augsburg 31, 153, 168. Anssee 251, 255. Aussig 231. Australalpen 208. Nnstral-Continent 40. Australgolf 40, 208. Australien 40, 208. — Bevölkerung, Sprache, Religion 209. Australisch. Jnselbogcn 210. — Seen 208. — Steppe 208. Gebirge 208. Australneger 209. Auvergne 177. Avaren 263. Avignon 179. Avisio 244. Azoren 38, 98, 132. Azteken 201. B. Bab el Mandeli, Straße v., 88. Babenberger 248. Babiagura 265. Babylon 85. Babylonien 85. Bach 15. Bachergebirge 242. Baden 152, 155, 250. — Großherzogthum, 31. Baffinsbni 26, 38, 195. Bagdad 85, 88. Bahama-Jnseln 39, 202. Bahia 207. Bahrein-Inseln 88. Bai 26. Baierische Oberpfalz 153. — Rheinpfalz 156. Baierischcr Wald 149, 152. Baiern 31, 152, 154. Baikalsee 35, 77. Bairenth 154. Bakonywald 269. Bakn 81, 83, 88. Balearen 33, 131. Balkan 34, 102, 112. Balkanhalbinsel 27, 34,101, 102, 110, 114. Balkaschsee 79. Baltimore 199. Baltische Küstenebene 181. Baltischer Landrücken 163. Baltisches Meer 101. Bamberg 154. Bananen 211. Banat 271. Banater Gebirge 269. Banda-Inseln 72. Bangkok 71, 88. Banjaluka 279. Banka 72. Bantuneger 95, 97, 99. ! Banya 267. Barbarossa 160. Barcelona 33, 131, 132. Bari 126. Barka, Plateau von, 37,92. Barmen 31. Barrieres 176. Basel 31, 147, 148. Basken 106. Baßstraße 26. Batavia 36, 72, 88. Bantzen 162. Bayonne 178. Becken 14, 53. Beczwa 235. Beduinen 87. Begs 279. Beirut (Beritns) 85, 88. Belfast 140. Belfort 179. Belgien 31, 171. Belgrad 34, 116, 118. Belt, großer und kleiner, 27, 101, 180. Beludschistan 36, 81. Benares 69, 88. Bengalen 69. Ben Nevis 139. Beuue 94. Bcrann 229, 232. Berbern, Länder, 37, 91. Berchtesgaden 246. Berditschew 190. Berg 12. Bergen 183. Bergfahrt 17. Bergland 14. an der Werra 149. — mittel- und nieder¬ rheinisches, 144. — oberungarisches 262. — von Guayana 204. Bergpass 14. Bergrücken 13. Bergwand 12. Bcringstraße 26. Berlin 30, 164, 168. Bermuda 197. Bern 31, 147, 148. Bernadotte (Herrscherhaus) 182. Berner Oberland 145, 147. Bernina 144. Bernstein 165, Besan^on 179. Bessarabien 190. Bethlehem 36, 86. Beuthen 164. Beutler 209. Bevölkerung, bairische, 247. — der britischen Inseln 134. — der Erdtheile 57. - der Schweiz 145. 283 Bevölkerung, deutsche, 247, 24», 252, 254, 255, 262, 269. — Europas 106. - italieuische, 247, 253, 259 — keltische, 247. kleinrussische, 272. - kroato-serbische, 262. lad mische, 253. magyarische, 262. — Österreich-Ungarns 219, 220, 223. — polnische, 262, 272. — rhütische, 247. — rumänische, 262. — ruthenische, 262, 267, serbische, 271. — slovakische, 262. — slovenische, 255, 259. von Afrika 37. — von Amerika 38. — von Asien 35. - von China 74. — von Deutschland 150 f. — von Rumänien 267. Mala 237, 273. Bielefeld 159. Bielitz 237. Bifurcation 204. Bilbao 131. Binnensee 15. Birma 70. Birmingham 33, 138, 140. Biscayischer Meerbusen 102. Bismarck-Archipel 210. Black country 138. Blansko 238. Blei 246. Bleiberg 255. Bludenz 254. Bober 165. Bocche di Cattarv 277. Bocchcscn 278. Bocchettastraße 122. Bochnia 274. Bochum 158, 168. Bodenarten 9. Bodenerhebungen 12. Bodensee 144, 152. Böhmen 30, 149, 226. Böhmerwald 149, 226. Böhmisches Massiv216,225, 234. Böhmisch-Leipa 234. Böhmisch - mährische Grenz¬ höhe 228. Böschung 12, 13. Böschungswinkel 12. Bogota 205. Bolivar 205. Bolivia 40, 206. Bologna 123, 126. Bombay 36, 69, 88. Bonn 158. Bonzen 67. Boothia Felix 38. Bora 259. Bordeaux 33, 178. Borgopass 267. Borneo 36, 72. Bornholm 180. Boryslau 274. Bosna 29, 30, 275. Bosnien 30, 279. Bosnien ».Hercegovina 278. Bosnisches Erzgebirge 278. — Gebirge 261. Bosporus 27, 101. Boston 199. Bottnischer Meerbusen 27, 101. Boulevards 176. Boulognc 176. Bourbon (Herrscherhaus) 130, 174. Bozen 253. Brabant 172. Braganza (Herrscherhaus) 132. Brahma (Brahmanen) 63, 67. Brahmaputra 35, 68. Brahmareligion 63, 67. Brandenburg 164. Brandung 54. Brasilien 40, 206. - Gebirge von, 39, 204. Braunau 233. Braunschweig 31,161, 167, 168. Brazza 278. Brdywald 232. Brege 153. Bregenz 30, 254. Bregenzer Wald 242. Breite, geographische, 23, 44, 45. Bremen 31, 168. Bremerhafeu 168. Brenner 252. Brennerbahn 247. Brennerfurche 240. Brenta 243, 253. Brcutagruppe 244, 253. Breslau 31, 165, 168. Brest 177. Bretagne 102, 173, 177. Bretonen 177. Brienzer See 144. Brigach 153. Brindisi 126. Brinsa 266. Brisbane 210. Bristcanal 136, 137. Bristol 138, 140. Bristolcanal 133. Britisch-Columbia 197. Britische Inselgruppe 101. Inseln 27. Britisches Jnsclreich 133. Gebirge 102. - Weltreich 136. Britisch-Ostafrika 38, 96. Brixen 252. Brocken 160. Brod a. d. Save 280. Brvdy 274. Brooklyn 199. Brotfruchtbaum 211. Bruch 163. Brügge 172. Brünn 30, 238. Brüssel 31, 172. Brüx 232. Bruncck 252. Brussa 83. Brzczany 274. Bucentaurus 123. Buchara 80. Buche 264. Bucht 26. Buczacz 274. Buda 263, 270. Budapest 30, 269. Buddha (Buddhismus) 63, 67, 77. Budweis 30, 231. Bückgebirge 267. Büffel 90. Buenos-Aires 40, 207. Buffalo 200. Bug 163, 185, 272. Bukowina 30, 262, 274. Bukurest 32, 192. Bulgaren 113. Bulgarien 34, 116. Bulgarische Hochebene 112. — Terrasse 191. Bundesrepublik, mex., 201. Bundesstaat, nordam., 198. Buren (Bauern) 97, 98. Burg, kaiserliche, 249. Burgund 179. Burgundische Pforte 155, 156, 179. Burzenlaud 268. Buschmänner 97. j Byzanz 115. 284 C. Cadiz 132. Cacao 206. Cagliari 126. Calabrien 126. Calais 176. Calcntta 36, 69, 88. Caledonischer Canal 139. Californien 38, 195, 200. Cambridge 138. Campagna di Noma 120. Campanim 125. Campanische Tiefebene 120. Canada 39, 196, 197. Canadische Seen 39, 196. Canal, der, 27, 101. Canale grande 123. Canali 259. Canal la Manche 133. - von Korinth 111. — von Mozambique 38. — von Sues 34, 36, Canäle, russische, 187. Canarische Inseln 38, 98. Candia 116. Cannibalismus 211. Canons 198. Cannstadt 155. Cantabrisches Gebirge 128. Canton 88. Cantone der Schweiz 31. Cap Baba 34. — Blanco 36, 89. — Branco 38. — Byron 40. — Creus 127. — da Rom 27, 127. — der grauen Nase 175. — der guten Hoffnung 97. — Hafnn 36, 89. — Hoorn 38, 206. — di Lenca 118. — Matapan 110. — Prinz Wales 38. — Steep 40. — Tarifa 27, 127. — Tscheljuskin 34, 60. — Bares 127. — Verde 36, 89. — York 40. Capitol in Washington 200. Capland 38, 97, '98. Capodistria 260. Capri 125. Caps 25. Capstadt 38, 98, 99. Kapverden 98. Caracas 206. Caraibisches (Caribisches) Meer 38, 193, 204. Cardiff 139. Carnuntum 250. Carolinen 211. Carpentariagolf 40, 208. Cartagena 131. Cascade 16. Cascadengebirge 198. Casiiquare 204. Castilien 130. Castilisches Scheidegeb. 128. Catalonien 131. Catalonisch. Küstengeb. 128. Catania 126. Celebes 36, 72. Celsius 49. Centralafrika 38. Centralam. 39,193,194,201. Centralfranz. Gebirge 178. Centralplatean, franz., 177. Cetina 277. Cetinje 117. Cevennen 177. Ceylon 34, 67, 70. Chalkidike 111. Chalons sur Marne 176. Champagne 176. Chan 80. Chanate 80. Charkow 190. Charleroi 172. Charlottenburg 164. Chaux de Fonds 148. Chemnitz 162, 168. Cheops-Pyramide 94. Cherbourg 177. Cherso 260. Chicago 39, 200. Chiemsee 153, 252. Chiese 243, 253. Chile 40, 206. Chimborazo 203. China 73. Chinabaum, Chinin 194. Chinesische Cultur 73. — Einwanderung 201. — Mauer 65, 74. Chinesisches Gebirge 61. — Gebirgs-u.Tiefl.35,73. — Meer 34. — Reich 35. Chingan 65. Chingangcbirge 75. Chios 84. Chiwa 80. Chrudim 234. Chur 147. Cilli 256. Cima d'Asta 244. Cincinnati 200. Cisleithanien 29, 222, 223. City von London 137. Clermont 177. Cleveland 200. Clydebusen 133. Cochinchina 71. Cocosöl, -Palmen 211. Coelesyrien 85. Colibri 204. Colombo 70, 88. Colonien 91. - nordamerikanische, 198. Colonisten, deutsche, 263, 266. Colorado 198, 201. Colosseum 125. Columbia 40,198, 202,205. Columbus 194, 202. Comer See 119. Conrpass 4. Condor 205. Constantine 91. Constantinopel 34,115,118. Continente 24. Cook 209. Cooksberg, -Straße 210. Cordillerev.Nordamer. 195. Cordoba 132. Cormons 259. Cornwall 133. Cornwallis 136. Corsen 179. Corsica 27, 33, 179. Cortez 201. Costarica 202. Cöte d'or 173, 175. Creeks 208. Creolen 205. Csaba 271. Cuba 39, 198, 202. Cultur 58. Cultnrboden 9, 55. Culturgürtel der Alpen 143. Culturpflanzen 55. Culturjtaaten 63. Cultnrvölker 58. Curzola 278. Cuzco 205. Cypern 34, 36, 84. Cyrill und Methvd 238. Czechen 230. Czernowitz 30, 275. D. Dachstein 251. — -Gebirge 243. Dacier 107, 192. Dämmerung 49. 285 Dänemark 32, 180. Dänische Inseln 27. Dagö 189. Dalai-Lama 65. Dal-Elf 181. Dalmatien 30, 277. Dalmatinische Inseln 278. Dalm.-istrische Inseln 215. Damaskus 85, 88. Dammaraharz 210. Dammastock 145. Dannemora 183. Danzig 31, 165, 168. Dapsang 65. Dardanellen 115. Darling 208. Darmstadt 31, 156, 169. Dattclcnltnr 88. Dattelpalme 92. Dauphine 179. Davisstraße 26. Debreczin 30, 271. Deklination 4. Deiche 167, 169. Dekan 35, 67, 69. Delatyn-Pass 267. Delhi 69, 88. Delta 15. — des Nil 93. Demawend 81. Denver 201. Dessau 167. Deutsche 262, 271. Deutsch-Brod 234. Deutsche iu Böhmen 230. Deutsche Colouisteu in Russ¬ land 190. Deutsche Muudarteu 154. — Tiefebene 149. Deutscher Bund 151. — Jura 153. — Kaiser 150. — Orden 165. DentschcsMittelgebirge102. — Reich 30, 148., — — politische Übersicht desselben, 151. Deutsch-Ostafrika 38, 96. — -Südwestafrika 38, 98. Diagonalgebirge 13. Dignano 260. Dijon 179. Dinarische Alpen 277, 275. Diocletiau 277. Ditroit 200. Dnjepr 32, 103, 185. Dnjestr 32, 103, 185, 272. Dobrudscha-Plateau 191. Dodona 116. Dogenpalast 123. Dolmen 257, 259. Dollart 166. Dolomiten 244, 245, 253. Don 32, 185. Donau 28, 103, 153, 216, 248, 249, 262, 263. Donaubccken, Linzer, 251. Donau-Dampsschissahrt270. Donan-Ebcnen 102, 216, 248. Donauthal 248. Donja Tuzla 279. Dora Balten 119, 146. Dordogne 177. Dornbirn 254. Dorpat (Jurjew) 189. Dortmund 158, 168. Doubs 178. Dover 138. Drau 29, 216, 240, 244, 245, 252, 254, 256, 262. Draubahn 255. Drauthal 242, 244, 247. Dravidas 67. Dreißigjähriger Krieg 151. Dresden 31, 162, 168. Drin 112. Drina 275, 279. Drina, albaues., serb., 111. Drohobycz 274. Drontheim 183. Druiden 139. Dublin 33, 140. Duero 33, 128. Düna 32, 103, 185. Dünen 92, 166, 169. Düren 158. Düsseldorf 158, 168. Dunajec 261, 264, 265,272. Dunajccthal.265. Dundee 139, 140. Dunedin 211. Durance 178. Durchbruchsthal der Donau 269. Durchfahrt, nordöstliche und nordwestliche, 26. Durra 95. Dux 232. Dwina 32, 103, 185. E. Ebbe 54. Ebenen 11. Ebene, Nordamerika!:., 195. — oberitalienische, 259. Ebro 33, 127. Ebrobeckeu 128. Ecuador 40, 205. Edelmetalle 196. Eder 159. Edinburgh 33, 139, 140. Eger, Fluss, 227, 228. — Stadt, 230, 232. Eiche 264. Eichsfelde 160. Eidgenossenschaft 145. Eifel 157. Eilande 25. Eipel 265. Eisack 240, 252. Eisberge 196. Eisenach 161. Eisenbahn,Pusterthaler, 252. — Brenner, 252. Eisenerz 255. Eisenhut 242. Eiserne Küste 180. Eisernes Thor 262, 269. Eislcben 161. Eismeer 195. — nördliches, 25, 26, 27, 32, 34, 38, 185. — südliches, 25, 26. Eisströme 51, 144. Elba 126. Elbe 29,103,150,160,166, 228. Elbe-Becken 233. — -Sandsteingeb. 162,227. — -Thal 231. Elberfeld-Barmen 31, 158, 168. Elbing 165. Elbogen 232. Elbrus 82. Elburs-Gebirge 81. Elefant 66, 68, 90. Elfe 181. Elfenbein 95. Elfenbeinhairdel 91. Elis 117. Elisabeth-Westbahn 249. Elsass-Lothringen 31, 156. Elster 160. Elstergebirge 161. Emilia 123. Emir 87. Ems, Stadt, 157. — Fluss, 166. Emu 209. Engadin 144. Engelsburg 124. England 32, 133, 136. Englisches Maß 133. — Tiefland 133. Engpass 14. Enns 29, 254. Ennsthal 240, 243, 255. 286 Eperies 266. Ephesus 84. Epirus 116. Erdachse 22. Erdbeben 54. Erdboden, dessen Beschaffen¬ heit, 8. Erde, Theile der, 53. Erdinneres 54. Erdkruine 9. Erdkruste 53. Erdkugel 22, 43. Erdnuss 94. Erdoberfläche 17. Erdschias 83. Erdtheile 24. Erfurt 31, 161, 168. Eriesee 39, 196, 200. Erlangen 154. Erlau 267. Erseruin 82. Erythrea 97. Erzberg 255. Erzgebirge 149, 161, 227, 233. - bosnisches, 278. - - siebenbürgisches, 268. - ungarisches, 265. Espartogras 129. Eskimos 196, 197. Esscg 276. Essen 158, 168. Esthcn 189. Esthland 189. Estremadura 130. Etrusker 124. Etsch 119, 240. Etschalpen 244. Etschthal 243, 244, 251. Euböa 117. Eucalyptenwälder 208. Eulengebirge 227. Eupen 158. Euphrat 35, 82, 84. Euripus 117. Europa 27, 100. — Bevölkerung, 106. F. Färöer 181. Falklandinseln 203, 207. Falun 183. Fata Morgana 270. Fatragebirge 265. Faulthier 205. Fauna 55. Fehmarn 163. Feldberg im Schwarzwalde 155. Feldkirch 254. Felegyhaza 271. Fella 245. Fellata 94. Fellathal 247. Felsarten 8. Felsengcbirge 39, l95, 198, 201' Felsö-Bänpa 267. Ferdinand I. v. Österr. 222. Ferlach 255. Ferner 241. Fernpass 242. Ferro 23, 98. Ferrol 131. Fes 91. Fessan 92. Festländer 24. Fetischdienst 95. Feuchtigkeit 51, 55. Feuerland 206. Fenerlaud-Jnselgruppe 203. Fichtelgebirge 149,154,160, 227. Fidschi-Inseln 211. Fingalshöhle 139. Finnen 107, 180, 191, 263. Finnischer Meerbusen 27, 101, 184. Finnland, Finnen 189. Finsteraarhoru 145. Firn 241. Fischerei, norwegische, 182. Fischervölker 194. Fiume 30, 276. Fjelde 181. Fjorde, Sognefjord 181. Flachsudan 38. Flächenmaß 7. Flandern 172, 175. Fleischextract 207. Flensburg 166. Flora 55. Florenz 33, 124, 126. Florida 38, 197. Fluss 15. — -Entwickelung, -Gebiet, -System 16. Flussbett 17. Flusspferd 90. Fluschee 15. Flut 54. Flysch 257, 260, 278. Fo 74. Foca 279. Fonsecabai 202. Formosa 34, 61, 76. Forthbusen 133. Forts 176. Forum 124. Fränkischer Jura 152, 154. Fränkisch - schwäbische Ter¬ rasse 154. Frauken 154, 174. Frankenhöhe 154. ! Frankenjura 149. ! Frankenwald 154, 160. Frankfurt a. M. 31, 157, 168. — a. d. Oder 164, 168. Frankreich 33, 173. — Bevölkerung, 174. Frauzensbad 232. Franzensfeste 252. Franz-Josef-Land 196. Französisches Bcrgland 102. Französisch-Kongo 96. Freiberg in Sachsen 162. Freiburg in Baden 155,169. Freiburg in d. Schweiz 147. Freihafen 75. Freistadt 251. Freudenthal 237. Friauler 259. Friedland 233. Friesen 167. Friesische Inseln 166, 169. Frühling 53. Frühlingsäquinoctinm 6. Fruska Gora 276. Fünen 32. Fünfkirchen 270. Fürstenfeld 256. Fürth 154. Fnlbe 94. Fnlda, 159. Furt 17. Fuschijama 76. Fuß des Berges 12, 13. G. Gabelung (d. Flüsse) 204. Gablonz 233. Gail 240, 244, 254. Gailthaler Alpen 244. Galapagos-Jnseln 205. Galata 115. Galatz 192. Galicia 131. Galiläa 86. Galizien 30, 262, 272. Gallegos 131. Gallien 174. Gallipoli 114, 115. Gambia 37, 94. Ganges 35, 68. Gangesland 69. Gardasee 119, 253. Garounc W, 103,173, 178. 287 Gascogne 178. Gastein 254. Gaurisankar 35, 65. Gantama 67. Gebirgsäste, -Arme, -Kno¬ ten, -Stock, -Zweige 13. Gebirgsiand 14. Gebirgssystem 13. Geest 167, 169. Gefälle 16, 17. Gegenfüßler 48. Gelbes Meer 34, 61. Genezarcth 86. Genezareth-See 36. Genf 31, 147, 148. Genfer See 144. Gent 172. Genna 33, 122, 126. Geographische Breite 23, 44, 45. — Länge 23, 46. Gepatsch-Ferner 241. Gera 161. Gerlsdorfer Spitze 265. Germanen 27, 106. Gesäuse, das, 255. Gesichtskreis 43. Gestade 17. Gesteine 8. Gewässer, fließendes, stehendes, 15. Gewürzinseln 36, 72. Geysir 181, 210. Gezeiten 54, 166. Ghor 86. Gibraltar 33, 132. Gießen 159. Gihvn 86. Gipfel 12, 13. Giraffe 90. Girgeiiti 126. Gironde 178. Gise 94. Klarer Alpen 145. Glarus 147. Glasgow 33, 139, 140. Glatzer Gebirgsviereck 227. — Schneeberg 227. Glauchan 162. Gleichenberg 256. Gleicher 22. Gletscher 51, 144, 240 sf. Globns 22. Glommen 181. Gmunden, Gmundener See 251. Gmünd 228. Gnesen 165. Gobi 66, 75, 79. Göding 238. Göllnitz 266. Görlitz 165, 168. Görz 30, 259. Götacanal 183. Göta-Elf 32. Göteborg 183. Göttingen 159. Goldene Aue 161. Goldenes Horn 115. Goldküste 95. Golf 26. - von Aden 97. von Ägina 111. von Bengalen 62. - von Biscaya 128. von Carpentaria 40. von Fiume 257. von Genna 119. von Guinea 89. von Korinth 111. von Lion 28. von Manaar 70. von Mexico 38, 193. - von Patras 111. von Salerno 120. von Taranto 118. von Triest 118, 215. - von Valencia 131. - von Venedig 215. Golfstrom 182. Gorilla 90. Gospic 276. Gotha 161. Gothenburg 183. Gotland 183. Gotthardbahn 118, 146. Gottschee 258. Gradišča 259. Gradmessnng 44. Granada 133: Granaten 230. Gran, Fluss, 265. - Stadt, 269. Granitplatcau 251. Gran Sasso 120. Graslitz 233. Grat 13. Graubünden 147. Grane Nase, Cap, 175,176. Graz 30, 256. Greenwich 23, 137. Greifswald 165. Greiner Strudel 248. Greiz 161. Grenoble 179. Grenze, natürl., polit., 59. Griechen 113. Griechenland 34, 117. Griechische Inseln 27. Griechische Kirche 109, 186. Griechisches Meer 110. Grödncrthal 253. Grönland 38, 39, 181, 196. Groningen 171. Großbritannien 32, 133. Große Antillen 202. Großer Ocean 25, 26, 34, 38, 40. Salzsee 201. St. Bernhard 143,146. Großglockner 240, 254. Groß-Kanizsa 270. Großmogul 69. Großrnsscn 186. Großrnssland 188. Großwardcin 271. Grotten des Karstes 257. Grünes Erin 140. Grünes Vorgebirge 89. Guadalquivir 33, 128. Guadiana 33, 128. Gnanahani 202. Guanolager 205. Guayana 40, 206. — Gebirge von, 39. Guatemala 202. Guinea 36. — -Inseln 38, 98. Gürtclthier 205. Gurgl 252. Gurk 255. Gurkebene 258. Guyennc 178. H. Haag 31, 171, 172. Haar 157. Haarlem 171. Habsburg, Burgruinen, 147. Habsburger 222, 248. Habsburg-Lothringer 222. Hafen 25. Haff 163. Hafnereck 240, 241. Haida 233. Haiderabad 70, 88. Hainan 34, 75. Hamburg 250. Haiti 39, 202. Hajduken 271. Halbinsel 25. Halbkugel, nördl., südl., 48. — östliche, westliche, 24. Haleb 85. Halifax 197. Hall 251, 252. Halle 167, 168. Halleiu 246, 254. Haller Salzberg 246. 288 Hallstätter See 251. Halys 83. Hamburg 3t, 168. Hamitische Bewohner in Afrika 91, 93. Hammerfest 183. Hanum 8t. Hanau 159. Hauhai 65. Hanna 237. Hanuaplatcau 235. Hanuibal 178. Hannover 31, 159, 167, 168. — (Welf) englisches Herr¬ scherhaus, 135. Hausabuud 152. Hansestädte 166, 168. Harburg 167. Hardt 155. Hargitta 267. Harz 149, 160. Hauptfluss 15. Hauptthal 14. Hauptwasserscheide von Europa 103. Hausruck 248. Hassaneger, -Staaten 95. Hausthicre 55. Havana 202. Havel 29, 163, 164. Hawaii 198, 212. — -Gruppe (-Inseln) 40, 211. Hebriden 133. Hebron 86. Hedschas 87. Hegyalla 266. Heidelberg 155. Heilbronn 155. Heiliges römisches Reich deutscher Nation 150. Helder 169, 170. Helgoland 166. Helikon 113. Hcllcspont 27, 101. Helsingfors 189. Hemisphäre 24. Herat 81. Herbst 53. Hercegovina 30, 279. Herculanum 514. Heriugsfang 182, 183. Heri-Rud 81. Hcrmannstadt 30, 268. Hermon 85. Hermupolis 118. Hernad 265. Herzogstuhl 255. Hessen 31, 156, 159. Hetland 133. Heuscheuergebirge 227. Hildesheim 160. Hilmend 81. Himalaja 35, 64, 68. — -Länder 68. Himmels-Achse 43. — -Äquator 43. — -Gewölbe 44. — -Kugel 43. Hiudostan 35, 69. Hindu 63, 67. Hindukusch 35, 61, 80. Hinteriudien 34, 35, 36, 70. Hinterindisches Gebirge 61. Hoaugho 35, 73. Hochasien 61, 64. Hochdeutsche Sprache 150. Hochebene 11. oberdeutsche 248. — von Quito 203. Hochebenen, nordamer., 198. Hochgebirge 13. Hochgcbirgsgürtel d. neuen Welt 193. Hochgolling 242. Hochkönig 243. Hochland 14. — von Abessinien 37. — iranisches, 61. — kleinasiatisches, 61. — mittelasiatisches, 61. siebeubürgisches 261, 262. — Südtiroler, 244. Hoch- oder Episcopalkirche, englische, 136. Hochschnee 241. Hochschwab 243. Höchsten 245. Hochsudau 38. Hodmezö-Vasarhely 271. Höhe, absolute, relative, 10. Höhenmessung 10. Höhenprofil 17. Höhenschichtenkarte 21. Höllengebirge 243. Hof 154. Hofer Andreas 252, 253. Hohenzollern 153. — (Herrscherhaus) 150. Hohe Tauern 240. Hohenelbe 233. Holland 31, 170. Holzwirtschaft in den Alpen 246. Honduras 202. Hongkong 75. Honolulu 212. Horizont 3. Horizont, natürlicher, wahrer, 43. Horn 250. - des Berges 12. Hotowiz 232. Hottentotten 97. Howas 99. Hradschiu 231. Hudson 199. Hudsonsbai 38, 193, 196. Hügel 12. Hügelland 14. - pannonisches, 255,269. - voralpines, 248. Hütteuberg 255. Hugli 69. Huil 138, 140. H umber 136. Humus 9. Hunnen 259, 263. Hunsrück 157. Hunyad 268. Huronsee 196. Huronensee 39. Hyäne 90. Hymettos 117. Hypsometrische (Höhenschich¬ ten-) Karte 21. I. Jablonoi-Gebirge 78. Jablunkabahu 265. Jadebusen 166. Jaffa (Joppe) 86. Jägerndorf 237. Jägervülker 194. Jaguar 204. Jahreszeiten 7, 53. Ja.la-Gebirge 184, 191. Jakutsk 79. Jamaica 39, 202. Jangtse-Kiang 35, 73, 75. Janina 116. Japan, Japaner 76. Japanische Inseln 34, 35, 61. Japanisches Meer 34, 61. Jardin des Plantes 176. Jaroslau 274. Jaroflaw 189. Jasst 192. Jasz-Bereny 271. Java 36, 72. Jazygen 271. Jaxartes 79. Ibar 111. Iberer 106, 129. Iberisches Gebirge 128. Ida, Berg, 116. 289 Jdria, Quecksilberbergwerk, Fluss und Thal 258. Jekaterinburg 191. Jekaterinoslaw 190. Jemeu 88. Jena 161. Jenissei 35, 78. Jerez 132. Jericho 86. Jerusalem 36, 86. Jeschken 227. Jesd 81. Jeso 76. Jglau in Mähren 30, 238. — in Ungarn 266. Jglawa 235. Jicin 234. Jjssel 169. Jll 156, 254. Iller 153. Jllergebiet 242. Illinois 200. Illyrer 113. Jllyrische Länder 275. Ilmensee 188. Imam 87. Imst 252. Jnca 205. Jndianerrasse 194. Indigo 68. Indischer Ocean 34, 36, 40, 93 99. Indisches Kaiserreich 36. Jndochina, Französisch-, 71. Jndogermanen 63. Indus 35, 68. Jndusland 68. Ingermanland 189. Ingolstadt 153. Inn 29, 153, 216, 242. Inneres der Erde 54. Jnnerkrain 258. Innsbruck 30, 252. Innthal 240, 242, 251, 252. Innviertel 251. Jnselbogen 61. Inselgruppe, Jnselreihc 25. Inseln 25. — afrikanische, 98. — d. grünen Vorgebirges 38, 98. Interlaken 147. Joachimsthal 233. Joch 14. Johannesburg 98, 99. Jokohama 77, 88. Jonische Inseln 34, 118. Ionisches Meer 27, 101. Jordan 36, 86. Iran 35, 36, 80. Cup an, Geographie, tv. Anfl. Iraner 63, 81. Jrawadi 35, 70. Irische See 139. Irkutsk 79. Irland 32, 33, 133, 139. Jrtisch 78. Isar 29, 153. Jsargebiet 242. Ischia 125. Ischl 251. Jsel 252. Jsclthal 240. Jseosee 119. Jser, Fluss, 228. Jsere, Fluss, 178. Jsergebirge 227. Iserlohn 158. Isker 111. Islam 63, 87, 91. Island 27, 32, 181. Isohypsen 21. Jsonzo 243, 245, 257, 258. — -Ebene 257. — -Land 259. Isothermen 217. Isthmus 25, 111. — von Panama 202. Istrien 30, 215, 259. Jstrische Halbinsel 257. Italien 101, 118 f. Italienische (Italische) Halb¬ insel 27, 33. Ithaka 118. Jnchtenleder 187. Judäa 86. Juden in Galizien 273. — in Rumänien 192. Judenburger Brannkohlen- becken 256. Judicarien 253^- Jütische Halbinsel 101, 180. Jütland 27, 180. Julian. Kalender 272, 273. Julische Alpen 245, 257, 258. Jung-Bunzlau 234. Jura 33, 143, 145, 147. Zuraseen 145. Jurjew (Dorpat) 189. Jurte 79. Jute 68. Jvansattel 279. Jvanscica 276. K. Kaaba 87. Kaaden 232. Kabilen 91. Kabliau 182. ! Kabliaufang 199. Kabul, Fluss, 68, 81. - Stadt, 81. Känguruh 209. Kärnten 30, 245. Kaffern 97. Kaffee 202, 206. Kaffeebaum 194. Kaiinan 204. Kairo 37, 93, 99. Kaiser von Österreich re., Titel, 222. Kaisercanal, chinesischer, 74. Kaiserin von Indien 68. Kaiserslautern 156. Kaiserstein 228. Kaiserstnhl 155. Kaiserwald 232. Kalahari 90, 97. Kalkalpen 242, 243, 249. Kalmücken 191. Kalusz 274. Kama 185. Kambunisches Gebirge 112. Kameel 66, 92. Kamerun 38, 96. Kamm des Gebirges 13. Kamp 250. Kamtschatka 34, 61, 79. Kansas 200. Kanton 75. Kapellagebirge 275, 276. Karakormngebirge 64, 65. Karawanken 244, 255, 258. Karlstadt 276. Karlsbad 30, 232. Karlsruhe 31, 155, 169. Karmel 87. Karnische Alpen 244. Karpaten 28, 102, 216, 234, 261, 263, 264, 265. — kleine, 249, 265. Karpatenbahn 267. Karpatenländer 261. Karpatenzone 272. Karst 245, 257, 259. Karstgebirge 216, 257. Karstländer 257, 262. Karstplateau 28. Karstthüler 257. Karte 18. Karthago 92. Kartoffel 194. Karwendelgebirgc 243. Kasan 191. Kaschau 266. Kaschmir 68. Kaspisce 27, 32, 35, 62, 79. 185. 19 290 Kaspische Senke 186. Kaspische Steppe 185. Kassel 158, 168. Kastenwesen in Indien 67. Kastilische Hochebene 102. Katakomben 125. Katarakt 16. Katholicismus 109. Katholiken 151. Kattegat 27, 101, 180. Katzbach 165. Kankasien 36, 82. Kaukasier 62, 82. Kaukasische Rasse 90, 97, 106. Kaukasus 3b, 82, 184. Kaurifichte 210. Kauris 254. Kautschuk 94, 95, 206. Kecskemet 271. Kees 241. Keilberg 162, 227. Kelten 107, 134, 145, 174. Kenia 96. Kephalonia 118. Kephissos 113. Kerka 277. Kerkhra 118. Kerschbanmcr Sattel 226. Kessel 14. Kettengebirge 13. Khediw 93. Kidron 86. Kiel 166, 168. Kiew 190. Kilauea 212. Kilia 191. Kilima-Ndscharo 37, 96. Kilikische Pässe 83. Kimberley 98. Kioto 77, 88. Kirgisensteppe 79. Kischinew 190. Kisil-Jrmak 83. Kithäron 113, 117. Kitzbüchler Alpen 240. Kitzbühel 252. Kladno 232. Klagenfurt 30, 255. Klanim 14. Klattan 232. Klausen 242. Klausenburg 30, 268. Klansthal 161. Kleinasien 34, 3b, 36, 83. Kleine Antillen 202. Kleinmünchen 251. Kleinrnssen 186. Kleinrussland 190. Klima 49, 51. Klima in Österreich-Ungarn 216, 217 f. Klippen 17, 53. Klosterneuburg 248, 249. Knittelfeld 256. Koblenz 158. Koburg 161. Koburg-Gotha 161. Köflach 256. Köln 31, 158, 168. Königgrätz 234. Königsberg 31, 165, 168. Königshütte 164. Kogel 12. Kohlen 264. Kohlenreichthum 255. Kokel 268. Kola, Halbinsel, 184. Kolin 234. Kolmar 156. Kolonien 274. Kolywan (Rewal) 179. Kornorn 269. Komotau 232. Kong-fu-tse 74. Kongo 37, 89, 96. Kongobecken 96. Kongo-Colonie, franz., 38. Kongostaat 38, 96. Konstanz 152, 155. Kopaissee 113. Kopenhagen 32, 170, 183. Kopf des Berges 12. Kopra 211. Kopten 93. Koran 57. Korea 34, 35, 76. Korfu 118. Korinth, Canal von, 111. — Golf von, 11. Korinthen 117. Kork, Korkeiche 130. Korneuburg 250. Kornkammer 263. — Europas 186. Körös 268. Koromandelküste 69. Kosaken 186. Kosakeuland 191. Kottbus 164. Kram 30, 258. Krainburg 258. Kramer Schneeberg 257. Krakau 30, 273. Krakatau 71. Krapina 276. Krater 54. Krefeld 158, 168. Kreml 188. Krems 250. Kleinster 237. Kremsmünster 251. Kreta 27 , 34, 110, 116. Kreuzbergsattel 244. Krim 27, 102, 184, 191. Kristiania 32, 183. Kristianiafjord 183. Kroatien 30. — und Slavonien 276. Kroaten 260. Kroatisches Karstland 276. Kroato-serbischer Volks¬ stamm 275. Krokodil 90. Kronländer, österreichische und ungarische, 223. Kronstadt in Russland 189. — in Siebenbürgen 30, 268. Krumau 231. Krupps Fabrik 158. Krystallinische Alpen 240, 241. Kuenlun 35, 64. Küste 17, 25. Küstenfluss 16. Küstengebirgc 39. — amerikanisches, 39. — von Venezuela 204. Küstenland 30, 259. Küstrin 164. Kufstein 252. Kuhländchen 237. Kulpa 275, 276. Kum 79. Kumanen 271. Kuppe 12. Kupfer 264. — schweb., 183. Kura 82, 83. Kurden 82. Kurilen 34, 61, 76. Kurisches Haff 185. Kurland 189. Kuttenberg 234. Kysfhäuser 160. Kykladen 34, 84, 118. L. Laberdan 183. Labrador 38, 196. Ladogasee 32, 185. Ladiner 247, 259. Länge, geographische,23,46. Längenmaß 7. Längenthal 14. Lago maggiorc 119. Lagos 9b. Lagunen 119,123,124,211. 291 Lagunenküste 119. — görzische, 259. Lahn 157, 159. Lahore 69, 88. Laibach 30, 258. Laibacher Becken 258. Lama, Priester, 67. — Lastthier, 205. La Mancha 130. Lancashire 138. Land, das, 24. Landenge 25. — von Snes 90. Landes 178. Landkarte 18. Landklima 50, 217, 264. Landzunge 25. Langres, Plateau von, 173 175. Languedoc 178, 179. La Plata 39. Lappen 182, 189. Larissa 117. Lateran 125. Latiuischc Ebene 124. Latium 124. Laubholz 264. Lauriou 117. Lausanne 148. Lausitzer Berglaud 162. — Gebirge 227. Lava 54. Lavantthal 241, 255. La Ville 176. Lawinen 51, 144, 246. Laxenburg 250. Lech 29, 153. Lechgebiet 242. Lechthal 242, 252. Leck 169. Leeds 138, l40. Le Havre 177. Lehne (Berg-) 12. Leiden 171. Leine 159. Leinenweberei 251. Leipzig 31, 162, 168. Leißerberg 250. Leitha 29. Leithagebirge 242. Leitmeritz 231. Leinberg 30, 274. Lemuren 99. Lena 35, 78. Leoben 256. Leopoldsberg 249. Lesbos 84.' Lesina 278. Letten 189. Lenkas 118. Levante 84. Levico 253. Lhasa 65. Libanon 35. — Antilibanon 85. Liberia 94. Lidi 119, 123. Liechtenstein 31. Liegnitz 165, 168. Lienz 252. Ligurien 122. Ligurisches Meer 101. Liiinfjord 180. Lille 175. Luftkreis 49. j Lupkow-Pass 267. ! Lnrleifelseu 157. Luschnitz 229. Lussiu 260. Lussinpiccolo 260. > Luxemburg 31, 172. Luxemburger, Geschlecht der, 228. Luzern 147. Luzon 73. Lyon 33, 179. Lysa Gora 190, 273. j Lysippus 123. Lim 111. Lima 40, 205. Liman 185. Limburg 171. Lindau 152. Linz 29. Linzer Becken 249. Liparische Inseln 120. Lippe, Fluss, 168. — Fürstenthümer, 31,159. Liptauer Käse 266. Lissa 278. Lissabon 33, 132. Lithauen 190. Lithauer 189. Liverpool 33, 138, 140. — Bucht von, 133. Livland 189. Livno 278. Livorno 124, 126. Llanos 206. Lloyd, österreichischer, 221. Lob-nor 66. Lodomerien 30. Lodz 190. Löß 73. Löwe 90. Löwen 172. Lofoten 181. > Loire 33, 103, 173, 177. Lombardei 122. ! London 32, 137, 140. ! Lorenzstrom 199. ! Lornbnsen 133. Lot 177. Lothringische Terrasse 155. ! Lotosblume 69. Louvre 176. Lowlands 139. ! Ludwigscanal 154. Ludwigshafen 156. Lübeck 31, 166, 168. Lüneburg 167. Lütschine 145, 147. Lüttich 172. j Lufthülle 53. Maas 29, 169, 173, 175. Maastricht 171. Macedonien 115. ! Mackenzie 39, 195, 196. Madagaskar 38, 99. Madeira 38, 98, 132. - Fluss, 204. Madras 70, 88. Madrid 33, 130, 132. l Mähren 30, 235. — und Schlesien 234. , Mährische Pforte 235. Mälarsee 32, 182. j Magdalenenfluss 203. Magdeburg 31, 167, 168. Magellanstraße 26, 206. I Maglic 278. > Magnetnadel 4. ! Magyaren 107, 262, 263, 269, 271. Mahagoniholz 202. Mailand 33, 122, 126. Main 29, 154. Mainz 156, 169. Mais 194, 263, 264. Mako 271. ' Malabarküste 69. Maladetta 127. Malaga 132. Malaien 56, 71, 72. Malaiische Rasse 211. , Malaka 36, 71. . ! Malmö 183. ' Malta 33, 126. I Maltathal 254. > Man 139. Manaar 70. ! Manchester 33, 138, 140. Mandarinen 75. ! Mandschn 74. l Mandschurei 35, 75. I Manila 73, 88. ! Mannhartsbcrg 250. 292 Mannheim 155, 169. Mantua 123. Manytsch 27. Maoris 210, 211. Maracaibo, See von, 203. Maranon 204. Maraschino 276. Marburg a. d. Drau 256. — a. d. Lahn 159. March 29, 216, 235. Marchfeld 250. Marcuskirche, -Platz, 123. Maremmen 120. Marianen 211. Maria-Theresiopel 30. Maria Zell 255. Marienbad 232. Marienburg 165. Maritza (Hebros) 111,112. Marken, die ital., 124. Marmarameer 27, 101. Marmolata 244. Marne 175. Marokko (Mauretanien) 37, 91. Maros 262, 268. Maros-Ujvar 268. Maros - Vasarhely 268. Marsch 167, 169. Marseille 33, 179. Marsgebirge 237. Marshallinseln 211. Martinswand 252. Maskarenen 38, 99. Maskat 88. Massachusetts 199. Massana 97. Massengebirge 13. Maste 7, 8. Maß, englisches, 133. — russisches, 184. Massiv, böhmisches, 248. Maßstab, verjüngter, 7. Matra 267. Maulbeerbaum 253. Mauna Kea 212. Mauren 124. Mauretanien 91. Mauritius 99. Max I. 252. Mazocha 238. Mecklenburg 31, 166. Medici 124. Medina 87. Meer 15, 24, 25. — adriatisches, 27, 101, 215. — ägäisches, 27,101,110. — arabisches, 34, 62. — asow'sches, 27. — baltisches, 101. — chinesisches, 34. — der nordwestl. Durch¬ fahrt 195. — gelbes, 34, 61. — griechisches, 110. — japanisches, 34, 61. — jonisches, 27, 101. — ligurisches, 101. — ochotskisches, 34, 61. — ostchinesisches, 61. — rothes, 26, 34, 36. — schwarzes, 27, 32,101. — südchinesisches, 61. — todtes, 36, 86. — tyrrhenisches, 27, 101, 119. — weißes, 27. Meeraugen 265. Meerbusen 26. — von Bengalen 34. — von Biscaya 27, 102. — von Californien 38. — von Genua 27. — von Guinea 89. — von Lyon 27. — von Mexico 39. — von Odessa 184. — von Riga 101. — von Sidra und Gabes 36. Meerenge (-Straße) 26. Meereshöhe 10. Meercsklima 217. Meeresniveau 10. Meeresspiegel 10. Meeresströmungen 54. Meersäugethiere 209. Meerschaumgrubcn 84. Mehadia 268. Meiningen 161. Meisten 162. Mekka 87. Mekong 35, 70. Melbourne 40, 210, 212. Melk 250. Mclnik 231. Memel, Fluss, 163, 185. Memphis 93, 94. Menam 35, 70. Mensch, der, 56. Meran 253. Meridian 4, 23, 44. Meridiangebirge 13. Merinos 129. Merw 80. Mesopotamien 35, 36, 84. Messen 7. Messina 126. Mestizen 194. Metz 156, 169. Mexico 39, 194, 201. Mexikanischer Golf 195. Michigansee 39, 196, 200. Miemingerkette 242. Mies 232. Mikado 76. Mileschauer Donnersb. 231. Milet 84. Millstätter See 254. Millwaukee 200. Mincio 119, 243, 253. Mineralquelle 15. Mineralreich 54. Minneapolis- St. Paul 200. Minsk 190. Miskolcz 267. Mississippi 195, 198, 200. Missouri 39, 198,200, 201. Mischlinge 194. Mitteleuropa 28. Biittelitalien 124. Mittelgebirge 13. — deutsches, 28, 33, 102. — französisches, 33. Mittellauf 17. Mittelländisches Meer (Mit¬ telmeer) 25, 27, 34, 36, 100. Mitterburg 260. Modena 124. Mödling 250. Möllthal 240, 254. Mohamedaner 93. Mokka (Mocha) 88. Moldau-Becken, -Thal, 231. — Fluss, 29, 228. — Land, 191, 192. Moldawa 274. Molukken 36, 72. Monaco 179. Monarchie, absolute, con- stitutionelle, 59. Mondsee 251. Moufalcone 259. Mongolei 35. Mongolen 62, 70, 194. Monotheist. Religionen 63. Montana 201. Mont-Cenisbahn 118, 179. Mont Blanc 28, 143, 178. — Dore 177. — Pelvoux 178. Monte Gargano 120. — Maggiore 257. — Rosa 144. — Viso 119. Montenegro 34, 117. Montevideo 40, 207. Montpellier 179. 293 Montreal 39, 197. Moor 10, 167. Moräne 241. Morast 10. Morawa 111, 262. Morea 111. Moria 86. Morlakken 277. Mormonen 201. Moscheen 57. Mosel29,155,157,173,175. Moskau 32, 188. Mostar 280. Mosul 85. Mount Everest 35, 6b. — Logan 195. Mozambique 38, 96. Mühlhausen 161. Mühlviertel 251. Mülhausen 156, 169. Müllerei 264. München 31, 153, 168. München-Gladbach 158, 168. Münden 159. Mündung 15. Münster 168. Mürzthal 242. Mukdcn 76, 88. Mulahacen 129. Mulatten 194. Mulde 160, 162. Munkacs 267. Mur 29, 240, 242, 254, 255, 256. Murthal 241, 242, 247,256. Muraybuseu 133. Murazzi 123. Murcia 13 l, 132. Murray 40, 208. Mytilini 84. N. Nab 153. Nablus 86. Nachtbogeu 5, 48. Radelcap 36, 89. Nadelholzgürt. d. Alpen 144. Nahe 157. Nagasaki 77. Nagy-Bänya 267. Namur 172. Naucy 175. Nanking 75, 88. Nantes 177. Napoleon, 179. Napoleon. Kaiserreich 174. Narenta M, 275, 279. Narcw 163, 185. Nassau 157. Natal 38, 98. Nation 57. Nationalpark in Nord¬ amerika 201. Naturprodukte 54. Naturvölker 58. Nazareth 36, 87. Nazaire 177. Neapel 33, 125, 126. Nebel 51. Nebenfluss 16. Nebenthal 14. Neckar 29, 154. Neckarplateau 155. Neger, -Sclavcn 194. Negoi 268. Nehrungen 163. Neisse, Fluss, 165. Neissethal 233. Nertschinsk 79. Netze 163. Nenbraunschwcig 197. Neucaledonien 210. Neuchätel 145, 148. Rene Hebriden 210. Neu-England 138. Ncu-England-Staaten 199. Neufundland 197. Neue Welt 193. Neuguinea 40, 210. Neumarkter Sattel 241,247. Neunkirchen 250. Neu-Sandec 274. Neusatz 271. Neuschottland 197. Neuseeland 40, 210. Neuseeländischer Flachs 210. Reusibirische Inseln 196. Neusiedler See 269. Neusohl 266. Neu-Südwnles 210. Neutitschein 237. Neutra 265, 266. Nevada 201. Newa 32, 185. Newcastle on Tyue 138,140. New-Foundland sNenfnnd- land) 38. New Orleans 39, 200. New York 39, 199. Ngamisee 97. Niagara 197. Nicaragua 202. Niedere Tauern 241. Niedergebirge 13. Niederguiuea 38, 96. Niederlande 31, 169, 170. Niederlausitz 164. Niederösterreich 249. Niedersachsen 167. Niederschlag 55, 218. Niederschottisches Geb. 139. Niederungar. Tiefebene 216. Niger 37, 89, 94. Nikobaren 71. Nikolajew 190. Nikolsburg 238. Nil 37, 89, 92. — weißer, blauer, 93. Nilländer 37. Nilthal 91. Nimes 179. Ninive 85. Nippon 76. Risch 116. Nischnij-Nowgorod 188. Nizza 179. Njemen 185. Noce 253. Nomadenhorden, asiatische, 263. Nördliche Raudlüudcr von Österreich-Ungarn 272. Nordafrika 91. Nordalpen 144. Nordamerika 38,193, 194, 195. Nordbrabant 171. Rordcav 27. Rordchina 73. Norddeutsche Staaten 151. Norddeutscher Bund 151. NorddeutschesBergland 156. — Tiefland 163. Norddeutschland 30. Norden 3. Nordenglisches Gebirge 136. Nordenropa 32. Nordhausen 161. Nordmähren 237. Nordpol 22, 48. Nordsee 27, 101. Nordstaaten, amerik., 199. Nordstern 3. Nordsyrien 85. Nordtirol 252. Nordtiroler Kalkalpen 242. Norfolk 133. Norische Alpen 241. Normandie 175, 176. Normannen 134, 182, 194. Normannische Halbinsel 173. — Inseln 139. Norwegen 32, 180, 182. Norweger 182. Notre Dame 176. Nottingham 138, 140. Novipazar 279. Nowaja-Semlja 27, 196. 294 Nowgorod 188. Nubien 37, 94. Nürnberg 31, 154, 168. Nullmeridian 23. Nnnüdien 91. Nyassa 96. Nyassasee 37, 98. O. Oasen 37, 92. Ob 35, 78. Oberdeutsche Hochebene 102, 149, 152. Oberer See 39, 196. Oberguinea 37, 94. Oberhollabrunn 250. Oberitalien 122. Oberkärnten 254. Oberkrain 258. Oberlauf 17. Oberösterreich 251. Oberrhein. Ebene 102, 155. Obersteier 255. Oberungarn 264. Oberungar. Bergland 261. Oberungarische Ebene 269. — Tiefebene 216. Ocean 24. — atlant., 25, 26, 27, 36, 38, 98, 195. — großer (pacifischer), 25, 26, 27, 34, 38, 40. — indischer, 26, 34, 36, 40 93 99. Ochotskisches Meer 34, 61. Ochridasee 112. Odenwald 154, 155. Oder 29,103,150,163,286. Odessa 32, 190. Ödenburg 269. Öland 183. Ölberg 86. Ölpalme 94. Ösel 189. Österreichisch - ungarische Monarchie 29, 215. Österreich unter der Enns und ob der Enns 29. Österreichisches Granit¬ plateau 226. ÖsterreichischeKalkalpeu243. Öta 113. Ötzthal 252. Ötzthaler Alpen 240. Ofen 270. Offenbach 156. Oglio 119. Ohio 198. Oise 175. Oka 185. Oldenburg 31, 168. — (Herrscherhaus) 180. Olmütz 30, 237. Olymp 112. Omaha 200. Oman 88. Omsk 79. Onegasee 32, 185. Ontariosee 39, 196, 197. Opium 68. Oppa 236. Oran 91. Orangen-Eilande 197. Orangefluss 37, 97. Oranim (Herrscherhaus) 170. Oranje-Freistaat 38, 98. Oravicza 269. Orel 189. Orenburg 191. Orientierung 3. Orinoco 39, 204. Orizaba, Pik von, 201. Orkney-Inseln 133. Orleans 177. Ortler, -Alpen 240, 244. Osaka 77, 88. Osmanen 83. Osnabrück 159. Ossa 112. Ossiacher See 255. Ostafrika 38. — britisches, 38, 96. — deutsches, 38, 96. — italienisches, 38. — portugiesisches, 38, 96. Ostafrikanisches Seenhoch¬ land 96. Ostalpen 148. Ostasien 35, 73. Ostcap 34, 60. Ostchinesisches Meer 61. Osten 3. Ostelbische Tiefebene 180. Ostende 172. Osterinsel 71. Osteuropa 32. Ostgalizien 274. Ostghats 69. Ostindien. 66. Ostindischer Archipel 36, 61, 71. Ostindische Inselwelt 34. Ostmark 248. Ostrau 237. Ostrumelien 116. Ostsee 27, 32,101,184,185. Ostseeküste 163. Ostseeprovinzen 189. Ostsibirisches Gebirge 61,65. Ostturkestan 66. Ostungar. Tiefland 270. Othrys 112. Ouse 136, 137. Oxford 138. Oxus 79. P. Pacificbahn 197, 200. Pacifische Küste 195. Pacifischer Ocean 25. Padua 123. Pago 278. Pagoden 67. Palästina 36, 86. Palermo 33, 126. Palma 131. Palmöl 94, 95. Pälten-Liesingthal 241. Pamir-Hochland 64. Pampas 207. Panama 39, 193, 201. Pandschab 68. Pannonien 269. Pannonisches Hügelland 242, 256. Pantheon 124. Papageien 209. Papuas 210, 211. Paraguay 40, 204, 207. Parallelgebirge 13. Parallelkreis 23, 44, 45. Parana 204. Pardubitz 234. Parenzo 260. Paris 33, 175. Pariser Becken 175. Parma 124. Parmesankäse 122. Parirass 113. Parnes 113, 117. Paropamisus 61. Parseier Spitze 242. Parsen 81. Pass 14. Passate 52. Passau 153, 248. Passeierthal 253. Pasterze 241. Patagonien 40, 204, 207. Patagonische Küstenkette 203. Patras, Golf von, 117. Paulskirche 137. Pavia 123. Pegnitz 154. Peiho 75. Peipussee 32. 295 Peking 35, 75, 88. Pelion 112. Peloponnes 34, 111, 113, 117. Pelzthiere 78, 196. Peneus 112. Penninischc Alpen 144. Pennsylvanien 199. Pentelikon 117. Pera 115. Peräa 87. Perim 88. Perm 191. Pernambuco 207. Perpignan 178. Persepolis 82. Persien 36, 81. Persischer Meerbusen 34. Pern 40, 205. Peschawar 69. Pest 270. Peter der Große 186. Petersburg 32. Peterskirche 125. Peterwardein 271. Petschora 32, 103, 185. Pettan 256. Pforzheim 155. Pfütze 15. Phasis 83. Philadelphia 39, 199. Philippinen 36, 73, 198. Philippopel 116. Philister 86. Phlegräische Felder 125. Phöniker 85. Piacenza 123. Piave, -Thal 243, 244. Picardie 176. Piemont 122. Pietrosu 267. Pik 12. Pik von Orizaba 201. Pilatus 145. Pilsen 30, 232. Pindus 34, 112. Pinzgau 254. Pirano 260. Piräus 117. Pisa 124. Pismo 260. Pischtjan 266. Pisek 231. Pittsburg-Allegeny 199. Pitynsen 131. Plan 18. Planina 258. Plantagen 200. Plateau 11. Plattdeutsche Sprache 150. Platte des Berges 12. Plattensee 270. Plauen 162, 168. Po 33, 103, 119. Podhorze 184. Podolien 190. Podol. Plateau 272, 274. Po-Ebene 102, 119. Poik 258. Poitiers 177. Poitou 178. Pola 30, 260. Polarkreis, nördl., südl., 48, 51. Polarmeer 26. Polarstern 3. Pole 22, 49. Polen 32, 190. Polhöhe 44. Poljen 257, 258, 275, 278. Polnisches Gebirge 102. Polynesien 40, 208, 211. Polynesier 211. Pommern 165. Pompeji 54, 125. Pontinische Sümpfe 120. Politisches Gebirge 83. Pontus euxinus 27. Poprad 261,264,265, 272. Porto, Portwein 132. Porphyrplatean von Bozen 244. Port-Sald 93. Portorico 198, 202. Portsmouth 138, 140. Portugal 33, 129, 132. Portugiesen 129, 194. Posen 165, 168. Potosi 206. Potsdam 164, 168. Potwal 209. Pongau 254. Požega 276. Prachatitz 231. Prärien 200. Prag 30, 230, 231. Prater 249. Premysliden 228. Preran 237. Presanella 240. Pressburg 30, 269. Preußen, Königreich, 30. — Provinz, 165. Preußische Monarchie 163. Pribram 232. Primas von Ungarn 269. Prinz Engen 263. Pripet 185. Propontis 27. Prosna 184. Prossnitz 237. Protestanten 151. Protestantismus 109. Provence 173, 179. Pruth 29, 32, 184, 192, 272. Przemysl 274. Puerto Rico 39. Puma 204. Pussta 270. Pusterthal 252. Pyramiden 94. Pyrenäen 33, 102, 127. PyrenäischeHalbinsel 27,33, 101, 127. O. Quarnerische Inseln 260. Quarnero 215. Quebec 39, 197. Quecksilber 246. Queensland 209. Quelle 15. Quellsee 15. Querthal 14. Qnieto 257. R. Raab, Fluss, 29, 216. — Stadt 269. Rachel 226. Radantz 275. Ragusa 277. Rajah 114. Rakonitz 232. Randgebirgc 13. — der Karpaten 262,265, 266. — östliches, siebenbürg., 267. Randmeer 61. Randseen, italienische, 253. Rangoon 70. Nassen, kaukasische (mittel¬ ländische) , mongolische, Negerrasse 56. Ratschach 245. Randnitz 231. Rauhe Alp 153. Rauris 254. Ravenna 124. Reaumur 49. Reduction 7. Reformation 151. Regen 51. — Fluss, 153. Regensburg 153. 296 Regenzeit 52. Regnitz 154. Reichenberg 30, 233. Reichensteincr Gebirge 227. Reichsland, deutsches, 156. Reif 51. Reikjavik 181. Reims 176. Reis 66. Rekathal 257. Religionen 57. Remscheid 158. Rennsteig 160. Republik 59. Republiken von Südamerika 205. Reschenschcideck 252. Re'icza 269. Retz 250. Reunion 99. Reuh, Fluss, 145. — Fürstenthümer, 161. Reutte 252. Rewal (Kolpwau) 189. Rhätische Alpen 144. Rhäto-Ladiuisch 145. Rhein 29, 103, 144, 149, 169, 242. Rheindclta 169. Rheinfall 147. Rhein. Schiefcrgebirge 156. Rheinknie 147. Rheinpfalz, baierische, 156. Rheinprovinz 157. Rhcinthal 156, 254. Rheinwein 155. Rhiuoceros 90. Rhodope-Gebirge 112. Rhodus 84. Rhön 154, 159. Rhone 33,103,144,173,178. Rialtobrücke 123. Rias 131. Ried 251. Rienz 252. Riesengebirge 227. Riesenschildkröte 205. Riga 189. Rigaer Meerbusen 101,184, 189. Rigi 145. Rigi, österr., 251. Rilo-Dagh 112. Rimini 133. Ringinseln 211. Ringstraße in Wien 249. Rio de Janeiro 40, 207. — Negro 204. — de la Plata 204. Rion 83. Rin-Kiu-Inseln 61, 76. Riva 253. Robben 196. Rodnaer Alpen 267. Römer 129. Römerbad 256. Rohitsch 256. Rohrzucker 202. Rokitnosümpfe 185, 190. Rom 33, 124, 126. Romanen 27, 106. Romanov -Gottorp (Herr¬ scherhaus) 187. Ronchi 260. Rosenau 265. Rossitz 238. Rostock 166. Rostow 191. Rotherthurmpass 268. Rothes Meer 26, 34, 36. Rothhänte 194. Rotterdam 31, 171, 172. Rotti, Insel, 34, 60. Roubaix 175. Rouen 176. Roveredo 253. Rovigno 260. Rudolfsbahn 247, 255. Rudolf-See 96. Rudolfswert 258. Rücken (Berg-) 13. Rügen 163. Ruhr 157. Rumänien 32, 191. Rumänen 192, 262, 271. Rumburg 232. Rumburger Hügelland 233. Rumelien 115. Russen 186. Russische Bevölkerung 186, 188. — Tiefebene 184. Russisch - Centralasien 80. Russisches Maß 184. Russland 32, 184. Rustschuk 116. Rzeszow 274. S. Saalachthal 254. Saale 29, 160. Saarbrücken 157. Saaz 232. Sabiner Gebirge 120. Sabioncello 278. Sachalin 61, 79. Sachsen-Koburg (Herrscher¬ haus) 171. Sachsen, Königreich, 31,161. Sachsen, Provinz, 167. — -Volk in Siebenbürgen 267. Sächsische Herzogthüm. 161. Saffianleder 187. Sagopalmen 211. Sagor 256. Sahara 37, 90, 91, 92. Saharische Wüstentafel 62. Saifnitz 245. Saifnitzer Pass 247. Saigon 71. Sajanisches Gebirge 77. Sajo 265. Salambria (Peneus) 111, 112. Salerno 125. Salomonen 210. Saloniki 115, 118. Salpeterlager 206. Saluen 70. Salvador 202. Salza 255. Salzach 29, 152, 254. Salzachthal 240, 247, 254. Salzach-Querthal 243. Salzburg 30, 248, 254. Salzburger Kalkalpen 243. Salzkammergut 243, 245, 247, 251, 255. Salzlager 246. Salzquelle 15. Salzsee, großer 201. Salzseen 91. Salzwassersee 15. Samara 191. Samaria 86. Samarkand 80. Sambesi 37, 89, 96. Sambor 274. Sambre 169. Samoa 211. Samojeden 189. Samos 84. San 272. Sandbänke 53. Sandsteinkarpaten 265. San Francisco 200. San Marino 120. Sann 244, 256. Sansibar 38, 96, 99. Sanssouci 164. Santhal 267. SautaMaria, Schneegebirge von, 204. Santiago 40, 206. Santorin 118. Saöne 173, 178. Sarajevo 30, 279. Saratow 191. 297 Šarca 253. Sardinien 27, 33, 121, 126. Sattel 13, 14. Sauerländisch. Gebirge 157. Save 29, 216, 240, 244, 245, 258, 262. Savethal 244. Savona 119. Savoyen 179. — -Carignan (Herrscher¬ haus) 121. Sazawa 229. — -Mulde 234. Schafberg 251. Schaffhausen 147. Schafinseln 181. Schafzucht 264. Schah 81. Schakal 90. Schaltjahr 6. Schalttag 6. Schamo 66. Schanghai 75, 88. Schar-Dagh 111. Schat el Arab 84. Schech 87. Scheibbs 250. Scheitel des Berges 12. Scheitelpunkt 4. Schelde 169. Schemnitzcr Gebirge 266. Scheren, Scherenhof 181. Schiiten 81. Schimpanse 90. Schipkapass 112. Schiras 82. Schiwa 67, Schlesien, Österr.-, 30, 235. — Preußisch-, 164. Schleswig 166. — -Holstein 166. Schlucht 14. Schnabelthiere 209. Schnee 51. Schneeberg 243. — im Fichtelgebirge 160. — Kramer, 257. Schneegürtel der Alpen 144. Schneekoppe 227. Schneelinie 51. Schoberpass 241, 247. Schönnbrunn 250. Schopftauben 209. Schott 91. Schottische Kirche 136. Schottisches Hochland 139. Schottland 32,33,133,139. Schütt 269. Schüttcnhofen 231. Schnmla 116. SchwäbischerJura 149,152. Schwäbisch-fränk. Terr. 149. Schwarzawa 235. Schwarzburg-Rudolstadt u. -Sondershausen 161. Schwarze Erde 186. Schwarzes Meer 27, 32, 101, 184, 185. Schwarzwald 153,155,156. Schwaz 252. Schwechat 250. Schweden 32, 180, 183, 189. Schwedisches Terrassenland 181. Schweiz 31, 143, 245. Schweizer Alpen 143. Schweizerische Hochebene 102, 143, 145, 147. Schwerin 166. Schwyz 146. Schyl 192. Sclavenhandel 90. Scrnbflächcn 208. Scylla und Charybdis 126. Sebenico 277. See (die, der) 15. — von Maracaibo 203. Seefeld 242. Seefelder Sattel 252. Seehöhe 10. Seehöhen von Mähren und Schlesien 235. Seehund 196. Seeklima 50. Seeland, dän. Insel, 32,180. — holländisches, 171. Seen in den Alpen 245. Seenplatte, baltische, 183. — schwedische, 182. Seine 33, 103, 173, 175. Seinebecken 175. Seiten des Berges 12. Selters 157. Semiten 63. Semmeringbahn 247. Semlin 276. Senegal 37, 94. Senegambien 37, 94, 95. Serai 115. Seraing 172. Serben 113. Serbien 34, 116. Serbisches Gebirge 261. Sereth 29,32,192,216,272. Seul 76, 88. Severi: 137. Sevilla 33, 132. Sewastopol 190. Shannon 140. Sheffield 138, 140. Sherry 132. Shetlands-Inseln 133. Siam 36, 70, 71. Sibirien 36, 77. Sibirisches Tiefland 35, 62. Sichelberge 173. Sichen: 86. Sicilien 27, 33, 126. Sidon (Saida) 85. Siebenbürgen 30, 263, 267. Siebenbürgisches Hochland 261. Sieg 157. Sierra Leone 37. — Leone-Küste 94. — Morena 128. — Nevada 33, 102, 129, 198, 200. Sigmaringen 153. Sill 240, 252. Sillein 265. Sillthal 252. Simplon 145. Sinai-Gebirge 88. — -Halbinsel 88. Singapur, Singapore, 36, 71, 88. Sir 35. Siwah 92. Sixtinische Kapelle 125. Skager-Rak 27, 101, 180. Skandinavien 27, 32, 181. Skandinavier 32, 180. Skandinavische Halbinsel 101, 180. — Länder 180. Skandinav.-finn. Geb. 102. Skutari 116. Skutarisee 112. Slaven 27, 106, 113, 150, 262. Slavonien 30. Sljemen 276. Slovaken 266. Slovenen 247, 258. Smaragdinsel 140. Snüthsnnd 195. Smyrna 84, 88. Sofia 34, 116, 1!8. Sognefjord 181. Sohn des Himmels 74. Solsatara 125. Solfataren 210. Soliman 80. Solingen 158. Solnhofen 154. Solquelle 15. Solsteinkette 243, 252. Solstitium 6. 298 Solwaybucht 133. Somali 97. Somali-Land 89. Sommer 53. Sommer-Sonnwende (-Svl- stitium) 6. Sonne, Gang der, 4 ff., 46 ff., 49. Sonnenstrahlen 49. Sonnwende 6. Southampton 138. Spalato 277. Spandau 164, 168. Spanien 33, 129, 130. Spanier 129, 194. Speier 156. Spessart 154. Spezia 122. Spitzbergen 196. Splügen 146. Sporadcn 84, 118. Sprachen, Sprachstämme, Sprachgrnppe 57. Spree 29, 163, 164. Spreewald 164. Srebrenica 279. Staat, der, 59. Staatssormcn in Europa 109 f. Städtetafel von Afrika 99. — von Amerika 207. — von Asien 88. — von Australien 212. — der Balkänhalbins.118. — von Belgien 172. — des deutschen Reiches 168. — von Frankreich 179. — von Großbritannien 140. — von Italien 126. — der Niederlande 172. — der eigentlichen Alpen¬ länder 256. — von Böhmen 234. — von Bosnien-Hercego- vina 280. — von Galizien und der Bukowina 275. — der Karstländer 260. — von Kroatien und Dal¬ matien 280. — von Mähren und Schlesien 238. — der nördl. Randländcr (österr.) 251. — von Ungarn 272. — von Portugal 132. — Russlands 191. — der Schweiz 148. Städtetafel von Skandi¬ navien 183. — von Spanien 132. Staffa 139. Stanislau 274. Stanowoi-Gcbirge 65, 78. Starnberger See 153. Stassfurt 167. Stavanger 183. St. Bcrnhardpass, kleiner, 178. St. Denis 176. Stefan der Heilige 263. Stefansdom 249. Steiermark 30, 255. Steigcrwald 154. Steilküsten 25. Steiner Alpen 244. Steinernes Meer 243. Steinwüste ans d. Karst 259. Steinsalz 268. Steppe 55. — ungarische, 270. Steppen in Russland 103, 186. Steppensee 15. Sternberg in Mähren 237. Sternhimmel 43. St. Etienne 177. Stettin 31, 165, 168. Steyr 250, 251. St. Francisco 39, 200. St. Gallen 147. St. Gcorgsarm 191. St. Gotthard 144. — -Bahn 118, 146. St. Helma 99. St. Lorenzgolf 197. St. Lorenzstrom (-Fluss) 39, 195, 196, 197. St. Louis 39, 95, 200. St. Nazaire 177. Stockholm 32, 183. St. Paul 255. St. Petersburg 189. St. Pölten 250. St. Quentin 176. Strafkolonie, russische, 78. Straits Settlements 71. Stralsund 165. Strand 54. Strandseen 119. Straßburg 31, 156, 169. Straße von Calais 27,101, 133. — von Constantinopel 27. — der Dardanellen 27. — von Gibraltar 27, 89. IM. — von Kertsch 27, 184. Straße von Messina 33, 118, 126. — von Otranto 101. — von Tunis 100. Strauß 90. Strelitz 166. Strom 15. Stromboli 120. Stromschnelle 16. Struma (Strymon) 111. Stryj 274. Stubaier Alpen 240. Stubaithal 252. Stufen, Stufenland 11, 12. Stuhlweißenburg 270. Stuttgart 31, 155, 169. St. Veit 255. St. Wolfgangsec 251. Styr 272. Subapenninen 120. Sucre 206. Suczawa 275. Sudan 38, 94 f. Sudeten 149,165, 227, 234, 235. Sudetenländer 225, 226. Sudetisches Randgebiet 233. Südafrika, außertropisches, 97. — tropisches, 95. Südafrika«. Republik 38,98. Südalpen 144. Südamerika 39, 193, 194, 203. Südaustralien 210. Südcap 40. Südchina 73. Südchinesisches Meer 61. Süddeutsche Staaten 151. Süddeutschland 31, 152. Süden 3. Südeuropa 33. Südcnropäische Vegetation 179. Süditalien 125. Südliche Alpen 210. — Kalkalpen 243. Südmähren 237. Südpol 22, 48. Südrussland 190. Südsee 25. Südsee-Jnseln 40. Südstaaten vonNordamerika 200. Südtirol 252, 253. — deutsches, 253. Südwestafrika 38. Sues 60, 89, 93. Suescanal 26, 34, 36, 93, 100. 299 Süßwassersee 15. Süßwasserseen in Nord¬ amerika 196. Snffoik 133. Sulina 191. Sultan 115. Sulzer Belchen 155. Sumatra 36, 72. Sumpf 10. Suna, Suniten 81. Sund 27, 101, 180. Snnda-Jnscln 36, 72. Sundastraße 26, 71, 72. Surabaya 72, 88. Sydney 40, 210, 212. Sylt 166. Syr 79. Syra 118. Syrakus 126. Syrien 36, 62, 85 f. Syrisch-arabische Wüste 35. Syrmien 276. Syrien, die, 36, 92. Szainos 268. Szegedin 30, 270, 271. Szckler 267. Szentes 271. Sziget 267. T. Tabak 194, 202. Tabor, Taborite» 231. Tacho 33. Tadschik 80. Tübris 82, 88. Tännengebirge 243. Tafelberg 98. Tafelland 11. Tag- nnd Nachtglciche 5. Tagbogen 5, 48. Tageslänge, -zeiteu 49. Tagliamento 243, 244, 245. Tahiti 211 Tajo 128, 132. Tanasee 97. Tanganjika 96. Tanganjikasee 37. Tanger 91. Tarent (Taranto) 126. Tarim, Tarimbecken 66. Tarn 177. Tarnopol 274. Tarnow 274. Tarsus 83. Tarvis 244. Taschkent 80, 88. Tasmania 40. Tasmanien 210. Tatra 272. Tatra hohe, niedere, 265. Tauern 247, 254. — niedere, 241. Taunus 157. Taurus 35, 83. Tauß 232. Taygetos 113. Teheran 36, 82, 88. Tehuantepec 39, 193, 201. Teich 15. Teifun 74. Tejo 132. Tcll-Sage 145. Temesvar 30, 272. Temperatur 49. Tempethal 112. Tenerife 98. Teplcr Gebirge 232. Teplitz in Böhmen 232. — in Oberungarn 266. Teregova-Pass 268. Terraindarstellung 21. Terrassen 11. Terrassenland 12. — schwedisches, 181. Tesch en 237. Tessin 147. Tetschen 231. Tentobnrgcrwald 149, 159. Thal 14. Thalengen 14. Thalfahrt 17. Thalgehänge 14. Thalpass 14. Thalrand 14. Thalseen 245. Thalsohle 14. Thnlwand 14. Thalweiten 14. Thau 51. ' Thaya 235. Theben 94. Theile der Erde 53. Theiß 29,216,262,263,270. Theißthal 267. Themse 32, 136. Themsebucht 133. Theresienstadt 231. Theresiopel 271. Thermen 15. Thermometer 49. Thessalien 112, 117. Thianschan 35, 65. Thierreich 54. Thorn 165. Thracien 112. Thraker 113. Thüringen 31, 160. Thüringer Hochfläche 160. — Wald 149, 160. Thun 147. Thuner See 144. Thurmberg 163. Tiber 33, 120. Tiberias 87. Tibesti 92. Tibet 35, 64. Tibus 92. Ticino 119. Tiefe 17. Tiefebene 11. — des Po 118. — russische, 184. — ungarische, 262. Tiefland 11. — deutsches, 28. — des Mississippi 39. — chinesisches, 35, 73. — englisches, 136. — ostelbisches, 185. — sibirisches, 35, 62. — südamerikanisches 39. — turanisches, 35, 62. — ungarisches, 262, 263. — von Flachsudan 37. — von Lnndostan 35. — von Mesopotamien 35. — vorderindisches, 68. — westnngarisches, 259. Tieflandbecken der Donau 191. — französisches, 178. Tientsin 75, 88. Tiflis 83, 88. Tigris 35, 82, 84. Timbuktu 94. Timok 112. Timor 72. Tirol 30, 245,251. Tirol, Schloss, 253. Tisza 270. Titicacasee 203. Todtcs Gebirge 243, 251. — Meer 36, 86. Tödi 145. Tömöspass 268. Tokaj 266. Tokio 35, 77, 88. Toledo 130. Tom 79. Tomsk 79. Tonga 211. Tongking 71. Torf 10. 1 Tornea-Elf 184. Toronto 197. Torresstraße 26. Toscana 124. Toscanisches Hügelland 120. Toul 175. 300 Toulon 179. Toulouse 178. Tourcoing 175. Tours 177. Tower 137. Townsend 208. Trajanssäule 125. Transleithanieu 30, 222, 223. Transkaspische Bahn 80. Transsilvanische Alpen 192. Transversalgebirge 13. Trapezunt (Tarabison) 84. Trasimenischer See 124. Traun 251. Traunik 279. Traunstraße 251. Trautman 233. TrautenauerSenkc228,234. Trave 166. Trebitsch 238. Treibeis 196. Trent 136. Trentschin 266. Trient 30, 253. Trier 158. Triest 30, 259. Triester Golf 257, 260. - Karst 257. Triglav (Triglav) 245. Trinidad 195. Tripoli 92. Tripolis (Tarabulns) 37,85. Trockenzeiten 52. Troja 84. Trollhätta-Fälle 182. Tromsö 183. Trondhjem 183. Tropfstein, 257. Troppau 30, 237. Tsadsee 37, 92, 94. Tscherkessen 82. Tschuktschen-Halbinsel 65. Tuarik 92. Tübingen 155. Tüffer 256. Türkei 115. Türken (Osmanen) 66, 107, 113, 114, 191. Türkisches Reich 34. - Asien 36. Tula 188. Tullner Becken 249, 250. Tundra 78, 189. Tundrenzone 196. Tungnska 79. Tunis 37, 92, 99. Turan 36, 77. Turanische Tiefebene 62, 79. Tnranischc Wüste 81. Turin 33, 122, 126. Turocz 265. Tyrrhenisches Meer 27,101, 119. Tyrus (Sur) 85. N. Übergossene Alp 243. Ufer 17. Ukraina 190. Ulm 153. Umbrien 124. Ungar. Tiefl. 102, 242, 262. Ungarisch-Hradisch 238. Ungarn 30, 263. Ungvär 267. Union, nordamerik., 197. Unitarier 220. Unna 275. Unstrut 160. Unterdrauburg 255. Unteritalien 125. Unterkärnten 255. Unterkrain 258. Unterlauf 17. Untersberg 243, 254. Untersteier 256. Unterwalden 147. Untiefe 17. Nnz 258. Upsala 183. Ural 27, 60. - Fluss, 185. — -Gebirge 184. Urcantone der Schweiz 146. Ureinwohner v. Amerika 193. Uri 147. Urmiasee 82. Uruguay 40, 204, 207. Usedom 163. Utah 201. Utrecht 171. V. Val di Non 253. — Sugana 253. Valencia 131, 132. Valenciennes 175. Balentia 140. Valparaiso 206. Vancouver 197. Vatican 125. Vecht 169, 171. Vedretta 24 l. Begas 131. Vegetationsformen 55. Veglia 260. Velebitgebirge 276. Bendee 178. Venedig 33, 123, 126, 259. Venediger 240. Venetien 123. Venezuela 40, 206. Vent 252. Veracruz 201. Verdun 175. Verein. Staaten von Nord¬ amerika 39,197,199,202. Vereinigt. Königreich Gro߬ britannien n. Irland 135. Verfassung, öst. u. ung., 224. Verona 123. Veroneser Klause 243. Versailles 176. Verviers 172. Vesuv 33, 120, 125. Victoria 75, 88, 210. Victoria-Fälle 96. Victoria-See 37, 93, 96. Vicuna 205. Viehzuchtl 80,246,255,264. Vierwaldstätter See 145. Villach 254, 255. Vindelicia 153. Vindobona 250. Vintschgau 252. Virginien 199. Virunum 255. Vlämen 171. Vlissingen 171. Völker, ansässige oder acker¬ bauende, 58. — Wander- (Fischer-, Hir¬ ten- oder Nomaden- u. Jägervölker), 58. Völkcrgemisch 271. Völkerthor 60. Vöslau 250. Vogelsberg 154, 159. Vogesen (Wasgau) 155. Voitsberg 256. Volk 57. Volsker Gebirge 120. Vorarlberg 30, 253. Vorgebirge 52. Vorderasien 35, 62, 80. — Bevölkerung 80. Vorderindien 34, 62, 66. Vorland, oberösterr., 251. Vrbas 275. Bulcanismus, Vulcane 54. W. Waadt 147. Waag 29, 265. Waal 169. Wad el Arab 85. Wälschtirol 253. Wärme 55. Wahabiten 88. 301 Waidhofen 250. Waitzen 269. Walachei 191. Walachische Ebene 102. Walachisch-Meseritsch 237. Waldäihöhen 185. Waldeck 31, 159. Waldenburg 165. Waldgrenzen 245. Waldkarpaten261,262,267. Waldland 55. Walfische 196. Wallensee 145. Wales 133, 138. — Gebirge von, 136. — Prinz von, 138. Wallis 147. Wallonen 171. Wansee 82. Warasdin 276. Wardar (Axios) 111. Warna 116. Warnsdorf 233. Warschau 32, 190. Wartburg 161. Warthe 163. Wasgau 155. Wash 133. Washington 39, 199. Wasserfall 16. Wasserscheide 16. Wasserspiegel 17. Watt, James, 134. Watten 166. Wawel, Schloss, 273. Wechsel 242. Wedqewoodgeschirr 138. Weichsel 29, 32, 103, 150, 163, 184, 185, 272. Weiden 246. Weidenau 237. Weiher 15. Weimar 161. — -Eisenach 161. Wcißensee in Kärnten 254. Weißes Haus 200. Weißes Meer 27, 184. Weißkirchen 237. Weißrussen 186. Metelsdorf 233. Wellen 54. Wellington 211, 212. Wels 251. Weltgegcnden 3. Weltsprache, diplomatische und Handels-, 174. Wendekreise 45 f., 51. Wenden 162, 164, 231. Wenersee 32, 182. Werra 149, 159. tasten 35. taustralien 210. ten 3. lend, Castend von Lon¬ don 137. Werst 184. Weser 29, 149, 159, 166. Weser-Bergland 149, 159. Wcserkette 159. Westalpen, französische, 178. Wes " "" We We We' Westerwald 157. Westeuropa 32. Westfalen 158, 159, 168. Westfälische Pforte 159. Westgalizien 273. Westghats 69. Westgothen 129. Westindien 39, 194, 202. Westindische Jnselreihe 193. Westländer v. Nordam. 200. Westminster 137. Westminsterabtei 138. Wetterau 159. Wettersee 32, 182. Wettersteingebirge 242. Wieliczka 273. Wien 29, 248, 249. WienerBeckcn102,216,249. - -Neustadt 250. Wienerwald 243, 249. Wiesbaden 157, 168. Wight, Insel, 138. Wikinger 182. Wildbäche 246. Wildspitz 240. Wilhelmshaven 167. Wilhelmshöhe 159. Wilna 190. Winde 51... Windische Büheln 256. Windrose 4, Windsor 138. Winipegsee 196. Winkelmessuug 44. Winter 53. Winter-Sounwcnde 6. Wippach, Fluss, -Thal, 258. Wisby 183. Wischehrad 231. Wischnu 67. Wislok 274. Witosch 112. Wittenberg 167. Wittingauer Ebene 23l. Wladikawkas 83. Wörnitz 153. Wörthersee 255. Wolfsbcrg 255. Wolsgangsee 251. Wolga 32, 10^485^ Wolgabecken 185. Wolgadelta 191. Wolgaknie 191. Wolgaschwelle 185. Wolhynien 190. Wolken 51. Wollin 163. Worms 156. Woronesch 189. Wotawa 229. Württemberg 31, 152, 155. Würzburg 154, 168. Wüste 9, 55. — u. Steppe, anstral., 208. Wupperthal 158. Y 170. Yankees 198. Ybbs 250. Yellowstone 201. Yonne 175. Yucatan 201. Z. Zahn des Berges 12. Zakynthos (Zante) 118. Zalathna 268. Zar 187. Zara 30, 277. Zaragoza 131, 132. Zebra 90. Zell am See 254. Zenith 4. Ziffern, arabische, 67. Zigeuner 192. Zillerthal 240, 252. Zillcrthaler Alpen 240. Zion 86. Zips 266. Zirknitzer See 258. Zittau 162. Zloczow 274. Znaim 238. Zonen 51 ff. — Europas 104 f. Zornthal 156. Zoroaster-Religion 81. Zuckerhütl 240. Zuckerrohr 194. Zuckerrübe 233. Zürich 31, 147, 148. Züricher See 145. Zufluss 16. Zug 147. Zugspitze 242. Zuidersee 169. Zwickau 162, 168. Zwittau 228. Zwittawa 235. X.4.K.VVX.4 lx xx.nLxic.4 SMW WMW