Macher WcchMatt. —'vvw^x/wv------ i-Jf- 4» Nr. 5. i Inhalt: Anordnung einer allgemeinen Gebetsstunde anläßlich der '-Wichten. 1885. Anordnung einer allgemeinen Gebetsstunde anläßlich der Wahlen. Der glückliche Ausgang der bevorstehenden Wahlen in den Reichsrath ist von so großer Wichtigkeit für das Heil und die Wohlfahrt Oesterreichs, daß wir es bei blos menschlichen Bemühungen um dieselben nicht dürfen bewenden lassen, sondern daß wir, wie es katholischen Christen ziemt, vor Allem zum Gebet unsere Zuflucht nehmen müssen. Ad-jutorium nostrum in nomine Domini! Des inbrünstigen Gebetes zu Gott bedarf es hiebei umsomehr, als ja bekanntlich von der Art und Weise, wie die Gesetzgebung in einem Lande geübt wird, das religiöse Leben des Volkes so wesentlich abhängt. Je feindlicher die Gesetzgebung gegen den Glauben, desto geringer mit der größeren Leichtigkeit, über die Satzungen des Glaubens hinauszugehen, nach und nach auch das religiöse Bewußtsein im Volke; aber desto größer der Verfall der Sitten; desto drohender und weiter um sich greifend mit der wachsenden Unbotmäßigkeit gegen Gott auch die Unbotmäßigkeit gegen alle irdische Auctorität. Oder hat die innere Festigung Oesterreichs vielleicht zugenommen, seitdem leider auch bei uns mehr als ein Gesetz vom Boden des katholischen Glaubens abgelenkt hat, und seine Satzungen und Gebote außer Acht läßt? Seitdem Oesterreich in die Reihe der consti-tutionellen Staaten eingetreten ist, kommt aber die Gesetzgebung auch bei uns nur im Verein mit den vom Volke gewählten Vertretern zur Ausübung. Und daher die Wichtigkeit der Wahlen! In der That! Wollen wir katholisches Leben — und wir müssen es wollen, unter der Gefahr, sonst des ewigen Lebens verlustig zu gehen — so müssen wir auch über- zeugnngstreue, gesinnungstüchtige,' ihrem ganzen Denken und Leben nach katholische Abgeordnete wollen: nur so werden wir auch katholische Gesetze bekommen. Wollen wir aber solche Abgeordnete, so müssen wir auch so gesinnte Wahlmänner wollen. Wohlan denn, thun wir jeder in diesem Sinne seine Pflicht! Vor Allem aber bethen wir in dieser für Oesterreich hochernsten Zeit inständigst zu Gott dem Herrn, daß er bei den kommenden Wahlen in Allem und vor Allem walten tafle seinen heiligen Geist: den Geist der Wahrheit, den Geist der Liebe zur heiligen römisch-katholischen Kirche. Denn das ist der Geist der Wahrheit — die Liebe zur Kirche; weil, wie der Apostel uns sagt, diese ist die Säule und Grundveste der Wahrheit, und daher, wer sie liebt, auch liebt die Wahrheit. Haben wir den Geist Gottes in uns, so haben wir auch den Geist der gegenseitigen brüderlichen Liebe und die Frucht davon: den Frieden unter einander, den Frieden unter den Völkern. Ach ja! welch' ein kostbares Gut, der Friede unter den Völkern, aber wie selten zu finden! Zumal in unserem theueren Vaterlande, wie sehr ist er uns abhanden gekommen! Mit Schmerz und Scham müssen wir es uns gestehen, daß seit einiger Zeit in Oesterreichs Ländern — und zwar nicht nur in gemischtsprachigen — vielfach eine Sprache geführt wird, die, wenn sie noch einige Zeit mit der Heftigkeit und Leidenschaft fortgesetzt wird, wie bisher, nur allzusehr geeignet sein muß, das Band, das die göttliche Vorsehung um die Völker Oesterreichs geschlungen, zu zerreissen, und den österreichischen Staat selbst zu zertrümmern. Im Angesichte solch' beklagenswerther Er-scheimmgen allüberall, haben wir da nicht die Pflicht, mit der ganzen Inbrunst unseres Herzens uns zu wenden an Gott, daß er den verlornen Frieden uns wieder gebe? Ja wohl! und das umsomehr, je weniger menschliche Klugheit und Staatskunst bisher darin etwas auszurichten vermochten. „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede aus Erden den Menschen, die eines guten Willens sind", sangen die Engel beim Eintritte des himmlischen Friedensfürsten in diese Welt. Sie deuteten dadurch uns an, daß dort nur Friede, und nur dort die nothwendige Voraussetzung zum Frieden: guter Wille, wo man vor Allem Gott die Ehre gibt. Und wie sollte das auch anders sein? Wie sollte ich den Nächsten lieben, wenn ich doch Gott nicht kenne, der mich und den Nebenmenschen erschaffen, und durch den, als den gemeinschaftlichen Vater, allein mein Nebenmensch auch mein Nächster wird? Wie sollte ich den Nächsten lieben und in Eintracht mit ihm leben, wenn ich doch Gott nicht kenne, der allein das Recht hat, meinem Thun und Wollen in Rücksicht auf den Nächsten Schranken zu setzen, und gebietend mir zu sagen, daß nicht Alles recht und erlaubt, was ich an und für sich vermag und kann? Wie sollte ich den Nächsten lieben, und wie sollte die Mutter des Friedens: Ordnung und Gerechtigkeit, herrschen über unsere gegenseitigen Beziehungen, wenn ich doch Gott nicht kenne, und nicht glaube, daß ich für Alles — auch für das, was die menschliche Gerechtigkeit zu erreichen und zu ahnden nicht vermag — der Gerechtigkeit Gottes verantwortlich und anheimgefallen bleibe? Ja! Gott ist und bleibt der Grund und das Fundament wie des individuellen so des socialen Laibach, am 11. Mai 1885. Seins und Lebens. In demselben Maße, als Gott ans dem Bewußtsein und dem Gemeinleben eines Reiches schwindet, verlieren auch die einzelnen Völker und Nationen desselben den richtigen Maß-stab dafür, was sie im gegenseitigen Verkehr nach Billigkeit, Recht und Gerechtigkeit von einander verlangen, was sie einander gewähren sollen, und Selbstsucht tritt an die Stelle der Gottes- und Nächstenliebe. Anstatt einer friedlichen, in Eintracht lebenden Völkerfamilie bilden sie nur mehr ein unvermitteltes Nebeneinander, das unter der Herrschaft der Selbstsucht im nächsten Momente schon auseinander gehen kann. Daß also Gott der Herr wieder komme zu uns, und so sich erfülle, um was wir täglich flehen: „zukomme uns dein Reich; daß christliche Nächstenliebe und christliche Gerechtigkeit wieder regle die Beziehungen der Völker und Nationen unter einander — das ist es, um was wir anläßlich der bevorstehenden Wahlen ganz besonders bethen müssen. Um dieser uns Allen obliegenden Pflicht des Gebetes desto gewisser nachzukommen, bestimme ich, daß am nächsten Sonntag (17. Mai) in allen öffentlichen Seelsorgekirchen der Diöcese zu einer passenden Stunde des Nachmittags eine gemeinschaftliche Gebetsstunde vor ansgesetztem hochwürdigsten Gute abgehalten werde, um vom Herrn einen glücklichen Ausgang der bevorstehenden Reichsrathswahlen zu erbitten. Nochmals aber lege ich allen Wählern und Nichtwählern, Priestern und Gläubigen die Worte des Psalmisten ans Herz: „Wenn der Herr nicht baut das Haus, erfolglos plagen sich, die es erbauen; und wenn der Herr nicht hütet die Stadt, vergebens wacht, wer sie zu behüten hat." (Pf. 126. 1.) JACOBÜS, Fürstbischof. Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Martin Pogaöar. — Druck von Klein & Slotmc in Laibach.