Nr. 7a. Einzelnummer 2 K. Poštnina pavšalirana. Kočevje, den 1. April 1922 Jahrg. II. Einzelnummer 2 K. Redaktion: Kočevje štev. 53. Administration: Kočevje štev. 18. Wirtschaftliches, kulturelles u. politisches Organ. Erscheint jeden zweiten Samstag. Abonnement: ganzjährig 1>5 Dinar, sonst antsprechend. Inserate: ganze Seite 600 Din, sonst nach Vereinbar. Die Wirtschaftskrise im Gott sch eer LeMe. 'Kočevje, Ende März 1922. Es kommt langsam, aber sicher: eine schwere wirtschaftliche Krise beschleicht unseren Bezirk. Nicht den Großgrundbesitzer ober den Kaufmann; sie beschleicht den Bauer, den echten Gottscheer Bauer. So nennen wir ihn wenigstens, aber der richtige Bauer ist er nicht. Über 80% der Gvtt-jcheer Bevölkerung, gleichgiltig ob Deutsche oder Slowenen, können nicht vom Ertrage ihres Grund und Bodens leben, geschweige denn einen Überschuß an Getreide usw. erzeugen; es geht ihnen nlfo das wesentliche Merkmal des Bauers ab. Geben wir deshalb nur zu: der Gottscheer Bauer ist ein Keuschler, der sich um Nebenverdienst kümmern muß, wenn er das väterliche Eebe nicht AU Grunde richten und seine Familie durchbringen will. Im Reifnitzer Gerichtsbezirke ist ein solches Nebenverdienst die Hausindustrie aus Ton und Holz, im Gottscheer Gerichtsbezirk ist das Hau-sieten. Im Herbst ober gegen Frühling verschwindet der Hausvater aus dem Dorf und geht nach Wien, Graz, Böhmen oder Ungarn; nach einigen Monaten kehrt er neu angezogen und mit klingender Münze mehr oder weniger reichlich versehen, vergnügt nach Hause. Er bekleidet, beschuht die Familie frisch und es bleibt ihm noch manche Krone für verschiedene Fälle, bis dann seine Zeit wieder kommt und er wieder ausfliegt. Diese wichtige Quelle des Erwerbes des Gottscheer Bauers, auch seines slowenischen Sol« Ie9?n und Leidensgenossen, ist nun unterbunden. Beinahe völlig. Nur die Invaliden machen noch eine Ausnahme. Aber das sind die letzten Mexikaner. Die Regierung von Belgrad hält nämlich daS Hausieren dem Betteln und Vagabundieren gleich und soll fest entschlossen sein, demselben ein Ende zu bereiten. Da liegt die Ursache der heranschleichenden Krise. Unser Bauer, der sich durch den Ertrag des Hausieren« über dem Wasser gehalten hat, macht alle Anzeichen, un; unterzugehen. Biele halten sich schon heute nur mit den früheren Ersparnissen ober mit dem Dollar über« Wasser; die Ersparnisse werden aber bald verzehrt und der Dvllaronkel hat die Einfahrtstür ziemlich eingeengt.. In absehbarer Zeit wird also die Krise allgemein sichtbar; dieselbe wird immer größere Kreise annehmen und den Kaufmann und den Geiverbetreibendeu mit hineinziehen. Der Bezirk wird sich entvölkern, die Preise für Grund und Boden werden fallen, die kaufkräftigen Abnehmer immer mehr schwinden; svnacy auch die Einnahmen des Gewerbetreibenden und des Kausmannes. Das alles vielleicht im verkehrten Verhältnis zu den Steuern und anderen öffentlichen Abgaben, die auch in der Gemeinde-, Straßen- und Schuld« Wirtschaft immer größer werden. Angesichts dieser Lage ist es die Pflicht eines jeden wahren Freundes seines Volkes, der sich aus solche Fragen versteht, nachzudntken, beratschlagen, unterrichten und helfen. Das ist die Pflicht aller richtigen Volkssreunde ohne Unterschied der Partei oder Nationalität. Es handelt sich um gemeinsames Wohl unser aller und um die Zukunft unserer Nachkommenschaft, um unser Sein oder Nichtsein. Speziell die nationalen Schürer, Hetzer, Wurzer und Strohmänner in beiden nationalen Lagern sollten ihre Energie (Kraft) lieber für die Lösung dieser hochwichtigen Frage aufwenden, als aber dieselbe in unfruchtbaren Kämpfen und ziellosen Aktionen verbrauchen. S. Gottfchee anno 1809. Napoleons Glanzzeit. Auf seinen Befehl strömten die Heere ans Italien gegen Wien. Napoleon, der die Niederlage bei Aspern durch den Sieg bei Wagram (Juli 1809) weltgemacht, residierte als allmächtiger Herrscher über hundert Millionen Menschen in Wien. Zum Danke für Wagram schenkte der gute Kaiser Franz Napoleon seine Tochter Maria Luise. Napoleons Soldaten lagen überall, auch Ggttschee hatte icine französische Garnison. Monsieur capilain majeur adjutant Anlonini als Kommandant der 3. Kompagnie und Monsieur Boreiti, Kommandant und Chef des Bataillon« vom 2. Regiment, hatten den Befehl über die in Gottfchee garnisvnierenden französischen Soldaten. Über die französische Besetzung anno 1809 gibt uns ein vergilbtes Aktenstück Kunde, das uns durch Zufall auf den Redaktionstisch geweht wurde.* Es spricht nur über Fleischlieserungen, die die Bewohner des damaligen Herzogtums Gottfchee zu machen hatten. Eine kleine Küchenrechnung der Geschichte. Du« Dokument lautet: „Löbl. k. k. KrciSamtl In Folge der hohen Verordnung vom 25 ten v. M., Geschäftszahl 5827, übersendet man im * Das interessante Dokument wurde bei einem Greis-ler in Kočevje entdeckt, dem die Bezirkshauptmannschaft Kočevje alte Akten als Wickelpapier verkautte. Anmerkung der Redaktion. ißrief aus Dorovec. geehrter Herr Redakteur I Seit die Radikale Partei im Bezirke Kočevje gegründet 'vurde, ist erst eine kurze Zeit verflossen. ^'e des öfteren im „Radikal" gelesen und auch o»>t erfahren, hat sich in dieser kurzen Zdt bte Rammle Partei redlich bemüht, zum Wvhle des Bezirkes bezw. der einzelnen Gemeinden zwecks Verbesserungen oder sonstiger gemeinnütziger Zwecke bei maßgebenen Stellen zu intervenieren, was man stets mit Dank und Hochachtung anerkennen muß und soll. Schreibet dieser Zeilen erlaubt sich auch die Freiheit, nu Sie, geehrte Redaktion, mit dem Ersuchen heranzutreten, auch 'n der Angelegenheit Straße Bvrvvcc-Ple§-^včevska reka maßgebende Faktoren auf diese drin-E|'be Angelegenheit aufmerksam zu machen. Diese ist schon zu zwei Drittel fertig gestellt. hj,r. Elde ist schon vorhanden. Die Fertigstellung 1 r Straße wäre für die Gemeinde Borovec N'n Bedürfnis und in jeder Beziehung m lii'* wenn sie ausgebaut wäre, eine Wohltat für diese Gemeinde. Schon in der vergangenen Knegszeit hätte man diese Straße mit Kriegsgefangenen leicht fettiggestellt. Aber die Allgewaltigen damaliaer Zeit hatten allerlei Bedenken dagegen; die Russen möchten die Mädeln verführen usw. und sv blieb es bis heute. In Borovec hat man jetzt ganz andere Ideen. Das ganze Gesprächsthema seil September v. I. bis jetzt sind immer wieder die Gemeindewahlen. Für einen guten Zweck hat man in Borovec jetzt keine Zeit. Da wird lieber gehetzt gegen die Radikale Partei. Interessant sind die Qperativnspläne der Stara kočevska kmetska stranka in Borovce po domače Bauernpartei, die offenbar glaubt mit dem deutschen Nationalismus, Chauvinismus und Hetzen dein Bezirk und dem Bauer zu nützen. Wir fürchten nur, diese Leute werden noch bas' zerstören, was andere mühsam für den Bezirk erreichten. Denn da« freundliche Katzelbnckeln vor den Behörden pa figa v aržet, zu Hause aber den großen Maulhelden spielen, wie es gewisse Leutchen bei uns treiben, muß uns alle nur lächerlich machen und diskreditieren. Wir wollen offene Politik, nicht die doppelzüngige; denn nur die Offenherzigkeit und Männlichkeit in unseren Zielen, Wünschen und Forderungen kann auf der Gegenseite Vertrauen erwecken und zum Entgegenkommen führen. Diesen Schritt haben nur wir Radikale in Bezirke getan: wir anerkennen offen- herzig den Staat, arbeiten für ihn, verlangen aber, daß auch er uns anerkennt und uns ent-sprechend wirtschaftlich und völkisch entgegenkvmmt. Daß der Staat ernst bemüht ist, uns durch die stärkste ReichSpatlei, die Radikale Partei, ent-gegenzukommen, bezeugt die Tatsache der Tele-phonverbindung KoČevje-Ljubljana, welche dann bis zum Meere durchgeführl wird, was unseren Leuten eine Menge von Wegen ersparen wird, da man sieh einfach wird telephonisch mit aller Welt verständigen können, weiters die Genehmigung der Bahnverbindung Kočevje-Meer durch das Kriegsministerium, was man ohne Dazwischen-lreten der Radikalen Partei wahrscheinlich überhaupt nie erreicht hätte. Die Bahn mit der Station Banjaloka-Vimol wird auch uns hoffentlich bessere Straßen bringen. Doch sind die letzten Gemeindewahlen, die unserer Gemeinde das brennende Merkmal einer pangermanistischen Gemeinde ausdrückten, schwerlich eine gute Einleitung dazu. Oder werden uns das vielleicht die Herren Fritz, Ditz und Komp. besorgen? Verführen ist leicht, aber die Folgen tragen und gulmachen, das ist dann die Frage, als der Katzenjammer kommt. Ein Bvrvvčan in optima forma. Anschlüsse sub ./' den Ausweis über die aus diesem Werbbezirk für das kaiserl. französische Militär gelieferten Ochsen und abgegebenen Fleischrmivnen und bemerket zugleich gehorsamst, daß die Bons über die abgereichten Fleischrativnen bei der am 16 ten v. Monates fürgemaßlen Plünderung in dem Hanse des Stadtrichters, wo alles vernichtet wurde, in Verlust gerathen, und lediglich die Be-stättigungen über die lebendig abgeliefcrtcu Ochsen bei diesem Werbbezirke vorhanden sind. Werbbezirk Herzogthum Gottschce mit 7ten 9.6er 1809. De» 8 ten 9.6er 1809 expedirt durch den Sachen Georg Ticherne aus Obrem Nr. 16. Und nun folgt „der Ausweis über die der kaiserl. französischen Armee feit dem erfolgten Einfall im Monath Mai bis l ten 8. ber gelieferten Ochsen und Fleisch". Die Gemeinden und Gemeinderichter, die über Verordnung des Kreisamtes in Neustadl! vom 12. September 1809 und der Verordnung vom 29. September 1809 das Vieh an die ÜbernahmS-kvmmisiäre Franz Merk, Premerstein und Freiherr von Tanferer vom Kreisamte Laibach dasselbe übernähme, sind folgende: Es lieferten die Gemeinderichter: Johann Nadler, Mitterdorf . . 23 Ochsen Johann Röthl, Mallgern.... 15 „ Joseph Stecher, Seele 21 „ Marlin Schleimer, Altlag ... 20 „ Andre Fink, Langeuthon .... 14 „ Mich! Wolf, Lienseld 18 „ Paul Stampfl, Stallzern.... 17 „ Mathias Michitsch, Göttenitz . . 9 „ Johann Naglitsch, Obergras. . 5 „ Georg Wtederwohl, MerleinSrauth 5 „ Mathias Stngelle, Wossail ... 2 Lukas Mnhilsch, Oistunitz ... 2 Lorenz Scherzet, Pappesch ... I „ Paul Köstner, Katzendorf .... 11 „ Johann Krische, Rußbach ... 7 „ Jakob Maußer, Neutabor ... 21 „ Johann Lackner, Obermösel . . 16 Paul Lackner, Reinthall .... 14 Mathias Verderber, Neffelthall. 26 Johann Kusselle, Rieg 21 " Johann Wrinskelle, Pöllandl. . 7 ", Johann Fink, Stockendorf ... 8 " Paul Plösche, Morobitz .... 13 „ Fleischhauer B.Kopriwa, Gottschee 4 Insgesamt sind 300 Stück Ochsen im Ge-samtgewichle von 685 Zentner und 51 Pfund verzeichnet, d. H. es wurde van diesen Ocbsen nach gewissen Abschätzungsmodalitäten nur das Fleisch gerechnet, und wie die Nechnnngsprobe ergibt, blutwenig. Napoleons Kontributionen waren hart. Zweieinhalb alte Zentner verrechneten die Franzosen als Fleischgewicht beim Ochsen 1 Freilich mögen die pfiffigen Goitscheer nicht ihre besten Ochsen abgeliefert haben. Als Zentnerpreis sind 41 Gulden und 40 Kreuzer angeführt. Der Werbbezirk bemerkt im Dokument, daß „der Zenten Fleisch von dem lebendigen Ochsen ist darum höher angesetzt, weil nebst dem abge-worfenen Fletsch noch die Hank, Jnschlit usw. erübriget, welches dann verkauft ober verbraucht wird. Die Abschätzung der gelieferten Ochien auf Verordnung vom 12 ten 7 tember ist ohnehin in Laibach durch die ausgestellte UebernahmSkommis-siou geschehen, nach welcher Modalität man sich auch auch allhier bei Abschätzung' der an Herrn Bataill.- Commandan. Borelli übergebenen 280 (Stück Ochsen richtete der Zenten der Fleischrationen hingegen ist der Loealpreis." Der städtische Fleischhauer Kopriwa halte im Vereine mit anderen städtischen Fleischhauern in der Zeit vom 2. bis inklusive letzten September zur täglichen Verpflegung der Truppen 5642 Fleischrativnen abgereicht und zwar an den Adjutanten der in Gottschee liegenden 3. Compagnie, Verbiet (der Truppenteil ist nicht näher bezeichnet). Diese Fleischrationen wurden also zum damaligen Lokalpreis von 33 Gulden 20 Kreuzer per Zentner gerechnet. Wohloerstanden, es handelt sich hier um den alten Zentner zu 56 Kilo. Las Fleisch war also zur Franzosenzeit, wie übrigens zu allen Kriegszeiten sehr teuer! Leider sind die Bauern, ivie wohl auch in allen Kriegs-zeiten, nicht zu ihrem Gelde gekommen. Alte Gottscheer erinnern sich aus ihrer frühen Kinder-zeit, daß die Großväter aus der Franzvsenzeit erzählen, daß noch „Franzosengeld" erwartet werde, dieses Franzosengeld aber in verschiedenen Ämtern hängen geblieben sei „und daß man da etwas machen müßte." Der Großvater starb, der Vater rang mit dem harten, steinigen Boden ums tägliche Brot, dem Enkel blieb die Erinnerung an die Erzählungen des Großvaters — und" da« Leben ging seinen ehernen Schritt weiter — in hundert Jahren schon nennt man dies — Geschichte. D. V. Aus der Aadikal'en Wartei. Pie Aezirliskonferenz der Radikalen Partei für den Bezirk Kočevje ist infolge des scheußlichen Wetter« am vorletzten Tage abgesagt worden. Einige Delegate sind trotzdem gekommen, wurde aber infolge der Absage nichts abgehalten. Die neuerliche Anordnung wird rechtzeitig bekannt gegeben werden. Die Stadtorganisation der Radikalen Partei in Kočenje nimmt ständig zu. Es werden Mitglieder ohne Unterschied der Nationalität ausgenommen. Infolge des starken Zuwachses werden bald neuerliche Ausschnßwahleu vorgenommen werden, um so den Ausschuß den neuen Umständen entsprechend auszugestalten. Per Hladilrake Kknb im Parlament zu Beograd zählt 101 Abgeordneten und ist somit der stärkste Klub im Parlament. Das fällt umso mehr in die Wagschale, weil die 'Radikale Partei einheitlich und stramm organisiert ist, während z. B. die zweitstärkste Partei, die Demokraten, die 94 Abgeordnete stellen, ein bunter Mosaik von Parteien und Patteichen mit den verschiedensten Programmen und Zielen ist. Unter den Demokraten ist also nur ein Block von verschiedenen Parteien zu verstehen. Die drittstärkste Gruppe ist der kroatische Block, also auch nur ein Block mit 63 Abgeordneten, dann die Klerikalen aus den katholischen südslawischen Ländern init 27 Abgeordneten und die Mohammedaner mit 25 Abgeordneten. Die Selbständigen slowenischen Bauern zählen 9 Sitze usw. Daraus kann man ersehen, daß bei dieser Bundscheckigkeit im Parlament die Radikale Partei ein mächtiger, verläßlicher und solider Faktor von unschätzbarer politischer Macht ist. Die Sitzung des Stadtausschusses der Radikalen Partei. Kočevje, am 19. März 1922. Der Obmann Dr. Sajovic konstatiert Beschlußfähigkeit und eröffent die Sitzung. Das Protokoll über die letzte Sitzung wirb genehmigt. Es erfolgt darauf die Aufnahme von neuen Mitgliedern. Der Obmann erklärt denselben das Parteiprogramm, die Ziele und die Statuten. Da dieselben an der Aufnahme beharren, wird abgestimmt und sie werden einhellig ausgenommen. Der Obmann gratuliert denselben herzlich an ihrem Schritt und reicht einem jeden die Hand zum Zeichen der Treue, die nun jeden Einzelnen derselben mit der Organisation und den Mitgliedern bindet. Da sich seit der letzten Sitzung wieder neue Mitglieder und zwar in den letzten Tagen vor der heutigen Sitzung für den Eintritt gemeldet haben, das aber sowohl aus der Stadt als auch aus Ljubljana und dem übrigen Slowenien, wird der Obmann bevollmächtigt, die Ausnahme dnrchzuführen. Bezüglich der Aufnahmen aus Slowenien außerhalb unseres Bezirkes wird der Bezirksausschuß endgiltig entscheiden. Grund-sätzlich wird angenommen, für die Umgebung Kočevje Organisation Kočevje 11 zu gründen. Zeitungen und Revuen, die zum Tausch für das „Radikal" kommen, werden von nun an im Parteisekretariat allen Mitgliedern zur Verfügung und wird so eine Lesehalle gegründet. Einzelne Mitglieder werden noch mit anderen Zeitungen beisteuern. Zusammenkünfte jeden Mittwoch abends, verbunden je nach Bedarf auch mit Vorträgen. Der Bericht der Verwaltung „Radikal" über die Redaktion, Administration und finanzielle Seite des Blattes wird als zufriedenstellend zur Kenntnis genommen. Hierauf wird die Tagesordnung für die am 26. d. M. stattznfindeude Bezirkskonferenz festgesetzt und hieraus die Sitzung mit dem Dank des Vorsitzenden an alle Teilnehm y geschlossen. politische Übersicht. Die Wcltplüik steht im Zeichen der Vorbereitungen für die Konferenz von Genua. Unterdessen hat sich vom britischen Imperium Ägypten losgelöst und ist ein selbständiges Königreich geworden, nachdem Irland schon vorher zum Dominion proklamiert worden ist. In Britisch-Südafrika haben geheime bolschewistische Umtriebe zum Bürgerkrieg geführt, doch wurde der Aufstand »iedergeworsen. Sehr gefährlich gährt es in Indien. In Rußland konsolidieren stch offenbar die Verhältnisse. Amerika schickt nach Genna nur halbuififielle Delegate als Zuschauer. Deutschland leidet ichiuer an dein schweren Niedergang der Mark, die sich unserer Krone schon gefährlich genähert hat. Es hat gewisse Reparation«-begehren, gestellt von der Entente, zmiickgewiesen. Es hoff: offenbar auf die Hilfe und Stimme Englands und Amerikas. Die Konferenz von Genua dürste zur neuen politischen Weltkonstellation als Einleitung dienen. In derselben dürste Deutschland bedeutend größere Rolle zufalleu als man noch annimmt. Die . Kleine Entente bleibt in der Verfassung, jedoch ohne Polen, mit dem nur betreff« Deutschland gewisse Vereinbarungen getrosten wurden. Polen wird versuchen, Rußlands Randstaalen am Baltischen Meer von Finnland hinunter zu einem festen Block zusammen* zuschmieden, wahrscheinlich unter dein Namen Nordentente. Sowohl die Kleine als auch die Nordentente treten zu Frankreich in enge politische Fühlung. In der inneren Politik stehen wir vor definitiver Verivaltungseinteilung des Staates, die nach der Verfassung von 28. April l. I. geordnet sein muß und zwar, weil dieselbe bis 28. Mai vom Parlament nicht geordnet wurde, nun bi« 28. April von der Regierung geregelt sein muß. Man versucht nun vor der definitiven Einteilung mit den Kroaten einen billigen Ausgleich zu schließen. Der Gesetzesapparat, der die Selbstverwaltung regelt (Gemeinde, Bezirksvertretung, Pruuinfinluertretung), ist schon angenommen worden. Darüber das nächste Mal mehr. Aerichle. Kočevje. — Die Sparkasse der Stadt Gott* schee hat nun, nachdem dem alten Verwaltungsrat die Dauer abgelaufen war, der neue Ver-ivaltungsrat übernommen, bestehend zur Hälfte ans Slowenen, zur Hälfte au« Deutschen. An die Spitze desselben wurde einhellig Herr Alois Loy, Allbürgermeister, Haus- und Realitäten* besitzer, Industrieller usw. in Kočevje, zu dessen Stellvertreter Herr Anton Kajfer, Industrieller ebendort, gewählt. Nachdem nun der Verwaltung«» rat im allgemeinen au« Männern der Lebenserfahrung und des allgemeinen Vertrauens zusammengesetzt ist, zweifeln wir nicht, daß die zu besetzende Stelle des Buchhalters und Kassiers auch ebenso besetzt wird. Wozelj. Bei der Gemeindeausschußsttzung des neuen Gemeindeaiisschustes am 15. Dezember 1921 wurden die Ausgaben der Gemeinde im eigenen Wirkungskreise mit 50.721 K 48 h fest-gesetzt. Nicht notwendig sind folgende Gemeindeausgaben : MeSner »760 K, Reparatur des Pfarr-hofes 2000 K, Orgelspieler 800 K, sowie Orgel» ziehet 100 K, zusammen 8600 K. Das sind Ausgaben der Kirche, welche die Kirchenverwaltung selbst zu tragen hat. Dazu sind ja das Kirchen* vermögen und verschiedene Kirchenfonde da. Die tatsächlich die Genieinde betreffenden Ausgaben stellen sich sonach auf rund 42.000 K dar. Da man aber der Gemeinde den ganzen Betrag von 50.721 K ausbürdete, mußten die Gemeindeum-und Abgaben bedeutend erhöht werden. Speziell die Grundbesitzer sind schwer betroffen; man hat die Gemeindeumlagen von 1209/o auf 220°/» erhöht, so daß die.Grundbesitzer bei direkten Steuern von den veranschlagten 50.721 K nicht weniger als 35.175 K auf bringen müssen. Da aber unter-dessen die direkten Steuern erhöht wurden, werden die Grundbesitzer der Gemeinde entsprechend mehr zahlen müssen. Bei der Weinkonsumsteuer muß man z. B. schon in Dinar zahlen, was man früher in Kronen gezahlt hat. Es ist sonach damit zu rechnen, daß die Einnahmen, die mit 50.795 K veranschlagt worden sind, entsprechend mehr ab-wcrfen werden; man rechnet mit ca 100.000 K Daraus ersieht man, daß die Erhöhung der Gemeindeumlagen nicht so dringend war und viel zu hoch gegriffen wurde; erstens, weil man die Gemeinde mit Ausgaben belastet, die zu tragen sie nicht verpflichtet ist, und zweitens, weil man im Eifer des Gefechtes aus die Übertragung der Zahlungen in Dinar vergessen hat. — Über die Jagd das nächstemal. Morovec. — Bei den am 14. d. M. bei uns stattgcsundcnen Gemcindcwahlen erschienen 50 Wähler zur Wahlurne; 18 gaben ihre Stimme der Radikalen Partei ab, 38 der Bauernpartei, richtiger der Dietz - Weber-Lehrerpartei ab. Alle Angestellten des Fürsten Auersperg haben aus der Liste der Bauernpartei kandidiert; unsere Wähler hat man geradezu terrorisiert und gedroht, sie werden beim Fürsten keine Arbeit finden, wenn sie radikal wählen usw. Wir sind immer für den gut verwalteten Großgrundbesitz des Fürsten Auersperg cingetrcten; wir können aber den Spieß auch umdrehen und fragen, warum es bei uns soviel arme und abhängige Leute gibt? Die Antwort: Weil die Herrschaft zu viel Grund und Boden besitzt, weil dieselbe in guten alten Zeiten alles an sich gerissen hat! Sie hat den Bauern darben und für sich Frondienste leisten lassen. Während sie selbst in Großstädten von den Schwielen des Bauers und Arbeiters schwelgt I Wir sind deshalb arm, weil die seinerzeitige Grundablösung nicht im Sinne des Gesetzes zu Gunsten des Bauers, wohl aber im Sinne der hohen Herrschaften durch« geführt war. Und die jugoslawische Agrarreform verspricht uns das zu geben und das gulzuiuachcn, was die hochadligc österreichische Regierung, bei der der Mensch erst mit dein Baron beginnt, absichtlich versäumt hat. Was, wenn wir uns zusammennehmen und feststcllen würden, wieviel Grund und Boden unsere bodenständige Bevölkerung in der Gemeinde zwecks anständiger Ernährung der Familie noch benötigt und wir zwecks Zuweisung des notwendigen Grund und Bodens bei den Agrarbchörden vorstellig werden würden? Dann werben vielleicht sogar verschiedene Dietz und Pvje, die vielleicht nur geheime Weisungen befolgen, mit uns marschieren! Und bei dem heutigen Zustand der Dinge ist an ev. unseren vollen Erfolg nicht zu zweifeln; ihn verbürgt das Wort unseres Königs, daß der Grund und Boden nur Gott und dem Bauer, der ihn bebaut, gehört. Und dann würde mit unserer Armut und Abhängigkeit von großen Herren und ihren Knechten bald aus. Merschiedenes. Kočenje, am 31. Marz 1922. per Statthalter von Slowenien, Minister a. D. Herr Ivan Hribar, kommt am 7. April auf offiziellen Besuch und Inspizierung nach Kočevje. Den Hauptpunkt bübet der Empfang der Delegationen durch den Herrn Statthalter auf der Bezirkshauptmannschaft. Um 1 Uhr findet im Hotel Trst das Festessen statt, zu welchem verschiedene lokale Mobilitäten sowie die Beamten-und Geistlichkeit geladen sind. Der Herr -Minimer kommt um halb 10 Uhr vormittags nach KuLevje und fährt um halb 5 Uhr weg. 0>f(lotßt.n ist Frl. Rosi Wenusch, die 16 jährige Tochter de« Merkantilbank Kočevje gewährt Kredite unter kulantesten Bedingungen, übernimmt Spareinlagen ohne Zinsverlust und zahlt sie über Verlangen sofort aus, übernimmt Einlagen gegen Kündigung» die sich bis 4 % verzinsen, übernimmt Scheck, Bankanweisungen usw. zur Einlösung, kauft Valuten aller Staaten, besonders Dollar zu den höchsten Tageskursen. Direkte Verbindung mit Amerika. Amtsstunden: Täglich von 9 bis 12 Uhr und von 3 bis 5 Uhr.