I-ierbs inivvnlsi-rs ' ?ö!ks !Moj 806 (59 l/ 59-rM Abhandlung über die SchißbarmEling der Ströme. Verfaßet von Joseph Schemerl, Kammer«! Ingenieur, und Straffen Inspektor, im Wien, bey Johann Paul Krauß, 1788' Vorrede. >-s ist fast überflüßig, die Wichtigkeit, und Nothwendigkeit der Schiffbarma¬ chung der Ströme und Flüsse, weitläu¬ fig erweisen zu wollen. Sie liegt für sich so klar jedermann vor Augen, daß wohl niemand in Abrede stellen kann, daß sie beynahe, der Haupt - und der einzige Weg sey, einen Staat glücklich, und blühend zu machen. Denn so lange der Handel das ein¬ zige Mittel blerbt, Länder und Staaten zu bereichern; so muß wohl die Schiff¬ barmachung der Flüsse der vorzüglich¬ ste Gegenstand und Augenmerk der Be¬ herrscher mit Flüssen begabter Staaten seyn. Das' ländliche Fuhrwerk kann A - frey- Vorrede. frylich, so viel es nur auf die Mög¬ lichkeit der Fortschaffung der Maaren, und Güter ankömmt, einigermaßen die Fluß-Schifffahrt ersetzen, allein welche Unkosten ? welcher Zeitverlust und Ver- saummß? die schwersten und größten Güterwägen, wie viel tragen sie wohl ? wie vrel Leute, Vieh, Pferde werden nicht erfodert,das mühesame Landfuhr¬ werk fortzubringen? die Wafferfahrten sind allen diesen Ungelegcnheiten, und Unköften nicht unterworfen. Oft ladet ein Schiffer 8oo bis iooo Centncr (eine Last, welche kaum 15 der schwersten Wagen auf sich nehmen könnten) in ein einziges Fahrzeug, und bringt sol¬ che mit z oder 4 Schiffern glücklich an seine Station, dahin ihm der Lauf des Stromes selbst ungemein begünstiget, oder wenn ihm auch dieser zuwider ist, ' so wers er sich dre Winde und Lust zu Nutzen zu machen, welche mittels der Segel seine Fahrzeuge mit geringen Un- lösten gegen den Strom forttrerbet, da hingegen bey 15Wägen ohne derVor spattn Vorrede. spann 60 Pferde, und über 15 Men¬ schen erforderlich wären, die nämliche Last zu Lande fortzubringen. Welche Unkosten und Zeitverlust, in Vergleich gegen der ungemein minder kostbar, und auch viel bequemem Fluß-Schiff¬ fahrt? Doch was braucht es andere Gründe anzuführen, die Wichtigkeit der Schiffbarmachung der Ströme zu be¬ zeugen? Werfen wir ein Augenmerk auf die blühendsten Reiche undProvin- zen, werden wir nicht finden, daß sel¬ be mit unausgesezter Sorgfalt, und unendlichen Summen auf die Schiff¬ barmachung der Flüsse, und ihre Er¬ haltung unaufhörlich bedacht seyn? Wie viele Provinzen und Reiche, müs¬ sen bey aller ihrer natürlichen Frucht¬ barkeit , und günstigen Lage den er¬ wünschten Absatz und Verkehr ihrer Produkte vermissen, wenn nicht durch die gränzenlose Sorgfalt ihrer weisen Beherrscher die betreffende Flüsse schiff¬ bar gemacht, und auf chre Erhaltung A 3 durch » Vorrede. durch ganz besondere Anstalt wäre Be¬ dacht genommen worden. Es bleibt also kein Zweifel übrig, daß die Schiffbarmachung der Ströme eins der Hauptmittel sey, einen Staat blühend und glücklich zu machen, und für sich ein fo wichtiger Gegenstand, daß er aller erdenklichen Kosten und Mühe würdig ist. Durch gegenwärtige Abhandlung habe ich einen Versuch wagen wollen, jene praktischen Mitteln an die Hand zu geben, mittels welchen am füglich- sien diejenigen Hindernisse können ge¬ hoben werden, welche die Schiffbarkeit eines Stromes oder Flußes, entweder ganz hindern, oder äusserst gefährlich, und unbequem machen. In dieser Absicht bcschrenke ich ge¬ genwärtige Abhandlung auf folgende Kapitel. Erstes Kapitel. Von den Hindernissen der Fahrbarkeit eines Stromes, und den schicksam- sten Mitteln, solche zu heben. Zwey- Vorrede. Zwevtes Kapitel. Von Vereinigung schiffbar gemachter Ströme mittels Schifffahrts-Ka¬ nälen. Drittes Kapitel. Von Anlegung, und Bau der Schiff- fahrts - Schleusst«. Anhang. Von Sprengung der Felsen und Stei¬ ne , unter dem Wasser. In dem ersten Kapitel habe ich alle diejenigen Hindernisse behandelt, wel¬ che entweder die Fahrbarkeit eines Stromes ganz unterbrechen, oder we¬ nigstens die Fahrt sehr gefährlich ma¬ chen, wobey ich die schicksamsten prak¬ tischen Mitteln, solchen abzuhelfen um¬ ständlich berühre, bey denen ich mich theils auf eigene Erfahrung, theils auf verschiedene an fremden von mir bereisten Flüssen gesehene Arbeiten be¬ rufe. A4 Da Vorrede. Da es übrigens nicht allzeit genug ist, Flüsse und Ströme schiffbar ge¬ macht zu haben, sondern sich auch oft eine vorteilhafte Gelegenheit darbie¬ tet durch Verbindung der Flüffe die Schifffahrt ungemein zu verlängern, und zu verbreiten, so habe ich im zwey- tcn Kapitel von der Vereinigung schiff¬ bar gemachter Ströme mittels Schiff¬ fahrts-Kanälen gehandelt. Ich habe zum Beschluß dieses Kapitels die Be¬ schreibung einiger wichtigcnSchifffahrt- Kanälen, die ich zum Theil selbst be¬ reiset, theils aus Hochgroevs Beschrei¬ bung der schiffbaren Kanäle entlehnet, bcygefüget, und ich hoffe meinen Le¬ sern durch selbe sattsam zu bezeugen, daß beynahe kein Fall sich ereignet, in welchem nicht die Natur durch die Kunst könnte überwunden werden. Die mei¬ sten, und wichtigsten Hindernisse kön¬ nen nur mittels Schleusten überstiegen werden, ich konnte also nicht umhin, > von denvSchlcußenbau in einem besom dern, und dritten Kapitel zu handeln. End- Vorrede. Endlich/ da ich gegenwärtige Abhand¬ lung hauptsächlich zum Gebrauch unse¬ rer Provlnzen verfasset, in welchen vie¬ le Flüsse durch rauhe Gebürge fort¬ strömen, und folglich die Haupthin¬ dernissen der Schifffahrt die häufigen theils unter/ theils über das Wasser vorragenden Klippen verursachen/ so fand ich fast für unentbehrlich/ zum Beschluß einen ganz besonder« Anhang über die Art und Weise zu liefern / wie Felsen und Steine/ unter / und, ober dem Wasser zu sprengen sind/ und ich hoffe, durch selbe manchem nicht geringe Dienste zu leisten / der an Flüssen und Strömen zu bauen hat. Dieses ist der ganze Entwurf und Inhalt gegenwärtiger Abhandlung / die hauptsächlich eine Frucht meiner, vor einigen Jahren nach fremden Flüssen und Kanälen gemachten Reise ist. Ich habe solche, zum Nutzen und Anwendung für unsere Provinzen ge¬ schrieben/ und also eingerichtet/ daß das meiste auf unsere Flüsse angcwen A 5 det Vorrede. det werden könne. Mein einziger Wunsch ist, daß solche denjenigen Nutzen leiste, welcher das einzige Ziel meiner Bemühung war: mir ist es ge¬ nug, wenn ich nur die Ehre habe, dem Staate einigermassen durch meine Anwendung gedient zu haben. Laybach den 2oten März 1787. Der Verfasser. Erstes Erstes Kapitel. Von den Hindernissen, welche die Schiffbarkeit eines Stromes hemmen. ie Hindernisse der Schifffahrt, oder Fahrbarkeit eines Flußes sind zweyfach: Nämlich. Erstens: jene, welche platterdings alle Schifffahrt hemmen. Zweitens: welche die- Schifffahrt zwar nicht ganz hemmen, doch dieselbe sehr erschweren; und gefährlich machen. Unter die ersten gehören Wenn ein Fluß zu wenig Wasser besizet/ als daß er Schiffe tragen könne. v. - ir I. Rapitel. Von den Hindernissen L. Wenn in selben Abfälle, und Catarak- ten befindlich, die den Strom auf meh¬ rere Fuß stauen, und dadurch einen Fall verursachen. Wenn er eine solche Geschwindigkeit be- fizet. daß cs gar nicht möglich die Schiffe in selben fortzr 'ringen. v. Wenn im Strome Hindernisse, als Fel¬ sen , Gt cke re. befindlich, welche die Fahrt ganz und gar sperren. Unter die zweyten gehören. L. Wenn ein Fluß über häufige Seichten fließt. b. Wenn im Fluße Gegenstände befindlich, an welchen Schiffe füglich scheitern können. c. Wenn der Fluß in großen Serpentinen fließt, welches die Fahrt verspätet. ä. Wenn der Fluß mit keinem Treppelweg, oder Leinpfad versehen ist, wodurch der Gegenzug gehemmet wird. Wenn ein Fluß so wenig Wasser führt, daß er keine Schiffe tragen kann, so sieht es freylich um die Schifffahrt ziem¬ lich mißlich aus. Viele Flüsse sind diesem Fehler unterworfen, besonders zu Sommers» zeit bey anhaltender Trockne. Doch, so schwer es auch scheint, bey solchen Umstän¬ den der Fahrbarkeit. iz Am einen Fluß fahrbar zu machen; so ist es noch nicht geschehen- Die Hydrotechnik ist reich genug, uns Mittel an die Hand zu geben, uns für den allfälligen Wasserab- gang schadlos zu halten. Doch ehe ich zu den Mitteln schreite, welche in diesem Fall ersprießlich seyn könnten, so wollen wir ehe die Ursachen untersuchen, welche einen der- ley Wassermangel verursachen können. Die¬ se sind: 1. Wenn die Quellen nicht genug ergie¬ big, und bey langer anhaltender Trockne entweder ganz, oder gröftentheils ver- troknen. 2. Wenn das Flußbeet so abschüßig, daß sich der übrige Wasservorrath über sel¬ bem nicht genugsan? sammeln kann, son¬ dern mit Geschwindigkeit fortrauschet. z. Wenn der Fluß durch Vernachlässi¬ gung sich ein so breites Beet gebanet, daß er ganz zerstreuet, in einer Menge Armen rinnet, durch welche sein Wasserstau- so¬ wohl ermederet, als auch sein Grundbeet erhöhet werden muß. Sind die Quellen sparsam, und nicht ergiebig, so suche man fremder Bäche Wasser, so es möglich, in selbe zu leiten, um da¬ durch den Vorrath zu vermehren; oder man trach- 14 I, Rapitcl. von den Hindernissen trachte die bereits vorräthige Wastermassa in ihrem Beet so lange zu verhalten, als es nur möglich, damit es sich gleichsam in ein Bassin sammle, und staue, wodurch man zwar keinen grosser» Wasservorrath erhalten/ sondern nur bewirken wird/ da¬ mit selber sich von Ort zu Ort desto langer verweile. Dieses geschieht, "wenn von Ort zu Ort quer durch den Fluß Wehren ge¬ schlagen werden, welche den Fluß auf eine solche Weite, die man durch das Abwagen gefunden, stauen, und also tiefes Fahr¬ wasser zuwege bringen : den Fall welcher durch derley Stauung hervorgebracht wird, zu übersteigen, muß bey jeder derley Weh¬ ren, ein Seitenkanal, und in selben eine Schleuste angeleget*werden. Führet der Fluß bey Uiherschwcmmungen vielen Sand, Schlamm, und derley grobe Materien mit sich, oder fliesset er zwischen so nieder» Uf- fern, daß eine Stauung bey Fluthen, Über¬ schwemmungen der darneben liegenden Län- dereyen verursachen konnte; so hüte man sich, Kreuz-oder Schlachtwehren zu schla¬ gen. Im ersten Falle würden sie das Flu߬ beet auswärts versanden, und ganz ver¬ schlammen, in zweyten hingegen Überschwem¬ mungen anrichten, welches der gewöhnliche Feh- der Fahrbarkeit. iz Fehler dieser Art Wasserwerke ist. Da müssen nur Freyarchen angeleget werden, deren Schüzen bey kleinem Wasser so ge¬ schlossen blieben, damit das Wasser in der zur Schiffahrt erfoderlichenHöhe erhalten wer¬ de, bey Fluthen hingegen könnten jene gezo¬ gen werden, damit das Wasser seinen freyen Abzug fände, und nirgends zur Aufstauung, oder Versanden veranlasset werde; neben diesen Freyschüzen können jederzeit mit Nu¬ jen Mühlen und andere Wasserwerke ange¬ leget werden, welche bey jeder Wasserhöhe erfoderlichesMahl- oder Treibwasser erhal¬ ten können. Solch ergestalt wurde die Finow im Preußischen schiffbar gemacht, als ein un¬ bedeutendes Wasser nimmt sie ihren Ur¬ sprung hinter der Küzmühle bey Biesenthal, und rinnt durch einen Weg von drey Mei¬ len nach der Oder. Man erkannte aber, welchen Nutzen derselben Schiffbarkeit bey der Vereinigung der Oder mit der Havel durch den izt genannten Finow-Kanal ge¬ winnen würde. Den Wasserabgang ersetzte man durch Schwellungen; 15 an verschiede¬ nen Orten angelegte Wehren und Archen, stauen das Wasser auf eine Höhe von 4 Fuß, und mittels der in Seitenkanälen angeleg¬ ten Käftenschleussen, übersteiget man den Fall, r6 I. Rrrpiteb. vsn den Hindernissen Fall , welcher durch die Schwellung verur¬ sachet wird. Solchergestalt lassen ssch ohne Nutzen im Lande herumirrende Bäche und Wasser, welche für sich einen geringen Was- ftrvorrath' haben, schiffbar machen- Ist aber der Wasservorrath ergiebiger, hingegen der Boden, oder Beetung des Flußes so abschüßig, daß das Wasser nicht Zeit genug hat, sich so lange zu verweilen, daß es zu einer hinlänglichen Wasserhohe anschwelle, so laßt sich das nämliche jzt beschriebene Mittel mit Nutzen anwenden. Man lege von Orte zu Orte Archen an, mit welchen der Fluß kann geschwelter wer¬ den; so wird von einer zur andern das Wasser aufgestauet werden, und auf eine solche Hohe sich heben, welche zu jeder Zeit Schiffe beherbergen kann. Daraus flehet man , daß nicht an allen Flüssen ohne Un¬ terschied alle Wehren schädlich sind. Viele Flüsse würden sich in unfahrbare Wasser¬ fälle, und häufige Untieffen verwandeln, woferne sie nicht die hie, und da befindliche Wehren in gehöriger Höhe erhielten. So viele Aufsicht es erfodert, daß nicht Weh¬ ren ohne Ursache, und in angehörigen Or¬ ten angeleget werden; so viele Behutsam¬ keit öer Zahrl'arkeir. ,7 ist auch nöthig. Damit nicht schon verfertigte ohne Ursache abgeschaffet werden. Diese zur Staung eines Flusses erfo- Verliche Werke könn-ur nach verschiedenen «»hArc-dn Arten gemacht, und angelegt werden. Er- heischen die Umstande norhwendig eine Ar¬ che mit Freyschützen, so untersuche man den Grund, ist er so, daß man in selben die Grundpfähle einrammen kann / so kann das Werk nach der in i. 2> lad.l. befindlichen Zeichnung angelegt werden. Man schlagt eine Reihe Spundpfähle von 6 Zoll dik von a bis b so tief als der xj§, Grund zuläßt. In einer Entfernung von 6, bis 7 Fuß schlagt man wieder eine andere c / 6, parallel zu der ersten, in einer Ent¬ fernung von 6 Fuß wieder eine Spund¬ wand ek von 4 zölligen Bollen , alsdann werden die Aufsetzbalken aufwärts aufge¬ zapft , und diese z Spundwände durch Queerrügeln ik/ilc verbünde» / der Raum zwischen selben aber wird/ nachdem er so tief als möglich ausgeraumet worden, mit gutem Laim ausgestampfet/ ober sich mit Steinen ausgepflastert/ und endlich mit 2 oder »z, ' zölligen.Pfosten bedekt ; auf die mittelste Spundwand c, 6 bllF. i. wird der Fach¬ baum I, m, aufgezapft / in den Fachbaum V wer- ,8 i Rapitel von -en Hin-ernisH werden die Griessaulen, n, n,n nachdem erforderlichen Distanz von 6,7-, 8 Fuß ein¬ gelassen ; diese werden aufwärts durch den Balken xk'iF. - verbunden, und gegen den Seitendruk durch die Stützen r, r, gesi¬ chert. Oben zwischen den Griessaulen bringt man die Welles an, mittels welcher die Schützthöre 0, o, 00 k'iZ. z aufgewunden werden können. Bey y 2. ist ein schmaler Gang, welcher von einem Ende zum andern geht, und den Schützenwartern dienet, wenn die zugelassen, oder auf¬ gezogen werden. Die Spundwände läßt man, um die Arche gut mit dem Lande zu verbinden auf 2, oder z Klafter ins Land hinein treten, und verfertiget solcherge¬ stalt die r Verschallungen i. hinter welche man eine tüchtige Schicht Thonerde zusammenstampft,die Fugen mit Moose gut ausfüllt, und an der Oberfläche entweder bepflanzet, oder mit Steinen aus¬ pflastert. Uibrigens ist aus b'iZ. r, 2, z der ausführliche Bau einer itzt beschriebenen freyen Arche klar zu ersehen. Hat das Abwagcn des Flusses gezei¬ gt , daß man die Beetung, oder den rnr. r. Archflutter gar nicht erheben darf; so wird selber ganz horizontal angeleget, kömmt der Fahrbarkeit. ry kömmt es hingegen auf i oder i-z Fuß nicht an, ob der Fachbaum höher, als die Bee* tung des Flusses liege, so kann selber in Gestalt eines Rükens angeleget werden- Bey der eigentlichen Führung dieser Arbeit soll der Schleussenkanal samt der Schleuste vorher angeleget, hicraufdas Flu߬ wasser durch diesen Kanal gelassen werden, um das Flußbeet troken zu halten, so lan? ge die Arbeit wahret. Ist der Grund hingegen felsigt, daß man eine hölzerne Arche unmöglich anlegen könnte, so nehme man seine Zuflucht zu ei¬ ner steinernen; in diesem Falle werden die beyden Uferverkleidungen aus Stein, dann statt den Griessaulen steinerne Pfeiler auf- geführet, zwischen welchen die Freyschützen in eingehaucnen Fugen auf und ab gezo¬ gen werden können. Ist die Lage der Ufer, und der Län- dereyen so beschaffen daß die zur Schiff¬ fahrt nothige Schwellung keine Uiber- schwemmungen anrichten kann, so kann man auch an die Stelle der Freyarchen, Uiberfalle , Streich--oder Schlachtwehren anlege», diese können entweder von Faschi¬ nen, von Steinen, oder hölzernen Kasten angeleget werden. B 2 Wie ,6 I. Rapitel, von -en Hindernissen Wie jene von Faschinen anzulegett sind, habe ich schon in meiner Abhandlung von der vorzüglichsten Art, an Hl.issen und Strömen zu bauen, gewiesen. Steinerne kennen auf zweyerley Ark angelegt werden. Ist der Grund Sand, Laim, Thon, oder sonst ein derley nachgie- S-s- 4, biger Grund, so schlage man von » nach b> eine Spundwand, oder saus der Grund fester Laim wäre, auch eine Reihe dicht neben einander stehender glatter Pfahle von Ei¬ chen, Erlen, oder Tannen. In einer Di- st'Niz von 8, 9, bis ro Fuß schlage man wieder eme andere Reihe cd Spund-oder andere dicht neben einander stehende Pfäh¬ le , die man mit Aufsetzbalken verbindet, und mit Queerriegcln befestiget, zwischen diesen zwo Wanden fülle man den Raum mit an einander passenden Steinen aus, weiche mit Laim und Letten unter sich ver¬ bunden werden, aufwärts hingegen pflaste¬ re man den ganzen Röken mit grossen nach kdF. 5 zu setzenden Steinen aus, deren Fugen mit Moose gut ausgeschlagen wer¬ den. Hinten bey g h bringe man das Ab- fallsflutter an, man schiagcnämlich in einer Entfernung von n bis io Fuß wiederum eine Reihe dicht neben emander stehender Pi ah- der Fahrbarkeit. „ Pfahle s b, welche man mit einem Aufsetz- riz «. balken befestiget. Diesen Raum pflastere man mit.Steinplatten, welche gut mir Moose ausgestopfet werden, dann ist der Mcrfall fertig. Im Steingrund, wo fick keine Pfahle einrammen lassen, müssen derley UrSerfalle schon mit gehauenen Steinen verfertiget werden; 6 zeiget das Profil eines der¬ gleichen Dammes, und die vollkommene Struktur eines solchenUiberfalls, der gleich einem Gewölbe sich in einander schließt. Die Kaftenwehren , welche man aus Mehrern Reihen horizontal auf einander lie¬ gender Bäume, die man durch von Distanz zu Distanz nach der Queere in einander gezogene Riegeln verbinden, und deren Zwischenraum mit einer Schichte Gestrau¬ cher, und einer andern von Steinen aus¬ füllen, und oben mit Pfosten verkleiden kann, sind auch statt der Steinwehren in einem Falle , wo nicht leicht Grundpfähle einzutreiben sind, anzurathen: doch kön¬ nen sie niemals recht wasserdicht gemacht werden, dem ungeachtet trift man sie häufig au Flüssen an. ln§. i. i. zei¬ get eine andere Art der Kastenwehren irr einem unbeständigen Grunde an, . davon B 2 die r« I. Rapitel von den Hindernissen die Struktur aus der Zeichnung erhellet. Wie ferners die in den Seitengrabenzur Schifffahrt anzulegenden Schleuss:» am Vorzüglichsten anzulegen sind , ist aus Rap. II. zu ersehen- Solchergestalt laßt sich demjenigen Wasserabgang, der sich theils durch die sparsamen Quellen eines Flusses, theils durch grosse Abschüssigkeit äußert, steuern, und durch itzt erwähnte Mittel in solchen Srreken die Schifffahrt füglich befördern. Es folget nun die dritte Ursache, wel¬ che Flüssen, und Strömen das zur Schiff- fahrt erfoderliche Wasser entziehet; näm¬ lich die Vernachlässigung ihrer Grundbee¬ te. Für Flüsse von einem starken Abfälle, die zugleich am Grunde losen Sand und Schodcr haben, ist selten Ein Flußbeet hinreichend. Bey jeder Fluth bahnen sie sich einen andern Arm, und Rinnsall; ein Einbruch nach dem andern verbreitet den Rinnsaal > welcher sich zuletzt in eine entsezliche Breite verwandelt, die, so¬ bald der Fluß etwas sich zu schwellen an¬ fangt, gleich mit Wasser bedecket ist; da¬ durch aber, daß sich der Fluß in die so weit ausgebreiteten Ebenen ausdehnen kann, muß er notwendig an Höhe ab- neh- -er Fahrbarkeit. rz nehmen, und folglich auch seine Geschwin¬ digkeit und mit dieser die Kraft verlie¬ ren , sich sein Flußbeet zu räumen. Er muß sich also nvthwendig das Beet selbst durch¬ gängig verstopfen, erhöhen, und ganz unvermeidlich der Schifffahrt das nöthige Fahrwasser entziehen. Diesem Fehler sind alle Flüsse unterworfen, welche von Ge¬ birgen mit grosser Geschwindigkeit herströ- men, und über Kieselund Sandgrund ih¬ ren Lauf nehmen. Die Torre, pisve, die Tagliamento in venetianischen, die Zeistriz, an einigen Orten die Sau in Krain, die Sann, und Muhr in Steyermarkt/ sind davon klare Beweise, und der diese Flüsse kennt, wird meinem Satze gerne beypflich- ten. Diesem Uibel abzuhelfcn, ist das ein¬ zige Mittel, dem Strom wieder seine Ge¬ walt und Starke zu geben, um sich selbst ein ordentliches Flußbeet bahnen, und vertiefen zu können: dies geschieht durch Beschränkung seines Flußbeetes auf seine Normalbreite. Diese Beschränkung erhalt man auf mehrere Arten: »4 I- Rapitel von den Hindernissen 1. Durch Erhöhung -er äusser der Nor¬ malbreite fallenden Flache des Flu߬ beetes. 2. Mit Trieb-und Prellbuhnen. z. Mit Eindeichungen des Flußbeetes. 4. Mit Durchstechung der Serpentinen. 5. Mit Abschneidung der Afterarme. Die Erhöhung der außer den or¬ dentlichen. Rmnsaal des Flusses fallenden Sandbänke und Hägern halte ich für die vorzüglichste Art, in diesem Falle dem Ge¬ brechen der Stöme abzuhelfen. Wie die¬ se Erhöhung theils mit Strichzäumen, theils mit Bepflanzung zu unternehmen, habe ich in meiner Abhandlung über die vorzüglichste Art, an Flüssen und'Strömen zu bauen, gewiesen. Attdnrch wird man nach und nach hohes Land gewinnen, zwischen welchem der Strom wie zwischen Dämmen beschränket > nnd Geschwindigkeit behalten wird, sich selbst auszufegen; nebst dem wer¬ den Bepflanzungen Mittel gegen den Ein¬ bruch sryn. Mit Treib - und Prellbuhnen läßt sich em Strom auch bestens in die Ordnung beschränken. Wo man nicht füglich Erhö¬ hungen Lurch Zäune und Bepflanzungen anbringen kann, sind diese die tüchtigsten Mit-- . der Fahrbarkeit. »5 Mittel, dem Strome die gehörige Lebhaft Ngkeit zu verschaffen, um sich selbst zu ver¬ tiefen: man laßt selbe von beiden Seiten des Flusses auf eine gewisse Weite in den Strom treten, damit zwischen den beiden Köpfen gerade die gehörige Normalbrcite, übrig bleibt. Diese legt man in der ganzen Strebe des zu beschränkenden Strombettes auf eine Entfernung von 50, 82, auch 102 Klafter voneinander an; zwischen diesen Rauschflügeln wird der Strom sich bestens vertiefen, und den ausgehobenen Sand in den zwischen den Buhnen enthaltenen Raum lagern: diesen versäume man nicht, sobald er über das kleinste Wasser vorzuragen an¬ fängt , zu bepflanzen, und solchergestalt diese ganze eroberte Gegend zu erhöhen, als welche in Zukunft die. unveränderlichen Grenzen des Stromes seyn werden. Wenn Flüsse in grossen Serpentinen fliessen, so verlieren sie meistens ihr Leben; sie werden träge, und versanden sich nach nnd nach, wodurch die Schifffahrt auch Gefahr leidet, gesperrt zu werden: in diesem Falle müssen Durchstiche derselben dem Strom wieder feine gehörige Geschwin¬ digkeit und Kraft erthcilen, und wenn man diesen solchergestalt in Ordnung gebracht B Z hat. s6 l. Rapitel von den Hindernissen Hat/ ist Sorge zu trage»/ daß er in seine gehörigen »Schranken gesetzt wird. Von den Durchstichen der Serpentinen ist in meiner Abhandlung, an Flüssen und Strömen zu. bauen, ausführlich gehandelt worden. Das vierte Mittel der Einschränkung sind die Deiche (Vi^ues) Wenn ein Fluß zwischen nieder» Ufer» fließt, die er bey der kleinsten Anschwellung übertritt, und sich alsdann in das darneben liegende Ufer er¬ gießt , so verliert er nothwendig an seiner Höhe, so wie er an der Breite zunimmt. Wie kann er sich alsdann seinen Schlauch vertiefen? In diesem Falle sind Däme das Mittel , den Strom in den Schranken zu halten, und, indem sie ihm durch ihre Beschränkung eine grössere Höhe ertheilen, ihm auch mehr Kräfte sich zu vertiefen verschaffen. Deiche sind von guter Klay - oder Thon¬ erde aufgeworfener Dämme, welche so hoch sind, daß sie niemals von Fluthen überstie¬ gen werden können, und, nach Beschaffen¬ heit des Wasser - Stosses, sich allenfalls mit einer starken Böschung dem Wasser entge¬ gensetzen. Die Kappe kann von 4, bis 4 Fuß breit seyn, und rükwärts wird sie eine starke Böschung besitzen. Man hüte sich, der- der Fahrbarkeit. 27 derley Deiche auf flüchtigen Gand - und Gchodergrund anzulegen. Bey erster Fluth wäre der Grund samt dem Deiche verlo¬ ren. In Hunrrchs Deich - Siel - uud Schlä'nyenbau, in Brahms Anleitung- zum Deichbau, Gilberschlays Hpdro« technik, werden diese wichtigen Werke weit- lauftig beschrieben« Afterarme sind der Tod der Ströme; fangt einmal der Strom an, in mehrere Rinnsale seinen Vorrath zu theilen; so muß er notwendig seine Höhe verlie¬ ren. Was folgt daraus? Die Geschwin¬ digkeit, und seine Kraft, gegen den Grund zu wirken, geht mit einmal verloren. Ver¬ sandungen , und Verschlämmungen seines Grundbeetes sind, neben den häufigen Überschwemmungen, die richtigen Folgen seiner Ausschweifungen. Es folgt daher, daß man, um den Strom wieder in seine gehörige Höhe zu-bringen, und ihm wieder die Kraft, sich selbst zu vertiefen, Mitzu- theilcn, diese Seiten-Rinnsäle abschneiden müsse. Man gedenke nur nicht, daß man durch derley Einschränkungen dem Flußbeete neu¬ en Anlaß zu Überschwemmungen geben wer¬ de» Vielmehr sind Liese Mittel im Stande, Uiber- 28 l. Laprtel. vsn den Hindernissen Überschwemmungen abzuhelfen ; denn weil die durch sie in ihren Grenzen beschrankten Flusse keine Gelegenheit haben, ihren Was- servorrath zu verlieren: so besitzen sie, we¬ gen erhaltener grösserer Höhe ihres Wasser¬ standes , mehr Geschwindigkeit, folglich auch mehr Gewalt, gegen ihre Grundbcet zu wirken, und vertiefen selbes um so viel, als ihre geschmälerte Breite sie etwa zum Aufschwellen veranlassen würde; da hinge¬ gen bey weit zerstreuten Flüssen ihr mattes Wasser nicht nur, ihr Beet zu reinigen, selbst nicht im Stande ist, sondern auch die mit sich führenden Materien, ausMan- gel geuugsamer Geschwindigkeit, niederste ken lassen muß, wodurch von Zeit zu Zeit Erhöhungen der Grundbeete, und unfehl¬ bare Uiderschwemmungen entstehen. Die zweyte Hinderniß der Fahrbarkeit eines Flusses, sind die Katarakten, und Überfälle. Diese sind wieder zweyfach: die natürlichen, und die künstlichen. Die na¬ türlichen sind diejenigen, wenn queer durch d.n Fluß eine solche Menge Felsen und Klippen befindlich sind, daß sie den Strom auf mehr Schuh, auch Klafter schwellen, und so folglich die ganze Passage der Sch ff- fahrt sperren. Die Her Fahrbarkeit, LA Die künstlichen Uiberfälle hinaegen sind liene, welche zum Behufe der Wasserman schirren, als: Mühlen, Hammer, Druck¬ werke, und dergleichen, angelegt werden, und gleichfalls durch ihren Fall die Schiff¬ fahrt sperren. Die natürlichen Uiberfälle und Kata¬ rakten, sind wieder von zweyerley Art, nämlich solche, welch: aus lebendigen, aus dem Grunde hervorragenden, Felsenstüken bestehen; und andere, die nur von losen, etwa in den Strom hineingerollten Stei¬ nen , bestehen. Beyde sind der Schifffahrt gleich hin¬ derlich-; nur sind die leztern leichter, als die erstem aus dem We^e zu raumen. Es brauchen keine Katarakten des Nils, oder Niagara's zu seyn, schreibt Hr. Ober-Baurattz Silber sch lag, um die Schifffahrt zu sperren; es ist genug, wenn sie den Strom auf einige Fuß spannen, um die ganze Schifffahrt zu unterbrechen. Nach Beschaffenheit der Umstande, der Höhe des Falls, und der Gattung des FlußbeL- trs, lassen sich die Mittel bestimmen, wel¬ che in diesem, oder jenem Falle anzuwen- den fino, Bc- -c» k. Raprtel. von den Hindernissen Beträgt das Gefälle zwey, höchstens zwey und einen halben Fuß, und wird der ganze Uiberfall durch häufig aus dem Grundbeete vorragende Felsen verursacht, so sprenge man die hinderlichen Felsenklum¬ pen über, und unter dem Wasser auf eine solche Tiefe, daß Schiffe niemals auf sel¬ ben scheitern mögen: die Schwellung wird in dem Verhältniß abnehmen, als man die Felsen aus dem Wege räumen wird. Eine Schwellung wird noch immer zugegen seyn: allein, sie wird zwar die Passage gegen den Strom etwas erschweren, jedoch niemals hindern, oder gefährlich machen, wenn man nur Sorge trug, die Fahrt längst dem Lan¬ de tief genug auszusprengen, damit die Schiffer nicht gezwungen sind, die Schiffe nach der Queere, und gegen die Mitte zu steuern, wenn sie diesen Schwall pastircu müssen. Beträgt der Katarakt, oder Fall meh¬ rere Fuß, so daß es keine Hoffnung wäre, selben, auch nach abgesprengten im Wege stehenden Felsen übersteigen zu können, so untersuche man, ob uns die Natur auf ei¬ ner, oder der andern Seite eine Felsen¬ bank, oder sonst eine Landzunge weiset, durch welche entweder ein offener Kanal ge-i der Fahrbarkeit. zr gesprengt, oder, wenn der Fall beträchtli¬ cher jft, in selbem eine Schleusst angelegt werden kann. Vietet sich eine solche Gele¬ genheit dar, so kann man sich selbe mit grossem Vortheile zu Nutzen machen. Bey dem weissen Schwalle in Rrain am Sau¬ strom, hat man solchergestalt, den schwe- ren Fall x zu vermeiden, durch die Stein- bank ad einen 72 Klafter langen Kanal in lebendigen Felsen gesprengt. Der ganze 4 Fuß hohe Fall vertheilet sich in die Lange von 70 Klaftern, nach und nach, auf eine solche Art, daß endlich der ganze sonst sehr steile Uiberfall sich auf einer, zwar ziemlich schiefhangend en, Flache verliert, gegen wel¬ che aufwärts mit 252 Zentner belastete Schiffe nur mit » paar Ochsen, und 8 Mann gezogen werden. Ware hingegen der Fall beträchtlicher, z. B. 6, 8 oder mehrere Schuh, so würde das Wasser mit solcher Geschwindigkeit in den offnen Kanal fortschiessen, daß nicht nur wegen diesem, sondern auch selbst wegen dem nieder» Was- scrstand der Gegenzug nicht statt finden könnte; in diesem Falle müßte man schon zu Gchleussen seine Zuflucht nehmen. Kein Wasserfall ist so groß, der nicht mit Schleus¬ st» überwunden werden konnte, wenn sich nur Z» I. Raprtel. Usn den»Hindernissen nur auf der Seite so viel Platz vorfindet, einen Gcitenkanal, Md in selbem die nö» thige Schleusse anzulegen. Schl uffeff sind in derley Fallen das vorzüglichste Mittel: stit ihrer Erfindung geht die Schifffahrt über Berg und Thal, mit der nämlichen Leichtigkeit, als auf einer stillstehenden See. Wo es nur die Umstände zulasten, versäume man nicht, diese der Schifffahrt so nützliche Erfindung anzubringcn Aeus- sert sich aber ein starker grosser Uiberfall in einem engen und steilen Thale, wo weder auf einen Kanal, noch eine Schleuste zu denken ist, da heißt es freylich non plus rürrir, aber auch da bleibt noch ein Mittel übrig, die Ladung fortzubringen; man un¬ terhalte auf solchen Stellen ein Landfuhr¬ werk , auf welchem die Güter über die Ka¬ tarakten gebracht werden können, lade selbe alsdann in andere Schiffe, und befördere sie weiters; der Zeitverlust, und die Unko¬ sten werden freylich etwas auf sich haben, aber auch nicht so auffallend seyn, daß sie die Schifffahrt unterbrechen sollen. Zu prusniyg bediente man sich nach dem vor mehr Jahren erfolaten Vergbruch, und dadurch gänzlich durch die eingerollten Fel- senstüke verdämmten Saufirom, dieses Mit¬ tels der Fahrbarkeit. gZ tels durch mehrere Jahre, und beförderte auf Frachtwagen die Maaren und Schiffe, auf eine Lange von ungefähr 400 Klaftern, so lange, bis der-Schwall hinlänglich ge¬ raumer worden. Diese Manipulation ist auch immer den Rvllbrüken vorzuziehen, welche unsicher, kostbar sind, und Schiffe nicht nur stark verderben, sondern auch in grosse Gefahr setzen. Bey Flüssen, die zwischen engen und gebirgickten Thälern fliessen, entstehen ost von Zeit zu Zeit die gefährlichsten und übelsten Uiberfälle, besonders, wenn die Gebürge, zwischen welchen solche Flüsse ih¬ ren Lauf haben, aus Kalksteinen bestehen, und nicht mit genügsamen Waldungen be- drket sind. Die Kalksteine verwittern an der Luft, und da die Naße durch ihre Klüfte leicht dringen kann, so werden durch den Frost die größten Felsenstücke los.- gesprengt, welche bey aufthauendem Wetter kvsgchen, und sich in den unten befindlichen Strom stürzen. Nicht selten löset sich auch aus eben dieser Ursache nach anhaltendem Regenwetter, oder durch eine unterirdi¬ sche Erschütterung ein beträchtlicher Theil des Berges von den andern ab, welches ein Vergbrnch genannt wird. Solch ein C Eirp- Z'4 r. Rapit-L. von den Hindernissen Einsturz ist im Stande, vorzüglich wenn er von losen Felsenstücken besteht, einen gan¬ zen Strom zu verdammen, und die Schiff¬ fahrt auf lange Zett zu sperren. Der gro¬ ße Bergbruch zu PrußniM, der vor mehr denn 42 Jahren losgegangen, war von die¬ ser Art. Der ganze Strom wurde von den herabgerollten Steinen und Felsenftüken verdammet, und die Schifffahrt wurde auf mehrere Jahre gesperret. Wenn nicht, wie oben gesagt, durch ein ländliches Fuhrwerk die Maaren und Schiffe über die beyden Schwellungen gebracht worden waren In solchem Falle kann dem Uibel durch Räumung der eingestürzten Stüke und Kelsen abgcholfen werden. Die gar großen Klumpen werden mit Schießpulver ge¬ sprengt, und dann durch den in z. lab. ii. angedeuteten Rechen herausgcwun- den. Dieser besteht aus einem dreyzakigen Haken 3, welcher an einer langen Stange d befestiget ist. Bey c ist an selbem ein Strick befindlich, mit welchem ein in dem Schiffe stehender Arbeiter, selben nach Be¬ lieben regiert, und hinter den zu räumen¬ den Felsen so fallen läßt, daß er ihn fasse, alsdann ziehen 7, 8, rs oder nach Ver¬ hält- der Fahrbarkeit. zz hältniß mehrere Mann an der Stange die Steine zu sich, und so gehet die Räumung ziemlich behende von statten- Ist der Stein- klumpen zu groß, oder so unterm Wasser gelegen, daß er nicht füglich mit diesem Rc- chen bezwungen werden kann, so thut eine Erdwinde kiZ. 4 gute Dienste- Man stelle an einem geräumigen Orte am Lande, eine stehende Welle x, welche rückwärts mit zwey Tauen befestiget worden. An diese Welle x bringe man einen aus einem hinlänglich di- ken und starken Baum ausgehöhlten Zylin¬ der c, und an diesen befestige man mit Striken 4 Kreuzhebcln; die Felsenklumpen umfasse man mit einer tüchtigen Kette, welche an dem Zylinder befestiget wird; alsdann lasse man durch eine hinlängliche Anzahl Leute den Zylinder umdrehen, so wird sich der schwerste Stein ohne viele Mühe heraus ziehen lassen. Oder lassen die Umstande diese Vortheile nicht zu, so kann Man mittels eines Hebels sd 1. Hl. den größten Stüken Meister werden. Man nehme einen proportionirten Hebel, nämlich einen tüchtigen Sperrbaum, brin¬ ge selben an seinem Ende entweder hinter einem im Flusse eingeschlagenen Pfabl x, oder sonst sich schiklich darbietenden Stein, C - oder Z6 t. Rcrpitel. von den Hindernissen oder einer Felseneke an, umfasse den her¬ auszuziehenden Stein mit einer Kette, und befestige diese nahe gegen den Ruhepunkt des Hebels; alsdann lasse man durch eine hinlängliche Anzahl Leute den Hebel an sich ziehen; der Stein, wenn er nur zu he¬ ben ist, wird sich gar bald geben; so wie er beweget wird, überwinde man allzeit die Kette des Hebels, und richte den Hebet immer zurük: auf diese Art wird der Stein, wenn er zwey auch drey Klafter weit im Strom gelegen , nach 8, y Hebclzügen am Lande seyn. Die künstlichen Uiberfälle (die Mühl- und derley Wehren) welche von einem Ufer des Stroms zu dem andern geschlagen wer¬ den, sind oft der Schifffahrt durch ihre Schwellung nützlicher, als sie durch den entstehenden Fall hinderlich sind. Eine Wehre, welche den Fluß in der zur Schiff¬ fahrt erforderlichen Höhe halt, ist, start daß selbe gehoben werden sollte, vielmehr mit Sorgfalt zu erhalten. Aber wie? soll also die Schifffahrt feyern , und sich des nämlichen Nutzens, um welchen die Wehre ihr Verbleiben haben muß, nicht erfreuen können? Nichts weniger. Es giebt zwey Mittel, die Schifffahrt auch in solchen Stre¬ iken der Fahrbarkeit, z/ ken zu befördern, ohne dcßwegen die Weh¬ ren aufzuheben. Das erste und vorzüglich- ste, sind die Schleusten; man grabe neben der Wehre, oder an dem fchiksamften Orte einen Seitenkanal ab, lege an selben eine Schleuste A« an, welcher man den Fall der Wehre mittheilt. Dieses ist das vornehm¬ ste , und der Schifffahrt zuträglichste Mit¬ tel ; allein nicht allzeit ist die Schifffahrt so erträglich, daß man zu solchen kostbaren Erleichterungen derselben seine Zuflucht neh¬ men kann. Es giebt andere wohlfeilere, wiewohl beschwerlichere, und unbequemere Mittel, Wehren mit Schiffen zu überstei¬ gen; diese sind die Durchlässe. Durchlässe snrd prismatische Oeffnungen, die in der Wehre gemacht werden, und durch welche Schiffe auf-und abwärts den natürlichen Wasserfall passiren müssen. Stromab ge¬ het die Sache freylich geschwinder, und ohne Anstand. Allein wer sieht nicht, daß schwerer beladene Schiffe gegen denselben mit erstaunlicher Mühe gebracht werden müssen; dem ungeachtet sind dcrley Durch¬ lässe an der Oder, in Ober - und Nieder¬ schlesien, an der Moldau, und Elbe in Böhmen, sehr häufig. Die Art, wie Schiffe über diese Fälle gebracht werden, ist fvk- C z gen- Z8 I- A.rpltel. von den Hindernissen gende: an der Oder werden sie entweder durch Leute gezogen, zu welchem Ende die¬ se Durchlässe an dem einen Ende der Weh¬ ren befindlich find, und langst selber ein -r->b. m. Trepplerweg a. auf Pfählen veranstaltet ist, oder sie werden mittels eines ober dem Durchlässe auf einem Pfahlwerke angebracht u-Ld. m. ten Haspelrades , über dessen Welle eine an der Vorder- Kostet befestigte Kette lauft, hmamgewunden. In Böhmen an der Mol¬ dau haben die Schiffe vorwärts eine Win¬ de, über welche ein Tau befindlich ist, wel¬ ches mit dem einen Ende an einen Anker befestiget wird; wenn solches unter der; Durchlaß kömmt , so wird her Anker, welcher schon jederzeit bey der dabey befind¬ lichen Mühle vorfindig ist, in einer gehöri¬ gen Entfernung am Ufer des Flusses fest ge¬ macht, die Winde durch Kreuzhebeln herum- gedrehet, und das Schiff übersteiget den Fall. Diese Manipulation erheischet gute Taue, sichere Winden, und starke Leute. Ich meines Orts würde in solchen Umstan¬ den jederzeit, statt eines einfachen Durch¬ lasses, zu einem ordentlichen Kanal einra- then. Die Wehre müßte jederzeit, wie bey einem Durchlässe, durchschnitten seyn. Allein vom Ende des Durchlaßes ließe ich noch der Fahrbarkeit. zy uoch auf ungefähr 22 bis go Klafter, zu beyden Seiten eine Reihe starker Falzbürften c6. zwischen noch stärkere auch gefälzte * Rammpfähle einschlagen, welche über sich durch Queerriegeln verbunden , und überhaupt so fest gemacht werden sollten, als es erforderlich ist. Dieser Kanal mü߬ te vorwärts breiter seyn, und gegen sein Ende an Breite abnehmen, dadurch wird sich das Wasser vorne erniedrigen, in der Folge des Kanals hingegen um etwas mehr schwellen, wobey der starke Wasserfall sich ziemlich merklich verlieren würde, und also viel leichter zu übersteigen wäre, als wenn der Kanal gleich weit gebauet würde, oder gar am Auslaufe breiter wäre: weil als¬ dann der hohe, Fall zu gewaltig wäre; der sich hingegen bey meiner Angabe in der gan¬ zen Lange sanft verteilet: alsdann könnte entweder ein tüchtiges Haspelrad H5 oder langst dem Lande ein guter Hufschlag ver¬ anstaltet werden, auf welchem die Schiffe mit Pferden oder Ochsen über den Fall ge¬ zogen werden könnten. Diese sind also die Mittel, wodurch die künstlichen Uiberfälle und Wehren an solchen Orten, wo sie zur Schifffahrt erfor¬ derlich erkannt worden, übersteigen werden C körr- I. Rapitel. von den HindsrnisseN können. Wie aber, wenn derley Werke nach einer genauen Abwägung, und Unter¬ suchung, nicht nur der Schifffahrt ihrer Schwellung wegen gleichgültig, sondern viel¬ mehr ihrer Überschwemmung willen, und wegen der dem Strome benommenen Ge¬ schwindigkeit, und erfolgenden Versandung des Flußbeetes, schädlich erkannt worden? Soll sie in diesem Falle nichts von ihrem Untergange und Zerstörung retten? Die Mühlen können in Seitenbäche übersetzt werden; oder wo diese nicht vorhanden sind, so können sie sich in dem nämlichen Fluß durch einen gegen den Strom auf eine an¬ sehnliche Weite geschlagenen Damm genüg¬ sames Anschlagwasser sammeln, auf die Art, wie dieStadtmühlen zuMagdeburg ihrTrieb- wasser erhalten, oder gehet dieses nicht an, so kann man zu Wind - Pferd- oder Ochftn- mühlen stine Zuflucht nehmen. Uiberhaupk sollte niemals die Schifffahrt aus einem ver¬ jährten Mißbrauche wegen den einzelnen Nutzens des Müllers, oder einer Gemeinde wegen' ins Steken oder Unordnung gera- thcn, selbst wenn es mit ihrem Schaden ge¬ schehen sollte; denn besser ist es, daß durch die Beförderung der Schifffahrt, und Re- gulirung eines Flusses, den Nutzen ganzer Lau- der Fahrbarkeit. 4t Ecürder, und Provinzen, als durch die Er¬ haltung einer schädlichen Wehre den Ge- wmn eines Müllers zu befördern, der sein Z'.el auf eine andere Art erhalten kann, da hingegen die Schifffahrt oft gänzlich ge¬ hemmt werden muß. Die dritte Hinderniß der Schifffahrt ist die allzu große Geschwindigkeit derSrv- me. Wenn Ströme, durch ihre rasche Fluth, mehr reissenden Wildbächen, als fahrbaren Flüßen ähnlich sind , da sicht es mit der Schifffahrt übel aus. Die abwärts fahrenden Schiffer sind nicht im Stande, das Schiff, welches mit solcher Geschwin¬ digkeit fortgerisscn wird, so zu steuern, daß es nicht an den noch zum ULberfluße hier und dort befindlichen Felsen, Baumen und derley Hindernissen scheutere. Die Gegcnfahrenden brauchen aber eine erstaun¬ liche Menge Leute und Vieh, um ihrFahr- reug gegen den wüthenden Strom fortzuzie- heu, und sind dabey noch in. äusserster Ge¬ fahr, Schiffe Mann, und Vieh zu vcr> lieren. Niemals kann mit einer solchen Schifffahrt ein solcher Vortheil verbunden seyn, der den Handel begünstiget. Aber rum Glüke findet man selten Ströme, wel¬ che mit solcher Geschwindigkeit ununterbry- C 5 chcm 4» I. Bapilel. Non den Hindernissen chen durch einen langen Weg fortrau- fcheten. Die Geschwindigkeit der Ströme ent¬ steht nicht nur von der Abschüßigkert des Grundbeetes, sondern hauptsächlich von dem großem oder kleinern Gefälle der Oberflä¬ che des Wassers. Diese Geschwindigkeit ist desto grösser, je kleiner der Weg ist,aufwel« chem dieser Fall vertheilet wird. Daher wird man bemerken, daß Ströme, die einen mei¬ stens geraden Rinnsaal besitzen, bey einen gleichen Gefälle mit einer ungleich lebhaf¬ tem Geschwindigkeit abziehen, als andere, welche durch häufige Serpentinen herum-» irren, welche oft der Schifffahrt durch ihre Trägheit nachtheilig sind. Auch kömmt cs eben nicht allzeit auf ein großes Gefäll an, damit der Strom eine große Geschwin¬ digkeit besitze, es sey denn, daß das Ge¬ fäll ununterbrochen nach der schiefen Bee- tung des Flusses zunehme. Verliert es sich in mehrere ULberfälle, oder Katarakten, so wird durch die gahen, und fast senkrechten Stürze die Geschwindigkeit vereitelt, und der Strom wird weder über noch unter dem Falke viel an Geschwindigkeit zunehmen ; aus dieser Ursache läßt sich leicht erklären, warum ein Fluß, welcher in sich selbst ein grössers der Fahrbarkeit 4A Stössers Gefall besitzet, als ein anderer, dennoch bey weitem nicht diese Geschwindig¬ keit besitzet, als letzterer, wenn das erste Gefall durch steile Uiberstürze verlshrm geht, letzteres hingegen nach den schiefen Flachen immer zunimmt Nus diesen itzt gemachten Erinnerun¬ gen lassen sich die Mittel ersinnen, welche fähig sind, der Geschwindigkeit der Strö¬ me zu steuern. Die Verminderung des Gefälls, oder die Verkeilung desselben auf eine längere Streke des Flusses, sind die Mittel, welche in diesem Falle vorzüg¬ liche Dienste leisten werden. Die Verminderung des Gefälls kann nicht anders als durch künstliche Einbaue, Und Querdamme (*) erzielet werden, wo¬ durch der Fluß an den erforderlichen Orten auf z, 4, auch mehrere Fuß nach der Queer derbauct, und also aufwärts auf eine hin¬ längliche Weite geschwelletwird. Mehr der- ley E) Den Vorzug vor allen verdienen die Zrey- archen, denn weil ein solcher Fluß dadurch zum Austreten geneigt werden könnte; so werden die Freyschützen das überflüssige Wasr fer sattsam abzuführcn im Stande sepn. 44 i- B-apitel. vsn den Hmdevnissen ley Uib-erfälle benehmen dem Strom sehr viel von seiner Geschwindigkeit ; bey jedem Uiberfallc lege man entweder einen Seiten¬ kanal mit einer Schleuße an, oder man veranstalte durch obigen Uiberfall selbst nach vorher gegebener Anleitung einen Durch¬ laß. Daraus erhellet die Bestattigung der Wahrheit, daß die Mühlwehren an den Flüssen oft sehr nützlich sind,und in vielen Fal¬ len statt zerstohret zu werden, vielmehr alle Aufmerksamkeit für ihre Erhaltung ver¬ dienen. Die Vertheilung des Gefalls auf eine längere Streke des Flusses, wodurch selbes unmerklicher wird, kann in vielen Fallen sehr Vortheilhaft veranlasset werden. Dieses geschieht mit Erweiterung des Flußbeetes, hauptsächlich aber der Strom- engen; denn da zwischen der Stromenge der Strom geschwellet wird; so^wird sich, wenn eine derley Enge auf die Normal¬ breite erweitert wird, der Fluß mehrere Klafter aufwärts erniedrigen, und also das Gefall, welches vorher in einer kur¬ zem Streke der Schifffahrt hinderlich war, nachgehends auf eine ansehnliche Weite sich verlieren. Weil der Fahrbarkeit. 4I Weil Durchstiche der Serpentinen daS Mittel sind, faulen Strömen einen geschwin¬ den Abzug zu verschaffen, so können Ser¬ pentinen auch dazu dienen, geschwinde, und rasche Ströme in langsamere zu ver¬ wandeln. Ich weis zwar nicht, ob man sich dieses Handgriffes in der Hydrotechnikschon bedienet habe, doch kann man die Wahr¬ heit dieses Sazcs nicht widersprechen. Die¬ se Serpentinen können auf die nämliche Art, wie die geraden Durchstiche selbst, ausgegraben, und dem Strom die Arbeit, selbe zu vertiefen, überlassen werden. Nur wird man bedacht seyn, den Strom, wel¬ cher freylich lebhafter nach dem geraden, und kürzern Wege losgehen wird, mit einer tichtigen Schöpfbuhne zu Hilfe zu kommen. Derley neue bewirkte Serpentinen werden, uach Verhaltniß ihrer Lange, auch die Ge¬ schwindigkeit vermindern und je langer, Und weitlauftiger jene seyn wird, desto unmerklicher wird auch der Fall und die Geschwindigkeit seyn. Denn wenn der Um¬ weg einer Serpentine viermal langer, als der gerade Durchschnitt seyn wird, so wird auch die Geschwindigkeit viermal kleiner, als vor dem beym geraden Durchlaufe seyn. Bey 46 I. Aapitel. von den Hindernissen Vey dieser Operation müßte man je¬ doch zum vorzüglichen Augenmerke haben/ daß in dem neuen Nrnnsaale keine Unord^ nung, Einriße, oder Höger entstehen; für Uibcrschwemmungen ist fast nicht zu sorgen , denn da der Fluß in dem geraden Rinnsaale sehr schnell supponirt wird, so wird er noch in seiner Serpentine so viel Kraft besitzen, daß er nicht überschwemme, v. Die vierte der Haupthindernisse ist, wenn das Flußbeet durch häufig in selbem befindliche Felsenstüke und Steine so ange¬ füllt ist, daß Schiffe unmöglich ihre Fahrt dazwischen nehmen können. Dieses ereig¬ net sich meistens nur bey Flüßen, welche zwischen Gebirgen fliessen, wo entweder im Flußbeete lebendige Felsen hervorragen, oder durch Bergbrüche, und Verwitterun¬ gen, große Felsenstüke hineingestürzt sind, und der Fluß so verleget ist, daß zwischen selben die Schiffe keinen Plaz zur Durch¬ fahrt nehmen können. Dieses Hinderniß kann durch Spren¬ gung oder durch Räumung der Felsen ge¬ hoben werden. ÄZie letztere aus dem We¬ ge gebracht werden sollen, ist bereits im Vergehenden beschrieben worden; wie hin¬ gegen der Fahrbarkeit. 4^ Segen erstere zu sprengen sind, wird in der Folge ausführlich erklärt werden. Bey diesem Falle hat man insbesondre zu merken, daß man nicht ohne Unterschied allein dem Strom befindlichen Felsen sprem Und raume, sondern nur so viele, als zur Oeffnung einer sichern Fahrt nöthig ist: eine Fahrt ist hingegen mehr als zur Ge¬ nüge breit und geräumig, wenn sie z oder 4Mal so breit ist, als die in einem solchen Flusse gewöhnlichen Fahrzeuge sind.' Es ist hauptsächlich darauf zu sehen, damit die Fahrt eben da angeleget werde, wo der Mromftrich selbst vorfindig ist, damit die Schiffe ohne viele Mühe .in selben einfah¬ ren, und nicht in Gefahr stehen, an die etwa seitwärts befindlichen Felsen getragen M werden. Alle Felsen ohne Unterschied aus einem Strom raumen zu wollen, um allem nur immer möglichen Unglüke dadurch borzubeugen, wäre eine eben so vorgebliche Arbeit, als alle Städte, und Plätze in Fe¬ stungen zu verwandeln, aus Furcht, damit nicht eine darunter der Feind überrumple. Daraus erhellet, wie nothwendig es sey, baß Jene, welche mit den Strombau zu thun haben, auch erfahrne Schiffer seyn. Ich 48 I. Raprtel von den Hindernissen Ich hoffe, diejenigen Hindernisse, wel¬ che eine Schifffahrt ganz sperren, genug¬ sam berührt, nnd die Mittel ausführlich behandelt zu haben, durch welche ein un¬ fahrbarer Fluß in einen schiffbaren ver¬ wandelt werden kann. Allein die Falle, welche eine Schifffahrt ganz und gar sper¬ ren, sind nicht so häufig als jene, welche selbe nur erschweren, oder höchst gefährlich machen. Ich werde diese nun nach der Reihe betrachten. a) Die erste Hinderniß ist, wie oben ge¬ sagt worden, wenn in einem Flusse häufige Seichten, Untiefen und anwachsende Sand¬ höger befindlich find, als es zur Schifffahrt erforderlich ist. Diese Untiefen find von zweyerley Be¬ schaffenheit , wandelbare und unwandel¬ bare. Die unwandelbaren find Stein- oder Felsenbanke, welche oft nach der ganzen Queere auf eine ansehnliche Länge den Fluß einnehmen, und über welche das Wasser so niedrig fließt, daß Schiffe gelichtet wer¬ den müssen, woferne sie nicht gar stehen bleiben sollen. Die der Fahrbarkeit. 49 Die wandelbaren hingegen sind alle unter dem Strom anwachsenden Sandbän¬ ke, Sandhöger, und derley Anschlemmun¬ gen , welche die Schifffahrt höchst mißlich machen, und ihr oft grossen Zeitverlust mit Umladungen verursachen; beyde sind der¬ selben fast gleich hinderlich, doch sind letz¬ tere leichter, als die erstern aus dem We¬ ge zu raumen- Die Schifffahrt über eine Steinbank, oder selsichte Untiefen mit erwünschtem Fortgän¬ ge fortzusetzen, finden sich mehrere Mittel; r) Man versuche, selbe unterm Wäger so tief zu sprengen, als es die Schiff¬ fahrt erfodert. s) Oder, woferne diese Seichte von dem allzubreiten Flußbeete erfolget; so su¬ che man dieses durch eine Schwellung zusammen zu treiben, wodurch das Wasser sich auf die erforderliche Hö¬ he stauen wird. Z) Oder, wenn die Sprengung wegen ei¬ ner allzulange» Steinbank zu kostbar, und die Schwellung nicht thunlich wä¬ re , nehme man zu einem Seitenkanal oder einer Schleuste seine Zuflucht. Wie D zo I. RapLtel. Vsn den Hindernissen Wie Steine, und Felsen unterm Was!« ser zu sprengen, ist in dem diesem Werke am Ende beygefügten Anhänge zu ersehen. Nur muß die Erfahrung, und Uiberlegung diejenige Art wählen, welche für jeden Fall und jede Art, und Beschaffenheit der Stei¬ ne, und Felsen die wirksamste ist. Auch würde ein Kondukteur eben so verschwen¬ derisch, und verantwortlich handeln, wo- ferne es ihm beyfielc, in solchen Fallen die ganze Bank durch den ganzen Fluß vertie¬ fen zu wollen. Es ist genug, wenn ein m. so geräumiger Kanal daß zwey Fahr» zeuge aneinander genügsamen Platz finden, ausgesprengt wird. Die ganze übrige Un¬ tiefe x lasse man unberührt; die Richtung eines solchen Kanals trage man so gerade als möglich an, den Einlauf hingegen lasse man in einer ansehnlichen Breite, da¬ mit die Schiffe nicht so viel Mühe ha- hen, sich in selben einzulaffen. Auch bemer¬ ke man durch einige am Rande dieses Ka¬ nals gepflanzte Pegeln diesen Kanal, da¬ mit aus fremden Orten ankommende Schiffer sich gleich nach selben richten kön¬ nen, und nicht Gefahr laufen, aus Unwis¬ senheit an der Bank zu stranden-. Ist der Fahrbarkeit. Z r Ist die überflüssige Breite des Fußbee¬ tes Ursache/ daß sich das Wasser über eine weite Felsenbank verliert / so schmalere man dieselbe auf die Normalbreite, oder wofer- Ne dieses nicht hinlänglich, so fange man das Wasser mittels eines Dammes, in Gestalt einer Fangbuhne auf, und verlän¬ gere nachgehends diesen, daß er gleichsam einen Kanal formirt, durch welchen durch die Schwellung Wasser genug erhalten wird. ^8- lab. iv. stellet eine solche Anlage dor: x wäre die Felsenbank, über welche kaum ein Fuß Wasser stünde. Man lege den Damm a, b, c, an, so wird der Was- iervvrrath sich bald sammeln, und den Schiffern zur Schifffahrt hinlänglich seyn. Das Wasser wird freylich etwas geschwin¬ der durch den Kanal fliessen, allein es kommt 'Ucht darauf an, daß man einige Leute wehr aufnehme, um die Schiffe gegen den Strom aufwärts zu ziehen; wenn man der - Angelegenheit entübriget ist, mit grossem Zeitverlust und Unkosten lichten zu müssen. Dieses Mittel läßt sich nur in solchen Fal¬ ken anwenden, wo der Fluß ein merkliches Gefall hat, und zu hoffen ist, daß die Schwellung ihn genugsam stauen werde. Bey faulen Flüssen von einem unmerklichen D L Ge- KL I. Rapitel von den Hindernissen Gefalle wäre dieses vermutlich eine ver¬ gebene Arbeit; diese Dämme oder Währen können, uach Beschaffenheit der Umstän¬ de , der in diesem Kapitel gegebenen An¬ leitung gemäß gebauet werden. Erlauben es die Umstände, so ist freylich ein Stein¬ damm allen vorzuziehm- Ein Faschinen¬ damm wird auch gute Dienste thun, und, wofern Holz vorhanden, der wohlfeilste seyn. Nur beschwere man ihn gut, damit, weil er im Grunde sich nicht anders befesti-, gen kann, er durch seine eigene Schwere sich erhalte. Die Kappe, oder der Uiber- fall muß mit starken Steinplatten gepfla¬ stert werden, damit das Ausspühlen ge¬ hindert werde. Eine Kastenwehre ist auch mit Nutzen anzuwenden, allein viel kostba¬ rer als ein Faschinendamm, und sie leidet von Eisstössen ungemein mehr. Uiberhaupt müssen alle diese Wehren so nieder gemacht werden, damit sie eben das Ziel der Anla¬ ge erreichen, und eine solche Schwellung verursachen, als sie erforderlich ist; denn sonst werden sie bey Fluthen nicht nur den Strom zu sehr spannen, und einen starken Fall durch den Kanal verursachen, sondern auch die Fluth würde sie selbst beschädigen. 3st der Fahrbarkeit. Az Ist endlich die Sprengung eines Ka¬ nals , entweder wegen allzugrossen Kosten, oder zu mühsamen Arbeiten, nicht thun- lich, und die Schwellung mittels eines Fangdammes gar nicht anwendbar, so blei¬ bet noch das Mittel, eine Schleuste zu er¬ richten, übrig. Schleusten müssen Ms endlich jederzeit aus der Noth helfen, wo die wichtigsten Hindernisse, so zu sagen eine Unmöglich¬ keit der Schifffahrt behaupten wollen, und wenn sich Berge und Thaler derselben wi¬ dersetzen , öffnen die Schleusten ohne Schwie¬ rigkeit einen sichern, bequemen, und ge¬ wünschten Fortgang. Man leite zu diesem Ende ober dem Anfänge der Untiefe einen Seitenkanal vom Strom ab, welchen man Unter demselben wieder in diesen eintreten laßt, grabe ihn in gleichem Horizont, und lege eine Gtauschleusse mit horizontalem Boden daran an; oder wollte man den abfälligen Fall der Schleusst mittheilen , so kann man es auch nach Belieben thun. Diese Methode ist freylich etwas kostbarer, aber dagegen der Schifffahrt sehr bequem. In wandelbaren Seichten, als da sind, die unter dem Wasser sich anhaufenden Sandbänke, Höger, und-erley Anschlem- D s mun- Z4 I Napitek von den Hindernissen mungen, erfodern zwar oft keine mühsame, oft aber auch eine kostbare und langwierige Arbeit. Vor allem muß man jederzeit die Ur¬ sache solcher Seichten untersuchen. Meistens wird man finden, daß eine übermässige Breite des Flusses, zerstreute Rinnsale, und ein sich allenthalben bei) Fluthen ausbreitender Strom , dem Wasser die gehörige Höhe, und folglich die Kraft benehmen, alle mit sich führenden Theile weiters zu befördern, und ihm viel¬ mehr Gelegenheit geben, sie an solchen Or¬ ten sinken zu lassen. Einschränkungen des Flusses auf seine Nvrmalbrcite mittels Buhnen, oder Erhöhungen, und Einklam¬ merungen der schädlichen Afterärme, sind in diesem Falle die einzigen Mittel, dem Uibel abzuh elfen. Das vorzüglichste Mittel, den Anwuchs aller Seiten zu hindern, besteht darin, dem Strome selbst die Kraft mitzutheilen, sich auszufegen. Durch die itzt berührten Mittel wird man dieses Ziel auch erhalten. So lange Ströme ihren geraden Rinnsaal besitzen, und weder durch übermässige Brei¬ te , noch Seitenärme zum Ausschweifen ge¬ zwungen werden, besitzen sie auch Gewalt, sich der Fahrbarkeit. sich ihren Schlauch zu vertiefen; daraus fosi get die grosse Nothwendigkeit, Flüsse, wo eS immer thuulich, in ihre gerade Richtung zu bringen. Ich sage: wo es immer thunlich; grosse unmerkiiche Buchten sind so wenig schädlich, daß sie vielmehr nothwendig sind? den Flüssen ihre zu grosse Geschwindigkeit W hemmen. Allein, starke, gahe, gebro¬ chene Buchten sind einem Strome höchst an¬ stössig. Da der Strom mit seiner Kraft nur gegen die Buchte wirket, so ist fast alles übrige bloß todtes Wasser, in wel¬ chem aller ausgespühlte Sand und Schlamm liegen bleibt. Diese Anwüchse nehmen oft so zu, daß hauptsächlich bey einem etwas Watten Strom die ganze Breite dadurch versandet wird, und auch bey einem leb¬ haftem sich diese der Bucht so sehr nähert, daß die Schiffe wegen der gähcn Wendung kümmerlich genügsame Breite zur Durch¬ fahrt erhalten. Solche Buchten sind also der Schifffahrt sehr beschwerlich. Ist eS thunlich, so schneide man sie mittels eines Durchschnirtskanals ab; läßt sich dies aber nicht bewirken, so suche man durch eine gegenüber angelegte tüchtige Trcibbuhne eirren raschen Stral gegen den Anwuchs abjuleiten, welche jenen wegscharrur, auch D 4 tu- Z6 I. Kapitel von -en Hin-ernissen zagleich hindern wird, daß sich keiner mehr ansetze. Dem Strom kann man mit einem gegrabenen Kanal, oder mit einer Pflug- Maschrne zu Hilfe kommen, womit man den Sand aufakert, damit ihn der Strom de¬ sto leichter abführe. überhaupt ist Sor¬ ge zu tragen/ daß man das Uibel jederzeit in seiner Geburt erftike, und bey einem et¬ wa beginnenden Anwüchse sogleich Mittel vorkehre, dem Strom Schranken zu se¬ tzen. Vieles laßt sich im Anfänge mit Klei¬ nigkeiten zuwege bringen, das in der Folge Tausende kostet. Faule Ströme, die in einem Moor oder Torfgrunde fliessen /jverschlemmen sich gerne. Zn solchen Fallen wird das mühsame Bag.- y-rn uns aus der Noth helfen müssen. Denn wie sollten Rauschflügeln eine Wirkung ha¬ ben, wo der Strom selbst faul ist ? Kanä¬ le sind solchen Fehlern meistens unterwor¬ fen; da sie meistens stillstehendes Wasser führen / lassen sie auch allen Schlamm sitzen. In Belidors und H u n n richs Deich- Siel - und Gchlan- Venbsu, sind die bewährtesten Maschinen zu finden, die sich in diesen Fällen mit gu¬ tem Erfolge gebrauchen lassen, Das der Fahrbarkeit. §7 Das schlimmste ist, wenn Flüsse über Torfgrund fliessen: der die Natur des Tor¬ fes kennt, wird mir ganz gerne beypflichten: liier ist des mühsamen Baggerns kein En¬ de. Go viel man heute durch Baggerma- lchinen von dem aufschwellenden Grunde weggeräumt, wird in kurzem durch das un¬ aufhörliche Aufschwellen der spezifisch leich¬ tern Materie, als das Wasser ist, ersetzt. Aus dem Grund e laßt sich in diesem Falle last niemals abhelfen. Man muß in solchen Mreken eine Baggermaschine Jahr aus Jahr ein unterhalten, um die Schiffe nicht an den moorichten Untiefen sitzen zu lassen. Vey Kanälen laßt sich zuweilen, und un¬ ter gewissen Beschaffenheiten, diesem Uibel leichter abhelfen, als bey Flüssen; davon wird aber in der Folge, wenn von den ^chifffahrtssanalen die Rede seyn wird, ausführlicher gehandelt werden- Unvergleichlich wäre es freylich, wenn Üch alleStromverbesserungen so geschwind,als Wan wünscht, m das Werk setzen liessen, allein, oft erfordert die Bearbeitung einer einzigen Streke mehrere Jahre, und de- ten giebt es an den zu verbessernden Flüs¬ sen wohl Hunderte, auch find die Ausga¬ ben der Regenten so getheilet und manch- D s fäl- <8 I- Bapitel. vsn den Hindernissen faltig, daß sie nur einen proportionirten Fond zu den jährlichen Flußverbesserungen anzuwenden im Stande sind, und nur die vorfindigen Hindernisse nach und nach ge¬ hoben werden können: soll aber die Schiff¬ fahrt darum ins Steken gerathen? Keines¬ wegs. So lange cs Schiffern nur möglich ist, mit Hauen und Schaufeln sich über ei¬ ne Seichte und Untiefe einen genugsam breiten Graben zu vertiefen, so wird, ob¬ gleich etwas langsamer und beschwerlicher, die Schifffahrt ihren Fortgang haben. Es führen die Schiffer an verschiedenen Flüssen dcshalben immer Schaufeln und Hauen mit sich: an der Oder und mehr andern Flüssen bedienet man sich einer gleichen Fürsorge, um in erforderlichem Falle alsogleich eine Couvette durchzugraben. Bey grossen Rhein-und Donauschiffen hat es mehr Be- schwerniß, wenn sie an solche hinderliche Stellen gerathen; meistens findet sich kein anders Mittel, als auf ein grosses Wasser zu warten, wofern die auf den Schiffen befindlichen Winden zur Beförderung nicht hinreichend sind. Dieses Schikfal begeg¬ net der Schifffahrt an den meisten Flüssen bey anhaltender Trökne, daß sie durch zwey oder drey Wochen gänzlich gehemmet wird, oder -er Fahrbarkeit. zy oder die Schiffe nur mit halber oder Drit- theil Ladung ihren Fortgang nehmen kann. D Die zwcyte Hinderniß der Schiffe kahrt sind alle diejenigen in Strömen und Flüssen befindlichen Gegenstände, an denen die Schiffe zu scheitern Gefahr laufen. Diese sind vielfach: i) Die hie und dort im Flusse liegenden Felsen, besonders, -wenn sie mitten darin befindlich sind. r) Die vorspringenden Felseneke, an wel¬ chen der Strom mit grosser Gewalt abprellet, und meistens ein grosses ge¬ fährliches Ek, und einen Fall verursa¬ chet, welcher größtentheils die Ge¬ genfahrt, höchst gefährlich macht. 3) Vom Strom hie und dort in den Rinnsaal ange.trageire, und darin ge¬ lassene Baume und Wurzeln. 4) An unschiklichen Orten angelegte Schjffmühlen. s) In Strömen befindliche alte Mühl- stöke, oder alte zu seicht abgefallte und solche Brükcnsi'chpfahle, die mit der Direkzion des Wassers einen schie¬ fen Winkel machen- 6) 6c> l Rapitel. von den Hindernissen 6) Verunglükte Wasserwerke, versunkene Schiffe, und andere ähnliche Gegen¬ stände. Steine und Felsen lassen sich entweder Lurch Sprengung, oder durch Räumung aus dem Wege bringen. Wie die Räu¬ mung vorzunehmen, findet man zum An¬ fänge dieses Kapitels, und wie Felsen äusser, und unter dem Wasser zu spren¬ gen sind / wird im Anhänge dieses Wer¬ kes gezeiget werden. Die vorspringenden Eken, an welchen der Strom mit grosser Gewalt abprellet, und gleich einem Abweiser einen mächtigen Schwall davon ableitet, sind überhaupt der Schifffahrt, meistens aber der Gegen¬ fahrt, äußerst gefährlich ; denn es sind nicht nur Menschen und Vieh kaum im Stande, "ein bttadeues Fahrzeug gegen den starken Schwall zu bezwingen, sondern sel¬ bes läuft auch Gefahr, sobald es das Ek umfahren will, vom gewaltig seitwärts rau¬ schenden Strom ergriffen, und nach , der Queere fortgerissen zu werden. Diese Hin¬ dernisse äußern sich häufig an Strömen, die in gebirgichten Gegenden fliessen. Das Mittel, solchen Gefahren abzuhelfen, ist entweder, das ganze gefährliche Ek abzu- spren- -er Fahrbarkeit. 6l sprengen, daß der Strom daran keine wei¬ tere Hinderniß antrist, sich zu schwellen; oder, wofrrne das Felsenwerk zu groß wä¬ re, einen Kanal hindurch zu sprengen, durch welch n die Schifffahrt ihren Gang Nehmen könne. Solchergestalt sind die höchsten gefährlichen Eken am Sauftrvm bcym Gpampet, und zu Mitave und mehr andere zur Sicherheit der Schifffahrt ge¬ hoben worden. Beym Gpampet war ein großer auf ^.iv. eine Länge von 8 Klaftern in den Strom hineinragender Felsen, welcher vorne dem Strom eine senkrecht 5 Fuß hohe Wand entgegen setzte, und bey Aufschwellungen ei¬ nen so heftigen Strich von sich abwies, daß es nicht möglich war, ein Schiff über die¬ sen zu ziehen: man war gezwungen, unter diesem Felsen an die andere. Seite zu über¬ setzen ; diese Uiberfuhr war beynahe eben so gefährlich; der von diesem Felsen abgeprell¬ te Stromstrich war einer der fürchterlich¬ sten, und erftrekte sich über 80 Klafter abwärts, und da die Schiffer tiefer kein Znländungsort hatten, so mußten sie durch den raschen Strich sich seitwärts lenken. ^8« 4 und 3 deutet die Slrt an, nach wel¬ cher dieses Felsenek abgenommen worden; es ü» I. Rapitel, vsn den Hindernissen es tiefer zu sprengen, waren vergebliche Unkosten gewesen; so lange das Wasser . nicht auf die Höhe sk. z stiege, wür¬ de niemals ein merklicher Schwall erfolget styn, und da haben die Schisse schon lange Wasser genug, über die Felsen zu fahren. Es ist also auf diese Art die äusserste Gefahr an diesen Orten gehoben, und die Uiberseßung der Schiffe erspart worden, welche nun ganz ungehindert auf der näm¬ lichen Streke fortgezvgen werden, allein, etwas weiters aufwärts ereignete sich noch eine grössere, und wichtigere Hindernis; z. die ungeheuren Felsen zu Mitalle, die auf eine Länge von 120 Klaftern links den gan¬ zen Strom versetzten, und fürchterliche Schwalle von sich abprellten, sperrten die weitere Gegenfahrt. Diesen Hindernissen wurde auf folgende Art abgeholfen. Vier¬ zehn ungeheuere Tuffsteinfelsenstüke, die sich vor vielen Zähren von dem Berge ab- gelöset hatten, und deren einige von 3 bis 5° groß waren, wurden durchgängig vom Grunde weggehauew, und durch die unter¬ wärts aus Kalksteinen bestehende Fclsen- -ank ab ein ras Klafter langer Kanal auf eins solche Tiefe ausgespreugt, daß, sobald -er Strom auswärts bey x gefährlich zu wer-? der Fahrbarkeit. - 6z werden anfängt, die Schiffe ihre Fahrt al- sogleich in denselben nehmen können;-auch wurde durch die Zunge o fürs mittlere Wasser ein geräumiger Kanal gesprenget, und alsv zur Sicherheit und Erleichterung der Schifffahrt, drese sonst so gefährliche Gtrcke bearbeitet. Weil diese Eken meistens mir im gro¬ ßen Wasser gefährlich sind, so wäre es überflüssig, ja verantwortlich, wenn man solche Kanäle auch zum kleinen Wasser tie- ser aussprengen wollte, weil alsdann die Schifffahrt auswärts eben so sicher und ruhig von Statten gehen kann. Wurzeln und Bäume, sind der Schiff¬ fahrt beynahe eben so gefährlich als Fel¬ sen. Reissende Ströme, welche durch Wal¬ dungen fließen, setzen sich selbst solche Hin¬ dernisse an; denn sobald sich ein Baum in den Strom stürzt, tragt ihn dieser so lau- ge fort, bis seine eigene Kraft nnd Tiefe nach und nach abnimmt, jenen weiters zu befördern; er laßt ihn alsdann in der Mit¬ te liegen, und da der Baum hinter sich durch stine Aefte einem Stillstand verur¬ sacht, st wird er auch bald mit Schlamm und Sand häufig verschüttet, und ein Schiff, welches daran anfährt, findet entweder sei¬ nen 64 I. Rapitel. von den Hindernissen nen Untergang, oder hat Stunden, und Tage zu thun, bis es sich davon losmacht. Uroer dies theilet ein solcher Vaum den Strom, rükwarts entstehet ein Hoger, und der Strom wird auf die eine oder die andere Seite abgelenkt. Dies sind die ersten Ursachen der so vielfältigen und weitlauftigen Ausschwei¬ fungen der Ströme. Die Sau ist von Gurkfeld bis gegen Nard in Kroatien, als wo sie schon ihr Gefall nach und nach ver¬ lieret , mit verschiedenen Hindernissen an¬ gefüllt ; hingegen findet man auch, wie zerstreuet und unordentlich sie in dieser Gegend fließt. Die Bäume müssen entwe¬ der durch Maschinen, oder selbst vom Strom geräumct werden. Wird der Strom etwa durch Buhnen auf seine Normalbreite zu¬ sammen getrieben, so erhält er auch soviel Kraft, daß er alles, was sich in seinem Beete befindet, untergräbt, und mit sich fortführt. Ein Vaum lohnt es nicht der Mühe, Buhnen und Kriebben anzulegen, wenn sonst keine Ursachen ihre Anlage noth- wendig machen. Durch Maschinen lassen sich selbe besser heben; diese sind sehr unter¬ schieden, und es müssen nach der Lokalität, oder der Fahrbarkeit. 65 oder der Einsicht des Baukondukteurs, je¬ derzeit die geschiktesten angewandt werden. Die Überwältigung solcher im Sand und Schlamm verwikelten Baume, braucht viele Kräfte. Die Mechanik beweiset, daß der Flaschenzug die Kraft ungemein ver. Mehre; diese Maschine ist beynahe die vor¬ züglichste zu dieftm Gebrauche; dieser Zug kann allzeit doppelt angelegt werden, ent¬ weder auf Schiffen auf einem, eigens dazu verfertigten, Krahnzuge, oder Schwannen- halse, oder auch auf dem festen Lande. Las¬ sen die Ufer, und übrigen Umstande zu, den Flaschenzug auf dem festen Land zu be¬ festigen , so schlage man bey a einen starken ss-d. Pfahl ein, an welchen man den Flaschen- zug befestiget, das Tau b, c, an welches die Kraft angebracht werden muß, lasse Man über eine Winde laufen, die mit Kreuz- Hebeln Herumgetrieben werden mag; am Ende des Seiles bringe man eine starke ei¬ serne Zange an, mit welcher der Baum, oder das Wurzelwerk gefasset werden mag; und lasse die Winde Herumtreiben, sso wird sich der Baum, so schwer er auch ist, zwet- sels ohne forcicen lassen- Da die Mecha- nck lehrr, daß durch die Vermehrung der Nollen, die Kraft unendlich vermehret wer- E den 66 I. Rapitel. Von den Hindernissen. den kann; so sollte man glauben, -aß bey* nahe kein Widerstand so groß seyn kann, der nicht durch einen Flaschenzug bezwun¬ gen werden könnte. Mein, in der Praxis leidet hiedinnfalls die Theorie eine gewalti¬ ge Ausnahme, die Ausdehnung der Taue und Ketten, als welche jederzeit die ge- sammte Kraft des Widerstandes füllen, ver¬ ursacht, daß sich die Theorie nicht so voll¬ kommen auf die Praxis anwenden laßt; konnte man den Tauen und Ketten eine solche Starke mittheilen, die sie gegen allen Bruch versicherten, so ist kein Zweifel, daß nichts fähig wäre, den durch die Mechanik vermehrten Kräften Widerstand zu leisten. b'i'F.Ist eine Schraubenmaschine auf zwey Kähnen. Die Anwendung dieser Ma¬ schine habe ich auf solche Fälle gemacht, wo man dem Strom die Mühe nur erleichtern will, die Bäume fortzuführen. Es ist nur der Endzwek, diese und ihre Wurzeln lvszu- rcisscn, damit sie der Strom desto eher he¬ ben könne, oder nur auf eine solche Hohe zu winden, als es nöthig ist, sie mit Haken oder Sägen zu theilen , und dann durch einen Flaschenzug vollends heraus zu ziehen, oder dem Strom zum fortführen überlassen zu könne». Uibri- -er Zahrharkeir. 6? Uibrigens, weil es bey verwilderen Gtrömen nicht angeht , auf einmal alle Baume und Stöke auszuraumen, so erfo- dert die Menschenliebe, und StroMpolizey, daß man vorzüglich die unterm Wasser ver¬ borgene Bäume und Sröke, mit Pegeln, oder was immer für sichtbaren Zeichen be¬ merke, damit Unkundige und fremde Schif¬ fer der Gefahr ausweichen können. Aber nicht immer setzt uns die Natur, oder die Wuth der Ströme Hindernisse in den Weg, vor welchen die Schifffahrt zit¬ tern muß- Oft sind die Stromnachbarn selbst entweder so unbedachtsam, oder vvr- setzlich um die Sicherheit der Schifffahrt so wenig besorgt, daß sie ihr verschiedene, oft uoch gefährlichere Gegenstände, entgegen setzen. Darunter gehören: r) die Schiffmühlen, wenn sie an un- schiklichen Orten angebracht sind, wie zum Beyspiele in Buchten, hauptsäch¬ lich, wenn sie stark gebogen sind, und die ganze Schwere' des Stroms sich da¬ rinn befindet, fo daß ein Schiff mit Gewalt gegen sie getragen werden muß. r) In allen engen Passagen, wo sie der Schifffahrt den ganzen Weg sperren; E - ins- 68 t- Napitek von den Hindernissen insbesondre hvo die Ströme mit grosser Geschwindigkeit stiessen. 2) Wenn eine ganze Reihe auf einander folgender Mühlen angebaut ist, so daß sie den ganzen Strom nach der Queere verlegen, wie solches in Kroatien und Slavonien an dem Saustrom sehr häufig geschieht. Dergleichen Mühlen sind für die Schifffahrt wahre Klippen, an welchen die Fahrzeuge sehr leicht ihren Untergang finden. Diesem Uibel kann nicht anders, als durch geschärfte Landesfürstliche Befehle, und in Ver¬ weigerungsfällen mit schärferer Ahn¬ dung, abgeholfen werden. Wenn solche Werke auch kein anders Anschlagwasser, als vom Flusse erhalten können, müssen jederzeit durch Kunstver¬ ständige diejenigen Stellen angewiesen wer¬ den , von denen sie niemals abweichen sollen. Ich geschweige der Ungelegenheit, welcher die Schifffahrt bey den Mühlen unterwor¬ fen ist; da die Serle mir erstaunlicher Mü¬ he über die Räder und Dächer der Müh« len gehoben werden müssen, wenn sie, welches bey allen Schiffmühlen eingeführt werden müßte, mit keinen Streifbaumen versehen sind- So der Fahrbarkeit. 69 So wie sich die Ströme den Rinnsaal ändern; so pflegen auch die Müller ihre Gchiffmühlen zu übersetzen, und dahin zu Pflanzen, wo sie einen raschen Strich auf¬ fangen können. Bey dieser Transmigra¬ tion bekümmern sie sich aber wenig, die Mühlftöke heraus zu reissen, an welchen sie ihre vorige Mühle befestiget hatten, und die der Schifffahrt immer so gefährlich wer¬ den, weil sie meistens sehr niedrig, und bey rtwas grösserm Wasser derselben verborge¬ ne Feinde sind. Mit solchen Stöken ist die Gau in Kroatien und Slavonien, und Ser¬ bien ganz angefüllt, und manches Schiff hat durch sie sein Unglük gefunden. 1772 im Weinmonat sah ich unter Brod in Slavonien die Stelle, iwo vor we¬ nigen Tagen ein schwer beladenes türkisches Schiff an einen solchen Pfahl angefahren, sogleich Wasser gefaßt, und zu Grunde ge¬ gangen ist. Eben so gefährlich sind alte unterm Wasser allzu seicht abgehauene oder abgesagte Jochbrükenpfahle. Man pflegt, um die Arbeit des Ausreißens zu ersparen, ulte Joche beym niedrigsten Wasser abzu- schneiden, welches jederzeit ein unveraut-. wörtliches Vergehen gegen die Schifffahrt rst- In beydeu Fallen kann die Schrauöen- E z am- 72 I. Rapitel. von den Hindernissen maschine gute Dienste leisten; es liessen i-rb.v. sich Pfahle mit dem Hebel adssiZ. z. über¬ wältigen, welcher nach dem in eben dieser Figur zu ersehenden Zeichnung angebracht werden kann, und cs würde mit den ge¬ ringsten Umstanden eine Wagenwinde vor¬ treffliche Dienste leisten, wenn man zwischen zwey Kähnen 4 die Pfähle mit einer Kette faßete, die bis a hinauf reichen mü߬ te : an den Queerbalken oä wäre die Win¬ de zu stützen, und mit der Gabel « die Kette a zu umfassen: hierauf könnte man die Winde herumdrehen, welche, da sie hundert und mehrere Zentner zu hebe,: im Stande ist, wohl füglich einen Pfahl her¬ ausziehen'wird , der oft kaum mit -j- dieses Widerstandes in der Erde stekt. Eben so kön¬ nen Stöke, Bäume, Wurzeln, alte Wehren aus dem Wasser geräumet werden. Über¬ haupt aber wird allzeit die Auswahl der in jedem Falle tauglichsten Maschine der rich¬ tigen Beurtheilung des Kondukteurs ab¬ hängen. Wenn es nicht möglich ist, Strö¬ me in Geschwindigkeit von diesen Hinder¬ nissen zu befreyen, so bezeichne man wenig¬ stens die gefährlichen Stellen mit Wahr¬ zeichen , wie ich oben gemeldet habe. Man kann Stöke cinschlagen, und oben einen ' Bu- dev Fahrbarkeit. Buschen Stroh anbinden, damit der Schiffer bon ferne sieht, wohin er sich mit seinem Fahrzeuge halten könne. Falsch und widersinnig angelegte Joch» brüken haben schon manches Schiff scheu- tern gemacht. Diese sind jederzeit der Schifffahrt höchst gefährlich: i) Wenn die Direktion ihrer Joche oder Pfahle mit jener des Stroms einen Winkel machen; je grösser dieser Win¬ kel, desto grösser ist auch die Ge¬ fahr. ») Wenn Brüken , anstatt an den brei¬ testen Strompassagcn, an ihren en¬ gen angelegt werden, oder auch eine allzu große Menge Joche, oder Pfei¬ fer besitzen, wodurch in beyden Fallen eine Schwellung verursacht wird, die der Schifffahrt höchst gefährlich ist. Die Gefahr, die aus der ersten Anla¬ ge, entspringt, kann nicht füglicher gehoben werden, als wenn man zwischen den alten Jochen neue nach der wahren Direktion einschlagt, und die alten ausreißt. Bey gemauerten Pfeillern ist dem Uibel nicht so leicht abzuhelfett; da läßt sich nicht leicht was anders vornehmen, als alle Behutsam¬ keit zu empfehlen, damit die Schiffer ihre E 4 Fahr- I. Rapitel. von den Hindernissen Fahrzeuge glüklich Durch dieselben steuern mögen. Die allzu häufige Anzahl der Joche läßt sich auch vermindern; aber ihrer An¬ lage in Stromengen ist hart anders aus¬ zuweichen, als durch Anlegung eines Sei- tenkanals, in welchem eine Schleuste anzu¬ bringen ist, durch die der durch die Schwel¬ lung verursachte Fall überstiegen werden könnte. Solchergestalt haben die Schiffe bcy der höchst gefährlichen Brüke zu Magde, bürg nun eine sichere Fahrt erhalten. Zwischen der Citadelle wurde ein Kanal mir einer schönen Schleuste angelegt, wodurch die Schiffe ober der Brüke ans der Elbe abgehen, und aus dem Kanal in die alte Elbe kommen, von welcher sie bald unten wieder in die vorige gelangen. Verunglükte Wasserwerke können der Schifffahrt verschiedene Hindernisse in den Weg legen: untergrabene Wassermauern, zusammengefallene Steinwchren, eingcrisse- ne Buhnen, und was derley Werke sind, verursachen nicht nur, daß Schiffe leicht verunglükt werden, sondern sie können durch ihren Schutt nach und nach einen Rinn¬ saal so verschütten, daß die Schifffahrt bcy klei- der Fahrbarkeit. 7z kleinem Wasser fast gesperrt wird, da die Schiffe über die hineingerollten, und an- getragenen Steine oft keine genügsame Tie¬ fe zur Fahrt finden. Diese Hindernisse müssen durch unun¬ terbrochene Räumung gehoben werden. Vorzüglich aber muß man besorgt sem, niemals durch eine schlechte Anlage Gele¬ genheit zu Arbeiten dieser Gattung zu geben. Versunkene Schiffe können am füglich- lichstcn durch zwcy Kähne gelichtet werden, welche man zusammenbindet, mit so viel Wasser, als sie fassen, um nicht unterzu¬ gehen , anfüllt, an solche den auszuziehen- den Gegenstand anbmdet, und hieraus das Wasser wieder ausschöpft: der Gegendruk des Wassers, der die zwey leeren Kahne aufwärts hebt, wird zugleich auch das Versunkene heben; welches dann füglich an das Land gebracht wird. e. Die dritten Hindernisse der Schiff- fahrts bestehn in den allzuweit ausgedehn¬ ten Serpentinen. Nicht sowohl die Sicherheit des Han¬ dels und der Schifffahrt, als der Nutzen, und Vortheil derselben, leidet darunter, wenn die Fahrt durch weitläuftige Umwe- E 5 ge. 74 I. Rapitel. von den Hindernissen ge, und Ausschweifungen bis zum Uiber- drusse verzögert wird. Es verlaufen oft ganze Tage, ehe ein Schiff aus einer gro¬ ßen Serpentine kömmt, da doch vielleicht eine oder zwey Stunden erforderlich wa¬ ren, diesen Weg nach einem geraden Durch¬ schnitte zu vollenden. Die Ausschweifungen des Saustrom« von Gurkfeld / bis Aaan sind von eben die« ser Beschaffenheit: noch vor 8 Jahren konnte ein beladenes Schiff diese Fahrt bin¬ nen 5 Stunden aufwärts vollenden; nun hat man aber einen starken Tag zu thun, und würde noch langer aufgehaltcn wer¬ den , wvfernc nicht die erste Serpentine un< ter Gurkftld 1775 durch Anlegung erfor¬ derlicher Werke zur Versandung veranlasset, und der Strom nach dem geraden Rinn¬ saale geleitet worden wäre. An dem näm¬ lichen Gaustrom befinden sich weiters in Kroatien, und Slavonien entsetzliche Ser¬ pentinen, die einen Umweg von 5 bis 9 Stunden erfordern, und wo der gerade Durchschnitt oft kaum eine halbe Stund betrüge. Die Havel ist VVN Libcnwalde gegen Oranienburg, und weiters gegen Potsdam voll Serpentinen, deren Durch¬ schnitte sowohl die Schifffahrt erleichtern, als der Fahrbarkeit. 75 als auch die Überschwemmungen hindern würden. Die Netze von Nakek abwärts, durch den Netzbruch floß in erstaunlichen Schlangenlinie»/ bevor sie noch durch eine Menge Durchschnitte in einen geraden Ritttt- saal gebracht wurde; und wo findet sich wohl ein beträchtlicher Strom, der nickt dergleichen Gebrechen hier und dort unter¬ worfen wäre? Die Durchschneidung -er Serpentine^ ist das Mittel , dieser Unordnung der Stro¬ me abzuhelfen; dies geht aber eben nicht so geradezu an; es wird hier eine reife Beur- theilung, eine grmrdliche Erfahrung, und Uibersicht des ganzen Stroms, wie und wo derley Durchschnitte anzubringen sind, vor» ausgesetzt. Nicht alle Serpentinen sind dem Strom schädlich, viele sehr nützlich, ja so noth- wendig, daß die Ströme, ohne ihrem Da- seyn, ihre Fahrbarkeit verlieren würden. Bey stark und raschfliessenden Strömen hat man dieses besonders in Acht zu nehmen, und vorher genau zu untersuchen und zu berechnen, um wie viel sich bey jedem Durchschnitte der Wasscrftand erniedrigen, und wie die Geschwindigkeit zunchmen wür¬ de , um hieraus den Schluß zu ziehen, wel¬ che ^6 I. Rapitel. Vsn den Hindernissen che Serpentinen nvthig seyn, und welche durchschnitten werden dürften. An der Netze durch den sogenannten Netzbruch, hat man in dieser Rüksicht gefehlt, eine Krüm¬ mung nach der andern durchschnitten, und in dem Flusse eine solche Seichte verursacht, daß die Schiffe mit sehr vielem Zeitverlust, sich kaum hinüber zu arbeiten im Stande sind. * Wie diese Durchschnitte zu verfertigen, was für Werke zu ihrer Beförderung an- zulegen seyn, habe ich in meiner Abhand¬ lung von der vorzüglichsten Art, an Flüs¬ sen und Strömen zu bauen, behandelt, und finde hier eine Widerholung überflüssig. v. Die Herstellung eines guten und sichern Zugwegs, ist bey Schiffbarmachung eines Stroms ein. so wichtiger Gegenstand, daß die Ausserachtlassung desselben, wenig¬ stens die Gegenfahrt ganz unterbrechen kann. Nicht überall kann man sich der Vorteile der Segel, und des Windes be¬ dienen, und wo dieser die Schifffahrt ver¬ läßt, so müßte sie stillhalten, wenn sie nicht an dem einen oder andern Gestatte einen Weg oder Pfad anträfe, auf welchem die Sckiffe durch Knechte oder Vieh gegen den Strom gezogen werden könnten. Auch sind viele der Fahrbarkeit. 77 diele Gegenden im Strom, wo weder der Gebrauch der Segel anwendbar, noch auch für Schiffer möglich ist, sich mir Stangen oder Rudern fortzubringen. Dies ist meistens bey reissenden Strömen der Fall, welche nur enge Fahrten und Passa-- Zen haben, auf die der Schiffer mit Be¬ hutsamkeit lauern muß, um das Schiff nicht auswärts äusser der wahren Richtung ZU lassen. Die Eigenschaften eines guten Zugwe¬ ges sind folgende: r) soll er, so viel es möglich, immer auf einer Seite angeleget seyn , die verdrießlichen und gefährlichen Uiber- setzungen zu vermeiden. ») soll er in allen Streken so hoch ange¬ leget werden, damit wegen diesen die Schifffahrt nicht unterbrochen werde, im Falle er wegen allzuniedriger Anla¬ ge überschwemmet würde. r) Ist er so fest und dicht zu bauen, daß er nicht in Gefahr steht, vom Strom beschädiget zu werden. Ehe die Anlage des Trepplerweges entworfen wird, muß die Stromkarte ge¬ nau zu Rathe gezogen werden, um klar zu ersehen, auf welcher Seite er mit zerinqerm Auf- 78 I. Rapitel. Von den Hindernissen Aufwande, aber doch schiklich und fest ge- nug, angelegt werden könne. Doch muß je¬ derzeit die Sicherheit der Gegenfahrt nicht äusser Acht gelassen werden, und niemals dem Zugwege zu Gefallen dieser an eine Seite versetzt werden, wo die Gegenfahrt einen Schiffbruch leiden könnte. Uiberse- tzungen müssen, so viel es möglich, vermie¬ den, und, so viel es die Umstande der Fahrbarkeit des Stroms zugeben, der gan¬ ze Weg unausgesetzt auf eine Seite gebracht werden. Man weis gar wohl, was für Ge¬ fahren, und Zeitverlust Übersetzungen un¬ terworfen sind. Wer die Uibersetzungen der Hohenauer an der Donau gesehen, wird solches gerne glauben. An kleinen Flüssen sind sie freylich nicht so langweilig, und zeitverschwenderisch, allein oft weit gefähr¬ licher; sonderlich bey grossen Fluthen, und wo gegenüber kein sicherer Zulandungsort ist. Eine solche höchst gefährliche ULberfuhr war an dem Saustrom beym Gpampet; i'sd. vi. Eine andere bey Laatz, ehe die so gefährli- chen Felsen x x gesprenget worden, an wel¬ cher in einem Tage vor wenig Jahren zwey Schiffe zerschmettert wurden. Ist es aber nicht möglich, den Zugweg durchgehends auf eine Seite zu leiten, so trachte man, die der Fahrbarkeit. 79 die Übersetzung dort anzubringen, wo sie am sichersten ist, und am wenigsten Zertver^ lust erfordert: dies muß jederzeit mit Bey- riehung der Schiffer bestimmt werden, als welche hierinnfalls eine bessere Kenntniß ha¬ ben müssen/ als Jemand anderer. Wenn einmal die Richtung und Anla¬ ge des Zugwegs bestimmet worden; so muß seine Hohe durchgehends ausgefteket wer¬ den. Es ist nicht erfoderlich, daß er über das gar höchste Wasser hervorrage; wenn er nur so hoch ist , daß die Schifffahrt aus dieser Ursache nie unterbrochen wird, so ist es genug. Man findet langst dem Strom sehr fügliche Merkmale, wie Hoch das Wasser bey Fluthen gelange. Auch kann es leicht durch Schiffer erfahren werden, bey welcher Hö¬ be des Wassers die Schifffahrt still halten müsse. Diese Höhe merke man von Ort zu Ort durch Pegeln, und lasse den Zugweg noch r oder z Fuß darüber hervorragen. Diese Höhe bezeichne man genau in der Stromkarte an den betreffenden Stellen. Alsdann kömmt es auf die Anlage, und Bau desselben an; aus der Karte laßt sich wieder die Verschiedenheit des Grun¬ des , und der Ufer ersehen, an welchen die- 8o I. Rcrpitel. Von den Hindernissen dieser Weg anzulegen ist, diese sind ent^ weder: 1) Gemeine Ufer, welche aus Sand oder Letten bestehen, dergleichen meistens in allen flachen Gegenden sind; oder 2) aus steilen abgebrochenen Steinsel¬ sen; auch z) aus nur hie und dort vorragenden Felsen, welches man zwischen gebir- gichten Thalern meistens findet. Oder endlich 4) aus mit losen Steinen und Letten ver¬ mischtem Grunde. In dem ersten Falle wird die Anlage des Weges nicht viel Kosten, noch Zeit er- fodcrn. Geht etwa der Fluß durch Wal¬ dungen , oder sind hie und dort Bäume an selbem befindlich, so haue man sie auf eine Breite von is oder mehr Fuß so nieder ab, damit das Zugvieh an den übrig ge¬ bliebenen Wurzeln keine Hinderniß finde- Litte etwa das Ufer vom Albruch; so muß man es nach einem starken Winkel' 2. lad. VI. abdachen, und alsdann mit jun¬ gen Weiden bepflanzen. Bestehen die User aus steilen abge¬ brochenen Felsen , so muß der Treppler - oder Zugweg mit Schießpulver gesprenget wer¬ den, der Fahrbarkeit. 8l den, so wie in'Z. Z. weiset. Dies ist frey- lich ziemlich kostbar, allein desto fester ist er auch, wenn er einmal durchgesprenget worden: auf diese Art ist der Treppelweg am Gaustrom in Kram und an der Moldau in Böhmen an vielen Orten ausgesprengt worden- Ragen nur hie und da Felsen hervor, wischen welchen Schluchten befindlich; so müssen diese durch skarpirte Mauern an ein¬ ander geschlossen werden- Man denke sich keine so kostbaren Mauern, wenn von die¬ sen die Rede ist. Die langst solchen Ufern Meistens häufig vorfindigen Steine werden mit Spitzhämmern nur so weit abgearbei- tn, daß sie eine gute Auflage haben, diese werden aufeinander gelegt, und nach Ver¬ hältnis; ihrer Höhe wird auch ihre Drke angetragen, die im Grunde bald 4/ 5 bald H. 6 Fuß besitzt. Die Steine müssen gut aus- geschjefert, und mit Moose dicht ausgefü- get werden; man braucht keinen Kalk; wenn die Fugen dieser Mauer mit Laim vdcr Letten, oder, in Abgang dessen, mit dünnen Schiefern dicht ausgelegt worden, ist es für solche Werke hinlänglich. Der iÄrund ist meistens in solchen Gegenden fel- ficht. Man grabe so weit, daß man ihn F er- ki«. 4. 82 1. Rapitel. von den Hindernissen erreiche, oder ist etwa ein anderer wandet , barer Grund; so kann die Mauer auf ei¬ nen Rost gelegt, vor selber in einer Ent¬ fernung von 5 oder 6 oder mehr Fuß, ein Reihe Spitzpfahle, oder andere Moten eingeschlagen, und der Zwischenraum mit Steinen ausgepflastert werden. Ist der ^Strom nicht reissend, so wird eine Reihe dicht neben der Mauer geschlagener Pfahle auch gute Dienste thun. Die Kappe, oder der eigentliche Weg, muß mit platten Stei¬ nen gepflastert, und für das vom Gebirge herabfallende Regen - oder Quellwasser, an gehörigen Distanzen kleine Abzüge in Pfla¬ ster gemacht werden. Auf diese Art sind am Gaustrom zwischen Gebirgen eine Men¬ ge Mauern aufgeführt worden, welche die beßten Wirkungen leisten. Bey einem mit losen Steinen und Let¬ ten vermischten Grunde, der zwischen Ge¬ birgen nicht selten anzutreffen ist, und bey einem stark anschwellenden und reissenden Strom, wäre es vergeblich, wenn man durch blosse Abgrabung des Weges zu Werke ge¬ hen wollte, da er bey jeder Fluth zerstreuet, und immer eine weitläufige und beständig erfvderliche Reparation veranlassen würde. In solchen Fallen müssen die Ufer-vom Was¬ ser der Fahrbarkeit. 8z ser bis an die Höhe des Zugwegs mit Stein- Platten gepflastert werden, wie solches in In'Z. 6. zu ersehen; der Weg wird auch ge¬ pflastert und solchergestalt können Fluthen Und Wellen selbe nicht zu Grunde richten, besonders wenn man die Vorsicht braucht, grosse Sterne zu wählen, und den Fuß die¬ ses Pflasters mit einer Pillotage gegen d^s Ausspühlen zu versichern. Auf diese Art st der Weg am Gaustrom, von Rrebul bis unter Renko, auf eine beträchtliche Lange, so wie auch unter prußnig zu Stand gebracht worden, und bleibt ein dauerhaftes Werk, wofern nur von Jahr zu Jahr nachgescherr wird, daß die etwa hier, und dort von ausserordentlichen Flutheis ausgespühltcn Schiefern wieder eingeschlagen werden. Zu¬ weilen liessen sich, anstatt der Skarpen- wauern, Bogen und Gewölbe mit Vor- theil spannen, über die von einem Felsen zum andern -er Zugweg geleitet werden kann. Diese Methode habe ich an dem Trepplerweg, bey dem sogenannten Gang (Pod planino) ober dem wLlssnr Schwall angebracht, wie aus 7- zu ersehen. Die 2 Felsen wurden durch den aus Tuf- steinen gemauerten Bogen, der sich, durch seinen eigenen Druk, ohne Kalk, Mörtel F - oöer -4 I. Rapitel. Von den Hindernissen, oder ein anderes Zwischenmittel schließt, verbunden, und also der zu beyden Seiten aus lebendigen Felsen ausgesprengte Weg mit einander vereinigt. Ost giebt es ganz besondere Fälle, be¬ sonders bey Flüssen in gebirgichten Gegen¬ den, wo der Strom langst einer Strebe mit gewaltiger Geschwindigkeit vorbei) rauscht, und die Gestatten, welche von beträchtlicher Höhe sind, und gegen welche eine obenbe- schriebene Futtermauer zu schwach, hinge¬ gen ein gepflasterter Trepplerweg gar nicht anzubringen wäre, nicht wenig unterwäscht. Die Gegend zu prußnig ist von solcher Be* schaffenheit; der Saustrom wüthet mit ei¬ ner Geschwindigkeit von i- bis 15 in einer Sekunde, längst einem Berge, welcher »-7° lang aus losen Steinen, mit Letten und Erden vermischt, besteht. An diesem gieng, auf eine Höhe von s bis 6Klaftern, bis 1731 ein elender, durch eine schlechte Pillotage unterstützter Zugweg, der bey je¬ der Fluth von dem mächtigen Strom unter¬ waschen wurde, und binnen kurzer Zeit sei¬ nen ganzen Untergang drohte. Um dieser Gefahr, die durch den gänzlichen Verfall dieses Weges, der Schifffahrt in kurzem Unfehlbar bevorftnnd, vorzukommen, mach¬ te der Fahrbarkeit. Az- te ich -en Entwurf/ eine massive Wasser- Mauer von Quadern, auf eine Lange von r/o" langst dem Schwalle unter dem Berge anzubringen, auf welcher ein zwey Klafter breiter Zugweg angelegt werden sollte. Der Bau dieses Weges war vielen Schwierig¬ keiten unterworfen; durch die ganze Länge dieser massiven Mauer waren nichts als un¬ ordentliche, und ungeheure von Berge hin- abgerollte, und in den Strom hineinragen¬ de Felsen, zwischen welchen Kölke von 4, bis 5 Fuß tief befindlich waren. Der Grund war sehr verschiedenbald fester Felsengrund, welcher keine Pilloten zuließ, "bald bestund er meistens aus grossen unter einander gerollten Felsenstüken mit Schie¬ fern'und Letten vermischt, in denen man auf eine Tiefe von io bis rz Fuß Pilloten rammen mußte; bald zeigte sich ein fester Grund, zwischen welchem nur hie und dort mit grosser Mühe beschuhte Pilloten auf 4/ bis 5/ eingetrieben werden konnten. An allen diesen Stellen wurden, wo es möglich war, Pfahle, und langst dem ganzen We¬ ge, in einer Distanz von 8 bis r- Fuß, vor der Mauer, dicht aneinander andere Bürsten geschlagen, zwischen welchen ein s> stes Steinpflaster angelegt wurde. Ä g Auf tz6 I. Rspitel Von den Hindernissen re. Auf -em solchergestalt befestigten Grun¬ ds fü te man die Mauer aas Quadern, mit einer starken Abdachung auf, und brachte sie glüklich zu Stande. Durch itzt gesaate Mittel würden sich die meisten Flüsse sch ffbar machen , und die da inn befindlichen Hindernisse so heben la^n, Laß sie der Schifffahrt keine weitere Gefahr mehr in den Weg legen könnten» Zwey- 87 Zwevtes Kapitel. Nom Baue der Schifffahrtsschleussen. ^us den kurz vorher erwähnten Mitteln, deren man sich bey Schiffbarmachung der Mröme zu bedienen pflegt, kann man klar ersehen, in wie viel Fallen uns die Schleus¬ ten allein helfen können, eine Streke zu befahren, welche durch keine andere Werke, und Arten schiffbar gemacht werden kann. Da also die Anwendung de Schleusten von so häufigem, und vorzüglichem Gebrauche ist, so verdienen sie auch eine besondere Be¬ schreibung. Eine Schleuste ist ein in einem Kanal befindlicher, und zu beyden Seiten ver¬ schlossener Kasten, welcher nach Belieben geöffnet, und gesperrt, und durch welchen die Schiffe mittels der Schwellung über einen Wasserfall gehoben, oder herabge¬ lassen werden können. F 4 Die- 88 II. Rapitel. VsmBaue Dieses ist die allgemeine Beschreibung ' der Schleusten. Ein solcher Kasten hat drey Hgupttheile : ») das Vorderhaupt stiZ.L. i. Vab. VII. ,) die Kammern L. z) das Hinterhaupt E. In dem Vorder¬ haupte ist allezeit die erste Sperre, nebst dem'Falle, welchen die Schiffe zu überstei¬ gen haben; in dem Hinterhaupte aber die zweyte Sperre befindlich, die das Wasser in den Kammern, oder dem Kasten schwel¬ let. Die Schwellung oder Beförderung der Schiffe durch diese Schleusten geschieht fol¬ gender Gestalt: -ribi vii ' W'M das Schiff den Fall a d überstci- ' gen will, so fährt es mit unterm Wasser c ä, welches nach der ganzen Kammer hin- einftauct, ganz füglich in den Kasten, als¬ dann wird die untere Sperre, oder das Thor st geschlossen, und die Schützen in den Thören st geöffnet; so fließt das Was¬ ser von oben so lange in den Kasten, bis es die Höhe des Oberwassers e f gewon¬ nen; das Schiff steiget mit dem Wasser, und fahrt endlich ohne mindesten Um¬ ständen bey dem Oberhaupte ( dessen Tbore geöffnet werden, sobald das Wasser in der Kammer die Höhe des Oberwassers erhalten hat) in den Kanal, und in den Fluß der Gchifffahrtsschleuss n. 89 Fluß ; eben so fallt Las Schiff/ wenn es aus dem Oberwasser über den Fall in das untere Wasser kommen will. Aus itzt gemacher Erklärung wird man , ersehen/ daß die Thore und der Vo)en des Kasten den meisten Druk auszustehen ha¬ ben ; die Schleussenthöre haben den Seiten- druk, hingegen der Schleussenbvden den Druk, welcher von dem Unterschiede der Wasserhöhen in und äusser den Schleusten entsteht, auszuhalten/ jedoch nur in dem Falle, wenn wegen der allzugrossen Leich¬ tigkeit in Baue das Wasser unter dem Thore eine Oeffnung gefunden hat, durch welche selbes eine Kommunikation nach dem Schleussenboden hat. Dieser Druk richtet Üch theils nach der Erstrekung der Flache/ theils nach der Höhe der drükenden Was¬ sersäule. Es ist aus der Hydraulik bekannt, daß, sobald das Wasser von einer unglei¬ chen Höhe gegen eine Flache drükt, jene soviel zu leiden hat, als wenn sie von einem Wafferkörper-, welcher einen dieser Flache gleichen Boden, und den Unterschied bey- dcr Wasserhöhen zur Höhe hat, beschwe¬ ret wäre. Man nehme also an, der Flä¬ cheninhalt im Schleussenboden betrüge yc> Klafter, die Höhe des Falles und F s Las 9» H. Rapitel. vom Baue das Von dem ober» Thore gestaute Wasser 5, also zusammen 13 Fuß; so wird der - Schleussenbvden von einem Druke, welcher 195 Kubikklaftcrn Wasser, oder 2,94210s Pfunden, oder -9421 Zentnern gleich ist, ge- drüket, jedoch dieses nur allezeit in jenem Falle, wenn das Wasser von oben wegen allzu schlechtem Grundbau eine Kommunika- zivn mit dem Schleussenbvden erhalt. Es besteht also die Hauptsache bey ei¬ nem Schlcüssenbaue darinnen, daß man svrgfältigst zu verhüten suche, daß das Oberwasser niemals unter den Schleussen¬ grund eindringe, weil es alsdann mit dem ganzen Werke so viel als geschehen ist. Wie, und auf was Art aber diesen Ein¬ dringungen vorgebeuget werden könne, wird in der Folge ausführlicher erkläret werden. Es giebt zweyerley Arten Schleussen, nämlich massive steinerne, und hölzerne; die ersten, deren Einfassung und Seitenwände ganz mit einer Mauer verkleidet, die Zwen¬ ken , welche glatterdings mit einer hölzer¬ nen Wand verschalet sind. Wer sieht nicht ein, daß die steinernen ohne Vergleich fester, beständiger, und tüchtiger den Druk aus¬ halten, als die hölzernen, die nach Ver¬ lauf der Gchifffahrtsschleuffeu. 9 t lauf einiger Jahre entweder stark ausgr- bessert, oder gar neu hergestellt werden müssen, Allem, nicht allezeit lassen sich solche anbringen; so sehr man auch von ihrem Vorzüge überzeugt ist. Die Ein¬ künfte der Schifffahrt, oder diejenigen, welche einen ähnlichen Bau unternehmen, oft auch der Abgang an Steinen, und mehr andere Umstande, verursachen, daß man oft zu der wohlfeilern Art schreiten muß. In lab. VII. und VIII. sind zwey Schleusten vorgestellt, derer die erste lab. VH- massiv von Steinen, die zweyte lad. Vlu. hingegen von Holz erbauet ist. Bey- de will ich nach ihrer Bauart ausführlicher beschreiben, welche so eingerichtet ist, daß ste an Flüssen, und schiffbaren Kanälen mit Nutzen und Vortheile angewendet wer¬ ben kann. ist das Vorderhaupt. 8 die Kammer. das Hinderhaupt. a b der Schleaffmsall welcher 8^ betragt, c, e, sind dieSchleussenmauern, welche oben breit sind, und sich durch » Fuß breite Absätze gegen den Grund immer wei¬ ter verbreiten. Die Breite der Häupter ist 4 Klafter, die Lange 6», die Breite der 92 II. Rapitel vom Baue der Kammer z-, und ihre Lange »z», von einem Haupte zu dem andern gerechnet. Weil die Häupter nicht breiter seyn dür¬ fen, als daß ein Schiff auf einmal durch selbe passiren könne, so können sie sich auch nur nach der Breite eines gewöhnlichen Fahrzeuges richten, und dadurch der Dor¬ ther! erhalten werden, keiner so grossen Thore benöthiget zu seyn; wodurch auch H»er Bau viel standhafter erhalten werden kann; da die Kammern geräumig genug sind, so werden übrigens eben so viele Schiffe schleusen können, als wenn sonst die Häupter eine grössere Breitte hätten- Die Schleussenmauern stehen auf einem Roste k, k, k, s von Eichen, Erlen, oder gu¬ tem Tannenholz von 8 zu 9 Zoll dik, der aus z Fuß im Quadrat haltenden Feldern besteht. Wenn der Grund nicht von guter Qualität ist, so ruhet dieser Rost auf von z zu 3 Fuß eingerammten 4 Klafter langen, und diken Bürsten; beynebst sind auch in den Eken der Rostfclder Bürsten von gleicher Dike und Länge eingerammet, so, daß sich der Rost unmöglich verschieben, oder nachgeben kann. Die der Gchifffahrtsschleussss, yZ Die Queerbalken ZFAZss laufen rj§.Z. ^ueer durch die ganze Kammer, und ruhen auf von z zu z Fuß eingerammten Bür¬ sten A,A,a. Unter den äussersten Rostbal- ken des ganzen Schleussengrundes ist eine tüchtige Spundwand eingerammt, welche aus 6" diken und nach Verhältniß langen Gpundpfahlen besteht. Eine ähnliche Spund¬ wand ist bey m,n, o,?, unter dem Rostbal¬ ken angebracht. Solchergestalt ist der gan¬ ze Schleussengrund eingefaßt , und weil die Spundwände mit Fugen , und Ruthen M einander passen, so ist auch allem nur möglichen Eindringen des Wassers vorge¬ beugt. Die Felder des Rostes, auf wel¬ chen die Schleussenmauern ruhen, werden mit Bruchsteinen ausgemauert, hingegen zwischen den Balken in den Kammern fester Laim und Thonerde eingestampft. ^,r ist der Trempel, welcher r s" hoch, Und i4^ breit, und auf der unter ihm laufenden Spundwand aüfgekappet ist; in diesen stemmen sich die zwey Anschlaghöl- zer 8t, rz, welche io, und Zoll Dike haben, gegen welche die Stemmthöre an¬ schlagen, und die mittels des Klvzes u r, der sich von u bis r erstrekt, die Verbin¬ dung erhalten. 94 n. Rapitel vsm Baue n ist der Schleussenboden aus z zöl¬ ligen Bollen , die mit Fugen auf einander passen, wie dies k^A. z. D.ü:. Vllll. im Grossen zeiget, und durch eiserne, auch hölzerne Bolze auf die unten liegende Rost- balken genagelt werden: die Fugen müssen mit Moose, oder Werg ausgestopft wer¬ den. Man kann auch über diesen solcher¬ gestalt verfertigten Boden noch andere Queerbalken von 8 zu io" dik, von 6 zu 6 Fuß legen, die zu beyden Seiten z Fuß weit unter die Schleussenmauer greifen, und durch 2 Fuß lange, r Zoll starke, eiser¬ ne Nägel von z zu 3 Fuß an den untern Nostbalken genagelt werden; wodurch vol¬ lends verhindert wird, daß der Schleussen- boden auf keine mögliche Weise foreirt wer¬ den kann. Diese Balken dienen auch vor¬ züglich, den Schleussenboden immer unter Wasser zu erhalten, und gut zu konservi- ren, weil unter denselben das Wasser nie¬ mals ganz ablaufeu kann. v,y sind Quader, aus welchen die Schleussenmauern bestehen, diese sind wech¬ selweise ein Binder und Lauser neben ein¬ ander gelegt, und werden mit eisernen mit Bley eingelassenen Klammern mit einander verbunden; die andere Mauer wird aus Bruch- der Gchifffcchrtsschlmffen. 95 Bruchsteinen, oder wo man Vnksteine genug hat, aus diesen auMführt, und mit gu¬ tem Mörtl vereinigt. Die Schleussenmau- ern in beyden Häuptern sind senkrecht auf¬ geführt ; in den Kammern hingegen können sie der Höhe zur Böschung erhalten, wel¬ che sich zu beyden Seiten in einer Run¬ dung gegen die Häupter verliert. z, 4 sind die Füllungen, in welchen die^A-HNi. Stemmthöre passen , wenn sie geöffnet werden. 5/5 sind Fugen, in welche man Ein-i^-^A- legbaken legen kann/ im Falle entwdcr die Stemmthöre schadhaft geworden, oder sonst in der Schleuste etwas vorzukehren ist. L k' sind die Schleussenthöre; sie beste-^. vir hen aus der Drehsäule a, dem Ständer b vvn ir" Dike, die mittels 4 Riegelhölzer L e c c von 9" Dike zusammen verbunden sind, an welchen an der äusseren Seite eichene, mit Fugen und Ruthen in einan¬ der Pfosten von z Zoll mit starken eisernen Hakennägeln befestiget sind. Von der obersten Eke des Ständers k> geht nech der Queere gegen das untere Ende der Drehsäule eine Strebe i; diese macht, daß diese Thorsiügeln mit ihrer Schwere desto mehr gegen die Pfanne drü- ken, §6 II Rapitel. Vsm Baue ken, da ansonst solche sich wegen ihrem Ge¬ wicht zu stark vorwärts senken würden: wenn die Thore' breit sind , so können durch die Drehsaule mehrere derley Stre¬ ben l/1 angebracht werden. Bey 7 ist ein kleines Schützthor angebracht, welches die Schleusten an - oder ablaufen zu lassen dient; es kann mittels des Hebels 0, durch wel¬ chen die Schinne r geht, geöffnet, oder ge¬ sperrt werden. Das Beschlage und Eisen¬ werk , mit welchen die Gchleussenthöre ver¬ bunden werden, ist aus der Zeichnung zu ersehe». Die Drehsaule hat unten einen vm. abgerundeten eisernen Zapfen , und be- weget sich in einer metallenen konkaven T-gb.vil. (halbrundvertieften) Pfanne v, die in ein starkes Stick Eichenholz c, ä. einge¬ lassen wird. Oben bey » wird sie mittels eines starken eisernen Halsbandes, das man an starken eisernen, in den Mauern der Häupter festgemachten Ankern befestigt, in der geraden, jedoch beweglichen, Rich¬ tung erhalten. Zn 'llad. IX. wird die in lllZ. 4 nach einem grösser» Maßstabe vor- gcstellte Zeichnung mehr Aufklärung geben. x,x sind die Winden, mittels welcher, und der über sie laufenden Kette die Gchleuf- senthöre aufgezogen werden können- n rst die der Gchifffahrtsschleussen. 97 Hie Stange, welche an den Schleussenthö- ren befestigt ist, um durch sie die Thöre rudrüken zu können. lvi ist der Auslauf der Schleuste, denn weil, wenn die Kammer abgelassen wird, das Wasser mit grosser Gewalt durch die Schützen stürzet, folglich der Auslauf bald ausgerisien werden könnte, so muß er da¬ gegen versichert werden. Es wird eine Reihe Faschinen, wie aus k'-'Z. - lad. Vin zu ersehen. von 8 zu 8 Fuß mit Querzau- nen verbunden, und zwischen ihnen ein Pfla¬ ster x aus Steinen gelegt, welches gegen alles Auswaschen ein tüchtiger Schirm seyn wird. Hinter der Schleussenmauer muß auf eine Breite von 6 Fuß eine tüchtige Lage Thon und Laimerde zusammen gestampft werden, welche alle Gemeinschaft eines et¬ wa eindringenden Wassers hrndert. lab. vili. ist eine hölzerne Schleusst vorgestellt, bey welcher jedoch die Häupter massiv von Steinen, und nur die Kammer von Holz gebauet ist- Billig sollte man niemals diese zwey wichtigsten Theile einer Schleuste, aus einem der Verwesung so unterworfenen Materiale, als das Holz ist, bauen, und allzeit lieber einige Kssten.mchr (L ver-, -8 H. Rapitel. vom Baue verwenden, um solche allzeit aus Steinen« herzustellen. Die unaufhörlichen Repara¬ tionen, und hauptsächlich die Gefahr, wel¬ cher, wegen fast nicht möglicher durchaus standhaften Bauart, eine ganz hölzerne Schleusst ausgesetzt ist, sollte billig Jeder- man abschreken, sich einer solchen zu bedien neu, vielmehr aber allezeit aneifern, wo- ferne nicht ganz steinerne Schleusten anzu¬ bringen sind, sie doch wenigstens mit massi¬ ven Häuptern zu versehen. H., und L. sind die Häupter, welche jenen in der vorbeschriebenen ganz steiner¬ nen Schleuste vollkommen ähnlich sind: ih¬ re Länge beträgt 4°, die Breite 14 Fuß, die Länge der Kammer hingegen 20° und ihre Breite 4°; der Schleussenfall r/; wo¬ durch die unter den letzten Balken von r bis ä fortlaufende Spundwand, welche nach Beschaffenheit 18^ auch mehr Fuß einges rammet werden muß-, verkleidet. z. cä ist eine solide Spundwand, welche aus von z;u z Fuß abstehenden io" di- ken, und langen Falzbürsten besteht, zwischen denen 6" dike, und 12' lange Spundpfähle eingerammet werden. Auf dieser Spundwand sind die Aufsetzbalken sF von la Zoll Dike aufgekappet, worun¬ ter der Gchifffahrtsfchleuffen. yy ter mit halben Einschnitten die Queerbal- ken von 6 zn 6 Fuß gelötet werden, die noch unterwärts auf von 4 zu 4> einge¬ rammten Pfählen ruhen; dann werden über die Queerbalken gzöllige gefalzte Pfo¬ sten angenagelt, nachdem die Felder des Rostes mit Laimen gut ausgestampft wor¬ den. Wenn solchergestalt der Grund fer¬ tig ist, so wird das obere Gebälk aufgesetzt; von z zu z Fuß werden i Fuß dike Pfähle eingezapft, welche oben durch den Hül¬ ben sk verbunden werden, hinter diesem werden Pfosten von z Zoll Dike mit Spundnuthen durch hölzerne Pölze ge¬ nagelt , und hierauf gegen den Sei- ten-nrk des Erdreiches durch von r zu r Klafter entfernte Ankerholzer xxx ver¬ sichert, welche nach der in Fig. r zu erse¬ henden Zeichnung anzubringen sind: diese Schalwände machen die Schleussenkammer aus. Ist die Schleussenhöhe beträchtlich, und das Erdreich von schlechter Konsistenz, so bringe man doppelte Anker an. Der ganze Grund kann von Fichten, aber noch vorzüglicher von Kieferholz verfertigt wer¬ den , denn weil er immer unterm Wasser befindlich ist, so hat man keine Fäulniß zu besorgen: hingegen müssen die Pfähle, die G s Schleus- ^ro» II. Raprtel. Vom Baue Schleussenkammerwände, die Holden die Aufsetzbalken, auch die Ankerhölzer auS gutem Erchenholze seyn; die Pfosten, die zur Verschalung dienen , können im Nothfalle auch aus Kühnholz, oder Fichten gemacht werden. Man sorge insbesondere, die Schal- wände mit guter Thon - oder Laimerde auf eine ansehnliche Weite auszuftampfen. Will man das Holz gegen die Fäulniß desto besser verwahren, so lasse man selbes kalfa¬ tern; freylich wird durch oftmaliges Schleus¬ ten, durch das Reiben der Schiffe, das Pech bald abgerieben, wo jedoch die Schifffahrt einträglich, werden die Einkünfte immer hinlänglich seyn, solche von neuen zu über¬ ziehen. Die Drempeln, die Schleussenthöre, und Wände in den Häuptern sind die näm¬ lichen , wie bey -en obbeschriebenen massiven Schleussen. Diese Art Schleussen sind von sehr gu¬ ter Dauer und Nutzen. Die massiven Häup¬ ter hindern alles Eindringen des Wassers, und wenn das Holz in den Kammern auch nach Verlauf einiger zwanzig oder mehrerer Jahre verfaulet, so darf nur das obere Gebälke ausgehyben, und eine neue Wan- ' ein- der Gchifffahrtsschleussen. ror eingesetzt werden, indem der Grund immer unverletzt ist; statt daß, wofernechie Haupt* Pfahle dnrchgehends in Einem eingerammet würden, die ganze Schleuste ausgehoben, und verbessert werden müßte. Gewöhnlicher Weise können in einer der itzt beschriebenen Schleusten, höchstens drey Fahrzeuge mit einmal schleusten, wenn die Breite derselben nicht über 74 Fuß hat; welches an einem Flusse bey einer auch ziem¬ lich zahlreichen.Schifffahrt hinlänglich ist, diese Schiffe nach Wunsch zu befördern: allein vft ereignen sich Falle, daß derglei¬ chen Schleusten für die Schifffahrt doch zu klein sind, folglich allzu vielen Zeitverlust verursachen ; dies geschieht an Orten, wo zum Beyspielc mehrere schiffbare Flüsse oder Kanäle zusammen kommen, oder an Or¬ ten , wo die Schifffahrt so häufig ist, daß die Schleussung mit nur zwey oder drey Fahrzeugen den nachstehenden, sehr grossen Zeitverlust verursacht. Dieses habe ich bey der Mranienburyer Schleuste an der Havel, und bey jener zu Spandau beobach¬ tet , wo Fahrzeuge vft L auch 3 Tage war¬ ten müssen, bis sie zur Schleussung an die Ordnung kommen. Zn solchem Falle kön- Gz nen ,v» n. Raprtel. vsm Baue nen uns Resselschleusscn vorzügliche Dienste leisten. Reffelschleuffen sind von drn gewöhnli¬ chen bloß darin» unterschieden, daß sie einen weit grossem Kessel, als die gewöhn¬ lichen , zur Kammer haben, damit 6, 7 bis 8, auch nach Erfvrderniß mehr Fahr¬ zeuge, und Flösse darinn schleusen können. 'Ud. vmi. l'lA. i. siebe man eine Kessel- schleusst. und 0. sind die zwey Häup¬ ter , in welchen sich die Stemmthöre befin¬ den: ihre Bauart ist von jener in l-ch.vn. Lc VIII. beschriebenen nicht unterschieden. Allzeit werde ich anrathcn, solche massiv von Steinen herzustcllen, und immer an¬ empfehlen, eine tüchtige, und tiefe Spund, wand, sowohl bey dem Schleussenfalle, als auch unter dem Drempel, einzu¬ rammen. L. Ist der Kessel, oder die Kammer. Die Seitenwände im Kessel können gegen das Einstürzen entweder mittels einer Ver¬ schalung von Eichen, oder durch eine Fa¬ schinenböschung, oder auch nur mit einer starken Dossirung, und Belegung der Sei- tenwande mit frischem Waasen versichert werden. Nur habe man Acht, im lezten Falle die zwey Ein - und Auslaufskanäle, - in der Gchifffahrteschleufskn. roz A welchen die Häupter befindlich find, ent¬ weder mit einer Futtermauer, oder einer hölzernen Verschalung einzufassen, damit für die Erhaltung der Häupter, und gegen ihre Umspühlung, so viel als möglich, ge- sorget werde. Ich finde nicht für thunlich, den Bo¬ den solcher Schleussen mittels eines Ro¬ stes aus Balken zu verfertigen; ein solcher Bau würde erstens nicht seine gehörige Fe¬ stigkeit erhalten, zweytens auch sehr kost¬ bar, und endlich überflüssig feyn: wenn man nach InA. i.lad. vmi. den ganzen Boden mit Faschinengesträuchen belegete, und mit von 6 zu 6 Fuß abstehenden Zauen, welche 14 Zoll über selben vorftehen, verbände, zwischen den Zäunen aber ein tüchtiges Pfla- ster von Steinplatten verfertigte, so wird dieser Bau dem Werke gewiß alle Festigkeit rind Dauer verschaffen. Wenn sich ein solcher Fall ereignet, oder die Beschaffenheit des Terrains selbst bey Ziehung eines Kanals einen solchen Abhang entgegen setzt, welchen zu übersteigen eine Schleuste nicht hinlänglich, sondern dazu », 3, auch mehr erforderlich wären, so trach¬ te man, diese Schleussen an einander zu hangen: man erspart dadurch bey jeder G 4 Schleus- 124 II. RaplLek. vom Baue Schleuste ein Vorderhaupt, und ein paar Thore. In lab. vm. i, sieht man einen solchen vierfachen Schleussenfall; der Bau ist von den oben beschriebenen einfa¬ chen Sebleussen gar nicht unterschieden. Man trachte nur , das Terrain so zu ebnen, daß es sich stufenweise erniedrige, und die Schleussenmauer auch hinter jedem Falle sich stufenweise senke, bis der «ganze Fall überstiegen wird. Ein solches Schleussen- werk har ein seltsames Ansehen; vorzüglich, wenn fünf, sechs, oder mehrere Schleusten an einapder gehanget sind, und man von unten das Schiff an der obern Schleuste erblikt. In England bey Brlnklow an der Aire ist ein solches vierfaches Schleussenwerk angelegt, welches ein Gefall von 60 Fuß hat; aber noch seltsamer ist der Schleussen¬ fall bey Bezrers an dem königlichen Kanal in Languedok,der aus acht hinter einander folgenden Schleussenfallen besteht, welche einen »56 Klafter langen, und 66 Fuß ho¬ hen künstlichen Wasserfall formiren. Ich hoffe, die in diesen drey Figuren vorgestellten Arten der Schleusten, werden bey Jedermann Beyfall finden, wenn man anmerkt, daß bey den ohnehin sehr schwe¬ ren Ausgaben eines Staates, auch bey Wer- der Schissfahrteschleusssn. ivZ Werken von dieser Art zu sorgen sey, über- stüssigen Aufwand zu ersparen, und nur darauf bedacht zu seyn, wie man mit der möglichst größten Wirtschaft auch die er¬ forderliche, und gehörige Dauer und Fe¬ stigkeit eines Werkes bewirken könne- An unfern Flüssen und Kanälen wird sich wohl kein Fall äußern, wo sie nicht mit Nutzen angewandt werden könnten. In Holland, England mnd Frankreich, findet man freylich Schlüssen, welche ge¬ gen die itzt beschriebenen eben so, wie ein prächtiger Palast gegen ein solides Bürger¬ haus verglichen werden können, indessen ist die Wirkung im Grunde die nämliche, und nur haben die letztern dies zum voraus, daß düs Auge dabey in Erstauneu undAer- wuuderm g versetzet wird. In Trlemans van der Horst, ^u/^en ^e^ameö/^e van ve/^ei^e , sa .d. VII. befestiget ist, und mit dem man die au der Schütze befindliche ei¬ serne Schiene mittels eines durch die Lö¬ cher derselben zu ftekenden Nagels heben kann, oder auch durch eine hölzerne Win- de an der ober Thvrschwelle mit einer über die darauf angebrachte Rolle laufende Kette geöffnet werden. In Holland hat man an einigen Schleusten, zum Beyspiele . in jener im Dchfshav-n eiserne, den ge¬ wöhnlichen Wagenwinden ähnliche Wurden, durch welche die an den Schützen befestig¬ ten, gekerbte Schiene läuft, und durch das der Gchrfffahrtsschleussen. 119 - das Gewinde auf und abwärts bewegt wer¬ den kann- Wenn man die Schutzrhöre in den Schleusscnthören selbst nicht anbringen will, pflegt man in den Schützenmauern auf der einen Seite kleine Wasserleitungen anzulegen, die mit Schützthören geöffnet/ und gesperrt werden können, und durch die das Wasser in die Kammer eingelassen, oder wieder aus selben abgelassen werden kann. In vill. inZ. r. findet man eine solche Anlage bey 3,3,3,«. Die Schleusscnthöre selbst werden am gebräuchlichsten mit Erdwinden aufgezogen, und wieder mit an diesen befestigten Stan¬ gen zugeschlossen: man pflegt sie wohl auch Mittels eines Hebels c,c, c, an dessen äus- erftem Ende die Kraft wirket, bey eini¬ gen Schleussen zu öffnen , wie solches in b'IZ. I. "bkid. VIII. bey c zu sehen. Es giebt noch verschiedene andere Hand¬ griffe, die aber meistens kostspieliger sind, die Schleusten zu öffnen. In Belidors IDaflerbaukunft , und T i l k e m a n s van der Horst oben angeführtem Werke wird man die verschiedenen Arten der Schleus¬ ten sowohl nach ihrer Bauart, als übrigen Einrichtung, wsitlauftig genug beschrieben sinden; welche folglich dasjenige reichlich H 4 ge- rr-2 II. Rapitel. vom Baue re. genug ersetzen können, was alhier wegen Mangel des Raums nicht gesagt werden konnte. Hat man das Werk so weit gebracht, daß schon beyde Thore sich in ihren Häup¬ tern befinden, so schlage man die Verdam¬ mung los, und lasse mit dem ersten Schiffe die Probe des neuen Werkes abführen. Ist solches nach itzt beschriebener Art, und mit gehöriger Sorgfalt verfertigt worden, so hat man schwerlich einen unglüklichen Er¬ folg zu besorgen. Drit- rrr Drittes Kapitel- Von Vereinigung schiffbarer Ströme durch Schiff¬ fahrtskanäle. --6ie Kanäle, mittels welchen man in Frankreich und England schiffbare Flüsse vereinigt, übertreffen alles, was uns die ' Geschichte der) von uns so bewunderten Griechen und Romer hinterlaßt. In Frank¬ reich sieht man Schiffe mit unvergleichlicher Leichtigkeit bald über einen Berg, der roo Klafter über das Niveau der brydcn Meere erhaben ist, bald in tiefen Thalern über massive Brüken-Wasserleitungen passiren, bald sich vollends in unterirdischen Stollen verlieren, aus welchen sie nach Verlaufe mehrerer französischer Meilen wieder an Tag kommen. In England sind die mei¬ sten Flüsse durch häufige, und sehr weit¬ läufige Kanäle vereinigt, welche ebenfalls bald in Bergen und Stollen sich verlieren, bald durch kostbare Schleusten, über fürch- H 5 ter- iss IH. Rapitel. Von vereinrgunF terliche Wasserfalle und Katarakten mit al¬ ler Leichtigkeit paffiren. Preussen hat sich seiner vorthcilhafken Lage, und des Laufes feiner Flüsse trefiich zu bedienen gewußt, und mittels fünf gro¬ ßer Hauptkanale, beynahe im ganzen Rei¬ che die Schiffahrt verbreitet, und erwei¬ tert. Die öftreichischen Niederlande sind durch eine Menge beträchtlicher, und sehenswür- dige Kanäle durchkreutzet- Und wem kann der neue hollfteinische Kanal, der durch das Herzogtum Schlcßwig, und Hollstein, die Vereinigung der Oft - und Nordsee so sehr verkürzet und erleichtert, wem der grosse schwedische Kanal, durch den die gefährli¬ che Fahrt durch den Sund vermieden wird, und der neu'e spanische, sogenannte kaiser¬ liche Kanal, der das mittelländische Meer mit der Nordsee vereiniget, unbekannt seyn? Rußland, welches noch vor einem Jahr¬ hundert , in Barbaren und Untätigkeit versenkt lag, hat die herrlichsten Werke zur Vereinigung seiner Flüsse angeleget. Und überhaupt, wo ist ein beträchtlicher Statt, der nicht alle möglichen Mittel er¬ greift, schiffbarer Strome. isz greift, seinen Handel durch Schifffahrts- kanale zu erleichtern und auszudehnen? Bey Entwerfung schiffbarer Kanäle, K "h?"« muß vor allem die Gegend, durch welche er etwa gezogen werden könnte, genau, und As-mKa- mühsam ausgenommen werden; da es bey ^führet ° einer solchen Mappe darauf ankömmt, die Lange jeder Distanz ganz genau zu wissen, so wird man dergleichen Messungen jeder- . zeit durch trigonometrische Operationen an-- stellen müssen. In einer solchen Karte müs¬ sen genau angemerkt werden: i) Alle Flüsse, Bäche, Seen, oder an¬ dere Wasser, welches Namens und Be¬ schaffenheit sie seyn können. s) Alle Berge, Thaler, Hügel, oder merkliche Anhöhen - nicht minder alle Waldungen nach ihrem ganzen Um¬ fange. z) Muß durch eine genaue Sondirung, die Beschaffenheit des Erdreiches, über¬ haupt aber, ob der Grund aus Let¬ ten , Felsen, Sand rc. bestehe, be¬ stimmt werden. Nach einer solchen Mappe, wird sich schon ein im Allgemeinen betrachteter Ent¬ wurf machen, und der Weg beylauftig be¬ stimmen lassen, nach welchem die Vereini¬ gung 124 ur. Rapitel. von Vereinigung gung zweyer Flüsse gemacht werden könne; dabey wird man folgendes vorzüglich zn beobachten haben: Wa« bcy Der Kanal muß immer nach dem kur- a-E-mes zeften Wege geführt werden, wenn nicht beobachten" etwa wichtigere Hindernisse einen weitern Umweg erheischen; diese Hindernisse kön¬ nen feyn: i) wenn der Kanal durch tiefe, und en¬ ge Thaler geführet werden müßte, v^n welchen das herabftürzende Was- ser ihn binnen kurzer Zeit anschlam- m.n, und versanden würde: r) Wenn ihm ein Berg im Wege stün¬ de, der nur mit vielen Schleusten, oder einer kostbaren Durchgrabung , oder Unterminirung über oder durch¬ gefahren werden konnte: z) Wenn ihn^vüle Flüsse, und Bache durchkreuzten, welche Sand undSchlam mit sich führen^ und den Kanal folg¬ lich der Gefahr einer Versandung aus- setzen dürften: 4) Wenn der Kanal unumgänglich durch einige Orte, und Fleken gezogen wer¬ den müßte, um selben den Nutzen der Schifffahrt mitzutheilen, , schiffbarer Ströme. 125 Hindert eines von diesen den kürzer« Weg des Kanals, welches bey einem weiten Umwege vermieden werden könnte, so tra¬ ge man kein Bedenken, der Kanal um eini¬ ge ioo, auch losa Klafter zu verlängern; ledoch bringe man jederzeit den Nutzen des einen, und die Kosten des andern in Ver- hältniß; denn woferne zum Beyspiele die Verlängerung eines Kanals, um einen hin¬ derlichen Gegenstand zu vermeiden, icoooo ft-, die Unterminirung desselben, oder die Anlegung der Gchleussen hingege n nur 70022 ff kosten würde; so wäre es wider die Klug¬ heit gehandelt, einen andern, und weitern Weg zu suchen, da der nämliche Endzwek durch einen kurzem und wohlfeilern Weg erreichet werden kann. Nach diesen Grund- säzen wird sich in den Plan der Weg eines Kanals nicht schwer entwerfen lassen. Ist dieses geschehen, so muß die Hand an das Abwägen der Gegend, in welcher der Ka¬ nal geführet werden soll, angelegt werden. Es ist überflüssig, zu erinnern , daß bey solchen Operationen man die richtigsten Wasserwaagen zur Hand nehmen,, und nichts äusser Acht lassen müsse, ein möglichst ak¬ kurates Nivellement zu verfertigen; nur will ich qneathen, daß jederzeit durch zwey, drey, 126 III. Rapitel. von Verewigung drey, oder mehr Kunstverständige eine sol¬ che Gegend abgewogen, und bey vor- fallendcn geringen Unterschieden das Mit¬ tel von allen Operationen zum wahren Satze angenommen werde. Hat man mehr dergleichen Wege zur Ziehung eines Ka¬ nals rm Vorschläge; so verfahre man bey Abwägung eines jeglichen auf solche Art, durch angezeigte Operationen wird man nachstehendes finden: 1) entweder ist das Gefalle von dem Flusse welchen man mit dem Flusse L zu vereinigen gedenket, steigend, oder 2) abstürzend, oder z) steigend, und abst-rrzend. Das Gefälle in einem Kanal ist stei¬ fend/ wenn der Fluß, welcher mit dem an¬ dern vereiniget werden sollte, tiefer liegt, als der zweyte; so ist in i x. das Gefall ein steigendes Gefalle, weil das Terrain von dem Flusse /V immer gegen v steiget. ' Das abstürzende Gefalle ist, wenn der Fluß, welcher Mlt dem andern zu.vereini¬ gen ist, höher liegt, als der folgende. In der nämlichen Figur ist z. B. ein ab¬ stürzendes Gefalle, weil das Terrain sich schiffbarer Strome. 12^ sich immer gegen den Fluß L. tiefer senket, und endlich das abstürzende, und steigende Erfülle ist, wenn ein Kanal, welcher zwey Flüsse vereinigen soll, durch ein zwischen diesen Flüssen befindliches Land gezogen wird, welches höher, als beyde vereinigte Flusse, liegt, wie ZekO kUg. 2 weiset, wo ein steigendes, KL. hingegen in Bezug auf die zu verbindenden Flüsse ein abstür- zendes Gefalle ist. So wenig ein Fluß ohne dem zur Schifffahrt erforderlichen Wasser seyn kann, eben so wenig kann ein Kanal navigable seyn, wenn er nicht mit hinlänglichem Was¬ ser versehen ist. Im ersten, und zweyten Falle: nämlich wo ein Kanal entweder ein steigendes, oder abstürzendes Gefälle be¬ sitzt, darf man sich hierum nicht beküm¬ mern, weil aus dem obern Flusse der Ka- mrl mit überflüssigem Wasser versehen wer¬ den kann. Im dritten Falle hingegen, wo die beyden Flüsse tiefer, als das zwischen ih- nen befindliche Terrain liegen, hat es mehr auf sich. Das Flußwasser kann den Kanal nicht weiter mit Wasser versehen, als so- Mstt der Kanal im Niveau mit diesem Nasser fortstreichet: folglich muß man um ein L,r8 Ul. Rapirel. Von vereinigunZ ein fremdes Wasser besorgt seyn, welches nach dem obersten Punkte des Terrams geleitet werden, und durch das man die beyden Therle des Kanals bewässern kann. VED«' Dieser höchste Punkt heisset der ver- theiluriyspunkt: von welchem nämlich das Wasser nach den beyden Seiten des Kanals vertheilet wird. Bey Bestimmung, und Festsezung die¬ ses Punktes hat man vorzüglich zu beob¬ achten : ») daß man ihn an einem solchen Orte anlege, wo entweder durch Ausgra¬ bung, oder durch Aufwerfung tüchtiger Dämme ein dem Bedürfnisse des Ka¬ nals angemessenes Reservoir oder Was- serbehältniß angelegt werden kann, um aus diesem durch Ableitungsgrä¬ ben den Schifffahrtskanal mit erforder¬ lichem Wasser zu versehen. 2) Muß dieser Punkt tiefer liegen, als alle Quellen, Bäche, und andere Wäs¬ ser , die man darinn breiten will. . 3) Muß der Wasservorrath aller ein- fliessenden Bäche, und Wässer so er- ' - giebig seyn, daß die Schifffahrt nie- mal ins Steten gerarhe; vielmehr sollte schiffbarer Strome. ,29 sollte man auch Sorge tragen, um die Halbscheide mehr Wasser zu sammle«, als zur Schifffahrt eben näthig ist. D Muß das Vorratbsbehaltniß gegen den Schifffahrtskanal so hoch liegen, daß in den Abzugsgraben das Wasser mit gehöriger Geschwindigkeit nach je¬ nem Kanal fliessen könne, um den ab¬ fälligen Wasserverlust, der sich theils durch die Schleussung selbst, theils durch die Versiegung des Wassers äu¬ ßert , alsogleich zu ersetzen. Die Wasserkonsumtion bey einemSchiff- fahrtskanale wird ronftün- i) durch die Schleussung, s) durch das Durchsiegen bey den Schleus "-t w-Än sen und ihren Thören, s°u. 3) durch das Ausduften des Wassers selbst, bestimmt. Wenn man abwärts schleustet, so kann man mit einer Schleuste voll Waffeer alle Schleusten passiven, woferne dieselben alle von gleicher Grösse sind; denn so bald eine abläuft, läuft die andere voll, und so die dritte, vierte, und weiters, bis an die letzte. Schleustet man hingegen aufwärts, so muß bey jeder Schleuste frisches Wasser nachgeschstt werden, und bedarf es so vie- I ler iz» HI. Rapitel. Von Vereinigung ler Schleusten voll Wässer, ein Schiff vorr unten aufwärts zu bringen, als wirklich Schleusten zugegen sind. Man nehme den Kubikinhalt der Schleusten, und multipli- zire ihn mit der Anzahl, die zur Beförde¬ rung eines Schiffes nöthig find; so hat man die Wassermasse gefunden, welche zu einer Schleussung erfoderlich ist. Ich setze, -ur grossen: Sicherheit des Kalküls, daß dergleichen Schleussungen des Tages vier geschehen, so weis man füglich die Menge des Wassers, welche bey Schleussung der Schiffe verloren gehet. Man nehme etwa fürs Versiegen und Ausduften noch der ganzen Masse, so erhellet die gesammte Wasserkonsumtion eines Kanals. Dies ist in einem bestimmten Falle zur Prüfung hinlänglich, ob die vorhandene Menge des Wassers zur Schifffahrt rurei¬ chen werde. Oft finden sich in der Nähe Seen, und Sümpfe, welche die Anlegung eines neuen Reservoirs ersparen, und deren man sich zur Fournirung seines Kanals füglich be¬ dienen kann; saft noch erwünschter ist es, wenn man aus einem benachbarten Flusse einen Arm nach dem Schifffahrtskanal ab¬ leiten kann; dergleichen Gelegenheiten, und schiffbarer Ströme. izi und Umstände prüfe man vorher, als man einen Entwurf festsetzt. Man darf keine Mühe sparen, die ganze Gegend nicht nur selbst öfters genau durchzugehen, sondern auch durch benachbarte Landsleute sich ge¬ nau nm alle Umstände zu erkundigen. Man weis, was oft ein kleiner vernachlässigter Umstand, bey einem wichtigen Werke, für traurige Folgen nach sich ziehen kann. Der Friederichs» Graben ober Frankfurt wird aus einem See bey Mühlr öse, der Finow- Kanal durch die Finow, und aus einem 'See hinter Libenwalde, der neue Bom- beryer-Kanal hingegen durch einen aus der Netze geleiteten Arm Wasser versehen. Je mehr Wasser man in verschiedenen Orten nach -en Schifffahrtskanälcn leiten kann, um so desto besser ist es, und desto kleiner braucht der Wasservorrath an dem obersten Vertheilungspunkte zu seyn. Nur hätte man Regen-oder Schneewasser oder solche reissende Wildbäche, welche vielen Sand, und grobe Materien mit sich führen, nach selben Lu leiten, damit sieden Kanal nicht ver¬ schlämmen. In der Folge wird gezeiget wer¬ den, wie dem Uibel abzuhelfen sey, wenn sich diese Wässer durchkreuyen- I » Wenn rzr IH. Rapitel. von Vereinigung s°» dt» Wenn man einmal das gestimmte Gs- ?nd Änl-- falle des zwischen zweyenFlüsten befindlichem Terrains vor Augen hat, so wird es nicht schwer seyn, auch die Anzahl der Schleusten zu bestimmen. Die gewöhnlichsten sind jene, welche 8 Fuß Fallhöhe haben- Man dividire also das ganze Gefalle mit 8, so zeiget der Quotient die Anzahl der Schleusten. Ist das Gefälle steigend, und abstürzend, so dividire man, auf obbemeldte Art, sonwhl das steigende als auch insbe¬ sondere das abstürzende Gefalle, dadurch wird man wissen, wie viel auf jede Seite Schleusten angelegt werden sollen. DieS ist alsdann zu verstehen, wenn die Beetung des gesamten Kanals ganz horizontal seyn sollte. Hingegen kann man die Beetung des Kanals gegen jede Schleuste mit einem Abhange von r Fuß fallen lassen, und also ersparet man so viele 2 Fuß, als einzelne Schleusten im Kanal sind; wodurch also füglich einige ersparet werden; welches in der Arbeit sowobl, als auch in dem Auf¬ wande eine grosse Erleichterung machet- Hingegen muß der Ein- und Ablaufskanal von beyden Flüssen gegen die erste Schleuste ganz horizontal in gleichem Niveau mit der ersten Schleusten- Beetung fvrtlaufen, da¬ mit schiffbarer Ströme. . rzz mit zu jeder Jahrszeit die Schiffe mit dem Stauwasser, ein-und ausfahrcn können, ohne bemüssiget zu seyn, ein Wasser von oben aus dem Kanal zu empfangen, wenn man aus Vertrauen auf das Schleussen- wasser dieselbe höher angelegt hat,als dieBee- tling des Kanals an der Mündung selbst ist. Die Anlage der Schleuss«: belangend; so ist fast am vortheilhaftesten, wenn, im Falle es die Lage des Bodens zugiebt, sie jederzeit gegen das eine Ende, des Kanals angeleget würden; dadurch ersparet man vieles am Graben. Am Eintritte des Ka¬ nals bey jedem Flusse, oder unweit dessel¬ ben , muß immer eine Schleusst angelegt werden; theils zu verhüten damit sich nicht aus dem höhern Flusse das Wasser in den Kanal frey hineinstürze, theils auch, allen Verschlammungen von unten vorzukommen; weil aber selten Kanäle durch ein so flaches Land gezogen werden, in welchem sich der ganze Fau des Terrains erst am Ende be¬ fände, s» wird sich die obere Anlage nicht sv häufig anbringen lassen. Man ziehe also von dcmVertheilungspunkte, soweit es daS Terrain zuläßt, den Kanal in horizontaler Dichtung fort. Hindert solche Fortführung ein Fall, oder Absatz des Bodens, sv lege I A man IA4 m. Rapltel. Von Vereinigung man alda die erste Schleuste an, welche, wenn gesagter Fall grösser ist, doppelte Kammern erhalten kann. Von hieraus führe man den Kanal weiters horizontal fort, bis sich wieder der Abfall vermehrt, lege, auf obbemeldte Art, wieder eine ein¬ fache, doppelte, oder drcyfache Schleuste an, führe den Kanal werter, und fahre am diese Art fort, bis man die Schleusten durch den ganzen Fall des Terrains ver- theilet hat. Bey Kanälen, welche nur ein abftür- zendes Gefälle haben, lege man gleich beym Einlaufe » ine Stauschleusse an, welche den¬ jenigen Fall, d,r durch das abwechselnde Sreigen und Fallen des Flußwassers ent¬ steht, zn übersteigen dienet: die anderen aber, da, wo sie die Beschaffenheit des Bo¬ dens am fraglichsten erlaubet. Auf die Güte und Beschaffenheit des Grundes, hat man auch bey Bestimmung der Schleüssenpunkte zu merken, damit sie Et wegen schlechtem Grunde viel grössere Kosten verursachen, oder gar der Gefahr einer Unterkühlung ausgesetzt werden. Nach diesen Grundsätzen, wird man, wie ich denke, ziemlich im Stande seyn, ei¬ nen genauen Entwurf eines neuen zu füh¬ ren- schiffbarer Strome. rzH renden Kanals aufzusetzcn, und zu zeichnen. Die Erfahrung, samt eigenen Versuchen, und dem Lokalaugenschein, werden dabey das größte Licht geben. Sobald nun also einmal der Weg, und die Richtung, wel¬ che der neue Kanal nehmen soll, in der Karte genau verzeichnet, auch das Profil der gesamten Wasserfalle, und des gan- seq Kanals zusammen gebracht worden sind, wird man hauptsächlich besorgt seyn, also- gleich einen genauen Bauanschlag des zu führenden Kanals zu fvrmiren: zu diesem Ende wird die ganze Länge des Kanals wie¬ der genau untersucht, und sondirt, um die Gattungen des Grundes in jeder Streke desselben zu entdeken; ob nämlich Sand- Leim-Schieferstern-Felsengrund, oder gar Torferde zugegen sey. Jede Streke muß wan in der General-Mappe nebst den Tie¬ fen, in welcher bey der Sondirung dieser oder jener Grund befunden worden, genau verzeichnen, hauptsächlich ist aber der Grund , wo gerade der Vertheilungspunkt angelegt werden soll, sehr gut zu untersu- chen; weil man etwa aus vernachlässigter richtiger und sorgfältiger Prüfung in Ge¬ fahr stünde, das ganze angesammelte Was¬ ser zu verlieren. Das Nämliche gilt, wenn I 4 die iz6 HI. Rapitel. von Veremiguns die Natur die günstige Gelegenheit darbie- tet, einen Arm ans einem benachbarten Flusse, in einen Schifffahrtskanal leiten zu können: um diesen mit hinlänglichem Was¬ ser zu versehen, muß die Gegend, durch welche ein solcher Speisekanal geführt wer¬ den sollte, mit gleicher Genauigkeit unter¬ sucht werden, um der schädlichen Versie¬ gung zuvorzukommen. D°n d,» Die Breite jedes Schifffahrtskanals Maaffcn," soll sich nach den gewöhnlichen Fahrzeugen, "" die diesen Kanal passiren werden richten, habensoll"' Wenn zwey Fahrzeuge, oder ein Floß und Fahrzeug neben einander, so viel Platz fin¬ den, daß sie sich bequem ausweichen können, so ist der Kanal breit genug. Jedoch ver¬ gesse man dabey nicht, auch auf die allfal? lige, mit der Zeit zu hoffende, Vergrösse¬ rung der Schiffe ein Augenmerk zu haben; vorzüglich, wenn die Flüsse, welche verei¬ nigt werden sollen, erst schiffbar zu machen, , und die Hindernisse allmählig ans dem We¬ ge zu raumen sind: in welcher Rükstchr man wohl noch eine Breite von Z oder 6 Fuß dem Kanal zugeben muß. Eben so richtet sich auch die Tiefe solcher Kanäle nach der- iemgen Senkung, welche die gebräuchlichen Fahrzeuge haben. Jederzeit würde ich aber ra- schiffbarer Ströme. 137 rathen, die Kanäle noch etwas tiefer, als es sonst erforderlich wäre, für die Zukunft auszugraben. Wo der Grund des Kanals von guter Konsistenz, und nicht aus lokerm Mehl¬ sand , der durch jeden Regen in den Kanal hineingerissen werden kann, besteht, kön¬ nen die Wände solcher Kanäle nur glatter¬ dings mit einer starken Abdachung skarpirt werden. Je grösser diese seyn wird, desto fester wird der Kanal, und um so weniger wird er der Verschüttung ausgesetzt seyn. In einem Grunde, der vom Wasser oder Re¬ gen leicht aufgeweichet wird, gebe man die anderthalbe Höhe zur Böschung, oder auf reden Fuß i z zum Fallud. In mittelmässi¬ gem Grunde, Fuß auf Fuß, und in gurem Thon, und Mergel, auf jeden Fuß nur 6 Zoll. Wenn Anhöhen Vorkommen, welche durchgcgraben werden müßten, muß man schon wegen dem Geitendruk, wenn gleich das Terrain auch von besserer Konsistenz ist, die anderthalbe Höhe zur Skarpe geben. Wie aber der Kanal in solchen Strcken auszugrqbcn sey, wird in der Folge aus¬ führlich gelehrt werden. .35 Die lzz lsl Rapitel. Vsn Vereinigung Die Erde, welche aus dem Kanal auS- gegraben wird, muß zu beyden Seiten des¬ selben aufgeführet werden; sie dienet r) Diejenigen Senkungen, und Tiefen auszufüllen, welche etwa dem Kanal kein erfoderliches Ufer leisten könnten, das wenigstens i^Fuß über den Wasser¬ spiegel vorragen müßte. r) Dienet sie, einen Damm zu beyden Seiten des Kanals aufzuführen, wel¬ cher vom Rande des Kanals 6 Fuß ent¬ fernet seyn muß, und dessen Höhe und Breite sich nach der Höhe des aus¬ zugrabenden Erdreichs richtet; diese Damme dienen zum Leinpfade. Wie der Aeussert sich der Fall, daß der Kanal zuzr-bm^auf einem, oder dem andern Orte durch u-fe"Strek ansehnliche Tiefen gezogen werden müßte, k- ausge- so kann solcher nach b'iZ. I. lad. Xi. aus- werden" gegraben werden. Die Böschung ist durch zwcy Absätze getheilet, davon dec unterste den Leinpfad vorstellet, und in gleicher Hö¬ he mit dem folgenden, oder vorhergehenden Damme des Kanals ist. Die zweyte hin¬ gegen dienet bloß, denDruk zu erleichtern, und kann 4 Fuß breit gemacht werden- Zu mehrerer Festigkeit kann die Böschung von beyden Abtheilungen mit Felbern, und Wei¬ den schiffbarer Strome. den besetzt werden; so wird sie in kurzem ganz begrünen. Oft sind solche verdrießli¬ che Stellen zwischen Bergen in engen Thä- lern, wo die Beschaffenheit des Bodens keine solche Abdachung erlaubet; in diesem Falle könnte der Kanal mit halben Futter- mauern lssiZ. 2. auf eine Höhe, von 9 bis xi 12 Fuß verkleidet werden; dann müßte ei¬ ne Bcrme von 6 Fuß gelassen werden, und weiters das Ufer, so viel es die Umstande zulassen, wieder abgedacht, und bepflanzet, oder, wie in «. bey a zu sehen, durch eine zweyte Mauer auf 6 bis 8 Fuß unter¬ stützt werden, von wannen weiters die Bö¬ schung schon um so grösser seyn könnte. Wenn aber eine Streke, über welche ein Kanal geführet werden soll, niedriger fahrtskan-u läge, als seine Vcetung erfodert, so braucht w-m/vas' es beynahe noch mehr Vorsicht, als im vo- rigen Falle. Man schneide in der Breite A von 2O Klaftern den Raasen weg, und m-dn^r sühre auf diefe Streke eine gute feste Erde, Aemng die man schichtweise recht fest, und dicht 2/°' ZUsammenftampft, auf eine solche Höhe, als die gewöhnlichen Damme des Kanals sind. Diese Erde muß so lange liegen blei¬ ben, als möglich, damit sie sich recht gut fttze; dann wird in der Mitte der Kanal aus- !4S III. Rapitel. von Vereinigung ausgeschnitten: solchergestalt wird die Ar- bett viel fester, als wenn man glatterdings zn beyden Seiten Damme aufführte. »u Kämen bey Ziehung eines Kanals Stre- v,^<'nüE, vor, welche aus schlechten Ufern, be- sonders aus flüchtigem Mehlsande, bestehen, sv muß in solchem Falle der Kanal befesti- get werden, weil sonst bey jedem Platzre- gen der Sand häufig in den Kanal hinein- geriffn würde. Hat man Faschinenholz, so wird eine Verkleidung von Faschinen die besten Dienste leisten; welche so, wie ^5. 4. zeiget, anzubrmgen ist; oder sollte hin¬ längliches Faschinenholz nicht in der Nähe seyn, so kann eine hölzerne Verschalung auch gute Dienste thun, welche, wvferne die Mer nicht hoch find, dieselben ganz und gar einlassen müßte; hatten sie aber eine beträchtliche Ht-hr, so wäre eine nur bis auf di? Halbscheide geführte Unterstützung hinlänglich, und die andere Hälfte wäre nach einem genügsamen Winkel abzudachen, wie dies 5- Zeiget. Bey den neuen Nctzkanal hat man den Kanal von der sie¬ benten Schleuste bis an die Brahe mit Faschinen auf diese Art verkleidet. Wenn schiffbarer Ströme. 141 Wenn man auf einen Felsengrund ge- Wi^ein langet, so wird sich Jedermann vvrftellen, durchs«» daß du.rch eine solche Gegend der Kanal zn mit Schießpulver gesprenget, oder im Fal- l le der Stein mürbe ist, mit Piken und Hauen ausgebrochen werden müsse. Wer in Felsen gearbeitet hat, wird leicht begreifen, wie kostbar eine solche Arbeit seyn müsse; doch kann man die Kosten dadurch etwas vermindern, wenn in dieser Gegend dem Kanal nicht die ganze sonstige Breite 2, d, nz.< sondern nur die halbe d, ä gegeben wird; nämlich so, daß gerade ein Floß, oder Fahrzeug, Plah findet; damit aber Schiffe einander auswcichen können, so sprenge man auf gewisse Distanzen Bassains aus, m welche sich Schiffe oder Flösse retiriren und ausweichen können, bis die entgegen kommenden vorbey gefahren sind, wie die 7. zeiget. Dir hier und dort befind¬ lichen Schichten werden auf die gewöhnliche Höhe ausgemauert, und der Weg, wo es erforderlich ist, mit Platten außgepfiastert. Der Tvrfgrund ist aus allen der schlech- M, u« teste, welcher Jedenbey Führung eines Ka- nals billig in Schreken setzen muß; seine durchs» wafferahnliche Beschaffenheit, vermög wel- zusühr«.. Her er beynahe gegen alle Seiten gleich drü- m. Rapitel von Vereinigung drüket, verursacht/ -aß/ sobald einerseits durch die Ausgrabung eines Kanals das Gleichgewicht gehoben, und der Gegendruck vermindert worden, er sich nun wieder auf seine Hohe zu schwingen trachtet, und also sehr bald die gemachte Couvette verschlemmet: dergleichen traurige Erfah¬ rungen habe ich an dem Bromberger-Kanal in Westpreussen gesehen, alwo der Torf¬ grund rn einer Strebe von mehr denn einer Stunde durch sein Aufschwellen der Schiff¬ fahrt die größten Hindernisse verursachte: des mühsamen Baggerns und Räumens ist kein Ende, und doch ist zu letzt oft von einer achttägigen Arbeit nach Verlauf eines Tages nichts mehr zu sehen; die Räumung und Baggerung muß wieder von neuem an- gefangen werden. In luA. 8, 9- 'n XI. wage ich, einen Versuch zu machen, wie vielleicht in solchen Streken Kanäle standhaft hexgeftellet, und die Schiffahrt von diesen Hindernissen, wirksam befreyet werden konnte. k'iF. 8- zeiget die Art, durch welche ein Stük Torfgrund gegen den Eindruk gesichert werden kann, wenn der Torf nicht tiefer als auf 14 oder rz Fuß halt, und untere selbem fester Grund befindlich ist, wel- schiffbarer Ströme. ,4« Welches mit dem Soudir-oder Erdbohrer gar leicht zu erfahren ist. Man schlage also zu beyden Seiten des Kanals eine Rei¬ he tüchtiger Falzbürsten, welche acht bis lo" dik, und wo es möglich' eben so tief, oder noch tiefer in den festen Grund einge- trieben werden, als die Torfschichte unter-- wärts reichet. Diese Spundwand lasse man kaum i Fuß über das Wasser vorra-. gen, verbinde sie mit tüchtigen Aufsetzbal¬ ken a d c 6, schlage von zwey zu s Klafter längs der ganzen Wand r» bis 14 zöllige Pillotten e,e,e, 6, welche wenigstens an- dcrthalbmal so tief in festen Grund greifen müssen, als die Torfschichte tief ist, lasse sie 8 Fuß über den Wasserspiegel hervorragen, verbinde sie allenthalben mit Bögenstreben treibe bey in gleicher Höhe mit der Veetung des Kanals io zölli¬ ge Spannhölzer zwischen selbe ein: alsdann Mage man schräge zu beyden Seiten, durch in die Spundwand gemachte Oeffnungen starke i» zöllige Streben ein, welche stch mit eisernen Schuhen wechselwejs ge¬ gen die Spundwände stemmen, und mittels eines, bey k angebrachten, starken Riegels nicht verdrüket werden können. Dieses Be¬ schläge ist ein tüchtiger Gegendruk, und da durch 144 Uk- Rapitel. Von Vereinigung durch die tiefe Spundwand alle Gesellschaft mit dem Torfe verhindert wird, so bleibet der zwischen den zwey Wanden befindliche Torf gleich einer andern Erde, ohne ei¬ nige Unordnungen anzurichten , und muß, meiner Einsicht nach, ein unpassendes Mit¬ tel seyn, die Schifffahrt in dieser mißli¬ chen Streke zu befördern. 9. zeiget die zweyte Art, welche in einem Falle anwendbar ist, wo wegen allzu grosser Tiefe des Torfgrundes keine Spundwand angebracht werden kann. Die¬ se Erfindung habe ich aus der Natur der Sache geleitet, weil man aus der Theorie des Hebers die Eigenschaften des Torfes füglich erklären kann, und dieser sich bey- nahe wie ein flüssiger Körper jederzeit ins Gleichgewicht setzet: wenn aus der nämli¬ chen Ursache, durch Aushebung eines Ka¬ nals einerseits die Höhe des äquilibrirendeu Torfes gehoben worden, und dieser durch sei¬ ne Aufschwellung im Kana! die Schifffahrt versperrt- so ist kein anderes Mittel, diese Aufschwellung zu hindern, als wenn man so, wie man in 2 rubi8 LommuniLauribus, UM die fliessenden Körper in verschiedener Höhe darin zu erhalten, den einen mit ei¬ nem schwerer» belastet, den ganzen Kanal gleich- schiffbarer Ströme. 145 Hleichfals so beschweret, daß hiedurch der unter sich drükenden Höhe des Torfes das Gleichgewicht hergestellet werde. DieseTheo- rie anzuwcnden, müßte eine ordentliche höl¬ zerne Plette a,b,e inlder Breite des Kanals ix. verfertigt werden, die aus von 4 zu 4 Fuß abstehenden Rippen ä 6 bestünde, an denen auswärts Pfosten mit hölzernen Bölzenan- runageln wären: diese Plette müßte dann zwischen den Rippen und Steinen ganz aus- gefüttert, und deren Fugen mit Moose ge¬ nau verftampft werden. Die Berechnung der Schwere dieser Maschine geschieht auf folgende Art: Man quadrire die Flächen des Profils des Kanals, und multiplizire sie nut der Länge dieser Streke; diese Anzahl Schuhe multiplizire man mit dem Gewichte eines Kubikfuffes nasser Torferde; so wir-man erfahren , welche Schwere dem ganzen Druke das Gleichgewicht halte; von eben dieser Schwere, oder vielmehr noch , uw 4 schwerer, muß die Plette samt den Zeinen, und dem einzulassenden Fahrwas¬ ser seyn. Nach dieser Verfahrungsart wird von dem sonst so heftigen Gegendruke nichts ru besorgen seyn. K Die« ,46 HI. Rapitel. von Vereinigung Dieses Mittel liesse sich, meines Erach¬ tens , in dem allerschlechtesten Falle anwen- den, wo sonst kein anderes Mittel gar nicht möglich, als das mühsame, und kostbare Baggern, oder Raumen , des sich unauf¬ hörlich aufthürmenden Torfes, und ich glau¬ be, bey dem Bromberger-Kanal könnte auf eure oder andere itzt beschriebene Art die Torfgegend standhaft reguliert werden. Von Hm- Bey Ziehung grosser, und Meilen lan- ger Schifffahrtskanale kommen allenthal- §sÄanöls ben verschiedene Falle vor. Oft- ist es,unge- rurch xm-n Mer angewandtenVorsicht und Über¬ legung unmöglich, einem Berge, wenn er im Wege steht, auszuweichen; Schleusten Lassen sich entweder aus Abgänge des Was¬ sers am Gipfel desselben, oder wegen sei¬ ner steilen, und rauhen Beschaffenheit nicht anbringen; an eine gänzliche Aus¬ grabung des Kanals ist es noch weniger zu gedenken, da dergleichen Berge 42 bis 50 auch mehrere Klaftern Höhe besitzen; bleibet also kein Mittel übrig, den Kanal in sol¬ chen Streken fortzusetzen? In Frankreich wurde an dem königlichen Kanal die erste Anweisung gegeben, wie man die Schiff¬ fahrt mittels Stollen, mitten durch das Eingeweide der Gebirge fortsetzen kann. Wer schiffbarer Strome. 147 Wer sieht nicht, daß dieses sehr mühesame und kostspielige Arbeit erfordert? Jedoch ist ein besonders Glük für den Handel, daß man auf diese kühne Erfindung gekom¬ men war. Wie viele grosse Werke würden sonst in ihrer Ausführung fteken geblieben, oder niemals zu einer Ausführung gekom¬ men feyn? Wenn man also einen Kanal durch Gebirge mittels eines Stollens zie¬ hen will, so steke man gleich den ganzen unterirdischen Kanal/ den man auf der Karte gezeichnet/ am Tage ab, verfertige dann ein genaues Profil von dem Gebirge nach der Linie des neu zu führendenKanals, Und zeichne den neuen Kanal unten hin ; so wird man ersehen, wie tief er in den ver¬ schiedenen Punkten des Berges unter sei¬ ner Oberfläche zu liegen komme. Hierf laßt sich der Anfang zu der Arbeikmachen; man Mabe in gehörigen Entfernungen die Schich¬ ten klb, Z. X. auf die dem Profil in jedem Orte zukommenden Tiefen ; wenn man einmal die ganze Tiefe des Ka¬ nals erreichet hat, so arbeitet man, wie in Bergwerken nach dem Hangkompaß in der Dichtung des Kanals fort, und läßt alle Erde, -je man ausgräbt, in Tonnen durch die Schachte hinauswinden .Weil dieses Ar- . K L bei- ,48 IH- Rapitel. Von Vereinigung beiten sin- , zu welchen ohnehin Bergleute gebraucht werden müssen, so würden diese sich in solchen Fallen auch selbst zu helfen wissen. Das beschwerlichste ist, wenn bey ei¬ nem solchen Baue das Bergwasser entgegen kömmt: in diesem Falle muß man die kost¬ baren Schöpf - und Pumpmaschinen zur Hil¬ fe nehmen, um sich das Wasser von Halse zu bringen. 4 und 5 sieht man zwey Profils eines solchen unterirdischen Kanals; der in 4- ist in einem Felsen ausge¬ sprengt, jener in 5. hingegen ausge¬ mauert, überwölbet, und hat einen Schacht, durch welchen Luft und Licht eingelassen werden kann; in beyden sind zu beyden Seiten eiserne Ringe eingelassen, mit¬ tels welchen sich die Schiffe fortschieben können. Einen Zugweg in dergleichen un¬ terirdischen Stollen anzulegen , halte ich wegen des lüderlichen Gesindels, das sich darin aufhalten, und auf die Schiffe lau¬ ern könnte, nicht für rathsam; man er¬ spart anbey die Wache, und die Schiffe können sich beynahe eben so leicht fortschie- ben, als wenn sie durch Seile gezogen würden. schiffbarer Ströme. 14^ Es wäre eine muthwillige Kostender- Do» de« schwendung, wenn man den Kanal durch einen Berg in eben dieser Breite führen UZ"'" wollte, als in flachem, und offenem Felde, Es ist genug, wenn man eine solche Stolle durchgrabt, daß ein Fahrzeug gerade seine nöthige Passage findet; daher muß jeder¬ zeit ein Kanal nach den in Lande gebräuch¬ lichen Fahrzeugen gerichtet werden: seine Höhe könnte über den Wasserspiegel eben so viel als seine Breite betragen; die Was¬ sertiefe aber allzeit um etwas tiefer seyn, als solches die üblichen Fahrzeuge erfodern. Von Distanz zu Distanz müssen in einem solchen Kanal geräumige Bassins auf eine oder die andere Seite angelegt werden, welche wenigstens ein, oder zwcy Schiffe fassen können; damit nämlich ein Fahrzeug dem andern auszuweichen im Stande sey; welches sonst wegen der schmalen Breite un¬ möglich wäre. Nicht überall wird eine Stolle dieser Art durch Felsen, oder in so festem Grunde gehen, daß es keiner Aus¬ fütterung, und Ausschalung bedarf. Wo nicht durch Felsen gehet, muß er allent¬ halben mit Mauern ausgefüttert werden, k iF- 5. X. zeiget das Profil eines sol¬ chen Kanals: 3, s, sind die Seitenmauern, K 2 welche lAs IH. Napitek. vsn veremigunF . welche erforderlichen Falls in schlechtem Grunde auf einen Rost geleget werden; «/d,A ist das Gewölbe im vollen Zirkel aus guten Steinplatten; c, c. sind die eisernen Ringe, um das Schiff fortzubringen; e,ä ist das Pflaster des Bodens des Kanals ans gemeinen Bruchsteinen. Die Schächte, welche während der Arbeit zur Ausführung -er Erde dienen, können nachgehends zur Einlassung der Luft, oder einiges Lichtes taugen; wie solches an dem Kanal in der Pikardie geschehen ; doch müßten sic alsdann ausgemauert, und nach Art des obgedach- ten Kanals oben mit einem starken Gelän¬ der, und Dache versehen werden. Hätte man aber Luftzug genug, so könnte jedes Schiff an seinem vordem Theile das nöthi- ge Licht mit sich führen, üm die Ausmaue¬ rung der Schächte zu ersparen, wie man 4 sieht. Endlich erfordert die Sicherheit der Schifffahrt, und der Reisenden, daß auf Landesfürstlichen Befehl in solchen Kanälen, nicht nur an ihrem Ein - und Ausgange, sondern auch in der Mitte und an mehrer» andern Stellen, Wachen, und Patrouillen gehalten werden; denn wie gefährlich wäre sturst solch eine Passage? Wie vielen Diebes- bau- schiffbarer Strome. »Zi banden könnte ein dergleichen unter der Erde fortlaufender Kanal zum sichersten Aufenthalte dienen? Der unterirdische Kanal durch den Berg Malpas an den königlichen Kanal in Languedokwird unauf¬ hörlich durch Militarwachen besorget; wenn man aber die Vorsicht hat, statt des Trep- Pelweges bloß eiserne Ringe anzulegen, so können, wie oben gemeldet, die Wachen bloß am Ein - und Ausgange angeftellet werden. So , wie bey Führung grosser Ka- näle zuweilen Berge denselben im Wege w«>m t,es« stehen, so können auch Thaler Vorkommen, w-ttiTn " welche um vieles tiefer siegen, als das Niveau der Beetung des Kanals , in welchen mei- stens kleine Flüsse, und Bache ihren Rinn- K^i saal haben, die man wegen häufigem Sand, krnitzea. und Schlamm nicht in selben eintreten lassen darf. In Frankreich, und England hat man häufige Beyspiele, wie die Schifffahrt . durch dergleichen Strcken fortgcsezet wer¬ den kann. An dem königlichen Kanal in Languedok erreichte man durch gemauerte Wasserleitungsbrüken ( Z^ueäuL - konrs) den Endzwek: in dem ganzen Kanal sind sechs solche Brükm befindlich; die schönsten sind bey Repoudre, Teste und Trebe. Die K 4 Wasser- rZr Iti. Rapitel. von veremigung Wasserleitung geht auf Schwibbögen, über welche der Kanal fortlauft; er ist zu bey- -en Seiten mit Mauern eingefaßt, und unterhalb haben die Bäche, und übrigen Wasser ihren geräumigen Durchfluß. Sol^ cheBrükenwasserleitungen sinb vondcmBrü- kcnbau nicht unterschieden. Man muß die nämlichen Grundfäze bey ihrer Entwerfung vor Augen haben, wie bey gemauerten Brü¬ ten, die Pfeiler müssen gut gegründet, wo es nöthig, auf einen Rost gelegt, mit Spund¬ pfählen eingefasset werden, und dem Wasser einen hinlänglichen Durchfluß verschaffen, um es nicht zu schmälern. Die Gewölber müssen mit einem guten Kutte übertünchet werden, damit sie wasserfest bleiben; sonst könnte in kurzer Zeit ein Schwibbogen nach dem andern Schaden leiden; vorzüglich weM sie aus Bakfteinen bestehen, die nicht gut gebrannt sind. Meines Erachtens soll¬ ten zu solchen Werken jederzeit Quader¬ steine gebraucht werden, die durch ihre Festigkeit den gemachten Aufwand leicht be¬ zahlen- Ein herrliches Werk von dieser Art ist die grosse Wasserleitung bey Brinklow in England, an dem Kanal zwischen Oxford nnd Coventrp, welche !2Ooc> Pfund Ster¬ ling schiffbarer Ströme. izz ling gekostet , und deren Beschreibung ich aus Hochgroev's Beschreibung der m Eng¬ land angelegten Kanäle entlehne. Sie be¬ steht, wie aus i. 2, zu ersehen, aus -r.k.xl?. rr Bögen, die 22Fuß im Durchmesser ha¬ ben, und 2L Fuß in Lichten hoch sind, un¬ ter dem zur Linken geht ein kleiner Bach durch, und zwei) andere sind zur Durch¬ fahrt und Gemeinschaft der Wiesen bestim¬ met; die 9 übrigen Bögen, in deren Stirn¬ mauern Thüren - und Fensteröffnungen zu sehen sind, sollten zu Wohnungen für ge¬ meine Leute eingerichtet werden, und wirk¬ lich wird schon eine, wie der Grundriß inz. zeiget, von dem Aufseher dieses Werkes bewohnt. Der unterste Raum enthalt eine Stube, Kammer, Küche, und eine Trep¬ pe , die nach der im Bogen befindlichen zweyten Etage führt, welche wieder aus verschiedenen Abtheilungen besteht , wie solches einigermassen aus dem Durchschnitte z zu ersehen. Ein zweyter Bogen dienet zum Pferdestall, der dritte zumHcu- und Strohbehaltnisse, und der vierte ist zu einer Schuppen eingerichtet. Die Zwischen- Pfeiler sind 7 Fuß dik, und 12 Schuh hoch mit einer Dvssirung von 2 Fuß Anlange a" der schmallen Seite, an linken Ende K 5 der lZ4 Rapitel. Vsn Vereinigung der Wasserleitung geht am rechten Ufer des Baches, ein Fußsteig unter den Bögen durch; darum auch in den schrägen Mau¬ ern ad. die den Einfassungsmauern zu Streöpfeilern dienen, Thüröffnungen ein¬ gelassen sind. Der obere Schlauch der Wasserlei- tung, oder der Kanal, hat, wie aus den Durchschnitte z abzunehmen, unten am Grunde r6, und oben 20 Fuß Breite und 44 Fuß Wassertiefe; die Mauern, die diesen Kanal einfassen, sind i Fuß hö¬ her, als'die Wasserfläche, und oben auf der einen Seite 4 Fuß, auf der andern aber, wo der Zugweg gehet, 6 Fuß breit. Der erstere Weg ist mit Quaderplatten belegt, letzterer aber mit Grand überschüt¬ tet, damit Menschen, und Pferde bcy die¬ sem mehr als zu schmalen, und gefährlichen Uibergange nicht ausglitschen. Die Schorn¬ steine der in den Bögen befindlichen Woh¬ nungen sind durch die Zwischenpfeiler, und oben aus den schmallen Einfassungsmauern hinaus geführt. Diese Wasserleitung ist, wie der Stand¬ riß k-iF. zeiget, 368 Fuß lang, nnd bis auf die Kordonsteine, welche Quader sind, von Baksteinen aufgeführt. Der gute Bo¬ den schiffbarer Ströme. IKK den macht die Pillotage entbehrlich; die Gewölber sind ausserordentlich troken, em Beweis, daß der Wasserkütte mit dem der Schlauch des Kanals 3 Zoll dik überzogen iss, von besonderer Güte seyn müsse. Es würde zu kostbar gewesen seyn, diese Was¬ serleitung auf vvrbeschriebene Weise durch die ganze Breite des Thals zn führen: man ließ also den übrigen Theil desselben an ei¬ ner Seite auf 420 an der andern aber auf beynahe 6-x> Fuß Lange bis auf den Hori¬ zont des Bodens, der Wasserleitung durch wohl zusammen gestampfte Erde er¬ höhen , und um das Wasser zu fassen, an beyden Seiten feste Deiche anlegen, die in, der Mitte mit einer z bis 4FußdikenThon- inand versehen sind, damit das Wasser nicht durchsiege. Diese Erhöhungen haben da, uw sie mit der gemauerten Wasserleitung zusammenstoffen, Futtermauern, von denen bey ein außer der Erde und am Tage liegender Theil sichtbar ist. Ware das Thal nur um i oder 2 Klaf¬ ter niederer, als die B etung des Kanals erfordert; so können diese Vertiefungen mit gut zusammengestampfter Erde nach der oben gegebenen Anleitung erhöhet werden, und mittendurch selbe mittels r oderz gewölb¬ ten rz6 M. Rapitel. von veremigunF ten Durchzügen dem ablaufenden Regen- oder Schneewasser , seinen Lauf ver¬ schaffen. So wie sich Kanäle über Brükenwasser- leitungen führen lassen, so kann man auf kleinere Bache, und Wasser, weil man sie niemals wegen der Versandung der Kanäle in selbe treten lassen darf, über den Kanal auf eben dergleichen Wasserleitungen ihren Lauf nehmen lassen, wie dies an mehr ge¬ dachtem königlichen Kanal in Languedok ausgeführt worden ist. Nicht minder läßt sich solchergestalt ein schiffbarer Kanal über den andern wegleiten; davon manBeyspiele in England, und Frankreich hat. W!« klein« Nichts hat man sorgfältiger zu verhü- (E, als bey Führung solcher Kanäle, Bä- n>"«lch7d«n che und Wasser, welche stark anschwsllen, und häufigen Sand, Schlamm, und Scho- der mit sich führen, in den Kanal zu lei- ten. Wenn dergleichen Wässer den Kanal fallen. kreutzen, so muß man sie mit aller Sorg¬ falt davon ableiten. Bey dem königlichen Kanal in Languedok setzte man anfänglich diese Sorgfalt äusser Acht, und ließ zur Verstärkung des Wassers, eine Menge Bä¬ che, und Wässer in denselben eintreten, allein nach Verlauf einiger Jahre sah man, wie schiffbarer Strome, rz? wie übel man dabey zu Werke gegangen war. Der Kanal war an vielen Orten stark verschlämmt, und in Kürze würde die ganze Schifffahrt gehemmt gewesen seyn; wenn nicht Herr von vauban durch sein unerschöpfliches Genie, Mittel an die Hand gegeben hätte, alle schädlichen Bäche vom Kanal abzuleiten. Es giebt zweyerley Mittel, solche Bä¬ che und Wässer vom Kanal wegzuziehen. Erstens, die Abzugsgräben; zweytens,die Wasserleitungen, welche man unter der Beetung des Kanals anlegt. Abzugsgra¬ ben müssen ohnehin meistens bey Schiff-- sahrtskanälen längst dem Damme geführt werden. Man leite also die vorkommenden kleinen Bäche und Wässer in diese, und lasse sie sv lange darin fortlaufen, bis man sie in einen andern Bach oder Fluß ein- münden kann. Die Abzugsgräben müssen nach der Masse des Wassers proportionirt seyn; -enn woferne sie zu enge wären, wür¬ ben sie sich schwellen, und zu manchen Un- ordnungen Anlaß geben. Ist es aber nicht möglich, dmch Abzugskanäle solche Wässer abzuleiten, so bleiben die Wasserleitungen, mittels welchen man Bache unter dem Schlauche des Kanals fortführen kann, noch 158 IH- Rapitel. von Vereinigung noch -as einzige Mittel, allen Unordnun¬ gen vorzukvmmen» Diese Wasserleitungen sind in Gestalt der Heber: weil das Wasser, -r-i-.xii. welches bey InZ. 5- in die Leitung ein- rritt, nicht eher ruhet, bis es die ähnliche Hohe erlanget, L hingegen jederzeit etwas niederer ist; so muß nothwendig der Bach . seinen gewünschten Zug durch solche Leitun¬ gen nehmen» An dem königlichen Kanal sind 39 solche Wasserleitungen angelegt, welche alle schädlichen Bache unter dem Schlauche des Kanals abführen. Diese Leitungen sind die beßten, wenn sie nach k'iF. 5. angelegt werden, und in einer all- - mahlig verlornen Krümmung unter dem Ka¬ nal fortlaufen; ehre Lichte muß derjenigen Wassermenge proportionirt seyn, die sie fassen müssen» Der Einlauf muß mit einem Eisennetze bedekt werden, damit nicht aller Unrath, welchen Bache bey Winterszeit mit sich führen, in die Leitung getragen werden kann; wodurch sie bald verstopfet werden dürfte. Zum Beschlüsse dieser Abhandlung wer¬ de ich noch die Beschreibung einiger Schiff- fahrtskanale beymgen, in welchen beyna- he alle bisher beschriebenen Falle Vorkom¬ men, um daraus LU sehen, wie glüklich alle Hjn- schiffbarer Ströme. , Zy Hindernisse in der Ausübung gehoben wor¬ den. Ich habe dazu den Finow - und Brom- beryer-Kanal im Preussischen, den neuen französischen Kanal in der Pikkardie, und den königlichen schwedischen gewählet- Man wird nicht viele Länder sindem, wo auf die Vereinigung schiffbarer Flusse, und die Verbreitung der Schifffahrt so vie¬ le Summen verwendet werden, als in den Staaten Seiner Preussischen Majestät. Aus allen Kanälen, welche zur Verbindung der Schifffahrt und Verbreitung des Handels in diesen Staaten angelegt worden, ist der AnowKanal in der Mark Brandenburg, und der Bromberyer - Kanal in West-Preus- der merkwürdigste. Der Finow - Kanal verbindet die Oder mit der Havel. Er nimmt seinen Anfang bey Oderberg in der Oder, und endiget sich Unter Liebenwalde in der Havel. Friede rich der ll. ließ ihn 1746 verfertigen, und er dient hauptsächlich dazu, die'Gemein^ schäft nur der Oder und Elbe, und folg¬ lich mit Stettin, Berlin und Magdeburg; und allen an der Elbe und Havel gelege¬ nen Orten, durch einen viel nähern Weg ru bewirken, als jener ist, welchen die Schiffe ehemals durch dm Friedrich Wil¬ helms m. Rapitel. Von Vereinigung Helms Graben nehmen mußten, UM aus der Oder nach Berlin, und weiters nach der Elbe, und eben so gegenseitig aus die¬ ser in jene zu gelangen. Die Lange dieses Kanals betragt nz4- Ruthen io Fuß; er liegt in der Mitte höher, als beyde verei¬ nigte Flüsse. Die höchste Elevation ist bey Liebenwalde, von welcher er nach der Ha¬ vel 8 Fuß, nach der Oder hingegen n4 Fuß Lief fallt. Er hat seine Benennung vyn dem Fi¬ now-Fluß, welcher bey Bisenthal hinter der Rizmühle entspringt, und sich bey Oder¬ berg in die Oder ergießt. Man bediente sich dieses unbedeutenden Wassers zu dieser bequemen Vereinigung dieser zwey Flüsse, und weil eine Menge Wehren, welche die an diesem Flusse angelegten Fabriken und Mühlen mit hinlänglichem Anschlagwaffer versehen, zugleich dieses sonst allzu seichte Wasser schwellen; so wurden hie und da Seitengräben geschnitten, und theils massi¬ ve steinerne, theils hölzerne Schleusten an¬ gelegt, durch welche der 114 Fug h»he Fall nach der Oder überstiegen wurde. Von der unterzerpenschen Schleuste bis zur Ruthdö'rfer, als der höchsten Elevation des Kanals, konnte weder aus der Finow, noch . schiffbarer Ströme. i6r noch weniger aus -er Havel, der Kanal mit hinlänglichem Wasser versehen werden; es ausserte sich aber unter Libenwalde ein See, aus welchem man einen Graben nach den Fmsw Kanal zog, der ihn immer mit hinlänglichem Wasser verlieht. Von Libenwalde bis an die Havel sind Zwey Gchleussen, von Libenwalde dis an die Finow vier, und von da weiters bis an die Oder fünfzehn, an diesem Kanal be¬ findlich, unter denen einige von Holz, und sreylich ziemlich baufällig sind, nach und nach aber, gleich den andern massiv herge- fiellet werden sollen. Aus der kurzen Beschreibung dieses Ka¬ nals ersieht man, r) Wie die Schifffahrt über eine Gegend geleitet worden, die weit hoher war, als die beyden vereinigten Flüsse. r) Wie man sich eines nahen Sees be¬ dienet, um aus selbem hinlängliches Wasser durch einen Kommunikutions- graben nach dem Hauptkanal zu leiten, damit die Streke des Kanals, welche über dein Niveau der vereinigten Flüs¬ se , nämlich der Havel und Finow be¬ findlich ist, mit hinlänglichem Wasser versehen werden könne. L z) i6r lil. Rapitel. von vereiniguntz z) Wie man ein ohne Nutzen im Lande herumirrendes Wasser, die Finow, durch Schwellung, Anlegung der Sei- tenkanale und Schleussen, nach obiger Anweisung schiffbar machte. Der Br-mberger - Kanal in West- Preussen, vereiniget die Neye mit der Bra¬ tze, und weil diese sich in die Weichsel, je¬ ne hingegen, mittels der Warta, in die Oder ergießt; so wurde durch sie die Ver¬ einigung der Oder mit der Weichsel, folg¬ lich von Schlesien und den übrigen Bran¬ denburgischen Landen mit Danzig, dem Kö¬ nigreiche Preussen, und Herzogthum Littz- auen, mittelbar zu Stande gebracht. Nach Stettin sollte, auf Unkosten der Stadt Danzig, der ganze Handel auf der Weich¬ sel gezogen werden, welcher nach Danzig durch den grossen Fordaner - Zoll erschweret, nach Stettin hingegen durch Hebung der Abgaben erleichtert wurde. Er wurde 177z angefangen, und folgendes 1774. Jahr vol¬ lendet. Er fangt bei Nakel in der Neye an, und geht, nach einem Wege von 4 deutschen Meilen, durch den Netzbruch nach Bromberg, wo er sich in die Bratze stürzt. Er liegt in der Mitte höher, als beyde vereinigte Flüsse, und man steiget in sel¬ bem schiffbarer Ströme. iüz bern aus der Neye i - Fuß, hingegen fallt er wieder nach der Brahe 64 Fuß tief. Er- stern Fall übersteiget man durch eine, aber doppelte, Schleuste, den zweyten durch acht Schleusten, unter denen die achte gleichfalls doppelt ist. Der wichtigste Umstand bey Entwer¬ fung dieses Kanals war, ihm nöthiges Wasser zu verschaffen, da er weder aus dem einen noch dem andern Flusse gewassert wer¬ den konnte. Es äußerte sich auch keine an¬ dre Gelegenheit, als aus der Ncye, ober¬ halb Hammermühl, einen i Stund langen Graben nach der Mitte des Schifffahrtska¬ nals zu leiten, welcher der Gpeisekanal ge¬ nannt wird, und aus dem man sich einen immerwährenden Zufluß des Netze-Wassers versprach; durch diesen Speisekanal müssen also die beyderseiti, en Schleussen gespeiset, und mit Wasser versehen werden; allein, nachdem durch die Verseigung auf dem lan¬ gen Wege, den das Wasser in diesen Spei- fekanal zu machen hat, viel Wasser verloh¬ nen gehet, so ist vorzüglich bey trokner Jahreszeit der Vorrath sehr gering, der dem Kanal zugeschikt wird. Vis itzt liefern die benachbarten Moräste dem Kanal ziem¬ lich viel Wasser; allein, wenn diese einmal L a ab- ,64 Ul- Rapitel. Von Vereinigung abgelaufen seyn werden, wird es erfo-er- lich seyn, auf die Verbesserung des Spei¬ sekanals Bedacht zu nehmen. Die Schleusst» sind alle von Holz ge¬ baut. Billig hatte man auf einige 100000 Thaler nicht sehen sollen, um sie, haupt¬ sächlich in einem so unhaltbaren Grunde, als der Mehlsand ist, von Steinen zu bauen.