tnr Kunst) Literatur, Theater u. geselliges Leben. —i»?"z^ Zledigirt von Leopold Kordesch. ^ 5 Molltag ain ^K. Oktober KH3N. ^ß^H^ Von dieser Zeüselirist erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Vollen. Der Preis des Vlaltes ist in Laibach aanziähria b, bezahlt. Alle f. f. Postämter uch,»e» Pränumeration an. In Laiboch präuumerirl mau bei,» Verleger am Raan, Nr. >yu, im ersten Stocke. Prällmnerations - Anzeige. ei dem herannahenden Ende des ersten Seinesters dieser Zeitschrift erlauben wir uns, unsere l>, 's. Herren Abonnenten zur gefälligen Erneuerung der Pränumeration für den folgenden zweiten Semester, so n'ie über­haupt zur Pränumeration nur der Bitte einzuladen, die Bestellungen bald machen zu wollen, damit darnach die Auf­lage des Blattes bestimmc werden könne. Zugleich bemerken wir, dasi wir der Bewilligung des projekcirten krainischen Beiblattes zur <5>>-»wi^ täglich entgegensehen, und daß eo, zur Beruhigung aller Zweifel, unverzüg lich nach herabge langcer Bewilligung erscheinen werde. Laibach am 15. Oktober 1839. Der Verlag und die Redaktion. llnd schon längst am Himmelsbogen Des Sohnes Schmerz. Sich ergoß die gold'nc Flut; Neu beginnt des Lebens Woge», «3 ern von Sorgen, Gram und Schmerze,, Noch an. Grab der Jüngling ruht. Tändelte der Knabe hin; Klagen hört man ihn und flehe» Mit der Kindheit Spiel und Scherzen Nach der Liter» Wiedersehe». Wechselt schnell der h>it're Sinn, Freudig sah er in der Ferne Kau,» der Mond in wenig Tage» Hininiclsblumen, Hoffnungssterne. Nen sich rundet, neu erglänzt. Als, verstummt in seinen Klagen, Schnell doch ssoh'n der Kindheit Freuden, Ihn die Todteublume kränzt. Schnell, wie Thau vor Sonnenstrahl; Und daß er de,» Grab »erfüllen, Mit der Theuern ew'ge,» Scheide» Zeigt der Glocke dumpfe« Hallen. Wich die Lust der herben Oual. Die mit Lieb' an ihm gehangen, Ueber kahle Leubcnsteine Hält des Todes Reich unifangen. Traurig sich der Zug bewegt; Bei der Fackel Gcisterscheine Durch der Flure» VlumeuwoZc» Wird ci» Sarg in's Grab gelegt. Tchmcrzqebeugt der Jüngling wallt, Welken mußt' er und vergehen Und ini Sturm herangeflogen lim der Eltern Wiedersehen. Zieh'» die Lüfte rauh und kalt; Ioh. Nep, V>>auz. Bei der Donner wilde,» Toben Hoffend strebt sein Nlick nach oben. Illyriens Alter. Wenige Länder können sich eines so alten Namens Aufgelöst in schwere Güsse Weicht der Nebel finst're Nacht, rühmen, als Illyrien. Bereits zu Cadmus Zeiten, der The­Und am Spiegel voller Flüsse ben erbaute, beiläufig i430Iahrev°r Christi Geburt, soll Schaufelnd ihm die Sonne lacht, es schon Illyrier gegeben haben, wie dies viele glaubwür­ Flur und Wald von, Sang eitlingc», Nimmer Trost dem Armen bringen. dige alte Chronisten behaupten. Nach ihrer Meinung soll eben dieser Phönicier Cadmus den Illyriern in einem ih­ Wenn der Mond nm Woltenrande rer Kriege Hülfstruppen zugeführt, und deshalb sich sogar Mit de,» blassen Silbcrschcin Sanft erhellt die stillen Lande, die Herrschaft über sie errungen haben, worauf er, wie Zieh! er in den Friedhof ein. nach Theben, auch nach Illyrien Handel und Schiff-Fahrt Sinkt in Andacht vor dem Steine, brachte. Einer seiner Söhne hiesi Illyricus . Lispelt- Friede de,» Gebeine. R98 Eine lange Abhandlung der verschiedenen Meinungen der alten Geschichtschreiber über das Alter Illyriens und den Ursprung dieses Namens würde sich mit der Bestim­mung einer Zeitschrift nicht leicht vereinbaren; wir wollen daher ganz kurz nur die Behauptungen zweier dieser Hi­storiographen über diesen Punkt hier anführen: Der Eine, Appian von Alexandrien, ein Schriftstel­ler, dessen Lebenszeit in die letzte Hälfte des ersten, und zu Anfang des zweiten IahrHundertes nach Christi Ge­burt fällt, leitet die Illyrier aus Sicilien, und zwar von Illyricus , einem der drei Sohne des Riesen Poly­phem, ab. Dieser Illyricu s soll nämlich aus seinem Vaterlande Sizilien mit seinen zwei Brüdern, G alla und Cellus, ausgewandert und Stammvater der Illyrier ge­worden seyn, wie jene Stammhäupter der Gallier und Celten wurden. Die Illyrier waren ein kriegerisches und tapferes Volk. Sie kämpften oft und rühmlich gegen Römer und Mace­donier. Ihre' Wohnsitze erstreckten sich von der heutigen türkischen Provinz Romainen (einst Thracien), wie die Ge­schichte sagt, bis an die Donau und bis nach dem jetzigen Krain. Der zweite Geschichtschreiber, Lucius, ein gelehrter Dalmatiner, behauptet hingegen, Illyrien habe seinen Na­men von Illurus entlehnt, einem kleinen Fluße in Dalma­tien, gegenwärtig Zenrina genannt, der bei Almissa, schräg der Insel Lessina gegenüber, in's Meer fällt. Dem sey es nun, wie ihm wolle, so viel ist gewisi, daß der Name Illyrie r bis in die graueste Fabelzeit des europäischen Alterthums zurückreicht, und daß es sicher eher Illyrier, als Romer gab, ja vielleicht eher, als es selbst Griechen gegeben. Uebrigens waren Illyrier und Seefahrer an der Kü­ste von Dalmacien gleichbedeutend und das heutige adria­tische Meer selbst hieß vormals das illyrische Meer. Leop. Kord e sch. Der Briefsteller in» Dachstübchen. Von Dr. Nüdolph Puff. (FortsetzunZ.) III. Unter die freundlichen Kunden, welche mich besuchten und meine geläufige Feder in Anspruch nahmen, gehörte Nina , ein naives, blühend schönes Mädchen, mit so feinem Takte, so rüstigem Verstände, so inniger Gemüchlichkeit, dasi ich nach ihrem Fortgehen manchmal meinein treuen Hunde einen Tritt gab aus Unwillen, daß mir das Schick­sal keine anderen Glücksgüter beschert habe, als dieses klei­ne vermehrende, vierbeinige Kapital. Nin a war auf dem Lande erzogen, und lebte nun von Handarbeit mit ihrer armen Mutter in einem kleinen Sackgäßchen aller Welt verborgen, einsam aber vergnügt. Ich hatte sie in der Kirche kennen gelernt, und da mir ihr frommes, andächti­ges Benehmen gefiel, noch mehr aber die stolze Demuth, mit welcher sie durch die Reihender dieKirchthür hüthenden Gaffer hinweg schritt, so folgte ich ihr nach, nahm mir das Herz bei ihr einige kleinen Arbeiten zu bestellen, und drückte das Vorhemd wohl tausend Mal an die Lippen, das sie genäht hatte, trug es wohl mit e,nem Stolze, als habe ich einen Talisman meiner Dame auf der Brust. Damals fühlte ich mich recht reich und selig, obschon es mir nie in den Sinn kam, zu fragen, ob die schöne Nina wohl auch meine Gefühle theile. Bald wurde ich aus mei­nen Himmeln gerissen. Eines Morgens nämlich stürzte sie mit glühenden Wangen in meine Kammer; Freude, Über­raschung, Verlegenheit spiegelten sich in ihrer Miene, und nach hundert Unterbrechungen, hundertmaligem Beginnen erzählte sie mir endlich: ein schöner, schlanker Herr, in rei­cher Uniform, sey schon seit Langem vor ihrem Fenster ge­wandelt. Anfangs habe sie immer weggesehen, mit der Zeic aber habe sie sich den Much genommen, ihn recht fest anzublicken, dann sey ihr denn so wohl und weh gewor­den, daß sie von dem Augenblicke an mit unendlicher Sehnsucht den Stunden Flügel gewünscht, um ihn'nur recht oft betrachten zu können. Auch er habe sich in ganz schüchterner Ferne gehalten, vorgestern aber, als sie allein in der Stube gewesen, habe er sie um eine Rose angespro­ chen, habe so zärtlich, so innig gebeten, daß sie ihm den Wunsch nicht versagen konnte. Heute habe er ihr das Briefchen gereicht, und da er in demselben so inständig um eine Antwort bitte, und sie ihm nichts versagen könne, so möchte ich ihr eine bescheidene Antwort aufsehen, wie sie sich gegen einen recht vornehmen und liebenswürdigen jun^ gen Herrn schicke; abschreiben wolle sie selbe schon selbst und dem schönen Fremden einhändigen. Ich las den Brief, der von Ambra und Rosen duftete; der Styl war blühend und bündig, fast zu bilderreich, um ein ganz aufrichtiges Gemüth—zu überspannt, um ein kräf­tig ausdauerndes Herz vorauszusetzen. Ich verfaßte die Antwort, gespannt und zurückhaltend, ach ich schrieb sie ja mit meinem Herzblute und kehrte mich wenig daran, ob Nin a das schöne Köpfchen etwas unwillig schüttelte über die fast zu kalten Zeilen. Einige Tage vergingen, und wieder erschien die liebenswürdige Corrcspondencin, wieder war eine Antwort zu geben auf ein Schreiben, noch inni­ger, noch feuriger, als das erste. Der mir von meiner Clientin gegebene Auftrag, doch auch recht vom Herzen zu antworten, machte mir das Schreiben so sauer, daß ich in dem Momente wirklich lieber jede Qual in der Welt ertragen hätte, um nur den unheimlichen Beruf der Brief­stellerei von mir zu schütteln. Allein der Selaue gewöhnt sich an die Galeere, der Gefangene an die Kette, und so wurde mir auch nach und nach das Aufsetzen dieser Dor­nenkrone so erträglich, daß ich anfing mich selbst glücklich zu schätzen, in die Geheimnisse eines so herrlichen Paares (denn herrlich mußte Adolph, so nannte sich Nina's Ge­liebter, seyn,) eingeweiht zu erscheinen, vor allem aber steigerte sich , meine dumme Bescheidenheit bei mir selbst zum höchsten Heroismus, weil ich ja ihr es verdankte, daß ich meine Liebe nicht der schönen Clientin gestand, und mich so wenigstens gehüihet hatte, vor einem begünstigten Ri­valen lächerlich zu werden. Einige Monate besorgte ich getreulich Nina's Briefwechsel mit Grafen Adolph, denn daß er Graf sey, sprachen seine Zeilen, sprachen Nina's ZV9 Geständnisse aus. Das Mädchen wurde täglich reihender; ein Anflug von sanftem, harmlosen Stolze, genährt durch das Bewußrseyn, glänzend gewählt zu haben, vor allem aber die schmeichelhafte Aussicht, die ihr Adolph ganz zweifellos vormalce, bald alle Hindernisse zu überwinden, und sie die Seinge zu nennen, gaben ihr eine Verklärung, die mit einem edleren Zauber sie umstrahlte. Eben war ich eines Abends mit der Beantwortung eines Schreibens für sie beschäftiget, dachte mich so im Geiste in die Glückseligkeit der beiden Liebenden, wie ich mich oft von Kindheit an zu einer wohlbesetzten Mahlzeit gedacht hatte, da öffnete sich langsam meine Thüre — eine bleiche Gestalt schwankte in die Stube, und lies; sich matt und willenlos auf meinen Koffer nieder. Nina's Form und Züge waren es noch, aber nicht sie selbst. Um Gott, was wiederfuhr Ihnen? rief ich besorgt; gestern frisch wie ein Reh, und heute, als wären Sie dem Grabe entstiegen! Sie lächelte wehmüthig, große Tropfen entstürzten den Blicken, und kaum gewann sie Kraft genug zu den Wor­ten: Lassen Sie nur den Brief, guter Herr Fidelius, vollenden Sie ihn nicht, den Sie vielleicht angefangen. Versiegeln Sie gefälligst dies Packet an den Grafen Adolph von M". Sie gab mir ein Packet, das seine Briefe nebst Locke und Ring enthielt, und die Zeilen von ihrer Hand: ?Um die Rücksendung der schriftlichen Aeuße­nmgen einer thörichten und strafbaren Neigung ersucht Sie Dero ergebenste Dienerin Nin a B.« Kaum traute ich meinen Augen. Ich wollte fragen, aber sie machte un­willig mit der Hand eine abwehrende Bewegung, nahm das Packet in Empfang und schwankte gegen die Thüre. Nehmen Sie diese Kleinigkeit für ihre Mühe, stotterte sie, indem sie mir zwei Thaler in die Hand schob. Auf meine ernste Weigerung blieb sie verlegen stehen. Ich griff nach dem Taschentuche, das ihre Thränen trocknete. Nach ei­nigem Zaudern ließ sie es zurück, drückte mir die Hand und entschlüpfte. So ernst mich die Sache ergriff, so oft ich mir vornahm, Aufklärung zu suchen, was dies innige Verhältnis; zerstört habe; die herannahenden Prüfungen gaben meinen Ideen andere Nahrung, und fast hätte ich Nin a vergessen, wäre sie nicht so innig mit meinem Ge­müthe verbunden gewesen. Der Semester war glücklich vorüber, und die Herbstferien schienen mir auf dem fernen Gute eines reichen Grafen frohe Stunden zu bereiten. Ein Mal mußte ich doch vor meiner Abreise noch die schöne Nin a sehen. Es war gegen Abend, als ich in das Hin­tergäschen kam. Das Haus war ungewöhnlich helle. Be­suche schienen zu kommen und zu gehen. I m Vorsaale duftete es von Blumen, — ich öffnete die Thüre und stand vor — Nina's Bahre. Ach, klagte mir die Mutter, hätten wir es uns je gedacht, daß der Mann, der meinem Kinde das Herz brach, Graf u. M* , seit zwei Jahren verheirather ist, und die Arme so bitter aus ihrer Täuschung erwachen würde! — IV. Die Prüfungen rückten mit Riesenschritten heran, und so manche Nacht fand mich an meinem dürren Pulte, auf welchem die Pandekten, wie ein räthselhafter Tempel prangten, aus dem ich von Zeit zu Zeit die fatalesten Stellen als Orakelsprüche meinen geduldigen Orion mittheil­te. Eben spielte ich einst wieder die Rolle des Pnthias , dem ich mit der phrygischen Schlafmütze, den großen Reise­filzschuhen , welche im Winter den häuslichen Ehrendienst an meinen Füssen hatten, und dem durch die Unbilden der Zeit abgehärmten Schlafrocke wohl ähnlich sehen mochte, als Baron Flotthausen, einer der muntersten meiner Kol­legen, im eigentlichsten Sinne des Wortes mit der Thüre in die Stube fiel. Wie kann man aber auch in diesem Schwal­benneste Hausen? brummte er; erst vier bis fünf Treppen, jede endlos wie eine unterlegre Post, hierauf ein Engpaß von einem Vorhause, mit weit in den Weg stehenden Klippen eines morschen Dachstuhles, dann ein Vorgebirge von zwei Stufen herunter, und zuletzt eine Thüre ohne Angeln und Schloß. Doch zur Sache, Freundchen; ein glänzendes Honorar soll Ihnen nach überstandener Prü­fung zu Theil werden, wenn Sie mich aus der kleinen Verlegenheit retten, in der ich mich befinde. Uebermorgen trifft mich die Reihe, und wahrlich wäre ich Ih r Orion, so würde ich in den Pandekten heimischer seyn, denn so; die Collegien sah ich gewöhnlich nur in den Erholungsstun­den nach überstandenen Bällen; dem Gegenstande konnte ich leinen Geschmack abgewinnen, und heute mir noch ein Buch auszuborgen, ist zu prosaisch. Ich habe also einen köstlichen Plan. Sie wissen, der Herr Doeent hat seine betreffenden Fragen auf kartenförmigen Zetteln gekleckst, je vier und vier auf einem Blatte; mir ein solches Bittet bei Zeiten zu verschaffen, vier Antworten einzustudieren, soll mir bis übermorgen ein Spielwerk seyn, wenn Ihre geläufige Hand mir dieses Schreiben hier mit etwas verän­derten Zügen copirt, und wie gesagt, ein glänzendes Ho­norar — lachen Sie nicht, meine Finanzen stehen durch ein neues Anleihen besser als je—-soll Ihnen im reichsten Masse zu Theil werden. Ich nahm den Zettel, den er mir zum copiren gab und las mit Staunen: Geehrter Herr Doctor! Unter den zur Prüfung Erscheinenden wird Jemand mir falschen Attestaten sich einfinden; seyn Sie vorsichtig, und prüfen Sie jedes Blatt genau, indem es sehr leid thun würde, Sie betrogen zu wissen, Ihrem Verehrer Schlauenstein. Da ich eben nicht gesonnen war, meine Feder zu sol­chen Kniffen herzuleihen, so bewies ich dem Herrn Balon, daß meine Schrift im Allgemeinen zu bekannt, und mit­hin die Gefahr der Entdeckung zu wahrscheinlich sey. Er brummte einiges von Dummheit und Pedantismus und em. pfähl sich ziemlich mürrisch, nachdem ich ihm noch die Ver. sicherung gegeben hatte, von seinem Plane keinen uachtyei. ligen Gebrauch zu machen. Nachmittag begab ich mich m den Hörsaal, in welchem bereits die Prüfung begonnen und die Candidaten sich zahlreich eingefunden harten. — Flotthausen begrüßte mich mit süßem Lächeln; er saß fest neben der Thüre, und schien dem Verlaufe der Prü­fung wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Plötzlich wurde 2«O gepocht; ehe sich der Fiskus von seinem Sitze erhob, war der Baron schon draußen, sprach, so viel ich bemerkte, mit dem Marqueur des nahen Kaffehhauses, trat dann rasch ein und zum Tische des prüfenden Docenten, selbem be­deutend, daß ein Mann mit einem Briefe draußen sey, von wahrscheinlich höchst wichtigem Inhalte, weil er denscl­ben nur unmittelbar in die Hände des Herrn Doktors le­gen dürfe. Während der Docent sich erhob und seine Au­gengläser richtete, hatte nur mir bemerkbar, Flotthau ­sen glücklich einen der Fragezettel erhascht und in seinen Aermel gebracht. Der Marqueur händigte den Brief ein, welchen er diesen Mittag von einem ganz unbekannten Bedienten nebst einem ansehnlichen Trinkgelde für die ge­naue Bestellung erhalten zu haben erzählte. Der Docent las, runzelte die Stirne, prüfte mit gespannter Miene die ihm vorgelegten Attestate und verdoppelte von Stunde zu Stunde seine Aufmerksamkeit. Nun konnre ich mir den Zusammenhang leicht erklären, konnte mir auch leicht er­klären, wie es zuging, daß am nächsten Tage Flotthau­sen mit unendlicher Gleichgültigkeit sich zum rothen Tische setzte, seine Karte zog, und während der Docent seine Pa­piere prüfte, dieselbe wahrscheinlich so schnell escamotirte, daß er zum Ungeheuern Erstaunen all' seiner Kollegen eine eben so präcise, als glänzende Prüfung machte. Froh, zu diesem Betrüge meine Feder nicht geboten zu haben, hörte ich im Verlaufe der Zeit, daß Flotthausen wohl Alle getäuscht habe, — aber den Docenten nicht, der, ergraut in dem Kampfe gegen Schlauheit und Studentenlist, ihm unter vier Augen das Geständnis; der ganzen Sache ab­lockte und ihn noch höchst gnädig behandelte, indem er sei­ne Prüfung einstweilen für ungültig erklärte und ihm ei­nen neuen Termin bestimmte. (Fortsetzung folgt.) VIevue des Mannigfaltigen. Eine vornehme Frau in Valenciennes kam vor Kur­zem aus Südamerika zurück und brachte einen Eingebor­nen aus Brasilien als Bedienten mit, der, obschon er vom Stamme der Wilden au» dem Innern des Landes war, doch alle Gewohnheiten seines Stammes verloren zu ha­ben schien und einen sehr ruhigen Charakter äußerte. Die Dame vertraute ihm ihr Kind an. Eines Tages ver­schwand er mit demselben, und man versäumte nicht, ihn sogleich aufzusuchen. Endlich fand man den Elenden in einem Walde — eben im Begriffe, die Ucberreste des un­glücklichen Kindes zu verzehren. I n Paris hat man die Einrichtung getroffen, daß in Kürze die Thurmuhren auch das Datum und den Tag der Woche anzeigen werden. Das Apparat soll sehr einfach seyn. Korrespondenz. Aus Istri en am lü. Ottober «23. Geliebte Freundin Carniolia! Mache ja leine großen Augen, wenn es Dir geschieht, wie dem Fräu­lein Lutrezi a in dem Mährchen: »Ulrich mit dem Bühel« «°n M u­saus, daß du plötzlich zw ei Champions bekömmst, nämlich: Ulrich mit de», Bühel, und Nuprccht mit dem Hocker; aber Referent ist ein geduldiger Ruprecht, der dem Ulrich-M oschus weder in's Gehege noch in's Gorn gehen will; denn Moschus ist ein herrlicher Scholl, den, man schon des Ge­rnches wegen etwas zu Gute halten soll; nein, liebe Freundin, Ruprech t mit dem Hocker tömmt als Kläger zu dir. Vorher aber rufe ich aus mit Sch iller's Moor: »Sey mir gegrüßt, Vaterlandserdo!, Voterlandshim­mcl, Vatcrlandssonne und Fluren und Hügel und Strome und Wälder! Scyd alle, alle mir herzlich gegrüßt >c.« — Was soll das Alles? — bist du ein Tollhnusler? höre ich dich fragen. — Nein, meine Freundin, sondern Vielmehr ein Ritter von der traurigen Gestalt, denn man mißhandelt mei­ne Dueinco, »heuere Illyri a Dich! — Deswegen klage ich gegen Herrn I. 3., oder eigentlich gegen sein Elaborat im Illyrischen Blatte Nr. 41,, clew. iu. Ottober d. I.zmtcr den, Titel: »Vaterländisches» — Gesammelt und mitgetheilt von I . 3. XXXVIII . Historisch-geographisch« statistisches Bild von, Königreiche Illyricn. (Fortsetzung,) Kläger, du greifst in ein Wespennest! — I n Gottes Namen! aber ich fasse Muth, denn ich tämpfe auf einen! wohlbekannten Vodcn als Va­terlandssohu, Herr I . L. hingegen als übel berichteter Scnnmler. Er sagt z. N. pro priinll: »Das Küstenland gehört durch seine beiden Flüsse, Ta­ue uud Drape zum Flußsystcme der Donau"(!); dann heißt es wieder: »Die Drape mache einen über 3U (? ?) Meilen lange» Weg durch Kärnten" (!)— Man erlaube doch den, Referenten Dieses die bescheidene Frage: wie und wo diese beiden Flüsse im Küsscnlande herumoagire» ? ferner nach was für Meilen Hr. I, L. den Drapelauf durch Kärnten benoßt? — Interessant uud genehm müßte überdies manchem Küstcnbewohner der Fluß Quint o !>ic?) seyn, von dem auch die Rede ist; den», ist dies nicht der mythische Coeyth, so wird wahrscheinlich ei» error t>r>! unsern Onietn in Nuintu umgewandelt ha­ben. — Verdient der Wocheiner Wasserbecken gar keine Erwähnung? doch genug »om Wasser! Ich könnte sonst leicht in den Verdacht einer Satyre fallen. ?rn «ecundu heißt es: »Der Ncustädilcr, der Adelsbergcr und der Laibacher Kreis bestehen aus Steingcschicbe, Sümpfen und Vandslächen und sind deswegen wenig fruchtbar". Hört, hört, Iüyrier! wie euer Land zu einer Sahara umgcschaffen wird. — Hat wohl Herr I . L. je den Segen auf dem anmuthigen La ib ache r fc l de gegen die Sope zu, genau zu be­trachten geruhet? Hat er je die romantische Gegend zwischen Stei n und Flödnig, das lebenssrische St. Georger Feld, die Districte pon No­kias, Lecs u. s. w.; dann die klassische Ebene, wo Nopiodunum stand, «der die Gurkfclde r Fläche, die fruchtbare» Felder und Fläche» um Möttling und Weinitz, de» üppigen Nodcn bei Lt. Ruprecht, St. Veit, Sittich, St. Marein und das Tcmpcthol bei Lilhai näher untersucht? — ?rc> terliu ist man auch nicht ganz einverstanden mit dem sehr heißen Himmel des Küstcngouvernements; denn Referent muß zur Steuer der Wahrheit bekennen, daß man auch hier in Istricn im Alb gemeine,! ziemlich empfindliche Winter zählt, uud daß der Nordwind ge­ wöhnlich zur besagten Zeil Einem gar unsanft um die Ohren braust; hin­ gegen hatte man wohl Heuer auch in Istrien einen sehr heißen Sommer.— Ob nun solche Schilderungen Illyriens den Namen eines vaterländischen Gemäldes verdiene», überläßt Referent jedem II­lyrier zur Beurtheilung, der sein Vaterland nur in etwas kennt. Aus de»! Ganzen, wenn man nicht irrt, schci»t hcrporzugche», daß Herr I . 9. kein Illyricr sey; und ist dies der Fall, so kann man nicht umhin, sein mangelhaftes Elaborat dennoch zu loben, denn es ist ja der klarste Beweis, daß die Vatcrlondesöhne schlafen! — Beherzige» möge Herr I . L. je­doch immerhin, daß, wer für's Publikum schreibt, auch die Rippenstösse desselben ausholten müsse. — I n der besten Meinung, Herr I . L. werde diese Worte nicht grund­los finden, muß Referent dir, herzliche Carniolio , offen gestehen, daß, sowahr er deinen jovialen Moschus liebt und schätzt, er auch gegen Herr» I . L. die Achtung eines Mannes niemals vcrläuguet und mit ihm zugleich den Spruch Frontlin's : »Liebe die Wahrheit um ihrer selbst willen, und bestrebe dich, fic unparteiisch zu suche», anzunehmen und Anderen mitzu­thcilcn" — zu beherzigen wünschet. ,V i sa m. Theatralische Motiz. Zuverläßigen brieflichen Mitthcilungen zu Folge, werden noch im Laufe d>eser Woche sowohl eine neue Primadonna, als auch noch einige Mitglieder für das Schauspiel hier in Laibach eintreffen. Auftönmg der Nüsse in Hrvsa im Blatte Nr. 4y. 1. Kotzengrob, 2. Stiefelknecht, «Brotneid, 4. Bürgermeister, 5. Schauspielhaus Laibach. Druck uud Verlag von Joseph Blasnik.