Nr. 8. SlllllMg den B. Februar .1365. 9. IchlMg. Matter aus Arain. (Beilaqe zur „Laibachcr Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumeratiousftrcis ganzjährig 3 fl. österr, Währ. Geheimniß. Ist dic Eiche aufgeschossen, Wer gedenkt des Gamentorns? Hat der Strom sich ansgegossc::. Wer besinnt sich noch des Vornö? Wie rs ist, toinmt heut, nüc morgen, Was da ist, nur iu Betracht: Aber Keiner blickt mit Sorgen In des Werdens stille Nacht. Bricht ein Herz, so schallt die Klage Der Gewohnhett nur ihm nach — Aber nie gelangt zu Tage, Wnö es litt. bevor es brach! Der Drnckenbrlmd- Eine Faschiugsgcschichtc aus dem 17. Jahrhundert. Von ^'udwi^ Ißleiv. (Fortsetzung.) Um von dcnl Paläste des Grafen Auersperg nach dem Plautz'schen Wirthshausc zu gelangen, mußte man die sogenannte Oberbrücke Passiren. Dieselbe war, ähnlich der Rialto-drücke in Venedig, zu beiden Seiten mit 24 zusammenhängenden Verkauföläden eingefaßt, in denen Handwerker und Krämer, am meisten aber Schuhmacher, ihre Waaren feilboten. Da diese Oberbrücke zugleich 3ie einzige Verbindung zwischen den zu beiden Seiten deZ Laibachflusses gelegenen Theilen der eigcnt-licheil Stadt bildete — eine zweite Brücke führte aus der auf dem linken Ufer weiter unten gelegenen Vorstadt nack dem Spitalthoie — da serner in dem nächsten Hause, in der sogenannten iiÄNösn, ebenfalls Krämer und Früchtchäudlcr ihre VerkaufZgewölbe hatten, so war hier der Mittelpunkt des öffentlichen Verkehres und des Handels. Kein Ort der Stadt war so belebt, als die Obcrbrückc, den:l nicht nur die Handels-und Geschäftswelt strömte hierher, souderu auch jene Classen der Bevölkerung, deren Thängleit mehr im Sehen und Sich-schenlassen bestand und die keinen angenehmeren Platz für ihre Promenade wußten, als die Brücke, fanden sich hier ein. Alte Chronisten erwähnen ja ausdrücklich den „schönen Gang, oder die Gallcric, wo mau spazieren gehen uuo ins Wasser schauen tan::." Die juugen Cavaliere, die wohlhabenden Bürgers-sühne, die Studenten, die „fürnchmen Kriegsleute" und kaiserlichen Offiziere, sie Alle richteten ihre Spaziergänge hierher, und iu den Mittags- oder Abendstunden herrschte oft tein geringes Gedränge. In einem der Vcrkaufsladen auf der Brücke, wo Fußbe-'lndungen aller Art zu haben waren, sah mau tagsüber cm junges Mädchen beschäftigt, welches die junge Männerwelt veranlaßte , öfter über die Brücke Zu spazieren, als vielleicht sonst geschehen wäre. 6s war Dora, die Tochter des alten Eckub-machers Souvan. Ohne gerade berechtigt zu sein, eine vollendete Schönheit geucmnt zu werden, besaß sie doch so viel Anmuth, so viel Liebreiz, das; man es ganz begreiflich fand, wenn die Blicke aller Vorübergehenden sich ihr zuwendeten. Das blonde Köpfchen, gewöhnlich mit einem Tuche leicbt umhüllt, so daß die Haar? nicht ganz versteckt wurden: das lichte, freundliche Gesichtchcu mit den sanften Augen, aus denen Amor seine Pfeile schoß - wenn es so zwischen den ledernen Werken des alten Souvan hervorsah, war es vergleichbar einem Echnee-glöcklciu, das aus dürren Blättern hervorlugt. Was dem ^ lieblichen Schufterlinde aber einen besonderen Neiz verlieh, das war eine gewisse Tittsamkeit, die über seinem ganzen Wesen ausgegossen war, und die selbst den zudringlichsten Bewerber in strengen Grenzen hielt. So manches Herrlein, das sich für ^ privilegirt hielt, unverschämt zu scin, wagte Dora gegenüber ^ nicht von seinen vermeintlichen Vorrechten Gebrauch zu machen; ! und selbst jene Vüvgerfthne, welche sich Mädchen gegenüber ! keinen Zwang anzulegen pflegten und in Ncden und Gcbcrden ! gerne derb wurden, sie betrugen sich in ihrer Gesellschaft au-i ständig. Diese von ihr unbewußt geübte Macht war es auch, ^ welche den Bewerbungen des Grafen Vlagay Schranken zog, > so baß er, wie er dem Rittmeister ja selbst gestand, dem gc-! wünschten Ziele um leinen Schritt näher tam. j Er erschien täglich mehrere Male auf der Brücke, allem, ! oder iu Gesellschaft anderer Herren: er grüßte Dora herzlich, ! blieb oft bei ihr stehen, um mit ihr zu plaudern und ihr schön ! zu thun; sie litt es freundlich, duldete wohl auch, daß er ihre ^ Hand ergriff und leise drückte — mehr aber wurde ihm nie ^ gestattet. Auch andere Herren blieben oft vor der Bude Dora's ^ stehen und schäckcrten mit dem Echustertöchterlein, das neben ^ sciuer Armuth auch Verstand genug besaß, um auf so mauchc ! Ncde eine treffende Antwort zu geben. ^ Gegenüber von Tora's Vcrkaufsladen hatte ein junger ! Messerschmied seine Bude, welcher die Vorgänge bei seiner ! holden Nachbarin keineswegs mit gleichgiltigen Blicken betrach-! tctc. Es war durchaus kein Geheimniß, wenigstens wußten ! es Viele, daß zwischen Tora und Franz ein kleines Verhältniß ! bestand. ^ Franz war ein fleißiger und geschickter junger Mann, ^ der, seit seiu Vater gestorben, das Handwerk sclbstständig fort-^ führte. Da er der einzige Messerschmied in der Stadt war, ! so bewegte er sich freier, als die Zunftaugehörigcn anderer ^ Gewerbe, uud da seine Waaren von besonderer Güte waren. so hatte er stets Absatz genug, und sein Geschäft florirte. Seine Werkstätte, in der er einige Gesellen beschäftigte, befand sich in 5>cr Nähe des Vicedomthores, also nicht weit von der Oberbrücke. Er selbst besorgte den Vcrkanf auf der Brücke, wo er auch Aufträge annahm und kleinere Arbeiten ausführte, Zu welchem Behufe er ^ine Art kleiner Werkstätte in der Vude selbst errichtet hatte. Oft traf es sich, daß er zu seinen Gesellen gehen mußte, in welchem Falle er stets Dora bat, seine Vude ^ zu beaufsichtigen. Schon hierdurch war eine gewisse Vertrau- ^ lichkeit zwischen ihnen entstanden, die jedoch bald den Charakter ^ von Liebe annahm und bereits ziemlich tief geworden war, ehe ^ beide Gelegenheit fanden, es sich zu gestehen. ! Die Huldigungen, welche die gesammte Männerwelt Dora i darbrachte, mackte Franz nicht wenig stolz: oft aber beun- ! ruhigtcn sie ihn auch und weckten seine Eifersucht. Wenn dann ! die jungen Herrlein gar zu lange verweilten, oder gar zu süße ! Neden drechselten, da begann er meist wie rasend zu hämmern ! und zu pochen, was für Dora immer ein Zeichen war, daß ^ es gut sei, den Courmachern den Laufpaß zu geben. Sie that ^ das auch sofort, jedoch in so feiner Weise, daß weder Jemand ^ gekränkt wurde, noch Verdacht schöpfte. ! An dem Abende, als der Graf Vlagay mit dem NiW ! Meister über die Brücke ging, war Franz in seinen Brücken- ^ laden zurückgekehrt, um einen daselbst vergessenen Gegenstand ^ zu holen. Da es schon ziemlich dunkel war, so hatte er eine Laterne mitgebracht, aus welcher er das Talglicht herausnahm ^ und auf ein Brett stellte, um so besser sehen zu können. Eden ! als er im Begriffe war, sich wieder zu entfernen, hörte er die ! Schritte der Kommenden: ihr Gespräch, in welchem der Name ^ Tora vorkam, machte ihn hochaufhorchen. ! Graf Vlagay zeigte dem Rittmeister die Vude, in welcher ' Tora täglich als Verkäuferin weilte, worauf dieser mit einigen ! Scherzworten antwortete und unter Anderem bemerkte, wenn ! er jemals der Schusterstochtcr ein Paar Schuhe abkaufe, so ^ müßten Dora's Füße darinnen stecken. Als Franz diese leichtfertigen Worte vernahm, überkam ihm eine helle Wuth. Wer war der Freche, der so von seinem ^ Mädchen sprach? Den Grafen hatte er an der Stimme er- ^ tannt, aber der Andere? Er trat aus der schmalen Thüre, gewabrte in der Dunkelheit nnr zwei Gestalten, die eben an der ?i'ÄN(Mi bingingcn und hörte, wie der Graf auf die Nede seines Begleiters antwortete- „Wenn uns das Glück begünstigt , so könnt Ihr heute noch beim „güldncn Apfel" ihre kleinen Füßchen bewundern." Als Franz dieß hörte, schloß er schnell die Thüre zu, eilte den Beiden nach und trat wenige Minuten nach ihnen in das Wirthshaus. Im „güldnen Apfel" war rechts vom Eingänge ebenerdig ein großes Gastzimmer, wo dichtgedrängt die Gäste aus dem niederen Vürgerstande beim Weine saßen. Die Luft war hier so dick und dunstig, daß das Licht der von der Decke herabhängenden Ocllampe kaum dnrchzudringcn vermochte. Rauhe Stimmen sangen Lieder bald derben, bald gemüthlichen In- ^ halt?: daneben gab es Wortstreit und Gezänke, kurz viel Läun. ! Zwei Mägde waren beschäftigt, die lccrgewordenen Becher zu ! füllen. Von Zeit zu Zeit erschien der Wirth selbst, um nach-! zusehen, ob das Geschäft in Ordnung sei, oder ob es seine« ! sehnigen Armes bedürfe, Ordnung zu schassen. Von der Hausstur aus, an der großen, rauchgeschwärzten ! Küche, wo emsig geschmort und gebraten wurde, vorüber, ge- ! langte man über eine ziemlich dunkle Stiege in den ersten StoH. Hier waren des Wirthes Wohnzimmer, die er aber für diesen Abend in Tanz- und Schanklocalitäten umgewandelt hatte. In der einen Ecke des größeren Zimmers neben dem rie-sigcn Kachelofen saßen die Stadtpfcifcr, auch Stadtthürmcr genannt und als „gute Instrumental-Musikanten" geschätzt, welche auf ziemlich unvollkommenen Instrumenten zum Tanze aufspielten. Etwa ein Tutzend Paare folgten den schrillen Tönen und führten einen Tanz auf, der wenig verschieden von dem heutzutage noch gewöhnlichen „Steierischen Landler" war. Die Tanzenden waren meist junge Leute aus dem Vürgcrstande, alle in der damaligen malerischen Tracht. Gruppen von Männern, Frauen und Madchen, dem Tanze zuschauend, standen ringsum, so dcch den Tanzenden selbst nur ein kleiner Naum blieb, um ihr,.' Schwenkungen zu vollziehen. Im zweiten Zimmer saßen älter« Männer, aßen und zechten; auf einigen Tischen rollten die Würfel. Obgleich es cm Mummenschanz sein sollte, waren doch uur wenige Vermummte erschienen, namentlich batte sich vci'. dem schönen Geschlechte Niemand zu cincr Verkleidung herbei gelassen: die Frauen und Mädchen hatten sich alle ihrer gewöhnlichen Fcstanzüge bedient. ÄuH die meisten Männer waren im Sonntagswammsc erschienen. Ein Paar Harlekins sprangen hcrnm, schwangen die Pritsche und schnitten Grimassen i cin lustiger Vogel hatte sich in Frcmenklcidcr gesteckt und ahmte die Manier der Mädchen beim Tanzen nach; ein Krampus mit zottigem Felle brummte hin und her, und neckte die Frauen: ein junger Mann hatte sich als Fischer aus der Vorstadt Krakau, die eine ganz absonderliche Tracht hatten, verkleidet und erschreckte die Anwesenden dadurch, daß er ihnen einen todtem Fisck in die Hand drückte: zwei wohlhabende Vürgersöhne traten in sehr reichem Kostüme auf und machten, der cine durch sem seidenes Wamms mit Ilügelärmcln und Goldborten, der andere durch sein mit kostbaren Spitzen reich besetztes Sammetkleid, Aufsehen. Tie meiste Heiterkeit aber erregte dcr sogenannte Pickel-häring, cine komische, dem Thcatcr entlehnte Figur, welche sich in derben, zotigen Späßen erging und cmc unendliche Suade entwickelte. Tcr Pickclhärina war der Spaßmacher, der Hanswurst , welcher in keiner Hanpt- und Staatsaction, wie damals die Theaterstücke genannt wurden, fehlen durfte. Graf Wolf Engclbrecht AuerZpcrg, der Kunstmcicen, intcrcssirte sich auch nicht wenig sür tzas Theater , und hatte einige Male schon durä? wandernde Eomödiantcn derartige „Aclionen" in seinem Paläste aufführen lassen. Ten Zuschauern hatte der darin regelmäßig vorkommende Possenreißer so gefallen, daß sie ihn auch bei anderen Gelegenheiten zu copircn versuchten. Und cine bessere Gelegenheit, als dieser Mummenschanz war, gab eZ ^ Ml. Die Bedienung der hicr anwesenden Gäste besorgte der Wirth selbst, im Verein mit seiner schönen Nichte Dora. Diese ! hatte daher alle Hände voll Zu thun, und verweilte mehr in dem Zimmer, wo die Zecher und die Spieler saßen , als in dem Tanzlokale. (Fortsetzung folgt.) ! Indianische Vogelnester. Ueber diesen berühmten Luxusartikel des menschlichen Ge-nußrcizcs veröffentlicht Herr v. Frauenfcld in der „N. Fr. Pr." ! eine Beschreibung, der wir Folgendes entnehmen: ^ Die eßbaren Vogelnester werden in China wohl schon seit > undenklichen Zeiten verspeist, und waren auch schon den Römern ! als kostbare Leckerbissen bei ihren schwelgerischen Gastmalcn be- ! kannt. Nmsomehr ist es daher zu verwundern, daß über diese in mancher Beziehung noch größere Ungewißheit herrscht, als ! über andere weit weniger bedeutende und werthvolle Gegen- ! stände. Ist doch der Streit über den Stoss, aus welchem die- ! selben bestehen, selbst unter den wissenschaftlichen Autoritäten noch nicht geschlichtet, obwohl meines Erachtcns kaum mehr ein ! Zweifel bleiben kann. Der Erbauer derselben, ist die Salan- ! ganc, von Linn6 Hirunäo Wouisutll, genannt, ein winziger Vogel aus der Familie der Schwalben, dcr fast unserer Mauer- > schwalbe ähnelt, doch nur halb so groß ist. Wie weit sie cigcnt- ^ lich verbreitet ist, ist nicht genau ermittelt: die Haupthandels- ! orte sind jedoch die Molutlen und Sunda-Inseln. Daß sie bis ! hinauf zu den Nilobarcn vorkommt, ist gewiß, da wir wäh- ^ rend des Aufenthaltes der „Nouara" auf Nankami von dem ! Besitzer einer malayifchen Brigg eine Anzahl Nester erhielten, ! die er von den Eingcborncn daselbst eingehandelt hatte. ! In Java, wo die Nester einen so namhaften Ausfuhr- ^ artilel bilden, findet sich der Vogel in zahlloser Menge brütend ! in unzugänglichen, von dcr Brandung ausgewaschenen Höhlen, in Gebirgsgrotten oder Spalten, in welchen die Nester gesellig > an den Felswänden angellebt werden. Diese Nester haben die ! Größe und Form eines Viertels der Schale eines Hühnereies, ' und c? findet die Lese derselben, das Pflücken , an den Haupt- ! orten Javas, zu Karangcholong und im Innern des Landes zu Bandong und Dschietrag gewöhnlich drei Mal im Jahre, selten vicr Mal (so oft, als sie brüten) Statt, und ist gleich ^ dem Gewinnen der Eicr und Dunen auf den Vogclfelfcn des Nordens höchst gefahrvoll, ja selbst noch schwieriger. ZuKaraug-bolong z. B. ist cs eine achtzig Fuß hohe überhängende Felswand, wo sich der Sammler auf schwanken Strickleitern von Notang zu dem nassen Abgrund hinunter begeben müssen, und es gelingt nur unter steter Gefahr des Absturzes in die schäumende See, in die zwei bis drei Klaftcr hohe, etwas über hundert Quadratllaftcr große Höhle mit Hilfe dcr hie und da festzumachenden Vambusstangcn und Rotauggeflechtc zu den Nestern zu gelangen, und zwar bloß während der - Ebbe bci dem ruhigsten Netter, da die wüthenden Wogen sonst den Eingang hoch überströmen. Ein Ausglcitcu des Sammlers, ein Auslassen oder Brechen des an den Zackigen Felsvorsprüngen unsicher befestigten Notangs bringt unfehlbaren Tod in der wild-rcllendci: Flut, da die unaufhörlich daselbst tobende Brandung den kühnsten Schwimmer zerschmettern muß. Es ist daher begreiflich, daß, gleichwie bei den Perlfischern und wie bci allen solchen mit so großen Gefahren verbundenen Beschäftigungen eine Menge abergläubische Gebräuche und Beschwörungen bei dem Einsammeln stattfinden. Vor Beginn dcr Lefe hält man schon einige Tage laug Tanz und Spiel, wobei das Opium eine starke Verwendung findet: ein dem bösen Dämon, der die Grotte bewacht, geweihtes Tabulet wird täglich mit frischen Blumen bestreut und beräuchert, um dessen Gunst zu erringen. Der Katu I,yw OMiFg'raug', zu deutsch: dcr Königin Jungfrau Dschunggrang, der Göttin des Meeres, werden feierliche Gebete dargebracht, um ihren Schutz zu erlangen. Dcr lühnste und kräftigste dcr Pflücker, Leute, welche von Iugeud auf sich diesem Erwerbe widmen, läßt sich dann hinab, untersucht, an den Felszacken sich anklammernd, dis alten vorhandenen Gestechte und bessert sie aus, oder bringt neue an, worauf die übrigen folgen und nun fast Alles, was sie an Nestern finden, mitnehmen. Vc-lassen werden nur die erst im Bau begonnenen, oder wv die Vögel schon abgeflogen sind, da jene Nester, wo bereits Junge mit sprossenden Federn sich befinden, die besten sind und die erste Sorte, jene mit nackten Vögeln die zweite, jene mit Eicrn die dritte Sorte bilden. Man nennt diese letzten unreif. Inngo und Eier werden ins Meer geworfen. Es scheint, daß dcr Ncftstoff durch die Wärme dcr Jungen erst eine Maccratiou bis zu cincm bestimmten Grad erleiden muß, um den für Feinschmecker gehörigen Zustand zu erlangen. Alte Nester sind ganz unbrauchbar und gehen auch bald zu Gruude, da sie stinkend werden. Das Merkwürdige bei dieser unregelmäßigen Vertilgung ist, daß die Zahl dcr Vögel nicht abnimmt, sowie dieselben auch dort, wo sie bci dreimaliger Lese und auch sonst geschont werden, sich nicht vermehren. Die Lese im August ist die reichste und beste, und heißt Telu. Die nächste, Kapat, im November, December ist minder gut, die schlechteste aber, Kesongo, findet im April Statt. ^ Was nun den Stoss dieser Nester betrifft, so war man ! bis in die neueste Zeit der Meinung, daß dcr Vogcl das Material hiczu dem Meere entnehme. Bald sollte es ZMakw-! oooou? WiMaAinou», dcr Agcr-agcr dcr Holländer sciu, eine ^ Mcercsalge, die, von der Schwalbe gefressen, im Magen zur ! Gallerte verwandelt und zum Nestbaue wieder ausgeworfen ^ würde. Bald folltc cs sischroggcnartigcr MccrcZschleim und ! Seeschaum sein, von dem man aber gar nicht näher feststellte, ! ob er roh, wie er dem Mcere entnommen worden, oder auch ! erst durch eine Magcnbcrcitung zur Verwendung lommc. Dic i sorgfältigsten Beobachter hatten schon gcschcn, daß der Vogel ! den Scklcim in feinen, zähen Fäden aus dem Munde ziekc, der, wenn man den Vogel in dcr Hand hält und den Schleim ' an cincm Stäbchen anklebte, sich unmittelbar aus der Kchlc hcrauswindcn ließ. Ebenso war die außerordentliche Anschwellung ^ der zu beiden Seiten der Zuuge liegenden Speicheldrüsen, sowie ^ die vollkommene Identität ihres Inbaltcs mit jenem Schleim bekannt, i Toctor Bernstein, den ich als Arzt dcZReconvalescenten- ! Hauses zu Gadot nächst Buiten-Zorg auf Java kennen lernte. ^32 hat durch die genauesten anatomischen Untersuchungen mit Gewißheit nachgewiesen, daß dieser von dcr Salangane, die er ,^ ihrem Baue nach in die Familie der Cypselidcn, jener Abthci- ' lung, wohin unsere große Thurmschwalbe gehört, brachte, zur ' Wiege für ihre Kinder verwendete Stoss vom Vogel selbst her- ^ rührt und das Secret seiner Zur Zcit des Nestbaues enorm ^ entwickelten Speicheldrüsen sei. Wir finden diese Erscheinung bei allen bieher gehörigen ^ Arten bloß mit der Ansnahme, daß nur allein die Salangane jenes Sccret ohne Beimischung fremder Materialien anwendet, ^ während die übrigen, bei welchen auch die Speicheldrüsen eine ^ wcit geringere Entwicklung zeigen, diesen Speichel nur als Kitt ! dcr zum Nestbau verwendeten Stoffe verbrauchen. Wir finden, ! wenn wir das flache, harte Nest unserer Tburmschwalben unter- ! suchen, ganz denselben schleimigen Kitt, mit dem sic die kunst- ! loö zusammengelegten Halme, Haare, Federn :c. Zu einem ! festen Ganzen zusammenleimt. ! Was den Genus; dieser Nester betrifft, fo konnte ich nichts ! Besonderes daran finden: einfach gekocht, war mir der Ge- ^ sHmack wie der einer sehr schwachen, faden Fleischbrühe. Die Chinesen schreiben ihnen jedoch eine sehr reizende, erregende ^ Wirkung zu, und sie werden als Zuthat in mannigfacher Weise, ^ entweder zu gewöhnlichen Speisen hinzugefügt, oder sowohl mit ! süßen, als scharfen Beisätzen als Eonfect oder Naschwert gc- , nosscn, da sie sich des indifferenten Geschmackes wegen überall ! verwenden lassen, wo dann die Phantasie das Uebrige dazu- ' thut, daß man in ihnen eine besondere Dclicatesse erblickt. ! Reisen dcr Kramer in's Ausland. Unser Chronist Valvasor erzählt uns, daß dcr krainische , Adel, außci den Studien und ritterlichen Uebungen. auf Reisen ! durch fremde Länder, bcsouders Italien und Frankreich, Welt- ! bildnng zu erlangen und sich so zu den Staatsämtcrn vorzu- ^ bereiten suchte. Wenn der adelige Jüngling die Collegien der ^ Jesuiten, etwa das in Laibach, besucht, ging er zu seiner höheren ! Ausbildung auck auf eine der berühmten italienischen oder ! deutschen- Hochschulen oder Academicn. Noch im 18. Jahr- ! hundert war dieß allgemeine Sitte. Im Jahre 1751 bat Alois i Graf v. Aucrsperg, Sohn des Nicolaus, nachdem er im Ooi- ! logium liisi'Wiaimm seine Toctors-Disscrtation gehalten und ! dem Kaiser seine Theses „zu Füßen gelegt" hatte, um die Er- ^ laubniß, eine kleine Länderrcise vornehmen zu dürfen, und erdielt auch mit a. l). Resolution vom 15.j1. 1752, diese Erlaubniß, jedoch nur für das Reich und Italien. In den ersten ! Regicrungsjahrcn Maria Theresia's wurde in allen Erbtönig-reichen und Landen streng untersagt, ohne Erlaubniß in's Ans- ! land zu reisen, oder seine Kinder ins Ausland zu schicken und ^ ebenso wenig durfte eine adelige oder bemittelte Dame einen i Ausländer heiraten. Ausgenommen waren nur Gewerbe oder ^ Handel treibende Bürger, dann im Auslande begüterte hohe ^ Standesvcrsoncn. Die Reisen, besonders von Adeligen, aus ! Kram nach Rom, Parma, Modena und in andere italie- ^ nische Staaten waren nicht selten; Viele schickten auch ihre , Kinder dabin in die Studien. So schickte Franz Karl Graf v. ^ Lichtcnstcin zwei seiner Söhne und dcr Landeshauptmann Anton ^ Josef Graf v. Auersperg seinen vom Thercsianum zurückge- ^ tommcncn Sohn in Begleitung seines Bruders, eines Laibacher ! Domherrn nach Modena in das dortige Icsuitcncollcgium, ohne ! ric Erlanbniß einzuholen, und sie wurden deßhalb zur Verantwor- ! tnng gezogen. Sie entschuldigten sich, daß sie Modcna wegen ^ seiner Beziehung als Sccundogcnitur zu Oesterreich nicht für ! Ausland gehalten hätten. Iobft Graf Varbo schickte 1756 ! seinen Sohn mit einem Hofmeister nach Italien und 1759 l wurde dem Josef Gabriel von Vusct die Erlaubniß ertheilt, seinen Sohn Franz in das herzogliche Eollcgium zu Parma zur „Absolvirung der Studien und Erlernung der adeligen Exercitien" zu schicken; 1760 erhielt Feldmarschall-Lieutcnant Graf Emanucl Thurn (äs las loi'i'es) die Erlaubniß, seinen Sohn Johann Anton, nachdem er die ersten Studien in Kram gemacht, nach Nom in das OoiiLg'iuin 661'Mll.momn zur Absolvirung der geistlichen Studieu zu schicken; dem Michael An-gelo Baron Zois v. Edelstein wurde gestattet, seine 4 Söhne, welche noch die niederen Schulen besuchten, zu besserer Ausbildung in den „adeligen" Wissenschaften und insbesondere in der ihnen sehr nöthigen italienischen Sprache nach Modena zu schicken; 1761 wollte Josef Gabriel von Vusct seinen Mündel Josef von Bonazzi in das ^ollögiuin Vii'Filiamun in Salzburg schicke», weil das Thcresianum zu kostspielig sei. Wir erfahren bei diesem Anlasse, daß der Unterhalt im Thcresianum, und zwar allein Kost, ohne besonderes Zimmer, jährlich 420 fl. kostete, im Ooii^wm ViiLiliamun aber nur 224 fl. Die Negieruug entschied, daß Vonazzi die Savoy'sche Academie bc-, suchen solle, wo die Kosten nicht mehr als 300 fl. betrugen^ Im Jahre 1757 suchte die Gräfin Cäcilia Ursini von Vlagay um Erlaubniß an, ihren Sohn Anton Iobst zu besserer „Ercolirung" (Ausbildung) nach Bologna schicken zu dürfen; die Repräsentation und Kammer in Kram, welche dieses Gesuch an den Hof vorzulegen hatte, beantragte, dasselbe abzuweisen, das es in den Erblanden genug wohldestellte Collcgien zur Erziehung der adeligen Jugend gebe. Aber die kais. Regierung dcsavouirte diesen engherzigen Standpunkt und ertheilte die nachgesuchte Erlaubniß. Mit Hofdecrct vom 5. März 1775 wurde die Ertheilung von Pässen zur Pilgerfahrt nach Nom verboten, hauptsächlich wegen der Conscription. Der aufgeklärte Absolutismus der Josefinischen Zeit betrachtete das Reisen außer Landes für junge Leute unreifen Alters als, wo nicht schädlich, doch unnütz, Niemand durfte vor dem 28. Jahre, wo man die wahre Reife der Ueberlcgung erhalte, und seine eigenen Geschäfte zu verwalten und die innere Verfassung des eigenen Vaterlandes kennen zu lernen Gelegenheit gehabt habe, außer Landes reisen, mit Ausnahme der „gemeinen Gattung Leute, die ihrer Kunst oder ihrem Handwert nachreisen." (Hofd. vom Jahre 1787.) Im Jahre 1762 wurde es den Oesterreichern gestattet, ihre Kinder die niederen Schulen im Auslande bei „Befreundeten" oder Wohlthätern besuchen zu lassen. Die Zeugnisse auswärtiger Universitäten oder Lyceen hatten aber zur Erlangung eines österreichischen Staatsdienstes leine Giltigkeit. Literatur. Das 3. und 4. Heft vom V. Bande (XV. Jahrgang) dcs vom üstcrr. Lloyd herausgegebenen „IIlustrirten Familienbuch c s" liegen uns zur Einsicht vor. Wir haben dic Erzählungen „Auch cm Königthum" von Thaddäns Lau und „Steigen und Fallen" von G. Lindncr mit vielem Interesse und großer Spannung gelesen, zumal beide das Treiben, Dent'cn nnd Fühlen in dcr modernsten Industrie- und Handclswclt in lebensvollen Bildern cntrnllcn. I. G. Kohl's „Zigeuner" ist wohl ohne Widerrede die Perle dcs 3. Heftes. Wir haben so ziemlich das Meiste durchblättert, was über jene räth-sclhaftc Na« Ausschluß gibt, können jedoch versichern, daß der Verfasser ;n den Resultaten, dic er in so gefälliger Forin darbietet, nur auf dcni Wcgc andauernder Studien gelangt sein tann. Wer dic Licht- und Schattenseiten deS Zigeimcr-Charatteri? keimen lernen will, dem können wir diesen ethnographischen Aufsatz mit bestem Gewissen empfehlen. Tic bcigcgebencn Stahlstiche beider Hefte, worunter Gaiicrmcuiii'ö „Verendender Hirsch" nnd Domenichino's „Heil. Magdalcna" sind wahrc Kunstblätter und bilden eine besondere Zierde dcs Familienbuches. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr s5 F. Bamberg in Laibach.