Vereinigte
L aibach er Z e i t^HM g.
Freitag  den    16. Iuly 1819.
Inland.
I l l y r i e n.
Angckvmmme Schiffe   in Triest Vom   28.  bis   3o. Iuin).
<M^/iö französ. Brigantine, die Auscrlcseue,' von 6^. Tonnen, von Marseille und St. Remo in 4" Ta-^en, nnr Öhl und andern Waaren, aufRcchnuna von Peter Sartorio^ Diesal'din. Pinke Maria Hilf, von H2 T., von St- Remo in 24 Tagen, mit Ohl nnd Liinonien, anf R. von Elia Leon Basevi. Die österr. Brigantine, Graf Choteck, von 2^3 T., Eap. Matth. Crivellani, von Genua in 24 Tagen (leer), aufR.von Graziadio Minerbi. Das österr. Dampfboot Caroline / von Venedig mit 32 Reisenden. Die französ. Bom-barde Philippine, von 2I0T., von ^Marseille in 20 Tagen, mit Wein und andern Waaren / auf N. von Jacob Coen.    Mehrere Barken.
O st e r r e i ch,
Wien.
Nachrichten aus Perugia vom 3o. Iunius zu Folge, nimi^t die Besserung der Gchmdheitsumstän-de Ihrer kaiserl. Hol), der Erzherzogen Caroline je-d"' Tag, ,lnd zwar dergestalt zu, daß die allerhöchste Bestimmung, vermöge welcher II. MM. am 5. Iuliils von Perugia abreisen, in Arezzo übernachten, am 6. dort verweilen, und am 7. in Florenz eintreffen sollten, nicht leicht eine Abänderung erleiden dürfte.                                      (W, Z.)
Böhme n.
^ A'n, 3o. Iuny wurde Prag t urch die Ankunft Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Preußen erfreut^ Höchstwelcher unter deni Incognito eines Grafen v. Zollern aus der Nachtstation Girschin um vier Uhr Nachmittag im eriuünschtesteil Wohlseyn daselbst cm-traffen. Sc. königl. Hoheit hatten sich alle Ehrenbezeigungen ausdrücklich verbeten, und setzten am i.Iu-ly Ihre Reise nach Carlsbad fort. (Se. Maj. der König von Preußen wurde in' Teplitz zum Gebrauche der dortigen B^der erwartet.                  (^^'» ^-)
A   u   s   l   a   n   d.
Niederlande.
In einem Schreiben aus Antwerpen vom 19.Iuny' heisit es: „Das Schiff, welches aus unserm Hafeil nach de:-, Colonieen absegeln wollte, heiht Emma, und wird von einem preußischen Capitan befehligt. Wie sich'aus den über dasselbe eingezogenen genauern Nachrichten ergibt, so ist es ein Fahrzeug von 280 Tonnen, und die Anzahl der am Bord befindlichen Reisenden belief sich auf3c)2, worunter^ oder ioschwangere Frauen waren. Nach dcn amerikanischen See» gesehen hatte daS Schiff nicht mehr als »2ci Nen«-schen aufnehmen sollen, zumahl da sich eine so unv^r-haltnisimäßige Menge vo^i Gepäcke darauf befand, daß das Verdeck 10 Fust hoch damitangefüllt, ui:d sogar zum Theil in dem Marssegel untergebracht war. Wie es scheint, hat man die Gefahr, welcher es' ausgesetzt war, eingesehen, und sich von der.' Unmöglichkeit   überzeiHr,  das   Schiff, an  den Qr5
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seiner Bestimmung zubringen. Es ist gestern wieder in unsern Hafen eingelaufen/ wiewohl selbst diese einfache Maaßregel nicht bewerkstelligt werden konnte, ohne daß das Schiff schon Schaden erlitten hatte. Wir wollen bei dieser Gelegenheit den Teutschen zu Gemüth füyren, daß sie sich doch nicht so gar leicht durch trügerische Verheißungen hintergehen lassen mochten. Es sind nichtvwürdige Menschen-Mäckler die dagoldeneBcrge versprechen, die aber, weil der Handel mitNegern jetzt verboten ist,Mittel gefunden habe», sich durch denHandel mit weißenMenschen zu bereichern. Die Negierungen vonEuropa,welche übereingekommen sind, die schwarzen Einwohner von Afrika von dem Sclavenjoch zu befreien, sollten wohl ein wachsameres Auge auf das grausame Schicksal haben, welches schnöde Gewinnsucht den Unglücklichen zubereitet/ mit welchen sie  oas schandlichste Gewerbe treibt."
In einem noch neuern Schreiben aus Antwc r-pen vom 20. Iuny heißt es: „Es möge   uns erlaubt seyn, uns noch ein Mal mit dein Schicksal   der  un-. glücklichen Menschen,   die sich  am Bord der  Emma befanden, zu beschäftigen; sieharten eigentlich 8^,000 Franken für ihre Überfahrt bezahlen sollen;   weil sich aber oft der Appetit erst beim Eisen recht einstellt, so hatte man ihnen noch eine Nachtrags - Summe, siebentausend Gulden (ungefähr 17,000 Franken) abgefordert, die sie auch bezahlten. Die Schiffs-Capitäns haben^ höchstens 5o,000  Franken erhalten,  und  es bleiben also ungefähr 70,000 Franken für die  Unternehmer. Fürwahr ein feines   Sümmchen!   Doch  ist diesi noch   nicht alles;  von den   Kisten,   die in  das Magazin gebracht wurden,   sind   mehrere   ganz verschwunden, andere  zusammengeschlagen   oder   aufgesprengt worden, weil diejenigen, welche diese saubere Arbeit verrichteten,  schon   auf der hohen See angelangt zu seyn wähnten.   Die auf dem Schiffe befindlichen Reisenden   bekommen   nichts   weiter.,   als schlechtes Brot und Käse zu essen,  sehen aber   auch aus, als ob sie schon im Grabe gelegen und   wieder /daraus erstanden   waren.    Der Aufwand für  Arzeneien war wohl nicht der bedeutendste bei Ausrüstung des Schiffs.    Die Arzeneimittel kosteten  nicht mehr "lä ."0 Franken, weil man ohne Zweifel schon vor-
her gewußt hatte, 5a;' diele unglücklichen MenHett nicht krank seyn, oder es doch nichc lange bleiben würden. Es lst zu wünschen, daß sie in ihr Vaterland zurückkehren, und der ÄnbliÄ ihres Elends dazil dienen möge, daß andere Leute, die sich von trüae-rischen Hoffnungen betyören ließen, abgehalten werden, eben so traurige Erfahrungen zu machen. Angst und Noth , oder der Tod ist das Loos, das ihr-er wartet. «^                                                      (Ostr. B.)
Frankreich.
Paris, den 27. Iuny. Seit einigen Tagen bereitete sich eine wichtige neue Koalition vor. Alles ist indeß erst im Werden, und über das Resultat noch nichts Bestimmtes zu sagen. Die Sache ist folgende. Man sucht zwischen dem Ministerium und den strengen Royalistcn eine! Vereinigung zu Stande zubringen, die, wenn sie auf wirklich zweckmäßige, und dem Wohl von Frankreich angemessene, Grundlagen hin, und zugleich mit Aufrichtigkeit statt fände, allerdings.ersprießliche Folgen haben konnte. Man spricht von Conferenzen, die deßhalb gehalten worden. Wäre es indeß wahr, wie man behauptet, daß die Führer der strengen Noyalisien auf einer Abänderung des Wahlgesetzes beharren, so kann die Vereinigung nicht erfolgen'; denn das Ministerium will schlechterdings in keine Modifikationen dieses Gesetzes willigen. Von beiden Seiten scheint man überzeugt, daß die Partey der In« dependenten zu mächtig geworden sey, und daß man dieselbe nnt vereinten Kräften bekämpfen müsse. In der Devutirten-Kammer haben sie inzwischen einen beträchtlichen Theil, der bisher unter ihrer Fahne stehenden Repräsentanten verloren. Diese haben sich an die Doctrinaires angeschlossen, und letztere fangen wieder an, sich mit dem sogenannten linken Centrnm zu verschmelzen. Die Chefs der Indepen» denten äußern wirklich Besorgnisse. Einige suchen sich dem Ministerium zu nähern. Kurz die Parteyen sind in diesem Augenblicke in großer Bewegung ; bis Anfangs künftigen Monats wird es entschieden seyn, ob die Koalition gegen die Indepen-denlen  durchgesetzt wird?   Der Moment  ist höchst
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wichtig, vorzüglich wird es von dessen geschickter Be- ! nutzllng abhängen, wie die nächsten Wahlen ansfal- ^ len.                                                          (S.. Z.)
Man liest im Journal de Paris folgenden scherzhaften Artikel: „Wahrend das Gesetz in Betreff der  , Journale in der Hauptstadt zwei oder drei Geburten zur Folge hatte (wiewohl man für die Lebensdauer der Neugebornen nicht bürgen will), vermehren sich in den Departements die Sterbefülle. Schon sind Arras,Col-mar und mehrere andere Städte von jenen unschuldigen Z-ablättevn befreiet, deren  Hauptredacreur eine grosie Papierscheere war, die in die Pariser Journale gewaltige Schnitte machte, und diese dafür mit den in-l teressantesten '^rovinzial-Neuigkeitcn  versah, als da sind : die Entbindung der Gemahlinn des Hrn. Unter-prafecten, die Heerschau ciner Compagnie Nationalgarden durch den Hrn. Maireu, dgl. m."
„Einige audere Provinzial-Journale sind nicht ganz gestorben; sie haben nur eine Verwandlung, ahn? lich jener des Schmetterlings aus der Puppe, erlitten." „So verkündigst das Journal von Marseille, es werde sich von nun an ausschließend der Agrikultur, derRcchtsgelehrsamkeit, der Literatur und den Intelligenz-Nachrichten widmen. Mir derNaiveM, die einem gascognischen Journalisten Ehre brachte, sagt es im Eingangs dem Leser: Unsere Abonnenten werden es uns Dank wissen, daß >vir die Politik ausschließen. —Wer erinnert sich hier nicht an Lafontaine's Fabel vom Fuchs und der Traube!"
Parte-Zettxl.
„Man bittet   höflichst alle Bekannte und Verwandte, dem Leichenzug und Begräbnis; des verstorbenen sehr langweiligen und sehr unwissenden Herrn Liberal   beizuwohnen, der bei Lebzeiten   der   einzige rechtmäßige  Erbe  der Verlassenschaft  des  Numme ssii8 gewesen, und  nun, seit langer Zeit  an einem Desicit von «eist und Menschenverstand kränkelnd, vor drei Tagen an einem Dcsicit von 5oo« Francs Renten verblich, an welchem Übel seine Schwester laBous-sole ihm kurz vorher in dem Tod vorangmg. Das I.!-1>^a des Liberal wird im traurigen l^n ^no von dem <7o,^iwf,u,,'v lu.dem Verstorbenen/ gelungen werden. Die tMliuU^u«
ki^oi'in'N? vpi''<''cn'ewird/ wi?Jedermann weisi, den Leichensermon halten, die Minerva aber deuZua/HN-fuhren, und sich stellen als ob sie weutte.«
Nachschrift.   Der Cassirer d?r !.oNl'6> K^-V /N'tNlie^ Yat gemeldet, daß er wegen aller äußerster Armuth bci der Ceremonie nicht erscheinen könne."
(V?dr.)
Großbritannien.
In O'Meava's kürzlich erschienenem  Werks über St. Helena, sindet  sich   folgendes   Verzeichnis;   von Napoleon's dortiger Haushaltung..   Marchand, St. Denis, Pieron, Novarre^Gclttilim,, Archambaud, ein Englischer Koch, ein Englischer   Gärtner,  vier Chinesen im Hause, um die Französischen und Englischen Bedienten, welche weggeschickt worden (die er-sicvn,  wurden    es   alle   durch   Sir   Hudson   Löwe) z« ersetzen;   zwey   Chinesen in der Küche. — Graf Bertrand, Madame Bertrand > vier Kinder, Französische Bediente, Adele, Mary Hall, Mlstresi Da-vy, ein Englischer Soldat als Bedienter, ein Chi« nesc. — Graf Montholon , Madame Montholon / drei Kinder, Iosephine, Mistreß Mary Grath, Mistreß Hicchcock, eine andere Magd,   ein Bedienter, ein  Chinese,   drei Englische   Stallknechte.    Zusam« n'.en   ein   und   vierzig   Personen.   — Ein anderes Verzeichnis; betrifft die vom October   1,816 bis Iu-nius   1617 von    der Regierung  dem  Personal  zu Longwood, welches damals aus 45 Personen bestanden haben soll,   gelieferte Lebensmittel :c. Taglich: Nind   - und Hammelfleisch 62  Pfund;  Geflügel  6 Stück; Brot 66 Pf.; Butter 5 Pf.; Speck 2 Pf.; Salatöhl 3 i^Pinten; Candiszucker 4 Pf.; Kaffee 2 Pf.;  Thee, grüner, i.i2   Pf.;   detto schwarzer 1^2 Pf.;  Wachslichter 6 Pf.; Eyer 5a Slück; gemeiner Zucker 5 Pf.; Käse 1 Pf.; Essig iMaß; Mehl 5 Pf.; gesalzenes Fleisch 6 Pf.;   Brennholz 3 Er.; Porter oder Aale 5 Fl.;   Gemüse   1   Sch. im Werth; Obst  10Sch. i. W.; Conditorey-Waa-ren tt Sch. i. W. Vierzchntäglich: Enten ü Stück, Calecutische Hahne 2 St.; Gänse 2 St.;  Brotzucker 2 Brote;  feiner Reiß ,^2   Ballen; Schinken 2 St. (nichr mehr als 14  Pf. pr.   Stück zu wie->   gen);   Kohlen ^5 Bushel; Fische üo Sch. i. W.;
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Milch 89 Sch. i. W.; frische Butter, Salz, Senf, Pfeffer, Kapern, Lampenöhl, Erbsen (nicht über den Werth von) 7 Sch. Wein , täglich: Champagner «der V n ^k ülKve 1 Fl.; Madera 1 Fl.; Con-stantia 1 Fl.; Bordeaux 6 Fl. Die Bedienten erhalten eine Flasche Cap - oder Teneriffawein, welches eine Pinte mehr ist, als die'Soldaten erhalten.—' Nach der Abreise des Grafen Lascases und Piont-kowskis wurde das Fleisch auf 72 Pf. täglich, und das Gesiügel auf 5 St. herab gesetzt. — Der Verfasser versichert indessen, daß diese Lebsnsmittel ei^ nes Theils nicht zugelangt harten, andern Theils meistens äußerst schlecht gewesen waren: er gibt zum Beweise noch zwei lange Listen von Gegenstanden, welche die Franzosen für ihr Ge'.d einkaufen müssen, welches sich auf 5 Pf. 3 Schill. o P. täglich, und auf 3 Pf. 7 Schill. c> P. wöchentlich belaufen habe. Nebst dem hatten sie noch viel Fleisch gekauft, welches unter Obigem, nicht mit begriffen sey.
.   (W.Z.)
Die neuesten Nachrichten aus St. Helena vom 29. März melden, dasi sich Bonaparte damahls sehr unwohl befunden habe, und seit mehreren Tagen.das Bette hüchen mußte.                                  (Ostr.),
In einem Schreiben aus London vom i5.. Iuny heißt es: „Nachdem dieser Tage heftige Ausfalle Hegen das Ministerium im Unterhaus vorkamen, so übergab am 10. Lord Castlereag!), feine Entlassung dem Pnn^ Regenten, erhielt dieselbe aber verweigert,, mit einem verbindlichen Schreiben Hr., konigl., Hoh., sogleich zurück. Viele behaupten, es sey Sr. Herrl. mit diesem Verlangen lein gründlicher Ernst gewesen — In. Madrid werden große Anstalten zur bevorstehen den Vermählung desKönigs getroffen.. Der Schmuck der zukünftigen Königinn wird hier gefasit, auch die Toilette fü r^ dieselbe hier verfertigt. ^ Wenn «lles. fertig ist, wird es zur^ Schau ausgestellt wer« den<— Die Festungen Franksreichs, besonders die nördlichen und  östlichen werden sehr start besetzt   uns
lverprovianin't. Warum dieses geschehe, ist mifek ,md de« niederländische Gesandte in Paris zum letztenmal anzufragen beauftragt, da dieselbe auf ihre erste Anfrage eine  aus oeichende Antwort erhielten."
(B. v. T.)
S ü d a m e r i k a. Der Patriotismus derEinwohner von Siiame-rika bewirkte schon Handlungen, die an die schönest Tage der Freiheit Griechenlands erinnern. Selbst Frauen unterstützen die Sachc der Unabhängigkeit Donna Iuaima Assunday begleitet ihren Mann, den General Pudilla, überall hin nnd kämpft a»» seiner Seite. Ii^ Gefechte von Lagnano nahm sil> den Spaniern eine Fahne ab und erhielt deßhalb als Auszeichnung den Grad eines Oberstlieutenants, Die Frauen von Cochabamo vertheidigten einen Posten und verloren, wie Leomdas mit seiner heftige,!, Schwär, alle das Leben. Nun fragt jeden Abend bei allen Regimentern des Heers von Oberperu der Offizier beym Ap^el, ob die Frauen von Cochaba-ino da sind. — Nein antwortete ein Offizier, sie^ starben auf dem Felde där Ehre filr ihr Vaterland.
(S. Z.)
Vereinigte Staaten v-an  Nordamerikas.
Nordamerikanische Berichte fahren fort, sich über die Stockung des Handels zu beklagen. Dein Präsidenten hat man eine Bittschrift entgegen gesandt, worin man ihn ersucht, eiligst zurückzukommen, und den Congreß sobald als möglich zu eröffnen, indein nicht allein Sachen von der größten Wichtigkeit vor^ zutragen waren, sondern der Zustand der Nation es auch bedürfe, daß Maaßregeln zu deren UnterstüßunA ergrissen würden.,                              (Ostrr. B.)
Wechsel,-Cours in Wien
vom   »0. Iuly   1819. Conventionsmünze von Hundert 246 isH.
Gedruckt bey Ignaz Aloys Edlen  von, Kleinm ayf.