lnr Annst, Wifienschatt und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermanusthal. ^5 G4. Freitag am I.O. Februar 184I. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Noaen. Der ^vreis des Blatles ill in Laibach aanziähriqü, iatbiährig » ,1. Nurck d,c k. l. Post unter <2°uveri m,I porloireier Zusenduna aanziähri'g «, halbiäbrig , fl. e, M., und wird halbiäbrig »°'«u'' oeiabll. Alle l.l. Postämter neomen Pränumeralion »n. In Laibac» vränumerirl man bei», Verleger am Raan, Nr. >YU, im ersten Slocie. Vesterreichisches Qdeon. Herausgegeben von Carlopago. Proben alis dem 3. Hefte. 1. Eine Kirche Gottes. 33.uicrbaul' ich eine» Münster, Linen Dom zur Ehre Gottes, Hoch und herrlich, zu beschämen Alle Dome dieser Welt, Der hinaufreicht zu den Sternen Vis ans stille Himmelszelt. , Starte Säulen sind's, auf denen Ruht das riesige Gewölbe, Deren eine heißt Ergebung I n das irdische Geschick, Die, umstrickt von Qual und Schrecknis), Richtet himmelwärts den Blick. Und der zweite der gewalt'gen Unerschütterlichen Pfeiler Ist die feste üeberzcugung Won des höchste» Herrn Geduld, Der da gern vergib! dem Reu'gen Sein Verbrechen, seine Schuld. Eine Säule ist die Demuth, Die in aller Pracht der Erde, I n der Krön', im Königs,»ante!, S'cht nur Gottes Wiederschein, Die an's Herz schlägt, leise rufend: »Alles, Alles, Herr ist Dein!« Und die vierte die Negeiff'rung Für der Schöpfung weite Wunder, Die, ein Aar, auf Lilberflügcln Eich in's Reich der Sonnen schwingt, Daß in's Auge, in das glühende, Tief die Gluti) des Lebens dringt. I n des ernsten Domes Witte Flammt im Purpurschrcin des Herzens Still das cw'ge Licht der Andacht, Und es fällt sein milder Strahl Auf das Gold des Hochllltarcs; Christu s drauf in Krcuzesqual. Auf den langen schmalen Fenstern Dieses hehre» Gotteshauses Glänzt in bunten Malereien Line reiche Zauberffur, Blumen, Ströme, Berg' und grüne, Dichte Walder — die Natur. Und das Thurmpaar dieses Münsters, Das hinaufragt in den Himmel, Ist der Glauben, daß die Seele Ueber Sterne» ewig lebt, Ist die Hoffnung, süßentzückend. Daß kein Tod das Herz begräbt. Line uncrmeß'ne Fernsicht Hast du uon der Thürme Spitzer! I n das aufgeschlossene Jenseits. Niedersinkst du vor dem Glanz, Siehst den Herrn du strahlend thronen 2» der seligen Geister Kranz. Solchen wundersamen Münster Baut' ich auf zur Ehre Gottes. Neigen müssen sich die Dome Tief vor seiner Herrlichkeit, Denn ich selber, der unsterblich, Hab' als Dom mich Gott geweiht! Carlopago. Die Nüssen beim Zuckerbäcker. Wahre Anekdote aus den, Kriegsleben »»eines Freundes H., und aus seinem Munde nacherzählt. Es war im Jahre 1813, als wir, zur großen Völ­kerschlacht bei Leipzig marschirend, mit einer Abtheilung des russischen Heeres zugleich vor Freiberg ankamen. Ein schon lange anhaltendes Unwetter hatte uns die ganze Marsch­zeit hindurch begleitet, wobei es ohnehin an aller Bequem­lichkeit, an den nothwendigsten Erquickungen, und auch zum Theile an Lebensmitteln gebrach. Kein Wunder also, daß wir schon kaum den Zeitpunct erwarteten, in Frei­ berg uns laben und erholen zu können. Siehe da! als wir das ersehnte Ziel erreicht hatten, kam plötzlich der Befehl, »daß kein Mensch sich in die Stadt begeben dürfe, wo das Hauptquartier lag, sondern daß sämmtliche Trup­pen außerhalb Freiberg zu campiren haben», womit unsere Hoffnung und Erwartung zu Nichte und uns die Besche­rung zu Theil wurde, im Koth auf offenem Felde dem Hun­ger zu Gaste zu kommen. Ich war damals Fähnrich, 2» 33H Jahre alt, hatte schon von Natur aus viel Appetit, noch mehr aber damals nach so langem Fasten und so vielen Anstrengungen. Ich konnte nicht umhin, mein Leiden ein Paar Cameraden gleichen Alters zu klagen, und wir be­schloßen einstimmig, es koste was es wolle, nach Freiberg zu-gehen, und uns daselbst auf irgend eine Art,den Be­sitz von Eßwaaren zu verschaffen. Gesagt, gcthan! kaum war die Nacht angebrochen, als wir, in Mänrel tief ver­hüllt, gen Freiberg schlichen, und uns sachte und vorsich­tig zum Stadcchore hinein stahlen. Wir standen still und debattieren, wohin wir unsere Schritte lenken sollten, als uns ganz nahe ein beleuchte­tes Gewölbe mit einer Glasthüre auffiel, aus welchem Kä­sten und Aufsätze mit verschiedenen gefüllten Flaschen und Gläsern uns anlachten. Mi t einem Sprunge waren wir darin, und begehrten Wein, Braten, Brot, und wer weiß, was noch Alles; allein der Eigenthümer bat uns höf­lichst, aus seinen Waaren zu ersehen, daß er kein Gast, wirth, sondern Zuckerbäcker sei, daher er uns beim besten Willen nicht mit dem Geforderten, wohl aber mit Zucker­und Backwerk, dann Liqueuren aufwarten könne. Da es nicht rachsam war, nach einem Gasthause in der Stadt herum zu suchen, die blinkenden Gläser mit Pastecchen, Torten und Naschwerk aller Art, dann Liqueurs und Ro­soglios aller Farben unsern Appetit nur noch mehr rege gemacht hatte,' so folgten wir der freundlichen Einladung des Zuckerbäckers, und traten in ein Nebencabinet, wel­ches durch eine mit Vorhängen versehene Glasthüre vom Ge­wölbe getrennt war. Bald hatten wir eine bedeutende Menge sehr guten Backwerks und Liqueurs vertilgt, unser herbes Schicksal damit ziemlich versüßt, und wollten, nach bezahlter äußerst billiger Rechnung, unsern Rückweg antreten; da erhob sich auf der Straße ein Tumult, die Thüre des Gewölbes wurde krachend aufgerissen, und der ganze Raum dessel­ben füllte sich mit russischen Militärs aller Waffengattun­gen. Einen Augenblick nach dem Eintritte herrschte Tod­tenstille in dem Haufen. Ohne den in demüthiger Stel­lung dastehenden Zuckerbäcker eines Blickes zu würdigen, musterten Alle mit stammenden Augen die herumstehenden Leckerbissen, bis — nach Verschiedenheit des Geschmackes — sich Jeder sein Ziel ersehen hatte. Nun ging es los! Mi t einem in den meisten europäischen, und ich gl'aube auch einigen asiatischen Sprachen erschallenden Schlacht­geschrei begann das Gemetzel, von Gelächter und Trink­sprüchen begleitet. Die Niederlage war furchtbar; bald waren sämmtliche Gläser und Flaschen geleert, und flogen ohne weitere Umwege bei einem Fenster hinaus auf die Straße. Wir sahen, ohne bemerkt zu werden, der gan­zen Affaire aus unserem Verstecke zu. Der Zuckerbäcker stürzte zitternd und todtenbleich in's Cabinet, rang die Hände, und rief jammernd^ er sei ein armer, ein unglück­licher, ein geschlagener Mann. Wir hatten Mühe, ihn wieder auf das Schlachtfeld hinaus zu schieden, um nicht verrathen zu werden, wenn ihm einer seiner nordischen Gäste nachgekommen wäre^ Jetzt hatten die Russen geendet, verschiedene, allge­mein verständliche Laute bewährten ihr Wohlbehagen und ihre volle Zufriedenheit mit dem Genossenen; nach der Rechnung fragte jedoch Niemand, und die Verzweiflung des Zuckerbäckers stieg noch höher. Da traten die Russen enger zusammen und murmelten ein Paar Secunden un­ter einander, wornach Börsen, Beutel und Gürtel hervor­gezogen, auch Fäuste voll Münzen unmittelbar aus den Taschen hervorgeholt, und auf einen dastehenden Tisch ge­schüttet wurden, bis ein hoher, tüchtiger Haufen Kupfer, Silber und Gold dalag, worauf die Gesellschaft zur Thüre hinaus stürmte. Nun traten wir in das Gewölbe; der Zuckerbäcker stand sprachlos am Tische, und staunte den Haufen Geld an. Als er wieder zur Besinnung kam, stürzte er uns Einem nach dem Andern mit thränenden Augen in die Arme uud schrie: »Ich bin kein geschlagener, kein armer, sondern ein glücklicher, ein reicher Mann!« und machte sich dann uhne Weiteres mit Freude strahlen­den Augen daran, die Münzen aller Gattungen,, darunter wir mehre türkische und persische bemerkten, zu sorciren. Wir gratulirten unserem wackeren Wirthe zu dem ver­dienten Lohne seiner Höflichkeit und Zuvorkommenheit, und gingen nach unserem Lager zurück, wo wir auch wohlbe­halten und unbemerkt eintrafen. M. Hcinlo. Vilder ans der Ferne. V. Der Untergang des Ton quin. (Fortsetzung.) Da der Tonqui n den Auftrag hatte, die Küsten­fahrt nach Norden zu machen, um in den verschiedenen Häfen Pelzwerk einzuhandeln, und im Herbste nach Asto­ria zurückzukehren, so wurde einmüthig beschlossen, daß Herr Mac Kay die Reise als Supercargo mitmachen, und Herr Lewis als Schiffschreiber ihn begleiten sollte. Am t. Iu­nius ging der Tonqui n unter Segel, und fuhr bis zur Bakers-Bai hinab, wo er durch widrige Winde aufgehal­ten wurde; am 5. des Morgens aber ging er mit frischem Wind in See, und trat mit vollen Segeln die unglückliche Fahrt an, von der er nie wieder zurückkehren sollte, wäh­rend sich am 23. Julius Herr Stuar t mit angemessener Begleitung in Handelsangelegenheiten nach dem Innern auf den Weg machte. Die Abfahrt des Tonquin und Stuart's mit sei­nen Leuten hatte auf den Gang der Dinge in Astoria eine auffallende Wirkung. Die Eingebornen, die den Platz um­schwärmten, zogen sich nach und nach zurück, und endlich war auch nicht ein einziger Indianer mehr zu sehen. Man schrieb dieses anfangs dem Mangel an Pelzwerk zu, bald aber erklärte sich das Geheimnis; auf weit beunruhigendere Weise. Eine Verschwörung, hieß es, sei unter den be­nachbarten Stämmen im Werke, um die jetzt an Zahl so geringen weißen Männer zu überfallen. Zu diesem Zwecke hatten die Krieger in einer benachbarten Bai eine Ver­sammlung unter dem Vorwande des Störfangs gehalten, und ganze Flotten von Canots sollten aus Norden und Süden zu ihnen stoßen. Selbst Comcomlp, den einäll­ 333 gigen Häuptling-, hatte man, seiner Freundschaftversicherun­gen gegen Herrn Douga l ungeachtet, stark im Verdachte, daß auch er an dem allgemeinen Bündniß Theil genommen. Beunruhigt von den Gerüchten über die drohende Gefahr, stellten die Astorianer ihre gewöhnliche Arbeit ein, und beschäftigten sich mit Errichtung von Vertheidigung­werken. Nach einigen Tagen schon waren das Wohnhaus und die Magazine mit einem Z0 Fuß in's Gevierte hal­tenden Pallisadenzaun, von zwei Bastionen flankiri, um­geben, auf denen zwei Vierpfündner aufgepflanzt wurden. Alle übten sich täglich im Gebrauche ihrer Waffen, und des Nachts schloßen sie sich in ihre Befestigung ein, und stellten Schildwachen aus, um gegen Ueberfall gesichert zu sein. Mit diesen Vorkehrungen hofften sie sich gegen jeden Angriff bis zum Eintreffen der von Herrn Hun t über die Felsengebirge geführten Mannschaft, oder bis zur Rückkehr des Tonquin , halten zu können. Die letztere Hoffnung sollte jedoch zerstört werden. Anfangs August fand sich eine herumziehende Horde Wilder von der Straße Juan de Fuca an der Mündung des Columbia ein. Diese brachte traurige Nachrichten von dem Tonquin , die man anfangs für Mährchen hielt, die aber leider von einer andern, einige Tage später eintreffenden Horde bestätigt wurden. Wir wollen die nähern Umstände dieses trauri­gen Ereignisses so genau erzählen, als die uns zugekom­menen, in manchen Puncten sich widersprechenden Nach­richten dies nur immer gestatten; Wie bereits erwähnt, segelte der Tonqui n am 5. Iunius von der Mündung des Columbia ab. Die Zahl sämmtlicher an Bord befindlichen Mannschaft belief sich auf dreiundzwanzig. I n einer der äußern Buchten stießen sie auf ein Canot mit indianischen Fischern, unter denen einer schon zweimal die Reise an der Küste gemacht hatte, und die Sprache der verschiedenen an derselben wohnen­den Stämme etwas verstand. Dieser willigte ein, die Reise als Dolmetscher mitzumachen. Gegen Norden steuernd, erreichte Capitän Thor « nach einigen Tagen schon Vercouuers-Eiland, wo er, ganz gegen den Räch seines indianischen Dolmetschers, der ihn vor den treulosen Bewohnern dieses Theiles der Küste warnte, im Hafen von Newiti vor Anker ging. Bald fan­den sich eine Menge Indianer in Canots ein, und brach­ten Seeotterfelle zum Verkaufe. Es war bereits zu spät am Tage, um noch einen Handel einleiten zu können; Herr Mac Kay ging jedoch in Begleitung einiger Mann­schaft an's Land in ein großes Dorf, um Wicananisch, dem Häuptling des umliegenden Landes, einen Besuch ab­zustatten, während dessen sechs Indianer als Geiseln an Bord blieben. Er wurde mit großen Freundschafcversi­cherungen aufgenommen, gastfreundlich bewirthet, und in der Wohnung dcö Häuptlings, bei dem er die Nacht zu­brachte , bereitete man ihm ein Lager aus Secotterfellcn. Am andern Morgen, noch che Herr Mac Kay nach dem Schiffe zurückgekehrt war, fanden sich eine Menge Eingeborner in ihren Canots ein, geführt von zwei Söh­nen des Häuptlings. Da sie viele Seeotterfclle bei sich hatten, und aller Anschein zu einem lebhaften Handel vor­handen war, so wartete Capitän Thor n die Rückkehr Herrn Mac Kay's gar nicht ab, sondern breitete seine Decken, Tücher, Messer, Glascorallen, Fischangeln u. s. w. lockend auf dem Verdeck aus, und hoffte auf einen raschen und gewinnreichen Verkehr. Die Indianer waren jedoch nicht so begierig und einfältig, als er sich eingebildet, denn sie hatten den Handel und Werth der Waaren von den Kü­stenfahrern kennen gelernt, die zuweilen zu ihnen kamen. Zudem wurden sie von einem alten schlauen Häuptling, Namens Nukamis , geleitet, der im Handel mit den neuenglischen Schiffen grau geworden war, und sich nicht wenig auf seine Feinheit zu Guce that. Wenn Capitän Thor n seiner Meinung nach einen recht annehmbaren Preis für ein Otterfell bot, so verwarf der alte schlaue Indianer das Anerbieten mit Verachtung, und forderte mehr als das Doppelte. Alle seine Cameraden folgten seinem Bei­spiel, und so war auch nicht ein einziges Otterfell um ei­nen billigen Preis zu haben. Der alce Fuchs ging jedoch zu weit, und irrte sich in dem Character des Mannes, mit dem er zu thun hatte. Thor n war ein gerader Seemann, der weder zweierlei Preise noch zweierlei Redensarten kannte; zudem fehlte es ihm an Geduld und Fügsamkeit, und von den beim Handel üblichen Kniffen verstand er durchaus Nichts. Er war stolz und verachtete die Wilden; da er sich nun mit ihnen nicht verständigen konnte, so steckte er die Hände in die Taschen, und ging schweigend auf dem Verdecke auf und ab. Der alte schlaue Indianer folgte ihm Schritt vor Schritt, und hielt ihm, so oft er auf seinem Spa­ziergang umkehrte, ein Otterfell vor, indem er ihn be­stürmte, es zu kaufen. Da dem Wilden auch Dies nicht glückte, so änderte er plötzlich seinen Ton, und verspottete den Capitän, daß er so niedrige Preise auf die Waare biete. Dies war zu viel für Thorn's Geduld, der zu­dem keinen Spaß verstand, besonders wenn man sich den­selben auf seine Kosten erlaubte; er drehte sich rasch um, ergriff das Otterfell, rieb dem Alten das Gesicht damit, und wies ihn unter nichts weniger als höflichen Andeutun­gen zur Beschleunigung seiner Schritte vom Schiffe. Dann warf er alle zum Verkaufe auf dem Verdecke ausgebreiteten Pelzwaaren rechts und links auf dem Verdecke umher, und brach allen Verkehr auf die schimpflichste Weise ab. Der alte Nukamis ruderte zornenbrannt nach dem Ufer; Shewisch, einer der Söhne des Häuptlings Wi­cananisch, folgte ihm Rache brütend sogleich mit den Uebrigen, und bald war das Schiff von allen Indianern geräumt. Als Herr Mac Kay an Bord zurückkam, erzählte ihm der Dolmetscher, was vorgegangen, und beschwur ihn, den Capirän zu veranlassen, daß er unverweilt unter Se­gel gehe, denn er kenne den rachsüchtigen Charakter dieser Wilden, und wisse, daß sie niemals einen ihrem Häupt­ling wiederfahrenen Schimpf ungeahndet ließen. Mac Kay der die Gemüthsart der Indianer aus eigener Erfahrung kannte, ging sogleich zu dem Capitän, der noch immer vol­ 33« ler Zorn auf dem Verdecke hin und her schritt, stellte ihm die Gefahr vor, welcher sein übereiltes Benehmen das Schiff ausgesetzt hatte, und bat ihn dringend, die Anker lichten zu lassen. Thor n verwarf diese Warnung mit Verachtung, indem er auf seine Canonen und Flinten, als eine hinlängliche Schutzwehr gegen nackte Wilde, deu­tete. Weitere Bitten hatten nur spöttische Gegenreden zur Folge, die zuletzt mit einem heftigen Wortwechsel endeten. Der Tag verging indes; ohne alle Feindseligkeit von Seite der Indianer, und am Abend zog sich der Capitän in seine Cajiite zurück, ohne mehr als die gewöhnlichen Vor­sichtmaßregeln zu treffen. (Fortsetzung folgt.) Neues. (Das Leopoldstaoteriheater in Wien.) Ich habe dieses Theater, heißt es in Nr. ö der recht interes­santen ^Sonncagsblätter«, während der letzten Jahre kaum einigemal, voll gesehen. Von Tag zu Tag nimmt seine Beliebtheit, sein Besuch ab. Und es liegc etwas Wehmü­thiges darin. Der einstige Centralpuncc der ungezügeltsten Lust und Heiterkeit, der Tempel der rosarorhesten Laune/ des muthwilligsten Scherzes, ist jetzt so düster, melancho­lisch und öde geworden. Die alten Freunde, welche die­ser Bühne in ihren jungen, glücklichen Tagen so zugechan waren, haben sich m ihren alten tristen treulos von ihr ge­wendet, und junge Freunde versteht sie nicht mehr zu lo­cken. Wie der altgewordene hilflose Flottwell in Rai ­mund's «Verschwender" steht sie einsam und verlassen da, und kein treuer Valentin will ihr nahen! Alle Versuche, die Sterbende zu retten — scheitern. Scholz und Ne­stroy, auf einer andern Bühne die stärksten Magnete, ziehen hier nicht. Stücke, die anderswo dreißig volle Häu­ser machen, machen hier kaum eines. Die Posse will nicht erheitern, die Pantomime nichr belustigen, das Schauspiel nicht rühren. I n den letzten Tagen ließ Bäuerle's köst­liche »falsche Primadonna« mit einem renommirten Gast, Hrn. Gödemann, und Scholz's Benefice, eine ältere Posse, «der Bernsteinring", das Haus leer. Was ist zu thun? Die Todten — Raimund, Korntheuer, Schu­ster, Krö n es, kann man nicht heraufbeschwören, und die Lebenden kann man nicht besser machen, als sie sind. Das leopoldstädter Thcaterpublicum, früher das unbefangenste, nachsichtvollste der Welt, sitzt jetzt streng und kritisch zu Gerichte. Das frühere unauslöschliche Gelächter hat sich jetzt in ein bedächtiges Lächeln verwandelt. Es liegc et­was Tragisches in dieser Komik! «Fallen seh' ich Zweig auf Zweig, kaum noch hält der morsche Stamm!« — (Aus der Damenwelt.) Einige pariser Damen, selbst einige von Rang, erlauben sich, die Cigarette jetzt nicht mehr blos in ihrem Talon beim Caminfeuer, sondern rauchen auch auf ihren Spaziergängen.Auch das Schnupfen wollen einige Damen wieder in die Mode bringen. Bei­des, bemerkr der »Aufmerksame«, geschieht auch in Grätz.— (Erfindung. ) Die «allgemeine wiener Musikzeitung" berichtet: Der Director des Orchesters der großen Oper in Paris hat eine Vorrichtung erfunden, um die Choristen auf der Bühne fortwährend im gleichen Tocte zu erhalten. Er hat nämlich bei seinem Pulte Fußtasten anbringen lassen, die durch einen einfachen Mechanismus den Anfang jedes Tacces an die Coulissen anschlagen, so, daß die Chöre in genauer Verbindung mit dem Orchester bleiben, und es dem Führer derselben leicht gemacht wird, die Ma ­ßen zu leiten. — (Bälle mit singendem Orchester.) In Paris sind mehre Bälle gegeben worden, bei welchen das Orche­ster nicht aus Instrumenten, sondern aus Stimmen bestand. Ein Dutzend Dilettanten beiderlei Geschlechtes sang Concre-Danses, Walzer oder einen Galopp, und Andere tanzten darauf. — (Friedensfuß.) Nicht nur Frankreich, lesen wir im «Humoristen«, hat jetzt seine Armee auf den Friedens­fuß gesetzt, sondern auch das augsburger Theacer hat das­selbe geihan, denn bei der neulichen Aufführung der »Jung­frau von Orleans« waren die dabei vorkommenden Heere jedesmal nicht mehr als vier Mann stark.— Mannigfaltiges. Der Tod des Kaisers Alexander von Rußland. I . G. Koh l widmet in seinen »Reisen im Inner» von Rußland und Polen« einen amüsanten Abschnitt der Schilderung einiger russischen Sonderlinge, deren Leben und Treibe» wohl um so mehr der Gegenstand nllgenieiner Neugierde und Unterhaltung gewesen sein mag, als im Gan­ze», wie der genannte Reisende Versichert, sich in den, Charakter der russi­schen Nation nicht viele Elemente zur Erzeugung außergewöhnlicher psycho­logischer Erscheinunacn und origineller Charaktere finden. So mahlt er denn unter Ändern» mit aller Lebendigkeit die Eigenlhüuilichkcitcn, durch welche die Lebensweise eines gewissen Herrn ...,c...., ans einer der reichsten, doch nicht zu de» vornehmen gehörigen Familien, ausgezeichnet war. »Das Merkwürdigste aber«, heißt es dann, «im ganzen Lebe» dieses Mannes war die Art und Weise seines Tode». Er hing nämlich mit Leib und Seele an seinem Kaiser (Ale r » n l> er), um so mehr, da er vo» ihm mit Wohlthaten überhäuft worden war. Als er uun eines Tages auf seiner Promenade die Neuigkeit uom Tode seines hohen Gönners in Erfahrung gebracht hatte, ergriff ihn diese Trauerbotschaft so gewaltig, daß er kaum seiner mächtig, in liefen Schmerz versunken, nach Hause wankte. Als er zu Hause in den Kreis der Scinigcn eintrat, stieß er mit eine», la»gcn Seufzer die Worte hervor: «Unzpnäür umür!» (derKaiser ist todt !) und fiel, die Hände ringend, bcsinnnuglos zu Boden. Man hob ihn auf, uud er gab wenige Augenblicke darauf in den Arme» der Ecinige» den Geist auf. — Es war übrigens dieser Mann nicht der einzige Nüsse, dem bei der Nachricht von Alcrander's Tode das Herz brach. Mau citirt noch mehre Beispiele der Art, sowohl in Petersburg als in Moskau, und ein Russe versicherte mir, er wolle das Höchste verwette», daß, wenn man Alles aus dc»> ganzen russischen Reiche zusammenrenuie, zu derselben Zeit gewiß nahe an hundert Menschen aus derselben Ursache und auf dieselbe Weise gestorben wären. Vielleicht ist dieß das Stärkste, was irgendwo in der Geschichte von Liebe zum Staatsoberhaupte zu fiudcn ist.« Historisches Tagebuch. Zusammengestellt von einem Landpriester. l5. Februar 1ü5? starb der römisch-deutsche Kaiser Ferdinan d II . l»23 starb in Wien der in Krain am l>. Dccembcr »?üi> geborne Thomas Doli» er, Dr. der Rechte, t. k. Professor, und ausgezeichneter juridischer Schriflstellcr. «ü. Februar 1?l? war zu Lenden der berühmte Botaniker Nikolaus Freiherr vo» Jacquin geboren; gestorben am 2ü. October in »7. »L4l wurde mit allerhöchster Genchmigung Dr. Majestät bestimmt, daß die Krankenpflege im allgemeinen Civil-Krankenhause zu Graz den dort einzufübrenden barmherzigen Schwestern vom Orden des heil. Ninzcnzvon Paul übertragen werde. 17. Februar !iic> langte Graf vonKaunitz, Coadjutor des laibacher Visthums, in Laibach an. töiz starb in Verlin Emil Friedcrich Kleist, Graf von Nollcndorf, preußischer Feldmalschall, der sich im Vefrciunakricge lüli , vorzüg­lich aber »m zc>. August lüiz bei Culm, auszeichnete. «». Februar 1780 starb die Kaiserin Elisabeth, «cborne Herzogin von Würten» berg , erste Gemahlin Kaiser FranzI . von Ocstcrrcich. Laibach. Druck «nd Verlag des Joseph Blasnik.