Illyri sch e s Blatt zu" Nutze n und V e r g n ü 9 e n. Nro. 37. Freitag den ^0. September 1L19. S e i n. e v K a i s e r l. K ö n i g l. H 0 h e i t dem Durchlauchtigstelv E r z h e r l 0 g F e r d i n a n d, Kronprinzen von Oesterreich. < schiedenen Zuständen der Destttation nöthig ist. Auf diese Weise wird nun die innere Wand des Osens allmählig erwärmet, und endlich so stark er-hitzt, daß das im Ofen eingesetzte Holz ins Glühen kömmt, uni) — zerfetzt wird, worauf nach u'.id nach die verschiedenen Produckte der Dcstilatwn gerade s» sich im Großen entwickeln, wie sie bcn der Vehand; lung im Kleinen beschrieben wurden; nur ist dieß hic^ bey noch zu bemerken, daß, sobald die brandige Holz« essigsaure vorüber ist, und das empyrevmatische Öhl, endlich vollends aber der Theer (anfangs ftüssig, dann zähe, und immer zäher) zu ftüssen anfängt, man die beyden obere Zuglöcher des Ofens mit Thonpfropfcn (oder Leimen) genau vermache. Zugleich mit dem Theer rinnt endlich gegen das Hnde der Destilation noch ein schwarzes Wasser« s» ^^^sser genannt wird, und durck die ganze Dauer dc. Brandes hindurch nerden alle Produckce von ei-ne,cr leitet die Entzündung schnell bis zum Behälter, wor-in sich der Theer sammelt, fort, und - alles w.rd m kurzem ein Raub der Flammen'. Nach geendetem Brande, wozu ohngefahr un - Ganzen 2 Tage gehören, laßt man den Ofen erkal. ten, welches binnen .". höchst 4 Tagen gesteht, und nun wird das untere Sehloch geöffnet, und mtt dem Herausnehmender Kohlen angefangen, d-e - w>e bereits gesagt, von sekr guter Beschaffend^ sind; wan rechnet übngens auf eine Klafter Fichtenholzes 7« Quadratschuhe Kohlcnerhatteö. Die Produckte der Destilation, die jedes in ein besonderes Behältniß gesammelt worden, sind «) au. her der Holzsäur« (Thcergalle), welche bisher zurBe< reitung des Blcyweißes, wie auch zur Bcitzc auf Blechhütten, oder zur dicken Masse im Kessel verkochter, «ls Schmier verbraucht wurde, k) außer dem Harzoh-le (o!en«ernp)renm«.,icnrn). welches zur Desnlat.on des Terpentinöhls, und Bereitung des Kalophon.um« verwendet wurde, auch <) der Theer, Welcher n: Tonnen verpackt , als Rad'< Wagen ^ oder Schiffstheer verlaust, oder zu einem schwarzen Peche eingekohlt werden kann. Von einer Klafter guten Fichtenholzes . >ko« Pfnnd bekömmt man 35« - 4°° Pfund Theer, und 2» Pfund Schmiere. Dieß wäre somit die einfach wahre geschichtliche Darstellung des ganzen chemischen Prozesses, aus welcher mit leichter Mühe, und wenig Unkosten bedeutende Artikel des Handels, (nähmlich Holzessig, Harzc'yl, Theer, SHlffs- und Schuhveck, Tcrpetin, und endUch Kohlen) genommen werden können. Die Tendenz mcin?x übernommenen Amtspflicht geht avcb dah n, vorzüglich «u^ dem Wege der Ve« lchrung und Aufklärung im Allgemeinen wohlthätig für meinen Fack zu wirken, und ich erfülle nnt Ver» gnügcn einen licincu Theil derselben, indem ich hl ly aus einem Landhause bey Olevano, zwey Stunden von Rom, vcn solchen Räubern entführt worden ist und sich zwey Tage und eine Nacht unter denselben aufhalten wußte, einen sprechenden Beweis. Diese Erzählung dürfte als Sittengemahlde neuester Zeit und bey dem Mangel wichtiger politischer Nachrichten nicht uninteressant und unsern Lesern daher willkom« men seyn. — Bey dem Überfalle eines fürchterliche» Gewitters gelang es dew Hausbewohner, einem Ba» ron von Rumohr, zu entlvmmen; Sawthe uni» de« «LÄ Sohn des Hanse'lgenthümers wurden von 5 Räubern entführt, Salathe, ohne Hut, beym stärksten Regen, mir Dolchen bedroht, mußte i ^2 Stunden lang im schnellsten Lauf bergauf gehen,, indessen im Städtchen bereits Sturm geläutet wurde. An einer überhängen-den Felswand wird Halt gemacht; ein ihnen Entgegenkommender nimmt den Räubern die-triefenden Mäntel ad. Salathe muß seine- Barschaft und seine U,br hergeben. Die Uhr wollte er behalten, als An-, henken ftincs Vaters, der swihm beym Abschiede ge^ schenkt habe. Vergebens! Der Räuberhauptmann meinte, eo tonne niemand wissen, für wen erschen: ke. Salathe soll einen Brief an den Baron schreiben. Woher aber Tinte und Feder? Der Deckel eines Pul' vcrhorns wird zum Tintenfaß, zerriebenes Pulver mit Wasser angerührt,, dient als, Tmte, ein Hölzchen als Feder. Zwey Räuber halten ein Sacktuch über ihn, auf seinen Nacken die drohenden' Dolche>gezückt., So, muß er schreiben, wie ihm dictirt wird, der Baron solle 2ooc> Scudi Lösegeld für ihn,,?ic»,ooa Scudi für den Sohn des Hausherrn schicken, sonst müßten sie beyde sterben. Ein Ziegenhirte^, der ihnen a'.Z Weg5 weiser gedient, mußte den Brief übetbringen, mit der Weisung, wenn das Gcld nich.t, schnell-yerdeygel schaft werde, nebst Wein, Fleisch und Brod, so werden die abgeschnittenen Köpfe ins Städtchen geschickt. Ringsum in allen benachbarten Orten ertönt indessen die Sturmglocke«, Nun geht es ras.h den Berg weiter hinauf. Nach drey Stunden sind sie oben. Hier verweilen sie unier einer Buche, von wo aus man das Städtchen und die ganze Gegend überschauen kann. Da scheinen die Näuber sich in Sicherheit zu glauben. Von einer Heerde in der Nähc wird cin Kalb gehöhlt und geschlachtet. Einige Stücke werden an Ladstöcke gesteckt; der Mahler hat die Ehre, Bratenwender zu werden. Den Räubern, kommt einige Mahle die Lust an, Salathe und den junaen Menschen zu plagen; sie sprechen vom Ohrenabschncid-en und der> gleichen, sehen auch jedesmahl die Messer-an. -Doch. das Benehmen Salathe'S bleibt sich gleich, entschieden furchtlos; dem jungen Me ischen wird einige-Mahl weh. Salathe sagt, er sey Soldat gewesen, und ha--be dem Tod oft ins Angesicht geschaut; er fürchte nichts. Einer der Rwber war als Soldat in Deutschland. Dadurch entsteht eine gewisse Freundschaft unter ih: nen, un'^ Salathc muß von seinen Feldzügen erzählen. Nacht) um i! Uhr kommen zwey Minner aus dem Wciptchen mit Geld, Wein, Brod und Schinken. Erst am andern Morgen werden diese Mlnner mit der, wiederhohttsn Drohung entlassen, man solle mehr Neid bringen, sonst würden die Köpfe der Gefangn nen ins Städtchen geschickt. Die Nacht durch in Ruhe. Ausgestellte Schildwachc'.» lösen sich alle Stunde ad. Der Hauptmann schläft tief. Salathe, dem die Nachl, über die Hände gebunden werden, kann wenig schlafen, umringt von Räubern in schauerlich kalter Nacht-luft. Bey Tages Anbruch kommt der Geighirte von gestern mit einem Gebethbüchlein. Salathc muß da-raus vorlesen. Die Ränder hören andächtig zu, mit abgenommenen Hüten. Der Hauvtnann saß meist abgesondert, und sprach wenig. Man brachte wieder Geld, doch immer noch nicht gcnng. Der junge Mansch wurde in Gegenwart der -Übrigen mißhandelt, um den,Drohungen, mehr Wirksamkeit zu geben. Jetzt wurden auch fünf GcbethlMhlein, wie das des Geil!-Hirten, verlangt. Salathc mußte die Räuber mir Kohle abzeichnen. Ihr Äußerliches beschreibt er wie folgt: Ein spitziger Hut mit rothen Bändern umwickele verdorrte Blumen stecken dazwischen^ Starker Bart, offener Hals und Brust. Um den Hals Perlen: Schnür re. An einer Korallen- Schnur hängt ein Cruzifip von, Ebenholz' mit -eineni, Christus von, Gold, welchen sie öfters küssen., Ein grün sammtcnes Wamms mit einer dreyfachen Reihe von silbernen, Knöpfen.., Um, den> Leib ei'ie Gurre voll Patronen,, vorn als, Schloß das päpstliche Wappen., Im Gurt steckt das prächtigc Messer mit Silber eingelegt. An einem Kctichen hangt das Pulverhorn und andere Kleinigkeiten. An kinem rothen Band über die Schulter, hängen Messer und Gabel. Sammtene kurze Hosen., Um die Brust herum eiuc Menge Amulette u.nd Heiligen-Bilder. Gro-ß-e goldene Hhrenringe.. Zwen große Haarflechten hatt-ge« zu beyden Sci.ten- über die Hangen. Außer Dol; chen und Messern sind die Nsubcr noch mit guten Buchen bewaffnet. — Gegen Abend rückten Soldaten an; die beyden Gefangenen werden sogleich gebunden und mit demTodc- bedroht, wenn die Soldaten näher kämen.. Die Solda-ten zogen sich auf Bitten der Bewohner der Gegend zurück, und Salathc, n).urde endlich ,frcygelassen..DerHauvtmann machte ihm den Vorschlag, bey ihnen zu bleiben, siewoltten ihm eine ganze Schachtel Portr.ucs g 'ben, die sie einmahl einer englischen A.-^ ini^ abgenommen haben, Or wurde mit den Wor< ten, entlassen: Goh iu Frieden, vielleicht begegnen wir uns ein andermahl wieder. Die Müder küßten ihn, er sie-. Der junge Mensch wurde erst am folgeren Tage gegen, die.Summe von l35a Scudi h'aldtodt entlassen. Aus Allem erhellt, daß Salathe nicht n» den eigentlichen Schlupfwinkel der Räuder gebracht-worden, sondern daß er bloß einem streifenden Corps in die Hände gefallen war,, welches sich erst nach 6^ machter Beute zurück zog«