(Franko pauschaliert.) Nummer 69 Sonntag den 28. August 1921 3.146.] Jahrgang Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag früh «Ärifünttwa nab »«twalhutfl: Prete riova niica Str. 6. XelctfimSl. - AntSnbig»»ge» »«bin in ber »«waltn*» flegen «aschnma billigst» «ebfl^ra enlgeg«nqenom«en «f, oft «preist: Für ba» Inland vieiteljährig K »4.-. halbjährig K 48.-. g«w,jadnc> K »».-. Mr da» N^ra.d «rrsprechend« arhüh»«g. - Siuzelne ilamman 1 Rrore Trianon. Mit der Durchführung dtS FriedenSvertrageS von Trianon werden die GebielSstreiligkeiten in Mitteleuropa wenigstens für eine Zeitlang zur Ruhe kommen. DoS Königreich Ungarn erhält vom SHs-Staate da« Komitat Baranya mit der Stadt Jiwfkirchen und tritt an Deutschösterreich das lagenumsponnene, viel umstrittene Burgenlaud ab. Bon den besiegten Staaten geht keiner so zer» zaust auS dem Friedensvertrage hervor wie zerade Ungarn. Di« magyarische Nation, die sich aus ihr tausendjähllgeS Reich, auf ihre alte Verfassung und auf die schimmernde Krone btS hl. Stephan soviel zugute zu tun pflegle, ist an allen Ecken und Enden beschnitten worden. Di« Gedirgslämme, die daS Land im Halbrund wie schier unübersteigliche Mauern umgaben, sind mitten in die betreffenden Nachbarstaaten vorgerückt und sämtliche Grenzen verlaufen ungeschützt in der Ebene. Der freie Zu» gang zum Meere ist verrammelt und jeder Weg in die große Welt führt über fremden Voden. Auch wer über den Verrat und Treubruch Ungarns an feinen ehemaligen Bundlsgenoffen Schadenfreude empfinden wollte, müßte einbekennen: Hart wäre dieses Land dafür bestraft worden! Aber olle GebietSabtrennungen hat daS unga» rische Königreich mit -einer gewissen Gefügsamkeit — von Winde kann man wohl nicht reden — ertragen, nur gegen die Abtretung des Burgenlandes an Deutschösterreich bäumt eS sich aus. An gesprochenen und geschriebenen Ausartungen mangelt es nicht und selbst die Drohungen mit bewaffneter Hand wagten Pch unverhüllt her»or, je näher der Tag der Ueber» gäbe heranrückte. Dabei ist das Burgenland durchaus deutsches Erdreich, deutsch der Besiedlung und der Geschichte nach. Wenn der Grundsatz der natio» naleu Abgrenzung in Westungarn scharf durchgeführt worden wäre, so hätte die Grenze noch um etliche Kilometer weiter östlich gezogen werden müssen. Denn der ganze deutsche Osten des Wieselburger KomitaieS ist deutsch, ebenso die Stadt GünS und St. Gotthardt und eine Reihe von Ortschaften der Eisenburger Gespanschast, die sämtlich bei Ungarn verbleiben. Und dennoch erheben die Magyaren wegen der Abtretung des durchaus deutschen Burgenlandes an Deutschösterreich ein viel ärgere? Geschrei als sie jemals wegen der Ueberlaffung eigener Volksgenossen an die drei anderen Nachbarstaaten erhoben haben. Ja, ein Abgeordneter hat im Buda-pester Parlamente unter stürmischem Beifall der ganzen Versammlung dem deutschösterreichischen Volke den Fehdehandschuh hingeworfen und ihm ewige ■Feindschaft angekündigt, solange eS seine Hand über Westungarn hält. Diese und ähnliche Redensarten werden die Durchführung des FriedenSvertrageS rvn Trianon nicht aufhallen kö.rnen. Denn die große wie auch die kleine Entente sind daran interessiert, daß der FriedevSpakt von Ungarn in allen Punkten bcod-achtet wird, also auch dort, wo er Deutschösterreich zustatten kommt. Wenn sich der in Trianon ge-schürzte Knoten nur an einer Stelle löst, dann reißen all« Maschen auseinander und kein Mensch ist so töricht zu glauben, daß die abgerissenen Fäden in friedlichem Wege wieder zusammengeknüpft werden könnten. Um daS in einem solchen Falle entstehende politische ChaoS zu vermeiden, muß di« große Entente auf der Einhaltung des FriedenSvertrageS durch Ungarn beharren; auS dem gleichen Grunde muß Deutschösterreich, selbst auf daS Risiko ewiger Feindschaft mit Ungarn hin, vom Burgenland Besitz ergreifen. Und um Ungarn in den ihm durch den Friedensschluß von Trianon gezogenen Grenzen zu Kelleskizzen. Von Alma M. Karl in, Selje. XXV. Nikaragua, das Land der Wasser. ES gibt Länder wie Menschen — man fühlt sich zu ihnen hingezogen, man weih selbst nicht wie. So ging eS mir mit Nikaragua. Die hohen, dicht bewal-beten Felsen, bic sonnige Bucht rn t ihren garten« umgebenen HolzhäuSchen und dein weiten Strande davor. an bem sich die nahenden Wogen schmiegten, um wieder zurürkzufliehen, die armselig gewanbeten Eingeborenen, bie über eine tieffurchige Waldstraße dahinzogen ohne Eile, ohne Sorge scheinbar, alles dies zog mich an — machte mich träumen, wie manchmal eine Bildlandichaft im fonnendurchleuchleten Stäbchen. Man brachte Zucker, Baumwolle und Kaffee zur Verladung und braune Männer klelierlen auf da« Schiff und nach kurzer Verhanblung saß ich neben zweien unb fuhr bem Lande zu. Das war San Juan bei Sur. Kein vorstnlflulliches Ungetüm Cinntc in Europa größere Verwunderung erregen, als mein Auflauten im Torfe. Die Schneider ließe« Nabel unb Fingerhut fallen unb liefen auf die Straße. Die Köchin, bie gerave ein Stück Fleisch in bie Pfanne getan, überließ diesen Teil be« Mahle« seinem Geschick. Der würdige Lehrer legt« da« Buch zur Seite und ber Wasser» trägerin entsank ber Eimer. Al« ich aber gar bei ben Händlerinnen stehen blieb unb um Namen unb Wach«» art einzelner Früchte fragte, hatte ich balb sämtliche Iugenb um mich versammelt unb stieg in der Achtung meiner Betrachter — ersten« weil ich ihre Sprache sprach, obschon ich .amerikanisch" au«sah, und zweiten», weil ich den guten Geschmack hatte, eine geschnitzte Kalubasse nicht nur zu kaufen, sonbern auch schön zu finden. Nachbem ich ben vom MeSner angelegten „Stadt-prrk* — eine» ganz hübschen Garten — angestaunt Halle unb in ber Kirche gewesen war jwa» nicht nur belehrend, sondern in diesen Lindern sehr angezeigt ist), setzte ich meine Wanderung fort und staub balb vor einer Schmiede, von der ber Weg abzweigte — ich wußte nicht wohin. Nun tut e« in biesen Gegenden nie gut, zu vi-l zu fragen, zuerst zu fragen. Man tut am besten, alle» als längst bekannt zu betrachten. Da erblickte mich ein Junge unb ba wir im Herzen beide auf« Ausfragen erpicht waren und keiner recht an-fangen wollte, bot er mir einen großen grauen Affen zum Verkauf an, der auf einem Gapobillabaum saß. Er wollte ba« graue Ungetüm ebenso wenig verkaufen als ich biese Verkörperung affifcher BoSheil erstehen wollte, aber wir verhanbelten um ihn und balb wußte ich alles über ben Weg, die Leute, di« Früchle unb er ba« Ersehnte. DI« Straße, die ich eingeschlagen und bie durch «in Tal von Hügeln begrenzt unb reich an Tropen-bäumen war, führte nach Riva«, ber Slabt ber Eacao-Pflanzungen — und de« Kaffee», höher'hinauf bi« »um See Nicaragua — und von da nach Managua, der halten, ist die kleine Entente gegründet worden. Die Weigerung Ungarns, das Burgenland an Deutsch» Österreich abzutreten, wäre, genau genommen, so ab« sonderlich dies auch klingen mag, ein Kriegsfall für die kleine Entente. Deutschösterreich spielt im w-stangarlschen Ge-bielSstreile eine keineswegs erhabene Rolle. ES ist so schwach, daß eS sich sein international verbürgte? Recht nicht nehmen kann, noch darf. 2» ist so Harm» los, daß eS nicht einmal von der kleinen Entente eingeladen wurde, in den Bund der Kleinen ein-zutreten, um Ungarn auch am letzten neutralen Auslug, an der westlichen Pforte, einzuklammern. ES ist so genügsam, daß eS, um den lärmenden magyarischen Nachbar zu beruhigen, sich sogar zu Grenzberichligunge», soweit sie innerhalb deS Rahmens diö FriedenSvertrageS zulässig sind, bereit er« klärt hat. Dennoch wäre eS falsch anzunehmen, daß Ungarn all die wilden Gebärden mime, um Deutschösterreich früher oder später das Burg:nland als Kriegsbeute wieder abzujagen. Die Magyaren sind viel zu kluqe und viel zu weitschauend« Politiker, als daß sie. im Ernste an einen blutigen Konflikt mit Deutschösterreich dächte», jetzt oder späterhin. Sie wollen Westungarn im gütlichen Wege erhandeln, um dasür der deutschösterreichischen Republik wirt» schastliche oder politische Gegenleistungen anzubieten. ES geht zu wie auf einem Jahrmarkte, wo daS Geschrei umso lauter ertönt, je zögernder sich der Partner verhält. ES ist durchaus nicht erstaunlich, daß Ungarn sich so ungebärdig bemerkbar macht. ES weiß, daß eS das Burgenland nur im jetzigen Zeitpunkte Deutsch» österreich abtrotzen könnte, niemals aber in einer späteren Epoche, nachdem sich sein westlicher Nach» bar an den großen deutschen Bruder angeschlossen Hauplstabt be« Land.'«; zur Sommerszeit verkehrten Automobile, aber jetzt zur Winterszeit, d. h. zur Zeit ber Tropenregen, stand Wasser in ben Furchen und nur ein Reiter und ein gedulbige» Pferd konnten ben Weg zurücklegen. Ich ging ihn lange, benn ba wuchsen bie Man» zanillo«, kleine apfelartige Früchte, bie sehr giftig stnb, so giftig, baß selbst da« Sitzen im Schatten bieser Bäume schon gefährlich wirb; ba blühte» fremdartig« Blumen und Gräser, um bie mit fachten Summen bie Kolibri« schwirrte», deren erst fchwarzscheincrrdes Ge-steder plötzlich aufleuchtet und dann balb gelln, bald rot, balb gelb schimmert — immer weich und voll auf bunklem Hintergrund. Die Einwohner nennen st« „BlumenkÜsser" und „Honigsauger", obschon sie nur »ach kleinen Insekten in b«n Kelchen haschen; ba stehen wie Riesensträuße bie prach vollen Mahifche unb ihr feurige» Rot bricht wie eine Jubethymne au» bem einförmigen Grün ber Tropenlandschaft; da ragt balb über das Unterholz der weißttche Stamm d<» Götter-baumeS oder Eeiba, be» Seidenwollbaum:»; da steht man ben Äuayacan, eine Akazienart, und da hängen von nieberen Sträuchern Achrote, bie Samenkapseln, au» benen ber rote Same — ba« Suppenfärbemittel — rollt. Zur Rechten, zur Linken, kleine palmenstroh-gedcckle, scheinbar »irlafsen« Hütten. Der See Nicaragua ist sehr groß, so groß, baß mehr als tauseub Inseln nicht nur Platz stnben, sondern verichwinberr unb in der Mitte be» See» erheben sich »wei mächtige, feuerspeiende Berge. Die Wasser de» Leite 2 Nummer 63 hätte. Die Worte, daß Deutschösterreich ebenso wie Ungarn besiegt am Boden liege und ein Verbrechen begehe, wenn eS als LeidenSgeiivsse den anderen beraube, wie sich kürzlich ein ungarischer RegierungS-suvktionär ausdrückte, sind zwar recht mißtönig und könnten im Zusammenhange mit der Drohung von der ewigen Feindschaft von einfältigen Menschen allzu tragisch aufgefaßt werden. Aber in Wahrheit sind diese Ungezogenheiten nicht« anderes als — allerdings meisterhaft gespielte — EinschüchterungS-versuche. Zu einem gewaltsamen Bruche mit Deutsch-östemich bezw. dem später einmal geschlossen hinter diesem stehenden Deutschen Reich: wird «S Ungarn niemals kommen lassen, wenigstens nicht, soweit dies an Ihm lieg». Im Gegenteil, Ungarn wird, wenn auch nicht geläutert durch die Reue über geübten Verrat, so sicherlich gezwungen durch die Notwendigkeiten der Zeit, nicht zuletzt durch die Politik der kleinen Entente, die Annährung an da? deutsche Volk, mit dessen Exponenten eS durch viele Jahrhunderte in einer gewissen SchickfalSge«einschaft lebte, wieder anzubahnen suchen. Die westungarische Wunde wird am ehestenvernarben, weil das Burgenland völkisch, geschichtlich, geographisch u?.d wirtschaftlich viel weniger nach Budapest gravitiert als irgend ein anderer der an die Nachbarstaaten abgetretenen Gebietsstriche. Die westungarische Frage sollte unseren Staats-lenkern zu denken geben. Denn das Königreich Un> garn sucht durch sein Geschrei bloß die Aufmerksam, keit unserer Oeffentlichkeit von sich abzulenken, um uns desto leichter täuschen zu können. Die letzten HochverratSprozesse in Zagreb und die in Beograd aufgedeckten Umtriebe russischer Flüchtlinge beweisen es »ur Genüge, daß von Budapest aus in unsere« Staate eine geheime magyarische Propaganda unter-halten wird, die ihr Netz bereits über große Teile des Reiches ausgespannt ha». Der Lärm mit Deutsch-östemich muß herhalten, damit die Minierarbett im Innern unseres Königreiches übertönt wird. Ein Blick auf die Karte lehrt, daß Ungarn« nächster und bequemster Weg zum Meere di« Rich-tung über Kroatien weist. Da« magyarische Volk brauchte gar nicht so geschichtSstolz z» sein wie e« ist, um stets den Rus der Zcnophonschen Griechen „Thalatta, Thalatta" mit Bezug aus das adriatifche Meer im Herzen und aus der Zunge zu tragen. Schon die natürlichsten geographischen und wirt» schastlichen Bedürfnisse werden Ungarn dazu drängen, bei gelegener Zeit den Durchbruch zum Meere im Südwesten zu versuchen. Ungarn ist jetzt wie früher Serbien ein Binnenland, daS, ohne ein Fenster in See» sind verräterisch und ohne Warnung steigen die Wellen, braust der Wind und verstnken Boote. Diese Unruh« der Wasser und die Nähe der Feuerberge werden dem geplanten Kanal noch oft gefährlich wrrden. Der Managua ist der zweite See Nicaragua, kleiner, aber ruhiger und lieblicher. Die schönste« Tropenlandschaften liegen rund um ihn. Nicaragua verdankt seinen Namen einem Häuptling, dem mächtigsten, der »ur Zeit der spanischen Eroberung regierte und den Namen „Nicarav" trug. Sein Stamm ist erloschen, doch der Name bleibt. Managua ist die Hauptstadt und hat die üblichen kleinen Häuser, den Valacio nacional, ein Museum, ein« ganz hübsch« Kirch« und den üblichen Park. Ziemlich hoch gelegen, erfreut e« stch eine« guten Klima« und die vielen Pflanzungen rund umher tragen sehr »ur Verschönerung bei, aber die größten Natur-reichtümer liegen näher der atlantischen Küste, di« leider recht ungesund und noch fruchthcißer al» di« Westküste ist. Granada streitet um die Vorherrschaft mit Managua und Leo« ist der Kunstmittelpunkt de« Lande«. Die« Ichtint der einzige Ort in Mittelamerika zu sein, wo Malerei und Literatur gepflegt werden und eine gewisse Ermutigung erhalten. Al« ich nach geraumrr Weile nach San Juan d«l Sur zurückkehrte, bot man mir Affen, Papageien, Perroquito« und andere« Setter an und rief mich endlich in ein Hau«, um mir ein Ganioschweinchen aufzudrängen. Wenn man bedenkt, daß diese« Tierchen die Welt zu haben, stets an Atembeschwerden leiden wird, wenngleich diese Beschwerden bl»ß eingebildeter Natur sein mögen. Der ungarische Nachbar bedeutet für Jugoslawien eine latente Gefahr und der Selbsterhaltungstrieb des Staates erfordert, daß unsere verantwortlichen Führer beizeiten vorbauen. Die Beschirmung durch ein tapferes und gut ausgerüstetes Heer ist nur eines der Mittel, um dem Angriff« eineS gebiet«-lüsternen Feindes die Spitze zu bieten; aber dieses Mittel könnte, wie aus dem Zusammenbruch« der Mittelstaaten unwiderleglich hervorgeht, unzulänglich sein, wen» sich nicht noch zwei andere dazu ge-feilen: die Hilfe starker Freunde und die politische Verläßlichkeit aller Staatsbürger. E» ist nicht unsere Sache zu untersuchen, ob der Rückhalt bei der kleinen Sntente allein genüge und ob sich nicht die Anlehnung an ein großes und mächtiges Nachbarvolk, daS im Ernstfälle nicht nur Hilfe versprechen, sondern auch leisten könnte, als notwendig herausstellen würde. Aber soviel scheint jedem Zweifel entrückt zu sein, daß die magyarische Propaganda, welche den Boden für einen bewaff-neten Zusammenstoß im geheimen vorzubereiten hat, umso sicherer und gründlicher an der SlaatStreue der Grenzbewohner abprallen würde, je «ehr diese Innerlich mit dem neuen StaatSwesen verwachsen wären d. h. in ihren berechtigten Wünschen von Staatswegen zufrieden gestellt würden. Ungarn ist unserem Staate umso gejährlicher, je korrekter eS nach außenhin zu sein stch die Mühe gibt. Es sührt aber einen stillen und zähen Kampf um die Herze« der Grenzleute. Unser Land kann seinen Wühlereien am besten begegnen, wenn e« den an der ungarischen Grenze siedelnden Staats-bürgern auf sprachlichem, kulturellem und wirtschaft-lichem Gebiete entgegen komm«. DaS beweist mit eindringlicher Schärfe der ungarische Streit mit Deutschösterreich bei der Durchführung des FriedenSvertrageS von Trianon. putMsche Rundschau. Inland. Der Dank des Königs Alexander. DerPäsident der Nationalversammlung Dr. Ribar hat au« Pari» vom König Alexander eine Zuschrift erhalten, in welcher der Herrscher dem Parlamente feinen Dank für die seinem verstorbenen Vater er-wiesene Ehrung auSfpricht. König Alexander schließt den Brief mit den Worten, daß es sein größter Wunsch sei, unverzüglich in die Heimat zurückzukehren, sobald er sich vom Krankenlazer erheben werde. die Größe eine« Schweine« erreicht und aus Tische, Stühle und selbst Wände klettert, wird man begrttfen, wie sehr erfreut der Kapitän über den neuesten Mitreisenden gewesen sein würde. Die Reugitrd« ist «in« Krankheit, di« ihren Herrscherstab über die ganz« Erde ausstreckt un» gerade sl« ich die „fl« del volean" in Augenschein genommen und da« letzte Hau« erreicht hatte, rief man mich von einer Veranda au« an uns bat mich, einzutreten und nach dem ich erklärt hatte, woher ich gekommen, wo-hin ich ginge und so weiter, verlegt« auch ich mich auf« Fragen und erfuhr in drei Stunden mehr über Nikaragua al« in drei Jahren lediglich au« Büchern. Al» mich meine braunen Schiffer endlich auf-tauchen sahen, zeigten sie sich sehr erfreut und erklärten, mich schon verloren geglaubt zu haben, da sie mich auf dem Dampfer gesucht und dann im Orte gehört hatten, man hätte mich allein auf der Riva»straße ge« slhkn. Folglich muß die Straße nicht so sicher sei», al« der Schmiedejunge mir beteuerte, aber ich tröstet« mich mit dem Sprichwort der Norweger, di« zu sagen pflegen: „Gott ist der Vormund d«r Narren". Am folgend«» Tage «rreicht«n «tr Cortnto, den wichtigsten Hafen von Nicaragua. Vom Landungssteg au« gesehen wirkt der Ort fast städtisch mit seinen zweistöckige» Holzhäusern und den breiten Bogen-gängen, aber sobald man um die Eck« gebogen, steht man nur grasbewachsene Landstrecken, recht« und link« von kleinen Holzhäusern oder Lehmhütten mit Palmen-strohdichern begrenzt, doch sehr malerisch aussehend. Ueberleb^nde Kampfgefährten des Königs Peter. Am Leichenbegängnisse des König« Peter nahmen auch dreißig Veteranen teil, welche i« Jahre 187ä als treue Kampfgefährten des Peter Mrkonjic, ihres nachmaligen Herrschers, in ^en bosnischen Waldungen die Entbehrungen und Gefahren iti Ausstände« mitgemacht hatten. Nach der Leichenfeier machten sie dem Ministerprästdenten Pj«ic ihre Aufwartung. welcher ob des Besuches sehr gerührt war und dem Hosphotographen den Auftrag erteilte, zur Erinnerung die Gruppe der dreißig überlebenden Aufständischen auf der photozraphischen Platte fest, zuhalten. Staatliche Fürsorge für die Flüchtlinge aus dem Komitat Baranya. In Durchführuug deS Frieden«vertrage« von Trianon ist dai Komitat Baranya von unseren Truppen und Behörden geräumt und von den »a-gyarischen Gewalthabern in Besitz genommen worden. In dem geräumten Gebiete sind bei 50.000 bodenständige Jugoslawen zurückgeblieben, wogegen Tau-sende und Abertausende dem angestammten Boden den Rücken gewendet haben, um aus freier jugo-slawischer Erde ihr Leben zu fristen. Ein großer Teil der Flüchtlinge, darunter vor allem Arbeiter und Bauern, wurde auf dem staatlichen Besitz Belije untergebracht. An einen anderen Teil, der auf un-gefähr 3.000 Personen beziffert wird, sollen, so-fern sie slawischen Geblütes sind, 10.000 Joch Ackerfläche verteilt werden. Der Rest der Flüchtlinge soll in Fabriken Anstellung und Verwendung finden. Die nichtslawische Intelligenz ist über Jugoslawien nach Deutschösterreich abgeschoben worden. Kommunistische Wühlereien in der Armee. Die Polizerdirektion in Ljubljana versendet ein Zirkular silgenden Inhalts: Die kommunistischen Agenten bedienen sich bei ihren Wühlereien aller möglichen Mittel, um ihr Ziel zu erreichen, d. i. u» Unzufriedenheit unter der Bevölkerung zu er-regen und das Vertrauen deS Volkes zum Staate und zur staatlichen Verwaltung zu untergraben. Mit besondere« Eifer haben sie sich auf unsere Armee geworfen. Sie schicken den Soldaten im Namen ihrer Angehörigen erdichtet« Briefe, in denen sie sich bitter über ihren Stand beklagen. Anderer-seiis erhallen auch die Angehörigen der Soldaten erdichtete Briefe, in denen da« Leben beim Militär in den düstersten Farben geschildert wird. Unter anderen kehrt besonder« die Lüge häufig wieder, daß die Soldaten Hunger leiden, von Offizieren und Unteroffizieren gemartert und mißhandelt werden u. dergl. mehr. Mit solchen Briefen wollen die Kommunisten die Bevölkerung zur Unzufriedenheit gegen den Staat und Feindseligkeit gegen da« Heer aufreizen. Ueber Verfügung deS Ministeriums für innere Angelegenheiten, unter I B ZI. 9150, wird dieser Sachverhalt zur allgemeinen Kenntnis ge-bracht, mit der Aufforderung, daß jedermann, der in den Besitz eine« solchen Schreiben« gelangt, hievon unverzüglich die Polizei verständigen soll. da jede« H-uSchen eine» Zaun au» langstachelige» KaktuSblättern um den Garten hat, in dem man allerlei Sträucher und hohe Bäume findet — Kokospalmen, Manzanillo», MaraSone», Mango« und Bam-buSrohr. Da und dort selbst Mingrove» und die merkwürdig »erkrüpptlten Guava«. Ich blieb vor einem Garten stehen und eine junge Mutter, die drei Kinder und ein Eichhörnchen besaß, trat auf mich zu und er-NS-.te mir die Bäume ihre« Garten». Sie schenkte mir duftende, faftig-füße Shirimoya« und zeigte mir die schwarzblau« Jcacopflaume, deren Fleisch ganz weiß ist und die besonder« in Honig gekocht sehr gut schmeckt. Tag«üb«r lauf«» di« Kinder sorglo« in diesem Gart:», der im Grunde nur umzäunte Wildnis ist, aber abend« geht selbst di« Besitzerin nur b«fchuht und mit Hellem Licht vor die Tür, denn im Kaktn«dickicht verborgen liege» oft die giftigste» Schlangen und de« Nacht« wandern ste durch die unbeleuchteten Sasse». Selbst der untere Rand der Zimm«rwänd« muß oft mit Creoli» bestrtchen werden, um die Schlangen» besuche abzuwehren und die großen, braunen Küchen-schaben werden »om Zaiaschweiachen »erzehrt, da« ihnen über die Wände hinauf nachklettern kann. Katzen steht man selten und die Hunde, die in Eornito sehr zahm find, haben sehr kurze Haare und find im allgemeinen schlank, spitzschnautzig und groß. Später saß ich auf dem Straßenpflaster, auf einer au«gedienten Küchenschürze, die man mir al« orientalischen Polster au«breitete, und befragt« die Frucht» und G«müsehändlerinne» um ihre Hcimat. Nummer 69 Anton Pesek und kein Ende. Das slowenische Lager spallet sich immer mehr in zwei Gruppen, in die Pesekianer, zu welchen die Nationalsozialen, Sozialdemokralen und Klerikalen gehören, und in die Antipesekianer, welche von der demokratischen Partei besinnen werden. Die Demo« traten befinden sich zwar in einer verschwindenden Minderheit, aber wa« ihnen an Zahl abgeht, ersetzen sie durch Geschrei, Eiser und Geld. Wie da» Hauptorgan der nationalsozialen Partei, die Ljubljanaer Jugoslav'ji, zu berichten weiß, suchte dieser Tage ein demokratischer Parteigänger einen Zagreber Eisenbahnbeamteir unter Anbietung eines Scheck» von luO.OOO (hunderttausend) K zu be> wegen, vaß er über Anton PesekS Borleben gewisse Angabrn mache. Der betreffende Mittelsmann sagte, daß.daS Geld von den demokratischen Führern Dr.Zerjav und Prapiotnik herrühre und jederzeit bei der Ersten kroatische» Sparkasse behoben werden könne. DaS für unsere politischen Verhältnisse Un« >rhörte an d.r ganzen Zache aber liegt darin, daß er Zagreber E?>endahnheamte, insoserne die Jngo-slavrja richtig informiert ist, die so leicht verdien baren 100.000 K — mit Entrüstung abgelehnt HU. Der Streit um Anton Pesek wird jedoch außer der politischen nunmehr wohl auch die wissentschastliche ®clt in zwei Heer Hausen teilen, da die amtliche Begründung seiner Nichtbestätigung zum Bürger-meister von Ljublana dahin lautet, daß er Homo sexuell veraulangt sei. Also auch h'er wieder Pro und kontra und Aufregung und kein Ende. Ausland. Rückwirkung der Behandlung der deutschen Minderheit in Jugoslawien auf die Behandlung der jugoslawischen Minderheit in Italien. Die italienischen Blätter besassen sich seil eini-ge? Zeit mit der tjug* der nationalen Minderheiten im Zusammenhange mit der Forderung der jugo-slawischen Abgeordneten in Italien, daß für die |it-goslawisch: B völkerung nationale Volks- und Mittel, schulen errjchlet werden sollen. Wie das Organ der Allslvwenischen Volkspirtei, der Ljubljanaer Slovenec, zu melden weiß, beruft sich dos italienische Mini-sterium gegenüber der jugoslawischen parlumentarl-ichen Delegation fortwährend aus das Vorgehe» der veograder Regierung, welche .auf eklatante Weise die Bestimmungen drS FriedenSvertrageS bezüglich der nationalen Minderheiten" verletze, was besonder« gegenüber den Deutschen hinsichtlich ihre» Schul-und BereinSwesenS usw. zutreffe. DaS italienische Ministerium berufe sich hiebei sogar auf Dr. Rybar, der darauf aufmerksam gemacht habe, daß man, so-bald man an Italien gewisse Forderungen stelle, auch an die Frage der nationalen Minderheiten im eigenen Staate denken müsse. Das slowenische Blatt sägt seinem Berichte hinzu, daß es diesen Sachver-halt bloß zur Kenntnisnahme mitteile. Deutschland als Geldgeber der Tschechoslowakei. Die Präger 9? aobni Politika erzählt in einem längeren Aufsätze, daß sich die Tschechoslowakei zu wiederholten Malen vergeblich bemüht habe, von Jede kommt «ru» einem anderen Ort und kennt Sitten, Gebräuche, Kräuter und Früchte von dort und so lernt man schnell und gut, wenngleich nicht immer auf di« angenehmste Weise. Endlich erstand ich Zi-tr»nen und Mamone«, Doldenfrüchte, die beim An« beißen au« der dünrren Schale springen und einem von selbst in den Mund gleiten, worauf man das gelbe, süßsaure Fleisch mit Behagen vom Kern saugt. Ma-mone» erfrischen. Niearagua Ist ein reiche» Land, schön und zu-kunstßstcher, sobald der Kanal einmal richtig begönne?,, aber die grißlen Reichtümer liegen an der atlantischen Seite, wo die B erge fast alle bekannte Erze enthalten, da» Klima aber leider sehr ungesund ist. Dort zieht stch auch die Mo»quitoküste hin, wo die Mosquitoindi« aner Hausen, die wildesten Eingeborenen von ganz Mittelamerika. Sie stehen noch auf sehr tiefer Bildung» stufe, zähle» nur von zehn zu zehn, (anstatt zwanzig sagen ste einfach 2 zehn) und haben keine Worte für Liebe oder Haß und äußern solche Empfindungen in englischen Worten, da ste mit Engländern seit Jahr Hunderten in gewisser Verbindung gestanden, da dieser Teil deS Lande» einst unter englischer Oberhoheit stand. Die Indianer erkennen nur ihre» eigenen Häuptling al» Herrscher an und lassen keinen Niearaguaaer ihr Gebiet betreten, doch stnd ste gegen Fremde immerhin gastfreundlich, obfchcn st« sehr eifersüchtig stnd und ihren Frauen — jeder hat eine Menge — da» Cillier Zeitung England und Frankreich Kredite zu erhalten. Da alle Versuche gescheitert seien, kehre die tchechoslo-wakische Republik wieder zur alten Kcedilqnelle zu-rück, die sie schon seit Jahren, w.'nn auch völlig inS-geheim, in Anspruch genommen habe, zu Deutschland. DaS Deutsche Reich habe sich den Tschechen gegen« über immer sehr entgegenkommend bewiesen und sie schon einige Male mit «»leihen von Hunderten vor Millionen auS finanziellen Nöten befreit. Auch Deutschösterreich sei als Stützpunkt des tschechischen Geldmärkte« ein nicht z» unterschätzender Faktor. Die Wiener Banken haben zur Unterstützung ihrer Filialen und Unternehmungen viele Millionen in die Tschechoslowakei eingeführt und in den böhmischen Banken feien große Vermögen reicher Deutschöster-reicher angehäuft, die nach dem Umsturz die Ent» wicklung der österreichischen und der tschechischen Währung voraussahen und dementsprechend ihre Maß-nahmen getroffen haben. Wenn Wien heule sein Geld, das in der Tschechoslowakei liege, zurückzögt, so würde die Republik in eine arge Geldkrise geraten. verfall der Volkswirtschaft in der Republik Polen. Der neue polnische Staat geht aus dem Gebiete der Volkswirtschaft den KcebSzang und nähert sich dem finanziellen Zusammenbruch. Ein Mitarbeiter dc« Daily Telegraph berichtet, daß die Industrie in Polen zum größten Teile überhaupt stille stehe. Die Produktion sei bis zum 1. Mai auf 119» der Friedensproduktion gesunken. Streiks und ArbeitS-unlust lähmen jeden UnternehmungSmut. Die Holz« erzeugung, die früher «inen großen Teil der ober-schlesischen Gruben versorgen mußte, sei gänzlich zusammengebrochen. Die AuStaufchmöglichkeilen mit dem Auslande scheitern daran, daß nichts gearbeitet und nicht« geschaffen werde. Der polnische Industrie» arbeit« sei überhaupt un sähig, mit dem westenro-päischen zu konkurrieren. Der Handel liege brach, di« Kontore seien geschlossen und bloß Schieb» und Winkelschitber machen noch gerin'gsügige Geschäfte. Genaue Daten Über die heutige Handelsbilanz ext-stieren nicht, da sie die polnische Regierung sorg-fältlg unterdrücke. Frankreichs Furcht vor einem neuen .Mitteleuropa". Im Eclaire warnt Emil Buri vor den deutschen Versuchen, daS mitteleuropäische KoalitionSstaaten-gebilde zu erneuern. Er versichert, daS republikanische Deutschland verfolge geduldig den ihm von den All-deutschen vorgezeichneten Weg. ES hoffe, einen guten Teil OberfchlesienS zu erhalten. Damit würde eineS der mächtigsten Hindernisse auf dem Wege zu dem von Deutschland angebahnten neuen Mitteleuropa fallen. Frankreich hätte im Osten zwei Bastionen: Rumänien und Polen. Frankreich hätte eS aber nicht verstanden, Polen in der richtigen Weile zu organisieren und zu stärken. Es wäre möglich, daß auch Rumänien sich eine« TageS außerstande sähe, die ihm zugedachte Ausgabe zu erfüllen. E» sei nicht so sicher, wie Take Jonrkcu glaube, daß die von ihm geschaffene kleinere Entente haltbarer sei als die große. Vielmehr sei zu befürchten, daß der deutsche Magnet alle diese kleine Staalenspiitter an stch ziehe. Sprechen mit weißen Männern kaum gestatten. Sie haben keine Name» für die Tag« der Woche, rechnen ihr« Monat« nach Monden und nennen «in Jahr „urani*. Jede» junge Mädchen h ißt „Ctatqui*, wenn schon ein äUereS Weib „cuta" und wenn sehr alt „cuca tara", d. h. groß alt. Sie haben keine Be-Zeichnung für die Stunden und zeigen nur auf di« Sonne. Meist ziehen ste nackt durch di« Wälder und Üben von der Jagd, doch finden sie da» Waschen «ine überflüssige Beschäftigung und sollen manchmal s«lbst da» „weiße Schwein" gern« «ssen (d. h. Menschen). Di« Mischlinge stehen im Innern noch tief. Di« Hüttr» stnd armselig und auf dem gestampften Boden fchläst, wie ln Pcru, all«», vom Menschen angefangen bis herab zur Lau», dir «in« stet« Bewohnerin der dichten Haare ist, und der Nigua, der die Z hen entstellt. Noch ein Wort von den weniger bekannten Tieren. Im Golf von Fonfeca findet man den Jbt», den Tropikvogel, das Wasserhuhn, den Storch und im Innern des Lande» den schwarzen Tiger, eine Bären-ari, da« Puma, den Jaguar, Tapir, Ameisenbär, da« Pegast, die verschiedensten Affen und di« größten Boa». DaS Land ist reich an S.wässecn, i, denen man Krebse findet, und in der Papageienbucht gibt ej Perlmuttermuscheln, die man auch lm Lind« um Eorinio schillern steht. Im Meer aber tumm-ln Del-phne, jagen Haifische, Schwert- und Sägefisch« und Seite 3 Frankreich müsse daher umso aufmerksamer die Be-strebungen verfolgen, die auf einen Anschluß Deutsch» österreich? an Deutschland hinzielen, als die beul-schen Politiker bei ihren Bestrebungen die Unter-stützuug ihrer Industrie und ihres Handels fänden. Die Untätigkeit der französischen Finanz und Industrie sei beklagenswert, worunter gerade infolge der Betriebsamkeit der Deutschen das französische Prestige sehr leide. Ebenso eifrig wie In Deutsch-österrelch arbeite die deutsche Propaganda in Ungarn und sie finde dort reichlich Nahrung. Die Magyaren protestieren lebhaft gegen den Bertrag von Trianon, der sie in ihren Rechten verletze. Der Deutschöster-reich zugesprochene westliche Teil Ungarn? fei von soviel Magyaren bewohnt, daß Deutschösterreich selbst bei den Verhandlungen von St. Germain diese« Geschenk der Entente abgelehnt habe. (?) Jetzt weise Deutschösterreich c« aber nicht mehr zurück. Da» seien Tatsachen und daraus ergeben sich für Frank-reich neue Folgerungen. WaS Frankreich auch an-fange, überall laufe e« Gesahr, für di« Alldeutschen günstig zu wirken. Seine Verträge seien Zeitzünder, die bei jeder Explosion einen Teil seines Siege« vernichtete». Ungarn auf der Rückkehr zur alten Ordnung. Der ungarische Sl rat, der ein Königreich ohne König ist, sucht die Monarchist sche Strömung unter der Bevölkerung mit gewaltsamen Mitteln zu stärken und die Verfassung dem Zustande vor dem Umstürze anzunähern. Der Innenminister hat eine Beroronung erlassen, womit die ungarländische re-publtkanische Partei ausgelöst und jedwede Tätigkeit derselben verboten wird. Ja der Begründung heißt e«, daß die republikanische Partei gesetzwidrige Ziel« verfolg« und dir Grundlagen der ungarischen Ver-faffung gefährde, sowie daß sie die öffentliche Ord» irung verletze. Der Ministerpräsident hat einen Ge-setzentwurf ausarbeiten und den Parteien zur Vor-beurteilung übermitteln lassen, in welchem die Ein-sührung de« Zweikammernsystem« in Ungarn vor-gesehen ist. AI« erste Kammer hat darnach die Nationalversammlung zu gelten, deren Mandate gleichzeitig bi« zu Ende des Jahre« 1925 ver-längert werden sollen, al« zweite Kammer da« Magnatenhau«, das in reformierter gorm feine Wiederauferstehung feiern soll. Beide Kammern zu-sammen werden den ungarischen Reichstag bilden. Ein neues Königreich in Mesopotamien. Während in Europa in der jüngsten Zeit manche Königsthrone zusammengestürzt sind, werden in Asien neue errichtet. So ist vor kurzem bei der Volksbefragung in Mesopotamien der Emir Faisal mit 93 von Hundert der abgegebenen Summeu «IM König von Irak gewählt worden. Dieser neue Herrscher wird sein Haupt mit einer Königskrone schmücken und mit dem erborgten Flitter seinen arabischen Untertanen einen gewaltigen Respekt ein. flößen; aber seine Würd« ist ein eitler Schein, da England ihn nur vorgeschoben hat, um unter dem Titel der Selbstbestimmung der Völker seine Herr-schaft über Mesopotamien desto ungestörter auS-üben zu können. seltener der Schwein«-, Felsen« und Papagetfisch. Ja den Sümpfen brüten Stechmücken und di« Rind« der Bäum« wird zeitweilig von einer Lau» angegriffen, di« das Holz zerstirt. Sonst all' di« lieben Beißer, die d«n verehrten Lesern schon bekannt find. Sonnenuntergang l -Die Kokospalmen nicken, die Hund« heule« klagend, der Abendwind wirbelt da und dort rtwa» Sand auf. Di« rnuangekommenen Papageie schreien zornig über den unangenehmen Wechsel und der kleine Affe streckt sein« schwarz« Hand nach mir au» und bittet leis«: — „Tschidt, tschidl — hab' mich «in wenig lieb, meine verehrt« Menschenschwester l Erinnere dich an uns«« gemeinsame Abkunft!" Und ich kraue sein mützend-deckte« Affenkäpfchen und wünsche fast, ich könnte zu seiner B».'fahrenein-fachhei« zurück. Selig stnd die Armen im Geiste, denn ihrer ist da» Himmelreich. . . . Woran di« Schuld liegt, bleibt mir unergründ't, aber gewiß ist'», daß da» Himmelreich nicht mein ist. Ich komme höchsten» au» der Hölle in« Fegefeuer. An der Reeltnz stehend, seh' ich Sorinto entgleiten und fühle, daß e« mir genau so gehl, wie einst dem fliegenden Holländer. Seit« 4 Aus mm und Land gum Trauerartikel der Cillier gei-tung vom IS. August anläßlich des Ablebens des Königs Pcter schreibt unS ei» Freund und ge« legentlicher Mitarbeiter unseres Blatte« aus Beo-grad: „Der TodeSauffatz über König Peter hat hier Eindruck gemacht. In allen Kreisen wurde dieser Aufsatz gelesen und rückhaltlos gebilligt. Die Sin-lcitung war in allen Beograd« Blättern al« Dtp«, fchennachricht aus Ljubljana zum Teil fett gedruckt. Ich hatte meine Freude an dem Artikel, weil er in unserem schneidigsten Blatte erschienen, durchaus ehrlich empfunden, einfällig geschrieben und auf aka-demischer Hohe war. Die Eillier Zeitung hat sich eingeführt durch Takt, Weisheit und ohne zu kriechen. Heil ihr!" Der gagreber Gemeinderat wurde von der GebiktSverwaltung für Kroatien aufgelöst, weil die Mehrheit der Stadtvertretung anläßlich de» Ablebens des Königs Peter beschlossen hatte, zu den BegräbniSfeierlichkeiten nach Beograd weder eine Abordnung noch einen Kranz zu entsenden, noch auch eine Trauersitzung zu veranstalten. Hie-durch habe, heißt eS in der Begründung, der Ge-meinderat die patriotischen Gefühle der Zagreber Bevölkerung beleidigt und jede» Zusammenwirken mit den zuständigen staatlichen Behörden unmöglich gemacht. Staatstrauer. DaS Präsidium der Gebiie Auslanddeutschen Studenten im Weich und in Deutschösterreich. (Von ber Bereinigung auSlanddeutscher Studierender ®«j.) Nach dem Zusammenbrvch deS Deulschen Reiche? begann ein gewaltiger Lustrom junger Ausland-deutscher in» alte Mutterland, wie dieses sie noch nie qesehen hatte, wenn auch immer schon junge AuSlanddeutsche an ^deutschen Hochschulen studiert hatten. AuS Nord und Süd, au« Ost und West kamen ste in schwerster Notstunde in« Deutsche Reich und hier fanden sich endlich die Deutschen aller Herren Ander zusammen in dem Bewußtsein ihre« gemeinsamen Deutschtums. Die deutschen Hochschulen nahmen sie auf. Aber wie oft stießen ste auf völliges Nichtverstehen oder mangelndes Verständnis. ES war ihnen oft nur unter größten Schwierigkeiten gelungen, sich den Weg in« Mutterland zu bahnen. Hier wollten sie an den Saatstätten deulschen Geistes wieder in die engst« Fühlung kommen mit dem deutschen Mutterlande. Hier erlebten sie nur zu oft, daß man sie als StammeSsremde behandelte. Abgesehen von der materiellen Seite dieser Frage: wie entmutigend mußte auf sie die moralische Gleich-stellung mit den StammeSsremden wirken! Dem-gegenüber konnte eS für sie nur ein Mittel geben: den Zusammenschluß. Durch geeignete Arbeit mußten sie daS Mutterland zu überzeugen suchen von ihrem Deutschsein und dem völkischen Werte dieser Arbeit. Einmal lebendig geworden, ergriff der Ge-danke des Zusammenschlüsse« nunmehr auch weitere Kreise der auslanddeutschen Studentenschaft. Der Bereinigung Leipzig, die im November 1918 gegründet wurde, folgten an allen deutschen Hochschulen ähnliche Bereinigungen. Sehr bald stellte sich die Notwendigkeit heraus, die bestehenden Bereinigungen in einer größeren Organisation zusammenzufassen. Cillier Zeitung Di« Vorarbeiten zur Gründung einer solchen wurden von der Bereinigung Leipzig in Angriff genommen. Im Januar 1920 tagte in Leipzig die erst« Ber-treterversammlung auSlanddeutscher Studierender, einberufen von der Leipziger Bereinigung und be-schickt von vielen Hochschulen. Allen Beteiligten war eS ein unvergeßlicher Augenblick, als am 16. Januar nach langen Beratungen die Gründung des Zentralverbande» AuSlanddeutscher Studierender in feierlicher Sitzung vollzogen wurde. Damit war da« erste große Ziel erreicht, nun galt eS, das Werk auszubauen in steter Arbeit. Mit Freude darf der Zentralverband feststellen, daß er fast überall, bei den akademischen Behörden wie bei der Studerttenschtst, überaus große« V?r-ständni» für feine Arbeit und die fo notwendige Unterstützung gefunden hat. Es war daS preußische Kultusministerium, das alS erstes durch einen Erlaß vom 27. März 1920 in der Frage de« Gebühren-wesen« die AuSlanddeutschen den ReichSinländern gleichgestellt hat. Die Kultusministerien Sachsen«, Württemberg«. Badens, Bayern». Thüringens und DeulschösterreichS sind diesem Schritte alsbald ge-folgt. Bon allen diesen Stellen ist der Zeatralver-band alS berufene AuskunftSstelle über völkische Zugehörigkeit auSlanddeutscher Studierender aner-kannt worden. Nur in wenigen EinzelfSllen sind heute noch in der Frage der Gleichstellung Schwierig-leiten zu verzeichnen, die hoffentlich auch bald be-hoben sein werden. Damit sind die AuSlanddeutschen ohne Ein« schränkung der »Deutschen Studentenschast" einge-gliedert. Erhöht wurde di« praktische Wirksamkeit dieser Beschlüsse noch dadurch, daß dem Zentral-verband auslanddeutscher Studierender gleichzeitig die Ausgaben eine» „Unterausschusses für deutsche Ausländer', de« „AuSländerauSschusse» der Deutschen Studentenschast* zugewiesen wurden. Seite ß vom 18. bi« 20. November 1920 fand in Jena der zweite Bertretertag de« Zentralverbande« auSlanddeutscher Studierender statt, der bereits von 17 Ortsgruppen beschickt werden konnte. W-r diese Jenaer Tage miterlebt hat, wird immer mit hoher Freude daran zurückdenken, mit wie ernstem Wollen hier gearbeitet wurde. Viel ist schon erreicht, viele« aber erst noch Ziel unserer zukünftigen Arbeit. Ein besonder« ernste« Problem ist die furchtbare wirtschaftliche Notlage. Biele junge Auslanddeutsche, die gerne nach Deutschland kommen möchten, können eS nicht, weil ihnen die Mittel dazu fehlen; viele, die schon in Deutschland sind, können nur unter den größten Schwierigkeiten und Entbehrungen ihr Studium weiterführen. Wird auch viel zur Behebung der Notlage getan, ungleich mehr ist zu tun. Dankbar muß gesagt werden, daß die deutsche Studenten-schaft bei aller eigenen Notlage auch in dieser Be-Ziehung die Auslanddeutschen nicht vergessen hat und ihnen alle studentischen Fürsorge- und Wohlfahrt«« einrichtungen zugänglich gemacht hat. Wenn auch ein großer Teil der Arbeit de« ZentralverbandeS sich aus materielle Zwecke erstreckt, so ist doch seine eigentliche Aufgabt durch und durch ideal. Er bezweckt den Zusammenschluß aller au«-landdeutscher Studierenden zu deutscher Kulturarbeit. Bewußte Bertreter de« Deutschtums will er heran-bilden und allen uuseren Mitgliedern da« gegen« seilige Zusammengehörigkeitsgefühl tief in» Herz 'pflanzen. Das Bewußtsein unsere« Deutschtum? aber — wo können wir «S besser stärken, al« au der Quell« deutschen Geiste« und Wissen« ? An den deutschen Universitäten drinzen wir in die Ticftn deutscher Wissenschaft ein, schöpfen köstliche« Gut ohne Ende und nehmen einen reichen Schatz mit, wenn wir dereinst wieder in« Geburtsland zurück-wandern. sie Korsf gewahrte. Digmar war sehr bleich gewor-den und sah starr geradeaus, denn auch sie hatte Korff sofort erkannt. In ihren Augen lag «in quäl« voller An«druck. Fast zu gleicher Zeit sah Korff den Schönauer Wagen und die Schweitern. Er hatte Zeit, sich zu fassen, ehe seine Begleiter die Damen erblickten. So vermochte er ein ganz unbefangenes Gesicht zn machen, als Kart von Treplitz ihn scharf ansah und satt«: »Da kommen die Schönauer Damen. Die Komtesse sieht sinnverwirrend schön au» in den schwarzen Trauer Neidern. " Dasselbe Empfinden hatte Korff auch, und seine Augen sahen mit einem seltsamen Ausdruck zu Dagm,r hinüber, al» der Wagen an ihm vorüberfuhr. Die Offiziere grüßten artig, und die Schwestern dankten. Dagmar vermied es aber, bei ihrem Gruß Korff anzusehen. Lotte hätte sonst sicher vergnügt über diese Begegnung geplaudert, aber heute schwieg ste still. Sie sah den herben, wehen Ausdruck im Gesicht der Schwester und wußte, daß sie ihr eine Wohltat erwies, wenn sie schwieg. DaS sonst so ledhaste und ost ein wenig vorwitzige, junge Ge-schöpf konnte sehr zart und taktvoll sein, zumal, wo sie so zärtlich liebte, wie hier. Für die Schwester empfand sie eine große, innige Zärtlichkeit, die sich mit stiller Bewunderung paarte. Fast schweigsam legten die Schwestern den Rest der Fahrt zurück. Al« sie in Schönau ankamen, berichtete» sie der Mutter von dem Ergebnis der Wohnungssuche. Frau Ellen erschrak erst, al« ihre Töchter ihr sagten, eS sei eine Wohnung gefunden worden. Aber als sie hörte, daß man dieselbe vor dem ersten Ok» tober nicht beziehen könne, atmete sie aus. Zeit gewonnen, alles gewonnen! Bis zum Ok-tober mußte sich doch Ralf Janseu« Schüchternheit gelegt haben. Am nächsten Morgen erhielt Dagmar einen Brief. E» war die Antwort auf eine Offerte, die sie vor einigen Tagen abgeschickt hatte. Sie hatte ein Angebot gelesen, in dem eine alleinstehende Dame eine Reisebegleiteria und Gesellschafterin au« guter Familie suchte. Die Wahl dieser Dame war auf Dagmar gefallen. Sie bat in den Brief um Ein-sendung der Photographie und Feststellung der Ge« halt«ansprüche, damit man sich endgültig einigen könne. Gleich nach dem Frühstück begab sich Dagmar auf ihr Zimmer, um denBrief zu beantworten. Die Einwände ihrer Mutter und Schwester ließ sie nicht gellen. Sie hatte das ernsthaste Bestreben, sich auf eigene Füße zu stellen. (Fortsetzung folgt.) 47) (Nachdruck verboten.) Der Australier. Roman vonHedwig