///^ ^^^ v'/ Aumn uni seine Ncklobnw. ^LIM /?^_ / >^/^^ ^/>^), Geschichtliche Rückblicke und ethnographische Schilderungen von Land und Lenten. Von Wilhelm Heine. Autor und Verlor bchalton sich die Ucbclsttzm^ dicsts Worlcs vor. IeiMiZ. Otto Purfiirst. Japan und seine Bewohner. 8llM unk Seine NckwhlM. Geschichtliche Rückblickt und ethnographische Schilderungen von Land und Lcnteu. /'S^X Von Wilhelm Heine A»tov i,nd V^lc^cr beeilten süb dic Ul'b^rfthnn^ dicfts Wn^ö vor Otto Puvfürst, Seiner kämglicken Hokeit dem Irinzen von IreHen Friedrich Wilhelm Ludwig, Regenten^ in tiefster Ehrerbietung gewidmet vom Versasser. Durchlauchtigster Priuz-Regent, Mergnäbigster "Zrmz-Kegent und Ken! Die von der Königl. Preuß. Regierung beschlossene Expedition nach dem östlichen Asien bereitet sich vor, nach ihrem Bestimmungsorte abzusegeln. Die durch dieselbe anznbahnenden Handelsverträge werden ohne Zweifel einen gewaltigen Einstnß anf die fernere Entwickelung Dentschlands ausüben. In derselben Zeit wird das größere Publikum wüuschen mit den von der Expedition zu besuchenden Ländern uud Lenten genauer bekannt zn werden; aus diesem Grunde habe ich ein bereits vor geraumer Zeit begonnenes Buch vollendet: Japan und seine Bewohner, ein Handbuch zum Stndinm des Völkerverkehrs. Indem dasselbe erscheint, wünsche ich dem Fürsten, durch dessen Regierung diese wichtige Expedition unternommen wird, ein schwaches Zeichen ->«IQ VIII n»«^ meiner Verehrung zn geben, nnd bitte deshalb nm Erlaubniß, dasselbe Ew. Königl. Hoheit darbringen zn dürfen. Sind die Verdienste meiner Arbeit anch nicht groß genug, dieselbe einer solchen Ehre würdig zu machen, so ist der Gegenstand des Werkes dennoch von großer Wichtigkeit. In tiefster Ehrfurcht verharre Berlin, Januar 1860. Wilhelm HeWe aus New-Uork. D. 8. H., Vorwort. Ein deutsches Geschwader hat die heimathlichen Küsten verlassen nnd befindet sich auf dem Wege nach dem östlichen Asien. Was noch vor einem Jahre ein frommer Wnnsch war, ist zur Hoffnung erregenden Thatsache herangereift, nnd dies bürgt dafür, daß die dringende Nothwendigfeit erkannt ist, der deutschen Nation eine weltbürgerlichc Stellung, dem deutschen Handel nnd der deutschen Industrie große Märkte zn eröffnen. Die Wichtigkeit des Unternehmens in staatsbürgerlicher und kommerzieller Beziehung ist bereits alls mehr als eine Weise nnd an mehr als einer Stelle erörtert worden; der Zweck des gegenwärtigen Bnches ist, einen Leitfaden zu liefern, wie die demselben entgegenstehenden Schwierigkeiten am besten zu nmgehen oder zu beseitigen sind. Als bestes Mittel hicrzn erscheint ein Rückblick ans alle jene Zeitpunkte, wo andere Völker mit dem östlichen Asien, insbesondere mit Japan in Berührung kamen. Um den Umfang des Buches iunerhalb solcher Grenzen zn halten, die dasselbe dem größeren Publikum zugänglich machen, war ich zu meinem Bedauern genöthigt, von den meisten Schriftstellern, die uus Nachrichten über jene Geschichtsperioden geben, nur kurze Auszüge zn machen, allein überall habe ich mich bemüht, den Autor in seiner eigenthümlichen Färbung wiederzugeben, selbst ans die Gefahr hin, von der Kritik gerügt zn werden, den Stoss nicht genug „verarbeitet" zu haben. Ich strebe stets vorzüglich danach, meinen gegebenen Stoff einfach und faßlich zn behandeln, damit man das, was ich zu sagen wünsche, verstehe; durch zu vieles Verarbeiten tritt der Bearbeiter zu sehr in den Vordergrund, der Zweck des Bnches aber wird theilweise verfehlt. Wo immer ich es konnte, habe ick) die Originalqnellen wörtlich mit all' ihrer sonderbaren Orthographie nnd Interpunktion gegeben. Ich wünschte hierbei zugleich uäher zn beleuchten, wie mangelhaft die Weise sei, die Sprache östlicher Völker in unserer Schreibweise darznstellen, denn fast jeder Schriftsteller schreibt dasselbe Wort mit anderen Buchstaben, und es ist kein genügender Grund vorhanden, nm die eine oder die andere Schreibweise für richtiger oder unrichtiger zn halten. Wir finden z. B. den göttlichen Krieger als Zyn-moo, Sin-mo, Zin-mn, Syn-moo aufgeführt, die herrschenden Kaiser als Zio-goon, Zio-gonn, Szogun, Corea als Korai oder Coree, den Vulkan Wou-zin-da-ky als Ou-syn-da>ky, oder auch als Wuzendaken, die Liu-Kiu-Inseln als Loo-Choo, Lew-Chew, Lien-Kien oder auch von den Japanern als Riu-Kiu; die Straßen von Tsngar als Sugar, Szugar und selbst Sangar auf-geführt. Der sehr gewissenhafte Corrector der Druckerei hat eiueu gewissen Grad von Gleichmäßigkeit der Schreibweise an solchen Stellen eingefühlt, wo das Ange dnrch zu schroffe Widersprüche gröblich verletzt wird, doch ist noch genng Ungleichmäßigkeit übrig geblieben, nm dieselbe anschanlich zn machen. Um eine Universalschreibweise anzunehmen, bedarf es vor allen Dingen eines Universalalphabetes; ein solches, von verschiedenen Gelehrten versucht, ist jetzt endlich vom Herrn Professor Lepsins in einfacher faßlicher Weise zusammengestellt und von den bedeutendsten Missions - Gesellschaften angenommen worden, um die bisher ««lll, XI 1W»»- ungeschriebenen Sprachen durch Schriftzeichen, die allen Völkern verständlich stin sollen, auszudrücken. Ich bemühe mich dieses System zn ersassen, nnd sobald ich mich fest genug in demselben fühle, gedenke ich die Ausdrucksweisen der Völker des Ostens in demselben wiederzugeben. Erst jetzt habe ich Gelegenheit gehabt, die Beurtheilungen meiner Arbeiten durch die Presse zn lesen; so lange ich mich in Amerika aufhielt, blieben mir dieselben fast gänzlich unbckauut. — Ich kann nicht umhin, zu glaubeu, daß die frenndliche Aufmnntc-rnng, die mir zn Theil geworden, vielleicht in nicht unbeträchtlichem Grade durch Theilnahme au den Schicksalen eines jungen Mannes erzeugt ward, den ein bewegter Lebenslauf in mancherlei ungewöhnliche Lagen gebracht hatte, sowie Achtnng vor meinem Herru Verleger, dessen Uuternchmnugsgeist nnd Liberalität einen jungen unbekannten Schriftsteller auf so ehrende Weise der Lescrwelt vorführte. Ich muß die Vertreter der Presse ersuchen, sich durch solche gütige Gefühle nicht abhalteu zu lassen, Mangel und Fehler aufzudecken, und bitte dieselben zugleich, von den Kritiken neuer Arbeiten Co-pieu für mich an meinen Herrn Verleger zn senden. Ich erachte es für sehr nöthig, dieselben zn lesen, um zu wissen, in wieweit ich das, was ich sagen wollte, in faßlicher Weise gethan habe. In gegenwärtigem Buche habe ich zum ersten Male die Cor< rectnr selbst lesen können. Allein trotz aller angewandten Sorgfalt sind dennoch manche Drnckfehler nnbemerkt geblieben; da die meisten derselben den Sinn des Gesagten nicht ändern, sondern sich leicht entdecken lassen, so finde ich es nicht für nöthig, ein besonderes Verzeichniß derselben aufzuführen. Gegenwärtiger Band schließt den Eyclns meiucr Arbeiten über Japan, wie ich mir ihn beim Erscheinen der „Neise um die Erde" vorgestellt. Ersteres Buch enthält meine persönlichen Erlebnisse während jener ewig denkwürdigen Expedition uach Japan. Die „Expedition in den Seen von China, Japan uud Ochotsk XII unter don Commodoren Riuggold und Nodgers" behandelt die unmittelbaren Folgen, jenes Untemchmeus und umfaßt die damals in meinem Bereiche liegenden Details, die jene Vorgänge specieller illustrireu. Ich halte letzteres für das bessere Buch, denn ich selbst habe nur Weniges zu demselben beigetragen. Aus diesem Grunde glaube ich mich berechtigt, dasselbe dem Publikum besonders zu empfehlen; es wird in gewissem Grade dazn beigetragen, den Schauplatz zu zeigen, anf dem sich die deutsche Expedition m's östliche Asten bewegen soll. Gegenwärtiger Band, der die jenen Expeditionen vorhergehenden Ereignisse behandelt, schließt das Ganze ab. Sollte ich noch einmal die Feder aufnehmen, um über das östliche Asten zu schreiben, so würden die Bewegungen einer deutscheu Gesaudtschaft unter jenen Völkern deu Gegenstand meiner Beobachtungen bilden. Berlin, den 21. Januar 1860. Wilhelm geme aus New pork. u. 8. ^. AnyaNzuerzeichiuß. Seite I ? ? ? Urgeschichte Japans. — Die erste oder fabelhafte Epoche, — Regierung der sieben hi »im tischen Geister, — Die fünf Halbgötter. — Zweite oder zweifelhafte Epoche. -- Sin-Moo-Tcn-Oo und seine Nachfolger. ^- Die dritte Periode der geistlichen erblichen Kaiser. — Marco Polo. — Sein Bericht über Japan. -- Heerzug Kublai Khan's gegen Japan. 1 II. Fernan Mende.; Winto. Ostindischc Handelszustände im 15. und 16, Jahrhundert. — Ausdehnung der Herrschaft der Portugiesen. — Antony de Moto, Francis Zimoro und Antonio Pcrota in Japan. — Fcrnan Mendez Pinto. — Seine Jugend. — l^rste Widerwärtigkeiten, geräth in Gefangenschaft, wird befreit. — Geht nach Ostindien. — Nimmt in Diu Kriegsdienste. — Besucht die Königin von AbWnien. — Gcräth in Sclaverei. — Wird befreit. — Wird vom König von Malacca mit verschiedenen Missionen betraut. — Wird in Patana beraubt. — Leidet Schissbruch. — Nimmt eine chinesische Dschunke weg.—Zündet eine chinesische Stadt an. — Beraubt die Gräber chinesischer Könige. — Geräth »ach Japan......21 III. Pinto's fernere Desnche in Japan. Neue Abenteuer. ^ Zweiter Besuch in Japan. — Unruhen und Bürgerkriege in Bungo. — Schlechte Aussichten für den Handel. - <6in XIV Seite Sturm. — Bessere Preise, — Unglücks fälle. — Nettling zweier Japaner, — Rückkehr nach China. — Ein dritter Besuch in Japan. — Rückkehr nach Malacca, — Franciscns Lavcrius taust die von Pint» geretteten Japaner nnd beschließt selbst nach Japan zu segeln......, . 33 IV. Die Jesuiten. Japan zur Zeit ihrer Anknnft. Religiöse Bekehrungssucht des 16ten Jahrhunderts. — Gründung des Ordens der Gesellschaft Icsn. — Franciscus lavier. — Seine Ankunft in Japan. — Znstand Japans in jener Zeit. — Die Dairis. — Kijomori's Aufstand, — Geburt 3)oritomo's. —- Er stiftet die Würde des Siogoun, — Die verschiedenen religiösen Scctcn. — Der Sintoo-Glaubc, — Der Bndhismus. — Der Eioutou- oder Suto-Glaube. — Politische Organisation. — Frugale Lebensweise der Japaner, —Prodncte des Landes, — Industrien. — Handel. — Wissenschaft und Literatur. — Die Hara-kiri. - Charakter der Japaner............44 V. Erfolge der Jesuiten, Erste Bekehrungen Franeiöcns lavier«?, — Tod des Angiro, — Javiers Neise nach Mialo, — Ehrender Empfang daselbst. — Außerordentliche Erfolge. — Besiegt die Schristgclcbrtcn in einer Disputation. — Abreist und Tod Xavicrs. — Cosmo de Torres. — Eifer der Missionaire, — Pinto wird Missionair. — Neist mit Nugncs und Vilela nach Japan, — Pinto's Empfang beim König von Bungo. — Hat als Misstonair wenig Erfolg. — Kehrt nach Lissabon zurück. — Findet seine Verdienste nicht anerkannt....................60 VI. Eine spanische Gesandlschaft in Nom. Fortschritte des Clnistenthnms. — Vilcla in Miako, — Blinder Eifer der Nenbekchrtcn. — Organisation der Opposition gegen die Christen. — Gründung von Mgasacki. — Tod Vilcla's. — Ankunft Gncchi's, — Ungenügende Anzahl geweihter Priester in Japan. — Beginn eines Verderb-lichen Hochmuthes der Misswuaire. — Valignani in Miako. — Eine japanische Gesandtschaft nach Rom beschlossen. — Dieselbe wird in Nom festlich empfangen, — Briefe der Könige von Bungo und Arima, sowie des Fürsten Omura an den Papst. — Die Gesandten werden zu Rittern des goldnen Sporen geschlagen, — Antwort des Papstes auf die Briefe der Fürsten, — Rückkehr der Gesandtschaft nach Japan......7« XV Seite VII. Fall der christlichen Airche in Japan. Pie ersten Märtyrer. Nobunanga's Tod. — Faxiba besteigt den Thron unter dem Namen Taiko-Sama. — Verbannung der Missionaire, — Brief des Vicckönigs von Indien an Taiko-Sama. — Gnädiger Empfang desselben.— Mißgunst der Spanier gegen die Portugiesen, — Antwort Taiko-Sama's an den Vicckönig. — Siege der Japaner in Corca, — Gesandtschaft des Gouverneurs von Manilla, ^ Valignani verläßt Japan. — Gehässigkeit der Dominicaner und Franciscancr gegen die Jesuiten. — Die Spanier leiden Schiffbruch in Japan, — Neue Verfolgungen. — Die ersten Märtyrer. — Tod Taiko-Sama's. — Fall der christlichen Kirche in Japan ... 84 VIII. Die Holländer in Japan Die handeltreibenden Nationen suchen einen neuen Seeweg nach Ostindien. — Entdeckung der Straße von Magellan. — Anlunft der Holländer ste nach der Schöpfung. Er hat nach einem Autor 11«) und nach einem anderen N5 Jahre regiert. Da ich den letztem Autor in vielen Sacken weit accurater als den ersten gefunden, so habe ich demselben zn folgen auch hier für besser gehalten. Der ehrwürdige Couplet setzt in der Vorrede seiner chronologischen Tabellen den Anfang der Regierung des ffohi in das 2953ste Jahr vor Christi Geburt, welches unsers Heilandes Geburt 520 Jahre näher kommt, nnd die Zcit ist, in welcher Ainnum und die sieben Descendenten seiner Familie auf dem chiuesischeu Throne gesesscu habeu. „Der andere chiuesische Kaiser war Sin Noo, welches die Chinesen tin Nun: oder Sinnum aussprechen, mit seinem völligen Titel aber Jen Tai Sin Noo Si. Einige Autoren fangen die chinesische Chronologie mit der Negierung dieses Kaisers an, welcher zn der Regierung gelangte im Jahr vor Sin-Moo 2549, welches ist das Jahr vor Christi Geburt 3209, oder uach des Petavii Zeitrechnung 775 Jahre nach der Schö'pfuug. Dieser durchlauchtigste Priuz war dem ägyptischen Serapis gleich, da er die Menschen im Ackerbau und in den Künsten, welche »nser Leben zu erhalten dienen, unterrichtete, aus welcher Ursache er vou Einigen mit einem Ochsen-köpfe, von Audereu aber nur allem mit zwei Hörnern an seinem Vordcrtopfe vorgestellt worden ist. Er hat die Kraft und Eigenschaft einiger Pflanzeu eutdeckt und hat dieselben der Welt in einem Traktat mitgetheilt, den er besonders an seine Unterthanen geschrieben nnd gerichtet hat. Sein Bildniß wird unter den Chinesen in sehr hohem Werthe gehalten; die Philosophen und Naturkundigeu habeu es in eincm der besten Gemächer ihrer Häuser aufgehangen, mit Laub oder einer Pflanze im Mnndc, woran er riecht. Er regierte 140 Jahre und hat sieben Nachkommen seiner Geschlechts zn Nachfolgern im Reiche gehabt, also daß die Regierung in seiner Familie 520 Jahre gewährt hat. „Nach der Absetzung des letzten Kaisers ans diesem Hause 8 kam Xin Nnm Kwo Tai, oder nach der chinesischen Aussprache Hoam Ti, und mit seinem vollen Titel Hon Tai Iun Hin Si zur Regierung. Die chinesischen Geschichtsschrciber glaubeu einhellig, daß dieser Prinz iu China regiert habe, und diejenigen, welche die Wirklichkeit der vorhergehenden Negieruugen in Zweifel ziehen, fangen die Historien und Zeitrechnungen des chinesischen Kaiser-thums mit der Regierung des Hoam Ti an. Er machte den Anfang seiner Negierung im Jahr vor Sin-Moo 2029, oder vor Christi (Ne-bnrt 2689, oder nach dem P. Couplet (welchem Dr. Menzelius genau folget) 2697. Er war um 11 Jahre alt, als er zur Kroue kam. Während seiner Minderjährigkeit wurde daher das Kaiserthum von weisen und klugen Räthen verwaltet, welche denn auch großen Fleiß anwandten, den jungeu Prinzen so zu erziehen, wie es einem großen Monarchen anständig ist, der in allen nützlichen Künsten und Wissenschaften billig unterrichtet sein muß. Die Chinesen geben es für eine gar nicht zn bezweifelnde Wahrheit von diesem Kaiser aus, daß er die Kunst des Pulsfühlens gewußt, dieselbe nämlich vou scineu Lehrmeistern erlernt, und nachmals sie der Welt kund zu machen befohlen habe. Er regierte 100 nnd lebte 111 Jahre; es folgten ihm fünf seines Geschlechtes in der Negierung nach, bei welchem das Reich 313 Jahre geblieben ist. „Unter den fünf Prinzen Hoam Tis Nachfolgern war Tai Gio, oder nach der chinesischen Muudart Ti Mo, der allervortrefflichste. Er war ein großer Sesin, das ist ein in verborgenen Künsten uud Wissenschaften unvergleichlich erfahrener Mann, nnd dabei ein recht tugendhafter Fürst und Vater seines Landes. Sein Tod wnrde überall von seinen Unterthanen beklagt, welche auf die Trauer fast drei Jahre verwandten. Er kam zur Regierung im Jahre vor Sin-Moo 1697, vor Christi Gebnrt 2357, regierte 73Jahre und starb unter der Regierung seines Nachfolgers im listen Jahre seines Alters. Ob er gleich zwölf Kinder, nämlich zehn Söhne uud zwei Töchter, hatte, überantwortete er doch die Krone und Regierung 9 seines Kaiserthums einem ehrlichen und weisen Hansvater, an welchen er auch seine zwei Töchter vermählte. „Tei Sijnn, oder nach anderer Anssprache Gn und nach chinesischer In Ti Sijnn oder In Ti Xuu, war Ti Yao's Schwiegersohn uud Nachfolger, regierte 28 mit Ti Yao nnd 30 Jahre allein, in Allem 61 Jahre. Mein Autor setzt den Anfang seiner Negierung in's 1634ste Jahr vor Sin-Moo, welches das 2294ste vor Christi Geburt ist. Während seiner Regierung war eine große Sündfluth in China, welche viele Provinzen überschwemmte und eine große Anzahl Einwohner ersäufte. Das Land war an manchen Orten noch einige Jahre unter Wasser. Un, und mit seinem vollen Titel Katewu, das ist Kaiser Uu von dem Geschlecht Ka oder, wie die Chinesen pronunciiren, In, von dem Geschlechte Hia, regierte 17 Jahre mit dem Kaiser Tci Sijnn und 10 nach dessen Tode, in Allem 27 Jahre. Er wnrde gekrönt im Jahre vor Sin-Moo 15>7.->, vor Christi Geburt 2233. Dieser Kaiser ließ Canäle und Flüsse abstechen, das Wasser nach der See abführen, welches einen großen Theil von China unter der Regierung des Kaisers Mao überschwemmte. In dieser mittelmäßigen künstlichen Tiefe erhoben sich nun die Flüsse, uud das Land wurde von der Ueberschwcmunmg befreit. Uu lebte gegen 100 Jahre und hatte eilf aus seinem Geschlechte zn Nachfolgern im Reiche, welche 431 Jahre regierten, so daß die Krone bei dieset Familie 458 Jahre blieb. Der Letzte von diesem Geschlechte war wegen seiner nngcmeincn Strenge berüchtigt. Denn er regierte sehr grausam über seine Unterthanen und lebte mit solcher Verschwendung, daß er durch 2000 Mann einen See graben nnd mit chinesischem Biere füllen ließ. Man sagt anch, daß er einen Thurm von Gold und Edelsteinen für eine seiner Maitrcsscn erbauet habe. Im 52sten Jahre seines Alters wurde er abgesetzt und verjagt. «Sioo Sei Too, das ist König Too von der Familie Sjoo oder König Tam von der Familie Ksjam, kam zum Regiment vor Siu-Moo 110l>, vor Christi Geburt 1760, als er 87 Jahre alt war. Er regierte 13 Jahre und starb im 100sten Jahre seines Alters. Unter seiner Regierung war eine große Hungersnot!) in China, welche das Land sieben Jahre drückte, gleich der in Aegypten so merkwürdigen Hnngersnoth, davon in der heiligen Schrift Melduug geschieht. Ihm folgten 27 Prinzen seines Geschlechts in der Regierung nach, welche in Allem 631 Jahre regierten, so daß das Kaiserthmu bei dieser Familie 644 Jahre geblieben ist. Der Letzte dieses Hauses war ein großer Tyrann, aus welcher Ursache die Fürsten, seine Unterthanen, Krieg nnd Anftnhr wider ihn erregten. Da sie ihn sehr in die Cnge getrieben hatten, legte er Fener in seinem Palast all nnd verbrannte sich selbst mit seiner Familie und allen seinen Hausgenossen, und hinterließ das Neich dem Sieger. Siu no Bu O, das ist Kaiser Bn von der Familie Sin, oder nach chinesischer Mundart Un Vam, von der Familie Sjeu; er kam znr Krone 460 Jahre vor Sin-Moo nnd 1122 vor Christi Geburt, regierte sieben Jahre nnd hatte 37 Nachfolger in der Regierung von seinem Geschlechte, bei welchem die Negiernng den japanischen Geschichten zufolge 868 Jahre geblieben, das ist bis auf das 255ste Jahr vor Christi Geburt nnd 206 Jahre nach Sin-Moo. Unter Soowoo, nach der Chinesen Anssprache Sjoo Vam, dem vierten Kaiser von dieser Familie, im 22sten Jahre seiner Regieruug, welches war das Jahr vor Sin-Moo 367, vor Christi Gebnrt 1027, am LteuTage des vierten Monats, wmde der große Heidenprophet Sjaka in Indien geboren, welcher von seinen unvergleichlichen Eigenschaften nachher genannt ist Fo oder Fotogc, das ist Gott, nnd bei den Chinesen Sitjnn, das ist der Große nnd Vollkommene. Seine Lehre wnrde von seineu Jüngern zuerst in einigen Gegenden von Ostindien ansgebreitet. Er starb im 79sten Jahre seines Alters, im Jahr vor Sin-Moo 28V, vor Christi Geburt 949. „Und dieses ist denn Alles, was ich von der zweiten zweifelhaften Zeitperiode der Japaner Bemerkenswürdiges habe auffiudcn können. „Die dritte und letzte Periode der japanischen Monarchie, welche von ihren Oo Dai Sin Oo, oder geistlichen erblichen Kaisern handelt, fängt sich mit dem 6Wsten Jahre vor Christi Gebnrt an, welches ist das 17te Jahr der Negiernng des chinesischen Kaisers Kaiwo oder wie ihn die Chinesen anssprechen Huivam, welches der 17te Kaiser von der Familie Sjen ist. Von der Zeit an bis ans das Jahr Christi 1693 sind )14 geistliche Grbkaiser von einer Familie nacheinander ans dem Throne in Japan gefolget; sie selbst bilden sich nber die Maaßen viel ans diesen Vorzug ein, da sie, als der älteste Zweig von dein Geschlecht des Tensjo Dai Sin, des heiligen Stammvaters der japanischen Nation, in gerader Linie von seinem erstgeborenen Sohne herstammen wollen. In dieser Absicht ist denselben auch eine nngemeine nnd mehr als menschliche Ehrerbietung von ihren Unterthanen nnd Landsleuten allemal erwiesen worden. Allein ehe ich zu der Geschichte, ihrer Reichsfolge, ihrem Leben nnd ihren Thaten übergehe, wird es nicht übel sein, eine vorläufige Nachricht von ihren geheiligten Personen und Hofe zu geben, wie auch von der Zeitrechnung, wonach die Neichs-folge der Kaiser ausgerechnet werden muß, etwas beizubringen. „Zuerst muß hier angemerkt werden, daß diese geistlichen erblichen Monarchen, ob sie gleich Erben des Throns und der Negiernng ihrer edlen Vorfahren sind, doch den Titel Mikotto nicht geerbt haben, weil derselbe Titel allein dem göttlichen nnd halbgöttlichen Wesen der erstem nnd andern regierenden Geschlechter gewidmet ist, sondern nnr Mitaddo, welches ein Diminutivuni von Mikotto, genannt werden, wie anch Dai nnd Oo nnd Kwo uud Tai, welches Alles einen Kaiser, Prinzen nnd großen Herrn bedeutet. Sie werden auch genannt Tensm, das ist Söhne des Himmels, und dergleichen Art anderer Titel sind noch mehr ihnen beigelegt. In dem gemeinen Leben werden dieselben auch öfters Dairi genannt, mit welchem Namen aber eigentlich ihr ganzer Hof angedeutet wird; in eben der Absicht wird dcr Grbkaiftr auch zu- weilen genannt Kints jnsama, das ist Haupt oder Herr des geistlichen Hofes. Wenn er vmt sich selbst redet, nimmt er den Titel Tsin an, nnd wenn er siegelt, den Titel Maro. „Allein wir müssen noch näher zu unserm Zwecke kommen. Es ist oben schon erwähnt, daß die Japaner bis zu dieser Zeit ohne festgesetzte Regierungsform gewesen sind, weder monarchisch noch anders, fast nach Art der Patriarchen gelebt haben, wo die verschiedenen Familien nnter dem Befehl nnd Aufsehen ihrer Väter lebten, oder auch den Klügsten unter ihnen gehorchten. Es war, sage ich, ohngefähr um diese Zeit, daß sie die Regierung einem Fürsten zn übergeben beliebten; uud es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß die Chinesen, welche von Zeit zu Zeit nach Japan kamen, da sie selbst unter einer monarchischen Regierung bisher so angewachsen waren, nicht weniger Antheil genommen haben mögen, die Iapaneser zu überreden, eben dergleichen monarchische Regierung vor anderu zu erwählen nnd vorzuziehen. Nnd dann konnte gewiß Niemand einen bessern Anspruch zn der höchsten Gewalt und Anseheu haben, als ein Prinz, welcher von den erstgeborenen Nachkommen der Familie des Tensjo Daj Sin in gerader Linie abstammte, nud nach dem wahren Gesetz der Erstgeburt den angeborenen Titel eines Souverains zu haben schien, daher er auch zn dem Geschlechte des erstell Regenten ihrer Nation gerechnet wurde, dessen Heiligkeit und Tngenden er insonderheit geerbet hatte. Ebenso werden auch bis anf den heutigen Tag die von diesem Hanse abstammenden Prinzen, insonderheit die, welche auf dem Throne sitzen, als an sich selbst sehr heilige Personen nnd gleichwie geborene Päpste angesehen. Um nun diese vorthcilhaften Mcinnngen in den Gemüthern ihrer Unterthanen zu unterhalten, nnd solche Dinge vorzunehmen, welche, wenn man sie nach den Gewohnheiten anderer Völker untersnchet, lächerlich nnd nngereimt erscheinen müssen, so wird es nicht uudieulich seiu, einige wenige Beweise davon anzuführen. Dieser Heilige meinet, es würde seiner Heilig- keit und seinem Ansehen höchst nachtheilig sein, wann er mit seinen Füßen die Erde berübrete, deswegen muß cr auf Menschenschultern allenthalben hingetragen werden, wohin er will. So will man auch durchaus uicht leiden, daß er seine geheiligte Person in die freie Luft wage, weil die Sonne nicht einmal würdig sei, sein Hanpt zu beschcinen. Ja sogar wird allen Theileu seines Leibes eine solche Heiligkeit zugeschrieben, daß er weder sein Haar, noch seinen Bart, noch seine Nägel sich jemals abzuschneiden erkühnt. Demohngeachtet aber, damit diese Dinge nicht so schändlich und unanständig wachsen, schneidet man dieselben des Nachts ab, und wenn er sich etwas besudelt, machen sie ihn in der Nacht rein, wenn er im Schlafe ist. Denn, sagen die Japaner, was zu der Zeit von seinem Leibe genommen werde, sei von ihm gestohlen, und ein solcher Diebstahl sei seiner Würde nnd Heiligkeit nicht nachtheilig." Den ersteu Bericht über Japan stnden wir in des Venetia-ncrs Marco Polo Reisen im Orient, die zuerst während seiner Gefangenschaft iu Oenua (1298) in lateinischer Sprache niedergeschrieben wurden; iu den verschiedenen Ausgaben dieses Werkes aber wird Japan unter dem Namen Zipaugu, Zipangoi, Cyam-pagn und Cimpagu anfgcfnhrt. Dieser Reisende besuchte Asien zu einer Zeit, wo dieser Erdtheil für Europäer uoch eine wrin iu-ouAnita war, uud während einer der merkwürdigsten Geschichtsperioden für jene Reiche. Dschinghis-Khan und seiue Nachfolger hatten die weiten Län-derstreckeu West- und Hochasiens unterworfen; Knblai-Khau, sein Onkel, vollendete die Eroberung Chiuas und suchte sich der in den Msteu dieses Reiches gelegcueu Inseln zu bemächtigen, so für die Dauer seiner Negieruug eiu Reich grüudcud, wie es in feinem ungeheuren Umfang einzig in der Geschichte dasteht. Marco Polo erschien am Hofe des Großkhans der Tartaren, wo er sich während 17 Jahren (1275 — 1292) aufhielt, von dem mächtigen Herrscher mit vielen Sendnngen in verschiedene Länder seines Reiches betraut ward, und getrieben von eigener Forscherliebe, unterstützt von klarem, scharfem Verstande, sich von dem Geschauten nnd Erfahrenen ein scharfgezcichnetes Bild entwarf, das in ungetrübter Einfachheit die Dinge in ihrer Ursprünglichkeit darstellte. Wie bei manchen späteren Reisenden war die Neuheit, Seltsamkeit und Fremdartigkeit der beschricbeneu Länder und Völker Ursache, daß der Autor vielfachen Verkennnngen ausgesetzt war; sein Werk wurde von unkundigen Abschreibern sehr verstümmelt nnd von den Lesern lange mißverstanden. In nenerer Zeit sind durch die Erforschungen und Erklärungen bedeuteuder orientalischer Sprachforscher, Historiker uud Geographeu die Berichte dieses merk-würdigcu Neisendeu zur Geltnug gekommen, nnd aus den vielen tresslichen Arbeiten italienischer, englischer, französischer und deutscher Gelehrten habe ich Dr. August Bürck's Bearbeitung gewählt, um die nöthigen Auszüge zu macheu. „Von Japan (Zipangu) nnd dem Versnch der Tartaren, dasselbe zu erobern, giebt uns Marco Polo folgenden Bericht: „Zipangu ist eiue Insel im östlichen Ocean, die ungefähr fnnfzehuhnndert Meileu vou dem Festlaude und dcu Gestaden von Manje liegt. Sie ist sehr groß, ihre Einwohner sind von heller Gesichtsfarbe, wohlgebildet nnd haben gute Sitten. Ihre Religion ist Götzendienst. Sie sind uuabhängig von jeder fremden Macht uud werdeu uur von ihren eigenen Königen regiert. Sie haben Gold im größten Ueberfluß, seiue Quclleu siud unerschöpflich, aber da der König nicht erlanbt es auszuführen, so kommen wenig Kaufleute in das Land, auch wird die Iusel nicht vou Schiffen feruer Gegenden besucht. Diesem Umstaude müssen wir den ungeheuren Reichthum in des Köuigs Palaste zuschreiben, nach dem, was uus von denen erzählt worden ist, die Zutritt zum Palaste haben. Das ganze Dach ist mit Gold plattirt, gerade so, wie wir die Häuser oder richtiger die Kirchen mit Blei decken. Das Täfelwerk in den Sälen ist von demselben köstlichen Metall; viele Zimmer haben kleine Tische, die von dickem, massivem Gold gearbeitet sind, nnd die Fenster haben anch goldene Verziernngen. So ungehener sind die Reichthümer des Palastes, daß es mündlich ist, sich eine Idee davon zn machen. Ans dieser Insel giebt es auch Perlen in großer Menge, die sind rothfarbig, rnnd und sehr groß, den weißen Perlen an Werth gleich, ja in noch höherer Schätznng. Es ist bei einem Theile der Einwohner der Branch, die Todten zu begraben, bei dem andern, sie zn verbrennen. Erstere legen eine Perle in den Mnnd der Leiche. — Anch findet man daselbst viele köstliche Edelsteine. „Als der große Khan Knbbai hörte, daß die Insel Zipangu so reich wäre, da gedachte er, wie er sie nnter seine Gewalt bringen und seinem Reiche einverleiben möchte. Um das zu bewirken, rüstete er eine zahlreiche Flotte ans nnd schiffte ein großes Trnvpencorps ein nnter dem Befehle zweier seiner besten Kriegsobersten, von denen einer Abbakatan und der andere Vofancin hieß. Dieselben fuhren von den Häfen von Zaituu nnd Quiusai ans, durchschnitten die dazwischenliegende See nnd erreichten die Insel in Sicherheit; aber in Folge der Eifersucht, die sich zwischen den beiden Befehlshabern erhob, von denen einer des andern Pläne mit Verachtung behandelte nnd der Ansführnng seiner Befehle entgegen war, konnten sie keine Stadt oder Festuug in ihre Gewalt bringen, mit Ansncchme einer einzigen, die mit Sturm genommen wurde, als sich ihre Besatzung geweigert hatte, sich zu ergeben. Es wurde Befehl ertheilt, sie Alle der Schärfe des Schwertes zu übergeben, nnd demzufolge wurden Allen die Köpfe abgeschlagen, mit Ausnahme von acht Personen, die dnrch die Macht eines teuflischen Zaubers, der in einem Inwcl oder Amulet war, welches sie in dem rechten Arme zwischen der Haut nnd dem Fleische eingelegt hatten, gesichert waren gegen die Kraft des Eisens, nnd dnrch dasselbe weder getödtet noch vcrwnndet werdeu konnten. Als man dieses entdeckte, wurden sie mit einer schweren hölzernen Keule sseschlagen und starben sogleich. „Einige Zeit darauf geschah es, daß ein Nordwind mit großer Gewalt zu wehen begann, und die Schiffe der Tartareu, welche an der Küste des Eilandes lagen, wnrden wirr ineinander getrieben. Es wurde daher in einem Rathe der Hanptleute am Bord beschlossen, das Land wieder zn verlassen, sobald man nur loskommen könne, nnd sobald die Truppen wieder eingeschifft waren, stach man wieder in See. Der Sturm jedoch stieg zu solcher Heftigkeit, daß eine Meuge Schiffe zu Grunde gingen. Die Leute, die zn ihnen gehörten, hatten sich durch Schiffstrümmer an eine Insel gerettet, die ungefähr vier Meilen von der Küste von Zi-pangu lag. Die anderen Schiffe, welche nicht so nahe am Lande waren, litten nicht unter dem Sturme, uud die, auf welchen sich die beiden Führer mit den vorzüglichsten Hauptleuteu oder deuen befanden, dereu Rang sie berechtigte über hunderttausend oder zehn-tauseud Mauu zu befehlen, richteten ihren Lauf heimwärts uud kehrten zum Großkhan znrück. Diejenigen von den Tartaren, welche auf der Insel blieben, an welcher sie gestrandet waren, nnd deren Zahl sich anf dreißigtausend belief, sahen sich nuu ohne Schiffe und von ihren Führern verlassen, ohne Waffen und Vorräthe, nnd erwarteten nichts weniger, als gefangen zn werden oder elendiglich umzukommen, vorzüglich, da die Insel keine Wohnung bot, wo sie hatten Schutz snchen uud sich erholen können. Sobald der Sturm aufhörte uud die See eben und ruhig wurde, kam das Volk von der Hauptiusel Zipangu m zahlreichcu Booten mit einer großen Macht herüber, um diese schiffbrüchigen Tartaren zu Gcfaugenen zu machen, uud als sie gelandet waren, gingen sie aus, sie zu sucheu, aber m sehr unordentlicher Weise. Die Tartaren dagegen handelten mit kluger Vorsicht und verbargen sich im Innern der Insel in den Bergen; während der Feind sie zn suchen anf einem Wege herbeiströmte, liefen sie an der Küste auf einem andern herum, worauf sie zu dem Platze kamen, wo die Bootsflotte vor Anker lag. Da sie die Boote alle verlassen fanden, aber mit fliegenden Flaggen, bemächtigten sie sich derselben, stießen von der Insel ab und rückten vor die Hauptstadt von Zipangu, in welche man sie, wegen der Flaggen, ohne Beschwerde einziehen ließ. Hier fanden sie wenig Einwohner anßer den Frauen, die sie zu ihrem eigenen Gebrauche zurückbehielten, und alle Anderen verjagten sie. Als der König hörte, was sich ereignet, war er sehr betrübt und gab sogleich Befehl zn einer strengen Belagerung der Stadt, und ließ die Ein- und Ausgäuge so fleißig bewachen, daß weder Jemand in die Stadt kommen, noch ans ihr entfliehen konnte, sechs Monate, so lange als die Velagernng danerte. Nach Verlanf dieser Zeit verzweifelten die Tartaren, daß ihnen Hülfe kommen würde, nnd ergabeil sich auf die Bedingung, daß sie am Leben geschont würden. Diese Ereignisse begaben sich im Jahre 1264. Als der Großkhan einige Jahre später erfnhr, wie es mit seinem unglücklichen Volke in Zipangn zugegangeu und daß dieses große Unglück nnr aus der Uneinigkeit der beiden Obersten entstanden, da ließ er dem einen den Kopf abschlageu, den anderen schickte er auf ein wildes Eiland, genannt Zorza, wo diejenigen, die den Tod verwirkt haben, also bestraft werden. Man wickelt ihnen beide Arme in eine frisch abgezogene Büffelhaut, die fest zugeuäht wird; sobald diese trocknet, preßt sie den Körper so zusammen, daß der Gefangene sich nicht rühren oder in irgend einer Weise helfen kann, nnd so elendiglich umkommt." Die etwas romantische Färbung dieses Berichtes hat ohne Zweifel seinen Grund in dem Wnnsche der Mongolen, aus deren Munde Marco Polo diese Schildernngen vernahm, eine Niederlage, die sich nicht verlängncn ließ, durch allerhand wunderbare Ereignisse zu bemänteln. „?ör6 ^miot in seinen N^moiro» Lonosrliant 1^ c^ois" führt nach chinesischen Berichten an, daß die Flotte, aus 000 Schiffen bestehend, in den Provinzen Heine, Wilh. Japan und fti„« Vewohncr. 2 Kiang-nan, Foh-kien, Ho-nau und Chan-tong ausgerüstet ward, vou Corea aussegelnd die Armee zuerst auf der Insel Kni-tchi landete, dann nach Tousima segelte, in der Nähe der Küste Japans aber einem fürchterlichen Sturme begegnete, in dem die meisten Schiffe untergingen, so daß von je zehn Personen höchstens eine oder zwei dem allgemeinen Verderben entrannen. Pere Maleile in feiner „Histoire Generale de la Chine" erzählt gleichfalls nach chinesischen Autoritäten: Am sechsten Monat (1281) begann Alahcm die Expedition gegen Iaftau, hatte aber den Haftn, wo er sich eiuschisseu wollte, erreicht, als er starb. Atcchal, sein Nachfolger, langte erst cm, als die Flotte bereits abgesegelt war. Auf der Höhe der Insel Piug-Hon (Firaudo) begegnete diese einem fürchterlichen Sturm, der uiele der Schiffe an's User warf. Die Osficiere benutzten die am wenigsten beschädigten, um heimzukehren, und ließen mehr als hunderttausend Mann auf dieser Iuftl zurück. Die so sich selbst überlasftueu Soldaten wählten einen neuen Anführer, begannen Bäume zu fällen uud Schiffe zu bauen, um so zu entkommen. Allein die Japaner, von diesem Schissbruch unterrichtet, landeten in großer Anzahl ans der Insel, und mit Ausucchmc von 12,000 chinesischen Soldaten, die man zu Sclaven machte, wurdcu alle umgebracht. Von dem ganzen Heere kehrten uur drei Personen nach China zurück. Pere Gaubil tu feiner „Histoire de la Dynastie des Mon- A0U8" giebt gleichfalls nach chinesischen Quellen die Zahl der chinesischen Gefangenen anf 80,000, die der erschlagenen Mongolen aber auf 30,000 an. Kämpfer führt iu seinem Werke nach japanischer Autorität an daß im nennten Jahre der Regierung Gonda's der tatarische Genera! Moano mit einer Flotte von 400 Segeln und einer Armee von 240,000 Mann an der Küste Japans anlangte, allein daß die Götter des Landes einen so heftigen Sturm erregten, daß bei- nahe die ganze feindliche Armee umkam, Mooko selbst ertrank uud nur wenige Persoueu uach China zurückkehrten. Siebold führt in seinem „Nipou" aus der berühmteu japanischen Chronik Niponki an, daß im Jahre 1268 Kublai-Khan deu Herrscher von Nipon anfgefordert habe, ihn als Oberherru anzuerkennen, die Aufforderung im Jahre 1271 und 1273 wiederholt und, als diese nnbeachtct geblieben, eine Flotte uach der Insel Tsusima zwischen Corea uud Japan eutseudet habe. Die japauischeu Behörden ordneten öffentliche Gebete au, vernachlässigten aber gleichfalls nicht, die Küsten in guten Vertheidigungszustand zu setzen, und in Folge deffeu verließ die feiudliche Flotte nach ewiger Zelt die Küsten Japans, ohne, mit Nusuahme einiger Plünderungen, in der Insel Kinsin sich iu Feindseligkeiten einzulassen. Ein anderes von Siebold augeführtes japanisches Manuscript behauptet, daß, uachdem die mongolische Flotte geschlagen worden, neue Gesandtschaften Kublai-Khans erschienen seien, deueu ein Verbot mitgetheilt ward, das iu Zukuuft allen Mongolen bei Todesstrafe nntersagte in Japan zn landen, uud daß, als desseu ungeachtet zwei andere Gesandtschaften in den Jahren 1276 und 1279 landeten, alle zu denselben gehörenden Personen hingerichtet wurdeu. Iu Folge deffeu erschicu eine neue mvugolische Flotte mit Hnlfstrnppen von Corea am Bord vor der Insel Firando, wo sie in einem heftigen Stnrme zerstört ward. Die Schiffbrüchi-geu, die das Nfcr erreichten, wurdeu hingerichtet, uud nur drei aufgespart, um die Nachricht dieser Niederlage au Kublai-Khan znrückzubriugeu. Ungeachtet der verschiedenen Ansschmücknngen dieses japanischen Berichtes stimmen die Thatsachen ziemlich mit den von deu anderen Historikeru augeführteu überein. Marco Polo's Schilderungen dieses wundervollen Inselreiches hatten sich in Form von Gerüchten weit verbreitet, und als Co- 2* -««2, 20 MÜ5- lnmbus seine Entdeckungsreise, um einen westlichen Seeweg nach Ostindien zn finden, antrat, waren seine Angcn anf Japan gerichtet, indem er ankündigte, daß in einer Entfernung von 750 Leguas westlich von den canarischen Inseln Eipango gelegen sei. Selbst nach der Rückkehr von seiner ersten Reise war er noch in diesem Irrthum befangen und kündigte bei seiuer Aukuuft in Lissabon an, daß er aus Cipango komme, welche Täuschung zum Theil dadurch verursacht worden, daß die Eingeborenen von Haiti den gebirgigen Theil ihrer Insel Cipangi nannten. II. Fermn Mendez Pinto. Ostindische Handelszustände im ^5. und 16. Jahrhundert. — Ausdehnung der Herrschast der Portugiesen. — Antony dc Moto, Francis Zimoro und Antonio Pcrota in Japan, — Fernan Mcndcz Pinto. — Seine Jugend,—(^rste Widerwärtigkeiten, geräth in Gefangenschaft, wird befreit.— Geht nach Ostindien, — Nimmt in Diu Kriegsdienste. — Besucht die Königin von Abyssinicn. — Geräth in Sclavcrei. — Wird befreit. — Vom König von Malacca mit verschiedenen Missionen betraut. — Wird in Patana beraubt. — Leidet Schiffbruch. — Nimmt cinc chinesische Dschunke weg, —Zündet eine chinesische Stadt an. — Beraubt die Gräber chinesischer Könige. — Geräth nach Japan. Im 15. und Itt. Jahrhundert trieb man den Handel in Ostindien auf eine wnnderliche Weise. Die Kauffahrteischiffe waren alle bewaffnet, die handeltreibenden Nationen waren fast unausgesetzt in Kriege mit einander verwickelt, man besuchte die Märkte mit dem Schwerte in der Faust, kaufte, was käuflich war, und raubte mituuter das, was man nicht kaufen kouute. War ein Kaussahrer durch ein Schiff einer anderen Nation entweder beeinträchtigt, oder vielleicht gar beraubt wordeu, so übte er am nächsteu Fahrzeug, dem er begegnete, Repressalien, und manche Schiffe brachten reiche Ladungen heim, für welche die Eigenthümer niemals bezahlt hatten. In Folge der Entdeckung Vasco de Gama's, der im Jahre 1497 das Cap der guten Hoffnung umschiffte und im Mai 1498 in Calicut anlangte, begann der Handel des Ostens sich nach einer neueren Richtung zu entwickeln. Die Venetianer, die während der vorhergehenden Iahrhnnderte durch Hülfe der Araber in Egypten Europa mit den kostbaren Waaren des Orients versehen hatten, konnten es nicht verhindern, daß dieser einträgliche Handel in die Hände der Portugiesen überging, nnd diese letzteren begannen in Ostindien ein mächtiges Neich zu gründen, zu dessen Hanptstadt sie Goa erwählten, das etwa 1510 in ihre Hände siel, uud bald zum Sitz eines Vicckö'nigs nnd Erzbischofs gemacht, sich zu einer prachtvollen und großen Stadt entwickelte. Die Portugiesen dehnten ihre Herrschaft über den persischen Golf, längs der Küste Afrika's bis Madagascar aus; 1511 ergrissen sie Besitz von Malacca, das bald in Pracht und Bedeutung nur Goa nachstand. Die Molnkken oder Gewürzinseln, die celebischen Inseln, Mindanao, Sumatra, Java und Borneo, selbst Neu-Gninea wurden besucht, denn welch eroberungssüchtiges Volk hätte wohl jemals Grenzen für seine Ländergier gefunden, und bis an die Küste von Siam, Pegn, Cambodia und den südlichen Theil China's segelten portugiesische Schisse. Hier hatte ein Versuch, einen befestigten Posten in der Nähe von Canton zu errichten, die Gefangenschaft und den gewaltsamen Tod eines ans dem Wege nach Peking befindlichen portugiesischen Gesandten zur Folge, sowie eiu Verbot, für chiue-stsche Dschunken mit Fremden zn handeln. In Folge dessen nahm der portngiesische Handel mit China den Charakter an, den er noch hente trägt: theils Schmuggelei, theils Seeraub, worin sie von den Piraten China's, sowie den durch die Kaufleute bestochenen Mandarinen sehr unterstützt wnrden. Die Hanptplätze, in denen dieser Handel geführt ward, waren Liampo, das heutige Ningpo, und Saucia, eine Insel am Eingänge der Bay von Canton, das heutige Macao, wo chinesische nnd portugiesische Kaufleute während der kurzen Zeit ihres Aufenthaltes in schnell errichteten Hütten wohnten. Antonio Galvano erwähnt in einem nach seinem Tode 1557 veröffentlichten Bnche, ein Verzeichniß der verschiedenen Entdeckungen zur See und zu Lande enthaltend, den ersten Besuch der Portugiesen in Japan folgendermaßen: „Im Jahre des Herrn 1542 befand sich ein gewisser Diego de Freitas, Capitain eines Schiffes, in der Stadt Dodra im Königreich Siam, und es entflohen daselbst von ihm drei Portugiesen in einer Iunco (welches eine Art von Schiff ist) nach China. Ihre Namen waren Antony de Moto, Francis Zimoro und Antonio Perota. Indem sie in der Richtung der Stadt Liampo segelten, die in dreißig und einigen Graden nördlich liegt, siel ein solcher gräßlicher Sturm ans den Stern ihres Schisses, daß er dasselbe vom Lande trieb. In einigen Tagen sahen sie gegen Osten eine Insel in 32", die sie Japan nannten, welches die Insel Zipangry zu sein scheint, die Paulus Venetus (Marco Polo) erwähnt, sowie auch die auf derselben befindlichen Reichthümer. Und diese Insel Japan besitzt Gold, Silber nnd andere Reichthümer." Massei in seiner lateinischen Geschichte Indiens (1589) spricht in Folge von Galvano's Aussage den drei erwähnten Portugiesen die Ehre der Entdeckung Japans zu, diese aber wird noch von vielen Anderen beansprucht, darunter Fernan Mendez Pinto, der in der zuerst im Jahre 1614, dreißig Jahre nach seinem Tode gedruckten Autobiographie sich selbst nebst zwei Gefährten als die portugiesischen Entdecker aufführt. Pinto ist lange und oft als der Müuchhausen aller Reisenden bezeichnet worden; Cervantes nennt ihn: „Fürst aller Lügner"; auch Andere branchen seinen Namen als Symbol für Aufschneidereien, und dennoch hat er dies vielleicht nur dem abenteuerlichen Styl zu dauken, in dem er seine Erlebnisse erzählt, denn die Haupt- ereignisse seines Aufenthalts in Ostindien werden von mehreren Zeitgenossen in Briefen aus Malacca vom Jahre 1564, die bereits 1566 in Rom veröffentlicht wurden, bestätigt. Pinto selbst scheint sich die Bczweiflung seiner Aussagen sehr zu Herzen genommen zn haben, und drückt sich dies in seinem Bnche ans.— Manche Menschen scheinen nur dazu geboren zu sein, Abenteuer zn erleben, und wie wenig gelinde ihm das Schicksal von Anbeginn an mitgespielt, drückt er in folgenden Worten aus: „Will demnach den Anfang meiner Ncise von der Zeit nnd demjenigen machen, was sich mit mir nach meinem zehnten und zwölften Jahre, die ich im Königreich Portugal, in der Stadt Montemor Or tho genannt, in Elend nnd Armuth bei meinen Eltern zugebracht, begeben. Zwar meines Vaters Bruder, begierig, mich zu besserer Gelegenheit zu befördern, brachte mich in der Stadt Lissabon zn einer reichen nnd vornehmen Dame. Aber das Fürhaben meines Oheims ging den Krebsgang. Denn nachdem ich ungefähr anderthalb Jahre in dieser Dame Dienst gewesen war, begegnete mir etwas, welches mich in scheinbare Lebensgefahr brachte, also daß ich, dem Tode zn entgehen, gcdrnngen wnrde, in der Eile derselben Haus zu verlassen. Aber die Furcht folgte mir gleich auf dem Fuße nach, daß ich nicht wußte, welchen Weg ich nehmen sollte, oder wo ich war. Ich, der stets des Todes Bild vor Angen hatte, kam allmählig auf dieser Flncht an Gay de Petra, einen kleinen Hafen also genannt. Daselbst sand ich ein Schiff von Alfama, welches mit Pferden nnd Reisczeug eines Herren, so nach Setubal zöge, geladen war, und nachdem ich selbiges Schiff sahe reisefertig sein, begab ich mich anf dasselbe, und reifcte also des andern Tages fort. Aber, nachdem wir mitten in die See, und zwar an einem Orte, Lczimbrc genannt, gekommen, wurden wir von einem französischen Seeräuber angefallen, welcher 15 bis 20 der Seinen in nnser Schiff übersetzte, die uns gar leicht, als sie keinen Widerstand fanden, weil wir dessen nicht vermuthet ^«»2. 25 'mw»" waren, übermannten. Nachdem sie nns in ihrer Gewalt hatten, nahmen sie alle Kaufmannswaaren, die sich im Schiffe befanden, im Werthe von 6000 Ducaten, und durchbohrten unser Schiff. Wir aber, die wir am Leben geblieben, wurden zu Sclaveu gemacht. Die Hände und Füße gefesselt, mußteu wir in ihr Schiff; man wollte nns aus Rache in der Barbarei verkaufen, wohin sie Waffen brachten, und dieselben an die Mahomedaner verkauften. Sie thaten uns dreizehn Tage nichts anderes als schlagen und prügeln." Später erbeuteten die Piraten ein anderes reichbeladencs Schiff und setzten Pinto nebst mehreren Audereu in Portugal an's Ufer, wo sie durch Donna Beatrix, Tochter des Großen Villa-nova, und andere Personen gepflegt uud unterstützt wurden. Er trat dann zuerst in den Dienst eines Edelmannes Fraucisco de Faria, und später in den des Ober-Commandanten zu St. Jacob: „Aber weil die Besolduug daselbst gering uud uicht genug zu meiner Unterhaltung war, zwang mich die Noth, meinen Herrn zu verlassen, deS Vorhabens mit seiner Gunst vergnügt zu fein uud mich auf die Reise uach Ostiudieu zu begeben."--------„Zog also weg ans diesem Königreich uud zwar in einer Schiffsflotte, so nnr sechs Schiffe stark war, und von einem Admiral commandirt wurde." So gelaugten unsere Abenteurer nach Diu. Um jene Zeit verbreiteten die Türken einen pauischcu Schrecken durch die ganze Christenheit. Nachdem sie den Veuetiauern beinahe alle Besitzungen im mittelländischen nnd adriatischen Meere entrissen, Wien belagert, die Snltanc der Mamelucken cutthrout uud dem Kalifeu vou Bagdad die Leitung der Kirche Mahomeds entrissen, snchten sie längs des rothen Meeres ihre Eroberungen weiter östlich auszndehucu, und da sie hier auf die Portugiesen und Abenteurer anderer Natioueu stießcu, so faudcn uuausgesetzt blutige Kämpfe statt. Ein Geist abentenerlichcr Freibeuterei schien sich aller Nationen bemächtigt zu haben, und Leute vom Schlage Meudez Pinto's durchzogen alle Meere, um Neues uud Wunderbares -«««2, 26 M»>- zu entdecken oder Reichthümer zu sammeln. Zur Zeit der Ankunft unseres Helden in Diu bereiteten sich die Türken zu einem Einfall nach Indien vor, und zwei Schiffe waren eben bereit anszulaufen, um Kundschaft von dem in der Nähe von Mecca sich sammelnden Heere einzuziehen; unser Abenteurer schiffte sich auf denselben ein, wohnte einem Gefechte bei, in welchem ein türkisches Schiff genommen ward, und machte einen Besuch in Abysstnien, wo ihn die Königin sehr gnädig anfnahm und beim Abschied „einige Betrübniß zeigte." — „Gewiß, sagte sie, ich bin betrübt, indem ihr gesinnt seid, so bald Abschied zu nehmen. Doch weil es, wiewohl zu meiner Betrübniß, so sein muß, so wünsche ich, daß eure Reise glücklich und gesegnet sei und bei eurer Wiederkunft so wohl von den Euren mögt empfangen werden, als vormals der König Salomo unsere Königin ans Saba in dem wunderbaren Hofe seiner Hoheit empfangen." Verehrte auch jedem von uus achtzig güldene Oqueas, welche 240 Ducaten ausmachten. Als Pinto mit den Seinen auf dem Rückwege den Hafen von Arquico verlassen, ward er von den Türken gefangen „und nach Mocha geführt, da man sehr verächtlich mit ihnen umbgmg." Ein türkischer Priester begehrte Alle zum Opfer für Mahomet, allein ein Ianitschar widersetzte sich ihm; nichtsdestoweniger erlitten die Portugiesen Plünderung, und einige verloren ihr Leben. Pinto wnrde zuerst an einen griechischen Renegaten und von diesem au einen Juden verkauft? „von welchem er nach Ormns geführt und zum Präsent zweieu portugiesischen Obristen verehret wurde." Nach kurzem Ausenthalt schiffte sich Pinto nach Goa ein, sah während der Reise die Belagerung von Diu durch die Türken, sowie die vom Vicekönig Don Garcia de Novonha in Goa versammelte Flotte mit welcher derselbe Din entsetzte und die Türken schlug. Um diese Zeit ward Petrus de Faria znm Vicckönig von Malacca ernannt, Pinto trat in seine Dienste nnd wußte sein Vertrauen in so hohem Grade zu gewinnen, daß er mit verschiedenen 27 wichtigen Missionen betraut ward, die hauptsächlich den Zweck hatten, freundliche Verbindungen zwischen den Portugiesen und den eiugeboreum Fürsten einzuleiten, zugleich aber die unter den letzteren herrschenden Streitigkeiten anznfachen, um so den Einfluß der Portugiesen zn stärken, die zn letzterem Zwecke ihre Bundesgenossen oft mit Waffen und Mnuition versahen. Pinto erzählt nns von feiner Misston an den „König der Batas", der just gegen Achem Krieg führte, deu Gesandten aber mit großem Pomp empfing und ihn in sein Vertrauen zog; einer anderen Reise an den Hos des Königs „Queda", der eiu schrecklicher Tyrann war, „welcher seinen Vater mordete, damit er seine Mutter möchte zum Weibe nehmen," weshalb Pinto in große Furcht gerieth nnd sich heimlich entfernte. Später ward er mit verschiedener Amuuition an den König von Aru gesandt, litt anf dieser Reise Schiffbruch und gerieth in so große Noth, daß er sein Brod betteln mußte; zuletzt kaufte ihn ein Mahomedaner nnd führte ihn nach Malacca. Kaum wieder auf freien Fuß gelangt, tritt cr neue Seereiseu an, auf denen er so glücklich ist, 23 Menschen zu retten, „welche Schissbruch erlitten hatten und hin- und hergetrieben auf Brettern uud Stücken Holz schwammen." In Pataua, etwa 400 Meilen von Malacca, traf Pinto mit Antonio Faria, einem Verwandten des Gouverneurs von Malacca, zusammen, der ebenfalls auf einer politischen Mission begriffen, gleich ihm selbst dieselbe mit Handclszwecken verband, und zu diesem Zwecke in Malacca für 12,000 ornsaäoss Tuch auf Credit gekauft hatte. Diese Waareu faudcn in Pataua keinen guten Markt, und aus diesem Gruude sendete Faria dieselben unter Pinto'S Obhut nach Lugor, an derselbeu Küste weiter nördlich gelegen. Während er hier im Flusse aukerte, ward er plötzlich vou einem Seeräuber überfallen, der die ganze Mannschaft niederhieb, von der sich nur Pinto mit drei Anderen durch einen Sprung in's Wasser rettetei „Einer aber ertrank bald darauf, daß uur uuscr zwei, so verwundet wir auch wareu, endlich an's Land kamen, fast in die Mitte durch den Moder krochen und uns im Busch versteckten." Durch die Hülfe einer Frau gelaugte er zuletzt wieder uach Patana zurück, wo er im Verein mit Faria, der nach diesem schweren Verluste nicht wagte seinen Gläubigern in Malacca zn begegnen, nnd unterstützt von einigen Frennden ein kleines Fahrzeng ansrüstete. Im Mai 1640 verließen die Abenteurer Patana, um durch neue Unternehmungen ihre gehabten Verluste zn ersetzen. Pinto erzählt nns nnn von verschiedenen Gefechten mit Seeräubern, deren er mehrere überwältigte und ihre Reichthümer sich aneignete; nnter diesen befand sich auch jener Pirat, der ihm in Lugor so übel mitgespielt und an dem er sich jetzt rächte. Dnrch Schissbrnch auf eine unbewohnte Insel geworfen, ergriffen sie eine chinesische Dschunke, die später daselbst anlangte. Während die Mannschaft au's Laud gegangen war, um Holz zu Men und Wasser einzunehmen: „liefen wir alle zngleich dahin, machten das eingenommene Schiff von den gebnndenen Stricken los und wichen damit ungefähr einen Bogenschuß vom Lande. Die Chinesen, dergestalt berücket, eileten uach gehörtem Geschrei zum Ufer, erstarrten über dem, was vorgefallen, nnd sahen mit Be-stnrtznng, wie ihr Schiff weggcränbert. Derer Schrecken sich vermehrte, da wir nnter sie schoffen, daß sie endlich nach dem Gebüsch flohen, allwo sie, allem Vermuthen nach, den übrigen Tag zur Ve-weinnng ihres Unglücks anwandten, wie wir auch gethan." An verschiedenen Orteil der chinesischen Küste, die Faria nun besuchte, begegnete er anderen portugiesischen Schiffen, von denen später wieder einige Schissbmch litten; die Einwohner einer chinesischen Stadt machten die Schissbrüchigen zu Gefangeueu, Faria verlangte ihre Freilassung von den Behördcu, da der Mandarin aber „denUeber-bringer des Briefes in Stücken zerreißen nnd von der höchsten Mauer zu unserer desto mehrerer Kränknng zeigen ließ," so ging ein Theil der Mannschaften an's Ufer, Feindseligkeiten zn beginnen, während die Schiffe die Stadt beschossen. Die Chinesen scheinen damals keine großen Kriegshelden gewesen zu sein. „Es begunte aus zweien Thoren viel Volks auszufallen, davon ein Theil anf Pferden, oder besser zn reden, anf mageren Schind-Klcppcrn, damit sie anf's Feld liefen, mn Scharmützel anzufangen, waren aber darin so unerfahren, daß sie mehrenthcils herunterfielen;" deshalb wurden sie bald in die Flucht geschlagen und der Mandarin getödtet, „welchen einer der Unseren in die Vrust schösse, daß er vom Pferde fiel," die Stadt genommen, geplündert, wobei Antonins das Haus des Mandarinen für sich behielt: „allwo er achttausend Taeis an Silber fand und noch 5 große Fässer voll Muskuö." — „Wegen eindringender Nacht befahrte Antonius einiges Unglück, zündete derohalben die Stadt an, so von leichte Material gebant in kurzer Zeit abbrannte." Diese Beute scheint den Filibuster,! Appetit nach mehr gemacht zu habeu, denn wir finden sie bald darauf beschäftigt, auf der Insel Calempui, nicht weit von Peking, die Gräber von 17 chinesischen Königen zu plündern. Bei einem späteren Schiff-brnche ertrank Faria nebst den meisten Portugiesen, Pinto aber mit 13 Anderen lebte in großem Elend, entging nnr mit großer Noth der Gefahr, den Daumen der rechten Hand als Bestrafung für Diebstahl zu verlieren; erhielt aber dafür „eine gar jämmerliche Geißelung." Auf der Insel Lampacan (wo später Mavao erbant wurde), die schon damals gemeinschaftlich von Kaufleuten und See-ränbern bewohnt ward, fanden die Portugiesen kein Schiff, das nach Malacca zurücksegelte, und wußten sich nicht besser zn helfen, als am Bord eines chinesischen Corsaren Dienste zn nehmen; unter einander in Streit gerathen, trennten sie sich, und Pinto nebst zwei Gefährten, Diego Zeimoto nnd Christopherus Borello, segelten in einem Schiff, während der Rest ein anderes wählte. Neue Kalamitäten warteten hier der Abenteurer; in einem Gefechte mit anderen Freibentern wurde eine der Dschunken verbrannt, diejenige aber, in der sich Pinto befand, begegnete einem Stnrm, und dreiundzwanzig Tage vergingen, ehe man Land machte. Die Insel, vor der man ankerte, nennt Pinto Tonizuma (Tanegasima), und der Nanta-quim oder Regent der Inseln empfing die Fremdlinge sehr gastlich. Als er bei einem Besnch am Bord die Portugiesen sah, fragte er den Cavitain: „Was für Lente wir wären; sintemalen an unsern Bärtern und Angestchtern wohl abzunehmen hätte, daß wir keine Chinesen müßten sein." Der Seeräuber antwortete: „Wir kämen von Malacca, allda wir vor viel Jahren aus einem Lande, Portugal genannt, angelanget wären." Der Nantaquim lud hierauf die Fremdlinge in sein Haus ein, wo er sie später gastfreundlich bewirthete. Wie natürlich, benntzte er die Gelegenheit, um den Schatz seiner Kenntnisse zu erweiteru, und stellte an seine Gäste verschiedene Fragen. „Das Erste, so er vorbrachte, war: Wie er hätte von den Chinesen und Lequios verstanden, als ob Portugal größer uud reicher wäre, denn ganz China; welches wir bekräftigten. Für's Andere hätte er verstanden, unser König sollte zur See das größte Theil der Welt erobert haben, das wir auch bejahten. Zum Dritten begehrte er von uns zn wissen: Ob dem also, daß unser König so reich an Silber und Gold wäre, daß er mehr denn zweitansend Hänser bis an's Dach derselben voll hätte. Darauf wir antworteten: Wir könnten hierin auf keine gewisse Zahl gehen, weil Portugal überaus groß, reich nnd volkbar wäre." Die Chinesen begannen jetzt einen eifrigen Handel mit den Eingeborenen, bei denen sie einen reichlichen Profit gemacht zu haben scheinen, nicht so unsere Abenteurer. „Belangende uns drei Portugiesen, weil wir keine Waaren zu verkaufen wußten, vertrieben wir unsere Zeit mit Fischfangen, Jagen uud Besichtigung der heidnischen Kirchen, welche sehr köstlich waren. Da wir nun dreiundzwanzig Tage in dieser Insel gewesen, kam vom König von Bnngo ein Schiff in diesem Hafen an," und ein in demselben befindlicher Gesandter theilte dem Nautaquim mit, daß der König, sein Schwiegervater, von gewissen Personen aus Sazuma von den drei Fremdlingen gehört habe, und wünsche, daß ihn einer derselben besuchen möge. „Wir erstauneten hierüber sehr und antworteten: er könnte einen von uns nach seinem Belieben auswählen, woranf er sich ein wenig bedachte nnd mich auskiesete, weil ihm mein Geist fröhlicher als der der anderen vorkam, anch den Japanern am besten gefallen, und den kranken König erquicken dürfte." Natürlich war es für Pinto eine Kleinigkeit, diesem Gesuche zu willfahren; er reiste nach Bnngo, wurde vom Gesandten dem König vorgestellt, der, an der Gicht krank, im Bette lag und ihn also anredete: „Ich bitte Dich, laß Dich nicht verdrießen, bei mir zu bleiben, weil ich Dich gem sehen und mit Dir sprechen möchte. Sage mir, ist iu Deinem Lande kein Hülfsmittel wieder diese Pein, davon ich ganz lahm werde, oder wider den Ekel für die Speise, der mir nuu zween Monat fast all das Essen uuschmackbar und ungenießlich macht?" Pinto war nicht der Mann, durch dergleicheu Ansuchen in Verlegenheit gebracht zu werden. Zum Glück hatte er einige Heilmittel in der Dschunke, unter denen „ein sonderliches Holz, welches, so man's ill's Wasser legete, die Kraft hätte, viel schwerere Krankheiten zu vertreibeu, als die seine." Mittelst dieser wahrscheinlich tonischen Arznei kurirte er des Königs verdorbenen Magen binnen 30 Tagen, vertrieb sich darauf die Zeit „mit großer Ergötzlichkeit" uud als ihm zuletzt seine Gefährten meldeten, daß die Dschunke zur Abfahrt bereit sei, so ersuchte er den König „von Bnngo" bitterlich um Vergünstigung, den Abschied zn gestatten, darein er gern willigte." — „Seine Gemahlin und Töchter beschenkten mich mit vielen seidenen Kleidern nnd Wehern; die Großen am Hofe verehrten mir viel Säbel, und der König selbst gab mir sechshundert Taeis, daher ich also au Gold uud Werth mehr denn fünfzehnhundert Dncatcn mit mir wegbrachte." So segelte unser Abenteurer nach Liampo (Ningpo) zurück, allein sein Glück war von kurzer Dauer, uud eiu nencr Schiffbruch beraubte ihn semer Schätze, so daß er »ach einiger Zeit arm und in Noth zuerst in Ningpo und später in Malacca anlangte. — Dies waren aller Wahrscheinlichkeit nach die ersten Europäer, die jemals Japan besuchten, und die Japaner selbst erwähnen die Begebenheit in ihren Annalen folgendermaßen: „Unter dem Mikado Konari und dem Siagoum Uosi-Hao im 12ten Jahr des Nengo Tin-bun am 22sten Tage des achten Monats (October 1543) erschien ein fremdes Schiff nahe der Insel Tanegazima in der Nähe von Koura in der entfernten Provinz Nisimura. Die Mannschaft, etwa 200 stark, hatte ein sonderbares Aussehen, ihre Sprache war unverständlich, ihr Geburtsland unbekannt. Am Bord war ein Chinese Namens Go-How, der schreiben konnte. Durch ihn lernten wir, „daß dies ein nan-ban oder ein Schiff der Barbaren des Südens" sei. Am 2s)sten segelte dieses Schiff nach Akn-opi an der Nordwestseite der Insel, und Tokitaku, Statthalter von Tanegisima; stellte eine strenge Untersuchung über dasselbe an, wobei der japanische Bonze Tsyn-sigu-zu als Dolmetscher behülflich war. Am Bord des nan-ban waren zwei Anführer Namens Mnra-syukya nnd Krista-musta. Diese hatten Schießgewehre und lehrten den Japanern znerst den Gebrauch von Schießwaffeu und die Bereitung von Schießpulver. — III. Pinto's fernere Gesuche in Japan, Neue Abenteuer. — Zweiter Vcsnch in Japan. — Unruhen und Bürgerkriege in Vungo. — Schlechte Aussichten für den Handel. — (tin Sturm. — Bessere Preise. — UnMcköfällc, — Rettung zweier Japaner. — Rückkehr nach (5l,ina. — l5in dritter Besuch in Japan, — Rückkehr nach Malacca. — Franciscns 5'averius tanft die von Pint» geretteten Japaner und beschließt selbst nach Japan zu segeln. Kaum nach Malacca zurückgekehrt, zog Pinto sogleich wieder auf neue Abenteuer aus, zuerst nach Pegu, dessen König mit dem König von Brama ein Bündnis; geschloffen, ein mächtiges Heer wider Savady ausschickte, „welches ihm jedoch nicht wohl gelang," und deshalb hatte Pint» mit den Seinen großes Uugcmach auszustehen, nahm dann heimlich ein Schiff weg, wurde von einem Seeräuber überfallen, von einer Christin gerettet, und gelangte end-lich nach Goa. Von da zog er mit fünf Schiffen, von denen ihm bald drei genommen wurden, nach China. Ncncr Tchissbruch, nene Leiden, er geräth in Sclavcrei und gelangt in Siam an, wo der König von Brama einen neuen, doch erfolglosen Einfall machte. Die Portngiesen hatten sich, wie gewöhnlich, in diese Streitigkeiten gemischt und so befand sich Pinto wieder einmal unter Landsleuten, Heinc, Wilh. Japan und seine A«»uo>i»er. 3 -«UN 34 VN»- mit denen er nach beendigtem Kriege nach Malacca zurückkehrte. Natürlich erbeutete er während dieser verschiedenen Abenteuer große Reichthümer, die er ebenso schnell wieder verlor, scheint aber bei seiner Rückkehr nicht mit leeren Händen abgezogen zu sein. In Malacca hielt er sich nur einen Monat auf und segelte wieder nach Japan, mit einem Namens Georg Alvarez, der mit dem Schiffe eines Schloßvoigts, Simon de Mello genannt, Kaufmannschaft zu treiben ausftchr. „Als wir nun 26 Tage mit gutem Winde fortgesegelt hatten, saheu wir eine Insul Nameus Tanizuma, dahin wir anch also unsern Lauf uahmen. Des folgenden Tages liefen wir in den Hafen der Stadt Canixto, wo der Voigt desselben Orts zu uns am Bord kam nnd sich sehr über nnser Schiff verwnndcrte, weil er sein Lebelang nicht solches gesehen hatte. Er srente sich sehr über nnsere Ankunft und bat uns mehrere Male, es möchte uns belieben, mit ihm zu handeln. Aber Georg Alvarez nnd die Kanflente entschuldigten sich nnd wandten ein die zn befürchtende Gefahr im Hafen bei einem Sturm. Wir segelten deshalb am folgenden Tage weiter, nach dem Königreiche Bungo, dahin wir uugefähr uoch 100 Meilen hatten, und kamen nach 5 Tagen in den Hafen der Stadt Fuchco. Der König und das Volk empfingen uns sehr freundlich und crwieseu uus große Gunst nnd Rechte der Kanfmannschast) ja, der König würde uns noch größere Gnade erwiesen haben, wäre er nicht in der Zeit, wo wir uns dort anf-hielten, von einen: seiner Lehen-Herren, Namens Fucarandono, einem mächtigen nnd reichen Fürsten, elendiglich um's Leben gebracht worden. Hiermit war es also gethan. Es hielt sich bei nnserer Ankunft an dem Hofe dieses Königs in Bungo ein junger Herr auf, Azirandono genannt, der Neffe des Königs von Arima, welcher an diesem Hofe angelanget, von wegen des üblen Tractaments, so ihm sein Vater erwiesen hatte; anch geresolviret war, nicht wieder in sein Land zu kommen. Es begab sich aber, daß sein Oheim, der König von Arima, starb und ihn, den vorgemeldeten jungen Herrn, zum Erben und Nachfolger in seinem Reiche erklärte. Daher bat Fncarandono den König in Bungo, er möchte ihm beförderlich sein, daß seine Tochter mit diesem neuen König von Arima vermählt würde. Der König war hierzn ganz willig, nahn: anch zn dem Ende den jungen Fürsten mit auf die Jagd, zwei Meilen von dan-uen. Als sie beide nnn in einem lustigen und lieblichen Busch allein waren, redeten sie von dieser Heirath und rekommendirte der König die Brant dem Prinzen auf's Beste. Der ihm denn diesen Anschlag nicht mißfallen. Worüber der König hocherfreut nud dcu Fucarandono zu sich in die Stadt berief nnd ihm Alles erzählte, was in dieser Ehestiftnng abgehandelt worden. Fucarandono fiel dem König zu Füßen und dankte für die hohe Gnade, ging auch hiernach frendig heim und brachte seiner Gemahlin, Söhnen uud Freuuden diese gnte Zeitung, die sich insgesammt darüber freuteu und einander herrlich traktirtcn, wie sie gemeiniglich bei stattlichen Ehegelöbnissen zu thun pflegen. Die hocherfreute Mutter verfügte sich zu ihrer Tochter, welche sie in Gesellschaft vieler ihrer aufwartenden Jungfrauen wirkend fand. Sie uahm dieselbe bei der Hand und führte sie in eine Kammer, wo ihr Vater und alle ihre Brüder beisammen waren, die hierüber eine große Freude zeigten, weil sie bereits für die Königin von Arima gehalten ward. Also pas-sirte man diesen Tag mit Visiten, die ihr die Fürnehmstcn des Königreichs gaben, um die Glückwünsche darzubringen. Allein die Braut war bei allem solchem Frohlocken nicht zufrieden, als welche inbrünstig verliebet war gegen einen jnngen Edelmann, dessen Vater Groge Armu hieß nnd dein Fucarandono an Staud, Neichthnm, Macht bei weitem nicht gleich war. Diesem ihrem Geliebten that sie von solcher angemnthetcn Vermählung die folgende Nacht Knnd-schaft durch ihre vertraute Dienerin bringen, mit dem Begehreu, er möchte sie aus ihres Vaters Haus entführen, bevor ihnen die Gelegenheit dazu gänzlich ans den Händen wischte. Der jnnge Edelmann, der mit ebenso großer Liebesqual, wie sie, behaftet, begab 3' -^«^ 36 ^""^ sich alsobald an den gewöhnlichen Ort ihrer geheimen Zusammenkünfte, wo sie ihn so lange bat und nöthigte, daß er sie, wie sie gebeten, entführte nnd in ein Nonnenkloster, darin seiner Mntter Schwester Acbtissin war, brachte nnd wo sie neun Tage verborgen blieb. Des folgenden Morgens ging ihre Hofmcistcrin in das Gemach, wo die Braut vorigen Abends geblieben war, nnd als sie daselbst dieselbe nicht antraf, ging sie in ihrer Mntter Kannner, in der Meinung, da es Feiertag sei, würde sie da sich mit Putzen und Zieren beschäftigen. Als sie aber anch hier nicht zu finden war, snchte man sie in ihrer Schlafkammer; es wurde daselbst ein Fenster offen gefunden, welches nach dem Garten ging, am Gitter einen Lailach hangend nnd einen ihrer Schleier auf der Erde liegend. Ans diesem war schwer zn berathen dasjenige, was bereits schon geschehen war. Sie brachte hieranf ganz bestürzt diese traurige Zeitnng ihrer Mutter, die uoch iu der Nnhe war, aber sehr erschrak, als sie dies hörte, sich aufmachte und alle Fraueuzimmer dnrchsuchte. Weil aber nirgend die Verlorene anzutreffen war, ward sie von tranriger Bestürzung dermaßen überfallen, daß ihr gleich darauf eine Ohmnacht zutrat und bald darauf ein jäher Tod. Fn-carandono wußte noch nicht, was fürgcfallen war, doch hörend dcu Tnmult der Weiber, kam er bald, nm die Ursache desselben zn erfahren. Und nachdem ihm die Flucht seiner Tochter kund geworden, sagte er dies seinen Frenndcn. Diese, über solchen wunderlichen Handel ganz bestürzt, entschlossen sich, in dieser Sache sehr streng nnd scharf zu verfahren. Die Execution fing an, wo der Zann am niedrigsten, nämlich an dem armen Hansgesinde, und hundert Weiber wurdeu enthanvtct; ja, die Fürnehmsten gcvicrtheilt, weil man ihnen zumnthete, sie wüssen von dieser Sache. Die Meinungen, wo doch diese Brant möchte hingekommen sein, waren sehr verschieden. Man wnrde endlich einig, weiter nichts anznfangen, bevor der König von diesem Handel wüßte. Sie hielten demnach an nm Erlaubniß, gewisse verdächtige Häuser zn Visitiren, welches der König aber verweigerte, um die Hausherren nicht zu beleidigen, noch besorgenden Anftuhr zn erwecken. Fncarandono verdroß solches gar sehr; er beschloß dcrowegen nach Art der Japaner, welches ein ehrsüchtiges Volk ist, sein Vorhaben auszuführen, es käme gleich drum, was wolle. Er berief darum alle seine Verwandten zu sich uud attaqnirte sammt dcuen alle ihnen verdächtigen Häuser. Dieses gewaltthätige Benehmen vernrsachte einen solchen Aufruhr, daß vou beideu Seiten mehr als tausend Menschen um's Leben kamen. Der König zog persönlich mit seiner Leibgarde auf, um den Tnmult zu stillen, aber umsonst. Man tödtete von den Seinen eine große Anzahl und er mußte mit Weuigcn wieder in den Palast entweichen. Nichtsdestoweniger verfolgten sie ihn und hieben ihn sammt seinen bei sich Habenden nieder. Sie liefen auch nach der Königin Kammer, die krank zu Bette lag, und brachten sie mit ihren drei Töchtern und den anderen Fraueu eleudiglich um's Leben; zündeten nachher ganz toll und rasend die Stadt an 6 oder 7 Enden an, dazu kam ein heftiger Wind nud die ganze Stadt war binnen 2 Stnndcn gänzlich eingeäschert. Wir übergebliebenen Portugiesen kamen mit gcnaner Noth in unser Schiff, hieben das Ankerseil ab und begaben nns in die volle See. Die Aufrührischen, deren 10,000 an der Zahl, wichen nach Vcrwüstnng der Stadt auf einen Berg, Canafama genannt, nm da einen andern König zu erwählen, indem Fucarandono und seine vornehmsten Freunde im Streite gefallen waren." „Man berichtete solchen Anflanf alsobald an den Fürsten, des Königs Sohn, der sich daznmal in seiner Festnng Osqny, 7 Meilen von Fucheo, aufhielt. Dieser Fürst beweinte seines Vaters Tod, rüstete sich zur Rache uud wollte mit etlichen voruehmen Herren, die er daznmal bei sich hatte, uach Fucheo ziehen. Aber sein Hofmeister, Namens Fingeindono, rieth, so lange inne zu halten, bis ein ganz ausführlicher Bericht des Vorgefallenen eingelaufen sei; weil zweifelsfrei diejenigen, die seinen Vater umzubringen sich unterstanden hatten, auch seiner nicht schonen würden. Er gab ihm aber diesen Nath, er sollte so viel Volk, als möglich, zusammenbringen, nm seine Feinde zu bezwingen und strafen zu können. Der Fürst ließ sich dies gefallen, ordnete Alles nach Nothdurft wohl au uud befahl darauf allen denen, die bei ihm waren, anf dem Horn zu blasen, welches eiue sonderbare Gewohnheit in Japan ist, und eiue große und fast unaussprechliche Unruhe im Lande verursacht. Dieses desto besser zu verstehen, muß man wissen, daß vermöge einer alten Gewohnheit in diesem Königreiche Japan alle Einwohner, von dem kleinsten bis znm größten, verpflichtet sind, ein Horn in ihrer Wohnuug zn haben, dürfeu aber bei schwerer Strafe uicht darauf blasen, es sei denn, daß Anfruhr im Lande, oder Brand oder Plünderung oder Verrätherei wäre. Wenn das Horn geblasen wird, weiß man gleich, was es bedentet. Ist Anfrnhr vorhanden, so bläst man nur einmal, ist Brand, zweimal, ist Plündernng, dreimal, nnd Verrätherei, viermal. Und der Erste, der es höret, ist verbunden bei Lebensstrafe, eben auf solche Weise zn blasen, damit man dasjenige, was sich zugetragen, desto schleuniger erfahre. Jedoch weil das Zeichen der Verrätherei nicht so gemein ist, als die andern, so lanfen alle diejenigen, die es hören, alsobald nach dem Orte, wo man zuerst geblasen. Dieses Zeichen schallet so geschwind vorwärts, daß man in einer Stunde über zwanzig Meilen weit weiß, was sich begeben hat. Nachdem nnn der jnnge Fürst hatte m's Horn stoßen lassen, begab er sich in ein Kloster, in einem Busch und beweinte dort 3 Tage laug die Semen. Unterdessen versammelte sich eine große Menge Volks, mit dem der Fürst seinen Marsch gerade auf Fucheo richtete, Willens, die Aufrührischen zn überfallen, ehe sie sich zerstreuten. Die Stadt empfing ihn mit Freuden, doch bezeugte sie auch eine große Traurigkeit über den Tod seiues Vaters. Er ging nicht allzubald iu deu königlichen Hos, soudern zuerst in die Pagode, worin sein Vater lag, stellte auch, demselben zu Ehreu, in den 2 folgeudeu Nächten eine übergroße und stattliche Leichenpracht an mit einer unzähligen Menge brennender Fackeln. Man zeigte ihm das blutige Kleid seines Vaters, in welchem dieser ermordet worden, worauf er einen Eid that, keinen Schuldigen an dieser That zu verschonen, sollt's auch einer von deu fürstlichen Priestern sein. Er wurde am vierten Tage seiner Anknnft in der Stadt gekrönet, jedoch mit schlechter Pracht, wegen der noch frischen Trauer. Hierauf zog er mit einem gewaltigen Heere gegen die Nebellen nnd hielt sie auf dem Berge, den sie eingenommen hatten, i) Tage eingeschloffen. Diese bemerkten, daß mau stc mit Hunger zwiugeu wollte, und resolvirten sich, lieber als tapfere Männer im Streite zn sterben. Machten demnach bei finsterer Nacht uud Regenwetter in aller Stille vom Berg hinab eiucu Aufall au vieleu Orteu auf das königliche Lager. Wurdcu aber auch mit gleicher Ncsolutiou uud guter Anstalt von der in voller Schlachtordnuug steheudenArmee empfaugeu. Der König war bei Zeiten davon in Nachricht gesetzt worden. Der Streit war auf beiden Seiten sehr grausam und grimmig, und währte bis um 2 Uhr dcs Tages, nachdem 36,000 Manu anfgeriebeu worden, worunter die zehntausend Auftührischeu allgesammt warcu, deren kein Einziger das Leben davon brachte. Der König war über deu großen Verlust der Seinigen sehr betrübt und begab sich nach Abstrafung der Rebellen wieder nach der Stadt, wo er eine große Anzahl Verwuudetcr verbinden ließ, von denen auch später noch viele ihren Geist aufgabeu." „Als nun wir Portugieseu, so viel unser aus vorerzähltem Tumult das Leben davon brachten, sahen die Verwüstung des Landes uud die Zerstreuuug der flüchtigen Kanfleute, hatten wir wenig Hoffuung, nnsere Waaren zu verkaufen uud im Hasen der Stadt Fucheo sicher zu sein. Wir segelten deshalb von da fort uud liefen neunzig Meilen weiter iu eiucn Hafeu, Hyamaugo geuauut, eiu, in dem Meervuseu TauguMna. Wir blieben 2V2 Monat dort, konnten aber während des Aufenthalts daselbst nichts verkaufen, wegen der Menge vorhandener chinesischer Waaren. In allen Win- keln und Häfen des Königreichs Japan znm wenigsten mehr als 30 bis 40, ja in etlichen mehr als 100 Junten waren; so daß in diesem Jahre sich mehr als 2000 Kauffahrtei-Schisse aus China in Japan befanden. Alle diese Kanfmannswaarcn bestanden in Seide und waren sehr guten Preises, so daß jeder Picol, der daznmal in China 100 Tacis kostete, nicht höher als zn 30 Taeis in Japan verkauft wurde. Indem es nnn schien, als wären wir dem Verderben geweiht, entstand im Wintermonat mit dem Neumond ein gransamer Sturm, der den größten Theil dieser Schiffe aufrieb. Danach stiegen denn die rückständigen und erhaltenen Waaren so hoch, daß wir dieselben nm einen gewünschten Preis verkauften. Wir machten uns, so wie die Andern, dies wohl zn Nntz und begaben uns mit großem Gewinn wieder auf die Neise. Kaum hatten wir die Segel fallen gelassen, so zerrissen die Stricke an der großen Segelstange, also daß selbiges niederfiel und diese in vier Stücke zerbrach. Wir kehrten wieder nach dem Hafen zurück, sandten ein Boot mit einem Geschenk für den Obersten an's Land und bewarben nns um eine andere Segelstange, welche wir anch bekamen, so daß wir folgenden Tages absegeln konnten. Aber stracks begegnete uns ein anderer Unfall. Denn da wir fast den Anker heranfgewnnden hatten, zerriß das Ankerseil und der Anker fiel in's Wasser; weil wir aber mit keinem andern versehen waren, wendeten wir alle mögliche Mühe an, denselben wieder zn bekommen. Holeten etliche Wassertancher vom Lande, die für 10 Ducateu sich in's Wasser ließen und unsern Anker anf 26 Faden tief funden, den sie mit einem Seile festmachten, so daß wir den Anker wieder aufwinden und in's Schiff bringen konnten, wobei wir einen Tag und die daranf folgende Nacht zu thun hatten und beschlossen, den kommenden Tag abznsegeln. Aber da erhnb sich ein heftiger Wind daß uns der schnelle Strom an eine Klippe warf, mit großer Lebensgefahr. Indem wir nns nun bemühten von dieser Klippe loszukommen,^ sahen wir zwei Reiter von derselben herabkommen, die uns zuriefen, wir sollten sie mitnehmen. Die Begierde, zn wissen, was dieses bedeuten solle, trieb uns an, ein Boot auszusetzen, worein ich selbst mit noch zwei Anderen trat. Als wir das Ufer erreicht hatten, sprach einer von diesen zweien zu mir: „Herr, dieweil ich mich gar uicht säumen darf, ans Furcht, diejenigen, die mir nachfolgen, möchten mich einholen, so bitt' ich Euch, durch die Gütigkeit Eures Gottes, Ihr wolltet mich ohne Befahrnug eines Uebels mit Euch nehmen." Diese Worte machten mich sehr bestürzt, so daß ich nicht wußte, was ich machen sollte. Jedoch weil ich mich erinnerte, diesen Manu unter den Kaufleuten von Hyamango gesehen zn haben, so bewog mich das, ihn nnd seinen Gesellen mitzunehmen. Kaum hatten wir ein Wenig von dem Ufcr abgetrieben, da kamen auch schon 14 Reiter und riefen: „Gebt uns diesen Verräther oder ihr müßt sterben." Diesen 14 folgten bald noch 9 Reiter, also daß es ihrer 23 waren; die Furcht trieb mich, so fern von dem Ufcr abzntreiben, daß sie mir uicht nahen konnten. Alsdann fragte ich diesen, was ihr Begehr wäre? Worauf einer von ihnen antwortete: „Wofern Ihr diesen Japaner (seines Gesellen gedachte er nicht) mit Euch hinwegführet, so sollt Ihr wissen, daß 1000 Häupter, gleich wie Eures, dessen, das Ihr thut, zur Strafe werden entgelten müssen." Aber ich achtete solche Worte nicht, sondern ich fuhr mit ihnen nach unserm Schiff, wir segelten darauf frisch fort nnd kamen nach Verlauf von 14 Tagen glücklich gen Chiuchco, welches einer der größten Hafen in China ist. Daselbst empfingen wir Nachricht von einem berühmten Seeräuber, der sich da aufhielt mit seineu Schisseu, und Alles, was er übermauucn konnte, wegzunehmen pflegte, und weil wir uns wegen dieses Seeräubers nicht getrauten diesen Fluß zu befahren, segelten wir nach Lamau und versorgten uus mit Victualien und reisten nach Malacca; daselbst hielt ich mich einige Zeit ans nnd ging nachmals aus verschiedenen Gründen auf die Reise uach Iapau, und trat in ein Schiff, worauf Duart von Cama Oberster war. Wir kamen in die Stadt Fncheo, in dem Königreich Bungo, und wnrden von dem König gut empfangen. Nachdem wir anch daselbst eine Zeit lang zugebracht und unsere Sachen bestellet hatten, nahmen wir vom Könige, der uus große Freundschaft erwiesen hatte, Abschied und ließen die Segel tapfer streichen bis an eine Insnl des Königs von Minaco. Als wir aber sieben Meilen gesegelt hatten, übersiel uns mit dem Neumond ein sehr heftiger Sturm aus Süden, dessen Wellen uns fünf Tage lang herumwarfen, daß wir nicht wußten, wo, auf welcher Höhe oder Länge wir waren. Wir brachten fünf ganze Tage iu Aengsten zn, nach deren Endigung der Wind sich uuverseheus legte uud die See wieder still wurde, worüber wir sehr erfreut waren." „Nachdem der Sturm vorüber war, ließen wir die Segel wieder streichen und kamen nach dreizehn Tagen in das Reich China und warfen Anker in dem Hafen Sanchan, wo damals Kaufhaudel getrieben wurde. Wir fanden da, dieweil die Zeit schon verflossen war, nicht mehr als ein Schiff, worauf Diego Pereyra comman-dirte, welches auch schon segelfertig lag, um nach Malacca zu geheu. Weil nun unser Schiff so sehr zerrisseu und zerbrochen worden von dem Stnrme, daß wir uns nicht getrauten auf demselben weiter zu fahren, traten wir in das andere Schiff nnd kamen solchergestalt mit gutem Glück nach Malacca." Der Name des flüchtigen Japaners, welchem Pinto das Leben gerettet, war Angiro, und dieser Manu war bestimmt, später ein bedeutender Apostel des christlichen Glaubens iu Japan zu werden. Bei seiner Ankunft in Malacca traf Pinto mit Franciscns Xave-rius und Cosmo Rodriguez zusammen, die damals eben aus Europa angelangt waren, nm im fernen Osten das Evangelium zn predigen. Nach verschiedenen Unterrcdnngen mit Pinto nnd Alvarez beschloß Xaverius, mit dem nächsten Musson (südwestlicher Wiud, der währeud der Sommermonate au diesen Küsten weht) nach Japan zu segeln, nm dort zn predigen. Angiro schien ihm hierzu als ein von Gott gesendetes Werkzeug, deshalb nahm er ihn mit nach Goa, wo er bald eine vollkommene Kenntniß der portugiesischen Sprache, sowie der Lehren des Christenthums erlangte. Er und sein Gefährte wurden bald darauf getauft und es erhielt Angiro den Namen Paulo de Santa Fe, sein Gefährte aber wurde Iohaunes geheißen. IV. Nie Jesuiten. IllMN M Zeit ihrer Hnkunst. Ncligiöse Bctchrungssucht des 16ten Jahrhunderts. — Gründung des Ordens dcr Gesellschaft Icsu. — Franciscus lavier. — Seine Ankunft war dcr erste Engländer, der im Jahre 1592 eine Neise nach Indien um's Cap der gnten Hoffnung unternahm; eiue zweite von ihm unternommene Expedition im Jahre 1596 aber schlug wegen verschiedener Schissbrüche gänzlich fehl. Als später einige Holländer, die während geraumer Zeit von den Portngicsen gefangen gehalten worden waren, nach Amsterdam zurückkehrten, theilten sie ihre erlangten Kenntnisse voll den Reichthümern des Ostens nnd den Vortheilen, welche ein Handel nach jenen Gegenden bieten würde, den holländischen Kaufleuten mit, nnd ihre Uebcrredungeu hatten bald darauf die Bilduug einer ostiudischcn Handcscompagnie zur Folge. Im Jahre 1695 entsendete mau verschicdeuc Schiffe, um Handels-versnche zn machen, nnd obschon diese im Anfange nicht glücklich ausfielen, so ließ man sich dadnrch doch nicht abschrecken, erneute Ver-snche zn machen, welche zuletzt mit Erfolg gekröut wnrdcn, und es gelang sogar, auf dcr Westküste von Japan zu landen und dort eine Niederlassung zn gründen; nnter den Seelenten, die sich bei diesen Unternehmungen bcthciligten, zeichneten sich besonders Hugh Linschaoten, Houtmann, Oliver Noort uud Jacques Mayhay aus. In der Flotte des Letzteren dienten zwei Engländer, William Adams nnd Thymothy Schotten, nnd der Erstere von diesen Beiden war der erste Engländer, welcher Japan erreichte. Dieser merkwürdige Mann giebt seinen Geburtsort als Gillingham in Kent, zwei Meilen von Nottchester nud eiuc Meile vou Ehatam, „wo die Schiffe der Königin (Elisabeth) ankern," an. Natürliche Neigung trieb ihn dazu, Seeman zn werden, nnd bald sehen wir ihn als Lootsen der königlichen Schiffe, später aber vertauschte er diese Stelle mit den Diensten in einer Eompaguie von Kauflenten, die nach den Berberei-Staa-ten handelten, bis der in Holland beginnende Handel seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Sodann im Jahre nnseres Herrn 1598 verdingte ich mich als Oberlootse einer holländischen Flotte von fünf Segeln, welche die Vorsteher der indischen Eompagnie, Peter Vanderhae und Hans Vandergnot, fertig machten. Der General 7' dieser Flotte hieß Jacques Mayhay, in dessen Schiff, da er Admiral war, ich als Lootse verblieb. Diese Flotte segelte am 24. Juni 1598, in den letzten Jahren der Negiernng der Königin Elisabeth vom Texel. Nach vielen Schwierigkeiten sowie Krankheit, dnrch die auch der Admiral oder, wie man ihn damals nannte, General sein Leben verlor, und verlängertem Anfcnthalte an den Küsten von Gninea uud Brasilien langte man im Anfang April 1599 am Eingänge der Straße von Magellan an, wo man durch den eintretenden Winter bis zum 24. September zurückgehalten würde. Nachdem man mit großer Mühe den stillen Ocean erreicht hatte, zerstrente ein Stnrm die Flotte, und ein Theil der Schisse gerieth in Streitigkeiten mit den Einwohnern der Küste von Chili. Nach längerem Umherirren zwischen den Inseln beschloß man am 29. November 1599 nach Japan zn segeln. Im 27sten oder 28sten Grade n. B. begegnete man sehr stürmischem Wetter nnd am 24. Febrnar KM) verloren sich die Schiffe in einem dichten Nebel ans dem Gesicht; Adams' eigenes Schiff, Erasmns, entrann dem Verderben allein. „Nichtsdestoweniger thaten wir unser Bestes, nm Japan zn erreichen. Den 24. März sahen wir eine Insel, Namens Una Colonna, zn welcher Zeit viele unserer Leute krank wnrden und verschiedene starben. Groß in der That war unser Elend, denn kaum nenn oder zehn Männer waren im Stande zn gehen oder ans ihren Füßen zn kriechen, unser Capitain aber und alle Uebrigen erwarteten jeden Angenblick ihren Tod. Am 11. April 1600 sahen wir die hohe Küste von Japan, nm welche Zeit nicht mehr als fünf von nns im Stande waren zu gehen; am 12. April kamen wir dicht bis Bungo, wo viele Barken nns bcsnchten, ans denen wir die Lente an Bord kommen ließen, denn wir waren zn schwach, ihnen zu widerstehen. An diesem Orte ließen wir den Anker fallen; die Lente thaten nns nichts zn Leide stahlen aber Alles, was sie immer erlangen konnten, wofür einige später thener zu bezahlen hatten. Am Tage sendete der König der Insel Soldaten am Bord, nm zn verhüten, daß die Güter der Kaufleute gestohlen würden. Zwei oder drei Tage später ward das Schiff in eineu guten Hafen gebracht, wo wir erwarten sollten, was der König mit uns zu thun gedenke; in der Zwischenzeit gestattete man nns, unsern Capitain und unsere Krankeu zu landen, anch räumte man uns ein Haus ein und gab uns Erfrischungen. Nachdem wir nns fünf oder sechs Tage hier ansgehalten, kam eiu ftor» tugiesischer Jesuit nebst andern Portugieseu und audern Japanern, die Christen waren, von einem Platze Namens Nagasacki an, was für uns sehr schlimm war, denn die Portugiesen waren unsere Todfeinde, welche nns für Piraten ausgaben und nicht für ehrliche Kaufleute." Zieht man in Betracht, anf welche Weise alle Nationen damals Handel trieben nnd wie ein Jeder stets bereit war, die Gurgel des Andern abzuschneiden, und zwar auf die Art, daß man sprüchwörtlich sagte: „Jenseits der Linie gebe es keinen Frieden und europäische Verträge erstrecken sich nicht bis in die Südsee." So hatte die eine Partei ebensowenig Grund, diesen Unterschied zwischen Piraten und Kaufleuten zu machen, als die audere Partei, sich darüber zu beschweren; höreu wir jedoch, was uus Meister Adams weiter sagt. „Der üble Bericht der Portugiesen nnd Jesuiten bewog den Gouverneur und die gemeinen Lente, übel von uns zu denken, nnd wir erwarteten täglich an's Krenz geschlagen zu werden, welches in diesem Lande die Straft für Seeräuber ist. Auch begaben sich zwei unserer Leute als Verräther in den Dienst des Königs, da ihnen die Portugiesen ihr Leben versichert hatten; diese Verräther suchten auf alle Weise die Güter iu ihre Hände zu bekommen und machten sie mit Allem bekannt, was anf nnserer Reife sich zugetragen. Da die Portugiesen uoch außerdem die Holländer und Engländer als Ketzer betrachteten, so verleumdeten sie die Fremden gegenüber den japanischen Christen als ungläubige Heiden und Gotteslästerer." Allein da die Sache zu Ohren des Kaisers kam, so befahl er, daß Meister Adams in Begleitnng eines der Matrosen zu ihm nach Osacca gebracht werden solle. Am -«25 102 ^^ 12. Mai 1600 kam er daselbst an, ward wohl empfangen und mit Hülfe eines Japaners, der portugiesisch sprach, hatte der Kaiser eine lange Unterhaltung mit ihm. „Der Kaiser fragte: ans welchem Lande ich sei und weshalb ich so weit hierhergekommen sei? Ich theilte ihm den Namen nnseres Landes mit, sowie daß wir lange versucht, einen Handel mit allen Potentaten anzuknüpfen, indem wir in nnserem Lande verschiedene Bequemlichkeiten haben, die hier nicht erMiren, uud cbeuso hier solche Güter zu kaufen wünschen, welche bei uus uicht vorkommen. Dann fragte mich der Kaiser, ob in unserem Laude Kriege geführt würden? Ich antwortete ihm: Ja, mit Spauieu nud Portugal, aber mit allen anderen Nationen seien wir in Frieden. Dann fragte er mich: an wen ich glaubte? Ich sagte: an Gott, der Himmel nud Erdc erschaffen. Er fragte mich darauf nach verschiedenen anderen Dingen «nd auf welchem Wege ich nach seinem Laude gekommen sei. Da ich eine Karte der Erde mit mir hatte, so zeigte ich ihm darauf die Straße vou Magellan, worüber er sich wunderte und dachte, ich belöge ihn; so fragte er mich von einem Diuge nach dem andern, und ich blieb bis Mitternacht bei ihm. Nachdem er mich gefragt, was für Waaren wir iu unserm Schisse hätten, zeigte ich ihm Proben von Allem; am Ende, als ich mich wegbcgcben wollte, bat ich ihn, mir zu erlauben, ebenso wie die Portugiesen zu haudelu. Sciue Autwort darauf aber kouute ich uicht verstehen; zuletzt ließ er mich wieder iu's Gefängniß führen, nach zwei Tagen aber schickte er abermals nach mir uud fragte nach vieleu audercu Umständen iu uusereu Landen, nach Krieg und Frieden, uach Thieren aller Arten uud nach dem Himmel uud den Sternen. Er schien mit allen meinen Worten wohl zufrieden zu sein. Nichtsdestoweniger ward ich aufs Neue nach dem Gefängnisse geschickt, obwohl nach einem bequemeren uud auderen Platze. So verblieb ich 39 Tage im Kerker und empfing weder Nachricht von unserem Schiff, noch von dem Capitcnn, ob er wieder von seiner Krankheit genesen uud wie sich unser Schiffsvolk befände; wäh- -^^ 103 ^^ rend dieser ganzen Zeit sprachen die Portugiesen nnd Iesnitcn sehr gehässig gegen uns nnd snchten dem Kaiser glauben zn machen, daß wir Diebe und Räuber seien, nnd wenn man uus am Leben ließe, würde es nachtheilig für den Kaiser und das Laud seiu, denn dann würde Keiner von nnserer Nation hierherkommen, ohne zn rauben, allein wenn wir hingerichtet würden, so würde es die Nebrigeu abschrecken, hierher zu kommen. Deshalb ersuchteu sie den Kaiser beinahe täglich, uns nmbringen zn lassen, und ließen dasselbe durch ihre Freunde bei Hofe thun. Zuletzt gab der Kaiser deu Portu-gieseu uud Jesuiten diese Antwort: „Bis jetzt hätten wir weder ihm, noch seinem Lande Schaden zugefügt, deshalb sei es der Vernnnft und der Gerechtigkeit zuwider, uns zu todten, uud wenu unser Land nud ihres mit einander Krieg führten, so sei dies keine Ursache, nm nns nmzubriugeu." „Ans diese Autwort des Kaisers waren sie sehr bestürzt, ihren grausameil Anschlag verfehlt zu haben, wofür Gott gepreiset sei für immer und ewig." Am 4lsten Tage erhielt Adams seine Freiheit uud kehrte am Bord des Schisses zurück; seine uautischcu Instrumente, die er hoch schätzte, wurden ihm zurückgestellt; dem Capitain und dem Schiffsvolke wurden 59,000 Realen verabreicht, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten; allein es ward ihnen nicht erlaubt, das Land zu verlassen. Später zerstreuten sich die Holländer uach verschiedenen Theilen der Insel; der Kaiser aber ließ jedem von ihnen täglich zwei Pfnnd Reis anweisen, sowie ein jährliches Einkommen von zwöls Ducatcu. Nach vier oder füuf Jahren ward Adams aufgefordert, für den Kaiser ein Schiff zn bancn, uud mit Hülfe eingeborener Zimmerlcute coustruirte er ein Fahrzeug von 80 Tonnen, wofür er allgemeinen Beifall erntete. Er stieg nnn immer mehr in der Gunst des Herrschers, den er in Geometrie, Mathematik und anderen Wissenschaften unterrichtete, so daß seine früheren Feinde, die Jesuiten nnd Portugiesen, ihn nm seiue Protection ersuchteu nud er dadurch Gelegenheit hatte, ihnen Böses mit Gutem -"UN 104 n»5>" zu vergelten. Nach fünf Jahren bat Adams, der in England Frau und Kinder hatte, um Erlaubniß, wieder heimkehren zu dürfen, dem Kaiser aber war er zu unentbehrlich geworden, um ihu von sich zu lassen. Als nun der holländische Capital», mit dem er gekommen war, um jene Zeit aus Iapau entlassen nach Patane segelte, benutzte er die Gelegenheit, zwei Briefe uach seiuer Heimath zu senden. Der zweite derselben ist vom 22. October 1611 datirt. Später baute er ein zweites Schiff vou 120 Tonnen für den Kaiser, welches im Laufe der Zeit bestimmt war, schiffbrüchige Spanier in ihre Heimath zurückzubringen. Im Jahre 160l) gedachte Don Rodrigo de Vivero, früherer Gouverneur von Manilla, in einer Gallione, St. Francisco, nach Neu-Spanicn zurückzukehren. Allem er litt au der Küste von Japan Schissbruch, 160 von der Mauuschaft vcrloreu ihr Leben, 340 aber wurden gerettet; diese Schiffbrüchigen wurden von deu Japanern mit großer Freundlichkeit behandelt. Rodrigo mit einem Begleiter ward eingeladen, den Kaiser in Ieddo zu besuchen, und der Gouverneur der Provinz rüstete sie mit allen nothwendigen Bedürfnissen für die Reise aus. Nach einem gnädigen Empfange bei Hofe ward Befehl gegeben, den Schiffbrüchigen alles Eigenthum znrnck-zuerstatten. Spater machte Nodngo noch einen Bcsnch in Mako, wo er den Tempel uud das Grab Taiko-Sames besuchte; er hatte daselbst ein Gespräch mit dem Gouverneur der Stadt, der eben von den Bonzen angegangen wurde, die fremden Misstonairc aus dem Lande zu vertreiben; ärgerlich darüber, so oft mit diesem Gegenstände belästigt zu werden, fragte der Fürst: wie viele verschiedene Religionen es in Japan gäbe? 35 war die Antwort. „Ganz wohl, erwiderte er; wenn 35 verschiedene Secten geduldet werden können so wird das Land durch 36 auch keinen Schaden erleiden. Laßt die Fremden in Frieden." Zuletzt wurde Nodrigo in dem von Adams gebauten größeren Schiffe mit reichen Geschenken für den König von Spanien nach Acapulco gesandt; Adams selbst aber ward -^^ 105 "mn^ nicht erlaubt, ihn zu begleiten, sondern der Kaiser bestand darauf, ihn an seinem Hofe zu behalten, wo er ihn mit einem fürstlichen Einkommen versah. Im Juli 1609 erschienen zwei holländische Schiffe in Firando, der rothe Löwe und der Greif, die zur Flotte Verhoevens gehörten, der am 12. December 1607 Holland mit dreizehn Schiffen verlassen hatte. Man empfing die Holländer sehr gütig; eine Gesandtschaft, welche dem Kaiser Geschenke des Statthalters, des Prinzen von Oranicn, überbrachte, ward sehr wohl aufgenommen, und in einem Briefe des Kaisers an den Statthalter von Holland ward diesem versprochen, daß die Holländer fortan ungestört Handel in Japan treiben könnten. Schon im Jahre 1611 kam ein anderes holländisches Schiff au uud wurde gleich wohl empfangen, und Adams bestrebte sich bei allen Unterhandlungen ihnen möglichst nühlich zn sein. Durch seine Vermittelung wurde ihnen das folgende kaiserliche Patent gesichert. „Alle holländischen Schiffe, die jemals in mein Neich kommen, mögen in jeden beliebigen Hafen einlaufen. Wir befehlen hiermit ausdrücklich eiuem jeden nnserer Unterthanen, dieselben auf keine Weise zu belästigen, noch sie zu verhindern, sondern im Gegentheil ihnen alle Art von Hülfe und Gunst angedcihen zn lassen. Ein Jeder soll sich bemühen, ihnen Frenndschaft zn erzeigen, in Versichcrnng, wovon wir diesen Lenten unser kaiserliches Wort gegeben haben, deshalb sott Jeder wohl Acht haben, daß uusere Befehle uud Versprechungen wohl erfüllt werden." Adams, noch immer zurückgehalten, schrieb nochmals und schloß folgendermaßen: „So bin ich genöthigt zu schreiben, hossend, daß ans einem oder dem anderen Wege ich einmal von meiner Frau und meinen lieben Kindern hören werde. So erwarte ich denn mit Geduld den Willen Gottes des Allmächtigen uud bitte alle die, denen dieser Brief zukommen möge, meine guten Freunde mit demselben bekannt zn machen, so daß meine Fran und meine Kinder von mir hören mögen. Durch diese Mittel mag ich Hossnnng schöpfen, meine Frau und meine Kinder vor -«!N 106 "55"- meinem Tode wiederzusehen, welches der Herr zn seiner Ehre und zn meinem Troste gestatten möge. Amen." Leider ward ihm dieser Trost nie zu Theil; vom Kaiser am Hofe zurückgehalten, lebte er daselbst noch mehrere Jahre und starb in Firando im Jahre 1619 oder 1620. Um jene Zeit hatten die Holländer bereits einen ausgedehnten Handel mit Japan getrieben und vielen Ginflnß im Lande gewonnen. — Es ist nicht bekannt, ob sie ihre Dankbarkeit gegen diesen merkwürdigen Mann, dem sie so tief verpflichtet waren, dadurch zu bezeigen suchten, daß sie seine Grabstätte mit einem Monument oder einer Inschrift versahen, oder Erkundigungen nach seiner Familie eingezogen, um sich gegen sie ihrer Schnld zu entledigen; im Gegentheil ist es viel wahrscheinlicher, daß sie weder das Eine noch das Andere thaten. IX. Die Engländer in Japan. Nachrichten von Adams über Japan gelangen nach England. — Bildnng einer englisch-ostindischen Compagnie. — Saris segelt nach Japan, — Wird vom König Foyne Sania besucht. — Neist mit Adams nach Ieddo. — Wird vom Kaiser wohl aufgenommen. —Die Engländer erhalten dieselben Privilegien, wie die Holländer. — Saris gründet in Firando eine Factor«. — Feindschaft der Holländer gegen die Engländer. — Pring segelt mit einer englischen Flotte nach Ostindien. — Gelangt nach Japan. — Bringt Adams' letzten Willen und Vermögen nach England. — Feindseligkeiten mit den Holländern, — Sie vertreiben die Engländer ans den Moluklen. Von den Briefen, welche Adams mit holländischen Schissen nach England geschickt, geriet!) einer in der ersten Hälfte des Jahres 1612 in die Hände der englisch-ostindischen Compagnie, die sich in Bantam ans Java etablirt hatte. Allein schon vorher hatte man in England den Plan gefaßt, einen Versuch zn machen, mit Japan einen directen Handel zu beginnen, bei dem man sehr auf die Hülfe Adams' rechnete, von dessen Aufenthalt in Japan die Mannschaft des holländischen Schiffes „der rothe Löwe" Nachrichten gebracht hatte. Ein der Compagnie gehöriges Schiff, „der Globns", das England am 5. Januar 1611 verließ, nahm Briefe an Adams mit -«88ü." — khristophorus Ferrayra schwört seinen Olcmbcu ab.— Kaiserliches l>dict, das die Fremden vertreibt. — (fine portugiesische Gesandtschaft wird ermordet. — Nuyt's Gesandtschaft in Japan. — Der üble lfmpfang, der ihm zu Theil wird, seine Nache und die Folgen derselben für die Holländer, — (tntdeckungsrcise des Ka-stricooms nnd Breskens. — Waganaar's Gesandtschaft. — Louis XIV. gedenkt eine Gesandtschaft nach Japan zu senden. — Vergeblicher Versuch der Engländer, den Handel mit Japan zu crucucru. — Beschränkung des Handels der Holländer. Seit der Erlaffnng des Edictes von Taiko-Sama, das die Jesuiten des Landes verwies, bis zn der Zeit, wo Ogasho-Sama die budhistischcn Priester mit seiner bereits erzählten Antwort abwies, waren 16 Jahre verstrichen. Da der nene Kaiser die Erbitternng seines Vorgängers nicht theilte, so war der Mnth der Missionaire wieder gestiegen. Der (General der Jesuiten erhob Japan zn einer besonderen Provinz, an deren Spche Vater Valentine Carvilho stand, nnd der Papst hatte den Vater Louiö Eerqneyra zmn Bischof von Japan ernannt. Die nenen englischen nnd holländischen Amkönnn- ^lüllü, 115 M»" linge versuchten nunmehr den Nnf der katholischen Missionaire zu untergraben, wozu sie durch religiöse sowohl als kaufmännische Eifersucht bestimmt wurden, und die Portugiesen schrieben es ihrem Einflüsse zn, daß im Jahre 1614 wieder neue Verbannnngsbefehle gegeu die Missiouaire erlassen nnirden. U»n jeue Zeit befaudeu sich iu Iapau ungefähr 130 Iesuiteu, eiuige dreißig Augnstiuer-, Dominicaner- nnd Franciscaner-Mönche, sowie einige andere Priester. Die meisten von diesen wurden augenblicklich eingeschifft; als aber mehrere in verschiedenen Vertleidnngen zurückkehrten, nahm die Verfolgung einen heftigeren Charakter an, als je zuvor. Diejenigen der bekehrten Japaner, welche verweigerten ihren Glanben zu verleugnen, wnrden ihres Vermögens beraubt, in die Verbannung geschickt, oder erlitten mit der ihrer Nation eigenthümlichen Festigkeit einen qualvollen Martertod. — Diese heftige Verfolgnng fand eine kurze Unterbrechnng durch eiueu Versuch Fide-Aoris, der jetzt zum Manne herangereift seines Vaters Autorität für sich zn erobern suchte. Cooks, der englische Factor in Firando, schrieb am 10ten December 1614 an Capitain Saris, daß ein Bürgerkrieg zwischen dem Kaiser uud seinem Schwiegersöhne ausgebrochen, in welchem ganz Osacca niedergebrannt wäre, mit Ausnahme der Citadelle, die von den Rebellen vertheidigt würde. Ein anderer Brief vom 5ten December 1615 spricht von dem Siege des Kaisers, der mit einem Verlust vou 400,000 Mauu auf beiden Seiteu erkauft wurde. Ogasho-Sama starb 1616, uud seiu Sohn, der Politik seiner drei Vorgäuger folgend, suchte ebensowohl die Gewalt der Fürsten zu schwächen, als anch die Privilegien der Fremdelt zu beschränken. Die Engländer dnrften nnr noch in Firaudo landen, die Gesandten des Vicckönigs von Nen-Spanien aber verweigerte der Kaiser zu sehen, sowie ihre Geschenke auznnehmen. Einige wenige Jesuiten und Mönche der verschiedenen Orden hielten sich in Nagasacki unter Verklcidnngen als portugiesische Kanfleute ans, nnd einigen 8" "«2^ 116 Ml«~ anderen gelang es in anderen Provinzen Zuflucht zu finden, indem sie die Kleidnng der bud Mischen Bonzen annahmen. Ihre Entdeckung führte nene und heftigere Edicte des Kaisers herbei, und die Briefe der Missionaire aus jener Zeit sind voll der trostlosesten Berichte über ihre eigenen Leiden nud die ihrer bekehrten Christen, in die sich jedoch ezaltirter Preis des Muthes und der Festigkeit der Märtyrer mischten. So groß war in der That der Eifer der Japaner, sich die Krone des Märtyrertods zu erringen, daß in diesen Bestrebungen die Glorie des Christen oft auf Kosten der Wohlfahrt der Kirche erhoben wnrde. Die Briefe der Missionaire sind voll von Bewunderung des freudigen Geistes, mit welchem die Opfer ihren Tod dnrch Kreuzigung, Enthauptung oder Verbrennung erlitten. Die Kirche verordnete Gebete, Fasten und Buß-übungcn, um den Zorn des Himmels zu besäuftigeu, selbst Säuglinge mußten dieselben theilen, indem man ihnen nnr einmal des Tages den Trank au der Brust gestattete, hoffend, Gott durch das Geschrei der Unschuldigen zu bewegen, seiner Kirche Frieden zu senden. Allein trotzdem die Märtyrer viele Wunder bewirkten, wüthete die Verfolguug unvermindert fort. Cooks sah in Miako, im Jahre 1620, 55 Japaner das Märtyrerthum erleideu, unter deuen kleine Kiuder von fünf uud sechs Iahreu, iu dcu Armen ihrer Mütter verbrannt, Jesum auriefeu, ihre Seelen zu empfangen; sechzehn Audere wurden in Nagasacki hingerichtet, von denen fünf verbrannt, die Nebrigen in Stücken gehauen und in Säcken ill die See geworfen wnrden. Die Priester fischten später heimlich ihre Knochen auf und bewahrten sie als Reliquie; viele Audere waren im Gefängniß uud erwarteten stündlich ihren Tod; allein Cooks meldet uns, daß nur weuige vou ihnen Heiden wnrden. Im Jahre 1l!21 waren alle christlichen Kirchen nnd Hospitale zerstört, selbst die Gräber wurden ihres Inhaltes beraubt, nm anch die letzten Erinnerungen an das Christenthum auszurotten, und heidnische Tempel au die Stelle der Kirchhöfe gebuut. Selbst wenn man die ausführlichen Berichte als etwas übertrieben betrachten will, so kann dennoch kein billiger Zweifel sowohl über die Wnth der Verfolgung, als auch die Festigkeit nnd den Enthusiasmus, sowie die erhabene Stimmnng der Märtyrer gehegt werden, mit welchen sie ihrem Schicksal entgegengingen. Obschon der Katholicismus noch einige Jahre später in Japan fortbestand, so erhielt er dennoch in diesem Jahre seinen Todesstoß. Die Holländer aber, unbekümmert nm diese Bedrängniß, machten sich diesen Umstand zn Nutzen, ihre Handelsverbindungen weiter auszudehnen, in welchen sie nicht nnr den Spaniern uud Portugiesen, sondern anch den Engländern den Rang abliefen. Im Iahrr 1622 wurden vierzehn Iesniten lebendig verbrannt, darunter Spinola, ein berühmter Misstonair, der sich zwanzig Jahre in Japan aufgehalten; ebenso zwei spanische Mönche, die der Ca-pitain eines englischen Schiffes am Bord eines japanischen Fahrzeugs anf hoher See gefangen genommen hatte nnd nach Japan brachte; um zn verhüten, daß mehr Priester eingeschmuggelt würden, verschloß ein kaiserliches Edict im Jahre 1624 den Fremden alle Häfen des Reichs, mitAnsnahme von Firando nnd Nagasacki, welches erstere den Holländern nnd Engländern, letzteres aber den Portngiesen blieb; beide standen indeß den Chinesen offen. —Leider währten, trotz der heftigen Verfolgung, die alten Streitigkeiten zwischen Jesuiten nnd Mönchen fort, und beeinträchtigten die Würde, die sonst den Fall der Kirche begleitet haben würde. Nachdem alle jesuitischen Seminare in Japan zerstört worden waren, errichteten die Jesuiten in Macao ein anderes, indem sie Missionaire für Japan erzogen. Denn trotz des fürchterlichen Schicksals, das ihrer harrte, fanden sich immer noch religiöse Enthnsiasten, die begierig, ihren Glauben mit ihrem Blnte zu bcsiegelu, nach Japan eilten, wo ihrer cm Leben der fürchterlichsten Entbehrungeu, Gefahren nnd nicht selten ein fürchterlicher Tod wartete. Roger Gysbert, ein holländischer Protestant, der sich in den Jahren 1622—162!' in Japan aufhielt, giebt cine rührende Beschreibung von dem Märtyertod von mehr als 500 Personen. Die japanischen Beamten waren besonders darauf bedacht, durch verlängerte entsetzliche Qualen ihre Gefangenen zur Entsagung des Glaubens zu bringen. Zu diesem Zwecke besprengte man die Gefangenen mit siedendem Wasser der Schwefelquellen aus der Nähe von Nagafacki, nöthigte sie, die denselben entströmenden erstickenden Dämpfe einzuathmcu, unterwarf das sittliche Gefühl der Frauen den härtesten Prüfungen, und verlängerte alle diese Qualen mit der rafsinirtestcn Grausamkeit, bis das Opfer denselben erlag oder durch Verlcugnnng seines Glaubens seineu Peinigern den so sehnlichst gewünschten Triumph bereitete. In Firando und Nagasacki wurden alle Häupter der Familien genöthigt, in der Gegenwart eines Götzenbildes zu schwören, daß sich keine Katholiken unter ihnen befänden. Melchior Santvoort, ein alter Holländer, einer der Gefährten Adams, der noch jetzt in Nagasacki lebte, antwortete auf diese Frage der Japaner: „daß er eiu Holländer sei," ein Umstand, welcher, zn Kämpfers großer Indignation, zu dem Skaudale Veranlassung gab, die Holländer seien gewohnt, sich bei den Japanern nicht als Christen, soudern als Holländer zu bezeichnen. Der Erfolg aller dieser Verfolgungen war, daß Gysbert in Nagasacki, das 16556 40,000 eingeborene Christen enthielt, bei seiner Abreise im Jahre 1629 nicht Einen fand, der sich als solcher bekannte. Eine neue Art von Tortur bildete jetzt das „^urmont ä« 1^ I?08»6." Ein Loch ward in die Erde gegraben, au einem darüber errichteten Galgen der zu Marternde bei den Füßen aufgeheult, mit dem Kopf nach unten, zur Hälfte in das Loch hinabgelassen, und die Oeftnuug mit zwei Bretern, die dem Körper des Opfers angepaßt wareu, verschlossen, um ihm Lnft nud Licht zn entziehen; die eine Hand wurde ihm auf den Nückeu gebnndcn, die andere aber freigelassen, um damit das Zeichen zu geben, er habe seinem Glauben cutsagt, iu welchem Falle die Tortur sogleich ein Ende hatte. Während dieser fürchterlichen Pein fühlte sich das Opfer fortwährend dein Ersticken nahe, das Blut drang aus Mnnd, Nase und Ohren, nud ein krampfhaftes Zucken der Mnskeln und Nerven verursachte ihm fortwährend die fürchterlichsten Schmerzen; nichtsdestoweniger sollen Menschen diese unsägliche Qnal während nenn oder zehn Tage ausgehalten haben. Das Jahr 1633, wo diese Art von Tortur zum ersten Male angewandt wnrde, war ein sehr blntiges. Allein im Monat Angnst wurden 42 Personen lebendig verbrannt, elf enthanptet nnd sechzehn auf die oben beschriebene Weise gemartert. Der Holländer Hagenaar, der 1634 in Firando war, theilt uns mit, daß während der Zeit seines Anfenthalts daselbst 37 Personen wegen des Glaubeus ihr Leben einbüßten; fünf davon kamen in der Grube um, während die anderen geköpft, in Stücken gehauen oder verbrannt wnrden. Den Todesstoß empfing die Partei der Christen dadurch, daß Vater Christophorns Ferrayra, ein portngiesischer alter Missionair, der Provinciale des Ordens und Administrator des Bischofs, 1633 in Nagasacki seinen Glauben abschwor, nachdem er fünf Stnuden am Galgen gehangen hatte. Als er im Gefängniß gezwnugen worden, seine noch in Japan sich anfhaltenden Brüder zn entdecken, ward er in Freiheit gesetzt, gezwungen, eine sehr reiche Japanerin, die Wittwe eines chinesischen Goldschmidts, der seinen Glauben mit seinem Leben besiegt hatte, zn heirathen, woranf er einen japanischen Namm und japanische Kleiduug annahm nnd uoch lange lebte. Im Jahre 1635 ließ der Kaiser im Hafen von Nagasacki eine kleine Insel erbanen, anf welcher jetzt alle portugiesischen Kanf-leute eingeschlossen wnrdcu; nngefähr um dieselbe Zeit brache»! die Bewohner des Königreichs Arima, wo der Katholicismus noch die meisten Einwohner hatte, in eine offene Revolution ans. Au ihrer Spitze befand sich ein Nachkomme ihrer alten Könige, nnd 37,000 Mann stark ergriffen sie Besitz von der Festnng Nmabara, am Golf gleichen Namens in östlicher Richtuug voll Nagasacki. Hier wurden sie belagert, wozu die Holländer mit ihrer Artillerie bei- standen, und nachdem im Jahre 1637 der Platz eingenommen, wurden alle niedergehauen. — Die Portugiesen wurden angeklagt, diese Revolution hervorgerufen zu haben, und deshalb erschien im Jahre 1638 ein Edict, welches nicht nnr alle Portugiesen verbannte, sondern auch allen Japanern uutersagte, das Land zu verlassen. Dieses giebt uns Kämpfer folgendermaßen: „Kein japanisches Schiff oder Boot, noch irgend ein geborener Japaner darf cs wagen, das Land zu verlassen; wer es wagt, hiergegen zu handeln, soll sterben, und das Schiff mit Mannschaft und Gütern bis auf Weiteres mit Beschlag belegt werden." „Alle Japaner, die aus fremdeu Läudern zurückkehren, sollen den Tod erleiden. Wer einen Priester entdeckt, soll eine Beloh-nuug voil 400 bis 500 Bleche Silber (3000 bis 3500 Thlr.), uud sür jeden Christen im Verhältniß erhalten." „Alle Personen, die die Lehre der Katholiken verbreiten oder diesen schändlichen Namen tragen, sollen in die Ombra oder das Stadtgefängniß geworfen werden," „Alle Portugiesen mit ihren Müttern, Ammen und alle, welche zu ihnen gehören, sollen nach Macao verbannt werden." „Wer immer einen Brief aus der Fremde bringt, oder, nachdem er verbannt worden, zurückkehrt, soll sterben, ebenso seine ganze Familie uud gleichfalls alle diejenigen, welche sich für ihn ver-weudcu. Keinem Edelmann uud keinem Soldaten soll es erlaubt sein, irgend etwas von einem Fremden zu kaufen." Die portugiestscheu Schiffe des Jahres 1699 wnrden mit einer Abschrift dieses Edicts zurückgeschickt, ohue daß man ihnen erlaubte ihre Waareu zu landen. Die Bürger von Macao, bestürzt über den Verlust eines einträglichen Handels, von dem hauptsächlich ihre Ezisteuzmittel abhingen, sendeten sogleich eine Gesandtschaft von 61 Personen an den Kaiser, um eine Milderung dieses Edictes zu erlangen. Statt aller Antwort aber wnrden 38 von ihnen ent- hauptet und nur dreizehn im August 1640 nach Macao zurückgeschickt, um dort das Schicksal ihrer Gefährten anznzeigen. Wahrend dieser langen und gransamen Verfolgung hatten sich die Holländer emsig bemüht, immer festeren Fuß in der Gnnst der Iaftauer zu fassen, welches ihnen anch ziemlich gelang, so daß sie schon anfingen hochmüthig zu werdeu. Peter de Nuyts kam im Jahre 1627 nach Ieddo und gab sich daselbst als Gesandten des Königs von Holland ans; da aber die Japaner später entdeckten, daß seine Accreditive nur vom hohen Nathe in Batavia ausgestellt waren, so ward er zurückgewiesen; später erhielt Nuyts die Stellung als Gouverneur vou Formosa, wo die Holländer eine Colome gegründet hatten. Als zwei japanische Schisse daselbst einliefen, um Wasser einzunehmen, suchte er seinen Haß gegen ihre Nation dadurch zu befriedigen, daß er sie gewaltsam zurückhielt. Nachdem alle gütlichen Mittel vou den Japanern vergeblich versucht worden, nahmen sie znr Gewalt ihre Zuflucht, überrumpelten das Fort, machten den Gouverneur zum Gefangenen, und ließen denselben nicht eher frei, als bis ihnen Genugthuung geworden. In Folge dessen ließ der Kvifer in Firando neun holländische Schiffe con-ftsciren, und untersagte während drei Jahren allen Handel mit der Holländischen Compagnie, bis diese im Jahre 1634 Nuyts als Gefangenen übergab. Dieser wurde jedoch von den Japanern sehr milde behandelt; nachdem die Schisse der Compagnie wieder freigegeben und der Handel von Nencm angeknüpft war, erhielt anch er nach zwei Jahren seine Freiheit wieder. Im Jahre 1643 sendeten die Holländer zwei Schisse von Batavia, den Castricoom und denBreskens, um die nördlichen Küsten Japans und der Insel Iesso, von denen viele fabelhafte Berichte über daselbst vorhandene Schätze von Gold nnd Silber im Umlauf waren, zu exploriren. Diese Schisse wnrden in der Nähe von Ieddo durch einen Sturm von einander getrennt; der Breskeus landete in einem Fischerdorfe, ungefähr im 40sten Grade nördlicher Breite, um wo möglich einige Vorräthe zu erlangen. Hier wurden die Holländer gefangen genommen und scharf ezaminirt, denn mau hielt sie für Portugiesen oder Spanier, die sich so ill das Land einzuschmuggeln gedachten; als sie jedoch von einigeil, mittlerweile angelangten Directoreu der holländischen Compagnie als Landsleute anerkannt nmrdeu, eutließ mau sie uach vier Monaten ans dem Gefängniß. Der Castricoom hatte besseren Erfolg, entdeckte die kurilischcn Iuselu Etorpoo und Ooroop, denen man die Namen Staats-Inseln uud Compaguie-Inseln gab, besuchte die Ostküste von Icsso und Sagalicn, uud seiue Berichte siud die einzigen Nachrichten über jene Gegenden, bis Vroughtou uud La Pcrouse gegeu Eude des vergangenen Jahrhunderts ihre Forschungen in jenen Gegenden weiter fortsetzten. Als im Jahre 1650 ein neuer Kaiser dcu Thron bestieg, seudete die holländische Compagnie im Jahre 1651 Waganaar als Gesandten dahin, um ihm zu seiuer Throubesteiguug Glück zu wüuscheu. Unter den Geschenken, die er überbrachte, befand sich ein Casuar; allein die japanischen Beamten weigerten sich diesen wunderbaren Vogel anzunehmen. Während dieses Besuches legte eine fürchterliche Feuersbruust zwei Drittheile vou Ieddo in Asche. Als später einige nene Schwierigkeiten entstanden, besuchte Waganaar im Jahre 1659 Ieddo znm zweiten Male. Colbert hatte jetzt eine französisch-ostindische Compagnie gebildet, nnd da man wünschte, deu frauzöstscheu Handel bis Japan auszudehnen, so ward Carron, der früher im Dienste der Holländer Japan besucht, jetzt aber iu frauzöstscheDieuste getreten war, als Gesandter ernannt, nm einen von Ludwig XIV. im Jahre 1666 an den Kaiser von Japan gerichteten Brief zu überbriugcu. Man scheint jedoch diese Absicht später wicdernm aufgegeben zn haben. Im Jahre 1673 machte die englische Compagnie nochmals emen vergeblichen Versuch, den Handel in Japan zn erneuern. — Nicht lange dauerte es, so wurden auch die Holländer von deu Iapauem in ihrem Handel beschränkt, und znletzt auf der Insel Desima, ebenso wie früher die Portugiesen, eingeschlossen. Von diesem Augenblicke an nahm ihr Handel allmählig ab. Im Jahre, ehe sie nach Desima versetzt wnrden, hatten die Holländer Waaren zum Betrage von 300,200,000Goldthalcrn abgesetzt. Im Jahre 1670—71 waren diese ans 1,000,000 Gnlden herabgefallen. Im Jahre 1644 hatte bereits ein Export von Knpfer begonnen. Im Jahre 1671 aber ward ein Verbot erlassen, fernerhin weder Gold noch Silber ausznführcn. Späterhin ward den Holländern nicht mehr gestattet, ihre Waaren direct an die eingeborenen Kanfleute abzusetzen, soudcrn die Negieruug ernannte Commiffaire, die die holländischen Waaren abschätzten, nnd diesen die Wahl ließen, sie entweder auf die so nnvortheilhafte Weise zu verkaufen, oder sie wieder mit zurückzunehmen. Die so bestimmten Preise wurden alle Jahre ge-riuger, nnd znletzt wurde bestimmt, daß anch die jährliche Ausfuhr von Kupfer nicht mehr 25,000 pooul. (Ctnr.) übersteigen dürfe. Fernerhin hatten die Holländer alljährlich eine hohe Nente für die Benutzung der Insel Destma zu zahlen, nnd die Chinesen, die bisher eine größere Freiheit in: Handel geuossen hatten, wnrden jetzt ebenso wie die Holländer beschränkt nnd in eine Factorci in Nagasacki eingeschlossen. Dies war der Znstand der Dinge, als Engelbert Kämpfer im Jahre 1690 in Japan anlangte. XI. Engelbert Kämpfer. Engelbert Kämpfer. — Sein Geburssort und seine Familie. — Stndirt in Lübeck und Krakau. — Reist nach Königsberg. — Begleitet eine russische Gesandtschaft nach Persicn. — Tritt in die Dienste der holländisch-ostindischcn Compagnie. — Ncist nach Siam und Japan. — Kehrt nach Europa zurück. — Vcrhcirathet sich. — Kaun für seine Maunstriptc ket-nen Verleger sinden. — Sein Tod. — Sir Hans Sloaue kauft seine Manuscriptc. — Läsit dieselben durch Caspar Schcuchzer übersetzen. Wir gelangen nun zu jcncr Periode der Geschichte Japans, in welcher einer der bedeutendsten Reisenden aller Zeiten daselbst anlangte, der uns das beste Werk über das Land und die Leute geliefert. Engelbert Kämpfer ward am 16. September 1651 in Lemgo, Hanptstadt der Grafschaft Lippe, geboren, wo sein Vater, Johann Kämpfer, Prediger war, sowie Grbsaß zum Steinhofc bei Limno. Im Jahre 1667 begann er seine Stndien in der Schule von Hameln, 1668 besnchte er das Gymnasium zu Lünebnrg, um unter dem Rector Kettcnbeil die Stndien der Geschichte und Philosophie zu treiben, welche er später in Lübeck nnter der Leitung des Professors Nottelmann fortsetzte; 1672 ging er nach Danzig, dispntirte daselbst unter dem Professor Neufcld „äo niajostatis äi visions" nnd reiste über Thorn, wo or sich einige Zeit aufhielt, im Jahre 1674 nach Krakan, ans welcher Universität er noch zwei Jahre dem Studium der Philosophie oblag. Mit ganz besonderem Fleiß eignete er sich die Kenntnisse fremder Sprachen an, die ihm bei seinen späteren Reisen so anßerordentliche Vortheile gewährten. Die hervorragenden Eigenschaften des so reich begabten einundzwanzigjährigen Jünglings zogen die Anfmerksamkeit mehrerer hochgestellten Männer anf sich, darnnter besonders des Fürsten Alezander Lubomirsky nnd des knrfürstlich brandenbnrgischen Gesandten von Hoverbeck, die sich auf's Freundlichste bemühten, die Pläne des wißbegierigen jnngen Gelehrten nach Kräften zn fördern. Nachdem Kämpfer in Krakan die Magisterwürde erhalten, kehrte er durch Polen und Preußen über Danzig uach Königsberg zurück, machte auf dieser Reise wieder viele Bekanntschaften mit Gelehrteu uud anderen hochstehenden Personen, nnd widmete sich in Königsberg während vier Jahren dem Studium der Arzneiknnde, betrieb dabei aber auch noch mit ganz besonderem Fleiße Natnrgeschichte, in welcher ihm auf seinen späteren Reisen so bedcntende Gntdeckuu-geu vorbehalten wareu. Jetzt zum vollendeten Maune gereift, dachte er daran, seinen Vater und Bruder Joachim Kämpfer, Doctor der Rechte, zu besucheu, die er Beide uicht mehr gesehen, seit er sie als fünfzehnjähriger Jüngling verlassen. Im August 1680 reiste er von Königsberg ab, langte im October über Lübeck iu Lemgo an, kehrte aber später wieder über Hambnrg nach Upsala znrück. Hier machte er die Bekanntschaft des berühmten Olans Rudbeck, der ohne Zweifel vielen Ginfluß auf Kämpfers spätere ethnologische Nachfvrschnngen ausgeübt; ebenso lernte er den berühmten Esaias Paffeudorf kennen, der damals Kanzler der Herzogthümer Bremen und Verden war. Durch diese hohen Counexionen ward ihm die Stelluug eines Legatious-Secrctairs bei einer Gesandtschaft nach dem rnssischen nnd persischen Hofe angeboten, wo wir ihn uach einer Reise durch das südliche Nußland und das kaspische Meer in Ispahan wiederfinden. ^^ 126 N5»»- Hier hatte er seine Zeit jedenfalls wohl benntzt, davon zeigen die schatzenswerthm Nachrichten über Persien, die der erste V^eioulug seiner ^moßnit. exotio. enthält, nnd sollten seine jetzt in den Schränken des britischen Museums modernden Manuscriptc jemals an's Tageslicht gefördert werden, so dürften wahrscheinlich nnsere Kenntnisse über die Geographie, die Politik nnd Naturgeschichte Persiens wesentlich bereichert werden. Er scheint sich gleichfalls durch seine medicinische Praxis viel Geld verdient zu haben, denn während des Jahres 1688 — 89 unternahm er noch ausgedehnte Reisen, über die leider uur unbestimmte Notizen bis auf unsere Zeit gelangt sind. Er gedachte später nach Italien zurückzukehreu, dort den Doctortitel zu erlangen uud daun iu seiner Heimath das reiche, bereits gesammelte Material auszuarbeiten; plötzlich aber beraubte ihn eiu uuglücklicher Zufall seines Vermögens, den er selbst als eiu „durch Mißgnnst angelegtes Uebel" bezeichnet. So von Mittelu entblößt, bediente er sich auf den Rath seines Freuu-des Du Mans, eines Kapuziners und damals köuiglicheu Dolmetschers iu Ispahan, der Gelegeuheit, in der holländischen Flotte, die damals in Ormus lag, Dienste zn nehmen, nnd gelaugte auf diese Weise im September 1689 iu Batavia au, wo er bis zum folgeu-dcu Frühjahre verblieb, am 7. Mai uach Siam abreiste, wo er am 6. Iuui aulangte nnd am 4. Juli sich als Arzt der holländischen Gesandtschaft nach Japan anschloß, woselbst er am 25. September ankam. Ueber diese Reise schrieb er an seinen Bruder Joachim Kämpfer, der sich damals als OoLwi- Mris iu Emdeu aufhielt, Folgendes: „Hochgeehrtester, herzwerthester Herr Bruder. Meine Reise vou Batavia habe durch güustigeu Zulaß meiuer Herrn Patronen daselbst auf Siam genommen, nnd nachdem diesen Hof nnd des Landes Gelegenheit zur Genüge beäuget, die Reise anhero genommen, die aber wegen der contrairen Nordost-Windc nicht nur sehr lange, sondern voller Gefahr und Iucommodität gcweseu, daß nnr zwischen China und Japan allein bey zwei Monat in Ungewitter und steter Gefahr zugebracht, woselbst Cajüt und Ruder zerschlagen, das Schiff leck u. s. w., und ist mein particulierer Schade nicht der geringste gewesen, denn außerdem, daß ich durch schlechte kalte Schiffskost, durch Angst nnd Ungemach zn einer gefählichen Krankheit gcdisponirct worden, die, so bald ich dcu 25. September alhier angelandet, mit Veränderung der Speise in eine Kolik nnd schweren Intrige der Zufällen, wovou jetzo allererst genese, ausgebrocheu, so sind auch meine wenige Waaren, womit nieine Oo^nnsen pflege gut zu machen, dnrch's Salzwasser verdorben, und durch diesen selben Liquer (welches mir alleine zn Herzen geht) das größte Theil von meinen Nauusnri^ti» ^lu-tai'ioig 6t ?6r»ic;i8^ als ein nngeleimtes persianisches Papier, zu Pap und Brey vergangen, die ich anders in ein Werk 8nd I'itulo: Iloaoo^rioum ^»»o-i'llrtai'ioo'^oi'-»ieulli zu digeriren, als ein erster Theil meiner astatischen Reisen, mir, wie wohl an keinen nie geoffenbart, so fest vorgenommen hatte, wovou ich jetzo fast destitnt und uuvermögeud geworden. Meinen ?Iw<3uio6!n ^oi^ioum, wovon dem Herrn Bruder den ersteu Bogen nbersandt, habe keine Zeit gehabt, abzuschreiben, muß bis zn meiner persönlichen Neberkunft nachbleiben. Nach herzlichster Begrüßung meiner Gebrüder, Fr. Muttern nnd Schwestern verbleibe Mhhn Brnders schuldigster Diener Engelbert Kämpfer. Nagasacki in Japan, 1688.' Am 31. October 1692 verließ er Japan und langte Ende Januars 1693 wieder in Batavia an, von wo er seine Rückreise nach Europa in einem holländischen Schiffe fortsetzte. Im Anfang des Jahres 1694 kam er in Holland an, wo er im folgenden April zu Leyden N. O. wnrde uud zur Innu^nr^i-ä^i^tatiun „D^Ladsm OdsLrvationum ^xoti^rum" als die erste Probe der Schätze gab, die er den Wissenschaften mitbrachte. Endlich kehrte Kämpfer in seine Vaterstadt znrnck, nnd der damals regierende Graf von der Lippe, Friedrich Adolph, ernannte ihn zu seinem Leibmedicns. Dnrch seine schnell sehr ansgedehnt werde»ide Praxis ward er an seiner Lieblingsbeschäftigung, seine Manuscripte ansznarbeiten, sehr verhindert, und um bei seinen häuslichen Angelegenheiten, sowie besonders in der Verwaltung seines väterlichen Gutes Steinhof bei Limno etwas Unterstützung zu ftuden, verheirathete er sich noch in seinem 49sten Jahre mit der Tochter des kurfürstlich braunschweigisch-lüueburgischeu Hosfattors Wilfach zu Stolzenan. Leider war diese Ehe nicht sehr glücklich, doch erzeugte er drei Kiuder, ward aber später träuklich nnd starb an einem Anfalle von Kolik am 2. November 1716 im Alter von 65 Iahreu und einigen Wochen, allgemein geliebt und geachtet. Als Schriftsteller erscheint Kämpfer als einer der besten seiner Zeit, und abgerechnet deu zu jener Zeit sehr gewöhnlichen, etwas wortreichen Styl dürfte er als beschreibender Reisender ein Meister und Vorbild für alle Zeiten sein. Mit den gründlichsten Vorkennt-uissen versehen, wnßte sein heller Verstand und seine nngewöhn-liche Urthcilskraft dnrch Vergleichungcu stets den wahreu Sach-bestaud festzustellen, nnd seine ungewöhnliche Beobachtungsgabe sehte ihn in den Stand, das klarste Bild der geseheucu Läuder und Völker zu entwerfen. Leider sollte er nur ein einziges seiner Werke gedrnckt sehen, die in lateinischer Sprache geschriebenen ,Ainu6ni-taws «xutil^8." Für seine anderen ausgedehnten Mannscripte konnte er wegen der großen Kosten, welche die zahlreichen Illustrationen verursachten, keinen Verleger finden. Seine Handschriften blieben in den Händen eines seiner Erben, seines Brnders Sohns Johann Herrmann Kämpfer N. 1)., der nicht im Sinne zu haben schien, dieselben nnbemcht vermodern zn lassen, denn er schrieb die Geschichte uud Beschreibung von Japan znm Druck ab, begleitete sie auch mit einer Zuschrift an König Georg von Großbritannien und dessen Kronprinzen, konnte aber gleichfalls keinen Verleger finden. In England lebte zu jener Zeit Sir Hans Sloane, den seine Wißbegierde nnd Neigung, alle merkwürdigen Prodnctc der Malerei nnd Kunst, besonders aber wichtige nnd nngedrnckte Handschriften zn sammeln, berühmt gemacht haben. Sein beträchtliches Vermögen erlaubte ihm, diesen Neigungen Genüge zu leisten, und da sein Angeumerk dnrch die ^niounitatos auf Kämpfer's Manu-seripte gelenkt worden, so trng er dem königlichen Leibarzt Dr. Stei-gerthal bei einer Reise nach Hannover anf, sich in Lemgo nach denselben zu erknndigen. Kaum hatte er die angenehme Nachricht erhalten, daß Kämpfers gelehrte Nachlassenschaft zu haben wäre, so kanfte er alle (wie er glaubte) noch übrigen Papiere nnd Zeichnungen desselben für eine beträchtliche Summe Geldes. Sloaue hatte gleichfalls nicht die Absicht, sie in seiner gelehrten Schatzkammer zn vergraben, sondern er ermnuterte einen gelehrten Schweizer, Johann Caspar Scheuchzer, der in London als Arzt und Mitglied der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften lebte, sie nach nnd nach in englischer Nebersetznng erscheinen zu lassen; den Anfang »nachte mau mit der Geschichte von Japan, die 1727 erschien nnd später in's Französische nnd Holländische, allein erst im Jahre 1777 von Professor Christian Wilhelm Dohm in Lemgo in's Deutsche zurückübersetzt wurde, denn die deutschen Origmalmannscripte liegen noch bis auf den heutigen Tag im britischen Mnseum vergraben. Prof. Dohm in seiner Uebersetznng fand es nöthig, den etwas weitschweifigen Styl so weit zu modificireu, daß er für das Publicum lesbar ward, damit strebte er aber mit größter Gewissenhaftigkeit dahin, die Gedanken Kämpfer's nnverändert zu geben, weder etwas hinznznfügen, uoch wegzulassen, und um dies vollkommen thun zu können, verglich er die drei vorhandenen Mannscripte anf's Sorgfältigste, nämlich das in Kämpfers eigener Handschrift, die Abschrift des Neffen, sowie Scheuchzer's Uebersetzung. Das Folgende mag zeigen, wie sehr ihm dies gelungen: Heine, Wi!h. Japan und sein« Vcwohncr. 9 130 Handschrift Engelbert Kämpfers. Teutschland wurde uoch von dem Aller-Christl.- und unchrist-lichstlichsten Feinde bennrnhigt, wie die schwedische Gesandschaft, wobei ich mich verhielt, von dem persischen Hoffe ihren Abschied bekam. Ich befunde es meinem Gemüthe erträglicher zn sein, eine noch fernere Reise, und also die privat- und freiwillige Unruhe anzugehn, als meinem Vaterlande zu nähern, nnd mich dessen allgemeinem Nebel und gczwnnge-nen Kricgsraison zu unterwerffen. Nahme derohalben von nnserer Ambafsade (die mihr die Ehre thäte, eine Meile anssert der Residenz zu begleiten) meinen Ab-scheid mit Vorsatz in Beschaunng andrer Länder, Völker des fehr-nern ^,»16^3 noch einige Jahre durchznbringen. Wie ich nnn jeder Zeit gewohnt, keine grosse Wechsel von Hauß zn ziehen, sondern dieselbe aus meinem Handschrift Johann Herrmann Kämpfers. Teutschland wurde noch von dem Allerchrist- nnd Unchristlichsten Feinde beunruhigt, wie die Sucdische Gcsandschaft, wobei ich mich verhielte, voll dem Persischen Hoffe ihren Abscheid bekam. Ich befuud es meiuem Gemüthe erträglicher znsein, eine noch fernere Reise und also die pri-vat nnd freiwillige Unruhe anzugehen, als meinem Vaterlande zu nähern, nm mich dessen allgemeinem Uebel und angezwnngnen Kriegsraisous zu unterwerffcn. Nahme derohalben von unsrer ^inda.68aä6 (die mir die Ehre thäte, eine Meile außer der lio 8iäono6 zu begleiten) meinen Abscheid, mit Vorsatz in Beschauung anderer Länder, Völker und Hösse des fernern Asiens noch einige Jahre dnrchznbringen. Wie ich nun jederzeit gewohnt, keine große Wechsel von Hanse zu ziehn, sondern dieselben ans 131 Scheuchzers Uebersetznng. Germany wat as yet engaged in war with the Ottoman Port and the most Christian King when the Swedish Embassy, which I had the honour to attend as Secretary was di-simissed by the Persian Court. It agreed best with my Inclination to unterdake a farther Journey and I chose rather to lead the restless and troublesome life of a Traveller, than by coming home to subject myselfs to a share in that train of calamities my native Country was then involvet in. Therefore I took my leave of the Ambassador and his retinue (who did me the honour to attend me a mile out of Ispahan) with a ürm resolution to spend some years longer in feeling other Easter Courts, Countries and Nations. I was never used to receive large DoHms Ueverfttznng. Noch wurde Deutschland von dem allerchristlichstcn nnd nn-christlichsten Feinde zugleich be-mmchigt, als die schwedische Gesandtschaft, bei der ich in Diensten stand, am persischen Höft ihrm Abschied bekam. Ich fand es daher raihsamer, noch eine fernere Reise zu unternehmen, um mich freiwilliger UnrnHe anszu-fttzcn, als mich meinem Vaterlande zu nähern, um mich seinem allgemeinen Uebel nnd vom Feinde erzwungenen Kriegsbedingungen zu mttmverftn. Ich nahm also von unsrer Gesandtschaft (die mir die Ehre erwies, mich noch eine Meile außerhalb der Stadt zu begleiten) Abschied, mit dem Vorsatz, noch einige Jahre auf die Reise durch die Länder des entferntem Asiens und die Kenntniß noch mehrerer Völker uud Höft zu wcudeu. Und sowie ich nun immer ge- 9' 132 Handschrift Engelbert Kämpfers. Schubsackc zn heben, so habe denselben anch diesesinal durchgesucht, und darin gefundcu, womit ich mich bei fremden Völkern »reichlich durchgebracht, anch der in Indien angetroffenen Illu-»tron I^6puI)M Niederländischer Gesellschaft n. s. w. Handschrift Johann Herrmann Kampfers. meinem Schubsacke zu heben, so habe denselben auch diesesmahl dnrchgesncht nnd darin gefnnden, womit ich mich bei fremden Völkern reichlich dnrchgebracht, auch der in Indien angetroffenen IIIu-«ti-ttnI^mKMl Niederländischer Gesellschaft n. s. w. Es wird unsere Meinnng bekräftiget durch das Gewicht der beiderseits verschiedenen Religionen, denn so dieIapaner von den Sinesen ausgegangen, wnr-den sie derselben geistlichen Lehre und Gottesdienst mit ihnen in das ohnbcwohnte neue Land mitgebracht und auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Nnn befindet man aber, daß die väterliche Religion der ^anOi- (die sie 8inw nnd ihre Götzen (^uno nennen) diesem Reiche allein eigen seye, also n. s. w. Es rühmt sich dieses Neich eines gesunden (^liinat». Die Lnfft aber ist sehr nngestüem, Es wird nnsre Meinung bekräftiget durch das Gewicht der beiderseits verschiedenen Religionen, denn so die Japaner von den Sinesen ausgegangen wurden sie derselben geistlichen Lehre nnd Götterdieust mit ihnen in das ohnbewohnte neue Land mitgebracht und auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Nnn befindet man aber anßer allen Zweifel, daß die väterliche Religion der Japaner (die sie Hinto, sowie ihre Götzen l^unon nennen) u. s. w. Es rühmt sich dieses Reich eines gesunden (^imats. Die Luft aber ist sehr nngestühm, 133 Scheuchzers Uebersetznng. supplies of money from home; 'Twas by my own industry I had tilthen supported myself, and the very same means maintain'd mo afterward, as long as I staid abroad, and enabled me to serve the Dutch East India Compagny &c. Another Argument against the descent of the Japanese from the Chinese I could draw from the difference of the Religion of both Nations. If the Japanese were a colony of the Chinese, they would have doubtless brought over from thence into the uninhabited Islands of Japan the Religion and Worship of their ancestors and propagated the same upon their posterity. But this appears quite otherwise. The old and probably original religion of the Japanese &c. Japan boasts of a happy and healthful Climate. The Air is very inconstant and DoHms Uebersetznng. wohnt war, keine großen Wechsel aus meinem Vaterländern ziehn, sondern sie meistens in meinem eigenen Schndsacke sucheu mußte, so mußte ich mich jetzt anch nnr zn diesem wenden, nnd fand darin anch reichlich dasjenige, womit ich mich bei ftemdm Nationen nuter-Halten nnd jetzt anch n. s. w. Diese so Verschiedene Religion beider Nationen giebt nnsrer Meinung nach ein sehr großes Gewicht. Wären die Japaner von den Sineftn ausgegangen, so würden sie ohne Zweifel die Religion ehren nnd den Götzendienst der letztem mit sich in das nene, unbewohnte Land nber-bracht nnd auf ihre Nachkommen fortgepflanzt Haben. Nnn ist es aber anßer allen Zweifel gesetzt, daß die väterliche alte Religion der Japaner (die sie 5>into und die Götzeu Came ueunen) ihnen allein eigen sei, uud daß u. s. w. Es rühmt sich dieses Reich eines gchmdeu Climats. Die Lust aber ist sehr migestühm, 134 Handschrift Engelbert Kämpfers. durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen, doch in den Hundestagen unerträglich heiß. Der Himmel erzeiget sich das ganze Jahr durch mildreich in Bewässerung des Landes, sonderlich in den Monden ^UIUII8 und Julius, die bei ihnen dannenhero Satsuki d. i. Wassermonden genannt werden, doch helt der Negen nicht so con-tinuirlich und pi^cis auf besagte Zeiten, daß man es einer Indischen Saison vergleichen möchte u. s. w. Handschrift Johann Herrmann Kämpfers. durchgehends kalt und im Winter mit vielem Schnee beladen, doch in den Hnndestagen unerträglich heiß. Der Himmel erzeiget sich das ganze Jahr dnrch mildreich in Bewässerung des Landes, sonderlich in den Monden tuning und ^u1in8, die bei ihnen dannenhero 3at»uoki d. i. Wassermonden genannt werden. Doch hält der Regen nicht so continnirlich und ^1-6^13 u. s. w. 135 Scheuchzers Uebersetzung. subject to frequent changes, in the Winter loaded with snow, and liable to sharp Frosts, in the Summer on the contrary, particularly during the Dogdays, intolerably hot. It rains frequently thro-ghout the whole year, but with the greatest profusion in the Months of Juny and July, which are for this reason called Satsuki, that is Watermonths &c. DoHms Ucberfttzung. durchgehends kalt, und des Winters mit vielem Schnee beladen, allein doch in den Hundstagen unerträglich Heiß. Der Himmel ist das ganze Jahr durch mild-reich in Bewässernng des Lan-des, besonders in den Monaten Junius nnd Julius, welche bei ihnen deßwegen Satsuki, d. i. Wassermonden genannt werden. Dvch fällt der Regen nicht so anhaltend noch so genau auf besagte Zeiten, daß ich es einer indischen Witterung n. s. w. Unter solchen Umständen würde eine nochmalige Pearbeitnng keine Verbesserung des Kämpfer'schen Werkes sein, und da es die graphischste und bei weitem die getreneste Beschreibnng des Landes, der Leute mit ihren wunderlichen Gebräuchen giebt, so folgen die betreffenden Stellen in der Urschrift, obschon leider der Umfang dieses Buches keine größere AusdeHnnng derselbeu erlaubt. XII. Uagasacki zu Kämpfers Zeit. Ankunft ««H 1.39 Mu^ besteht aus 700 Köpfen, aus welchen auch die täglichen Wach-und Rudcrbarkeu im Hafen der Stadt besetzt werden. Unweit vom Papenberg liegt eine Insel, an welcher das letzte portugiesische Schiff, welches 1642 von Macao hierher gesandt war, mit seiner ganzen Ladung verbrannt wnrde. Dieser Ort ist auch für die Zn-kunft zn dergleichen Handlnngen bestimmt und heißt „der Vrand-platz feindlicher Schiffe." „In diesem Hafen steht man selten weniger als 50 japanische Barken, und einige hnndert Fischer- und andere Fahrzeuge. Auch liegen (außer in einigen Wintermonaten) selten weniger als 30 fremde Innken hier vor Anker. Die holländischen Schisse verweilen hier selten und höchstens drei Herbstmonate, während welcher die westlichen Winde mit den nordöstlichen (die zur Abfahrt nöthig find) abzuwechseln pflegen. Der Ankerplatz ist etwa ein Mnsketen-schnß von der Stadt entfernt nnd kann von den kaiserlichen Wachen erreicht werden. Der Boden ist Kleiegrund, bei hohem Waffer liegen die Schisse ans sechs Klafter geankert, bei der Ebbe fließt das Waffer IV2 Klafter ab. „Die Stadt Nagasacki liegt unter 32 Grad 36 Min. Norderseite, und unter 151 Grad der Länge, beinahe am Ende und an dem breitesten Theil des Meerbnsens, der hier nach Norden ein krnmmes Ufer zeigt. Weil sich die Gebirge hier nach Osten öffnen, so liegt die Stadt in einem Thale nnter ihnen, in der Gestalt eines Halbmondes, der sich aber etwas der Figur eines Triangels nähert. Die Länge der Stadt, längs dem Ufer, beträgt etwa 2/4 Meile, nnd die Breite, welche in einer laugen Hauptgasse durch das Thal fortläuft, nicht viel weniger. Die Gebirge, welche die Stadt umgeben, sind nicht hoch, doch ziemlich steil, überall grüu und angenehm. Im Anfklimmen stößt man immer auf Tempel, die mit Buschwerk umgeben sind nnd über die Stadt emporragen, nnd über diesen Tempeln, bis zn den obersten Gipfeln, anf hervorstehende Grab- -««2, 140 -25°,- statten nnd Gärten, so daß das Ganze einen anmuthigen und ganz ungewohnten Anblick darbietet. „Nagasacki oder Nangasacki ist in zwei Theile getheilt: Utst-matz oder die innere Stadt, welche ans 26 Tsjoo oder Straßen besteht, die alle so irregulär sind, daß sie in der Kindheit der Stadt erbauet zu sein scheinen; Sottomatz, d. i. die äußere Stadt, oder Vorstadt genannt, welche aus 61 Straßen besteht. „Die merkwürdigsten öffentlichen Gebäude der Vorstadt und inneren Stadt sind: „Einige Ianagura des Kaisers, wie sie von den Japanern genannt werden. Diese Ianagura sind fünf hölzerne Häuser an der Nordseite der Stadt und auf niedrigem Grunde erbaut. Es werden iu denselben drei Kriegsjunken oder Kriegsschiffe mit ihrem Rüstzeug aufbewahrt, uud stehen bereit, so bald es nöthig wird, in Wasser gelassen und gebraucht zn werden. „Am gegenüberliegenden Ufer steht das Tcnsjogura oder Pulverhaus; zur völligen Sicherheit ist im dauebcnliegcndcu Hügel ein Pulverkeller augelegt. „Die zwei Residenzen der beiden hier beständig sich aufhal-tcnden Gouverneurs schließen eiucn über andere Gassen erhabenen Vodeu mit zierlichen Hanscrn ein. Sie sind von gleicher Höhe und mit starken Pforten der Vorhöfe versehen. Der ankommende dritte Gouverneur logirt immer auf Tattesama in einem Tempel, bis der Abgehende ihm seine Wohnung eiuräumt. „Außer diesen giebt es hier noch etwa 20 Privathänser. Alle Dai Mio, das sind die Fürsten des Reiches, haben solche hier; und auch viele Sio Mio (d. i. der Adel vom zweiten Range) von der Insel Kiusju oder Saikoks, d. i. das westliche Land, auf welchem die Stadt Nagasacki liegt. Einige vom Adel halten sich hier beständig auf, um bei nöthigen Vorfällen das Interesse ihrer Herreu zu beobachten, denen sie bei ihrer Zmücktunst über alle Vorfälle "«°2 141 M>5»^ Rechenschaft geben müffm. Die Dai Mio bedienen sich anch dieser Häuser zu ihrer Wohnung, wenn sie nach Nagasacki kommen. „Die Fremden wohnen anßerhalb der Stadt in zwei Vorstädte eingeschlossen, nnd sie werden überwacht wie Diebe; die Holländer am Haftn bei der Stadt, anf den Klippen oder der Insel „Desima" genannt, d. i. die Insel De; die Sinesen (nnd alle benachbarten Nationen, welche mit ihnen gleicher Religion sind) am südlichen Ende der Stadt, auf einem mit einem Wall umschlossenen Hügel, welcher Iakujiu heißt, d. i. medieinischer Garten. Er heißt anch Dsjnscnsi, von den anf demselben höher gelegenen Wohnungen der Schaner, die Acht geben, was für fremde Schisse in den Hafen einlaufen, und den Gouverneur davou unterrichten. „Der Tempel in und außer der Stadt siud zusammen 62, nämlich 5 Sinsin-Tempel, die den einheimischen Götzen zn Ehren errichtet sind; 7 Iamabos oder Bergpfaffentempel, nnd 50 Tiree oder Tempel der auswärtigen Götzen. Von diesen letzteren liegen 21 in nnd 29 außerhalb der Stadt, am AbHange der Gebirge und auf steiueruen Treppen zu ersteigen. Sie dienen alle ebenso sehr dem öffentlichen Vernngen, wie der Andacht. Sie sind sehr bequem wegen der Gallericn und der schönen Anssicht, die man hier hat. „Nm dem japanischen Landesgebranch gemäß zn handeln, mnß ich mm ans den Tempeln unmittelbar zu dcu H....Häusern über-gcheu, die nicht viel weniger als diese bcsncht werden. Kasjcmatz oder H___stadt, die man anch zn Ehren des Hügels, anf dem sie liegt, Marcam nennt, macht den südlichen Theil der Stadt aus, und besteht, nach japanischer Art zu rechueu, in zwei, nach unserer Zahlung in mehr Gassen, die am AbHange eines Hügels angelegt sind. Sie enthält die schönsten Wohnhäuser der Bürgerstadt und wird nur von den H.... wirthen bewohnt. Sie ist, anßer einer anderen, doch kleineren, die einzige ihrer Art anf Sitokf, welche Insel, außer Miako, die schönsten Menschen Japans hervorbringt. Den armen Leuten können ihre wohlgestalteten Töchter zu Brod helfen, uud wegen der guten Nahrung von Fremdeu und Einheimischen (die der Wollust sehr ergeben sind) ist diese Anstalt mit einer Menge solcher Töchter versehen, und wird nach der Miako'-schen für die berühmteste des ganzen Reiches gehalten. „Die Mädchen werden in ihrer ersten Kindheit für eiu Stück Geld (etwa 12 oder 20 Jahre) erhandelt, uud so von ? bis 30, große uud kleine, in einem Hause uud von einem H.... Wirth uuterhalteu. Sie haben bequeme Zimmer und werden täglich im Tanzen, Spielen musikalischer Instrnmente, im Vriefschreibeu nnd in anderen ihrem Geschlecht anständigen uud die Ueppigkeit befördernden Geschicklichkeiteu ausgebildet. Die jüngeren sind Dienerinnen und zugleich auch Schülerinnen der älteren und mehr geübteren. Nachdem sie mm an Gcschicklichkcit und gefälligem Betragen zu-nehmeu, und dem Wirth, weil sie viel begehrt werden, großen Vortheil bringen, werden sie auch iu einen höheren Naug erhoben, bekommen bessere Behandlung und steigen im Preise, den der Wirth allein erhält. Der Preis kann von zwei Maßen bis zn zwei Itziba steigen, welcher letztere aber als der höchste von der Obrigkeit festgesetzt ist. Die von der schlechteren Klasse (die schon ausgedient haben oder zu dieser Strafe verdammt sind) muffen in einer Vorkammer des Hanfes die Abend- uud Nachtwache halten, um den Vorbeigehenden für eiue Maß die Kerze anzuzünden. „Wenn diese Dirnen vou ehrlicheu Leuten geheirathet werden, gelten sie unter gemeinen Bürgern für ganz ehrliche Francu, weil sie an ihren Vergehuugen uuschuldig uud doch wohl erzogen sind. „Die Wirthe hingegen, wenn sie auch noch so reich sind, gelten uie für ehrliche Leute und dürfen sich nicht uuter diesclbeu mischen. Man giebt ihnen einen sehr schändlichen Namen i Katsuwa, d. i. Gebisse. Sie werden sogar für Unmenschen gehalten und in die niedrigste Klasse der Ietta oder Ledcrgerbcr gerechnet, welche in Japan das Büttelamt bekleiden, und uahe an den Gerichtsstätten, von ehrlichen Leuten abgesondert, wohnen müssen. Die Katsuwa sind auch noch mit der Schande belastet, daß sie bei gerichtlichen Ezecutioneu dem Ietta ihre Hansknechte oder Tagelöhner zur Hülfe schicken müssen. „Es wird nicht unpassend sein, nunmehr aus der H___stadt nach der Got'uja, d. i. der Hölle überzugehen. Man versteht unter diesem Namen den Gefangenhof, der auch Noja oder das Baner heißt. Er liegt mitten in der Stadt in einer Quergasse und besteht aus vielen Hütten und Apartements, in denen man jedoch nach seinem Verdienste behandelt wird. Außer den gewöhnlichen Verbrechern hält man hier anch alle diejenigen gefangen, welche des Verbrechens des Schleichhandels oder der christlichen Religion überführt sind oder beschuldigt werden. Daher ist die Zahl der Gefangenen in der Hölle öfters über hundert, hauptsächlich wenn häufige Ezecntioueu vorfallen, doch nie unter füufzig. Int Umkreise dieses Gefangeuhauses befindet sich ein Gasthans, ein Hans znr Tortur, ein Gerichtshans zur heimlichen Execution der minder Schuldigen, eine Küche, ein Haus zum Spazierengehen und eine Tange oder ein Teich. Die Gefaugeum sind in verschiedene Klassen eingetheilt, die znm Tode Verdammten, die anf ewig Gefaugcuen und die wegen Verdacht Gefangenen. Zu den ewig Gefaugeueu gehören besonders diejenigen, die man Bungoso (d. h. Geschmeiß ans Bungo) nennt. Unter diesem Namen versteht man die Christen, deren mit Weibern uud Kiuderu hier etwa noch 50 gefangen sitzen, und auch selbst zuweilen durch Einige vermehrt werden, welches zuletzt noch im Jahre 1688 der Fall war. Diese guten Lente wissen vom christlichen Glanben weiter nichts, als den Namen des Selig-machcrs, wollen aber doch bei ihrer einfältigen Erkenntniß viel lieber sterben, als durch Verlaugnung ihres Heilaudcs sich die Freiheit erwerbeu, die sie unter dieser Bedingnng bekommen tonnten. Im September des jetzigen Jahres hat man zum ersten Male das Beispiel gehabt, daß einige von diesen gefangenen Christen Geld ^°4H 144 D»^ an die Tempel des Amida schickten, um für ihre verstorbenen Verwandten beten zn lassen. Die Priester wollten aber dies nicht eher thnn, bis sie die Erlaubniß dazu von den Gouverneurs erhalten hätten, welche sogar für uöthig hielten, dicscu Vorfall an den kaiserlichen Hof zn berichten und Verhaftungsbefehle einzuholen. „Da Ulan die Strenge gegen die Christen jetzt für nnnöthig hält, und die wenig Uebriggebliebenen so einfältig sind, so werden diese mit der Todesstrafe verschont, und müssen nnr in ewiger Gefangenschaft ihr Leben bei schlechter Kost und bloßen: Wasser als Getränk in der Hölle zubringen. Alle zwei Monate werden sie nach dem Palast des Gouverneurs geschleppt und daselbst wegen ihres verbotenen Glaubens ei.aminirt, nnd aufgefordert, andere Christen zu entdecken. Dies geschieht aber nicht mehr in aller Strenge, sondern nur aus beibehaltener Gewohnheit. Bei dieser Gelegenheit köunen sie sich aus ihrer ewigen Gefaugeuschaft er-löseu, soust aber uicht. Sie geuießeu indeß doch jährlich einige Erqnickungsstuudeu. Zweimal werden sie in jedem Jahre einzeln aus dem Kerker gelassen, nm sich nach Landesgebrauch mit Moz-a zn brennen, uud sich dadurch für Qualeu zu Präserviren; sechsmal wird ihueu jährlich erlaubt, sich im Teiche des Gefangeuhauscs zu waschen, und ebenso vielmal wird ihnen erlaubt, in dein besonders dazu erbauten Spazierhause sich eme Bewegnng zu machen. „Zur Beschäftigung in ihrem müssigen nnd kümmerlichcu Znstande läßt inan diese elenden Leute ein schlechtes Garn ans Hanf spinnen, womit die Säume der Matten in ihren Zimmern benähet werden. Ihre Kleider nähen sie mit einer Nadel von Bambnsrohr zusammen, weil ihnen eiserne Wert'zenge verboten sind. Einige machen auch Taapids, d. i. Füßlinge oder Fnßsocken, nnd andere dergleichen Kleinigkeiten. Das wenige Geld, das sie damit erwerben können, gebranchen sie, nm sich oder ihren Weibern und Kiuderu, die iu audern Kammern von ihneu abgesondert sitzen, einige Erfrischungen zu verschaffen. Sie Pflegeu auch deu Reis, der ihnen von ihrer täglich zugetheilten Portion übrig bleibt, über Nacht gähren zu lassen und daraus ein Getränk zu bereiten, das sie Ama Saki, d. i. lieblicher Saki oder Trank, nennen, und das ihnen zn einer besonderen Veränderung und Dclicateffe dient. Einige dieser Gefangenen erhalten anch zuweilen von ihren Freunden ans Bungo Kleider. Da der Christen jetzt sehr wenig, und diese blos aus Einfalt Namchristcn sind, so geht man sehr gelinde mit ihnen nm, nnd erlaubt ihren Freunden, ihnen Geschenke zu machen. Doch werden sie vorher streng untersucht nnd geprüft. Die Gonvernenrs pflegen auch jährlich jedem Gefangeuen eine neue aber schlechte Matte zum Schlafbett zu scheuten. Ja, vor einiger Zeit haben die Gouverneurs auch einigen Gefangenen erlanbt, sich eines Kogatan oder kleinen Messers zn bedienen." „Zu den öffentlichen Anstalten in der Stadt Nagasacki gehören anch noch die Brücken. Mau zählt 20 steinerne nnd 15 hölzerne, große nnd kleine Brückeu, alle stark und breit, doch nnr von gemeiner Banart und weiter nicht merkwürdig." „Die Gassen der Stadt sind meistens krnmm, schlecht, enge, bald auf-, bald abgehend, weil sie alle am Hügel liegen, so daß man oft ans steinernen Treppen von einer Gasse nach der andern steigen muß. Alle sind sehr dicht bebanet. Jede Gasse ist durch zwei hölzerne Pforten von den andern nnterschiedcu, und werden, sobald man Aufstaud fürchtet, abgeschlossen. Jede Gasse hat anch einen Qnase Doogn, d. i. einen Platz, wo man alle znm Fener-löschen nöthigen Dinge nnd Wcrkzenge unterhält, nämlich einen ausgcgrabenen Wasserbmnncn, einen Brandhaten und Löschwedel von Stroh; die Leiter wird allemal beim Wachtmeister aufbewahrt." Es ist eine allgemeine Bemerkung, die von Nagasacki nud anderen japanischen Städte» gilt, dast die Gassen hier nicht, so weit sie gerade auflaufen, anch nicht genan nnd nach geometrischer Lange einer japanischen Isjoo oder eines Feldwegs von 60 Kin oder Klaftern gerechnet werden; souderu eiue Gasse läuft immer bis Heilic, Will,. Japan u„d scnn« Vcivobncr. 10 -"^ 146 M«»- an den Ort, wo sie am bequemsten dnrch eine Pforte geschloffen werden kann. Diese Gassen haben ungefähr die Länge einer Tsjoo, und so viel Hänser, als ein Wachtmeister bequem unter seiner Aufsicht haben kann, selten unter 30 und über 00." „Die Hänser der gemeinen Bürger nnd Einwohner sind äußerst schlecht gebant, klein, niedrig, entweder mit kleinem vder doch sehr niedrigem, fast unbrauchbarem Söller, mit einem Dache von Tannenspülen belegt, die meistens wieder nur dnrch übergelegte Späh-ner festgehalten werden." „Alle Häuser im ganzen Reiche sind aus Holz oder Leimwänden erbauet, inwendig mit buntem Papier zierlich beklebt, mit gewebten Binseumatten, welche dick gefüttert, ganz artig belegt, und durch papierne Schanfenster in verschiedene Kammern abgetheilt sind. Stühle und Bänke findet man gar nicht in diesen Hänsern, und nur so weuig Hausgeräth, als zum täglicheu Küchengebrauch nöthig ist. Hinter jedem Hanse ist nur ein sehr enger kleiner Platz (zum geheimen Gebrauch), in welchem, so schlecht er auch ist, man doch immer einige Blnmen findet, die znm Vergnügen der Augen unterhalten werden." „Von dieser gewöhnlichen Einrichtung der Häuser in Nagasacki sind die einiger vornehmen, bemittelten uud des Handels wegen sich hier aufhaltenden Fremden sehr unterschieden. Diese haben gemeiniglich einen doppelten hohen Söller, sind geräumig und zum Theil siucsisch angelegt. Sie habeu allemal ein weites Vorhaus mit bloßem Estrich." „Die Stadt wird von vielerlei Krämern, Handwerkern, Künstlern, Bierbrauern und Bedienten der Gouverucurs, sinefischen und holländischen Handelslenten bewohnt. Zwischen diesen findet man viele arme Leute und Bettler, die hier häusiger und unverschämter find, als an irgend einem andern Orte." „Unter den Bettlern giebt es einen großen Theil von den Qnan-stn Bos uud Qnanstn Bikum, d. i. Bettelmönche und Bettelweiber. -°2Ai, 147 ?nü>»- Eine einzige Gasse, Iawattamatz oder Fajzmanmatz, zählt ihrer über hundert. Diese Klasse von Bettlern besteht aus armen geschorenen Leuten, die ein frommes und keusches Leben wie die Pfaffen führen nnd ein schwarzes Priesterkleid tragen, um desto eher und auf leichte Weise Almosen zu erhalteu, wenn sie mit Bet- und Rosenkränzen, Bildern, kleinen Glocken nud anderen Zeichen mit Andacht die Gassen durchstreichen. Einige dieser Leute lassen stch bei dem Tempel abschceren uud einsegnen, nach der Gewohnheit alter reicher Lente, welche in ihren Häuseru ein eiugezogcues Pric-sterlebeu führcu Die Pfaffen der sinesischen nnd anderer Seusjn-Klöster schicken sechs Mal einen Brnder im Monat znm Betteln aus; dies geschieht aber nicht ans Mangel, sondern blos nm dem Muster ihres großen Stifters Sjaka zn folgen." „Unter die Einwohner von Nagasacki könnte man anch fast die Hunde rechnen, die wie ordentliche Bürger der Stadt angesehen uud gehaltcu werden; doch nicht mit solcher Strenge wie die an kaiserlichen Plätzen. Auf allen Gassen liegen diese Thiere in großer Menge uud weichen weder Meuschen noch Pferden aus. Kein Mensch darf sie todten, anßer der Büttel anf Befehl der Obrigkeit, wenn sie Jemand umgebracht oder sonst den Tod verdient haben. Die Kranken dieser Thiere werden in jeder Gasse in einem Baner verpflegt; wenn sie sterben, werden sie auf die Berge gebracht und gerade wie Menschen beerdigt." „Was die Nahruugsmittel betrifft, so liefert der Boden von Nagasacki nur eiu wenig Reis. Diese tägliche Nahrung durch ganz Asien muß mau noch von andern Provinzen, wie Tsikungo, Ama-kusa x., einführen. Gartenfrüchte, Kranter, Wnrzeln, Wildpret, Brennholz geben die bergigen Gegenden, so viel man ihrer bedarf. Schildkröten uud Fische liefert der Meerbusen im Ueberfluß. Das Wasser wird aus den Flüssen geschöpft, welches klar und trinkbar ist, deun das Saki oder Reisbier ist zn stark und kein 10* tägliches Getränk; das hier gebraute Saki hat einen schlechteren Geschmack, als an andern Orten Japans." „Man hört in dieser Stadt ein beständiges Geränsch und Lärmen; bei Tage wird solches verursacht von Verkäufern, Nuder-kncchtcu, Tagelöhnern, die beim Heben uud Tragen sich durch ihr Geschrei aufmuntern; des Nachts hört man im Hafen anf den Wacht-Barken und in den Gassen der Stadt, nach geringen Zwischenpausen, das Lärmen der Nächter, die zwei Stücke Holz au-einandcr schlagen, um mit lantem Geklapper ihre Wachsamkeit uud die Stunde der Nacht anzuzeigeu. Die Sinescr vermehren diesen Lärm noch durch Cymbelu und Trommeln, wenn sie theils ihrem Götzen Maatso Bosa zum Opfer des Abends Stücke Goldpapier anzünden, theils wenn sie diesen Götzen aus dein Tempel holen und wieder hineinbriugeu. Vor allem andern wird der Lärm in den Sterbehäuseru gehört, wo, weuu Jemand verschieden ist, oder auch ait gewissen Gedächiuißtagen Verstorbener, von deu Meß-Pfaffen nnd Verwaudteu ein Namanda für die abgeschiedene Seele, durch Anschlagen einer kleinen Glocke, angestimmt wird. Dieses Geheul führt bis zur Ohnmacht." „Namanda ist ein kurzes, ans den Worten Namn Amida Budsu zusammengesetztes Gebet; es ist au den Gott Amida, obersten Nichter der abgeschiedenen Seelen, gerichtet, um Guade für die Seele des Verstorbenen zu erlangen." „Noch ein neues Geschrei machen die Nembuds Koo, das sind die religiösen Bruderschaften oder freiwilligen Betzünfte. In diesen pflegen andächtige Freunde, Nachbarn oder Bekannte zu eiuer gewissen Stunde Abends oder Morgens in ihren Häusern wechselweise znsammenznkommen uud gemeinschaftlich zu bctcu, besouders ein Namanda, aus Vorsorge für ihre künftige Seligkeit, abzusingen. " XIII. Gehandlung der Holländer. Die Insel Dcsiina. — Die daselbst befindlichen Holländer. — Die Wachen über dieselben. — Der Ottona. — Die Dolmetscher. — Die Diener. — Der - (§id, welchen alle diese leisten mnsscn. — Die Frcipässe. — Die <5rholm,gs- tage der Holländer, — Die mannichfachen Bedrückungen derselben. — Ihre Begräbnisse. — Ungerechtigkeit im gegenseitigen Schuldvcrfahrcn. Wie man um jene Zeit die Fremden in Japan behandelte, berichtet Kämpfer folgendermaßen: „Doch ich gehe min znr besonderen Bcschrcibnng der Gefängnisse der Holländer in Japan über. Der Name desselben ist De sima, d. h. vor der Stadt liegende Insel, oder Dc sima matz, d. h. die Vorinsel-Straße. Sie ist neben der Stadt ans dem Grnnde des Scebnsens, der hier sandig nnd voller Klippen nnd znr Ebbezeit ohne Wasser ist, IV2 bis 2 Faden mit Felsstcinen erbant nnd steht einen halben Faden über das höchste Wasser hervor. Sie ist mit einer starken Pforte geschlossen, die nnr nnter Anfsicht einiger deputirten Edlen des Gonvernenrs geöffnet werden darf. Die ganze Insel ist mit hohen Dielen nnd deren Bcdccknng nach Art der spanischen Reiter, <ÜIiovÄi ä« ^«20, gemacht nnd mit einem -"XU>> 150 M«5- doppelten Gitter umgeben, doch dieses ist Alles ans so schwachem Holz, daß es feindlicher Gewalt nicht widerstehen könnte. Wenige Schritte oon dieser Befestigung stehen dreizehn hohe Pfähle aus dem Wasser hervor, an die ein Bret genagelt ist, mit der Inschrift, daß Niemand mit einem Kahne innerhalb dieser Pfähle fahren oder sich ihnen nähern darf." „Vor der Stadtbrücke ist ein ans Quadersteinen erbantcr Platz, auf dem die Befehle des Gouverneurs durch zwei Anschläge auf Breiern bekannt gemacht werden, das eine dient znm Reglement der Thorwachen, das andere für die Bedienten der Straße Desima nnd alle einpassirenden Fremden. Für die Letzten ist anch noch dnrch (nämlich der von Destma) den Gasscnrichtcr ein Plakat innerhalb der Stadt angeschlagen, das von gleichem Inhalte ist, wie das vorige, und nur dazu dient, die Autorität und Wachsamkeit der Magistratspcrsonen zn beweisen. Der Flächeninhalt der Insel wird auf ein Stadium oder 600 Fuß in der Länge nnd 240 Fuß in der Breite geschätzt. Eine Krenzgasse läuft durch die Iusel, und innerhalb der Schranken ist noch eine Gasse, die rnnd um die Insel geht und nach Gutdünkeu abgeschlossen werden kaun. Die Negen-wasser laufen alle durch eine tiefe Krümme in den Gassen nach der See ab. Nnr die große Kreuzgasse hat an beiden Seiten Häuser. Diese sind auf Kosten einiger Bürger von Nagasacki erbaut, von denen auch die ganze Anlage der Insel herrührt, deren Erben nur noch immer nach dem ersten Accord eine Miethe von 6500 Sjamo bezahlen müssen. Es sind schlechte Gebäude, sie haben das Ansehen eines Ziegenstalles nnd bestehen ans Leimen- und Tannenholz, welches aneinander gepappt ist." „Innerhalb der Schranken der Insel befinden sich noch drei Wachthäuser, die an jedem Ende und in der Mitte vertheilt liegen und am Eingauge ist ein mit Löschungsapparaten versehener Brandplatz. Bei Feuersbrüusteu dienen auch noch die Wasserpforten und Röhreu zum Löschen, die so eingerichtet sind, daß sie zur Zeit der Noth aufgebrochen werden können. Ein Theil dieses Platzes ist für Krämerbndcn, die bei Anwesenheit von Schiffen aufgebaut werden, und ein anderer dient zur Niederlage ausgepackter Waaren. Auch ist hier unlängst ein Gerichtsplatz eingeweiht worden, der znm Hinrichten der Schleichhändler bestimmt ist, und wie uns der Statthalter versichert hat, uicht nur für Japaner, sondern auch für Holländer. " „So ist der enge Raum eingerichtet, auf welchen die Holländer in diesem Reiche beschränkt sind. Wenn unsere Schiffe in diesem Hafen einlaufen (welches einmal im Jahre geschieht), so dürfen sie ihre Lente, uachdem Jeder auf's Genaueste visttirt nnd aufgezeichnet worden, nach einander auf die Insel abtreten lassen, um sich zu erfrischen. Nachdem dieselben abgezogen, muß das Ober-hanpt mit noch verschiedenen Personen, gewöhnlich sieben (bei großem Handel waren es früher nie unter zwanzig Personen), hier bleiben. Obgleich nuu die japanische Nation von diesen Wenigen nichts zn fürchten hat, auch keiuen Schleichhandel, denn alle Waaren, die verkaufbar sind, werden mit einem Siegel versehen und in ihren Tabellen auf's Genancste verzeichnet, sogar nnsere Kleidung wird von dem Gasscnrichter so lange in Verwahrung genommen, bis sie von einem geschworenen Schneider anf'o Gcnaneste zugeschnitten ist; so werden, ungeachtet aller dieser Gründe, nnsere Leute doch m diesem Gefängnisse streng bewacht, von verschiedenen Wachen, Gesellschaften und Zünften (deren Glieder alle beeidigt nnd unter sich selbst fremd und gegeneinander mißtrauisch sind), welche innerhalb und anßerhalb unsere verschlossene Wache umgeben. Wir werden hier nicht wie ehrliche Menschen, sondern wie Uebelthätcr, Kundschafter, Verräther, Gefangene oder, wie die Japaner sagm (und nach dem eigenen vorsichtigen Ausdrucke derselben), wie Fi-tosttz, d. h. als Geißel Sr. Kaiserlichen Majestät behandelt nnd bewacht." „ Ueber alle diese Wachen führt deu obersten Befehl der Gassen- richter, Iosji Kawa Gibnjemon, der außer seiner Stadtstraße auch Ottona, d. h. Gassenrichter und Haupt der Insel Dcsima, ist. Er hat den Rang nach dem jährlichen Rapporteur der ordentlichen Dolmetscher, über welche er nicht zn befehlen hat. Sein Amt be-stebt darin, daß er auf Alles, was »usere Insel und nnsern Handel betrifft, die genaueste Aufsicht führt uud mit Hülfe der Dolmetscher alles dorthin Gehörige besorgt, z. B. die Güter von Privatpersonen aufzeichnen läßt, sie in Verwahrung nimmt nnd ihren Verkauf dirigirt; für deu Vau der Straßeu und Häuser sorgt, die Feneranstalten uud audere öffeutlichc Sachen uuter seiucr Allfsicht hat. Er schützt uud richtet die Bedienten der Holländer, ihre Köche, Keli-Meister uud Tagelöhuer, so weit sie uuter seiueu Befehlen stehen; er hat das Recht, was er für gut besiudet iu uusern Dienst aufzuuchuicu oder ans demselben zu cutlassen, ertheilt die Freiheit, anf Desima zn gehen; besonders verbindet ihn noch sein Amt, nicht unr stiuer Unterbedienten, sondern auch der Holländer Lebeu uud Handel zu erforscheu uud sie zuni streugsteu Gehorsam gegeu die kaiserlichen Befehle anzuhalten. Doch hat er seine Gewalt gegen einen Holläudcr selbst noch niemals gebraucht, von dem sie anch schwerlich geduldet werdeu dürfte, es wäre denn, daß Giucr durch das Verbrechen eines offenbaren Ungehorsams gegen die kaiserlichen Befehle sich die Strafe von diesem Nichter zugezogen, mit Arrest uud Fesseln belegt zn werden. Dieser Ottona ist wegen seines Amtes und seiner Streuge, doch uoch mehr wegen Verrätherei, die er gegen seinen Herrn ansgeubt, unter uns sehr verhaßt. Es sei uuu, daß er sich gebessert oder (wie mau mir versichern wollte) zn seinem Verfahren sehr gute Gründe hatte, so habe ich ihn als einen t'lngen Mann von keinem falschen Gemüth gefunden, der auch besonders in der Lehre des Koosj oder Confusius, deu väterlichen Sitten, der Geschichte und Religion sehr erfahren ist, so daß man ihm anch die Chronik von Fisen zn schreiben anvertraut hat. Unwissende und brutale Lente konnte er nicht vertragen." „In Ausübung seines Amtes steht zuuächst unter ihm ein Nitzi Iosi oder Bote, der täglich die Schlösser der Wassermotten, wie anch die Waarenhäuser, die Arbeit der Zimmer- und Pauleute besichtigen und untersuchen muß." „Nach diesem folgen verschiedene Fisja oder Schreiber, die eines jeden Holländers Vermögen und Sachen, die unr irgend zu Gelde gemacht werden können, auf das Genaueste protocollireu, sie versiegeln und aufbewahren. Außer diesen giebt es noch verschiedene andere Bediente, die auf seinen Befehl dom Ottoua hülfreiche Hand leisten müssen. Er wird, wie der Obcrdolmetscher, von unsrer edlen Compagnie besoldet und hat auch, wie dieser, seinen Antheil am Handel. Außerdem hat er noch viele andere Vortheile, z. B. von seiner Gasse iu der Stadt, von den Wirthen in nnsrcr Insel, von den Vermiethern unserer Wohnungen, weil er beinahe den dritten Theil der hiesigen Häuser durch Kauf au sich gebracht hat. Sem größter Vortheil besteht aber noch iu den holländischen Waaren, die er durch Andere und uuter fremdem Namen an sich bringt, und dann mit großem Gewinn weiter verhaudelt." „Uuter diesem Ottoua stehen die Desima Disjooniu, oder die 24 Wirthe und Eigenthümer unserer Häuser, die zur Handelszeit und die übrige Zeit mituutcr sich bei ihm melden müssen, und vcr-bnnden sind, nicht anf den Zustand ihrer Häuser, sondern auf das Betrageu der Eiuwohucr von Weitein Acht zu geben, auch bei dein Invcutarisiren der ein- nnd ausgehenden Sachen, wie Hausgcräth und aller anderen Geräthe, der Holländer bchülflich zu sein. Nach Landesgebrauch müssen sie in allen außerordeutlichcu Fällen für das, was in ihrem Haufe geschieht, steheu und die Verantwortlichkeit darüber übernehmen." „Das größte und vornehmste Kollegium der holländischen Bedienten machen die sämmtlichen Hollauda Tsjuusi oder holländische Dolmetscher, deren Zahl gesetzmäßig aus 150 besteht, aus. Diese sind deshalb angestellt, damit allen Fremden, denen erlanbt ist, -°ulü, 154 ^dul^ dieses Reich zu besuchen, uicht die Mühe gemacht werde, die Landes-spräche zu erlernen, uud damit sie auch von Allem, was die inuere Einrichtung des Handels die Verfassung der Provinzen des Reichs betrifft, und überhaupt was im Reiche vorgeht, Kenntniß erhalten uud Alles glauben müsseu, was ihnen gesagt wird." „Man hat eine so große Anzahl von diesen Dolmetschern angestellt, theils um dadurch desto mehr Iapauer auf unsere Kosten zu erhalten, theils auch um desto genauer den Handel beobachten zu können. Die genaue Prüfung dieser Gesellschaft ist eiu Mnster anderer, eben so wohl eingerichteter Zünfte im Lande, weswegen ich sie auch nachher mittheileu werde." „Aber außer diesen Bedienten gehört nnn noch hierher eine andere geschworene Zunft, die Kai mono tskai oder, auf halb portugiesisch, der Kompta Nakama, welches ihr gewöhulicher Name ist. Diese Zunft besteht aus siebcnzehn Bürgern oder Familien, die Alles, was zur täglichen Kost, Trank, Hausrath, auch zu allen anderen Dingen unnöthig und uicht erlaubt ist, anschaffen müssen; jedem Andern ist es streng verboten, auf irgend eine Art etwas zuzubringen; wir müssen also von dieser Znnft alle nusere Bedürfnisse zwei- oder dreimal theurer einkaufen, als der jedesmalige Marktpreis ist. Auch unsere Tugeud uud Religiou vergessende junge Leute pflegen das Vergnügen einer Nacht von dieser Znnft mit fünf Thalern zu bezahlen, und zwar für Subjecte, die jeden Andern für zwei oder drei Maas bedienen. Der H___wirth zieht nur eiue Sjumome, d. i. ein Drittel des Gewinnstes, das Uebrige fällt in die Kasse der Znnft, theils zn ihrem Vortheil, theils nm einige Knechte zu unterhalteu, welche die Braut zum Tauzc führen." „Hierauf folgeu die Daidokoro no mono oder Kücheubcdiente. Sie bestehen in drei Köchen, welchen monatlich mit ihrer Anfwar-tuug alterniren, mit 24 Sjnmome belohnt werden, nnd zwei gemeinen Küchenknechten, welchen dann noch ein oder mehrere Lehrlinge (gewöhnlich die Söhne der vorigen oder der künftigen Nach- -"UN 155 Mü»- folger), Wasserträger und Knechte behnlflich stnd. Anßer der Handelszeit sind hier mehr .Köche als holländische Esser, und die Tafel kostet hier weit mehr zn unterhalten, als in Europa. Diese Küchen-einrichtung darf ohne Erlaubniß des Gouverneurs nicht verändert und mit uuscren eigenen Lenten besetzt werden. Ehemals bekamen die Köche ihren Sold monatlich. Seit 1674 aber hat man ihnen einen jährlichen Sold bestimmen müssen, und zwar dem ältesten 150, dem zweiten 130 nnd dem dritten 100 Taeis." „Außer diesen haben wir noch viele andere Schmarotzer zn unterhalten, die dem Scheine nach den: Küchenmeister gern zn Diensten stehen, obgleich wir wenig Nntzen von ihnen haben; z. B. einen Gartenwächter, einen Grasträgcr und einen Hüter für unser weuigcs Vieh, von dem wir aber auch sehr wenig Genuß haben. Deun man pflegt die männlichen Thiere, wenn sie erwachsen sind, zu vergiften, oder ihnen des Nachts die Beine zn brechen, damit wir nicht durch Zeugung derselben in den Stand kommen, die kostbare japanische Versorgung mit Lebensrnitteln zn entbehren." „Diese Knechte pflegen monatlich nach den Stadtgassen abgewechselt zn werden, weil man es für eine Wohlthat des gemeinen Pöbels von Nagasacki hält, von uns Vortheil zu ziehen, und dann auch aus politischen Gründen, damit die Lcnte ja nicht durch län-gern Aufenthalt zu bekannt und offenherzig mit uns werden." „Noch wird den Holländern erlaubt, einige Knaben bei Tage als Anfwärter zn gebranchen, die unter dem Namen Boten bei dem Ottona eingeschrieben werden. Sie sind meistens Söhne der uutern Dolmetscher, die durch Erlernung der holländischen Sprache sich zu Nachfolgern ihrer Väter fähig machen wollen. Dieser Dienst ist aber nnr so lange erlaubt, als mau diese juugen Leute für einfältig und des japanischen Staates ganz nnknndig hält, oder so lange es ihnen der Ottona erlanben will. Auch muß für jeden ein angesessener guter Mann Bürgschaft übernehmen und für alle Vergehen, die der Knabe macht, einstehen. Diese Leute haben sich den Ruhm ^u«H 156 55«»- erworben, daß unter keiner Nation getreuere Bediente gefunden werden können, als diese Japaner, da stc alle Sachen ihrer Herren auf das Sorgfältigste zu bewahre»! pflegen. Anßer diesen werden auch noch aus verschiedenen Handwcrkszünften gewisse Männer zn-gelasseu, die erscheinen müssen, wenn sie zur Arbeit gerufen werden, doch nicht ohne besondere Erlaubniß des Gonvcrnenrs. Sie müssen den Gcwiun, welchen sie von uns ziehen, mit ihren Zuuftgenofsen theilen, auch dem Ottona und den Dolmetschern ein jährliches Geschenk machen." „Diese Personen sind nun die ordentlichen Bedienten der Holländer, die allein das Recht haben, auf die Insel Desima zn kommen und uns zn besnchen, doch niemals ohne Ursache oder Vorwand eines Geschäftes. Sie sind durch einen schweren Eid so nngemein verpflichtet, daß sie sehr schwer zn offenherziger Freundschaft mit uus zu briugen sind. Durch diesen Eid müssen sie nnsere Nation, nnsern Glanben, die Freundschaft nnd Verbindung mit uus, die Beförderung uuseres Interesses abschwören. Dieser Eid wird hier, wie überhaupt alle Eide durch das ganze Reich, in einem allgemeinen nnd in den NeichsgeselMi vorgeschriebenen Formnlar ab^ gelegt, dnrch welches die Rache der obersten Gottheit des Himmels nnd der Vornehmsten nnd Strengsten des Landes anf die Person des Schwörers, seine Familie, seine Hausgenossen und Freunde gefordert wird, wenn er die vorgeschriebenen Artikel nicht halten sollte, welche alsdann nach dem allgemeinen Formular genan spcci-sicirt folgen, und der Beeidigte muß nach diesem sein Petschaft mit schwarzer Oclfarbe darunter drücken nnd mit einein Tropfen Blut darüber wegstreichen, den er sich selbst unter dem Nagel eines Fingers löset. So fürchterlich auch dieser Eid scheiut, so wird er doch von den heillosen Menschen wenig beachtet, sondern blos aus Furcht vor der unvermeidlichen Strafe der weltlichen Obrigkeit beobachtet, da die Uebcrtrctung desselben nur mit demselben Blute, mit dem der Eid bekräftigt wurde, ansgesühut werden kann." „Die beschwörenden Artikel selbst sind mm nach Unterschied der Personen, ihrer Aemter und ihres Vermögens wichtiger oder geringer abgefaßt. Sie können etwa in drei Klassen eingetheilt werden." „Die wichtigsten und strengsten Artikel werden von dem Ottona, den Ober- und Unterdolmetschern, sowie anch von ihren Lehrlingen beschworen, und zwar nur, wenn ein nener Statthalter ankommt, der diesen Eid in seinem eigenen Palaste und in eigner Person abnimmt, nicht dnrch Nachsprechen oder Fiugeranflegen, sondern nach dem Gebrauche des Landes, dnrch Unterdrücken des mit ihrem Blute gemischten Siegels." „Die zweite Klasse wird beschworen von dem ganzen Hansen der Dolmetscher, von den Köchen, Gcldkammerbedienten, Schreibern, Ausschern über Tagelöhner nnd Besorgen der Lebensmittel. Dieser Eid wird vom Ottona und Oberdolmetscher abgenommen, ill dem Tempel der gewöhnlichen Zusammenkunft, Ausensi genannt, der Secte Tendai." „Den geringsten nnd gelindesten Eid schwören die ordentlichen japanischen Bedienten nnd Anfwartnngsknaben der Holländer, wie anch die Handwerker und Arbeiter unserer Gassen. Sie schwören bei dem Ottona von Desima, der sich aber mit diesem Gide von geriugeu oder jungen Lenten nicht begnügt, sondern jeder derselben muß eiueu glaubwürdigen Bürgeu stellen, der sich für ihn verbürgt und dnrch Eid bekräftigt. Ebenso müssen auch die Vesorgcr für sich und ihre Lente schwören, welcher Eid aber nnr mit ihrem Siegel ohne Blnt bekräftigt zn werden brancht, weil sonst die Herren auch für die Missethat ihrer Bedienten zn leiden hätten." „Die mißtrauische Obrigkeit ist indeß bei dcu beideu letzten Klassen mit einem einmaligen Eide nicht zufrieden, sondern cr wird zweimal im Jahre abgelegt. Znerst am Nenjahrstage, wo sie ein Bildniß Iesn am Kreuz mit Füßen treten müssen, nebst anderen heiligen Personen. Das zweite Mal, sobald nnsere Schiffe im Haftn crscheiucu. -««!< 158 nnw- Endlich müssen die Personen, welche mit nns die Hofreise machen, zum dritten Male einen Eid schwören, worin sie noch besonders geloben, mit nns keine vcrtranliche Bekanntschaft einzugehen, Alles, was sie von uns sehen nnd erfahren, gleich den Oberen zn melden, nnd dergleichen mehr." „Außer diesen geschworenen Personen, die nns ordentlich besuchen, werden dann auch noch zur Zeit des Handels an gewissen Tagen die Käufer nnserer Güter und die Verkäufer des inländischen Knftfers oder deren Schreiber nnd Bevollmächtigte zugelassen; auch zn Ende der Handelszeit die Verkäufer des inländisch gefirnißten Holzes nnd anderer Sachen, die alsdann ihre Kramläden an einem dazu bestimmten und verschlossenen Orte anfstellen. Diese Kanf-leute siud größtentheils aus Miato." „Alle diese erwähnten Personen dürfen nicht dnrch die Pforte unserer Insel gehen ohne ein besonderes Freipaßbretlein. Von dieser strengen Inquisition sind nnr die Depntirtcn der Statthalter ausgeuommen, welchen eine große Pike vorgetragen wird, uud iu ihrem Gefolge alle diejenigen, welche mit zwei Säbeln bewaffnet sind, ferner: der Gassenrichter, acht ordentliche Dolmetscher nnd einige ihrer Söhne, endlich die Visitatoren selbst, die mau allemal als unsere Verräther und geschworenen Feiude ansteht." „Das Frcipaßbretlcin ist etwa 3 Zoll lang und 2 Zoll breit, auf der einen Seite mit dem gewöhnlichen Namen des Richters der Gasse, in der er wohnt, nnterschriebm nnd mit schwarzer Dinte nntersiegelt. Ans der andern Seite ist das große gemeinschaftliche Merkzeichen unseres Gassenrichters mit der Beischrift Destma Ottona. Solche gebrandtmarkte Zeichen schickt der Richter von Destma zur Zeit, wo unsere Schisse ankommen, in großer Menge an alle Gassenrichter der Stadt, um die zum Handel aus dem Inuern des Reichs kommenden Japaner damit zn versehen." „Die unserer Nation angehenden Befehle werden unsern Capi-tainen theils im kaiserlichen Palast und Hoftath vorgelesen, theils in Nagasacki von den Gouverneurs dnrch ihre Bugjo nnd unsere Dolmetscher mündlich ertheilt. Wenn die Schisse hier eingelaufen, pflegen die Dolmetscher mündlich nnd durch schriftliche Befehle allem Volke die Verhaltungsmaßregeln zu geben, nnd diese bestehen darin, daß nnserc Leute sich vom Schleichhandel fern halten (welche Arten so genau und specificirt beschriebe« werden, daß sie eiueu Neuling recht gnt in diesem Gewerbe unterrichten), keine äußerlichen Beweise nnd Zeichen christlicher Andacht geben, nud sich untereinander, sowie mit den Japanern gut vertrageu sollen." „Anf diese Art halten wir hier Hans uud leben das ganze Jahr unter der Anfsicht beeidigter Hüter wie wirkliche Gefangene. Doch werden uns jährlich eiuige Ausflüchte ans unserm Gefängniß gestattet, welche Freiheit wir aber nicht der Gunst der Natiou bei-mcsseu dürfeu, da dies unter dem Titel einer schuldigen Devotion geschieht. Sobald die Schisse abgefahren, mnß alljährlich der Ca-pitain eine Reise nach des Kaisers Hofe machen und die gehörigen Gescheute überreichen. Dies wird für eine ebensolche Pflicht wie die der Vasallen des Reiches gehalten, welche gleichfalls eine solche jährliche Reise machen muffen; daher werden bei der Dimission auch immer die Artikel, wie wir nns zn verhalten haben, vorgelesen, uud im gemeineu Leben nannten nns die Japaner Fitositz, d. h. Men-schenvfand, oder Geißel der holländischen Nation. Anf der ganzen Reise wird nus auch keine andere Freiheit gegönnt, als die Gefangenen znstcht; wir dürfen ohne Erlaubniß mit Niemandem, selbst nicht mit den Bedienten in nnseren Herbergen reden. In diesen wird nns allemal die hinterste Kammer eingeranmt, uud der Hof, damit wir nicht entwischen können, wohl verschlossen und vernagelt. Zu unserer Bewachung, Anfwartnng und Hülfe wird nns vom Statthalter, noch anßer dem Dolmetscher nnd Koch nnserer Insel, eine Schaar von geschworenen Soldaten, Stadtbütteln, Dieucni, Trägern, Pferdeknechten und Aufsehern nnscrer Bagage bcigcgebcn. Dies geschieht Alles auf unsere Kosten, die ich am gehörigen Orte noch -ON 160 Mn^ genauer angeben werde. Vor und nach dieser Hofreise verfügt sich der Capitain mit einem von seiner Gesellschaft zum Gouverneur, um die schuldige Danksagnng für die gehabten Bemühungen abzustatten und zugleich um ferucre Gunst zu bitten. Auch hier ist unser Capitain mit starker Wache, davon jeder Mann derselben einen Diebesstrick in der Tasche hat, wie auch vom Ottoua, vom Dolmetscher und von deren Bedienten begleitet. Er muß lange bei der Genquaban verweilen, bis er zu dem Gouverneur gelasseu wird." „Am Fassaku, dem ersten Tage des achten Mouats, muß uuser Capitain abermals unter Bedeckung einer Wache im Mmeu seiner Principale dein Gouverueur Gescheute überbringeu. Die hier beständig wohuenden Holländer bckommeu ein- oder zweimal im Jahre die Erlaubniß, sich außerhalb der Grenzen zu bewegeu und die Tempel zu besichtigen. Wir haben aber alsdann auch Wache." „Zu audercr Zeit werdeu ciuige uuserer Leute abgeschickt, um die Fahrzeuge der Compagnie zu visittreu. Zur Zeit, weuu uusere Schiffe hier stud, fällt das Fest des Patrons der Stadt Nagasacki Suwa; alsdann wird deu Holländern erlaubt, vou ciuem auf ihre Kosten erbauten Gerüste zuznsehen, zum Pomp uud zur Verherrlichung des Festes nnd zum Vortheil der Einwohner. Wir wcrdeu aber immer vou dcr obenerwähnten Suite umgeben und beim Durch-passiren der Wache vor der Pforte dcr Insel uud ciuige Male beim Auf- uud Absteigen der Tribüne überzählt, aus Furcht, daß eiucr vou uns entwischen möchte. Auch uusere Sclaveu werden hierbei zugezogen und unter dem Namen die „schwarzen Holländer" aufgestellt." „Für den Fall, daß in Dcfuna ein Brand eutstchen sollte, ist gleichfalls verordnet, daß die Holländer von der Insel weg in ein anderes Gewahrsam gebracht werden." „Dieses sind also nnsere Erholungstage, weuu man das Herumführen von Häschern und Soldaten so ueuueu kaun. Doch muß ich zur Ehre der Japaner gestehen, daß sie bei dem Joche, in welchem sie uns halten, doch auf alle^mögliche Art sich gegen uns compli-mentabel zeigen, uns Gescheute mit eßbaren Dingen machen nnd überhaupt, wenige ausgenommen, sich so gefällig erweisen, als es ihre Vorschrift und Verfassnng erlaubt. Man mnß aber dies nicht der Achtnng und Neignng zu uns beimessen, sondern nur der angewohnten Höflichkeit und den guten Sitten der Japaner zuschreiben. Wie wenig sie für uus eingenommen sind, kann mau aus den vielen Unredlichkeiten, die das Geschmeiß uou Nagasacki uus zufügt, ersehen, voll deuen ich hier einige aus meiner eigenen Erfahrung uud aus ihrem eigenen Bekenntniß aufführen will." „Ein Japaner, der es mit einem Holländer aufrichtig meint, wird nie für einen Biedermann gehalten. Daher wird es für etwas Löbliches nnd als Beweis gntcr patriotischer Gesinnung angesehen, wenn Jemand einen Holländer im Preise übersetzt nnd, wenn es nur ohne Kränkung ihrer zärtlichen Sorge für ihreu guten Namen geschehen kann, betrügt, täuscht, ihre Vortheile und Freiheiten vermindert, neue Mittel, sie in der Sclaverei zu erhalten und ihren Znstand zu verschlimmern, in Vorschlag bringt." „Wer den Holländern Waaren gestohlen hat uud sie werden bei ihm gefuudeu (wozu die Kuli oder Träger, die man in der Handelszeit gebraucht, wohl abgerichtet sind), bekömmt, wenn er aus dem Thore unserer Insel geht, von der Wache einige Rückenschläge, nachdem ihm vorher das Gestohlene abgenommen worden. Nach Befinden wird er auch öfter von unserer Insel, zuweilen anch aus der Stadt auf einige Zeit verbannt. Wer aber den Holländern irgend etwas durch Schleichhandel abkauft, muß ohne Gnade am Kreuze oder durch das Schwert sterben." „Das Ein- uud Ausladen uuserer Schiffe darf nicht von unsern Leuten geschehen, sondern wird von den Kuli's besorgt, während unsere Leute niüßig zusehen. Sie pflegen uns die Hälfte Arbeiter mehr aufzudriugeu, als nöthig sind, uud wenn einer von diesen auch nur eine halbe Stunde gearbeitet hat, so nmß ihm doch Heine, Will,. I.ipnn uud selxe Bewohner. 11 -«?2, 1()2 M"»- der ganze Tag bezahlt werden. Alles dieses Pöbclvolk, das zu unserer Last und Plage angestellt ist, muß ans unfern Mitteln unterhalten werdeu." „Ein Holländer darf auch keine Briefe von hier fortschicken, ohne den Gouverneur mit deren Iuhalt bekannt gemacht und ihm davou eine Copie überreicht zu haben. Es müsseu daher allemal zwei gleiche Packcte von uusern Briefen gemacht werdeu, von deueu sie das eiue behalten, das audere au die abgeheude Iunke geben. Die mit unsern eigenen Schiffen abgehenden und ankommeudeu Briefe von Privat-Personen werden (mit ihrer Convenienz) heimlich fortgebracht, alle öffentlichen Briefe aber von uuseru Gouverneurs und Negierungen müssen vorher den Statthaltern vorgelegt werden." „ Ein Japaner darf schlechterdings keine Geschenke oder Briefe außerhalb Landes an seine Verwandten schicken lderen noch aus vorigen Zeiten, durch Heiratheu, uuter deu Holländern stud), oder von ihueu empfangeu, ohne vorher dieselben an den Gouverneur zur Erbrechung und Disposition abgegeben zu haben." „Ehemals hielt man uusere Leicheu der japanischen Erde uu-werth, und man warf sie außerhalb des Hafeus iu's Meer. Jetzt werdeu sie in eiuer wüsteu (5iuöde aiu Berge Iuasse verscharrt. Mau hat auch eineu Wächter darüber augestellt, daß er dafür sorgt, daß kein Grabmal zu finden ist nnd er selbst nicht einmal unsere Grabstätten angeben kann." „Wenn ein Einheimischer oder ein anderer Fremder an einen Holländer Forderungen hat, so wird er bald befriedigt; dagegen hält es schwer für einen Holländer, seine Forderuugeu von Japanern zu erhalteu. In jeuem Falle zieht man sogleich die streitige Summe der edlen Compagnie im Handel ab, die Sache mag mm sie selbst oder eineu ihrer Bedieuten betreffen; iu diesem Falle aber macht man uus allerhaud Ausredeu nnd sucht betrüglichen Aufschub. Aus vielen Beispielen will ich zum Beschluß nur uoch eiues auführeu. 163 Die cochinsinesischen Räuber hatten sich ganz unbefugter Weise unserer Festung Togovan oder Seeland ans der Insel Formosa bemächtigt. Um Repressalien zu gebraucheu, schössen wir im Jahre 1660 eine große ihnen gehörige, Innke in den Grund, die zwar wegen ihrer vielen dichten Querwände noch dreizehn Tage umher-trieb, doch touuteu sich fast von dreihnudert Persoueu uur ueuu retten. Diese» unsern Feinden zugefügten Schaden mnßten wir, als uns dieselbeu hier verklagten, mit 27,000 Sjumomi in der Geldkammer, aus welcher unsere Waaren bezahlt werden, vergüteu. Dagegeu im Jahre 1672, als uuser neues Schiff Knilenbnrg auf Formosa in der Gegend Quelang strandete und eben diese Cochin-stnesen unser Volk tödtcten und nnsere Güter aufftschteu, konutcu wir gegen sie bei demselben japanischen Gericht kein Recht erhalten." i.l> XIV. Handel und Wandel, Der alljährliche öffentliche Verkauf der holländischen Waaren. — Das Ausladen des Schiffes, — Vorsichtsmaßregeln, das Schmuggeln zu verhüten. — Die Arten von Waaren. — Die Landstraßen. — Die Länge der Meilen. — Reinigung der Straßen. — Die Flüsse, Fähren und Brücken. — Nciseu zu Wasser, — Schisse und Boote. ^ Flecken und Dörfer. ^ Herbergen, — Badehäuscr. — Hausgcräthe, — Garküchen, Schenken und Zuckerbudcn. — Thcebereitung. „Der holländische Handel wird jährlich auf folgende Art in Japan betrieben. Sobald die Schauer die gewisse Nachricht bringen, daß ein holländisches Schiff komme, so werden drei Personen unseres hiesigen Comptoirs mit gewöhnlicher Begleitung auf zwei Meilen nud außer dem Hafen entgegengeschickt, mit einer verschlossenen Instruction an den Schiffer, wie er sich bei der Lan-dnng uud fcrucr nach Landosgebranch zn verhalten habe. Der Dolmetscher und japanische Devntirte nehmen hieranf von ihm das Verzeichniß seiner gesannnten Ladnng nnd die Liste seiner Leute nebst allen Briefen der Compagnie ab. Man fährt hiermit so schnell als möglich nach Nagasacki znrück, um diese Sachen zuerst dem Statthalter zn zeigen uud dann unserm Residenten wieder zuzu- ^>°ü«, 165 "nn»- stellen. Das nachfolgende Schiff grüßt, sowie es in den Hafen fährt, mit voller Ladnng seiner Kanonen zweimal die kaiserlichen Wachen, und wirft Anker mitten in der Stadt, uugefähr einen Flintenschuß von der Wasserpforte. Ist der Wind nicht günstig zum Einlaufen, so schicken sie uns auf unsere Kosten, nicht auf Verlangen, viele Rnderkähne, die in der Absicht von gemeinen Leuten gehalten werden, um das Schiff hereiuzuschleftpen. Bei Windstille pflegen zu dieser Arbeit 10, bei widrigem Winde aber 50 bis 100 gebraucht zu werden. Wenn die Schisse in den Hafen eingelanfen sind, verfügen sich hinter dieselben zwei Wachtbarken, mit Soldaten besetzt, welche mit täglicher Ablösung bei dem Schiffe so lange bleiben, bis es wieder ans dem Hafen fährt." „Sobald das Schiff anf dem Ankerplatz erschienen ist, nimmt eine Schaar von Deputirten, von vielen Tagelöhnern begleitet, alles Pnlver, Kugeln nud Gewehre aus dein Schiffe in Verwahrung, und bringt diese Sachen bis zur Abreise in ein gewisses Ammunitionshaus, aber Alles anf Kosten der Edlen-Compagnie. Man hat ehemals die Ruder ansheben wollen, aber es gelang nicht. Den folgenden Tag erscheinen die Commissarien der Statthalter mit dem gemeinen Geschlepp ihrer Soldaten, Dolmetscher nnd Diener, und stellen in Gegeuwart des holländischen Residenten eine sehr strenge Musterung des Schiffes an, nach der ihnen znvor zugestellten Liste, in welcher jeder Person Tauf- und Stammname, Alter und Bediennng anf das Genaueste speciftcirt seiu muß, auch die Zahl ihrer Todten, ingleichen wo uud woran sie gestorben Oft haben sie sogar verlangt, daß man einen gestorbenen Affen oder einen Papagei zu ihnen briugen sollte, um zu untersuchen, ob sie anch eines natürliche« Todes gestorben? Der holländische Resident läßt hieranf dem gemusterten Schisssvolke, auf Befehl des japanischen Obersten, eiu Placat in holländischer Sprache über das zu beobachtende Betragen vorlesen uud anf dem Schisse wie auf der Insel anschlagen." Auf eben diese Art empfängt man anch die übrigen hier ankommenden Schiffe, deren jährlich zwei, drei bis vier (je nachdem man viel Knpfer nöthig hat) vom Hauptcomtoir in Batavia hierher geschickt werden. Ehemals, als der Handel frei war, kamen anch sechs bis sieben Schiffe hier jährlich an." „Nach der Mnsternng, oder sobald es ihnen gutdnnkt, wird das Schiff ausgeladen, während welchem Geschäfte zwei Ioniki als Deputirte des Gonverneurs, einige Dostns, ein Ober-, Unter- nnd Lehrlingsdolmetscher, verschiedene Schreiber nnd Diener die Aufsicht führen. Die Wasserpforten der Insel, durch welche die Waaren hereingebracht werden, müssen im Beisein der Karoo (das sind die Hofregenten nnd ersten Bedienten des Statthalters) nnd ihres zahlreichen Gefolges geöffnet werden. Die Karoo pflegen sich während der Zeit, wo die Thore offen sind, mit einigen andern ihnen zugeordneten Personen in einem daneben erbauten Saale aufzuhalten und als Dircctenrs der gauzeu Handluug zuzusehen. Anch eine Schaar von anderen Personen pflegt sich hier znr Visitation uud Handreichung einzuftndcn. Man greift alsdann die Arbeit mit 300 Tagelöhnern an. Jedes Schiff wird besonders ansgeladen; man bringt die Waaren vom Schiffe mit Prauen (die blos zu diesem Zweck von der Edlen-Compagnie nuterhalten werden) an die Insel, wo sie innerhalb der Pforte von den Commissairs mit der erhaltenen Liste verglichen, auch gezählt uud aufgeschrieben werden. Von jeder Art Waareu werden einige Kisten ansgesncht und geöffnet; dann wird Alles in die dazn bestimmten Packhänser gebracht uud von den Deputirten versiegelt." „Die Kisten der Privatpersonen werden an dem erwähnten ersten Landungsplatz der Insel niedergesetzt, anfgeschlossen und, wenn der Schlüssel nicht gleich vorhanden, mit Gewalt geöffnet. Alles Verkanfbare wird anfgeschrieben nnd nnter ihrem Siegel verwahrt. Was ihnen gefällt, z. B. Gewehre, mit Gold oder Silber gewirkte Zenge uud andere für den Aufenthalt verbotene Waaren ^:, Ifi? ?'^^ werden voll dem Ottona bis zur Abreise des Eigenthümers in Beschlag genommen." „Europäische oder fremde Münzen und besonders Alles, was die Figur eines Kreuzes, Heiligen oder Paternoster hat, dürfen nicht mitgesührt werden. Wenn man solche Dinge bei nns fände, so würde dies eine solche Unrnhe bei den Japanern hervorbringen, als wenn ihr ganzes Reich verrathen wäre oder in Mord nnd Brand stände." „Oft werden auch unsere Lente noch bei ihrer Anknnft besonders befühlt nnd nntersucht, ob sie irgend einige verbotene Waaren, besonders Corallen und Bernstein, bei sich führen, nnd bei der Ausfnhr wird ans eben dem Grunde nach Gold gesucht. Man hat diese strenge Untersnchnng sogar einmal an unserm Residenten ausgeübt, der nachher die hohe Würde eines Geueral-Gouvernenrs bekleidete. Doch geschieht dies sehr selten." „So oft Jemand nach dem Schiff oder von demselben an's Land fährt, es sei zn was für Geschäften es wolle, mnß er einen Freipaß von beiden an der Pforte sitzenden Commissairs siegeln lassen, an die Depntirten des Schiffs, nnd so anch, wenn er zurückkommt, von diesen an jene abgeben. Hierdnrch ist unsern japanischen Hütern die Zahl nnserer Leute, sowohl wie viel sich auf dem Schiffe, wie auf dein Lande befinden, ganz genau bekannt." „Gegen Abend wird von den Deftntirteu der Raum des Schiffes versiegelt, uud die Holländer werden genau gezählt, ob einer von ihnen fehle? Ist dieses wirklich der Fall, so entsteht die größte Verwirrung, wie ich einer solchen einmal während meines Auftnthalts beigewohnt habe. Gin Matrose war des Nachts, ohne daß wir davon wnßteu, ertrnnken; als er vermißt wurde, brachte das eine solche Bestnrznng unter ihnen hervor, daß man dieMnsterung einstellte, nnd die Bedienten wie siunlos nmhcrliefen, weil sic fürchteten, dieser Mensch möchte ein verkleideter Pfaffe nnd nach dem Innern des Landes entwischt sein. Die Wächter, welche sich hinter dem Schiffe befanden, standen schon bereit, sich die Bäuche aufzn-schneiden, nnd würden diesen Vorsatz auch wirklich ausgeführt haben, wenn der Unglückliche nicht aus dem Meere wäre aufgefischt worden." „Nachdem auf die erzählte Art aus den Schiffen die Ladungen in die Packhänser gebracht, bleiben sie so lange liegen, bis es den Aufsehern gefällt, sie an zwei oder drei Markttagen, die sie lion-bang nennen, zu verkaufen; wenn sie nicht verkauft werden, so werden sie wieder in die Packhänser gebracht, und bleiben unter ihrem Siegel bis zum Markt der uächsteu Jahre liegen." „Von allen Waaren geben den größten Vortheil Zncker, Ca-techu, Nosmale, Putsju, borneischer Campher, Spiegel nnd verschiedene andere Dinge, aber nur zn der Zeit, wenn die Japaner diese Waaren nöthig haben und die Sinesen wenig einführen. Korallen und Bernstein werden im Orient für das wichtigste Kleinod gehalten, mit welchem aber das Land durch den Schleichhandel so angefüllt ist, daß sie zuweilen kaum mit '/^ Procent Vortheil verkauft werden." „Der Preis von diesen nnd anderen Waaren (die mehr aus Neugierde als Bedürfuiß gesucht werden) ist unbestimmt nnd nn> gleich. Er richtet sich meistens nach der Liebhaberei des Känfers, der dieselben dann wieder mit 1 Proccnt Vortheil an seme Landsleute verkauft, er mag sie auch noch so theuer eingekauft habeu. Diese Waaren wnrden früher in großer Qnantität und daher meistens auf sieben Schiffen eingeführt, jetzt aber in geringer Menge und meistens mit drei oder vier Booten, von denen das eine über Siam geht, um dortige Waaren mitzubringen; was über das Bedürfniß des Landes eingeführt wird, wird in den Magazinen niedergelegt nnd für die Zukuuft aufbewahrt." „Den Inbegriff des japanischen Reichs hat man in alter Zeit in sieben Landschaften getheilt, nnd jede nach Gelegenheit mit einer Hanpt- oder Heerstraße gebahnt, anf welcher man dnrch das ganze Reich zu einer jeden dieser Landschaften gelangen konnte, indem vou den anliegenden Provinzen besondere Wege zu den Hauptstraßen geleitet sind, die nach dem Namen der Landschaft benannt sind." „Es sind diese Heerstraßen breit nnd geräumig, so daß zwei Reisetrains, ohne sich zu hiuderu, nebeu eiuauder vorbeiziehen t'öuuen. Wer, nach inländischer Art zu reden, hinaufreiset, d. i. nach Miato reiset, mnß die linke, und wer hinunterreiset, d. i. von Mako kommt, muß die rechte Seite des Weges halteu, der eingeführte Gebrauch hat dies zum Gesetz gemacht. Damit uuu ein Rciseuder seiueu Fortgang wissen köune, haben diese Heerstraßen Meilensteine. Die jeddo'sche Hauptbrücke, die vorzngsweife Nivou-bas, d. i. die Brücke von Japan, genannt wird, hat man hierbei zum allgemeinen Standpunkte angenommen, so daß mau daher an allen Orten auf der Reise wisseu kauu, wie weit mau vou dieser Brücke und der Residenz eutfernt sei. Zn einem Meilenzeiger dienen zwei gegeneiuauderstchende Hügel, welche zn beiden Seiten des Weges aufgeworfen und mit einem oder mehr Bäumen bepflanzt sind. Da, wo sich die Landschaften nnd sowohl kleiner als großer Herren Gebiete endigen, findet man hölzerne oder steinerne Pfähle aufgerichtet, die mit Charaktern bezeichuet sind, welche die Gränzen nnd Herren melden, sowie mau da, wo Seitenwege kommen, an einem Wegweiser leseu kauu, wohiu dieselben führen und wie weit der nächste Hauptort von da abgelegen ist." „Von diesen Heerstraßen berührten wir zwei, und reisten einmal zu Wasser nnd einmal zn Lande, so daß die Hauptstraße im Ganzen aus drei Stationen besteht. Die erste geht von Naga-sacki zu Laude über die Insel Kiusju bis zu der Seestadt Kokura, uud geschieht gewöhnlich in füuf Tagen, vou wo aus wir zwei japanische Meilen weiter uach dem Städtchen Simouosecki mit kleinen Fahrzeugen übersetzteu nnd uns ans unsere Barte begaben, die wegen gemächlicher Tiefe uud Bequemlichkeit dort Anker geworfen und unsere Ankunft erwartete. Dieser Laudstrich uud Theil -"UN 170 M«»- des Weges wird bei den Japanern Sai-kai-do, der Westgrundweg, genannt. Mit eben gemeldeter Barke traten wir nun die zweite Station an, und komineu in acht oder nach Beschaffenheit des Windes in weniger Tagen entweder gleich bis Osacca, oder wegen bisweiliger Unsicherheit des Hafens nnr bis vor die Stadt Fjogo, die noch dreizehn japanische Meilen zn Wasser von dort entfernt ist, uud langen sodauu sammt uuscru Gütern nnd mit kleinen Fahrzeugen bei der großen See- nnd Handelsstadt Osacca an. Die dritte Station wird nun wieder zn Lande über Nipon oder Japan von Osacka aus, bis zu der kaiserlichen Residenzstadt Ieddo, in vierzehn Tagen zurückgelegt, uud dieseu Strich Landes ueuut mau bei den Japanern Too-kai-do, den Grundwcg. Nach gehabter Audienz bei der kaiserlichen Majestät und abgelegtem Besuche bei den Großen des Hofes, »nd endlich nach erlangtem Abschiede, nach zwanzigtägigcmAufenthalt in Ieddo, zogen wir den nämlichen Weg nach Nagasacki wieder zurück, uud beendigten so die gauze Reise innerhalb drei Mouateu." „Die Meilen in Japan sind nicht von gleicher Länge. Die zn Lande nnd auf der Insel Kiustu nnd in der Provinz Ise halten 50 Tcjo oder Gassenlängen in sich, die übrigen gemeinen Landmeilen nur " „Die vornehinste» Flecken und Dörfer sind an nnserer Landstraße für die Reisenden mit einem herrschaftlichen PostHaufe versehen, wo man eine Menge Pferde, Träger, Boten nnd was zur Befördernng der Reise nöthig ist, um einen gewissen Preis zn jeder Zeit haben nnd die ermüdeten oder nicht weiter gemietheten Pferde und Menscheu abwechseln kann. Weil an solchen Wechselörtern lmd Postflccken, japanisch Sjnku genannt, die nöthigsten Dinge und bequeme Herbergen anzutreffen sind, so werden sie gern znm Einkehren gewählt. Sie liegen je 1'/^ bis 4 Meilen von einander, sind aber auf der kleinen Landstraße über Kiusju nicht so ordentlich und gut als auf 3iipon eingerichtet, wo mau vou Osacka bis Ieddo 56 derselben antrifft. Die Häuser selbst siud uicht zur Wirthschaft, sonderu um zur Stallnng der Pferde gebaut uud mit einem vorliegenden Platze versehen, damit, ohne die Straße zn sperren, das Nöthige bei der Abwechselnng geschehen rann. Viele Schreiber und Buchhalter besorgen die Uuterhaltung des Postwesens nnd müssen Rechnung über die Unterhaltung derselben bei der herrschaftlichen Kammer ablegeu. Der Preis für die Passagiere ist durch das ganze Reich festgesetzt, uud von der einen Sjukn bis znr nächsten nicht nnr nach der Distanz, sondern auch uach der Beschaffenheit eiues bösen oder guten Weges, theuren oder wohlfeilen Futters und auderer Umstände regnlirt. Eine Station in die andere gerechnet, bezahlt man anf jede Meile für eine Norick-akki, d. i. cm mit zwei Felleisen nnd Bettzeug beladeues Pferd zu reiten, 33 Senni." „Mit Herbergeu ist die Heerstraße wohl versehen. Die au> sehnlichsten findet man in den Postftecken, wo die jährlich auf- uud abreisenden Herren einkehren, weil man Alles zn seiner Bequemlichkeit haben kann. Sie sind wie audere wohlgebaute Häuser von einem Stockwerke, haben die Breite eines Wohnhanses, eine Tiefe oder Länge von 40 Klaftern, nicht ohne Zierathe, nnd dahinter ein Tsuboo, d. i. ein Lustgärtcheu, das mit einer saubern weißeu -"n^ 176 n»"" Wand eingefaßt ist. Von vorn sind die Häuser mit hölzernen Schiebeladen versehen, welche nebst den Schirmwänden der inneren Gemächer, wenn keine vornehmen Gäste da sind, bei Tage offen stehen, so daß ein Vorbeigehender dnrch die dnnkeln Kammern wie durch ein Perspectiv in den Lustgarten sieht. Der Estrich ist eine halbe Klafter erhaben, von wo ans die Gäste auf die Pferde steigen, um sich die Füße auf der Straße uicht schnnchig zu machen. Einige Herbergen haben zur Seite einen Eingang für vornehme Gäste, wodurch sie ans dem Norimon in ihr Zimmer abtreten können, ohne in dem Vorhanse sich schmntzig zn macheu." „Das Vorhaus ist dunkel und uuausehulich, mit schlechten Matten belegt nnd mit gewöhnlichen Schiebethüren abgetheilt. In demselben besindet sich die Küche, aus welcher öfter Alles mit Rauch überzogen wird, weil kein Schornstein vorhanden ist nnd der Ranch nur durch ein Loch, welches am Dache angebracht ist, abziehen kauu. Die gewöhnlichen Passagiere haben hier neben dem Haus- und Küchengestnde ihr Quartier." „Das Hinterhans hingegen wird znr Bewirthung vornehmer Gäste jederzeit sauber gehalten, so daß man anf den Fußmatteu, an den Thüren nnd Wänden !c. nicht die geringsten Flecke findet, sondern daß Alles wie neu aussieht. Im Uebrigen stndet der Einkehrende nur leere Kammern ohne Stuhl, Tisch oder andere Meubles zu seinem Logis, außer daß darinnen einige Miseratsicn, d. s. be-wundernngswürdige nnd bei der Nation hochgeachtete Kostbarkeiten, niedergelegt sind, mit deren Besichtigung er sich die Zeit vertreiben, sowie auch des naheliegenden Lnstgärtchens zum Anstritt und zur Gemüthserheiterung sich bedienen kann." „Die Kammern haben selten mehr als eine feste Wand, welche betüncht oder mit Osackischer Erde subtil, jedoch rauh und ohne weitere Auspoliruug beschmiert, dabei so dünne ist, daß man sie mit dem Fnße einstoßen kann. Die anderen Seiten sind mit Fenstern oder Schiebethüren verschlossen, welche iu gedoppelten Fugen «»»I, 177 'Äm^ laufen, nämlich unten in einer dein Fußboden oder Matten gleich-liegenden Schwelle und oben in einem eine oder zwei Ellen niedriger als die Decke gezogenen Balken, so daß sie aufgeschobeu oder ausgehoben werden können. Die papiernen Fensterjalousien, wodurch das Licht iu die Kammer fällt, habcu zn bcidcu Seiten verborgene hölzerne Schieber, womit sie, wenn es Nacht wird, von außen bedeckt nnd verschlossen werden können." „In der festen Wandseite sieht man jedes Mal eine Tocko, d. i. ein Erker oder ein über dem Fußboden erhabenes oder eine Elle tiefeingehendes Fach, gewöhnlich bei der dem Eingänge gegenüberstehenden Ecke, welcher Ort, wie bei den Russen, wo der Bog oder Heilige hängt, für den vornehmsten und höchsten gehalten wird. Obgleich der Fußboden vor der Tocko bereits bemalt ist, so Pflegen dennoch zwei kostbare Matten zu einen, Sitzplatze für Gäste vom ersten Nangc übereinander zn liegen. Bei Beherbergung geringerer Personen werden sie auf die Seite gebracht." „Unweit der Tocko findet man ein Focki Wari oder Neben-erkercheu mit eiuigeu in der Mitte auf ganz sonderbare Art übereinander stehenden kleinen Bretern, die mit dem eigenen Namen Tstgai Danna genannt werden, nnd woranf der Wirth oder anch der Passagier, wenn er will, sein schätzbarstes Buch zu legen pflegt, weil ein solches, wie bei den Mcchomedancrn der Koran, niemals den bloßen Fnßboden berühren darf. Wenn Holländer als Gäste kommen, thut es der Wirth weg." „Der Raum über dem Tsigai ist mit einem hölzernen Schranke ausgefüllt, um Papier, Dintenfaß, Schriften «. darinnen zn verwahren; die Gäste finden auch zuweilen ihre Schlafklötze dort, die hier zu Lande statt der Kopfkissen gebraucht werden. Sie sind knbikförmig hohl uud aus sechs dünnen Bretern znsammengefngt, von außen gefirnißt, glatt uud sauber und nicht viel über eine Spanne lang, jedoch weniger breit als dick, damit einer nach dessen verschiedener Weudung das Haupt höher oder niedriger legen kann. Heiuc, Wilh. Japan und sciue Vcwohner. l2 "^^ 17 A v«»i" Ein Reisender hat kein anderes Schlafzeug von dem Wirthe zu erwarten, und wenn er weiter keins bei sich führt, so bedient er sich neben des obenerwähnten Kopfkissens einer Matte zum Unterpfühl nnd seines Rockes zur Decke." „Auf der Nebenseite der Tocko ist meistens ein sehr schön gearbeiteter Sitz angebracht, weshalb der, der seinen Sitz ans dem vornehmsten und höchsten Platze hat, auf das nächstgelegene Feld, Garten, Wasser ?c. sehen kann." „In dem kostbaren, hart ausgestopften Grunde der Kammern ist eine viereckige Grube angebracht, welche man zur Winterszeit mit Asche anfüllt uud eiu Kohlenfeuer anzündet. Die Hanswirthin stellt einen niedrigen kleinen Tisch darüber, breitet über demselben eine weite Decke aus, worunter man sitzen und den Leib gegen Kälte schützen kaun. Wo keine solchen Fcnergrubeu sind, hat man im Winter ein messingenes oder irdenes küustlich gemachtes Fcuertöpfcheu in den Kammern, mit zwei langen in der Asche steckenden eiserneu Stäbchen, die man zu einer Feuerzange gebraucht nnd die bei der Mahlzeit als Gabel dienen." „Von den oben erwähnten Kostbarkeiten habe ich vornehmlich folgende Stücke in den Herbergen angetroffen: „Eine papieme, mit einem in Gold gestickten Tnch nett besäumte Rolltafel) auf derselbeu ist mit groben Pinselstrichen das Bild eines Heiligen gemalt, oder es steht ein Spruch darauf von einem Weltweisen oder Poeten. — Eine von einem namhaften Meister auf einem weißen Schirme oder Kammerschieber mit schwarzen groben Strichen gemalte Landschaft, Männer, Thiere :c. — Einen Blumentopf, unter dem Tsigai Danna stehend, welcher nach der Beschaffenheit der Jahreszeit in schönstem Flor steht. — Einige rar geflammte Stücke Holz, worin die Fiber wnnderbar spielen nnd die das Auge reizen sollen. —^ Ein künstliches Gitter oder Laubwerk. — Ein wegen seiner sonderbaren Unförmigkeit rares Stück Holz oder Knorre, worinnen einige Charaktere ansgegraben sind." — „Die gegen den Garten hervorragende Gallerte leitet den Fremden zu dem heimlichen Gemach oder der Vadestube." „Das heimliche Gemach ist zur Seite des Hinterhauses und so angelegt, daß mau durch zwei Thüreu hiueiugcheu l'auu. Beim Eiutritte fiudet mau, wcuu mau dcu Boden uicht mit bloßen Füßen berühren will^ ein paar Strohpautoffelu. Eeiue )tothdurft verrichtet man, auf asiatische Mauicr, durch eine schmale Oeffuung des Fußbodens. Unweit davon fiudet man ein Wassergefäß, um sich die Hände waschen zu können; dasselbe ist gewöhnlich ein aufstehender roher Klippmsteiu." „Das Badehaus schließt sich gewöhnlich au die hiuterste Seite des Gärtchens au und ist von Cypreffeuholz erbaut. Man trifft darinnen entweder ein Froo, d. i. ein Dampfkasten oder Behälter, oder ein Cifro, d. i. ein warmes Bad, au. Weil es die Gewohu-heit der Natiou mit sich bringt, sich alle Tage auf der Reise zu badeu, ein Mittel sowohl zur Erftischuug der Glieder, als gegen den Schweiß, so werden auch täglich gegen Abeud die warmen Bäder parat gehalten, weil ein Iavauer wegeu sciuer leichteu Tracht sich desscu jederzeit, weuu es ihm einfällt, bedieucu kauu; deun sobald er seinen Gürtel löst, fallcu mit ciuem Wurf alle sciue Klei-duugsstncke hiuter ihm, uud er steht außer dem Schambaude mutter-nackeud da." „Die Ttructur des Dampfbades will ich dem Liebhaber zu Nutzen kürzlick beschreiben: an der äußeren Wand dcs Badehauscs ist ein etwa zwei Elleu vom Boden erhabeuer tubikförmiger Kasten oder Behälter angebracht, seine inwendige Höhe uud Weite beträgt ungefähr 1 '/2 Klafter. Der Bodeu ist mit schmalen, hart gehobelten Latten W Distanz einiger Zolle belegt, damit der Dampf vou unten ungehindert hinanfziehcu und das Spülwasser, was mau braucht, abftießcu tauu. Mau steigt zur Seite mittelst eines Schiebethürchcus hinein uud hat au bcidcu Sciteu eiu lieiues hölzerucs Tchicbe-fenster, wodurch der Dampf hinausgelasstn wird. Der Nauut unter l2' ^«2. 180 ^n^ dem Kasten ist von: Boden aus mit einer Wand nmgeben, damit der Dampf zusammengehalten werde. Ebendaselbst ist von der Hoffeite ein Kessel eingemauert, und nntcr demselben ein Feuerherd, welcher ans die Badestnbe, damit kein Nauch dahin komme, gleichfalls eiuen Eiustuß ausübt. Der Kessel steht von außeu auf die Hälfte oder so weit hervor, daß er mit nöthigem Wasser und Kräutern versehen werden tann, nnd dieser hervorstehende Theil ist mit einer Klappe geschlossen, damit, wenn Feuer daruuter ist, der Dampf uur aus dem auderu osseuen Theile über sich iu deu Kasteu steigen und deuselbeu füllen kann. Uebrigeus findet der Badegast eine Butte mit kaltem uud eine mit warmem Wasser in der Badestube vor, um stch dessen nach Gefallen zn bedienen." „Das Hausgärtcheu (das dem Holländer, der ein fremder Gefangener ist, einiges Vergnügen macht) beschließt die gauze Breite des Hinterhauses, ist viereckig, mit einer Hinterthür uud eiuer weißen Wand oder Maner (wie ein Kump eiugefaßt, daher es Tsubo genannt wird, d. i. Wasserkrug oder Trog) umgeben. Wo der Raum zu einer solchen Anlage zu enge ist, da findet man wenigstens einen gepfropften alten Pflaumen-, Kirsch- oder Aprikosenbaum, der für desto edler, rarer uud werther gehalten wird, je krummer und ungestalteter er ist. Diese Bäume sind oft durch die Länge des Ran-mes horizontal geleitet, geschoren nnd bis auf einen oder zwei Aeste abgestumpft, damit sie größere Blüthen tragen sollen. Sie geben, weuu sie iu ihrer Blüthe stehen, diesem Winkel mit ihren fleischfarbigen schönen Blnmen ein herrliches Aussehen, tragen aber keine Früchte. In den Wirthshänsern, wo kein Naum vorhanden, ist doch im Busen des Gebäudes eiu offeuer heller Platz gelassen; in diesem befindet sich eiu Wasserkump, iu welchem bisweilen Gold-uud Silbersische schwimmeu, mit einem oder zwei rarcu Bäumeu und adonischeu Blumeutöpseu besetzt, oder einigen Zwergbänmen, deren Wurzeln durch und über die Bimssteine ausschlageu uud ihre Nahnmg aus bloßem Wasser ohne lirde haben. Vor den Thüren -«2°' 18 1 d^, gewöhnlicher Häuser sieht man diese Zwergbänme als Zierath ausgesetzt." „Jetzt verfolge ich die unzählbaren schlechten Herbergen, Garküchen, Tacki oder Bierschenken, Zuckerbndeu, die an nnserem Wege, selbst in Wäldern und Thälern aufgestellt sind, woselbst ein ermüdeter Fußgänger und geringer Mensch gegen Erlegung weniger Heller einen warmen, obgleich schlechten Imbiß, Theewasser oder Sacki haben kann. Da in diesen Buden oder Garküchen geringe Leute, die ihr Brod kümmerlich sucheu müssen, Wirthe sind, so sehen sie armselig nnd schlecht aus; inzwischen ist es immer etwas, womit sie die Vorbeigehenden zu locken wissen: bald ist es ein grüner Hinterhof, der sich dnrch das Hans mit blühenden Bänmen, herabrieselnden Bächen n. s. w. angenehm darstellt, bald anch nur eilt ausgestellter Blumentopf, mit blühenden Banmzweigen anss Beste geschmückt; oder eine junge ausgeschmückte Hansdirne, die dem Vorbeigehenden zuruft und ihm ihre warme Kost liebkosend anbietet. Dieser hat denn anch nicht nöthig, lange zn warten, sondern kann mit dem Kuchen, Gebratenen oder was er fordert gleich wieder seines Weges gehen, weil Alles auf einem besonderen Spieße oder Stöckchcn von Bambns in der Bnde oder Kammer an dem Feuer steckt, zumal da die Wirthinnen, Köchinnen oder Hauödirncn, wenn sie Leute in der Ferne sehen, das Feuer tüchtig schüren, als ob sie ihre Waaren so eben frisch gekocht oder gebraten hätten, indessen Andere sich mit Verabreichung von Theewasser oder warmen Süppchen beschäftigen nnd sie dann dem Reisenden nach Begehren darbieten, während dem ihnen aber nie der Muud still steht, ihre Waare anzupreisen, um so ihren Nachbarn, die sich mit gleichem Geschäft ihreu Fortgang verschaffen, den Vorrang abzugewinnen." „Außer Thee nnd Tacki sind die verschiedenen Speisen in den Garküchen folgende: die Mansje oder eine Art portugiesischer Kuchen von der Größe eines Hühnereies, die von Weizenmehl im Wasserdampfe gekocht und inwendig mit beznckertem schwarzen Bohnenteige »«12, 182 ^« - gefüllt sind; ferner geröstete Knchen von der Gallertc der Waldwurzel Kaids, scheibenweise durchschnitten; gebratene Aale, gebratene, gekochte nnd roh eingemachte Schnecken, Muscheln und kleine Fische; chinesischer Laza oder ein dünner gerollter und sodann in lange schmale Streifen geschnittener und gekochter Weizenteig; Rainfarn und andere jnnge Kräuter, Wurzeln ans der See nnd den Waldern; noch sehr vieler anderer schlechter Gerichte nicht zu gedenken, die vor Zeiten der nncultivirte Boden und der Hunger den Einwohnern angewiesen." „Noch findet man in den schlechten Buden mancherlei Zuckerwaaren von verschiedener Fignr nnd Farbe, die zwar etwas Lüsternes für's Auge, aber nicht für den Geschmack haben, indem sie nur sparsam beznckert nnd gewöhnlich so zähe sind, daß man beim Kauen derselben die Zahne nicht wieder anseinander bekommen kann." „Ein armer Reisender kann es aus seinem bei sich führenden gedruckteu Wegweiser wisseu, au welchem Orte er diese und jene Speisen, nnd wo er sie am besten und wohlfeilsten bekommt, und so seinen Appetit darnach einrichten." „Da übrigens eiu Reisender selten etwas Anderes als Thee trinkt, so ist dieser an dem Wege ill allen Wirthshäusern, Herbergen, Garküchen :e. zu haben. Man nimmt aber dazn die gröbsten Blätter, die nach zweimaliger Ablesung der juugen gebraucht oder vom vorigen Jahre sitzen geblieben sind; dieselben werden, sobald sie abgepflückt sind, in der Pfanne einmal unter stetem Umrühren nnd ohue sie zu rollen stark gebraten nnd in großen Stroh-sacken unter dem Dache im Rauche aufbewahrt. Die Zubereitung des Trankes von solchen Blättern für die Fnßreisenden ist daher herzlich schlecht; man nimmt deren eine große Faust voll und kocht sie in einem Säckchen oder auch blos in einem eisernen Kessel mit Wasser ab, in welchem zugleich eiu Körbchen ist, wodurch die Blätter niedergedrückt werden, damit man immer klaren Trank schöpfen kann, und so wird denn mit der Kelle eine halbe Schale voll eingeschenkt, diese durch Zugießung vou kaltem Wasser verdünnt uud dann dem Gaste credenzt. Ungeachtet nun eine solche Theesuppe ziemlich herbe und lausticht schmeckt, so halten sie dennoch die Einwohner zu ihrem täglichen Gebrauche dienlicher als die, welche uach Art der Siueseu aus gekrülleten juugeu Blättern gezogen wird, indem sie glauben, daß deren Kraft dem Haupte nicht dienlich sei, die im Abkochen hingegen verstiege." XV. Reise der Holländer nach der Residenz. Vorbereitungen zur Hofrcise, — Das Schiff. — Abschied von den Wouver-ne»ren vm, Nagasacki. — Die Ncisebeglcitcr. — Cercnu'uicu ans dci Reise. — Die Bcwirthui^q, — Die ^ezcchlmig, — Höflichkeit der Bewohner des Landes, — Glückliche n»d unglückliche Reisetage. — Tabellen derselben.— Japanische Sage. „Sowie jedem Fürsten und Vasallen des Reichs ein gewisser Tag zum Aufbrnche und zum Antritte der jährlich abzulegenden Hofreisc vom Kaiser bestimmt ist, ebenso wird es anch mit den Holländern gehalten, für welche der fünfzehnte und sechzehnte Tag des japanischen ersten Monats, der bei nns im Febrnar fällt, festgesetzt bleibt. Gegen diese Zeit also macht man sich reisefertig und bringt znerst die in Osacka, Miako nnd bei Hofe abzutragenden Geschenke, nachdem sie zuvor gehörig vertheilt und behntsam eingepackt worden sind, nnd auch die zur bevorstehenden Seereise nöthigen Lebensmittel und Knchengeräthschaften, nebst vielen anderen Sachen zn Schiffe. Dieses Schiff (das alle zwei Jahre nen erbant nnd mit den prächtigsten Meubles nach Landesgebranch versehen ist) sendet man bis zur Seestadt Simonosecki vorans, wo es nns, da wir auf einem -«?«, 185 D»»- kürzeren Wege zn Lande nachfahren, erwartet nnd anfnimmt, uiu von da ans zur See nach Osacka zn fahren. Ehemals ging man mit demselben Schisse von Nagasacki zngleich ab; da wir aber einmal bei starkem Stnrme mit Lebensgefahr gestrandet, so ist zn nn-serer Sicherheit die Landreise bis Osacka vom Kaiser bewilligt worden. Etwa drei oder vier Wochen nach abgelassener Barke oder drei oder vier Tage vor nnserem Abznge begiebt sich nnser Resident zu den beiden Gonverncnrs, nimmt von ihnen Abschied und empfiehlt die znrnckbleibenden Holländer ihrem Schutz. Den Tag nachher werden die fertig gemachten Packele, die durch Träger zn Pferde nnd zn Fuße mitgeführt werden, mit einem angehängten Breichen versehen, worauf die Sachen, die man hineingethan, nnd der Name des Besitzers bemerkt wird." „Am folgenden Morgen finden sich allerhand Personen, die nnr irgend etwas anf der Insel Desima zn sagen haben, besonders aber die, die nns zur Begleitung der Reise beigegeben sind, bei uns ein, nnd bald daranf erscheinen auch Heide Gouverneure oder ihre Abgesandten in Galla, um uns als Leuten, die der Ehre, vor dem Kaiser zu erscheinen, würdig sind, zn nnserer Reise Glück zn wünschen. Sobald das Frühstück eingenommen ist, begleiten sie nns beim Weggang von der Insel, nnd wir treten unsere Reise nnn sofort an, was Vormittags nngefähr nm 9 Uhr nach unseren Uhren zn geschehen pflegt. Der Bugjo nnd nnser Resident setzen sich jeder in seinen Norimon, der Oberdolmetscher, wenn er alt ist, in einen gemeinen Cangas, Andere besteigen ihre Lastpferde, nud die Diener gehen zu Fnße. Unsere japanischen Bedienten nnd die Frennde der mitreisenden Japaner begleiten nns bis znr nächsten Herberge." „Die Anzahl der Menschen ist bei unserem Train anf den drei verschiedenen Stationen nicht gleich stark. Anf der ersten zu Lande von Nagasacki nach Kokura über die Insel Kjnsjn kann sie sich mit den Pferden nnd den von den Laudesfürsten uus beigegebcnen Begleitern auf hnndert, anf der andern zn Wasser wegen der Matrosen auch nicht viel weniger, nnd auf der dritten nnd großen wieder zn Lande über die Iusel Nipon bis zur kaiserlichen Rest' denz Ieddo (weil bis dahin die Güter von Pferden nnd Menschen getragen werden müssen) ans 150 Mann erstrecken. Die Güter werden eine Stnnde vorausgeschickt, damit sie dem Zuge nicht hinderlich fallen, nnd auch die Wirthe dadurch von nnsercr baldigen Ankunft Nachricht bekommen. Die Tagereisen sind ziemlich groß nnd währen, nebst der Ruhestunde znr Mittagsmahlzeit, von früh bis Abend, zuweilen auch bis in die Nacht hinein, so daß wir täglich 10 bis 13 japanische Meilen znrücklegen. Zu Wasser meidet man ans Vorsicht die Nacht und macht täglich nicht mehr als 40 Wassermeilen." „Die Begegnung, die uns auf der Reise von den Japanern anf der Insel Kjnsjn widerfährt, nnd die wir anzunehmen genöthigt sind, ist weit rühmlicher als auf Nipon, ja selbst bei den fremden Begleitern in den verschiedenen Provinzen mit mehr Aufrichtigkeit verbuuden, als bei nnsern Nagasackischen Begleitern nnd Bedienten. Im Durchzuge der Insel Kjusjn genießen wir auf Befehl der Gouverneurs einen großen Theil der Ehre, die man einem durchreisenden Landeöfürstcn zu erweisen gewohnt ist. Die Straßen werden für uns mit Besen gekehrt, der Pöbel und die müßigen Znschaner werden bei Seite gejagt, nnd die Leute in den Hänsern sitzen nur im Hintertheile derselben oder im Vorderhause hinter einer Matte knieend, nm uns vorbeiziehen zu seheu." „Sobald wir ans einer Landschaft in die andere treten, kommt nns ein vom Gouverneur abgeschickter Edelmann entgegen, um uns ein Bewillkommnnngscompliment im Namen seines Herrn zu machen, das er bei nnserem obersten Führer oder Dolmetscher ablegt, weil ihm nicht erlanbt ist, selbst mit einein Holländer zn sprechen. Er bietet nun die znm Durchzuge benöthigteu Pferde uud Lastträger in überflüssiger Zahl an und läßt einem jeden Holländer vier Aufwärter und Trabanten zur Seite; dem ganzen Train aber gehen zwei ansehnliche, in schwarze Seide wohlgekleidete Marschälle mit Stäben voran, die ihn zur Grenze führen, wo dann noch unsere Japaner mit Sacki nnd Sockana bewirthet werden." „Zur Neberfahrt des Onmraschen nnd Simabarischen Hafens leihen uns die Landesfürsten ihre eigenen Lustschifft uud Leibmatrosen dar, lassen uns auch warme SchiMost zur Mahlzeit auftragen, und zwar Alles uneutgeltlich, wiewohl uns die diebischen Dolmetscher ihre Rechnung machen." „Auf diesem sogenannten Saikokf oder Landwege über Kjusjn, Nagasacki und Koknra sieht man einen Jeden, der uns begegnet, unserer Suite Respect erweisen. Privatfußgänger nnd Reiter müssen vom öffentlichen Wege abtreten, die Reiter von ihren Pferden steigen und mit entblößten Häuptern und niedergebeugten Leibern unsern Vorbeizng abwarten; wer dieses nicht gutwillig nnd ungeheißen thut, wird von den Marscha'llen auf empfindliche Weise dazu gezwungen, wiewohl es die gewöhnlichen Leute und Banern nicht dazu kommen lassen, sondern schon aus eigener Höflichkeit aus dem Wege zur Seite iu's Feld eilen, und mit entblößtem Haupte kuieeud ihre Ehrerbietung erweisen. So wie das königliche Fraueuzimmer in Siam, auch überhaupt unter den indischen Nationen die Edlen von den Unedlen dadurch noch in einem höheren Grade geehrt werden müsse», daß ihnen bei dergleichen Fällen, beim Nicderknieen mit Ausstreckung des Hiuteru, zu einem Beweise der Uuwürdigkeit, sie von Angesicht zu sehen, der Rücken zugekehrt wird; ebenso macheu es oft die Bauern, sei es unn aus Respect gegen die Majestät des Kaisers, weil wir vor derselben zn erscheinen reisten, oder, wie uns unsere Begleiter sagen wollten, wegen der Gegenwart des Bugjo, auf dem das Ansehen der Nagasackischcn Gonverneurs beruhe. Immer bleibt es ein sehr schmeichelndes Kennzeichen ihrer Höflichkeit." „Die übrige Bewirthung auf unserer Ncise ist zwar gegen hinlängliche Bezahlnng so gut, als man es wünschen könnte, sie wird aber demohngeachtet verächtlich und schlecht, wcil wir zu sehr eingeschränkt sind uud keine andere Freiheit erhalten, als daß wir mit den Augen von den Pferden nnd ans den Tragkörben umhersehen dürfen. Sobald ein Holländer vom Pferde steigt (welches ohne die höchste Noth nicht einmal gern gesehen wird), muß der Führer und der Vorreiter, sowie der ganze Zug stille halten, der Dosin sammt den beiden Häschern auch absitzen nnd sich zn dem Holländer stellen; diese bösen Geister bewachen nns überhaupt aus der ganzen Reise dergestalt, daß sie auch da, wo uus die Natur hintreibt, nicht von nns weichen. Der Bugjo oder Hanptführer unseres Trains stndirt täglich in den Artikeln seiner ihm mitgegebenen Iustructwnen, sowie in den Journalen von den zwei nächst vorher abgelegten Anfführnngen oder Ausreisen nach dem kaiserlichen Hofe, um sich iil Allem auf das Pünktlichste sso lieb ihm sein Leben nnd seine Ehre ist) darnach zu richten. Verfährt einer noch genaller, so wird es seinem klngen Betragen zugeschrieben. Es giebt manchmal Dummköpfe, die so eigensinnig sind, daß sie sich dnrch feine Macht der Natur oder andere Unfälle abhalten lassen, in andere Herdergen, als die, so im vorigen Jahre bezogen worden, einznkehreu, und sollte man anch gegen Wind uud Wetter mit großer Gefahr uud Ungemach bis in die tiefste Nacht hinein reisen müssen." „Die Herbergen für uns sind eben dieselben, wormnen die Landesfürsten bei ihrem jährlichen Dnrchzuge ihre Herbergen nehmen, also in jedem Orte die vornehmsten. Sie werden alsbald nach landesfürstlicher Art mit den edlen holländischen Compagnie-Schanzkleidern nnd Wappen behängen, um durch die Livree den daselbst logirenden vornehmen Gast nach Landesgebrauch bekannt zu machen. Nir halten diese Herbergen jährlich mit solcher Abwechselung, daß wir da zu Mittag essen, wo wir bei der Rückreise übernachten wollen, wodurch zngleich die Belästigung, die, in An- '««. 1<^) Mi»- sehung der letztern, für die Wirthe größer ist, nnter alle gleich vertheilt wird." „Das für uns bestimmte Gemach ist allemal das hinterste, welches gegen einen artigen Hansgarten nnd also am angenehmsten liegt, anch für den vornehmsten Theil des Hanfes gehalten wird, weil es von dem Pöbel, dem Geschrei ans den Gassen nnd Küchenlärmen des Vorderhauses am weitesten entfernt ist." „Sowie der Wirth die einheimischen großen Gaste zu empfangen gewohnt ist, so werden wir anch beachtet, er kommt nämlich mit einem Cannisimo oder Ehrenkleide nnd knrzem Säbel angethan unserem Train bis vorn im Flecken oder gar bis auf's Feld entgegen." „Wenn unser Train die Herberge verläßt, so wird der Wirth in Gegenwart des Dolmetschers bezahlt nnd ihm das Geld in Gold anf einer kleinen Platte oon nnserem Residenten zngcreicht. Derselbe kriecht nun auf Häudcu und Knieen mit großer Ehrerbietung herbei, und legt bei Anfassnng der Platte mit einer bis zur Erde sich neigenden Stiru unter vielen Ausstoßungen der Worte: Ah! ah! ah! (damit drückt man hier zn Lande seine Unterwürfigkeit aus) seine Danksagung ab; er will sich gemeiniglich gegen die übrigen Holländer anf die nämliche Weise bezeigen, wird aber von dem Dolmetscher davon abgehalten; unn kriecht er auf allen Viereu wieder zurück. Iu der Herberge, wo Mittag gehalteu wird, werden zwei, in der aber, wo wir zu Abend essen und schlafen, drei Cobang bezahlt, wofür der ganze Train (ansgenommen die Pferde, Knechte uud Träger) mit Speise und Trank versehen werden mnß. Die Wirthe in den Städten Osacka, Miako und Ieddo, wo wir stille liegen, bekommen ohne die anderen Erkenntlichkeiten täglich ebensoviel; welches für uns, die wir sonst Alles doppelt bezahlen müssen, gar wenig ist, inzwischen noch daher rührt, weil vor vielen Jahren, als der Train noch nicht so stark war, auf diese Art mit den Wirthen dieser Accord gemacht worden; -Mlü. 190 ^5»°"' die auf Sackaido, auf deni kleineu Landwege von Nagasacki bis Kokura uämlich, bekommen nur ein kleines Geschenk für ihre Un< Gemächlichkeit, weil uusere Köche daselbst alles Nöthige herbeischaffen. Sowie ein Gast seine Herberge verläßt, ist es eine hergebrachte Höflichkeit uud ein Zeichen der Dankbarkeit, daß er in der Eile den Fußboden seiner Kammer durch seinen eigenen Bedienten überfegen uud vom Staube reinigen läßt." „Ans dieser höflichen Begegnnng der Wirthe läßt sich die der Japaner nun abnehmen, wovon man das Geschmeiß uuserer Nagasackischen Gefährten ausschließen muß. Keine Nation iu der Welt thut ihueu hierinuen was zuvor, wie wir das in allen anf der Reise vorgekommenen Besnchen gefnnden haben; ja ihre Lebensart von dem geringsten Bauer bis zu dem größten Herrn ist so artig, daß man das ganze Reich eine hohe Schule der Höflichkeit uud guteu Sitten neuueu möchte, uud da ste als siunreiche, wißbegierige Leute alles Ausländische hochachten, so ist zu glauben, daß sie uns als Fremdlinge auf deu Händen tragen würdeu, weun es ihnen erlaubt wäre; die bösen Gassenbuben, dereu es überall giebt, kommen dabei zwar nicht in Betracht, die uns in einigen Städten und Flecken mit gewissen schimpflichen Reimen und Schimpfwörtern verfolgen, welche vielleicht zur Verspottung der Sinesen, für die ste uns gewöhnlich halten, dienen sollen, worunter ^oosin dtu, Kai! das gewöhnliche ist, das auf halb Sinesisch so viel sagen will, als wie man bei uns den Juden zuruft: Sinese, hast Du nichts zu schachern?" „Bevor wir unser Reisejourual nach dem kaiserlichen Hofe und der Residenz Icddo mittheilen, so haben wir noch zn bemerken, daß es Einem hier zu Lande uicht gleichgültig ist, zu welcher Zeit man eine Reise unternimmt, sondern daß man dazu einen glücklichen Tag bestimmt. Man bedient sich zu dem Ende einer seit lauger Zeit bewährt befundenen Tafel der verworfenen Reisetage, an welchen man Unglück zn befürchten hat. Nach derselben setzt Jemand, wenn er noch zn Hanse ist, die Reift ans, nm seinem Unglück, wie man zn sagen Pflegt, nicht entgegen zn eilen, oder die Reise nicht unnütz und unverrichteter Sache zn machen. Jedoch muß ich auch hierbei erwähnen, daß dieses und dergleichen anderes Tagewahlen bei vernünftigen Japanern wenig gilt, sondern nur bei dem gemeinen Pöbel, den Bergpfassen und Klostermönchen Beifall findet. Man trifft diese Tafeln in den japanischen Hans-, Laud- uud Neisebüchern an. Diese Tafel ist erfunden von einem sterukundigen Wahrsager Namens Abino Tei Mei." „Nm dieser Tafel Glanben nnd Ansehen zn verschaffen, wird der oben gemeldete, wegen seiner Knnst und Gebnrt berühmte Wahrsager Sei Mei als der Erfinder derselben angegeben. Dieser hatte zum Vater eiueu Königssohn, Abino Iassima genannt, nnd zur Mntter einen Fnchs. Diese Eltern waren folgendcrgestalt zusammengekommen. Abino Iassima befand sich mit einem seiner Diener einst in dem Tempel Inari, des Herrn und Abgottes der Füchse, eben zu einer Zeit, als die Hoftavaliere draußen mit der Fuchsjagd beschäftigt waren, um eiueu Bestandtheil derselben zu einer gewissen Arznei zn gebranchen. Ein verfolgter junger Fnchs floh in den offenen Tempel und in den Echooß des Iassima, der diesen Clienten wegen seiner zu ihm genommenen Zuflucht und seines Vertrauens errettete nnd bewogen wurde, die ihm nahende gewaltsame Gefahr mit der Fanst abznweudcn, welches er dergestalt ausführte, daß er zum Spott der Verfolger den, juugeu Fuchs seine Freiheit wiedergeben konnte. Die Rachbegierdc bot den beschämten Jägern ans frischer That eine Gelegenheit dar, für den ihnen zngefngteu Hohn den königlichen Vater zn entleiben, welches sie aber mit dem Tode dnrch die rächende Hand Jassima's bezahlen mnßteu. Nach dieser Niederlage geschah es, daß der juuge Fuchs dem so vor Ermüdung und Betrübniß seufzenden Ritter in der Gestalt einer Inngfran erschien, nnd dnrch ihre große Schönheit des Ritters Herz mit Liebe so erfüllte, daß er sie zu >«°a 192 N" seiner Gemahlin auserkor, mit welcher er den Allfangs gedachten Sohn von himmlischer Weisheit nnd Wahrsagnngsgeist gezengt und sie in der Unwissenheit so lange für seine Gemahlin erkannt hatte, bis ihr der Schwanz nnd allmählig die anderen Theile wieder gewachsen, nnd endlich der ganze Leib in die vorige Gestalt übergegangen war." „Es ist diese Geschichte nicht eine der geringsten von dem ansehnlichsten der japanischen Götter, nnd der Leser wird es anch für's Künftige genehm halten müssen, wenn wir ans der Reise bisweilen keine anderen Alterthümer nnd Bemerknngen als dieser Art werden vorzutragen haben." „So hat nnn aber dieser Sei Mei nicht nnr diese Tafel ans dem Laufe oder Einflüsse der Gestirne ausgerechnet, sonderu anch dnrch die geheime Weisheit gewisse Wortc ersnnden, nnd in ein Nta oder einen Vers gebracht, dnrch dessen Aussprache, als ein gewisses Gegellmittel, der böse Einfluß an den unglücklichen Tagen kraftlos gemacht werden kaun, das deuu füruehmlich zum Nutzen der armen Bedieuten nnd Knechte gereicht, die sich nach der Tafel nicht richten dürfen, sonderu gehen müssen, wenn es ihr Herr befiehlt. Der Vers aber lautet so: Sada Mcjesi Tabiaatz Fidori Josi Asjiwa. Omojitatz Figo Kitz Ni To Sen." XVI. Von Nagasacki nach Osacka. Die Abreise — Ordnung des Zuges. — Erster Haltepunkt. — Kinpsang durch einen Beamten des Prinzen von Omura. — Ein merfwürdiger Kampher-bäum. — Heiße Quellen. — Anfertigung irdener Geschirre. — (5in Götzenbild, — Die erste schöne Frau anö Men. — Eine Kreuzigung, — Große Fruchtbarkeit des Bodens. — Neichthnm des Fürsten. — <5iu „fataler Olt." — Tsusima. — Kolura in der Provinz Bunscn.— Timouosecki, — Einschiffung,— Iosibc's Gcdächtnißsäulc. — Etcinhaucr und 3tcinschuci-der. — Ein Kloster. — Ein Lcuchtihurm. — Imabari. — Bcfcstigungs-welke. — Verfertigung von Fusimattcn, — Dcr Tempel des Abbntto, Patrous der Seeleute, — Muru in der Provinz Farima. — Tjogo. — Ankauft in Osacka. „Nachdem am 10. Februar 1691 der Resident Herr von Vutenheim vmi beiden Gouverneuren Abschied genommen, nnd uns nach Vorhergesagtem die angegebenen Herren nnd Bedienten bis außerhalb unserer Insel begleiteten, sagten wir ihuen Adieu und traten unsere Reise an." „Zuerst kam ein Dosin oder, wie man ihn Ehren halber nennt, ein Unterbngjo, nnd nach ihm sein Gehülfe, ein Staatshäscher zu Pferde, dann folgte unser Nesideut uud ihm dcr alte Oberdolmetscher Ioseinwn, sonst Brasmann genannt, dieser in Hl'ine, Wil!', Japan »nd scnu- 5Ue„,,,,'hi>er. l,I einem Cangos, jener in einem Norimon getragen; (daranf kani der Trains-, Medicin- und nnser Geldkasteu); daranf der Kanfmann Abbonts, ich, der Medicns Kämpfer und inein Gehülfe Dnbbels zu Pferde, sodann ein Unterdolmetscher nnd dessen Sohn als Lehrling; ferner der zweite Staatshäscher, alle zu Pferde; den Train beschloß derIoriki oder, nach seinem Ehrennamen genannt, derOberbugjo als Oberführer und Haupt desselben, in einem Norimon getragen, welchen: sein Lcibpferd voraufgeführt wnrde, nüt seinem nachfolgenden Pikenträger zn Fnßc. Znm Unterscheidnngo- nnd Ehrenzeichen war an dieser Pike oben ein Bal mit einem herabhängenden silbernen Bretchen. Sobald wir eine andere Provinz betraten, veränderte sich der Zng folgendermaßen: Erst kamen unsere Mundköche und ihre Handlanger zu Pferde mit dem daneben getragenen Küchengerät!), vor ihnen in einiger Entfernung zwei Schreiber, welche vorausgeschickt werden, um in den Herbergen die Ankunft des Znges bekannt zu machen; sie führen die Liste der Güter, berechnen die Ausgaben, führen überhaupt Buch über die Vorfälle, die uns auf der ganzen Reise begegnen. Diesen folgt der Trupp unserer Leibdiener, Pferdewärter und lediggehenden Personen nnd der zur Abwechselung nöthige Lastträgertrupp. Die Pferde, die wir ritten, waren mit zwei Felleisen beladen, nnd darüber die Schlaf-matten viereckig ausgebreitet, worauf wir dauu mit untergeschlagenen Beinen bequem sitzen konnten." „Sobald wir den mühsamen hohen Felsweg durch die Stadt zurückgelegt, gelangten wir znm Dörfchen Mangome. Dasselbe liegt nahe bei dem Gerichtsplatze und ist von Gerbern bewohnt, welche hier zu Lande die Büttel sind. Wir mußteu allhier in nnscres Barkenwärters Hänschen zn einem Trunk Sacki nnd Sackani eintreten, bei welcher Gelegenheit die Dolmetscher nicht vergaßen unserem Residenten eine Menge kleiner Knaben vorzustellen die ihm eine Verbeugung machen mnßteu uud erzählten, wer sie seien und wie nahe verwandt sie ihnen wäreu, worüber wir so viele -«22, 1^)5 'v»»»- Itzebos und silberne Boutzcs iin Stiche ließen, daß es sich über 100 Tail belief." „3iachdcm wir uns hier eine Stnnde aufgehalten, kamen wir nach anderthalbstündigem Marsch zu dem Dorfe Urakami und, etwa eine halbe Stunde später, au eine steinerne 1^2 Klafter hohe Grenzsaule, deren Charaktere auf die Scheidung vom Nagasackischen Gebiete nnd den Anfang des Landes Omura deuteten, nnd nach einer Stuude zum Dorfe Tokitz, drei Meilen von Nagasacki am Omnraschen Seebusen gelegen, allwo wir mit unserer kalten Küche zn Mittag speisten, jedoch für Sacki und anderes eleudes Zeug, was wir gar nicht gesehen, viel weniger geschmeckt, 19 Tail bezahlen mnßteu." „Der Weg von Nagasacki bis hierher ist ungleiches Sandland, jedoch mit verschiedenen fruchtbaren Thälern dnrchzogen, und in allen Winkeln, wo der Fleiß nnr etwas ausrichten konnte, bis zn den Berggipfeln angebant." „Merkwürdige Dinge giebt es ans diesem Wege nicht zu sehen. Um aber nichts zu vcrgesseu, muß ich erwähuen, daß der Weggötze und Patron der Reisenden Dsiso beim Ansgauge der Stadt Nagasacki au den Felsen des Weges neunmal hintereinander ans-gehauen ist. Auch unweit des Dorfes Urakami steht er auf einem steiuerneu Pfeiler iu halber Manneögrößc mit klciuen Büschen und Blnmen geziert, und vor demselben zwei steiuerue ausgehöhlte kurze Säuleu zum Niedersetzeil der Lampen, die man zn Ehren dieses Gottes auzüudet; dabei uoch ein Wasserkessel, worinncn der, welcher denselben verehrt oder ihm Opfer bringen will, seine Hände abwaschen kann. Vor dem Dorfe Urakami selbst befindet sich ein ansehnliches Toori oder eine Ehrenpforte, mit einer in der Mitte befindlichen Ueberschrift, die den Zugang zn einem inländischen Götzentempel andeutet und verherrlicht." „In vorbesagtem Dorfe Fokitz trafen wir deu Haushofmeister des Prinzen von Omnra an, der nns im Namen seines Herrn zur Fortsetzung unserer Reise alle Hülfe unentgeltlich uud aus -"Nü 196 M>»5> Respect gegen den Kaiser auch zwei mitgebrachte Lnstbarken (^oifui^L«8) anbot, um damit auf die andere Seite des Hafens nach dem Dorfe Siuongi überzufahren, welches 7'/, Wassermeilen von hier liegt. Wir bestiegen dieselben Nachmittags 3V2 Uhr, und langten Abends gegen 7 Uhr an, nachdem wir hcnte 10 japanische Meilen zurückgelegt, das sonst 15 Meilen gemacht hätte, wenn wir zn Lande marschirt und den Hafen znr rechten Hand nmreiset. Jede der Lnstbarken, welche nach inländischer Art von festem Tannenholze erbant ist, war mit vierzehu ill blaue Röcke mit weißeu Querstrichen gekleideten Nuderknechten besetzt; hiuteu stak eine kleine Fahue mit einer weißeu Nose von fnnf Blättern im blauen Felde, nnd vorn der gewöhnliche Commandirbnsch von papiernen Riemen, wohin unser Bngjo seine Pike pflanzen ließ; der Omura-sche Schifftschreiber nahm seinen Platz anf der einen nnd der Steuermann anf der andern Seite, der Bngjo nnd nnser Resident aber in der Lnstkammer von jedem Schiffe." „Der Hafen selbst ist nicht tief nnd mit keinem großen Schisse zu befahrcu; er läuft gegeu N.S.W, uach der See zu, wo es sehr enge ist, daher er Ebbe und Fluth hat. Die Nesideuz Omura sah mau etwa anf 2 Meilen znr rechten Hand am Ufer liegen, uud dahinter einen Berg raucheu, welcher vielleicht der feuerspeiende Berg Usen oder Unsen war. In dem Seebuseu giebt es Muscheln, welche Perlen halten, anch hat mau vormals an dessen eingesunkenen Ufern Goldsand gefnnden." „Uebrigens gehört Omnra mit in die Provinz Fisen, sowie Nagasacki, Firando, Gotho A. !c. und niehrere kleine Bezirke, welche iu alter Zeit uuter der Botmäßigkeit des Königs von Fisen gestanden. Kjusju, das den vierten Theil von Japan ausmacht, soll gleichfalls in alten Zeiten einen König gehabt haben." „Den 14. Febrnar mit anbrechendem Tage ritten wir voll Sinongi aus, uud nach einer Stunde t'ameu wir bei einem wegen seiner Größe berühmten Kampherbanm vorbei, der nuten nngefä'hr .,«!?. 197 '55'"- sechs Klafter dick, aber hohl war, und wirklich nicht gemessen werden konnte, weil er mit dem Rücken an einem Felsen stand. Eine Meile hiervon, nachdem wir nns nm den Fuß des Verges Tawara gewandt, erreichten wir den Grenzftfahl von Omura uud kamen in das Gebiet Urisjino. Der Herr desselben war so vorsichtig nnd freigebig, daß, wenn wir 100 Mann verlangten, er nns gleich 200 anbot. Der Weg vor nns her wnrde von zehn Personen gekehrt, bis wir an das Dorf gleichen Namens kamen, allwo wir frische Pferde, und bei jedem drei Nufwärter, auch einen Ober-und Unterbngjo zur Begleitung durch das Land antrafen." „Nahe bei dem Dorfe, neben einem anf hohem Grunde vorbeifließenden Bache, lag ein heißes Bad, dessen Kraft in der Heilung der Krätze, des Glicderwcbs und der Lähmung gerühmt wurde. Der Platz war mit einer Bambushecke zierlich umzäunt, auch mit einem Wacht- und Lusthäuschen versehen. Dauebeu befand sich eine nicht tiefe Quelle dieses heißen Wassers, welche, wie von einem nnterirdiscken Fener, mit einem großen Geräusch kochte, welche so heiß war, daß sich Niemand gctrantc den Finger hineinzusteckeu. Ich faud keinen Geruch nnd keinen Geschmack daran, weshalb ich kein Bedenken trug, die Kraft der bloßen Wärme zuzuschreiben. Dicht bei der Quelle befauden sich noch zwei eingemauerte Badewannen, deren sich gemeine Lente bedienten. Den großen kalten Bach konnte man anfeine gute Strecke weit rauchen scheu, welcher Umstand vielleicht von der Vermischung noch einiger anderen heißen Qnellen herrührte." „Es giebt anf dieser Insel noch andere Bäder von gleicher oder größerer Kraft, bereu mir folgende bekannt geworden: Iumotto, ein Bad iu Arima, welches gegen Gliederlähmung gebraucht wird; ein anderes der Art in Tskasacki in Fisen n. s. w." „Wir kamen nun nach einer halben Stnnde in das andere Thal von Urisjino, nnd zwei Stunden weiter (nachdem wir zur linken Hand stets Hänser passtrten) in den Flecken Swota, wo wir Mittag machten." .^°o«> 198 ^!»- „An diesem Orte wird cine Art großer irdener Töpfe ge-brannt, die man anf den Schissen, wie Hambnrger Tonnen, als Wasserfässer gebraucht. Bei den Europäern haben sie den Namen Martnan, von dem Reiche Martem, wo sie in großer Anzahl verfertigt werden, und durch ganz Indien mit ihnen Handel getrieben wird." „Hier sowohl als auch zn Nrisjino und in den anliegenden Gebirgen sowie weiterhin, ingleichen in der Provinz Fisen, wird ans der weißen fetten Erde, die man an vielen Stellen in den Hügeln und Bergen antrifft, das japanische Porzellan gemacht. Obgleich diese Erde an sich zwar fest nnd sanber ist, so mnß sie doch durch vieles Kneten, Schneiden nnd Reinigen erst zn ihrer Vollkommenheit verarbeitet werden, daher ist das Sprüchwort entstanden: daß zn dem feinen Porzellan Menfchenknochen erfordert würden." „Nach Verlauf einer Stunde reisten wir weiter und passtrten viele sumpfige Flüsse, deren einige mit schönen hölzernen Brücken, andere mit Fahrzeugen versehen waren, durch die Dörfer Narisji und Wewacki, bis zu dem Dorfe Ooda, wo wir die Nacht zubrachten; wir hatten hente elf japanische Meilen zurückgelegt." „Vor diesem Dorfe sahen wir einen großen ausgehauenen Kopf von einem Abgotte, in der Gestalt eines Kalbskopfes, mit einem auf Pfählen stehenden Grker nmgeben; er hatte seinen Platz unter einem sehr großen Kampherbaume, uud war der dritte merkwürdige Baum, den wir auf unserer Reife antrafen." „Donnerstag den 15.Februar, ganz früh, verließen wir unser Quartier, nnd reisten den ganzen Tag ohne Aufenthalt durch die fisen'sche Hanvtstadt Sanga bis zn nnserem Nachtlager, dem Dorfe Todoroki, überhaupt zehn bis elf japanische Meilen. Der Weg ging stets dnrch flaches und mit Reis bebautes Land. Die Orte, durch welche wir gekommen, sind: Torimatz, ein langes Dorf, V4 Meile von Ooda, wo wir das erste fisen'sche Frauenzimmer .«?«, 199 "M!»^ sahen, welches, wie alle in dieser Provinz, von schöner Gestalt und artigen Geberden, aber so geschmückt war, daß man dieses Mädchen für eine Pnppe ansehen konnte; nnd obgleich diese Mädchen jugendlich nnd von kleiner Statnr sind, daß man sie noch für unerwachsen ball, so schleppen sie sich doch schon mit sängenden Kindern umher, was uns sehr befremdete. Sobald sie verheirathet sind, rnpfeu sie sich die Nngeubranen aus; Kongawonas, ein V2 Meile von dort entferntes großes Dorf, dnrch dessen Mitte ein großer mit Lustbarkeiten und einer schönen hölzernen Brücke versehener Flnß geht, der vier bis fünf Meilen weiter in die See fällt; Msinsjn, '/4 Meile vom vorigen; nach diesem erreichten wir V2 Meile weiter das Dorf Botack, und bald darauf das große Dorf oder den Flecken Kasjinomas, welches in drei Theile getheilt ist: der erste Theil diesseits, südöstlich von einem ablaufenden großen Flnsse, dessen Brücke 150 Schritte lang ist, gelegen; der zweite Fookmamatz, und der dritte, nach einem Zwischenraume, Fasji nomaö genannt. In den beiden ersten Theilen verfertigt man hauptsächlich seidene Zeuge, Papier, und aus der papieruen Wolle Segelgarn und Kerzendocht. Auf dem Platze zwischen dein ersten und zweiten Theile hing ein Kerl am Kreuze, welcher einen jüngeren, von dein er wegen weggenommenen Holzes war gescholten worden, im Eifer mit einem Tnche die Gurgel zugeschnürt nnd ihn so nm's Leben gebracht hatte. Das Kreuz war gleich allen anderen so formirt, wie es Lipsins in seinen Episteln bemerkt, nämlich: oben ist ein langes Querholz znr Ausbreitung der Arme, unten ein kleines znr Aus-breituug der Füße, uud in der Mitte ein vorstehender Zapfen zu einem Sitze angebracht. Die Befestigung geschieht mit einem Stricke. Eine Viertelmeile weiter erreichten wir die lange Vorstadt Onsjinatz, und darauf Sanga, die fisen'sche Hanptstadt, deren Fürst Matzen-davio Fizino lvami auf einem großen ssastel residirt. Die Stadt an sich ist sehr gros; nud volkreich, in der Länge gebogen nnd mehr zum Zierath als zur Vertheidigung mit einem Walle, -««2, 200 'lM^ Mauern und mit starker Wache besetzten Thoren versehen. Durch ihre breiten nnd regelmäßig gebauten Straßen gehen Kanäle und Flüsse, worauf man bis in die arima'sche See kommen kann. Die Häuser sind klein nnd schlecht, nnd ill den Hauptstraßen zu Manu-factur- uud Kramladen, die mit herabhängenden schwarzen Tüchern äußerlich geschmückt sind, eingerichtet. Das Volk ist wohlgestaltet und kleiu, das schöne Geschlecht besouders trifft man in keinem Theile von Asien so schön als hier an, nur sind sie so stark geschminkt, daß mail sie für Marionetten halten könnte, wenn nicht eine heitere und angenehme Miene das Leben verriethe. Viele Meilen weit ist das Land fruchtbar, mit Flüssen durchschuitten, nnd dergestalt mit Schleusen versehen, daß es überall unter Waffer gesetzt werden kann, wobei die Kultur der Ncisfelder nicht wenig gewinnt. Die Provinz Fisen ist mit einem Worte nebst kango an Neis und Korn die frnchtbarste von ganz Japan, und ich würde sie selbst dem schönen Medien vorziehen, wenn sie an Vieh nnd frncht-baren Bänmcn, welches Beides man hier wenig findet, einen gleichen Vorrath hätte. Außer einer Toori mit einer goldenen Ileberschrift, welches ein abgelegenes Götzenhans allwies, ist nns von Tempeln und Pfaffen heute nichts vorgekommen; wie es scheint, wird dieses in dieser Provinz weniger geachtet. Ucbrigens ist Fiscn die größte Provinz anf Sikokf, und begreift Nagasacki, Simabara, Omnra, Arima, Sanga, Karatz, Firaudo n. f. w. m sich. Der Fürst voll Fisen gelließt seine Einkünfte theils von diesen Ocrtcrn, theils aber sind sie ihm anch von dem Kaiser wieder abgenommen und ihm dafür audere eingeräumt worden. Inzwischen besitzt gedachter Fürst noch immer 40,008 Dörfer als Eigenthum. Soviel bleibt indeß wohl gewiß, daß die Provinz Satzuma, welcher uoch zwei anliegende Provinzen von Sikokf, auch die liqneiischen Inseln ihre Erhaltung verdanken, für die vornehmste und mächtigste zu haltcu ist, indem sie nicht allein die tapfersten Soldaten zeugt, sondern auch vielen Kampher, viele Gold-und Silberminen hat, welche ^!°, 201 <"'5> sich aber der Kaiser allein vorbehält. Um nun wieder auf die Stadt Sanaa zu kommen, so ritten wir dnrch, ohne nns darinnen aufzuhalten, und brachten dabei von der Vorstadt bis zum andern Ende der Stadt I V« Stunde zu. Außer der Pforte lief von der Stadt südostwärts auf eiue halbe Meile ab eine dichte Allee von Tanneubäumeli; auch erblickte ich die zwei ersten Falken, von zwei Männern getragen, über einem kleinen Waldhügel aber zwei Störche sitzen, welche kleiner als die europäischen waren; ich sah ebenfalls hier zum ersten Male mit Pferden Pflügen. Eine Meile von Sanaa passirten wir das Dorf Farnomatz, und nach zwei Stnnden, nachdem wir noch verschiedene kleine Dörfer und Flüsse berührt, erreichten wir 1 Uhr Mittags den großen Flecken Kansacki, welcher 7 bis 800 Hänser hat uud sieben Meilen von unserm vorigen Nachtlager entfernt ist. Wir hielten hier eine Stunde Mittag nnd setzten unter Begünstigung guter Wege uusern Marsch weiter fort, bis wir nach drei oder vier japanischen Meilen das etwa 500 Hänser starke Dorf Todarocki, welches der letzte Ort des fisen'schen Gebiets ist, zn nnserm Nachtlager erreichten. Ehemals hatte man dasselbe eine halbe Meile weiter gewöhnlich in dem Dorfe Taisero genommen; da sich aber vor vier Jahren der unangenehme Vorfall in diesem Orte ereignete, daß nach einem geringen Wortstreite der Oberbngjo den Obcrdolmetscher zncrst und nachher sich selbst entleibte (er hatte auch seinem Dosin ein Gleiches zngcdacht, ihm aber nnr die Hand abgehauen), so ist verordnet worden, dieses Dorf, als einen nnserer Neise fatalen Ort, künftig zn meiden. An dem heutigen Nachmittage passirten wir viele kleine Flüsse und Dörfer: Nittanwah nnd Nagabar sind nntcr letzteren die größten. Auch kamen wir durch einen kleinen angenehmen Tannenwald (welcher hier etwas Seltenes ist), worinnen die Bäume schlank und groß, die Zapfen aber klein wie Eypressennüsse waren. Eine Stunde von Nagabar gericthen wir in die Nähe des linker Hand liegenden Gebirges, welches wir aber bald wieder verließen. Znr Rechten sahen wir von da das eine halbe Meile abgelegene weiße Castel Knrima, wo der Fürst von Tsikungo seine Residenz hat." „Freitass den 16. Februar reisten wir mit frischen Pferden dnrch das Dorf Urisjino, bis nach Taisero, dem obengedachten Flecken. Der Kaiser hat denselben sammt dem umliegenden Bezirk vor ein paar Jahren dem stsen'schen Fürsten abgenommen nnd dem Tsusima (und Simabaroo) gegeben, damit dieser, weil er nur die Inseln gegen Corea hatte, anch anf dem festen Lande etwas besitzen möchte. Hier nahm der Bugjo, der uns dnrch die Provinz Fistu geführt hatte, seinen Abschied, nnd es trat ein anderer von dem Fürsten vouTsustma au seinen Platz; nachdem wir uns, ohne aufzuhalten, anf der Straße die Pferde gewechselt, ging uuscr Zug durch Imamatz, Farda, Dsusauska uud audere geriugere Dörfer und Flüsse, 3'/2 Meilen bis zu dem Flecken Iamaejo, wo wir Mittag machten. Von Dsusauska lief rechter Haud eine Heerstraße nach Kurime, uud eine andere zur Linkeu um das Gebirge nach Fakatto, welches vier Meilen davon eutferut und eine Residenz des Fürsten von Tsukitsju (Tsusima) und Fakatto ist. Iamacjo ist ein Dorf vou etlichen hundert Häuserchen, volkreich uud mit einer sehr guten Herberge versehen, in der wir einkehrten. Nach geeudigter Mittagsstunde sahen wir ein Bergwerk vor uus, das sich mit Pfcrdcu uicht gut ersteigen ließ; wir mußten uus also in die cngeu viereckigen, von allen Seiten offenen, jedoch mit einem kleiuen Dache verseheueu Körbe kümmerlich uiedersctzeu, uud wurden so jeder von zwei Persoucn eine halbe Meile im vollen Laufe bis au den Fuß des Berges Fiamitz fort, und dieseu eine Meile hinaufgetragen, bis zu einem kleiuen Dörfchen ohne Namen, dessen Einwohner, wie man sagte, alle vou einem noch lebenden Großalter-vater gezcngt waren; wir fanden dieselben wohlgestaltet, nnd in Kleidern, Gcberden nnd Neden, vorzüglich die Frauenzimmer, so artig, als hätten sie eiue staudesmäßige Grziehuug genossen. Nachdem hier eine halbe Stuude geruhet wordeu, ging es noch eiue Viertel- meilc weiter bergauf, darauf 1'/^ Meile hinunter in das DorfUtsjiuo, das auf Deutsch so viel sagen will als Iudenberge, wo wir bei einigen Erfrischungen ciue kleiue Stunde uus aufhieltelt, daun uns wieder zu Pferde setzten, bis wir, nachdem wir wicher verschiedene Flüsse nnd Dörfer, worunter Tiutomatz das vornehmste war, passirteu, gegen Abend den Flecken Itzka zn nnserm Nachtquartier nahmen, nachdem wir heute zehn Meilen zurückgelegt hatwt. Itzka besteht ans etlichen hundert Häusern mit bürgerlichen Einwohnern, und liegt jenseit eines mit kleinen Fahrzeugen besetzten Flnsses, durch welchen die Anderen getragen wnrdcn, dagegen ich die Erlaubuiß erhielt, über dessen lange schmale Brücke zu gehen. Hügel, Berge, Gebüsche wechselteu heute auf unserer Tagereise, wie auf deutschem Grnnd nnd Boden, miteinander ab. Die Gesichter der Bewohner waren von deu fiseu'scheu uutersänedeu. Die Bewohuer der Gebirge fauden wir sehrbcscheideu; kein Vieh, anßcr wenige Kühe nnd Pferde, die znr Arbeit gehalten wurdeu, sind uus zu Gesichte gekommen. Die Aecker vou deu abhäugeudeu Bergeu wareu am Rande ans etwa acht Schritte vou eiuander mit Theebüscheu besetzt, so daß sie bei der Aussaat nicht schaden konnten. Die Japaner wissen ihr Land so gut zn benutzen, daß sie der Theestande nicht mehr Raum göuueu." „Den 17. Februar. Da wir heute eineu Weg vou dreizchu Meilen, nämlich zehn bis Kokura und drei zn Wasser bis Simo-nosecki vor uns hatten, so siud wir noch vor Tage, mit Fackelu (die von Bambusrohr gemacht wcrdeu) aufgebrocheu. Vormittags reisten wir durch Tababnkro, das etwa hundert Hänser hat, und noch dnrch mehrere andere Dörfer, wnrdeu in platten Kähnen über zwei steinige, eben nicht tiefe, aber schnelle Flüsse gesetzt, nnd kamen uach Zurücklegnug von fünf Nieileu in den Flecken Kuja-nossa, wo die gcdachtcu zwei Flüsse, nachdem sie zuvor verewigt, vorbeiflosseu uud vou dem Fleckeu deu Namen Kujauossegawa fühlten. Nach gehaltenem Mittag zogeil wir eine kleine Meile mit ^°«W. 204 A«"»-- frischen Pferden bis zu dem Flusse hinunter, und ferner zwei Meilen bis zu dem Flecken Krosacki, der au dem Ufer des Norder-Seebusens liegt. Unterwegs gab es Steinkohlenbrüche, die mau uns als etwas sehr Merkwürdiges zeigte. Wir bestiegen zu Kro-sacki frische Pferde und gelangten nach 1^ meiligem Marsch an zwei 10 Schritte auseinander gesetzte nnd mit Charakteren bezeichnete Grenzsteine von Tsiknseu und Koknra, und dann nach eiucr kleinen Meile bis Fijomi, einem außerhalb Kokura liegenden Dorfe, von da aber unter Begleitung von zwei kokura'schen Hofbojoseu zur Stadt Kokura selbst, wo wir uus alsbald in uuserc Herberge begaben, die an dem letzten uud dritteu Theile der Stadt, auf einem großen Platze, jenseit der Brücke, sehr angenehm gelegen, wohl eingerichtet nnd mit allem Nöthigen im Ueberflusse versehen war." „Die Stadt Koknra liegt auf dem Grund und Boden der großeu Provinz Bunsen, unweit vom Meer.e. Sie war einstmals volkreich und blühend, jetzt aber, nachdem man das Land unter viele Fürstcu vertheilt, ist sie iu ciuen armeu und herabgckommencn Znstand gerathen. Sie erstreckt sich etwa eine japanische Meile in die Länge von Osten nach Westen, macht eine längliche viereckige Figur, uud besteht ans vier Theilcu, uämlich aus eiuem großeu Castel und drei von einander abgesonderten Städten. Das Castel nimmt einen großen viereckigen Platz ein, der mit Graben und niedrigen Wällen, welche aus dem Fundament mit Steineu aufgeführt und mit merkwürdigen, neben dem Flnssc hervorstehenden hölzernen Bollwerken nach der Laudcsart befestigt uud ausgeziert wordeu, umgeben ist. Gtwa in dessen Mitte stehet die Bnrg von schönen weißen Mauern umschlossen, uud au der Nordosteckc einiges Geschütz, auch ein sechs Stock hoher Wachtthunn als Zeichen der landesherrlichen Residenz. Die Einkünfte des Fürsten dieses kleinen Landes Unga Sawara Ukou uo Cami, der damals mit seinein Hofstaate die Burg bcwohute, crstreckeu sich auf 15 Maukokf. Die Stadt, sowie jeder Theil derselben, hat eine viereckige Form. Au jedem zwischen zwei Quermauem aus zwei großen Flügeln bestehenden Thore sind ein offenes hölzernes Wachthans, nnd vor demselben, ans einem nnter dem Vordache erhabenen Fnßbodm, drei Wachtstäbe nnt sechs schwarzen Bürsten, welche ans Pserde-haaren bestehen, anzutreffen. Inwendig sahen wir zwei ehrbare, manierlich gekleidete Männer in eiuer Reihe sitzen, die die Gesichter gegeu das Thor oder die Straßeu gewandt hatteu. Die Häuser der Stadt sind klein, die Gassen aber breit, eben nnd regelmäßig, und laufen theils a/gen Süden nnd theils gegen Westen. Man findet hier viele schöne Herbergen und Garküchen, in welchen der Feuerherd erhaben nnd, wie in Dentschland, ohne Grsparung der Kosten eingerichtet ist, an den Hinterhäusern aber Badestuben uud kostbar erhöhte Gärten. Der Strom, welcher von Südeu durch die Stadt iu die nahe See stießt, nud den letzten Theil der Stadt von den ersten beiden nnd dem Schlosse trennt, war mit Fahr-zengen in Menge bedeckt, denn die großen Schiffe können wegen seiner geringen Tieft nicht herankommen, sondern müssen vor Si-monosecki vor Anker bleiben. Ueber diesem Flnsse lag eine 20(1 Schritt lange nnd mit eisernen Geländern nnd ans vier hölzernen Pfeilern prächtig erbante Brücke." „Nachdem wir nns in Koknra 1^ Stunde aufgehalten nnd uns mit Erfrischungen wohl versehen hatten, verließen wir es wieder, nnd wnrden voll den vorhingenanntcn zwei Hofedellenten, die vor nnserem Train hergingen, bis zu dem Meerbusen an zwei kleine Frachtbarken, die nns nach Simonosecki übersetzen sollten, begleitet. Sowohl die große Brücke als der weite Platz war mit mehr als tansend Zuschauern vom gemeinen Pöbel besetzt, welche sich zn beiden Seiten nnscrcs Zuges knieend nnd in aller Stille niederließen, nnd deren keiner aufzustehen oder Geräusch zn machen das Herz hatte. Eben mit der Stadt Kokura bekamen wir zugleich die Insel Kjnsjn hinter nns, welche anch wohl von dem gemeinen Manne Nisji no Kum, d. h. Nennland, weil sie aus neun Pro- vinzeu oder Fürsteiithümern besteht, auch Sikokf, d. h. Wcstland genannt wird. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang bestiegen wir die beiden kleinen Schiffe nnd setzten damit drei Meilen über See nach Simonosecki, wo schon unsere große Barte fünf Tage vor Anker lag, nm damit die fernere Reise bis Osacka über See zu verfolgen. Das kleine Schiffchen, worauf ich mich befand, hatte die rechte Fahrt verloren, daher kamen wir zwei Stnnden später erst an Ort und Stelle. Wir nahmen nun nnscr Nachtlager anf der erwähnten großen Varke, wo ein Jeder seinen angewiesenen Platz bereit fand. Anf der Fahrt von Kokura bis Simonosecki wurden, nns zwischen einer Insel (Kikusima oder Finustma genannt) einige Orte gezeigt, die wegen vor Zeiten dort vorgefallener Begebenheiten für merkwürdig gehalten werden; znr rechten Hand, anf koknra'schem nnd dem bnfen'schen Ufer, ein grünes, mit Bämnen besetztes, ebenes nnd weites Feld, Tanasima (d. h. Per-leuinsel) geheißen; und daranf ein bewohnter Platz, wo der Dairi oder geistliche Erbkaiser vor alter Zeit seine Residenz hatte, daher er noch den Namen Dairi führt; sodann eine zwischen diesem Platze und der etwa V4 Meile gegenüber gelegenen Insel Kikusima oder Finusima anf einer aus der tiefen See hervorragenden Klippe errichtete Gcdächtnißsänle, Iosibe genannt, die zu Ehren eines Schiffers dieses Namens dasteht, welcher den Kaiser Taiko, als derselbe in den Westländern, nm sie in die jetzige Ordnnng und Regicrnnsssform zu bringen, herüberkam, an dieser Klippe ill L» vensgcfahr setzte; nnd der verdienten Ungnade dadnrch entging, daß er sich selbst den Bauch aufschnitt." „Simonosecki liegt (nnter dem 34stcn Grad der Polhöhe) an einem berühmten Seehafen nnter einem Gebirge auf der Provinz Nagotta, welches die westlichste des festen Landes oder der Insel Nipon ist, wo selbst das Meer wegen des angränzenden Bandes KjuSjn in eine Enge voll einer japanischen Meile getrieben wird. Nipon ist die größte Insel des Reichs nnd hat die Figur eines Kinnbackens, besteht aus 52 Landschaften nnd ist von zwei großen Landstraßen durchschnitten. Dic eine, als die vornehmste, erstreckt sich von Sinwnosecki nnd Osacka ilber Miako längs der südlichen Seeftitc bis Ieddo, die andere von Ieddo zwischen N. und N.O. bis zu den äußersten Gränzen von Osju, das über 40 Meilen beträgt." „Der Landesherr der simonoseckischen Provinz hat sechs Meilen von hier seine Residenz, die man Sivo nennt." „Simouosecki besteht ans 4 bis 500 Häusern. Man findet hier viele Krambudeu, worinnen die täglich ans Westen nnd Osten ankommenden Schiffe das Nothdluftigste wie ihre Lebensmittel haben können, die in dem allgemeinen Hafen vor Anker liegen, nnd deren wir hier wohl 200 antrafen. Auch giebt es hier viele künstliche Steinarbeiter, welche aus grauen und schwarzen, in den nahegelegenen Gebirgen gebrochenen Serpentin-Steinen Schreibzeuge, Schachteln, Figuren n. dgl. m. verfertigen." „Den 18. Febrnar, als am Sonntag, nach dem Tage unserer Anknnft, da wir bei widrigen: Winde stilllagen, brachten wir den Nachmittag mit Besichtigung der Steinhaner- nnd Steinschneider-Werkstätten sowie des durch ganz Japan berühmten Tempels Amadais vergnügt zn. Wir wurden zu dem letzteren, in Begleitung nnserer Reisegefährten, von zwei Stadtbedienteu, die den Anflauf des Pöbels verhiuderten, über 24 rauhe fteinerue Treppen hinangcführt. Zuerst sahen wir drei kleine von Holz erbante Tempel, nud demnächst linker Hand den Amadaistempel vor nns. Ein junger Pfaffe empfing nus und brachte nns in den Vorsaal desselben, welcher mit schwarzein Flor, nach Art ihres Schauspielhauses, uud iu der Mitte mit einer Decke von silberuem Gewebe bezogen war. Hier stand auf einem Altare der kaiserliche Prinz zu Simonosccki, welcher ertrnnkcn ist, dick, fett, uud mit schwarzen langen Haaren gebildet, vor dem die Japaner sich bis zur Erde herabbeugten; zu dessen beiden Seiten aber zwei Figuren iu Lebensgröße in schwarzer -^liN 208 V2t^ und am kaiserlichen Hofe des Dairi üblichen Kleidung, die Personen vom kaiserlichen Geblüte vorstellten. Der Pfaffe steckte eine Lampe an nnd hielt sodann von dieser tragischen Geschichte eine Nede, während dem er uus zngleich in einem Nebeulocale einige auf vergoldeten Tafeln abgemalte Figuren der übrigen Personen zeigte, deren er in seiner Erzählung erwähnte. Hieruächst führte mau uns iu das offene schöue Audienzzimmer des Klosters, wo alsbald der Prior, ein alter, magerer uud sittsamer Pfaffe, erschieu uud sich niedersetzte. Er war wie die andercu Pfaffeu bekleidet, mit einem schwarzen Florrocke; zum Zeicheil seiuer Klosterpriorität aber hing ihm eiu weißsilberuer Gürtel vou der rechten Schnlter zur liukeu Seite herab, sowie über der liukeu Schulter vorn uud hiuteu eiu viereckiger Lappeu vou gleicheiu Stoffe. Als er sah, daß wir aus Hochachtuug für ihn nicht näher hiuzutrateu, stand er auf und begab sich in die weiter nach hinten gelegene niedrige uud durch einen Schieber abgetheilte Zelle. Nachdem wir einen Itzebo (ein Goldstück von 2^/2 Thaler) znr Verehrung für's Kloster uiedergelegt hatten, ließen wir uns von unsern Begleitern znrückführen nach uuserer Herberge, wo wir aßen nnd tranken, uns uach dem Essen durch eiu Bad erfrischten uud gegen Abend uus auf nnser Schiff begaben." „Wir hätten hier noch einen audcru Tempel des vergötterteu Fcchima beseheu könueu, wir hiclteu es aber wegen seiner Beschaffenheit der Mühe uicht werth." „Moutag deu 19. Februar traten wir des Morgens früh die Wasserreise nach Osacka an, die man ohne anhaltenden Westwind nicht gern unternimmt, weil gleich die erste Tour (die 35 japanische oder 14 deutsche Meilen laug ist) sich zu sehr ausdehut, uud man uuterwegs teiue audcreu als zwei au der Nordseite gelegene und gegen Stnrmwiud unsichere Häfen, Namens Mooko uud Kudats, autrifft, in welche es außerdem noch beschwerlich ist eiuznlaufeu. Von Simonosecki bis Osacka werden 136 Wassermeilen gerechnet." "«5 209 ^ „Bei der Abfahrt von Simonosecki wird das Schiff anfangs auf einige Meilen, bevor es in die offene See kommt, verschieden gelenkt, hieranf geht es den halben Weg südlich, dann aber nördlicher, jedoch alle Zeit krnmm, weil so viele nnzählige Inseln, deren einige mit Häfen und Dörfern versehen nnd bis zn ihren Spitzen eultivirt, andere indeß ganz nnfrnchtbar nnd nnbewohnt sind, bald znr rechten, bald znr linken Hand umfahren werden müssen." „Unter einem günstigen nnd mit Stanbregen vermischten Winde segelten wir innerhalb zwei Meilen an einem beim Dorfe Tamiara gelegenen Palais vorbei, worinnen die nach nnd vom Hofe reisenden hohen Herren logircn; und nach fünf Meilen kamen wir znm Dorfe nnd zn dem ansehnlichen Berge Matto Iamma. Es ist hier geräumiger, beinahe 200 Schiffe trafen wir nuter Segel an, welche wegen des seit einigen Tagen widrig wehenden Windes hier vor Anker lagen, nnd die wir, mit Volk und Segel besser versehen, noch alle vor Abend eingeholt hatten. Nach 18 Meilen kam nns Sikokf ans dem Gesichte, dagegen sahen wir vor nns die ziemlich große Insel Iwaissima, daranf aber am festen Lande den hohen Berg Cassado Iamma, der noch zehn Meilen von Caminosccki entfernt ist, cutdeckten. Znr rechten Hand sahen wir die hohen Echneegebirge der Provinz Ijo anf der grosten Insel Tsikokf, welche ans vier großen Fürstenthümern besteht nnd 70 japanische Meilen in der Länge gerechnet wird. Hiernächst stießen nns die theils ans der See hervorragenden gefährlichen Klippen Sso Sjino Kso (d. i. Kochs Koth genannt) auf, vor welchen sich die Schiffe wohl vorznsehcn haben. Bald daranf ge-ricthcn wir nach gerader Fahrt in eine Meerenge, welche die znr rechten Hand liegende Insel dergestalt einschließt, daß man die Durchfahrt nicht eher gewahr wird, als bis man nahe daran ist. Auf der linken Seite des flachen Landes war der Flecken Morizu, und znr rechten das Dorf Kaminosecki. Jener besteht wie dieses ans 80 Hänsern. Beide Orte gehören eigentlich zn der Provinz Heiue, Wilh. Iapcm und seine Newuhiler. 14 ^««lll, 210 NNn^ Nagatto nnd dem Fürsten von Imao. Dieser aber hatte sie als Gränzorte seiner Provinz einem seiner Vettern zur Appanage eingeräumt, von welchem sie also jetzt regiert wurden." „Vor dem Hafen stehet ans einer hohen Klippe ein hölzerner Lenchtthnrm, wornach sich die Schiffer znr Nachtzeit richten." „Diese Insel hat anch noch ein mächtiges Götzenbild, dem man den Namen Dasino Daibots giebt." „Die bis hierher zurückgelegte Strecke See wird Swo nado genannt, d. h. der Hafen von Swo, nach der zur Seite gelegenen Provinz Snwo geheißen. Von Caminosccki segelten wir nnn ohne Hinderniß noch sieben Meilen bis Dsino Camiro, d. i. Uuter-Camiro, nnd senkten bei Nacht halb 8 Uhr, neben vielen anderen Barken nahe an dem Ufer nusere Anker in den Grund, nachdem wir heute anf dem Wasser 42 japanische Wassermeilen zurückgelegt hatten." „Dsino Camiro, das zum Unterschiede eines kleinen, nahe dabei nnd an derselben Küste gelegenen Dorfes Okino Kamiro, d. i. Ober-Camiro, so genannt wird, ist ein Dorf von etwa WO Bauernhütten und wenig gilt gebauten Häusern, liegt am Ufer der Provinz Acki in einer mit Bergen nmgebenen Bncht, und ist wegen des guten Untergrundes den Seefahrern wohl bekannt." „Den 20. Februar. Dienstags Morgens früh, da wir bei stillem Wetter abrnderten, erreichten wir gar bald das nnweit nn-serem Ankerplatz anf der Ostecke einer bis zn den Spitzen der Berge angebanten Insel vor uns gelegene Dorf Okino Camiro, das nngefähr 40 Hänscr hat; um Mittag aber eine zur linken Hand liegeude Iusel Tsuwa, deren dem Südost osseue Bay mit etwa 200 Häusern am Ufer den Schiffern zu einem sichern Hafen dient. Die dahinter befindlichen Berge waren auch stufenweise bis zu den Gipfeln uut geackerten Feldern besetzt. Wir fnhren von hier mit gelinden! kühleu Winde bis zu eiuem zwischen zwei Bergen am Ufer des Landes Acki gelegenen Dorfe (5ammo gari, und nach wenigen Meilen Weiterfahrens bis zn dein berühmten Hafen Mi-tarei, wo wir neben vielen anderen Barten bei Nacht ankerten. Auf der hentigen Fahrt, die 18 japanische Wassermeilen ausmachte, haben wir viele wüste, nnbebante nnd kahle Inseln gesehen. Znr rechten Hand gewahrten wir anf vier Meilen die Provinz Ijo, nnd zur linken die Provinz Acki, welche beide mit hohen Schneegebirgen besetzt waren." „Mittwoch den 21. Febrnar verließen wir eine Stnnde vor Tage Mitarei bei stiller Witterung. Tsikoko näherte sich uns anf etwa eine japanische Meile von Nipon, nud stellte nns nach zwei Meilen auf seiner äußersten Ecke eine schlechte Residenz Ksurissima des Herru vou Firestma der Provinz Mi dar, welche mit noch nenn anderen sie nmgcbenden Inseln den Bezirk seiner Herrschaft ausmachte. Weiter hinauf, nngefähr zwei bis drei Meilen, kam ein schönes, mit hohen Thürmen ansehnliches Kastell nnd die Stadt Imabari znm Vorschein, eine Residenz des Landesherr« Sjiromatto Tonno, Sohn des Landeshcrrn in Kinoknni, Schwiegersohn des Kaisers. Fünf japanische Meilen von hier war eine enge Meerstraße, und znr linken Hand das Dorf Fanagnri, wo wir nns znr Einnehmung frischen Wassers fast eine Stuude aufhielten. Das Dorf Fanagnri hat 60 Hänser nnd liegt am Fnße zweier Berge, woher es anch den Namen hat, denn Fanagnri heißt Nasenloch. Es standen hier nenn von Stroh wie Hügel anfgeworfene Hütten, worin Salz aus dem Seewasser znbereitet wnrde. Unweit davon befanden sich noch mehrere kleinere Dörfer. Eine Meile von Fanagnri fanden wir ein Dorf, Tara nomi genannt. Zwischen diesen beiden Dörfern befand sich eine alls dein Wasser hervorragende Schanze oder ein Wasserpaß, die man dazu angelegt hat, um die Fahrt, die nicht über einen Pistolenschnß weit ist, erforderlichen Falls zu sperren." „Einige Meilen weiter gelangten wir anf ein znr linken Hand gelegenes Dorf, Iwangi, aus M Hänsern bestehend, von dem ich 14" ^««ü, 212 nm»- nicht sagen kann, ob cs anf einer Insel oder ans festem Ufer stand, indem das Land allenthalben von der See durchbrochen ist. Nahebei befand sich anf einer hohen mit Bänmen besetzten Klippe ein Tempel, zn dem man anf Treppen hinansteigen mnßte; eine am Ufer stehende doppelte Pforte bezeichnete den Zngang dahin." „Unter den vielen rauhen Gebirgen, Häfen nnd Dörfern ist Swaja, ein Dorf rechter Hand unserer Fahrt, von etwa NX) Hänsern zn bemerken; in diesem Dorfe wird viel Salz zubereitet, wovon es anch den Namen führt. Unweit davon ist das Dörfchen Ingi, dessen Einwohner reiche Banern sind, und in dem sich ein schönes Palais befindet." „Bei unserer Weiterreise fanden wir eine merkwürdige Insel vor uns, welche wie eine hohe Pyramide sich ans dem Wasser erhob. Zn unserer Rechten hatten wir eine weite See, welche sich zwischen Ijo nnd Sannki, den beiden nördlichen Provinzen der Insel Tsikokf öffnete, nnd so tief in's Land strich, daß man deren Ufer nicht übersehen konnte. Zn nnserer Linken zeigten sich verschiedene Dörfer, und bald daranf, nicht fern von nnstrer Fahrt, der berühmte Flecken nnd Hafen Tomn, der znr Linken an dem Ufer eines stach anfsteigendcn Gebirges der Provinz Bingo liegt, nnd den man daher zum Unterschied eines anderen Orts gleichen Namens Bingo no Tomu nennt. Derselbe enthält einige hundert nicht übel aussehende Häusercheu, nebst einem Mariain oder B......nnd zwei schönen Tempeln. Man verfertigt hier sehr gute Matten znr Belegung der Fußböden in großer Menge nnd verhandelt sie ill andere Provinzen. Hinter diesem Flecken, an dein AbHange des Berges, liegt ein niedliches Frauen- und Wittwenkloster, nnd eine Viertelmeile vor demselben ein berühmter Tempel des Abgottes Abbntto, dem man die Macht beilegt, daß er Krank heiten heilen, besonders aber den Seefahrern einen guten Wind znbringen könne; daher hier auch die Matroseu uud Passagiers einige Casjes, auf ein Hölzchen festgebunden, in's Wasser werfen, 213 und diesem Abuto quano sama, wie sie ihn nennen, eiu Opfer spenden, nin dafür gntcu Wind zu erhalten. Der Tempelwärtcr, der es zwar bezeugt, daß solche Gaben jedesmal ankommen nnd ihre richtige Bestimmung erreichen, pflegt jedoch zu größerer Sicherheit bei stillen, Wetter mit seinem Kähnchen au den vorbeifahrenden Barken sich selbst einznsinden und den Zoll für feiueu Abgott einzufordern." „Gin zur rechten Hand unserer weiteren Fahrt liegendes Dörfchen Sjireisj errcichteu wir unter vortheilhaftem Wiudc uach sieben Wassermeilen, uud wählten den daselbst befindlichen guten Ankergnmd, den wir sobald uicht wieder zu erwarteu hatteu, uoch ciue Stunde vor Sounenuutcrgaug zur Ruhe. Es besteht aus 50 Häusern. Ein cultivates augenehmes Thal au eiuem schmaleu gegeu Nordeu offeueu Hafcu einer kleinen Insel giebt ihm seine Lage. Auf der Höhe des daranstoßenden Berges wird der Abgott Kabo Dais in eiuer Höhle verehrt. Es waren 18 Meilen, die wir heute mit gutem Winde zurückgelegt hatten." „Donnerstag den 22. Februar lichteten wir mit anbrechendem Tage die Auker, uud kamen durch viele Inseln und eine ausgedehnte See iu sieben Meilen bis zu dem Städtchen Sjinwtzi, welches zur liukeu Haud au eiuem von gemeiucu Steiueu aufgeführteu Ufer der festeu Provinz Poitsju uud au dem Fuße eines felsigen Berges gelegeu ist, auf dessm Höhe wohlgeordnete Reiheu von Tauueu-bäumcu, wie auf alleu dicseil cultivirten Berginseln, praugteu. Dieses Städtcheu hat 3 bis 400 Hänser iu ciucr dreifachen Ab-theilnng, deren jede vou eiuem Ioriki regiert wird. Gegeuüber zur Rechten liegt eiu aus Stciueu erbautes Castell Sjiwaf nnd daneben eiu Dörfchen." „Nicht weit vou hier trafen wir auf unserer Fahrt abermals eine pyramidenförmige Iusel, Tsutst Iamma geuannt, au, die wir schon lange vorher bemerkt hatten. Die Fahrt wurde uun wiederum euge, iu welcher sich zur linken Hand au der festen ^2 214 ^- Provinz Bisjen ein gegen Süden offenstehender Haftn öffnete. Zn beiden Seiten desselben stand ein Dlnf, das Sjibi hieß. Acht Meilen weiter, an der Nm'dseite, siel uuö der schöne Flecken Sjui-rado oder Ursjnuado, der zum Theil mit Festuugswerkeu versehen war, nnd wiederum nach sieben Meilen das wohlerbaute Schloß Ako mit seinen weißen Manern, Eckthürmeu und einem dahinter-liebenden Städtchen in die Angen. Letzteres hatte, wie es schien, einen sumpfigen nnd nnbeqnemen Boden zum Ankern. Es ist die Residenz eines kleinen Landesherrn, Assino Tackomin geheißen, dessen Einkommen sich nnr ans fünf Mank>'kf belänft. Drei Meilen von da gelangten wir 5 Uhr Nachmittags vor die Stadt nnd in dem großen nnd berühmten Hafen Muru zu uuscrer !)tachtrllhe an, nachdem wir honte mit gutem Winde 27 Wassermeilen zurückgelegt hatten. Etwa 20 Schritte vom Ufer nabinen wir neben vielen anderen Parken nnsem Platz; es ist derselbe zwar nicht sehr geräumig, aber dock vor Stnrm uud Wellen gesichert." „Es liegt aber die Stadt Mnrn an einem mit Felscnsteiuen aufgeführten zirkelrnnden Ufer der festen Provinz Farima, an einem sebr hübschen nnd erhabenen Orte. Eine lange, enge, neben dem Ufer fortlaufende (Nasse, und wenige kurze von den nmliegenden Bergen abweichende Hinter- und Quergassen fassen zusammen etwa 6- eine Halbinsel zeigen, nnd mit dem Eingänge des Hafens znsam-nicnhängen. Der Grund nnd Boden des in der Nnndung erhabenen Gebirges war felsig nnd mit ziemlich hohen vom Grund anfgeführten Nondelen, Nachthänsern lind angenehuicn Gebändcu znr Wohnnng der Ofsiciere nnd Soldaten besetzt. An der Westseite hielt sich in einer daselbst befindlichen Citadelle eine wehrhafte Wache anf, die man aber mehr an den in Ordnnng aufge-stelltcn zehn Pit'eu nnd fünf Hellebarden, als an der sichtbaren Gegenwart der Soldaten erkennen konnte; die andere Seite des Gebirges aber hing mit einer niedrigen Erdzunge an der Stadt fest; Manern nnd Pforten machten jedoch dabei eine Absondernng." „Als wir nns mit nnseren Begleitern in die Stadt zurückverfügten, wnrden wir von hinten dnrch ein weitläufiges Hans eines Sackibraners, dann in eine lange Gasse und von da in das Haus eines Baders geführt, das von Badegästen voll war, und wo man anch Sacki nnd etwas zum Imbisse haben konnte. Wir nahmen hier ein Bad sowie einige Erfrischungen, nnd begaben nns daranf wieder zu nuserer Barke. Auf dem Wege dahin fanden wir zn beiden Seiten eine Menge Znschauer, die nns als Fremde sehen wollten, hatten sich aber ans Ehrfurcht niedergeduckt nnd machten nicht den geringsten Lärmen." „Freitag den 23. Februar, mit anbrechendem Morgen, mnßteu wir au 2gawa.— Brücken, — Straßeil. — Häuser. — Aitagistrat. — Bevölkerung,— Ueppigkeit nnd Wohlstand. — Oeffeittlichc Lustbarkeiten. — Das Kastell. — (5in niert-würdiger Ttcin. — Die Bcsahung. — Besuch beim Gouverneur. — Abreise nach Miako. — Iodo. - lldsji. — ssusimi. — Menschenmenge in den Straßen. — Ofsicicllc Besuche beim Großrichter und bei den beiden Gouverneurs. — Ncugierde der Japaner. — Wohnung des Dairi. — Die Stadt, — Manufacture,: uud Handel. —^ Einwohnerzahl, „Osacka ist eine kaiserliche Haupt- und Reichsstadt der Pro-viuz Setzn; ohue eiuige Wälle uud Maueru in eiuem ebenen nnd fruchtbaren Lande uiit einem schiffreichen Hafen sehr gut gelegeu. Die Ostscite wird durch eiue ausehnliche Festung, die Westseite aber durch zwei gute Wachthänfer, welche dlesclbeu von den angrenzenden Vorstädten trennen, vertheidigt. Ihre Länge hält von O. bis W., d. i. von gedachter Festung bis zu den Vorstädten, nngefähr 3—4000 Schritte, die Breite hingegen ist geringer. Den Nordtheil durchschneidet in seiner ganzen Länge von O. nach W. der große nnd wasserreiche Fluß Mdo-gawa, durch welchen diesem Orte ^«22, 219 Mn- ein großer Handel und Reichthum verliehen wird, nnd der daher verdient, daß ich ihn ein wenig näher beschreibe." „Es entspringt dieser Flnß ans einem mitten in der Provinz Oomi, eine halbe Tagereise von hier, gelegenen See, wovon man sagt, daß er in einer Nacht durch ein Erdbeben, das dm festen Boden verschlungen, entstanden sei. Er hat seinen Ansflnß bei dem Dorfe Tsitanofas, wo er mit einer ansehnlichen zwiefachen Brücke, die nämlich in der Mitte auf einer kleinen Insel znsammcn-stößt, belegt ist, geht danu auf die Städtchen Udsji und Iodo zu; vou dem letzten nimmt er den Namen an, und stießt weiter nach Osacka. Eine Meile vor der Stadt läßt er einen Arm nach dem See ablanfen, welchen Verlnst aber zwei andere Flüsse, Iamatto-gawa nnd Firano-gawa, ersetzen, die sich vor der Stadt an der Nordseite der Bnrg mit ihn: vereinigen, nachdem jeder eine ansehnliche Brücke hinter sich gelasseu. Sobald nnu dieser vereinigte Strom den dritten Theil der Stadt durchstofsen, wird ans demselben das Wasser dnrch einen breiten l^raoeu uach dem Süd- nnd einem andereu großen Theile der Stadt abgeführt (welcher eigentlich die Stadt ist), und von hier auo nochmals in andere Gräben und Kanäle abgeleitet, bis er zuletzt dnrch verschiedene Tiefen, wodnrch die eiu- nnd ausgehenden Waaren mit kleinen Fahrzeugen znr Stadt ein- und anögefahren werden kouncn, wieder in den vorigen Strom fällt. Es stnd diese Stadtcanäle nach dem Laufe der Gaffen angelegt, daher regelmäßig von vroportionirter Breite nnd mit mehr als hundert schönen Brücken bekleidet; einige jedoch sind wegen wenigem Wasser modrig. Au der Nordseite des Mittcb stromes hat hingegen die Natur einen sehr breiten, doch nicht tiefen Nbftnß gemacht, der nach W. ablänft, bis er sich in's osackische Meer ergießt. Der Mittelstrom geht nach NSW., nachdem er die ganzen Vorstädte nnd Dörfer in verschiedenen Krümmungen durch-flosscn, in's Meer." „Auf ^j—400 Schritte uud weiter hinaus steht man kostbare, von dem besten Cedernholze erbante Brücken, alle mit Geländern nnd einige mit messingenen Knöpfen verziert. Ich habe zehn solche Brücken bemerkt. Die ersteh als die östliche, hält 60 volle Klafter in der Länge und ruht ans dreißig Bogen, jeder von fünf und mehr Balken; die zweite ist der ersten gleich; die dritte hat eine Länge von 150 Klafter nnd reicht über beide Anne des Flnsses weg. Die anderen sieben bis znm Ende der Stadt sind nach Beschaffenheit des Flusses weit kürzer, 20 bis 50 Klafter lang, nnd ans zehn bis dreißig Bogen ruhend." „Die Straßen der Stadt sind ziemlich enge, der Grnnd san-ber, doch nicht gepflastert; ans beiden Seiten an den Häusern entlang ein kleiner aus Steinen gehauener Ncgencanal; jede Straße hat ihre starken Thore, die znr Nachtzeit geschlossen werden, nnd wo dann Keiner, der nicht einen Paß vom Gassenmeister hat, dnrch-gelassen wird. So befindet sich anch in jeder ein umgitterter Platz mit Fenergerathschaften nud dabei ein bedeckter Brunnen." „Die Häuser sind vermöge des Landesregulativs nnr von zwei Stockwerken, jedes nicht über l'/2 bis 2 Klafter hoch, aus Tannenholz mit Leim und Kalk erbant. Von anßen sieht man die Hausthür und einige offene Echanben, zm Bude oder Vorkammer eingerichtet, wo Jeder seine Waaren feilhalt oder seine Knnst und Mann-factnr öffentlich treibt. Das Dach des Hauses ist flach erhaben nnd besteht aus platten, schwarz gebrannten und in Kalk gelegten Steinen, bei den gewöhnlichen Hänsern aber nnr ans Spähnen. Was das Innere der Hänser betrifft, so sind sie zwar schön ansgeziert, jedoch befindet sich in ihnen kein Stück von Menbles; die Treppen, sowie alles andere Holzwerk sind mit Firniß überzogen, der Fußboden mit hartgefühlten schweren Matten belegt, nnd die Kammern sind so eingerichtet, daß sie mit leichten Schiebern kleiner nnd größer gemacht nnd verschlossen werden können. Die Wände glänzen voll dem schön geblümten Gold- und Silberpapier, mau findet sie auch mit orangenfarbener Erde, welche in der Gegend von Osacka gegraben wird und die man wegen ihrer Schönheit weit umher verschickt, bekleidet. Die Matten, Thüren und Schieber haben die gleiche Größe von einer Klafter in der Länge nnd einer halben in der Breite, sowie anch selbst die Kammern nnd Hänser nach Größe nnd Beschaffenheit der Matten eingerichtet nnd erbant sind. Hinter dem Hanse befindet sich der gewöhnliche mit Badehans beschriebene Garten; auch stndet man hier ein brandfreics, d. i. ein gegen die Feuersgefahr erbautes Hänschen oder Kammer, worinncn der Wirth sein bestes Hansgeräth nnd Vermögen gegen Flammen schüfen kann." „Die Stadt nnd die Bürger werdeil von ihren Gassen- und Bürgermeistern regiert, die jedoch wiedernm der Aufsicht der beiden Gouverneurs unterworfen sind, zu welchen anch die Landvögte der umliegenden Dörfer nnd Flecken gehören nnd die ein Jahr nm das andere hier residircu, so daß bei Gegenwart des einen der andere sich bei seiner Familie in der kaiserlichen Residenz Ieddo aufhalten mnß. In den übrigen vier kaiserlichen Städten verhält es sich ebenso, nnr mit dem Unterschiede, daß zu der Ncgicrnng von Naga-sacki drei Gouverneurs bestimmt werden, davon zwei gegenwärtig daselbst ein Jahr nm's andere Präsidiren, der dritte aber mit beständiger Abwechselung ein Jahr am Hofe bei seiner Familie verweilen mnß; in Miako müssen die zwei Gonverneurs bei der Ab-wechselnng nnr um das dritte Jahr bei Hofe erscheinen; die zwei in Icddo aber bleiben stets daselbst und präsidiren ein Jahr nm's andere. Die übrigen Polizei-Anstalten sind in Osacka wie in den anderen Städten. In Ansehung der Nachtwachen will ich nur etwas Besonderes bemerken, daß nämlich die Nachtwachen der Stunde nach auf verschiedene Weise angedeutet werden: die erste nach Sonnennnter-gang mit der Trommel; die zweite mit einem Gumgum, d. i. eine große metallene Schüssel mit einem breiten Rande; von diesen Schüsseln hält er in jeder Hand eine nnd schlägt sie mit den Rändern zusammen, welches dauu einen weittönenden Klang giebt; die '^«2. 222 'iM!»- dritte mit einer Glocke, welche nicht geläutet, sondern mit einem Holze gerüttelt wird; die vierte wiedernm mit der Trommel u. s.w. Man muß wissen, daß bei den Japanern Tag nnd Nacht in sechs gleiche Stnnden getheilt ist, daher im Winter die Nachtstunden länger, im Sommer dagegen kürzer sind." „Die Stadt Osacka ist sehr volkreich; man schätzt die wehrhaften Männer derselben auf 80,000 Mann. Sie hat reiche Bürger, allerhand Künstler und Manufacturisten. Neben dem wohlfeilen Leben dieser Stadt ist Alles, was zur Ueppigkeit und sinnlichen Ergötzung dient, im Ueberfluß vorhanden, weshalb anch Osacka bei den Japanern der Schan- und Sammelplatz aller Lustbarkeiten genannt wird. Sowohl auf deu öffentlichen Plätzen, als in den Häusern sieht man täglich Schanspiele; es stehen Marktschreier nnd Gaukler aus, uud wer nur etwas von Seltsamkeiten, Mißgeburten, fremden oder in Künsten abgerichteten Thieren besitzt, der findet sich von anderen Orten hier ein und läßt für Geld seine Künste nnd Raritäten sehen. Bei der Gelegenheit, wo nnserm Kaiser ein nnter vielen anderen Sachen zum Geschenk gewidmeter Kasnarius lein Steine nnd glühende Kohlen verschluckender großer iudischcr Vogel) von den Gouverneurs zu Nagasacki verworfen uud uicht angenommen wurde und also wieder nach Batavia, wo er hergekommen, zurückgeschickt ward, betheuerte uus ein reicher Mann uud Liebhaber, er wolle ihn gern für tauseud Tails taufen, wenn es ihm erlaubt würde, weil er damit in Osacka, ehe ein Jahr verginge, doppelt soviel gewönne. Da hier die müßigen Stuudcn mit so mancherlei Lustbarkeiten vertrieben werden können, so ist es kein Wuuder, daß die Stadt der Auftuthalt vieler reicher, fremder uud relseuder Personen ist. Die westwärts wohnenden Landesherren haben zwar hier ihre Hänser stehen, dürfen sich aber nicht länger als einen Tag und eine Nacht bei der jährlichen Dnrchreise nach Ieddo in dieser Stadt aufhalten. Man trifft hier übrigens ein schlechtes und etwas modriges Trinkwasser, jedoch den allerbesten Sacki im ganzen Reiche an, welcher in dem nahebei gelegenen Flecken Tenosji gebraut und häufig an andere Oerter des Landes, auch von dcn Holläuderu nud Siuestn ausgeführt wird." „Die an dem Nordost-Ende der Stadt gelegene und im Umkreise eine Stunde haltende Festung, an der man, wenn man nach Miako reist, vorbeikommt, ist vom Kaiser Taiko iu's Gevierte nnd, nach der Kriegsbaukunst, mit starkeil Nondelcn angelegt. Außer der in Fiungo hat sie an Stärke, Größe nud Pracht im gauzeu Reiche nicht ihres Gleichen. Die Nordseite beschützt die von drei Strömcu vereinigte Iodo-gawa, welche da am breitesten ist; die Ostscite nmstreicht der in die Iodo-gawa einfließende Strom Kasji-wari-gawa, über welchem ein großer zum Schlosse gehöriger Garten liegt; die Süd- nnd Westseite gränzen gegen das Ende der Stadt. Die auswendigen Graben haben eine ungemeine Breite uud sind bis siebeu Klafter tief, ans welchen die Wälle mit hohen Mauern von groben Steinen (oben mit einer Neihe von Tannen- oder Cedern-bänmen zierlich bepflanzt nnd mit einigen groben Stücken GesäM belegt) anfgeführt sind. Anßerdem, daß ich in der Mitte zweier Seiten noch eine enge Pforte nnd eine zu derselben führende schmale Brücke ans Holz gebant wahrnahm, habe ich selbst von der weiteren Beschaffenheit dieses Castclls nichts weiter betrachten können, sondern nnr aus einer Erzählung der Japaner Folgendes erfahren. Sobald man diese Festuug betreteu, fiudct man eine zweite von gleicher Bauart nnd nach derselben die dritte uud mittelste, welche zur Zierat!) mit gewöhnlichen Thürmen an ihren Ecken, und anch mit einem hohen, ans vielen Stockwerken bestehenden Staatsthnrme versehen ist, auf dessen oberstem Dache, anstatt der Schuppen, mit polirten goldenen Ubangs belegte Fische befindlich sind, die man ihres Glanzes wegen von Fiungo ans soll sehen können. Dieser Thurm ist aber im Jahre 1661 durch eine Fenersbrunst zerstört worden. In der zweiten Pforte ist ein fünf Klafter langer nnd vier Klafter breiter pointer schwärzlicher Stein eingemauert zu scheu, welcher ~««6, 234 VNü^ wegen seiner Größe nnd wegen der Art, wie er dahin gekommen ist, für ein Wnnder gehalten wird. Als nämlich der Kaiser Taiko sich die Entfernung der in dem dcrmaligcn corcischen Kriege verwickelten Neichsfürstcn zn Nutze niachte, sowie den Zeitpnnkt in Acht nahm und die Festuug zu seiner Sichcrnng anlegte, war es der Gonvernenr von Finngo, dem er Befehl ertheilte, die zn solchem Bau nöthigen Steine anzuschaffen, und dieser hat nnn den oben erwähnten Stein mit sechs zusammengefügten Barken vonderInitzma, fünf Meilen diesseit Tomu, unter großer Anstrengung hierhergebracht. Zur Bewahrung der kaiserlichen Schätze und der jährlich ans den westlichen Provinzen kommenden Einkünfte, anch zur Verhütung eines Anfruhrs in denselben, wird in dieser Bnrg eine starke Besatzung gehalten, worüber zwei Hauptleute von den trenestcn Lieblingen des Kaisers das Kommando haben und die alle, drei Jahre mit einander wechseln, wobei es merkwürdig ist, daß, sobald der Abwesende von seiner abgelegten Verantwortung aus Ieddo wieder ankommt, der Andere, ohne diesen zu sprechen, unverzüglich wieder abreisen und die nöthigen Nachrichten ihm auf dem Schloßcomptoir schriftlich hinterlassen mnß." „Sonntag den 25. Februar verfügten wir uns in Tragkörben, vom Dolmetscher nnd von Bedienten begleitet, nach dem Hanse des Gouverneurs, das am Ende der Stadt lag. Als wir vor dem Hause ausgestiegcn, that Jeder einen schwarzseidenen Mantel um, weil man in diesem ebenso gnt Cour machen kann, wie der Japaner in seinem Ehrenkleide. Wir passirten einen dreißig Schritt langen Gang, bevor wir in den Vorsaal kamen; daselbst empfingen nns zwei Edelleute und nöthigten nns znm Niedersetzen, bis sie nns gemeldet hätten. Es standen hier zur linken Hand vier wachthabende Soldaten nnd daneben acht Hofbcdiente, die nach der Reihe auf den Fersen und Knieen saßen, welche Manier man für viel ehrwürdiger hält, als wenn man mit untergeschlagenen Beinen ncht; zur rechten Hand hing die ganze Wand voller Gewehre, aufLatten befestigt -^liN 225 M»»- nnd eins über das andere in Ordnung gereihet, nämlich mit zwanzig Lanzen, fünfzehn Hellebarden nnd ebensovielen (am Ende mit einer Menge Kraushacken besetzten) Piken. Es führten uns nnn zwei Secretairs durch vier Kammern in den Audienzsaal. Beim Durchgehen sah ich an den Wänden viele Säbel, auch einige Schießgewehre in schwarz lackirten Futteraleu. Iu dem Audicuzsaale, in welchem siebeu Hofjuuker nach der Orduuug saßen, bewirtheten uns die beiden Secretairs mit gemahleuem Thee, setzten sich dann drei Schritte vor uns nieder nnd unterhielten uns mit freundlichen Gesprächen, bis der Gonverncnr in Bcgleitnng seiner beiden Söhne, von denen einer siebzehn, der andere achtzehn Jahre alt war, ankam, zehn Schritte vor uns in einer audereu Kammer Platz uahm und durch drei geöffnete Schieber mit uns redete. Er war etwa vierzig Jahre alt, männlich großen Angesichts, stark gebaut, leutselig uud herab-lasscud. Er trug über dem einfachen schwarzen Rocke ein graues Ehrenkleid uud war nur mit einem gemeinen Säbel unigürtet. Sein Gespräch an uus bestaub in Folgendem: „Es wäre jetzt kaltes Wetter; wir hätten eine große Neise gemacht; es hätte ganz Vorzügliches auf sich, an den Hof zn gehen und den Kaiser sehen zu dürfeu, welches Glück nur die Holländer vor allen audereu Nationen der Welt genössen." Sodann fragte er: „Ob es nns nicht nach einer so gefährliche)! uud langwierigen Neise Vergnügen machte, ihr Land zu sehen?" Zuletzt erbot er sich: „daß, weil der Großrichter zn Miako, der die Reisepässe ansstcllt, noch nicht von Ieddo zurückgekommen sei, er uns einen von gleicher Gültigkeit mitgeben wolle, den wir am nächsten Tage abholen lasseu sollten, uud daß er uns mit Pferdeu uud audereu zur Neise erforderlichen Sachen auf beuöthigteu Fall sehr gern versehcu würde." Wir bedankten uns für diese Gnnst und bateu, uusere geriugeu Gescheukc (die in seideneu Stoffen bestanden, womit die beiden Secretairs und die beiden Hofourggrascu ebenfalls beehrt wnrdeu) nicht zu verschmähen, nahmen darauf Abschied uud begaben uns aus dem Hause zu unseren Heine, Will,. Japan und seine Vewobner. 15 -««A, 226 Mü»- Tragkörben, bestiegen dieselben aber nicht, da uns die Dolmetscher erlanbten, ein wenig zu Fuße zu gehen. Wir hatten mm Gelegenheit, die herrliche Festung von anßen genan zu betrachten. Nachdem wir ein Stück Weges gegangen, setzten wir uns wieder ein und wnrden nun nach unserer Herberge getragen. Für den andern Gouverneur hatten wir ebenfalls Geschenke in Bereitschaft; da er aber abwesend war, so war nothwendig, daß wir erst unsern in Ieddo sich aufhaltenden Nagasacki'schen Gouverneur fragten, wie man sich zn verhalten habe, denn wir mnßten in diesem Lande die größte Vorsicht anwenden, nm dnrch nnsere Schnld kein Mißvergnügen zn erregen." „Montag den 26. Febrnar hatten wir dem Herkommen gemäß einen Ruhetag." „Den 27., Dienstag, waren wir genöthigt, noch still zn liegen, weil es uns an Pferden zur Weiterreise mangelte; es wnrden deren 40 Stück nud 41 Träger gemiethet, nachdem wir mit den Dolmetschern, die eine größere Anzahl verlangten, vorher einen starken Wortwechsel gehabt; wir könnten überhaupt unsere Reise jährlich mit wett geringeren Kosten verrichten, wenn die eigennützigen Dolmetscher nicht so viel bestellte Waaren bei sich führten, für die wir den Transport mit bezahlen müssen. Gegen Abend schickten wir den alten bei nns führenden Dolmetscher zum Gouverneur, um deu Abschiedsbesuch für uns zn übernehmen; er kam von demselben mit einem Glückwnnsche nnd dem gehofftcn Reisepasse zurück." „Mittwoch den 28. Febrnar machten wir nns mit anbrechendem Tage auf die Neise, nm denselben Tag noch uach Miako zu kmn-men, das dreizehn Meilen, also eine Tagereise, von hier gelegen ist. Zuerst ritten wir über die sogenannte Kiobas oder Miako'sche Brücke des ersten Stromes nntcr dem Schlosse, daranf eine Meile durch sumpfige Reisfelder über niedrige Dämme, welche sich wegen des ungleich abfließenden Stromes, der nns stets zur Linken blieb, "«>N 227 ^l^ in viele Krümmungen herumzogen. Die zerstrcntcn Häuser der Vorstadt von Osacka waren anf eine Halde Meile uns ebenfalls zur linken Hand. Einer von diesen Dämmen, die wir passirtcu, war mit Tsadunillc-Bänmen beseht. Diese sind so groß wie Eichenbänme, nnd haben ebenfalls cine grane Ninde; die Blätter, aus denen die Einwohner Oel pressen, waren wegen der jetzigen Jahreszeit nicht daran. Au den Wegen nnd Feldern in dieser Gegend liegen viele Dörfer, und dies geht so fort bis ziemlich nach Miako; die größten und namhaftesten derselben, und wovon jedes nicht unter zweihundert Häuser hat, sind: Imeiitz, Morigutz (daselbst wird der beste Zimmet bereitet), Sadda nnd Defutsj; hieranf folgt der Flecken Firacatta mit vier- bis füufhuudcrt Häusern, den wir Vormittags '/2^ ^hr erreicht hatten und wo wir eine halbe Stnnde Mittag hielten. Mau findet daselbst viele Herbergen nnd Buden, in denen jedesmal eine geputzte Dirne steht. Znr linken Hand von hier aus sah man ein uutcr Wasser gesetztes Eastcll, das ciuem t'leiuen Landesherr», Facat Zucki, gehörte llud von weitein sehr schön iu's Feld leuchtete. Hierauf folgte das kleine und berühmte Städtchen Iodo, das sowohl vou außeu, als von iuucn mit Flüssen versehen ist. Die Vorstadt besteht ans einer Gasse, durch welche wir über eine ansehnliche hölzerne, vierhundert Schritt lange Brücke, die anf vierzig Bogen rnhtc, znr Stadt selbst kamen, die mit einem einfachen, aber wohl bewachten Thore verschen ist. Sie hat eine angenehme Lage, eine ziemliche Anzahl Häuser, nud viele Küustler uud Haudwerker zu Eiuwohneru. Das Schloß, das au der Westseite der Stadt liegt, ist iu der Mitte des breiten Flnsses mit großen Steinen prächtig aufgeführt uud an den Ecken uud iu der Mitte der änßereu Mauern nach inländischer Bautuust mit gefachten weißen Thürmcheu verziert, wodurch es herrlich iu's Auge fällt. Die mit Gräben uud ausgemauerten Wällen befestigte Burg erstreckt sich bis an die Stadt. Der Fürst dieses Landes, Fondai Sjouo, residirt daselbst. Beim Abreisen kauten wir wieder über eine zwcihuudert Schritt lange Brücke durch 15' -"»^ 228 Mn>»- eine Vorstadt, die mit eiuem Wachthanse endigte. Der Flecken oder das offene Städtchen Udsji, das in ganz Japan berühmt ist, weil es den besten Thee erzeugt nnd denselben für den Kaiser jährlich liefern mnß, war nns hier znr rechten Hand des Flusses, doch außer dem Gesichtskreise. Nach zweistündigem Nitt gelangten wir 2 Uhr Nachmittags nach dem offenen Städtchen Fusimi oder Fus-jimi. Die Mittel- und Hauptstraße dieser Stadt reicht bis an die Straßen der Stadt Mako und ist mit diesen dergestalt vereinigt, daß sie nicht sonderlich von einander unterschieden, sondern die Stadt Fusimi für eine Vorstadt Miako's um so mehr angesehen werden könnte, weil diese japanische Hauptstadt mit keinen starken Mauern und Wällen umgeben ist, soudcrn ans cinem platten Felde ganz offen liegt. Es war heute der Japaner Tsttatz, d. i. der erste Tag im nenen Monat, der in Japan mit Besuchuug der Tempel, Spazierengehen und anderen Ergötzlichkciteu zugebracht wird, nnd daher jene lauge Gasse, auf welcher wir bis zur Herberge vier Stunden zubrachten, mit einer Menge Menschen erfüllt war, die zum Bergungen in die benachbarten Götzcnhäuscr gingen. Das Frauenvolk hatte sich bei diesen Wallfahrten besonders geschmückt; es war mit buutcn kostbaren Kleidern nach Miako'schcr Mode angethan und mit einem breiten Strohhute gegen die Sonnenhitze bedeckt. Anch begegneten uns verschiedene wunderlich gekleidete Bettler, von denen einige sich närrisch vermummt hatten, andere auf eisernen Stelzen gingen, noch andere tiefe Eimer mit grünen Bäumen anf ihrem Kopfe trugen, nnd wieder andere sangen, auf der Flöte pfiffen oder mit Glocken spielteu. Auf dem ganzen Wege staudeu viele Budeu aus. Die crwähnteu, zur rechteu Hand an einem Busche gelegenen Tempel waren mit vielen Lampen erleuchtet, nnd in selbigen hörte man mit kleinen Glocken, die durch Pfaffen mit Hämmern geschlagen wnrdcn, ein großes Getöse machen. Auf dem großen Altare eines zur linken Hand offenen, wohl ausgeputzten kleinen Tempels oder Kapelle, die dem Patron der Hunde gewidmet war, sah ich im Vorbeireiten einen auf dessen Mitte gestellten weißen, vielleicht von Gyps gemachten großen Hnnd. In nnserem Quartier, das wir 6 Uhr Abends erreichten, wnrde nns iin zweiten Stockwerke nuser Logis (das sich besser zn einer westphälischen Speck- oder Ranch-kanuner geschickt hätte) angewiesen. Ans nnserer hentigen Reise hatten wir ein fruchtbares Land nnd größteutheils Reisfelder berührt; anck trafen wir viele wilde Enten an, die jedoch so zahm waren, daß sie vor keinem Menschen aufflogen; desgleichen große weiße Reiher, Schwäne und einige, Störche, die an den snmpfigen Oertern ihre Nahrung snchten. Das Pflügen geschah hier mit schwarzen Ochsen, die, so schlecht nnd mager sie nns schienen, dennoch sehr gntc Dienste leisten sollen." „Sobald wir in Miako angekommen, verfugten sich die Dolmetscher in die Hänser des damals abwesenden Großrichters Mat-sandairo Inaba Cami, anch zn den beiden Gonvernenrs Ojnde Awa Cami nnd Majeda Akino Cami, nm uns anzumelden und dieselben zu bitten, die gewöhnlichen Geschenke von nnserer Hand anzunehmen. " „Donnerstag den 29. Februar Morgens schickten wir diese Geschenke, deren jedes auf ein besonderes Geschenkbrei nach japanischem Gebrauche gelegt wnrde, nach den oben angeführten Hänsern nnd ließen sie daselbst nicderstellen, bio wir nm 10 Uhr Vormittags in Cangos nachfolgten. Die Wohnnngen der beiden Herren lagen am äußersten Wcstende der Stadt, gerade der kaiserlichen Burg gegenüber. Fnnfzig Schritte vor dem Palais des Großrichters hieß man nns aussteigeu und ans Respect zn Fuße gehen, auch im Thore bei der gewöhnlichen Thorwache so lange warten, bis man uns angemeldet. Hierdurch wnrden wir dnrä, einen Vorhof von etwa zwanzig Schritten in den Vorsaal geführt, welche man die Ban, d. i. die Wacht, uennt, weil sich daselbst die Schreiber, Ansseher nnd Wärter anfhalten; anch saßen hier zwanzig Bediente in geordneter Reihe. Von da wurden wir iu ein drittes Gemach geführt, nnd hier nöthigte -«?H 230 N5«5- man uns znm Sitzen. Gleich nachher erschien der Hofburggraf, ein in den sechziger Jahren stehender Mann, in seinem grauen Ehrenkleide; dieser ließ sich ans vier Schritte vor nns nieder und nahm nnsere Höflichkeitsbezeigungen nnd Geschenke im Namen seines Herrn mit Dank an. Unsere Geschenke bestanden in einer Flasche Vintent und zwanzig allerhand ausländischen seidenen und wollenen Zeugeu. Man setzte nns eilte Tabaksmaschine mit allem Zubehör, anch Jeden: eine Tasse gemahlenen Thee vor, deren jede von einem besondern Diener drei Mal frisch aufgetragen wurde, während uns der Hansburggraf und die vornehmsten anwesenden Edelleute zum Trinken uöthigten. Nach Verlauf einer gnteu Viertelstunde nahmen wir Abschied nnd wurden von dem Hansburggrafcn bis vor den ersten Saal, von den Anderen aber bis zum Thore begleitet." „Nnn gingen wir zuFnße nach dem Hause des neuen regierenden Gouverneurs, welcher erst vom Hofe gekommen, nnd der, wie nns die beiden Secretairs sagten, noch nnt'nndig darin wäre, wie er die Holländer zn empfangen habe. Am Thore war eine gewöhnliche Wache nnd in der Van befanden sich beinahe fnnfzig in gntcr Ordnung sitzende Personen nebst einigen ant gekleideten Knaben. Nachdem wir vor diesen vorbei und in eine Nebenkammer geführt worden waren, empfingen uus die obigen beiden Secretairs sehr freundlich, bewirtheten uns mit Tabak, gemahlenem Thee nnd Znckerconfect, nnd unterhielten uns lange Zeit mit der Vertröstung, daß wir den Gouverneur bald zu sehen bekommen sollten. Nach einer halben Stunde brachte man nns in ein anderes Zimmer, woselbst nach einer kleinen Weile anf einmal uns gegenüber zwei Schanden geöffnet wurden, wodurch wir dm galanten Gonvernenr mit einem Ehrenrocke bekleidet in einer Kammer vierzehn Schritte vor uns sitzen sahen. Er schien 36 Jahre alt, stark gebaut und dem Ausehen nach hoch-müthig uud stolz zu seiu. Er redete uus mit hoher Stimme zuerst mit diesen Worten an: „Ihr seid bei gntem Wetter gekommen, solches ist moäilc^ lno 232 n"»- tenen Dairi und somit des ganzen Reiches Hauptstadt ist) mit keinem andern Namen benannt. An der Nordseite der Stadt residirt der Dairi mit seiner geistlichen Familie nnd seinem Hofstaate in einem von der Bürgerschaft abgesonderten, mit Graben und Manern versehenen Städtchen von zwölf bis dreizehn Gassen. Die Westseite der Stadt endigt mit einer von Quadratsteinen erbauten Burg, welche der Kaiser Sensjanofas zur Zeit eines innerlichen Krieges zn seiner Sicherheit angelegt hat nnd in welcher die jetzigen Kaiser bei ihrer Hicrherknnft ihren Anfenthalt zu nehmen pflegen. Die Burg ist im Quadrat gebaut, jede Seite hat die Länge von 150 Ikins oder Klaftern, nnd ist mit einem ausgcmanerten tiesen Graben nnd dieser wiederum mit einen: breiten leeren Platze versehen. Die Mitte prankt von einem hohen viereckigen Thnrme mit vielen Stockwerken; in dein Graben befindet sich eine Art schmackhafter Karpfen, wovon nnserem Dolmetscher einige zum Geschenk gemacht wurden. Die Festung wird im Uebrigen von einem Hauptmanne nnd einer beträchtlichen Besatzung bewohnt und bewacht." „Die Gassen der Stadt siud ziemlich enge, sie laufen jedoch schnurgerade nach Osten und Süden hin. Ihre Längen sind wegen dem Gewimmel der vielen Menschen und dem dadurch erregten Staube nicht abzusehen. Die bürgerlichen Häuser sind schmal nnd zwei Stockwerk hoch. Auf den aus Holzspähnen bestehenden Dächern sieht man oft mit Wasser gefüllte Behälter und daneben allerhand Feuergeräthschaften liegen, um sich deren in der Noth zn bedienen. Mako ist der Sammelplatz aller Künste, Mauufacturen und des ganzen Handels von Japan. Man sieht wenige Hänser, worinnen nicht etwas verkauft oder fabricirt wird. Man raffinirt hier Knpfer, prägt Münzen, hat Bnchdrnckcreien, webt die kostbarsten, mit Gold und Silber geblümten Stosse, nnterhält die seltensten Färbereien, fertigt künstliches Schnitzwerk, musikalische Instrumente, Gemälde, die sanbersteu Metallarbeiten, besonders in Stahl, nnd aus selbigem die schönsten Klingen und Gewehre u. s. w. n. s. w. Daher kommt es, daß die Manufacture Miako's durch das gauze Laud berühmt siud und daß sie audcren Waaren vorgezogen werden, wcun sie nur iu Kio gemacht nnd in der That noch so schlecht sind. In deu Hauptstraßen befinden sich nnr wenige Häuser, vor welchen nicht etwas zn verkaufeu wäre, so daß es Einen wuudern mnß, wo zn so vielen Krämern die Käufer herkommen; das soll aber gewiß sein, daß Keiner dnrch Kio reiset, ohue für sich oder für einen Anderen etwas einzntaufeu." „Der Großrichter, ein Mauu von vieler Macht uud Ausehen, restdirt hier. Er ist der Oberbefehlshaber über die Bugjos, Schatzmeister, Gouverneurs inch soustigen Bedienten der kleinen kaiserlichen Städte nnd Provinzen des westlichen Theiles dieses Reichs. Selbst die Landesherren aller westlichen Provinzen müssen ihm nach den Augen sehen, indem er bei vorfallenden Streitigkeiten oder Aufruhr die Entscheidnng hat und Frieden stiftet. Niemand kauu auf der Reise nach Hofe durch die kaiserlichen Paffe zn Array und Tackone kommen, ohne einen eigenhändigen Geleitsbrief von ihm aufzn-weisen." „Die Negiernngsform uud die bürgerliche Polizei ist zn Miako dieselbe, wie zn Osacka." 5 „Ohne die Menschen, die in der Bnrg, in dem Städtchen des Dairi nnd in den vielen Klöstern wohnen, zählt man hier 1,200,000 Personen männlichen und 140,000 weiblichen Geschlechts, wie aus der Aratame, die in Miato jährlich vorgeuommeu wird, zu ersehen ist. Aratame heißt eine Uutersuchung, wo jeder Bürger die Zahl seiner Hausgenossen nnd zu welcher Secte und zu welchem Tempel sie fich halten, den dazu verordneten Commissarien angeben mnß." XVIII. Von Mako nach Jeddo. Abreise von Miako.— lama. — Fit-tau^0:!))ama, — Neue Untersuchung,- (^roße Ccdern.— l^in japaiüscher Ablaßkrämer. — (fin mertwürriM' Wasscrfall. — Odowava, — Daö Kloster von Fusi.sawa. — Die Vorstadt Siuagawa. — Oessentlicher Oc-richtsplah. „Freitag dcn 2. März setzten wir uns in ssamM nnd verließen Miato. Unser Wirth, der mit uns ginq, lnd nns in ein Gasthaus ein, das am Ende der Vorstadtstraße von Miako etwa eine Stunde entfernt lag, und tractirtc uns am Ende mit Sacki und kalter Küche, wofür wir ihn: mit einem Koobang, dem Sohn mit einem halben nnd der Wirthin mit einem Ihibo unsere Erkenntlichkeit bezeigten. Wir hielten nns hier eine Stuude auf. In dein langen Dorfe Finoka nnd Iakotsjeia tranken wir Thee, nm nnsere dnrch den zn nns genommeueu Sacki beschwerten Hänp-ter wieder zn erleichtern. Es geht dieses Dorf bis zn einem anderen, Iabunoita, das von der Menge Bambus, der in der Gegend wächst, seinen Rainen führt. Man zieht hier viel und den besten Tabak. Auf etliche Schüsse von der Heerstraße ab lag ein Kloster Mnrotadai Miocin mit einer sehr schönen am Wege erbanten Pforte, nnd ein wenig weiterhin ein Qnanwontempel mit einem großen vergoldeten Dsisoo in einem sechseckigen Hanse. Nach einer Viertelstunde kamen wir in das Dorf Iwanotseia, nnd bald nachher in den Flecken Ojiwacki, welcher in einer langen Straße ans 400 Häusern besteht, die von Klein schmieden, Knnst-drehern, Bildschnitzern, Gewichtmachern, Drahtziehern, vorzüglich aber von Malern, anch Bilder- nnd Götzenkrämern bewohnt werden. Man sah znr Rechten einen hohen mit Schnee bedeckten Berg Otawa no Iamma, auch von hier einen gebahnten Weg nach Fnsimi abgehen. In Zeit von ^ Stnnde erreichten wir das Städtchen Ootz nnd darinnen eine Stnnde vor Abend nnserc Mchtherbcrgc, nachdem wir 3 japanische Meilen znrückgelegt hatten." „Ootz oder Oitz, das erste Städtchen der Provinz Omi anf dem Wege von Miako, besteht in langen ellenbogenweife durchgehenden Mittel- nnd Qncrgassen, znsammen etwa ans 1000 kleinen Baner- nnd Bürgerhäusern, wornnter es jedoch ansehnliche Wirthshäuser giebt, welche an leichtfertigen Weibspersonen keinen Mangel haben. Gs gehört dasselbe, unter die Domainen des Kaisers, von dessen Schatzmeister es regiert wird; es liegt am Ufer einer süßen See, die mit keinem eigenen Namen, sondern nur die Ootzer See genaunt wird. Ihre Länge erstreckt sich 40 bis 50 japanische Meilen nordwärts bis nach der Provinz Conga hinein, von wo die nach Miako bestimmten Waaren bis hierher zn Schisse gebracht werden; sie ist sehr fischreich nnd liefert delicate Lachse, Karpfen, Kahlköpfe und mehrere andere Fische; wilde Enten schwammen ill Massen wie eine Wolke umher. Es gehen' von hier zwei Ströme ans, der eine slieht dnrch Miako, -««A, 23^) 'vü'^ der andere durch Iodo und Osacka ins Meer. Znr linken Hand liegt ein mit Bäumen bewachsener und berühmter Berg, Iesan oder Fiesan, d. h. soviel als Schönberg, welcher in seinem Umkreise 3000 Tempel und viele Dörfer, folglich eine große Menge Pfaffen und Bauern halten soll, nnd der den Miat'oschcn Bürgern bei innerlichen Kriegen stets zn einer Znstncht nnd sicheren Burg ge> dient, wiewohl ihn später der Wütherich Nobunanga überstiegen und überwältiget, Pfaffen und Bauern granfam erwürgt, auch die Gebände verbrannt nnd verheert hat. Hinter diesem Berge, etwa 2 Meilen von unserem Wege, zeigte sich ein längs der Oitzersee weit fortstreichendes langes Gebirge voller Schnee, Firano-tacki genannt; nnd wiedcrnm dahinter giebt es noch zwei schlimme bergige Heerstraßen, worauf einige Landesherren der westlichen Provinz nach Hofe reisen." „Den 3. März Morgens ganz früh verließen wir die Herberge, um noch heute dcu Flecken Tfutsi Iamma, 13 Meilen von hier, zu erreichen. Auf der Straße hatte man vor allen, Häusern eine vierkantige mit Papier überzogene Laterne ausgesetzt, weil knrz vor uus ein kaiserlicher Gesaudter durchgereist war. Die Gasse der Vorstadt reichte bis zu dem schönen Städtchen Dsjedoje oder Sjesji, einer Residenz des Landesherrn von Facatta, Namens Fonda Sjiro Cann." „Diese Stadt war zu beiden Seiten der Thore, soweit man sehen konnte, von artigen Wällen eingeschlossen, die (Nassen gerade, die Hänser weiß angestricheu, und das an der Nordseite halb mit der See und halb mit der Stadt bewohnte nnd umgebene Schloß groß und nach inländischer Art mit hohen viereckigen Dächern und Thürmen verziert. Unweit des Schlosses befand sich ein großer Tempel des Abgottes Umano Gongin, nnd bald darauf kam mau znr Pforte, wo das Wachthans stand, das auf einem vorhängenden schwarzen Schanzkleide das Wappen, nämlich einen gewissen Charakter zwischen zwei aufgerichteten Kleeblättern, zeigte. Insofern es der felsige Erdboden nicht verhindert, ist die Landstraße von hier bis Ieddo anf beiden Seiten mit Tanuenbäumen besetzt, und in einer richtigen Abmessung von Meile zu Meile in der Mitte eines runden mannshohen Hügels ein Banm gepflanzt, damit jeder Reisende weiß, wie viel Meilen er gereist ist." „Eine halbe Meile davon liegt das Dorf Tsitta oder Tsjitto, anch Sjetta genannt. Ans der angrenzenden Oitzersec floß qner durch der Iodosche Strom, der hier den Namen Iocatta Gawa bekömmt und dessen Anfang eine doppelte Brücke bedeckt, wo ihre Geländer anf einer kleinen Insel znsammenstoßen, wovon der eine 40, der andere 300 Schritte in der Länge hat. Sie heißt von dem Dorfe Tsettanofas oder die Brücke von Tsttta. Ich kann nicht nmhin, hier ein wenig stehen zu bleiben, nm eine fabelhafte Erzählung von Dingen mitzntheilen, welche in dieser Gegend vorgefallen sein sollen, und an welche die Japaner so fest als an ein Evangelium glanben." „Ein Dsja oder Drache (der bei den heidnischen Völkern überhanpt in großer Achtung steht) hatte an diesem Ufer seine Wohnung. Ein gewaltiger Tanscudbein von zwei Manneslängen hingegen hielt sich zwei Meilen von hier auf einem an der Landstraße gelegenen Berge auf, der vou eben diesem Thiere den Namen Mukaddo Iamma führt, uud machte selbige Straße unsicher, verfügte sich auch des Nachts an's Ufer und verzehrte die von dem Drachen gelegten Eier. Hierüber entstand zwischen den beiden Thieren ein großer Kampf, in welchem der Drache siegte und jenen schädlichen Feind um's Leben brachte. Zum Gedächtniß dieser Begebenheit hatte man an dem Orte in einem Theile des Dorfes, Tawarattadn genannt, einen Tempel errichtet, den man nns znm Beweis der Geschichte zeigte." „Eine andere Fabel ist folgende: Die steinerne Sänle an dem Ende der Brücke war vor Zeiten von einem bösen Geiste besessen, der die Vorbeireisenden nnd die Dorflcute sehr beunruhigte. -"UN 238 "M"^ Es geschah, daß der große uud heilig gehaltene Lehrer Koosj dnrchpassirte; alle Bauern lagen ihm an, ihnen diese unleidliche Beschwerde abzunehmen und den Bösen zu verbannen. Gr bewerkstelligte solches anf's Glücklichste. Die Baucru vermntheteu, er würde dazu viele Umstände, Gebete und Ceremonien nöthig haben. Koosj aber that nichts weiter, als daß er seinen schmutzigen Scham-Gürtel nm die Säule band und daranf zu dem Volke sagte: „Lieben Freunde, viele Ceremonien machen es nicht ans, die ihr erwartet, die werden anch nicht den Tcnfel vertreiben, der Glaube muß es thuu, durch diescu verrichte ich meiue Wnnder;" womit er seines Weges gereiset. Gewiß nachdenkliche Reden in dem Muude eines heiduischeu Lehrers!" „Anderthalb Meileu von hier kamen wir durch Katangiwan, Sinde, Naadsj uud andere kleine an der Landstraße gelegene Dörfer, von da in das Städtchen Knsatz, in dessen Nähe sich ein Berg befindet, ails dem der Fluß Okami-gawa entspringt. Kusatz oder Knsatzn hat über 500 Häuser, die meistentheils läugö der Landstraße liegen, wo wir Thee tranken nnd hernach den Ort durchwanderten. Es wächst in dieser Gegend eine Art Bambusrohr, die mau Fatsiku uennt, ans dessen Wnrzeln die Handstöckc gemacht nnd unter dem Namen Nottang nach Europa gebracht werden. Nur gewisse mit landesherrlicher Erlanbniß versehene Lente des Ortes, die damit Gewerbe treiben, dürfen sie grabcu und verhandeln. Da diese Wurzeln sehr tief liegen nud weit nachgesucht werden müssen, folglich die ganze Pflanze dadnrch leicht verdorben werden kann, so pflegt der Landesherr das Graben auf einige Jahre zu verbieten, wo die Stöcke alsdann sehr thener, sonst aber sehr wohlfeil sind. Man gräbt diese Wurzeln auch in anderen Provinzen, sie fallen jedoch kürzer nnd unbrauchbarer aus. Die Behandlung, nm Stöcke daraus zn machen, besteht darin, daß sie oben nnd unten von den schadhaften Theilen nach einer schicklichen Länge abgekürzt, von den kleinen Sprossen ^der Nebenwnrzeln, womit die kleinen Knöpfe öfter umgeben sind (wie ans dem zirkelmäßigen nachgebliebenen Zeichen zn erkennen ist), mit einem snb-tilen Messer befreit, dann dnrch Hülfe des Feners da, wo sie krumm gewachsen, gerade gerichtet und wohl gesäubert werden." „Das Dorf Mingava, das seinen Namen von dem dnrch-fließenden Bache führt nnd ans vierhundert Hänsern besteht, war '/^ Meile weiter. Es reicht nach der Länge des Weges bis an Tabora oder Tebnra, ein Dorf von etwa dreihundert Hänsern, und dieses wieder an ein anderes, mit Namen Miuoki, das für einen Theil von jenem gehalten wird. Minoki, ein längs der Heerstraße zerstreut liegendes Dorf von maunichfacheu Theilen, welches mit verschiedenen Dörfern und Gassen zusammenhängt, ist wegen eines dort erfundenen heilsamen Arzneipnlvers, Wadsnsan genannt, berühmt, welches nirgends anders gemacht werdeu kann; es wird gegen Kolik nnd mancherlei Leibesgcbrechen gebraucht." „Anfterhalb Miuoki kau» uns die Oitzcr-See, die uns bisher begleitet hatte, aus dem Gesichte; es näherten sich dagegen zn beiden Seiten niedrige Berge, wornnter auch linker Hand V2 Meile entfernt der berüchtigte Mikade oder Mikame Iamma war. Der Regen hatte hier die Landstraße ganz ausgespült, weshalb wir die neu angelegte, welche um einen zur rechten Hand gelegenen Berg lief, anf eine halbe Meile verfolgten, bis wir wieder ans die alte Straße kamen nnd nm elf Uhr in Issibi eintrafen. Der Weg von Oitz bis hierher beträgt 6 Meilen und ist zwar gleich nnd eben, sowie das Land gut bearbeitet, aber die Dörfer nnd Hänser sind schlecht. Issibi ist ein Flecken nnd hat vierhundert Hänser; wir hielten hier in einer ansehnlichen Herberge gegen unsere sonstige Gewohnheit Mittag, weil die in dem folgenden Städtchen Mina-kntz, wo es ehedem geschah, abgebrannt war. Hieranf ging es 6 Meilen zwischen Gebirgen weiter bis zn Dsntst Gamma, einem Flecken am Fnße des Berges gleichen Namens, welcher ans dreihundert Häusern bestand. Es war fünf Uhr Abends und wir hatten heute 12 japanische Meilen znrückgclegt. Unter den passirtcn großen nnd kleinen Dörfern, die sich zwischen Issibi nnd Dsntsi Gamma eins dein andern die Hand reichen, ist anch nock das eben genannte Städtchen Minakntz in der Mitte, das dem Rcichsrathc vom zweiten Range Catto Sadono Cami gehörig, drei sehr lange nnd krnmme Gasse» und dabei eine niedrige Burg ohne Wall und Graben hat. Aus Binsen und Rohr werden hier feine Hüte, Mäutel nnd Körbe verfertigt." „Es begegneten uns heute ausnahmsweise viele Menschen beiderlei Geschlechts. Alle diese waren auf der Wallfahrt von oder nach Isje begriffen. Sie sprachen uns fleißig um einen Zchrpsennig zn ihrer Reise an. Au ihren SonuenlMen stand ihr Name, Ge-bnrts- nnd Wallfahrtsort zur Nachricht bezeichnet, wenn ihnen vielleicht unterwegs ein Unfall zustoßen sollte. Diejenigen, die auf dem Rückwege waren, hatten nnter dem Rande des Hntcs an einer Seite die Ablaßschachtel, an der andern aber, wegen des Gleichgewichts, ein in Papier gefaßtes Büschel Stroh." „Sonntag den 4. März wnrden wir mit Cangos aus der Herberge über das rauhe Gebirge Dsutsika bis in das Dorf Sakanosta getragen." „Des nnfrnchtbaren, hin und wieder mit Torferbe vermengten Bodens ungeachtet trifft mau verschiedene kleine Dörfer au, die aber meistens bei den Vorbeireisenden ihre Nahrnng suchen. Gleichsam auf einer Wendeltreppe stieg man das Gebirge hinnnter dnrch eine jähe Kluft, aus welcher breite steinerne Tritte aus eiuem nebenbei gelegeneu hohen Berge abgingen, welcher den Schiffern so zn sagen als Barometer dient, indem sie die auf seiner Spitze aufsteigenden und sich dort verhaltenen Dünste nnd Wolken als ein Zeichen der bevorstehenden Witternng annehmen und ihre Fahrten darnach anstellen. Am Wege oben im Gebirge stand ein Tempel nnd nn-weit davon eine Kapelle eines güldenen Götzen, den zwei Mönche durch ein Gebet verehrten, nm den Vorbeireisenden zu der gleichen Andacht und zum Almosengeben zu bewegen. Vor einer anderen Kapelle am Fuße des Gebirges war eiu vergoldeter Löwe ausgesetzt, wobei sich ewige Pfaffen aufhielten, welche dem Vorüberreisenden ein Heiligthum zum Küssen darreichten und hierfür einen Heller als Belohnung empfingen. Eine Viertelstunde weiter, noch vor Sakanosta, fanden wir eine in harte Steinfelsen gehauene Kapelle, Iwei Iauo Fano genannt, aber ohne Pfaffen nnd sonstige Personen, die ihre Andacht allda verrichtet hätten." „Sakanosta, ein wegen seiner vielen Herbergen sehr reiches Dorf von ungefähr hundert Häuscru, ist das erste der Provinz Isje und sehr angenehm gelegen. Man hielt hier in einer offenen Kapelle eine Menge kleiner dünner Bretchen vorräthig, welche mit heiligen und magischen Charakteren, als gegen vielerlei Krankheiten helfend, beschrieben wareu uud die mau für wenige Heller kaufen kouute. Als wir etwas Thee zu uus gcuommen hatten, setzten wir uns wieder zu Pferde nud kamen nach einer Viertelstunde in das kleine Dorf Futzkaki, wo man gebratene Kastanien nnd gekochte Kokorowmzelu verkaufte, dereu es iu dieser Gegeud sehr viele giebt. Von da gelaugten wir uach drei Viertelstunden auf gutem Wege in Sekinosio an, einem Flecken von vierhundert Häusern, w welchem fast durchgäugig eine große Menge Fackelu, Schuhe, Hüte uud au-dcre Sachen aus geschabtem Schilfrohr gemacht wnrden, womit die Kinder auf den Straßen Hausiren gingen uud dem Durchreiseuden durch ihr Bitten uud Aubieteu beschwerlich fielen. Wir machten hier Mittag, da wir aber heute erst 4 Meilen zurückgelegt hatteu, eilteu wir bald weiter, um nach 7 Meilen Iakaitz noch bei Tage zu crreicheu. Südwärts von Sekinosio lief ein Weg nach dem heilig gehalteueu Orte Isje, der von hier uoch 13 Meileu, jede zu eiuer Stunde in dieser Provinz gerechnet, entfernt ist." „In drei Viertelstuuden waren wir iu Kamme Iamma, einer ganz artigen, anf einer ebenen Allhöhe gelegenen und, soweit ich es absehen konnte, mit Mauern, Pforten und Wachten versehenen Heine, Wilh, Japan und selnc Bewohner. 16 -"«2, 242 Win- Stadt, au deren Südseite ein mit groben ausgemauerten Wällen und Bollwerken ziemlich befestigtes Castell stand. Da sich die Gaffen dieses Ortes in einer zirkelförmigen Krümmung nach der Lage der Stadt ziehen, so danerte es beinahe eine Stunde, ehe wir bis zur dritteu Nacht uud an's Ende der Vorstadt gelangten." „Eine Meile weiter in dem tlciueu Dorfe Munitseija, das uahe vor dem großen Dorfe Tsjono liegt, überfiel uns ein solcher Platzregen, daß wir eine gute Meile dicht an den Häusern Schul; sucheu mußten. Vmchi er ging wiederum eiu Weg uach Isje ab, dessen sich hanptsachlich die östlichen uud nördlichen Provinzbewohner bedienen. Von den vielen Dörfern, die wir fernerhin berührten, waren Isjono, Isijakus, Tsjetznki, Ojcwata und Finakawa die vornehmsten, nnd keines hatte weniger als zweihnndert Hänser." „Der größte Theil nnserer hentigen Neise begriff ein bergiges und unfruchtbares Land, welliges war mittelmäßig, auf deu letzten beiden Meilen von Tsjetzuki bis Iokaitz aber ein flaches fruchtbares Reisland, wle in der Provinz Fiscn." „Vor unserer Herberge begegnete uns eiu vom Dairi zurück-kommender vorbcicilender kaiserlicher Gesandter; er hatte den Befehl, seine Tagereisen so schnell einzurichten, daß er die Strecke von Miako nach Ieddo innerhalb acht Tagen znrückzulcgeu habe. Es war eiu ansehnlicher Herr. Sein Gefolge bestand in zwei Norimons, verschiedenen Pikenträgeru, einem gesattelten Leibpferde, sieben Bedienten zu Pferde und dem zu Fuße gehenden Trosse." „Iokaitz ist eine ziemlich große Stadt von mehr denn tausend Hänsern; sie liegt an dem Busen des Südmeeres nnd hat viele und ante Herbergen. Es befremdete uus, als wir uuter deu Pilgrims, die uns hente begegneten, eine in seidenen Kleidern wohl geputzte uud geschmückte Dame sahen, die einen alten blinden Mann führte uud für selbigen bettelte, der verschiedenen blutjungeu Bickuni oder Nonnen nicht zu gedenken, die sich dem Reisenden eben anch bettelnd nähern. Sie sind Töchter von Bcrgpfassen, gehen nett gekleidet, und ihr geschorenes Hanpt, womit sie in diese heilige Lebensart eingeweiht werden, ist nut einem schwarzseidenen Tnche nmwunden llnd mit einem Ttrohhute bedeckt. Nichts, was einer Armuth, Frechheit nnd Leichtigkeit gleicht, tonnte man an ihnen wahrnehmen; sie hatten ein sittsames, freimüthiges Wesen nnd waren von Gestalt so schön, wie man sie nur unter dem hiesigen Himmelsstriche antrifft, daher wir anch den ganzen Aufzug mehr für eine lustige Scene, als für eine Sache der Armuth hielten. Aber so viel ist gewiß, daß die Pfaffen keine geschickteren Bettler als ihre Töchter aussenden tonnten, weil sie dazu geschaffen sind, den Reisenden das Herz oder vielmehr den Beutel zu öffnen. Sie werden Comanno Bicknni genannt." „Montag den 5. März reisten wir mit Sonnenaufgang voll Iokaitz ab nud langteil in Quano nach einem Marsch von ^ Meilen an. Wir trafen unterwegs viele Flüsse, die wir alle durchwadeteu, mit Ausnahme von zweien, welche Brücken hatten." „Kuwaua, Kfama oder Quano ist eiue große und zwar die erste Stadt der Provinz Owari, am Hafen oder Einbruch der See gelegen. Sie besteht aus drei abgesonderten Stadtthcilen, und da uusere Herberge am Ende der Stadt lag, so brauchten wir drei Viertelstnnden znm Dnrchmarsche derselben. Der erste nnd letzte ist mit hoch anfgemanerten Wallen uud niedrigen Gräben nmgeben, sowie mit gnten Thoren nud Wachten versehen; die mittlere Stadt hat gar keine Wälle, sie wird aber, da die ganze Stadt mit Flüssen umgeben, dnrch Wasser abgesperrt; eine große Bnrg, worauf der Mahin-dairo Icdsu Eami residirt, ist ebenfalls von Flüssen eingeschlossen, mit Schießscharten versehen und mit von einander stehenden Blockhäusern dnrchgebaut; dnrch zwei Brücken vereinigt sie sich mit der Stadt, von der sie außerdem durch einen tiefen aus-gemanerten Graben geschieden ist. Aus dem Mittelpunkte der Festung ragt ein hoher japanischer Thnrm hervor, welcher viereckig gebaut ist nnd eine weiße Farbe hat. Diesen hat der Kaiser Gen- jojin, der Oheim des jetzigen, erbanen lassen, und seine Gemahlin hinein gesperrt, gegen welche er, sowie gegen das ganze weibliche Geschlecht, einen Widerwillen hatte, und seine Gemahlin sammt ihrer Pflegemutter mnßten in dieser Festung ihr Lebelang zubringen." „ Nach gehaltener Mahlzeit (um zwölf Uhr Mittags), als das schlechte Wetter sich verändert hatte und es nicht mehr regnete, stiegen wir mit sämmtlichem Gepäck in vier Schisse und fuhren nach dem 7 Meilen entfernten Mijah über. Der große Strom Saija stürzt bei dein Dorfe gleichen Namens in den Hafen, der sehr stach nnd voller Snmpfbänke ist, die bei abgelaufenem Waffer vier bis fünf Fuß emporragen; wir mnßten nns daher in kleinere Schiffe verfügen, nnd so fnhren wir denn in kleinen Fischerkähnen weiter, welche vorn von einem Manne gezogen nnd hinten von einem andern geschoben wurden. So lächerlich uns auch eine, solche Schissfahrt vorkam, so ging sie doch ganz gut von Statten, denn die Snmftfbäuke sind oben glatt nnd haben nnr unten festen Boden, so daß wir leicht darüber fortrutschten. Zwei Stunden vor Abend erreichten wir Mijah, wo mehr als fünfzig Frachtbarken lagen, die aber eine halbe Meile entfernt von der Stadt, wegen der Untiefe, Anker geworfen." „Wenn man zn Lande nach dieser Stadt reist, kommt man, ungeachtet es 3 Meilen weiter ist, dennoch besser fort; nnd es ist gar kein Wnnder, daß Ulysses mit seinen Argonauten die Schifffahrt bisweilen über Land genommen, wie Nndbeck in seiner At-lantica schreibt; selbst in nnserer Zeit geschieht solches durch Kosacken, die ihre Kähne ans dem Tanais bis in die Wolga bei der Stadt Zarich überziehen, wie es sich denn anf meiner Reise von Moskau nach Persien an dem Tage nnserer Anknnft in Zarich ereignet hatte; achthundert Kosaken hatten ihre Schisse bis dahin gebracht nnd sich erst anf der Wolga in dieselben gesetzt, um nun den Fluß hin-unterznschiffen, und den Kalmücken bei dem Iaiik einen Raub abzujagen." -«02, 245 "Mü^- „Die Stadt Mijah ist nicht befestigt, sondern hat nur am Ein-und Ausgange schlechte Gräben, und besteht aus zweitausend Häusern. Zur Rechten steht ein viereckiger Palast, der als Wohnung für deu Gouverneur, sowie für die durchreisenden Landesherren bestimmt ist. Die Gassen der Stadt kreuzen sich, soweit es möglich ist. Eine derselben erstreckt sich 2 Meilen von der Stadt weg, bis zur Stadt Nagaya, der Residenz des Landesherrn derselben Provinz, eines Prinzen oon kaiserlichen: Geblüte, dessen Schloß daselbst für das dritte der stärksten und größten im Lande gehalten wird. Seine Reise nach Hofe unternimmt er stets mit sehr großer Pracht, indem mehr als zweitausend Mann vor ihm herziehen, uud wenn wir Hollander ihm nnterwegs begegnen, so sind wir verpflichtet, von den Pferden zn steigen und so lange in demüthig gebückter Stellung zu verweilen, bis er vorüber ist/" „Die Gegend um Mijah ist eben und fruchtbar und sehr bebant. In der Stadt sahen wir einen vor vier Jahren erbauten Tempel; man bewahrte darin drei Wundersäbel als Heiligthum auf, welche vor undenklichen Zeiten von den Halbgöttern in ihren Kriegen gebraucht uud aus dem Tempel zu Isje. wo sie bisher gewesen, herübergebracht worden waren. Fünf sintoische Pfaffen, mit gepappten schwarzen Dairi-Mützen nnd weißen Chorröcken augethan, hatten hier ihre Verrichtung; zwei, als die geringeren, standen auf dem untersteu Fußboden, hinter ihnen etwas höher saßen zwei andere, und hinter dieseu, in der Mitte des Tempels und am höchsten der fünfte. Es war auch noch ein anderer Tempel in der Stadt, mit Namen Fakin, worin man acht Säbel bewahrte, die denen gleich waren, die ich oben beschrieben." „Dienstag den 6. März reisten wir mit Tagesanbrnch nach dem 7 Meilen von hier entfernten Okasacki nnd aßen da zu Mittag. Okasacki ist eine ansehnliche Stadt nnd Residenz des Landesherrn dieser Provinz; sie hat 1500 wohlgebaute Häuser und wird von einer sehr artigen Hecke von Bambns nnd an einigen Stellen auch von -«»N 246 M»»- Wällen umgeben. Das Schloß liegt an einem Hügel an der Südseite der Stadt, wo es dem Anscheine nach drei Manern hat; süd-westwärts that sich der große Resideuzthurm prächtig hervor. Sie hat eine Vorstadt von etwa zweihundert Fenerstellen. Quer durch diese Vorstadt fließt ein Strom, der nach der Stadt benannt ist, im schnellen Lanfe der See zu; derselbe hat eine schöne hölzerne Brücke und eine Länge von 350 Schritt." „Nach Tische setzten wir unsere Reise 5 Meilen weiter fort und kamen nach dein Städtchen Akasacka. Anßerdem passirten wir noch den Flecken Fnsikawa, IV2 Meile von Okasacki, nud einen ziemlich großen, zwischen diesen beiden Oertern fließenden Strom, mit einer Brücke von 130 Schritt Länge, nnd viele andere kleinere Dörfer." „In den Herbergen Akasacka's trifft man viele schön geputzte Dirnen an, nnd diejenigen Herbergen, wo die Dirnen aufwarten müssen, sind sehr voll. Es hat darum diese Stadt den Namen eines H___stapels bekommen." „Mittwoch den 7. März konnten wir wegen unseres alten Dolmetschers, der von Gichtschmerzen geplagt wurde, erst um V2N Uhr zum Anfbrnche kommen. Zn Arrav, 7 Meilen von lner, hielten wir Mittag, nnd 4 Meilen weiter, zu Fammamatz, das Nachtlager. Goju, Khomra und Simosji gehören zu den namhaftesten Dörfern, die wir heilte passirtcn. Bei dem letzteren zogen wir über eine dreihundert Schritt lange Brücke in die Vorstadt von Iosjida ein." „Diese auf einer Anhöhe gelegene Stadt Iosjida, die nur des äußern Ansehens halber mit Pforten nnd besetzten Wachthänsern versehen ist, hat vielleicht tansend schlechte Hänser, welche von dürftigen Bürgersleuten bewohnt werden, linser Durchzug dauerte eine Stunde. An der Nordostseite befindet sich ein Schloß, welches zierlich gebant, aber nicht befestigt ist, weil es nur zum Aufenthalte der durchreisenden großen Herren dieut. Der Commandant desselben hatte zwanzig Bugjos und vornehme Militairpersonen an, Wege aufgestellt, um unserm Train eine Ehre zu erweisen. In Iosjida wird viele Schmiedearbeit verfertigt, und da gerade Jahrmarkt war, standen auf den Straßen viele Bailern mit ihren Waaren, die ans Holz, Heu, Erbsen uud allerhand Fcldftüchten bestauben, und hielten dieselben feil." „Auf nnserem Wege von hier bis Array trafen wir weiter keine erwähnungswerthen Dörfer au, als Sjirosacka, am Ufer des Meeres gelegen, und erblickten hier zugleich den schöusteu und wuuderhohen Berg der Welt Fust oder Fust no Iamma." „Das Städtchen Array liegt an der offenen See nnd besteht aus vierhundert Hänsern. Es wird hier die Bagage aller Reisenden, besonders aber die der Landesherren, von dazn bestellten Commissarien untersncht, nm zu verhindern, daß nicht irgend ein Franenzimmer des Landesherrn oder Waffen durchgeschmuggelt wer-deu. Die Absicht davon ist eine politische Maxime des Kaisers; denn was das Frauenzimmer betrifft, so müssen die Landesherren solches jederzeit in der kaiserlichen Residenz lassen, nm dadurch dein Kaiser ein Pfand zn geben, daß sie ihm tren dienen wollen; Ge. wehre nnd andere Waffen hingegen laßt man ans dem Grnnde nicht passiren, damit nichts gegen den Kaiser unternommen werden könne und alle Gelegenheit zu einem Aufruhre abgeschuitten sein möge. Iu Ansehung unserer Güter liest mau es, ohue sie zu össneu, bei eiuer allgemeinen Besichtigung brweudeu, unr machte mein hinter den Sattel gebundener Adofski (Felleisen) wegeu seiues Gewichts einige Schwierigkeiten und erregte den Zweifel, ob etwa Gewehre darin verborgen wären, wiewohl es nicht dazn kam, daß er ausgepackt wnrde. Als die Untersuchung vorbei war, machten wir uns mit den kaiserlichen Commissarien bekannt; sie nahmen uns mit Höflichkeit auf, ohne nns in nnserem Fortkommen einen weitern Anfent-halt zu verursachen. Wir fuhren nun mit einer kaiserlichen Lustbarke 1/2 Meile über Wasser uach dem Dorfe Maijasacka. Hier befindet -°«W 248 M»- sich ein Hafen, Sowo genannt, welcher 7^2 Meilen im Umkreise hat; er zieht sich in die Runde nnter das Gebirge uud gegen Osten in eine schmale Sftitze, woselbst eine Wache aufgestellt ist, damit Niemand einen Umweg mache, um der Untersnchnng zu entgehen. Dieser Hafen ist nicht tief und deshalb bei ungünstiger Witterung schlecht zu be-befahreu. Zu Maijasacka bestiegen wir frische Pferde und kamen nach 3 Meilen nm fünf Uhr Abends in Fammamatz an." „Fammamatz ist ein Städtchen von einigen hundert schlecht gebauten Hänsern, jedoch sind die wenigen Gassen, die es hat, regelmäßig geballt und sehen wegen der schön aufgeputzten Bnden, welche bei Tage zum Verkanf offen stehen, sehr gnt aus. Mitten in der Stadt sieht mau ein Schloß, welches groß, aber unbefestigt und nur mit einer Maner umgeben ist. Weil eben Jahrmarkt war, so zogen Buben mit brennenden Laternen umher, welche an Bambusstöcken befestigt waren, wozu sie trommelten nnd andere Instrumente spielten." „Auf den ersten 3 Meilen der heutigen Reise trafen wir ein zwar wenig bewohntes, aber cultivates Land an; anf den folgenden 2 Meilen lauter Reis- uud Kornfelder, und nach diesen eine angenehme Fläche von Cedern- und Tannenwäldern bis Array, und vou da ans war der Weg eben und mit Nnschwerk bewachsen, aber wenig bewohnt." „Donnerstag den 8. März reisten wir von Fammamatz ab. Wir gelangten nach 2 Meilen an den schmalen Strom Tenyu, welcher hier zwischen seinen eine Viertelstunde von einander entfernten Ufern in zwei Arme getheilt abfloß, durch deren ersteren wir mit den Pferden ritten, den anderen aber mit Kähnen übersetzten, und sodann nns beeilten, um zu Mittag uoch Fuckuray, einen Flecken von vierhundert Hänsern, zn erreichen. Unterwegs berührten wir noch viele Dörfer, auch die Städte Mitzkade!) und Mitzka, erstere mit 250 und letztere mit 500 Häusern, und darauf eine Brücke von 150 Schritt Länge. Nachmittags kamen wir dnrch die Stadt Kakinga oder Kakingawa. Bei unserm Durchzuge trug sich hier folgendes Uuglück zu: Ein armer Bürger hatte eiuen großen Kessel auf dem Feuer, um ein aus gewissm Früchten gezogenes Oel darin zu sieden. Während er, um uusern Train zn sehen, sich mit den Seinigen in die Thür setzte, mochte die Flamme das Oel ergriffen haben, und so gerieth in einem Augenblicke sein Haus und, weil ein starker Wind wehte, das nächste davon in Brand, uud das Feuer griff bald so um sich, daß wir bei unserer Rückreise die halbe Stadt abgebrannt fanden." „Zwei Meilen von hier mußten wir absitzen und uus vou dem Flecken Nisjisacka in Cangos 2 Meilen über das Gebirge bis zu dem Flecken Canaja tragen lassen; hier bestiegen wir wieder unsere Pferde und gelangten nach einer Viertelstnnde an den berühmten Fluß Ojin-gawa, der wie eiu Pfeil von den Gebirgen uud V-2 Meile von hier in die See stürzt. Weil es lange nicht geregnet, so füllte er kanm den Ranm von Va Meile in der Breite aus; bei hohem Waffer ist er wegen der Stromschnelle nnd der großen Gebirgs-steine, die er mit sich führt, sehr gefährlich zn Passiren, nnd darum sind auch hier des Grundes knudige Leute augestellt, vou denen man gegen Bezahlung durchgeführt wird, nnd die dafür haften müssen, daß Niemandem ein Unglück zustößt. Der Preis ist nach der Tiefe des Wassers bestimmt, und dieser ist ans einer Tafel nach den Graden des Wasserstandcs abgemessen nnd bezeichnet. Ungeachtet das Waffer den Pferden nnr bis an die Kniee ging, wnr-den doch Jedem vou uns fünf Personen (bei hohem Wasser gehen auf jeder Seite sechs Personen) beigegeben, wovon zwei das Pferd halten und die andern sich uutereinauder anfassen und halten. Das Uebersetzen dauerte eiue halbe Stunde und wir kamen hierauf zum Flecken Simoda, woselbst wir die Nacht zubrachteu, uachdcm wir heute 11 Meilen zurückgelegt. Bis Farangawa sahen wir hente ebenes fruchtbares Laud, von da bis zu unserem Nachtlager aber nnfrncht-baren und bergigen Boden. Unter den nns heute begegnet habeuden ^»«02, 250 'NNN'" Bettlern befand sich ein Knabe von 13 Jahren, dem eine hölzerne Maschine nnd über derselben ein in acht Stränge getheilter Strick, mit einem platten Möckchen an jedem Ende, vom Halse herabhing. Man konnte es kanm sehen, so schnell drehte sich derselbe auf einer Stelle herum, so daß sich die Maschine mit ihm horizontal bewegte, indem er zngleich mit einem Hammer ans die Glocken zu schlagen und eine nicht nnebene Mnsik zn machen wußte." „Freitag deu 9. März verließen wir Simoda und kamen zu eiuem großen Strome, welcher von dem jenseits gelegenen Städtchen Fnsji Ieddo seinen Namen Fnsji Ieddo gawa führte. Er ist breit und schnell uud nicht ohne Hülfe grundesknndiger Leute zu durchwaden, doch jetzt war er wegen der trockenen Witterung nicht gefährlich. Die Stadt selbst hat beim Ein- uud Ausgange Pforten nnd Wachten, jedoch schlechte Hänser. An der linken Seite stand die Vurg des hier residirendeu Negeuten. Nicht weit von hier wurdeu wir auf ein berühmtes Schloß, mit Namen Tanna Kasjioo, anfmerksam gemacht. Wir famen nach 3'/^ Meilen Weges zum kleinen Städtchen Manko, welches ans, 300 Häusern besteht. Nach hier abgehaltener Mittagsmahlzeit ging es weiter bis an das zwiefache Dorf Abikawa, welches eine halbe Stnnde von Mariko liegt. Dieses Dorf wird von einem großen Flusse m zwei Theile getheilt, der Fluß selbst ergießt sich unweit von hier mit drei Armen in die See. Nach einer Viertelstunde kamen wir zm Hauptstadt Surugo oder Syringa, bisweilen Sumpn, anch wohl Futsju laber gewöhnlich init dem ersten Namen Surugo bezeichnet) genannt. Sie ist offeu nnd ohne Pforten. Mau fabricirt hier von Papier bnnte Stoffe zu Kleidern, auch von Binsen und Rohr künstlich geflochtene oder gewirkte Sonnenhüte, Körbe und Schachteln; ingleichen allerhand feine mit Firniß überzogene Sachen werden hier für einen geringen Preis verkauft. Mau schlägt hier auch Müuzeu, z. B. Eobang, eiu Goldstück vou fünf Ducaten Gehalt, und Itzibos von 2^ Ducaten Gehalt." -«Ulk 251 M^- „Die Burg ist ein Quadratgebäude mit Gräben und hohen Wällen von Quadersteinen erbaut, vor wenigen Jahren aber durch eine Feuersbrunst ihres hoheu nud weitleuchtendcn Thurmes beraubt, die, wie man sagt, von einem auf dein Dache seit langer Zeit gelegenen Haufen Taubenmist, der sich durch die Brntuug entzündet, entstanden sei. Es hatte auf gedachter Burg der älteste Bruder des Kaisers Tayto Knni, natürlicher Sohn des Kaisers Gongin, nachdem er zuvor Landesherr in dieser Provinz gewesen, aber zur Strafe, weil er seiuem Bruder die Kroue entreißen wollte, viele Jahre hier in Verbannung, und bis er sich selbst dnrch einen Banch-schnitt das Leben nahm, zugebracht." „Die Jugend schien hier gut erzogen zu sein, denu mau sah keine Toostn bai bai nachschreien, wie an anderen Orten." „Nun gelaugten wir zn dem angenehm liegenden Flecken Iesira oder Istri, drei Meilen von Snruga, unweit dem Meerbusen. Der Flecken hatte etliche huudert Hänser uud ziemlich gute Herbergen. Dieser Ort wird von einem Flusse durchschnitten, auf welchem man das berühmte nnd eisenharte Icsernholz herab zur See und daun dnrch ganz Italien führt. Nicht weit von hier bei einem Dorfe befindet sich ein Hafen, worinnen kaiserliche Barken liegen, die im Nothfall zur Beschütznng dienen sollen. Nicht weit davon auf einein Verge liegt eine von den Japanern für unüberwindlich gehaltene Festung, Kuno oder Kono genannt, die in alten Zeiten znr Bewahrnng kaiserlicher Schätze diente. An den in jener Gegend befindlichen Gold- nnd Silberbergwerken wnrde jetzt nicht gearbeitet. Wir blieben über Nacht in Iestra. Ohne die zwei Meilen, die wir durch das Gebirge reisten, war das Laud gut bewohnt und bebaut; wir trafen unterwegs viele unbekannte Pflanzen uud in den Gärten gepfropfte Baume an, die in ihrer schönsten Blüthe standen. Vor nnd hinter Surnga konnte ein Reisender den Haufen Bettler nicht ausweichen; bald ließen sich die jnngen Bettelnonnen mit ihren Liedern, bald die Iammabosen oder Bergpfaffen mit ^»»«2, 252 MNO- ihren Reden, und darauf mit einem abscheulich starkeu Geheule hören, das sie auf einer Muschel machten; hier hatte man ihre Söhne, die kleineu juugeu Bergpfaffcn, vor sich, die ebenfalls Reden hielten; dort sah man auch wohl einige einzelne Isje, Wallfahrer, von welchen uns unter anderen ein Knabe, als wir ihn fragten, wo er zu Hause sei? antwortete: in einem Dorfe der Provinz Osju, 80 Meileu hiuter Ieddo! Gewiß eine ganz besondere Art von Andacht, mit Einfalt verbunden, worüber sich der wahre Gott erbarmen mag." „Den 10. März reisten wir vor Sonnenaufgang fort und machten Vormittags 7^2 Meilen bis Iostsjiwara uud Nachmittags füuf Meilen bis Misjima." „Von Iesere aus gelaugteu wir nach dem kleinen Dorfe Kijomitz, aus 200 Häusern bestehend, unter einem Tanuenwalde gelegen, wo auch gutes Salz gesotteu wird Von hier aus, bis zu dem uuter dem Gebirge am Ufer des Sees liegeudeu Dorfe Cambma, beschäftigt man sich wenig mit Ackerbau, mau nährt sich hier am meisten mit Salzmachen, wobei die Frauensleute auch ihre Be-' schäftigung haben. Man verfertigt hier auch uoch ein berühmtes Pflaster aus Tannenholz, welches dann verkauft wird. Von der Gasse des Dorfes Kijomitz kann man zur Veränderung einen Berg ersteigen uud daselbst deu Tempel Kio Misjira, der sehr augenehm liegt und wegen seiner vielen fabelhaften Geschichten berühmt ist, in Augenschein nehmen." „Ich kann übrigens nicht unerörtert lassen, daß in diesem Dorfe an der Landstraße vor jeder Bnde, deren es neuu bis zehn gab, zwei, auch drei zehn- bis zwölfjährige wohlgefchmückte und geschminkte nach der Reihe ordentlich ausgesetzte Knaben saßen, welche den vorbeireisenden Liebhabern, die es bezahlen konnten, auf eine abscheuliche und gottlose Art in weiblicher Gestalt zu Gebote standen, uud nur zn dem Vorwande das oben gedachte Pflaster zum Verkauf feilhielteu, damit der Uuwissende weiter uichts Arges denken solle, ein anderer hingegen Gelegenheit habe, sich dreister mit ihnen einznlassen. Der Oberbngjo, der auf unserer Reise sonst niemals aus seinein Norimon stieg, verließ diesen und setzte sich zum Zeitvertreib eine halbe Stunde zu ihnen, während dem wir Gelegenheit nahmen, uns ein wenig umzusehen." „Vou Okitz aus setzten nur nns alle in Cangos, uud wurden zuerst durch eineu reißenden Fluß, daruach über das wie eine Wen-deltreppe zu ersteigende Gebirge Tattai, nnd sodann wieder durch eiuen breiten, aber nicht tiefen Fluß bis zum Dorfe Iü oder Iu-matz zwei Meilen weit getragen; hier bestiegen wir wieder uusere Pferde, uud gelaugten uach einer Ncise von 1'/^ Meilen zu dem Städtchen kambara. Von hier aus ritten wir bis zn dem Dorfe Iwabutz, 1^2 Meilell nordwärts gegen den großen, reißenden nnd gefährlichen Flnß Fndsi Laua hiuauf, der auf keiner andern Stelle zu passiren war. Derselbe eutspringt aus dem sieben Meilen von hier gelegenen Berge Fndsi oder Fust, uud stürzt von demselben mit großer Gewalt herab, um sich in deu Meerbusen Totmuiua zu ergießen. Nachdem wir in kleinen Kähnen übergesetzt waren, setzten wir uns wieder zu Pferde, passirten viele Dvrfgaffen, und erreichten nach IV2 Meilen den Flecken Iostsjiwara Mittags 1 Uhr. Anf unserer gauzcu heutigeu Reise blieb der Berg Fudst in uuserer Nähe, uud zwar uach dem Comftaß sechs japanische Meilen in gerader Linie entfernt, wozu jedoch für Einen, der dahin will, wegen der Krümmungen erst sieben Meilen bis an den Fluß, nnd dann noch sechs Meilen, nm durch den Schnee bis an die Spitze zu kommen, erfordert werden. Er ist von nnglanblicher Höhe, wie der Teneriffa, und die nmliegenden Gebirge scheu gegen ihn wie kleine Hügel ans; seine Fignr ist kegelförmig, gleich und ausehu-lich, so daß mau sageu kaun, er ist der schönste Berg der Welt, obgleich er von Gras und Pflanzen ganz entblößt uud die meiste Zeit mit Schnee bedeckt ist. Nach Berichten derer, die ihn erstiegen, hat er auf seiner Höhe, auf eiuem hohlen hügeligen Platze, »»«M 254 ^»»»^ cine mit Wasser erfüllte Tiefe, woraus früher Feuer, Flammeu und Asche flogen, uud wodurch das Kegelförmige entstanden sein soll. Mau braucht drei Tage, denselben zu ersteigen, aber um drei Stuudeu, um wieder heruuter zu kommen, da man im lelMrn Falle einen Stroh- oder Schilfkorb zu Hülfe nimmt, den mau uuter die Hüfte bindet und zur Sommerszeit damit im Sande, des Wiuters aber im Schnee herabglitscht. Die japauischeu Maler uud Poeten wissen diesen Berg nicht genug zu rühmen." „In dem armseligcu Dorfe Mattai Sjoiro, vou etwa 300 zerstreut liegeuden Hänsern, aßen wir Mittag; während desseu sammelten sich die Kinder nm nusere Pferde uud Cangos in großeu Haufeu, und tummelten mit ihrem kurzweiligen Pnrzeln wie eiu Rad auf 20 bis 30 Schritte vor nns her, um eiu Almosen zu verdienen, das wir ihnen auch gern zuwarfen, nnd mit Ergötzen sahen, wie sie im Eaude über einen Haufen zusammenfielen uud eines vor dem andern das Geld zu erHaschen suchte. Es ist etwas Gewöhulichcs, daß mau sich schou vorher mit einem Seil voll Cassen versieht, nm damit deu armeu Kiudem eine Freude zu macheu. Cas ist eine Münze von Messing uud hat den Werth eines Hellers; in der Mitte hat diese Müuze ein Loch, wodurch man sie auf eiu Seil rcihcu uud so eiue Meuge dieser Müuzeu mit sich führen t'ann." „Das Dorf Farra von 250, nnd das Städtchen Numitsju von beinahe 2000 Häuscru, wareu unter deuen, welche wir von da bis zu unserm Nachtlager passirtcn, die vornehmsten Oerter." „Numitsjn ist offen, nud gleicht mehr einem Dorfe als einer Stadt. Die mittlere Gasse derselben ist eine halbe Meile laug. Unsere Bedienten besuchten hier aus Neugierde einen Tempel, Kama no mia, auch Sanno mia genannt, um des Ioritomo oder ältesten Bruders Iostsjne, ersten Feldherrn nnd weltlichen Kaisers berühmteu großen Küchen- oder Iagdkessel zu seheu, der daselbst -«UN 255 «^ aufbewahrt wurde. Mau soll darinnen die auf großen Jagden gefangeneu Schweine gekocht haben." „In Nuutitsju übersicl uns die Nacht, nud wir mußten noch !>/./ Stunde bis Misjima im Fiusteru reiscu. Wir trafen auch unterwegs eine 49 Klafter lauge Brücke, dereu Fluß zwischeu den Bergeu Astaga nnd Tatoue eutspringt uud deut Hafeli zustießt. Eiuige uauuteu dieseu Fluß Ksiugema, Andere Kama ga futz. Die letztere Vcuennuug hat ihren Ilrspruug daher: Iu dem vorerwähnten Tempel wurde eine große Iägerseuse aufbewahrt, dereu mau sich bei großeu, vor alteu Zeiten abgchalteuen Iagdeu iu dieser Gegend bediente. In einer Nacht machten sich Diebe iu deu Tempel uud stahleu dieselbe; diese aber winde ihuen so schwer, daß sie selbige iu deu Fluß warfen, wodurch deun der Fluß eiue solche Tiefe gewonnen, daß er den Namen Kama ga fntz über-lommeu hat. Die Kama oder Sense ist in eine Seele verwandelt worden, welche jetzt den Fluß regiert." „Misjima, eiue kleine Stadt, aus etwa 650 Häustru bestehend, von zwei Flüssen durchschuittcu uud am Eude von einem dritten berührt, die alle mit Brnckeu belegt sind, ist im Jahre 1686 abgebrannt, uud alle iu ihr besiudlichcn nud in der Fabel berühmteu Kapclleu und Göheuhäuser mit. Sie ist seitdem wieder aufgeführt, uud zwar schöuer, uud mau hat auch eiueu von dcu abgebrannten Tempeln, den berühmten Misjima Miastu, wieder auf einem weiten, mit Quadersteinen gepflasterten Platz aufgebaut." „Unser heutiger Marsch bis Cambara begriff eiu schlechtes und bergiges Laud, voll da aber bis Iostsjiwara und die ganze umliegeude Gegeud eine gntc uud mit Reisfeldern bebaute Ebene, welche sich jedoch später wieder verschlechterte." „Den 11. März, Sonntags, nach Anfgang der Sonne, setzten wir uns in unsere Cangos, worin wir für heute durch verschiedene Dörfer bis zur Stadt Odowara über das Gebirge Taokoue ge- ^«»2, 256 ' VN,- tragen wurden. Des Vormittags ging es vier Meilen bergan. Mein japanisches Dodsutski oder Ncisebuch ermähnte den Reisenden, sich besonders ans diesem einsamen Wege in Acht zn nehmen. Auf der äußersten Höhe des Berges sah man zur Seite einen langen Grenzstein, der den Anfang der Herrschaft Odowara anzeigte, und zugleich die Provinz Idsu vou Sagami trennte. Von hier ging es wieder bergunter, und wir erlangten nach einer Stnnde den Flecken Togitz, der gewöhnlich mit dem Namen des Gebirges Fat'one benannt wird, wo wir Mittag machten. Sowohl die Lage, als andere Umstände, besonders die angränzende mittelländische Bergsee, machen diesen Ort so merkwürdig, daß ich mich ein wenig dabei aufhalten muß. Der Flecken besteht aus 250 schlechten Häusern, meist in krummer Richtung nach dem Südostuser der gedachten, anf so hohem Gebirge gleichsam in der Luft gelegenen See gehend; letzterer See kann jedoch, weil sie noch von anderen rauhen Bergen umgeben ist, nicht anstreten. Die Breite derselben ist von Osten nach Westen eine kleine halbe Meile, und vou Süden nach Norden eine große japanische Meile. Unweit des Nordufers soll, wie man mir sagte, ein goldreiches Erz gegraben werdeu. Am Ostufer steht der spitzzulaufende hohe Berg Fitango Iamma, und an dessen Fnß das Dorf Matto Fackone; zwischen Matto Fackone und Togitz liegt die Insel Dsoo oder Ssjio. Wogeu der bergigen rauhen Ufer läßt sich diese See schlecht umgehen, und darum fährt man mit Kähnen, wohin man will; auch werdcu in dieser See Lachse nnd andere Fische gefangen. Man trifft in ganz Japan keine so hohen Cedernbäume an, als hier. Da es keine Insecten hier giebt, so wird man im Sommer in seiner Nnhe nicht viel gestört, des Winters dagegen ist der Aufenthalt nicht so bequem, denn die Luft ist kalt, schwer, dunstig nnd ungesund, welche ein Fremder ohne Nachtheil seiner Gesundheit nicht gut aushalten kann; wie mir der Geucraldirector der Holländischen Compagnie, Herr van Camphuyseu, versichert, hat er sich seinen -««>< 257 M»»- schwächlichen Körper an keinem andern Orte geholt, als an diesem. Zu Ende des Fleckens befand sich eine kaiserliche Wache, Go sikki so genannt, die, wie zu Array, keinen Reisenden mit Gewehr oder Frauensperson dnrchlaßt, und stärker ist als jcue, weil dieser Ort den Schlüssel vou Ieddo abgiebt. Das an einer sehr engen Passage gelegene Wachthaus ist mit Stacketen hinten und vorn versehen, und befinden sich anch hier sehr starke Thore, znr Rechten von Bergklippen, zur Linken von der See durch die Natnr befestigt." „Nach dem Essen verfolgten wir unsern Weg unter dem Genesel vieler mit schönen Pflanzen bewachsenen Bäche durch eine angenehme Klnft bis in nnser Nachtquartier. Eine jede nach Ieddo reiseude Privatperson wird von der oben erwähnten Wache, weuu sie keinen Paß besitzt, drei Tage eingesperrt uud dann erst ihrer Wege gewiesen. Ein wenig außerhalb dem Thore standen am Ufer fünf kleine schlechte hölzerne Kapellen; in jeder saß ein Pfaffe, welcher ans einer Glocke ein Namanda spielte, indem er für die Seeleu der Verstorbenen zu Amida das Gebet Namn Amida Budzu mit eiucm kläglichen Gehcnl absang. Die japanischen Fnßgänger warfen ihnen einige Heller zu, worauf jeder eiu beschriebenes Blatt erhielt, welches er mit entblößtem Haupte an's Ufer trug uud es daselbst mit eiuem Stein festlegte, denn man glanbt, daß hier unter dem Wasser die Hölle der vor ihrem siebenten Jahre verstorbenen Kinder sich befinde, wo sie bis zur Grlösuug büßen müßten, was bezwecken sollte, daß, wenn das Wasser die auf Papier geschriebenen heiligen Namen bespülte, den Kindern eine Linderung im Fegefeuer dadurch zu Theil werde. Der eigentliche Ort der Kinderseelen heißt So no Kawara, der hier mit Feldsteinen bezeichnet, die am Ufer pyramidenförmig auf einander liegen, sich bcfiudet. Auch ein kleiner, mit verschiedenen aufbewahrt gehalteneu Seltenheiten berühmter Tempel, Favkone Gongin, gehört unter die Kapellen, von denen ich rede." Heine, Wllh. Japan und seine Vcwoliner. 17 ^UUH 258 N5Ü»- „Von da führte uns ein krummer steinigter Weg neben nnd nnter dem Berge Fitango hinnnter. Als wir nns nach ciner guten Meile umschauten, wurden wir zur Rechten deu schönen, mit hohen Bäumen bewachsenen Berg Conne Iannna, nnd znr Linken in der Höhe einen merkwürdigen Wasserfall gewahr, wo das Wasser aus der Tagitzen See durch Felslöcher des Berges Fitango an drei verschiedenen Orten herausstürzte uud sich nebst anderen Bächen zu einem wasserreichen Fluß vereinigte, der dann später mit großem Geräusch in die See fiel. Fast überall war der Weg schmal, und es lief sich schlechter bergunter, als wie wir Vormittag bergauf gestiegen waren. Wir genoffen aber dabei schöne Aussichten. Die Kränter, die hier wachsen, werden von den Aerzten für vorzüglich kräftig gehalten und eingesammelt. Die vornehmsten Orte, die wir heute Nachmittag passirten, find folgende: Hatta oder Fatta, ein Dorf von 100 Einwohnern; Iumotto, ein zerstreutes Dorf; Iriuda, eiu Dorf mit eiuem schönen Springbrunnen; Kat-tama oder Kasamatz, ein schlechtes Dorf. Nach Kattama erreichten wir nm ^5 Uhr die Stadt Odowara oder Odowaranoitzi, die nahe an einem See liegt. Schon an dem vorbeiranschenden Flusse, der ans dem Fakoncrberge kommt, nehmen die Vorstädte mitten in dem mit grünen Bänmen besetzten Gebirge ihren Anfang. Dieselbe ist mit Thor nnd Wachen, auch zn beiden Seiten von anßcn mit sehr artigen Gebäuden versehen. Die Straßen sind schuurgerade und sanber, die Mittelstraße sehr breit nnd überhaupt über eine halbe Stuude laug. Die Hänser, etwa tausend an der Zahl, sind zwar klein, aber nett uud weiß angestrichen, und mit Lnstgärtchen versehen. Die mit einem nenen Thnrme prangende Residenz des Landesherrn liegt, nebst den am Berge hangenden Tempeln, im nördlichen Theile der Stadt. Einen Beweis, wie sehr dieser Ort, der nahen See ungeachtet, von Handel und Mannfacturen entblößt ist, schienen die leeren Krambnden zu geben. Man verfertigt hier Catechn, die man iu kleinen Schachteln znm Verkanf thnt. .°««. 259 M»»- Catechu (japanische Erde), welche wohlriechend ist, wird von den Frauenzimmern gebrancht zum Befestigen ihrer Zähne nnd damit ein guter Gernch ans dem Mnnde zn Wege gebracht werde. Ans dem netten Benehmen nnd der anständigen Kleidnng der Bürger nnd anch der guteu Aufführung der Frauenzimmer ließ sich entnehmen, daß hier nur reiche Lcnte wohnen, die von ihren Renten leben, und sich blos wegen der gesunden Luft nnd der angenehmen Lage des Orts niedergelassen hatten. Die hiesigen jungen Buben waren, wie in Fackona, sehr muthwillig und von schlechter Erziehung. Ehemals gehörte die Stadt nnd Herrschaft dem Hanse Miuo Sama, nnd Inaba Min» no Cami war der letzte Besitzer; der jetzige ist der kaiserliche Oberreichsrath Cango Sama. Wir schickten von hier eine Depesche nach Ieddo, nm dem Wirth unsere Ankunft zu melden." „Montag den 12. März reisten wir früh fort. Sobald wir Odowara hiuter uns hatten, kamen wir an den Fluß Sakava, welcher nichr tief ist; wir setzten mit platten Schiffen über, und passirteu nachher die Dörfer Kakuwa nnd Koasi, beide uon etwa 100, Mejigawa nnd Misawa von 200 Häusern, auch war vor letzterem eine 50 Schritt lange Brücke. Eine Stunde darnach folgte das Städtchen Oysa von einigen hundert, nnd dann der Flecken Firatzka von mehr als 300 Hänseru; dann erreichten wir nach einer halben Meile das Dorf Banrjn oder Bcndjn von 100 Häusern und den vorbeifließenden Fluß gleichen Namens. Er rauschte mit großer Gewalt in's Meer hinunter, wir bedienten uns wieder der Fahrzeuge und setzten damit über. Das Gebirge endigte hier, nnd es kam eine unübersehbare Fläche, die bis Ieddo ging." „Jenseit des Flusses kamen wir dnrch mehrere Dörfer und wüste Gegenden nach anderthalbstündigem Marsch znm großen Dorfe Iootsuja. Eine Meile vor Iootsnja stieg ein merkwürdiger spitzzulanfender und wie eine Pyramide aussehender Felsen, unweit dem Dorfe Kowanda, aus dem Wasser in die Höhe. Eine Meile 17» vom Ufer rechts lag die berüchtigte Banditeninsel Kamaknra. Sie ist klein und nicht über eine Meile im Umkreise in der Rnndnng gelegen, mit Bänmen bewachsen, flach, aber so hoch liegend, daß wir sie lange vorher sehen konnten. Sie dient znm Verweisnngsorte für die in Ungnade gefallenen großen Herren, nnd wer einmal dorthin verwiesen ist, muß sein Lebelang daselbst zubringen. Sie hat ein steiles Ufer, das man weder ersteigen noch verlassen kann. Eine Meile hinter Iootsnja kehrten wir ein zu Fnst sawa und hielten Mittag. Dieses Städtchen besteht in einer eine halbe Meile langen Gasse, durch die ein Fluß strömt, der eine Viertelstunde weiter in die See fällt. Das sich hier endigende Ufer ziehet sich von dem Wege ab, nnd mit einem bergigen Absätze von etwa sechs Meilen süd-südostwärts hinauf in's Meer Daher hat man weiterhin vier Meilen bis Fodogai nichts als Land, wo stch die See wieder einsindet und mit nngleichem Ufer die ganze Route bis Jedo begleitet. In Fust sawa befindet sich ein Mönchskloster, worin nnter anderen müsstgcn Neisftessern sich ein ans Nagasacki gebürtiger Mönch befand, der 80 Jahre alt war, welcher anf seiner andächtigen Vettelfahrt dnrch ganz Japan keinen Tempel uubesucht gelassen, und der sich dnrch seine Scheinheiligkeit bei dem gemeinen Volke so in's Ansehen gesetzt hatte, daß man ihn schon im Leben zu der Zahl der Heiligen zählte nnd verehrte. Seine Gestalt hatte er in Stein anshanen lassen, zum Götzendienst nach seinem Tode. Unsere Bedienten liefen, während wir aßen, ill's Kloster, um diesem Pfaffen ihre Ehrerbietung zu bringen. Dieser Pfaffe hat es viel weiter gebracht als der große Alexander, dein man im Leben keine göttliche Ehre erweisen wollte." „Wir trafen anf der Nachmitragsrcise, zwei Meilen von Fusi sawa, ans das Städtchen Totska, welches sammt seiner Vorstadt aus 500 Häusern bestand, wiedernm zwei Meilen von da anf das Städtchen Fodogai, das in einer Gasse mit mehreren hnndert Häusern bestand, von welchen ein gnter Theil in Asche lag. Dieselbe "°°,ü, 261 n»» wurde von einer See mit einem engen Busen berührt, in die sich ein durch die Stadt fließender Strom ergoß, uud den Lnstbarken einen sichern Hafen ssewährte. Wir erreichten mm uach eiuer Meile das längs dein Ufer liegende Städtchen Kanagawa, des Abends 9 Uhr, und blieben dort. Dieses Städtchen hat 600 Hänser nnd ist ohne Fluß, obgleich es seinen Namen von einem solchen führt." „Auf nnserm hentigen Wege fehlte es nicht an Menschen, Dörfern und Flüssen; die Gegend war ziemlich frnchtbar. An vielen Orten hatte man die Accker nicht ohne geringe Mühe zur Abschreckung der Vögel mit strohernen, an lauter Stäben festgebundenen Stricken überzogen, welches eine uctte Verzierung darstellte." „Dienstag den 13. März war der Tag, an dem wir endlich in der kaiserlichen Residenzstadt, sechs Meilen von Kanagawa, eintrafen. Wir brachen früh ans uud kamen durch die Dörfer Tsisj oder Tsisickn von etwa 150, und das Städtchen Kowasacki von mehr als 300 Häusern, wo wir über einen kleinen Fluß setzten, zn dem jenseitigen Dorfe Tookingo kamen, dann in Tsuno moori, einem kleinen Fischerdorfe, ein wenig verweilten. Dieses Dorf ist wegen seines Mnschclfanges berühmt. Anch wird hier Seekraut (^i^am) zubereitet. Die anfgebrachtcu Mnschelu sind mit zweierlei Seekrant, eiuem grüuen und feinen, und einem andern, etwas röthlichen nnd breiten, bewachsen; beide wnrden davon abgerissen, jede allein gelassen, nnd dann in einem Kübel mit frischem Wasser durchgespült. Die grüue legte man dann anf ein Holz, zerschnitt sie wie Tabak ganz fein, spülte sie nochmals, füllte sie iu ein Sieb, spritzte Wasser darüber, wodurch es sich fester au einander schloß, stürzte es hierauf anf ein von Nohr gemachtes Gitter, drückte es mit beiden Händen sauft zusammen und sehte es der Sonne aus." „Am Ende dieses Dorfes stand ein Fatzmaun oder Martis-tempel. Dann kanten wir in die jeddo'sche Vorstadt Sinagava, welche von Ieddo oder dessen Hauptbrncke zwei Meilen entfernt gehalten wird, jedoch mit selbiger wie Fudsimi und Mako zusammenhängt und für eine wirkliche Vorstadt angesehen werden kaun; sie nimmt eine halbe Meile von Tsusnno moori ihren Anfang. Vor Sinagava fiel uns der gräßliche Gerichtsplcch in die Augen. Menschenköpfe, zerstückelte Leiber lageu unter dem Aas des todten Viehes durcheinander; ein großer Hnnd wühlte mit seinem hungrigen Nachen in einem fanlen Menschenkörper herum, und andere Hnnde und Krähen saßen in der Nähe, nm sich all dieser jederzeit freien Tafel zn sättigen." „Ein kleiner Strom, der dnrchfließt, gab dieser Vorstadt ihren Namen. Sie besteht größtentheils nur ans dicht bebauten krummen Gassen, welche zur Rechten die See und zur Linken einen langen mit Tempeln besetzten Hügel haben. Diese Tempel sind ziemlich groß, angenehm gelegen, inwendig mit vergoldeten Götzen, von außen mit ausgehanenen großen Bildern, hohen Pforten uud steinernen Treppen versehen; trotz alledem kommen sie aber der Pracht nuserer christlichen Kirchen in Europa nicht gleich. Beim Eingänge der Stadt war ein großer, mit vieleil Häusern und einer Mauer umgebener, vermuthlich fürstlicher Hof. Nachdem wir drei Viertelmeilen durch Sinagava geritten, traten wir in ein kleines an der See gelegenes lustiges Wirthshans, nm uus erstens zn erfrischen, und zweitens, um nnstrn Ginzug in Ieddo vorzubereiten. Mau konnte von hier die Stadt mit ihren hohen Gebänden, den großen Hafen nnd etliche hundert Schisse darinnen, die kleinsten nahe an der Stadt, die größeren weiter entfernt, nach Tiefe des Grnndes, ferner die wegen der Fläche nicht näher vor Anker liegenden großen Barken nnd Kauffahrteischiffe sehen. Der Wirth sagte uns, daß hierher große Herren nnd Söhne der Standespersonen aus Icddo incognito kämen, der schönen Aussicht wegen." XIX. Nie Holländer in Ieddo. Einzug in Ieddo, — Oeffcntliche Märkte, — Die grosie Brücke Nipon-basj. — Ei« Günstling des Kaisers. — Kostbare Gastmähler und reiche Geschenke. — Auricliz beim Kaiser. — Die kaiserliche Burg. — Dic Empfangshalle. — „Saal der hundert Maticn." — „Ceremonien." — Der große Mann hinter dem Vorhange. — Das Elixir des Lebens. — „Tanzen und Singen vor dem Kaiser." — Besuche bei den Ncichsräthen. — Bewirthungen. — Neugierde der Frauen. — Besuche bei den Gouverneuren. — Die Nbschicdsandienz. — Geschenke für die Holländer. — Die Rückreise. „Als wir uns nun erfrischt hatten und unsere Pferde in Ordnung gebracht waren, begaben wir uns auf den Weg. Der Bugjo verließ jetzt seinen Norimon und setzte sich zu Pferde, weil es einer Person von seinem Stande nicht erlaubt ist, in einem Norimon in die Hauptstadt zn kommen. Wir ritten nnn noch V4 Meile durch die Sinagavische Vorstadt und dann in die eigentliche und wirkliche Vorgasse von Ieddo ein; jene macht mit dieser so zu sagen eine ans, und nur ein schlechtes Wachthaus zeigt die Scheidung an. Die See war hier so nahe, daß der Weg zur linken Hand unter dem jähen Berghügel kaum mit einer einzelnen, nach der Krümmung ^«»«^ 264 n?»»- des Ufers sich ungleich herumziehenden Reihe von Häusern bebaut war, die sich jedoch bald in verschiedene, nicht weniger ungleiche Gaffen verdoppelten, bis wir nach einer halben Stnnde Reitens eine bessere Ordnung, Breite, Gleichheit nnd Schönheit gewannen, nnd nns das Gewimmel der Menschen versicherte, daß wir uns in der Stadt befänden. So stießen wir zuerst ans die Fischmärkte, wo man Seekränter, Mnschelu, Schnecken, Mcergewächse nnd Fische in Menge für die Küche einkaufen konnte; wir hielten nns sodann auf der großen Mittelgaffe, welche die ganze Stadt, wiewohl in einiger Krümme, nordswärts durchschneidet, nnd zogen über verschiedene ansehnliche breite Brücken, modrige Graben nnd flache Bäche der znr linken Hand liegenden kaiserlichen Burg zu. Eine der Brücken ist 42 Klafter lang nnd durch das ganze Reich bekannt, indem von derselben, als von einem unverrückten Mittelpunkte, die Hauptwege und Entfernnngen aller Oerter berechnet werden. Sie wird vorzngsweise Nipon-basj, d. h. die japanische Brücke, genannt. Von dem äußersten Schloßgarten, wo der Strom, den sie bedeckte, herkam, schien sie sechshundert Schritte entfernt zu sein. Ans eben jener Haupt-, etwa fünfzig Schritt breiten Mittelstraße begegnete uns ein unglaubliches Gewimmel von Menschen, Suiten von großen Herren und Hofleuten, köstlich gekleidete Franen-zimmer zn Fnße und in Tragsesseln, unter Anderem auch ein Aufzug einer Fenercompagnie zn Fuße von etwa hundert Mann in europäischer Militairordnnng; ihre Uniform bestand alls braunen ledernen Röcken, also gegen den Brand eingerichtet, und einige trngeu lange Feuerpiken, andere Fenerhaken auf der Schulter, und ihrCapitain und Anführer ritt in der Mitte. Die Kaufleute und Stosshändler, Spczerei- und Götzenkrämer, Buchhändler, Schmelzarbeiter, Apotheker, Marktschreier n. dgl. standen nur vorn in den Häusern unter den Vordächern, wenige aber in den Gaffen mit ihren Buden ans. Es ließ sich bei unserm Dnrchzuge des Znschanens halber, wie in anderen Städten geschah, säst Niemand vor den Thüren sehen, vermnthlich weil man in eiucm so volkreichen vornehmen Orte, wo sich ein so großer Hof befand, so etwas für die Neugierde zu gering hielt. Nachdem wir mm anf dieser Gasse eine Zeit lang zugebracht, schln-gen wir endlich die letzte von fünfzig zn beiden Seiten abgehenden Quergassen eiu nnd fanden vorn in derselben znr linken Hand nahe bei einem hölzernen Schlagthurme, in dem obern Stockwerke eines Hinterhauses, wozn man durch einen Gang gelangte, unsere Herberge. Wir kamen um ein Uhr Nachmittags dort an. Die ganze Neise von Nagasacki bis hierher dauerte also 29 Tage." „Mittwoch den 28. März ließen nns die Commissaire nebst dem Tsino Cami dnrch ihre Secretairs knnd thun, daß wir morgen Audieuz bei dem Kaiser haben würden; deswegen sollten wir nns frühzeitig nach dem Hofe verfügen nnd in dem großen Kaisersaale bis auf Weiteres warten." „Der morgende Tag ist eigentlich kein Tag für Audienzen, aber der Mackino Bingo hatte ihn dazn ausersehen, um sich von uns zu befreien, weil er am 5. des folgenden dritten Monats dem Kaiser eiu Gastmahl zn geben Willens war und bei den nöthigen Voranstalten nicht gern gestört sein wollte." „Dieser Vingo oder Beuge vertrat bei dem Kaiser, als er Prinz war, die Stelle eines Anssehers uud Vormnndes; jetzt ist er der Liebling nnd vertranteste Minister, den der Kaiser zngleich für würdig hielt, die Worte, die er bei der Audienz sprach, aufzunehmen und nns zn übertragen. Er ist hoch in die sechziger Jahre, etwas lang nud hager von Statur, hat eiu längliches gewöhnliches Gesicht, das fast einem deutschen gleicht, ist langsam in seinen Handlungen und von einem freundlichen Wesen. Mau giebt ihm den Ruhm eines gerechten nnd uneigennützigen Mannes, der weder ehrgeizig, noch rachgierig ist nud des vorzüglichen Ansehens beim Kaiser wohl werth sei. Als er vor drei Jahren die Ehre hatte, den Kaiser zn traktiren, bekam er als Gnadengeschenk einen Säbel, den der Kaiser selbst von seiner Seite nahm uud dem man 15,000 Tails -««2, 266 M!»»- Werth beilegte, 3000 Stück Cobangs, 300 Shuyt Silbers, einige Seiden- und Damast-Stoffe nnd noch eine Zulage von 300,000 Ballen Neis, davon er schon 400,000 genoß, also nnn 700,000 Ballen Reis Einkünfte hatte. So unschätzbar man die Ehre achtet, dem Kaiser ein Gastmahl zu geben, so äußerst nachtheilig kann es für den Wirth bisweilen sein, weil das Allerselteuste herbeigeschafft und auf's Theuerste bezahlt werden muß. Ein Soccaua (ein kleines unvollkommenes Gericht, das man auf eiuer vou Taunenzweigen tischförmig zusammengefügten Maschine seinem Freuude zum Beweis gegenseitiger Freundschaft zu schicken Pflegt), in zwei Tät)- oder Steinbrassen uud ein paar Schellsischen bestehend, das Beuge vor wenigen Tagen dem Kaiser, als dieser dem Hofe einen Ball gab, überschickte, kostete 250 Cobangs im Aukauf, nach deutschem Gelde berechnet würde es 1250 Dncaten oder 5000 Gulden austragen. Der Täh- (auch Steinbrasse genannt) ist der theuerste Fisch hier zu Lande, er kostet 2 Cobangs und ist im Winter oder zur Unzeit noch theurer; dann kommt der Schellfisch als der zweite theuerste Fisch im Laude. Der Kaiser sucht eilte Ehre darin, dieses Gericht auf seiner Tafel zu haben. Es ist überdies eiu Aberglaube mit dem Namen des Fisches verbunden, weil die letzte Sylbe von dem Worte „Meditäh" (wenn Einer dem Anderen Glück wünscht) gebraucht wird." „Donnerstag den 29. März wurdeu die dem Kaiser zngedachteu Gescheute in Begleitung der Depuiirten von den Obercommissarien und dem Tsino Eami nach dem Hofe gebracht und dort in dem großen Audicuzsaale, wo sie der Kaiser in Augenschein nimmt, jedes Stück nach Ordnnng auf eiu besonderes spähnernes Tischchen gelegt. Wir folgten in einem geringen Auszüge, Jeder mit eiucm schwarzseidenen Mantel als Ehrenkleid angethan, nach. Drei Hausbedieute der Gouverneurs von Nagasacki, nebst unserm Unterführer, zwei Stadtboteu aus Nagasacki uud der Sohn des Dolmetschers giugen mit uus zu Fuße; wir drei Holländer aber und der Unterdolmetscher ritten hinter einander her; jedes Pferd führte ein Diener am Zanme. Vormals hielt an jeder Seite ein Diener das Pferd, aber aus dieser Prahlerei macht man sich jetzt nichts mehr. Hinter nns kam nnftr Resident oder Capitain in einem Norimon, und der alte Dolmetscher in einem Cangos getragen; die Leibdiener folgten, soweit es ihnen erlanbt war, nebenher. Nach einer halben Stunde kamen wir an die erste mit Wall und Mauern befestigte, Bnrg nnd daselbst über eine große nnd mit Messing knöpfen gezierte Brücke, nnter welcher ein großer und mit vielen Fahrzeugen besetzter Strom stoß. Zwischen den beiden starken Pforten am Eingänge befand sich eine kleine Wache, und ans dem ersten Burgplatze, sobald man die zweite Pforte passirt hatte, zur rechten Hand ein ansehnliches, mehr, wie mir dünkte, zum Prnnk als zur Vertheidigung eingerichtetes Wachthans, ausweudig mit schönen Schanzkleidern, Büscheu und Piken, inwendig mit vergoldeten Schanden, lackirten Röhren-, Schild-, Bogen- und Pfeilfuttern behängen. Die Soldaten saßen niederhockend in guter Ordnung und hatten über ihren seidenen Röcken zwei Säbel mngehangen. Sobald wir qner über diesen mit landesherrlichen Gebänden bebanten Platz gezogen, gelangten wir in die zweite und mit gleicher Festigkeit verwahrte Burg, deren Pforten mit den inwendigen großen Wachen und den Palästen sich weit ansehnlicher ausnahmen, als die vorigen. Unsere Körbe, Pferde nnd Diener blieben hicrselbst zurück und wir gingen mit nnseren Führern quer über den Platz dem Ton mar, oder der kaiserlichen Residenz zn. Erst kamen wir über eine lauge steinerne Brücke durch ein doppelt verschlossenes Bollwerk, darnach durch eine krumme Gasse, die nach Beschaffenheit des Erdreichs zu beiden Seiten eine unglaublich hohe Mauer hat, bis an die zur linken Hand, am Ende dieser Gasse nnter der letzten Pforte gelegene Fjak nin bau, d. i. die aus hnn-dert Mann bestehende Wache, oder die große Schloßwache; hier mußten wir so lange warten, bis man uns aufforderte, weiter zu folgen, das, wie man uns versicherte, nicht eher geschähe, als bis --««a. 268 Ml"- sich der große Rath am Hofe versammelt hätte. Zwei Haufttleute von dieser Wache empfingen nns inzwischen sehr höflich und setzten uns Tabak vor; die beiden Commissarken und Tstno Cami kamen hinzu, uus zu begrüßen, uicht zn gedenken der Hofcavaliere und vielen anderen Leute, welche ans Neugierde uns sehen wollten. Nachdem denn die älteren und jüngeren Reichshoftäthe innerhalb einer Stunde theils in Norimons, theils zu Fuß vor uns vorbei in's kaiserliche Schloß passirt waren, wurden wir abgerufcu uud über einen viereckigen, mit zwei prächtigen Pforten verschlossenen Platz, uud zwar zu Ende der eiuen einige steinerne Stufen hinanf in den eigentlichen Residenzplatz geführt, welcher von dort bis an die Fronte des kaiserlichen Palastes nnr wenige Schritte breit, mit wachthabenden Soldaten wohl besetzt nnd auch gefüllt mit Hofleuten und Pagen war. Man stieg noch etwa zwei Treppen hinauf in den Palast nnd trat am Eingänge zur rechten Hand in die nächste, Kammer, als den gewöhnlichen Wartesaal für die, welche vor dem Kaiser oder vor den Reichsräthen znr Andienz gelassen werden sollen. Derselbe war mit vergoldeten Pfeilern, Wänden und Schaubcu prächtig ausgeschmückt, ziemlich hoch nnd, wenn die Schauben geschlossen, fast ganz finster, indem alsdann nnr durch das obere Gitter eiuer rechten daranstoßenden Menbleskammer einiges Licht eindrang. Hier warteten wir eine Stunde, während dem sich der Kaiser auf seinem gewöhnlichen Sitze eingefnnden hatte; dann holten die beiden Commissaire und der Tstno Caini nnsern Residenten oder Capitain ab, und führten ihn zu dem Andienzsaalc, wir Anderen blieben zurück; kaum daß er hineingetreten sein mochte, gab eine überlaute Stimme mit „Hollando Capitain" das Zeichen, daß er sich nähern uud seine Ehrerbietung darbriugen sollte, worauf er zwischen dem Orte, wo die Geschenke nach der Ordnung lagen, und dem hohen Sitzplatze der kaiserlichen Majestät, soweit man es ihm anwies, auf Händen und Füßen herbeikroch, das Haupt, auf dem Knie liegend, bis zn Boden neigte und sich ganz stillschweigend ebenso wie ein Krebs wieder zurückzog. Hierin besteht die ganze Ceremonie bei der mit so vielen Umständen vorbereiteten Andienz. Mit der, welche die großen Landesherren jährlich haben, geht es nicht anders zu." „Der Andienzsaal ist bei weitem nicht so eingerichtet, wie ihn Montauus nach seiner eigenen Vorstellung beschreibt. Man sieht hier keinen erhabenen Thron, keine zn demselben aufgehenden Stiegen, Teppiche oder prächtige Säulen. Längneu kann man es indeß nicht, daß in der That dennoch Alles schön und kostbar genug war. Dieser Saal ist mit hundert Matten belegt, an einer Seite gegen einen kleinen Hof hin offen, und empfängt von daher sein Licht; an die Seite gegenüber schließen sich zwei nach gedachtem Hofe hin offene Kammern an, deren erstere ziemlich groß ist uud zum Sitz der Neichsräthe dient, wenn sie Audienz ertheilen, die andere dagegen ist enger, tiefer und um eiue Stufe höher gelegen, als der Saal. Eben hier, am Ende dieser Kanuner, ist es, wo der Kaiser auf einem mit wenigen Matten erhaben gemachten Fußboden mit unter den Leib geschlagenen Beinen sitzt; seine Gestalt ist nicht gut zu erkennen, theils weil das volle Licht nicht bis dahin reicht, wo er sitzt, theils anch weil es mit der Andienz so geschwind hergeht, und man auch mit niedergebücktem Haupte erscheinen uud wieder abziehen muß, ohne sein Gesicht znr kaiserlichen Majestät erheben zu dürfen. Die stille Gegenwart der Neichsräthe, Prinzen, Kammerhcrren uud auderer hoher Hofbcdieuten, mit denen die Seiten des Saales nnd dieGal-lerien nach Ordnung besetzt sind, geben indeß der Audienz kein geringes Ansehen." „Vormals war es hinreichend, wenn der Capitain bei der Audienz allein erschien, und dann, nachdem ihm die Gesetze vorgelesen nnd er sie im Namen der holländischen Nation zu halten versprochen, von den Neichsräthen entlassen in einigen Tagen wieder nachNagasacki zurückreisen konnte. Jetzt aber und seit zwanzig Jahren hat mau augesaugen, dle in der Gesandtschaft herkommenden Holländer nach der erstell Andienz tiefer in den Palast einznfnhren und sie der Kaiserin, den dazu geladenen Prinzessinnen uud den übrigeu Hofdamen vorzustellen, wobei der Kaiser und die Frauenzimmer hinter Ialousiematteu verdeckt, die Reichsräthe und die übrigeu Hofbedienten aber öffentlich zugegen sitzen." „Sowie unser Capitain seine Huldigungen dargebracht und der Kaiser sich in sciu Cabinet verfügt hatte, wnrden wir anderen drei Holländer auch herbeigerufcu uud nebst unserem Capitain durch ver-schiedeue Gemächer in eiue aus künstlichem Schnitzwerk bestehende und vortrefflich vergoldete Gallerie uud vou da, nachdem wir uus hier etwas verweilt, wieder durch andere Gauge in einen Saal geführt, wo man uns zum Sitzeu uöthigte. Verschiedene der geschorenen Hofleute (dies stud uämlich Tempelherren, Aerzte, auch Tafcl-und Küchenbediente) kamen zu uus und fragteu nach unserem Namen, Alter uud anderen Kleinigkeiten; die vorgezogenen seidenen Schirm-wäude befreiten uns kurz darauf von ihnen und dem ganzen vorbeiziehenden Hofschwarme. Nach einer halben Stunde, nachdem sich der Hof in den Kammern, aus wclcheu wir beschaut werden sollten, eingefnnden hatte, brachte man uns durch einige finstere Gänge dahin. Diese Gänge waren mit einer einfachen Reihe knieendcr kaiserlicher Leibwächter nnd anderer sich an diese in Ordnnng anschließenden Hofbedienten in ihren Staatsuniformen bis an den Schauplatz, wo wir vorgestellt werden sollten, besetzt. Dieser Platz macht verschiedene, gegen einen Mittelort theils offene, theils mit Ialousiematten geschlossene Kammern aus, deren jede fuufzehn Matten weit und nach dem Range der dariuuen sitzeudeu Persouen die ciue um eiue Matte höher als die audere war. Den so eben erwähnten Mittelranm, der nüt gefirnißten Bretern belegt, von Matten entblößt und daher der niedrigste war, wies man uns zu Sitzeu au. Hinter der Ialoustematte zur rechten Hand saß der Kaiser nüt seiner Gemahlin, deren Gesicht ich ein paar Mal, während ich auf kaiserlichen Befehl tanzte und sich die Matte uuterdesseu mit einer kleinen Oessnnng etwas beugte, erblicken uud eiue bräunliche, runde schöne Gestalt ^««N 271 mn»- nut europäischen schwarzen Nugeu voller Feuer und Leben an ihr wahrnehmen, auch nach Verhältniß ihres Kopfes eine große Statnr und ein etwa sechsnnddreißigjähriges Alter muthmaßen konnte." „Wenn ich von Ialonsiematten rede, so verstehe ich darnnter feine, von gespaltenen Rohrstöckchcn gemachte Handdecken, die ungefähr eine Spanne lang von einander einen seidenen Durchschlag haben und sowohl zur Zierde, als auch zur Bleudung mit Figuren bemalt sind, wie man denn von anßen her nicht durchsehen kann, wenn sich kein Licht dahinter befindet, weshalb wir anch die Gegenwart des Kaisers nur an seiner Rede erkannten, die er übrigens so leise einrichtete, als wenn er gar nicht entdeckt sein wollte. Auf eine Länge von vier Matten vor uus, ebenfalls hinter Jalousien, befanden sich die eingeladenen Prinzessinnen von kaiserlichem Geblüte nnd die übrigen Hofdamen; zwischen die Fngen nnd Ritze dieser Matten waren Papiere gesteckt, die sie zur Durchsicht zuweilen öffneten; ich zählte über dreißig Stück solcher Papiere, und vermuthete daher die Zahl ebenso vieler anwesender Personen. Dies-seit der Hängematten, neben der Sctte, wo man die Stimme des Kaisers vernahm, in einer besondern Kammer saß Bengo auf einem erhöhten Fußboden vor uns, nnd znr Linken, wieder auf besonderem Kammcrboden, die Ober- nnd Nuterreichsräthe nach ihrem Range in einer doppelten Reihe. Hinter uns war die Gallerie mit den Kammerherrcn und den übrigen hohen Hofbedienten, der Eingang zur kaiserlicheu Kammer vor nns und hinter der Schirmwand aber mit übereinander hervorguckenden fürstlichen Prinzen, Pagen und Hofpfaffen besetzt. Dies mag von der äußerlichen Beschaffenheit der Schanbühue genug sein, ich will nun zur Beschreibung der Rolle, welche wir hier spielten, übergehen." „Als wir von den Commissairen bis znr Gallcrie geleitet worden waren, empfing uns ein Uuterrcichsrath und führte uns auf den vorhiu beschriebenen Platz. Jeder von nns mußte gegeu die Seite, wo sich der Kaiser aufhielt, seiue Refpectsbezeigung auf japanische Manier machen, worauf uns Bengo anf Befehl des Kaisers willkommen hieß, der sich inzwischen zur bessern Vernehmnng näher herbeigemacht und uns Alle zur Seite in einer Reihe hatte. Unser Capitain stattete nun im Namen seiner Herren ein unter-thanigstes Compliment und eine Danksagung für die Gnade ab, daß ihnen der freie Handel bisher in Japan vergönnt gewesen. Der Dolmetscher wiederholte dies mit auf der Erde niederliegendem Gesichte in japanischer Sprache, so daß es der Kaiser hören konnte, dessen Neden nnd Antworten Bengo ans seinem, nnd nnser Dolmetscher wieder ans dessen Munde aufnehmen mnßte, der sie an uns Holländer sodann erst wiedersagte, anstatt daß er den Bengo seiner Mühe hätte überheben nnd sie alsbald gerade vom Kaiser selbst an uns bringen können; ich glaube aber, daß dies darum geschieht, weil man vielleicht die Worte, so warnt sie aus des Kaisers Munde stießen, zn heilig und majestätisch hält, um sogleich von niederen Personen wiederholt zn werden. Diese erste Scene verwandelte sich nnn weiter in ein wahres Possenspiel. Zuerst kamen noch mancherlei lappische Fragen, und zwar an einen Jeden insbesondere, wie alt er sei und welchen Namen er führe? welches dann Jeder, weil man ein europäisches Schreibzeug bei sich hatte, aufzeichnen und dem Bengo hinreichen mußte, welcher den Zettel nebst dem Schreibzenge dem Kaiser unter der Decke weg einhändigte. Unser Capitain wurde gefragt, wie weit Holland von Batavia, Batavia von Nagasacki, ob der General auf Batavia oder der Priuz in Holland mächtiger sei? und ich: welche innerliche und äußerliche Gebrechen ich für die schwersten uud gefährlichsten hielte? wie ich mit den Krebsschädeu und innerlichen Geschwüren zn Werke ginge? ob ich nicht auch, wie die sinesischen Aerzte seit vielen Jahrhunderten gethan, einem Mittel zum langen Leben nachgespürt, oder ob nicht andere europäische Aerzte bereits eins gefunden hätten? Ich antwortete, daß nnsere Aerzte noch täglich studirteu, um das Geheimniß zu entdecken, wie der Mensch seine Gesundheit bis zu einem hohen Alter erhalten möchte. Man fragte weiter: welches denn für's beste dazu gehalten würde? Antwort: das letzte sei alle Zeit das beste, bis die Erfahrung ein anderes lehre. Frage: welches denn das letztere sei? Antwort: ein gewisser Spiritns, der bei mäßigem Gebrauche die Feuchtigkeiteu flüssig erhalte und die Lebensgeister aufmuntere und starte. Frage: wie selbiger genannt werde? Antwort: 8a1 valatiis oleo^um 8)?1vii. Da ich wußte, daß Mes, was bei den Japanern Achtung erwerben soll, einen langen Namen und Titel haben mnß, so erwählte ich diese Benennung um so eher, die ich auch etliche Male hinter einander wiederholen mußte, indem man ste hinter der Matte nachschrieb. Frage: wo er denn zu bekommen und wer ihn erfunden? Antwort: in Holland, der Professor Sylvins. Frage: ob ich ihn auch zn machen wüßte? Hier befahl mir unser Capitain mit einem Winte, nein zn sagen; ich antwortete aber: o ja, aber nicht hier. Frage: ob er auf Batavia zu bekommen? Antwort: ja! Womit denn der Kaiser verlangte, daß mit den nächsten Schissen eine Probe nberschickt werden sollte, die auch unter dem Namen im folgenden Jahre wirtlich überreicht wnrde, in der That aber nichts Anderes war, als ein nnliebUcher 8^)iri-tu» 89.Ü3 Ämmoniaci mit Gewürznelken abgezogen. Gleichwie nnn der Kaiser anfänglich uns gegenüber bei dem Franenzimmer weiter von uns gesessen, so veränderte er seinen Platz, setzte sich znr Seite hinter der Hängematte näher zu uns uud hieß uns uusere Mäntel und Ehrenkleider ablegen nnd aufrecht sitzeu, damit er uns besser in's Gesicht sehen könne. Dieses war es aber nicht allein, was der Kaiser verlangte, sondern wir mußten uns gefallen lassen, ordentliche Assenpossen auszuüben, die mir nicht einmal alle mehr erinnerlich sind; bald mnßten wir nämlich aufstehen uud hin-und hcrspazieren, bald nns untereinander becomplimentiren, dann tanzen, springen, einen betrnnkenen Mann vorstellen, japanisch stammeln, malen, holländisch nnd deutsch lesen, singen, die Mäntel bald umnehmen nnd wieder ablegen n. dgl. m., ich für meinen Theil Heinc, Wllh. Japan und scmc ,Vewol)»er. 13 stimmte hierbei eine deutsche Liebesarie an. Unser Caftitain blieb jedoch von diesen Sprüngen verschont, weil man allerdings darauf achtete, daß das Ansehen unserer Oberherren in seiner Person ungc-kränkt bleiben müßte, wie er sich andrerseits auch wegen seines ernsthaften und empfindlichen Gemüths gar schlecht dazn geschickt haben würde. Nachdem wir auf solche Weise zwei Stunden lang znr Schau gedient hatten, wurde Jedem von nns von geschorenen japanischen Dienern ein kleiner Tisch mit Imbissen, wobei anstatt der Gabel und des Messers ein paar Stöckchen lagen, vorgesetzt, wir aßen aber wenig davon. Das Uebriggcblicbene mnßte der alte Dolmetscher anf vor sich ausgestreckten Armen davontragen, obgleich er kaum die Kraft hatte, sich selbst anf seinen Füßen fortzuschleppen. Man hieß uns darauf die Mäntel nmhängen und Abschied nehmen, welchem Befehl wir denn auch unverzüglich nachkamen nnd hiermit den zweiten Auftritt beschlossen. Unsere Führer begleiteten nns wiederum in den Wartesaal, woselbst sie nns verließen." „Es war schon drei Uhr Nachmittags nnd wir hatten heute noch den Ober- und Unterreichsräthen mit Geschenken uusere Aufwartung zu machen. Wir verließen also den kaiserlichen Palast, grüßten im Vorbeigehen die Hauptlcute im Wachthause, nnd setzten unsern Gang zn Fuße fort. Die Geschenke waren bereits vor uns her nach eines Jeden Wohnnng weggetragen und vermuthlich in eine besondere Kammer gesetzt worden, weil wir nichts davon wahrnahmen. Es bestanden selbige in einigen Stücken sinesischer, bengalischer und anderer seidener Stosse, auch Leinwand, schwarzer Sarsche, einigen Ellen schwarzem Tnch, Gingan, Pelang und einer Flasche Tintowein. Bei den Haushofmeistern nnd Secretairs wurden wir überall wohl empfangen nnd mit gemahlenem Thee, Tabak und Confitüren, sowie es die Kürze der Zeit mit sich brachte, bewirthet. Hinter den Hängematten in den Kammern, in die man uns hineinführte, waren lauter Zuschauer weiblichen Geschlechts, die es aus Neugierde gern gesehen, wenn wir ihnen von den spaßhaften Cere- monien auch etwas vorgemacht hätten, das ihnen aber fehlschlug, anßer in der Wohnnng des Beug» und des jüngsten Reichsraths in der nordwärts liegenden Burg; bei jenem warteten wir mit einem kleinen Tanz, bei diesem ein Jeder von uns mit einem kleinen Liedchen auf. Hierauf bestiegen wir unsere Tragtorbc und Pferde und kamen durch eine Pforte nach Norden aus dieser Burg über einen fremden Weg, der zur linken Haud große und starke Wälle und Gräben hatte, mit Sonnenuntergang in unsere Herberge." „Freitag den 30. März ritten wir früh aus, um den übrigen Herren, nämlich den zwei Gonvcrneurs von Ieddo, den drei geistlichen Nichtern und den zwei Commissairen oder Aufsehern über die ausländischcu Persoueu uud Sachen unsere Gescheute zu bringen, die ebenfalls von unsern japanischen Schreibern auf Bretern in die angewiesenen Andienzsäle waren vorausgctragen und allda nach der Ordnung ausgekramt worden. Sie bestanden in den nämlichen Artikeln, wie ich knrz vorher angezeigt habe. Ein oder zwei Hausbediente führten nns allemal durch verschiedene Gemächer in den auf allen Seiten und Plätzen mit Znschanern vollgepfropften Audienzsaal. Sowie wir uns niedergesetzt, präscntirte man nnö Tabak nnd gemahlenen Thee, nnd bald darauf kam der Hanshofmeister oder Secretair, entweder allein oder mit einem Eollcgen, nm das Compliment im Namen seines Herrn anzunehmen. Es war Alles so eingerichtet, daß wir den unsichtbaren Franenzimmern immer in den Augen sein mnßten; diesen zu Gefallen snchte man uns anch dnrch Vorsetznng verschiedener Sorten Kucheu uud allerhand Zuckerbackwerk aufzuhalteu. Die beideu Commissaire, die ziemlich weit von einander, der eine gegen SW., der andere gegen NO. der Bnrg, nnd zwar auf eine Meile entfernt wohnten, holten uns mit einer Pracht ein, als ob wir etwas mehr in ihrer Gnnst ständen: zehn bis zwanzig bewaffnete Trabanten nämlich, die mit starken, znr Seite weit ausgestreckten Stäben eine ansehnliche Figur spielten, hielten die Gasse besetzt und schützten uns vor dein andringenden Pöbel. Unser 18* Empfang beim Gmtritt in dieses Haus war wie bei den Andern; wir wurden jedoch tiefer und bis zum innersten Gemach hineingeführt, damit sowohl wir, als das zu unserer Veschammg sich eingestellte Frauenzimmer desto ungehiudcrtcr und von dem fremden Zulauf entfernter sein möchte; auf zwei oder mehr Matten Länge in diesem Gemach hingen uns gegeuüber Gittermatten anstatt der Schanden, allwo die geschminkten Hausfrauen nebst ihren dazu geladenen Freundinneu und audern Bekannten so hänsig vorsahen und standen, daß kein Raum mehr übrig blieb. Sobald wir uns niedergesetzt hatten, wurde uns von sieben wohlgekleidcteu anschn-lichen Dienern Tabak nnd was dazn gehört vorgebracht; bald hernach auf gefirnißten Bretern mit Aussätzen etwas Gebackenes; hierauf gebratene Fische, aber jeder in eine besondere Schüssel gelegt, und endlich ein gebackenes nnd gesottenes geschältes Ei, anch zwischen jedem ein Trunk alten, starken und warmen Sackis. Hierbei verstrichen anderthalb Stundeu, und nuu bat mau uns, ein Lied zu singen und nach diesem einen Tanz aufzuführeu, welchem letzteren wir aber auswichm. Bei dem ersten Commissair bekamen wir statt des Branntweins eine süße Pflaumeusuppe, bei dem andern aber ein Stück Mangebrod, das man in eine kalte brauue Brühe eiutuukte, nebst etwas gemahleuem Scuf, auch eiu paar Radiesen, darauf aber ein außerordentliches Gericht, uämlich mit Zucker bestreute Zitronenscheiben, und hierauf zum Beschluß gemahlenen Thee. Wir uahmcu hierauf Abschied und kameu füuf Uhr Abends in uusercr Herberge au." „Sonnabend den ZI. März Morgens zehn Uhr ritten wir wieder aus, um die drei Nagasackischen Gouverneurs zu besuchen, von denen jedoch nur einer anwesend war, während die beiden auderen sich in Nagasacki befanden, wo sie die ihnen bestimmten Geschenke bereits bekommen hatteu; wir nahmen aber doch noch für jeden von ihnen eine Flasche Tintowcin mit. Der auwcseude Tsino Cami nämlich begegnete uns mit einer ziemlichen Suite eben vor seinem ^lW, 277 ?n»- Hause; er hielt still, ließ die Dolmetscher näher zu sich kommen und befahl ihnen, uus zu sagen, daß er es gern sähe, wenn wir bei ihm eintreten und uns eine Veränderung machen würden. Ein Bruder von ihm empfing nus überans freundlich nnd nnterhielt uns in Gesellschaft anderer vornehmer Herren nnd Freunde mit dein höflichsten Gespräche; er nöthigte uns, in dem Garten umher zu gehen oder sonst ein Vergnügen zn wählen, gleich als ob wir zu Ieddo bei einem autcu Freunde uud uicht bei einem Nagasackischcn Gouverneur wären; warmes Esseu uud starken Thee sejzte man nns daneben, anf die Weise, als es gestern bei den Commissairen geschah, zur Bewirthung vor. Wir verweilten hier zwei Stunden uud begaben uus uun zu des Tono mo Sama Behausnng. Hier wnrden wir in das innerste und vornehmste Gemach geführt nnd zu zweien Malen gebeten, nns den zn beiden Seiten befindlichen, ziemlich breiten Ialousiematten zu uähern, dahinter es von Franen-zimmern mehr als bisher an irgend einem Orte voll war, welche unsere Kleider, unseres Capitains Gewehr, Ringe, Tabakspfeifeu uud dergleicheu mit eiuer anständigen nnd achtungsvollen Nengierde betrachteten uud sich Alles zwischen oder uuter den Matten durchreichen ließen. Derjenige sowohl, der uns im Namen des abwesenden Gouverneurs empfiug, wie die audereu gegenwärtigen vornehmen Personen, die nm nnd bei nns saßen, bezeigten ein so offenherziges Betragen, daß wir bei jenes frenndlichem öfteren Zutrinken wenige Schwierigkeit machten nnd sich Jeder von nns, zum Beweis der Znftiedenhcit, mit eiuem Liedchen hören ließ. Ans dem Ueberflusse alles dessen, was an einer Tafel die Sinne zu reizen vermag, konnte man hier den glänzenden Wohlstand der Familie hervorleuchten sehen, der dem gestrigen bei dem ersten Com-missair fast die Wage hielt, anßer daß jetzt an diesem Orte weit mehr Vertraulichkeit herrschte. Es waren etwa sechs Viertelstunden vergangen, nach denen wir unsern Abschied nahmen. (Ein Uuterben-jose, ein Bedienter dieses Hauses, begrüßte nns vor der Pforte mit halber Hand: er war vor drei Jahren auf der Herreise mit unserm Caftitaiu von Outsorn vom Oberbenjosen also begrüßt worden, nachdem er den Oberdolmetscher getödtet.) Der dritte Gouverueur, Zubo stnna, wohnte au dem Burggrabeu in einem elenden Hause. Wir trafen da nur eine klciue Versammlung von Fraueuzimmern nahe vor uns hinter fensternen Thüren an, die sich damit behalfen, uns dnrch Löcher zu beschauen, welche sie, sobald sie sich niedersetzten, einstießen. Weil uns die Köpfe von den vielen zu nns genommeneu starkeu Getränken schwer zn werden anfingen, so hielten wir es nach vollbrachten Tractamenten für gerathen, lins alsbald zn benrlanben und von danncn zn eilen, damit die ernsthaften Dolmetscher, die eine so lustige Gesellschaft zn begleiten nicht gewohnt sind, über nns nicht verdrießlich werden möchten; so freundlich sich übrigens der Stellvertreter des Gouverneurs (nicht aber der Ceremouienmeistcr, der jedes Mal ein anderer Hausbedienter war) bei nns gcberden mochte, so sehr mißfiel nns dennoch die ganze Zeit sein unangenehmes Gesicht, zumal da wir dieses Mal nur Abgesandte nnd keine Kaufleute vorstellten uud als solche behandelt werden zn müssen nns einbildeten, die nicht des Gcwinn-stes, soudem der Ehre halber da waren." — „Sonntag den 1. April' erhielten wir von Io Samma das Versprechen, daß wir morgen bei Hofe unsere Abschiedsaudienz haben würden." „Montag den 2. April vor neun Uhr begaben wir uns zn Pferde nach dem Hofe, warteten in dem aus Vorhergehendem bekannten Wachtsaale ziemlich anderthalb Stnnden und bekamen darauf cinen Bewillkommnnngsbesuch von den Herren Commissairs und dem Tsino Cami; in dem großen Vorgcmache des Schlosses, das mit 36 großeu Matteu belegt und mit vergoldeten Schanben um-geben war, mußten wir ebenso lange verweilen. Die Herren Commissairs und der Tsino Cami riefen unter abermaliger Begrüßung den Oberdolmetscher von hier ab, um ihm dem Ort nebst der Art und Weise der zn beobachtenden Ceremonien anzudeuten. Kurz dar-ans wurde nuser Capitaiu iu einen Saal geführt, wo er die wirkliche Abschicdsaudieuz erhielt uud die in fünf Artikeln bcsteheuden Gesetze des Kaisers iu Absicht auf den portugiesischen Handel, sowie das gewöhulich ist, anhörte. Er wurde vom Tsiuo Cami wieder in's Vorgemach zurückbegleitet, derselbe uahm uuu uuter freundlichen Worten uud unter dem Zusatz, daß er ihu in Nagasacki wieder zn sehen gedenke, von ihm Abschied, und so begaben wir uns, ohne den Commissaircn ein Complimeut zu machen, zusammeu hmweg nnd kamen um ein Uhr Mittags nach Hause. Während uuserm Anfenthalte im Vorgemache befand sich auch uuter den Prinzen und großen Herren, welche uns betrachteten, ein Enkel des Fürsten von Facutta, der nur ein Auge hatte und erst kürzlich vom Kaiser als eiu Pfand der Treue seiucs Großvaters, also als eiue Geißel, unter den Hofpagen war erzogen wordeu. Eiucr vou ihnen fragte nach unseres Capitains Namen nud schrieb sich denselben anf's Gewehr; sobald dies aber der Tsino Cami erfahren, siab er Befehl, daß kei-uem Meuscheu mehr eiu holländischer Name gesagt werden sollte. Noch ehe wir vom Hofe gingen, ließ man das anf drei Tafclbretern gelegte Gegengeschenk von Seiten des Kaisers, welches aus dreißig Röcken bestand, voraustrageu, und am Nachmittag desselben Tages wurden uuö uoch vierundvierzig solcher Nöcke von den Herren, welche von nns in diesen Tagen beschenkt wordeu waren, zugeschickt, so daß wir im Gauzeu vicruudsiebeuzig Nöcke mituahmcn." „Dienstag den 3. April brachten die übrigen Herren ebenfalls ihre Nöcke (jeden iu Papier mit buuteu Streifen eingewickelt), nämlich jeder der Eommissaire drei, nnd jeder der außerordentlichen Neichsräthe sechs. Um ein Uhr Nachmittags waren nun alle uusere Geschäfte iu Ieddo abgethan." „Mittwoch den 4. April war der Tag, wo der Kaiser bei Bengo zu Gaste war, weshalb heute die Schloßthorc verriegelt blieben, ->°°2 280 D«»' welches sich der jetzige Kaiser bei dieser Gelegenheit zu Jedermanns Verwunderung zur Gewohnheit gemacht hatte." Die Rückkehr uach Nagasacki war der Neise nach Ieddo ziemlich ähnlich, nur bewachte mau die Fremden jetzt weniger strcug und gestattete ihnen etwas freier mit dem Volke zu verkehren; so erlaubte mau ihnen z. B. den Besuch eiueo buddhistischen Tempels in Miako, den der Kaiser bewohnte, weun er einen Besuch beim Dairi machte. Kämpfer beschreibt diesen Tempel als viel reicher und imposanter, als des Kaisers Palast in Ieddo, aus vielen Ge-bäudeu besteheud uud vou weitläustigeu Gärtcu umgeben. In diesem Tempel befindet sich eine ungeheuere Glocke, größer als die berühmte Glocke Iwan Welicki in Moskau, allein von unangenehmer Form uud mittelmäßigem Guß. XX. Karl Peter Thnnberg. Weiterer Verfall des holländischen Handels. — Karl Peter Thunberg. — Neue peinliche Untersuchungen der Ankömmlinge. — Die unnatürlich dicken Schiffcapitaius zu natürlichen Verhältnissen reducirt. — Einfuhrartikel und Ausfuhr. — Erschlaffendes Leben in Dcsima. — Sitten der Frauen. — Erste Ausflüge Thunbcrgs in die Umgegend. — Neujahrsgratulationcn und Festlichkeiten, — Thuubcrgs Reise nach Ieddo, — Mild»' Erziehung der Kinder. — Nildentcnjagd. — Hoher Grad von Ngriculturentwiclluug. — Schönheiten der Landschaft. — Uebcrlistuna, der japanischen Wächter, — Besuche japanischer Aerzte und Gelehrten während des Aufenthalts in Icddo. — Ihre Unwissenheit in der Medicin und Anatomie. — Acupunctur und Moxcn. — Audienzen. — Kleidung. — (5in hoher Patient. — Feucr-löfchungsanstaltcu. — Vine verheerende Fcucrsbrunst. — Eine Wallfahrt des Kaisers. — Rückkehr der Gesandtschaft. — Aufenthalt in Osacka, — Schauspiele. — Kupferschmelzcrcicn, — Rückkehr nach Desima. — Thun-bergs Sammlungen. Trotzdem sich Kämpfer so bitter über die vielen Beschränkungen beschwerte, welche der holländische Handel zn leiden hatte, so sollten dennoch später noch nngnnftigcre Verhältnisse eintreten. Die Berechnungen der Preise geschahen nach Kobangs, die 20 Karat 8^ — 10 Gran fein waren. Im Jahre 1696 wurden nene Kobangs gemünzt, die nur 13 Karat 6—7 Gran fein waren, und -«UN 282 w«»- dennoch nöthigte man die Holländer, dieselben für den vollen Werth anzunehmen, nnd im Jahre 1710 wnrde das Gewicht des Kobangs nochmals von 274 Gran anf 146 Gran reducirt, wodnrch die Holländer einen neuen Verlust von 34 bis 36 Procent erlitten; die Knpftransftchr war 1714 auf 15,000 Picnl, 1721 aber auf 10,000 Picnl alljährlich beschränkt. Während der 30 Jahre vor 1743 hatte der japanische Handel noch einen alljährlichen Profit von 500,000 bis 600,000 Gnldcn eingetragen, im Jahre 1743 aber sank derselbe auf 200,000 Gulden herab, also kaum genug, nm die dnrch die Grhaltnng von Dcsima verursachten Unkosten zn decken. Obschon die Holländer den Japanern oft drohten, ihre Factorei zu schließen, so brachte dies doch keine Aendcnmg hervor, und dieser Handel scheint in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wenig mehr als die Unkosten gedeckt zu haben. Im Jahre 1775 erschien ein anderer Gelehrter, Naturalist uud Reisender in Japan, ein würdiger Nachfolger Kämpfers, der Schwede Karl Peter Thnnberg, als Arzt der holländischen Factorei in Desima. Zuerst als gründlicher Botaniker von einigen reichen Kaufleuten Amsterdams uach dem Orieut gesaudt, um sowohl für den botanischen Garten der Stadt, als auch für ihre Privatsamm-luugen neue Pflauzcn zn sammeln, bestimmten ihn die Umstände, drei Jahre am Cap der guten Hoffnung zuzubringen, wo er aus-gedehute Neiseu iu's Iuuerc machte. Später uach Batavia gelaugt, erhielt er sciuc Anstelluug als Arzt der Gesandtschaft uach Japan, verließ Batavia am 20. Juni 1775 und langte am 14. August in Nagasacki an. Hier widerfuhren ihm nnd seinen Reisegefährten dieselben ärgerlichen Unannehmlichkeiten wie Kämpfer, und noch viele andere dazu. Bisher war es dem Kapitaiu des Schiffes erlaubt geweseu, die japanischen Wachen zu passireu, ohue persöulich durchsucht zu werdeu, und diese hatteu die Gelegenheit benutzt, um in ihren Kleidern verschiedene Waaren eiuznschmuggeln, deren Einfuhr verboten war, und die deshalb einen hohen Preis brachten. So weit hatte mau es in diesem Pnnkte getrieben, daß der zum Umfang eines Elephanten ausgestopfte Capitain sich oft auf beiden Seitcu von Matroseu unterstützen ließ, um nnr gehen zn können, bei seiner Rückkehr aber stopfte er deu jetzt leergewordenen Naum in seinen Kleidern nüt Betten nnd dergleichen aus. Im Jahre 1712 war ein holländisches Schiff, das dnrch einen Sturm schwer gelitten, vou der Mannschaft verlassen, von den Japanern aber nach Nagasacki gebracht worden. Zn ihrem großen Erstannen faudcu sie am Bord eiue Meuge au die Mitglieder der Factorei in Desuna adrcssirte Kisteu voller verbotener Waaren, und dadurch aufmerksam gemacht, erließ man dieses nene Verbot. Zum nicht geringen Erstannen der Japaner erschienen jetzt die holländischen Cavitains, die bisher lanter Fallstaffs gewesen waren, vom Umfang gewöhnlicher Menschen. Die Untersuchung der Personen nnd Effecten der Neiscnden war jetzt so streng, daß man alle Kisten auspackte, Betten auftrennte, spitzige Stöcke in Butterfässer stieß, Löcher in die großen Käse schnitt und selbst Eier zerschlug, die man am Bord fand, vermnthend, daß werthvolle Kostbarkeiten in denselben verborgen sein möchten. Die Achtnng vor den Holländern hatte sich womöglich noch verringert, nnd man behandelte sie oft auf die rohestc Weise; die einzigen Beamten, mit denen Thunberg in einem freundlichen Verhältniß gestanden zn haben scheint, waren die Dolmetscher, die, zugleich Aerzte, uud deshalb eifrig bemüht waren, dnrch den Fremden ihre Kenntnisse zu bereichern; allein anch ihr Umgang wurde von anderen Spionen überwacht, nnd sie mnßtcn deshalb außerordentlich vorsichtig sein. Das ganze Personal in Desima, das zn Kämpfers Zeiten nnr aus sieben Per-soueu bestand, war jetzt anf zwölf gestiegen; einige der papiernen Fenster waren mit Glasscheiben verschen, allein die Stadt Nagasacki hatte sich wenig verändert. Die Waaren, welche die holländische Compagnie zu Thunbergs Zeiten importirtc, waren: Zncker, Elfen- bein, Färbeholz, Blech, Blei, Eisen, wollene Tücher, Seide, Gewürznelken, Schildpatt und Oosws ^i-adious. Die verschiedenen Beamten führten noch zum Privatverkauf: Safran, venedischen Teakel, spanische Liqnenre, Brillen, Uhren :c. :c., sowie sogenanntes Einhorn, das Horn des Noiwäon monoooras, dem die Japaner große medicinische Kenntnisse zuschrieben. Thuubcrg führte gegen 50 Pfund dieses letzteren Artikels mit sich, die er für mehr als 50,000 Gulden verkaufte, so daß er nicht nur alle Vorschüsse, die man ihm in Batavia gemacht hatte, bezahlen konnte, sondern auch noch eine runde Summe in den Händen behielt, um seine wissenschaftlichen Nachforschungen zu betreiben. Nach wissenschaftlichen Werken in holländischer Sprache bestand gleichfalls eine große Nachfrage, und besonders waren die Dolmetscher sehr begierig, dieselben zu erlangen. Die Hauptausfuhrartikel waren: Kupfer, Kampher, lackirte Waaren, Porzellan, Reis, Sacki und Soya. Der Gewinn am Handel, der früher reichlich genug gewesen war, um einen Director der Factorei auf einer einzigen Reise zum reichen Manne zn machen, war jetzt so gering, daß es lange Zeit brauchte, um eine mäßige Summe zurückzulegeu. Deshalb drängte mau sich nicht mehr so nach diesen Stellungen wie früher, um so weuigcr, als mau sich während der ganzen Zeit des Aufenthaltes in diesem entfernten Winkel der Erde wie todt und begraben vorkam; selbst die Willenskraft und die geistige Energie wurden geschwächt, denn Jeder mußte stch blindlings den Befehlen der Japaner unterwerfen. Anch die einzigen Genüsse, die man hier hatte, dienten dazu, das Unangenehme der Lage noch zn erhöhen, iudem die Lebensweise, gleich der aller anderen Europäer im Orient, luxuriös und unregelmäßig war. Jeder Tag wurde gewöhnlich mit einem Besuch beim Director der Factorei beschlossen, nnd vier oder fünf Stunden mit Trinken uud Rauchen zugebracht, eiue Lebensweise, die lebendigen nnd geistig begabten Leuten sehr lästig fallen mußte. Während jeder ^«°2, 285 Mnr^ der Beamten von Desima zwei oder drei Zimmer für seinen Privatgebrauch hatte, genossen Alle ihre Mahlzeiten an einem gemeinschaftlichen Tische, und da die Compagnie alle Auslagen deckte, so hätte ein Jeder große Ersparnisse machen können, hätte nicht die Sitte geherrscht, sich gegenseitig üppige Soupc's zn geben, nnd das Geld an lockere Frauenzimmer zn verschwenden. Ebenso, wie zn Kämpfers Zeiten, war es den Holländern gestattet, sich nach Belieben die Bewohnerinnen der japanischen Theehäuser nach De-stma kommen zu lassen nnd sie daselbst so lange sie wünschten bei sich zn behalten; denn es war ihnen nicht erlaubt, ihre Franen, im Fall sie verheirathet waren, mit sich zn bringen. Diese Lebensweise diente auch nicht dazn, die Sittlichkeit zu erhöhen, um so weniger da, wenn aus diesen wilden Ehen Kinder entsprangen, dieselben ihrem Vater von den Japanern entrissen wnrden, um ihre Erziehung an anderen Orten zn empfangen, deren Kosten jedoch der Vater zn tragen hatte. Die Sitte, sich zu schminken, die Lippen roth oder violett zn färben, die Zähne schwarz zn bcitzen, sowie die Augenbrauen bei der Verheirathung auszuzupfen, war noch ebenso im Gebrauche, wie zu Kämpfers Zeiten; auch knüpften die verheirathetcn Franen die Schleifen ihrer Gürtel vorn, während die ledigen sie hinten trngen. Dieses wenig ersprießlichen Lebens müde, snchte sich Thnnbcrg intellectnellcre, seinen Neigungen besser entsprechende Beschäftigungen zu verschaffen. Die meisten Bewohner von Desima kannten wenig mehr von der japanischen Sprache, als genügte, die gewöhnlichsten Lebensbedürfnisse zn bezeichnen. Mit nnendlicher Mühe stellte sich Thnnbcrg ein kleines Wörterbuch zusammen; da es aber allen Japanern verboten war, die Fremden in ihrer Sprache zn unterrichten, so fiel auch dieses nur sehr unvollkommen ans. Endlich im Anfang Februars erlaubte man ihm, in der Umgegend zn botanisiren; da man ihn aber bei diesen Gelegenheiten stets mit einem Gefolge von 20 bis 30 Spionen umgab, die er alle zn traktiren hatte, so wnrden diese Ausflüge zu kostspielig, nm öfter als ein- oder zweimal ill der Woche vorgenommen zu werden. Nichtsdestoweniger bereicherte er nnsere Kenntnisse von der Flora Japans bedeutend, und brachte bei seiner Rückkehr nach Europa Sameu vieler, bis dahin noch unbekannter Pflanzen mit sich, die er ans diesen Excursioncu gesammelt. Am 1. Januar erschienen diejenigen Japaner, welche mit den Holländern in Geschaftsverbindnng standen, ill Desima, um ihnen ein glückliches ncnes Jahr zn wünschen. Der Director veranstaltete dann gewöhnlich ein Gastmahl; allein da die Speisen nach europäischer Manier bereitet waren, so genossen die Gäste, mit Ausnahme der Suppe, selten etwas, sondern begnügten sich, von jedem Gericht etwas auf ihren Teller zn nehmen, und weuu derselbe gefüllt war, ihn nach ihrer Wohnung zu schicken, wo man verschiedene Gerichte, wie z. B. Pökelfleisch, gesalzene Butter :c. ?c., als Medicin gebrauchte; letztere, besonders zn Pillen verarbeitet, wurde gegen die Schwindsncht nnd ähnliche Krankheiten als Heilmittel angewendet. Gewöhnlich lud bei solchen Gelegenheiten der Director noch verschiedene andere Frauen ans der Stadt ein, um den Genossinnen der Holländer aus der Insel Gesellschaft zn leisten; diese bereiteten dann dcu japanischen Gästeu einige Gerichte nach japanischer Sitte, und war die Mahlzeit vorüber, so wurde Sacki nnd Wein reichlich in Umlauf gesetzt; ein Tanz der Franen beschloß den Tag, nnd ungefähr um 5 Uhr entfernten sich die Gäste. Den 19. Februar 1776 fiel der japanische Neujahrstag, der gleichfalls mit Beglückwmischungen und Besuchen gefeiert wurde, die beinahe während des ganzen ersten Monats fortdauerten; an den beiden letzten Tagen des alten Jahres cassirt man alle Schulden ein; wer dies zn thun vcrsänmt, hat im nencn Jahre keine weiteren Ansprüche auf Bezahlung zn machen; ebenso fand noch in den ersten Tageil des neuen Jahres die Ceremonie statt, gleichwie zu Kämpfers Zeiten, das Krucifix nämlich mit Füßen zn treten. Am 4. März trat wie gewöhnlich der Director in Begleitung des Secretairs und des Arztes die Reise nach Ieddo an; doch war jetzt den beiden letzteren Beamten, die zn Kämpfers Zeiten genöthigt waren, zu Pferde zu reiten, jetzt gestattet, sich eines Nori-mons zu bedienen, der ziemlich reich decorirt, mit Betten und Kissen versehen war, zngleich aber anch ein Schubfach euthielt, in dem sich „einige Butterbrode, sowie eine Flasche rothen Weines nud eine andere holländischen Bieres befanden, die täglich aus den Vorrathen der Compagnie nen gefüllt wurdeu." Beim Begiun der Reise erhielt jeder der Holländer 50 Taels für die persönlichen Ausgaben, welche Summe just eben nur zn diesem Zwecke genügte. Im Anfange der Reise folgten sie einer andern Straße als Kämpfer, indem sie die Bay von Omura, sowie die von Simabara nicht berührten. Später jedoch, in Swota, trafen sie wieder auf den Weg, den letzterer gereist, nnd besuchten die heißen Quellen in der Umgegend, sowie Sanga, die Hauptstadt der Provinz Fisen, besonders merkwürdig dnrch ihre schönen Franen, den guten Reis der Nmgegend und das daselbst verfertigte vorzügliche Porzellan; die Heerstraßen, die Häuser und Wohnungen der Einwohner wurden ganz so befunden, wie sie uns Kämpfer beschrieben hat. In Kokkura bestellten die Holländer für Rechnung der Compagnie Reis und Kohlen zum Gebrauch der Factoreien in Defima, nnd nachdem sie nach Simonosecki übergefahren, schifften sie sich am 12. März in einer großen japanischen Dschonke nach Osacka ein. Auf dieser Fahrt hatten sie viel von kalten widrigen Winden zn leiden, die ihnen Erkältuugen nnd Hnsten znzogen; die Küsten waren überall gebirgig, nichtsdestoweniger aber so wohl angebaut, daß sie an vielen Stellen förmlichen Gärten glichen. Zu Zeiten landete man, damit sich die Reisenden in Wirthshänsern oder Tempeln amüstrcn uud die Seelente sich baden konnten. All allen solchen Landungsplätzen bemerkte Thuuberg große Massen von Kindern, die von ihren Eltern sehr mild erzogen wurdeu; selten schalt mau sie, und beinahe niemals wurden sie geschlagen. Die -°«W 288 D5°»- Japaner tödteten viele Gänse und Enten, darnnter die Federkappe, ^.nas ^aiierioulata, die in ungehenren Massen vorhanden waren, für die Holländer; bei einigen Gelegenheiten that Thunberg dasselbe, ans welche Weise sagt er uns jedoch nicht, da, wie bekanntlich, die Holländer alle Fellerwassen bei ihrer Anknnft in Destma abzugeben hatten. Nach 26 Tagen langte man am 7. April in Fiogo an, von wo man über Land nach Osacka weiter reiste. In Osacka hielt man sich einen Tag und eine Nacht auf, und machte bei Kanflenten wieder mancherlei Bestellungen. Am 9. April machte man sich des Morgens vor Tagesanbruch auf die Reise, um auf demselben Wege, den Kämpfer gereist, noch vor Nacht Mako zu erreichen. Kämpfer sagt, daß er, außer in Holland, nie eine so angenehme Reise gemacht, so schön, reizend und bezaubernd ist das Land; die Menge seiner Einwohner und seine Cnltur übertrifft alle Beschreibung; das ganze Land ist zu beiden Seiten, so weit das Auge reicht, nichts Anderes als ein einziges fortgehendes fruchtbares Feld, und au der Landstraße lagen die Dörfer so dicht au einander, daß mall kaum unterscheiden konnte, wo das eine aufhörte und das andere ansing. „Auf dem Flnffe Mako halten sich Pelikane, die in den Fichten am Wege ihre Nester haben, wie auch wilde Euten und andere Vögel in Menge anf, obgleich das Ufer ihnen keinen rnhigcn Wohnplatz gewährt, sondern allenthalben bewohnt uud angebaut ist. In meiner Hossnuug aber, auf einer so weiten Neise in einem Lande, wohin so selten Enropäer kommen, eine Menge seltener und unbekaunter Gewächse zu sammeln, fand ich mich gar sehr betrogen. Nirgends habe ich weniger Gelegenheit dazu gehabt als jetzt. Auf deu meisten Aeckern, die gegenwärtig besäet standen, konnte ich nicht den kleinsten Halm Unkraut entdecken, fast anf keinem einzigen der ganzen Provinz, so genau gätet man alles Unkraut aus." In Miako hielt man sich vier Tage auf, öffnete die bisher von den Japanern verschlossen gehaltenen Koffer, um weiße Wäsche und andere Kleidungsstücke nebst dem nöthigen Proviant für den Rest der Neise herauszunehmen; ebenso erhielt man einige Vorschüsse , wobei sich die Thunberg geleisteten auf 300 Thaler beliefen, und machte bei den Kaufleuten neue Bcstelluugen; ermangelte auch nicht, bei dem Oberlichter nnd den beiden Gouver-neuren der Stadt einen Besuch abzustatten. Am 14. April verließ man Miako, und nachdem man in Oitz, das am See gleichen Namens liegt, gleich Kämpfer, mit gunz köstlichen Lachsen, die man hier fängt, bewirthet wordcu, setzte mau sciue Reise weiter fort. Man begauu jetzt den berühmteu Vult'au Fusi-Iama beinahe täglich zu sehen, und nach einigen Tagen war man in der Nahe von Iost-wara demselbeu so nahe gekommen, als man erwarten dnrste. Gleich allen übrigen Reisenden ist Thunberg eutzückt über diese schöne Gegeud. „Die Laudeseiuwohuer glauben, der Gott des Windes habe auf dem Berge seine Residenz. Wenn sie ihu besuchen, briugen sie gewöhnlich zwei Tage auf der Hinaufreise zu. Die Herunter-reise geschieht gemeiniglich nicht so langsam, bisweilen sogar in Zeit von eiuigen Stunden, indent sie sich der dazu eingerichteten kleinen Schlitteu bedienen, die aus Stroh gemacht sind nnd vor den Leib gebunden werden." Thuuberg faud hier wiederum eiuige Gelegeuheit zu botanisiren. „Ich hatte zwar nicht die Erlaubuiß, mich weit vom Wege zu cutfernen, weil ich mich aber auf den afrikauischcu Gebirgen vorhiu so gut geübt hatte, die Klippen hiuaufzulauscu, gewaun ich manchmal vor meiucu ziemlich ängstlichen uud kcucheudcu Begleitcru oft einen artigen Vorsprnng, nnd bekam dadurch Zeit, eiue ziemlich große Menge der selteusten Gewächse, die in Blüthe gekommeu wareu, zu sammeln uud in mein Schnupftuch zu lcgcu." In Fakoue faud man wieder Lachse, die den Holländern so gnt schmeckten, daß sie sich eine Quantität davon räuchern ließen. Strömlinge aber, von denen Kämpfer erzählt, konnte Thnnberg nicht finden. Der See, an welchem dieses Dorf liegt, soll durch Heine, Wi U). Iaft.n« und snuc «ewuhner. 19 -«»»2, 290 M"- ein Erdbeben entstanden sein. Bei Odowara gelangte man wieder an's Seenftr und langte am 27. April in Ieddo an. Während des Aufenthaltes in Ieddo, vom 28. April bis 25. Mai, war das Wetter rauh und kalt, heftige Regengüsse häusig, verschiedene Erdstöße waren fühlbar, nnd manche Feners-brünste fanden statt. In der Zeit bis zmn 18. Mai, wo die Audienz beim Kaiser stattfand, machte eine Menge vornehmer Japaner, darnnter besonders Aerzte nnd Gelehrte, den Holländern ihren Besuch. Thuuberg insbesondere durch seine gründlichen Kenntnisse machte sich viele Frennde unter ihnen, nnd obschon ihr übergroßer Eifer, ihre oft etwas zndringlichen Fragen nnd häusigeu, oft bis tief iu die Nacht hinein verlängerten Besuche manchmal etwas lästig sielen, so suchte dennoch Thunberg nach besten Kräften ihren Wünschen zn willfahren. Er fand die Japaner gänzlich unwissend in der Anatomie, sowie über die Circulation des Blutes, so daß sie oft währeud einer Viertelstunde den Puls des eiuen Armes nnd dann den des andern Armes fühlteu, ohne zu wissen, daß beide denselben Schlag hatten. Die beiden Hanptheilmittel der Japaner sind Acnpunctnr und das Brennen mit der Moxa. Erstere wird besonders bei einer hier sehr häufig vorkommenden Kolik angewandt, die, so glauben die Japaner, dnrch verhaltene Blähnngen erzengt wird, und nm diese herauszulassen, bohrt man verschiedene kleine Löcher, gewöhnlich neun, mit zu diesem Zweck besonders vorbereiteten sehr feinen Nadeln aus Gold, Silber oder Stahl in die Muskeln des Unterleibes, manchmal aber auch in andere fleischige Theile des Körpers. Die Operation muß mit großer Geschicklichkeit nnd mit besonderen Wenduugeu der Nadel gemacht werden, nm die Knochen, Nerven nnd Blutgefäße sorgfältig zu vermeiden. Das andere Lieblingsmittel, die Moz-a dient als Kur gegen Gicht uud rheumatische Schmerzen. Die feine Wolle der jnngen Blätter der Artemisia werden sorgfältig gesammelt, kleine nach oben zugespitzte Flöckchen daraus gebildet, die, auf die leidenden Theile des Körpers gesetzt, von oben angezündet, langsam brennen nnd anf der Hant eine kleine Blase erzengen, die später aber anstricht nnd viele Materie entladet. Die Hanptbücher der Aerzte waren Johnstons liiZtoi-ia naturalis und Dodoneus ksi-darium; i>l der Medicin „Woye's Schatzkammer", die sie von den Holländern getauft hatten; in der Wundaizneiknnst brauchten sie die holländische Uebersetzung von Heister; Thunberg verkaufte ihnen anßer anderen Büchern auch eine sehr schöne Ansgabe von Muntings Kräuterbuche. Die Aerzte unterschiedeu sich dadurch, daß sie entweder das ganze Haupthaar geschoren hatten, oder dasselbe frei wachsen ließen, während die übrigen Japaner das Haar unr am Scheitel nnd an den Schläfen schecren, den Nest aber zusammenraffen und auf dem Scheitel iu ein kleines Zöpfchen binden. Die Empfangsceremonien beim Kaiser am 18., bei den Großen des Reiches am 1!)., nnd der Abschiedsbesuch am 23. Mai glichen denen von Kämpfer beschriebenen sehr, ebenso die Geschenke, nntcr denen die gewöhnliche Zahl der allbeliebten Gewänder nicht fehlte. Diese beschreibt Thunbcrg folgendermaßen: „Der Hauptanzng ist durchgängig bei den Japanern aller Stände, jedes Geschlechts und Alters, ein langer und weiter Talar, der unseren Schlafröcken ähnlich ist. Die Vornehmen tragen ihn vom feinsten, die Armen nnd Geringen von baumwollenem Zenge. Bei den Frauen reicht er bis auf die Füße, bei deu Männern bis auf die Fersen. Die Reisenden, das Militair und die Arbeitsleute schürzen ihn entweder auf oder tragen ihn so kurz, daß er nicht weiter als bis au's Knie reicht, um bequemer gehen oder ihren Dienst verrichten oder arbeiten zu können Die Farbe desselben ist bei den Männern einfach, bei den Frauen geblümt und nicht selten mit goldenen Blnmen durchwirkt. Im Sommer werden sie ungefüttert, im Winter aber gefüttert getragen. Die Mäuuer ziehen selten mehr als einen an, die Frauensleute hingegen ziehen deren dreißig bis fünfzig uud zuwcileu auch mehr übereinander an; sie 19* -"^ 292 W»»- sind jedoch alle so dünn, daß ihr Gewicht kanm vier bis fünf Pfnnd ansträgt. Das nntcrste vertritt die Stelle des Hemdes nnd ist größtentheils weiß von Farbe, dünn nnd dnrchstchtig. Sie werden um den Leib, und zwar an den Weichen, mit einem Gürtel befestigt, der bei den Männern eine Hand breit, bei den Frauen aber eine halbe Elle breit ist und eine Länge hat, daß er zweimal um den Leib geht und mit großen Schleifen znsammcngekuüpft werden kann. In diesem Gürtel stecken bei den Männern der Säbel, der Fächer, der Tabaksbeutel, die Tabakspfeife und die Arzneidose. Am Halse ist das Habit rund ausgeschnitten, ohue Kragcu uud vorn offen, so daß der Hals bloß ist, ohne daß sie jemals ein Halstuch oder dergleichen gebrauchen. Die Aermel sind sehr unförmlich nnd haben eine Weite vou einer halben Elle. Vorn bei der Oessnnng sind sie zur Hälfte zusammengenäht, so daß sie eiueu Beutel for-miren, der den Japanern znr Tasche dient, um Papier und andere leichte Sachen hineinzustecken. Vorzüglich sind sie bei jnngen Mädchen sehr lang, bei denen sie oft bis ans die Erde hängen." „So allgemein diese Tracht ohne Unterschied im Ganzen ist, so finden doch Ausnahmen statt. Geringe Lcnte, wie Arbeiter, Fischer uud Matroseu, tragen, wenn sie arbeiten, keinen Talar, sondern sind ganz nackt nnd haben nur einen Gürtel um dem Leib, der die Geschlechtsthcile einschließt nnd bedeckt und hinten festgemacht ist." „Die Mannspersonen von besserem Stande haben, wenn sie ausgeheu, uoch einen Ucberwnrf uud eiue Art Beinkleid an, welches über deu Talar gezogen wird; es reicht uur bis auf den Unterleib nnd ist vorn und oben mit einem Bande zngebnnden. Das Zeng dazn ist so dünn wie Flor und gewöhnlich von schwarzer Farbe. Die Hosen sind von einer Gattung Hanf verfertigt, welche zwar fein nnd dünn, aber doch sehr dicht sind; sie sehen einem Franenzinnner^Nocke ähnlicher, als einem Bcinkleide. Sie reichen bis an die Knöchel nnd oben bis an die Weichen. An dem Yin- -«»o, 293 MNN^ tern Theile dieser Beinkleider ist ein dreieckiges Bretchen, nicht ganz eine Viertelelle lang nnd mit demselben Hosenzeuge überzogen, eingenäht, das über dem gedachten Bande am Nucken hinanfsteht. Unterhosen unmittelbar am Körper werden nnr anf Reisen und vom Militair gebraucht." „Auch haben die Japaner noch ein Kleid, welches sie Com-plimentirkleid nennen; dieses wird aber nur bei seltenen Gelegenheiten getragen, z. B. wenn die Snbordinirtcn ihren höheren Vorgesetzten anfwarten oder wenn man bei Hofe erscheint. Es wird über die weiten Talare angelegt und besteht ans zwei Stücken von einerlei Zcng. Das untere Stück sind die eben beschriebenen Hosen. Das obere ist ein Wamms oder eine Jacke nnd dem oben beschriebenen Obergewande ziemlich gleich; es sieht beinahe wie unsere Schisserwämmse ans, steht aber hinten über deu Schultern zu beiden Seiten weit hervor, so daß der Japaner ein breitschultriges Ansehen hat. Die Vornehmen tragen die feinsten seidenen Zeuge, die an Feinheit und Dünne Alles übertreffen, was Europa und das übrige Indien auszuweisen haben. Die Holländer würden diese Zeuge anch nach Europa schicken, wenn sie nicht zu schmal und zn enropäischen Kleidungsstücken unbrauchbar wären; nnr wenige sind eine halbe Elle breit. Bisweilen (aber nnr eine gar ungemeine Seltenheit) machen die Japaner eine Art Zcng aus der Nmde des Papier-Maulbeerbaums (Noi-ns xa^rifei-a), woraus sie Papier fertigen; es wird eutwedcr auf dieselbe Art wie Papier verfertigt oder anch gesponnen nnd gewebt. Es ist schneeweiß, sehr fein nnd sieht wie baumwolleues Zeug aus, wird zuweilen von den Damen als Kleidung gebraucht, aber nur zum Staat als etwas sehr Rares. Es kann auch gewaschen werden, aber wegen der Dünne, die dieses Zeng hat, muß man damit sehr behutsam umgehen. Mehrere Stücke, etwa eine halbe Elle laug uud eine halbe Elle breit, werdeu sauber zusammengeklebt und so Talare darans verfertigt. Gs wird aber nur vou alten Männern als eine Art Ehrenkleid getragen, lind -««»N 294 in"»' zwar blos im Winter, da man nicht schwitzt. Den jungen Personen ist das Tragen dieses Ehrenkleides verboten." „Da die Kleider bis auf die Füße reichen nnd hinlänglich warm halten, so branchen die Japaner keine Strümpfe; man findet anch dergleichen im ganzen Lande nicht. Geringere Lente, die anf Reisen weite Fnßwege machen, nnd auch die Soldaten, deren Kleider knrz sind, tragen banmwollene Stiefeletten oder Kamaschen. Zu Nagasacki nnd in der Umgegend gehen verschiedene Leute mit Sohlen von baumwollenem Zeuge oder Socken von Hanf in der strengsten Kälte, nm die Füße vor Erfrierung zn schützen. Diese werden um den Knöchel befestigt, für die großen Zehen nähen sie ein besonderes Stück ab, um ihregewöhnlichen Schnhe noch überziehen zn können." „Die Pantoffeln sind von dem ganzen Anzüge der Japaner das Unansehnlichste nnd Elendeste, und doch werden sie von Hohen nnd Niedrigen, Armen nnd Reichen getragen. Sie sind gewöhnlich von Reisstroh, für die Vornehmen anch wohl von fein zersplittertem dünnen Rohr geflochten. Sie sind nicht stark und bestehen blos ans einer Sohle ohne Oberleder nnd HintertlM, vorn geht ein mit Leinwand gefütterter Bügel, der einen Finger dick ist, qner über den Fuft. Von der Spitze des Schuhes bis zum Bügel geht ein rnndcs Band, das zwischen der großen und zweiten Zehe zn sitzen kommt nnd znr Befestigung des Schuhes dient. Da die Schuhe ohne Hiutertheil find, so klappen sie, wenn man geht. Auf Reisen oder wenn sie weit zn gehen haben, machen sie drei ans Stroh gewundene Bänder daran, welche sie an den Füßen nnd Beinen festbinden, um das Abfallen der Pantoffeln zu verhüten. Damit diese Bänder nicht scheuern, legen sie Leinwandlappen dar-nnter. Manche nehmen auf Reifen mehrere Paare mit, nm neue anziehen zn können, wenn die alten abgenutzt sind. Man findet jedoch in allen Städten und Dörfern Schuhe in Menge und zwar wohlfeil zum Kauf. Das Paar kostet einige Kupfcrpfennige (Sem). Man sieht eine Menge solcher Schuhe, besonders wenn es geregnet hat, an ^««2, 295 Ml»- den Wegen liegen, denn wenn es regnet, werden dieselben nicht nur bald durchnäßt nnd kothig, sondern sie uutzeu sich auch sehr bald ab. Anch werden von geringen Lenten, wenn es regnerisch oder schmutzig ist, hölzerne Schnhe getragen, die ans einem Stück Holz bestehen, das unten in der Mitte ausgehöhlt und oben mit einem Bügel und Bande für die große Zehe versehen ist. Von Einigen werden diese Holzschuhc anch als Ueberschnhe benutzt. Im Hause geht der Japaner nie mit Schuheu, sondern allezeit barfnß, um die Matteu nicht uureiu zu machcu. Die Holländer tragen ebenfalls, so lange sie sich in Japan befinden, da anch ihre Zimmer mit Matteu belegt stud, keiue europäischen Schuhe, soudern rothe, grüue oder schwarze Pautosseln, die sie beim Eintritt ill's Haus ablegen können; sie tragen jedoch Strümpfe nnd über denselben baumwollene Schnhe mit Schuallcn, die, so oft es uöthig ist, gewaschcu werdcu köuueu." „Die Frauenzimmer streichen das Haar, nachdem sie es mit Oel beschmiert und glatt gemacht, vou allen Seiten dicht am Kopfe in die Höhe, nnd zwar entweder ganz eiufach, oder auf beiden Seiten wie Flügel ansgczogen. Daranf binden sie die Enden mitten auf dem Kopfe um einen Knoten fest, beinahe ebenso als die Baucrdirueu in Schweden. Durch die Seiteuftügcl nuterscheidcu sich all Ulanchen Oertcrn die Uuvcrheiratheteu von den Verhcirathe-tcn. Vorn vor jedem Haarflügel stecken sie einen breiten Kamm ein, der bei geriugeu Leuten von Holz, bei reichen vou Schildkrötenschale gemacht ist. Die Vornehmen branchen außerdem uoch auderc Zierathell von Schildkrötcuschale, die sie durch die Flügel hindurchstecken, tragen auch einige weuige Blumen im Haar, uud aus diesem besteht ihr ganzer Kopfschmuck, ohue daß sie Perleu oder Iu-welcu gebrauchen. Ihre Ohren mit Ringen oder anderen Gehängen zu schmückeu, fällt ihneu uicht ein." „Den Kopf bedecken die Japaner niemals, weder mit Hüten, uoch mit Mützeu. Nur auf Neiscu gebrauchen sie eiucn Hut. Ver- -«^ 296 Mm^- schiedene Frauenzimmer, die uns unterwegs begegneten, hatten Mützen auf, die wie tiefe Snppenschalen aussahen und von Zeng verfertigt und mit Gold durchwirkt waren. An einigen Orten trägt das weibliche Geschlecht Mützen, welche den Kopf vorn bedecken, von beiden Seiten ausstehen und unterm Kinn zusammengebunden werden. Sie werden von weißen seidenen Matten gefertigt und nur im Winter znm Schntz gegen die Kälte von ihnen getragen. Ich habe aber nicht finden können, wie sie im Stande sind zu wärmen." „Man bedient sich dnrchgängig eines Sonnen- und Regenschirmes, um den nnbedeckten Kopf gegen die Sonnenstrahlen oder den Regen zn schützen." „Auf Reisen, sowohl zu Fuße, als zu Pferde, gebraucht man häusig einen Regenmantel. Dieser ist weit, aber kurz, von dickem, geöltem Papier und von derselben Gestalt, als der Talar. Dergleichen Mäntel tragen die Bedienten vornehmer Japaner, und ich und meine Gefährten mußten auf nnserer Reise, als wir dnrch den Ort kamen, wo diese Negenröckc verfertigt werden, unseren Aufwärtern mit solchen ein Geschenk machen. Sie halten allen Regen ab, sind nnglanblich leicht und werden anch nicht, wie die europäischen Mäntel und Röcke, durch den Regen schwerer. Geringere Lente, die sich einen solchen Mantel nicht anschaffen können, hängen eine Strohmatte über den Rücken." „Auf ein oder mehrere Kleidungsstücke, besonders anf das Obergewand, läßt der Japaner stets sein Wappen setzen; es wird entweder auf den Aermeln oder zwischen den Schnltern angebracht. Die Absicht hierbei ist, daß Niemand sie stehlen oder vertauschen möge, welches sonst sehr leicht würde geschehen können, da die Klei-dnng an Zeng nnd Gestalt sowie an Größe sich so gleich ist; auch kann Jeder die seinige ohne langes Suchen erkennen nnd finden. Wenn eine Menge Lente beisammen sind, fallen die Wappen gar sonderbar in die Angen." „Statt der Schnupftücher brauchen die Japaner ein Stück weißes feines Schreibpapier. Dieses Papiers bedienen sie sich auch, um den Muud, die Finger nnd den Schweiß im Gesichte, unter den Armen und am Leibe abzuwischen." „Fächer gebraucht man hier allgemein und wird dieser stets von den Japanern mitgeführt. Man steckt ihn anf der linken Seite in den Gürtel nnd zwar hinter den Säbel, und kühlt sich damit, wenn mau heiß wird. Man zeichnet wohl auch Dies oder Jenes auf dem Fächer, wie in einer Schreibtafcl, an. Oft haben sie, weuu sie reisen, ihre ganze Neiscronte daranf stehen." „Ehe Thunberg Ieddo verließ, wurde seine professionelle Hülfe noch für eine sehr hochgestellte Person am Hofe des Kaisers in Anspruch genommen. Obschon er dieselbe nicht zu sehen bekam, so gelang es ihm doch mit Hülfe seiner Schüler sie zu Heileu, welche, wie er aus deu Umstäudeu schloß, eiuc von deu kaiscrlichcu Prinzessinnen war. Auf Verlangen seiner Schüler stellte er ihnen ein schriftliches Zeugniß über gehabten Unterricht nnd über ihre Fortschritte in holländischer Sprache ans, worauf sie so stolz waren, wie irgend ein europäischer Studeut auf sein Doctordiplom. Bei den verschiedenen Feuersbrnnsten bewunderte Thuuberg die vorzüglichen Löschaustalten, dnrch die das Feuer schnell gedämpft ward. Der Gesaudte erzählte ihm von einem schrecklichen Brande, der sich bei seiner Anwesenheit im Jahre 1773 zugetragen hatte. Das Feuer brach um Mittag aus, dauerte bis den audern Tag Abends acht Uhr, und griff so weit um sich, daß eine Strecke von sechs englischen Meilen in der Länge nnd drei in der Breite verheert wurde. Bei dieser Gelegenheit brannte das Hans, wo die holländische Gesandtschaft zn logircn pflegte, auch ab, uud die Holländer mußten sich drei Mal nach eiuem audcru Hause nud zuletzt uach einem Tempel begeben. Nachdem Thunberg Icddo und selbst Japau verlassen, wenigstens bis zur Zeit der Veröffentlichung seiner Reisen, blieb er immer noch in freundlicher Verbindung mit seinen dortigen ""l22< 298 'NNN^ Schülern. Durch diese erhielt er auch eine Liste derjenigen Kaiser, welche seit Kämpfers Zeit regiert hatten uud die er folgendermaßen angiebt: „ 1709, Je Nob-koo regierte zur Zeit Kämpfers und zwölf oder dreizehn Jahre vorher; 1713 Ye Tsu-ku-koo; 1717 Yosi Muue-koo; 1752 Ye Siego-koo; 1762 Ye Fur-koo, der zur Zeit Thunbergs lebte und der einuudvierzigste Nachfolger I oritimo's, sowie der neunte Gyjas der Begründer der herrscheudeu Dyuastie war." „Die Abreise war auf den 25. Mai augesetzt. Au diesem Tage mußten wir sie auch unabänderlich antreten, weil der 13. Siguats oder der 30. Mai zur Reise des Kaisers uach dem Tempel zu 5tiko bestimmt war. Dieser Tempel ist sehr groß, liegt 36 Meilen von Ieddo ostwärts, und jetzt sollte daselbst ein großes Fest gefeiert werden. Schon vor drei Jahren hatte man stch die Reise vorgenommen, es wurden auch bereits große Anstalten dazu gemacht, sie war aber yon einem Jahre znm andern aufgeschoben worden. Da sowohl der Monarch, als alle Fürsten im Neiche ganz ebenso gekleidet sind nnd ihre Haare ebenso tragen, als alle andere Einwohner des Landes, auch weder dnrch Thron, Inwelen oder sonst etwas sich von einander unterscheiden, mithin nicht unterschieden werden können, so haben sie ein anderes Mittel ausfindig gemacht, sich zn unterscheiden. Dieses besteht darin, daß ste nach Verhältniß ihres Standes nnd ihrer Würde auf Reisen nnd bei feierlichen Gelegenheiten sich mit einem ungeheuer großeu Gefolge vou Veamteu, Bedienten mancherlei Art und anderen Leuten, die um sie hernmwimmeln, sehen lassen. Kein Wnnder daher, wenn zur Reise des obersten Landesregenten ungewöhnlich große Znrüstungen gemacht wurden. An den Landstraßen sollten neue Hänser gebaut werdeu, um darin am Tage auszuruhen und des Nachts zn logiren. Alle nur «sinnlichen Bedürfnisse uud Bequemlichkeiten sollten an Ort nnd Stelle vorher in völliger Bereitschaft sein. Jeder sollte sowohl vorher, als während der Reise auf seineu Posten äußerst aufmerksam sein. Während der Abwesenheit des Kubo sollte die kaiserliche Citadelle dem Fürsten der Landschaft Miro, und die Negierung zugleich ewigen Reichs-rächen anvertraut werden. Ueber das ganze Land war bereits der Befehl ergangen, allenthalben die genaueste Sorge zn tragen, daß Feuersbruust, Aufruhr uud auderen Unglücksfällen vorgebeugt würde. Die, zur Bestreitung der Kosten dieser Reise angeschlagene Summe belief sich auf 280,000 Cobangs oder 1,680,000 Thaler. Gin Theil dieses Geldes wurde unter die Neichsrathc, Landcsbefehlshaber und Andere, welche mitreiseu sollten, vertheilt. Die Reise selbst sollte iu drei Tagen zurückgelegt werden; den ersten Tag uach der Ankunft Ruhetag sein, am 17. Signats oder den 3. Iunius das Fest gefeiert werden, und Tags darauf die Rückreise beginnen. Bei uu-serer Abreise von Ieddo sahen wir bereits zahlreiche Vortruppen jenes Heeres voraufziehen. Drei Tage vor des Kaisers Abreise aber fangen solche Schaaren an iu großer Menge nach einander abzugehen, und am letzteu Tage vorher geschieht es so häusig, daß jede halbe Stuude ein ucner Haufen abgeht, welches bis fünf Uhr des andern Morgens währt, wo der Kaiser mit dem Kronprinzen um diese Stunde sich selbst auf deu Weg macht. Uuter dieser unzählbaren Meugc Leute siud auch verschiedene alte Männer, Bettler und Büttel. Man nimmt sogar Särge mit, damit es hieran unterwegs nicht fehlen möge." „Die Rückreise geschah gleich der Kämpfers auf dieselbe Art und auf demselbeu Wege, wie die Hinreise, und die größere Freiheit, die man genoß, benutzte Thuuberg, um theils Natnralien zn sammeln, theils auzukaufeu. Er hatte jetzt auch Gclegeuheit, die erste Ernte der Theeblätter zu beobachten, die man jetzt überall zum Trocknen auf Matteu ausgebreitet. In Osacka hielt man sich zwei Tage auf und sah uuter verschiedeneu andcreu Merkwürdigkeiten auch Schauspiele." „Die Komödien der Japaner sind lustig, aber so sonderbar, daß ich sie beinahe uugereimt nennen möchte. Die Dolmetscher -«02, 300 M!»»- mußten sic mir ausdeuten. Die meisten haben Liebeshändel oder Heldenthaten zum Gegeustande. Die Schauspieler schienen nach ihrer Art ihre Rollen gnt zn spielen; die Bühne aber war sehr klein und eng. Die Tänze werden meist von Kindern beiderlei Geschlechts aufgeführt, deren jedes Mal zwei oder noch mehr znsammentanzen. Sie haben mit nnseren Contre-Tänzen große Aehnlichkeit nnd stellen ungefähr eben dergleichen vor, als die Komödien. Die Tanzenden beugen den Körper auf hunderterlei Art nnd richten sich dabei stets nach der Musik oder dem Gesänge, womit der Tanz begleitet wird. Die prächtige uud kostbare Art, wie sie, und besonders die Mädchen, uud zwar nach Gewohnheit des vornehmen Frauenzimmers, mit fast unzähligen, sämmtlich von dem feinsten uud dünnsten seidenen Zeuge gemachten weiten Gewändern, die sie eins über das andere ziehen, gekleidet sind, ist das, was dabei am schönsten in's Auge fällt. Weil aber diese Kleider so außerordentlich dünn und leicht sind, kann man ihre Menge, die oft bis zn zwanzig, dreißig und darüber steigt, nicht bemerken. Während des Tanzens ziehen sie, theils weil ihnen warm wird, theils um ihre Kleider zu zeigen, ein Kleid nach dem andern oberwärts ans, so daß ein ganzes Dutzend von dem Gürtel, womit sie um den Leib festgebunden sind, herabhängt, ohne sie in ihren schnellen Bewegungen zn hindern." „Ebenso ward anf Thnnbergs inständiges Bitten, das von dem Gesandten, sowie von den japanischen Anführern unterstützt wurde, hier auch das Schmelzen des Knpftrs gezeigt, das seinetwegen vorgenommen wurde. „Die Methode dabei ist weit einfacher, als ich mir vorgestellt hatte. Die Schmelzhütte ist zehn bis zwölf Ellen weit. An einer von den Wänden geht eine Mauer mit einem Schornsteine wie eine Nische in die Höhe. Unten in dieser Verticfnng, mit dem Fußboden gleich, ist ein Herd, worauf das Erz mit Hülfe von Handblasebälgen geschmolzen wird. Gegenüber ist im Fnßboden, der da aber nicht belegt ist, ein etwas längliches, etwa eine halbe Elle tiefes Loch eingegraben. Ueber diesem ^°°!N 301 D?»5- liegen der Länge nach zehn viereckige eiserne Stangen, und zwar nnr einen Finger breit von einander entfernt nnd mit der Schärfe der einen Seite in die Höhe stehend. Ueber die Stangen ist ein Stück Segeltuch gezogen, das zwischen denselben eingedrückt ist. Ueber das Segeltuch wird Nasser gegossen, das einen Zoll hoch steht. Daranf wird das geschmolzene Erz mit eisernen Kellen ans der Herdgrube genommen und in die jetzt beschriebene Form gegossen. Auf diese Art gießt man zehn bis zwölf Stangen von der Länge einer Viertclelle anf einmal. Sobald man diese herausge-nommen hat, fährt man mit dein Gießen fort; abwechselnd gießt man auch wieder kaltes Wasser anf. Diese Art Knpfer in Wasser zu gießeu, uugefähr so, als man bei uns in Schweden über zarte kranke Kinder Blei zn gießen pflegt, hat man bisher in Enropa nicht bekannt, ebensowenig, daß das japanische Kupfer gerade davon seine hohe nnd glänzende Farbe hat. Ich war zugleich so glücklich, durch Vorschub meiuer Frennde, der Dolmetscher, einen Kasten zum Geschenk zn bekommen, worin sowohl anf jene Art gegossenes reines Knpfer, als auch Stufen von jedem vorher damit vorgenommenen Processe, als rohen Kupferkies mit feiner Erdart (Mttix), Proben von Nostbrennen oder Rösten, dem erstell nnd zweiten Schmelzen, u. dgl. lagen. Diesen Kasten schickte ich nach Schweden als ein Geschenk für das Mineralien-Eabwet der Universität zn Upsala, und machte meinem ehemaligen verehrten und geliebten Lehrer, Herrn Bergmann, dadnrch ebenso große Freude, als bei meiuer Rückkehr durch die Nachricht vom Gießen des Kupfers in Wasser. Hernach besahen wir anch eine Menge gegossenes Kupfer, nicht nnr von dem, das auf die beschriebene Art in Stäbe gegossen nnd in dieser Form an die Holländer und Chinesen verkauft wird, sondern auch solches, das in große nnd kleine, viereckige und runde, dicke und dünne Stücke zu Kesseln, Pfannen nnd andern, Hansgcräth gegossen wird." „Ehe man in Nagasacki anlangte, wnrden die Neisekoffer der ganzen Gesellschaft versiegelt, damit sie uudurchsucht uach dem Pack- -"UN 302 MM^ hause gelangen konnten; die Personen aber nebst dem Inhalte ihrer Norimons wurden genau durchsucht. Die erhaltenen seltenen Landkarten versteckte Thunberg unter andere Papiere, die dicken Münzen beklebte er rund umher mit Pflaster, die dünnen verbarg er in seinen Schuhen, und so kam er glücklich durch. Am 30. Juni 1770 langte die Gesandtschaft in Desima an. Thnnbergs I^iora Sie tödtcte gleich darauf sich selbst, und ihr Andeuten, als Net-terin des Laudcs, wurde hochgeehrt. 1767 fand ciue große Verschwörung gegen deu Kaiser statt, in deren Folge viele Personen hingerichtet wurden. 1783 faud in der Provinz Sinano, nordwestlich von Ieddo uud nördlich von Osacka, ein vulkanischer Ans-bruch des Asama statt, der das nmliegende Land mit siedendem Wasser überschwemmte, wobei 27 Dörfer zn Grunde gingen und viele Menschen ihr Lcbeu verloreu. Im Jahre 1786 starb der Kaiser Gy-Fasn, nnd sein Adoptivsohn Z)eye-Nari, der Schwiegersohn des Prinzen von Satsuma, folgte ihm in der Regierung. 1788 verheerte eine fürchterliche Feuersbrunst Miako, die beinahe die ganze Stadt nebst dem Palast des Dairi zerstörte. Im Jahre 1793 ward die Provinz Fisen durch einen fürchterlichen Ansbrnch des Onn-zcn-ja-dak (hoher Berg der heißen Quellen) entsetzlich verheert. Die Ceremonien der Japaner, welche am Ende des zweiten Bandes der „Neise um die Erde nach Iaftau" weitläufiger beschrieben wurden, sind gleichfalls Titstngh entlehnt. Eine uicht unter diesen erwähnte Ceremonie findet stets an« füufzehuteu Tage des siebeuteu japanischen Mouats statt, nnd zwar zu Ehren der Gltcru uud Vorfahren. Jeder Jaftaucr, desseu Eltern noch leben, betrachtet dies als einen besonders glücklichen Tag; alle regaliren sich uud ihre Kiuder mit Fischen; vcrhcirathete Töchter nnd Söhne ebensowohl als Adoptivkinder senden ihren Eltern Gescheute. Am Abend des dreizehnten werden die Ifays oder Gedenktafeln der Verstorbenen, in jeder Familie sorgfältig aufbewahrt, ans ihren Schränken hervorgezogen, Schalen mit Gemüsen, Früch-ten nnd Blumen nnd in deren Mitte eine andere mit Weihrauch gefüllte werden vor denselben ausgebreitet. Am nächsten Tage werden bei allen Mahlzeiten den Ifays Neis, Thee nnd andere Gerichte vorgesetzt, als feien es lebende Gäste; gegen Abend werden Laternen, an langen Bambnsstangen hängend, vor jedem Sisek oder Grabstein angezündet, anf die gleichfalls Erfrischungen gestellt werden. Dies wird am fünfzehnten wiederholt. Am sechzehnten, vor Tagesanbrnch, werden alle diese auf den Gräbern befindlichen Gegenstände in kleine Boote von Stroh mit Segeln ans Papier oder Leinwand gepackt, und nnter Mnsik nnd lautem Geschrei an's Wasser getragen, wo man sie fortsegeln läßt, nnd hiermit von den Seelen der Dahingeschiedenen Abschied nimmt, die jetzt, so denkt man, nach ihren Gräbern zurückkehren. Da jedes dieser kleinen Boote eine brennende Kerze enthält, so ist der Allblick der See in der Nähe großer Städte, wo Tansende dieser kleinen Fahrzeuge sich auf deu Wellen schaukeln, sehr pitoresk. Gewöhnlich stürzen sich Schaaren von Bettlern in's Wasser, um die in den Booten befindlichen Nahrungsmittel oder kleinen Geldmünzen sich anzueignen. 2u< XXII. Hendrick Doeff. Ausbreitungen Rußlands im östlichen Asien.— La Pcrousc und Brought»».— Die Hollander senden ihre Waaren unter amerikanischcr Flagge. — Die ersten Amerikaner in Japan, Krnsenstern und Ncsanoff. — ^ar,manns Sendung. — Krusensterns und Langsdorffs Ncisebcschrcibungen. — Beschwerden der Russen über die Eifersucht der Holländer. — Unwürdige Beliaudluug der Russen — Die japanische Ncgicruug lehnt alle Handelsverbindungen ab. — Ehwostow und Davidow suchen die Nesanoff zugefügte Schmach zu rächen. — Docffs Neise nach Jeddo. — Eine fürchterliche Feuersbrunst. — Fortschritte der Japaner in der Astronomie — Sir St. Raffles Angaben über den Gewinn dei> Handels mit Japan. — <5a-pitain Pellew in der Fregatte Phaeton erscheint in Naaasacki. — Bestürzung der Japaner. — Verzweifelter Entschluß des Gouverneurs. — Die Engländer entfernen stch. - - Versuch Eir Tt. Nafflcs, den Handel mit Japan für England zu gewinnen; von Docff vereitelt. — Noth der Holländer. — Doeff verfaßt ein holländisch-japanisches Wörterbuch. Gegen Anfang des 18. Jahrhunderts begann Rnßlcmd sich gleichfalls im nordöstlichen Asien ausznbreiten, 1713 drang der Kosack Kosierewski bis Konashir dicht an der Nordostknste von Iesso vor, 1736 besuchte Spagenbnrg, ein Däne in russischen Diensten, alle südlichen Kurilen, segelte entlang der Küste von Iesso, nnd besuchte mehrere Häfen der Ostküste von Nipon Po- 309 tonchew, verfolgte diese Explorationeu im Jahre 1777 weiter, und im Jahre 1787 erlangte La Perouse eine genane Kenntniß der japanischen See Korea, Sagaleen und Iesso, sowie der Straßen zwischen derselben, die noch seinen Namen tragen. Im Jahre 1791 machte der Argonaut, ein englisches Schiff, das an der Nordwest> küste von Amerika Pelzhaudel trieb, einen Versuch, an der Westküste von Japan zu landen, was jedoch die japanischen Behörden vereitelten. In den Jahren 1795—97 versuchte der englische Ea-pitain Broughton ans einer Entdeckungsreise, längs der südlichen und östlichen Küste von Iesso, in den südlichen Kurilen, sowie an der Südspitze von Sagaleen zu landen; allein japanische Beamte, die ihm von Iesso ans gefolgt, vereitelten dieses. Als die französischen Armeen Holland besetzten, befürchteten die Holländer in Batavia, daß die Engländer ihre Neutralitätsrechte nicht anerkennen möchten, nnd deshalb sendeten sie im Jahre 1797 ein Schiff, das man für die Eliza von New-York ausgab, unter amerikanischer Flagge und mit amerikanischen Papieren nach Naga-sacki; der Capitain Stewart, obschon in Wirklichkeit ein Engländer, aus Bengalen, gab sich für einen Amerikaner aus, und die Japaner, welche darüber erstaunten, daß die Mannschaft englisch und nicht holländisch spräche, wurden damit beruhigt, daß die Leute, obschon sie englisch sprächen, keine Engländer seien, sondern einer andern Nation angehörten; ferner, daß sie auch nichts mit dem Handel zu thun hätten, sondern nur gemiethet feien, um die Waaren zu transportiren. Man gab sich zuletzt damit zuftiedeu und betrachtete die Eliza als eiu holländisches Schiff. Dasselbe Schiff kehrte im nächsten Jahre zurück, allciu mit einer Ladung von Kampher und Kupfer nach Batavia znrücksegelnd, raunte es auf einen Felsen und sank; eiu japanischer Fischer rettete das gesunkene Schiff dadurch, daß er eine große Anzahl von Booten an dasselbe befestigte, bei einem scharfen Winde und mit eintretender Fluth alle Segel setzen ließ und so das gescheiterte Schiff an eine flache Stelle schleppte, wo es ohne Schwierigkeit entladen nnd ausgebessert werden konnte. Zur Belohnung dafür ward er von dem Prinzen von Fisen in den Adelstand erhoben, erhielt die Erlaubniß, zwei Schwerter und in seinem Wappen einen dreieckigen Hut nebst zwei holländischen Tabakspfeifen zn tragen. 1799 kam statt der Eliza, deren Ausbesserungen noch nicht vollendet waren, ein anderes Schiff unter amerikanischer Flagge, diesmal ein wirklicher Amerikaner, der Franklin, nnter Capitain Devereux, und in diesem befand sich Herr Hcndrick Doeff, der als Director der Factorei sich während der nächsten siebzehn Jahre in Japan aufhielt, uud dessen im Jahre 1835 in Holland veröffentlichtem Werke wir alle Nachrichten verdanken, die wir aus jener Periode über Japan besitzen. Im Jahre 1W4 erschien ein rnssisches Schiff, nnter dein Commando dcö Capitain Krnscnstcrn, au dessen Bord sich Graf Resauoff als bevollmächtigter Gesandter des Czaaren befand. Im Jahre 1782 war eine japanische Dschunke in der Scc von Ochotsk gescheitert, die Mannschaften aber waren gerettet nnd nach Irkntsk gebracht worden, wo sie sich während zehn Jahren aufhielten. Katharina II. befahl endlich, diese Lcnte wieder in ihre Heimath zn senden, uud bei der Gelegenheit zn vcrsucheu, ob es nicht möglich sei, mit den Japanern, znm Vortheile beider Reiche, eine Handelsverbindnng anzuknüpfen. Der dem sibirischen General - Gonvernenr Pihl hierüber ertheilte Befehl ist einer besonderen Aufmerksamkeit werth. Es ward ihm ausdrücklich vorge-schrü'beu, eiueu Gesaudteu vou uicht hohem Range, mit Geschenken in seinem Namen, als angrenzender General^Gouverneur, nicht im Namen der Kaiserin nach Japan zu seudeu; überdem sollte der Befehlshaber des Schiffs weder eiu Engländer noch ein Holländer sein. In Folge dieses allerhöchsten Befehls wnrde vom Geucral-Gouverueur Pihl, im Herbste 1792, der Lieutenant Laxmann anf dem Transportschiff Katharina, das uuter dem Commando des Steuermannes Lowzow stand, volt Ochotsk nach Japan abgefertigt; LarMann landete auf der nördlichen Seite der Insel Matsmai, nnd überwinterte in dem kleinen Hafen Nemuro. Später lief er, dem Wnnsche der Japaner gemäß, im Hafen Hakodade ein, der sich anf der südlichen Seite jener Insel, bei der Straße Tsugar, befindet, von wo ans er zn Lande nach Matsmai reiste, welches von Hakodade westlich drei Tagereisen entfernt ist. Hier pflog er mit den ans der Hauptstadt gesandten Beamten Unterhandlungen, in deren Folge von der japanischen Negierung eine Erklärung erlassen wurde, des Inhalts: 1) Obgleich nach den japanischen Gesetzen alle Ausländer, die an den Küsten von Japan außer dem Hafen von Nagasacki landen, ergriffen nnd in einer ewigen Gefangenschaft gehalten werden, so solle an den Russen, da ihnen das Gesetz nicht bekannt war, sie auch die an ihren Küsten geretteten japanischen Unterthanen mitgebracht hätten, der Wille des Gesetzes nicht vollzogen nnd ihnen erlaubt werden, ohne Hinderniß in ihr Vaterland zurückzukehren, jedoch mit der Bedeutung, daß sie sich, anßer Na-gasacki, den japanischen Küsten nicht nähern sollten, selbst wenn auch wieder Japaner nach Nußland verschlagen werden, sonst müßte das Gesetz in voller Kraft vollzogen werden. 2) Die japanische Negiernng danke für die Zurücksendnng ihrer Unterthanen in ihr Vaterland, allein erkläre, daß die Nüssen dieselben znrücklassen oder sie wieder mitnehmen könnten, wie es ihnen gut dünke, denn den japanischen Gesetzen gemäß könnte mall dieselben nicht mit Gewalt zurückhalten, weil jene feststellen, daß Leute dem Reiche angehörten, wohin das Schicksal sie geworfen habe und wo ihr Leben vom Untergange gerettet worden sei. 3) In Unterhandlungen über eine Handelsverbindung könnten sich dle Japaner nirgends anders einlassen, als blos in dem dazu bestimmten Hafen von Nagasacki; deshalb ertheilten sie Laxmann für jetzt blos einen schriftlichen Schein, mit dein ein rnssisches Schiff in jenen Hafen eiulanfcu könne, wo sich japanische Bo amte befinden würden, welche die Vollmacht hätten, weiter über diesen Gegenstand mit den Russen zu nnterhandelu. Mit dieser Erklärung kehrte Lazmann im Herbste 1793 nach Ochotsk zurück. Nach seiner Aussage gingen die Japaner freundlich mit ihnen um, und ließen ihm, ihren Gebräuchen gemäß, viele Ehrenbezeiguugcn widerfahren, unterhielten die Officiere mit Equipage, während der ganzen Zeit ihrer Anwesenheit an den japanischen Küsten, anf ihre Kosten, versahen sie bei ihrer Abreise mit Lebensmiteln, ohne Bezahlung für dieselbeu zu nehmen, und machten ihnen mehrere Geschenke. Gr beklagte sich blos darüber, daß die Japaner, mit der größten Strenge an ihren Gesetzen hängend, den Rnssen nicht erlauben wollten, frei in der Stadt herumzugehen, und sie immer unter Aufsicht gchalteu hätten. Resanoff war jetzt nach Nagasacki gekommen, um wo möglich die so von Laxmann begonnenen Unterhandlungen weiter fortzusetzen. Zwei Merke, eines von Krusenstern und eines von Langs-dorff, der die Gesandtschaft begleitete, schreiben das Mißlingen dieser Mission der Eifersucht der Holländer zu. Doeff behauptet dagegeu iu seinem cigencu Werke, daß er Alles gethan, was in seinen Kräften stand, nnd daß der Fehler in dem Eigensinn der Rnssen gelegen, die verweigert hätten, sich den Forderungen der Japaner zn fügen. Der Streit begann bei dem erstell Besuch der Japaner am Bord, bei welchem sie Doeff begleitete. Anf Verlangen der Japaner erklärte sich Resanoff bereit, all sein Pulver au's Ufer zu senden, verweigerte aber, seine Waffen abzugeben und sich vor den japanischen Beamten niederzuwerfen, uud die streitigeu Puukte wurden nach Ieddo berichtet. Am ersten Abend erlaubte mau den Russen mit den Holländern zu verkehren, später aber wurde aller Verkehr zwischen ihnen so total abgeschnitten, daß, als das holländische Schiff Destma verließ, man dem russischen Gesandten nnr gestattete, in einer offenen Depesche, die der Gouverneur voll Nagasacki zuerst las, seiner Regierung seine Ankunft in Japan anzuzeigen. Man erlaubte den Holländern nicht einmal, die Begrüßung der Russen zu erwidern, und der holländische Capitain setzte im Vorbeisegelu seine Sectrompete an die Lippen, ohne zu sprechen. Während zwei und einem halben Monat war es den Russen nicht erlaubt zu landen; zuletzt wurde ihnen ein erbärmlicher Schuppen auf einer kleinen Insel, ganz und gar mit Zäunen eingefaßt, eingeräumt. Alle, mit Ausnahme der Offtciere, die ihre Degen behielten, uud sieben Soldaten mit ungeladenen Gewehren, als Ehrenwache für den Gesandten, wurden entwaffnet. Krusenstcrn sowohl als Langsdorff drücken ihre Entrüstung über die ihnen angethane Schmach deutlich aus, doch war Widerstand nnmöglich, da ihr Schiff in heftigen Stürmen Schaden gelitten hatte, hier der Ausbesserung bedürfte, und sie außer Stande waren, die ihnen zugefügten Beleidiguugen gewaltsam zurückzuweisen. Ebenso drücken sie ihre Mißbilligung über die servile Unterwürfigkeit der Holländer gegen die Japaner aus, die nicht nur sich selbst jede Demüthigung gefallen ließen, sondern selbst die Rnssen aufforderten, dasselbe zu thuu. Kaun nun schon die Politik des Landes nicht gebilligt werden, welche eines Gewinnes halber zugab, daß seine Bürger sich in ihrer Stellung nicht viel besser als in der von Dieneru und Sclaven befanden, so muß man dennoch zugeben, daß es den wenigen Holländern in Destma nicht geboten war, diese Umstände zu ändern. Besonders hat Doess durch sein späteres Benehmen gezeigt, daß, wenn er nur die geringste Unterstützung gefuudeu, es ihm nicht an Muth und Energie gefehlt hätte, seine Rechte und seine Würde zu wahren. Nach einem sechsmonatlichen Aufenthalt langte die Antwort von Ieddo au; dieselbe zu vernehmen, wurden die Russen durch Straßen, in denen die Thüren und Fenster aller Häuser geschlossen waren, nach dem Hause des Prinzen von Fisen geführt i uur dem Gesandten war es erlanbt, den Norimou des holländischen Directors zu benutzen, alle Uebrigen hatten zu Fuß zu gehen. Man ^«^ 314 ^«o»- hatte gleichfalls den ganzen District abgesperrt, und keiner der Einwohner dnrfte sich zeigen. Bei einer zweiten Zusammenkunft am nächsten Tage waren alle, Ceremonien von derselben demüthigen? den Beschaffenheit. Die Verweigerung des Kaisers, dem Verlangen des Gesandten zu willfahren, überhaupt selbst seine Geschenke anzunehmen, wnrde dadurch motivirt, daß man sagte, mau würde sich dadurch gcuöthigt sehen, einen Gesaudteu mit gleich reichen Geschenken nach Nußlaud zu schicken, was nicht nnr durch die große Armuth der Iapauer sehr schwierig gemacht, soudern auch ein seit huudertuudfünfzig Iahreu bestehendes Gesetz verletzen würde, das jeden Japaner verböte, irgend ein fremdes Land zu besuchen; man führte gleichfalls an, daß die wenigen Bedürfuisse der Iapauer hinsichtlich fremder Waaren bereits mehr als genügend von den Holländern und Chinesen befriedigt würden. Der russische Gesandte verließ endlich Nagasacki mit bitteren Vorwürfen gegen Doeff, dem er Schuld gab, seine Unterhandlungen hintertrieben zu haben. Er langte im Mai 1805 in Ochotsk an, machte im selben Jahre einen Bcsnch in Sitka, an der Nordküste Amerikas, und im nächsten Frühjahre wieder nach Ochotsk zurückkehrend, reiste er durch Sibirien uach St. Petersburg, wurde aber unterwegs krank und starb. Zuvor jedoch hatte er zwei kleine Schiffe uuter den Befehleu Lieutenant Chwotows und Da-vidows nach deu kurilischcu Inseln, wo sie in den Jahren 1806—7 mehrere japanische Nicdcrlassungcu überfielen, sie plünderten, die Beute nebst zwei Kurilen und zwei japanischen Gefangenen mit sich fortführten, und schriftliche Erkläruugeu in französischer und russischer Sprache zurückließen, daß sie so die Herrn Resanoff zugefügten Beleidigungen gerächt hätten. Golownin meldet nns in seinem Werke, daß diese Maßregeln eigenmächtig und von der russischen Regierung gemißbilligt worden seien. In den Jahren 1805 nnd 0 besuchte der gelehrte Orientalist Klaproth, damals Secretair einer russischen Gesandtschaft nach ^"« 315 '««»- China, auch Irkutsk; hier fand er einen Japaner, der znr griechischen Religion übergegangen als Professor der japanischen Sprache den von Katharina II. dort gegründeten Lehrstnhl einnehmend, und von diesem, sowie ans den Büchern, welche er von ihm erhielt, eignete sich Klaproth seine Kenntnisse der japanischen Sprache an. Im Frühling 1806 uutemahm Doeff seine erste Reise nach Ieddo, die von denen Kämpfers uud Thunbergs beschriebenen in Nichts abgewichen zu sein schien. Während des Auftnthalts in Ieddo ward diefe Stadt wieder von einer fürchterlichen Fcuers-brunst verheert, die in geringer Entfernung von der Wohnuug der Hollander ausbrechend, diese zu fliehen nöthigte. „Als wir die Straße erreichten," sagt Doess, „sahen wir die Flammen überall hervorbrechen; da es sehr gefährlich war, in der Richtung zu entkommen, nach welcher der Wiud die Flammen wehte, so wandten wir uns seitwärts dnrch eine bereits brennende Straße, nnd es gelang nns das offene Feld zu erreichen. Auf diesem wareu die Feldzeichen verschiedener Prinzen anfgepflanzt, deren Wohnnngen niedergebrannt waren, nnd deren Weiber nnd Kinder sich hierher geflüchtet hatten. Wir folgten ihren, Beispiel und pflanzten unsere holländische Flagge gleichfalls auf. Jetzt hatten wir eine volle Aussicht auf das Fener, nnd niemals habe ich etwas so Schreckliches gesehen; die Schrecken dieses Oceans von Flammen wurden noch durch das herzzerreißende Geschrei der flüchtigen Franen uud Kinder erhöht." Das Feuer wüthete bis zum Mittag des nächsten Tages, wo es durch einen heftigen Regengnß gelöscht ward. Von ihrem Wirthe erfuhren später die Holländer, daß fünf Minuten, nachdem sie sein Haus verlassen, die Flammen dasselbe ergrissen und zerstörten. Um ihn einigermaßen zn entschädigen, sandte ihm die Holländisch-Ostindische Kolnpagnie ein Geschenk von 36—40 Centnem Zucker. Bei dieser Gelegenheit wurden die Paläste von 37 Prinzen zerstört; unter der ungeheueren Masse von Flüchtlingen brach die große Brücke „Nipon-bas" zusammen, nnd Viele, die den Flammen -"°2. 316 v» 320 Mm^ große Anzahl von Booten' mit leicht entzündbaren Materialien gefüllt gegen das Schiff zn treiben, nm dieses mittelst derselben zu verbrennen, wobei er selbst den Angriff leiten wollte. Allein während man noch hierüber dispntirte, lichtete die Fregatte die Anker nnd segelte davon. Dieser Vorfall nahm jedoch ein tragisches Ende. Der Gouverncnr, um sich vor der Strafe des Gesetzes zu schützen, schlitzte sich den Leib auf; ebenso mehrere andere Beamte. Der Prinz von Fisen, obschon er sich um jene Zeit in Ieddo aufhielt, ward hnndert Tage eingekerkert, zur Strafe, daß die unter seinem Befehle stehenden Soldaten nicht zur Stelle gewesen seien; ebenso hatte er eine Pension an die Familie des unglücklichen Gouverneurs zu zahlen, dessen ältester Sohn bald darauf die Stelle seiues Vaters erhielt. Bis zum Jahre 1809 trafen die Schiffe von Batavia ziemlich regelmäßig ein. Allein von diesem Jahre an bis 1813 hatten die Holländer in Desima keinen Verkehr mit dein Neste der Welt, so daß sie bald anfingen, Mangel an den nöthigen Lebensbedürfnissen zu leiden. „Wir hatten nicht die geringste Nachricht aus Europa oder Batavia," sagt Doess; „alle unsere Provistonen aus Java wa-reu aufgezehrt. Bntter hatteu wir seit 1807 nicht gesehen, denn das Schiff Goede-Fronw brachte nns keine seit dem Jahre 1809. Znr Ehre der Japaner muß ich bekennen, daß sie Alles thaten, was in ihrer Macht stand, um uus in unserer Noth beizustehen. Der Inspector Sige-beuozen gab sich unter Anderen viele Mühe, Genevre für nns zu destilliren, wozu ich ihn mit einem Destillirapparate versah, den ich zufällig besaß. Es gelaug ihm so ziemlich, doch konnte er den Geschmack der Wachholderbeeren nicht beseitigen; der Kornbrauutwein hingegen, den er destillirte, war vorzüglich.. Da wir gleichfalls, mit Ausnahme einer kleinen Quantität, welche die Goede-Frouw brachte, seit 1807 keinen Wein erhalten hatten, so versuchte er denselben ans den wilden Tranben, die hier wachsen, zu pressen; er erhielt auch dadurch ein berauschendes Getränk, allein es war keiu Wein. Ich selbst versuchte Bier zn brauen, und es gelang mir, ein weißliches Getränk zn bereiten, das dein weißen Bier von Harlem ähnlich war, sich aber nicht länger als vier Tage halten wollte, weil ich es nicht in die gehörige Gährung bringen konnte und nichts hatte, nm ihm einen bittern Geschmack zn geben. Den größten Mangel litten wir an Schnhen nnd warmen Winterkleidern. Statt ersterer bedienten wir uns japanischer Strohschnhe, die wir mit nngegerbtem Leder überzogen. Ans einem alten Teppich, den ich bei mir hatte, machten wir nns Beinkleider, nnd wer etwas aus früheren Zeiten erspart hatte, theilte es jetzt mit den Andern." In der That war die Frende dieser armen Lente nicht gering, als im Frühjahre 18Ui zwei Schisse nnter holländischer Flagge im Hafen von Mgasacki erschienen nnd das geheime Signal, das man 1809 verabredet hatte, machten. Bald ward man durch einen Brief benachrichtigt, daß ein Herr Cassa angelangt sei, nm Doeffs Nachfolger zn werden, dem Herr Waardenaar, Doeffs Vorgänger, als Aufseher der Waarenhänser, nebst drei Gehülfen folgten. Einer der Holländer von Desima ward sogleich in Begleitung eines Japaners an Bord gesandt; letzterer aber kehrte alsbald znrück nnd meldete, daß er Waardenaar erkannt habe, der seine Papiere jedoch nnr an Doess selbst abgeben wolle, nnd daß alle Officiere an Bord englisch sprächen, weshalb er glanbe, daß das Schiff wiederum ein gechartertes amerikanisches sei. Doeff verfügte sich alsbald an Bord, wo er von Waardenaar mit so anssallender Verlegenheit empfangen ward, daß Doess erklärte, er könne die an ihn gerichteten Briefe nnr in Desima öffnen, wohin ihm Waardenaar alsbald folgte. Hier fand er eine Zuschrift an ihn mit der Uebcrschrift „Nassles, Vicc-Gouvernenr von Java nnd den dazn gehörigen Inseln", die Waardenaar nnd Dr. Ainslie zu Commissairen in Japan ernannte. Auf seine Frage, wer Raffles sei, erfnhr jetzt Doess, daß Holland in den Besitz der Franzosen gelangt, Natavia aber von den Engländern besetzt sei. Doess wollte diesen Gerüchten keinen Glanben schenken, Heine, Will). Japan und scinc Bewohner. 21 und verweigerte, sich den Befehlen der provisorischen englischen Co-lonialverwaltung zn fügen. Er zog hierauf die japanischen Dolmetscher m's Vertrancn, nnd diese wußten Waardenaar so in Schrecken zu jagen, indem sie ihm vorstellten, wie dnrch Capitain Pellews Handlungsweise ein solcher Widerwille nnd Haß gegen die Engländer erzengt worden sei, daß das Schiff iu Gefahr komme, verbrämn, die Mannschaft aber niedergemacht zu werden, wcun der wahre Sachbestand allgemein bekannt würde, daß znleht die Commissaire mit Doeff eine Uebereinkunft trafen, nach welcher Letzterer Director blieb. Ans dem Ertrage der Waaren sollten zuerst die Auslagen der Fac-torei seit 1807 bezahlt werde». Dr. Ainslie blieb als Arzt der Faetorei in Destma zurück nnd ward für einen Amerikaner ausgegeben. Die an Bord befindlichen Waaren, mit Einschluß der Fracht und Auslagen, betrug nach Sir St. Raffles Angabe 273,150 Dollars, wovon bezahlt wurden: Für Kosten der Factorei in Desima 48,648 Dollars Für Kupfer zur Nückftacht . . . 25,000 „ Für baar in Destma zurückgelassen. 4688 Wollenwaaren ebendaselbst zurückgelassen .........WM0 „ Vorschüsse für Personen an Bord . 3678 was mit dem Preise des Kamphers und der sonstigen Güter, welche die Rückfracht bildeten, die Summe von 370,164 Dollars ausmachte. Die Rückfracht brachte in Batavia nur 342,126 Dollars, so daß ein Verlust von 28,038 Dollars aus dieser Reise entsprang. Diese Schisse brachten als Geschenk für den Kaiser einen Elephanten mit, den die Japaner zwar mit großer Neugierde betrachteten, allein nicht annehmen wollten, da es zu schwierig sei, denselben nach Ieddo zu transportiren. Im Jahre 1814 kehrte Herr Cassa nochmals zurück, brachte Nachrichten von dem allgemeinen europäischen Kriege gegen Frank- - »«^ 323 D»!>° reich und hoffte, daß Java bald wieder an Holland zurückgestellt werden würde, weshalb es vielleicht am besten sei, wenn sich Doeff dem Ansuchen Sir St. Raffles wenigstens provisorisch füge. Ill der That lag Letzterem sehr viel daran, den japanischen Handel an England zn bringen, ehe die Colonie anfgehobeu wnrde, und als Doess sich weigerte, dies zn thnn, überredete Cassa zwei der Dolmetscher, in Ieddo darauf anzutragen, daß Doess, dessen Dienstzeit schon zn lange gewährt habe, nicht länger verweilen dürfe. Doeff setzte, sobald er dieses Complott entdeckte, die Dolmetscher durch die Drohung, daß er dem Gonvernenr von Nagasacki Alles mittheilen wollte, so in Furcht, daß er anch diesmal die ihm drohende Gefahr beseitigte. Während so der unisichtige nnd energische Raffles seinem Vaterlande einen großen Theil des ostindifchen Handels zn sichern wußte nud dem Monopol der holländischeu Compagnie dnrch die Errichtnng des Freihafens von Singapore den Todesstoß versetzte, wnrden iu Japan seine Austrengnngeu durch die Gewandtheit des holländischen Directors vereitelt, nnd obschon dieser dafür wieder drei Jahre ohne Verbindnng mit der übrigen Welt bleiben mußte, lohnte ihn demwch das Bewußtsein, daß die holländische Flagge, die sonst von der gauzeu Erde verdrängt worden, noch anf dem kleinen, unter seinen Befehlen stehenden Fleckcheu Erde wehte. In der Zeit dieses langen Aufenthaltes verfaßte Doeff, nnter-stützt von zehn japanischen Dolmetschern, ein holländisch-japanisches Wörterbnch, von dem eine Copie in der kaiserlichen Bibliothek in Ieddo deponirt ward, während Doeff eine zweite dergleichen mit sich nach Europa zu uchmcu gedachte, die er aber mit allen seineu übrigen Papieren einbüßte. Herr Ovenneer Fischer fand später ein nicht ganz vollständiges Exemplar in Defima nnd brachte es 1829 mit sich nach Europa, wo es im königlichen Musenm zn Amsterdam anfbewahrt wird. 2l* XXIII Golownins Gefangenschaft. Golownins Mission. — Erscheint mit der Corvette Diana in Knnaschir. — Wird verrätherischer Weise gefangen genominen. — NachHakotadc transportirt. — Gütigeü Penehmen dcr Bewohner von Städten und Dörfern gegen die Gefangenen. — Ankunft in Hakotadc. — Verhöre beim Gouverneur. — Ncngierde der Japaner. — Reise nach Matsmai. — <5in freundlicher Gou.-verneur. — Der Zustand der Gefangenen verbessert sich. — Vin mißlungener Fluchtversuch. — Gelehrigkeit der Japaner. — Sie theilen den Nüssen Ereignisse mit, die sich mittlerweile in Europa zugetragen haben. Capitain Golownin erhielt im Jahre 1811 deu Auftrag, mit der Kriegsschallippe Diana die südlichen knrilischen und schantan-schen Inseln zu untersuchen. Einige Jahre früher hatten, wie bereits erwähnt, die Lieutenants Chwostow und Dawidow eigenmächtig und von der russischen Negiernng höchlich gemißbilligt, in japanischen Dörfern, die auf jenen Insel liegen, empörende Unthaten verübt und dadurch bei den Japanern ein gerechtes Mißtranen erweckt. Selbst die Tempel waren nicht verschont geblieben, und den Ncis, das hanptsächlichste Nahrungsmittel jener Inseln, welches ihnen aus Iapau zugeführt wird, hatten die Russen im Herbste verbrannt, verwüstet, geraubt, wodurch, ehe der Verlust von Japan aus ersetzt .«M, 325 «»»^ werden konnte, viele Einwohner Hungers starben. Was Wunder, daß die Japaner sehr darüber entrüstet waren! Als nun Golownin sich dem Hafen von Kunaschir näherte, wnrde mit Kngeln auf ihn geschossen. Dasselbe geschah, nachdem er geankert hatte und mit einem Boote an's Land fahren wollte. Nach vielen vergeblichen Bemühungen, sich mit den Japanern freundschaftlich zn verständigen, schien es endlich, als sei ihr Mißtranen beseitigt, denn man winkte ihm, an's Land zn kommen. Er folgte diesem Winke nnd ließ sich sogar durch diese Höflichkeit in die Festnng locken. Hier fand er drei- bis fünfhuudert Mann, mit Flinten, Pfeilen und Spießen bewaffnet, im Kreise sitzen. Er wnrde in ein Zelt vor den Commandanten geführt, anfangs höflich bewirthet und neugierig befragt; doch bald bemerkte er, daß blanke Säbel unter die Soldaten vertheilt wnrden und daß man sich in die Ohren zischelte. Er hatte gebeten, daß man ihm Proviant verkanfen möge, nnd anfangs schien der Commandant willens zn sein, dies zn thnn; jetzt aber erklärte dieser, er müsse zuvor höhere Befehle von dem Gonvernenr von Matsmai einholen, und so lange, bis diese eiuträfcu (wozu er fnnf> zehn Tage bestimmte), müsse ein russischer Ofsicier als Geißel in der Festnng bleiben. Das verweigerte Golownin, worauf der Commandant die Larve abzog uud drohcud versicherte, man werde ihm selbst den Bauch aufschueideu, wcuu er eiuen einzigen von den anwesenden Russen aus der Fcstnng ließe. Sogleich sprangen die Rnsstn auf nnd eilten hiuans. Kngeln pfiffen hinter ihnen her. Drei von ihnen wurden noch in der Festnng selbst ergriffen; Golownin mit den Uebrigen gelangte zwar bis znm Ufer, allein ihr Boot war bei eingetretener Ebbe auf dem Trocknen geblieben, es war daher unmöglich, es schnell wieder flott zu macheu; sie wurden umriugt uud inußteu sich ergeben. So geriethcn Capitain Golownin, der Steuermann Chlebnikow, der Midshipman Muhr, vier Matrosen und ein kurilischer Dolmetscher in japanische Gefaugeuschaft. Alle wnrden auf eine gransame, jedoch ansdrücklich durch japanische Gesetze vor- geschriebene Weise mit Stricken gebunden und so mehrere Wochen lang 1020 Werste weit theils in Booten, theils zn Fuße nach Ha-kotade transportirt. Dieses Binden war glücklicherweise die einzige Beschwerde der Gefangenen, denn sie wurden uuterwegs gut gespeist uud getränkt, anch mit einer Sorgfalt bedient, die der Menschlichkeit der Japaner Ehre machte. Unter Anderem waren einige Lente dazu bestellt, ihnen mit Zweigen die Mücken und Fliegen zu vertreiben; beim Durchgänge durch Bäche faßte man sie hülfreich nnter die Arme, und wenn sie ein natürliches Bedürfniß zu befriedigen hatten, lieh man sogar den Gebuudeuen japanische Hände, um sich der hinderlichen Kleidungsstücke entledigen zn können. Auch wurde der erschöpfte Golownin in einer Sänfte getragen. Wie manches europäische Volk würde mit seinen Gefangenen weit grausamer umgegangen sein! In einer kleinen Stadt erhielten sie baumwollene wattirte Schlafröcke, um sie bei Regen und Kälte über die Kleider zn ziehen. Dreimal täglich wurden sie gespeist mit Neisbrei, Nudeln, Fischen, Giern und allerlei Gewächsen, und Jeder aß, st' viel ihm beliebte. Das gewöhnliche Getränk war Thee, bisweilen bekamen sie anch Sacki. Blos ihre Stricke verursachten ihnen große Schmerzen nnd wnrden nur selten gelöst, nm die dnrch Reibung entstandenen Wnu-den zu verbinden. Endlich aber befreite man sie anch von diesen Fesseln, bis anf die Ellenbogen, die noch gebunden blieben, nnd behandelte sie überhaupt sehr liebreich. Durch die kleiusten Pfützen wnrden sie getragen, damit sie durch uasse Füße nicht krank werden sollteu und, um Selbstmord zu verhüten, verweigerte man ihnen nicht allein den Gebrauch von Messern nnd schneidenden Werkzeugen, sondern ließ sie anch dem Wasser nie zu nahe kommen. Nicht einmal Erdbeeren sollten sie am Wege pflücken, weil diese Frncht, wie die Japaner angaben, der Gesundheit schädlich sei; als aber die Russeu sie vom Gegeutheil versicherten, erlaubten sie es gern. Auch die Eiuwohner der Dörfer, durch welche der Zug giug, betrugeu sich zwar neugierig, aber stets sehr liebreich Z37 (besonders die Frauen), spotteten nie, nnd wenn Einer zn trinken begehrte, eilten sie, einander zuvorzukommeu. Viele baten die Wache nm Erlanbniß, die Unglücklichen bewirthen zu dürfen, nnd wnrde es ihnen zugestanden, so brachten sie Wein, Confitüren, Früchte und dergleichen. Nach Zeichnungen oder etwas Geschriebenem wareil die Japaner sehr lüstern, nnd die Gefangenen konnten nicht Fächer genug mit russischen Liedern beschreiben; aber nie wnrden sie dazn gezwungen, sondern immer höflich darnm gebeten, und der Empfänger dankte jederzeit ehrerbietig, vergalt es wohl auch dnrch ein Geschenk von Rauchtabak. Endlich erreichten sie Hakotade, wo sie feierlich einzogen unter gewaltigem Znlauf von Volk; allein dieses Volk war bescheiden, nnd Golownin bemerkte in den Blicken der Zuschauer nichts Schadew frohes, nichts Beleidigendes, souderu überall nur Theilnahme und Mitleid. Die Gefangenen wurden in eine große, fast dunkle Scheuer geführt, in welcher Käfige von dicken Balken standen; hier sperrte man sie ein, theils einzeln, theils mehrere vereint, doch Alle einander so nahe, daß sie sich gegenseitig hören konnten. Es wnrde ihnen ein Arzt zngcordnet, nm für ihre Gesnndhcit Sorge zn tragen, und dreimal täglich brachte man ihnen zn essen. Nach einigen Tagen wnrden sie zn dem Gouverneur geführt, nm verhört zn werden. Sie mußten, dort angelangt, eine Weile warten, wurden aber indessen mit gutem Thee nnd tresslichem Tabak bewirthet. Bei diesem sehr umständlichen Verhör fragte man sie nnr nnter Anderem: Ob seit Kurzem die Religion in Nußland verändert worden? denn LaMann, der mit einem Schiffe viele Jahre früher bei ihnen gewesen, habe einen langen Zopf und starkes, mit Mehl bestrentcs Haar getragen, während sie das ihrige hingegen knrz ab- -«!H 328 Nn>- geschnitten trügen. Die Japaner wnnderten sich sehr, als sie vernahmen, man dürft in Rußland das Haar nach Belieben tragen. Nachdem die Gefangenen in ihren Kerker zurückgeführt waren, schenkte man Jedem im Namen des Gouverneurs einen baumwollenen Schlafrock und bewirthete sie alle mit Sacki. Bisher hatten sie nicht gewagt, getrennt, wie sie durch die Käsige waren, sich laut mit einander zu besprechen; endlich fragten sie, ob es erlaubt sei? und erhielten zur Antwort: Sprecht, wie Ihr wollt und so laut es Euch beliebt. Arzt und Dolmetscher erschienen jeden Morgen, die Gefangenen fragend, wie sie sich befänden und ob sie etwas bedürften? leisteten ihnen auch sechs und mehrere Stunden täglich Gesellschaft. Außerdem wurdeu sie täglich von Beamten besucht, die sich neugierig und freundlich mit ihnen unterhielten. Einer derselben hatte, als Laxmann dort war, die Russen singm hören, und tanzen sehen; er begehrte einst dieselbe Unterhaltung von den gefangenen Matrosen, als aber Golownin sagte, in ihrer jetzigen Lage könne man sie dazu nicht zwingen, antwortete er: freilich, freilich, wir würden in Eurer Lage es auch uicht thun, Lieutenant Ricord hatte nach Golownins Verschwinden als ältester Ofsicier das Commando der Diana übernommen und alle Habseligkeiten seiner gefangenen Kameraden in Koffern und Mantel-säcken au's Land bringen lassen. Die Japaner lieferten Alles redlich ab. Beim zweiten Verhör sollten die Russeu aussagen: wärmn Dawidow nnd Chwostow die japanischen Dörfer überfallen, geplündert uud verbrannt? wer ihnen das befohlen? was man in Rußland dazu gesagt habe? u. s. w. Golownin antwortete: die Schiffe wären nicht kaiserliche, sondern Kanffahrtei-Schiffe gewesen, die Befehlshaber derselben hätten eigenmächtig gehandelt und wären dafür in's Gefängniß geworfen worden (wie auch wahr). Alles das wollten die Japaner nicht recht glauben, wenn aber Golowniu endlich hitzig wurde und ihnen Bitterkeiten sagte, so nahmen sie -««2, 329 D5»- das gar nicht übel, sondern lachten und zeigten überhaupt stets eine bewunderungswürdige Geduld. Dieses Verhör dauerte bis zum Abend, jedoch mit Pausen, in welchen die Gefangenen nicht allein gespeist, sondern auch mit Wein, Tabak und Thee mit Zucker bewirthet wurden, welches Letztere besonders zu den japanischen Leckereien gehört. Ein anderes Mal übergab man ihnen ein Schreiben, welches die Officiere der Diana vor ihrer Abfahrt an's Land geschickt hatten. Als nun die Nusseu bei dessen Anblick sich der Thränen nicht enthalten konnten, waren alle Japaner sehr gerührt und suchten ihre eigenen Thränen zu verbergen. Die Behandlung der Gefangenen wurde immer liebreicher. Giner der Beamten verließ sie nie, ohne nicht ein Geschenk zurückzulassen. Der Grnnd, warum sein Mitleid noch lebhafter war, als das aller Uebrigeu, wirft abermals ein freuudliches Licht auf den Charakter der Japaner; es war nämlich vor Kurzem ein Fahrzeug vcrloreu gegangeu, auf welchem sein Bruder sich befundeu, uud der Gedanke, daß sein Bruder irgendwo in gleicher Lage stch befinden könne, wie die Russen, bewog ihu, diesen solche Mildthätigkeit zu erweisen In einem der folgenden Verhöre wurden die Gefangenen befragt: warnm sie bei Kunaschir in einem Dorfe Holz uud Reis ohne Einwilligung der Eigenthümer weggenommen? — weil, hieß es, wir in Noth waren und keinen Menschen im Dorfe fanden, jedoch richtige Bezahlung zurückließen. — Nun wollten die Japaner wissen, ob in einem solchen Falle in Enropa das Nehmen erlaubt sei? Bei nns, sagten sie, muß man lieber Hungers sterben, als fremdes Eigenthum anrühren. Aber anch bei solchen Vorwürfen sprachen sie nie mit Bitterkeit, sondern immer bescheiden und freundlich, und bemühten sich, dem Verhör das Ansehen einer geselligen Unterredung zu geben. Nnr die Beköstigung schien den Nüssen zu mager, und sie klagten oft darüber. Nach 5)0 Tagen des Aufenthalts in Hakotade wnrden die Nnffen nach Matsmai transportirt, und hier auf ähnliche Weise eingesperrt, verhört nnd behandelt. Wenn sie znm Verhör geführt wurden, und es etwa regnete oder schmntzig war, so hielten die Japaner Regenschirme über sie und legten Breter über die schmutzigen Stellen. Wo wären in Europa dergleichen kleine Aufmerksamkeiten den Gefangenen von einer Nation erwiesen worden, ans welcher ein zügelloser Hanfe so schwere Beleidigungen verübt hatte, nnd die selbst immer noch feindlicher Absichten sehr verdächtig waren? Als die Nnfscn auf die Frage: wo sie zu leben wünschten? erwiderten: wir haben nnr zwei Wünsche, entweder in nnser Vaterland zurückzukehren, oder zu sterben, hielt der Gouverucur eine lange Rede, die alle Zuhörer tief rührte. Er sagte nnter Anderem: „Die Japaner sind Menschen nnd haben ein Herz wie ihr; darum fürchtet ench nicht nnd verzweifelt nicht. Wird es erwiesen, daß ihr nns die Wahrheit gesagt, so werdet ihr, mit Lebensmitteln versehen und überdies beschenkt, nach Nußland entlassen werden. Indessen sorgen wir, daß ihr keine Noth leidet und gesund bleibet. Schonet ench! bedürft ihr irgend etwas, so schämt euch nicht, darnm zn bitten." Hieranf machte er ihnen nene Kleider znm Geschenk, die sie nach Belieben nach japanischem oder rnssischem Zuschnitt bestellen dnrften. Ein anderes Mal ermähnte er sie wieder, sich nicht der Verzweiflung zn überlassen, sondern zn Gott zn beten und geduldig den Ausgang abzuwarten; er wolle sich kräftig beim Kaiser für sie verwenden. Venn Schlnssc jedes Verhörs empfahl er ihnen Vertrauen anf Gott. Anch ließ er ihnen Papier nnd Dinte geben, damit sie selbst in russischer Sprache ihre Sache vortragen nnd mit Hülfe der Dolmetscher in's Japanische übersetzen könnten. Ihre Beköstignng war in Matsmai nnglcich besser als in Hakotade. Man hatte ihnen Diener znge-ordnet, die selbst in Kamtschatka gewesen waren, nnd diesen be^ fohlen, die Speisen nach russischem Geschmack zn kochen. Als die Witterung kalt wurde, erhielten die Gefangenen warme Schlafröcke, Bärenfelle und Bettstclleu. Sogar die Plätze für gewisse Bedürfnisse ließen die Iapauer so einrichten, wie die Rnsscn es wünschten. Nur mit unnützen Fragen wnrden sic oft gequält, wie z. B., welche Kleidungsstücke trägt der russische Kaiser? welches Pferd reitet er? was für Vögel giebt es in der Gegend von Petersburg? wie kleidcu sich die russischeu Frauenzimmer? wie viele Fenster sind im kaiserlichen Paläste? wann fangen die russischen Frauen an, Kinder zn gebaren? wann hören sie auf? nnd dergleichen mehr. Die Behandlung der Gefangenen wurde jedoch immer milder; sie dnrften im Gefängniß Tabak raucheu; der Arzt kam dreimal täglich, sobald Einem von ihnen das Geringste fehlte; brachte auch wohl, weun der Fall bedenklich schien, noch andere Aerzte mit. Endlich wnrden sie auch jeder Fessel entledigt; die Käsige verschwanden nnd hatten sich in einen langen Saal mit nenen Matten verwandelt, in welchem sämmtliche Gefangene uugetrcnnt und bequem sich bewegen konnten. Tassen, Theekessel, Tabakspfeifen wnrden nen angeschafft; Beamte kamen mit ihren Kindern, ihnen Glück zn wünschen und zu plauderu; das Tischgeschirr war neu nnd feiner, die Speisen besser; der Wein wurde uicht mehr iu Tassen, sondern im Ueberflusse gereicht; statt Lampen mit Fischthran gab man ihnen Lichter; kurz sie waren uicht mehr Gefangene, sondern Gäste. Der Gouvcrnenr schickte einen Beamten nach der Hauptstadt, um die Augelcgeu-heiten der Russen zu betreiben. Als der Frühliug kam, dnrften sie im Hofe spazieren gehen. Da jedoch die Nachrichten aus der Hauptstadt bisweilen zweideutig klangen, und die Ungeduld der Russen endlich jede Hoffnung aufgab, durch die Iapauer selbst in Freiheit gesetzt zu werden, so faßten sie den verwegenen Entschluß, zu eutstieheu, sich eiues Fahrzeuges zu bemächtigen nnd anf gnt Glück in See zn stechen. Alle, der Midshipman Muhr ausgenommen, vereinigten sich zu dieser Unternehmung, die noch dadnrch erleichtert wurde, daß man -"«2, 332 M5»- ihnen jetzt sogar Spaziergänge außerhalb der Stadt erlaubte, und sie aus dem Gefängnisse in ein schönes Hans versetzte, in welchem zuvor ein Beamter gewohnt hatte. Der Gouverneur äußerte dabei, die Russen sollten hinfort die Japaner als ihre Landsleute und Brüder betrachten. Trotz aller dieser Milde nnd aller Versprechungen des Gouverneurs, sich persönlich in der Hauptstadt für die Russen zu verwenden, beharrten diese dennoch bei ihrem Vorhaben, uud führten es wirklich ans, indem sie bei Nacht sämmtlich (Muhr ausgenommen) durch ein nnter den Zann gegrabenes Loch krochen. Im Freien waren sie nuu wohl, aber das eigentliche Entkommen blieb darum doch eine Unmöglichkeit. Man mnß in dem Bnche selbst die interessante Erzählung nachlesen, mit welchen Beschwerden, Gefahren, Mangel nnd Elend sie in dcn Schnee-gebirgen von Matsmai zn kämpfen hatten, nnd endlich doch, nach zehn Tagen, den verfolgenden Japanern in die Hände sielen. Hier nun zeigte sich auf's Neue der Charakter dieser Nation sehr achtnngswerth. Keine Beleidigung, keine Schmähung widerfuhr den Russen; man erquickte sie sogleich durch Speise nnd Trauk, und als die Japaner sahen, daß Golownin hinkte, faßten ihm zwei unter die Arme und halfen ihm jede Anhöhe ersteigen. In den Dörfern, dnrch welche man die Gefangenen zurückführte, fan-dcn sie überall mitleidige Blicke, und weinend brachten ihnen manche Frauen Essen und Trinken. Selbst der Gonvernenr empfing sie ebenso heiter als zuvor, äußerte keinen Unwillen, sondern fragte mit gewöhnlicher Leutseligkeit nach den Ursachen der Flucht, nnd ob sie wohl gewußt hätten, daß, wenn es ihnen gelungen wäre, er nnd mehrere Beamte es mit ihrem Leben gebüßt haben würden? Endlich erklärte er: ,Die Rnssen kennen die japanischen Gesetze nicht; sie sind auch nicht in der Absicht entflohen, nm den Japanern Schaden zuzufügen; nnr der Wunsch, ihr Vaterland wiederzusehen, hat sie dazn bewogen; das Vaterland aber muß ^«02, 333 Mün>- der Mensch über Alles schätzen; folglich haben wir unsere gute Meinung von Ench auch nicht geändert, und ich werde nach wie vor Gnch die Erlaubniß zur Rückkehr nach Rußland auszuwirken suchen." Welcher christliche Europäer hätte humaner sprechen und handeln können? — Zwar mnßten die Russen, die ihre Freiheit gemißbraucht hatten, nun wieder in's Gefängniß, wurden auch schlechter gehalten als zuvor; allein Golownin gesteht selbst, daß selbst in dieser Lage die japanischen Gesetze weit menschenfreundlicher waren, als die der meisten, wo nicht aller europäischen Staaten. Bedurften die Gefangenen in der Nacht etwas, so weckten die Wächter sogleich und ohne Mnrren die Diener, um das Verlangte zu holen. Bei einem heftigen Erdbeben in der Nacht kamen die Wächter sogleich mit Laternen, nm die etwa Erschrockenen zn beruhigen. Oft brachten mehrere derselben verstohlen Erfrischnngen. Ja sogar ein Soldat, der wegeu der uicht verhüteten Flucht degradirt worden war, und dessen bleiches Gesicht den Gram ausdrückte, den die Nuffeu ihm verursacht hatteu, empfing sie dennoch freundlich uud ließ keiuen Haß oder Unwillen blicken, bediente sie vielmehr mit Eifer; ein Edelmuth, der die Gefaugenen oft zu Thränen rührte. Als nachher der Kummer den gebeugten Golownin auf ein schweres Krankenlager warf, ließ der Gouverneur ihu herzlich bitten, wenn blos Vcrzweifluug die Ursache seiner Kraukheit sei, sich zu beruhigelt, man wolle den Ruffeu keiu Leid zufügen; bei Ankunft des erwarteten neueu Gouverneurs werde auch ihre äußere Lage sich wieder verbessern, uud dauu wolle er, vereint mit seinem Nachfolger, an ihrer Befreiung arbeiten. Dem Dolmetscher selbst standen die Thränen in den Angen. Bald daranf wnrde auch schon die Beköstigung wieder besser, uud bestaub bisweilen sogar aus Hühucrsuppen. Als der neue Gouverneur wirklich ankam, wurden die Gefangenen wieder in ihre alte Wohnung versetzt, ebenso liebreich als zuvor, und in Ansehnng der Nahrungsmittel noch besser als früher behandelt. Man versorgte sie sogar mit Vorhängen gegen die Mücken; man gab ihnen ihre Bücher nebst Dinte und Papier. Sie schickten nun ein Danksagungsschreiben an den abgehenden Gonvcrneur, worin sie nnter Anderem ihm das Compliment »nachten: es fei ein Glück für sie, daß in ihrer traurigen Lage gerade er Befehlshaber gewesen. Er lachte bei dieser Stelle und meinte, ein Anderer auf seinem Posten würde ebenso gehandelt haben. Wirklich that das anch sein Nachfolger; er gewährte ihnen freie Lnft, frisches Obst, nnd sandte an einem Festtage das Essen ans seiner eigenen Küche. Die Wächter wnr-den gefälliger, brachten oft Wein und Früchte, nnd zwar nicht mehr verstohlen. Eines Tages wurden die Gefangenen durch einen reichen Mann mit einer nngewöhnlich gnten Mahlzeit in schönem Geschirr bewirthet, weil er von einer gefährlichen Krankheit genesen, nnd es in solchen Fällen Sitte war, Arme oder Unglückliche zu speisen. Ein herrlicher Zng darf nicht übergangen werden. Einige Knrilen, die als rnsstsche Spione ergriffen nnd überwiesen waren, wnrden von der Regierung vernrtheilt, den Kopf zu verlieren; allein der Gouvernenr stellte vor, es werde den Japanern zur Schande gereichen, wenn sie Unglückliche mit dein Tode bestraften, die den Befehlen der Nnssen hätten gehorchen müssen; er trage daranf an, sie lieber mit Geschenken zn entlassen; nnd die Negierung bewilligte es. Zn großem Bedauern der Gefangenen starb der neue Gouverneur sehr bald; aber auch der Nachfolger von diesem behandelte sie mit gleicher Milde. Noch lange schwebten sie jedoch zwischen Furcht nud Hoffnung, bis sie endlich durch die Klngheit nnd die anfopfernde Freundschaft des Lieutenant Nicord befreit wurden. Man hatte von Icddo einen holländischen Dolmetscher nach Matsmai geschickt, begleitet von einem andern Gelehrten, und . -«°!N 335 "knnn- Beide wünschten die russische Sprache zu erlernen. Letztem kannten die Russen nnr unter dem Namen Addati-Souuai, es war aber in der That niemand Anderes als Doeffs Frcnnd, der Astronom Globius. Der Dolmetscher, ein junger Mauu vou etwa 27 Iahreu, der schon mit den Regeln europäischer Spracheu bekannt war, machte schnelle Fortschritte, und der Astronom war auch bald im Stande, ein russisches Handbuch der Arithmetik zn übersetzen, welches einer der von Larinann im Jahre 1792 zurückgebrachten Japaner mitgebracht hatte; ebenso verstand er das System des Copernicns, den Unterschied zwischen alter nnd neuer Zcitrechnnng, uud besaß audere Keuutnisse der Astronomie, die zu Thunbergs Zeiten noch uubekanut waren. Mit großem Eiser studirte er eine Abhandlung der Physik, welche sich uuter deu Effekten befand, welche Golowuin vou seinem Hreuude Nicord an's Land geschickt worden waren. Die Ereignisse, welche zu jeuer Zeit in Europa stattsaudeu, waren den Japanern gleichfalls nicht unbekaunt geblieben. Sie theilten den Russen Nachricht von der Einnahme Moskau's mit, der diese ebensowenig Glanben schenken wollten, als Doeff der Kunde von der Befetznng Hollands. Der Elephant, welcher zu jener Zeit nach Nagasacki gebracht worden war, wnrde von ihnen mit der größtcu Genauigkeit beschrieben, ebeuso desseu Wärter, eiu Eiu-geborner von Sumatra. Ein anderer Japaner, Namens Teske, hatte schon früher begonueu, Unterricht im Nnsstschen zu nehmen, und sprach dasselbe jetzt bereits ziemlich geläufig. Dieser jnnge Mann war sowohl in politischer als religiöser Beziehung ein Freigeist; allein im Allgemeinen fand Golownin die Japaner ziemlich abergläubisch. Die Soldaten, die sich iu kaiserliche Truppen und in audere, im Solde des Priuzen von Matsmai stehende theilten, beschreibt er ziemlich so, wie Kämpfer. Beiuahe alle konnten lesen, und wareu nicht wenig erstauut, daß keiner der russischeu Matrosen lesen nnd schreiben konnte, sowie daß blos ein einziges russisches Buch iu der Bagage des russtscheu Offieiers gefunden ward, uud -««!, 336 D°«^ dieses nur auf grobes Papier gedruckt, während die englischen und französischen Bücher sehr schön ansgestattet waren, und fragten, ob man in Rußland die Kunst des Buchdruckens verstände? Karten nnd Schachspiel dienten den Japanern oft, nm sich zn zerstreuen; erstere wurden mit europäischen Namen genannt, und 52 bildeten ein Spiel; da aber wegen der oft aus demselben cutsteheudeu Streitigkeiten dasselbe gesetzlich verboten war, so hals man sich, indem man andere, viel kleinere als die europäischen Karten, machte, von denen nm 48 auf ein Spiel gingen, ganz ans dieselbe Weise, wie in Amerika, wo das Gesetz verbietet „mit Kugeln nach nenn Kegeln zu schieben," nnd man deshalb zehn Kegel, von denen im Gesetz nichts zu lesen ist, dazu verwendet. Bei ihrem Schachspiel bedienten sie sich 400 Figuren, die nach verschiedenen Richtungen bewegt nnd auf verschiedeue Weise genommen werden konnten. Von den Nnfseu leruten sie sowohl Schach als Dame ziehen, wie es in Europa gebräuchlich, und diese Spiele, wie die bei denselben gebräuchlichen Benennnngen, wnrden bald in der ganzen Stadt Matsmai sehr populär. Der Beginn des neuen Jahres ward in der gewöhnlichen Weise gefeiert, indem ein jeder Japaner jedem seiner Freuude einen Besuch machte; denjenigen aber, welche zn entfernt wohnten, ihre Glückwünsche schriftlich zusenden mußten. Während der ersten zwei Wochen trug man bessere Kleider als gewöhnlich und dachte an nichts, als sich gegenseitig zn besuchen, zu esseu, zu trinkeu uud lustig zu seiu. Im Ganzen fand Golownin die Japaner sehr mäßig; Trunkenheit galt als unschicklich, besonders am Tage und au öffentlichen Plätzen; deshalb wählte man zu Festlichkeiten immer die Abendstunden. Die Häuser, Kleider und Lebensweise wichen, trotz des nördlichen Klimas, wenig von denen ab, welche nns Kämpfer beschreibt. XXIV. Capital« Nicord befreit seine Landsleute. Lieutenant Nicord meldet die (Äcfangcnschaft seiner Landsleute nach Petersburg erhält das Commando der Diana und erscheint mit drei Schiffen in Kunaschir. — Versucht vergeblich Verhandlungen anzuknüpfen. — Nimmt ein japanisches Fahrzeug und macht die Mannschaft zu Gefangenen, — Erhält von diesen die Nachricht, daß seine öandslcute noch am Leben seien. — Neue vergebliche Versuche zn unterhandeln. — Ein edler Kaufmann, — Ein rührender Abschied. — Ein zweiter Besuch in Kunaschir. — Die Japaner werden entlassen. — Kachis cisrige Verwendung für die ge-fangencn Nüssen. — Nicord segelt nach Halotade. — (§iu frohes Wiedersehen. — Ein glücklicher Vater. — Eine zärtliche Gattin und ein ergebener Freund. — Kachis Großmuth und Freigebigkeit. — (Nolownins Rückkehr. — Seine und seiner Freunde Belohnung durch den ßzaarcn. Lieutenant Nicord, nachdem er vergeblich Kunaschir bombar-dirt hatte, dnrch die schwache Anzahl seines Schiffsvolkes von 51 Seelen aber verhindert war zn landen, nm Golownin und seine Gefährten zn befreien, hatte das tranrige Schicksal seines Befehlshabers nach St. Petersburg gemeldet, von wo ihm das Commando der Diana übertragen worden war. Dieser treue Freund versuchte nun Alles, nm seinen gefangenen Landsleute» die Freiheit zu verschaffen, uud erschien im Sommer 1812 wieder in Heine, Will,. Japan ,md feine VnMmer. 22 -«N 338 M»" Kunaschir, nachdem der Gouverneur von Ochotsk sein Schisssvolk noch durch zehn Soldaten und einen Unterofsicier verstärkt und ihm zwei Transport-Schiffe unter den Lieutenants Filatow und Iaknschkin zur Verfügung gestellt hatte. Er brachte diesmal den einen der von Chwostow entführten Japaner mit sich, dessen Gefährte gestorben war, sowie sechs andere Japaner, die an der Küste von Sibirien Schiffbruch gelitten hatteu. Ricord hoffte diese sieben Japaner für die sieben gefangenen Russen auswechseln zn können; als er aber die Bay von Kuuaschir erreichte, wo Golowuiu gefaugeu worden und die deshalb von ihm L«^ ^ 1a tr^ison (Bay des Verrathes) genannt wurde, fand er, daß man eine nenc Batterie von 14 Kanonen errichtet hatte; alle Gebäude waren mit schwarz und weiß gestreiften Tüchern behängen, alle Boote waren auf's Trockene gezogen uud kein menschliches Wesen war sichtbar. Leon-saimo, der von Chwostow entführte Japaner, hatte während seiner Gefangenschaft etwas russisch gelernt, und mit seiner Hülfe richtete Capitain Ricord einen kurzen Brief an den Commandanten der Stadt, den er davon benachrichtigte, daß er sieben Japaner mit sich zurückgebracht uud daß er die Befreiuug seiner eigenen Landsleute wünsche. Aus verschiedenen Gründen wnrde man mißtrauisch gegen Leonsanno, nichtsdestoweniger sendete man den von ihm geschriebenen Brief durch einen der anderen Iapauer an's Land. Auf dieseu ward alsbald von den Batterien am Ufer gefenert nnd er erschien nicht wieder am Bord. Drei Tage später ward eiu anderer Brief in russischer Sprache dnrch einen zweiten Japaner an's Ufer gesendet. Dieser kehrte znrück, meldete aber, daß der Commandant sich geweigert habe, ihn zu empfangen. Noch ein dritter Brief ward an's Ufer geschickt, auch dieseu hatte der Commandant abgelehnt nnd nur mündlich darauf geantwortet: „es ist gut, der russische Capitain mag zur Unterredung in die Stadt kommen." Es schien zuletzt uuuütz, auf diese Weise die Verhandlungen fortzuführen, und deshalb beschloß Capitain Nicord, den Leonsaimo, der bereits sehr schwermüthig geworden war, und mehrmals gesagt hatte, er würde nicht wieder mit den Nnssen zurückkehren, sondern sich eher umbringen, an's Ufer zn schicken, nm wo möglich Nachricht über die gefangenen Nnssen einzuziehen. Gin anderer Japaner sollte ihn begleiten, und für den Fall, daß sie zurückgehalten würden, versah man Leonsaimo mit drei Zetteln, anf dem ersten stand: Capitain Golownin nnd die übrigen sind in Kunaschir; auf dem andern: Sie sind nach Matsmai, Nagasacki oder Ieddo abgeführt, auf dem dritten: Sie sind todt. Je nach Ermessen der eingezogenen Erkundigungen sollte Leonsaimo den betreffenden dieser Zettel an Bord schicken nnd darin je nach Befinden der Umstände etwas ansstreichen oder hinznfügen. Leonsaimo kehrte allein znrück nnd brachte die Nachricht, daß alle gefangenen Nnssen todt seien. Noch einmal an's Ufer gesendet, nm eine schriftliche Wiederholung dieser Nachricht zn erlangen, kehrte er nicht mehr znrück. Tief bestürzt über das traurige Schicksal seiuer Freunde wollte Capitain Nicord wenigstens noch einen Versnch machen, sich zuverlässige Nachrichten zn verschaffen, nnd war entschlossen, die Bay nicht eher zn verlassen, bis ihm irgend ein Japaner oder irgend eines ihrer Schisse in die Hände gefallen sei. Am 6. September Morgens gelang es Lientenant Rndakow, in einem Boote zwei Japaner und einen behaarten Kurilen zu überraschen; ans diesen war jedoch nichts heransznbringen, sie sielen anf die Kniee und antworteten anf alle Fragen blos olio! Ho! Am andern Morgen erblickte man ein von der See her dem Meerbusen sich näherndes großes japanisches Schiff. „Sogleich," meldet uns Capitain Ricord, „schickte ich den Capitain Nndakow wieder entgegen, mit dem gemessenen Befehle, sich der Waffen nicht zu bedienen, sondern nur durch Ueberraschnng sich des Fahrzeuges zu bemächtigen, uud den Herrn desselben an Bord zn bringen. Nach einigen Stnndcu," erzählt Capitain Ricord weiter, „sahen wir, daß ohue bemerkbaren Widerstand das Schiff in unseren Händen war, nnd daß es nach nnserem 22" -««a, 340 NM^ Ankerplatze bugstrt wurde. Der Lieutenant Filatow berichtete mir Folgendes: Als unsere Boote sich dem japanischen Schiffe näherten, sahen sie viele, wie es schien, bewaffnete Menschen auf demselben, und da es auf gegcbeue Zeicheu die Segel uicht emzog, so waren die Unserigeu genöthigt, ein paar Mal in die Luft zu schießen. Da zogen die Japanesen sogleich die Segel eiu und, weil das Ufer sehr nahe war, stürzteu sich einige in's Wasser, um durch Schwimmen sich zu retteu. Die uuscreu Booten am nächsten wnrden von den Ruderern aufgefischt, die übrigen schwammen an's Ufer oder gingen uuter; ill Allem waren 60 Mann auf dem japanischen Fahrzeuge, dessen Eigenthümer mm zu mir gebracht wurde. Seine reiche gelbe Kleiduug, der Säbel, den er trug, und andere Kennzeichen bewiesen, daß er eiu bedeuteuder Mauu sei. Ich nahm ihn sogleich mit in die Kajüte. Er begrüßte mich nach seiner Laudes-art sehr unterwürfig. Auf mein Zureden, ruhig zu sein, setzte er sich ganz fteuudlich auf eiucn Stuhl. Ich befragte ihu, mich der japanischen Worte bedienend, die ich von Leonsaimo gelernt hatte. So erfuhr ich, daß er Takatai-Kachi heiße uud deu Nang eines Smdofnamotsch habe, das heißt eines Befehlshabers uud Eigenthümers mehrerer Schiffe. Nach seiner Anssage gehörten ihm deren zehn. Er kam mit seinem Schiffe von der Insel Iturupa uud wollte uach dem Hafen Hakotade aus der Insel Matsmai. Seme Ladung bestand aus getrockneten Fischen, uud widrige Wiude hatteu ihn genöthigt, in die Bay von Kuuaschir eiuzulaufeu. Um ihn sogleich von Allein, was uus betraf, in Keuutniß zu setzen, gab ich ihm deu Brief zn lesen, den Lcousaimo an den Befehlshaber der Insel geschrieben hatte. Nachdem er ihn durchgelesen, sagte er plötzlich: „Capitain Mnhr und fünf Nüssen befinden sich m der Stadt Matsmai." Dann erzählte er, in welchem Monat sie von Kuuaschir dahin gebracht, durch welche Städte sie geführt worden wärcu, uud wie lauge sie au jedem Orte verweilt hätten, beschrieb auch den Wuchs von Muhr uud was soust seine Persönlich- .»»«2, 341, mn^- keit auszeichnete. Kurz, nur ein Umstand hinderte uns, der Freude uns ganz zu überlassen, nämlich, daß er kein Wort von Golownin erwähnte." Capitain Ricord eröffnete seinem Gefangenen nun, daß er ihn mit nach Rußland nehmen würde, und erklärte ihm die Umstände, die ihn nöthigten, dies zn thun, worauf er sehr gelassen antwortete: „Ganz gut, ich bin bereit," nnd nur verlangte, daß man ihm ihn Rußland gestatten möge, mit Capitain Ricord znsammen zn wohnen, und als ihm dies versprochen ward, schien er ganz mit seinem uuerwarteten Schicksal ansgesöhnt. Da Capitain Ricord fürchtete, daß die vier noch an Bord befindlichen Japaner, die sehr vom Scmbnt litten, eine andere Reise nicht überleben würden, so beschloß er, dieselben in Freiheit zn setzen uud an ihrer Stelle vier der Begleiter Takatai-Kachis zu wählen. Dieser letztere bat, daß dieses nicht geschehen möge, da er fürchtete, daß diese armen uw wissenden Leute leicht aus Gram sterben könnten; znlctzt aber fügte er sich darein nnd ersuchte Capitaiu Ricord, ihn an Bord seines Schisses zu begleiten. „Hier begann eine sehr rührende Scene. Viele der Matrosen nahten sich ihm mit gesenkten Häuptern, um mit großem Eifer ihm etwas zuzuflüstern; fast allen standen die Thränen in den Augen. Er selbst, dcr bis dahin die Ruhe nnd Starte der Seele behauptet hatte, fing an zu weiuen. Ich schwankte, ob ich meiuen Vorsatz ausführen sollte; nur die Nothwendigkeit konnte mich darin bestärken, um hernach von Jedem einzeln zu erforschen, ob unsere Kameraden wirklich in Matsmai waren. Zn meinem nicht geringen Stannen hatte ich keine Ursache es zn bereneu, denn der Natschalnik (wie ich ihn ferner nennen will), vermöge seines Standes an eine gewisse Lebensart und an weichlichen asiatischen Luzus gewöhnt, würde ohne seine Japanesen viel entbehrt haben. Zwei derselben waren nachher abwechselnd immer bei ihm. Ich bat ihn, da er nun wisse, warum ich ihn mit nach Rnßland nehme, uud was einige Tage vor seiner Ankunft Leonsaimo mir im Namen des Befehlshabers der Insel berichtet habe, dem Letzteren Alles umständlich zu schreiben. Er fertigte einen langen Brief an, nachdem er nochmals alle Umstände, auch den Namen des Schisses, die Zeit unserer Fahrt uach Kunaschir, wo Leonsaimo sei u. s. w., von mir erfragt hatte." „Nachher benahmen sich Takatai-Kachi und seine gewählten Matrosen, als ob unser Schiff ihr eigenes wäre, und wir von unserer Seite wandten Alles an, um sie zu überzeugen, daß wir die Japanesen für keine feindselige, sondern für eine friedliche Nation hielten, mit welcher blos zufällig das gute Vernehmen unterbrochen worden sei. An demselben Tage kam anf meine Einladnng von dem eroberten Schisse auch ein japanisches Frauenzimmer zn uns an Bord, die unzertrennliche Begleiterin von Ta-katai-Kachi auf seinen Reisen von Hakotade, seinem Wohnort, nach Iturupa. Sie war neugierig, unser Schiff zu sehen, sowie die fremden Leute und die artigen Feinde, wofür sie uns gehalten, und deren freundschaftlichen Umgang mit ihren Landsleuten. Nicht weniger war ein japanisches Frauenzimmer für uns eine merkwürdige Erscheinuug. Als sie an's Schiff kam, wurde bemerkt, daß sie sehr furchtsam und verlegen war. Ich ersuchte Takatai-Kachi sogleich, sie zu mir in die Kajüte zu führen, und faßte sie selbst an der andern Hand. An der Thür wollte sie nach japanischem Gebrauch ihre Schuhe ablegen; da aber in meiner Kajüte weder Matteu noch Teppiche waren, so bedeutete ich sie durch Zeichen, daß sie dieser seltsamen Höflichkeit bei uns überhoben sein könnte. In der Kajüte legte sie beide Hände auf das Haupt, mit der flachen Hand nach außen, und begrüßte uns tief. Ich führte sie zu einem Sessel, und Kachi sagte ihr, sie solle sich darauf setzen. Zum Glück für diese nnerwartete Besucherin befand sich auf dem Schiffe eiue junge, ziemlich hübsche Frau, die Gattin unseres jüngsten Wuudarztes. Als die Japanerin diese erblickte, schien es '"«H 343 D«ü> ^ ihr viel Vergnügen zn machen; sie wurde fröhlich nnd knüpfte sogleich Bekanntschaft an. Unsere Rnsstn snchte die Fremde mit dem zu unterhalten, woran die Weiber der ganzen Welt Frende haben, sie zeigte ihr nämlich ihren Putz. Offenbar war die Japanerin eine Dame nach der Mode; sie beschaute alle diese Herrlichkeiten mit großer Neugier, prubirte Einiges an und drückte ihre Bewunderung durch ein angenehmes Lächeln aus. Am meisten schien ihr aber doch die weiße Farbe uuserer Russtu aufzufallen. Sie fuhr ihr mit den Händen über das Gesicht, als argwöhne sie Schminke, und lächelte dann, oft den Ausdruck wiederholend: ^ao^! ^ao^! das heißt gut. Da ich bemerkte, daß die Japanerin den neuen Putz liebe, hielt ich ihr einen Spiegel vor, damit sie sehen könue, wie er ihr zu Gesicht stehe; die Nussin stand gerade hinter ihr, als habe sie sich mit Fleiß dahin gestellt, um die Verschiedenheit der Gesichtsfarben ihr zu zeigen. Sie stieß mit großer Gutmüthigkeit deu Spiegel zurück, sprechend: ^lu-ii! ^varii! (nicht gut). Sie selbst war übrigens recht hübsch; ihr braunes, längliches Gesicht hatte regelmäßige Züge, einen kleinen Mund mit glänzend schwarz lackirten Zähnen; die Augenbrauen schmal, schwarz und wie mit einem Pinsel gezogen, überwölbten ein paar feurige, nicht tief liegende Augeu von gleicher Farbe. Die schwarzen Haare waren wie ein Tnrban aufgesteckt, ohuc andern Kopfschmuck, außer einigen schildpattenen Kämmen. Sie war von mittlerem Wuchs, fein uud wohl gebaut. Ihre Kleidung bestand aus sechs seidenen, fein wattirten, unseren Schlafröcken ähnlichen, weiten Gewändern; jedes derselben war, durch eine besondere Binde sehr tief gegürtet, vom Gürtel bis nach unten straff angezogen; jedes von besonderer Farbe und das obere schwarz. Ihre Sprache war schleppend, ihre Stimme schwach; alles das, mit einer ausdrucksvollen Physiognomie verbunden, machte einen angenehme« Eindruck; sie mochte nicht älter als achtzehu Jahre seiu. Wir bewirthete» sie mit gutem Blüthenthee uud Pfefferkuchen, sie trank uud aß mit Behaglichkeit. Beim Abschied machten wir ihr einige Geschenke, mit welchen sie, sehr zufrieden schien. Ich sagte unserer Russin, sie möchte sie umarmen. Als die Japanerin ihre Absicht merkte, kam sie ihr entgegen nnd küßte sie lachend. Sie wurde mit derselben Naidare an's Land geschickt, welche Kachi's Brief überbrachte." Auf Ricord's Verlangen hatte der japanische Kaufmann an den Commandanten von Kunaschir einen Brief geschrieben, in welchem er ihm die Vorgänge mittheilte, allein auch auf diesen erfolgte keine Antwort, nud so oft sich die russtcheu Boote oder Schiffe dem Ufer näherten, ward aus den Strandbatterieu gefeuert, doch ohne irgend welchen Schaden anzurichten. Auf Aurathen Kachi's kehrte Ricord nach Ochotsk zurück, um vom Gouverneur von Irkutsk eine ofsicielle Mittheilung für die japanischen Behörden zu erlangen, in der das Benehmen Chwostows als eigenmächtig von der Regierung gemißbilligt wnrde. Der Japaner machte während des Winters so schnelle Fortschritte in der Sprache, daß er bald im Stande war, diese geläufig zu sprechen, allein gegen das Ende des Winters starben zwei seiner Begleiter, und die Betrübniß darüber versetzte ihn in so tiefe Melancholie, die durch Heimweh uoch gesteigert wurde, daß man für seine Gesundheit nnd selbst für sein Leben zu fürchten begann, und deshalb so bald als möglich nach Kunaschir zmncksegelte, wo man am 13. Juni 1813 anlangte. Ricord sandte sogleich die beiden Gefährten Kachi's an's Ufer, bedeutete sie aber, daß, wenn sie nicht mit einer befriedigenden Antwort zurückkehrten, er ihren Herrn wieder mit nach Ochotsk nehmen und mit mehr Kriegsschiffen zurückkehren werde. Diese Aenßerung versetzte Kachi in heftigen Zorn nnd er sagte Ricord, daß es nicht in seiner Macht stehen würde, ihn ein zweites Mal mit sich zn nehmen. Später ward er ruhiger, rief die beiden Leute zu sich, uud nachdem er eine Ansprache an sie gehalten und ihrer Obhut ein Kästchen für seine Familie anvertraut, entließ er sie und schien fortan in sein Schicksal ergeben. Ricord, sehr beunruhigt von Kachi's feierlicher Haltung, beschloß nach vorhergegangener Berathnng mit seinen Ofsicieren, ihn ohne weitere Bedingungen freizulassen. Der Japaner, hoch erfreut über dieses Zeichen von Vertrauen, theilte ihnen jetzt mit, daß er entschlossen gewesen, nicht ein zweites Mal gefangen aus seinem Vaterlande fortgeschleppt zu werden, und deshalb den Vorsatz gefaßt habe, die Hali-a-kii-i-i an sich zu vollziehen, indem er sich den Leib aufschlitzte. Zu diesem Zwecke hatte er sich bereits, wie es der Gebrauch erheischt, seiu Haar abgeschnitten und es nebst seinem Portrait und einem Abschicdsgruß an seine Freunde gesendet, die nach seinem Tode das Haar mit denselben Ehren begraben haben würden, welche man sonst seiner Leiche erwiesen hätte. Kachi verwandte sich nnn so eifrig uud mit so gutem Erfolg für die Russen, daß bald einer derselben mit einem Brief Golownius, den er in seiner Jacke eingenäht, an Bord erschien. Dieser empfiehlt seinen Landslenten Klugheit, Höflichkeit, Offenheit, nnd besonders Geduld in ihrem Verkehr mit den Japanern, nnd da letztere daranf bestanden, den obenerwähnten Brief des Gouverneurs von Irkutsk zu haben, so segelte Ricord nach Ochotsk zurück und erschien gegen Ende Octobers wieder in Hakotade. Hier fand man zwar einige Festungswerke am Ufer mit Streifen von Zeug umhängen, die Hänser der Stadt aber waren frei geblieben. Das Schiff war bald von Booten mit Nengierigen gefüllt umgeben, so daß die in anderen Booten herbeigeeilten Soldaten genöthigt waren, die Menge mit Gewalt zurückzutreiben, wobei sie nicht selten Schläge mit den kurzen eisernen Stöcken, die sie im Gürtel trugen, austheilten, nnd nur mit alten Leuten etwas milder verfuhren. Nach mancherlei Verhandlungen bestimmte man die Formalitäten, welche bei der Zusammenkunft Ricords mit dem Gouverneur von Hakotadc beobachtet werden sollten. Eine Ehrenwache von zehn Mann, mit Musketen bewaffnet, sollte den russischen Ofsicicren gestattet sein; dagegen versprachen diese in der -«UN 346 D«»" Barke des Gouverneurs an's Land zu kommen und vor dem Ein-tritt in das Audienzzimmer ihre Stiefel mit Schuhen zu vertauschen. Nach japanischer Etiquette läßt man die Strohsandalen vor der Thür und betritt das Zimmer in Strümpfen, da dies aber bei einem Ofsicier in voller Uniform etwas wunderlich ausgesehen haben würde, so kam man dahin überein, die Schuhe als „lederne Strümpfe" zu betrachten. Ricord führte als Dolmetscher eineu ihm ans Irkutsk gesandten Japaner, der den russischen Namen Kiseleff führte; für die Japaner dolmetschte Teske, der jetzt geläufig russisch sprach, sowie Doess's Freund, Globius. Der Brief des Gouvernenrs von Irkutsk wurde in einer Kiste, welche wiederum in ein scharlachnes Tuch gehüllt war, mit großer Formalität überreicht; die Japaner bewirtheten ihre Gäste auf zuvorkommende Weise, und bald sollte Capitain Ricord die Freude haben, seinen Freund nach so langer Trennung wiederzusehen. Die Zusammenkunft beschreibt er folgendermaßen: „Als ich mich dem Ufer näherte, sah ich Golownin an der Thür des Gebäudes in reicher gelber Kleidung nach europäischem Schnitt, mit seinem Säbel an der Seite. Bei diesem Anblick vergaß ich alle Ceremonien und alle Vorsicht, wartete nicht ab, daß Takatai-Kachi ausstieg, sondern sprang zuerst an's Ufer. Hätte ich nicht mit Golownin so lange gedient und freundschaftlichen Umgang gepflogen, so würde ich ihn in seinem seltsamen Putz nicht erkannt haben. So aber unterschied ich ihn sogleich nnter einem Haufen Japaner, und das Glück unserer ersten Umarmung läßt sich nur fühlen, nicht beschreiben. Er hatte kaum gehofft, sein Vaterland jemals wiederzusehen; ich hatte kaum gehofft, daß es mir gelingen würde, ihn zu befreien, und nun lagen wir einander in den Armen! Die bescheidenen Japaner zogen sich zurück, um nicht den ersten Erguß unserer Gefühle zu stören, nnd schwatzten unter einander."-------------- ^ul^ 347 ««»5- „Wir schieden in der frohen Hoffnung, uns bald nicht mehr zu trennen." „Gegen Abend erfreute mich unerwartet der gute Kachi durch seinen Besuch. Er war gleichfalls bei meiner Unterredung mit Go-lownin zugegen gewesen, aber ungefähr in der Mitte derselben trat er zu mir und sagte- „mir ist nicht wohl, entschuldige mich!" und ging, ohne wieder zn kommen. Meine mich begleitenden Matrosen, die noch immer der Aufrichtigkeit der Japaner nicht trauten, erschraken über Kachi's Entfernung, zumal da er im Vorübergehen „lebt wohl!" zu ihnen sagte; sie meinten, nun werde man mich arretiren." „Jetzt brachte er einen jnngen Menschen mit, nnd hub damit au, er müsse mir etwas Wunderbares erzählen. Gestern sei er heim gekommen und habe unvermuthet vorgefunden — ich sollte rathen, wen? — seinen Sohn! „Betrachte ihn," sagte er, „sieht er mir ähnlich? — Durch ihn habe ich auch die erfreulichsten Nachrichten von meiner Gattin erhalten. Sie ist von ihrer Wallfahrt gesund heimgekehrt, und kaum ist sie in die Stube getreten und hat die Reisekleider abgelegt, als sie durch die Post den Brief empfängt, den ich bei unserer Ankunft in Kunaschir an sie schrieb." Ich wüuschte dem zärtlichen Gatten und Vater herzlich Glück. Ihn bestärkten diese Begebenheiten immer mehr in dem Glauben an die Prädestination, der er sehr ergeben war. Ich liebkoste seinen Sohn, befahl, ihm das Schiff zu zeigen, und stellte ihn meinen Ofstcieren vor, die durch Kiseleffs Hülfe vertraulich mit ihm schwatzten. Der fröhliche Kachi mußte mir indeß von seinein Freunde, dem Einsiedler, erzählen." „Kachi hatte einen vertrauten Freund, der, als er fein trauriges Schicksal erfuhr, all' sein Hab' und Gnt an die Armen vertheilte und m die Berge zog, nm daselbst als Einsiedler zu leben. Kachi's Frau hatte in ihrem Grant ein Gelübde abgelegt, cino Pilgerfahrt nach allen heiligen Orten iu Japan anzutreten, und kaum war sie von '«»2, 348 MN«- dieser Wallfahrt zurückgekehrt, so empfing sie einen Brief, der seine Ankunft verkündete." „I^isoko!" sagte er, „in Japan findet man Menschen auch ohne Laterne" (das bezog sich auf die Anekdote von Diogenes, die er in Kamtschatka von mir gehört uud die ihm sehr gefallen hatte). Ueberhaupt fesselten ihn besonders die Beispiele von Tugend und Seelengröße, gleich der Handlung des berühmten Dolgorucki, als er Peter des Großen Ukas zerriß. Bei dieser Anekdote legte er stets die Hände anf's Haupt, zum Zeichen der Verehrung, und rief mit bewegtem Gemüth: „oici! oki!" (groß! groß!), dann drückte er die Hand an sein Herz, sprechend: „Ku8üri!" (Arznei!) Mit diesem Worte pflegte er jede ihm besonders behagende Speise zu bezeichnen, die er recht loben wollte." „Wie meinst Du," fragte er mich jetzt, „wie ich meinem Freunde vergelten könne? Den Reichthum verachtet er; ich muß etwas thun, was seiner Seelengröße würdig ist. Du weißt, daß ich eine Tochter habe, die ich wegen ihrer Übeln Aufführung meines Namens beranbt und die für mich nicht mehr unter den Lebendigen war. Du nahmst großen Theil an ihrem Schicksale; Deine Neberredungen, mich mit meiner Tochter auszusöhnen, haben mich oft erschüttert, und vielleicht habe ich Deine Freundschaft gekränkt, als ich stets unerbittlich blieb; aber Du kanntest unsere Sitten nicht und fordertest dadurch ein Opfer meiner Ehre." (Ich hatte ihn wirklich oft bis zu Thränen gerührt, aber doch nichts ausgerichtet.) „Jetzt," fuhr er fort, „da ich in meiucm von der Welt geschiedenen Freunde eineu solchen Schatz besitze, jetzt will ich dem seltenen Frcuude ein seltenes Opfer bringen, ein Opfer, das, nach unseren Begriffen von Ehre, das Vaterherz tief verwundet — ich habe beschlossen, meine Tochter wieder in's Leben zu rnftn und mich mit ihr zu versöhueu. Davou werde ich gauz einfach meinen Freund benachrichtigen, und er wird mich versteheu." -"UÄ, 349 "VN»- „Nachher bat er mich, ihm mmmehro zu erlauben, seine Sachen an die Matrosen zn vertheilen. Er that es in eigener Person und gab das Beste solchen, die er am meisten gekannt, besonders unserm Koche, den er Freund nannte. Denn obgleich er meine moralische Speise (wie er sie nannte) mit dem Titel I5n8üri zu beehren Pflegte, so liebte er doch auch nicht weniger, daß die leibliche Nahrnng TuMri für ihn sei. Seine Habseligkeiten bestanden aus baumwollenen uud seidenen Kleidern, großen wattirten Decken und Schlafröckeu, und ihrer waren so viele, daß kein Mann leer ausging. Nach dieser Vertheilung bat er, ich »lochte den Matrosen erlauben, sich heute Abend lustig zumachen. „^i8. I>ipi!» uno ftuic Vc»)lih,icr. ^i3 -"lilll. 354 Mi»- Der Nachfolger Doesss, Herr Blomhoff, hatte seine, junge Gattin und deren neugeborenes Kind mit sich am Bord, deren Gegenwart die Japaner in die größte Unruhe versetzte; uur mit uneudlichen Schwierigkeiten erhielt sie die Erlaubniß zu landen. Doch konnte nicht davon die Rede sein, daß sie bei ihrem Gatten bleiben durfte, souderu sie war geuöthigt, mit demselben Schiff nach Ba-tavia zurückzukehren, und der jnnge zärtliche Gatte war gezwungen, sich auf mehrere Jahre von Weib und Kind zu trennen. Da die alte holländische Compagnie während des Interregnums der Engländer aufgehört hatte, so wurde aller Handel für Rechnung der Colonial-Negierung geführt, die denselben im folgenden Jahre au Unternehmer verpachtete. Im Jahre 1818 erschien Capitain Gordon vou der englischen Marine in einer kleinen Brig von 65 Tonnen in der Bay von Jeddo, nnd versuchte Handelsverbindungen anzu-kuüpfeu. Obschon mit großer Höflichkeit und Zuvorkommenheit behandelt, ward ihm dennoch keine Verbindung mit dem Ufer erlaubt. Ein Ning von Wachtbooten nmgab das Schiff, nnd nachdem man ihm Provisionen und Wasser, deren er bedürfte, gratis geliefert, ward sein Schiff von 30 Booten in's Schlepptau genommen und aus dem Hafeu geleitet. Vom Jahre 1820 bis 182? war I. F. van Overmeer Fischer Director der Factorei in Destma. Bei seiuer Rückkehr nach Holland veröffentlichte er im Jahre 1830 eiu Werk: „L^äraAL tot ^ daß Amerika mit Japan einen Vertrag mache oder handle, da dieses auch anderen Nationen nicht erlaubt ist. Alle fremde Länder betreffenden Dinge werden in Nagafacki besprochen, und nicht hier in der Bay, deshalb müßt Ihr so schleunig als möglich Euch entfernen nnd nicht mehr nach Japan kommen." Eine andere Uebersetzung, die in Canton aus dem Japanischen in's Chinesische nnd aus dem Chinesischen in's Englische gemacht wurde, lautet folgendermaßen: „Der Zweck dieser Mittheilung ist, die Gründe zn erklären, weshalb wir uns weigern, mit Fremden Handel zu treiben, die über den Ocean zu diesem Zweck in unser Land kommen. Folgendes ist die Gewohnheit unserer Nation seit undenklichen Zeiten gewesen. In allen Fällen ähnlicher Art, welche sich ereignet haben, haben wir nns entschieden geweigert, Handel zu treiben. Fremde sind ans verschiedenen Theilen der Erde zu uns gekommen, allein sie sind stets ans dieselbe Weise empfangen worden, uud wir können keinen Unterschied zwischen verschiedenen Nationen machen, wir behandeln sie alle gleich, nnd ihr als Amerikaner müßt dieselbe Antwort erhalten, wie alle Uebrigen. Es wird uunütz sein, den Besuch zn erneuern, da alle Anfragen dieser Art, gleichviel wie zahlreich sie sein mögen, stets zurückgewiesen werden müssen. Wir wissen wohl, daß unsere Gewohnheiten in dieser Hinsicht' von denen anderer Länder abweichen. Allein jede Nation hat ein Recht, ihre Angelegenheiten auf ihre eigene Weise zu leiten. Der Handel, welchen die Holländer in Nagasacki führen, kann kein Grund sein, daß auch andere fremde Nationen Handel treiben sollen; der Platz hat nur wenige Einwohner und die Geschäfte fiud unbedeutend, in der That sind alle die Angelegenheiten von keinem Belang. Zum Schluß haben wir noch zn melden, daß der Kaiser Ench die Erlaubniß, die Ihr wünscht, entschieden verweigert, er rathet Euch dringend, augenblicklich abzureiseu uud um Enrer eigenen Sicherheit willen nie mehr an dieser Küste zu erscheinen." -«UQ 363 M!5»" Diese Schrift war in einem Convert befindlich, trng aber weder Unterschrift noch Adresse, anßer dm Worten: „Erklärendes Edict." Dasselbe ward Commodore Biddle auf die folgende Weise zugestellt, wie er in seiner Depesche dem Marineministcr, Herrn Bancroft, meldet: „Ich muß nun noch einen unangenehmen Vorfall melden. An dem Morgen, an welchem der Beamte mit dem Briese des Kaisers in einer Dschunke anlangte, ersuchte man mich, denselben am Bord der Dschunke zn empfangen. Ich weigerte mich Anfangs und sagte dem Dolmetscher, der Beamte müsse jeden Brief, mit dem er für mich betraut sei, mir am Bord meines Schisses einhändigen. Hierzu gab der Beamte seine Znstimmnng, fügte aber hinzn, daß, da mein Brief am Bord des amerikanischen Schisses übergeben worden sei, der des Kaisers am Bord eines japanischen Schisses überreicht werden solle. Als der japanische Beamte, obschon er Gewicht auf seinen Vorschlag legte, denselben dennoch zurücknahm, sobald ich Einwendungen gegen denselben machte, so beschloß ich, daß es besser sein würde, ihm auch in Etwas nachzugeben, und deshalb theilte ich dem Dolmetscher mit, daß ich an Bord der Dschnnke gehen und daselbst den Brief empfangen würde. Der Dolmetscher verfügte sich an den Bord der Dschnnke, und eine Stunde später folgte ich ihm, in nieine Uniform gekleidet, in einem Boote meines Schiffes. In dem Augenblicke, wo ich an Bord der Dschunke treten wollte, gab mir ein anf dem Verdeck befindlicher Japaner einen Stoß, daß ich in mein Boot zurückfiel. Ich rief sogleich dem Dolmetscher zu, den Mann ergreifen zu lassen, nnd kehrte nach meinem Schiffe zurück, gefolgt von dem Dolmetscher und vielen japanischen Beamten." „Alle waren über diesen Vorfall sehr bestürzt nnd versicherten mir, daß der Schnldige, ein gemeiner Soldat, schwer bestraft werden solle. Zugleich fragte, man mich, anf welche Weise ich ihn bestraft zn sehen wünschte, nnd ich antwortete: nach japanischen 364 Gesetzen. Zugleich fügte ich hinzu, daß die japanischen Beamten selbst unrecht gehandelt, indem sie mich auf dem Verdeck ihres Fahrzeuges hätten empfangen sollen. Ich bemühte mich, ihnen die Größe dieser Beleidigung begreiflich zu machen, nnd wie viel sie meiner Mäßigung zn danken hätten. Sie bezeigten, wie leid ihnen der Vorfall war, und snchten mich ans jede mögliche Weise zu beruhigen. Im Lanfe des Tages sendete mir der Gouvcrueur einen Beamten, um zu melden, daß der Mann schwer bestraft werden würde." Da Commodore Biddle zuletzt eiusah, daß der Vorfall uur der individuellen Uebereilnng des Mannes zuzuschreibeu sei, nnd die Beamten denselben desavouirten, so gab er sich zuletzt zufrieden und verließ am 29. Juli die Bay von Ieddo. Zn derselben Zeit, in der man diese amerikanischen Schiffe mit so wenig Ceremonie wegschickie, befanden sich acht amerikanische Seeleute in Japan eingekerkert, obschon man wahrscheinlich zu jener Zeit in Ieddo nicht davon unterrichtet war. Sie hatten in dem amerikanischen Wallsischfänger St. Lawrence Schiffbruch gelitten nnd waren auf eine der kurilischen Inseln geflüchtet, wo sie im Anfang Juni landeten. Nach einer mehrmonatlichen Einkerkerung brachte man sie nach Matsmai nnd zuletzt nach Nagasacki, einer aber von ihnen verlor sein Leben bei einem Versuch zu entkommen. Znletzt, nachdem sie siebzehn Monate im Kerker znge-bracht, wurden sie den Holländern in Destma übergeben uud von diesen zu Schiff nach Batavia gesandt, wo sie in der „Serampore Free Press" eine Beschreibung ihres Mißgeschicks veröffentlichten uud sich über die üble Behandlnng beschwerten. Am 28. September 1856 traf der französische Admiral Cecille mit der Fregatte Cleopatra nnd einer Corvette in der Bay von Nagasacki ein, da aber auch er mit Booten umgeben war und ihm aller Verkehr mit dem Lande versagt ward, so segelte er schon nach 24 Stunden weiter. In Folge dieser Besuche theilten die Hol- -««!. 365 D5°»- länder den Franzosen nnd Amerikanern die Edicte von 1843 mit, bezüglich cinf die Heimkehr japanischer Schiffbrüchiger und die Ver-messnng der Küsten Japans. Im September 1848 langten fünfzehn fremde Seeleute in Nagasacki an, die man, in enge Käfige eingesperrt, von Matsmai in einer Dschnnke geschickt hatte, und auf dieselbe Weise trng man sie in einen zu ihrem Aufenthalt bestimmten Tempel, den man mit einer hohen Pallisade nmgeben hatte. Jeder Umgang mit ihnen war untersagt, und mir mit Schwierigkeit erhielten die Holländer die Erlaubniß, ihnen etwas Nahrnng uud ewige Kleidungsstücke zu senden. Da keiner von ihnen holländisch sprach, so konnten sich die Japaner nicht mit ihnen verständigen, bis man znletzt den holländischen Director herbeirief. Acht dieser Leute gaben sich für Amerikaner aus, und sieben kamen von den Sandwichinseln. Sie gaben an, daß sie in dem amerikanischen Wallfischjäger Ladoga in dem japanischen Meer Schiffbruch gelitten. Der Director wünschte sie in dem jährlichen holländischen Schisse nach Batavia zu senden, allein da hierüber erst nach Ieddo berichtet werden mußte, wozu 40 Tage erforderlich waren, so erwies sich dies als unmöglich. Als diese Thatsachen durch eine Zuschrift des holländischen Consuls in Canton an den amerikanischen Gesandten daselbst, Commodore Geistnger, der das amerikanische Geschwader comman-dirte, zur Kenntniß gelangt waren, sendete er den Commandanten Glynn in der Corvette Preble nach Nagasacki, mn diese Leute zu befreien. Als Glynn unterwegs die Liu-Kiu-Iuseln besuchte, erhielt er von den: daselbst wohnenden englischen Misstonair I)i-. Bettel-Heim Nachricht, daß zn diesen Inseln sehr übertriebene Nachrichten von der übeln Behandlung eines amerikanischen Ofsiciers (Biddle), der Ieddo in einem „großen Schisse" besucht hatte, gelangt seien; uud da Capitain Glynn bemerkeu konnte, welchen ungünstigeu Eiu-druck dies hervorgebracht hatte, so beschloß er, bei seiuem Verkehr ^UUN 366 Mü^- mit den Behörden in Nagasacki eine sehr entschiedene Haltung anzunehmen. Als die „Preble" am 17. April in Nagasacki eintraf, wars ' man ans einem japanischen Boot ein Stück Bambusrohr an Bord, in dessen Spalte mehrere Zettel mit den gewöhnlichen Edicten gegen fremde Schisse eingeklemmt waren, sowie Anweisungen, wo sie ankern nnd welches Reglement sie beobachten sollten. Bald darauf boardete ein japanischer Dolmetscher mit sieben Manu das Schiff nnd gab in englischer Sprache Befehle, wo dasselbe ankern sollte, allein als Eapitain Glynn sich nicht an ihn kehrte, stand er davon ab. Einem andern Beamten, der später an Bord des Schisses kam, theilte er den Zweck seines Besuches mit, was zu vielen Fragen Veranlassung gab. Bald wurde das Schiff von Wachtbooten umgeben nnd die gewöhnlichen Anerbietungen von Provisionen gemacht; letztere schlug man aus, weuu man nicht Bezahlungen für dieselben aunehmen wollte. Am nächsten Morgen beschwerte sich Capitain Glynn gegen einen der Beamten über die Gegenwart der Wachtboote, und legte seine Beschwerden, sowie den Zweck seiner Senduug in einem Briefe an den Gouverneur von Nagasacki an den Tag; als aber am 22. April dieser Beamte nur mit Versprechungen einer baldigen Antwort znrückkchrte, begann Capitain Glynn mit Wärme, bis endlich am 26. durch Vermittelung des holländischen Directors die Gefangenen freigelassen wurden, ohne darüber nach Ieddo zn berichten. Aus den Angaben dieser Leute erhellte nnn, daß sie in den Straßen von Tsngar von der Ladoga desertirt seien. In einem Dorfe an der Küste vou Icsso, wo sie landeten, lieferte man ihnen Reis und Brennholz, doch wurden sie während ihres Aufenthaltes von Soldaten bewacht und mit einem Vorhang umgeben, so daß sie nichts von der Umgegend sehen konnten. Zwei Tage später, in einem andern Dorfe landend, wurden sie zu Gefangenen gemacht; zwei von ihnen entwischten, wurden aber bald eingeholt. Als Zank und Streit unter ihnen stattfand, wurden drei von ihnen in einem besondern Käfig eingeschlossen, nnd einer erhielt Schlage, nach zwei Monaten aber wnrden Alle, die drei separat Verwahrten in einer Dschunke, die anderen Zwölf, die bisher einen gemeinschaftlichen Käfig bewohnt, in einer andern nach Nagasacki gesendet. — Hier sperrte man sie zuerst in ein mit Pallisaden umgebenes Wachthans nnd schmeichelte ihnen mit der Hossnnng, daß sie an Bord des jnst im Hafen befindlichen holländischen Schiffes gebracht werden sollten. Später entsprang einer, Namens Mc. Coy, 23 Jahre alt, ans Philadelphia gebürtig, znm drittenmal, ward nochmals eingefangm, gebunden nnd in den Bock gespannt, später in das gewöhnliche Criminalgcfängniß gesperrt, nnd erst nach drei Wochen, als er gedroht, verhungern zn wollen, und bereits drei Tage nichts gegessen hatte, sandte man ihn wieder zu seinen Gefährten. Nach einem andern Monate gelang es Mc. Coy nnd zwei Anderen nochmals zu entspringen, allein bald wieder eingefangen wnrden sie nebst allen ihren Gefährten in's Stadtgefängniß abgeführt, wo man sie übel behandelte. Die Japaner beschwerten sich, daß sie kaum wüßten, was mit diesen unruhigen Gästen an-znfangen sei. Während dieser letzten Periode starb einer der Amerikaner, nnd einer der Sandwich-Insulaner erhing sich. Etwa zwei Monate nach dcu vorerwähnten Deserteuren landete ein anderer Amerikaner an einer der nördlichen Inseln. Dieser, der sich Mc. Donald nannte nnd, wie er sagte, ans Astoria in Oregon gebürtig sei, hatte nie versncht zn entkommen, nnd war deshalb gut behandelt worden, da ihn die Japaner als Lehrer der englischen Sprache benutzten. Der Dolmetscher Denoske, der die Preble besuchte, nnd der auch später bei Commodore Perrys Be-snch eine bedcnteude Nolle spielte, war einer seiner Schüler. Alle diese Leute sagten aus, daß man sie genöthigt habe, das Crucifix mit Füßen zu treten, um zu beweisen, daß sie keine Portugiesen seien. -^^ 368 n°"' Mc. Donald war von den Japanern befragt worden, welches der relative Rang des Commandanten der Preble sei, und von oben herab znerst den Präsidenten, den Marineminister, Commodore nnd Fregatten-Capitain aufzählend, schilderte er ihn als den fünften Grad einnehmend, nnd erregte dnrch diese hohe Stellung das Erstanen seiner Zuhörer. Fünf Wochen nachdem die Preble Nagasacki verlassen, am 29. Mai, besuchte der Commandant Matheson in dem englischen Vermessungsschiff Mariner die Bay von Ieddo, und drang bis zu der Stadt Nraga vor. Wie gewöhnlich, kamen eine Anzahl von Booten herbei, und man reichte ihm verschiedene schriftliche Anordnungen; als er aber keine Notiz von denselben nahm, ließ man ihn nnbelästigt. Da er einen japanischen Dolmetscher an Bord hatte, so gab er den Zweck seines Besnches an, ihn am Lande zu bcsucheu, was letzterer jedoch ablehnte, da er dnrch eine solche Erlaubniß sein Leben verlieren würde. Nachdem die Vermessung dieses Theiles der Bay vollendet war, segelte das englische Schiff am 31. Mai nach der Bay von Simoda, unweit des Cap Idzu, und vermaß auch diesen Hafen, wo er reichlich mit Fischen versehen ward und, als er absegelte, von Booten ans dem Haftn begleitet wurde. Im Jahre 1850 sendeten die Japaner drei Amerikaner, die 1848 auf einer der kurilischen Inseln zurückgeblieben waren, mit dem jährlichen holländischen Schiff nach Batavia, ebenso 31 Matrosen, die in dem englischen Wallsischjäger Edmnnd ans Roberts-town an der Küste von Icsso Schissbrnch gelitten. Zugleich wurden in Folge der zahlreichen kürzlich stattgesundenen Besuche an der Küste die Holländer ersucht, auderen Nationen mitzutheilen, daß, obschon man 1842 beschlossen, allen solchen fremden Schissen, die in Noth an der Küste anlangten, die nöthige Hülfe angedcihen zu lassen, dies nicht so ausgelegt werdeu solle, als ob der geriugste Wechsel in der Politik des Landes stattgefunden habe. -"UU^ 369 M»»- Mittlerweile hatten die Erzählungen der in Japan gefangen gewesenen Amerikaner in den Vereinigten Staate»! viel Aussehen erregt; der immer mehr zunehmende Wallfischfang im Norden des stillen Oceans, die schnelle Entwickelung Califomiens, nnd die Interessen, welche bei einer Dampfschiffverbindung zwischen St. Francisco nnd China sich an Japan knüpften, wo man die, nöthigen Zwischenhäfen zu finden hoffte, lenkten die Blicke Vieler nach jenen Gegenden. Der Congrcß faßte Beschlüsse, dieselben genauer untersuchen zn lassen, sowie zu versnchen, ob nicht von den Japanern eine friedliche Lösung der obschwebenden Fragen zu erlangen sei. Daniel Webster, damals Staatsminister, arbeitete eine Ncihe von Instructionen für diese Expeditionen aus, und faßte einen Brief an den Kaiser von Japan ab, der später von Herrn Edward Everett, seinem Nachfolger, noch etwas motivirt wurde. Mit der Ueberbringnng desselben ward Commodore Mathew Calbraith Perry beauftragt, und wie sich derselbe seiner Mission entledigte, ist in seinem eigenen Berichte, sowie in der „Reise um die Erde nach Japan" zu sehen. Heine, Will», I>ivm> und >ci»e Vcwohner. 24 Chronologische Uebersicht der Herrscher Japans. Erste Periode. Von Zin Mou, dem göttlichen Krieger, bis zum eisten Kriege in Corea. (Von 6«7 v. Chr. bis 200 n. Chr.) Dairis. «67 v. Chr. 1. Ziu Mou. 581 „ 2. Soul Sei. 548 „ 3. All Ne,, 51U „ 4. I, Tok, 475 „ 5. Kü Seo. 392 „ tt. K« An. 290 „ ?. Kä Ne'i. Da iris. 2l4 v. Khr. 8. K5 Gcn. 15? „ 9. Kai Kwa. 97 „ 10. Syou Zin. 29 .. 11. Soui Nm. 71 n. Khr. 12. Kc/ Ko. l1!i „ 13. Sei Mo«. l92 „ 14. Tsiou M. Zweite Wnuile. Vom ersten Kriege in Corea bis znr Einführung des Budhisnms in Japan, von Zin (hon Kwo Gou bis Bindats. (Von 2U0 bis 572 n. (ihr.) Dairis, 201. 15. Zi» Gou Kwo Gou, 270. «6. Wo Zin. 3l3. 17. Nin Tot. 400. 18, tti Tsion Dairis. 4UU. 19. Fan Syü. 412, 20. In Ki!ü. 424. 2l. An KÜ, 457. 22, You Liar, 371 Dair is. Da iris. 480. 23, Sei Nc'i. 507. 27. Kei Tal. 485. 24. Ken Sü. 534. 28. An Kan. 488. 25. Nin Gen. 536. 29. Sen Kwa. 499. 26. Mou Neis. 540. 30. Kin Me? ou Kin My« Dritte Periode. Von der Einführung deS Vndhismns bis znr Begründung der Macht der Swgonns dnrch Minamotono Poritomo. (Von 572 bis N86 n. Chr.) Dairis. Dairis. 572. 31. Biudats ou Bidats. 885. 58. Kwü Kü. 586. 32. Ho Mci uu s)ou Myo. 888. 59. Ouda. 588. 33. Syou Zioun. 898. 60. Dai Go. 593. 34. Soui ko ou Toyova« Miga, 931. 61. Gyou Zyak. 629. 35. Zyo Mci ou Zyü Myü. 949. 62. Molna Kami. 642, 36. Kwü Gok. 968. 63. Ntl Zen. 646. 37, Kü Tok. 970. 64. Den You. «55. 38. Sa« Mci' ou Sal Myü. 985. 65. Kwa San. 062. 39. Ten Tsi, 987. 66. Itsi Tco ou Itsi Syo. 673, 40. Ten Mm>, 1012. 67. San Tco ou San Syö. 687. 41. Tsi Tä ou Dsitn. 1017. 68, Go Itsi Tco ou Go Itsi 697. 42. Mon Moli. Syä. 708. 43. Gcn Mci ou Gen My«. 1037, 69. Go Syou Zyak, 715. 41. Gen Tyo ou Gen Sei. 1046. 70. Go Nn Zcn. 724, 45, Syä Mou. 1069. 71. Go San Teo ou Go San 750. 46. Kü Ken. Syü. 759. 47. Ohgi No Mikoto. 10"3. 72. Siva Gawa. 7«5. 4«. Sy« Täk. 1087. 73, Fori Gawa. 771. 49. Kwo Nin. 1108. 74. Toba. 782. 50. Kawn Mou. 1124. 75. Syou Tok. 806, 51. F6 Zn ou Hc> Ze'i, 1142, 76, Kiu De ou Kou Je. 8lU. 52. Sa Ga. 1156. 77. Go Sim Gawa. 824, 53, Zyouu Wa. 1159. 78. Ni Syü ou Ni Teo. 834. 54. Nin Ml,ü. 1166, 79. Nok Syü ou Nok Teü. 851. 55. Mou Tok. 1169, 80. Tala Koura. 859. 56. Sei Wa. 1181. 81. Nn Tok. 877. 57. Yo Zc.. 1184. 82. Go Toba. 24' 372 vierte Periode. Seit die Würde der Siogonns unter Minamotono Uontomo erblich geworden bis Minamotono M Z)asou. (Von U86 bis 1603 II. Chr.) Dairis. S i o g o u!l s. 1199. 83. Tsoutsi Mikado. 1180. 1. Minamotouo Uoritomo. 1211. 84. Syoun Tol. 1202, 2, Minamotono B»n Iye. 1222 85, Go Fcri Gawa. l203. 3. Miuamotono Sanelomo, 1233. 86. Si Tcü ou Si Syü. 1220, 4. Folidsival'ano^onTsolmc. 1243. 87. Go Saga, 1224. 5. Folidsivcn'cmo Von Tsou- 1247. 88, Go Foukakousa. gou. 1260. 80. Kamc i^ama. 1252. 6. Mounctala Sinwä. 1275, 90. Gouda. 1266. 7. Korc ^)asou Sinwä. 1288. 9t. Follsimi. 1289. 8. Fisa Akiva Sinwö (Kou 1299. 92. Go Fousimi, Mei Sin o De Klap). 1302. 93. Go Nisy^ on Go Niteo. 1308. 9. Mori Kollni Siinvü. 1308. 94, Fa na Zono. 1333. 10, Mori Mosi Sinwü. 1319. 95, Go Dai Go (ou Ko). 1334. 11. Nori !l1osi Eiüw», 1322. 96. Kwü Gon (1.), 1338. 12. Miuamotono Tata oudsi. 1337. 97, Kw'') Mya. 1358. 13. Yosi Kasi (Yosi Saki De 1349. 98. Zo (ou Siou) Kwä. Kocmpfer,) 1352. 99. Go Kwü Gou. 1368. 14. Hiosi Mitsoll. 1372. 100. Go 3)cn You. 1394. 15. !l)osi Motsi, 1383. 101. Go Ko Matsou. 1423. 16. Vosi Kazou^, 1413. 102. Syo Kwü ou Syou Kwo. 1428. 17. Aosi Non. 1429, 103. Go Faua Zouo. 1441. 18. Yosi Katsou. 1465. 104. Go Tsmltst Mikado. 1449. 19. Asttaga Vosimasa, 1501. 105. Go Kasioa Vara. 1472, 20. Yosi Fisa (Yosi Navo Dc 1527. 106. Go Nara (1,), Koempser et Charlcvoix?). 1558. l07. Ohoki Matsi. 1490. 21. 3)osi Talic. 1587. 108, Go Yä Scl. 1494. 22. Hosi Zoumi (Uost Symmi De Koempfcr et Challe- voi^). 1521. 23. Nosi ssarol,. 1546. 24. Minamotono ^osi Törou (2). 1568. 25, s)osi Naga (Miuamotono 9)osi Ghiel). 1568. 26. Minamotono ^losi Ali. 1573, 27. Tairano Noboll ^taga. 1582. San Fosi (3.), 373 Siogonns. 1586, 29. Tovo Domi Fide Uosi son Taiko Sama) (4.). 1591. 30. Fide Tsougou (5,), 1598. 31, Fide Mori (6.). Mnste Periode. Von Minamotono Ue Dasou, Gründer der herrschenden Dynastie der Siogolms, bis auf die Neuzeit. (Von 1603 n. Chr. bis auf die Neuzeit.) Dairis. Siugou n s. 1612. 109. Go Midsounowo. 1603. 32. Myuamotono Ue Uasou. 1630. 110. Mel Syü ou Myü Syü. 1605. 33. Fivc Tara. 1644. 111. Go Kw5 Myü. 1623. 31. Iyc Mit sou. 1655. 112. Go Sai. 1650. 35, Iye Tsonna, 1ti64. 1l3. Nci Gen. 1681. 36. Tsouna Uosi. 1687. 114. Fikasi Z)ama ou Tä San, 1709. 37. Iyc Nobou. 1710. 1!5. Nakano Milado. 1713. 38. Iyc Tsougou, 1736. 116, SakÜura Matsi. 1716. 39. 3)ost Moune, 1747, 117. Mono Sono, 1745. 40. Iye Sige (on Sigue). 1763. ll8. Go Sakoura Matsi. 1762. 41. Iye Farou. 1771. 119. Go Momo Sono. 1787. 42. Iye Nari (9.)^ 1780. 120. Sen To (7.). 1817, 121. (on 123.?) Kvu Syo. 374 Tabellarische Aeüersicht iler Perioden, zu Jahreszahl. Portugiesen. Holländer. 1543—45 1550 1597 1600 1009 1613 Erste Landung. Christl. Religion gelehrt. Veginn der Christenverfolg Erste Landung. Erlaubniß zum Handeln. 1623 1636 1639 1641 Werden a. Japan vertrieben. Leihen ihre Hülfe in der Christenverfolgung. Werden n. Desima gesendet. 1673 1791 1792 1803 1804 1807 1808 1811 1813 Vereitelter Versuch Sir St. Raffles. Vereitelter zweiter Versuch Sir St. Raffles. 1814 1818 1837 1846 1849 375 welchen fremde Mtimim nnch AnMl kamen. Engländer. Russen. Vereinigte Staaten. Saris Ankunft, Erlaubniß zu in Handeln, Factorei in Firando. Verlassen Japan. Vergeblicher Versuch, den Handel zu erneuern. Versuchen nochmals den Handel zu ernenern. Vergeblicher Versuch des „Argonaut". Lazmanns Besuch. Vergeblicher Versuch des „Frederick". Resanows Besuch. Landung auf den kurilischen Inseln, Besuch des „Phaeton", Capt. Pellew. Gefangennehmnng Oolownins. Sir St. Raffles Versuch. Zweiter Vers. Sir St. Raffles. Gordons Versuch. Besuch des „Morrisson". Commodore Bidd-les Besuch. Besuch des „Mariner". Capt. Glyuns Besuch in dem Schiff „Meble". 376 Tabellarische Uebersicht der Ansesn de5 japanischen Reichs. „, >. c> i- s Qnadratmnlcn ^ahl der Inseln Namen der Inseln, ,. ^ < «. ^ x c> .-7^ ^ 15 auf 1 Grad. und Iiyclchen. Japan (das eigentliche). ! Nipon..........4,031.6969. ! Hatsidsjoosima........ 2.1329. l 1188. Oosima.......... 1.8438. Sado .......... 20.6874. 4. Oli, Nisnwsima, Naganostma, Tsifou-risima.......... 6.4874. 77. Kioustou.......... 688.3954. Amaksa.......... 10.2717. Groupe Gotoo........ 11.9504. ^ Firato und Kawatst...... 2.3017. Groupe Kosiki........ 2.7360. Taneaasima.........! 9.6051. 1515. Paksima.......... 9.3711. Groupe Nanasima...... 2.3108. To Karastma........ 0.7924. Simako.......... 0.0218. Sikok und benachbarte Inseln. . . 391.8556. 516. Awadst.......... 10.7968. 10. Tsousima.........! 14.5350. Yki...........! 2.4059. 201 Kleine Inseln........ 36.3687. unbestimmt. Total . . 5 5,306.5668. 377 ^ ^ ^, Quadratmcilcn Zahl der Inseln Namen der Inseln, ^ ^ ^ ^^^ ^,^ I,^^,, Yizzo. Yizzo........... 1,286.9153. Okosiri.......... 2.5944. Rifonnstri......... 2.2623. 83. Nistn............ 1.3447. Kleine Inseln........ 2.0468. Total . . 1,295.1635. Hikasi - Nizzo (die großen Kurilen). Sikotan.......... 1.7151. Konnasiri......... 23.7793. Morop.......... 48.9496. 48. Ouroup.......... 12.2750. Kleine Inseln........ 1.4903. Total . . 88.2093. Kita-Yizzo (Krafto). Krafto ....,....'. 696.9175. 27. Kleine Inseln........ 2.6965. Total . . 699.6140. Munin-Simu (Gruppe der Bonin-Inseln). Kitasima.......... 2.2116. Minamisistma . ... 1.3662. 89., Kleine Inseln ... . 2.1920. Total . . 5.7698. 378 », » <^ .-< Quadratmc,ten Zahl der ^n cln Namen der In eln. .^ - . «. ^ ^. ^ -., ^ 15 aus 1 Grad. und In>elchcn. ! L i u - K i u. Zjusan. Ohinawasima........ 37.8279. Komnesima......... 0.9632. 53. Yeyafima......... 1.4234. Andere kleine Inseln...... 6.4022. Sanbok. Oosima.......... 24.4186. Tot'sima.......... 8.9496. Kakenastma......... 3.2472. 16. Yerabousima........ 3.8860. Kikaisima........, . 2.4694 Andere kleine Inseln...... 1.5985 Sann an. Ystkakistma......... 9.0970. Niohlosima......... 9.0932. Miakosima......... 4.0441. 23. Naqarabestma........ 1.1043. Ponakouni......... 1.8367. Andere kleine Inseln...... 9.2479. Total . . 125.6092. 379 AecaMulatwn. _ ^ ,, Inseln und Quadratme.len. ^^.^^ Japan..........5,306.5668. 3511. Mzzo...........1,295.1635. 83. Hikast-Mzzo......... 88.2093. 43. Kita-Yizzo (Krafto)...... 699.6140. 27. Gruppe Munin-Sima..... 5.7698. 89. Liu-Kiu-Inseln........ 125.6092. 92. Total . . 7,520.9326. 3850. Quellenangabe. Hie hebt sich an das puch des cdcln Ritters vn landtfarers Marcho polo. In dem er schreibt die großen wunderlichen ding dieser welt,.. Nnrmbcrg 14??. Marco Polo. Voyage (franc, et latin), in: Rccueil dc voyages et dc mčmoircs public par la socičtc dc geographic. Paris 1824. (4.) I viaggi di Marco Polo Vencziano tradotti per la prima volta daJT originale srancesc di Rusticinno di Pisa c corrcdati d'illustrazioni e di documenti da Vinccnzo Lazari, pubblicati per Cura di Ludovico Pasini (m. 1 Karte). Vcnczia 1847. 8. Die Nciscn des Venezianers Marco Pol» im dreizehnten Jahrhundert. Zum Wersten Male vollständig »ach den besten Ausgaben Deittsch niit einem ssom- mci'tar von August Büvck. Nebst Zusähen und Verbcssernngen von Karl Friedrich Neumann. Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Tcubner. 1845. The Travels of Marco Polo, a Venetian, in The Thirteenth century: Being a Description, By That Early Traveller, Of Remarkable Places and Things, in The Eastern Parts of The World. Translated From The Italian, With Notes By William Marsdcn, F. R. S. etc. With a Map. London Printed For The Author, By Cox and Baylis, Great Quccn-Strcct, Lincoln's-Inn-Fields, And Sold By Longmann, Hurst, Rees, Orme, and Brown, Paternoster Row; and [-Mack, Kingsbury, Parbury, and Allen, Leadenhall Street. MDCCCXV1II. Apercu de l'Histoirc mythologiquc des Japonais Par M. Klaproth. Parisl834. Allgemeine Geschichte der Jesuiten von dem Ursprünge ihres Ordens bis auf gegenwärtige Zeiten von Peter Philipp Wolf. Leipzig bei Peter Philipp Wolf 1803. Histoire Religieuse, Politique et Littčrairc De La Compagnie Dc Jesus. Composec sur les Documents Inedits et Authcntiques. Par J. Cre-tineau-Joly. üuvrage Ornc De, Portraits Et De Fac-Simile. Tome Premier. Paris, Paul Mcllicr, Editcur. Place Saint-Andre-Des-Arts, 11. 1844. Die Briefe des großen Apostels von Indien und Japan, des heiligen ssranz von Lavier aus der (Gesellschaft Jesu, als Grundlage der Missions-Geschichte späterer Zeiten; zugleich ein wichtiger Beitrag zur Natur-, Länder- und Völkerkunde, vürzügllch aber zur christlichen Erbanung, nbcrscht und erklärt von Joseph Bnrg. Band 1. .ttöln !^tt>. Gedruckt bei Johann Wilhelm Dich. Band 2, :«. Neuwicd MN—4«. Litterae Japonicae Anni M. DC. VI. Chinenscs Anni M. DC. VI. & M. DC. VII. Illae a R. P. Joanne Rodrigvcz, hae a R. P. Matthaco Ricci, Socic-tatis Jcsv Saccrdotibus, transmissae ad admodum R. P. Clavdivm Aqvavivam ejusdem Socictatis Pracposituin Gencralcm Latinc red-ditae ä Rhetoribus Collegij Soc. Jcsv Antvcrpie. Antvcrpiac Ex Officina Plantiniana, Apud Viduam & Filios Jo. Morcti. M. DC. XI. >«llN 381 M>°»> Warhafftc vnerhörtc Zeitung einer Bottschafft so ettliche König und Fürsten nuß Iaponia, dch Catholischen 3tömischen Apostol!scl>cn Glaubens halben, unlängst gen Noin geschickt haben: Mit turtzcr Beschrcibling derselben Vandt lind Inseln, ^ampt eines lutherischen Urtheil nnd Bcdencken, waö von solcher schickung zu halten sey. Darauß augenscheinlich abzuncmen, das dcr allein scligmachcndc katholische Apostolische Glaub, den Hcvdcu dnrch die Lehrer der'Römischen Kirchen verkündigt. und den alten Christen durch die Ketzerische Predicanten abgenommen wirdt. Alles auffs new mit fleiß gebessert vud gemclnet, in diesen gefährlichen letzten zeiten, zur Warnung gar nnhbarlich, auch turtzwcilich vnd nötig zu lesen, Regnum Dei aut'o i-etur ll, vobls et ll^dltur ^onti kaeientt t'i'uctum. Gedruckt im Jar, l587. Beschreibung des Reiches Japon und der Christenverfolgung daselbst. (Russisch, m. V. Tff.) Petersburg. 1734. 8. Crassct, Histoirc dc l'Eglisc du Japon. T. 1. 2. (T. 1. 2^ cd.) (m. K. K.) Paris 1715. 4, Dcnckwürdigc Gesandtschafften der Ost-Iudischen-Gesclschaft in den Vereinigten 3ticdciländcrn an unterschiedliche Keyser ^on Japan: Darinnen zu finden nicht allein die wunderlichen Bcgabuisse aus dcr titeisc der Niederländischen Gesantcn sondern auch (5ine Beschreibung der Dörfer, Festungen, Städte, Laurschaftc, Göheugcbcnc, Götzendienste, Klcidcrtrachtcn, Häuser, Thiere, Gewächse, Berge, Brunnen, als auch der alten und ihigcu Kriegslhatcn der Japaner: Ätit einer großen Anzahl Kupferstichen, in Japan scibstcn abgerissen, gczicrct: Ans den Schriften und Rciscverzeichuüsseu gemelter Gesantcn gezogen Dnrch Arnold Älontanus Mit Kaiserlicher Majestät: Freiheit. Zu Amsterdam, Bei Jacob Mcurs, Buchhändlern und Kupferstechern, auf der Kaysersgrast, nicht weit vo>« dcr Westerkirchc in dcr Stadt Mcurs 1669. OJIHCAII1E ÄTLOll'R co/;ej»2cainec n'h coö'b xpH uaciH, 10 cci-i ji3b1;ct1ü o anont. H o BHirfc roiroui/i na xpiicTiaui» b± Hnoirt n noc^'t^onanio cxpaiicTBaHifl ruiipiKA Tatehapa, icoxopoe H3nj)aBiioio ^taiiAKapxoio ii H3npaBiiLiMH ■i>HTypaMX[ yKpaxciio, uexuaxaHO nrb CaHKxiiOTepoypr-fe npn AKa4eMiii liayK'i. 1734. Histoire Generale De la Chine, ou Annales de cet Empire; Traduites du Tong-Kien-Kang-Mou, par le feu Pčrc Joseph-Annc-Marie de Moyriac de Mailla Jčsuitc Francois, Missionnaire a Peking. Publiees par M. l'Abbc Grosier, Et dirigees par M. le Roux des Hautesraycs, Conseiller-Lccteur du Roi, Profcsscur d'Arabe au College Royal de France, Interpret« de Sa Majcstč pour les Langue • Oricntalcs. Ouvragc enrichi dc Figures & dc nouvellcs Cartes Geographiques de la Chine aneienne & moderne, tevdcs par ordre du i'cu Empereur Kang-Hi, & gravecs pour la premiere fois. Tom. 1—12. A Paris, chez Ph. D. Picrres, Imprimcur du Grand-Conseil du Roi, & du College lioyal de France, rue Saint-Jacques. Clousier, Imprimcur-Librairc, ruc Saint-Jacques. M. 1). CC. LXXV1I— LXXXIII. Avcc Approbation, et Privilege du Roi. Tom. 13. Vol. de supplement, redige pav Grosier. ibid. 1785. 4. Wahrhaftige Beschreibungen dreyer mächtigen Königreiche.- Japan, Siani und Cvrca. Bcncbenst noch vielen andern im Vorbericht vermeldeten Sachen: So mit ncnen Anmerkniigm und (19) schönen Kupferblättern von Christoph Arnold vermehrt, verbessert und geziert. Denen noch beygefüget Johann Jacob Mcrklcins von Winshcim Ost-Indicinischc Reift: Welche er im Jahre 1U44 löblich angcuomme,,, und im Jahre 1653 glücklich vollendet. >Vamt einem notbwcuvigcn !ttegistcr. Mit !)^öm. Kays, Majest. Freyheit. Nliruderg. In Verlegung Michael nud Joh.Friedcrich Endtcrii. Im Jahre HI.1)C.1..XXI,1. ^«°. Iß2 Vü»- Engelbert Kämpfers Weyl. D. M, und Hochgräfl. Lippischen Lcibmcdikus Ge-schichte und Beschreibung von Japan. Aus den Originalhandschristen des Verfassers herausgegeben uon Christian 2Üilhclm Dohm. Der Cameras und Fincmzwlsscnschaften, wie auch der Statistik am Hochfürstl. Collegio ssaro-lino in Kassel Pros. Ord., der Hochfürstl. hessischen Societät des Ackern baucs und der Künste, des Konigl, historischen Instituts in Göttingcn und der (lhur-Bayerischen Gesellschaft der sittlichen und Landwirtschaftlichen Wissenschaften Mitglied, Band 1. 2, Lcmgo, im Verlage der Mcierschen Buchhandlung, 1777-70. 4. Mit Kupf. n, Kart. Karl Peter Thunbcrgs, Ritters des Königlichen Schwedischen Nasaordens, Doctors der Arzney-Gclahrthcit, Profes>ors der Botanik zu Upsala, und Mitgliedes verschiedener einheimischer und ausländischer Akademien und Gelehrter Gesellschaften, Reise durch einen Theil von l5in»pa, Afrika und Asien, hauptsächlich in Japan in den Jahren 1770 bis 1779. Aus dem Schwedischen srci übersetzt von Christian Heinrich Groskurd, Rector des Gymnasiums zu Stralsund. Bd. 1.2, Berlin bei Hände und Spener1792—94. Herinncringcn uit Japan van Hendrik Doeff, Ridder der Orde van den Nedeiiandschen Leeuw, oud Oppcrhoofd der Nedorlanders in Japan of Hct Eiland Decima. Tc Haarlem, Bij De Krvcn Francois Bonn. 1833. Begebenheiten des Capitains von der Russisch-Kaiserlichen Marine Golowuin, in rer Gefangenschaft bei den Japanern in den Jahren 1811, 1812 nnd 181lj, nebst seinen Bemerkungen über das japanische Reich und Volk, und einem Anhange des ssavitaiu Ricord, Aus den, Russischen übersetzt oon Dr. Karl Johann Schultz. Theil 1. 2. Leipzig. 1817—1818. Memoirc Sur une Carte Des Ilcs du Japon Par Lc Contrc -Amiral De Kruscnstern De la Marine Imperiale de Russie. St. Pctcrsbourg. Dc L'imprimcrie du Departement dc L'instruction Publique. 1826. 4. Erzählung des Nnssischm Flott-Cavitains Nicord von seiner Fahrt nach den japanischen Küsten in den Jahren 1812 und 18I!i und von seinen Unterhandlungen mit den Japanern, Gedruckt auf Allerhöchsten Befehl. St. Petersburg 1816, Aus dem Russischen übersetzt von dem Russisch-Kaiserl. Staatsrath und Ritter r>on Kotzcbue. Leipzig bei P. G. Kummer. 1817. C. S, W. de Hogendorp, Coup d'oeil sur l'ile de Java et les autres possessions Nčerlandaises dans l'Archipel des Indes (mit 1 Titk. und 1 Karte). Bruxcllcs 1830. 8. Nipon o Dai' itsi Iian, ou Annales des Empercurs du Japon, traduites par M, Isaac Titsingh, avec J'aidc de plusieurs interpretes attaches au Comptoir Hollandais de Nangasaki. Ouvrage revu, complete et corrige sur l'Original Japonais-Chinois; aecompagne de notes, et precede d'un Apercu de l'Histoirc rnythologique du Japon, par J. Klaproth. Paris 1834. gr. 4. Japan. Voorgcstcldt in schetscn over dc zcdcn en gcbruiken van dat ryk, by-zl,ndel over de Ingczctcilcn der stad Naaasaky, door lÄ. 1?. Merlan. Oppcrhoofd aldaar. Uitgegeven Door Mr. J. H, Tobias. Ridder van dc Orde van den Nederlandschen Lceuw enz. cnz. Met Platen. Te Amsterdam, bij M. Westcrman & Zoon. MDCCCXXX. Nippon. Archies voor de Beschrijving van Japan En Dcszelfs Toege-vegde cn Cijnsbare Landen: Jczo Met de ZuidclykcKurilen, Krafto, Koorai' dc Liukiu-Eilanden, volgens Japansche en Europische ge-schriften cn eigene waarneming bewerkt door Ph. Fr. von Siebold. Dirigerend officier van Gczondhcid by z. m. Leger in Indic, Ridder der orde van den Nederlandschen Lccuw en der Orde BeijcrschcKroon. Uitgegeven onder Bcschcrming van den Koning. Leydcn 1832. fol. 383 Bijdragc tot Dc Kcnnis van het Japanschc Rijk, door J. F. van Ovcr-meer Fisschcr. Ambtcnaar van Neerlandsch Indie, Laatst tc Japan Met (15) Platen. Tc Amsterdam, bij J. Müller &Comp.MDCCCXXXIII. 4. Ceremonies Usitecs au Japon pour Lcs Manages ct les Funeraillcs, Suivics de Details Sur la poudrc Dosia, De la preface d'un Livre de Confoutzcc sur la Picte Filiale, Lc tout traduit du Japonais Par feu M. Titsingh, Chef Supericur dc la Compagnie Hollandaise ä Nangasaki, et Ambassadcur en Cliinc. Deux Volumes in 8., Dont un Cartonne oblong, Renfermant Seize Planches D'apres des Gravures ou des Dessins Originaux Japonais. Chez A. Nepveu, Librairc A Paris, Passage de Panoramas, MDCCCXIX. Histoirc Et Description Generale Du Japon; Ou L'on Trouvera Tout Cc Qu'on a Pu Apprcndre dc la Nature & des Productions duPaya, du Caracterc & des Coütumes des Habitans, du Gouvernement & du Commerce, des Revolutions arrivecs dans l'Empirct* & dans la Religion; Et L'cxamen Dc Tous Les Auteurs, qui ont ccrit sur lc meme sujet, Avec Lcs Fastcs Chronologiqucs Dc La Decouverte Du Nouvcau Monde. Enrichic dc Figures en taillc-doucc. Par le P. De Charlcvoix, de la Compagnie de Jesus. Tome 1. 2. A Paris. Julien-Michel Candouin, Quai de Conti, aux trois Vertus. Jean-Baptistc Lamcslc, rue de la vieillc Bouclerie, ä la p, r Mincrvc. ez Pierre-Francois Gift'art, rue Saint Jacques, a Sainte Therese. Rollin fils, rue du Hurpois, ä Saint Athanasc. Nyon fils, rue du Hurpois, a l'Occasion. M. DCC. XXXVI. Avec Approbation Et Privilege Du Roy. Japan. An ACCOUNT Geographical and Historical From The Earliest Period At Which The Islands Composing This Empire Were Known To Europeans, Down To The Present Time; And The Expedition Fitted Out In The United States, Etc. By Charles Mac Farlanc, Author of „British India" „Life Of Wellington", Etc. Etc. With Numerous Illustrations From Designs By Arthur Allom. London, George Routlcdge & Co., Farringdon Street 1852. Japon Par M. A. D. de Jancigny, in: L'Univers ou Histoirc et description de tous les Peuples. Paris. Didot. Japan As it was and is. By Richard Hildreth, Author of „History of the United States" etc. Boston: Phillips, Sampson & Comp. New-York: J. C. Derby. Druck von Feiber ^ Seydcl in Lnpzig,