!V. Jahrgang. Nr. 99. Zeitschrist für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und tostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi. 6— Ganzjährig fl. 5,— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 tr. Die Redaktion befindet sich am alten Markt Nr. 155, I. Stock. Die Administration in ONotar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die Lipaltige Petit-Zeile oder deren cka«m bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 lr. Stempel jedes Mal 30 kr. ^ Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzcil^y. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. " " Geldsendungen sind zu richten a» den Eigenthüme r des Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitteilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 10. Dezember 1869. Die Vureaulratie in Kram. IV. Wahrhaft groß in ihrem Amte und mit fast unbeschränkter Exekutivgewalt ausgestattet waren die Bezirkspascha's mit ihren Tra­banten, den Gerichtsdienern und deren Begleitern, den Gensdarmen. Erfloß irgend eine neue Verordnung, so wurde sie durch den Ge­richtsdiener vor der Kirche publizirt, d. h., der Diener las sie und stellte es den Zuhörern anHeim, den Inhalt des Plebiszits zu ent­rälhfeln. Für die Befolgung desselben sorgte die Gensdarmerie, in­dem sie Begriffsiützige zu einer längern oder kürzern „Sitzung" in das Kreisamtsgebäude abholte, wo sich eigens für diesen Zweck wohnlich eingerichtete Klubzimmer befanden. Gegen die Allmacht dieser Vezirkspafcha — von denen einige Prachtexemplare sich bis in die neueste Zeit erhalten haben — gab es für den „Bauer" keine Abhilfe, das wußte er wohl und hatte daher einen unsäglichen Respekt vor dem „Kommissär" und seinen Planeten. Wie aber gewöhnlich die Herrlichkeit des Herrn auf seine Diener sich ausdehnt, so wuchs auch die Macht der Gerichtsdiener. Dessen waren sich diese sehr wohl bewußt und mißbrauchten die Furcht, welche sie den armen „Bauern" einflößten, in erschrecklicher, oft geradezu ungesetzlicher Weise, indem sie an ihren Opfern Re­pressalien übten u. f. w. Wir könnten da mit empörenden Beispielen dienen, begnügen uns jedoch mit der Konstatirung der Thatsache, daß diese Klasse erbärmlicher Subjekte mit dem verächtlichen Namen „briöi" (beiläufig „Prügler") bezeichnet wurde. Zur Blüthezeit der Paschaherrfchaft befand sich unser Landvolk in der Lage der Israeliten in Eghpten. Verhöhnt, verachtet, von den Kreaturen bureaulratischer Tyrannen von einer Kanzlei in die andere gestoßen, von den letzteren nicht verstanden, gleichwie er sie nicht verstand, war der Bauer ein Fremdling im eigenen Lande, er nahete einer bezirksgerichtlichen Zwingburg mit schlotternden Knien, zog vor jedem Ofenheizer der Kanzleien demülhig den Hut und war froh, wenn ihn derselbe ungeschoren passircn ließ. Er galt nichts, er war sich seiner Nichtswürdigkeit wohl bewußt und dankte Gott, wenn er aus der Kanzlei herauskam. I n dieser Periode blüh'te der Haslinger und mancher Bezirkspascha hat sich in seinen Wirkungskreisen durch Despotismus einen wahrhaft fürchterlichen Ruf erworben, um den ihn ein Räuberhauptmann beneiden würde. Ein noch jetzt viel genannter Bezirtshauptmann dehnte seinen Despotismus — so lächerlich es auch erscheinen mag — auf die Haartouren der Vauernburschen aus. So oft nämlich ein Bursche in seinen Gesichtskreis kam, dessen Haarwuchs die firirte Länge über­schritten hatte, ließ er ihn durch Gensdarmerie zu sich stellen und fcheren; wagte der Ueberfallene einen Protest gegen diese Gewalt­thätigkeit, so wurde er wohl auch durch Stockstreiche eines Bessern belehrt. Bedenkt man die Folgen einer so entehrenden Strafprozedur als Stockprügel, so wird man wohl einsehen, daß man sistematisch das individuelle Ehrgefühl im Volke auszurotten, das Nationalbe­ wußtsein zu erdrücken bemühet war, welche beiden die kräftigsten Dämme gegen die bureautratische, die Menschenwürde höhnende Willkürherrschllft bildeten. Daß diese Bestrebungen nicht zum er­wünschten Ziele führten, daran ist wohl nicht der Mangel an Energie seitens der Bezirkspascha's, sondern Wohl nur die Zähigkeit unsers Volkes schuld, welches Jahrhunderte hindurch allerlei Ungemach und fremden Druck erduldete, ohne zu unterliegen. Die Gemeindevorsteher und Bürgermeister waren fast durch­gehends willenlose Werkzeuge der Beamten, sie wurden durch die Aemter faktisch eingesetzt, denn der „Bauer" getraute sich nicht, gegen den Willen des Bezirksvorstandes zu wählen. Auf diese Weise erstarb auch jede Lust im Bauernstände, im Interesse des Gemeinwesens thätig zu sein, es rieß eine völlige Apathie ein, denn nur der „Kom­missär" kommandirte, sein Wort war ein Machtbcfehl, gegen den es keine Appellation gab. Ist es daher zu wundern, wenn das Landvolk einen unübcr­windlichen Schrecken hatte vor einem Bezirlspascha, so daß seine Nachwirkungen noch jetzt sichtbar? Ist es zu wundern, wenn der durch Gensdarmerie und Prügel dressirte Bauer noch immer an die Allmacht des Vezirkshauptmanncs glaubt und ihn selbst wie den Teufel fürchtet? Ist es zu wundern, daß Aufklärung bei dem Land­manne, der noch immer das bezirksgerichtliche Damoklesschwert über sich schwebend glaubt, auf die größten Hindernisse stoßt, sobald sie darauf hinzielt, das Verhältniß des Beamten zum Steuerzahler in das wahre Licht zu stellen, sobald dadurch der Bauer belehrt werden soll, daß der Vezirkshauptmann nicht fein unumfchränkter Herr ist, nicht die Gewalt über sein Eigenthum und Leben hat, sondern daß beide unter demselben Gesetze stehen, welches auch dem Bauer gegen einen Bezirkspascha Recht verschafft? Dieser Glaube ist beim Landvolke völlig erloschen, denn er hat sich nicht bewährt, weil der Bauer sich hütete, durch eine Appellation sich die Ungnade seines Bezirksdespoten zuzuziehen. Was nützt bei­spielsweise das Sprachengleichbcrechtigungsgesetz, wenn der Bauer deutsche Zuschriften bekommt und nicht den Muth hat, slovenische zu verlangen, weil er vielleicht mit Steuern im Rückstände ist und fürchtet, daß seine „Widersetzlichkeit" nachthcilige Folgen haben tonnte! Wird er ausnahmsweise befragt, ob er eine slovenische Er­lediguiig wünsche, so ist diese Frage mit jenem finstcrn Stirnrun­zeln begleitet, das einem Ungewitter voranzugehen pflegt, welches in „besseren" Zeiten gewöhnlich Prügel im Gefolge hatte, und das Väuerlein ist mit allem zufrieden, nur um sobald als möglich aus der unheimlichen Gerichtsstube zu enkommen. Solange der Landmann dem Bezirksamt und Bezirksgerichte nur mit Schrecken nahet und die Beamten als seine Feinde ansieht, denen er nicht trauen kann, solange sind alle Gesetze, mögen sie noch so gut sein, vergeblich gegeben, solange ist der Bureaukratismus, dieser Krebsschaden der Staaten, nicht auszurotten. Österreich und die Bürgschaften seines Bestandes. Unter diesem Titel ist soeben eine interessante Broschüre von Fisch Hof in Wien erschienen, welche ob ihres Inhaltes eingehen­dere Besprechung und Würdigung verdient, weßhalb wir, um unseren Lesern einen Einblick in dieselbe zu gestatten, häufiger darauf zurück­ kommen werden. Für heute entnehmen wir ihr nur folgendes: „Sollte in jenen Kronländern, wo das gegenseitige Mißtrauen der Volksstämme ein tiefgehendes ist, wie beispielsweise in Böhmen und Mähren, die nationale Minorität sich mit einem beschränkten Kuriatvotum nicht zufrieden geben, so tonnte man dieses auch bei Abstimmungen über andere Fragen zugestehen, aber nur, falls drei Viertheile der nationalen Minorität es verlangen. Dieses Zuge­ständniß sollte jedoch vorläufig nur für eine kurze, genau zu bestim­mende Zeit gemacht weiden, nach deren Ablauf die Reichsgesetzge­bung auf Grundlage gemachter Erfahrungen über dessen Fortdauer zu entscheiden hätte. I n ähnlicher Weise, wie in den Landtagen, müßte auch in den Vertretungs- und Verwaltungskörpern gemischter Orts- und Bezirks­gemeinden, bei Entscheidungen über Schul- und Sprachfragen und bei Ernennung von Lehrern kuriatim abgestimmt werden. Die föderativen Einrichtungen mit der Beigabe des Kuriat­«otums gestatten einerseits der nationalen Majorität jedes gemischten Kronlandes, ihre häuslichen Angelegenheiten selbständig zu ordnen, und hindern sie andererseits daran, die in der Minorität befindlichen Hausgenossen hiebet irgendwie in ihren nationalen Interessen zu schädigen. Das Kuriatvotum macht die Geschicke der Nationalitäten unabhängig von den Wechselfällen der politischen Parteien, es stellt die Minorität und die Majorität in den Landtagen, bei Entschei­dungen über nationale Fragen, als gleichberechtigte Paziszenten neben einander. Es ist die Schutzwehr der Schwachen, der feste Schild, mit dem jede Nationalität sich selber deckt. Doch der Schutz in der Gesetzgebung allein ist nicht ausrei­chend; auch in der Verwaltung muß die nationale Minorität vor Uebergriffen möglichst sichergestellt werden. Damit die aus der nationalen Majorität hervorgegangene Re­gierung eines autonomen Kronlandes nicht durch ihre Verwaltungs­organe die besten nationalen Sicherheitsgesetze illusorisch mache, wären vor allem die Bezirke in sprachlich gemischten Kronländern möglichst national zu arrondiren und ihre autonomen Rechte bedeutend zu er­weitern. Auf diese Weise wäre ohne Beeinträchtigung der Staats- und Landesinteressen die Verwaltung in den Bezirksgemeinden Männern anvertraut, welche, der Sympathie der Bevölkerung sich erfreuend, in der Administration allen gehässigen Uebergriffen der nationalen Majorität einen Damm entgegensetzen würden. Damit es auch ein Forum zur Austragung nationaler Strei­tigkeiten gäbe, wäre im Zentrum des Reiches ein Schiedsgerichtshof einzusetzen, in welchen jede Nationalität aus ihrer Mitte in gesetzlich vorgeschriebener Weise eine gleiche Anzahl von Schiedsrichtern und Stellvertretern zu wählen hätte. I m Entscheidungsfalle würde das Schiedsgericht sich tonstituiren, indem je zwei Schiedsrichter jeder Nationalität, welcher die streiten­den Parteien angehören, zusammenträten, und sich als Obmann einen Schiedsrichter beigesellten, der einer Nationalität angehört. Bei Stimmengleichheit gäbe das Votum des Obmanns den Ausschlag. Das nationale Schiedsgericht hätte über Klagen von Individuen, Korporationen und Gemeinden wegen Verletzung der ihnen verfas­sungsmäßig zustehenden nationalen Rechte zu urtheilen, ferner bei Kollisionsfällen in den national gemischten Landtagen und kleineren Vertretungs- und Verwaltungskörpern darüber zu entscheiden, ob eine Frage als solche zu betrachten sei, bei welcher ein Kuriatvotum statt­zufinden habe, oder nicht. Seinen Entscheidungen wäre nöthigenfalls der Vollzug durch Reichsexetution zu sichern. Alle diese Bestimmungen zum Schutze der nationalen Rechte müßten einen integrirenden Vestandtheil der Verfassung bilden. Wären die Minoritäten vorerst in der bisher angegebenen Weise sichergestellt, dann könnten auch die Majoritäten ohne Gefahr in ihre legitimen Rechte eingesetzt werden, und zeitgemäße Wahlstatuten an die Stelle der Schmerling'schen Wahlordnungen treten. Die in ihrer Autonomie nicht mehr bedrohten Länder werden ebenso wenig, wie die Kantone der Schweiz, oder die einzelnen Staaten Nordamerikas, sich gegen direkte Wahlen in's Zentralparlament sträuben. Außer den, vom Volke unmittelbar in's Abgeordnetenhaus zu wählenden Deputirten müßte, analog der obgenannten Föderativstaaten, jedes Land, ob groß oder klein, aus der Mitte seines Landtages eine gleiche Zahl von Vertretern in's Herrenhaus entsenden, welches dadurch auch zum Länderhaus würde. Dieses Länderhaus hätte nicht bloß für die Wahrung des föderativen Charakters der Monarchie, sondern auch für die Sicherheit der Deutsche hohe Bedeutung; denn von den siebzehn Kronländern der westlichen Reichshälfte sind acht ausschließ­lich oder überwiegend deutsch; ihre Vertreter würden daher vereint mit den Repräsentanten der hohen Adelsfamilien ein ausreichendes Gegengewicht gegen die etwaige Präponderanz der Slaven im Ab­geordnetenhause umsomehr bilden, als nach den Bestimmungen des zu erlassenden Wahlgesetzes, aus den Landtagen gemischter Länder eine proportionale Zahl von Vertretern jeder heimischen Nationalität in's Länderhaus zu entsenden wäre. Vergleichen wir nun die Stellung der Völker im föderativ ton­struirten Reiche mit jener im zentralisirten, und fragen wir uns dann, welche die vortheilhaftere fei. Halten wir Umschau im Rcichsparlamente des zentralisirten Oesterreichs, so sehen wir heute den Widerstand der Nationalitäten gegen die deutsche Majorität. Sind einst die Wahlgesetze im demo­kratischen Sinne abgeändert, dann begegnen wir der Renitenz der Deutschen gegen die slavische Uebermacht. Und werfen wir einen Blick auf die Zustände in den Landtagen und Ländern, so tritt uns vollends ein Jammerbild entgegen, ein chaotisches Gewirre, eine tief erschreckende Unnatur der Zustande! (Forts, folgt.) An die Adresse der Theuerungs-EnqMe-Kommission in Wien. I n Wien tagt unter dem Vorsitze eines Sektionschefs des k. k. Handelsministeriums eine Enquete-Kommission, um die Mitte l ausfindig zu machen, wie die abnorm hohen Preise der not h wen ­digen Lebensmittel für Wien ermäßiget werden tonnten. Da jedoch bei der großen Wichtigkeit, welche die Approvisionirung Wiens für das ganze Reich hat, in die Berathung leicht Fragen hineinge­zogen werden könnten, welche nicht mehr in den Wirtungskreis der Kommune hineinreichen, fo hat das Ministerium — nach den Worten des Herrn Sektionschef v. Prelis — die Enquete einberufen, „um der Kommune Wiens zu dienen." D a jedoch im gefammten Zisleithanien, die Klagen über die immer größere Theuerung der Lebensmittel seit Jahren an der Ta­gesordnung stehen, so ist wohl der Wunsch gerechtfertiget, daß die Regierung nicht bloß der Kommune in Wien dienen, sondern diesen Liebesdienst auf das ganze Reich ausdehnen möchte. Bei dieser Nothlage sind wir so frei, wenn auch nicht in die Enquete-Kommission nicht berufen, um's Wort zu bitten. Vor allem müssen wir selbst auf die Gefahr hin, daß wir, wie die nationale Majorität unseres Landtages, von dem allezeit getreuen Pionnier „der" Verfassung Herrn v. Kaltenegger als „rcichsfeind­lich" denunzirt zu weiden, offen gestehen, daß wir von einer Enquste-Kommission, wo der vom „Tagblatt" und der „Laibacher Ztg." als „Volkswirth" verhimmelte Herr Hofrath Klun als Referent fungirt, die Angabe solcher Mittel gegen die Theuerung nicht erwarten, welche das Uebel bei der Wurzel zu fassen geeignet sind; man wird sich damit begnügen, Blüthen und Blätter abzuzupfen, um den Schein zu haben, etwas gethan zu haben. Nicht anders war es im Jahre 1852, wo Kommissionen aller Art über die Maßregeln berieten, um der Bevölkerung ein wohlfeileres Fleisch u. dgl. zu verschaffen, allein — die Theuerung blieb die nämliche und stieg noch, wie die Er­fahrung lehrt. Wil l man im Ernste helfen — sonst lasse man lieber alles Kommissioniren bei Seite, um dasselbe nicht zu einer bloßen Ko­mödie zu gestalten! — so decke man rücksichtslos die Ursachen auf, welche die Theuerung seit Jahren stationär (und nicht bloß von Elementarereignissen abhängig) machen. I n einer solchen Enquete haben aber Sektionschefs und Hofräthe nicht wohl Platz, sondern da müssen unabhängige Männer ihr freies Wort erheben. Doch, sehen wir uns zuerst die Mittel an, die das Memo­randu m enthält, welches Hofrath Klun zur Abwehr der Theuerung in der ersten Sitzung besagter Enquete vorgetragen. Sie heißen: 1. Hebung der Viehzucht und des Ackerbaues; 2. Bestrafung für das Einfangen der Singvögel; 3. Bestrafung des Zwischenhandels; 4. ermäßigte Eisenbahntarife; 5. Beschränkung der Lieferzeit; 6. große Konkurrenz; 7. Ermäßigung der Verzehrungssteuer; 8. gänzliche Auflassung derselben bei gewissen Artikeln; 9. Bemessung der Ver­zehrungssteuer bei dem Schlachtvieh nach dem Gewichte, anstatt nach dem Stück; 10. Verzicht der Kommune auf die Zuschläge zur Ver­zehrungssteuer; 11. Ermäßigung der Erwerbsteuer; 12. Beurlau­bung des Militärs zur Erntezeit. — So komisch einige dieser Re­medien klingen, zumal das Strafen und wieder Strafen, große Konkurrenz (trotz der renommirten Markthalle?) , und fo wenig ausgiebig wieder andere erscheinen als „die Beschränkung der Liefe­rungszeit," die „Verzehrungssteuer nach dem Gewichte," „Beurlau­bung des Militärs zur Erntezeit," so heilsam sind dagegen die Mittel, welche die Ermäßigung der Verzehrungssteuer oder deren gänzliche Auflassung bei gewissen Artikeln, Ermäßigung der Erwerb­steuer und der Eisenbahntarife. Hat man nun hierbei wenigstens einen Anlauf genommen gegen die zu hohe Erwerb- und Verzehrungsstcuer, so kann dagegen der Leser sein Staunen nicht unterdrücken, daß man jener Steuer, welche uns unser tägliches Brod am m eist c n vertheuert, mit keinem Worte erwähnt, d. i., der Grundsteuer. Wie kann denn der Produzent billige Nahrungsmittel an den Markt bringen, wenn er sammt den verschiedenen Zuschlägen so enorme Steuer n zahlen muß? — wie kann der Ackerbau gehoben werden, wenn bei exekutiven Feilbie­tungen es sogar geschah, baß der Gerichtsdiener dem armen Bauer seine letzte Kuh aus dem Stalle trieb? — wie kann das Fleisch wohlfeil sein, wenn der Fleischbedarf in der Monarchie niemals durch heimische Viehzucht gedeckt wird, wenn jährlich bei 5 Millionen Gulden für Schlachtvieh und über 4 Millionen Gulden für Häute an das Ausland (meist Rußland) ausbezahlt werden müssen? — wenn die Rinderpest wegen mangelhafter Kontumazanstalten jährlich Tausende von Rindern in Oesterreich-Nngarn dahinrafft? — wenn die Rindviehzucht fast stationär erscheint und man ein billiges Vieh ­sal z den Magyaren zu lieb aus der Verlaufsliste streicht? — wäh­rend die Industrie — und mit ihr die Bedürfnisse — und die Vermehrung der Bevölkerung bedeutende Fortschritte machen, — wenn stets eine große Armee auf den Beinen er­halten wird, deren viele Mitglieder das Fleisch im Zivilstande kaum dem Namen nach kannten, als Soldaten aber täglich Fleisch benö­thigen? — wenn die Entwcrthung der Valuta noch immer '/z ihres Nennwertes beträgt? — wenn man die Eisenbahne n als Rentanstalten für Verwaltungsrathe und nicht als Förderungs­mittel der allgemeinen Wohlfahrt betrachtet? Das, das sind die Grundübel, welche in dem sonst geseg­neten Oesterreich die Theuerung in Permanenz erhalten. An die Beseitigung diese r gehe man, und man hat die Theuerung der Lebensmittel beseitiget. Dazu aber gehört ein offene s Mannes­wort. Das Memorandum verschreibt zwar als Heilmittel Nr. 12 „Beurlaubung des Militärs zur Erntezeit" — wieviel will man denn dadurch erreichen? Man sage es lieber offen und ehrlich: Die Auslagen für eine mächtige Arme e — alle Achtung vor derselben! — ist der Hauptgrund der Schwäche unserer Finanzen. Weiden diese Auslagen ausgiebig reduzirt, so wird auch die Grundsteuer und wie die Steuern alle heißen, bedeutend ermäßigt werden können, und der Produzent wird billige Lebensmittel an den Mark t bringen. Man gehe doch nicht immer wie die Katze um den heißen Brei, sondern sage es an maßgebender Stelle offen aus: wo uns der Schuh drückt! Statt daß der „liberale" Reichsrath die Rettung Oesterreichs in der Beseitigung des Konkordates, in allerhand Konfessionslosig­ieiten, in der Aufhebung des Wucherpatentes, in der Befreiung der Todtschläger von den Ketten u. dgl. gesucht hätte, hätte er dieselbe in ganz anderen Dingen suchen sollen, und dazu gehört in erster Linie wohl auch — wohlfeiles Broo. Hi« Ldoäus, die »alt»! Werden die Mitglieder der mehrerwähnten Exquote-Kommission zu dem Hofrat h K l un'schen Memorandum nicht die von uns be­rührten Heilmittel als Dringlichkeitsantrag zur Sprache brin­gen, dann wird die Enquste-Kommission fruchtlos ihre Zeit vergeu­det haben und die Wiener und wir Oesterreicher überhaupt werden Aber Theuerung fortan klagen. Schließlich ist unsere Meinung die: nur eine erleuchtet e Regierung Hand in Hand mit einer wahren Volksvertre­tun g kann auch in dieser Frage die hGleichende Enquete-Kom­mission sein. Wir werden sehen, ob die Erfahrung künftiger Jahre unsere Worte Lügen strafen werde. Aus Dalumtim. Die offiziellen Berichte aus Dalmatien sind der „Zukunft" zufolge gänzlich verstummt; jedenfalls wird gegenwärtig in Trieft und Wien das Wichtigste in der Boccheser Angelegenheit verhandelt. I n Trieft werden zwar keine politischen Konferenzen stattfinden, aber Kriegsrath wird man doch abhalten und deßhalb ist der Kricgsmi­nister dorthin abgereist. Einer Meldung des „Pester Lloyd" zufolge soll der dalmatinische Landtag einberufen werden, um das Wert der Pazifizirung zu erleichtern. Derselbe wurde bekanntlich trotz der slavischen Minorität vertagt. Die Aufgabe, welche demselben zufallen soll, besteht vor allem in der Präzisirung der Wünsche und Forde­rungen, deren Gewährung heilsame Folgen für eine Lösung des Konfliktes in Dalmatien nach sich ziehen und das Pazifizirungswert, welches inaugurirt werden soll, erleichtern könnte. Hauptsächlich soll aber die dalmatinische Landtagsminorität, welche die Opposition im Lande repräsentirt, im regierungsfreundlichen Sinne durch möglichste Berücksichtigung ihrer Wünsche gewonnen werden. Der Aufstand im Cattareser Bezirk ist in eine Fase getreten, die man mit dem Worte Belagerungszustand bezeichnen könnte, wobei aber nicht die Insurgenten, sondern die Truppen zu den Belagerten zählen. Mi t diesen Worten charakterisirt ein Korrespondent aus Risano in der „Tr. Ztg." die Lage der Dinge. Das Regiment Ulbrecht hat gegenwärtig von 47 Offizieren nur 25 dienstfähig, von den übrigen 22 sind vier todt — gefallen bei dem unglücklichen Sturm auf den sogenannten Albrechtsberg — einer ermordet im Beginn der Insurrektion, sieben schwer und leicht verwundet und der Rest mehr oder minder durch Krankheiten auf längere Zeit dienst­unfähig. Der Abgang der Mannschaft desselben Regiments an Todten, Verwundeten, Vermißten und Kranken beziffert sich bis zum heutigen Tage auf 260. Eines der traurigsten Symptome, des Krieges, der Selbstmord einzelner Soldaten auf Vorposten, beginnt bereits an den Tag zu treten. Es geschehen hier Dinge, die un­glaublich erscheinen und von deren Richtigkeit man sich so zu sagen mit eigenen Angen überzeugen muß, um daran zu glauben. I n der Nähe von Lebenice hat man z. B. ein Blockhaus für 12 Mann — freilich sehr priminitiver Natur — tonstiuirt und nun bewachen zwei halbe Kompagnien im Freien, ohne jeden Schutz gegen Wette'r und,einem Ueberfall von Seite der Insurgenten fortwährend ausge­setzt^ Tag und Nacht dasselbe. Wie gemeldet wird, sind eingehende Berichte des Generalma­jors Grafen Auersperg eingetroffen. Aus diesen soll hervorgehen, daß die Erpedition nach Cerkoice und Dragalj unbedingt nothwendig war, wenn diese beiden Forts den Insurgenten nicht in die Hände fallen sollten. Certvice war nur mehr auf zwei Tage, Dragalj auf fünf Tage kümmerlich verpflegt. I n Dragalj hatte die Mannschaft seit 13 Tagen lein Fleisch mehr, seit sieben Wochen war sie ohne Tabak und Licht. Die Offiziere der Besatzung mußten feit der letzten Expedition, gleich der Mannschaft, von Specksuppe und Fi ­solen leben. Ferner bringt das „Wiener Tgbl.", dem wir diese Notizen ent­nehmen, nach der „Korr. Gall" folgenden merkwürdigen Bericht: I n Dreher's Bierhalle fand eine Versammlung von mehreren ehe­maligen austro - mexikanischen Freiwilligen und von den Mitgliedern des aufgelösten Alpenjägerkorps (vom Jahre 1866) statt, bei welcher die Errichtung eines Contra-Guerilla-Korps für die Vocche bespro­chen wurde. Diese Männer drückten ihre Ueberzeugung dahin aus, daß die Verwendung großer regulärer Truppenmassen gegen die Banden nie von durchschlagendem Erfolge begleitet sein wird, und daß hier nur Gleiches mit Gleichem gebändigt und vertrieben werden könne. Diese ehemaligen Guerillas, welche an den meisten Gefechten in Mexiko Theil nahmen und die jetzt im Zivile verschiedene Posten bekleiden, gaben sich das Wort, freudig dem Rufe zu folgen, wenn ein Elite-Korps von Freiwilligen gebildet und unter das Kommando des Hauptmanns Schauer v. Schröchenfeld, der sich im Kampfe gegen die Bosniaten ausgezeichnet hat, oder des ehemaligen merita­nischen Majors Kodolitsch gestellt werden wird. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 10. Dezember. — (Viel Polizeiwache und doch keine!) so war vor­gestern Nachmittag 4 Uhr das allgemeine Gespräch jener Stadtbe­wohner, welche auf der oberen Poljana versammelt waren, als eine provisorische mit Heu gefüllte Schupfe mitten unter den Häusern bereits eine halbe Stunde brannte, ehevor vom Schloßberge das Feuer signalisirt unv irgend ein Sicherheitsorgan dabei erschien. Als jemand die Verwunderung aussprach, daß nicht einmal eine Polizei­wache bei dem Tumulte zu sehen war, bemerkte ein schlichter Mann aus dem Volke: „Ja, wenn jemand „Aviso ßlovLnoi" gerufen hätte, da hätten ihn gleich wenigstens zwei beim Kripps!" — Fräulein Katharine Phriem, von Geburt eine Grie­chin, durch Fürsorge des Kunstmäzen Baron Prokesch-Osten am St. Petersburger Konservatorium unter Rubin st ein ausgebildet, hat in Trieft mit großem Erfolg am Klavier konzertirt und ist dieser Tage hier angekommen, um auch in Laibach ein Konzert zu geben. Wir freuen uns auf den Kunstgenuß, welchen uns die junge Künst­lerin und Schülerin des berühmten Nubinstein demnächst bereiten wird. It . 8^sv. 6. örunzorso (clelilaniÄL^Ä). ?. <^c>rl^)1st. 8. 6stv6ro8pev. 9. 2dar. MU ^ NIs^' VLÄlco stsvilko vo^Ä8^Ä ^oäda,. °^ H 2aöst«1: ok ^/„ 8. uri ^veösr. 117—1. RavQÄw^ : ^vgllkt Vitnilt. Gingesendet. Vorstellung M lvohlthiltigcm Zwecke. Der katholische Verein für Krain veranstaltet Sonntag den 12. d. M. Abends 7 Uhr im Saale der Üitalnica ein Konzert unter Mitwirkung des Männerchores der (Ätalnica und der Musik­kapelle des löblichen Infanterie-Regiments Graf Huhn; und zum Schlüsse eine Aufstellung lebender Bilder. Der Ertrag soll als Beihilfe zur Bekleidung 100 armer Schul­kinder zu Weihnachten dienen. Zu dieser Vorstellung sind alle jene, welche den obgenannten Wohlthäligkeisakt gütigst unterstützen wollen, höflichst eingeladen. Die Eintrittspreise sind, ohne der Großmuth Schranken zu setzen, für einen vorbehaltenen, numerirten Sitzplatz sammt Eintritt 70 kr., für den Eintritt allein 50 kr. Eintrittskarten sind in der Handlung des Herrn Mathias Gerber (Sternallee) und Sonntag Abends an der Kassa zu haben, die Villets für die vorbehaltenen Sitze aber, werden nur beim Herrn Gerber und nur bis Samstag den 11. d. M. Abends ausgefolgt. — Das Nähere im Programm. ^Vll««l»«l»t«- «». H««F»l» 8-t»S8e«l««K^. Ois OalNutslis-, Xul2- unä 8pie1­ 3 ^ 116—1. 6e8 » »? ! 22 5. !V>. 8o!imltt, « 8MivlAk88e ?lr. 277, « 8t6l Lsäisurlii^. s^«l«AV,lI»«l<5i-s^«8VZ»««^V. vis 8iMrei, Malerias-, FarL, Mineraswasser-, Wem­und DMatessm HaiMmg äsL l^StSl- l_a38Nl!< em^tielilt ilir neu, üg^ortirtoZ I^a^Lr iu uaoliLtLiiLriclsll H,rti1:«1ll, al«: ^U« 6üttuu^en Inee, Lnelier, Ii»Nee, Iil>Nel!'8nrro^»te, eckte «r»«er tno1i»I»«!e, Nei«, «erste, «riess, 8»3», Winsen, Erbsen. 8neise- uuä ltrennole; eolit tri>n«ü8>sel>en t!«n!nnl»ßner, in- uuä nus!iin»te»u Lulitte. Iloclineinier, l.iedlrnuenmileü. ssluscntl.üne!, ssl««!eiru, MnIüK», Muriner Wermutli-VVein, tlüclesneimer, t!ipro, Mnlvlisil», Vüslnuer rotn uuä xveiss, ttlner, kielierer, ^erusnleiner, lierselidnelier, Zluslin­teller. Vleneselier, l^ittenber^er unä Nüster Husdrucn; — 1^ i n. u e u r e unä Spirituosen : I^iuileur ü' ^«»«»s, Hnisette, Qnluin, ^uruc-l»«. sslurnseliino, Vr»,>^e, «ose, persil o, V nnißlin, ^IIuscn-Iiüi»!ne!, Hlnenllrüuter sslnßen­linueur. 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