MARBURGER ZEITUNG AMTLICHES ORGAN DES STEIRISCHEN HEIMATBUNDES Verlag wd Sckrtflteitmc Marburg t. 4. Drau, BadgatM Mr. f. Fcmraf: Nr. 39-S7, 3S-6S, 25-69. Ab 18 Uhr Erichelot wtrktiglicti alt Morgcozcltanc, Bezugipreii (Im Torau« rahlbar) monatlich RM 2,10 elntchlicSlicti (Ugticb auNr Samstag lit die SebrirttenunK nur auf Fem uf Nr. 28-67 arrclcbbar. UnvcTlanxte ZaschrlMen werden 18.8 Rpt PottzeltungtgeliUbr: bei Lielcrunc Im streilba id zuzUelich Porto, bei Abholen in der GetcbSfttttelle ■Ichl rackgetandl. Bai •latllcben AnfraEea Ist da* Rüc porto beizulegen. Poitietaeckkonto; Wien Nr. 54 603. MM 7.—, Altreich durch Post monatlich HM 2,lo (ein cht. 19,8 Rpl PcstzeitunKsitebahr) und 36 Rpt Zotteil- Ovscbiftiitellen ia Cllll, Marktplatz Nr. I2> Femrut Nr. 7, ntid in Pettau, UttKirtorgaiie Nr. 2. Femrul Nr. M. gebtthr. EiDcelannmern werden nur gegen VorelnsendJng des Einzelpreises und der Portoaaslagen zugesendet Nr. 255 — 84. Jahrj^ani^ Marburg-Drati, Montag, 11. September 1^44 Einzelpreis 10 Rpf Terror über Bulgarien Die Bolschewisten setzen den Regentschaftsrat ab — Nationale Gegenregierung Zankoft 0 Berlin, 10, September Immer deutlicher zeichnet sich die teuflische Fratze des Bolschewismus in dem Spiel um die Balkantänder ab, die ihre feige Unterwerfung unter die Knute Moskaus und ihr Verrätertum bitter be* zahlen müssen. Was die Sowjets, die so scheinheilig vor einiger Zeit angeblich die Komintern, den Motor der Weltrevolution, auflösten, in Wirklichkeit wollen, ging bereits eindeutig aus einer Aufforderung der „Prawda" hervor, die das britische Reuterbüro aus Moskau meldete. Das amtliche sowjetische Nachrichtenbüro empfiehlt den Bulgaren, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich von der „herrschenden Clique" >u befreien. Eine Aufforderung zum Bürgerkrieg, die an Offenheit nichts zu wünschen übrig läßt, die aber auch den Verrätern Jn der bulgarischen Führungs-■chicht zeigt, welches Schicksal ihnen zugedacht ist. Die Bolschewisten erteilen Jedenfalls auf dem Balkan zur Zeit einen überaus aufschlußreichen Anschauungsunterricht, der die Richtigkeit und Notwendigkeit des deutschen Kampfes gegen diese Weltpest, aber auch die immer wieder lautgewordenen Warnungen des Nationalsozialismus bestätigt. Nachdem das Kabinett Murawieff dem Bolschewismus die Tore nach Bulgarien geöffnet hatte und allen sowjetischen Kapitulationsforderungen unterwürfig nachgekommen war, haben die Sowjet-nissen die Aufgabe Murawieffs für erfüllt angesehen und eine Scheinregierung in den Sattel gehoben, die sich aus Bolschewisten und berüchtigten bulgarischen Putschisten zusammensetzt. Damit sind die Bolschewisten in alle Schlüsselstellungen des Landes eingerückt, und das bolschewistische Chaos nimmt seinen Lauf. Die Mitglieder des Regentschaftsrates, Prinz Cyrill und Generalleutnant Mischoff, wurden ^uf kaltqm Wege abgesetzt und ein neuer sogenannter Regentschaftsrat eingesetzt, der eindeutig freimaurerisch-bolschewistische Züge trägt. Die Scheinregierung hat unverzüglich begonnen, sich nach bewährten Sowjetmethoden zu betätigen. Eine Welle des Terrors geht über das Land hinweg. Sämtliche Mitglieder des bulgarischen 35. Sobranje wurden verhaftet, und alle bulgarischen Staatsmänner und Politiker, die zu ihrem Wort und der nationalen Ehre in Bulgarien standen, wurden festgesetzt. Das Haupt der sowjet-bulgari-schen Regierung Georgieff beeilte sich festzustellen, daß das außenpolitische Programm seines Kabinetts „die ewige Freundschaft mit Sowjetrußland darstelle." Das scharfe Vorgehen der Sowjets gegen Bulgarien hat, so sagen schwedische Meldungen aus Sofia, bei der Öffentlichkeit größte Bestürzung hervorgerufen. Man glaubte bereits allen sowjetisrhen Wünschen entsprochen zu haben. Daß selbst die jetzige Regierung nicht als befriedigend betrachtet werde, sei tils besondere überiaschung gekommen. Amerikanische Meldungen bp'^agen, unheilverkündend, daß die Armee Stalins Moskau greife nach dem Balkan Der Südosten im Brennpunkt der Politik Von Friedrich Horstmann entschlossen sei, ganz ohne Rücksicht auf Bulgariens offizielle Haltung, dieses Land zu »befreien«, also völlige Eroberung und Sowjetisierung. Zum Vorwand für das jetzige Vorgehen wird die bulgarische Neutralitätserklärung genommen. Nun sei es die Pflicht der Sowjets, das Land für sich sicherzuetellen. Zur Abwehr des Verrats, den die bul-gariscihe Regierung verübt hat, indem sie die diplomatischen Beziehungen zu ihrem bisherigen Verbündeten, dem ' Deutschen Reich abbrach, dem Deutschen Reich ohne jeglichen Anlaß den Krieg erklärte und ihr Land dem Bolschewismus auslieferte, hat sich zur Wahrung der wirklichen Interessen des bulgarischen Volkes zur Weiterfährung und , Festigung des Bündnisverhältnisses zwi-' sehen dem Großdeutschen Reich und 1 Bulgarien eine nationalistische Regierung I unter Führung des bekannten bulgari-I sehen Staatsmannes Professor Alexander ! Zankoff, gebildet, die das bulgarische I Volk an der Seite Deutschland« zum | 1 Siege führen und die Ehre de« bulgart- j I sehen Volkes rein erhallen wird. ' Professor Zankoff ist der Führer der völkischen sozialen Bewegung Bulgariens. ehemaliger Ministerpräsident von 1923—26 und langjähriger Präsident der j Sobranje. In Bulgarien ist Professor Zankoff als Freund des deutschen Volkes und als Verfechter einer Politik enger und aufrichtiger Zusammenarbeit auf politischem und wirtsrhaftlichem Geoiet j zwischen Deutschland und Bulgarien be-' kajint Um die Grenzstellungen Die Aufj^abe unserer Sperrverbände im Westen rd Berlin, 10. a«ptetdb«r Das Kampfgeschehen im belgisch-Boi'dfranzötischen Raum wird noch immer von der Absicht der Feinde bestimmt, einen Durchbruch nach Holland und an die westdeutsche Grenze zu erzielen, Außerdem finden wiederum heftige Kämpfe um die Seefestung Brest statt, wobei die feindlichen Angriffe auf die Festung selbst abgewehrt werden konnten, während Verteidigungsstellen •uf der nahe westlich gelegenen Halbinsel aufgegeben werden mußten. Die Durchbruchsversuche der Angio-Amerikaner im belgisch-holländischen Grenzgebiet sind weniger von strategischen Gesichtspunkten getragen als vielmehr von der Absicht, aus agitatorischen Gründen sich der Scheide- und Rheinmündung alsbald bemächtigen zu können. Außerdem möchte man natürlich die deutsche Seeverteidigungszone so weit als irgendwie möglich einengen, weil man offensichtlich immer noch Befürchtungen vor e'nem Wiedererstarken der deutschen Seestreitkräfte hegt. Da die Operationen gerade im Gebiete der belgischen Küste mit der fortschreitenden Jahreszeit immer schwieriger werden dürften, will man englischerseits die Küste des Kontinents möglichst noch vor Eintritt des Herbstes in seine Gewalt bringen. Die anderen feindlichen Operationen verfolgen den Zweck, den augenblicklich in der Entwicklung begriffenen Aufmarsch der deutschen Vorfeldverteidigung zu stören und durch ein Vordringen bis zur Bilrgundischen Pforte der Anlehnungsmöglichkeit an das französisch-schweizerisch« Gebirgsmassiv zu berauben. Alle diese Pläne tragen vorbereitenden Charakter für den eigentlichen Großangriff, den die Invasoren Das Eichenlanb dnb Führerhauptquartier, 10. September Der Führer verlieh das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Generalleutnant Heinrich Freiherr von Lüttwitz, Kommandeur einer Panzerdivision aus den deutschen Donaugauen, als 571. Soldaten der deutschen Wehrmacht. Bei Avranches, westlich Argentan, und beim Durchbruch deutscher Verbände durch den feindlichen Einschließungsring nördlich Argentan hatte die Panzerdivision von Lüttwitz hervorragenden Anteil. In all diesen Kämpfen führte Generalleutnant von Lüttwitz seine Truppen stets in vorderster Linie. Er wurde dabei zweimal verwundet, und zwar erhielt er seine sechste und siebente Verwundung. Der Führer verlieh femei das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Major d. R Jakob Gansmeyer, Kommandeur eines bayrischen Füsllier-bataillons, der sich mit seinem Bataillon im Kampfraum von Raseinen besonders hervorgetan hatte, wo der tapfere Bataillonskommandeur den Heldentod fand. Er wurde im Jahre 1900 als Sohn eines Eisenbahnarbeitera in Pöcking (Nieder-bayem) geboren. zweifellos noch tin Herbst gegen die deutsche Westverteidigung zu führen beabsichtigen. Es handelt sich gewissermaßen um Schaffung von Sturmausgangstellungen bzw. um die Eroberung strategisch wichtiger Geländepunkte, deren Besitz eine unerläßliche Voraussetzung für Operationen größeren Stils darstellt. Deutscherseits werden alle diese Versuche mit Fanatismus und Kam.pf-entschlossenheit bekämpft. Durch Gegenangriff wurden die zeitweise verlorengegangenen Frontstücke zurückerobert und dort, wo der Druck des Feindes übermächtig ist, nur schrittweise und nach härtesten Kämpfen aufgegeben. Dadurch steigerte sich die Heftigkeit des waffenmäßigen Einsatzes für diese Kampffelder von Tag zu Tag mehr und nimmt bereits an einzelnen Stellen der Westfront materialschlachtartigen Charakter an. Immerhin ist zu spüren, daß der Feind sich nachschubmäßig noch nicht schnell genug auf die ungeheuren Verluste und den gewaltigen Materialverbrauch einstellen konnte, so daß es an einzelnen Stellen plötzlich zu einem-Nachlassen der Kämpfe kommt, obwohl dies keinesfalls im Sinne der feindlichen Führung Hegen kann. In solchen Fällen werden dann neue feindliche Verbände, die eben erst eingelangt sind, in die Schlacht geworfen, lediglich unter dem Gesichtspunkt, daß die nach dem schnellen feindlichen Vormarsch selbstverständliche Ruhepause nicht eintreten soll. Die Kämpfe sind also noch immer nicht einheitlich und tragen das Konnzeichen taktischer Nothilfen, iu denen auf beiden Seitnn immer mehr gegriffen werden muß. Während unsere Sperrverbände darum kämpfen, Zeil zu gewinnen, haben die Anglo-Amerikaner keine Zeit mehr zu verlieren. Die augenscheinliche Verlangsamung der feindlichen Operationen entspricht also durchaus nicht den Absichten der feindlichen Führung, * An der Ostfront kam es wieder zu Durchbruchsversuchen in den Räumen von Sanok und Krosno, die ebenso vereitelt wurden, wie die auf die ostpreußische Grenze abzielenden Durchbruchs-anqriffe im Raum von Ostrolenka. Der zähe deutsche Widerstand erhält die Ostfront in der von der deutschen Führung zur Zeit gewünschten Erstarrung und verhindert den von den Sowjet« qe-wünschten Bewequnqskrleq Obwohl von einer Kräfteqleichheit im Osten nicht qesprochen werden kann, hat sich I der deutsche Widerstand mit dem Nä-1 herrücken dor Kämpfe an die deutschen ! Grenzen doch so sehr verstärkt, daß die ! mit zahlreichen Kräften und schwerstem I Materialeinsatz qeführlen feindlichen I GroBanqriffe die deutsche Abwehrfront j nicht zu überwinden vermöqen. Gerade ! in dfesen Taqen ißt die Stabilität der ' Ostfront von unschätzbarem Wert. Wieder einmal ist der Südosten in den Brennpunkt der Politik getreten. Moskau streckt mit Macht seine Hand nach diesem Teil Europas aus, der schon seit zwei Jahrhunderten sein Beqehren war und den zu erreichen es kein Mittel scheute, anqefanqen von den Intrigen des Zaren bis zu den blutigen Kämpien der bolschewistischen Banden auf dem Balkan, die Hunderttausenden das Leben gekostet haben und deren Ende erst qekommen sein wird, wenn durch den Sieq des Reiches einer endgültigen Ord-nunq auch in diesem Teile des Kontinents nichts mehr im Weqe steht. Das Wirken Rußlands auf dem Balkan ist eines der typischen Kapitel dafür, wie raumfremde Mächte auf dem Rücken der Völker in Gebieten Einfluß gesucht haben, die nur ein Teilziel im Rahmen ihrer imperialen Politik darstellen. In den letzten 200 Jahren sind deutlich zwei große Zielsetzungen russischer Balkanpolitik zu erkennen: Die Unterwer-funq der Völker des Balkans und die Beherrschung der Meerengen, Diese beiden Forderungen gehören zusammen, und ohne die Erfüllung der einen ist die Sicherung der anderen nicht zu denken. So ist es auch zu verstehen, daß Stalin sich die Beherrschung des Balkans von London und Washinqton zusichern läßt. Rumänien im Spiel der Mächte Rumänien ist lange Zeit nur willenlose« Objekt der Großmachtpolitik gewiesen. Staatsmännische Klugheit halte da« Verhängnis der Türkengcfahr zwar nicht zu verhindern ,wohl aber hinauszuzögern vermocht- Die damaligen beiden Fürstentümer Moldau und Walachei kamen auch späterhin nie völlig unter die Herrschaft der Pforte, die gegenüber den anderen Gebieten etwas gelockert war .ohne daß dem Volke jedoch die Leiden der Fremdherrschaft erspart geblieben wären. Rußland ließ sich jede Hilfe teuer bezahlen, die zumeist nur den Anschein einer solchen trug. Im Frieden von Kütschik-Kainardschi schob das Zarenreich seine Grenze bis an den Bug vor ,im Frieden von Jassv (1795) i?rreichte es den Dnjestr und im Friedensschluß von Bukarest (1812) den Pruth. Die »Freundschaft« Rußlands war zu einer dauernden politischen Belastung geworden. Im Frieden von Adrianopel (1Ö29) erh'ell Rußland die Donaumün-dunq zugesprochen und die Rumänen hatten die zweifelhafte Ehre, den östll- der Vollstrecker des russischen Willens in Belgrad, der in Genf zu Füßen Baku-nins gesessen hatte Mildo mußte abdanken. Paschitschs Stern stieg höher. Seine außenpolitischen Bestrebungen gingen auf eine enge Zusammenarbeit mit Frankreich und Rußland aus. Er gehörte zu den Organisatoren des Mordes an Alexander Obrenowitsch, Seit 1903 bis 1926 führte er die Außenpolitik der Dynastie Karageorge witsch Serbien war sich fortan des russischen Ee'standes sicher, und nur deshalb wagte man es in Belgrad, 1914 das österreichische Ultimatum nach dem Mord an dem Thronfolgerpaar zurückzuweisen. Die Ereignisse von 1941 sind bekannt In dem General Simowitsch hatte sich erneut ein Verschwörer gegen die neue Ordnung gefunden Es ist nicht uninteressant und außerordentlich bezeichnend, daß der am 5 April 1941 unterzeichnete serbisch-sowjetische Nicht-angriffspdkt vom ehemaligen Oberst Boschin Simitsch als zweiten serbischen Delegierten unterzeichnet wurde, der einst Mitglied der Zentralleltung der »Schwarzen Hand« und ein enger Freund des Obersten Dimitrijewitsch war 1 Bulgarien Es ist kein Zweifel, daß das bulgarische Volk oft eine sehr freundschaftliche Haltung gegenüber Rußland einnahm, zumal früher der Mitlelpunkt des bulgarischen Geisteslebens und die ersten ■ '•..cini]!' !ä .ii.i . ■) L. ben einigen rumänischen Städten in Südrußland, vor allem in Odessa, zu suchen sind. Die Aufmerksamkeit, die man in Petersburg wie in London dem bulgarl-! sehen Freiheitskampf zollte, hatte jedoch nichts mit einei »slawophilen Brüder-' lichkeit« zu tun, sondern sie entsprang ' lediglich der raumpolitischen Bedeutung des Landes. I Ruüläiid betrachtete die balkaniachon Völker nur als Objekt seiner Politik. Es ! spann Intrigen und spielte die Regierungen gegeneinander aus, letzten Endes immer nur mit dem Ziel, der wahre Beherrscher dos Balkans zu werden. War, um ein Beispiel zu nennen, im allgemeinen Serbien der Busenfreund Rußlands, so unterstützte Moskau dennoch eine Zeitlang ohne Bedenken die Ausbreitung der bulgarischen Kirchengewalt in Ma-cedonien, als es mit der serbischen Politik des Hauses Obrenowitsch nicht ein- chen Nachbarn als »heschlT-mende Macht j verstanden war. In jenen Jahren wurde Nach Sibirien verschleppt Die bolschewistische Schreckensherrschaft in Rumänien O Madrid, 10. September In der Moldau hätten die Bolschewisten bereits zu drakonischen Maßnahmen gegriffen, um das Gebiet in eine reine Sowjetprovinz zu verwandeln, wird aus Ankara gemeldet. Die Bevölkerung der Moldau werde, soweit sie zu sowjetfreundlichen Kreisen gehöre, für die Front ausgebildet, im übrigen interniert oder In der großen Masse deportiert. Der Korrespondent der spanischen Zeitung ist der Meinung, diese Maßnahmen brächten das rumänische Volk bald zu der Einsicht, daß der Staatsstreich des Königs Michael ihm den Untergang gebracht habe. Aus den Schilderungen von Flüchtlingen erfahren ungarische Stellen täglich neue Einzelhelten über die Massenverschleppungen, die von den Sowjets in Rumänien veranstaltet werden. In Bukarest sowie in einer ganzen Reihe kleinerer Orte trafen sowjetische Ausmusle-rungskommisslonen ein, die das Facharbeiterpersonal für den sofortigen Abtransport in das Innere der Sowjetunion ausheben. In Bukarest hat diese Kommission zunächst einige 10 000 Facharbeiter als erste Verschleppungsrate zum Abmarsch bestimmt. Soweit sich diese Facharbeiter nicht selbst an den Sammelplätzen einfanden, wurden sie nachts aus den Wohnungen geholt und in Gefängnisse geführt. Die Sammelplätze sind mit rasch improvisierten Stacheldrahtsicherungen umgeben. Die Aushebung der «rsten Rate erfolgt nach den Aussagen von Flüchtlingen nach folgenden Gesichlspunklen: Zunächst gehen Facharbeiter der metallverarbeitenden Industrie in das Innere der Sowjetunion ab. Es handelt sich dabei vor allem um Schlosser, Metalldreher, Fräser, Gießer, Gußputzer, Modellschreiner und Bohrer. Des weiteren folgen Facharbeiter der Holzindustrie. Dabei werden bevorzugt Zimmerleute, Schreiner, Säger, Drechsler und Forstarbeiter ausgehoben. Mit ihnen kam eine große Zahl von Hilfsarbeitern, die in den genannten Industriezweigen tätig waren, in die Sammellager. Marschziele der Fach- und Hilfsarbeiter aus der eisenverarbeitenden Industrie sind die sowjetischen Industriezentren jenseits des Urals im Räume von Swerdlowsk und Nischni-Tagil. Die Facharbeiter der Holzbranche und ihre Gehilfen sind für die an das Eismeer grenzenden Gebiete der mittleren und unteren Petschora bestimmt, ein weiterer Teil für die In Nordsibirien gelegenen urwald-relchen Gebiete der Sowjetunion. der rumSnisrhen Fürstentümer« anseh'^n 7U dürfen. Es Ist nicht verwunderlich, daß sich die Aufstandsbewegungen nun nicht nur qeqen Konslantinopel, sondern •auch oeqen Mockau richteten. Schließlich ist es den Rumänen doch oelunqen, infolge der rufssisehen Niederlage im Krimkrieq auf dem Pariser Frieden (1856) eine territoriale Wiederqutma-chunq zu erreichen, Daß nicht schon damals ein souveränes Rumänien entstanden ist, ist zum wesentlichen Teil dem ' Einschreiten Englands als Partner der Türkei zuzuschreiben qewt>sen. Trotz der qemeinsamen russlsch-türkisch^'n Bemühungen konnte am Ende die Grün-dunq des Köniqreiches Rumänien doch nicht verhindert werden. Rußland unternahm auch jetzt noch einmal den Versuch im Zusammenwirken mit der Pforte die alten Zus'ände wiederherzustellen, indem es den Sturz Alexander Cuzas verlangte. Der neue | . . . . Fürst und spätere Köniq Karl I.' von ! ^^elte der Mittelmachte trieb. die die Verstimmung zwischen Serbien und Bulgarien geboren. Die Behandlung des ersten bulnarischen Fürsten, Alexander von Battenberg, gibt einen Einblick In die Methoden russischer Politik. In Petersburg war die bulgarische Verfassung genehmigt worden, die eine liberale und demokratische Tendenz trug, um durch sie jederzeit die Möglichkeit zu besitzen, durch innerpolitisrhe Einwirkungen die Außenpolitik beeinflussen zu können. Als der Battenberger wegen seiner Selbständigkeitshostrehungen am Zarenhofe als imbequem empfunden wurde, beseitigte man ihn auf brutalste Weise, wobei der russische Militärattache Oberst Sacha-row die Anzettelung der Militärver- schwörxmg übernahm, die schließlich zui Verschleppung des Fürsten führte. Die traurigen Ereignisse des Ralkankrieges 1912 13 waren schließlich der letzte Anstoß zur bulgarisch-russischen Feind-die Bulgarien im Weltkrieg an Ritterkreuz des KVK Terliehen Berlin, 10. September Der Führer hat dem General der Infanterie Otto Stapf, der da« Rillerkreuz zum Eisernen Kreuz bereit« seit 1941 besitzt, da« Ritterkreuz zum Krieg«vendien«t-kreui mit Schwertern verliehen. General der Infanterie Stapf hat «jch seit dem Sommer 1942 im Rahmen de« Vlarjnhre«-planes al« Chef de« Wlrl8chaftfi«tabe« Ost besondere Verdienste erworben. Hohenzollem vermochte aber die inneren Verhältnisse des jungen Staates zu festigen und gegenüber den übriqen Nationen die staatliche Unabhängigkeit zu sichern. Schon aus dieser qeschichtli-chen Reminiszenz ergibt sich das Verbrechen, das durch Könlq Michael am rumänischen Volk begangen worden ist. Serbische Helfer Moskaus Mehr Glück halte Rußland dagegen mit Serbien, dessen russophile Politik entgegen vereinzelten vernünftigen Strö-I mungen nicht nur den Weltkrieg verur-I sacht hat, sondern durch den Bruch des I Dreimächtepaktes auch zum Balkankrieg im Jahre 1941 fühlte Die wenigen füh-I renden Männer, die die AnleJinung an I Österreich-Ungarn anstrebten, wurden I beseillgt. Fürst Milan Obrenowitsch, der 1 sein Land von den Türken befreit und I Serbien 1BB2 zum Königreich erhoben hatte, ist eines der typischen Beispiele dafür. Er stieß bei seinem Uemiihen, gute Beziehungen zu Österreich-Ungarn herzustellen, auf ungeheure Schwierigkeiten, fuhr aber doch im Frühjnhr 1884 kurz entschlossen nach Wien und erbat von der österreichisch-ungarischen Regierung die Besetzung Serbien«. Wien lehnte wegen der Spannung, die mit Rußland seit dem Berliner Kongreß bestand, diese Bitte ab Milan ging trotzdem den Weg der Verständigung weiter. Im Juni 1899 wurde auf ihn ein Mordanschlaq verübt, hinter dem wie Im Jahre 1833 die treibende Kraft der radikalem serbischen Partei stand: Nikola Paschitsch, Die Einstellung Bulgariens blieb auch nach dem Kriege antirussisch. Erst Geor-giew versuchte 1934 neue Wege zu beschreiten. Er entschloß sich zur Anerkennung der UdSSR. Außenpolitische Gründe haben ihn hierzu veranlaßt. Für die Fortführung des innerpolitischen Kurses aber war bezeichnend, daß an dem gleichen Tage, an dem 1934 der neue sowjetische Gesandte in Sofia einzog, ein zum Tode verurteilter Kommunistenführer hingerichtet wurde. Es hätte im Sinne der Politik des Königs Boris gelegen, daß Bulgarien sich auch weiterhin von Moskau fernhielt. Umso unverständlicher ist die Verblendung jener bulgarischen Politiker, die sich heute in die Arme Moskaus werfen. Bulgarien wie die anderen Balkanstae ten haben erstmalig durch die Veröffent lichungen der Reichsregierung von den wahren Absichten Moskaus auf dem Balkan erfahren. Es führt ein gerader, aber blutiger Weg von den Verschwörern der „Schwarzen Hand" und den anderen terroristischen Geheimorganisationen zu den Banden Titos. Ihr Ziel ist die Anar-chislerung und Bolschewisierung Südost-europas. England ist daran In weitem Maße beteiligt. Es muß aber vor den brüsken Forderungen des Kreml zxirück-welchen, um den unentbehrlichen Bvm-desgenossen nicht zu verstimmen. Das blutige Kapitel russischer Balkanpolitik scheint sich Ihrem Höhepunkt zu nähern — und damit zugleich ihrem Zusammenbruch, den ihr die ordnenden Nationen Europas bereiten werden. Seite 2 * Nr. 255 * Montag, 11. September 1944 MARBURGER ZEITUNG Sfidfrankreich: Belagerungszustand Mit den Briten und Amerikanern kommt der Bolschewismus O Genf, 10. September In Südwest-Frankreich, in den Departements Ciironde, Landes und Basses Pyrenees muUte, wie die britische Reu-teragentur meldet, der ßelacjerungszu-stand verhängt werden. Diese Meidung läßt erkennen, daß die anglo-amerikci- Die Genfer Zeitunq »La Sui&se< schildert die Erndhrunqslaqe in Frankreich, die von Tan zu Taq kritischer wprd«, und brinqt Berichte aug einer Reihe französischer Städte, in denen auf die Anhänqer der deutech-franzö^ißchen Zusammenarbeit Jaqd qemacht werde. nische Besatzung immer mehr das bol- i Viele der Verfolqten hätten eich seihst •chewistiiche Chaos in Frankreich heraufbeschwört und jetzt den hoffnungslosen Versuch unternimmt, mit der Erklärung des Ausnahmezustandes den sich immer mehr ausbreitenden Terror zu ersticken. Auch die amerikanischen Korrespondenten, die jetzt nach Paris gekommen sind, gf>ben in den Telegrammen an ihre Zeitungen in Washington ausführliche Berichte über das Chaos, das sich in Paris nach dem Einmarsch der anglo-amerikanischen Truppen entwickelt hat. Ausschreitungen und Verhaftungen sind dort an der Tagesordnung. "Die Preise sind außerordentlich gestiegen, so daß die Bevölkerung Hunger leidet. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß mit den Divisionen der englischen und amerikanischen Armeen der Bolschewismus marschiert. Was im Frankreich de Gaulle« seit der Besetzung geschah, besonders die Verfolqunq der Anhänger der deutsch-französischen Zusammenarbeit, ist ein Beweis für die Bereitwilligkeit, den Methoden der Sowjets in ganz Europa Einqang zu verschaffen. Die Besatzungshchörden hindern die kommunistischen Banden nicht. Die Jakobiner der Parisei Schreckcns-7eit, 60 berichtet eine Schweizer Zeitimg, seien gegenüber den Gaullisten Kinder gewesen, was die Ausrottung ihrer politischen Feinde betreffe. Der Verfasser des Berichtes teilt mit, daß er Augenzeuge der Vorgänge ni Lyon gewesen sei. Er habe einem Standgericht beigewohnt, wie sie gegenwärtig zu Hunderten in den von Engländern und Amerikanern besetzten französischen Gebieten in Tätigkeit seien. Der Gerichtssaal sei von einem wutschäumenden Pöbel gefüllt gewesen, der die Aufgabe gehabt habe, die Richter zu kontrollieren. Die Verhandlung sei nichts als eine Komödie gewesen. Jedes Urteil, das selbstverständlich ein Todesurteil war, sei von den Zuschnuern mit brausendem Beifall begrüßt worden. »Hier irrt Washington!« Schweizer Zeitung gegen trügerische USA-Hoffnungen dnb Bern, 10 September Unter der Uberschrift »Hier irrt Washington!« veröffentlicht das »Berner Tagblatt« einen Artikel, der sich gegen die vor kurzem in Washington geäußerten optimistischen Kriegsansichten wendet. Das Schweizer Blatt erklärt in unzweideutigen Worten, daß sich die Amerikaner dabei falschen Hoffnungen hingeben. »Wenn wir die Kriegshandlungen im Westen, Osten und Süden aufmerksam verfolgten«, so schreibt das »Berner Tag-binttf, »dann fällt es auf. wie eingekesselte deutsche Truppen verbände sich der Umklammerung zu entziehen wissen. Aus den Taschen von Fnlaise, von Ar-gentan und von Troarn und auch aus den Gebieten der Ostseeprovinzen haben sich Hunderttausende von mit der Vernichtung bedrohten deutschen Truppen durchgekämpft. Zur Verteidigung deut-«""b »1 Bc'drr;" c' 'Vinri iot/t nenünßnd Kräfte zur Verfügung, um den Vormarsch der Alliierten für lange Zeit aufzuhalten Die Totalisie'-ung der deutschen Kriegsleistung wird des weiteren ihren Teil zur Fortsetzung des Krieges beitragen. Kampferprobte deutsche Divisionen werden aus dem Balkan, aus dem Baltikum, aus Frankreich und Italien zurückgezogen, um den Einbruch der Alliierten nach DP'Utschland zu verhindern. Ein hartes Ringen gpgen einen starken Feind steht den Alliierten bevor. Von einem Niederringen des Gegners dürfte nicht die Rede sein.« entleiht, viele seien gefaßt und in die Gefängnisse gebracht, viele seien schon verurteilt worden. Solche VorqSnqe und solche Maßnahmen unterstehen der Verantwortung der französischen provisorischen Reqierunq in Paris. Sie hat die Männer zur Verurteilunq der Kollabo-rationisten berufen, sie läßt sie wüten und sie setzt die Kommissare ein, die immer neue Methoden aiis der bolschewistischen Praxis nach Frankreich ver-pllanzen. Dabei meldet Reuter in diesen Tagen, daß nur ein Teil der Männer, die in Algier die Exilregierung gebildet hatten, Aussicht hätten, dauernd in der Pariser Regierung zu bleiben. Sie würden ersetzt werden durch Beauftragte der französischen Untergrundbewegung Es bedarf keines großen Ausmaßes an Phantasie, um Zu ergründen, daß es kommunistische Nachfolger sein werden, die den Kurs der Pariser Regierung noch ! welter nach links herumwerfen werden. Es geht in Frankreich «o wie in Bulgarien, und dort so wie in den baltischen Ländern, als diese in sowjeUache Hände fielen. Friedhof mit 300 Bombentrichtern Mailand. 10. September Ein erschütterndes Beispiel der anglo-amerikanischen Brutalität qibt die völlig sinnlose Bombardierung eines kleinen Friedhofs in Ronco. Auf die knapp 4000 qm Fläche des kiemen Friedhofes von Ronco wurden über 2000 Bomben aller Kaliber abgeworfen. Nirgendswo in der Welt wird eine zweite Stätte zu finden sein, die so vollkommen sinnlos zerstört und so oft durch einschlagende Bomben aufgewühlt wurde, wie cjlieser Friedhof, der auch von dem dümmsten Luftgangster kaum als militärisches Ob-iekt angesehen werden kann. Die Zerstörung ist das Werk von einem Dutzend schwerer Angriffe, an denen jedesmal durchschnittlich 50 Bomber oder Jagdbomber teilnahmen. Von den Kreuzen der Gräber und den Familiengrüften ist, nur noch Staub und Schutt geblieben. Auf den 4000 gm Bodenfläche sind über 300 Bombentrichter zu zählen. Die Gebeine der 500 Toten sind in.Atome zersplittert. Diese erneute Priedhofsschän-dung ist eine anglo-amerikanische Gang-sterei, die nur Haß und Abscheu bei allen Menschen erwecken kann. Im Sfidosten ausgespielt England gesteht, den Sowjets freie Hand zu lassen o Gent, 10. September Man darf «ich in keiner Hauptstadt des europäischen Südostens einer Täuschung darüber hingeben, daß »Sowjetrußland eine bedeutende Rolle bei der Nachkriegsregelung auf dem Balkan und in Südosteuropa zu spielen begonnen hat«, schreibt der »Manchester Guardian« in einem Kommentar über die politische Bedeutung der sowjetischen Operationen im Balkanraum. Diese englische Zeitung, die gewiß zu den bedeutendsten Organen der britischen Presse gehört, meinte, daß »in Zukunft die Völker Bulgariens und Jugoslawiens sich wegen Unterstützung eher an Rußland als an die Westmächte wenden können, un des besteht kein Grund füi die Annahme, daß sie damit in Moskau auf Granit beißen«. Diese Feststellung des »Manchester Guardian« weist in der Tat auf das ent-Gcheidende Moment hin, das die Situation auf dem Balkan jetzt bestimmt. Die Sowjetunion hat die Gelegenheit benützt, sich in den Besprechungen mit Ihren englischen und amerikanischen Waffengenossen in Moskau und Teheran freie Hand für den Balkanraum zu verschaffen. Mit Bitterkeit hat der »Manchester Guardian« auf eine Äußerung Schwere Angriffe auf Brest abgewiesen Feindliche Brückenköpfe bei Gent und Hasselt eingeengt — Heftige Kämpfe bei Besan^on Der OKW-BertcW dnb Führerhauptquartier, 10 September Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Die Besatzung der Seefestung Brest wies auch am vergangenen Tage alle unter stärkstem Materialeinsatz geführten Angriffe des Feindes auf die Festung selbst nach erbitterten Kämpfen ab. Die Halbinsel Le Conquct ging verloren. Reste der Besatzung leisten noch verbissenen Widerstand. Feindliche Brückenköpfe südlich Gent und nordwestlich Hasselt wurden im Gegenangriff eingeengt, in unsere Linien südlich Maastricht eingedrungener Feind wieder gtworlen. Zwischen Verviers und Arlon stieß der Gegner auf breiter Front gegen unsere Stellungen und konnte geringe örtliche Einbrüche erzielen. Cngenannrifle sind angesetzt. Im Raum Dole, das von unseren Truppen aufgegeben wurde, sowie i nördlich und östlich Besangon sind heftige Kämpfe im Gange. ' An der französisch-italienischen Grenze wurden im Bereich des Mont Cenis und des Mäddalena Passes einige Höhrnstel-lungen genommen und vom Feind gesäubert. j An der adriatischen Küste lag der Schwerpunkt der Kämpfe gestern im Abschnitt beiderseits Gemmando, wo den ganzen Tag über erbittert gerungen wurde. Alle mit starken Kräften geführten Angriffe des Feindes scheitorten, örtliche Einbrüche wurden abgeriegelt. Um den Ort Gemmano selbst, der im Laufe des 'Tages siebenmal den Besitzer wechselte, sind noch heftige Kämpfe Im Gange. An den Paßstraßen im Südosten Siebenbürgens führten die Bolschewisten erfolglose Angriffe. Schlachtflieger zersprengten in Nordrumänien motorisierte Kolonnen der Sowjets und vernichteten I mehrere Treibstoffzüge. Bei Sanok und i Krosno griff der Feind mit mehreren i Schützendivisionen und Panzerverhän^ den an Seine Durchbruchsversuche wiir-' den in harten Kämpfen vereitelt. Bei Ostrolonka scheiterten erneut sowjeti-! sehe Angriffe am zähen Widerstand un-! serer Truppen. ' Feindliche Bomber- und Jagdverbände ! griffen bei Tage, vielfach unter Wolkenschutz, westdeutsches Gebiet, besonders die Städte Düsseldorf, Mainz und Mannheim, an. 29 Flugzeuge, darunter 23 viermotorige Bomber, wurden abgeschossen. In der vergangenen Nacht warf der Feind Bomben auf -München-Gladlach und Braunschwelg. * Das Oberkommando der Wehrmacht gab am Samstag bekannt: In Nordfrankreich scheitelten feindliche Vorstöße gegen die Seefestungen Brest, Boulogne und Dünkirchen. Im Festungsbereich von Lo Havre wurden am vergangenen Tage 29 feindliche Panzer und 12 Panzerspähwagen abgeschossen. In Flandern stehen unsere Nachtruppen welter In harten Abwehrkämpfen gegen den nachstoßenden Feind. Angriffe des Gegners aus seinem Brückenkopf Antwerpen nach Norden wurden zerschlagen, feindliche Brückenköpfe nordwestlich Hassrlt im Gegenangriff eingeengt. Der Feind halte dort besonders schwere Verluste und verlor 2t Panzer. Um die Zitadelle in Lüttich und im Raum nordwestlich Metz wird heftig gekämpft. Gegen vorgestoßene feindliche Truppen sind Gegenangriffe angesetzt. Bei Besangen und weiter östlich am Doubs ste-hon unsere aus Süd- und Südwestfrankreich zurückgeführten Verbände im Kampf mit dem von Süden her angreifenden Feind, der mit starken Kräften versucht, zur Burqundischen Pforte durchzustoßen Die Kämpfe an der adriatischen Küste, die vorübergehend in ihrer Heftigkeit nachgelassen hatten, nahmen im Verlauf des Tages wieder an Erbitterung zu. Unsere Truppen zerschlugen jedoch alle feindlichen Angriffe, die teilweise sechsmal wiederholt wurden, in schweren Kämpfen, Eine Einbruchsstelle wurde i in Gegenangriff eingeengt. Vor unseren zurückgewonnenen Linien blieb der erneut anstürmende Feind unter hohen Verlusten liegen Am Szeklerzipfel in Südostslebenbür-gen wurden zahlreiche heftige Angriffe des Feindes abgewehrt. Gegenangriffe deutscher und ungarischer Verbände warfen den Gegner an mehreren Stellen zurück. Verbände der Luftwaffe be-kämnften wirksam den feindlichen Nachschubverkehr im rumänischen Raum. Am Nordrand der Waldkarpaten und am unteren Narew scheiterten erneute feindliche Angriffe am zähen Widerstand im-serer Divisionen. Von der übrigen Ostfront werden keine größeren Kampfhandlungen gemeldet. Nordamerikanische Bomberverbände führten Terrorangriffe gegen Orte in Südwestdeutschland. Besonders In den Städten Karlsruhe, Mainz, Mannheim und Ludwigshafen entstanden Schäden und Personenverluste, 22 feindliche Flugzeuge wurden zum Absturz gebracht. Bei Nacht warf ein Verband britischer Flugzeuge Bomben auf Nürnberg. Zu den Wehrmachtberichten am Samstag und Sonntag wird ergänzend mitgeteilt. Im Weichselbrückenkopf westlich Ba-ranow haben die unter dem Oberbefehl des Generals der Panzertruppe Balck und dem Befehl der Generale der Panzertruppe Breith und Gräser sowie des Generals der Infanterie Recknaqel stehenden Truppen im verqanqenen Monat den Durchbruch massierter sowjetischer Kräfte vereitelt und den feindlichen Brückenkopf durch erfolgreiche Geqen-anqriffe eingeengt. Der Feind erlitt schwere Verluste an Menschen und Material. Vom 3. August bis 7. September wurden 650 Panzer und Sturmgeschütze, 942 Geschütze aller Kaliber vernichtet oder erbeutet und 3000 Gefangene eingebracht. — Fließende Verbände und Flakeinheilen einer Luftflotte unter Führung von Generaloberst Ritter von Greim vernichteten 80 weitere Sowjetpanzer, 156 Geschütze sowie über 1000 Fahrzeuge aller Art und schössen 374 feindliche Flugzeuge ab. In der seit dem 25. August tobenden Abwehrschlacht um Brest hat die zweite Fallschlrmjägcrdivision unter Führung des Generalleutnants Rameke, der gleichzeitig Kommandant der Festung ist, als Gerippe der Gesamtverteidigung ausschlaggebenden Anteil an den bisherigen Abwehrerfolgen. Bei den Kämpfen in Flandern hat sich die 346. Infanterie-Division unter Führung des Generalleutnants Diestel hervorragend geschlagen. Die 98. Infanteriedivision unter Führung i von Generalmajor Reinhard hat sich in den schweren Ahwehrkämpfen an der Adriaküste durch besondere Stand-haftigkeit ausgezeichnet. In den Bandenkämpfen in Mitteldal-matien haben zwei Kompanieg einer deutsch-kroatischen Legionsdivision unter Führung von Oberleutnant Hofstät-ter und Leutnant Rosenlehne in drei Tagen 19 feindliche Angriffe zahlenmäßig vielfach überlegener Banden in harten Kämpfen abgeschlagen. Der Feind verlor dabei über 600 Tote. de# englischen Politikers Lord Paliner-ston verwiesen, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts alt damaliqer verantwortlicher Leiter dei britischen Politik zur Balkanfrage unter anderem erklärte, »wenn Rußland sich wie ein Koloß vom Baltikum bis zum Miltelmeer erstreckt, sind die Interessen Englands und sein Handel in Gefahr«. Das Wort soll heute nicht mehr gelten. England hat den Balkan aufgegeben und den Sowjets freie Hand gelassen. »Sowjetrußland hat sich das Recht erworben«, so schrieb der »Manchester Guardian« in dem zitierten Artikel »seine Rolle aiii dem Balkan zu spielen«, — das Recht, wohlbemerkt. Gegen alles Völkerrecht dnb Berlin, 10. September Im rückwärtigen Gebiet der Karpaten-front griffen mehrere rumänische Flugzeuge mit dem deutschen Hoheitszeichen unter den Tragflächen in brutaler Verletzung des Völkerrechts Flüchtlingskolonnen mit Bombenwürfen an. Die Flüchtlinge, Männer, Frauen und Kinder, kamen aus dem rumänischen Raum und suchten vor dem bolschewistischen Terrorsystem Schutz hintei den deutschen und ungarischen Linien. Da die rumänischen Flugzeuge die deutschen Hoheitszeichen trugen, glaubten sich die Flüchtlinge vor Angriffen aus der Luft sicher und setzten beim Erscheinen der Flugzeuge ihren Weg fort. Umso schwerer waren die Folgen der Bombenwürfe gegen die deckungslos marschierenden Männer, Frauen und Kinder. Nach dem Überfall blieben zahlreiche Tote und Verletzte auf den Straßen liegen. Weiteres Vorrücken der Japaner Vor Angriffen auf die Philippinen? dnb Schanghai, 10. September Der japanische Vormarsch entlang der Hunan—Kwangsi-Elsenbahn macht rasche Fortschritte. Kweilin, die provisorische Hauptstadt der Provinz Kwangsi, ist nach Meldungen des Feindes durch den japanischen Vormarsch ernstlich bedroht. Von feindlichen Bombern wurden acht Angriffe auf südmandschuri-Bches Gebiet imternommen. Sechs Flugzeuge, darunter eines nicht mit Sicherheit, wurden abgeschossen, sechs in Brand geschossen und 28 weitere beschädigt oder am Boden zerstört. Im ganzen also wurden 40 Flugzeuge von den Japanern abgeschossen, beschädigt oder am Boden zerstört. In den Gewässern der Inseln Palau bzw. Yap operieren starke feindliche Seestreltkräfte, die sich vor allem aus Flugzeugträgern zusammenzusetzen scheinen. Am Vormittag des 9. September griffen über 300 USA-Bomber und Jäger die große Philippineninsel Min-danao an, wobei sie allerdings durch sofort einsetzende Abwehr erhebliche Verluste erlitten. Es ist nicht ausqeachloa-sen, daß heftige Luftangriffe eine Landung der Amerikaner in diesem Gebiet vorbereiten sollen. Ungarischer Pressechef. Zum Regierungskommissar für das Pressewesen wurde der Qbergespan im Ruhestand Endre Hlatky unter gleichzeitiger Ernennung zum Staatssekretär im Minlster-präsidiura ernannt. »Roter Platz« In Sofia Der Platz vor der sowjetischen Gesandschaft in Sofia, der bisher den Namen Sveta Sophia (»Heilige Sophie) trug, wuroe in »Roter Platz« umbenannt. Ein Cyklon hat das gesamte Verkehrsnetz lar niexikaniäshei Pazifikküste von Guaymas bis nach Coloma zerstört. Zahlreiche Personen wurden getötet und die Ernte des gesamten Gebietes vernichtet. Dnirk o V«ilag MAtburgei Varlagi- u Drucksiet-Gel m. b H - Veriagsleltung Egon Baumgartnet, Hauptfcbrifllertung Anton Gcrtchack, beide la Marliurg a d Drau. Badqaise S. !ar Zelt fflt AntPlqeo die Preltllale Nr 3 gOltIa Der Ritter im Harnisch Ein Abschied von den Trierer Kunstdenkmälem Als die Bomben der feindlichen Flieger den Kölner Dom trafen, das Aachener Rathaus, das Goethe-Haus auf dem Hirschgraben in Frankfurt und das Straßburger Münster, beschädigten oder zerstörten sie jeweils ein Bauwerk, das auch bei längerer Entstehungszeit letztlich nur ein Zeitalter unseres Werdens verkörperte. Die Baugruppe, die im August im Kern der Stadt Trier verwüstet wurde, umfaßt aber alle schöpferischen Zeiten unseres Volkes bis in seine Frühzeit. Man denkt an jenes Goethe-Wort von dem Amerika, das es besser habe, weil Ihm keine Ruinen, keine verfallenen Schlösser gehörten, ein Wort mit einem unüberhörijfiren Unterton des Neides aus dem Mund eines Mannes, der, weil er das feinste Wesen so vieler Kulturen kannte, trotz seiner Verehrung aller Tradition einmal sich nach dem voraus-Betzungfil()«sen Schaffen sehnte. In dem Jahrhundert, das seit Goethes Tod vergangen ist, haben die Nordamerikaner, dank der Macht des Goldes, sich nach Kräften bemüht, das, was sie nicht selber hatten, in Europa einzukaufen! so-daß koslt)are Werke europäischer Tradition, die nach Wuchs und Wesen nun einmal auf unseren Kontinent gehören, selten mit Kennerschaft, oft mit der gutbezahlten mife skrupellose- Kunsthyndler und Gelehrter, zumeist aber einfach mit der naiven Unbedenklichkeit des Yan-keetumn, über den großen Teich geschleppt wurden. Zu diesem Ausverkauf tritt nun die Ausbombung deutscher Kulturstätten. Ein Land, das kaum erst Ansätze zu eige- ner Kultur aufweisen kann, sucht uns an den Stätten der Uberlieferung zu treffen, vnd die Zerstörung des alten Trier ist der bisher vielleicht schmerzlichste Vorgang in diesem Kriege gegen die Zeugnisse des Geistes. / Der dies schreibt, erinnert sich eines besonderen Augenblicks, eines, er möchte sagen: heiligen Schreckens, durch den ihm, trotz vieler früherer Besuche, die Eigenart jenes Bezirkes aufging. Der Betrachter kam mit einem Flugzeug von den Eifelbergen her auf die Stadt zu, und wie die Maschine, um zu landen, sich kreisend schräg legte, sah er zunächst die Weinberge, über denen er hinglitt, bis an die Stadt herantreten und erkannte, wie nah sie, in beglückender Art, ihrem nähernden Ursprung geblieben war. Nun kreiste das Flugzeug auch über Basilika, über Dom und Liebfrauen und schloß sie unter dem Blick zusammen, wie sie da in fühlendem Stein erwachsen sind: es war das zweite heilige Erschrecken. Man sah die Zeiten sich so einheitlich zuelnanderfügen wie die Rosenblätter zur Rose. Die Basilika, hoch und schmal, mit doppelter, neungliedriger Fensterreihe und apsidenartigem Ausbau, aus römischen Ziegeln errichtet. Der Dom, dieser strenge und schöne Bau der Frühe, der sich mit den Formen des Übergangs bereichert und bis In die barocke Zeit in einzelnen Teilen noch durchgebildet wird. Endlich Liebfrauen, diesos Juwel gotischen Empfindens, neben dem Dom mit gleichlaufender Achse, Rundbau über der Grundform des Kreuzes, mit flgurenrelchcn Portalen, reichcm Gestal- tenschinuck des Westbaus, bis in den Turnigadon mit Plastiken ausgeziert — und nun der Kreuzgang, der die beiden Kirclien auf der Erde im Grundriß zur Einheit macht. Aber wie ganz anders und wesenhafter erscheint die Einheit, die allein dadurch gewonnen wird, daß jeder der beiden Bauten seinen Charakter hat: Der Dom breit, wuchtig hingelagert, männlich, und Liebfrauen danebengeschmiegt schmal, hoch, weiblich. Was aber dieser Gruppe die besondere Schönheit verlieh, war die Einfügung in die umliegenden geistlichen und weltlichen Bauten der Stadt; ein paar hundert Meter nach Süden, und wir standen vor dem elzbischöflichen Palast..., einem Riesenkomplex, in den einmal die zur Residenz ausgebaute Basilika hineinge-fügt war und der eine eigene Bauge-schichte für sich hat, die von der Renaissance bis zu Barock und Rokoko reicht. Nur ein paar Dutzend Schritt gegen Westen, und wir waren auf dem Marktplatz mit seinen berühmten Bürgerbauten — und daneben und dazwischen alle diese Herrlichkeiten, die nach den Berichten aus Trier zerstört oder verwüstet sind :das Kessetstattsche Palais, der Metternichsche Hof .die Dom-kurie, die Wohnung der Bischofs. Es mag sein, daß einige der Schätze Triers infolge der bisherigen Erfahrungen de« Krieges geborgen waren — «ben die Dinge, die sich wegbringen ließen ... Aber die Stadt der Porta Nigra war voll von Schreinen und Reliquien, Statuen und Schnitzereien, Cobt. B einen Bezugschein und werden durch die Firma Kuntnor, Marburg-Dr.. Wielanilstraßc direkt beliefert. Oer Leiter dei ErnUhrungtamtas. >626 Im Auftrage: NItmhe. Pragwald such' pe« Dentist-Assistenten. sofort einen 3010 Der Oborbürgermelster der Stadt Marburg Dr. L:etrlftl: Meldepflicht der Männar und Frauen lür Autgaben der beiclisverleldigung. Bekanntmachung Alle Personen die aibLitselnsatzp'llchtIg sind, müs-cn sich, wenn sie irgendeine Dienststelle der Stadtver-v/altung in Anspruch nehmen (z. B. Wirtschaft Ernäh-rungs-, Wohnuiigs-, Fürsorge-, Bau-, Standesamt usw.) bei estr Dienststelle fallweise einwandfrei darfiber auswel-cn, dafl sie sich beim Aibeitsamt gemeldet h.iben. oder 'pß sie bereits in entsprechender Beschäftigung stehen. \ls Ausweis für die Beschältigung gelten Lohn und Ge-lialtszettcl, amtliche Legitimationen, amtliche Einzelbestä-Mgungen u. dgl. Als Nachweis Illr die Meldung beim Arbeitsamt gelten nur die ab 15 August d ! vom Arbeitsamt dafür ausgegebenen Bestätigungen. Alle Beslätigungen Hlte-icn Dalums sind ungültig. We- diesen Nachweis nicht erbringt, wird mit seinem Ansuchen abgewiesen. 3594 Marburg, am 7. September 1944 Knaue. OSRAM- tnac/if vieles leichter: — auch das OOirtsclia(fc}h Q)erif\ OSRAM-tompen sind lichtreich und wirtschaftlich. Was wir aber jetzt an Strom Sporen, an nicht kneqswichti-gen Wünschen unsversogen, wircJ eine Licht-erfüilte Zukunft vielfach lohnen OSRAMt viel ^icht für wenig ötroml ___J. I VERSCHIEDEN E^l Neue Arbeiten des Malers Pipu Petein in der Kunsthandlung Karbeutz derzeit erhallllch. 0919-14 Tausche gut erhaltenen elektrischen Doppelkocher. 220 V. gegen gleichen von 120 V. Antrüge an die M. Z. Cilli unter Nr. 3(5. —l"* Tausche schwarze Abendledsrtaiche gegen Klndersport-wagcn. Antragen: Gasthaus Rückl — Clin. Lansltz 10. 3602-14 Briefmarken, lohann; belflcck. (l2nlWlen 50. Wiedner Hnupt-str 2—4. liefert alles von: tieutsrh-land samt allen Ne-nengebietcn. Österreich Belgien, Luxemburg. Llech'on-stein Verlangen Sic Preisliste. Was Ihnen fehlt, wird rri'mpi eellefert. Werbet für das Deutsche Rote Kreuz! f)nizier. und IJnlerolflzlerlaufbahnen des Heeres, der Kriegsmarine, der Luftwaffe, sowie Führer- und Unterflihrerlaufbahnen in der Wdffen-ff Jungen des Oeburtsjahrgnnges 192B. die Offizier oder Unteroflizler in der Wehrmacht bz» Führer oder Unterführer in der Wallen-U werden wollen, müssen sich letzt bewerben. Eine frühzeitige Meldung führt nicht zu vorzeiliget Einberufung Sie ermöglicht lediglich planvolle Regelung des Schul- und Lchrabschlusses und der Heranziehung zum RAD. Nur bei rechtzeitiger Meldung können WaffenwUn-sehe weitgehend erfüllt werden. Bewerbimgen sind zu richten: al für das Meer: An die dem Wohnort des Bewerbers nächst gelegene Annahmestelle für den Führernachwuchs de» Heeres, oder an den örtlich zuständigen Nncbwuchsolllzicr des Heeres, odei an das zuständige Wehrbezlrkskommardo h) für die Kriegsmarino: An das füi den Wohnort des Bewerbers zuständige Wehrbeziikskommando. c) lUr die Luftwaffe: Von Offiilersbewerbern an die Annahmestellen in Breslau, Hannover, München, Wien und Blankenburg In Thür. — Vor. Kriegsfreiwilligen und Ün-teroffizlersbcwcrbcrn an den Frclwillli'en-Sachbearbeiier der Luftwaffe beim Wenrbezirkskommando. d) fUr die Watfen-4|: An die tüi den jeweiligen Wohnort zuständige -Ergänzungsstelle, sowie an alle Dienststellen der allgemeinen H und Polizei. ritern und Bewerber erhalten bei diesen Stellen alle weiteren Auskünfte. UTIN« 3500 Dai Oberkommando tfir Wehrmacht. SATI NA ps4M mitJbife v&i-u^ech&eüt! Obwohl es jetzt nur auf Sei» fenkarte zu hoben istlSotina ist für empfindliche u. kranke Houtl Et enthält kein Alkali, es besteht aus Hauteiweiß und milden Olen. am Ulm a. Donau Nur fOr die Zeidinung MARS-LUMOGRAPH FOr den allgemeinen Gebrouch STACDTLER-TRADITION Blei und Kopier. >SISTAEDTLF,k Seite 4 ♦ Nr. 255 ♦ Moutag, 11. September 1944 MARBURGER ZEITUNG Rthnailitkt iimdsAo» Kraft behalten, es gibt kein Uberlegen, kein Zainen Vorsicht hei Attskünften Während die Ertellunq von Auskünften früher baupt«ächlich der Kreditwirt-•chaft, be«onders dem Handel zuqute kam, dienen die bekannten Großauskunftelen heute vornehmlich der Krieqswirt-tchafti ein größerer Tei' der Auskünfte wird von der Indu«trie anqefordert. Dabei stehen Informationen über kleinere und mittlere Fertiqunqshctriebe des In-und Auslande« im Vordergrund. Die Auskunfteien sind aber au« bekannten Gründen qezwunqen, bei ihrer Berichterstattunq Vorsicht und Zurück-haltunq zu üben, soweit o« «ich dabei um Auskünfte über der Rüstunq und Versor-qunq dienende Unternehmen handelt. Z. B. können nicht bestimmte Einzelheiten über Produktion, Läqei. Umsatz, Arbeiterzahl oder Anqahen über Drtlich-keiten Inhalt der AusJcünfto sein. Andererseife haben Mitteilunqen über Zuver-läesiqkelt des Betriebes, der lohaber usw., die den Text der Auskünfte abschließende Beurteilunq der Kreditfähigkeit und die Beantwortunq beÄtimmter ziffernmäßiger Kreditfraqen erhöhte Be-deutunq gewonnen. Aber auch die Be/icher der Auskünfte müssen diesen Umständen Rechnunq tragen. Sie möqen sich stets vor Augen halten, daß ein Außerachtlassen der für die Auskunfterteihing maßgebenden Richtlinien Landesverrat sein kr Gefolgschaft des Betriebes, In die alle, die den Weg in die Betriebe fanden, mit eingeschlossen sind. Alles, was er anordnet, steht unter dem Gesichtspunkt, die Spannkraft und Körperkraft zu erhalten. Hier wacht der Betriebsarzt So hat der Betriebsarzt neben dem Betriebsführer das Wort, der eine sorgt für den Körper, der andere für die Arbeit. Alle Betreuung der Gefolgschaftsmitglie-der hat heute nur noch der einen Parole Auch unsere jOntfsten helfen Jungmädel immer bereit — Ihr Dienst ist nicht nur Spiel Unsere Oungmädel haben es schon oft b^'lesen, daß sie einen entscheidenden Beitrag zu leisten vermögen und für viele Dinge doch nicht »noch zu klein« sind. Sei es, daß sie in den heimatlichen Wäldern und Fluren Heilkräuter sammeln, wertvolles Altmaterial aus den Haushalten zusammentragen oder Verwundeten im Lazarett eine fröhliche Stunde bereiten. Mit den Soldaten verstehen sich die Junqmädel besonde!« gut. Ihr erfinderischer Geist überrascht sie immer wieder von neuem mit kleinen selhstgebastel-ten »lebensnotwend gen« Dingen. Mit freudigem Stolz zeigen sich die Mädel untereinander die Briefe, die ihnen von yihren Soldaten« aus allen Fronten zuflattern. Aber auch unsere Allerkleinsten sind bei den Jungmädeln gut aufgehoben. Sie waschen, füttern und kleiden sie und wissen so viel lustige Spiele, daß die Mutter unbesorgt ihrer Arbeit nachgehen kann. Dazu nehmen sie mancher benifsta^igen Pr^u d'e ■»fi1'-.iuhen''l''n Einkäufe ab In den Schulferien finden wir sie beim Lrnteeinsnl' n den Heimstunden pp»f:tr.bnn schöner und nütziichei Werkarbeiten. zu dienen: Durchl Hindurch durch den Lawinensturz. Immer wieder spüren wir ' neue, gewaltige Kraft, denn unser ganzes Volksleben, auch in Untersteier, Ist , einzig vom Leistungsgedanken beherrscht. Sehr große Erfolge, persönliche ; Leistungsstelgerungen und erhöhte Betriebsausstoßziffern sind die sichtbaren , Beweise einer unermüdlichen Arbeit, für die sich auch bei uns viele willige Ktäfte eingesetzt haben. Betriebliche Betreuung Zu dieset allerhöchsten Aktivierung des deutschen Volkes, dem sich auch der ausländische Arbeitseinsatz bereitwillig an die Seite stellt, tritt helfend und ergänzend die in den letzten Monaten sehr rasch und erfolgreich vorwärtsgetriebene betriebliche Betreuung. Die Linrlchtung von Einkaufsstellea für den täglichen Bedarf, die Besorgung von Mangelware, die Einrichtung von Reparaturwerkstätten für Kleidung und Schuhe, von Nähstuben, von Wäsche-'.eien, von Kindergärten gehören zu der Sorgenentlastung der Gefolgschaft. Sie übernimmt jetzt die Gemeinschaft des Betriebes, die Geaamtheit stützt den einzelnen, stärkt seine Schwäche und michl ihn vollwertig zu dem vordringlichen Arbeltseinsatz. Wer hier trotzdem vorsagt, kostbare Zeit vertrödelt, muß als Arbeitsbummelant scharf angefaßt werden. Nicht Anwospfibp '•= , sondern Leistungszeit Die soziale Betreuung darf nur der sozialen Leistung entsprechen. Das gilt für den Ausländer nicht minder wie lür den Deutschen. Die Arbeitszeit ist keine Anwesenheitszelt, sondern eine Leistungszeit. In der Fließarbeit muß eine Hand unermüdlich in die andere greifen. Es geht wie bei der Eimerkelte zur Bakäinp-fung eines Großbrandes. Es darf keiner erlahmen. Jeder wird von dem anderen mitgerissen. Er steht in Reih und Glied und muß mitmachen. Wenn wir jetzt auch in der Untersteiermark zui Sicherung unserer Arbeit diese verlagert haben, wenn das Marburger Theater geschlossen wurde und die freigewordenen Kräfte den Weg in die Betriebe angetreten haben und vielleicht neben der einstigen StGnotypiätin oder dem Kaufmann ihre Kraft der Kriegswirtschaft widmen, so fehlen uns selbstverständlich viele Errungenschaften sozialpolitischer Betreuung, wie sie uns durch das Arbeitspolltlsche Amt, das Amt Volkswohlfahrt und das Amt Volkbildung des SteiHschen Heimatbundes vermittelt wurden und auf die wir stolz waren. Aber wenn der Errst unserer Zeit ruft, können wir nicht «n das Federbett, an das Blumenbett vor dem Fenster, an einen frohen Kameradschaftsabend oder an einen Tag dei Ferien draußen in unserer schönen untersteirischen Beryw^lt, In Sonne und Luft, denk«n Die Erinnerung stärkt unsere Widerstandskraft, um das alles, was wir seit den Tagen der Landnahme des Unterlandes unseren Besitz nannten, wieder zu erringen. Alle sind aufgerufen Darum sind alte Hände aufgerufen. Darum sird Alt und Jung, die nlc^it betrieblich erfaßt sind, gleichfalls ermahnt, zu ihrem Teil am Ganzen mitzuwirken. Wenn man nun glaubt, daß diese Lei-slungen nur möglich sind unter der Führung einer älteren Kameradin, so täuscht man sich. Es besteht im allgemeinen kein oc'er doch nur ein kleiner Altersunter-«ch'ed zwischen der Jungmädelführerin und den Mädeln, dir sie führt. Aus dieser Tatsache heraus ist der Schwung und Eifer zu erklären, mit dem die Junqmädel ans Werk gehen. Die Jungmädcifiih-rerln ist vorbildlich in Haltung, Treue, Mut und Einsatzbereitschaft, Ordnung i'nd Disziplin. Ihre Junqmädel gehen für pio du''"h« T^^up' T^nTri'^'"'-! «''oht vielmehr danach, dieser gleichaltrigen Fuhrenn ähnlich zu werden, als einer bedeutend älteren, von der eö diese Eigenschaften voraxissetzt. Man sieht, der JunqmHdfvldienst besteht nicht nur aus kindlichem Spiel, sondern es steckt ein ernsthaftes Wollen dahinter. Gorade jetzt im Kripq haben die Juijgmädel geze'qt. daß m^n mit ihnen rechnen kann. Es kann sich «oqar ein Erwachsener ein Beispiel an ihnen nehmen — und nicht zuletzt an ihrem frohen Mut! G. D. Die Froat dankt der Heimat 40 Soldaten spendeten 1000 RM Ein Grazei SA-Obersturmführer, der im Zivilberuf als Filmvoiführer bei der Gaufilmstelle Steiermark tätig war und seit 1939 zur Wehrmacht eingerückt ist, schrieb dieser Tage einen Brief in die Heimat. Ihm entnehmen wir daß der Obersturmführer nach einer leichten Verwundung ein Kommando über einen Holzsägebetrieb übertragen erhielt, der unweit der Front lief im Walde liegt uud in dem mit 40 Kameraden zusammen die Unterkünfte in den vordersten Linien mit Holz versorgt werden. AI« Beweis ihrer Dankbarkelt veranstalteten die 40 Soldaten eine Sammlung, die den Betrag von über 1000 RM erbrachtt. Der Brief des Frontsoldaten schließt mit den Worten: »Abel trotz aller Widerwärtigkelten zweifelt auch In der vordersten Linie keiner an unserem Sieg, wenn nur die Heimat aushält.« Neue BannmfidelfQhrerin. Im Rahmen der Wochenendschulunq der Führerschaft des Bannes Marburq-Stadt, die von Bannführer Sturm durchqeführt wurde, fand am Sonntag vormittaq im Musiksaal des FodroczyPalais in der S'^hmifidererqaSÄe in Marburq die Verab-srhiedunq der Bannmädelführerin Lieselotte Hmnpel statt, Bundesmädelfüh-erin Traute Lorinser fand für die scheidende Führerin herzliche Worte des Dank<"ß für die Arbeit und führte die ne\ie Bannmädelführerin Hanne Stahl in das Ar- PK-Aufnalimcni KrIcijKherichfpr Röder . . . für die k^impfende Front Wir dürfen heute gar nicht daran denken, auf was wir m diesen Tagen verzichten müssen. Einsatzbereit sein mit aller unserer Kraft, das ist der Ruf, den wir stündlich aufnehmen wollen, von dieser steten Einsatzbereitschaft hängt es ab, daß wir durchhalten — und wir werden es! Also! Untersteirer, dei eure Herzen schon immer für das Reich Adolf Jlitlers schlugen, jetzt gezeigt, daß man es ila-mals, als unsere Wehrmacht m das Land zog und man s'e mit Blumen überschüttete, ehrlich meinte. Und für den, der bei dieser Ehre steht, die ein Mensch nur einmal zu verschenken hat, gibt es kein Besinnen, kein überlegen, kern Zanen. Die Worte und der Inhalt der Aufrufe zum totalen Kriegseinsatz auch der Untersteirer sind unmißverständlich klar und hart. Sie wollen wli treu erfüllen, Deshalb: Starke Herzen auf und an die FrontI —t. beitsqebiet ein. Krelsführer Slrobl wfir-diqte gleichfalls die Verdienste der Scheidenden und richtete einen warmherzigen Appell an die Führerschaft des Bannec Marburq-Stadt, mit treiiestem Einsatz für Führer und Vaterland den qesteckten Zielen zuiustrcben Die Feierstunde, die den Au'Sklanq der Wochenendschulunq bildete, war von der Sinqschar des Bannes Marburq-Stadt unter Leilunq von Dr. Manfred Kreb.i wili-d'n umrahmt Keine Waren zurückhalten Trotz wiederholter Hinweiee der Fach- und Wirt-schaftsgruppen mehren sich die Fälle der Zurückhaltung von Waren des täglichen Bedarfs durch Groß und Kleinhändler. Es ergeht hiermit an alle, die es angeht ,eine letzte Mahnung zur Abstellung dieces Übels, das strafrechtlich streng verfolgt wird. An die unterstei-rische Bevölkerung aber ergeht die Aufforderung, bei der Aufdeckung von Schleich- und Tauschhandel sowie von Fällen der Warenzurückhaltung im eigenen Interesse behilflich zu sein und alle nachgewiesenen Fälle zur Anzeige zu bringen. Sämtliche Waren, zu deren Bezug die Verbranchor berechtigt sind, müFsen an diese abgegeben werden, so-we't sie vorhanden oder aus dem Aus-weichlager zu becchaffen sind. Eine eigenmächtige Vnrrotspolitik zu treiben steht dem Gewerbetreibenden in keinem Falle zu Unnachsichtllche Bestrafung erwartet alle jene, die glauben sich nach dieser Seite an keine Vorschriften halten zu müssen. TAPFERER UNTERSTEIRER Aus der Ortsgruppe Marburg V, Kreis Marburg-Stadt, wurde Grenadier Siegfried Gleinsner mit dem Eisemen Kreuz II Klasse ausgezeichnet. Ein guter Kamerad Auf dem Heidenfriedhof in Cilli fand am Freitag, 8. September, die Verabschiedung des auf einer Dienatfahrt verunglückten Motorsturmmannes Karl Tänzer statt. Ein Ehrenzuq der Wehrmannschaft, Kameraden de« Motorsturraes, der Musikzug der Wehrmannschaft waren zur letzten Ehrenbezeugung angetreten. In Vertretung des Kreiatführer« sprach Pg. Kindlhofer dem toten Kameraden Worte des Dankes für seine freiwillige und stete Einsatzbereitschaft aus Als Volksdeutscher aus dem Banat wußte er, daß «ein Pl'atz nur in den Reihen der für ihre Heimat kämpfenden Untersteirer sein konnte, die ja auch seine neue Heimat geworden war. Unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden und den Ehrensalven senkte «ich die Fahne seines Sturmes über das Grab. Die Lie der der Nation beschlossen diese wür d:ge Feier. Auch hier totaler Kriegseinsatz Keine vorübergehende SchlieBung von Geschäften und GastaUttten Im Sinne des totalen Kriegseinatzes hat der Rcichsstatthalter In der Steiermark und Chet der Zivilverwaltung :n der Untersteiermark die Aufhebung aller Bewilligungen zur zeitweiligen Schließung von Geschäften (Betrieben) des Handel« und des Handwerks sowie der Gaststätten, die zum Zwecke der Erteilung von Gefolgschaftsurlauben, In Krankheitsfällen und zwecks Instandsetzung der Betriebsstätten erteilt wurden, verfügt. Weitere Bewilligungen dieser Art werden nicht mehr erteilt. Ausnahmen können lediglich in einzelnen, ganz besonders gelagerten Fällen gestattet werden, in denen der Nachwels erbracht wird, daß die Fortführung des Betriebes unmöglich ist. In solchen Fällen wird das Peifonal anderweitig eingesetzt Die Inhaber der derzeit vorübergehend , geschlossenen Geschäfte, Betriebe und Gaststätten haben dafür Sorge zu tragen, daß die Wiedereröffnung so rasch als möglich erfolgt. Freudiger Dienst Unserer Studentinnen in Kreis Pettau Die Studentinnen, die Im Rahmen der Arbelt dei Reichsstudentenführung im volkspolitischen, Kindergarten- und Fach-elnsatz Im Kreis Pettau stehen, fanden sich Zu einer Arbeitsbesprechung unter der Führung der Einsatzleiterin, Parteigenossin HaJIecker, im Kreishaus in Pettau zusammen. Die Berichte der Studentinnen gaben ein lebo.idlgas Bild aus dpr Dnrfarbeit diu V>ol Dnr(hiir>h jinH Jugendarbeit auf sportlichem und kulturellem Gebiet an dei Grenze geleistet wi'd und die die Studentinnen neben zeitweiliger Erntehilfe in d'e Gemeinschaft des Dorfes hineinwachsen läßt. Schon in wenigen Wochen fühlen sich die Studentinnen in ihrem Einsrttz daheim. Kreisführer Bauer sprach bei diesem Anlaß ZUI Einsatzgruppe über die derzeitige Lage und über Fragen der Untersteierma-k und forderte alle Teilnehmerinnen «üf, in Ihrem Somuierein-satz 1044 eingedenk zu sein der großr'n Aufgaben, die ihnen als deutsche StU'.len-tlnnen nerade im nren^lFind oestellt sind. Krankentransporte neu gelenkt Drlnqlfchkettsstufen eingeführt Der Krankentransport wird künftig in drei Drlniglichkeitsstufen abgewickelt. Die Stufe I umfaßt Transporte, die sofort auszuführen sind, also schwere Unfälle und lebensdrohende Erkrankungen! die Stufe 11 Transporte, die innerhalb eines halben Tages durchzuführen sind, Stufe III Transporte, die innerhalb eines Ta«. ges oder am darauffolgenden Tage durchgeführt werden können. Femfahrten müssen bei entsprechenden Verbindungen künftig durch diie Bahn erfolgen. Krankentransporte der Stufe III sind mindestens einen Tag vorher anzumelden. Es wird verdunkelt von 20.30—5.30 Uhr Die Mädchen An 18 in der JL \.IJl ROMAN VON E. M. MUNGENAST Nachdruckirecht: Wiltielm Heyne Vertag In Dresden Später, Stefanie hatte die Stauden längst mit Bast umv/ickelt und sich zu den Mistbeeten begeben, kam auch Gabriele in den Garten h'nab. Sie half der Schwester die breiten Binsenmatten auf die Glasdächer der Mistbeete legen, da Stefanie nicht ohne Sorge den Himmel betrachtet hatte, Zwischen den langsam sich vorschiebenden Wolkenungetümen leuchtete es branc'gelb, »Das s'eht nach Hagel aus«, hatte Stefanie gemeint, »und aulier meinen Gurken, Melonen und Radieschen sind mir auch die Glasscheiben zu teuer!« Bi/inka und Gudrun befanden sich in der Küche. Gabriele hatte sle< lachen und schwatzen hören. Vetter Otfried Mor'-ll hatte sein Z'mmer aufgesucht. A'.s Gabriele Jedoch f'cn Gemüsegflrtpn verließ und hinab zum Korher scliritt, um sich auf einer Bank niederzulassen und 7um Kavalierhaus hinüberzusehen, stieß sie unerwartet auf Morell, der in der NShe des Sprungbretts auf der Bink hinter den Büschen saß. H er pflegten die Madrhen ihre Bademäntel abzulegen. Gabriele wollte sich zurückziehen. Aber Morell h itte sie längflt ent-^'nckt, •ihob «ich unU eillt» lreude«lrahlciuJ aui sie zu. »Ein tolles Wetter!« rief er aus, »Dort oben schiebt es sich wie ein schwarzer, riesenhafter Gletscher mit schwefelgelben Abgründen talabwärts! Es wird einen hübschen Guß gehen! — Herrgott, und wie verteufelt schön du r,, blaß r~'l rosafarbenen Lippen. Wahrhaft'g, die Maßwerte unseter Philologen aabon uns die tiefere Liebe zu den ant'ken Statuen geraubt, die man nicht in Mascen, sondern hier in der Au oiilstellen soüte!« Er war mit ihr an den otfeneii Korher getreten und wies hinüber nach Ingcifin-gen. »Und dort die sp'tzen Gieliel um die Barorkbauten! Alles so me.kwürdig beleuchtet! Die Konturen treten stärker hf-rvor, die Flächen leuchten intensiver! Und über allem dieser unheilsrhw^»nqpre Himmel! Wahrhaftig, das ist unser Fr.in-k^>nkindl Und vorhin, a's ich auf der Bank saß, schweiften meine Gcdant^en hin und her. durchrasten d e Geijcliichte, riefen die unzähligen Kriegs-, Glaubens-. Revohitions- und Heerstürme wach, und eine schwer zu l^eschreibende .Sehnsucht — voller Trng^ un*" Melancholie — breitete s'ch aus! Ich hatte ab'jonderliche Einfnlle, gewiß durch die Hitze, die Beleuchtung, die urheiruliche Stille und durch dio Dultfülle der Hügel, des Kochers, der Weinberge hervorgerufen! Und Ich dachte diran. wie es 'n der BmisI des Menschen Immer umisrh'ägt: In den annrchif*rhen Rechen von M'ic-beth und I.ear verdursten wir nach lüd-llch bouoiinten Lcibetn, und In Frau Her- miones Wintermärchen verschmachten wir nach Goneril! Nun, und da gelangte ich auf allerlei Umwegen zu wirklich aufregenden Erkenntnissen. Die eine lautet: Die Wahrheit ist die Kcuschh'^lt des Mannes! Natürlich nicht die nebensächliche und unnütze, snndern diie fruchtbare, lel>ensträrht qe, lebensfähige Wahrheit! Und ich dachte an Apoll! Ja, und dann traten all die bezaulyernden Frauengestalleii au« dem Dunkeln ins Licht, wie auf eine einzigartig beleuchtete Bühne « Sie hörte ihm bewegungslos zu. »Wir beide «'nd e'nmal durch Ingel-fincfens Höfe gewandert. Nachts bei VoH-mondschein. Weißt du noch, Gabriele? Wir gingen damals zu später Stunde durchs große Tor rechts neben dem Schloß und betraten den Schwarzen Hof, der nach dem Volksmund seinen Namen wegen rier dort zur PestzHt abgestellten Särge erhielt. Aber dies glaube ich n'cht. Niemals hätte man Ingelfinqens schönsten Hof dazu benützt! Heule wird er von mehreren Familien bewohnt. Ich hörte, daß Biankas Freundin Erika dort wohne, also auch jener Frie^lrich Wilhelm Stimmt's?« »Ja, sie wohnen dort.« »Nun, dieser Hof mit den vielen Galerien und versteckten Pförtchen, mU den Treppen und Geländern ist wie ein himmelnnslelgendes Gewinde! Wie ein scheinbar roman'jlsche« Traumgehilde in ergreifendestem Alle'rvseln und in uube-grolfllchem, aber unaufhaltsamem Ver- fall! Daß noch Menschen diesen Ruinen wohnen! Ach, und doch ist alles nah und wirklich, läcLelt aus allen Winkeln und Laubgehängen die ilte, heitere Lebenslust! Ein uralter Brunnen schwatzt aus untlurchdringl'chera Schalten in den Mondschein, und droben auf dem Tau benschlag dringt verschlafenes Gurruh in die himmelanstrebende Stille! Ja, und wie eben, als ich an Apoll dachte, be^ leben sich plötzlich Galerien und Altane mit zauberhaften Gestalten! Es lockt und mft! Es knistert w'e Marder •und Seidel Und, Himmel, es sind Men-'schen wie wir aus Fleisch und BlutI Und man spürt, wie das Nacherleben alle Not und Pein verklärt! Ach, wenn Ich die Augen schließe, sehe ich sie droben auf e'ner Galerie stehen und ins Korhertal blicken Um ihre Hüften weht doi Wind, um ihre Stirnen flimmert Sternen' schein! Nun, und schon spiett Shakespeare ein Stücklein: Es lockt und ruft, es atmet erregt und kichert in allen Winkeln, und dann geht es in wohl-gesetzter Rede h'n und her, ach. in immer beschwörenderen Lauten ungestillter Sehnsucht! Aber plötzlich flüchtet alles entsetzt von dannen! Hödur urnl Augirts sind unerwartet aufgetreten.« »Hödur und Anqias?« vJener Ist der blinde Fürst der Unwissenheit und dieser der König de^ Schmutzes!« Er lächelle sonderbar erregt, hielt den Atem an und hitte ei-I nen nierkwürdig »tarren Blick. Plötzlich über lachte er lelso auf, zeigte «eine hüb- schen Zähne und strahlte über« ganze Gesicht. »Komm«, sagte er, »es beginnt zu regnen! Wir müssen ins Haus!« Talaufwärts donnerte es. Verein2elte schwere Tropfen klitschten nieder. Ein sanfter Wind erhob «i-'h. Sie wandten sich dem Hause zu. Wider Erwarten hagelte e« nicht. In wogent'en Höhen flammten majestätische Blitze auf. Sie waren sanft und hellblau Die schweren Tropfen fielen immer dichter herab, und schließlich rauschten sie windlos und in machtvoll üppiger Fülle hei nieder. Der Garten troff und gluckste. In den Dachkandeln und Wegrlnner sprudelten und wogten die Wasser. Und wenn der Donner für Minuten verhallte, war das ganze Tal von hohem, hellklingendem Brausen erfüllt. Nun flammten die sanften Blitze über Ingelflngen, und der Donner schallte wie g^^Unpfte Fan-farenstöße. Gabriele und Morell standen In ednem Fenster des großen Zimmer« und sahen in den Garten hinaus. Dann gingen sie hiniuf in sein Zimmer im zweiten Stock und lauisrhten ins Tal. Langsam kehrte der Tag zurück, übei Künzelsau lichtete sich der Himmel. Das Gewitter zog flußabwärts. Die Hügel und Weinberge tauchten auf. Ingelfingeni Dächer blinkten. Die ersten Sonnenstrahlen entzündeten den Park und die Au zu einem taufrischen Paradies, und danm wölkte sich über dne ganze Breite de« Tales e'n farberwprühender Regenbogen. Sie verließen dua Zimmer. \