W.1. IV 78841 Wien, den 1. Jänner 1909. 17. Iayrg. r, r i ä FMWWD m i Zentralorgan des ©eeterretcbfscben Eisenbahn-personales. Redaktion: Wien, 7/z, Lentagasse ttr. 5. RedakttsnSschlutz blrt Tag« vor dem Erscheine« deS Blatte». §xröckft«n-st» sind irden Stag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis -/-4 Uhr nachmittags. Jusertionöprcis; Die itotintal gespaltene Nonpareillezeile oder deren Raum 40 Heller. Bei Jahrednustrag Rabatt. K bonnsments.Bedittgu«g«n r Halbjährig................................Nr. Z't Ganzjährig............................... B'lft Für das Deutsche Reich ganzjährig Mt. 6.—. Für das übrige Ausland ganzjährig 9 Franken. AeLephon Wv. 2325. Erscheint jebett z., ^y. und 20. im Monat. W-hlspruch: Was totv begehren von der Zukunft Ferne» '■ Daß Brot und Arbeit un» grrüftet liehen. Daß unsere Kinder in der efljalt lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. H. Kcrw-gy. Rn untere Mitglieder, Rbon-Ccfcr! Mit der vorliegenden Nummer tritt „Der Eisenbahner" in den 17. Jahrgang seines Bestandes. In einer Zeit, wo noch kein Blatt den österreichischen Eisenbahnern seine Stimme lieh, gegründet, hat seither unser Fachblalt seinen redlichen Anteil an allem, was die österreichische Eisenbahnerschaft mitHilfe ihrer Organisation in den - letzten Jahren errungen hat. Aus bescheidene» Anfängen hervorgegangen, hat „Der Eisenbahner" alle nicht geringen Schwierigkeiten, die seinem Aufschwung und seiner Entwicklung im Wege standen, siegreich überwunden, und hat sich so aus eigener Kraft seine Stellung, die er heute unter der gesamten Eisenbahner-fachprsfse cinntmmt, erobert. Mit dem crfi eulichen Wachstum der Organisation sind selbstverständlich auch unserem Fachblatteneue, nichtleicht zu nehmende Aufgaben erwachsen. War es früher bloß der Erwecker des solidarischen Gedankens und der rücksichtslose Geitzler von all den ungezählten Uebel ständen, die im Eisenbahnbetrieb vorhanden waren, so muß heute, wo sowohl bei der wachsenden Bedeutung des moderne« Verkehrswesens, als bei der wachsenden Kompliziertheit nuferer modernen Sozialpolitik überhaupt immer neue ProblemeBeachtung heischen, unsere Aufgabe zunächst auch darin bestehen, anfklärend, • schulend und wegweisend unter der Masse der österreichischen Eisenbahnerschast zn wirken, lind dieser wichtigen Ausgabe wollen wir so wie bisher auch im neuen Jahre gerecht zu werden trachten. Auch in Zukunft sollen keine Mittel gescheut werden, unser Fachblatt textlich und an Umfang immer besser auszugestalten, damit er als eines der Wichtigsten Behelfe der Organisation, seinen vielfachen Aufgaben nachzukommen, und seiner führenden Nolle in der österreichischen E i s e n b a h n e r b e w e g u n g gerecht zu werden vermag. Zur Erfüllung dieser Aufgaben erbitten wir auch im neuen Jahrgänge die tätige Mitwirkung aller unserer Genossen und Kollegen. Dem „Eisenbahner" auch außerhalb der Mit-gliederkreise neue Leser zuzuführen und sein Verbreitungsgebiet zu erweitern, muß die Pflicht eines jeden sein, der eine ernstliche publizistische Vertretung der Eisenbahnerinteressen will. Und daß gerade heute das letztere notwendiger als je ist, ersehen wir aus den Vorgängen des Wtslandes, wo man sich allenthalben rüstet, die Eisenbahner mundtot zu machen und zu knebeln. Reaktion einerseits und Demagogie» die kein Mittel unversucht läßt, die Eisenbahner den bürgerlichen Sondcrztvecke» dienstbar zu machen, andererseits, das sind heute die Gefahren, die uns drohen. Um den Kampf dagegen wirksam vor allem in der Presse führen zu können, dafür erbitten mir die Mitwirkung aller. Mit diesem Wunsche eröffnen wir den neuen Jahrgang, indem wir allen nuferen Freunden, Lesern und Mitgliedern ein herzliches Prosit Neujahr! zurufen. Die Redaktion und Berwaltung. Vorwärts, nur immer vor- Ein Jahr ist ein großes Stück Leben, denn schnell entflieht dem Menschen im Schaffen und Sorgen die Zeit und in wenigen Jahrzehnten ist das ganze Menschendasein zu Ende. Und gar beim Proletarier, bei dem des Lebens voller Ernst frühzeitig beginnt und das Dasein so schnell zu Ende geht. Ein kurzer Sonnenschein in den Jugendjahren, eine flüchtige Zeit von Jüiiglingshoffnung, dann umzieht sich fein Lebenshimmel mit den düsteren Schatten der Sorge. Tag um Tag geht in einkoniger Arbeitsqual dahin, selten bricht ein Strahl echten Glückes durch den Sorgenhimmel, weshalb ihm jeder Lichtblick um so teurer sein muß. Und wir leben in einer aufsteigenden Zeit, in der der Mensch schneller seinen Kreislauf der Entwicklung vollbringt und auch früher vergeht. _ Als die Menschen noch in der Hauswirtschaft arbeiteten, brachte ein Jahrzehnt keine wesentlichen Aenderunaen, und das Leben war schlicht und einfach. Die Stadiwirtschaft brachte schon mehr Bewegung in das Leben der Menschen, aber noch immer stellte sie ein jahrhundertelanges Stillleben der Mensch m dar, das uns den unerschöpflichen Schatz der Wandet- und Volkslieder gab und die in unserer Zeit so grimmigen Unternehmer zu Metstersängern machte. In der Manufakturperiode beginnt das Leben mehr zu pulsieren, das gemütliche Handwerk erblaßt, die erste Fabrik ist da, die alle Handwerke in einem Betriebe vereinigt. Doch die Massenpsyche fördert erst dann eine durchgreifende Aenderung, als Herr Dampf das wirtschaftliche Leben beherrscht, die neue Fabrik die Proletarier kapitalistisch uniformiert und die Postkutsche durch das brausende Dampfroß ersetzt wird. Welche Wandlungen in einem halben Jahrhundert vollziehen sich nun. Jedes Jahr ist eine ereignisreiche Geschichte, die über Millionen Existenzen hinweg-schreitet und die Verhältnisse und Menschen mehr wandelt als früher ein Jahrhundert. Was man noch im Vorjahre als ferne Möglichkeit in den Büchern und Zeitungen erörtert hat, ist heute Gewißheit geworden. Das vergangene Jahr hat uns zum Beherrscher der Lüfte gemacht, wir fliegen. In dieser gewaltigen Umwälzung spielen aber auch die Arbeiter eine gewaltige Rolle, denn in ihr liegen alle die zwingenden Notwendigkeiten, welche den Sozialismus zum Führer und Kämpfer der Zeit gemacht und die Arbeiter in den Vordergrund aller sozialen und politischen Kämpfe gerückt haben. Der Kapitalismus ist der Beherrscher der Produktion, des Verkehres, des Handels und der Finanz-wirtschast, der Sozialismus sein natürlicher Widersacher geworden, der mit ihm wachsen muß ins Gigantische, um schließlich sein Bezwinger zu werden und die Gesellschaft nach seinen Grundsätzen zu wandeln. Der Arbeiter ist der Vertreter des L-ozialismus in diesem gewaltigen Ringen. Er baut in seinem Geiste die Organisationen auf, die es verhindern, daß die arbeitenden Klassen im Fluge der Entwicklung körperlich und geistig zertreten werden, er erobert die Gemeinde, das Land, den Staat. Da sich das Kapital in seinen Gewaltmärschen und seiner Riesenkonzentration nicht um das Recht der lebendigen Betriebskräfte kümmert, wird der Arbeiter gezwungen, die gleichen Riesenanstrengungen zu machen, um seiner historischen Aufgabe gerecht zu werden, weshalb jedes einzelne Jahr eine bedeutende Summe von Kämpfen, Niederlagen und Erfolgen repräsentiert und für die Weiterentwicklung von größter Bedeutung wird. Das ablaufende Jahr stand unter dem Zeichen einer doppelten Krise. Der amerikanische Finanzkrach und die Zurücksteuerung der Auswanderer wirkten noch nach und der türkische Boykott brachte unserer Industrie einen Ausfall von mehr als hundert Millionen. Wenn die gewerkschaftliche Organisation trotzdem eine Steigerung ihres Standes erfuhr, so beweist dies nur ihre Widerstandsfähigkeit. Für den wirtschaftlichen Aufschwung der Eisenbahner war das vergangene Jahr von allererster Bedeutung. Es gelang der Organisation, den drohenden Kampf yintanznhalten und eine durchgreifende Besserstellung sämtlicher Kategorien zu erringen. Die Organisation hat ihre Feuerprobe in dieser schwierigen Zeit, welche alle Kräfte der Vertrauensmänner der Eisenbahner in Anspruch nahm, glänzend bestanden. Die Zahl der Mitglieder stieg' ganz bedeutend und der Abschluß wird für das künftige Jahr noch eine größere Steigerung bringen. . Was vor Jahren noch unmöglich schien, vollbringt unsere Organisation heute schon wie eine Selbstverständlichkeit und all gelbe und schwarze Wut bricht sich an der Geschlossenheit unseres Personals. Politisch wurde rin verflossenen Jahr die sogenannte Einkreisung unserer Partei in- und außerhalb des Parlaments fortgesetzt. Wie kläglich ist aber die Koalition der Arbeiterfeinde unter der Führung Gehmanns gescheitert. Durch die Obstruktion im Prägte Landtag und die gegenseitigen Prügeleien in Laibach, Prag und Deutschböhmen fraß diese Koalition ihr eigenes Ministerium auf und als sie auch noch das Parlament zerschlagen wollte, machte unsere „eingekreiste" Fraktion diesem Spiel ein Ende, rettete das • Parlament vor ihren Anschlägen, zwang die Agrarier nieder und ging vor Neujahr mit Erfolgen aus all diesen Kämpfen hervor, daß heute das In- und Ausland auf unsere Erfolge mit Bewunderung blickt. Die Arbeiter sind im Präsidium des Abgeordnetenhauses vertreten und ein Narr kann heute nur noch an die Möglichkeit glauben, eine solche Partei durch unfähige Regierungen und in sich zerfallene Parteien vernichten zu können. Die Sozialdemokraten sind auch in der Baunima der Kriegsgefahr nicht untätig geblieben und wenn die Annexion Bosniens nicht zum Kriege führt, so hat unsere Politik einen großen Anteil an der Verhütung dieser Katastrohpe. Daß die Regierung das große Werk der Sozialversicherung dieses Jahr im Entwurf dem Parlament vorgelcgt hat, ist ebenfalls ein Erfolg der Sozialdemokraten. Wohl ist das Werk durch die Hand Geßmanns vergiftet worden, doch auch hier wird es gelingen, die Todeskeime zu entfernen und aus der Vorlage ein brauchbares Werl zu machen. Ans all den großen wirtschaftlichen und politischen Kämpfen und Erfolgen erwuchs uns jedoch eine große Verantwortlichkeit und Pflicht. Wir dürfen niemals vergessen, daß unsere Feinde nie müde werden und auf immer größere und niederträchtigere Anschläge gegen un§ sinnen, weshalb wir unsere Kraft ebenfalls steigern müssen. Aus der Entwicklung sind wir hervor-aegangen, in Kampf und Arbeit werden wir größer, durch Erhöhung unserer Arbeit im Dienste unserer großen Arbeitersache werden wir siegen? Dr. Gustav kriech Wieder einmal trat der kalte Würger Tod au die Schaffensstätte eines allezeit emsigen Mannes und rief ihn mitten in der Arbeit aus den Reihen der HT Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 43.000 Exemplaren. -WM Seite 2 9k 1 ' .,W Lebenden. Dr. Gustav Fried, der sachkundige Berater unserer Organisation, der treue und warmherzige freund der österreichischen Eisenbahnerschaft ist nickt mehr. Mag die Kunde, die hinausdringt in das Lano, noch so schneidend an die Herzen jener greifen, die in ihren schweren Lebenskämpfen so oft den Weg zu dem Manne gefunden haben, der ihnen Beistand und Hilfe lieh, sie ist leider greifbare traurige Wirklichkeit und der Schmerz, der alle Wunden aufrecht,, bleibt in diesen Tagen keinem erspart, der menschlich fühlt und die Größe des Verlustes empfindet, der der österreichischen Eisenbahnerschaft geworden ist. Dr. Gustav Fried ist am 21. Dezember v. I. einem tückischen Schlaganfall erlegen. Noch einen Tag vorher sahen mir den im 63. Lebensjahre stehenden Mann in scheinbar kräftiger Gesundheit und an dem Tage selbst, als ihn der finstere Tod so plötzlich ereilte, hatte Dr. Fried bis spät abends in seinem Bureau, an emsige Berufsarbeit gefesselt, geweilt. Wohl wussten seine engeren Freunde, daß der Arzt bereits vor längerer Zeit ein Herzleiden bei Dr. Fried konstatiert hatte, allein niemand legte wohl dem Leiden eine so große Bedeutung bei, daß man sich auf die Plötzlichkeit der hereinbrechenden Katastrophe auch nur im entferntesten gefaßt gemacht hätte. Und so kain die Nachricht von dem Tode wie eine Hiobsbotschaft, von der man nicht wußte, ob man ihr glauben solle oder nicht. Heute, wo wir unseren langjährigen wackeren Rechtsbeistand unter den Nasen des Zentralfriedhofes gebettet haben, ist der schmerzliche Berlust, den wir und mit uns Tausende von Eisenbahnern erlitten, leider zur traurigen Gewißheit geworden und die Wunden, die sie uns geschlagen hat, werden nicht so bald vernarben. Wer uns und der österreichischen Gesamteisen-bahnerschast Dr. Fried war, das weiß nur der, der die Geschichte der Eisenbahnerbewegung, ihre Mühsalen und Leiden, unter denen sie ihren Entwicklungsgang durchmachte, kennt. Seit dem Jahre 1896 fungierte Dr. Fried gemeinsam mit Dr. Harpner, dessen geschäftlicher Kompagnon er war, als Anwalt unserer Organisation, während er schon früher die Vertretung des Lokomotivführervereines inne hatte. Ebenso war er der Rechtsanwalt des Bahnmeister- und des Kondukteur-Vereines. Dr. Fried vertrat also fett etwa zwei Jahrzehnten die Eisenbahner in ihren beruflichen Rechtsfragen, so daß er als Spezialist von seltener Sachkenntnis aus dem komplizirten Gebiet des Eisenbahnerrechtes gelten konnte. So erregte auch sein Vortrag über die Haftpflicht der Eisenbahnen, den er vor einiger Zeit in der Juristischen Gesellschaft hielt, unter den Fachleuten Aufsehen. So sehr wir aber an Dr. Fried den Verlust des tüchtigen Juristen und den gründlichen Kenner des Eisenbahnerrechtes beklagen, so verlieren mir dennoch an ihm noch weit mehr als das. Ein warmfühlender Mensch, stand er uns als wirklicher und echter Freund zur Seite, der an allen Vorkommnissen in der Eisenbahnerbewegurig regsten Anteil hatte. Lauterkeit des Charakters und Herzensgüte waren die Eigenschaften, die den Mann zierten und die ihn bei allen, die ihn kannten, beliebt machten. So schied also mit Doktor Gustav Fried ein Mann von uns, der ein treuer Helfer und Berater war und von dem wir mit Bezug aus fettt ersprießliches Wirken mit den Worten des Dichters sagen können: „Er war einganzer Mann, nehmt alles nur in allem." * * * Das Leichenbegängnis Dr. Frieds, das sich zu einer wahrhaften Trauerkundgebung gestaltete, fand am 24. Dezember, «ui Christabend v. I., statt. *'■ Unter den Leidtragenden sah man viele Eisenbahn e r, unter denen auch einzelne Abordnungen von auswärts mit Kranzspenden erschienen waren. Seitens der Zentrale unserer Organisation nahmen daran die Abgeordneten Genossen Tomschik und Müller und Genosse Weigl teil, die die letzten Ehrengaben, Kränze, mit roten Schleifen geziert, am Sarge unseres wackeren Rechtsfreundes niederiegten. Am Zentralfriedhofe kielt am offenen Grabe Abgeordneter Genosse Müller dem Dahingeschiedenen einen warm empfundenen Nachruf, in dem er etwa folgendes sagte: „Er. Fried! Lieber Freund! Tief ergriffen, mit kummervollem Herzen stehen die Vertreter der organisierten Eisenbahner, deren Helfer und Berater durch zwei Jahrzehnte Du warst, an Deiner Bahre, um Dir zum letztenmal unseren tiefempfundenen Dank für alle Deine Hilfe, die Du uns angedeihen ließest, auszusprechen. Aber nicht nur wir, die gekommen sind. Dir das letzte Geleite zu geben, trauern, sondern gleich uns trauern und beweinen Tausende von Eisenbahnerkrüppeln und Taufende von Eisenbahnerwitwen und -Waisen, denen Du zu ihrem strittigen Recht verholsen hast. Wer Dr. Fried für die Eisenbahner gewesen ist, dies hier zu schildern, ist wohl nicht am Platz. Es genügt wohl der Hinweis, daß er seinen ganzen Lebensinhalt und seine Lebenskraft in unsere Dienste gestellt hat. Er dachte an alle und an alles, nur an sich selbst nicht. Und dieses ausgeprägte Pflichtgefühl, der Drang, allen jenen, die sich irgendwie in ihren Rechten verletzt fühlten, zu ihrem Recht zu verhelfen, war Deine heiligste Aufgabe und gehörte mit zu den Ursachen, die Deinen leider so frühen Tod herbeiführten. Du warst aber nicht nur unser Rechtsfreund und Ratgeber in allen Lagen des Lebens, Du warst, was noch mehr ist, ein wahrhaft guter Mensch. Jeder Zoll an Dir war Charakter und Menschlichkeit, niemand klopfte vergebens an Deine Tür, kein Bedrängter ging ohne Rat und Hilfe von Dir, helfend und tröstend standest Du allen, die mit Kummer und Mühsalen beladen waren, zur Seite. Du hattest auch die Gabe, jedem Freund zu sein, wie selten jemand. Wir waren Dir nicht bloß did geschäftsmäßige Klientel, wir warm Deine echten Freunde. Der Freund stand dem Freunde mit Kraft und Innigkeit bei, und es liegt gerade darin, die Erklärung Deines erfolgreichen Wirkens. Wir, die bis zum letzten Tage mit Dir in der gewohnten leutseligen Art verkehrten, können es noch immer nicht fassen, daß Du so rasch aus den Reihen der Lebenden geschieden bist. Weit draußen im Reich wird heute aus vielen Lippen die bange Frage schweben: Dr. Fried ist nicht mehr — in wessen Hände werde ich mein Schicksal und das meiner Lieben legen? Du warst unserer Freundschaft und des Vertrauens würdig und mit Stolz nannten wir Dich .unseren Fried*. Wir glauben in Deinen Intentionen zu handeln, wenn wir einen Teil des Leides und des Schmerzes, den Dein Ableben Deiner trauernden Gattin und Kindern verursacht, auf uns nehmen, denn Du gehörtest auch uns und warst Mitglied der großen Eiscnbahnerfamilie. In späten Zeiten, wenn längst schon üppiges Grün Deinen Grabeshügel deckt, wirst Du noch lange nicht vergessen sein, und unsere Kinder werden Deinen Namen in schuldiger Ehrfurcht und Dankbarkeit nennen. Und einst, wenn die Geschichte der Cisenbahnerbewegung geschrieben werden wird, wird Deinem Namen m vorderster Reihe ein Ehrenblatt geweiht werden. Dr. Fried I Wenige Stunden trennen uns von dem Geburtsfeste de§ großen Nazareners, der uns das Sittengesetz von Liebe und Friede lehrte, und wir begehen dieses Fest, indem abermals der Wechnachtsgruß erschallt. „Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens' sind." Du hattest Gutes gewollt. Dir hat das Weihnachls-sest den Frieden gebracht. Leb' wohl, teuerer Freund, möge Dir die Erde leicht sein!" Dann rollte Scholle um Scholle auf den Sarg und wir nahmen Abschied von dem braven Mann, dem guten Freund und wackeren Anwalt! Der Weg nach Hainfeld.*) Von Viktor Adler. Am Silvesterabend wird es genau zwanzig Jahre her fein, feit in einem Wirthaussaale in Hainfeld die Neugründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Oesterreich vollzogen wurde. Seit dem 31. Dezember 1888 hat die kämpfende Arbeiterschaft aller Zungen in Oesterreich ein gemeinsames Programm und eine einheitliche Organisation. Dieser Geburtstag verdient cs immerhin, daß wir ihm einen Moment der rückschauenden Betrachtung widmen. Eine Flut von Erinnerungen stürmt auf uns ein, wenn wir jener schicksalsschweren, unvergeßlichen Stunde gedenken. Was seither, in diesen zwanzig Jahren, die österreichische Sozialdemokratie geworden ist, steht lebendig und deutlich genug vor aller Augen. Aber wie sie den ersten Schritt, den schwersten, den entscheidenden gemacht, das wissen heute nur mehr wenige und Jahr um Jahr wird die Zahl derer geringer, die sich ein Bild jener merkwürdigen Zeit vor Hainfeld machen können. Denn Hain-fcld war nicht nur ein Anfang, sondern auch ein Abschluß. Beendigt wurde doch am Hainfelder Parteitag nicht nur jene bitter traurige Periode der Spaltung der Partei, der völligen Ohnmacht des Proletariats, sondern auch die schwere Arbeit der Sammlung, des mühseligen Wiederaufbauens kam in jenen Tagen zu ihren ersten großen Erfolg. Es war ein Gleichenfest. Um der heute lebenden Generation ganz deutlich zu machen, was vor zwanzig Jahren die Herzen aller Genossen mit Jubel erfüllte, müßte man eigentlich die Geschichte der Spaltung der Partei schreiben und müßte jenen Zustand der Lähmung darstellen, der das österreichische Proletariat von 1884 bis 1887 niederhielt. Das ist freilich ganz unmöglich, aber vielleicht kann versucht werden, an einzelnen Zügen zu zeigen, welches die ganz eigenartige politische Arbeit war, die geleistet werden mußte, um die Einigung der Partei herbeizuführen, die in Hainfeld besiegelt wurde. Seit der Verhängung des Ausnahmszustandes über Wien und einen großen Teil von Niederösterreich war der letzte Rest der bereits sehr gelockerten Organisation fast gänzlich zertrümmert. In der Nacht des 30. Jänner 1884 wurden einige hundert Genossen von Polizisten aus den Betten geholt und aus dem Ausnahmsgebiet ausgewiesen. Der österreichische Ausnahmszustand wirkte vielfach brutaler als sein Muster, der kleine Belagerungszustand unter dem deutschen Sozialistengesetz. Allerdings konnten Zuständige nicht ausgewiesen werden, aber dafür war die Wirkung der Ausweisung nicht durch die Geltung der AuSttahmS- *) Am Silvesterabend sind seit dem ersten Hainfelder Parteitag zwangig Jahr um. Diesem für die österreichische Ar* beiterbewemmg hi,torischen Datum, an dem durch die Bewältigung der schwierigen Aufgabe, ein gemeinsames Programm zu schaffen, Radikale und Gemäßigte von damals geeint wurden, widmet Genosse Dr. Adler im Jännerheft »Der Kamps" vorstehende Ausführungen. Sie werden überall mit Interesse verfolgt werden, denn sie beleuchten die Wegstrecke, die seither die österreichische Arbeiterbewegung unter Mühsalen und Fährlich-keiten zurüügelegt hat. Die Redaktion. Feuilleton. Eine Entgleisung.*) Bon Franz Wolfs. Es war fünf Minuten vor drei Uhr, als der Chef der Personalabteilung Hofrat Krebs dem Vorstand Buchmüller, welcher daS Bureau für Fahrtbegünstigungen leitete, scharf klingelte. „Selbstverständlich," seufzte Buchmüller, einen Stoß Akten unter den Arm schiebend, „der Herr Hofrat kommt vom Mittagessen ... Zur Verdauung unterhält er sich jetzt ein paar Stunden mit der Approbation....“ Und schon die Türklinke in der Hand haltend, wandte er sich noch an die ihm -»geteilten Beamten, welche sich gerade zum Fortgehen rüsteten. „Guten Appetit, meine Herren.... Ich. der ich seit 8 Uhr morgens im Bureau sitze, werde wieder gerade zum Abendessen nach Hause kommen 1* MS er beim obersten Chef eintrat, lehnte dieser behaglich in seinem Fauteuil und sah den Rauchringeln nach, welche langsam durch den wohltuend erwärmten Raum schwebten. Er nickte dem Beamten, der wartend vor seinem Schreibtisch stand, freundlich zu und sagte, indem er ihm daS Aktenbündel aus der Hand nahm: „Also machen wir uns an die Arbeit 1" Und er tauchte die Feder ein. , Schon wollte er seinen Namen unter einen Antrag setzen, als er innehielt und, den Kops in die Hand stützend, vor sich hinsann: „Hm, hm, hm.... Lieber Buchmüller, haben Sie sich diesen Fall auch überlegt?" „Welchen, Herr Hofrat?" „Da Der .... Wie heißt er denn nur, dieser Streckenwächter? .... Ach ja .... Karl Olzer.... Er sucht um eine Freikarte für .... hm .... seine Cousine an .... Und Sie beantragen Gewährung.... Sie, Sie, diese Geschichte scheint mir nicht ganz richtig!...." „Er sitzt hoch droben im Gebirge.... Sein Weib ist ihm plMich gestorben.... Nun steht der Mann mit sechs Kindern allein da... *) Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion aus der Wiener Wochenschrift „Die Waage", Ü., Floßgasse 12. „Traurig.... Sehr traurig .... Aber deshalb dürfen wir doch nicht unmoralische Verhältnisse fördern!" „Unmor...." dem erstaunten Buchmüller blieb das Wort im Munde stecken. „Ich sehe. Sie sind zu wenig Menschenkenner. Nun, nun, das gibt sich ja. Einige Jahre unter meiner Leitung werden Ihren Blick schärfen!" bemerkt« wohlwollend der Vorgesetzte. Dann fuhr er belehrenden Tones fort: „Dieser Ozler bittet um eine Freikarte für seine Cousine, welche ihm nach dem Tode seiner Frau den Haushalt führen soll. Dagegen läßt sich nichts sagen. Aber," die Augenbrauen des Chefs zogen sich hoch empor und ein vorwurfsvoller Blick traf Buchmüller, als er mit erhobener Stimme langsam srug: „wer sagt uns, daß die Betreffende wirklich seine Verwandte ist?!.... Sehen Sie, jetzt staunen Sie!.... Ja, ja, es heißt eben alles überlegen, alles bedenken Wir sind doch nicht dazu da, um ein Konkubinat begründen zu helfen!" Da es dem Vorstand ganz und gar unmöglich war, der blühenden Phantasie seines HostateS zu folgen, so riß er bloß den Mund auf. „Ihnen fehlen die Worte Bei der Erkenntnis der Tatsache I.... Das glaube ich gern. Also schicken Sie daS Gesuch des Wächters an die Betrtebsdirektion zurück, welcher er untersteht. Sie möge sich behufs Klarstellung der Sachlage in dem Direktions» sprengel, indem die.... hm .... Eousine lebt, ins Einvernehmen setzen und dann anher berichten/ „Aber, Herr Hofrat, das dauert ja mindestens vier Wochen!.... Und der Mann sitzt allein.... Mit sechs Kindern!" „Unsere Aufgabe ist es, zu verhüten, daß Unberusene frei fahren, daß die Bahn zu Schaden kommt!" Mit diesen Worten legte der gewissenhafte Bureaukrat das Gesuch beiseite. Der Märzsturm fegte mit feinem eisigen Atem über die öde Felswüste der himmelanstrebenden Berge. Nur zuweilen vermochte das fahle Licht des MondeL die schwarzen Wolkenmassen zu durchbrechen, welche sich wie plumpe, ungeheure Ungetüme weiterwälzten. Schmal nur war der Weg, den man dem Schienenstrange gewonnen hatte. Rechts stiegen die Steinmassen an, links senkte sich die Böschung im steilen Gefälle bis weit hinab zu zu einem armseligen Dorfe, dessen niedrige Häuschen sich wie scheu vor dem Sturme hinter einen mühselig ausgestellten Steinwall duckten. Hoch oben, wie angeklebt an die Wand, ein Stück Stein unter den Steinen, stand das kleine Wächterhaus. An den eisen-vergitterten Fenstern wirbelte der Schnee vorüber und drängte sich in die Fugen der Tür, so daß die kleine dreijährige Milli, welche am Boden hockte, jubelnd nach den weißen Flöckchen Haschen konnte. Erwischte sie eines und es zerfloß im warmen Händchen, so weinte das Kind, was die schon vierjährige und daher erfahrene Tini sehr lächerlich fand. Am eisernen Osen, der eine trockene Hitze verbreitete, stand der Wächter Ozler und rührte in einem Brei. Dabei durchblätterrte er suchend einen abgegriffenen Kalender. „Wan» war das Begräbnis der Mutter?" fragte er endlich. „Am DreikönigStag!" tief das dünne Stimmchen der Anna aus der Ecke. Ihre neun Jahre befähigten sie schon zur ernsten Anteilnahme an den Sorgen der Wirtschaft und sie beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Säugling, den sie auch jetzt in Schlaf zu singen bemüht war. Ueber daS gramdurchfnrchte Antlitz beS früh gealterten Mannes ging ein schmerzliches Zucken. „Schon so lang," seufzte er leise und sein müder Blick suchte die kleine Photographie der Verstorbenen, welche im einfachen Holzrahmen an der Wand hing. So war sie als Mädchen gewesen, als er vom Militär abging.... „Jetzt könnt' aber die Mutter wirklich schon wieder kommen l" drängte die Milli, indem sie aus ihren dünnen Beinchen zum Vater wackelte. .Die Zilli-Tant kommt," sagte er dumpf. „Wann?" Er suchte wieder im Kalender. Endlich hatte er die Notiz gefunden. Da stand cS in den schwerfälligen Zügen seiner abgearbeiteten Hand: „Am 8. Jänner das Gesuch um Freikarte für die Zilli Lindmoser an die Betriebsdirektion geschickt/ Langsam rechnete er nach.... Jetzt, im März sollte doch die heißersehnte Karte längst eingetroffen fein.... Denn ec konnte die Zillt kaum mehr erwarten.... Der anstrengende Dienst, der so große und schwere Verantwortung auf den Mann lud, hielt ihn Tag und Nacht in Atem. Das bißchen Schlaf, welches er mühselig dem starken Nachwerkehr abrang, störten die Sorget dafür, dich der „Cisendatzner" auch vom reisenden Publik»»«» gelesen werde! Verfügungen befristet; wer ausgewiesen würbe, war für immer heimatlos gemacht. Gegen die Ausweisung gab es fein Recht des Rekurses, die Polizei entschied in erster und letzter Instanz und brauchte ihren Ufas nicht zu begründen. Diese furchtbare Maßregel wirkte weit schlimmer, als die schwersten Straßn es tun können. Denn sie zwang unwiderstehlich alle, die nicht zuständig, waren, sich aus der öffentlichen Tätigkeit zurückzuziehm./Nicht die bescheidenste Funktion in dem harmlosesten Bildungsverein konnte ge-wisscnhasterweise einem Nichtzuständigen überlassen werden und soweit es noch Versammlungen gab, konnten es nur Zuständige wogen, auf die Tribüne zu steigen. Aber die Polizei sorgte dafür, daß es auch sonst dazu wenig Gelegenheit gab. Die Fachvereine wurden aufgelöst, ihre Zeitungen eingestellt, Versammlungen entweder, weil öffentlich, prinzipiell nicht geduldet oder, wenn von Verrann veranstaltet, verboten. Alle dieie Maßregeln wurden allerdings vor allem und mit voller Wucht nur gegen die radikale Fraktion gerichtet. Aber für die gemäßigte Fraktion war cs fast ebenso furchtbar, daß sie gefitzctu wurde Denn es war beinahe beschämend geworden, kein Objekt der polizeilichen Brutalität zu sein, und die Radikalen versäumten nicht, bitteren Hohn und schimpfliche Verdächtigung gegen die Gemäßigten zu richten, die unter den größten Opfern ihr Blatt und ihren politischen Verein sowie einige kleinere Organisationen ausrecht hielten. Das Blatt „Die Wahrheit" wurde auch bald freiwillig eingestellt; der politische Verein „Wahrheit" sollte wenige Jahre später der unentbehrliche, eifrig ausaenützte Boden der politischen Arbeit beider Fraktionen werden. Was in Wien sdurch Ausnahmsversügungeu bewirkt wurde, besorgte man in den böhmischen Industriegebieten ohne diesen verfassungsmäßig vorgcsehcmn Deckmantel. Auch dort wurde mit den Organisationen aufgeräumt, die Arbeiterpresse vernich et und den Rest besorgte ein in Prag wider alles Gesetz eingerichteter Strafsenat, vor den aus Böhmen die angeblichen „Geheimbündler" geschleppt wurden, and zwar in Ketten. Das Schlimmste aber war nicht die Tollwut der Bureaukratie, weit verhängnisvoller war für die Bewegung der in unversöhnliche Gehässigkeit ausgeartete Zwist der Fiaklioncu. Tie Radikalen erschienen den Gemäßigten als Räuberbande, die Gemäßigten wurden von den Radikalen als Ordnungssozialisten, Wasscrsupplcr, Polizeisozialisten verhöhnt. Josef Pcukert, der später als Asfiliierter der Polizei entlarvte böse Geist der Radikalen, verstand es vortrefflich zu verleumden und seine systematischen Verdächtigungen der Gemäßigten übten ihre Wirkung noch lange nachdem er — merkwürdig prompt — am Vorabend der Verhängung des Ausnahmszustandes über die Grenze verduftet war. Die Gemüßigten waren unstreitig die Minderheit, hatten aber eine verhältnismäßig große Zahl von duichgcbildeten, redegen andren und geschulten Genossen zur Verfügung. Bei den Radikalen nbcrwog das Temperament, die Tatenlust und vor allem die Phantasie. Während die Gemäßigten in Grundanschauurrg, Organisation und Taktik den Typus der deutschen Sozialdemokratie auf-wiescn, war bei den Radikalen allmählich die öffentliche Organisation ganz zurückgetreten und an ihrer Stelle war eine Gcheimorganlsation ausgebildet worden, die große Opfer kostete, mit erstaunlicher Hingebung ausgebaut wurde, aber freilich versagen mußte, als sie sich im entscheidend« n Moment erproben sollte. Nach dem Gedanken-gang, den Pcukert plausibel machen wollte, hätte nämlich in dem Augenblick, da alle die verhaßten „Sicherheitsventile" und verdächtigen „Palliativmiuel" als welche alle Möglichkeit öffentlicher Betätigung dargcstellt wurde, durch den AusnahmSzustaud beseitigt waren, nun die erhoffte Explosion erfolgen sollen. Statt dessen trat eine furchtbare Kirchhofsruhe ein. Die Geheimorganisation zerfiel zwar nicht sofort, sie wurde vielfach mit bewundernswerter Zähigkeit und Mut aufrechterhalten, aber sie brachte es nirgends zu nennenswertem Funktionieren. Nicht viel mehr konnte geleistet werden, und das war anerkennenswert genug, als die Unterstützung der Inhaftierten und Aus-gcwiesenen. Allerdings tauchten von Zeit zu Zeit kleine, unbeholfen hergestellie Flugblätter auf, aber ihre Verbreitung kostete schwere Opfer und sie konnten an Agitation gar nichts leisten. Die aus England importierten Flugblätter, meist aus der Polizeiwerkfiatt der „Autonomie" stammend, waren in vielen Füllen nur dazu bestimmt, den oft ganz unbeteiligten Abrestaien der Polizei ans Messer zu liefern. Aber die Wiener Polizei begnügte sich nicht mit diesen einfachen Methoden. Sie benutzte die Geheim-organisation, um sie brnch ihre Lockspitzel zu verseuchen, verleitete arme, unerfahrene Menschen dazu, sich an den läppischesten Unternehmungen zu beteiligen, an Herstellung von „Bomben", die nie losgehen konnten, von „Brandflaschen", die absolut feuersicher waren, an „Falschmünzerei", wobei Guldenstücke erzeugt wurden, die kein Kind täuschen konnten. Tie Opfer dieser Polizeischurkereien, deren Großmeister der Lbersckurke Polizeirat Frankl war, wurden dann vor den Ausnahmsrrchter Holzinger geschleppt und unbarmherzig zu schweicn Kerkerstraien verurteilt. Das schürte den Grimm der Arbeitetschast, aber der Grimm blieb ohnmächtig ... Eine wirkliche terroristische Organisation hat es in Oesterreich nie gegeben. Gewiß wurden phantastische Pläne genug gesponnen, aber es blieb bei der Phantasie, die sich nirgends über eine gewiße Kindlichkeit erhob und nie zu geordneter Absicht verdichtete. Tie radikale oder, wenn man will, anarchistische Theorie und die polizeiliche Praxis wirkten zusammen, um den österreichischen Arbeitern jeden Gedanken an Ausnützung der politischen Rechte zu verekeln und ihnen jede Tätigkeit in gesetzlichem Nahmen als lächerlich erscheinen zu lassen. Dem Anarchismus des Pcukert ist die Anarchie der Behörden vorausgegangen, und die wenigen terroristischen Akte, die den Vorwand für den Ausnähmszustand bieten muhten, wiegen federleicht im Vergleich zu den furchtbaren Verbrechen, die die Staatsbehörden gehäuft haben. Es war eine plumpe Siacheifsung und Vergröberung des verruchten Systems, durch das Bismarck und fein Scherge Puttkamer die deutsche Sozialdemokratie niederwerfen wollten. Es war in Oesterreich schlimmer als drüben, weil hier sofort schrankenlose Zügellosigkeit jedes einzelnen BezirkSpaschas einhat, während in Deutschland die Brutalität und Grausamkeit doch mit einer gewißen Pedanterie funktionierte und mau ihre Wirkungen ungefähr berechnen konnte. Diese absolute Rechlsunsicherheit, diese Verwilderung der Bureaukratie hat am meisten dazu beigetragcn, jene radikale Strömung in der Arbeiterschaft hervorzurusen. Sie war vor allem bedingt durch die furchtbar niedrige Lebenshaltung der Arbeiterschaft, der jedes Kampfmittel fehlte, um sich aus dem Elend einigermaßen zu erkfeberr. Das Koalitionsrecht existierte in der Praxis nicht, die Gewerkschaften wurden vernichtet, so wie sie sich rühren wollten. Dazu kam als zweiter Faktor der Mangel an Betätigungsmöglichkeit für ein lebendiges, tatkräftiges und tatendurstiges Proletariat. Und drittens die Verzweiflung an allem, was gesetzliche Ordnung heißt. Daß durch Gesetze etwas gebessert werden könnte, konnte zuletzt einem Oesterreicher einfallen. Der Kamps um das politische Recht wurde so durch die österreichischen Behörden kompromittiert und konnte als eine gänzlich wertlose Sache erscheinen. Es konnte so weit kommen, daß Pcukert noch in der vorletzten Nummer der „Zukunst", unmittelbar vor dem Ausnahmszustand. es wagen durste, zu schreiben: „Einem Vereinsrecht, wie wir es in Oesterreich besessen haben, wird von keinem Arbeiter eine Träne nachgewcint werden Bereits längst haben sich die Arbeiter gewöhnt. sich auch ohne Vereine zu behelfen, und wie die Erfahrung lehrt, sind sie auch nicht schlechter gefahren. Ein stummer Händedruck, ein flammender, vielsagender Blick werden dieselbe Wirkung machen als die stundenlangen Salbadereien einer gewissen Wassersuppcntheorie, bis endlich doch die Morgenstrahlen der aussteigenden Freiheitssonne das aus finsterer Nacht erwachende Volk bescheinen werden re." Die Sätze sind sehr bezeichnend; Herr Peukert und Cra' Taaffc waren ganz einig in der Ueberzeugung. daß die Arbeiter kein Vereinsrecht brauchen. Wenn die Radikalen alle politischen Rechte für Schwindel hielten, so war ihnen das Wahlrecht geradezu ein Greuel und die Wertung des Wahlrechtes wurde geradezu zum Schiboleth der beiden Fraktionen Es war begreiflich, daß die Genmßig cn, genötigt, den Wert der politischen Vetätigung und insbesondere des Wahlrechtes zu verteidigen, ihm gelegentlich Eigenschaften zuschrieben, die es nicht besitzt. Sie konnten aber mit gutem Fug darauf Hinweisen, wie die deutsche Sozialdemokratie dank dem Wahlrecht alle Schändlichkeiten des Sozialistengesetzes überdauern konnte. Aber das blieb vergebens; die Radikalen verhöhnten das Wahlrecht als einen Schwindel, ja in der Hitze des Gefechtes verstiegen sie sich dazu, es für die schlimmste Gefahr für die Arbeiter zu erklären Peukerr durfte übrigens so weit gehen, auch den Arbeiterschutz in Bausch und Bogen als Schwindel zu erklären, ein Beweis, wie arg bei den Radikalen die Leidenschaft jede Ueberlcgung unterjocht hatte. Wälireno der Jahre 1881 und 1885 war es von den Kämpfen ocr Fraktionen stiller geworden, iveil es über Haupt keine Bewegung gab. Nur unter der Asche glimmte es weiter, die Gemäßigten hielten ihren Verein „Wahrheit" zusammen, hatten noch ein Blatt, den „Volksfreund" in Brünn, das Genosse Hannich redigierte, und hatten allerdings spärliche Förderer der Organisation, insbesondere in Nordböhmen, zu erhalten gewußt. Von den Radikalen war nicht viel zu sehen, ab.r sie hielten sich, soweit es ging, in ihren Wiener Gruppen aufrecht und hatten insbesondere in Steiermark und Kärnten einige gute Verbindungen. Beiden Resten der ehemaligen Fraktionen war die Ruhe und Untätigkeit unerträglich geworden und diese erste Gemeinsamkeit konnte zu einer gemeinsamen Aktion benützt werden. Graf Taaffc gab dazu Gelegenheit. Im April 1886 legte er dem Abgeordnetenhaus den Entwurf eines Sozialistengesetzes vor. Warum er sich diesen Luxus gönnen wollte, ist bis auf den heutigen Tag nicht zu erforschen gewesen. Das Ding war eine Potenzierung und Karikic-rung des deutschen Sozialistengesetzes, war natürlich nicht schlimmer als der faktische, durch die Polizei geschaffene Zustand, aber freilich seine Festlegung für eine lange Zukunft. Ter Protest gegen diesen Plan mußte versucht werden. Eine von Arbeitern einberufene Versammlung wäre ohne Gnade verboten worden. Darum wurden Leute zur Einberufung veranlaßt, denen man nicht leicht was verbietet. Tie Abgeordneten Kronawetter, Pernerstorser. Äußerer, dazu der Fabriksdirektor Paul Pacher, erklärten sich bereit dazu, zusammen mit mir für den 9. Mai in Schwenders Kolosseum eine Volksversammlung einzuberufen mit der Tagesordnung: Das österreichische Sozialistengesetz. Zur "Vorbereitung dieser Versammlung kamen am 6. Mai m einem kleinen Wirtshaus in der Laudongasse die führenden Genossen radikaler und gemüßigter Richtung zusammen. Zum erstenmal nach langen Jahren blutigsten ZwisteS saßen die strci.enden Brüder wieder an einem Tisch und berieten eine gemeinsame Aktion. Das war eine ganz unscheinbare, kleine Sache; aber es war der erste Schritt, und damit war der entfernte Beginn einer blassen Möglichkeit gegeben, nach und nach zu einer Aussprache zu kommen: In derselben Nacht wurde noch die Resolution verfaßt, am Morgen fuhren zwei Genossen nach Preßburg, ließen sie dort drucken und in der Versammlung, die massenhaft besucht war, flatterten plötzlich 5000 Flugzcttel unter die Menge. stinber. Gar jetzt, da die Pepi, welche ihren sechsten Geburtstag mit einer Halsentzündung eingelcitet hatte, alle Augenblicke ein anderes Verlangen hatte. lind wenn er die Kleinen ansah, wie ungepflegt schauten sie aus, wie verkümmert waren sie geworden, feit die sorgende Hand der Mutter fehlte.. .Er arbeitete rast- und ruhelos, aber trotz aller Mühe, trotz des ehrlichsten Willens vermochte er nicht alles zu bewältigen. Und dann kam oft die Müdigkeit über ihn, eine bleischwere, lähmende Last lag auf ihm und drückte ihn nieder, so daß er besonders des Nachts alle Kräfte zusammennchmen mußte, um nicht einzuschlafen. Er war aus den Stuhl gesunken, den er sich zum Ofen gerückt hatte, und malte sich mit halbgeschlossenen Augen die Freuden eines langen, ungestörten Schlafes aus ... „Vater," klang es da aus der Ecke, in der fetzt Anna, welche den Säugling in Schlaf gelullt hatte, an dem wackeligen Tische ihre Ausgabe schrieb, ich soll Sprichwörter aufschreiben ... Weißt du eins? Weißt, ich kann mit den Kopf zerbrechen» wie ich will, ich weiß nur: .Ehrlich währt am längsten." Ozler fuhr sich über die Stirne, und während ein wehes Lächeln seine Mundwinkel herabzog, sagte er bitter: „Hoffen und Harren, macht manchen zum Narren!".... Er schreckte empor. Vom Bett her tönte ein halbersticktcr Schrei, und als er hinstürzte, fand er Pepi mit hochgrrötetem Gesicht und weit offenem Mündchen, auS dem der Atem keuchend und stoßweise drang. Mit angstvollem Ausdruck hingen des Kindes weit herausquellende Augen an ihm, als eS, die Aerm-chen ausstreckcnd, stöhnte: „Ich erstick' ich erstick ja!" Er hatte dar Kind herauSgeriffen und ging nun, eS hätschelnd und streichelnd, aus und ab. Immer wieder aber erneuerten sich die ErstickungSansälle, immer heißer wurde der kleine Körper, der sich in beängstigender Atemnot zusammen* [mm Liste. Ozler träufelte etwas Wasser zwischen die fieberheißen Lippen, und während er der Kranken liebkosende Worte sagte, spähte er ängstlich nach der Tür. Endlich ging sie auf und Maxl, der als Aeltcster den Vater vertrat, schleppte einige Reisigbündel inS Zimmer, die er im Dorfe geholt hatte. Während der Knabe bestrebt war, die schon im Ersterben begriffene Glut im Ofen neu anzufachen, sagte Ozler: „Maxl, eS hilft nichts, du mußt schon nochmals ins Dorf hinunter!'' Erschrocken schaute der Knabe auf. „Es ist so kalt draußen.... Und der schreckliche Sturm I.... Die Finsternis.... Wenn ich den Weg verlieren möcht' 1" „Schau, Maxl, es muß halt sein!.... Geh, sei mein braver Bub und hol' die Kräutersrau aus'n Dorf.... 's arme Pcperl kriegt schon fast gar keine Luft mehr!" „Wenn ich nur hinfind'", sagte Maxl ängstlich, indem er sich so nahe als möglich an den Ofen stellte. „Die Annerl wird mit dir gehen, Maxl I.... Gelt, Annerl, du tust eS gern?.... Fürs kranke Schwester!!" „Zu zweien geht sich'S leichter, Maxl". sagte daS Annerl, sich die Augen reibend. Sie hatte die Geschwister zu Bett gebracht und war nun, in eine Ecke gekauert, ein bißchen ein-geduselt. Und daS Kind, aus dessen bleichem Gesichte der Schlaf schaute, wickelte sich in das alte Umhängetuch der Mutter. Dann nahm es für sich und den Maxl ein Stück Brot und hinaus ging's.... Zwei angstvolle Seufzer erstorben im Sturme, der entseffelt über die Höhen tobte. In unendlicher Langsamkeit schleppten sich die Stunden. Wiederholt war Ozler durch einen vorbeifahrenden Lastzug hinausgefcheucht worden und immer brach daS Peperl in gräßliches Schluchzen aus, wenn er das Bett verließ. Die Aufregung der Kleinen steigerte das Fieber und die Atembcjchwerden nahmen zu. Endlich war eS sihm doch gelungen, daS Kind mit halb-erftarrten Händen zur Stiche zu bringen; und tv deSmatt sank er neben dem Bette aus einen Stuhl. Plötzlich fuhr er auf! Er mußte geschlafen haben .... Ein schrilles Signal hatte ihn geweckt. Als er gewohnheitsmäßig nach seinem Mantel griff, kam eS ihm in den Sinn, daß gestern die eine Schiene, just an der großen Kurve, wo das Geleise hart am Abhang führt, da er bei der Begehung mit dem Hammer aus sie schlug, nicht den ljellm, rein klingenden Metallton gegeben hatte. Gleich muhte der Schnellzug vorübcrbrausen. Da war cs höchste Zeit, sich davon zu überzeugen, daß kein Schienenbruch eingetrcten war. Rasch zog er den schweren Mantel über und ging zur Tür. Schon wollte er sie aufklinken, als ihn ein gellender Schrei umschauen machte. Am Fensterbrett stand Pepi, im Fieber flogen die Glieder, unheimlich glänzten die großen Augen — einen Schritt noch — und die Kranke mußte in die Scheiben stürzen----------- Mit einem Sprunge war der Vater beim Fenster und riß da« Kind an sich, das, die zitternde» Aermchen um seinen Hals schlingend, vom Fieber gepeitscht, angstvoll nach Luft ringend, in schier unlösbarer Umklammerung an ihm hing.... Die Kleine stöhnte in qualvoller ErstickungSpcin; er aber mühte sich in hastender Sorge, kalten Schweiß auf der Stirne, die Aermchen zu lösen. Er mußte hinaus!.... Er .... Herrgott im Himmel, war das nicht?!.... Mit der Kraft der Verzweiflung schleuderte er das Kind ins Bett zurück Ohne Kapp, stürzte er zur Tür, ritz sie auf und mit wütendem Geheul umfing ihn der Schneesturm. Halb besinnungslos strebte er vorwärts .... Da flammten vor ihm die roten Lichter.... Wie weitaufgeriffene, fchreckenS-volle, blutige Augen!.... Dann gab eS einen entsetzlichen Krach Poltern, Zischen und die jammernden Wehrufe verzweifelter Menschen — Vom Damme rollten dampfende, schwarze Ungetüme sich überschlagend, klirrend und dröhnend in den Schnee.... Ec hatte nochf die Kraft, zum Apparate zu eilen und zu telegraphieren: „Entgleisung HilfStrain— Wächterhaus 83." Dann brach er besinnungslos zusammen. * • * Am Tage des großen Eisenbahnunglücke« stand Buchmüller vor tzosrat Krebs. „Mso, waS gibt eS, lieber Buchmüllcc?" „Die BetriebLdirektion berichtet, daß Ziüi Lindmvscr wirklich die Cousine des Wächters Ozler ist." „Ozler! Ozler!-------------" „Der um eine Freikarte ansuchte.... Degen seiner sechs Kinder .... Für seine Cousine...." „Ach ja Sehen Sie, mm können wir reinen Gewisses dem Mädchen eine Freikarte anweisen — aber es genügt Personenzug." >M- Besucht nur Lokale, in welchen der „Eisenbahner" aufliegtr "MV Aus jenem Sozialistengesetz Taaffes ist. nebenbei gesagt, nichts geworden als eben dieser wichtige erste Schritt zur Reorganrsierung der Partei. Die Vorlage blieb wesentlich dank dem Eingreifen Pernerstorfers in einem Ausschuß liegen und wurde bald vergessen. Nun begann eine Agitationsarbeit, die, in so kleinem Rahmen sie geführt wurde, doch folgenreich und eigenartig war. Vor allem mutzte beiden Fraktionen zum Bewußtsein gebracht werden, daß der gegenwärtige Zustand der Partei die dauernde Lähmung der Arbeiterschaft bedinge, daß aber unmöglich eine der beiden Fraktionen die andere aufsaugen könne. Es mußte unbedingt eine völlig neue Organisation, eine neue Partei geschaffen werden. Daim mußte die Ueberzeugung geschaffen werden, daß diese Organisation und ihre Tätigkeit notwendig öffentlich sein müsse. Die absolute Unfruchtbarkeit der geheimen Organisation lag auf der Hand, aber daß öffentliche Tätigkeit tn Oesterreich, in Wien, unter dem Ausnahmszustand möglich sei, dazu gehörte freilich ein starker Glaube, der sich nur aus der Erkenntnis gewinnen ließ, daß die österreichische Bureaukratie unfähig ist zu irgend einer Ausdauer und Konsequenz, gewiß nicht im Guten, aber auch nicht im Bösen. Für die Gemäßigten war es sehr schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß die mit ihnen seit Jahren kämpfenden Radikalen alles das, was ihnen als so furchtbar widersinnig und parteischädlich erschien, in gutem Glauben getan hätten und daß sie insbesondere in ihrer Gesamtheit nicht verantwortlich seien für die Gewalttaten einzelner Individuen, deren Verdammung sie allerdings nicht als ihre Sache ansehen wollten. Im Kampfe mit den Radikalen hatte sich im Gegensatz zu ihnen bei den Gemäßigten ein einigermaßen philisterhafter Abscheu vor jeder Art und Form von Gewalt und eine übertriebene Vorliebe für das, was man damals den „gesetzlichen Weg" nannte, eingestellt. Nicht etwa, daß das österreichische Gesetz ihnen imponiert hätte. Der Boden des Gesetzes ist eine vortreffliche Sache — aber er muß vorhanden sein. In Oesterreich war er eben nicht vorhanden und daß gerade die rechtlosen Proletarier die einzigen sein sollten, die das Gesetz, das zu ihrer Zuchtrute mißbraucht wurde, respektieren, wäre gewiß zu viel verlangt gewesen. Aber es war auch ein Kern richtiger Empfindung in der Abneigung der Radikalen. Leute, die sich aus blinder Verzweiflung und Empörung über die damaligen Zustände zur Gewalt hatten Hinreißen lassen, als Verbrecher zu verabscheuen. Sie mußten jedoch zur Erkenntnis kommen, daß solche Gewaltakte schädlich sind, weil sie den proletarischen Kampf erschweren und unsere Propaganda geradezu lahmen. Man muh sich nicht vorstellen, daß die Genossen, für die »Hoch Kämmerer!" förmlich ein Erkennungszeichen war, etwa sehr blutdürstige Leute gewesen wären. Ganz im Gegenteil! Ich habe hundertmal die Erfahrung gemacht, daß die sogennanten Anarchisten warm-fühlende Menschen waren, deren Empfinden durch die sie umgebenden Greuel unheilbar verletzt wurde und denen die Schärfe und Energie des Denkens fehlte, um ihre Empfindungen zu zügeln. Die große Mehrzahl aber begnügte sich damit, für terroristische Taten Sympathien zu haben, eine ganz untätige, unfruchtbare und sehr genügsame Sympathie. Ihnen, die sich trotzdem als Helden fühlten und die von manchen außerhalb der Arbeiterschaft stehenden gewissenlosen Leuten m ihrem Irrglauben bestärkt rvurden, mutzte ins Gesicht gesagt werden, daß ihr vermeintlicher Radikalismus ganz wertlos für das Proletariat sei: .ein Anarchist, das ist ein Marm, der wartet, bis irgendwo irgendwer auf irgend jemanden ein Attentat verübt — dann freut er sich*. Der Radikalismus war geradezu in Untätigkeit umgeschlagen. Das radikale Schlagwort „mit allen Mitteln" mußte vernünftig eingeschränkt werden und wurde schließlich auf die Formel gebracht, der proletarische Kampf solle geführt werden „mit allen zweckdienlichen and dem natürlichen Nechtsbewußtsein des Volkes entsprechenden Mitteln". (Schluß folgt.) Die tage der Südbahn-portiere. Man schreibt uns: Diese Kategorie von Bediensteten war bis vor noch nicht langer Zeit eine besonders bevorzugte. welches insbesondere dadurch zum Ausdruck kam. daß sich um eine fteigewordene Stelle jedesmal eine große Zahl von Bewerbern meldete. Diese Posten wurlen größtenteils von Bediensteten besetzt, die dem Stande des Zugbegleitungspersonals entnommen und die wegen Krankheiten oder Unfälle beim Fahrdienst zu demselben nicht mehr geeignet waren, daher auch eine besondere Berücksichtigung verdienten. Damals hatten die Portiere meist eine Naturalwohnung verbunden mit einem Garten, wodurch es möglich war, sich manches Stück für den Tisch billiger beschaffen zu können. Dieser ist den Portieren, bis auf einige, weggenommen worden. Ter Verkauf von Zigarren und Tabak, Bücher und Zeitungen wurde den Portieren entzogen und entweder an Privatunternehmer verpachtet oder dient zur Versorgung von Witwen nach solch verstorbenen Eisenbahnern, denen weder Unfallsrente noch Pension nach den dermaligen bestehenden Bestimmungen gebührt, jedoch berücksichtigungs-würdig erscheinen. Die Bücher und Zeitschriften sind überall, ,vo etwas verkauft werden kann, an meist jüdische Privatunternehmer verpachtet worden, die bei der Besetzung der Verschleißstellung ihren Willen zur Geltung bringen. Und so ist nach der Wegnahme aller dieser Gin» nahmsguellen für die Portiere nichts mehr übrig geblieben als die Aufbewahrung des Handgepäcks; aber auch auf diesen einzigen und letzten Nebenverdienst sah das Auge der damaligen Direktion mit Lüsternheit und Begehrlichkeit, als ob die Gehälter der Südbahnbediensteten und insbesondere der Portiere derart wären, um von denselben allein leben zu können. Im Jahre 1889 kam die edle Fürsorge der löblichen Direktion für die Portiere durch die Errichtung von Garderoben zum Ausdruck, wodurch den Portieren die letzte Hilfsquelle auch noch entzogen ward. Wenn man auch nur zuerst in den großen Stationen begann, so folgten sukzessive auch die kleineren nach, so daß heute auch schon in ganz kleinen Stationen dieser Wunderkasten angestaunt werden kann. Nachdem nun die Direktion einmal bei der Arbeit war, so mußte auch getrachtet werden, möglichst viel für den eigenen Sack reservieren zu können. Ein ganzes Heer von Personen wurde gleichzeitig in den Dienst dieser großartigen Einnahmsquelle gestellt,' die sich dabei unter dem Schutze der gestrengen Amtsmiene bis zur Stunde noch ihr Profitchen auf Kosten der Portiere holen. Stationschefs. Reisekommissäre, Direktions-und Verkehrskontrollore mit hohen Gehältern und ebensolchen Diäten wachen sorgsam dafür, daß es diesen verfluchten Kerlen von Portieren ja nicht möglich wird, ein Tafcherl oder Packerl irgendwo anders unterzubringen, was dem Portier einen Gewinn von 10 H. einbnngen würde. Damit jedoch ein solcher Verlust für die Gesellschaft vermieden wird und andererseits die kontrollierenden Herren nach ihrer Rückkehr ihren Vorgesetzten von ihren Erfolgen berichten können, wird manchesmal zu Kniffen und Schlichen die Zuflucht genommen, die eines Vorgesetzten ganz unwürdig sind; außerdem werden diese armseligen Heller von der Direktion noch dazu benützt, wieder anderen Bediensteten Aufbesserungen zuteil werden zu lassen, die die Gesellschaft aus eigenen Mitteln zu bestreiten hätte, wie aus der untenstehenden Tabelle ersehen werden wolle. Dieses Verzeichnis, welches selbstverständlich auf eine Vollständigkeit keinen Anspruch erheben kann, läßt ersehen, zu welchen Zwecken die Garderobeeinnahinen verwendet werden, trotzdem die Portiere die ganze Manipulation selbst besorgen müssen und auch für eine eventuelle Verwechslung, Verlust oder Beschädigung haftbar gemacht werden, ja sogar ihre Frauen (Villach) in den Dienst stellen müssen, rveil sie e» selbst oes anderen Dienstes wegen allein nicht besorgen können und zur Besorgung der häuslichen Verrichtungen eine fremde Person aufnehmen müssen. Die Bediensteten einzelner Stationen haben schon um eine gerechtere Verteilung dieses Verdienstes angesucht, wurden aber abschlägig beschick«. Zwei über die Grenzen der Südbahn hinaus bekannte Direktionskontrollore namens Polland und Reymond gehen so weit, daß sie die Nummern vom'Gepäcksstück herabnehincn, den Zettel vor das Licht halten und wenn selbe einen zweiten Nadelstich entdecken, die Behauptung aufstellen, daß dieser Schein schon einmal verwendet wurde, ohne zu bedenken, daß sie grundlos einen armen Bediensteten der Unehrlichkeit beschuldigen. In Wien hat Herr Reymond einen armen Nachtwächter beim Protokoll so lange gequält, bis der Mann zu weinen begann und in seiner aufgeregten Pein über die Stiege fiel und sich beschädigte. Von einer in Steiermark gelegenen Station wird erzählt, daß einem Portier ein Paket abhanden kam, wofür nicht nur er allein, sondern auch die beiden anderen, welche zu diesem Zeitpunkte dienstfrei waren, mit je 10 Kr. bestraft wurden. Um die Sühne zu vervollständigen, wurde sogar ein Vierter wegen dieses Vorkommnisses mit 10 Kr. bestraft, der zu dieser Zeit in einer anderen Station noch als Kondukteur Dienst machte und erst geraume Zeit nach diesem Vorfall in diese Station versetzt wurde. Federn, Blei, Nadeln, Schere, ferner Siegellack und Packpapier zur Packung der Fahrkarten müssen sich die Portiere seit jeher aus eigenen Mitteln anschaffen und dabei in steter Angst und Besorgnis ihren Dienst verrichten um ja nur nichts zu übersehen, um nicht auf vorher geschilderte Art kontrolliert und beanstandet zu werden. Wie sieht es aber mit dem 20- bis 60 prozentigen Anteil der Portiere weiters aus. Dieser Anteil, welcher im Jahre 1889 normiert wurde, mag für die damaligen Verhältnisse entsprochen haben, für heute ist er entschieden zu klein, weil durch den gesteigerten Verkehr die Anzahl der Portiere bedeutend vermehrt werden mußte. Dieser Anteil mutz daher auf so viele Teile verteilt werden, als Leute vorhanden sind, die Portierdienst machen. Wenn auch die Einnahmen, durch den gesteigerten Verkehr größer geworden sind, so haben sich dieselben doch Nicht im gleichen Maße wie das reisende Publikum vermehrt, auch wird viel durch die Zugsvermehrung, direkte Wagen :c weggenommen, weil nicht mehr so lange auf die Erreichung von Anschlüssen gewartet werden mutz wie früher. Auf diese Weise kommt es, daß der Anteil für den Portier immer kleiner auSfüllt, trotzdem der Dienst immer anstrengender wird, um so mehr, nachdem für die Portiere noch der 24ftündige Dienst besteht und die löbliche Direktion an eine Herabsetziing nicht zu denken scheint. In Stationen von größerem Personenverkehr und die Garderobe trotzdem keinen eigenen Garderobier trägt, müssen die Portiere in den kürzeren Zwischenpausen die Garderobe selbst besorgen mit einer Hast, wodurch sehr leicht eine Verwechslung Vorkommen kann. Dieses Geschäft erfordert Aufmerksamkeit und Genauigkeit, weil von seiten der Reisenden im Falle des Abhandenkommens rc. immer die höchsten Entschädigungen gefordert werden. Wenn aber, wie es in vielen Stationen der Fall ist, ein und derselbe Portier bei der Anwesenheit von mehreren Zügen diese in kürzester Zeit und meist an mehreren Stellen und Orten ausrusen muß, Auskünfte erteilen, Geleise überwachen, Perronkartenkontrolle üben, Garderobe aufnehmen und abgeben, ein- und austragen, bezetteln :c. muß, wie ist es da noch möglich, genau und richtig nach der Vorschrift zu arbeiten. Passiert einem jedoch bei dieser Hudelei ein Malheur, so fallen Reisende und Direktion über den Portier Her, welcher zahlen muß, daß er schwarz wird, wie sich ja an einem Beispiel in Graz erweisen läßt. Ein Reisender Hat 200 Kr. für feine momentan nicht auffindbare Handtasche verlangt, welcher Betrag von seiten der Direktion ohne jedes Bedenken ausbezahlt wurde,' um ihre Kulanz zu bezeigen, die jedoch auf Kosten der Portiere geübt wurde. Als am dritten Tage die Tasche zum Vorschein kam, war der Entschädigte schon über alle Berge. So, Herr Hofrat und Generaldirektor, steht es mit der Garderobe uno den Portieren, denen es nach einer von Ihnen einen Delegierten gegenüber gemachten Aeußerung im Jahre 1905 ohnedies ganz gut geht und die daher nichts brauchen. Wir sind daher der Meinung, daß der Herr Hofrat über die wahre Lage der Portiere nicht unterrichtet ist; nachdem die über uns vorgelegten Berichte nicht immer den wirklichen Tatsachen entsprechen, auch vielleicht unsere Lage viel rosiger schildern, als selbe in Wirklichkeit ist, so können wir nicht mehr länger zurückhalten und müssen unserem gepreßten Herzen einmal Luft machen und über die Drangsalierung und Zurücksetzung berechtigte Klage führen in der Hoffnung, daß dieselbe gehört, verstanden und entsprechende Abhilfe geschaffen wird. Forderungen der Bedienffeten der Oesterreichischen Nordwestbahn, Südnorddeutschen Verbindungsbahn und der Staats-eisenbahngesellschast. Am 21. v. M. sprachen die Vertreter der in den koalierten Vereinen organisierten Bediensteten der Oesterreichischen Nordwestbahn und Südnorddeutschen Verbindungsbahn, und zwar die Vertrauensmänner Prell, König, S l e z a k, Schwab, C h l u m e e k i), Tmey, Bauer, Paul, Martin, B e l i n a, Beck, Feigl, Jerzabek, Jamernigg und S a ch a n i k beim Sektionschef Herrn Dr. Z e h e t n e r vor, um ihm die Forderungen der von ihnen vertretenen Gruppen zu überreichen, die im wesentlichen alle Zugeständnisse umfassen, die die Staatsbahnverwaltung in materieller und rechtlicher Beziehung ihren Bediensteten teilweise bereits gewährt, teilweise deren rascheste Durchführung in nächster Zeit zugesichert Hat. Mit Rücksicht auf die knapp bevorstehende Verstaatlichung verlangten die Vertreter, daß auch die Verwaltung der Oesterreichischen Nordwestbahn und Südnorddeutschen Verbindungsbahn noch vor der Verstaatlichung dieselben Maßnahmen in Kraft treten lasse, da ja beim vorjährigen Lohnkampf den Bediensteten das Schema der k. k. Staatsbahnen aufgezwungen wurde, eine Verschleppung dieser so wichtigen Angelegenheit die Verhältnisse noch mehr verwirren würde und nur eine sofortige Durchführung eine Benachteiligung der Bediensteten verhindern könnte. Herr Sektionschef Dr. Z e h e t n e r nahm sowohl das Memorandum als auch alle vor-ebrachten Wünsche zur Kenntnis, erklärte jedoch, daß für ie Verwaltung keine Verpflichtung zur Durchführung bestehe; er fei heute nicht in der Lage, irgend eine bindende Erklärung für die Verwaltung abzugeben. Er werde aber alle Forderungen in Erwägung ziehen. Hierauf sprach eine vom Exekutivkomitee gewählte dreigliedrige Deputation unter Führung des Abge- ordneten T o m s ch i k beim Leiter de8 Eisenbahnministeriums Herrn Sektionschef Dr. v. F o r st e r vor, überreichte ihm das gleichlauteuoe Memorandum und verlangte mit Rücksicht ans die im Vorjahre von dem Vertreter des Eisenbahnministeriums gemachte Zusicherung, alle nicht über die Staatsbahnnormen hinausgehenden Forderungen auch bei den Privatbahnverwaltungen zu vertreten, daß das Eisenbahnministerium nun diese Zusage auch einhalte. Sektionschef Dr. v. Förster zog Erkundigungen ein, welche Vertreter des Eisenbahnministeriums diese Zusage gemacht haben, und versprach, das Memorandum der Privatbahnverwaltung sofort zur Aeußerung zu übersenden; er selbst sei mit Rücksicht auf die ungeklärte Situation nicht in der Lage, eine bindende Erklärung abzugeben. Einem Beschlüsse der am 8. November d. I. in Böhmisch-Trübau stattgefundenen Konferenz der in den koalierten Vereinen organisierten Bediensteten entsprechend sprach am 21. ö. auch das Exekutivkomitee der Staatseisen-bahngcsellschast, bestehend aus den Genossen Dietz, Eifelt, Glaser, Kellner, K o b f a, P o l a n n, S a r f o n. Tausche! (Allgemeiner Rechtsschutz- und Geiverkschasts-verein), W a n n e n m a ch e r (Bahnmeisteruercin), H o r n, Urban (Kondukteurverein), Marek, Freund (Beamtenverein), bei der Direktion der Staatseisenbahngesellschaft vor. Die Deputation wurde vom Direktor persönlich empfangen. Im Namen des Exekutivkomitees überreichte Genosse Glaser das Memorandum, indem er folgendes ausführte: Die vorjährige Regulierung wurde wesentlich beeinträchtigt durch die Einführung dc8 StaatSbahnengehalts- und Quartier-geldscheinaS und der dort herrschenden Normen. Dadurch wurden nicht nur viele Härten gezeitigt, sondern auch materielle Nachteile heroorgerufen. Nachdem nun das Schema und die Normen der Staatsbahnen ab 1. Oktober 1908 wesentliche Verbesserungen erfahren haben, sind die Bediensteten der StaatSeisenbahngefell-schaft um so mehr berechtigt, dieselben auch für sich in Anspruch u nehmen, als ja die vorjährige Oktroyierung deS Staats-ahnenschemaS immer unter Hinweis auf die Notwendigkeit, die bei den Staatsbahnen geltenden Verhältnisse bei den Prival-bahnen einzuführen, begründet wurde. Die Bediensteten müsse» i mit Rücksicht darauf auf der Durchführung dieser Zugeständnisse vor der Verstaatlichung um so Mehr bestehen, als sie sonst bei der UebersÜhrung tn den StaatsbahnslatuS schwere materielle Nachteile zu gewärtigen haben. Hofrat Grimburg erwiderte, er müsse in der Forderung und den Zugeständnissen der Staatsbahnen eigentlich einen Widerspruch erblicken, da ja nach den Ausführungen deS Herrn Glaser die Verhältnisse der Staatsbahnen für die Bediensteten der StaatSeifenbahngesellfchast nicht willkommen seien. Er selbst habe sich jo jahrelang gesträubt, die Verhältnisse der Statten Portiere Direktion Chef SelrctLr Akkord Wsgmeistcr flitttjlti» Heilte Eilgut- beamter Gepäcks heamter t n Prozenten ilüien 70 30 _ Graz 43 50 3 2 — 2 >>. Akkord — — Innsbruck.......... 43 57 — — — — — — — Bozen ........... 60 40 — — ■ — —. —- Marburg 45 45 10 — — —> — — liiein 50 50 — — — — —- 'w. Bruck 50 40 10 _ — _ —■ Cilli 50 40 10 —» — — — St. Peler (flrain) 50 SO 10 — — — 10 •*— Triest 80 70 — — _ — —w 20 15 — __ 20 5 10 Mürzzuschlag 50 50 — — — — — Villach 30 58 7 5 Wien, Graz, Bozen, Innsbruck und auch noch andere Stationen müssen von ihrem Anteil den Garderobier zahlen. In Villach müssen die Frauen helfen, da r8 dem Portier unmöglich ist und ein Garderobier nicht bezahlt werden kann. Staatsbahnen auch auf der eigenen Bahn einzuführen; schließlich mutzte er aber dem Drucke fernstehender Elemente nachgÄien. Er könne selbstverständlich momentan keine bindenden Zusagen machen, da die Verwaltung durch die bevorstehende Verstaatlichung gebunden ist und nur mit Zustimmung deS Eisenbahnministeriums Aenderungen in der Organisation oder des Schemas vornehmen könne. Der kompetente Ort sei nur das Eifenbahn-mmiftertum, an das man sich vertrauensvoll wenden soll. An diese Ausführungen knüpfte sich eine längere Auseinandersetzung. in der die irrigen Anschauungen des Herrn Direktors richtiggestellt und die Unannehmbarkeit der neuen Dienstpragmatik dargelegt wurden. Hierauf sprach auch von hier eine Abordnung des Exekutivkomitees unter Führung des Abgeordneten Tomfchik beim Leiter des Eisenbahnministeriums Sektionschef Ritter v. F o r st e r vor, dein sie eine Abschrift des Memorandums überreichte und mit Rücksicht auf die Ausführungen des Hosrates Grimburg um die Durchführung der in dem Memorandum niedergelegten torderungen ersuchte. Ritter v. F o r st e r war über die echtsausfasfung des Herrn Hofrates Grimburg sehr erstaunt und erklärte selbstverständlich, nichts gegen die Durchführung der bei den Staatsbahnen vor- genommenen Verbesserungen einwenden zu können, ja er werde das erhaltene Memorandum zur Erstattung von Vorschlägen und zur Sleußernng schleunigst an die Staatseisenbahngesellschaft richten. Er versicherte wiederholt das Personal des vollsten Wohlwollens des Eisenbahn- ministeriums. Hierauf fand eine gemeinschaftliche , Sitzung der Exekutivkomitees beider Bahnen (Oesterreichifche Nordwestbahn und Südnorddeutsche Verbindungsbahn und Staatseisenbahngesellschaft) statt, in welcher folgende Resolution einstimmig angenommen wurde: Nach den Vorsprachen bei den Verwaltungen der Oester-mchischcn Nordwestbahn, der Südnorddeutschen Verbindungsbahn und der Staatseilenbahngesellschaft, ferner beim Leiter deö Eisenbahnministeriums erklärt das von den koalierten Vereinen eingesetzte Exekutivkomitee die ihm von den Privat-bahnverwattungen sowohl als auch vom Leiter des Visenbahnministeriums gegebenen Antworten als vollkommen unbefriedigend und erblickt in ihnen nur Ausflüchte, welche angewendet werden, um die Verantwortung gegenseitig aufeinander abzuwälzen. Dasselbe führt der Koalitionsleitung den Ernst der Situation klar vor Augen und fordert dieselbe auf, alle Mittel vorzubereiten und in Anwendung zu bringen, welche notwendig sein werden, den berechtigten Forderungen der Bediensteten aus jede Weise zum Erfolg zu verhelfen. Achtung! Wir bringen zur Kenntnis, daß .Herr Doktor Gustav Harpner. Hof- und Gerichteadvokat in Wien, welcher bekanntlich seit vielen Jahren seine Kanzlei gemeinsam mit dem verstorbene» Herrn Dr. Fried geführt hat, zun» Uebernehmer der Kanzlei des letzteren bestellt wurde, so das; in der Führung der früher von beiden Herren betriebenen Kanzlei'keinerlei Aenderung eintritt. Es werden daher auch alle anhängigen Angelegenheiten, mögen sie bisher durch Herrn Doktor Fried oder durch Herrn Dr. Harpner geführt worden sein, von letzterem fortgeführt und Zuschriften sind von nun ab an Herrn Dr. Gustav a r p n e r allein zu richten. Die Zentralleitung. Konferenz der Vertrauensmänner und der Personallom-mission der Bnschtiehrader Eisenbahn. Die bei der B. E. B. in letzter Zeit vorgekommenen Ereignisse gaben der Zentrale unserer Organisation den Anlaß zur Einberufung einer Konferenz der Vertrauensmänner und Mitglieder der Perfonalkommission (II., HI. und IV. Sektion). Die Konferenz fand am 13. Dezember v. I. in Komotau statt, und zwar mit folgender Tagesordnung: 1. Ausgleich der Differenzen in den Gehaltsverhältnissen der B. E. B.-Bediensteten; 2. Die Zugeständnisse des Eisenbahnministeriums für die Staatsbahner und Stellungnahme der B. E. B.-Bediensteten zu denselben; 3. Anträge und Anfragen. An der Konferenz nahm Anteil der Abgeordnete Genosse Tomfchik für die Zentralleitung und Genofse B r o d e c k y für das Prager Sekretariat. Es waren weiters 41 Delegierte anwesend, die folgende Stationen vertraten: Prag, Smichow, Bubna, Kladno, Kralup a. M., LuLna-Luschan, Michelob b. S., Truowan b. S., Saaz, Rakonitz, Komotau, Falkenau a. E., Karlsbad, Eger, Kaaden, Wikwitz, Zieditz und Priesen. Nachdem der erste Punkt (Bericht der Personalkommission) aufgelassen wurde, referierte nach Eröffnung der Konferenz durch den Genossen T o m f ch i k zum 2. und 3. Punkte zugleich der Genosse Brodecky: Nach der Regulierung der Bezüge bei der B. E. B. im Jahre 1907 wurde sofort sichtbar, daß trotz einer Bemühung der Bahnverwaltung, die man nicht ab-streiten konnte, in den Gehaltsverhältnissen der Bediensteten einzelne Härten blieben, die speziell gewisse Jahrgänge von Bediensteten sehr hart betroffen haben. Das Prager Sekretariat intervenierte in dieser Angelegenheit bei der Bahnverwaltung und bei einer weiteren Besprechung des Prager-Sekretariats mit den Vertrauensmännern der B. E. B„ die anfangs Dezember des Jahres 1907 stattfand, wurde beschlossen, das Sekretariat zu beauftragen, bei der Direktion der B. E. B. nochmals zu intervenieren und auch in der Personalkommission, die gebildet wird, das Verlangen zu stellen, daß den Betroffenen die nächste Vorrückungsfrist um je ein oder zwei Jahre gekürzt wird. Am 10. Jänner l. I. sprachen die Vertrauensmänner des B. E. B.-Personals beim Prager Verwaltungsausschutz der Organisation vor. wo auch der Genosse Sekretär einen Bericht über die neue Intervention, zu welcher vom Personale die Genossen Paroli! und Ha 8 ler zugezogen worden find, erstattete. Diese Intervention hatte zur Folge, daß man bei der Direktion nach der Art und Weise suchte, wie die Beseitigung der Härten vollzogen werden könnte. Es ist nun auch schließlich äelunaen, diese Aktion nach mühevoller und anstrengender lrbeit bei der Direktion der B. E. B. zu einem für das tersonal günstigen Abschluß zu führen. Nicht in letzter inie führte oazu auch das Entgegenkommen der Bahnverwaltung. was nicht verkannt werden darf. Zugleich mit dieser Aktion wurde auch über Intervention der Organisation die Einreihung der Wächter in die dritte Gehalt stufe erledigt, sowie auch die Definitivernennung der Visieret und der Wagenputzer. Der Referent gibt dann ziffernmäßig die Ärch diese Aktionen erzielten Verschiebungen in den Ernennungen. Vorrückungen rc. bekannt und referiert dann über den zweiten Punkt der Tagesordnung. Sogleich nach Beginn der Verhandlungen im Elsenbahnmmisterium sprach der Prager Sekretär bei der Direktion der B. E. B. vor bezüglich der Anwendung der Zugeständnisse der k. k. Staatsbahnen, auch aus die Ä diensteten der B. E. B. Nachdem die Direktion den Standpunkt vertrat, wenn schon über diese Frage gesprochen werden soll, könnte man es nur nach Abschluß der Verhandlungen im Eisenbahnministerium tun, wurden der Direktion sofort nach dem Abschluß dieser Verhandlungen die erwünschten Protokolle über die Verhandlungen eingehändigt und wurden neue Besprechungen angebahnt. Der Referent gibt eine Ueberftcht über die bisherigen Resultate der Besprechungen und über die Taktik der Organisation bei dem weiteren Vorgang. Nachdem der Referent den detailierten Bericht über die Tätigkeit der Organisation und deren Erfolge bei der B. E. B. gebracht, ermahnte er noch die anwesenden Vertrauensmänner zum weiteren Ausbau der Organisation und zu neuer Tätigkeit für alle Bediensteten der B. E. B. Nach der Mittagspause wurde über das Referat eine eingehende Debatte abgesührt. Die Zugeständnisse des Eisenbahnministeriums für die k. k. Staatsbahn wurden gründlich durchgesprochen und Punkt für Punkt die Forderungen der V. E. B.-Bediensteten formu-liert. Als dann auf diese Weise das Elaborat der Forderungen zur Gänze aufgesetzt worden war. schloß der Vorsitzende mit einem warmen Appell an die anwesenden Vertrauensmänner und Personalkommissionsmitglieder zur eifrigen Betätigung in der weiteren Arbeit für das Wohl der gesamten Bediensteten der österreichischen Eisenbahnen die gelungene Konferenz. Die von dieser Konferenz formulierten Forderungen lmitm wie folgt: I. Arbeiter. 1. Einführung des automatischen Lohntariss bei allen Arbeiterkategorien im Einvernehmen mit der Perfonalkommission, Sektion Arbeiter. 2. Ausdehnung der in den Hauptwerkstätten geltenden Arbeitszeit auf die Heizhanswerkstätten. 3. Sofortige Herausgabe von Arbeitsordnungen an alle Arbeiterkategorien mit Ausnahme der Werkstätten, die solche haben. Diese Arbeitsordnungen haben insbesondere zu enthalten: 9 i«stün-dige Arbeitszeit. Bezahlung der Ueberftunden mit dem anderthalbfachen Lohn und Sicherstellung der Urlaube. 4. Aufnahme aller mindestens zehn Jahre dauernd beschäftigten Arbeiter ohne Rücksicht auf ihr Alter in den Provisionsfonds. II. Unterbeamte und Diener. 1. Ueberstellung aller Unterbeamten, welche bei den k. k. Staatsbahnen überstellt wurden oddr zur Ueberstellung in Aussicht genommen wurden, und zwar in die Gruppe I der Unter-beamteu. 2. Ermöglichung der Erlangung des Unterbeamtenranges allen Dienern, welchen er früher usuell gewährleistet war, bei Erreichung der Gehaltsstufe von 1200 Kr., ^insbesondere die Ernennung von Unterlokomotivführern, die eine Maschine selbständig führen und von Kondukteuren, die den Zugsführer- und Manipulantendienst versehen, bei der Erreichung der Gehaltsstufe von 1200 Kr. zu Unterbeamten. 3. Gewährung von zweijährigen VorrückungSsristen für alle vor dem 1. Jänner 1900 ernannten Unterbeamten. 4. Kürzung der bestehenden Vorrückunassristen bei Unterbeamten bis inklusive 2000 Kr. von drei auf zwei Jahre; bei den Dienern in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. von drei auf zwei Jahre; in der Gehaltsstufe von 1500, 1600 und 1700 Kr. von fünf aus drei Jahre. 5. Kürzung der nächsten Vorrückungsfristen aller Diener, die mit 700 Kr. oder weniger definitiv ernannt wurden, um ein Jahr, sofern sie nicht bereits Unterbeamte sind oder außertourlich befördert wurden (Die Vorrückung am 1. Oktober 1907 nicht angerechnet.) 6. Erhöhung der Anfangsgohalte von 800 Kr. auf 900 Kr. und von 900 Kr. auf 1000 Kr. 7. Erhöhung der Fahrgebühren für das Lokomotive und Zugbegleitungsper>onal um 30 Prozent. 8. Gewährung von Nachtdienstzulagen an alle Nachtdienst versehenden Personen, und zwar: Diener und Arbeiter .... Kr. 1 — Unterbeamte....................„ 156 9. Gewährung eines Streckenpauschales an die Bahn« und Signalmeister in derselben Höhe wie bei den k. k. Staatsbahnen. 10. Gewährung von Funktionözulagen an die selbständigen Leiter von Stationen und Haltestellen: Unterbeamte...............180 Kr.- jährlich Diener....................120 „ „ 11. Gewährung eines Wprozentigen Nachlasses bei Bewertung von Naturalwohnungen und Ausdehnung Derselben auf die Naturalwohnungen der Wächter mit Auszahlung der Differenzbeträge an dieselben. 12. Einführung des zwölsstündigeu Dienstes mit darausfolgender 24stündiger Ruhezeit m allen größeren Stationen unter Freigabe einzelner Tage außerhalb der turnusmäßig bestimmten Zeit. 13. Endliche Regelung der Dienst- und Ruhezeiten des Maschinen- und Zugbegleitungspersonals analog der Neuregulierung bei den k. k. Staatsbahnen. Zum Eisenbahnunglück in Goffenfass. Wir erhalten nachstehende wahrheitsgetreue Schilderung: Als der Zug Nr. 83 in den Pflerscher-tunnel bei Gossensaß einfuhr, kamen bei der Bremse oes Stockmannes und des Vorstockmannes die Räder ins Gleiten. Die beiden Männer mußten daher die Bremsen sofort öffnen, weil sonst die Räder durch das Gleiten Flachstellen bekommen. Später schlossen sie die Bremsen wieder. Da hatte aber keiner noch auch nur eine Ahnung, daß eine Kuppel zerrissen ist, da der Lärm bei der großen Fahrgeschwindigkeit im Tunnel viel zu groß ist, um es gewahren zu können. Außerhalb des Tunnels angelangt, bemerkte cm Kondukteur sofort, daß der Zug m zwei Teilen war und er gab allfogleich das Signal „Zug zerrissen". Die Lokomotivführer nahmen das Signal gleich ab und suchten den vorderen Zugsteil so schnell als nur möglich in Bewegung zu fetzen. Beiläufig in der Mitte deS Zuges waren drei neue italienische Maschinen hintereinander eingeteilt. Die Zugstrennung erfolgte unmittelbar vor der ersten italienischen Lokomotive, so daß die drei Lokomotiven den Anfang des rückwärtigen Zugsteiles bildeten. Fast in dem gleichen Augenblick, in welchem der Zug zerriß, wurde beim letzten Wagen des vorderen Zugs-teileS eine Achse losgerissen und der Waggon aus einet Achse fortgeschleppt. Dadurch entstand eine Geleiseerweiterung. Ter zweite Zugsteil, immer noch in großer Fahrgeschwindigkeit sich befindend, folgte selbstverständlich dem ersteren, obwohl die Kondukteure und Bremser mit Aufopferung ihres Lebens das Ihrige taten, um diesen Zugsteil zum Stehen zu bringen. Als nun der zweite Zugsteil an die Stelle kam, wo der Achsenbruch entstand und die Geleiseerweiterung erfolgte, kam nur die erste Lokomotive noch über diese Stelle, die zweite und dritte jedoch entgleisten. Von den nachrückenden Wagen wurden einige schon auf dem Damm durch den heftigen Anprall, die anderen durch das Hinunter schleudern über das linke Dammufer zertrümmert. Die Kondukteure wurden nach rechts geschleudert und den Stockmann warf es mit dem Rücken auf das zweite Geleise. In diesem Augenblick trennte sich die nicht entgleiste erste Maschine, rollte dem ersten Zugsteile nach, zertrümmerte auch diesen und tötete den Kondukteur Schwaiger und den Kondukteur Neumaier. Als der auf das Geleise geworfene Stockmann aus feiner augenblicklichen Betäubung erwachte, sprang er, der Schmerzen vergessend, auf und sah nun die schauerliche Verwüstung. Wenige Meter von ihm entfernt bemerkte er vier schivarze Gestalten im Schnee liegen, welcher sich voiv Blut rot getränkt hatte. Er glaubte, er sei der einzige Ueberlebende. Die Laterne war ihm, als er vom Zuge geschleudert wurde, abhanden gekommen. So rannte er nt stockfinsterer Nacht gegen den Kondukteur Hölzl, welcher sich wie wahnsinnig geberdete, weshalb er ihm schleunigst auswich. Er fand nun eine Laterne in mroerschrtem Zustande und lies nun, als er sie angezündet hatte, so rasch er nur konnte, zurück, um damit dem von Innsbruck nachfolgenden Personenzug 23 das Haltesignal zu geben. Nun lief er schnell wieder nach vorwärts zu den Verwundeten, wo er auch den Kondukteur H 51 z l traf. Dessen Aufregung hatte sich nun gelegt und er sagte zum Stockmann: „Laß mich die Knallsignale auflcgen und bleibe du bei den Verwundeten." Tiefer zog die Verwundeten von dem Schienenstrange, öffnete ihnen die Blusen und das Hemd und begab sich dann eilig nach vorn gegen das Wächterhaus. Hier stürzte er über einen weichen Gegenstand; er entzündete ein Streichhölzchen und sah den schrecklich verstümmelten Leichnam eines Kollegen. Schaudernd lief er nun weiter gegen vorn, nm hier Hilfe für die Schwerverletzten zu holen. Dort traf er auf den Zugsführer Kamin erlaub er und den Lokomotivführer Blasius Maie r. Der Zugsführer war gerade dabei, die Glockensignale zu geben. Sie bat nun der Stockmann sofort, ihm zu Helsen, die Toten und die Verwundeten wegzuschaffen. Dies hörend, brach der Zugsführer sofort in Tränen aus. Gemeinsam begaben sie sich bann nach rückwärts, um die Toten und die zwei Schwerverletzten zu bergen. Diese waren mittlerweile schon über die Böschung hinuntergekollert. Die Schwerverwundeten wurden nun mittelst einer provisorischen Tragbahre in den Dienstwagen gebracht. Es fehlte jedoch noch ein Mann vom Personal. Es war der Kondukteur Neumaier. Ihn fand man in feinem Wagen. Als der Maschinenführer Maier auf die zertrümmerte» Wagen stieg, bemerkte er zwischen den Trümmern ein Stück von einem Mantel; er griff hinein, zog aber feine Hand rasch zurück; sie war übet und über mit Blut bedeckt; es rührte von Neumaier, er war — tot. Diesen konnte man vorläufig nicht befreien; es mußte der Hilfszug abgewartet werden. Der Zugsführet und Gepäckskondukteur fuhr dann mit den Verwundeten nach Gossensaß hinunter und ließ die Kondukteure Stöcker. Müller, Hölzl auf dem Trümmerselde zurück, bis der Hilfszug von Franzensfeste kam. Stabilisierung der Oberoer-fdiieber, Verfdiieber und Campiften der Südbahn. Die Generaldirektion der Südbahn erläßt folgende Kundmachung: 1. Der Verwaltungsrat hat in seiner Sitzung vom 19. November I. I. über meinen Antrag beschlossen, die im Zirkular 385A 1907 (Abschnitt IV, 6, Punkt 1) mit Wirksamkeit ab 1. Jänner l 908 zugesicherte Anstellung der Oberverschieber, Verschieber und Lampisten unter den im vorerwähnten Zirkular festgesetzten Bedingungen nunmehr durchzuführen. In der gleichen Sitzung wurde über meme» Antrag beschlossen, die an, 1. Jänner 1898 stabilisierten Verschuvpartie-sührer mit Gültigkeit vom 1. Jänner 1908 mit ihrem bisherigen Gehalt in die Kategorie der Oberverschieber einzureihen und ihnen dadurch die im Gehalt-, Quartiergeld- und Borrückungs-schema für das Dienerpersonal vorhergesehene Gehaltsvorrückung zu ermöglichen. Den in Betracht kommenden Stationen gehen unter «nein Verzeichnisse zu, aus denen die mit 1. Jänner beziehungsweise 1. Juli 1908 stabilisierten Oberverschieber. Verschieber und Lampisten mit den ihnen ab 1. Jänner 1908 zukommenden Bezügen zu ersehen sind, wobei bemerkt wird, daß eine Auszahlung deö Gehaltes und Ouartiergeldes pro 1909 an daS vorerwähnte Personal mit Rücksicht auf die an dasselbe im Jahre 1908 bereits vollzogene Auszahlung von Bezügen selbstverständlich nicht stattfindet. Die in bieten Verzeichnissen erwähnte Perjonalzulage i]t mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1909 zuerkannt. 2. Die eingestellten Oberoecschieber und Veychieber er» halten mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1909 außer dem in dem vorerwähnten Verzeichnisse angeführten Gehalt und Ouartier-geld die systemisierte Nachtdienstzulage und die mit einem demnächst erscheinenden Zirkular neugeregelte und erhöhte Sei-schubzulage. Bei einer größeren Anzahl der vorgenannten Bediensteten war zur Hintanhaltung einer materiellen Einbuße auch die Systemisierung einer Personalznlage erforderlich; deren Lohe ist aus den bezüglichen Verzeichnissen ersichtlich. Dagegen wird das gesamte Verschubpersonal ab 1. Jänner 1909 vom Akkorddienst ausgeschieden und entfällt demnach für dasselbe vom gleichen Zeitpunkt der Bezug bet Akkordprämien. Hierüber, sowie über die hierdurch nötige Vchadloshaltung der im Taolohnverhältnis verbleibenden SuppIer^PatiiefuHm: und Berschubarbeiter werden den ALordstatiouen demnächst mit besonderem Erlaß nähere Weisungen zugehen. 3. Die angestellten Lampisten erhalten mit Wirksamkeit vom L Jänner 1909 außer dem ll einzusenden. Die Liubrik „Abzüge" ist nicht abzuschließcn und sind lediglich die Kolonnen „Krankenkasse" und eventuell „Mietzinse" auszusüllen. Die Personal- und sonstigen Zulagen sind in der Gehaltslisle im nachhinein zu verrechnen. Wien, am 9. Dezember 1908. Der Generaldirektor: Eger m. p. Protokoll über die am 24. Oktober 1908 stattaehabte Sitzung der Personalkommission der StaatS-eisenbahngefellschaft „Sektion Diener". Anwesende Mitglieder der Personalkommisston: Anton Holler, Äanzleidiener, Eduard P o l l a k II, Kondukleur (Ersatz mann für den zum Unterbeamten ernannten Vinzenz Hanu s), Eduard Harzhauser, Wagenaufseher, Leopold Jahn, Lokomotivheizer, Johann Stiasny, Magazinsaufseher, Josei Jenista, Streckenwächter, Karl Hoffmann. Bahnrichter, Theodor Eiselt, Wagenverkehrsausseher. Joses Sedlaeek, Weichenwächter, Anton Gradinger,Lokvmolivsühreranwärter. Vorsitzender: Inspektor Karl Noe, Schriftführer: Dr. Karl Seemann, Bahnkonzipist. Der Vorsitzende eröffnet die Si^ung mit dem Bemerken, daß die Tagesordnung der heutigen Sitzung eigentlich erschöpft sei, daß er jedoch bereit sei, falls es die Personalkommissionsmitglieder wünschen, die Sitzung dennoch abzuhalten und eventuell Auskünste über etwaige Anfragen zu erteilen. Da die Personalkommission diesen Wunsch ausspricht, so wird die Sitzung abgehalten. Es wird sodann an den Vorsitzenden die Anfrage gerichtet, ob bezüglich der für den 20. November l. I. in Antrag gebrachten außergewöhnlichen Sitzung der Personalkommission ein definitiver Beschluß gefaßt worden sei, woraus der Vorsitzende erwidert, daß der Antrag dem Herrn Direktor vorgelegt worden fei; eine weitere Mitteilung könne der Vorsitzende diesbezüglich nicht machen. Nunmehr übt Ersatzmann Pollak eine Kritik an den vom Verwaltungsrat in der Sitzung vom 19. Oktober l. I. beschlossenen Zugeständnissen, die er als unzulänglich und das Personal nicht befriedigend bezeichnet. Auch die neue Dienstordnung finde nicht die Zustimmung des Personals, insbesondere enthalte selbe keine neuen Begünstigungen gegenüber dem bisherigen Zustand, zumal hinsichtlich der in Aussicht gestellten Ausgleichung von Härten in den VorrücknngSveryältnissen sei in der Dienstordnung nichts erwähnt. Weilers wendet sich Pollak neuerdings gegen den übrigens schon gelegentlich der gemeinsamen Sitzung behandelten Vorgang der Herren Lokalchess der II. Sektion, welche trotz Aushebung der Geldstrafen solche noch weiterhin über die ihnen zugeteilten Bediensteten verhängen. Ferner weist er darauf hin, daß bei Ernennung des Zug-beglcitungspersonals zu Untcrbeamten ungleich vvrgegaugen werde, indem das Lastzugspersonal den Personenzugsbcgleitern gegenüber zurückgesetzt werde, ebenso sei die Hätte, die für die älteren Zugsbegleiter und Diener überhaupt gegenüber ihren jüngeren Kollegen darin luge, daß Diener mit einer langjährigen Dienstzeit nahezu den gleichen Gehalt haben, wie ihre jüngeren Kollegen mit zioei und drei Dienstjahren, nicht beseitigt worden. Der Hinweis auf daS nächste Avancement sei nicht geeignet, die Unzufriedenheit unter den Dienern zu beseitigen, weshalb Redner ersucht, der Herr Vorsitzende möge der Personal-kommission das Schema bekanntgeben, nach welchem bei dem nächsten Avancement die Harten der Regulierung ausgeglichen werden sollen. Die bezüglichen Mitteilungen würden als vertraulich behandelt werden, doch würden die Personalkommissionsmitglieder in der Lage sein, untxr Hinweis darauf, daß tatsächlich die Ausgleichung der Härten stattfinden werde, auf die Bediensteten beruhigend einzuwirken. Aus die Entgegung des Vorsitzenden, das; er darüber selbst noch nicht informiert und daher nicht imstande sei, die gewünschten Auskünfte zu geben, bemerkt Mitglied Pollak, daß er überzeugt sei, daß die Verwaltung schon heute genau misse, wie weit sie bei dem nächsten Avancement in der Ausgleichung der Härten gehen und nach welchem Maßslab diese vorgenommen werde, weshalb er auf das eindringlichste dafür eintrilh daß die Bediensteten rechtzeitig über das, was sie zu gewärtigen lsaben, in Kenntnis gesetzt werden. Nach diesen Ausführungen des genannten Mitgliedes erwidert Vorsitzender, daß Redner in feiner Kritik über die Zu-eständnisse des VerwaltungsralcS nicht in Betracht gezogen abe, daß einige dieser Zugeständnisse für die Verwaltung sehr ebeutenbe Auslagen verursacht haben, er verweise aus den Punkt 2 betreffend Bewilligung eines TeuerbeilrageS aus Anlaß der Präger Jubiläumsausstellung, ferner auf die im Punkt 7 zugesagte Einreihung der Wächter in die Gruppe III des Schein s der Diener. Was seiner die Verhängung von Geldstrafen aus der II. Sektion betrifft, fo babe die Direktion gleich nach er- langter Kenntnis hiervon das Erforderliche zur Abschaffung dieses — offenbar nur aus unrichtige Interpretation der einschlägigen Bestimmungen beruhenden — Vorganges veranlaßt. Sodann macht Vorsitzender die Mitteilung, daß der Herr Direktor über Ersuchen des Vorsitzenden der Personalkommission Herrn Zentralinspektor Dr. v. Wagner die Diätenfrage der Personalkommissionsmitglieder analog den Verhältnissen bei den k. k. Staatsbahnen geregelt hat. Demzufolge erhalten die auswärtigen Mitglieder den Mindest! etrag von 6 Kr., die in Wien domizilierenden den Betrag von 2 Kr. per Tag. Nunmehr bringt der Vertreter der Wagenausseher den Wunsch vor, daß die Wagenverkehrsausseher und Wagenaufseher bei Erreichung des Gehaltes von 1200 Kr. zu Unterbeamten ernannt und in das Gtchalts'chema der Unterbeamten eingereiht werten, wie dies bei den k. k. Staatsbahnen und der Südbahn bereits der Fall fei. Antragsteller weist darauf hin, daß sämtliche anderen Diener viel leichter Unterbeamte werden können als die Wagenaussehcr und Wagenverkehrsausseher. Vorsitzender entgegnet, daß auch bei diesen letzteren Kategorien die Ernennung zu Unterbeamten individuell und nach Bedarf erfolge und daß diese Kategorien gegenüber den anderen nicht zurückgesetzt seien. Ein anderes Mitglied der Personalkommission hebt hervor, daß die Dienergruppe aus die Genehmigung der Punkte 20, 22, 25 der Initiativanträge allgemeiner Natur vom April l. I. Gewicht legt, weshalb Vorsitzender gebeten werde. Höherenorts hierauf ausmerkiom zu machen. Die vorzitierten Punkte der Initiativanträge betreffen: 1. Die analoge Gewährung aller jener Verbesserungen, die in Hinkunft bei den k. k. Staatsbahnen zugestanden werden, auf die Staatseisenbahngesellschastsbediensteten. 2. Die Auszahlung der Gehalte mittelst Lohnzettel. 3. Kürzung der drei nächsten Wartezeiten unter Berücksichtigung der Dienstjahre. Seitens der Lokomotivheizer wird darauf hingewiesen, daß die älteren Diener, die schon längere Jahre diesen Dienst versehen, gar nickt berücksichtigt word n seien. EL werde die Lokomotivheizer insbesondere sehr enttäuschen, daß ihnen der seit Jahren ««gestrebte und bei ihrem Dienst notwendige Pelzrock nicht gewährt worden sei. Ferner seien die Lokomotivheizer in den Ver-schubgeldern gegen früher verkürzt worden und trotz ihrer Bitten, sei bisher keine Remcdur geschaffen worden, wiewohl ein solche seitens des Herrn ZugsörderungschcsS in Wien zugesagt worden sei. Bezüglich des Ouariiergeldes in verschiedenen Stationen, welches gegenwärtig mit 50 Prozent deS Wiener Quartiergeldes bemessen ist, wird bemerkt, daß dieses Quartiergcld mit Rücksicht aus die ungünstigen Wohnungsverhältnisse zu niedrig sei. Vorsitzender sagt die Weiterleitung dicser Bitte zu. Im Namen der Slushilssbremscr in Böhmisch-Trübau wird seitens des Ersatzmannes Pollak aus die Teuerung daselbst hingewiesen, welche es unmöglich macht, daß die Ausbilfsbremser mit ihrem Taggeld von Kr. 160 au-kommcn, weshalb um eine Erhöhung de-3 Taggeldcs gebeten wird. Tie Magazinsdiener führen Klage darüber, daß sie tn den Zugeständnissen nicht berücksichtigt wurden. Das Zugbegleilungspcrsoi al macht durch seinen Vertreter geltend, daß die Stundengelder bei den Lastzügen zu gering bemessen seien, weshalb auch die k. k. Staaisbahnen einen Ä'pro-zentigen Zuschlag zugestanden haben. Die analoge Gewährung eines solchen Zuschlages für das Zugspersonal der St. E. G. erscheine schon mit Rücksicht aus die gegenwärtig herrschenden schwierigen Verkehrsverhältnisie, insbesondere aus der zweiten Sektion, als dringend geboten. , Sodann wird aus das zu niedrige Quarttergeld in Salbsladt hingewiesen, wclc> e Station mit 50 Prozent des Wiener Quartiergeldes bewertet ist, wogegen Hcrmsdorf-O-lberg mit (50 Prozent normiert wurde, während in Halbstadt die WohnmtgS-und sonstigen Lebensverhältnisje ungleich ungünstiger seien. Es wild hierorts aus die Notwendigkeit einer Neuregelung der Quartiergeldfrage gefolgert. Ein Mitglied der Personalkommission fragt den Vorsitzenden ob die Zugeständnisse des Verwaltungsrates vom 19. Oktober schon in Geltung sind, worauf imt Vorsitzender im gfe chen Sinne wie bei der Gruppe der Unterbeamten Aufklärung gibt. - ^ , , . , Hieraus wird namens der Bahnwachter hervorgehoben, daß diese Kategorie befriedigt fti über die Berücksichtigung, die den Bahnwächtern in den Zugeständnissen vom 19. Oktober zuteil geworden sei; es wird jedoch gebeten, daß die Einziehung der Zulagen nicht auf einmal, sondern in drei bis vier Abstufungen erfolge, damit der Ausfall mit Rücksicht auf die herrschende Teuerung nicht zu rapid eintrete. v r Es wird ferner die Bitte ausgesprochen, daß die alteren Bahnwächter, welche den neuernannten Kollegen nahezu gleich sind, eine zwei- bis dreimalige Kürzung der Wartefristen um ;e ein Jahr für die nächsten Avancements erfahren. Schließlich wird seitens des Vertreters der Bediensteten des Bau- und Bahnerhaltungsdienstes die Bitte um Erhöhung des Quartiergeldes in Chotzen auf 70 Prozent des Wiener Quartiergeldes (gegenwärtig 50 Prozent) ausgesprochen und diese Bitte mit Hinw.tS aus die ungünstigen WohnungSverlMtnisse in Chotzen und auf die Teuerung daselbst begründet. Vorsitzender sagt die Weiterleitung der vorgebrachten Bitten Em noch der Wunsch nach Erhöhung des Quartier-gelbes in Bruck an der Leitha, beziehmtgsweise Einreihung dieser Station in die II. Qnarliergeldsklasse vorgebracht wird richtet ein Mitglied an den Vorsiyendcn die Frage, ob die tm Punkt 22 der Zugeständnisse in Aussicht gestellte Ablösung des Heizers bei Ankunft des ZugeS auch auf den Lokcckdienst Anwendung finde, was Vorsitzender dahin beantwortet, daß er darüber keine bestimmte Auskunft geben könne, woraus seitens der Personal-kvmmissionsmitglieoer der Wunsch ausgesprochen wird, daß dieses Zugeständnis auch auf den Lokaldienst ansged.hnt werde. Namens der LokomotivsÜhreranwärter werden folgende Wünsche als besonders dringlich bezeichnet: ’ 1. Der Dienst der ständigen Stationsreserven soll in der Weise geregelt werden, daß immer auf einen I2stündigen Dienst eine 24ftttnbigc freie Zeit folgt. . 2. Aussässting von Pelzen wie dies anläßlich der passiven Resistenz im Vorjahr zugesagt worden sei. 3. Festsetzung der Äorrückungsfriften aller jener Lokontotw-führeranwäiter, welche bereits in der Gehaltsstufe von 1200 Kr. stehen und noch nicht zu Lokomotivführer ernannt wurden, beziehungsweise Fixierung des Zeitpunktes, bis zu welchem die Ernennung zu Lokomotivführern erfolgen wird. , 4. Anrechnung des 12stündigen Dienstes, respektive der tm Heizhause zugebrachten Dienststunden als Verschubstunden und Zuerlennung von Verschubslundengeld für diese Zeit. Vorsitzender bemerkt, daß er diese Wünsche der Direktion vorlegen werde, doch müsse er zu dem Punkt 3 ausmerksam machen, daß die Direktion, beziehungsweise die Verwaltung sich voraussichtlich nicht im Sinne des geäußetten Wunsches bindet, sondern daß sie vielmehr an dem bisherigen Usus mbividueller Beförderung nach Maßgabe des diesbezüglichen Erfordernisses fest» halten werde. Hieraus wird den Vorsitzenden seitens des Mitgliedes Hosf-m a n n eine Eingabe mehrerer Bahnrichter überreicht. Aus die Bemerkung des Mitgliedes Eiselt, daß der Dienst desMagazinsmeisterS, Magazinsaussehers und Magazins-dieuerS nickt entsprechend dnierenzteit sei und daß die Rftgazins-diener oft dieselben Dienste leisten, wie die Kanzleigehilsen und dennoch bloß in die Gruppe III eingereiht sinb, während die Kanzleidicncr und Kanzleigehilsen in der Gruppe II sind, erwidert Vorsitzender, daß eS nicht in jedem konkreten Falle möglich fei, die einzelnen Dienstleistungen streng von einander abzu-fonbern und zu unterscheiden, da eben bei einem so großen Apparat von Bediensteten, die in der Ausübung deS Dienstes aufeinander angewiesen sind, es ganz ausgeschlossen erscheint, eine bis in die kleinsten Details gehende Spezialisierung der einzelnen Agenden durchzusühren und selbe immer in der rigorosesten und dabei engherzigsten Weise zu beobachten. Im übrigen sei es jedem Magazinsdiener, beziehungsweise Magazinsgehilfen ermöglicht, durch zufriedenstellende Dienstleistung, beziehungsweise Ablegung der erforderlichen Prüfungen die Beförderung in die höhere Gruppe anzustreben und zu erlangen. Schließlich wird dem Vorsitzenden seitens des Mitgliedes E i s e I t eine Reihe von Eingaben überreicht, welche der Vorsitzende mit der Bemerkung übernimmt, daß er selbe, nachdem sie teils konkrete Angelegenheiten, teils neue in den Initiativanträgen noch nicht enthaltene Wünsche zum Gegenstand habe», im Dienstwege der Direktion zur kvinpetenzmäßigen weiteren Behandlung unterbreiten werdc> worauf Vorsitzender die Sitzung als beendet erklärt. Protokoll über die am 21. Oktober 1908 in Wien abge> haltene Sitzung der Personalkommission der Oesterreichischeu Nordwestbahn (Sektion Unterbeamte). Anwesend: Herr Zentralinspektor Karl Holet) als Vorsitzender, Herr Inspektor Tr. Alois Fellner als Stellvertreter, Herr Lokomotivführer Josef Pawlik als ernanntes, Herr Stationsmeister Otto N e u m a n n als gewähltes, Herr Ober-koudukteur Adolf Bauer als gewähltes, Herr Bahnmeister Karl Sl.ezak als gewähltes, Herr Maschinenmeister Alois Reis als gewähltes, Herr Lokomotivführer Johann P o d z i m e k als ge» wähltes, Herr Werkmeister Oskar Hartwig als gewähltes Mitglied, Herr Bcamtenaspirant Karl Rollett als Schriftführer. Der Herr Vorsitzende begrüßt die Erschienenen und eröffnet die Sitzung um halb 10 Uhr vormittags Punktl. (S l e z a k, P o d z i m e k, Bauer.) „Kranken-, Waffenübungs- sowie kurze Urlaube zur Besorgung von privat?» Ange egenheiten sind in die Erholungsurlaube nicht einzurechneu. Während der dienstfreien Zeit ist das Verlassen des Stations-ortes ausnahmslos zu gestatten." Zur Begründung des Antrages wird angeführt, daß die einzelnen Urlaubstage vielfach von den Dienstvorständcn vorgemerkt und dann bei der Erteilung des Erholungsurlaubes in Anrechnung gebracht werden. Die Gefahr des Mißbrauchs mit solchen kurzen Urlaubstagen bestehe aber schon deshalb nicht, weil der den Urlaub bewilligende Dienstvorstand ganz genau weiß, ob ein stichhältiger Grund dafür vorliege. Auch bezüglich des Verlassens des Stationsortes bestehe bei den einzelnen Dienststellen infolge der verschiedenen Auffassung der Dienstvorstände ein gänzlich ungeregelter Zustand. Herr Inspektor Dr. Fellner führt aus, daß die Waffen-übungsurlaube auch bei den k. k. Staatsbahnen wie bei den Staatsbeamten in den Erholungsurlaub eingerechnet werden und daß daher bezügl ch dieses Punktes kein Entgegenkommen gezeigt wer eu könne. Bezüglich der kurzen Urlaube wird cs vielleicht möglich sein, durch entsprechende Anweisung der Dienstvorstände Erleichterungen eintreten zu lasten. Was das Verlassen des StationsorteS betrifft, so ist dieser Gegenstand gemäß dem auf der ersten Tagsatzung eingobrachten Antrag eingehenden Erwägungen unterzogen worden, die Materie sei aber außerordentlich schwierig und bedürfe noch deS weiteren Studiums. Diese Nlilieilungen werden von der Personalkommission zur Kenntnis genommen und der Antrag einstimmig beschlossen. Punkt 2. (Slezak, Podzimek, Bauer, Hartwig, Neu mann.) „Alle jene Unictbenmten, welche in eilte andere rienstverwendung übersetzt werden, sollen in den Bezugs-normen (feste Bezüge), in welchen sie früher waren, verbleiben, foferne sie in der neuen Verwendungskategorie nicht besser gestellt sind." Der Referent erklärt, daß es sich hier nicht um variable, sondern um feste Bezüge handle! es wird daher der Antrag mit dem Zusatze „(feste Bezüge)' hinter „BezuSuvrmcn" einstimmig angenommen. Punkt 3 (Slezak), „Gleichstellung der Bahnmeisteranwärter nach den Normen der k. k. Staatsbahnen in Bezug auf die Anstellungs- und EntlohnungSverhältnisse', wird einstimmig beschlossen, nachdem der Referent erklärt hat, daß auch bei den k. k. Staatsbahnen die provisorischen Bahnmeisler-anwärter mit 3 Kr. angesteüt sind. Punkt 4 (Baue r, 31 eit mann, Hartwig), „Einführung eines Schreibpaufchalcs für die Zugssührer und Manipulanten", wird einstimmig angenommen. Zur Begründung wird angeführt, daß die Manipulanten und ZugSführer auch bei den k. k Staatsbahnen Schreibpauschale beziehen. Punkt 5 (Bauer). „Beislellung von Manipulanten zu Zügen mit umfangreicher 'Manipulation und Ersatzmanipulanten zu jenen Personenzügen, die mehr als einen Beiwagen führen", wird mit folgender Aenderung einstimmig angenommen: „Bei-stellung von Manipulanten zu Zügen mit umfangreicher Manipulation rc....' Zur Begründung wird angeführt, daß bei Zügen mit umfangreicher 'Manipulation und bei jenen Personenzügen, die mehr als einen Beiwagen führen, für de» Zugssührer es unmöglich sei, alle seine schriftlichen Arbeiten zu leisten und außerdem den Zug während der Fahrt zu überwachen. So sei es vorgekommen, daß ein Zugssührer bestraft wurde, weil er die Zerreißung des Zuges nicht wahrnahm, was ihm aber wegen der schriftlichen 'Arbeiten unmöglich g wesen sei. Teilweise sei auch die Bestellung von Manipulanten schon vorgesehen, es werde aber gebeten, daß dies bei allen Zügen eingesührt werde. Punkt 6 (Bauer), „Beistellung von geeigneten Dienst* wägen (Hütlelwägen) zu allen Zügen »n Sinne der schon bestehenden 'Anordnungen der Wagenkontrolle", wird mit folgender Ergänzung einstimmig beschlossen: „Zügen im Sinne der schon bestehenden 'Anordnungen der Wagenkontrolle". In der Begründung führt der Referent aus, daß trotz eines Auftrages der Wagenkontrolle, wonach, falls bitte Hüttel-wagen verfügbar sind, de» Zügen Personenwagen (Klassen) ais Dienstwagen beizugeben sind, häufig seitens der Dispositions-station andere Wagen als Dienstwagen beigcstellt werden, in denen die dem Zugssührer obliegenden 'Arbeiten unmöglich geleistet werden können. Bei Anständen, die sich hieraus ergeben, werden die Bediensteten trotzdem bestraft. Es sei sogar vorgekommen, daß Kohlenwagen mit offenen Bremsen dem Zugs» sichrer als Dienstwagen zugewiesen wurden. Punkt 7, „Ausdehnung der Begünstigung der 40prozen-tigen Quartiergeldguole auf die Hinterbliebenen der Pensionisten", wird ohne weitere Debatte einstimmig angenommen. Punkt 8, „Einreihung der Lokomotivführer in die Gruppe 1 der Untcrbeamten", wird einstimmig beschlossen. Zur Begründung wurde auf die bevorstehende Aenderung bei den k. k. Staatsbahnen hingewiesen. Punkt O (Bauer, Podzimek, Reif, Renmann) „Regelung der TurnuSverhältnisse unter Beiziehung des Zug-begleilungS- und Maschinenpersonals und Dispensierung des Lokvmvtivpersonals von der Verpflichtung des Kesfelwascheiis" wurde in nachstehender Form einstimmig angenommen: „Regelung der TurnuSverhältnisse unter Bciziehung des ugbegleitunaS- und Maschinenpersonals und Dispensierung des okomotivperjonalS von der Verpflichtung des KejjelwaschenS." Zur Begründung dcS ersten Teiles dieses Antrages wird anSgesührt, daß es im Interesse deS Dienstes selbst gelegen wäre, wenn das Falirper,onal zur Regelung der Turnusverhältniste, so wie dies schon bei einigen Dienststellen gehandhabt werde, allgemein herangezogen würbe. Bezüglich des zweiten Teiles des Antrages wird angeführt, daß die TurnuSverhältnisie so gespannt seien, daß dem Lokomotivpersonal, wenn ihm überdies noch die Reinigung der Kessel obliege, die Ruhezeit erheblich beeinträchtigt wäre. Punkt lÜ. (Bauer, Neumann, Slezak, Pod. zimek, Reis.) „Regelung der Prüfungsangelegenheiten." Referent beantragt, daß angeordnet werde, daß Neuangestellte die Prüfung für den ManipulationszugSdienst innerhalb der ersten drei Jahre ihrer definitiven Verwendung ablegrn sollen, daß aber jene, welche schon länger als drei Jahre definitiv sind und die Prüfung noch nicht gemacht haben, dazu verhalten werden, die Prüfung innerhalb eines Jahres abzulegen, widrigenfalls bei der Einteilung zum Manipulationsdienst nicht mehr das Dienstalter des Betreffenden, sondern der Zeitpunkt der Ablegung der Prüfung berücksichtigt werden soll. Die Personalkommisston wünscht, datz bezüglich dieser Einteilung bestimmte Normen geschaffen werden, damit künftighin unberechtigte Bevorzugungen unterbleiben. Ferner wird die Frage der Ablegung sämtlicher Prüfungen durch die Stationsmeister berührt. Mitglied Neumann erwähnt, daß die Stationsmeister sich eher der Prüfung unterziehen würden, wenn sie dadurch mehr Aussicht hätten, etwas zu erreichen. Außerdem wird die Erlassung einer Bahnmeifterinstruktion, wie sie schon bei den k. L StaatSbahncn besteht, urgiert. Mitglied Podzimek stellt das Ersuchen, es mögen den Lokomotivführeranwärtern die Lehrbehelfe zur Ablegung ihrer Prüfung beigestellt werden. Die Anträge werden einstimmig angenommen. Punkt 11 (Slezak) „Zuerkennung der 40 Prozent vom Wiener Ouartiergeld auch den Pensionisten alten Stils analog den Pensionisten neuen Stils aus Kosten der Bahnverwaltung" wird einstimmig angenommen, doch wird von Seite des Herrn Vorsitzenden auf die Aussichtslosigkeit der Erfüllung dieses Petits aufmerksam gemacht. Punkt 12. (Podzimek, Hartwig, Slezak.) „Be-teilung sämtlicher Pensionisten mit dem Lebensmittekeinkaufs-zertifikat so wie der aktiven Bediensteten." Auf Grund der Ausführungen des Herrn Vorsitzenden wird der Antrag einstimmig abgelehnt. Punkt 13. (Neuinaiin.) «Einreihung der Stations-uieisteranwärter (unter Wahrung des Unterbeamtencharakters) in die ihnen gebührende Gehaltsstufe des Schemas für Unterbeamte." Wird einstimmig beschlossen. Zur Begründung wird aus-geführt, daß die Stationsmeisteranwärter in jeder anderen Beziehung, nur nicht hinsichtlich ihres Gehaltes als Unterbeamte behandelt werden. Punkt 14. (Slezak, N e u m a n n.) „Zuziehung der Personalkommissionsmitglieder ;,u den Verhandlungen bei der Aufstellung der Normen für die Einreihung der Bediensteten und Regelung sonstiger Personalangelegenheiten bei der Verstaatlichung." Wird ohne weitere Debatte einstimmung angenommen. Bon seiten des Herrn Vorsitzenden wird hierzu bemerkt, datz die Verwaltung hierauf keine Einflußnahme habe. Punkt 15. (Slezak. Reumann, Bauer, Reif, Hartwig.) „Gebührennormale." Die einzelnen Neuerungen werden auseinandergesetzt. Von fetten der Personalkommission wird folgendes beantragt: 1. Es möge das Reisepauschale der Reserveunterbeamten (Stationsmeister) und der Signalmeister mit UGO Kr. festgesetzt werden. 2. Die Mitteilung, datz die Bahnmeister nunmehr 360 Kr. Reisepanschale bekommen werden, wird mit dem Vorbehalt jur Kenntnis genommen, daß dadurch der Erhöhung des Reise-pauschal« von 480 Kr. nach Analogie der bei den k. k. Staatsbahnen bevorstehenden Maßregel Nicht präjudiziert werden solle. Mitglied Bauer beantragt Aushebung des § 26, Punkt 2, des GebührennormaleS betreffs die Zehrgelder für das Fahr-personal in SubstitUtionsfällen in fremden Stationen. Es mögen die Diäten dem Fahrpe>sonal sofort und nicht erst nach 72 Stunden ausgezahlt werden. Wird einstimmig angenommen. Inland. Wo war Herr Kroy? Kurz vor den Weihnachts-ferien hat das Abgeordnetenhaus über das handelspolitische Ermächtigungsgesetz abgestimmt und damit über die Frage, ob das minimale Quantum an Lebensmitteln, das derzeit nach Oesterreich ans Serbien eingeführt wird, weiter eingesührt werden darf und ob dafür die österreichische Industrie nach Serbien Waren nusführen darf. Die Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes hätte erhöhte Lebensmittelteuerung und noch größere Arbeitslosigkeit zu bedeuten gehabt. Nicht minder aber hatte die Ablehnung eine Verschärfung der ohnehin großen Spannung zwischen Serbien und Oesterreich, eine Erhöhung der Kriegsgefahr bedeutet. Für die Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes, für verschärfte agrarische Wucherpolitik, s ii r die s ch m e r st c Schädigung der Arbeiterschaft, für den Krieg stimmten neben 54 GhrtstIichsozialen unter anderen auch mehrere Deutschnationale. Herr Kroy aber zog es vor, dieser wichtigen Abstimmung fern-zuble'iben, obwohl gerade die Eisenbahner, die am meisten unter der Teuerung leiden, ein lebhaftes Interesse an der Annahme des Ermächtigungsgesetzes hatten. Abgeordneter Kroy fehlte bekanntlich auch bei der Sitzung, als über den Antrag Ellenbogen ans Zuwendung von 20 Millionen Kronen für die Eisenbahner abgestimmt wurde. Was sagen also die „Reichs-bündler" zu ihrem Abgeordneten, der regelmäßig fehlt, wenn es sich um wichtige Interessen der Eisenbahner handelt? Ein österreichischer Krankenkassentag wird von der Reichskommission der Krankenkassen Oesterreichs für den 7., 8. und 9. Jänner 1909 nach Wien einberufen. Derselbe wird in Weigls Katharinenhalle tagen und sich mit dem Gesetzentwurf über die Sozialversicherung befassen. Diese wichtigen Institutionen der Arbeiter müssen ihre Stimmen erheben, damit Regierung und Parlament veranlaßt werden, ihren Bedürfnissen und Wünschen Rechnung zu tragen. Es ist daher dringend notwendig, daß sich alle Krankenkassen auf diesem Tag vertreten lassen. Die Tagesordnung lautet: 1. Eröffnung des Staffentages, Wahl des Präsidiums und Prüfung der Mandate. 2. Die Geschäftsordnung des Kassentages. 3. Stellungnahme der Krankenkassen Oesterreichs zu der Regierungsvorlage über die Sozialversicherung: a) die Einführung der Alters- und Jnvaliditätsversicherung der Arbeiter sowie der Altersversicherung der Selbständigen; b) die Neuorganisation der gesamten Arbeiterversicherung und die Selbstverwaltung; c) die Reform der Krankenversicherung; d) die Reform der Unfallversicherung; e) die Versicherung der Eisenbahner; t) die Versicherung der Bergarbeiter; g) Schiedsgerichte, Behörden und Verfahren. 4. Antrüge und Anfragen. Gewerkschaftliche Kulturarbeit. In der Trutzburg der Arbeiterschaft Wiens, im Arbeiterheim in Favoriten. tagte vor wenigen Tagen der neunte Verbandstag der Metallarbeiter Oesterreichs. Außer den Vorstandsmitgliedern waren 183 stimmberechtigte Teilnehmer aus allen Gauen Oesterreichs erschienen. Es war ein achtunggebietendes Wirtschaftsparlament österreichischer Arbeiter, ohne Unterschied der Nation, das sich zusammengefunden hatte, um auf die Ergebnisse der Organisationsarbeit und der Kämpfe der österreichischen Metallarbeiter in den letzten zwei Jahren einen Rückblick zu halten und die Waffen für neue Arbeit, zu neuen Kämpfen zu schärfen. — Es ist ein erfreuliches Ergebnis, das aus den Berichten, die dem Verbandstag vorgelegt wurden, entnommen wert e i kann. Der Verband zahlt 63.7 90 Mitglieder und ist seit 1905 um 17.274 Mitglieder gestiegen. Bei einer Einnahme von 1,275.935 Kr. ergibt sich im Jahre 1907 ein liebet* schuß von 203.971 Kr. Für Unterstützungen wurden Kr. 444.105 81, für Bildungszwecke Kr. 213.187-37 verausgabt. In den Jahren 1906 und 1907 wurden vom Metallarbeiterverband und dem Zentralverein der Gießer, die sehr oft gemeinsam vorgingen, für 282 9 Betriebe und 121.558 Arbeiter Lohnbewegungen durchgeführt. Die Resultate dieser wirtschaftlichen Kämpfe sind folgender Ausstellung zu entnehmen: Bi triebe Arbeit'r v Böller Erfolg . . 746 31.449 Teilweise Erfolg. 1769 81.969 Ohne Erfolg ... 99 7.003 Unbekannter Erfolg 215 1.137 Für einen kleinen Teil der Lohnbewegungen konnte man auch feststellen, wie groß die errungene Erhöhung der Miuimallöhue war. Sie betrug zum Beispiel in Niederösterreich allein im Jahre 1906 Kr. 2,940.520. Sehr beträchtliche Erfolge wurden noch im Kampfe um die Verkürzung der Arbeitszeit errungen. Im Jahre 1906 errangen 23.145, im Jahre 1907 28.428 Metallarbeiter eine Arbeitsverkürzung. Im Durchschnitt betrug die w ö ch e n tlich e A t b e i ts v er k ü rz n n g für jeden beteiligten Arbei ter im Jahre 1906 3 Stunden 37 Minuten, im Jahre 1907 3 Stunden 5 Minuten. — Wie wenig es der Organisation der Metallarbeiter um einen Kamps zu tun ist und wie sehr ihre Macht und das Ansehen bei den Unternehmern steigt, beweist am besten, daß über 5 9 Prozent aller Lohnbewegungen ohne Kamps zu einem Abschluß gebracht wurden. Es geht vorwärts, trotz alledem, das zeigt am besten auch die große Zahl der Verträge, die zur Sicherung der erreichten Zugeständnisse allenthalben abgeschlossen wurden. Mit stolzem Blick konnten alle Delegierten sich gegenseitig aus dem Verbandstag Begrüßen, sie hatten mackere Arbeit geleistet, Kulturarbeit im wahrften Sinne des Wortes! Ausland. Der Bctyarcnfeldzug gegen die ungarische Eisen-bahnervrganisation. Handelsminister Franz Kossuth hat den Mitgliedern der sozialdemokratischen Eisenbahn e r o r g a n i s a t i o n den obligatorischen Bezug ihres Fachblattes „Magyar Vasutas" untersagt, später suspendierte er die Organisation und verfügte schließlich ihre Auflösung. Jetzt folgte die Krönung dieser Schurkenstreiche: der Staatssekretär im Handelsministerium Josef Szterenyi erließ vor einigen Tagen eine Verordnung, wonach jeder Eisenbahner eine schriftliche Erklärung abzugeben hat, daß er der sozialdemokratischen Partei nicht angehört oder, falls er ihr bisher angehörte, sich zum Austritt verpflichtet und gelobt, dieser Partei nicht mehr betzutreten. In der Erklärung ist ferner anzuerkennen, daß die Direktion der Staatsbühnen oas Recht hat. den Unterfertiget bei Verlust aller erworbenen Rechte (Ruhegehalt re.) sofort zu entlassen, falls es sich herausstellt, daß der Unterfertiget unaufrichtig (!) war und der sozialdemokratischen Partei weiter als Mitglied treu bleibt. Die Verordnung schließt mit den Worten: Die Angestellten haben zu wählen, ob sie Eisenbahner oder Sozialdemokraten bleiben wollen. Das Eisenbahnersachblatt „Magnat Basutas" erinnert jetzt daran, daß Franz Kossuth bei Beratung der Eisenbahnerdienstpragmatik im Justizausschuß des Abgeordnetenhauses erklärte: „Ich tvei-de jederzeit dafür sorgen, daß die politischen undMenschen-rechte der Eisenbahner nicht verletzt werden!" Und bei der Verhandlung der Eisenbahnerdienstpragmatik im Plenum des Abgeordnetenhauses beteuerte Franz Kossuth: „Der Entwurf verbietet jeden Terrorismus von oben, soweit sich dies aus die politische Ueberzeugung bezieht 1" Als am 7. Oktober d. I. der Eisenbahn' und Schifffahrtsoberinspektor Julius Racskai) die Suspendierung der Eisenbahnerorganisation verkündete, fügte er im Namen des Handelsministers hinzu: „Sofern der Magyar Vasutas1 weiter erscheint, steht es natürlich jedem Eisenbahner frei, das Blatt zu abonnieren und zu lesen. Weder die 58er* gesetzten noch der Minister wünschen diesbezüglich eine Einmischung!" In der Dienstpragmatik selbst aber, im § 38, heißt es, daß es den Vorgesetzten nicht gestattet ist, die Angestellten in der Richtung u beeinflussen, welcher politischen Partei sie sich anschließen ollen. Der Schlußpassus dieses Paragraphen lautet: „Den Angestellten mit irgend welchen Nachteilen zu bedrohen, weil er seine politischen Rechte innerhalb der gesetzlichen Grenzen in gewisser Richtung ausübte, ist streng verboten/ Und nun wird auf die Eisenbahnet der niederträchtigste Gewissenszwang ausgeübt; ihr Vereiusrecht und ihre Preßfreiheit werden mit Füßen getreten, und um ihre politische Gesinnung zu kontrollieren, soll ein schändliches Spitzelsystem etabliert werden. Aber brauchen denn die Betyaren ihr Wort zu hatten? So hoch darf das Bety«ntenwott nicht ein geschätzt werden. Streikrecht und Staatspersonal in der Schweiz. Im Großen Not des Kantons Baselstadt kam es kürzlich bei Beratung des neuen Gesetzentwurfes über die Dienstverhältnisse des Staatspersonals zu einer interessanten Debatte über das Streiktech t der Beamten, Angestellten oder Arbeiter der öffentlichen Verwaltung. Die Großratskommission hatte in ihrem Entwurf unter anderen folgenden Paragraphen zur Annahme empfohlen: „§ 11. Legt eine Mehrzahl von Beamten, Angestellten oder Sir-' beitem auf Verabredung und ohne Aufkündigung oder vor Ablauf der Kündigungsfrist die Arbeit nieder, so hat disziplinarische Ahndung nach Maßgabe der §§ 7 bis 9 ein-zutreten. Die Fehlbaren haften überdies solidarisch für den allfällig entstehenden Schaden." (Als Disziplinarmaßregeln sind in den erwähnten Paragraphen vorgesehen: Rüge, Geldbuße, Zurückhaltung der periodischen Besoldungser-. höhung, Einstellung im Dienste und in der Besoldung und Entlassung ohne Entschädigung.) Die Mehrheit bet Kommission begründete ihren Standpunkt wie folgt: Wird der vorliegende Entwurf zum Gesetze erhoben, so wird eine Folge davon die sein, daß bann die Austellungsver-hälinisfc aller Beamten, Angestellten und Arbeiter, aus welche das Gesetz sich erstreckt, vom öffentlichen Rechte geordnet sind. Nicht ein Anstellungsvertrag, sondern das Gesetz stellt die beiderseitigen Rechte und Pflichten fest. Differenzen sino nicht vor dem Zivilgericht zu erledigen, sondern entweder auf dem Beschwerde-und Petitionsweg vor den Admmistratwbehörden, eventuell vor dem Großen Rate oder vor dem Berwaltungsgerichte. Eine Aen-derung der für die Anstellungsbcdingungen geltenden Normen kann nicht durch Vereinbarung, sondern nur durch gesetzlichen Erlaß erfolgen, der vom Großen Rate äusgehen muß und dem Referendum untersteht. Es leuchtet otmeroeiters ein, daß bei dieser öffentlich-rechtlichen Regelung des Anstellungsverhältnisies ein Streik nicht geduldet werden kann. Auflehnung gegen die Dienstpflicht wäre Auflehnung gegen das Gesetz. Das Mittel wäre überdies untauglich zur Erledigung aller Differenzen über die Anstellnngr--bedingungen; Gesetzesänderungen können nicht durch Dienstver-Weigerung erzwungen werden Den Beamten, Angestellten und Arbeitern stehen wirksame Mittel zur Geltendmachung ihrer Begehren in der Petition, der Beschioerde und der Initiative zur Verfügung. Manche Meinungsverschiedenheit konnte ohne Zweifel durch 'Arbeiterausschüsse vermieden oder rechtzeitig und sachgemäß beigelegt werden. Bei der Beratung vertrat Regierungspräsident Doktor B u r ckh a rd t - S ch azm a n n im Namen seiner Amtskollegen die Ansicht, daß dieser Streikparapraph überflüssig sei, weil die im Entwurf enthaltenen Disziplinarpara-gmphen als solche genügen. Bon sozialdemokra-tischet Seite wurde die Behauptung aufgestellt, § 11 sei unter dem Eindruck, den die verschiedenen Streits der letzten Jahre hervorgerufen haben, in den Entwurf ausgenommen worden. Der Grundsatz, den man da ausstellte, fei sehr gefährlich, denn er könnte später auch aus private Verhältnisse ausgedehnt werden, falls dabei das öffentliche Interesse irgendwie in Frage komme. Dadurch könnte aber alles, was die Arbeiter in jahrelangem Kampfe errungen haben, gefährdet werden. Uebrigens sei in Basel auf absehbare Zeit kein Streik von feite des Staatsper-sonals zu befürchten, da dieses durch die Macht seiner. Organisation zuständigen Otts mit dem nötigen Nachdruck auszutreten vermöge. Diesen Ausführungen wurde von den Vertretern der bürgerlichen Parteien und dem Referenten der Kommission entgegengehalten, daß § 11 von prinzipieller Bedeutung sei und als solcher nicht preis-gegeben werden dürfe. Der Gesetzgeber gebe darin dyr Auffassung Ausdruck, daß das Personal der Öffentlichen Verwaltung eine ganz aadete Stellung einnehme, als das Personal in einem Privatbetriebe. Ganz abgesehen, davon, daß es besondere Vorrechte und Begünstigungen genieße und infolgedessen auch besondere Pflichten habe, seien seine Verhältnisse, wie die Kommission mit Recht betone» vom öffentlichen Recht geordnet und es dürfe daher nicht zum Mittel des Streiks greifen, diese Auffassung müsse im Gesetz klar und deutlich niedergelegt werden. Das Staatspersonal werde dadurch, datz man den Streik in der öffentlichen Verwaltung als Unrecht charakterisiere, auf den gesetzlichen Rechtsweg verwiesen. Auch dürfe der Staat schon deshalb keinen Streik zulassen, weil et süt eine große Zahl seiner Betriebe das Monopol beanspruche. Geradezu absurd wäre es zum Beispiel, wenn wegen einer kleinen Zahl von Staatsangestellten oder Staatsarbeitern, die' das Gesetz, welches die beiderseitigen Rechte und Pflichten feststellt, nicht achten, die ganze Bevölkerung iväir.'iid kürzerer ober längerer Zeit ohne Licht, ohne Elektrizität, ohne Tram u. s. w. sein sollte. Ein Vertreter der Eisenbahner empfahl Streichung des Streikparagraphen mit der Begründung, wenn man dem Arbeiter die Masse des Streiks aus den Händen nehme, so lause man Gefahr, daß et bann vielleicht zu weit verderblicheren Mitteln, zur passiven Resistenz oder zum „Sabot" greisen könnte. Stach langer Debatte wurde schließlich mit 59 gegen 38 Stimmen ein Antrag von Dt. Feigenwintet angenommen, der süt § 11 nachstehende Fassung vorschlug: „Legt eine Mehrzahl von Beamten, Angestellten oder Arbeitern auf Verabredung ohne Aufkündigung ober vor Ablauf der Aufkündigungsfrist die Arbeit nieder, oder droht eine solche Niederlegung an, so sind sowohl die staatlichen Vorgesetzten Behörden wre die betreffenden Beamten, Angestellten und Arbeiter verpflichtet, die Erledigung dieser Streitigkeiten einem Einigungsamt und falls eine Einigung nicht zustande kommt, einem Schiedsgerichts Entscheidung zu unterbreiten. Ucbcr die Einrichtung dieses Einigungs-amteS und des Schiedsgerichtes sowie über das dabei zu beobachtende Verfahren wird bis zum Erlaß eines bezüglichen Gesetzes eine regiernngsrätliche Verordnung das Nähere bestimmen." Aus der weiteren Beratung sei noch hervorgehoben, daß für die provisorischen und ständigen Arbeiter der öffentlichen Verwaltung der neunstündige Arbeitstag akzeptiert wurüe in dem Sinne, daß die Arbeitszeit in den Sommermonaten bis auf 91/„ Stunden erhöht, ut den Wintermonaten bis auf acht Stunden ge-' kürzt werden kann. Ein Ausnahmsgesetz gegen die italienischen Eisenbahner, lieber einen neuen Gau net st reich der italienischen Regierung schreibt der römische Korrespondent der „Zeit": Seit mehr cid einem Jahrzehnt schwebt für das Fremdenland Italien die Frage, wie man einem all* emetnen Streik derEisenbahner begegnen könne. 898 war während der großen Maiuntuhen der General 91 fan de Riveta Eisenbahnminister, und der hals sich mit einer ingeniösen Idee. Et berief im Einvernehmen mit dem Ktiegsministet die Reseivislen ein und befahl den einberusenen Eisenbahnern, in ihrer Berufsstellung zu bleiben, während sie natürlich den Militärgesetzen unterstanden und daher Streik als Desertion betrachtet worden wäre. In derselben Weise verfuhr man bei den Streit drohungen von 1902, aber man verhehlte sich beidemale nicht, daß eine eigentliche gesetzliche Grundlage für dieses Borgehen fehlt, denn man kann die Reservisten nach Jahrgängen oder nach Ergänzungsbezirken einberufen, nicht ober nach bet Berufsstellung ut bet Weise, daß man die Eisenbahner einbetust und die anderen nicht. Als 1905 die Bahnen in Staatsverwaltung übergingen, erklärte die Regierung, daß sie einen Streif von Staatsangestellten nicht zugeben könne, die Organisationen der Eisenbahner selbst und ihre parlamentarische Vertretung aus der äußersten Sinken antwortete, daß sie sich daran nicht kehren werde. Nun hat Giolitti die Frage gelöst. Inmitten einem Dutzend kleiner Gesetzentwürfe erschien ein harmloser Zusatz zum Rekrutierungsaesetz, in dem es heißt, die Einberufung der Reservisten erfolge nach Jahrgängen oder nach Ergänzungsbezirken oder nach politischen Gemeinden o d e r nach speziellenBerufsstellungen. Ferner, daß die Regierung in dringenden Fällen die Reservisten ohne jede Derzugsfrist durch persönliche Zustellung einberufen kann, während bisher ein königliches Dekret mit zweitägiger Bekanntmachungsfrist erforderlich war. Wenn also morgen ein Eisenbahnerstreik droht, so kann die Regierung pn Beispiel um 10 Uhr abends alle militärpflichtigen Eisenbahner durch persönliche Zustellung verständigen, daß sie sich von Mitternacht an als einbcrufene Soldaten unter Belastung im Eisenbahndienst zu betrachten haben. Damit hofft man einer Streikgefahr wirksam zu begegnen. Das Gesetz ist auch ausgedehnt auf die Bemannung der Handelsschiffe, soweit sie Postdienst versehen. Als das Gesetz zur Beratung kam, merkten die Sozialdemokraten natürlich die furchtbare Gefahr und suchten sich mit einem Vertagungsantrag zu retten. Aber G i o l i t t i kennt die Eile der Kammer in der letzten Sitzung vor den Ferien, die Vertagung wurde mit allen gegen die Stimmen der zwölf anwesenden Sozialisten abgelehnt und daS Gesetz definitiv angenommen. Durch die Besteuerung der Gewerkschaften will man in Sachsen die Finanzen „sanieren". Wie der Buchdrucker, „Korrespondent" berichtet, haben fast sämtliche Dresdner Orts-verwaltungen der Gewerkschaften die Aufforderung erhalten, über ihre Kassenbestände zu deklarieren. Würde diese Besteuerung zur Tatsache, fände sich wirklich ein Gerichtshof, der im Berusungs-falle eine solche Besteuerung der Gewerkschaften als zulässig erklären würde, so wäre das ein nicht zu übertreffendes Beispiel für die Wertung sächsischer Sozialpolitik. Die Gewerkschaften, die mit ihren Unterstützungen den Menschen im Menschen erhalten, Den Armenetat entlasten, die Opfer unserer Wirtschaftsordnung" vor dein Versinken inö tiefste Elend bewahren, diese Gewerkschaften sollen noch extra dafür bezahlen, weit sie eine Kulturtat leisten, weil sie dem Staat eine Reihe elementarster Pflichten abnehmen, weil sie das tun, wozu sich bisher das Deutsche Reich nicht als fähig erwiesen hat — nämlich, weil sie viele Tausende am wirtschaftlichen, sozialen und moralischen Leben erhalten, wozu sich unsere „Kulturnation" bisher als unfähig erwiesen hat. Sachsen sucht also mit Preußen um den Ruhm, in Deutschland voran zu fein, in würdiger Weise zu konkurrieren. Nus dem Gerichtssaal. Die gefährliche Bahuschrauke. Auf der Strecke der St. E. G. Aussig-Lobositz und zwar bei der Zuckerrassinerie Aussig befindet sich eine äußerst gefährliche Schranke. Bor einigen Wochen ist erst an dieser Stelle wegen nicht richtiger Manipulation mit der Schranke ein Kutscher samt Pferden getötet worden. Am 30. November 1903 wurde gegen den Zenrralweichen-steller Karl Charwat in Aussig die polizeiliche Anzeige erstattet, daß er für den Personenzug Aussig-Prag Nr. 402 die fragliche Schranke nicht geschlossen habe. Die Anzeige erfolgte über Mitteilungen des Direktor R e i n i s ch der Aussiger Rucket-rasfinerie. Gegen Charwat wurde deshalb wegen der Heber-tretung des § 432 St.-G. von der Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Bei der vor dein k. k. Bezirksgericht Aussig am 17. Dezember 1908 dnrchgesührten Verhandlung mußte Direktor R c i-n i s ch als Zeuge vernommen zugebcn, daß die rechtsseitige Schranke vollständig geschlossen ivar und er durchkriechcii mußte, daß dagegen die linksseitige Schranke derartig offen stand, daß er angeblich ausrecht durchgehen konnte. Der Zeuge Inspektor von Chavallar bestätigt, daß die eisenbahnamtlichen Erhebungen ergeben hätten, daß die Schranke geschlossen gewesen sei. Der Lokomotivführer Stryc des ZugesNr. 402 bestätigt, daß er die rechtsseitige Schranke beim Vorüoerfahren vollständig geschlossen gesehen habe. Der Verteidiger Dr. Hübsch in Aussig beantragt Freisprechung des Angeklagten, mit der Begründung, daß C h a r w a t das richtige Fumtwmeren nicht zu verantworten habe; der Umstand, daß Direktor Reinisch selbst bestätigen muß, die rechte Schranke sei geschloffen gewesen, die linke Schranke sei aber zum Terle offen gestanden, beweise, daß E h a r w a t die zur Schließung der Schranke notwendige Tätigkeit entwickelt haben muß; eine Schranke bilde kein unüberwindliche« Hindernis für denjenigen, der sich über, eine Schranke hinwegsetzen will; eine Schranke sei eigentlich nur ein Symbol, eine Warnung, daß ein Zug passiere; jemanden abhalten, unter einer Schranke durchzukriechen oder über eine Schranke hinwegzusteigen, sei selbst die best angelegte Schranke nicht imstande. Der Zeuge S t r y e hat ebenfalls bestätigt, daß er die rechte Bahnschranke vollständig geschlossen gesehen habe; die rechte Bahnschranke hätte aber nicht geschlossen sein können, wenn der Angeklagte überhaupt die Schließung der «chranke unterlassen hätte; im übrigen sei es unmöglich, daß eine durch dieselbe Leitung dirigierte Bahnschranke in ihren beiden Flügeln derart differieren könne, daß die eine Schranke vollständig geschlossen, die andere Schranke aber aufrecht sei; wenn aus dem einen Flügel infolge Zusammenziehens des Drahtes durch Kälte ein kleiner Zwischenraum gewesen sei, so habe die sachlich unzweckmäßige Anlage der Schranke der Angeklagte C h a r w a t nicht zu verantworten. Der Richter schloß sich diesen Ausführungen des Doktor Hübsch an und sprach den Angeklagten frei. Streifung eines GiitcrzugeS mit einem Fuhrwerk. Am 29. Oktober v. I. fuhr der Lotomotivsührcr Bruno Jäkel mit einem Güterzug der S. E. u. T. G. von Par sch nach St. Leonhard-Gartenau. 9118 der Zug die bei der Haltestelle Morzg befindliche starke Steigung überwunden hatte und in die dort befindliche aus zwei gegenüberliegenden Häusern gebildete 10 Meter lange Engjielle einsuhr, tat das gleiche ein von entgegengesetzter Seite kommender zweispänniger Wagen. Nach Passieren der Maschine und des ersten im Zuge befindlichen Wagens kam das bespannte Gefährte dem Zuge zu nahe, wurde ersaßt und zur Seite gedrückt, wobei in die Mauer eines Hauses ein Loch geschlagen sowie ein Pferd von dein zertrümmerten Wagen derart verletzt wurde, daß es geschlachtet werben mußte. Wegen dieses Unfalles waren der Lokomotivführer und der Kutscher angeklagt. Aach den durchgesührten drei Verhandlungen beim Bezirksgericht in Salzburg wurden beide Angeklagten frei-gesprochen. Gegen das sreisprechende Urteil des Lokomotivführers erhob die Staatsanwaltschaft Berufung. Der Angeklagte, welcher von Dr. P o o i n e l l i verteidigt wurde, verantwortete sich in der am 12. Dezember d. I. durch-geführten Schlutzverhandlung dahin, daß er sich rvohl versicherte, daß ein Borübersahren ohne zu streifen möglich sei, er also keine Ursache hatte zu Hallen, überhaupt ein Hallen auf so kurze Distanz unmöglich sei. Der vorgenommene Lokalaugenschem sowie der als Sachverständiger fungierende Inspektor der k. k. Staats» hohn Salzburg August Mührer bestätigten diese Angaben. Der Verteidiger führte den sehr trefflichen Nachweis, daß eher ein Verschulden des Rutschers und der Unternehmung insofern College, daß erstem den gegebenen Signalen des Zuges fetnt Beachtung schenkte und unbekümmert writersuhr, letztere jedoch durch ihre Vorschriften da« Personal zwinge, solche gefährliche Stellen zu befahren. Der Gerichtshof schloß sich den Anschauungen des Verteidigers an und sprach den Angeklagten frei. Streiflichter. Die Sicherheit auf der Tiroler Linie der Südbahn. Am 10. Dezember 1908 ist der Lastzug 131 in der Station Innsbruck bei der Einfahrt mit der Reserve zusammengefahren. Der Zusammenstoß war so stark, daß der Dienstwagen am Rauchsang der Zugslokomotive lehnte und die Brust der Lokomotive steckte im Fußboden des Dienstwagens. Beide Lokomotive entgleisten und mehrere Wagen wurden zertrümmert. Im Dienstwagen befanden sich der Zugssührer P i n tz g e r, der Verschubkondukteur _ Simon Prantl und der Telegraphenmeister K o g e l n ik. Alle drei retteten ihr Leben durch Abspringen. Kogelnik hat Nervenchok und Kopfwunde, Pintzger und Prantl Nerven-chok schwer. Im ganzen sind neun Bedienstete mehr oder weniger verletzt. Das Distanzsignal stand auf frei, trotzdem auf diesem Geleise verschoben wurde. Wenn die Sparwut der Südbahn und die Unzulänglichkeit des Bahnhofes, der schon so viele Opfer an Leben, Gesundheit und Freiheit kostete, noch länger bleiben, wird die Südbahn bald einen eigenen Friedhof und eine Abteilung im Landesgericht bestellen muffen. Am 16. Dezember 1908 ist in der Station Schwaz der Südbahnschnellzug 5 wegen Maschinendcfektes liegen geblieben und mußte mit der Lastzugslokomotive 1604 nach Innsbruck geschleppt werden. Am 16. Dezember war bei Gossensatz wohl eines der größten Eisenbahnunglücke, da drei Lokomotiven und 27 Waggons zertrümmert wurden. Speziell mit diesem Unglück wird sich das Parlament im Jänner beschäftigen müssen und zwar: Fahrzeiten, Bremsprozente, Turnus der Zugsbegleiter und Lokomotivführer. Am gleichen Tage ist der Schnellzug 7/II in der Station CaÜiano wegen Mafchinendesektes liegen geblieben; es wurde von Ala' eine Hilfslokomotive verlangt. Durch die große Verspätung konnte der Zug nicht mehr in seiner Fahrordnung befördert werden, sondern verkehrte als Zug fe entschädigen möchten. Selzthal. Der letzte Artikel im .Eisenbahner" vom 10. Dezember o. y., der eine berechtigte Kritik darüber enthielt, daß arme Passagiere im Winter frieren müssen, hat durch den Verfasser eine unrichtige Darstellung der Verhältnisse, wie sie wirtlich sind, erfahren. Dies brachte den Herrn Restaurateur etwas aus der Gemütsruhe und er ließ sich deshalb den Obmann der Ortsgruppe rufen. Nun. wir wollen niemanden eine Schuld zuschieben, für die er nichts kann. Der Verfasser deä Artikels war wohl nicht vertraut mit den Selzthaler Verhältnissen, wenn man aber bedenkt, daß der Mann einen leeren Raum mit einem falten Ofen und am Perron frierende Proletarier-antilien gesehen hat, dann findet man eS begreiflich, daß ihm berechtigter llninut Über solche Zustände auf einem f. k. ©taoislmhuliof die Feder zu einem geharnischten Artikel in die Hand gedrückt hat. Wir stellen fest, daß dem Verfasser das kleine Malheur unterlaufen ist, daß er die Sommerveranda mit dem Perron verwechselt hat. Die Sommerverauda ist bereits vom Herrn Steirer gepachtet worden und steht im Winter leer, daS heißt, sie wird nicht benützt. Wir machen also dem Herrn Steirer keinen Vorwurf und daö geschah auch im letzten Artikel nicht. Sondern wir machen die t. k. Staatsbahnvrrwaltnng nnd ihre kompetenten Organe dafür verantwortlich, daß die armen Passagiere im Winter am Perron frieren müssen, während diese Ükrauda I er steht und überhaupt kein zweckmäßiger, heizbarer Raum geschaffen wird. Zugegeben, die Veranda ist deshalb, weil der Boden aus Steinpflaster besteht nnd der Wind bei den Wänden durchpfeift, nicht heizbar, aber deshalb sind doch die k. t Staatsbahnverwaltung und ihre kompetenten Organe noch nicht der Pflicht entbunden, für die armen Proletarier« reifenden im Winter eine heizbare Unterkunft zu besorgen. Den Herrn Restaurateur trifft also keine Schuld, was wir hiermit nochmals feststellen, aber die f. f. ( liier wohl oder übel Abhilfe treffen Skandal haben will. Landeek. In der Nummer 35 des „Eisenbahner" wurden in einem Artikel die Leiden der Heizhausproseffioniften geschildert und wurde unter anderem auch an den Arbeiterzentralausschuß interpelliert, sich auch dieser Arbeiter anzunehmen. Wir meinen, daß die Mitglieder des ArbciterzentralauSfchuffes, die von uns gewählt wurden, ibre Pflicht voll und ganz erfüllt baben. Aber Der Fehler steckt bei den Profesfionisten selbst. Ter weitaus größere Teil dieser Arbeiter will noch immer nicht begreifen, daß dem Arbeiter nur durch den Arbeiter selbst geholfen werden kann, indem sich jeder der einzigen Organisation anschließt, die allein, bisher und auch in Zukunft, den Eisenbahnern ein besseres Stück Brot schafft. Hier hilft kein Wehklagen und kein Jammern, hier hilft nur die Tat, die durch die Zugehörigkeit zur Organisation vollbracht wird. Darum, ihr Leidensgenossen in den_ finsteren und rauchigen Heizhäusern, aufneroadit aus dem Schlafe des Jndifferentismus und der Saumseligkeit, frisch auf an die Tat, hinein in die Organisation! Dort wird euch und uns allen geholfen werden. Darum erfülle jeder feine Wicht! Marburg. (Sparfystem bei der Südbahn.') Ein denkwürdiges Jahr, das Jubeljahr 1908 ist vorüber, vorbei sind die vielen Feste und Jubiläumsveranstaltnngen, stolz spazieren die geadelten und ordensgeschmückten Veranstalter derselben umher. Doch ihrer, welche all die Werte schaffen, hat man im Jubeljahr ganz oergi sien. Mehr als je zuvor trachten die Hyänen des Kapitalismus ihre Arbeiter auszuschinden, um höliere Dividende herauszufchlagen und ihre durch Mißwirtschaft vergangener Jahre passiv gewordenen Betrieb zu sanieren. Dieses gilt besonders für die Südbahn, welche eS gerade Heuer abgesehen hat, ihre Aktivität durch Verminderung der Ausgaben, speziell für Reparaturen an ihrem Maschinen- und Wagenpark herbeisühren. Auf Kosten der Arbeiterschaft sollen die Akkordlöhne reguliert, der Materialverbrauch verringert werden. So werde» von der Werlstättenleitung in Marburg Reparaturwagen an andere Werkstätten verschickt, an denjenigen, die hier bleiben, dürfen nur die aUcmotmendigstrn Reparaturen vorgenommen werden. Nur nach außen soll der Wagen glänzen, ob das Kastengerippe verfault ist, kümmert sich keine Katze. Kein Wunder, wenn solche Wichsschachtelchen bei einem eventuellen Zusammenstoß wie in Judendorf direkt zersplittert werden. Welche Gefahr dies für das reifende Publikum bedeutet, mag jeder selbst urteilen. Ein verkehrtes Sparsystem, wie es nicht genug verurteilt werden kann, hat uns das Jubeljahr gebracht. Kaum nennenswert find die vor einetn Jahre errungenen Akkordpreiserhöhungen, jetzt sollen sie schon von der Svarwut der Südbahn und ihren Gewaltigen verschlungen werden. Herr W a l e n t a und seine HelserShelfer leisten sich schon in der Ausbeutung der Weikstältenarbeiur das Allermöglichste. um den Arbeitern ja recht auf die Finger klopfen zu können, wurden im Jubeljahre einige Abteilungen mit noch je einem Werkfüljrer bedacht, so daß statt einem, jetzt auf diese Abteilungen je zwei Werksührer kommen. Um beim Werkstättenchef nicht in Ungnade zu fallen, leisten sich die Werkführer — besonders die Reubeförderten - im Drücken der Mkordpreise schier das Unglaublichste; mit einem {Raffinement sondergleichen, gehen sie hierbei zu Werke, heucheln sogar Arbeiterfreundlichkeit — was glücklicherweise die wenigsten glauben — faseln von Gerechtigkeit, pochen an den Ehrgeiz der Arbeiter und dergleichen im festen Bewußtsein, durch langsame, andauernde Minierarbeit Gewaltiges leisten zu können, um einerseits den Südbahnaktionären zu größerem Reingewinn zn verhelfen, andererseits um der verdoppelten Zahl der Werkführer entsprechende Neujahrsremunerationen für sich selbst herauszuschlagen. Bekanntlich belohnt ja auch der Henker seine Knechte. Fortwährend werden Vergleiche angestellt zwischen den Akkordpreisen verschiedener Werkstätten, welche den Marburger Arbeitern, wenn der Zufall eS will, daß in einer anderen Werkstätte ein Akkordsatz niedriger bemessen ist, sofort wird genürgelt und gezwickt, wogegen der niedrigeren Akkordsätze selbstredend keine Eiwihnung gemacht wird. Eine neue Tat, welche einem an Verfolgungswahn Leidenden alle Ehre machen würde, hat die Werkstättenleitung durch Einführung von Arbeitöbestellzetleln vollbracht. Diese Zettel müssen über jede geringste Arbeit ausgestellt werden, Hunderte täglich, und sollen auch zur Akkordaufnahme dienen. Nur fo fort, Herr Werkstättenchef, der Dank der Direktion wird nicht aur-bleibeu, wenn Sie über kurz oder lang genötigt fein werden, den Antrag einzubringen. daß noch einige Ingenieure und Werkführer zum Zettelfchreiben eingestellt werden müffen, ganz abgesehen davon, welchen Zeitverlust die Arbeiter durch das Suchen der Werkführer und durch die hierdurch bediengte öftere Lauferei von einer zur anderen Abteilung erleiden. Wie lange wird sich noch die Arbeiterschaft diese fortwährenden Schikanen und Reduzierungen gefallen lassen? Es wäre hach an der Zeit, daß die Arbeiter gegen die Uebcrgriffe kapitalistischer Handlanger in einer festgefügten Organisation sich zur Wehr setzen. Also hinein in die Organisation, jeder einzelne Genosse werbe Mitglieder, bis auf den letzten Mann müssen wir uns zusammenfinden, daun können wir ruhigen Auges und kampfbereit weiteren Ausfällen kapitalifcher Ausbeutungsgelüste entgegensetzen 1 Innsbruck. (Oberbeamte der Südbahn und Menschlichkeit.) Von mehreren Zeugen wird uns bestätigt, daß einem gewissen Inspektor Wodizka (vom BetriebSinwek-torat Innsbruck), der am 16. Dezember den HilfSzug nach ©offen-faß begleitete, am Brenner vom diensthabenden Beamten die betrübende Meldung von den Toten und Schwerverletzten erstattet worden fei. Ohne auch nur mit einem Wort de« Mitgefühles auf diese Meldung einzugehen, fragte er barsch: „Und was lft’6 mit dem Geleise? Natürlich, von solchen [Leuten, wie diese WodizkaS. menschliches Empfinden zu verlangen, wäre Täuschung. Ist eS nicht genug, wenn er mithilft den Zügen eine wahnsinnige Fahrzeit vorzuschreiben und ein unzulängliches BremSbrutto zu geben? Damit man aber nicht glaubt, die Herren Oberbeamtcn van der Südbahndirektion haben andere Schulen oder denken anders über Menschlichkeit. fei hier ein anderer Fall angeführt: Zu dm Unfallserhebungen wurde von der Südbahu-direltion der Kontrollor Raymond von Wien nach Innsbruck entsendet. Dieser Raymond bestimmte den schwer verunglückten Kondukteur Hölzl für Samstag den 19. Dezember,8 Uhr früh, zur Einvernahme. Hölzl konnte wegen seines Zustandes nicht erscheinen und Herr Raymond schrie am Gang (allen Kanzleien des Inspektors«), wo er ein gesellschaftliches Fremdenzimmer hat: .Den Hölzl werde ich als Direktionskontrollor um 3 Kr, bestrafen, weil er nicht kommt!* Auch in Kufstein war der Herr und ließ sich den verunglückten Gepückskondukteur Grimm holen; nachdem derselbe aber bettlägerig war, bemühte sich der Herr Direktionskontrollor unter verschiedenen Bemerkungen in die Wohnung. Für eine solche Behandlung bekommt dieser Mann täglich 20 St. Diäten und freie« Quartier I Nur so fort, ihr Herren, laßt euch vorläufig nur Zeit, bi« wir un8 gesammelt haben, ihr werdet euer Vorgehen schon noch bereuen müssen. Die Zeit kommt schon wieder. BifchofShofcu. Den organisierten und allen freiheitlich gesinnten Eisenbahnern Bifchosshofens diene zur Kenntnis, daß auch außer den im Ausschuß nominierten Funktionären des Vereine« „Freie Schule", Genosse O fa e t f ch n e i d e r, Portier am Bahnhof VischofShofen, Anmeldungen und Mitgliedsbeiträge für die Ortsgruppe Bischofshofen deS Vereines .Freie Schule" entgegennimmt. An dieser Stelle ergeht auch im Interesse der Zufünf unserer Kinder an alle freiheitlich gesinnten Eltern der wärmste Appell, diesem Verein, welcher die Weltlichkeit der Schule und die Entreißung derselben aus den Krallen des Klerikalismus anstrebt, nach Möglichkeit beizutreten. Marburg. (Werkstatte.) Herr Tischleritsch scheint sich zur Aufgabe gemacht zu haben, unsere Vertrauensmänner zu verleumden und sie zu beschimpfen. In einer Versammlung anfgefordert, seine Aeußerungen zurückzuziehen, tat er dies nicht. Wir fühlen uns daher verpflichtet, unsere Genossen von einem Umgang mit diesem Menschen zu warnen. Die Vertrauensmänner. Mahrisch-Schönbera. Die hiesige Station hat einen Wechselkontrollor, namens Minaf, mit dem wir uns schon einmal, beschäftigten. Er ist nur zum zweitenmal Mitglied unserer Ortsgruppe geworden, nicht aus Ueberzcugung, sondern in der Hoffnung, dadurch einen gegenüber einem Kollegen angestrengter Prozeß zu gewinnen. Wessen Kalibers der Mann ist, zeigt, daß er unserer Organisation als Mitglied angehört, für den Reichs-bund deutscher Eisenbahner aber Mitglieder wirbt. Jedenfalls leistet er diese agitatorische Arbeit der berüchtigten goldenen Krawattennadel zuliebe und das ist gewiß charakteristisch. Sein sonstiges Benehmen gleicht ganz dem Charakter. Be: jedem Anlaß schreit er herum und will (ich dadurch den Anschein geben, als wäre er, der arme Teufel, wirklich wer. Seine Um-gongsformen sind durch folgenden Vorfall genügend zum Ausdruck gebracht: Als die Blockierung eröffnet wurde, wollte sie einem Blockwächter nicht gleich funktionieren. Dies nahm Minar zum Anlaß, dem Verkehrsbeamten zuzufen: „Stellen Sie ihm eine Branntweinflafche hin, die kennt er besser I“ Auch charateristisch'. Wir wollen nicht viel Worte verlieren, sondern sagen nur kurz als letzte .Mahnung: Wer viel Butter am Kopf hat, der möge sich nicht zu sehr an die Sonne wagen!" Krakau. Der Bahnarzt Dr. P o z n i a £ in Krakau hat zu seinen schönen Eigenschaften, welche er an den Tag legt, noch neue, die nur ein Agitator besonderer Sorte haben kann. eme beigrfügt. Bevor wir die letzte Eigenschaft besprechen, müssen mit den Herrn Dr. Pozniak als Arzt schildern. Dieser Herr hat als Balmarzt besondere Launen und behandelt deshalb die Eisenbahner grob und in ganz unqualifizierbarer Weise. Am schlechtesten geht cs dabei den Arbeitern, denn diese läßt er feine Macht als Bahnarzt in eigentümlicher Art fühlen. In der letzten Zeit wurden die Bediensteten auf das Seli- und Hörvermögen geprüft. Diesen Untersuchungen mußten sich viele Bedienstete nach zurückgelegtem Nachtdienst unterziehen und war daher naturgemäß bei so manchem die Sehkraft minder als im ausgeruhten Zustand. Wenn beim Fernlesen der Buchstaben, welche übrigens in eine schiefe Lichtlinie gestellt waren, ein solcher schlaftrunkener armer Teufel dieselben nicht sofort (blitzschnell) erkannte, drohte Herr Pozniak demselben mit dem Abziehen vom Dienst und mit der Verwendung als Abortputzer. Die Einwendung dieser Bediensteten, daß sich nach dem Nachtdienst infolge der Ermüdung die Augen trüben, beantwortete der famose Arzt damit, daß ihn dies nichts angehe. Nachtdienst ober nicht, sehen muß man immer gleich, war feine gewiß geistreiche Erwiderung. Vorige Woche wurden dem Herrn Pozniak etwa 25 provisorisch Bedienstete, welche wegen der in Aussicht stehenden Stabilisierung eines ärztlichen Pureres bedürfen, vorgeführt. Der Herr Doktor empfing sie mit folgender Ansprache: „Wisset ihr, wozu ihr hergckommen seid? Ich will es euch sagen. Der Herr Abgeordnete Petelenz hat für euch oben gebeten und ihr sollt jetzt die Dekrete bekommen. Nicht, daß ihr glaubt, daß eS jemand anderer getan hat. Es hat sich für euch weder Daszynskc noch sonst jemand anderer eingesetzt. Ich weiß, daß ihr aber wieder undankbar sein werdet und bei den nächsten Wahlen wieder den Daszynski statt einen aufrichtigen polnifchnationalen Demokraten wählen werdet." Die zur Untersuchung anwesenden Bediensteten jaben dem Herrn Pozniak keine Antwort, da sie Gefahr liefen. ,eshalb vom Herrn Pozniak zum Abortputze» kommandiert zu werden. Heimlich lachten sie aber alle über die wirklich ungeschickte Agitation, die nur ein Dr. Pozniak als Anhänger des Petelenz zustande bringen kann. Nun, Herr Pozniak, die Nordbahner (offen sich durch fo dumme Phrasen auch von einem Bahnarzt nicht beeinflussen. Sie wissen eS gut, daß sie eS nur ihrer Organisation und dem Klub der sozialdemokratischen Abgeordneten zu verdanken haben, wenn sie endlich die ihnen gebührenden Gehalts- und tiohn-verbeffenntgen erholten. Wir haben aber nichts dagegen, wenn Tie sich jetzt als Antreiber und später einmal als eine WahlhySne der Herren Petelenz u. (So. verdingen wollen. Tun Sie «S, jedoch in Ihrer freien Ziit, aber nicht in dem bahnärztlichen Ordinations-immer. DaS eine müssen wir Ihnen aber auch sagen: Wenn oie Ihrer Pflicht alS Bahnarzt besser nachkommen würden, möchte Ihnen dies mehr zur Ehie Ihres Standes und zu Ihrer eigenen Befriedigung dienen, wie diese ungeschickte Agitation I Wenn Sie der Meinung sind, daß der Herr Petelenz Ihre Dienste besser honorieren wird, als es die Anstalt tut, fo hängen Sie Ihren Beruf als Bahnarzt an den Nagel und treten Sie schleunigst in die Dienste der durch Sie fo verherrlichten poluischnationalen Partei. UnS und der Anstalt werden Sie damit bessere Dienste leisten, als mit Ihrer gegen wärtigen Tätigkeit als Bahnarzt. Braunau am Inn. (Exempcl statuieren?) ES ist erreicht. Herrn Oberkonimiffär Oller und feinen dunklen Hintermännern ist es nun endlich gelungen, sich den Lotomctioführeranwärter Genossen ©labil, den er schon lange über neun Berge hätte 8licken wollen, durch Versetzung von Sinnbach nach Sankt ulentin vom Halse zu schaffen. Wir wundern uns darüber nicht. ES ist ja nicht das erstemal, daß Herr Oller über einen Bediensteten, der sich der grenzenloftn Ausbeutung«-autorität OllerS nicht bedingungslos unterwerfen wollte, den Sieg davvntrng. , . . Wir verweisen hier mir auf die ungerechtfertigte Entlastung des AusyilfeheizetS Diermeier, welcher nach zehnjähriger Dienstzeit plötzlich und ohne Angabe von Gründen entlassen wurde. _ . , m Jahrelang war Dieroteler dem Oller etn Dorn im Stage, trotzdem derselbe ein ruhiger und fleißiger Arbeiter war. Ohne Rücksicht auf die schon zurückgelegte tadellose Dienstzeit, unbekümmert um die Existenz der Familie dieses braven Arbeiters, setzte Oller alle Hebel in Bewegung, um die Entlassung dieses Manne« zu erwirken. . t Da gewöhnlich der Appetit mtt dem Essen kommt, war daS Bestreben des Oller dahin gerichtet, insbesondere dem Genoffen Hladik daS Leben fouer zu machen. Denn er war es ja. der noch den Mut fand, der Defpoteicherrfchaft OllerS eine Grenze zu fetzen. Daß man solche Bedienstete nicht dulden will, welche durch ihr mannhafte« Eintreten für die Interessen der Mitbediensteten so manchen Ausbeuter in seiner Ruhe stören und die Tantiemenwirtschaft nicht dementsprechend in die Zügel schießen kann, wie eS eben Herr Oller wünscht, können wir ,a ganz gut begreifen. Aber daß sich die ©enfchaften über diese Fatalitäten heute noch mit Versetzungen von solchen „Uebek» tätem' hinweghelfen wollen, mit welchen sie vor einem Jahrzehnt fo schlimme Erfahrungen gemacht haben, daS finden wir nur lächerlich, ja geradezu einfältig. , . _ Oder wollte man vieleicht mit dieser Maßregel ein Exempel statuieren? Beinahe könnte man daS glauben; aber wir leben Gott fei Dank nicht mehr im Zeitalter der Baden, und Guttenberge, wo man den Eisenbahnern mit derartigen Maßregeln an den Leib zu rücken pflegte, sondern in einer Zeit, um die Arbeiterschaft über eine mächtige Organisation und über eine starke parlamentarische Vertretung verfügt, durch deren Interventionen schon größeren Kapazitäten als Herr Oller inel.(Dienstwe»sel.)GenosseMaxFranzon, Slationsausseher in Egydt-Tunnel. wurde nach Larenbuna in gleicher Eigenschaft versetzt. Sicher ist. datz dem Genossen Franzon um dem Posten in Egydi-Tunnel nicht bangen wird, weil er in Laxenburg zumindest eine schwammfreic Wohnung haben wird. Die Egndner Wächter und Oberbauarbeiter, die zwar in dienstlicher Beziehung mit ihrem StationSausseher weniger in Berührung kamen, bedauern sein Scheiden, weil er ein leutseliger Mann war, wünschen aber, daß F r a n z o n auch in Zukunst das bleiben möge, was er in Eghoen war — ein Freund der Bediensteten und Arbeiter — und rufen ihm deshalb ein herzliches Lebewohl nach. Versammlungsberichle. Marburg I. Sonntag den 12. Dezember 1908 fand ftn Kreuzhossaale eine gut besuchte Eisenbahnerversammlung statt, zu der Genoffe Somitsch an« Wien als Referent erschien. Genosse Somitsch besprach eingehend daS Zirkular 886 A, wie eS insbesondere auf jene Punkte, die bis heute entweder noch gar nicht oder aber mangelhaft durchgeführt wurden und gab die Schuld, daß dem so ist. nicht allein der Südbahnverwaltung. sondern auch der Lauheit der Südbahner. Wäre die Organisation stärker und kräftiger, dann wären auch die Zugeständnisse besser, zumindest wäre deren Durchführung eine vollständige. Die zweistündigen gediegenen Ausführungen des Referenten wurden mit großem Beifall ausgenommen. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten und nach einem warmen Appell des Vorsitzenden an die Versammelten, die Organisation ausznbanen, wurde die Versammlung geschloffen. Saalfelde«. Am 20. v. M. fand in Bachers Gasthof eine Vereinsversammlung der christlichsozialen Eisenbahner statt. 2"" Referent war Herr Haider aus Wien erschienen. Lange vor Eröffnung der Versammlung war das Lokal von unseren Genossen besetzt. Welch trauriges Dasein die Christlichsozialen hier führen, hat diese Versammlung sehr grst bewiesen; von fünf Stationen sind zusammen beiderlei Geschlechtes hoch gerechnet samt Kaplan zwanzig erschienen. Genossen waren dagegen zirka sechzig anwesend; auch ist zu bemerken, daß auch zwei Deutschnationale erschienen waren, welche zu unserem Erstaunen der schwarzen Gesellschaft zujubelten. Wir halten es diesen Jungen, welche noch nicht weiter als von Hochfilzen bis Saalfelden kamen, nicht für übel, da sie eS besser nicht verstehen. Als Erster ergriff Referent Haider das Wort, welcher eingangs seiner Rede bemerkt, daß er als Redner nur ein Notnagcl seiner Organisation ist. Jedoch konnte man im Lause seines Referats gleich bemerken, daß man es mit keinem Neuling zu tun hatte, nn Gegenteil er ist ein mit allen Salben geschmierter ' Christlichsozialer, nachdem er cs sehr gut verstand, die, ganzen Reden, welche von der sozialdemokratischen Fraktion im Parlament gehalten wurden, zu verdrehen zum Beispiel die Zuckersteuer, Neunstundentagstabilisicrung und anderes mehr, sagte er, wurde überall von den Sozialdemokraten dagegen gestimmt. Er kam nur kurz auf die Eisenbahnerorganisation zu sprechen und bemerkte, daß aus diesem Gebiete unstreitig sehr viel durch die Sozialdemokratie geschaffen wurde. Im übrigen glich die Versammlung eher einer Volks- als Eisenbahnerversammlung. Zum Schluffe seines Referats forderte er die Anwesenden auf, dem Verkehrsbund beizutreten. Hierauf meldete sich Genosse H o s n e d l zum Wort, welcher ihm in sehr trefflicher Weise cnt-gegcntrat. Herr Haider gab so manches zu, welches ihm Genosse Hvsnedl antwortete. Nachdem noch zum Schluß Genosse HoSnedl das Wort genommen, entfernten sich unsere Genossen und aus der Versammlung wurde eine Tischgesellschaft der Schwarzen. Eingesender. An alle Portiere und Türsteher der Südbahn! In allen jenen Stationen, wo sich Portiere, oder permanente Türsteher befinden, werden dieselben aufgefordert, umgehend mit Korrespondenzkarte an Herrn Franz KoIler in Bruck a. d. Mur bekanntzugeben, wie'viele dort Dienst machen und wie viele davon organisiert sind. Um Dringlichkeit wird ersucht. Mitteilungen der Zentrale. VcrwaltungSkoinitcesibung am 17. Dezember 1908. Die vorliegenden 138 Unterstützungsansuchen werden wie folgt erledigt: Bewilligt für 109 Gesuche 3230 Kr., 23 Gesuche abgewiesen, 5 Gesuche an die Ortsgruppen rückgeleitet. — Der Rechtsschutz wird für 121 Fälle bewilligt. — Zur Begleichung von 64 Advokatenrechnungen wird ein Betrag von Kr. 920214 angewiesen. — Errichtung neuer Ortsgruppen und Zahlstellen. - Delegierung von fünf Genossen zum IV. Ocsterreichischen Krankenkassentag in Wien im Jänner 1909. — Erledigung der ein gelaufenen Zuschriften der Ortsgruppen und Zahlstellen. Sprechsaal. Offene Anfragen. An das hohe k. k. Eisenbahnminifteriunr. Die gesamten, dem Provisionsfonds ungehörigen, im Taglohn stehenden Arbeiter und Prosessionisten bitten die k. k. Staatsbahndirektion Linz, beim Hohen k. k. Eisenbahnministerium dafür cinzutreten, daß dieses Personal miedet mit den Legitimationen und Freisahrtscheinen bctcilt wird, nachdem ihnen dieselben wcggenommen wurden und sic daher nur Anspruch auf die ermäßigten Fahrkarten zum halben Preise haben. An das hohe k. k. Eisenbnhnministerittm. DaS betroffene Personal richtet hiermit an das hohe t I. Eisenbahnministerium die Anfrage, warum das Ansuchen des Personals von Bludenz wegen des Baues von Personalhäusern bis heute keinerlei Erledigung zugefiihrt wurde. Die Wohnungsnot wird in Bludenz mit jedem Tag für das Personal mehr und mehr fühlbar und wäre es daher höchste Zeit, wenn das hohe k. k. Eisenbahnministerium endlich daS gewiß berechtigte Ansuchen des Personals in Bludenz um Errichtung von Personalhäusern erledigen würde. Das Gesuch wurde schon im Juni des Jahres 1908 eingereicht und könnte daher schon erledigt sein Das betroffene Personal bittet deshalb um rasche Abhilfe. Alt die k. k. Staatsbayndirektion Villach. Laut Amtsblatt Str. 46, Zirkular 160, vom 16. Oktober 1908 der k. k. Staatsbahndirektion Villach wird die Diensttour der Block- und Zugmeldewächter mit 13 bis 16 Stunden und die derselben folgende Ruhezeit in demselben Ausmaße festgesetzt; ferner wird sämtlichen Bediensteten ein dienstfreier Tag im Monat gewährt. Seit Erscheinen obigen Amtsblattes sind schon über zwei Monate verflossen, aber bis heute ist in diesem Sinne von einer k. k. Bahnerhaltungssektion nichts zur Durchführung gelangt. Die Betroffenen bitten eine k. k. Staatöbahndirektion, dieselbe wolle anordnen, datz der Erlaß auch zur Durchführung gelarigt, denn am Papier allein ist unS nicht geholfen. Um baldige Durchführung obigen Zirkulars bitten Die Betroffenen. Allgemetner Rechtsschutz- und Gewerlschaftsverein für Oesterreich. JastlstrUe Krem« an der Donau. Die P. T. Mitglieder werden dringend ersucht, ihre Mitgliedsbücher, JnterimStartcn sowie auSaeliehene Bibliotheksbücher bis längstens 10. Jänner 1909 abzuführen, damit die Kontrolle sowie die Borarbeitung zur Generalversammlung ehestens begonnen werden kann. Etwaige Rückstände sind ehestens zu begleichen. Ferner diene zur Kenntnis, daß die Generalversammlung nicht so wie im Vorjahre am 3. Jänner, sondern später statt-findet. Bekanntgabe folgt. Am 6. Jänner 1909 findet in Maiers Lokal eine § 2-Ber-sammlung statt. Anfang präzis 8 Uhr abends. Zahlreicher Besuch wird gewünscht. «rtssruppr Marchrag. Am 6. Jänner 1909 findet in Herrn Karl Teusch' Gasthaus in Marchegg, Bahnhof, um 7 Uhr abendS, eine freie Eisenbahneroersammlung mit wissenschaftlichem Vortrag statt. Referent aus Wien. Die Mitglieder werden srtltmf lAmV»tm Hl ovMraition «tnS Kia ersucht, zu dieser Ver-nnb ihre Frauen sowie wie bisher vom Lohn abgezogen werden. Es wird deshalb ersucht, dieselben längstens bis 6. eines jeden Monats beim Kassier Ignaz Höcht! oder bei einem der Subkassiere, Rudolf Raindl und Michael Podböj, einzuzahlen. Ortsgruppe Marburg I. SamStag den 9. Jänner 1909, um halb 8 Uhr abends, findet im Vereinslokal, Bergstraße 4, eine Vereinsversammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Vereinsbericht. 2. Vortrag. (Referent Horwatek.) 3. Allgemeines. Die geehrten Mitglieder werden sammlung recht zahlreich zu erscheinen Gäste mitzubringen. Ortsgruppe Uimbnrg. Am 3. Jänner, um 2 Uhr nachmittags, findet eine Mitgliederversammlung, verbunden mit Ausschußsitzung, im Vereinslokal bei Herrn Wyborny statt. Programm: 1. Bericht der Funktionäre. 2. Ausnahme der Mitglieder. 3. Vorlesung der Zuschriften. 4. Bericht der Kontrolle und 5. Eventuelles. Am 17. Jänner, um 2 Uhr nachmittags, wird eine ganzjährige Generalversammlung in demselben Lokal abgehalten mit dem Programm: 1. Bericht der Funktionäre und der Rechnungskontrolle. 2. Wahlen: s) des Obmannes; b) acht Ausschußmitglieder'e) der zwei RechnungSkontrollore. Wenn sich zur bestimmten Zeit die notwendige Zahl der Mitglieder nicht einfindet, so wird die Generalversammlung eine Stunde später abgehalten. Es ist eine Pflicht der Genoffen, ptink-lich zu erscheinen, um sich von der Tätigkeit der Ortsgruppe zu überzeugen. Ortsgruppe Uiirfchan. Sonntag den 3. Jänner 1909 findet um 3 Uhr nachmittags im Bereinölokal Hotel Platzer die Monatsversammlung mit wichtigem Programm statt. Zahlreicher Besuch wünschenswert. Weiters diene den geehrten Mitgliedern zur Kenntnis, daß die Mitgliedsbücher und Bibliotheksbücher behufs Kontrolle bis 10. Jänner abzugebcn sind. Die Ausschußsitzung findet den 10. Jänner 1909 statt. Ortsgruppe Gberlrutrusdorf. Es diene de» Mitgliedern zur Kenntnis, daß die nächste MonatSversamnrlung ausnahmsweise am 3. Jänner 1909, um 3 Uhr nachmittags, im Bereinölokal bei Herrn Chohola stattfindet, an welcher sich alle Mitglieder nach Möglichkeit beteiligen wollen. Ortsgruppe Komotau. Den Mitgliedern der Ortsgruppe Komotau diene zur Kenntnis, datz am 10. Jänner 1909, 2 Uhr nachmittags, in Dicks Gasthaus in Oberdorf, die ganzjährige Generalversammlung stattsindet. Deö umfangreichen Programms halber ist eS Pflicht eines jeden dienstfreien Genossen, bestimmt und pünktlich zu erscheinen. Die geliehenen Bibliotheksbücher sind so bald als möglich behufs Skontrierung an die Genossen Lippmann und Quoika abzuführen. Ortsgruppe Tristste«. Es diene den geehrten Mit--gliedern zur Kenntnis, daß die Monatsversammlung mit Rücksicht auf den Ball unserer Genossen in Altstadt erst am Samstag den 16. Jänner 1909, um 8 Uhr abends, im Gasthaus »zur Tanne" in Tetschcn stattfindct. Der Ball der Ortsgruppe findet am SamStag den 6. Februar 1909 im Gasthaus »zur Staat Prag" statt. Ortsgruppe Igla«. Einladung zu der am Sonntag den 17. Jänner 1909, um 3 Uhr nachmittags, stattfindenden Generalversammlung im Gasthaus des Herrn Felzmann (Schelletauer Bierhalle). Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls der letzten Generalversammlung. 2. Bericht der Funktionäre. 3. Neuwahl der Vereinsleitung. 4. Eventuelles. Sollte die Versammlung nicht beschlußfähig . sein, so findet die zweite um 4 Uhr nachmittags statt. Im Interesse sämtlicher Mitglieder erscheint es dringend geboten, die Versammlung zahlreich zu besuchen und die Frauen mitzmrehmen. Ortsgruppe Li«;. Es diene den Mitgliedern nochmals zur Kenntnis, daß Bibliotheksbücher alle Samstag (mit Ausnahme eines Feiertages) von halb 8 Uhr biS 9 Uhr abends im Vereinslokal entlehnt werden können. Am Sonntag ist die Bibliothek wie bisher geöffnet. Die Mitglieder werden im eigenen Interesse ersucht, von dieser Neuerung Gebrauch zu machen, damit an Sonntagen der Andrang vermieden wird. Ortsgruppe Himberg. Den geehrten Mitgliedern bringen wir zur Kenntnis, daß unsere nächste Monatsversammlung statt am 3., am 6. Jänner (Feiertag) im Vereinslokal stattfindet. Beginn 5 Uhr. Tagesordnung: 1. Bericht über die letzte Personalkommissionsfitzung. 2. Bericht über die Verspräche des Exekutivkomitees ber der Direktion und beim Eisenbahnmini-sterium. 3. Die Einreihung der Wächter in die III. Ortsgruppe der Diener. 4. Tie Aktion für die Oberbauarbeitcr. 5. Eventuelles. Kollegen, Genossen! In Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung ist vollzähliges und pünktliches Erscheinen Pflicht jedes einzelnen. Ortsgruppe Mistest. Bei der am 21. Dezember 1908 gewesenen Ausschußsitzung wurden die Vereinsabcnde für jeden Montag nach dem 1. und die Ausschußsitzungen für jeden Montag nach dem 15. festgesetzt. Ortsgruppe Kiagrufnrt. Wir geben den geehrten Mitgliedern bekannt, daß am 10. Jänner 1909, um 2 Uhr nachmittags, in SwatschinaS Restauration, Musiksaal, die ganzjährige Generalversammlung mit folgender Tagesordnung stattfindet: 1. Verlesung des Protokolls der letzten Generalversammlung. 2. Bericht des Obmannes. 3. Bericht des Kassiers. 4. Bericht der Kontrolle und Bibliothekare. 6. Neuwahl der Ortsgruppenleitung und Kontrolle. 6. Vortrag. (Referent aus Wien.) Die Mitglieder werden ersucht, sich an der Generalversammlung mit' ihren Kollegen und Frauen recht zahlreich zu beteiligen. Weiters fordern wir die Mitglieder dringend auf, ihre Mitgliedsbücher oder Jnterimskarten sowie die Bibliotheksbücher behufs Abstempelung, respektive Revision bis längstens 5. Jänner abzugeben. _____________ Freie Eisenbahnerverfammlungen. Südbahnbedienstete und -Arbeiter aller Kategorie» von Graz, Achtung 1 Zahllose Beschwerden werden in neuester Zeit egen da» unerträgliche Vorgehen des Bahnarztes Herrn Doktor Lchlömicher gegenüber den erkrankten Bediensteten und Mitgliedern der Betriebskrankenkaffe der Südbahn laut. Nicht minder beschweren sich auch die Familienangehörigen erkrankter Bediensteter, die sich oft gezwunaenerweise zu ihm begeben müssen, über das ganz eigenartige Verhalten jdcS Herrn Dr. Schlö-micher. Eine solche BorgangSweise können die Mitglieder der Betriebskrankenkaffe der Südbahn, die auch für das Honorar ihrer Kassenärzte auszukommen haben, nicht billigen und sich noch weniger aus die Dauer ruhig bieten lassen. Es findet deshalb am Montag den 4. Jänner 1909, um 8 Uhr abends, in den Julien- täten in Graz, Eggenbergerallee, eine große Pro teste et ammlung der Sü d b ahnbedien steten in Graz tatt. Tagesordnung: 1. Stellungnahme gegen das unerträgliche Vorgehen des Herrn Dr. Schlo-micher als Bahnarzt gegen die erkrankten Kassenmitglieder. 3. Beschlußfassung hiezu. Referent ou8 Wien. Südbahner von GrazI Erscheint mit euren Frauen in Massen l Euer Losungswort mutz heißen: »Hinaus mit Dr. Schlömicher als Kassenarzt der Südbahn 1" Magen stärkend, Verdauung fördernd, Sodbrennen, Blähungen vertreibend, milde abführend wirken bei uns Felteis Rhabarber-Pillen m. d. M, BEhiaplUong. 6 Schachteln franko 4 K. Beziehet von E. V, Feilet in Btubica, Elsaplatz Nr. 191 (Kroatien). Karl. Seite 12 „Der Eisenbahner." Ult. 1 5000 Uhren Gratis Katalog fenfct jedermann ohne tcbt Bezahlung umsonst u. portofrei: für Jagd, Forst und Touristik sowie über sämtliche Modestoffe für Herren- und Knabonanzüge, Ueberzieher und Ulster von der billi«raten bis znr hochfeinsten Qualität von der als reell bekannten ersten und gröasten Loden-Exportfirma Besonders passend als Weihnächte- n. Neujahrsgesohenke! Vinzenz Oblack, k. u. k. 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Xägr V//J1PPW'' iy xi V SVronen] Kronen I Kronen Kronen Work -Pateiil s.—: Aeikemhr... s.-lu J.-Wecker ... s.—, Pendeluhr, . 6— ILeuchwlaU .. 3— SAIayttetS.. 8— -o J— E-Ienb. RoSk 7.— i» ' , - . IT rmschlaa.. S.— Lilder-DsPpSl« zTurmgloLcn . S.— | Mnftk 18.— m;t . 10.- niantel 8. i Kückenubr .. i 6 Walzen... iS. mit A.usik.. 12.— Original Omega, Scbafftiaueeit, Olashütta, Helios, Amalfa, L t. gecriiit, von K 13 —, f 'Wir Gold- und Silberwaran rl^inal-Ka^rikspreisrn. 3 Jahre Garantie. Umtausch oder Geld retour. IV., Mapgarethensfrasse 27 9, im eigenen Hause, -beeideter Schatzmeister und Eaciiverständiger. — Größte und älteste Firma. Gegründet ißi— 5000 Blldorkatalog umsonst und portofrei. Petrelemn-Helz- und Koohofen S ------- mit Zlerplatte ----- VWtitiÄ wenn er als Heizofen benützt / N u. mit Kochplatte für 3 Töpfe, V 1 ) wenn er als Kochofen beuützt J C. ' werden soll, liefere ich ein- schlicselieh Zier-u. 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