preis ganzjährig: Österreich 2'50 8, Deutschland 2 Mark. Italien 8 lüire, Ungarn 2‘50 pengö, Oschechoslowakei 12 cK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2*50 Franken, übriges Ausland 2 Soldmark. Unser fieiliger Vater plus XI. hat wie schon früher papst pius X. der "Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Aposto lischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberbirten von ßrixen, Grünn, 0raz, lüeitmeritz, lüinz, Olmütz, Marburg, "Orient, Driest und Wien und Druckerlaubnis des Seneralobern. Rest 1. (Jänner 1930. XXXIII. (Jahrgang. v tleujabr. -/ Ein Tag wie die anderen und doch ein anderer. Zahlreicher und schimmernder als .die Schneeflocken aus der Weite des Raumes zur Erde herabrieseln, wirbeln heute der Menschen Wünsche aus der Enge des Lebens empor. Frohes Glückserwarten, seliges Erhoffen all des Guten, das das neue Jahr bringen soll, läßt die Augen leuchten, die Wangen erglühen, die Herzen höher schlagen. Kinder und Greise, Arme und Reiche, Gesunde und Kranke präsentieren dem neuen Jahre ihre Wünsche. Bescheidene Wünsche, hochfahrende Wünsche. Alle nimmt das neue Jahr entgegen. Schweigend. Wohl wissend, daß es nicht lange genug ist, um auch nur die Hälfte der Wünsche zu erfüllen, die ihm dargereicht werden. Auch die Menschen wissen es. Die Erwachsenen wenigstens. Viele Blüten der Neujahrshoffnungen fallen ab. Viele entwickeln sich zu verkümmerter, wurmhältiger Frucht. Man kann keine Freude daran haben. Los der Vergänglichkeit? Nicht allein. Wertlosigkeit mancher Wünsche selbst. Besser also, daß sie nicht reifen. Damit der Mensch anspruchsloser werde gegen das Glück? Nein, anspruchsvoller. Denn er hat hier keine bleibende Stätte. Er ist nicht bloß Erdenstaub. In dem Käfig seines Leibes sitzt ein gefangenes Vögelein, des Augenblickes harrend, daß es sich aufschwingen darf in die uferlose Freiheit, in die zeitlose Ewigkeit, in eine Wonne ohne Grenzen. Ein Glücksverlangen, das an der Erde haften bleibt, ist des Menschen unwürdig. Ist des Menschen Untergang. Mögen alle Wünsche derer sich erfüllen, die am Neujahrsmorgen nicht sprechen können, nicht sprechen wollen: „Vater unser, der du bist in dem Himmel!" — Was nützt es dem Menschen, wenn er auch die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele? Mögen auch keine Wünsche derer in Erfüllung gehen, die das Rätsel des neuen Jahres bereits gelöst wissen im allweisen, allgütigen, allheiligen Willen des himmlischen Vaters! — Was schadet es dem Menschen, wenn er auch alles verliert, aber Gewinn erfährt an seiner Seele. Unsere Neujahrswünsche wollen hinaus- 1 zielen über die Geschöpfe, wollen hinausfliegen zum Schöpfer. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme zu uns. Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden. Heilige Neujahrswünsche! Reich an überzeitlichen Werten. An Ewigkeitsgehalt. Daß s i e vor allem Erfüllung finden! Das übrige wird dazugegeben. Was die leibliche Schwachheit nicht zu entbehren vermag, das tägliche Brot. Was die seelische Erkrankung heilt, die Vergebung der Schuld. Was das Glück begründet, der Friede des Herzens. Was das Glück krönt und besiegelt, die ewige Herrlichkeit. Aber all das zermürbende Erdenleid? Das selbstverschuldete? Und noch mehr, das schuldlos erfahrene! Das wie Alpdruck aus der Seele lastet. Das wie Feuer brennt. Das wie dichtes, dunkles Gewölk jeden Sonnenstrahl der Freude aufsaugt. Das wie Sturmwind durch das Innere braust. Das wie Gift betäubt und die Besinnung raubt. Ja, das unschuldig widerfahrene Leid! Nach Im alten Märchenlande Arabien sitzen die Beduinen um das glimmende Lagerfeuer und erzählen sich in den langen Wüstennächten Märchen aus „Tausend und eine Nacht". Sie erzählen sich von Aladin und der Wunderlampe, von der Prinzessin Fatime, von El-Mamun und den fremden Gelehrten und mit Vorliebe von den Wunderschätzen Ali Babas. Ali Baba, so geht die Sage, lebte als armer, aber rechtschaffener Mann in einer Stadt des Morgenlandes. Tag um Tag mühte er sich im Schweiße seines Angesichtes um sein Brot. Da kam ein Tag, der ihn aus tiefster Armut zum höchsten Reichtum emportrug. Eine Fee wies ihm den Weg zum Zauberberg. Gold und Silber und Edelgestein lagen dort zu Haus menschlichem Urteil. Wer jedoch kennt die geheimen Ratschlüsse dessen, vor dem die Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, wie ein Stäubchen an der Waage, wie Töpfergeschirr in der Hand seines Bildners? Ist dieser aber nur der Ur- und Allgewaltige? Ist er nicht eben so sehr urewige Gerechtigkeit, urewige Liebe? Kann und wird er nicht Ausgleiche schaffen, so haarfein und weltumspannend, daß die gesamte Schöpfung in staunendes Entzücken gerät? Einmal wenigstens. Denen, die ihn lieben, werden letztlich alle Dinge zum Heile aus-schlagen. So sei denn i h m das neue Jahr geweiht, mag es schenken, mag es nehmen. Ihm, dem großen Gott, dem guten Gott seien Erfolg und Erfüllung unserer armen Neujahrswüusche, unserer kleinen Neujahrsbitten anheimgestellt. Kindlich vertrauend. Ein gottgeweihtes, gottgesegnetes Jahr — allen lieben „Stern"lesern sei es beschieden! Der Schriftleiter. aufgetürmt rings an den Wänden im Innern des Berges. Niemand konnte zu den Schätzen gelangen, außer er wußte und sprach das Zauberwort, vor dem sich die steinernen Tore erschlossen: Sesam — tu dich auf! Auch dieses hatte ihm die Fee anvertraut. Nun war Ali Baba der reichste Mann. Sooft sein Herz verlangte, trat er an den Berg und sprach das geheimnisvolle Wort. Der Berg öffnete sich, er trat ein, die Felsenpforten schlossen sich hinter ihm und unermeßliche Schätze waren sein eigen. Außer ihm hatte niemand Zutritt. Die Leute wunderten sich über Ali Baba, der über Nacht so fabelhaft reich geworden. Auch sie waren schon oft am Berge vorübergegangen, ahnten aber nichts von den Schätzen, die r, —...- ' ' " = Dn der Schatzkammer des göttlichen Gerzens. ^ .. ■■■ —- ' . -■■■■ —.... ...........-4 seine Tiefen bargen, noch viel weniger wußten sie das Zauberwort, das ihn öffnete und schloß. Ali Baba und seine Wunderschätze sind leider nur ein schönes Märchen. Einen Wnnderberg aber und eine unerschöpfliche Schatzkammer kennt unser heiliger Glaube — den Weg dazu will ich euch mit Freuden zeigen — und diese Schatzkammer ist das Heiligste Herz Jesu. Nicht alle treten in sie ein. Weitaus die meisten Menschen gehen ein ganzes Leben lang ahnungslos an ihr vorbei. Wer aber das Zauberwort weiß und spricht, dem öffnet sich das unergründlich reiche Gottesherz mit seinen Schätzen. Hörst du die Worte, die der Heiland selber spricht: „Siehe das Herz, das die Menschen so sehr geliebt und sich in Liebe ganz erschöpft hat"? Kennst du, lieber Leser, die Schätze von Liebe und Erbarmnng, die in den zwölf kostbaren Verheißungen des Herzens Jesu an die heilige Margareta niedergelegt sind? Sie allein schon sind eine Schatzkammer von unschätzbar hohem Werte. Ein volles Jahr werden wir damit zubringen, Perle für Perle, Edelstein für Edelstein durch unsere Hände gleiten zn lassen, mit Herz und Augen zu bewundern und sie zu unserm geistigen Eigentum gu machen. Einer der kostbarsten Edelsteine in der Schatzkammer des Gotteshauses ist die er sie Verheißung: Ich werde den Verehrern meines Herzens alle Gnaden schenken, deren sie in ihrem Stande bedürfen. Es gibt zahllose Menschen auf Erden, mit Geschick, Talent und Erfolg reich bedacht, die in ihrem Stande Großes leisten. Und doch, wenn aud) alle ihnen zujauchzen und sie zu ihren Erfolgen beglückwünschen, sie selber fühlen sich in ihrem Glück nicht glücklich. Es fehlt ihnen etwas und das ist schließlich die Hauptsache in jedem Menschenleben, nämlich der Seelenfriede, das innere Glück, die Zufriedenheit in ihrem Stande. Diese seelische Zufriedenheit ist eine kostbare Gottesgabe. Sie ist nicht eine Gnade gewöhnlicher Art, sondern ein Schatz, der eine ganze Fülle von Berufsgnaden, Berufsfreude, Berufshilfe in sich schließt. Und eben diese kostbare Gnade, die einen Menschen in seinem Stande zufrieden und glücklich macht, ist in der Schatz- ^ mEvvMgKeih j| Einkehr. Jammer des göttlichen Herzens reichlich aufgestapelt. Deshalb machen wir auch die Beobachtung, daß große Herz-Jesu-Verehrer Menschen voll inneren Glückes und Sonnenscheins und Standesfrende sind. Solche Leute haben sich recht augenfällig von andern großen und kleinen, berühmten und nnberühmten Menschen ab, die ahnungslos oder mit blinden Augen an der Schatzkammer des Herzens Jesu vorübergehen. Goethe lachte das Glück schon in die Wiege hinein. Schön hat er es gehabt sein Leben l* lang. Er war ein gefeierter Dichter und ein geachteter Staatsmann. Spielend, gleichsam in ewigem Feiertag schien er auf rosenbestreuten Wegen durchs Leben zu gehen. Und doch gestand er am Ende seines langen, ruhmreichen Lebens einem seiner vertrautesten Freunde, Eckermann: In meinem Leben bin ich nicht eine volle Stunde wirklich glücklich gewesen. Ist das die traurige Schlußrechnung des reichbegabten Menschenlebens? Ja, das ist der Mensch in seinem Stande ohne den Schatz der Standesgnade aus Jesu Schatzkammer. Wahres Standesglück und Zufriedenheit findet man im Herzen, des Gottessohnes. Dagegen kann ein Mensch, und mag er vor der Welt noch so unansehnlich sein, doch mit hohem Glück durch die grauen Tage seiner gewöhnlichen Standesbeschüftigung gehen. Da starb vor einigen Jahren ein junger Priester des Deutschen Kollegs in Rom, Johann Coassini. Sein ganzes Leben war ein emsiger großer Hymnus zu Ehren des Herzens Jesu. Keine Gelegenheit ließ er vorübergehen, ohne ihm eine Freude zu machen: jeden ersten Freitag feierte er mit besonderen Andachtsübungen, jede Woche hielt er seine Sühnekommunion, die Liebes- dienste zu Ehren des göttlichen Herzens übte er Tag für Tag mit Eifer und eine seiner größten Freuden war es, die Herz-Jesu-Feiern, die von Zeit zu Zeit im Kolleg gegeben wurden, mit seinem meisterhaften Violinspiel zu verschönern. Und dafür erhielt er aus der Gnadenkammer des Gottesherzens ein vollgerütteltes Maß von Berufseifer, Berufssegen und -glück, so daß er versprach: Das Lob des Herzens Jesu will ich verkünden durch alle meine Priesterjahre. Es genügt noch lange nicht, daß jemand Tag um Tag auf seinem Posten steht, einen hohen Gehalt einstreicht und vielleicht mit Ehren überhäuf: wird. Was es braucht, um glücklich zu sein, das ist, daß einer sein Herzensglück in seinem Berufe findet. Mag ich hasten und rennen ur d schasien und jagen und mich abquälen in meinem Berufe mit meiner Hände oder meines Geistes Arbeit soviel ich will, mein Herz ist unruhig, bis es ruht im Herzen Jesu. Darum, wenn du in deinem Berufe wahrhaft glücklich sein willst, merk dir den Weg zur göttlichen Schatzkammer und vor allem vergiß das Zauberwort nicht: Herz Jesu, ich liebe dich! 0efid)te und 'Cräume. Wir preisen am Feste der Heiligen Drei Könige die Weisheit und Güte Gottes, die durch einen wunderbaren Stern diese Männer aus fernen Landen nach Bethlehem zum Gotteskind führte und so den wahren Glauben finden ließ. Es ist staunenswert, welch merkwürdige Vorfälle sich auch heute noch hie und da in der Mission ereignen, aus denen die Absicht Gottes spricht, einzelne Heiden auf ungewöhnliche Weise zum Glauben an Jesus Christus und zum Eintritt in die katholische Kirche zu bewegen. Einige Berichte über derartige Geschehnisse seien hier wiedergegeben. 1. Der 1926 zu Rom verstorbene Kardinal Cagliero, der Begründer der südamerikanischen Salesianermission, und andere Salestanermissionäre, die in Südamerika wirkten, erzählen in ihren Berichten, daß kranke Indianer öfters weither aus der Wüste und vom Fuße der Kordilleren zur Missionsstation gekommen seien und um Aufnahme ins Missionsspital ersucht hätten. Wenn man sie fragte, wer sie hergeschickt habe, gaben sie die Antwort: „Der Misst o n ä r". Machte man sie dann darauf aufmerksam, daß in der ganzen Gegend kein Missionär unterwegs sei, so erwiderten sie: „Wir trafen tatsächlich einen Missionär, der uns sehr freundlich angeredet und zu uns gesagt hat: ,Geht in das Missionsspital!' Er zeigte uns auch den Weg. Wenn wir dann auf der Reise an schwierigen Stellen tholik mit der Meldung kam, eine kranke heidnische Frau verlange nach der Taufe; denn ein Mann in weißem Kleide sei vor ihrer Hütte erschienen, und neben ihm seien zwei Kinder gestanden, wovon das eine sehr schön, das andere sehr häßlich war. Das schöne Kind sprach zu der Frau: „Dieser Mann ist ein Gesandter Gottes; laß dich von ihm taufen!" Das häßliche Kind aber sagte: „Nein, gehe nicht zu diesem Mann; Freudige Begrüßung. uns nicht zurechtfanden, stand jedesmal dieser Missionär mit gütigem Lächeln vor uns und wies uns den richtigen Pfad." Sahen min diese Kinder der Wildnis im Missionshaus das Bild des am 2. Juni 1929 seliggesprochenen Don Boško, des Stifters der Salesianergenossenschaft, riefen sie voller Verwunderung: „Das ist ja der Missionär, der uns hieher geschickt hat." Darum nannten sie ihn den „Großen Vater". 2. Ein Missionär des Basnto-Landes in Südafrika, Pater Humprecht, war eines Tages gerade im Beichtstuhl tätig, als ein Ka- laß dich nicht taufen!" Jedoch das schöne Kind wiederholte seine Rede und ließ den weißen Mann nähertreten. Da floh das häßliche Kind. Aus dieser Erscheinung erkannte die Frau, daß sie die Taufe empfangen müsse. Da aber Pater Humprecht den Beichtstuhl nicht verlassen konnte, sandte er seinen Katechisten zu der Kranken mit dem Aufträge, sie zu unterrichten und zu taufen. Einige Tage später besuchte der Missionär die kranke Frau. Als diese seiner ansichtig wurde, rief sie: „O, das ist ja der weißgekleidete Mann, den ich gesehen habe. Er stand hier bei mir." Und sie erzählte betn Pater den ganzen Hergang ihrer Bekehrung. 3. Derselbe Pater berichtet ein ähnliches Ereignis, das sich im März 1925 zutrug. Ein siebenjähriges heidnisches Mädchen, das bei ihrer Großmutter wohnte, litt oft an schweren Krämpfanfällen, wobei sie das Bewußtsein verlor. Nach einem solchen Anfall bat sie einmal dringend die Großmutter, daß der katholische Katechist gerufen werde. Als dieser, Eli mit Namen, ins Haus kam, verlangte das Mädchen die Taufe und erzählte ihm: „Als ich wie tot da lag, befand ich mich in einem herrlichen Lande und sah dort viele weißgekleidete Männer. In ihrer Mitte stand einer, der sehr glänzte und ein großes Buch in seiner Hand hielt, woraus er vorlas. Ich verstand vieles und erkannte, daß die katholische Religion die wahre ist. Von den Männern aber kam einer zu mir und sagte: ,Kind, deine Zeit ist noch nicht gekommen; kehre zur Erde zurück und sage deinen Landsleuten, sie sollen sich bessern; denn das Basuto-Land ist schlecht. Große Trübsal wird über die Basuto kommen, wenn sie sich nicht bekehren. Besonders Mord, Unzucht und Diebstahl müssen sie meiden, sonst können sie nicht in das schöne Land kommen." Vielen erzählte das Mädchen die Erscheinung. 4. Noch wunderbarer ist folgender Fall aus dem Basuto-Lande. Ein dortiger Missionär, Pater Martin Hentrich, berichtet: Ein verstockter Heide hatte seine Freude daran, sich über die katholische Religion lustig zu machen und sie nach Kräften zu lästern. Eines Tages, im Juli 1923, sandte er einen Boten zu Eli, dem Lehrer der katholischen Religion bei St. Maria, ließ ihm sagen, daß er krank sei, und bat um seinen Besuch. Der Katechist war über diesen Wunsch des hartgesottenen Sünders ganz erstaunt; er machte sich dann auf den Weg und kam bald am Ziele an. Als er den Kranken nach seinem Begehr fragte, sprach dieser: „Vor einigen Tagen kam am hellen Mittag eine wunderschöne weiße Frau zu mir herein, stellte sich vor mich hin und schaute mich mitleidig an. Plötzlich war sie verschwunden. Am nächsten Tage um dieselbe Stunde sah ich die weiße Frau wieder vor mir stehen, und hinter ihr erschien eine Basuto-Frau. Als ich diese anschaute, gewahrte ich, daß es meine Mutter war, die schon lange tot ist. Die weiße Frau sprach nichts zu mir, wohl aber trat meine Mutter an mein Bett und sagte: ,Das ist Maria, die Mutter Gottes! Sie will, daß du dich zum katholischen Glauben bekehrst; denn dieser ist der wahre Glaube.' In diesem Augenblicke waren beide Frauen verschwunden." Der alte Lästerer bat nun um den Unterricht in der christkatholischen Religion. Er wurde wieder gesund und ging dann fleißig in den Katechismusunterricht. 5. Im Jahre 1912 bekehrte sich der König des Basuto-Landes, namens Griffith, zum katholischen Glauben. Er ist seit dem Tage seiner Aufnahme in die Kirche nicht bloß selbst ein Musterkatholik, sondern auch die Hauptstütze der Missionäre, da er auf alle Weise bestrebt ist, seine heidnischen Untertanen für den wahren Glauben zu gewinnen. Interessant sind die Umstände seiner Bekehrung. Griffith war nämlich bis zum Jahr 1910 der Vielweiberei und Trunksucht ergeben und führte ein tolles, heidnisches Leben, obwohl er sich bereits protestantisch hatte taufen lassen. Da kam eines Tages — es war im Jahre 1910 — ein Reiter ins Missionshaus St. Gabriel zu den katholischen Missionären gesprengt und sprach: „Der große Häuptling Griffith wünscht, daß sogleich ein katholischer Missionär zu ihm komme; er hat ihm etwas sehr Wichtiges zu sagen." Alsbald machte sich ein Pater auf den Weg und kam nachmittags um 2 Uhr am Bestimmungsorte an. Man führte ihn zum Oberhäuptling, wo dessen Familie, die Unterhäuptlinge und alle Räte versammelt waren. Nun erzählte Griffith: „In der verflossenen Nacht sah ich im halbwachen Zustand alle die verstorbenen großen Basuto-Häuptlinge. Mein Großvater, der vor seinem Sterben die Taufe empfangen hatte, schaute mich liebevoll an und zeigte mir zwei Wege. Der eine Weg ging er auf diese Forderungen ein. Nach zwei Jahren (1912) wurde er, da er die gestellten Bedingungen tatsächlich gewissenhaft erfüllt hatte, in die katholische Kirche aufgenommen. 6. Ein anderer Fall aus China, wo ein Traum Führer zu Christus wurde. Die Oberin Vinzentia Belochino im Spital der Kanossianerinnen zu Hankow in China er- Zulufrauen Bei der Feldarbeit. war rauh und schmal, der andere breit und schön. Er wies auf den schmalen Pfad hin : und sprach: „Mein Sohn, diesen Weg mußt du gehen und den findest du nur in der katholischen Kirche." Nach diesen Worten ergriff der Oberhäuptling die Hand des Missionärs und sprach: „Du mußt mich unterrichten; ich bin dein Kind." Der Missionär verlangte nun vor allem, daß Griffith nur seine rechtmäßige Gemahlin behalte und alle anderen Weiber entlasse, daß er sich ferner aller geistigen Getränke enthalte und eine zweijährige Probezeit bestehe. Bereitwillig zählt im Jahresberichte 1921/22: Ein junger Mann, ein Bahnarbeiter, war schwer verunglückt und kam mit Wunden bedeckt ins Spital nach Hankow. Dort wurde er in der christlichen Religion unterrichtet. Er ließ sich taufen und starb als Katholik. Da niemand seine Adresse wußte, konnte man seine Angehörigen von seinem Tode nicht verständigen. Eines Tages kam unverhofft seine Mutter ins Spital und erzählte folgendes: „Eines Nachts sah ich im Traume meinen Sohn; er war schön und heiter und teilte mir mit, daß er im Spital zu Hankow gestorben und zuvor katholisch geworden fei. Dann forderte er mich auf, fein Grab zu besuchen und ebenfalls katholisch zu werden. Aus diesem Grunde bin ich gekommen." Die Mutter, die einen Monat gereist und ganz müde und erschöpft angekommen war, besuchte nun das Grab ihres Sohnes, ließ sich dann im Katechismus unterrichten und bereitete sich auf den Empfang der Taufe vor. Solche Vorkommnisse zeigen, daß die Liebe Gottes sich der armen Heiden nicht selten auch auf außergewöhnliche Weise erbarmt. Hat doch der Weltheiland auch ihnen die Erlösungsgnade verdient. 000 Umschau. O 0 O I. Vatikan und Weltkirche. Das Jubiläumsjahr 1929 hat durch die Lösung der römischen Frage eine ungeahnte Höhe erhalten. Durch die Lateranverträge vom 11. Februar gewann nicht bloß der Papst seine Freiheit wieder, sondern auch die katholische Kirche in Italien eine neue, feste Rechtsgrundlage. Die rein politische Bedeutungslosigkeit des Vatikanstaates erhellt schon aus der geringen Zahl seiner Bürger: insgesamt 516 Personen, darunter die 25 in Rom residierenden Kardinäle. Aus allen Teilen der Welt trafen im Laufe des Jubeljahres Pilgerzüge in Rom ein, ein deutlicher Beweis dafür, daß die Katholiken aller Länder tiefste Verehrung und kindliche Liebe gegen die erhabene Person Pius' XL beseelt. Die Einführung des Königsfestes Christi, die Erhöhung des Herz-Jesu-Festes, die vielen Heilig- und Seligsprechungen, die werktätige Sorge um die Zurückführung der getrennten morgenländischen Christenheit, um die Ausbreitung der Kirche in den Missionsländern, um die Hebung des Gottesdienstes, um die Heiligung der Seelen, um den Frieden Europas und der Welt, die starke Förderung der kirchlichen Wissenschaft, das unerschrockene, wahrhaft apostolische Auftreten gegen die Kirchenverfolger in Mexiko, gegen die Führer der französischen Aktion und gegen die Verfechter der Staatsallmacht in Italien selbst zeigen den elften Pius als echt priesterlichen, aber auch sehr weitblickenden Papst. In den neun Jahren seiner Regierung hat er rund 120 neue Kirchensprengel — Erzbistümer, Bistümer und Präfekturen — errichtet. Mit erstaunlicher Tatkraft und Zielsicherheit wurden von ihm die kirchlichen und kirchlich -politischen Verhältnisse in zehn Ländern neu geregelt, teils durch Abschluß von Konkordaten, teils durch rechtskräftige Vereinbarungen über einzelne kirchenpolitische Angelegenheiten. Zeitlich geordnet sind es die Konkordate und Verträge mit Lettland, Polen, Bayern, Litauen, Orient-Frankreich, Tschechoslowakei, Portugal-Ostindien, Italien, Rumänien, Preußen. Wenn der Heilige Vater am 21. Dezember sein goldenes Priesterjubiläum feiert, so weiß er, daß Hunderte von Millionen aus innerster Überzeu-gung ihm begeisterungsvoll huldigen, daß die Freude seines Herzens in Millionen von Herzen weiterklingt, daß alle treuen Kinder der Kirche in den Ruf einstimmen: Es lebe Pius XI., der Papst-König! Deutschland. Das wichtigste Ereignis kirchenpolitischer Art im Jahre 1929 ist das Konkordat mit Preußen, das der katholischen Kirche wie auch den einzelnen Katholiken den gesetzlichen Schutz gewährleistet und die Besetzung der Kirchenämter neu ordnet. Die Zahl der Kirchensprengel wurde um drei vermehrt: die Bistümer Berlin, Aachen und die Prälatur Schneidemühl. Alle preußischen Diözesen sind in drei Kirchenprovinzen zusammengefaßt: Köln, Paderborn und Breslau. Zum Kölner Erzbistum gehören die fünf Bistümer: Trier, Aachen, Limburg, Münster, Osnabrück; zum neugeschaffenen Erzbistum Paderborn zählen die beiden Diasporadiözesen Fulda und Hildesheim; dem Erzbistum Breslau wurden die Bistümer Berlin und Aachen und die Prälatur Schneidemühl unterstellt. Die Katholikenzahl verteilt sich auf die einzelnen Sprengel folgendermaßen: Köln 2^2 Millionen Katholiken, Breslau 2 Millionen, Münster 1.700.000, Paderborn 1,600.000, Trier 1.400.000, Aachen 1 Million, Berlin und ebenso Limburg je % Million, Osnabrück 420.000, Fulda und Ermland je 330.000, Hildesheim 200.000, Schneidemühl 150.000. Das Zustandekommen dieses Konkordates, trotz jahrelanger heftigster Gegenwehr der Katholikenfeinde, hat wieder einmal klar bewiesen, daß die Katholiken sehr viel erreichen können, wenn sie auf politischem Gebiet die Eintracht wahren. * Österreich. Trotz der verstärkten Abfallshetze der sozialistischen Freidenker ist die Rückkehrbewegung in die katholische Kirche im Ansteigen begriffen. Von den 28.252 Katholiken, die im Jahre 1927 aus der Kirche austraten, kehrten nur 552 wieder zurück. Dagegen betrug 1928 die Zahl der Rückkehrenden gegenüber den Austretenden schon 15 von Hundert; im ersten Vierteljahr 1929 fast 19 von Hundert, im zweiten Vierteljahr 22 von Hundert. In manchen Arbeiterbezirken Wiens und im Industriegebiet Ober- steiermarks machen die Rücktrittsziffern so-gar die Hälfte der Austrittsziffern aus. England. Auch in letzter Zeit melden die Blätter Übertritte bedeutender Persönlichkeiten aus dem englischen Protestantismus in die katholische Mutterkirche. Der „Universe" berichtet den Übertritt der angesehenen englischen Schriftstellerin Sheila Kaye Smith. Der „Daily Expreß" schreibt dazu, die sich mehrenden Konversionen unter den Schriftstellern seien eine der merkwürdigsten Erscheinungen des heutigen religiösen Le- „Gesellschaft von der göttlichen Barmherzigkeit", an, wirkte als gesuchter Missionsprediger besonders in den Industriestädten und als sehr beachteter Kongreßredner. Im Jahre 1925 besuchte er das Grab der kleinen hl. Theresia in Lisieux. Bei dieser Gelegenheit empfand er zum erstenmal die katholische Kirche als eine lebensvolle Wirklichkeit. Von da an erkannte er immer klarer, daß Rom der Hort der Wahrheit ist, und daß er folglich dem Ausspruche der katholischen Kirche, die einzig wahre zu sein, nicht bens in England. Nach seiner Liste wurden katholisch die Schriftsteller: Baring, Chesterton, Neyes, Knox, der später in den Dominikanerorden eintrat, Mackenzin, Lewis, Morton. Aufsehen erregte dieser Tage der übertritt des Mitgliedes einer englisch-protestantischen Franziskanerordensgemeinde mit Namen Vernon Cecil Johnson. Er hat 1910 die protestantischen Weihen empfangen und dann als Pfarrer zu Brighton gewirkt, das kurz zuvor durch den gemeinsamen Übertritt von vier anglikanischen Geistlichen zur katholischen Kirche von sich reden gemacht hatte. Vor fünf Jahren schloß er sich der franziskanischen Ordensgemeinschaft, der länger mehr widerstehen dürfe. Allerdings vergingen noch Jahre, bis er das anerzogene Mißtrauen gegen das Papsttum überwunden hatte. Am Vorabend von Peter und Paul wurde durch den Abt von St. Moritz in der Schweiz der frühere anglikanische Geistliche Dr. Bell in die Kirche aufgenommen. Seine Frau war schon am Vorabend vom Fronleichnamsfeste zu Worcester in die katholische Kirche eingetreten. Der älteste Sohn dieses Ehepaares, Direktor einer Schule in Ald-wich, hatte sich bereits in der Karwoche der katholischen Kirche angeschlossen und ist nun im Kloster St. Moritz als Novize eingeklei- bet worden. Der zweite Sohn bekehrte sich gleichfalls nnd schloß sich den Benediktinern zu Ampleforth an. Der dritte Sohn wirkte als protestantischer Missionär in Indien, fand dort ebenfalls den Weg zur katholischen Kirche und bereitet sich jetzt im Salesianum zu Freiburg auf den Priesterberuf vor. So ist im Laufe des Jahres diese ganze protestantische Pfarrerfamilie katholisch geworden. Im Kloster St. Moritz befinden sich noch zwei andere englische Konvertiten. Auch der protestantische Pfarrer von Exeter, H. Nosworthy, ist, nach Niederlegung seines Amtes, mit einem Dutzend seiner Pfarrkinder zur katholischen Kirche übergetreten. In Irland erhielt der greise Politiker O’ Mahoney, das Oberhaupt einer irischen Adelsfamilie, die Aufnahme in die katholische Kirche. Schweden. Das Heimatland der hl. Brigitta war von König Gustav Wasa (1523 bis 1560) teils durch blutige Gewalt, teils durch schändlichen Betrug von der katholischen Kirche losgerissen worden. Auf dem Übertritt zur katholischen Kirche stand die Todesstrafe. Auch heute zählt das Land unter sechs Millionen Einwohnern nur 6000 Katholiken. Die Bekehrungen sind dort geringer als anderswo. Von der protestantischen Geistlichkeit war bis jetzt, soweit öffentlich bekannt, nur einer zur Kirche zurückgekehrt. Kürzlich folgte nun als zweiter der 66jährige Pfarrer Gustav Beskow, dessen Familie in der Hauptstadt Stockholm allgemein bekannt ist, da sie der evangelischen Kirche eine lange Reihe von Geistlichen geschenkt hat. Beskow ist ein hochangesehener Schriftsteller. Seine letzten Bücher „Die Wege Gottes im Antlitz Gottes" zeigten schon starke Annäherung an den Katholizismus. Wie ungerecht die Katholiken noch immer in Schweden behandelt werden, ergibt sich daraus, daß die katholischen Ehen in der protestantischen Kirche verkündet werden müssen, daß die protestantischen Pfarrer die Ledigscheine ausstellen, daß Katholiken keine öffentlichen Ämter bekleiden dürfen und Klöster verboten sind. Da aber der jetzige König weniger katholikenfeindlich gesinnt erscheint und der Kronprinz eine katholische belgische Prinzessin geheiratet hat, so darf man hoffen, daß die schmählichen Gesetze gegen die Katholiken einmal beseitigt werden. Wovon die Weltpresse schweigt. In Portugal ist während des Krieges infolge unleugbarer Erscheinungen der Mutter Gottes ein neuer Wallfahrtsort, Fatima, entstanden. Zur letzten Nationalwallfahrt strömten dort 300.000 Gläubige zusammen. Jede Kleinigkeit wird von der Weltpresse verzeichnet. Uber solche Ereignisse fällt kein Wort. In Liverpool feierten 400.000 englische Katholiken den 100. Jahrestag ihrer Befreiung aus der protestantischen Knechtschaft. Die freisinnige Weltpresse schweigt sich darüber aus. In Rom trafen im Laufe des Jubiläumsjahres Pilgerzüge aus allen Erdteilen ein; darunter solche mit vielen Tausenden von Pilgern. Die farblose Presse spricht nicht davon. In Turin nahmen an der großen Don-Bosco-Prozession 80.000 Menschen mit sechs Kardinälen und 60 Bischöfen teil. Die Presse schwieg, wie sie geschwiegen hat über die jahrelange blutige Katholikenverfolgung in Mexiko. Ihre Leser sollen eben kühl bleiben gegen Papst und Kirche. Und doch lesen und bezahlen Millionen von Katholiken die glaubensfeindlichen Zeitungen. In der Erzdiözese München hat beispielsweise die katholische Presse kaum 200.000 Abonnenten, die kirchenfeindliche aber eineinhalb Millionen Bezieher. Selbst in guten Familien liegt die feindliche oder farblose Zeitung dauernd auf dem Tisch. Gottes- und Kirchenverrat! 12 Stern der Neger Heft 1 Der RäuptImgsfof)n von Randan Der Roman eines Schwarzen von P. Johannes Emonts, S. C. J. (Fortsetzung.) 21. Kapitel. Des Zauberers Rache. Dem ereignisreichen Tage folgte eine ereignisschwere Nacht. Schlaflos lag der Missionär auf seinem Lager. Noch einmal gingen all die Erlebnisse des Tages an seinem bett, warf sich den Überwurf um die Schultern und schob leise die kleine Schiebetür zurück, die zum Dorfplatz hin aufging. Das Flüstern hinter der Hütte erschien ihm verdächtig. Dort gab's keinen Pfad, sondern nur ein Bananengebüsch, in dem aber um diese Jahreszeit keine Früchte zu stehlen Der Apostolische Visitator (X) in Maria-Trost. geistigen Auge vorbei; wieder und wieder traten ihm alle Einzelheiten lebhaft und greifbar nahe vor die Seele: Das „Geisterreich" in seiner unberührten Pracht und Schönheit, der schwarze Einsiedler, seine Geschichte, der Eindruck all dieses in Biamba. ■— Wahrlich, wie sollte er da nicht frohbewegt und dankerfüllt sein gegen Gottes Vorsehung, die ihn und alle Beteiligten so gnädig führte. Möglich fuhr er auf und lauschte gespannt: „Schleicht da nicht jemand um die Hütte . . .? Auch höre ich leises Flüstern. Will doch wissen, wer zu dieser Zeit noch an meiner Hütte zu tun hat." Leise erhob sich der Pater vom Feld- waren. Das Flüstern mußte also einen andern Grund haben. Zudem lag Biamba weit ab von den großen Verkehrsstraßen, so daß doppelte Vorsicht am Platze war. Der Pater nahm daher sein Gewehr zur Hand und trat vorsichtig hinaus. Angespannt lauschte er in die Nacht hinaus — nichts regte sich. Aus der Nachbarhütte drang lautes Schnarchen seiner Träger — im übrigen tiefe Stille. P. Klinkenberg ging um die Hütte herum und spähte angestrengt nach allen Seiten — ergebnislos. „Ich werde mich getäuscht haben; wahrscheinlich träumte ich schon. — Weshalb trage ich überhaupt das Gewehr? Einem erklärten Freunde des Häuptlings droht in Biainba kein schiefes Wort, viel weniger eine Gefahr." Verstimmt war der Missionär in seine Hütte zurückgetreten, hatte das Gewehr an die Wand gestellt und sich wieder aufs Lager geworfen. Abermals versuchte er einzuschlafen, doch wiederum gingen seine Gedanken zu Dschembana ins „Geisterreich". Der Schlaf floh ihn. Da — abermals jenes schleichende Geräusch hinter der Hütte, abermals ein Flüstern und jetzt . . . „Ja, zum Kuckuck, da bläst doch jemand, als wenn er eine glimmende Holzkohle zur Flamme anfacht . . .!" Der Pater war wieder vom bett lag. Die besonders charakteristischen Gesichtszüge zweier Biambaleute standen plötzlich vor seinem geistigen Auge. Sie waren ihm am Abend aufgefallen, als er auf den Häuptling einredete, ihn morgen ins „Geisterreich" zu begleiten. Es mußten Zauberer sein, denn ihr Haarbusch war wild, ihr Schmuck reich an Amuletten. Mit eigenartigen, unfreundlichen Seitenblicken auf ihn — deutlich erinnerte er sich dessen — hatten sie leise Bemerkungen ausgetauscht. Es war klar: mit diesen Kerlen stimmte es nicht. Morgen würde er sie scharf im Auge behalten. Mit diesen Gedanken schlief P. Klinkenberg Lager aufgesprungen und in die Nacht hinausgetreten. Leider hatte ihn diesmal die Schiebetür durch Knarren verraten, so daß er wiederum trotz alles Suchens und Späheus nichts Verdächtiges entdeckte. Kein Rascheln, kein Schleichen, kein Flüstern, kein Blasen — nichts war zu sehen oder zu hören. Fern nur bellte ein Hundsasse und das Schnarchkonzert der Träger schien mit verdoppelter Stärke fortgesetzt zu werden. In großem Bogen suchte der Missionär die Umgebung der Hütte ab — umsonst. Und doch war er diesmal seiner Sache sicher. Diesmal hatte er sich nicht getäuscht. Das Ungewisse, Zweifelhafte, Geheimnisvolle der Lage hatte ihn trotz seines Mutes in eine gewisse Aufregung versetzt, die ihn auch nicht verließ, als er wieder auf seinem Feld- endlich ein. Doch die Ruhe war nur von kurzer Dauer. Gar bald weckte ihn stürmisches Klopfen an seiner Tür: „Mein Vater," rief Katur aufgeregt, „wenige Schritte von hier brennt eine Hütte. Steh auf und schaue." Wahrhaftig! Flackerndes Feuer! Brandgeruch! Dazu ein Knistern und Knattern! Jetzt auch Rufe und Schreie aufgeschreckter, geängstigter Menschen! Mit einem Satz sprang der Pater auf, kleidete sich notdürftig an und stand gleich darauf draußen vor der Hütte neben Katur und den Trägern. Lichterloh schlugen die Flammen gegen Himmel, taghell die Nacht erleuchtend. Plötzlich fällt dem Pater ein, daß er vorhin, als er zum zweitenmal vor die Hütte getreten war, neben Schleichen und Flüstern auch ein blasendes Ge- räusch vernommen hatte. Hatte er nicht gleich daran gedacht, daß auf diese Weise glimmende Holzkohlen zum flackernden Brande angefacht werden! — „Das Feuer ist böswillig angelegt", sagte er zu Katur. Erschreckt und ungläubig schaut dieser ihn an. Ein derartiger Frevel ist ihm unfaßbar: „Böswillig angelegt . . .? Wer sollte denn derartiges tun? Laß mich und die Träger zur Feuerstätte gehen und zuhören, was die Leute sagen." — „Ja, gehe hin, aber die Träger bleiben hier! Höre genau zu und berichte mir, was die Leute erzählen! Die Träger aber bewachen unsere Hütte! Es scheint, daß uns irgendeine Gefahr droht." Katur eilte schnell zur Brandstätte. Die Träger aber blieben zurück und bewachten die Hütte, obgleich auch sie an keine Gefahr glaubten. Herbeieilende Männer geboten inzwischen dem Weitergreisen des Feuers Einhalt. Doch — da erscheint ein zweiter Feuerschein an einer andern Stelle des Dorfes, und auch von dorther ertönt lautes Rufen und wildes verzweifeltes Geschrei. Der Häuptling erscheint auf dem Platze und erkundigt sich beim Missionär nach dem Geschehenen. „Es brennt, und zwar an zwei Stellen. Häuptling, mir scheint, es liegt Brandstiftung vor. Man hat zuerst hier bei mir beginnen wollen, aber ich habe die Mordbrenner Vertrieben, da ich es noch zeitig merkte. Zweimal bin ich aufgestanden." — „Brandstiftung? Du wirst dich getäuscht haben, Weißer? Aus welchem Grunde soll man denn deine und der Bi-ambaleute Hütten anzünden wollen? Nein, du hast dich sicher getäuscht." — „Du magst es glauben oder nicht, Häuptling. Ich rate dir, die Elfenbeintrompter blasen zu lassen und die Leute des Dorfes zur Bewachung der Hütten aufzufordern. Deinem Dorf droht höchste Gefahr." Kaum hatte der Missionär das gesagt, als an einer dritten Stelle des Dorfes ein Gehöft in hellen Flammen stand. Budangi wurde aufgeregt und rief seinen Dienern laute Befehle zu. Doch bevor noch die Ausrufer mit den Elfenbeintrompeten ihren ohrenbetäubenden Lärm veranstalteten und ihre lauten Rufe in die Nacht hinausschrien, brannte es an einer vierten und bald darauf an einer fünften Stelle. Die Aufregung war unbeschreiblich. Man rannte hin und her, schrie aus Leibes- kräften, erzählte sich gegenseitig, bei wem es brenne, und fragte nach der Ursache des so plötzlichen und an so vielen Stellen zugleich einsetzenden Brandes. Frauen und Kinder jammerten. Obdachlose Familien standen weinend vor den brennenden Trümmern ihres Heimes. Der Häuptling eilte selber ins Dorf und gab seine Befehle. Katur kam unterdessen zurück und berichtete, wo es brenne und was man sich im Dorfe erzählte. „Mein Vater," sagte er, „die Leute sind der festen Überzeugung, daß wir die Schuld am Brande tragen." — „Wir? Wer ist mit dem -Wir gemeint?" — „Du und ich." — „Wir zwei?" — „Ja, wir zwei! Sie behaupten, daß die Geister sich dafür rächen, daß wir in das Geisterreich eindrangen. Einige glauben sogar, daß das ganze Dorf abbrennen wird, wenn du nicht noch in dieser Nacht von hier weggehst." Ganz außer Atem stürzt auch Budangi mit einigen Bigleuten herbei; aufgeregt und schreckensbleich stottert er: „Weißer, es ist tatsächlich, wie du sagtest: das Dorf ist in Gefahr. Die bösen Folgen sind noch gar nicht abzusehen. Wärst du doch nicht hingegangen! Wärst du doch meinen Bitten gefolgt!" — „Meinst du das Geisterreich?" — „Ja, was denn anders! Der Brand kann doch nur daher kommen, daß du im Geisterreich warst. Die Geister lassen nicht mit sich spassen." — „Unsinn, Häuptling! Ich verstehe nicht, daß du, der große Häuptling, eine solche Dummheit glauben kannst. Wer hier im Dorf die Hütten angesteckt hat, das waren keine Geister, sondern Menschen, deren Stimmen ich deutlich gehört habe." — „Auch die Geister haben Stimmen, die denen der Menschen ähnlich sein können. Es war nicht recht, daß du ins Geisterreich eindrangst. Dieser Brand ist die erste Folge deines Eindringens, und es ist sicher, daß noch andere schädliche Dinge in die Erscheinung treten werden." — „Nun, Häuptling, ich will nicht mit dir streiten. Hoffentlich gelingt es mir bei Anbruch des Tages Anhaltspunkte und Beweise dafür zu finden, daß Menschen Anstifter des Brandes gewesen sind." Budangi war nicht zu überzeugen, aber er wagte trotz der bösen Stimmung irrt Volke nicht, die sofortige Abreise des Missionärs zu verlangen. Die Vorsichtsmaßregel der Bewachung der Hütten mußte geholfen haben, denn gar bald hörten die Brände auf und blieben aus jene acht Gehöfte beschränkt, die innerhalb weniger Minuten in Flammen gestanden hatten. Der Morgen brach an. P. Klinkenberg, der bis dahin die Bewachung seiner beiden Hütten geleitet hatte, ließ nun Katur bei den Trägern zurück und machte einen Rundgang durchs Dorf. Sein Gewehr nahm er schuldet hatte. Durch sein freches Eindringen ins Geisterreich hatte er den Zorn der Geister heraufbeschworen. Gestern hatten sie ihm zugejubelt, heute haßten sie ihn. Nach Rückkehr in seine Unterkunftshütte sagte P. Klinkenberg zu Katur: „Heute wird es mir unmöglich sein, unsern Freund int „Geisterreich" aufzusuchen, da ich wichtige und wahrscheinlich lange dauernde Bera- vorsichtshalber mit; man konnte nicht wissen, was die Leute vorhatten. Zuerst untersuchte er das kleine Bananenwäldchen nach verdächtigen Spuren. Gar bald schon bückte er sich und hob einen Gegenstand vom Boden auf, den er an sich nahm und in die Tasche steckte. Im Dorfe hielt er sich nur bei den einzelnen Brandstellen auf und schaute sich die Umgebung der rauchenden Trümmer an. Die Schwarzen wichen ihm überall scheu aus und warfen ihm feindselige Blicke zu, die er aber nicht beachtete. Er, der Weiße, der Missionär, galt in ihren Augen als derjenige, der das Unglück ver- tungen und Besprechungen mit dem Häuptling und den Bigleuten zu pflegen habe. Kennst du keinen mutigen und sicheren Mann, durch den ich dem Einsiedler Nachricht geben könnte." — „Ich selber werde die Botschaft überbringen." — „Das geht nicht. Dein Vater würde in noch größere Aufregung geraten." — „Ich werde sorgen, daß er nichts merkt." — „Gut! So nimm einen von den Trägern mit und suche wenn möglich auf einem Umwege ins Gebirge zu kommen. Sage dem Dschembana, daß ich hoffe, morgen zu ihm zu kommen und die heilige Messe bei ihm zu lesen. Jedenfalls werde ich nicht von hier fortgehen, ohne ihn zn besuchen." — „Darf ich ihm auch von dem Brande erzählen?" — „Ja, sage ihm, daß geheime Feinde hier gegen uns arbeiten, die beabsichtigen, unsere Hütte anzuzünden. Es ist möglich, daß dieser Feind sich auch ins Geisterreich begibt. Daher rate ich unserem Freunde, recht vorsichtig zu sein." —■ „Ich will's ihm sagen, mein Vater!" antwortete Katur fragenden Blickes. Wenige Minuten nachher machte sich Katur bereits auf den Weg ins „Geisterreich", ging aber so schnell, daß der Lastträger ihm kaum zu folgen vermochte. Die Worte des Paters, der von einer Möglichkeit der Gefahr für den Einsiedler gesprochen hatte, beflügelten seine Schritte. „Nur schnell voran, daß dem guten Johanni Dschembana kein Leid geschieht! Ich werde ihn überreden, mit mir nach Biamba zu gehen; dort kann ihn der Pater mit seinem Gewehr besser gegen etwaige Feinde beschützen als hier in der Einsamkeit." Um nicht gesehen zu werden, war er auf einem Umwege ins Gebirge gegangen und kam unbemerkt am Geisterbach an. Sein Herz schlug lauter und freudiger, als er sich dem Geisterreich näherte, aber plötzlich bemerkte er an einer sumpfigen Stelle mehrere Fußspuren, die ihm sonderbar vorkamen: „Hier sind doch nur der Pater und ich vorgedrungen. Dieses sind die Fußspuren des Paters auf dem Hinwege, dort die des Rückweges. Dieses hier sind die Spuren nackter Füße, die nicht von mir herrühren. Man kann deutlich sehen, wo man an der andern Seite der kleinen Wasserader aufgesprungen und weitergegangen ist." Katur witterte Gefahr. „Wer mag außer uns ins Geisterreich eingedrungen sein? Nur schnell voran, denn vielleicht ist Dschembana bereits in Gefahr. Die Spuren sind ganz frisch." Immer näher kommen die beiden dem Geistersee. In etwa hundert Schritten muß er erreicht sein; nur dichtes Gebüsch verbirgt ihn noch vor ihren Blicken. Da —! Eilenden Laufes stürzt ihnen ein Mann entgegen! So schnell, so plötzlich geschieht es, daß weder sie noch er Zeit finden, auszuweichen oder sich zu verbergen. Sie stehen voreinander und schauen i sich an: „Dschembana...!" — „Katur...!" — „Was treibt dich in solch wilde Flucht?" — „Schnell! Laß uns weiterfliehen! Zwei Männer drangen bei mir ein und zerstörten alles. Mich hätten sie wohl getötet, wenn ich ihnen nicht entkommen wäre. Ich fliehe zum weißen Vater, um bei ihm Schutz zu suchen." Eilends stürmten sie den Weg zurück, den Katur soeben gekommen war. Dazwischen erzählte Dschembana in abgerissenen Sätzen, was ihm zugestoßen war, während Katur aus Biamba berichtete. Schon in aller Frühe war der Einsiedler mit seinem Boot über den See gefahren, um dort alles für die Feier der heiligen Messe vorzubereiten. Die Hütte hatte er nochmals gereinigt; im Schatten der sie umgebenden Bäume hatte er aus kräftigen Stöcken und Bambusstangen einen Altartisch zurechtgezimmert und mit Blumen geschmückt. Im Begriff, nochmals zur Felsenhöhle am Wasserfall zurückzukehren, sah er über den See hinweg, wie zwei wild aussehende, mit Lanzen und Messern bewaffnete Männer am Felsen vorbeischlichen. „Ich dachte zuerst," fuhr er fort, „es seien Begleiter des Missionärs aus Biamba, die vielleicht vorausgeeilt seien, um mich zu benachrichtigen, aber aus abergläubischer Angst vor „Geistern" mit den Lanzen in den Händen vorrückten. Zum Glück fiel mir aber ein, daß der Pater gesagt hatte, er wollte erst gegen Sonnenaufgang von Biamba aufbrechen. Dann aber konnte er noch nicht angekommen sein, da es noch sehr früh war. Ich hielt mich daher auf der andern Seite des Sees im Gesträuch nahe bei meinem kleinen Boot verborgen, denn das Anschleichen der beiden Männer kam mir jetzt verdächtig vor. Endlich standen sie vor der Höhle und drangen in sie ein. Als sie wieder herauskamen, konnte ich deutlich ihre Bestürzung sehen. Sie überlegten einige Augenblicke, gingen nochmals hinein und warfen dann mein Bett, meinen Tisch und was sie sonst fanden, in den See. Darauf eilten sie vorsichtig auf dem Wege am Felsen vorbei und um den See und wollten mich gewiß suchen. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer. Lerausgeber und Verleger' Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten Lerzens Jesu. Verantwortlicher Redakteur sür Österreich: ?. Alois Wilflina F. S. C., Generalassistent, Missionshaus eeraz; für Deutschland: ?. Leinrich Wohnhaas, F. S. C., Missionsseminar St. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — LlniversitätS-Buchdruckerei „Siyria“, Graz.