W. .1. SamStllg den ?. Jänner 1865. 9. IchlWiH. Matter aus Arain. (Beilage zur „Laibachcr Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmcrationsprcis ganzjährig. 2 fl. österr. Währung. Trinkregcln. i. Warum bist dn so verdrossen? Deine Stirne ist so kraus. Sich', das GlaS ist vollgegossen; Lustig, Freundchen, trinke aus! Willst dn denn nicht einmal losten? Schan', das ist ein feiner Trank! Will die Kehle dir verrosten, Dieser macht sie wieder blank Alle Donner! Welch' Gefalle! Nein, das ist mir auszcr'm Spaß! Bist dn ungestüm, Geselle! 'S ist kein Tröpfchen mehr im GlaS. Hier ist eine volle Schale: „Schlürf' den Wein bedächtig ein Und nicht so mit einem Male, Denn das soll höchst schädlich sein!" , 2. Trink uicht Alles durcheinander, Wie es etwa dir geboten; Bald vom Ungar, bald vom Rheinwein, Jetzt vom Weißen, dann vom Rothen. Feinde sind die Fcncrgcistcr, Welche in dem Weine liegen; Wo sie- sich nur immer treffen, Müssen sie sich anch bekriegen. Wenn nnn solche rasche Kämpen Sich in deinem Hanpt begegnen, Wird der Streit sofort entbrennen, Stöße wird's nnd Püffe regnen; Und du wirst darunter leiden. Darnm höre meine Worte: „Trink' nicht Alles durcheinander, Blcibc hübsch bei einer Sorte!" Die Stimme der Natur. Vor vielen Jahren lebte in dem krainischen Vergstä'dtchen Idria ein Häuer, der, gleich vielen seiner Kameraden, von dem Erwerbe der Grubenarbeit sein Weib nnd zwei Kinder icdlich ernährte. Diese stille, genügsame Lebensweise ist eigentlich in Idria nichts Auffallendes, sie ist den dortigen Einwohnern überhaupt eigen, welche gewißermassen eine Familie bilden, verbunden durch das Gemeinsame des Standes, die Abgeschlossenheit des Ortes und durch eine außerordentliche Vorliebe für die Stätte, wo sie geboren. Ter Idriancr trennt sich nur ungern von seinem Thalkcssel, er sucht dort am liebsten seine Lebcnsgesährtin, und zwingt ihn das herannahende Alter, sich ron der Arbeit zurückzuziehen, so verzehrt er seine Pension am liebsten in dem Winkel, wo seine Wiege gestanden und wo er auch am ruhigsten seinem letzten Stündchen entgegen sehen möchte. Was die Familie des Vaters Achazius betraf, so besaß sie Eines, das die Aufmerksamkeit der Idrianer und namentlich der jungen Männerwelt auf sich lenkte, und dieß war seine jüngere Tochter Magdalena. Das Mädchen tonnte im wahren Sinne des Wortes schön genannt werden, während ihre um vier Jahre ältere Schwester Anna gerade das Widerspiel von Magdalenen bildete: denn Anna war von der Natur so stiefmütterlich bedacht worden, daß man, wenn sie neben Magda-lcnen stand, beinahe versucht war, sie häßlich zn nennen, obgleich ihre GcsichtZzüge nichts abstoßendes hatten und sie im Umgänge ganz wohl gelitten war. Trotz dieser änßerlichen Unähnlichkeit stimmten die beiden Mädchen in ihren Herzen den-noch mit einander ganz gut übercin, waren verträglich und thaten einander gerne etwas zu Liebe. Anna stand gerade im achtzehnten Jahre, als die Mutter starb, und durch diesen Fall der ältern Tochter die Pflicht erwuchs , die Führung des Hauswesens auf sich zu nehmen. Aber auch noch eine andere, nicht weniger wichtige Pflicht ging auf sie über, zu deren Erfüllung ihr ernster Sinn, der sie schon frühzeitig eine Stütze ihrer Mutter halte werden lassen, ihr ganz vorzüglich zu Statten kam: es war die Sorge für ihre Schwester, die ihrem Alter, sowie ihrer Gesinnung nach noch ein halbes Kind, mit unreifem Verstande, leichtem Sinne und ausgelassener Munterkeit war. Während Magdalencn schon als Kind von den Leuten war geschmeichelt worden, hatte man Anna wegen ihres unvorteilhaften Aeußern kalt übersehen, welche anfangs darüber verletzt, später sich daran gewöhnte, und da keiner von den jungen Männern mit einer warmen Gefühlsäußerung ihr entgegen gekommen war, am Ende selbst äußerlich ein kaltes, ruhiges Benehmen sich eigen machte, wodurch sie allmälig sich selbst beherrschen lernte und einen gewissen Grad von Eclbstständigkcit erlangte, der sie nun ganz geeignet machte, Mutterstelle an ihrer Schwester zu vertreten. So waren seit dem Tode der Mutter vier Jahre vergangen und Magdalena zu einer herrlichen Viume aufgeblüht, die bei Lustbarkeiten und Festtagen unter dem Schwärme der geputzten Mädckcn vorthcilhaft bemerkbar war nnd von den lustigen Bergknappen beim Tanze eifrig gesucht wurde. Vei einer solchen öffentlichen Belustigung gcfchah es, daß ein fremder junger Mann, den höhern Ständen angehörig, sich gerade in Idria befand, mn das berühmte Queclsilberbergwerl und dessen verschiedene ManipulationZstätten anzusehen, bei welcher Gelegenheit er auch dem Vergmannsfeste beiwohnte. Der Fremde, cine stattliche, jugendliche Gestalt von hohem ,> kräftigen Wüchse, betrachtete mit ruhigem Wohlgefallen die ^ Mädchen in ihrer kleidsamen Tracht, als von ungefähr Mag-1 dalena in seine Nähe kam und seine Aufmerksamkeit in nicht ! geringem Grade in Anspruch nahm. Je länger er sie betrach- ! tete, desto mehr schien er von ihrem Anblicke gefesselt, endlich ^ konnte er es nicht mehr unterlassen, zu ihr zu treten und einige ^ Worte an sie zu richten, die zwar nur Unbedeutendes enthielten, i dem reizenden Mädchen aber, das sich durch die vornehme An- ^ spräche geehrt fühlte, nicht ohne Bedeutung erschienen, da sie ,! sich bereits bewußt war, daß ihr AeußercZ unter den übrigen ! Mädchen sich vortheilhaft bemerkbar mache. Sie antwortete ! daher in einem geläufigen Deutsch, welches viele Idrianer > neben dem Krainischen sprechen, zwar etwas schüchtern und ' mit klopfendem Herzen, nichtsdestoweniger aber besonnen und ^ nicht ohne innere Befriedigung, das; sie von dem vornehmen, ! schönen Herrn vor den Anderen gewißermassen ausgezeichnet > wurde. Was der Fremde mit ihr sprach, schmeichelte ihr und ! weckte mächtig ihre Eitelkeit. ! „Schade," sagte er mit jener vornehmen Nachlässigkeit, ! die das Landmädchen gerne mit einem vertraulichen „Tu" an- ! redct, „schade, schönes Kind, daß Tu hier in diesem engen l Tliale nur zu schnell verblühen wirst, die Quecksilberdämpfe ! werden Deine blühende Farbe vor der Zeit tilgen, Deine Perlen- ^ Zähne in Kurzem ausfallen machen,' wenn es an mir läge, so ^ solltest Tu fort über diese Verge hinaus, um in fremder Luft ! frischer Zu gedeihen." j „Ei, das ist keine Unmöglichkeit," antworteteMagdalena, -„meine Firmpathin, die ein Gasthaus an der nach Steiermark führenden Ncichsstraße hat, forderte mich bereits wiederholt auf, ^ zu ihr zn kommen, um ihr im Hauswesen und der Bedienung der Gäste Aushilfe zu leisten, aber ich konnte mich bisher nicht entschließen, da ich fürchte, einem fremden Orte mich nicht so bald anzugewöhnen." Der junge Mann lächelte. ! „Ich glaube," versetzte er, „Du sprichst nur so, weil Du die Außenwelt nicht kennst; bist Du einmal von hier fort, so verlangst Du nicht mehr zurück." Und er begann ihr von dem bunten, rcichbewcgten Leben großer Städte zu erzählen, daß das einfache Mädchen ganz Ohr wurde und jedes Wort des schmucken, feinen Jünglings sich tief in ihre Seele cingrub. Trämncrisch folgte sie dem herantretenden Knappen zum Tanze und ihre Blicke wurden während des Tanzes wie magnetisch zu dem Fremden gezogen, der sie mit seiner Ncdc wie niit einem unsichtbaren Netze umstrickt hatte. Zu Hause tonnte sie nicht genug Worte finden, um ihrer Schwester von dem freundlichen Benehmen des vornehmen Herrn zu erzählen und seine Leutseligkeit zu rühmen; aber Anna schüttelte bedenklich den Kopf und sprach mit ^Nachdruck: „Laß die Welt jenseits der Verge, vielleicht würde Dich das Leben dort nicht so befriedigen, wie hier." Magdalcna abcr vermochte lange nicht den Schlaf zu finden. Am folgenden Morgen zog es sie gewaltsam ins Freie, ihr war es, als müsse sie mit Jemandem zusammentreffen und ihre innere Stimme hatte sie nicht getäuscht. Der Fremde kam auf sie zu, als habe er sie erwartet. „In einer Stunde reise ich ab," begann er, „darf ich meine schöne Magdalena an einem anderen Orte wiedersehen?" Das crröthende Mädchen schlug die Augen nieder. „Warum an einem fremden Orte?" frug sie schüchtern. „Weil ich Dich gern öfter sehen möchte, was hier in diesem abgeschlossenen Thalc nicht so leicht geschehen könnte, wo man auch mein Kommen mißdeuten würde. Ich bin Dir von Herzen gut, willst Tu mir etwas zu Liebe thun, so gehst Du zu Deiner Taufpathin." Des Fremden wohlklingende Stimme hatte etwas Einschmeichelndes , sein Blick strahlte so siegreich, sein ganzes Wesen wußte Magdalcnen derart einzunehmen, daß sie wie bezaubcrt und nicht im Stande war, zn widersprechen. Sie nickte schweigend und wagte dann den Blick zu erheben, der mehr als Worte ausdrückte. „Wie heißt der Ort, wo wir uns wiedersehen?" frug er nun fest und bestimmt. Magdalena nanntc ihm mit zitternder Stimme dcn Namen des Ortes, Gasthauses und dcn ihrer Taufpathin. „Auf baldiges Wiedersehen," waren des jungen Mannes letzte Worte, und ohne ihre Hand berührt zu haben, wandte er sich mit Icicdtcm Gruße und bald war er ihren Blicken entschwunden, ohne sich mehr umgesehen zu haben. Er hatte es wohlweislich vermieden, durch ein längeres Verweilen oder ein äußerliches Zeichen der Vertraulichkeit Mag-dalena vor einem Dritten, der ungesehen Zeuge sein konnte, bloszustcllcn, und hatte damit auch den Zweck erreicht, der sittsamen Jungfrau gegenüber nicht zudringlich zu erscheinen, wodurch er in ihren Augen nicht wenig gewonnen hatte. Zum ersten Male in ihrem ganzen Leben begann nun Magdalena vor ihrer Schwester ein Geheimniß zu hegen,- die Zuneigung zu dem Fremden, der dem Hörensagen nach ein reicher Vergwerksbesitzer von adeliger Abkunft war, machte sie schlau und vorsichtig: sie verschwieg es daher Annen, daß sie ihm versprochen, ihren Geburtsort zu verlassen; sie erwähnte seiner mit keiner Silbe mehr und that, als habe sie ihn für ihr ganzes zukünftiges Leben vergessen. Aber allmählig begann sie den Antrag ihrer Firmpathin in Anregung zu bringen, äußerte anfänglich leichthin ihren Wunfch, der Einladung zu folgen, wurde nach und nach immer bestimmter, bis sie endlich ausdrücklich sich aussprach, sie würde sich recht sehr freuen, wenn ihr Vater und ihre Schwester mit dem Vorhaben einverstanden wären. Der alte Bergmann hörte diese Ncdo nicht gerne, da seine Lieblingsidce, seine Kinder so lange als möglich um sich oder in seiner Nähe zu behalten, auf diese Weise vor der Zeit durchkreuzt wurde; doch Magdalcna, die keinen geringen Einfluß auf das schwache Vatcrhcrz zu üben wußte, bestürmte Zselbe so lange mit schmeichelnden Bitten, bis endlich ihr ißer Wunsch zn ihrer großen Freude ihr erfüllt wurde. Unter reichlichen Thränen entließ Anna ihre Pflegbefohlene, e sie mehr wie ein Kind, denn als Schwester liebte. (Fortsetzung folgt.) Ein guter Söhn. Pisodc aus dem Swomwücbrn als Beitrag zur Charakteristik cincs großm krainischcu Kirchmfürstcn. Von I. A. Babnigg. Das Schuljahr 18 .. war geendet und-die Ferienzeit be-ann. Wer die Mühseligkeiten eines so langen Zeitraumes er-ahrcn hat, der wird sich leicht vorstellen, wie groß, wie un-ndlich groß die Freude in der Brust eines Studirendcn ist, kenn die schöne, herrliche Zeit der Erholung beginnt. Vergessen ist der oft sehr lästige Zwang, vergessen die Veschräu-^ing der jugendlichen Freiheit, vergessen das ernste und sehr »!t grämliche Antlitz des Lehrers und vergessen sind die angst-dollcn Stunden der heißen Prüfungstage. Die Heimat ruft und der Geburtsort winkt so traut und lieblich, daß, trunken !oor namenloser Wonne das Herz des Glücklichen erglüht, und her Illugling aufjauchzt, wcnn er zu dieser Seligkeit sich noch die Freude seiner vielgeliebten Eltern, welche sehnsuchtsvoll uud Mit offenen Armen ihn erwarten, hinzu denkt. Da ist kein Eäumcn, kein Halt mehr! Fort muß er, über Berg und Thal, dem jungen Vogel gleich, der zum ersten Male seinen kühnen Flug in der weiten, blauen Luft verflicht. ^ Solch einen Zeitpunkt erlebten drei Collegen nach vollendeten Gymnasialstudien im odgcnanntcn Jahre. Hinaus, hinaus, hinanö zum Karlstädtcrthor, Dort, dort uud dort kommt schou ocr Kuccht hervor! :c. sangen sie aus freudiger Vrust, und ^. .?. ^., Vultzts 800Ü, erscholl der Chor der scheidenden Mitschüler. Die Abreisenden waren in einem Orte zu Hause und alle drei Söhne begüterter Eltern, welche hocherfreut die Rückkehr derselben vernahmen. Sie freuten sich dcs gefunden Ausfehens und des in den Studien gemachten guten Fortganges. , Doch lassen wir die Glücklichen selbst erzählen. . Unsere Eltern, denen einen höhcrn Grad der Vildnng Niemand absprechen konnte, sahen ein, das; ein längerer Anf-enthalt auf dem Lande uns endlich auch zu einförmig werden könnte, und damit wir die kostbare Zeit der Erholung nicht mit unnützen Dingen uud im Müssiggangc zubringen würden, geboten sie uns Fnßreiscn im Hcimatlaudc und in die denselben zunächst gelegenen Nachbarländer zu machen. Dagegen waren wir verpflichtet, ein ordentliches Tagebuch zu führen. In dieses mnßten wir alle unsere Reiseerlebnisse, komischen oder ernsten Inhaltes, unsere Anschauungen und Wahrnehmungen verzeichnen. Bei unserer Nachhausekunft waren wir sodann verpflichtet, das Aufgezeichnete ihnen zur gelegenen Zeit vorzulesen. Lob und belehrender Tadel wurde uns sodann zu ^ Theil, i>' nachdem unsere Begriffe deutlich oder unklar ihnen verzeichnet erschienen. Dieser elterlichen Anordnung haben wir all- Jahre hcrzlich gerne und hocherfreut entsprochen. Für dieses Jahr war eine Reise über den Birnbäume r-wald, über Görz und Trieft uns vorgeschrieben. Mit einem Empfehlungsschreiben an den hochwttrdigcn Herrn Toctor H., Professor der Theologie in Görz, und mit allem Nöthigen versehen, reisten wir am 3. Dctober von unserer Heimat ab. Es war ein schöner Hcrbstmorgcn. Der Wind rauschte so angenehm durch die Wipfel der Bäume, und trieb vor uns das fallende Land rauschend im Kreise herum. Der Nebel war verschwunden und auf den Halmen der Gräfer wiegte sich der Silberthau und glänzte und glitzerte den Perlen gleich im Glänze der jungen Morgcnfonne. Dieser wonncvolle Anblick beflügelte unsere jugendlichen Schritte. Unter Jubel uud unter mannigfaltigem Gesänge erreichten wir unsere erste Nachtstation Loitsch. Dieser Marktflecken liegt am Fuße des Virnbaumcrwaldes, zu beiden Seiten der Hauptstraße, welche uach Trieft führt. Nach eingenommenem Nachtmahle im Gasthause, „zur Xi'Äiiun'c^ genannt, legten wir uns ziemlich müde nieder und schliefen süß und sanft, so wie überhaupt die Jugend zu schlafen Pflegt, einen ruhigen und forglofcn Schlaf, aus dem wir des andern Morgens neugef.ärkt erwachten. Nach einem eingenommenen einfachen Stndentenfrühstückc, aus, Milch und Brod bestehend, wurde die Weiterreise angetreten. Der Weg "des ersten Tages, angenehm und ohne Beschwerde Zurückgelegt, gestaltete sich am zweiten weniger angenehm. Die alte, immer steiler laufende Römcrstrahc war einsam und öde. Die durch Jahre und Jahre Verlassene war wegen der großen Abkürzung nur von einigen Bewohnern des Wippachcr Thales benutzt, die von dort ihre Südfrüchte nach der Stadt Laibach zu tragen pflegen. Alte, hohe Tannen und die grauen, hundertjährigen Eichen standen chrfurchtgcbictend zu beiden Seiten der verödeten Straße und streckten ihre langen und bemoosten Acstc über dieselbe. Sie machten an vielen Orten oft den Tag zur Nacht, und ächzten, von ewigen Winden bewegt, schauerlich anzuhören, unheimlicher uoch dadurch, weil mitten durch dieses Geächze von Zeit zu Zeit ein überlauter Knall, nicht unähnlich einem gewaltigen Peitschenknalle, erscholl , wodurch das Schauerliche noch mehr erhöht war. Allein in diesem endlosen Walde, ohne geringster Fernsicht, ohne einen menschlichen Laut zu vernehmen, ohne einem menschlichen Fuße zu begegnen, zogen wir unter dem Gekrächze der fortziehenden Dohlen uud Krähen ernst und schweigsam die immer mühsamere Straße bergauf. Die Zeit däuchte uns eine Ewigkeit zu scin. Unfcr Muth war beinahe dahin, und uoch immer war das Ende dcs Waldes nicbt zu erblicken. Selbst der Anblick eines alten in der Ruine liegenden ehemaligen PostHauses, dcm cin-^ zigcn Mauerwerke in der weiten Wildnist, welches wir unmuthig l erreichten, konnte keinen Funken des Trostes gewähren. Nur der Gedanke an das anmuthige Görz, au daZ bewegte Treiben ! der Stadt Trieft, an das weite Meer, und die Aussicht, die ^ vielgepriesene italische Luft cinzuathmcn, stärkte unfern Muth und verscheuchte unfcrn Trübsinn. , Ein fernes Geläute drang zu unscrcn Ohren, es war die Mittagsglocke, ein trauter, lieblicher Ton, weil er uns die Nähe von Menschen ankündete Wir täuschten uns nicht. Lichter und lichter ward die Waldung und eher als wir ahnen konnten, hatten wir die Anhöhe erreicht. Ein ärmliches, mit dem Zeichen des Gasthauses geschmücktes Häuschen stand uuvermuthet vor uns. Es war das einzige Wirthshaus der Ortschaft ^oäkra^j. Lechzend nach Speise und Trank traten wir in dasselbe. Eine arge Täuschung ward uns zu Theil. Schwarz und rußig waren die hölzernen Wände der Gaststube. An einem Drahte hing von der Stubendccke die schwarze Oellampe herab. Zwei Gotschccr GlaZtafeln, nebst einem alten, schwarz angeräucherten (iruzifire waren der ganze Schmuck, ein langer Armenisch aus weichem Holze und zwei lange Bänke ohne Lehne von Buchenholz , nebst einem alten Schcnkkasten und einem bunt verschmierten großen Kachelofen, bildeten den ganzen Eomfort dieser unheimlichen Gastlocalität. War das Innere der Gaststube ancb nicht zur kleinsten Annehmlichkeit einladend, so waren es die vier Individuen, welche am untersten Ende des improvisirten Tisches bei einer Flasche Wein saßen, noch weniger. Ihr Anblick vergewißerte uns beinahe, daß sie Söhne der Wildniß seien, daß ihr Handwerk das Tageslicht scheue und daß sie nur neben Eulen und Uhus ihr Unwesen zu treiben pflegen. Die gewaltigen Knittel, welche in einer Ecke der Stube standen, die Fragmente ihrer fadenscheinigen Kleidung, deren Farbe und Schnitt aus undenklichen Zeiten herrühren mochten und die scheuen, finstern Blicke, die sie einander verstohlen zuwarfen, bestärkten uns in unseren Muthmaßungen. (Fortsetzung folgt.) Münz von EisenrrM durch Thiere. Der Naturforscher Hr. Syogrun hat in Schweden (Pro- ! vinz Laland) eine interessante Bildung von Eisenerzen durch j kleine, im Süßwasser lebende Thierchen ^sclilioukIlÄ sLi-i'UFineu.) in einem See, dessen Wasserspiegel bedeutend unter sein gc- ^ wohnliches Niveau gefallen war, beobachtet. Er bemerkte näm- ! lich in einer kleinen Vertiefung des Secgrundes Thicrchen von verschiedener Größe, theils mit freiem Auge, theils nur unter dem Vergrößerungsglase sichtbar. Aehnlich dein Seidenwurme, waren sie eifrigst damit beschäftigt sich durch Absonderung einer Substanz aus Fäden von schwarzer und weißer Farbe ein Gehäuse zu bilden, welches in der Mitte eine Oesfnung hatte, aus deren Zentrum das Thierchen die Fäden strahlenförmig bis i zur Vollendung des Gehäuses abwndelte. Nahm man eines ! dieser Kügelchen mit etwas Wasser auf die Hand, so konnte man das Thierchcn deutlich arbeiten sehen, ließ man jedoch das Wasser abfließen, so nahm es eine flache Form an, und die schwachen Bewegungen hörten nach einigen Augenblicken für immer auf. Ticse flach geformten Massen, an denen man bei ^ sorgfältiger Beobachtung das versteinerte Thierchen leicht an ! Form und Farbe erkennen kann, bilden das sogenannte „Scc-Erz," welches in regelmäßigen Schichten von circa 060 Fuß Länge, 17 bis 33 Fuß Breite und 6 — 33 Zoll Ticke, an ruhigen Stellen des Eccgrundes l^ohne Strömung) vorkommt. Es besteht ans 29—60 Proc. Eisenoxyd und Manganoryd, 10 Procent Chlor, etwas Phosvhorsäurc, außerdem kieselsaurer nd etwas Quarzsand mechanisch beigemengt. Es U >>, daß diese Thicrchen den Eisengehalt aus den ili> ^»„ ^lösten Eisenoerbindungen und erdigen Vodcnbestand« theilen entlehnen, wcßhalb sie nur dort vorkommen, wo diese Salze in hinreichender Menge gelöst sind und außerdem das Wasser ruhig ist. Ihrer chemischen Bestandtheile wegen, die, beim Schmelzprocesse wesentlich zur Bildung einer dünnflüssigen Schlacke beitragen, werden diese Erze gcrne als Zuschlag zum eigentlichen Erzsatze verwendet und sind bei schwedischen und russischen Eisenwerken sehr geschätzt. Die Gewinnung dieser? Erze geschieht im Spätherbste, wenn das Wasser des Sees mit / einer 2—3 Zoll dicken Eisschichte bedeckt ist. Man sticht kleine Löcher in das Eis an Stellen, wo das Wasser am niedrigsten! ist, und sondirt den Grund mit einer langen Eisenstange, wo-^ bei man nach dem Klänge derselben, dcn sie beim Ausstößen von sich gibt und nach dem an die Oberfläche geschafften Gemenge erkennt, ob an dieser Stelle des Sccgrundes Erze vorhanden sind. Die Grenze des Erzlagers wird auf diese Weiss untersucht und mit Zweigen markirt. Einige Monate darauf, wenn das Eis hinreichend dick geworden ist, wird durch eine ' Ocffnung von circa 3 Fuß Durchmesser mit einem Haken das , Gemenge von Erz, Sand und Thon gelockert und in einem an einer langen Stange befestigten S.iebe herausgezogen. Ein Arbeiter kann eine halbe Tonne Erz per Tag gewinnen, wobei jedoch viel auf seine Geschicklickkcit und Erfahrung ankommt. In manchen Seen ersetzt sich das Erz nach Verlauf von etwa 26 Jahren zu einer ebenso mächtigen Schichte. Weillpsllhlc von doppelter Dauer. Dochnal fand in einem Weinberge des rh. Unterlandes, wo jeder Rebstock an einem Pfahle erzogen wird, alle Hölzer oben gespitzt, und diese Spitzen so versteinert oder glasig, daß er nickt im Stande war, mit dem Messer ein Stück davon abzuschneiden. Auf Befragen erfuhr er von dem Besitzer, daß diese Pfähle durchaus uicht irgendwie präparirt worden sind, sondern nur jedes Jahr umgewendet werden, so daß der Theil, welchrr in diesem Jahre im Boden steht, im nächsten zur Spitze wird, die sich durch die Erde und den Einfluß der Witterung wie Stein verhärtet. Der Eigenthümer versicherte, daß durch dieses alljährliche Umwenden der Pfähle die Dauerhaftigkeit verdoppelt werde, daß sein Weinbcrgsholz 10 Jahre länger brauchbar wäre, als das seiner Nachbarn. Anschauung gesrorner /enjler. Das in Rußland gebräuchliche Mittel, gefrorne Fenster aufzuthauen, ist: Man taucht einen Schwamm ins Wasser, in welchem man Kochsalz aufgelöst hat, und wäscht die gefrornen Stellen, in wenigen Minuten sind sie vom Eise frei und das Wasscr abgelaufeu. Literatur, Wieder liegen nns dic crstcn beiden Lieferungen eines neuen Atlas zum Gebrauch für die Schule lior. Er erscheint im geographischen Institut zu Weimar und ist bearbeitet von Adolf G rii f. DaS Werk ist auf 41 Karten berechnet und entspricht, was Ausführung und Ausstattung betrifft, all.n an ein solches zu stellenden Anforderungen. Der Stich ist rein und deutlich, die neusten Forschungen siud berücksichtigt, dic Terraindarstellung ist instrukltv und den eigentlichen Charakter des Landes rrfträsentircud — kurz, wir können das Werk, als in jeder Bezichura ausgezeichnet, bestens empfehlen. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Dtnck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr st F. Bamberg m Laibach.