ttw. XXXVII. l?^ 1824. Laibacher O^H Wochenblatt. Zum Nutzen und Vergnügen. Warum sind die Bräute in neuern Zeiten d " "n Deutschen wohlfeiler gervor.X n. Eine historische Untersuchung. Wcnn man die Geschichte derDsu^ so kann man nicht unsern allcn Vorfahren mel ^ ^ n,^ ^ «c,iandcn als heut zu Tage. "" ^ , ^^ Grundursachen dieser Dekadenz a den' ^ Quellcn der Geschichte »n Knrze aul oas a^ ernsthafteste ergründen und um m'ö v.' alttn Verdaut einer spöttischen Anzugl'ch nt gan frey zu machen, diese kurze Abhandnu'g udcrau mil Citaten und Dokumenten ^"9^- Eine Braut bey den alten D/u chen "Me gefauft werden, und diel) zwar '" «? "sen «'0 e.gcnittchcn Verstand. N.ch .. sp""" ^tt^n desAmelaltcrs br.uchle ">an/av Wo" r a " fen ,ürheirathen '). Als aber m ncuern Zci^en sich das Blatt wandle, und es g'b au^ l.cher wmde, daß die Braut den Vräul.gan kaufte, so verschwand auch Anstandshalber 0'e,e Bcdemung des Worlcs: Kaufen aus dem ") So hcißl'es z.B. im cwon. ^mbnrg. »a a l^-4 8.57. „Die eine Tochter dcS Grafen ^oha..n von Nassau Johanna kaufte Landgraf Herrmain zu Hessen, d«e andere Tochter kaufte cin Herr von Henneberg m Sachscnlande. Sprachgebrauch?. Der Kaufpreis einer Frau hatte bcy den verschiedenen deutschen Volkcril verschiedene Benennungen. Die Franken kauften sich eine Frau für den 52crum lleuarlinu. Vcy den Gotlien, Burgundicrn, Sachsen, und andern deutschen Völkern wurde dieicS Kauf-gcld Wittem 0 n g.'ncnnt. Außerdem mußte 5cr Bräutigam seiner Braut einen Brautschatz versichern, welchen man Widcm, Wichum, (O08 germanic^) nannte, und der ost schl ansehnlich war. Endlich mußte er nach der Braut-' nacht erst noch die Morgcngabe (preüum vir^ ßinitaÜ8) bezahlen, die alle Mabl auch ein Er« kleklichcs dctrug. W,S brachte dem Bräutigam dagegen die Braut zu? Außer ihrer Kleidung und einigem Gcläthe nichts — höchstens manch Mahl einen Spieß, ein Schwert, oder irgcnd eine solche Kleinigkeit die man für nichts rechnen konnlc. *) Es bedarf keincs Beweises, daß dlese Sit« unserer Vorväter sich ganz verloren, und daß vielmehr das Gegentheil davon Mode geworden srye. Man kaust jetzt die Braut selten, nnd wenn dieh geschieht, so ist der Kausschilling nicht im Verhältnisse mit dem Werthe des Erkauften. Der Bräutigam verschreibt selten einen Brautschatz, am allerwenigsten wenn die Braut selbst keinen mitbringt. Am meisten verliert sich *) (3 nölinz in v'llett. 6e emt. ux.vow «t Hc Sache an sich ihre unbestreitbare Richtigkeit hat, so fragt man bil' lig nach den Ursachen dieser traurigen Dekadenz des schönen Geschlechtes. Warum sind wir Deutsche von den Gebrauchen unserer Vorfahren soweit abgewichen, und warum ist das Fraucngeschlecht im Preise so sehr gefallen? Wenn man von der ungewöhnlichen Wohlfeil-heit einer Sache spricht, so gerath mau sonst vor allem aus die natürlichste Vermuthung, daß sich die Qualität der Waare verändert ha» den müsse — allein ist das schöne Geschlecht etwa heut zu Tage minder liebenswürdig, und unserer Verehrung werth, als es zur Zeit der alten Deutschen war? Es würde frevelhafte Verwegenheit seyn dieß zu behaupten. Zwar machen die römischen Geschichtschreiber, denen man doch bekanntlich Geschmack und Beurtheilung nicht absprechen kann. eine sehr voithett-hafte Schilderung- von den deutjchen Frauen .damahliger Zeit. Sie nannten sie nicht nur schön, reihend, Ebrfurcht gebiethend, sie schilderten sie auch als unverbrüchlich treu, unvcllctzbar keusch,uncrmüdct arbeitsam, immerdar bescheiden, freundlich lind sittsam.gcfällig; kurz sie schreiben ihnen alle Tugenden zu, die uur das Weib als Mädchen, Gattinn, und Mutter zieren köniun. Diese genannten Eigenschaften sind nun freylich solche schön klingende Worte, die nebst vielen andern heut zu Tage ziemlich al.ßcr "liode, gekommen, U!,d man könnte leicht eine boshafte Anspielung auf die Qualität wie vorhin gesagt wurde, machen, allein wir sind von einer so ungebührlichen Meinung weit cn fernl. Mögen die römischen GeschichlMreiber sagen, »ras ftc wollen, wir können uns nicht über-eugen, dap vor anderthalb ic)0oIahrcn,wo man unsereVorfahren nicht ganz mit Unrecht für Barbaren lnclt, die deutschen Damen in Bärenfellen/ iind W?lt> peszen besser gewesen seyn sollen, als unsere l»e« vm Zeitgenossinnen in Flor und Seide und all den luftigen Nebclgcwändcrn nach griechischem Schnitt! — Endlich ist es ja auch keine sichere Foige, daß eine Sache schlechter geworden ist, wenn sie im Preise fällt, und daß sie besser sey, nenn sie theurer wird. Wir wollen daher vcr, suchen, ob wir ander.' wahrscheinliche Ursache« dieses veränderten Prei'es in den Geschichten unsers Vaterlandes antreffen können. Wir wissen aus des Tacitus Beschreibung der Sitten der Deutschen, daß damahls eine deutsche Braut keinen Arautschah mitgebracht habe; bey den Römern, welche Tacitus hierin den Rön.ern entgegen seht war das Gegentheil Mode, und man hielt es bey ihnen ungefähr so wie es jcho in Deutschland gehalten wi'.d. Man kömmt hiervon ganz natürlich aus den Einfall: vielleicht hat der alte Umgang der Deutschen mit den Römern oicse Gewohnheit bey uns ein« gcführet. Allein diese Muchmassung verliert.sehr viel von ihrer Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, daß die alten Dclitschen allezeit einen Abjcheu vor den weichlichen Sitten der Römer halten, welche ihre brandige Feinde wsrcn. So ist auch bey den Franken, und sogar in den Provinzen, wo sie schon an die römischen Gesetze ziemlich gewöhnt waren, gleichwohl ncch die alte deutsche Gewohnheit, daß nichtdie Frau dem M.mne. sondern der Mann sciucr Frau den Bi-autsLatz zubringen mußte, sehr lange beybehalten worden*). Eben so ist es bey den Al-lcmannicrn, Bnrgimdiern, Sachscn,Baiern:c.") und andern deutschen Völkern lange nach dcm Verfalle der römischen Ncpudllk geblieben. Erst im ,2ten Jahrhundert sind die Bräute bey ocn Deutschen meiklich in Abschlag gekommen, und man hat angefangen einen Braulschatz bey iyücn zu suchen. Was sind aber um diese Zeit in Deutschland für merkliche Veränderun« gen vorgegangen, welche den weiblichen Braut« schah einführen konnten? Da wir in der Einleitung zu dieser historischen Untersuchung ^ctwas zu weitläufig gcwor« *) I^s'illan veä. analect. tamn5 IV. P. 234 **) sZoläast. lcrixt.' rorum Alem, tomuz H. den, so isl «'s hier der dicklichste Ort abzubr^-llen,.und dic Entwicklung der eigentlichen Ursachen auf unser künftiges Wochenblatt vorzubehalten, in wclchcm dic Fortsetzung folgt. Der ägvptische Diebstahl, und der muthwillige Bankerott. Eine historische Glosse. Die verschiedenen Sitten, Gewohnheiten und Meinungen, dic Begriffe von Schönheit, Vergnügen, und Geschmack der verschiedenen Nationen dcS ErdbaNs biethen dem Meuschenbe-obachtcr ein wunderbar buntes Gemählde dar, »reiches ihn seines abenthcucrlich ausschwciffcnd grellrn Contrastcs wegen, ungefähr wie eine Phantasie von Brcugel ergötzt. Ernsthafter be« schästigt ihn aber die Vcrgleichung der moralischen Begriffe die bey verschiedenen Völkern, «nd zu verschiedenen Zeiten so widersprechend tvaren, und noch sind. Bic Erfahrungen aller Reisenden, und dic Üdcrcinstimmuugln aller Ge-schlchlschreiber bestätigen es, daß jede Nalion ihren eigenen Character, ihre Tugenden und . Laster hat, daß jedes Volk nicht nur gewisse ihm eigene Thorheiten, sondern auch gcwis,e Ma« fimen bekennet, die auf das moralische Verhalten der Menschen einen großen E'nsiuß haben, und bey diesem für Tugenden, bey dem andern für Laster, oder Unsinn gehalten werden, Maximen, die slch von Geschlecht zu Geschlechte fortpflanzen und öfters ui!)to anders als mit dem Untergänge einer Nation verschwinden. -^ Was soll mau z. V. von den allen ÄgypticG denken, einem Volke, das so treffüä'e Gesetze, und so feine Sitten halte, wenn man licst, daß dcy denselben der Dicbstahl nicht wie bey den Spartanern nur connivirt, sondern sogar den Gesetzen nach erlaubt gewesen ftyc? Wenn ein Ägyptier stehlen wollte, so ließ er seinen Nahmen in' ein öffentliches Buch schreiben, und deponirte nachhcr alles, was er gc»> stöhlen hatte, an einem gewissen bestimmten Okt, dc,r unicr öffentlicher Tlussicht .war. Bemerkten nun dle Be.c Vur-aer wachsam auf ihr Eigc-.ttdum zu erhalten! H,t es wohl schlimmer, a!ö wcuu man heul zu Haae von jeder Seite, unter jedem Vorwande, und unter den ehrlichsten Ticcln denLn.tcn da§ c^briqe nimmt, so daß sic geschmall'g n.cvt cm. mahl ciu Wort dagegen ciu.vct.ocn dursm't Und ist der alt agypt.schc Blcbstahl mcht hun. dcrt Mahl besser, als dcr neu europa.lche Banker tt^ Wenn d.r Ägoptier sich "^.rtc i« stehlen, so ließ er f'ch in e.n öffcntllchcs Buch, Nr iben i Was thut wohl dcr mu dwaUge Bankcrottmacher, wenn er ,ckl>ckt, chr° ffchen Leuten d^s ftwer crworbc.c Bc,n,,g n auf einmahl zu'rauben, und ganze F""llen ins Elend zu stürzen 7 Wcun cr gc::ug gcstoh' ?n, so meldet er den Ä.cbstahl zwar auch w t der Ägyptier der Obrigkett, aber dcpon.rt e« auch den Raub, uud begnügt er sich mtt dcM vierten Theile devsclden? WabrbasNg'. so b«Nlg wie bey dem ägyptischen Hlcdsicchle wird n^ dem heutigen Europa nicht bey dem muchwlUl. aen Bankerotte zu Werke ^angcu; wäre ez daher nicht zu wünschen, daß d,e,c neu europa., sckc Räuberey ganz abgeschafft, und ^lur des alt agypnsche Diebliahl eingeführt w.vdcn^onn-tc? , ____________ ^ ' ^. Neuester Modedesich:. ', Nie hat die Pariser Modewclt mit so, unge^ duldicem Verlangen dem kommead^n W!i,tcl; cluac^cn gesehen- wann halte sie auchlemchlv, eine "so herrliche Gelegenheit ihren »chm'.stcn Triumph zu feycrn? Hie Kaifertronung wlld nicht nur »n den Annalm Frs.nkre'.chs, sl>< wlrd auch in den Annalen der Mode ewig unvcrgc^ lich fortleben, und nach Jahrhunderten wxrdcn vieükicht Antiquare sich bemühen, chr?u Zcttgc^ aossen die unerreichbare Pracht, und den alles überstrahlenden Glanz der Höhe zu schildern, auf welchen sich die Mode im Zeitalter Napo, leons qi'schwnngen. Es ist außerordentlich, welche Vorkehrungen die Pariserinnen treffen, den Winter mit cinem'LlNils und einer Pracht zu empfangen die fast unerhört ist. Verschwende« »isch und aussckweifcnd ist die Vorliebe für Sückerey aus Dänen, und Hcrrenkleldung. — Indessen wollen wir den jetzigen Moment der Mode eines Blickes würdigen, denn was der morgige Tag bringen werde, ist dem profanen Auge zu dmchschauen nicht.vergönnt, und jedem Sterblichen, nur allein dem Schöpfungsgeiste der Modchandlerinn kein Räthsel. — Berits hat in Paris eine empfindliche Kalte angefan« gen den nahen Winter zu verkünden. Und was brachte dirser WechjVl der Jahreszeit für eine Erscheinung in dcrModcwelt mit sich? Daß au einem Tage alle Pelegrincn und Cravatten verschwanden, und daß die Damen, welche den Sommer über Hals und Brust bis an das Kmn sorgfältig bedeckt trugen, nun wieder Brust, Hals-und Nackcn zur Schau steilen. Sehr natürlich,-denn wie könnte die Mode dasjenige schön finden, was zu einem smhlichcn Zwecke dient'? Bebüthc! nur das Wiedersinnige ist daS ästhetische Princip der Mode. Dieses gebiethet dcn Damen, lieber halb zu erfrieren, und ihre weiße Haut von dem gar nicht reihenden Blau des Frostes fä.bcn zu lassen, als ihren Körper mit einer Hülle zu bekleiden, die — nicht etwa die Sittsamkeit, denn diese kömmt langst nicht mehr in Betracht, sondern die Natur, und der Wechsel der Jahreszeit fordert, eine Hülle die »och vor kurzer Zeit nur darum beliekt wurde, weil sie die Natur des Sommers zwar nicht unnatürlich machte, aber drch nicht forderte. So kann man sagen, die eleganten Damen Hohen der Hitze des Sommers, und der Kalle >es Winters, abcr nicht nur dieß, wir we-rdcn auch sehen, daß sie dem Kachars, Stickhusten, und allen rheumatischen Übeln, um der lirbcn Mode «illen, trotzen können. (Die Fortsetzung folgt.) Etwas Theatralisches. "Gin Beyspiel, wie weit es mit d^r dramatischen Slümvrrrp in unseren Zelten gekommen sey, und wic wenig eine TheaterdirMion iyv P lblikum acht«', n^nn s,e ssch eines lockenden Tilels wea/n mit den jämmerlichen Mißss?-bmte,i seichtcr Köpfe debilst, g"bt uns die Gra-tzer Hll^ne, a-lf welcher am Nahmensfeste Sp. k. Hoheit, deS Erzherzogs Karl ein Stuck von einem ge.vissen Herrn Schildbach in Wlcn unter den, Tit^l dieDenk m ü n z e aufgeführt wur-i^r, wolubcr das allgemeine Zeitungsolatt N« Inncröst^rrc'icli daselbst folgende Rezension enthalt. „Wic lounl.- es der Verfasser doch wagen, dk'!es jämmerliche Epftak» liverk ein Nationalge-mählde zu nennen! Ein elendes armseliges Ge-kl^ksc ist es, und die M'lsc des Verfassers eine eben so gejcy.l'.a^se aN lcichlserlige Bierhaus-dnne, die durch föbelh^fte Zoten den gröberen Sinnen schmeicheln will, weil sie auf die feineren Sinne und die edleren Empfindungen nicht zu wirken versteht." „Der General soll einen tapferen Krieger mit einer Ehlenmünze belohnen; das Söhnchcn des Generals crhascht dieselbe; diesem entreißt sie wieder d^r Hund deS Hauses, und lauft damit davon. Nun kömmt derHomeistcr in Verdacht die Münze entern5ct zu haben, uud er wird aus gekrankt»,'!n E»rgeflchlc Soldat. Bald darauf fällt der Verdacht auf den Tanzmeistcr,und auch dieser wird Soldat. Endlich geschieht die schöne Entwickelung, und der Huud als Delinquent wird selbst auf die Bühne gebracht!!! Doch genug von einer Ungereimtheit, die zwar immer eine widrige Erscheinung auf unscrer Bühne gewesen wäre, es ader mn so mch.- noH an diesem festlichen Tage war, wo durch eine so geschmacklose Wahl die ^löbmche der patriotischen Gefühle für den großen und erhabenen Nahmensträgcr so unangenehm gestöret wurden." Wenn es auch nicht hierher paßt, es ist ein treffliches Wort, das Jean Paul in sriner Vorschule der Ästhetik sagt: Am ekelsten tritt die Gelstloslgkcit im Komischen vor. Im Epos, im Trauerspiel versteckt sich wenigstens oft die Klein-hcit des Dichters hinter die Höhe seines Stoffs, da große Gegenstände schon sogar in dir Wirklichkeit den Zuschauer anregen — daher Jünglinge gern mit Italien. Griechenland, Ermordungen, Helden, Unsterblichkeit, fürchterlichen Jammer u. dgl. anfangen, wie Schauspieler mit Tyrannen. Aber im Komischen entblößet die Niedrigkeit des SloffS den ganzelt Zwerg von Dichter, wenn er emer ist.