^^(^z,!^2s'^3^^^^^^^^X<^. 34. ^-^^Mü-^^^^M-^^^^^ Die leere Kirche. v (Von Andr. Schuhmacher.) 5 ^^ie haben ihn n'aus getragen — ' Geht Niemand hinterher? — ' Zwar Orgel und Glocken klagen — < Was bleiben die Bänke leer? < Ein Paternoster zu beten ! Lud man die Christen ein, — , Ist Niemand cingeirettn. Und antwortet „ur der Stein? Versunken, verhallt, vergessen — Wo fest die Verdienste besteh'n?! ' Die ihm aus 0er Hand gefressen, Die sind hier nicht zu lehn! " Vaterländisches. Die Klagen über die vielen Handelszweige, welche unser sonst so reges Tnest in jüngster Zcit verloren hat, sind zu «rnst und allgemein, um nicht icdem Vaterlandsfreunde die Pflicht aufzulegen, nach Kräften gegen diese Verluste für das Gemeinwohl anzukämpfen. Kleinmüthige Klagen über den Wechsel dcr Din. gc können hier nicht frommen, und lahmen nur die Thatkraft, derer wir bedürfen, um den Umschwung der Zeit und der Dinge zu nützen. Wir wollen daher dcm Verlornen nicht müßig nachgrübeln, sondern rüstig nach den Mitteln forschen, die uns Ersatz versprechen. Dazu bedarf es aber gemeinsamen Wirkens, damit die Summe ver« einzelter Kraft, Einsicht und Erfahrung Gemeingut werde. Das sicherste Mittel zu diesem Zwecke ist dle rausendstlmmige Oeffentllchkeir. Darum soll.'n diese Blätter, denen wir in jüngster Ze,t über Oesterreich Handelsbeziehungen nach außen so überaus werth» ') Aus d«m Iourn. dcs ösierr. Lloyd. volle Berichte verdanken, auch unsere örtlichen Verhältnisse häufiger und näher besprechen, als dieß bisher geschah. Zu diesem Ende mögen die nachfolgenden frommen Wünsche, denen andere folgen sollen, den Neigen eröffnen. Sie machen keinen Anspruch, alS den der guten Absicht und sollen nur anregen, um als flüchtig hingeworfene Gedanken, die Saat zu reifen und endlich zu Früchten zu werden. Darum fordern wil- alle Stimmfähigen auf, unserem Beispiele zu folgen, oder durch Einwand und Gegenrede unS und Andere zu belehren und alle Lebensfragen unseres mercantilen Fortschrittes nach und nach zur Sprache und Prüfung zu bringen. Wir beginnen mit einem allgemeinen Ueberblick unserer gegenwärtigen Zustände, um dann ins Einzelne dessen, was uns noth thut, überzugehen. Unser Handel mit englischen Manufaclurwaren nach der Levante ist beträchtlich gesunken und wird von England selbst betrieben. Ebenso wird Eisen, Zucker und Kaffeh von diesem Lande, von Holland und selbst von Brasilien in ganzen Ladungen der Levante zugeführt. Siciliens Producte, die Fmchte Kleinasiens und der ionischen Inseln, sonst einer der belebtesten Theile des hiesigen Handels, werden nicht mehr hierher, sondern unmittelbar nach dem Nor» den verschifft, und die hiesigen Verladungen von ägyptischer Baumwolle nach England sind fast auf Null herabglsunkcn. Das südliche Rußland sendet Weizen, Oelsaaten und Wolle nicht mehr hierher, sondern schuf sich nähere Absatzquellen im nördlichen Europa. Der einst so bedeutende Oelhandel hier zu Versendungen nach England und dem Norden mindert sich in dem Maße, als die directen'Sendungen von Gallipoli nach jenen Gegenden jährlich wachsen, und voriges Jahr wurde sogar ein großer Theil der Mandelerntc Apuliens directe dahin versandt. Unser Wollhandel wird durch beträchtliche Sendungen zu geschmälert, und den Absatz von Colonialwar'en beschränkt G'NUH von der lombardischen Seite, Hamburg über Böhmen und Holland an den westlichen Ganzen der Monarchie, immer mehr. Der forschende Blick sieht in dieser neuen Sach» läge nur ein nothwendiges Ergebniß der allgemeinen Zeitrichtung, in der alle Kräfte sich überbieten, UM auf dem kürzesten Wege ans Ziel zu gelangen. So sinnen un? streben Individuen und Volker rast' los dahin, die Producte aus der Hano des Erzeugers in jene des Consumencen zu bringen, wobei es sich leider ergab, das; unsere Vermittlung in den mehrsten Fällen entbehrlich ward. Darüber aber dürfen wir um so weniger klagen, als wir selbst, diesem Beispiele folgend, längst nicht mehr unseren Bedarf an Brasil^ Zucker wie sonst, in Lissabon, oder Kaffeh, Pfeffer ?c. in England, sondern meist an der Quelle der Erzeugung holen. Um nun für die vielen eingebüßten Nahrungs-zwiige unseres Handels auf anderen Wegen Ersatz zu suchen, wünschen wir vorerst, daß mehr Neigung ju Unternehmungen nach entfernten Weltthei-len erwache, als es bisher der Fall war. Es ist eine gewöhnliche und, wie uns dünkt, doch nicht ganz haltbare Einwendung, daß wir keine Ausfuhrartikel für transatlantische Märkre haben, denn es sey uns nur vergönnt, darauf aufmerksam z« machen, daß jährlich eine große Anzahl von Schiffsladungen österreichischer Manufacturwaren von hier nach Constantinopel und Smyrna gehen, wo wir doch auch mit Engländern und Franzosen zu concurriren haben, und daß von Hamburg aus nach allen Welttheilen bömisches Glas und mährische Leinwand verschifft wird. Unsere ordinären Shawls, .Quincaill.'riewaren, Papier und vicle Manufactu-ren der Monarchie können mit dem Auslande concurriren, steyrische Sensen und steyrischer Stahl sind überall in Amerika bekannt. Letzter Artikel, venez. Glasperlen, Talglichtcr unserer Fabriken, Nosolio von Zara und so manches Andere bringt man nach H.;mdurg und England, um selbes von da aus nach entfernten Ländern zu verschiffen. Man lese nur das Verzeichnis; der zahllosen Artikel von den feinsten Seidenstoffen bis zu dcr groben Sackleinwand, von den eleganten Moeubles bis zur Mausefalle und dem Stiefelknechte herab, womit die nach andern Mittheilen bestimmten Ladungen assortirt sind, so wird man die Ueberzeugung gewinnen, daß viele derselben hier sogar billiger anzuschaffen sind als irgendwo. — Es sollte» häusiger, als es geschieht, sich Vereine bilden, die den Zweck verfolgten, eine regelmäßige Schifffahrt nach jenen Häfen zu unterhalten, mit welchen wir wenig oder keine Verbindung haben, und wo großer Absatz unserer Waren zu h«f< fen ist, so würden vielleicht Anfangs die Resultate nicht gleich günstig seyn, aber es nach und nach gewiß werden und sich in Folge emsig eingezogener Erkundigungen manche Ausfuhrartikel finden, an welche wir jetzt kaum denken. Wir wollen nur zum Beweis anführen, daß wir vor einem Decennium noch von Holland gar nichts importirtcn, und als durch die auf Zucker bewilligten Rückzölle häufig Schiffe damit beladen Hit» her kamen, da wurden Käse, Gencver, Kassel), Sruhlrohr, Zinn, Gewürze, Tamarinden, Farbhöl-zcr ?c. beigeladen, die man sonst nie daher bezog, und wril gewöhnlich SchiffS'Gcligenheit fehlte, nicht einmal daher zu beziehen gedachte. Jetzt betragen diese beigeladenen Waren einzeln genommen schon mehrere Ladungen. Ebenso gaben die seit mehreren Jahren regulären Hadern«Verschiffungcn nach New« Jork Veranlassung, daß sich ein zieml'ch regelmäßiger Ausfuhrhandel in »ielen andern Artikeln bildete, die sonst auch nicht von hier genommen worden waren. —> Wenn sich demnach unsere Kaufherren vereinigten, um nach und nach reguläre Ausfuhrla-düngen nach anderen Häfen von Nord- und Ccn? tral< Amerika, Brasilien, Montevideo, Buenos-Apres, den Häfen des stillen Oceans, Vorgebirge dcr guten Hoffnung, Calcutta, Singapore ?c. zu machen, so würden wir in diesem Handel gewiß eben--sowohl als Genua und die nordischen Seehäfen Vortheil finden und die Wohlfahrt unseres Handels wesentlich fördern. — > (Vcschlusi folgt.) Das Almosen. Die Trauung war vorüber. Vier rasche Pferde zogen den Wagen, in welchem Friedrich de la Tour an der Sette seiner M aria durch die Straßen von Paris rollte ___ den Flitterwochcn zu. Als die Barriere und das Geräusch der Stadt hinter den Glücklichen lagen, drückte Fricdri ch die Hand seiner Marie und sagte: »Wohl muß ich sie reche fest halten, diese Hand, damit nicht in der seligsten Stunde meines Lebens eine boshafte Fee mir entführe, was die gütigste mir zugeführt hat; denn immer komme ich mir noch wie der Held eines Zaubermärchens vor.« Wis dcr junge Ehemann sagte, war kcine Phrase. Früh verwaist und ohne Vermögen lebte er, — 21 — 25 Jahre alt, vom dürftigen Ertrage cincr Secre» tärsstclle, als cr eines Tages in der Straße St. Honorö sich mit: Monsieur, Monsieur! angerufen hörte. Die Stimme war eine weibliche; der Nuf kam von den Lippen einer jungen, elegant gekleide« ten Dame, und ehe Friedrich glauben konnte, daß der Nuf ihm gegolten, harte die Dame ihrem Kutscher das Zeichen gegeben, zu halten, hatte sie dem Diener eine Weisung ertheilt; dieser öffnete den Schlag, trat zu Friedrich und ersuchte ihn, einzusteigen. Zögernd gehorchte dieser; der Schlag flog zu, der Wagen fort. »Ich habe ihr Billet erhallen," redete die Dame den Erstaunten an, »doch kann ich Ihre Entschuldigung nicht gelten lassen; ich zähle morgen Abl'nd für meine kleine Gesellschaft ganz bestimmt auf Sie," „Auf mich?« stammelte Friedrich. »Ja, ja, mein Herr, auf Sie,« wiederholte die junge Dame; dann plötzlich stockend, fuhr sie langsam fort: »Ich muß tausendmal um Verzeihung bir-tcn, mein Herr; ich sehe, ich war im Irrthum; aber die Aehnlichkcit ist so täuschend, daß mich das bei Ihnen rechtfertigen möge." Friedrichs Antwort bezeugte den artigen, wohlerzogenen Franzosen. Dann hielt der Wagen vor einem stattlichen Hause und Friedrich konnte nicht weniger thun, als der jungen Dame, die ihm sich Lady Wclton genannt, den Arm zu bieten und sie die Treppe hinauf zu führen. Die Inhaberinn des englischen Namens war offenbar Französinn und auch sie konnte natürlich nichts weniger thun, als lhrcm Begleiter danken und ihn für den morgenden Abend einladen. Entzückt von ihrer Schönheit stellte Friedrich sich ein und schon nach wenigen Wochen war cr im Hause der Lady Welton immer gern gesehen. Der jungen, reichen Witwe fehlten die Be-wcrder nicht: aber Eincr nach dem Andern trat vor dem armen Secrctär zurück, den Lady Welton bei j'.'der Gelegenheit auszeichnete, so daß Friedrich zuletzt den Muth hatte, um Herz und Hand zu bitten, und mit der Hand wahrscheinlich auch das Herz er-hiclt. Oft, wenn er in der Zwischenzeit vor dcttl klcincn Spiegel in seinem bescheidenen Stübchcn Toi» lelce machte, wunderte ihn sein guteS Glück, denn obwohl nicht geneigt, sich für häßlich, war cr doch cden so weit entfernt, sich für unwiderstehlich zu halten; und ein Blick auf seine Garderode dcwics ihm, daß auch der Schneider an seinem Siege we->ng Theil haben könnte. Also sah er in der schönen Witwe d,e Vollstrcckerinn cincs unerklärlichen Verhängnisses, und dieser Gedanke war eS, der ihm an der Seite nun seiner Marie die Worte auf die Zunge brachte, daß er sich noch immer wie der Held eines Zaudclmärchens vorkomme. »Mcin gutcr Friedrich,« versetzte Marie lächelnd, „was dlc Witwe des Sir James Welton Dn- verschwiegen hat, darf Madame de la Tour gestehen. Höre mich. Es was einmal—« »Einmal,« rief Friedrich, »wahrhaftig ein Zaubermärchcn:« »Wenn du es so nennen willst, gut," sagte Marie, »ich nenne es eine wirkliche Begebenheit." »Es war einmal ein Mädchen, die Tochter an-ständiger Aeltern, die früher auch reich gewesen, später jedoch in ihren Umständen herabgckommen. Bis in scin 15. Jahr lebte das Mädchen mir seinen Ael-tcrn in Lyon. Da eröffnete sich dem Vater eine Aussicht zu besserem Erwerb in Paris. Mit Frau und Kind zog er dahin, aber der Pfad des Unglücks läuft schräg; es ist schwer, darauf still zu stehen. Drei Jahre kämpfte die Familie mit Armuth; dann starb der Vater im Hospitale. Die Mutter folgte wenige Wochen nachher, und die Tochter blieb allein in cincm-Dachstübchen, wofür der Zins seit zwei Monaten fällig war. Stände e-ne Fee mit mei-ncr Geschichte in Verbindung, so hätte sie jctzt in's Mittel treten müssen; aber keine Fee ließ sich blik-kcn. DaS junge Mädchen war allein, ohne Freunde, ohne Schutz, gedrängt von Mahnern, die sie nicht befriedigen konnte, und vergebens sich nach Arbeit umthuend. Der Hunger gesellte sich zu ihren Leiden. Einen ganzen Tag hatte sie nichts zu essen; die Nacht brachte sie schlaflos, den folgenden Tag wieder ohne Nahrung zu. Hunger, sagt man, thut weh; das junge Mädchen entschloß sich zu betteln. Den Kopf mit einem Tuche verhüllt und wie vom Alter gebeugt, stellte sie sich an eine Straßenecke und streckte die Hand aus. Die Hand konnte ihre ,Jugend verrathen, sie bedeckte sie mit dcm Tuche. So stand das Mädchen und hielt die Hand einem wohlgckleidctcn Frauenzimmer entgegen, das leichten Schrittes herankam. „Einen Sou, einen einzigen Sou zu Prot!« bat sie. Die Bitte fand kein Gehör. Der Nächste war ein alter Mann. Die Erfahrungen des Lebens, dachte die Bettlerinn, werden sein Herz erweicht haben. Sie irrte. Die ErfahrUN-gcn dcs Lebens hatten scin Herz verhärtet. — Der Abend war kalt und die Stunde nah, wo die Pok-zei alle Bettler und verdächtigen Menschen von den Straßen entfernt. Da faßte das zitternde Mädchen den Muth, die Hand noch einmal auszustrecken. Dcr zunächst kam war ein junger Mann. Er blnb stehen, griff in die Tasche , zog ein Stück Geld hervor und wollte cs dem Mädchcn auf die Hand lcgcn. In dem- selben Momente bog ein Polizeidiener um die Ecke. ! »Ha, ha, hab'ich dich endlich," rief er, das Mäd» ^ chen amAime fassend; »fort mit derBettlerinn in's ^ Wachthaus!« «Ihr irrt,« sagte der junge Mann, , »die Frau ist keine Bettlerinn." — «Aber wurden , Sie nicht eben von ihr angebettelt?" wendete der Polizeimann ein. — »Mit keinem Worte," versicherte der Andere, b°t dem Mädchen, das er natürlich für eine alte Frau hielt, seinen Arm und sagte: »Kommt mit mir, llebe Frau, ich will Euch aus dieser Straße wegbringen, und nehmt hier das Geld, es sind 100 Sous, ich habe nicht mehr." — „Bei diesen Worten, lieber Friedrich," sagte Madame de la Tour, mit bewegter Stimme, »drückte Deine Hand ein Hundert - Sousstück in die Meinig e.« »Meine Hand?« »Deine Hand, lieber Mann. Wie Du neben mir gingst, sah ich Dein Gesicht, Deine Gestalt. Ich konnte Beides nie mehr vergessen. Du warst mein Retter in einer fürchterlichen Stunde." »Und Du, so jung, so schon, jetzt so liich, Du die Bettlerinn?" »Ich war es, Friedrich; die Du zu Deinem Weibe gemacht, hat auf der Straße gestanden und gebettelt, ader nur einmal, und das einzige Almosen, das sie empfangen, hast Du ihr gegeben. Am folgenden Tage fand ich bei einer Putzmacherinn Unterkommen. Mit der Arbeit kehrte mir Frohsinn und Ge» sundheit zurück. Fleiß und Ordnung erwarben mir das Wohlwollen der Herrinn, und so geschah es, daß, als der reiche Sir IameS Welton sich bei ihr nach mir erkundigte, sie nicht bloß vortheilhafc von mir sprach, sondern ihm auch meine kleine Lebens-gcschichte erzählte. Er hacte mich bemerkt, wie er einige Damen in unsern Laden begleitete; er kam öfters und eines Abends fragte er mich, ob ich ihn — heirathen wolle. Du kannst Dir meine Uebeira-schung denken, Friedrich. Ich hatte keine Antwort. »Ich bin reich,« sagte Sir James, »aber nicht glücklich; meine Verwandten wünschten mich in's Grab und meine Gesundheit fordert eine Pflege, die kem Geld erkauft. Was ich von Ihnen gehört, überzeugt mich, in Ihnen die gefunden zu haben, der ich unbedingt vertrauen kann. Deßhalb rcdc ich of.- fen, geben auch Sie mir eine offene Antwort.« __ Demnach zögerte ich, nicht weil Sir James ein kränklicher 60jähriger Mann war, sondern weil ich Dich liebte, Friedrich, mich immer gern mit dem Gedanken trug, Dich wieder zu sehen. Inzwischen begriff ich die in meiner Lage doppelt große Thorheit, einer romantlschcn Grille nachzuhängen, und wurde Lady Welton, wurde aus der armen verlassenen Waise die Gattinn eineö der reichsten Barone Englands.« »Glücklicher Sir James, der seine Liebe so bethätigen konnte!« rief der junge Ehemann. «Ich glaube, er war glücklich," sagte Madame de la Tour, »wenigstens bestrebte ich mich, den gethanen Schritt ihn nie bereuen zu lassen. Sein Tod machte mich zur reichen Witwe; aber um meines Reichthums mich zu freuen, mußce ich ihn mit Dir theilen können. Ich forschte nach Dir immer ver» gebens, bis ein Zufall uns zusammenführte, und willst Du nun Alles das ein Zaubermärchcn ncn-nen, so gesteh' auch, daß Du der Zauberer gewesen." Feuilleton. (Das Gericht der Wölfe; von glaubwürdigen Augenzeugen.) Eine Abtei in den Gebirgen von Auvcrgne wurde, sobald tlesvr Schnee lag, von Wölfen gleichsam belagert. Eines Winters Nahm die Zahl der grausamen Thiere so sehr über-Hand, daß der Prior mehrere Jäger in der Nachbarschaft beschwor, sich zur Befreiung des Cantons von diesen Ungeheuern zu vereinigen. — Zehn oder zwölf entschlossene Männer begaben sich in die Abtei; jedoch der ungewöhnlich hohe Schnee gestattete keine Wolfjagden. Am Abend ihrer Ankunft verkündete fürchterliches Geheul die Annäherung der W'öl» fe; sie kamen zahlreicher als gewöhnlich herbei, weil sie ein todtes Pferd in der Abtei witterten, da5 außerhalb des Stalles abgesondert lag. Die Wölfe wagten sich bis an die Hofmauern. Ein viel erfahr, ner Jäger führte sogleich seinen klug ersonnenen Plan aus. Er befahl, die eisernen Hofflügel ganz offen zu lassen, doch ein starkes Seil an jedem so zu besteigen, daß man mit dem ersten Wink sie zu-schlagen könne. Er wieß allen m>t Büchsen und Flinten wohl Bewaffneten an gewissen Fenstern ihre Posten an. Die Lichter wurden ausgelöscht — Gra» beöstille herrschte. Nach etwa drei Viertelstunden er» schien ein ungeheurer Wolf an der Pforte; er schlich mit außerordentlicher Vorsicht heran, spähte ringsumher, beroch daS liegende Pferd, und ging, immer zurückschauend, wieder fort. Aber in Eile kam er zurück, im Geleite von zweiundzwanzig Wölfen, die Hallig in den Hof rannten. Jetzt fielen alle hungernd über die willkommene Beuce her. Da schlugen die eisernen Thore zu. Schüsse von allen Seiren. Die Truppe, voll Entsetzen, zerstreut sich, will ' entfliehen, späht nach Aus.qängen. Umsonst! Nun bilden die hoch ergrimmten Wölfe einen Kreis, oder, 4im das eigentliche Wort zu brauchen, einen Rath, ein Gericht; plötzlich stürzen alle auf ibren verhaßten Führ'er und zerfleischen ihren schuldlosen Ver--^ rächer. Als ihr Strafurtheil vollzogen war, ließ Je-» der ohne Widerstand sich niederschießen. Verleger: Ignaz Awis Gdler v. Kleinmayr,