Wahlspruch: Was wir begehren von der Zukunft Fernen: Datz Brot und Arbeit uns gerüstet stehen, Dast unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. G. Herwegh. WM* Nr. 2325, 10.526 11. 10.542. Der 6fteittonto 38.415. UsenWner Zentralorgan des Oesterreichischen Eisenbahn-Personales. RedaMon: Men VA, Bräuhausgaffe 84. Rcdaktlonrschlutz: Zwei Tage vor dem Erscheinen de» Blatte». Sprechstunden sind jeden Tag mit Ausnahme der Sonn« und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis */«* Uhr nachmittags. Insertionspreis: Die einspaltige Milli,neterzeile oder deren Raum 14 Heller. Bei Jahresauftrag Rabatt. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich...............................Kr. 2-88 Ganzjährlich................................ „ 5*76 Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6'—. Für das übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. Erscheint jeden 1., 10. und 20. im Monat. m. zz Men. de» 10. August 1913. 21. Sohra. An sie unsere Mitglieder! Das Vertvaltungskomitee hat sich in seiner Sitzung vom 25. b. M. mit einer großen Anzahl von Ansuchen tim Gewährung der Nachzahlung sowohl der rückständigen Mitglieds- als auch der Hinterblicbencuuntcr-stützungsbciträge beschäftigt. Allein das Vcrwaltungs-komitee konnte ans allen in den vielfachen Ansuchen angeführten Gründen keine berechtigte Entschuldigung für das Nichtzahlcn der Beiträge finden. Da es sich aber in den vorliegenden Fällen um den Verlust erworbener Mitglicdcrrcchtc handelt, hat das Verwaltnngskomitec folgenden Beschluß gefaßt: Allen derzeit mit ihren Mitglieds- und Hintcrblicbcncnunterstützungsbciträgcn im Rückstand sich befindenden Mitgliedern wird die Nachzahlung der Beiträge gestattet und müssen diese rückständigen Beiträge mit der A it g n st-a b r e ch n n n g bei uns e i n g c l a n g t sein. Hiebei wird aber ausdrücklich betont, daß nach diesem Termin eine Nachzahlung der rückständigen .Hinterbliebenen« untcrstützungsbeiträgc unter gar keinen Umständen mehr angenommen werden kann. Ihn sich die statutarischen Rechte zu sichern, ist es Pflicht jedes Mitgliedes, selbst Sorge zu tragen, mit seinen Beiträgen nicht in Rückstand zu kommen. Die Vertrauensmänner werden hicmit auf diesen Beschluß aufmerksam gemacht und mit genaue Einhaltung desselben ersucht. Nach diesem Termin werden Rückstände nicht mehr angenommen und bleiben Ansuchen und Reklamationen in der Sache unberücksichtigt. Das Verwaltungskvmitee des Zentralausschusses. m | ilreffeiiileiMig. Durch die Ilebersiedlimg sämtlicher Bureaus der Redaktion und Administration des „Eisenbahner" re. ins | Eisenbahnerheini § | Wien VA Bräuhansgasse 84 | ' ist eine Adressenänderung notwendig ge- « ! worden. Sämtliche Zuschriften an das n Sekretariat, Redaktion, Administration ■ ' u. s. w. sind - ab 50. August 1913 ' Wien Vst Bränhausgasse 84, z» 8 j----------adressieren. ---- jjjj aB8B2raaHfflBSeBSHaaSBBUBBia»HBBÖiSB»HBa!8§ Mb« TelephlMMnnnern! Bei telephonischen Anrufen des Sekretariats, der Redaktion, der Administration, des Eisenbahnerheims 11. st w. ist die alte Telephommmmer 2325 oder die mum 18.526 rnifo 16.542 zu benützen. Wenn der Herr Ksenbahnminister eine SnspeMonrreise macht. Vor ein paar Tagen las man in den bürgerlichen Blättern über eine Reise des Eisenbahnministers Freiherr v. F o r st e r nach Nordböhmen einen Bericht, der es wert ist, mit größerer Sorgfalt beachtet zu werden, als sie sonst den meist recht gleichgültigen Tagesmeldungen der bürgerlichen Presse zukommt. Man erfährt nämlich daraus manches, was gerade vom Standpunkt der Bediensteten zu wissen interessant und lehrreich ist. und was vielleicht auch sonst der breiteren Oeffeutlichkeit als Behelf dienen kann, wenn sie sich in den Beziehungen unserer staatlichen Bureaukratie zum großkapitalistischen Scharfmacher-tum zurecht finden will. Und weil der Bericht dazu sozusagen als Leitfaden dienen kann, deshalb sei er an dieser Stelle zum allgemeinsten sozialen Studium tiefer gehängt. Ans Teplitz wird nämlich den Wiener Tagesblättern unter dem 3. August geschrieben: Eisenbahnminister Freiherr v. F o r st e r traf heute vormittags in Eichwald ein. Der Eisenbahnminister nahm die Meldung des Statthaltereiratcs und Leiters der Bezirks-Hauptmannschaft Teplitz-Schönau, Graf, entgegen, begrüßte sodann den Bürgermeister von Teplitz-Schönau, H u s a k. und den Generaldirektor der Aussig-Teplitzer Eisenbahngesellschaft, Ritter v. E n d e r e S, und trat hierauf die Automobilfahrt nach Teplitz an. Nach erfolgter Besichtigung der Kirche fuhr der Eisenbahnminister in Begleitung des Fürsten Clary und des Bürgermeisters Husak nach Teplitz in sein Absteigquartier im Kaiserbad. wo er vom Bezirksobmann M o d r e y und vom Stadtrat Doktor Walther namens des Kurausschusses begrüht wurde. Nach Entgegennahme der Vorstellung des Badcvcrwalters Lang besichtigte der Minister das Karserbad in allen seinen Räumen, worauf er sich ins Elisabcthbad begab, daS er einer Besichtigung unterzog. Sodann trat der Minister die Rundfahrt durch die Stadt an, wobei er das fürstlich Claryschc Herrenhausbad und den Schloßpark besuchte. Um 1 Uhr mittags fand im Hofwartesalon des Hauptbahn Hofes der A u s s i g - T e p l r h c r Eisenbahn ein F r ü h st ü ck statt. Um 3 Uhr nachmittags fuhr der Minister in Begleitung des Präsidenten Wolfrum, des Generaldirektors v. Endercs und des Re-gierungsrates Direktor Dr. Stradal sowie mehrerer anderer Herren mittels Automobils zur Tagbauanlage Valerie der Kuttowitzer Kohlengcwerkschaft im Bezirk Dux. Nach der Besichtigung der Anlage wurde unter Leitung des Bergdircktors B a l t a s a r die Sprengung einer größeren Tagbauwand vorgenommen, wobei 1200 Waggons Kohle auf einmal gewonnen wurden. Von hier begab sich der Minister mittels Separatzuges zu einer Besichtigung eines Teiles der Lokalbahnstrecke Teplitz-Reichenberg. In der Station Auperschin (Bezirk Teplitz) hatte auf der Zufahrtsstraße der Unter st ützu nysverein der Untcrbeamten, Diener und Arbeiter der Aussig-Teplitzer Eisenbahn mit seiner Musikkapelle zu einer spontanen Begrüßung des Ministers Aufstellung genommen. Der Obmann Oberkonduktcur Franz Schneider begrüßte den Mini st er in einer Ansprache, in der er betonte, daß sich der Verein die Aufgabe gestellt habe, die wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Mitglieder zu fördern und das Gefühl der Zusammengehörigkeit im Interesse des D i e n st e S zu f e st i g c n. Am Schluffe brachten die zu vielen Hunderten Anwesenden a u f den Minister ein Hoch aus. Der Eisenbahnminister dankte für diesen W i l I k o m m g r u ß und gab seiner Freude Ausdruck, einen Verein zu sehen, der die Pflege der wirtschaftlichen Zusammengehörigkeit und sohin der vertrauensvollen Beziehungen zur Verwaltung der Bahn sich zur Aufgabe gestellt habe. Al8 alter Eisenbahner wisse er dies besonders zu würdigen und begrüße es freudigst, zumal an der Spitze der Auffig-Teplitzer Eisenbahn in der Person des Generaldirektors v. Enderes rin Mann stehe, der daS Her» am richtigen Fleck hat und an den jeder seiner Untergebenen sich vertrauensvoll mit seinem Anliegen wenden kann. Der Mini st er nahm dann die Vor-stellung vieler der anwesenden Beamten, Unterbeamten und Bediensteten entgegen und setzte dann seine Inspektionsreise fort. Von Auperschin erfolgte die Weiterfahrt mittels Sonderzuges 'über Dubkowitz auf der Lokalstrecke Teplitz- Settenz-Reichenberg und zurück nach Teplitz-Schönau, wo der Minister auf dem Bahnhof von den Vertretern der Reichenberger Handels- und Gewerbekammer, Vizepräsident Karl Kirchhof und Konsulenten Dr. 9t e t ch 1, begrüßt wurde. Hier wohnte der Minister abends einer Theatervorstellung bei und nahm dann an einem ihm zu Ehren von der Stadtgcmeinde v e r a n st a l t c t c n Festmahl i nt Kaiserbad teil, woselbst er auch übernachtete. Damit über den Zweck und den Charakter dieser Reife nicht etwa ein Zweifel aufkommt, sei besonders betont, daß es sich um eine Inspektionsreise gehandelt hat, also um eine A m t s-Handlung im engeren und strengsten Sinne. Und falls Inspektionsreisen noch einen anderen Sinn haben sollen, als etwa den, daß das betreffende staatliche Organ Diäten verrechnet, und wie das bei Ministern eben üblich ist, daß man einen komfortablen Salonwagen auf den Strecken herumführt, so kann Wohl kaum ein anderer Zweck darin entdeckt werden, als daß der Minister von der Beschaffenheit der Strecken und Anlagen, die er bereist, und von den dienstlichen Verhältnissen klar informiert und durch persönliche Ueberzeugung davon unterrichtet wird. Wenn man freilich die ausführliche Darstellung liest, w i e die „Juspektionstätigkeit" des Herrn Eisenbahnministers sich abwickelte und mit welcher Sorgfalt er den Dingen und Personen, von wo aus er sich Einblick in den Betrieb verschaffen konnte, geradezu aus dem Wege ging, dann wird man wohl sagen müssen, daß eine solche Inspektion ihre Kosten wert ist! Und einer ist wenigstens sicher darunter, der mit einer solchen Inspektion auch vollauf zufrieden sein wird: der Herr Generaldirektor v. Enderes von der sattsam bekannten A. T. E., der am Bahnhof den Herrn inspizierenden Minister erwartet, um mit ihm bei einem solennen Frühstück zu antichambrieren, und der dann, wenn der Herr Minister durch zwei Stunden genugsam unterhalten ist, mit ihm in Begleitung des Präsidenten des Verwaltungsrates Wolfrum weiterfährt, wo dann schließlich auf einer Station der mit allen Künsten einer wohleinstudierten Regie vorbreitete Ansrrudelungsakt des gelben Unternehmervereines ins Werk gesetzt wird. Und wie feierlich und erhebend schön mag der große historische Augenblick gewesen fein, wo Herr v. F o r st e r, von Rührung übermannt, wie jener Rabbiner, der gegen Honorar von 20 Kr. aufwärts mit der Stimme zu zittern anfing — „seiner Freude Ausdruck gab, einen Verein zu sehen, der die Pflege der wirtschaftlichen Zusammengehörigkeit und sohin der vertrauensvollen Beziehungen zur Verwaltung der Bahn sich zur Aufgabe gestellt habe". Und was mag sich Herr v. Enderes, der jeden Bediensteten rücksichtslos aufs Pflaster wirft, der sein Staatsbürgerrecht zu reklamieren wagt, gedacht haben, als der oberste Chef der staatlichen Eisenbahnverwaltung coram publico die Versicherung gab, „d a ß a n d e r S p i tz e der A. T. E. in der Person des Generaldirektors Dr. v. Enderes ein Mann stehe, der d a s H e r z am richtigen % I c ei hat und an den jeder seiner Unter-aebenensichvertrauensvollmitseinen Anliegen wenden könne"? Es schaut fast so aus, als wollte Herr v. Förster den Herrn Generaldirektor Enderes durch diese öffentliche Anerkennung seines unrühmlichen Wirkens Trost spenden, für jene scharfe Verurteilung, die kürzlich das Leitmeritzer Kreisgericht und das Oberlandesgericht in Prag dem gegen die guten Sitten verstoßenden System zuteil werden ließ, das Herr v. Enderes aus seiner Bahn aller öffentlichen unfr aller durch die k. k. Gerichtsinstanzen gewordenen Kritik zum Trotz weiter pflegt. Daß Herr v. Enderes bei der widerlichen Komödie nicht rot wurde, ist ja zu glauben. Er, mr Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 50*000 Exemplaren. "WU y der von keiner moralischen Blässe angekränkelt ist, hat es sich längst abgewohnt, sich und sein Tun von sittlichen Werturteilen beeinflussen zu lassen. Aber der Herr Freiherr v. F erste r, der an der höchsten Stelle der staatlichen Eisenbahnverwaltung steht, der nicht nur der Chef eines großen staatlichen Unternehmens, sondern auch höchstes Aufsichtsorgan ist und ein Stück Staatsautoritüt verkörpert, sollte es sich überlegen, diesen Pfad mit zu wandeln, und sich von den ärgsten Scharfmachern bewirten zu lassen und ihr gefälliger Gast zu sein. Und wenn er ihn dennoch geht, Arm in Arm mit den Herren P e t s ch e k, Doktor S t r a d a l, W o l f r u m und E n d c r c s, wird er sich nicht wundern dürfen, wenn die Staatsgewalt versagt, wenn diese Herren sich über Recht. Gercchtig-kcit und gute Sitten in souveräner Selbstherrlichkeit hinwegsetzen! Und eine Staatsautorität, die sich solcherart mit dem privatkapitalistischen Scharfmacher* tum versippt und verbunden erweist, wird sich auch nicht wundern dürfen, wenn man über den Charakter ihrer Unparteilichkeit nur noch ein mitleidiges Lächeln hat. Eine „Staatsautorität", die sich mit dem privatkapitalistischen Scharfmachertum an einen Tisch setzt, tut gleich am besten, ihr moralisches Prestige zu liquidieren! Nur immer mit Vernunft. Einen alten Bekannten sehen wir auf der Tages-ordnung unseres diesjährigen Gewerkschaftskongresses. Lieber Parlament und Arbeiterschuh soll auch beim Siebenten Gewerkschaftskongreß gesprochen werden, muß gesprochen werden. Denn die trostlose Untätigkeit in sozialpolitischen, Dingen heischt unbedingt, daß die Arbeiterschaft bei jeder Gelegenheit durch Wort und Schrift das öffentliche Gewissen, das Schamgefühl der Gesetzgebung wachrufe, damit die Schmach der sozialpolitischen Starre überwunden werde. Sind die Gewerkschaftsorganisationen ein Maßstab für die Kultur eines Landes, dann ist die Tagesordnung ihrer Kongresse ein Spiegel, in dem das Land ein treues Bild seiner Kultur sehen kann. Bei uns sehen wir aber in der Tagesordnung nur die österreichische Unkultur, die zu überwinden sich die Arbeiterschaft wohl alle Mühe gibt; bis jetzt erfolglos, wenigstens ohne bei den Herrschenden etwas Verständnis für die Sache wachgerufen zu haben. Gewiß, die Arbeiterschaft leidet unsäglich unter der passiven Resistenz der Gesetzgebung und der Verwaltung in sozialpolitischen Dingen. Die Bilanz der letzten Jahre ist eine so dürftige, daß man sich geradezu schämt, überhaupt davon zu reden. Aber auch der ganze Staat mit all seinen kapitalistischen und militaristischen Bestrebungen leidet darunter, daß Leben und Gesundheit der Arbeiterschaft nicht genügend geschützt sind. Einen tüchtigen Arbeiterstamm kann man sich nur dann schaffen und dauernd erhalten, wenn man sich um ihn kümmert und ihn schützt gegen die Gefahren der kapitalistischen Produktion. Der Mangel an Sozialpolitik hat auch schon andere Folgeerscheinungen. Die Assentkommissionen, denen durck> die häufigen Vermehrungen der Rekruten immer schwierigere Aufgaben gestellt werden, können davon erzählen, wie sich die Versäumnisse reichen. Das Menschenmaterial Feuilleton. In der Verbannung. Von Anton Tschechow. Der alte Simeon, der den Spitznamen Tolkowui (der Vernünftige) hatte, und ein junger Tatar, dessen Namen niemand kannte, saßen am Ufer beim Wachtfeuer; die drei anderen Bootsleute waren in der Hütte. Simeon, ein magerer, zahnloser, aber noch gesund aussehender alter Mann von 00 Jahren, war betrunken. Er wäre schon längst schlafen gegangen, hatte aber noch eine halbe Flasche Schnaps in der Tasche und fürchtete, daß die Bootsleute in der Hütte ihn um Schnaps bitten könnten. Der Tatar war krank, warf sich hin und her, wickelte sich fester in seine zerlumpten Kleider und erzählte, wie schön es daheim im Simbirskischen Gouvernement sei und was für eine hübsche, kluge Frau er zu Hause habe. Er war ungefähr 25 Jahre alt, aber jetzt, beim Scheine des Feuers sah er mit seinem blassen, kränklichen Gesicht recht schwächlich und jung aus. "Es ist ja wahr, hier ist kein Paradies", sagte Tolkowui. „Wie du selbst siehst, ist hier nichts als Wasser, kahle Ufer und rund herum Lehm. Ostern ist längst vorbei, aber auf dem Fluh ist noch Treibeis und heute morgen hat es geschneit." „ES ist schlecht, sehr schlecht", sagte der Tatar und sah sich erschreckt um. Ungefähr zehn Schritte von ihnen floß der dunkle, kalte Fluß; er brauste, schlug klatschend an das ausgewaschene lehmige Ufer und floß schnell dahin ins unbekannte Meer. Hart am Ufer lag eine große Barke, die von den Bootsleuten „Karbaffe" (kleines Schiff) genannt wurde. Am entgegengesetzten Ufer sah man kleine, flackernde, züngelnde Flammen, dort wurde das vorjährige Gras verbrannt. Hinter diesen Flammen lag wieder tiefe Dunkelheit. Man hörte, wie die Eisschollen an die Barke schlugen ... Es war kalt und feucht... Der Tatar sah zum Himmel auf. „Es sind ebensoviel Sterne wie zu Hause und rund herum ebenso tiefe Dunkelheit, aber etwas fehlt doch. Zu Hause im Simbirskischen Gouvernement sind ganz andere Sterne und ein ganz anderer Himmel. Es ist schlecht, sehr schlecht", wiederholte er. „Du wirst dich schon daran gewöhnen", sagte Tolkowui und fing an zu lachen. „Du bist jetzt noch jung und dumm, bist hinter den Ohren noch nicht trocken geworden; in deiner Dummheit glaubst du. es gäbe auf Gottes Erde keinen un-glücklicheren Menschen als dich; aber es wird eine Zeit kommen, da wirst du sagen: Gott gebe jedem so ein Leben I Sieh mich an- Nach einer Woche wird der Fluß eisfrei sein, dann stellen wir das Floß auf, ihr werdet alle ins weite Sibirien wandern und ich werde von einem Ufer zum anderen fahren. Zwei-undzwanzig Jahre fahre ich nun schon so, Tag und Nacht; der wird immer weniger tauglich, immer schlechter und degenerierter. Man mißverstehe uns nicht. Wir streben Arbeiter-schutzgcsctze nicht cm, um dem Staate mehr Soldaten zu beschaffen. Wir führen diesen Umstand an. um an ihm zu zeigen, mit wie wenig Voraussicht die Patrioten handeln, die in Oesterreich die Sozialpolitik hindern. Uns »handelt es sich darum, die Arbeiterschaft kampffähig zu machen und zu erhalten, damit sie den Kampf gegen die bestehende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu führen vermag. Die Beweggründe, warum einzelne aus den bürgerlichen Reihen ebenfalls Sozialpolitik treiben, sind ja gewiß sehr interessant und beachtenswert, mit den unseren decken sie sieh absolut nicht. Jetzt ist die Zahl derjenigen Bürgerlichen, die den wahren Grund unseres Strebens nach Sozialpolitik erfaßt haben, bereits groß. Und sie bilden sich ein, uns die Erreichung unseres Zieles durch die organisierte Arbeiterschaft unmöglich machen zu können, wenn sie die Sozialpolitik überhaupt verhindern oder — verbieten. Sie haben trotz alledem nichts gelernt, wiewohl die Geschichte der letzten Jahrzehnte sehr danach angetan war, sie verschiedenes zu lehren, vor allem, daß es für den sozialpolitischen Fortschritt jetzt eine viel wichtigere und größere schaffende Kraft gibt: die gewerkschaftliche Arbeiterbewegung. Der Negierung können die Herren verbieten, was sie wollen. So wird noch offenkundiger, lvas heute jeder Arbeiter weiß, daß nämlich die Herren in der Negierung des Staates nur ihr Exekutivorgan erblicken, das nur ihren'Willen wollen und ausführen darf, dessen Willen eben nur ihr Willen ist.' Auch den bürgerlichen Abgeordneten können sie die sozialpolitische Arbeit verbieten, denn diese Abgeordneten sind vielfach von ihnen, ihren Mahlgeldern und Wahlfreveln abhängig. Nie aber vermögen die Herren der Arbeiterbewegung andere Bahnen zu weisen, nie vermögen sie den Gewerkschaften Befehle zu erteilen, wann, ob und wie sie sich sozialpolitisch zu betätigen haben. Die Herren scheinen also, wenn sie das übersehen, nicht gelernt zu haben, daß sie schon lange nicht mehr die einzig Entscheidenden in Fragen der Sozialpolitik sind. Natürlich heißt das nicht, daß wir den Einfluß der Arbeiterfeinde unterschätzen oder unseren überschätzen dürfen. Es handelt sich bloß um die Feststellung der Tatsache, daß die Arbeiterschaft durchaus nicht berechtigt ist, für den Stillstand der Sozialpolitik nur das Parlament, die Regierung und den Auftraggeber beider, die Unternehmer, verantwortlich zu machen. Auch sie selbst hat ein groß Teil Verantwortung zu tragen. Diese Verantwortung muß sich die Arbeiterschaft immer wieder in Erinnerung bringen, besonders wenn sie ihre so berechtigten Klagen Vorbringen will. Anderseits ist es nicht bloß erzieherisch für die noch indifferenten Arbeiter, sondern auch von wesentlichem Nutzen, wenn wir ob unserer eigenen Verantwortung nicht daran vergessen, die Feinde der Hebung der Arbeiterklasse vor aller Oeffentlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Wir haben dazu wahrlich mehr als genug Anlaß. Vor kurzer Zeit schwirrte wieder einmal das Wort Sozialversicherung durch die Luft. Der permanente Ausschuß zur Verschleppung der Sozialversicherung hielt wieder einmal eine Sitzung ab, um den Schlußteil der Vorlage zu erledigen, das heißt ein Kapitel anzunehmen, um das mühevoll zustande gebrachte Werk durch allerlei Aus-nahmsbestimmungen für Galizien zu durchlöchern. Hecht schwimmt unter dem Wasser und ich schwimme über dem Wasser. Und Gott sei gedankt dafür, ich habe alles was ich brauche und wünsche jedem so ein zufriedenes Leben." Der Tatar legte etwas Reisig ins Feuer, rückte näher heran und sagte: „Ich habe zu Hause einen kranken Vater; wenn er tot ist, kommen meine Mutter und meine Frau hieher, sie habeu's versprochen." „Wozu brauchst du Mutter und Frau?" fragte Tolkowui; das ist reiner Unsinn. Das ist der Teufel, der deine Seele verführen will. Höre nicht auf ihn, den Verfluchten. Tu ihm nicht den Willen. Er wird dich mit den Weibern quälen, aber du trotze ihm: Ich will nicht! Er wird dich mit der Freiheit locken, aber du antworte ihm: Ich wünsche sie nicht. Ich brauche nichts, weder Vater noch Mutter, weder Weib noch Freiheit, weder Hof noch Haus, nichts, nichts!" Tolkowui nahm einen Schluck aus der Flasche und fuhr fort. „Ja, ja. Freundchen, ich bin kein einfacher Bauer, sondern bin der Sohn eines DiatschokS (Küsters); einst lebte ich frei im kurskifchen Gouvernement und trug einen feinen Nock, und jetzt habe ich mich so weit abgehärtet, daß ich auf der nackten Erde schlafen und Gras essen kann. Gott gebe jedem so ein Leben. Ich brauche nichts und fürchte mich vor nichts und meine, es gibt keinen freieren und reicheren Menschen als mich. Als ich aus Rußland hieher geschickt wurde, sagte ich vom ersten Tage an: Ich brauche gar nichts. Der Böse quälte mich wohl und erinnerte mich an meine Frau, die Heimat und die Freiheit, aber ich trotzte ihm: Ich will nichts, ich brauche nichts. Ich bestand auf dem Meinen und wie du siehst, lebe ich jetzt zufrieden und ohne zu klagen. Aber wenn man nur einmal dem Bösen nachgibt, so ist man rettungslos verloren; man versinkt bis an den Hals im Sumpf und kann nicht mehr heraus. Nicht nur unsereins, die wir nur dumme Bauern sind, sondern auch kluge und gebildete Leute gehen verloren. Vor ungefähr fünfzehn Jahren wurde ein Herr aus Rußland hieher geschickt. Er hatte irgend etwas mit seinen Brüdern zu teilen gehabt und dabei eine Fälschung begangen. Man sagte, er sei ein Fürst oder ein Baron, Gott weiß, vielleicht war er nur ein einfacher Beamter. Das erste was er tat, nachdem er angekommen, war, daß er sich ein Haus und ein Stück Land im Muchotin-schen Gebiet kaufte. Ich will von meiner Hände Arbeit, im Schweiße meines Angesichts leben, denn ich bin nicht mehr Herr, sondern ein einfacher Ansiedler. Gott helfe dir dazu, es ist eine gute Sache, sagte ich ihm. Er war damals ein junger, eifriger, arbeitsamer Mensch; er mähte manchmal selbst, fing Fische und ritt seine sechzig Werst am Tage. Nur fing er zu seinem Unglück schon im ersten Jahr an, nach Gyrino ins Postcomptoir zu fahren. Manchmal stand er bei mir auf dem Fluß und seufzte: Ach Simeon, warum schickt man mir schon so lange kein Geld von Hause? Ach Wassili Sergeitsch, Sie brauchen gar kein Geld. Wozu brauchen Sie Abgesehen davon, daß dies auch der übrigen Arbeiterschaft Schaden bereiten kann, ist es doch ungehörig, gerade jetzt, da man in Galizien Industrie züchtet und importiert, den dortigen Unternehmern auf Kosten der Ar-beiter besondere Vorteile zuzuschanzen. Wahrscheinlich spielen auch da Vernunft und Verständnis, die in der letzten Zeit von verschiedenen Handelskammern als besonders wichtige Faktoren bei der Sozialpolitik angewendet zu werden vorgcschlagen werden, eine Rolle. Da haben wir nun wieder eine Abwechslung in Oesterreich. Die Handelskammern, deren Wahlprivileg vor sieben Jahren aufgehoben wurde, sind wieder sehr bemüht, in das Getriebe der Gesetzgebung einzugreifen, wenn auch auf unzulässigen Wegen. Sic wollen sich ihren überragenden Einfluß wieder, selbstredend nur mit Berufung und Hinweis auf ihre Autorität als Vertretung der Handels-, Industrie- und Gewerbeinteressen holen. Vor ganz kurzer Zeit brachte die Tagespresse dii Nachricht, daß die Prager und Pilsner Kammern eine gemeinsame Deputation zum Handelsminister entsendet haben, um ihm das „Ansuchen" um Beseitigung der neuen Sonntagsruhe- und Arbeitspansenvorschriften zu unterbreiten, die am 1. Oktober in Kraft treten sollen. Natürlich — der Auftraggeber trat ja sehr entschieden und ungeniert auf — hat der Herr Minister zugesagt, daß das Ansuchen der Handelskammern berücksichtigt werden wird. Npch schöner, klarer und — fast möchten wir sagen — aufreizender, ist das Vorgehen der Handelskammer in Budwers. Diese besprach — das scheint,ja jetzt in den Handelskammern modern zu sein — _ d'ie Frage der Herabsetzung der gesetzlichen Arbeitszeit von elf auf zehn Stunden täglich und hat sich natürlich dagegen ausgesprochen. Und wenn man nun schon einmal dabei war, so sprach sich die verehrte Kammer gegen alle, Sozialpolitik aus. Die jetzige Zeit sei für sozialpolitische Experimente absolut nicht angetan, denn sie erfolgen ja doch nur auf Kosten der Industrie und des Gewerbes. Doch — da begann man sich anscheinend zu schämen — fügte man hinzu: die Budweiser Kammer ist durchaus keine Gegnerin der Sozialpolitik, aber sie wünscht, daß man Sozialpolitik mit Verstand mache. So ist es! Das ist das erlösende Wort, das von allen Feinden der Sozialpolitik jede Beklemmung nehmen kann, lucnu sie sich gegen die Sozialpolitik aussprechen wollen. Mit Verständ muß Sozialpolitik gemacht werden. Auch wir sind der Meinung, daß man mit Verstand und mit Verständnis an den Ausbau unserer Sozialpolitik schreiten muß. Doch wehe! Gleich bei den ersten Schritten müssen wir wahrnehmen, daß Verstand und Verständnis unglaublich verschiedene Auslegungen zulassen. Die Arbeiterschaft ist der Meinung, baß die sozialpolitische Gesetzgebung dem Wohle der arbeitenden Klassen dienen soll. Soll sie überhaupt einen Zweck haben, so kann es nur der sein. Wenn man also bei ihr von Verstand und Verständnis spricht, so kann es sich nur darum handeln, daß das vorgezeichnete Ziel, den arbeitenden Klassen zu dienen, möglichst rasch und ausgiebig erreicht werde. uim Die Handelskammer in BndweiS, die hier ohne-weiters als Sprecherin der Gesamtheit der in ihr vertretenen Klaffen auf tritt, hat eine andere Vorstellung too’ft'' der ganzen Sache. «Sozialpolitik, ja, aber nur dekorativ, nur zum Schein, in Wirklichkeit soll sie den Unterneh- cS; vergessen Sic das Gewesene, als wenn es gar nicht existiert hätte, und machen Sic hier einen frischen Anfang. Schenken Sie dem Bösen kein Gehör, er führt Sie zu nichts Gutem, sondern zieht nur die Schlinge zu. Jetzt ist es Geld, wonach Sie sich sehnen, nach einiger Zeit wird es etwas anderes sein, und so wird es fortgehen. Ich sage Ihnen, wenn Sie glücklich sein wollen, so fangen Sie damit an, sich gar nichts zu wünschen. Ja, ja, wenn Sie und ich auch vom Schicksal schlecht behandelt worden sind, so müssen wir es nicht um Gnade anflehen und uns vor ihm bücken, sondern müssen es verachten und auslachen. Sonst wird es u n s anslachen. Sa sprach ich oft zu ihm. Nach ungefähr zwei Jahren fuhr ich wieder einmal über den Fluß. Da rieb er sich die Hände vor Vergnügen und sagte mir lachend: Ich fahre nach Gyrino, um meine Frau abzuholen; sie hat Mitleid mit mir gehabt und ist mir nachgereist, O, sie ist so gut. Er war ganz atemlos vor Freude. Am anderen Tage kam er mit seiner Frau gefahren. Sie war eine junge hübsche Dame, hatte einen Hut auf und ein kleines Mädchen auf den Armen. Eine Menge Gepäck kam mit. Und Wassili Sergeitsch machte sich ‘immer um sie zu schaffen, er konnte sich nicht sattsehen an ihr lind sie nicht genug loben. Ja, Freund Simeon, in Sibirien leben auch Menschen. Warte nur, dachte ich, du wirst dessen nicht froh werden. Von der Zeit an fuhr er jede Woche nach Gyrino, um zu erfahren, ob das Geld /aus Rußland noch nicht angekommen sei. Er pflegte dabei immer zu sagen: Sie opfert mir ihre Jugend und Schönheit, vergräbt sich mit mir in Sibirien und teilt mein bitteres Los; um sie dafür zu entschädigen, muß ich ihr jedes nur erreichbare Vergnügen gewähren. Damit sie sich nicht einsam fühle, fing er an, mit den Beamten und sonst allerhand Leuten zu verkehren. Aber dieser ganzen Gesellschaft muß man bekanntlich gut zu essen und' zu trinken vorsetzen; auch ein Klavier mutz da sein und ein zottiges Hündchen auf dem Sofa — mit einem Wort Luxus und vornehmes Leben. Aber die gnädige Frau hielt es nicht lange mit ihm aus. Wie sollte sie auch! Lehm, Wasser, Kälte, kein Gemüse, keine Früchte, rund herum ungebildete, rohe, trunkene Menschen, kein Umgang, und sie eine verwöhnte Groh-städterin. Natürlich fing sie an, sich einsam zu fühlen. Und der Mann war auch kein Herr mehr, sondern nur ein An-siedler. Nach ungefähr drei Jahren, es war gerade der Tag vor Mariä Verkündigung, hörte ich vom jenseitigen Ufer rufen. Ich ging hin und sehe — die gnädige Frau ganz vermummt und mit ihr ein junger Herr, einer von den Beamten, außerdem eine Troika. Ich setzte sie über, sie stiegen in den Schlitten und fort waren sie; nur ich hatte sie gesehen. Gegen Morgen kam Wassili Sergeitsch mit zwei Pferden angefahren. Simeon, ist mein Frau mit einem Herrn mit einer Brille hier vorbeigefahren? Ja, sie ist vorbeigefahren, MF Sorget dafür, daß der »Eisenbahner" auch vom reisenden Publikum gelesen werde! "ME mcrrt keinerlei Schmälerung ihres Profits bringen. Was also die Handelskammer verschämt Verstand nennt, ist bei näherer Betrachtung leicht als Klasseninteresse erkannt. Mit anderen Worten bekennt also die Handelskammer, daß sie sich nur eine solche Sozialpolitik gefallen lassen will, bei der den Unternehmern keine weitere „Belastung durch Sozialpolitik" droht, bei der es sich um Schutz der Ausbeuter und nicht der Ausgebeuteten handelt. Das wäre dann die verständige Sozialpolitik. Bei der Arbeiterschaft wird die Handelskammer mit ihrer fadenscheinigen Argumentation anf wenig Verständnis stoßen. Der ganzen Rede mitsamt ihren Argumenten — die jetzige Zeit paßt nicht zu sozialpo itischen „Experimenten", als ob es eine Zeit gäbe, die für lassend gehalten würde — kurzer Sinn ist der: Die Kammer spricht sich mit Entschiedenheit gegen alle von den varla-mentarischen Ausschüssen vorbereiteten sozialpolinschen „Experimente" aus. Sie will die Regierung „warten". Die Kammer traut dem Abgeordnetenhaus nicht, sie traut dem Herrenhaus nicht, sie besorgt die Hinderung der Sozialpolitik in eigener Regie. So handelt sic im Dienst der Unternehmer, so handelt sie „mit Verstand". Das muß auch die Arbeiterschaft tun. Mit Verstand arbeiten, im Klasseninteresse, mit Hilfe der gewerkschaftlichen und politischen Organisationen. Weitere VerMechtermisei» Sei Len t f. Aaatrbahneli. Die Verschlechterungen bei den k. k. Staatsbahnen nehmen kein Ende. Diesmal sind cs die K o n-d u k t e u r e, die Heizer und die Verschieber, die mit Verschlechterungen ihrer Lage bedacht wurden, das heißt, bisher sind dieselben nur für diese Kategorien bekannt geworden. Das Eisenbahnministerium hat Verfügungen getroffen, wonach künftig die Bremser e r st nach m i n d e st e n s sechs Jahren ununterbrochener Verwendung als Arbeiter int Fahrdienst, die Verschieber und Heizer nach nr i n d e st e n s siebenjähriger ununterbrochener Verwendung beim Verschub-, beziehungsweise beim Fahrdienst zu Anshilssdieuern ernannt werden können. Wie gesagt, ist diese Maßnahme bisher nur für diese drei Kategorien bekannt geworden. Die Annahme ist nicht von der Hand zu weisen, daß auch für alle anderen Dienerkategorien dieselben Verfügungen getroffen wurden. Bezeichnend ist, daß diese Aenderun-gen, die für das Personal eine grundlegende Neuerung darstellen, bisher nirgends offiziell verlautbart wurden. Es scheint, daß sich das Eisenbahnministerium über die Wirkung einer derartigen Publikation im vorhinein klar war und deshalb damit gerechnet hat, daß sich die betroffenen Bediensteten schon allmählich dreinfinden werden. Ob sich das Eisenbahnministerium nicht die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat, ist natürlich eine andere Frage. Diese Maßnahme ist ein neues Glied in der Kette der zahlreichen Verschlechterungen, die nun seit bald einem Jahre dem Personal der Staatsbahnen aufgezwungen werden. Sie beweist nur neuerlich die Nichtigkeit der Ansicht des Personals, daß das Eisenbahnministerium mit eiserner Konsequenz und in der denkbar rücksichtslosesten Art daran arbeitet, das, was auf der einen Seite an Verbesserungen gegeben werden aber wie willst du den Wind in der Ebene fangen? Er raste weiter, um sie einzuholen; fünf Tage und Nächte ist er ihnen nachgejagt. Als ich ihn danach auf meinem Floß wieder übersetzte, stürzte er darauf nieder, schlug mit dem Kopf auf den Boden und heulte. Nun ja, so ist cs, sagte ich: in Sibirien leben auch Menschen; er aber heulte nur immer mehr. Dann setzte er sich in Kopf, daß er frei werden wolle: feine Frau war nach Nutzland zurückgegangen, also zog cS ihn auch dorthin, um sie wiederzusehen und sie ihrem Geliebten zu entreißen. Und nun sing er an, fast täglich bald auf die Post und bald in die Stadt zur Verwaltung zu reiten. Er reichte. eine Bittschrift nach der anderen ein um Begnadigung und Erlaubnis zur Rückkehr nach Rußland, man sagte, er habe für Telegramme über zweihundert Rubel ausgegeben. Er verkaufte sein Land und versetzte sein Haus bei Juden. Er selbst wurde darüber grau und gebückt und sah ganz gelb und’ schwindsüchtig aus. Wenn er mit jemand sprach, hustete, er khe, lhe, khe — bis zu Tränen. So quälte er sich ungefähr acht Jahre mit Bittschriften, aber jetzt ist er wieder aufgelebt und fröhlich geworden; er hat sich nämlich einen neuen Zeitvertreib verschafft — seine Tochter ist herangewachsen. Er kann sich gar nicht satt an ihr sehen. Sie ist auch ganz nett, hübsch, schwarzäugig und sehr lebhaft. Er pflegt jeden Sonntag mit ihr nach Gyrino in die Kirche zu fahren. Dann stehen sic nebeneinander auf dem Floß, sic lacht und er wendet kein Auge von ihr. Ja, Simeon, auch in Sibirien leben Menschen, in Sibirien gibt es auch Glück. Sieh mal, was ich für eine Tochter habe; du kannst lange suchen, ehe du eine zweite wie sie findest. Ja, schön ist deine Tochter wohl, sagte ich, dachte aber bei mir: Warte es nur ab. . . Sic ist ein junges Ding, das Leben pulsiert in ihr, sic will leben, aber was ist das hier für ein Dasein! Und bald begann sie zu kränkeln. Sie siechte und siechte, bis sie ganz krank wurde und jetzt ist sie auf» gegeben. Sie hat die Schwindsucht. Da hast du das Glück in Sibirien! Er fing an, sie zu verschiedenen Doktoren zu bringen. Wenn er nur erfuhr, daß auf zwei- bis dreihundert Werst Entfernung ein Doktor oder Quacksalber wohnte, gleich machte er sich mit seiner Tochter dorthin auf. Schrecklich viel Geld hat er schon für die Doktoren ausgegeben; meiner Meinung nach ist cs noch besser, all dies Geld zu vertrinken — sterben wird sie ja doch — sterben wird sie ganz bestimmt und dann ist er ein verlorener Mann. Er wird sich entweder vor Kummer erhängen oder nach Rußland entfliehen. Er wird entfliehen, man wird ihn einfangen, dann kommt das Gericht, er wird die Peitsche kennen lernen..." »Es ist gut, es ist gut", murmelte der Tatar und Schauerte vor Kälte. „Was ist gut?" fragte Tolkowui. »Das mit der Frau und der Tochter; mag er jetzt mnßte, auf der anderen Seite wieder durch Verschlechterungen hereinzubringen. Bisher wurden die Arbeiter, die beim Fahrdienst als Bremser und Heizer und beim Verschubdienst als Verschubarbeiter verwendet wurden, nach zwei, höchstens drei Jahren zu Aushilfsdienern ernannt. Es bestand hiefür wohl kein verbrieftes Recht, aber es war ein Usus, eine ständige Gepflogenheit, die im gesamten ,zur Bahn eintretenden Personal die Ansicht zur Rechtsanschauung werden ließ, daß, wenn jemand zwei und drei Jahre in einem bestimmten Dienstzweig als Arbeiter zufriedenstellend und tauglich Dienst versah, nach dieser Zeit seine Jntimieruug, das heißt, seine provisorische Ernennung und Aufnahme als Aushilfsdiener mit der Anwartschaft auf die defintive Anstellung zu erfolgen hat. Das betroffene Personal findet daher auch in dieser Maßnahme eine Verschlechterung, die so, wie alle bisherigen, nicht bloß als eine schädigende Maßnahme, sondern vielmehr als Verletzung erworbener Rechte zu betrachten ist. Den Grundsatz, daß „ständige Gepflogenheiten", wie im vor-liegenden Falle, als „erworbene Rechte" zu gelten haben, hat das Eisenbahnministerium bisher wiederholt selbst anerkannt und anerkennen müssen, und zwar insbesondere bei der Uebernahme des Personals der verstaatlichten Privatbahnen. Es ist diesbezüglich in den Einreihungsgrundsätzen die Bestimmung enthalten, daß die bei diesen Privatbahnen bestandenen Ususe wegen Ueberführung in höhere Diensteskategorien auch von der Staatsbahnverwaltung eingehalten werden. Die Tatsache, daß früher die Bremser, Verschieber und Heizer nach zwei und drei Jahren bei den Staatsbahnen usuell zu Aushilfsdienern ernannt wurden und nunmehr erst nach sechs und sieben Jahren die gleiche Begünstigikrg erreichen können, ist also die Wegnahme eines von diesem Personal erworbenen Rechtes, eine Rechtsverletzung irrt vollsten Sinne des Wortes. Außerdem ist sie als Nichteinhaltung eines im Jahre 1908 gegebenen Zugeständnisses zu betrachten. Bei den Verhandlungen, die unsere Organisation irrt Oktober des Jahres 1908 mit dem Eisenbahnministerium hatte, wurde vom Eisenbahn» Ministerium auch die Erhöhung und Verbesserung der Postenitormierung zugestanden, und zwar soll dieselbe derart erfolgen, daß die auf Dienerposten verwendeten Arbeiter nach der in der Prüfungsvorschrift festzufetzen-dert Minimaldauer der Ausbildungszeit zu Aushilfsdienern ernannt werden können. Diese Prüfnngsvor-schrift wurde mit Gültigkeit vorn 1. Juni 1909 herausgegeben und sind in derselben diese Ausbildungszeiten folgendermaßen fixiert: Für die Kondukteure: Mit einem halben Jahre Verwendung im Taglohn und einem weiteren halben Jahre als Aushilfsdiener. Für Me Heizer: Einjährige Verwendung als Arbeiter, zweijährige Verwendung als Aushilfsdiener. Für die Verschieber: Ein Jahr im Taglhon, ein Jahr als Aushilfsdiener. Es hatten also im Jahre 1909 die Kondukteure, die Heizer und die Verschieber die Begünstigung bekommen, nach halbjähriger und einjähriger Verwendung als Taglohnarbeiter zu Anshilfsdienern ernannt werden zu können. Allerdings bildeten diese Fristen nur die fixierte Minimaldauer und nicht die vom Personal geforderte Maximaldauer. Werden aber diese und Sie in der Prüfungsvorschrift festgesetzten weiteren Fristen für gefoltert werden und Schmerz empfinden, dafür hat er doch seine Frau und Tochter gesehen. Du sagst, man brauche nichts? Aber nichts ist zu wenig. Seine Frau hat doch wenigstens drei Jahre bei ihm gelebt — das war ein Geschenk Gottes. Das Nichts ich schlecht, aber drei Jahre — das ist gut. Wie kannst du denn das nicht verstehen?" Der Tatar zitterte vor Anstrengung, die wenigen ihm bekannten russischen Worte zusammenzubringen; stotternd sprach er davon, daß Gott ihn davor behüten möge, im fremden Lande krank zu werden, zu sterben und da in der kalten Erde eingescharrt zu werden; wenn seine Frau nur auf einen Tag, ja auf eine einzige Stunde zu ihm käme, so würde er für dieses Glück später gern alle möglichen Qualen ertragen und Gott noch dafür danken. Lieber einen Tag lang glücklich sein als gar nicht. Daraus erzählte er wieder, welch hübsche kluge Frau er habe; dann griff er sich mit beiden Händen an den Kops, weinte und versicherte Simeon, daß er ganz unschuldig sei und umsonst leide. Seine beiden Brüder und sein Onkel hätten die Pferde gestohlen und den alten Mann halbtot geschlagen; aber die Obrigkeit habe nicht nach Recht und Gewissen geurteilt, sondern das Urteil dahin ausgesprochen, daß alle drei Brüder nach Sibirien geschickt werden müßten, der Onkel aber, ein reicher Mann, zu Hause bleiben solle. „Du wirst dich schon daran gewöhnen", sagte Simeon. Der Tatar verstummte und starrte mit verweinten Augen ins Feuer; sein Gesicht drückte Verwunderung und Schreck aus, als könne er noch immer nicht verstehen, warum er hier in der Dunkelheit und Feuchtigkeit bei fremden Menschen sei und nicht zu Hause im Simbirskischen Gouvernement. Tolkowui streckte sich am Feuer aus, lächelte in sich hinein und stimmte leise ein Lied an. »Was hat sie auch für eine Freude daran, mit dem Vater zu leben?" sagte er nach einer Weile. „Er liebt sie wohl und tröstet sie, das ist richtig; aber, Freundchen, widersprechen darf man ihm auch nicht; er ist ein strenger, rauher alter Mann. Aber die jungen Mädchen brauchen nicht Strenge — sie brauchen Zärtlichkeit, hahaha und, hihihi, Wohlgerüche und Pomaden." „Ja, ja, so ist es", seufzte Simeon und stand auf. „Der Schnaps ist zu Ende,also muß es Zeit sein, schlafen zu gehen; ich gehe." Allein zurückbleibend, legte der Tatar etwas Reisig ins Feuer, streckte sich aus und in die blauen Flammen sehend dachte er an seine Heimat, sein Dorf und seine Frau. Wenn seine Frau nur auf einen Monat, ja nur einen einzigen Tag kommen könnte, später könnte sie schließlich wieder fortfahren. Ein Monat oder ein Tag war doch immer besser als nichts. Aber wenn seine Frau ihr Versprechen hielte und herkäme, womit sollte er sie ernähren und wo würde sie wohnen? die Zeit der Verwendung als Aushilfsdiener zusammengezählt, so haben wir insgesamt eine Dauer der provisorischen und Taglohndienstjcihre, die dem bisherigen Usus entspricht. Und nun stelle man sich vor: Die Kondukteure hatten früher an Minimalbauer der Ausbildungszeit vor der definitiven Anstellung zurückzulegen ein Jahr, jetzt sechs Jahre, die Heizer früher drei Jahre, jetzt sieben Jahre und die Verschieber früher zwei Jahre, jetzt sieben Jahre. Das ist also eine ganz gewaltige Verschlechterung wichtiger Rechte des Personals, die um so erbitternder wirkt, als dabei nicht Gründe mangelnder Ausbildung, sondern lediglich der nackte Profitstandpunkt maßgebend ist. Die Ausbildung der Bediensteten vor der Anstellung erfolgt nach zwei Richtungen. Nach praktischem und theoretischem Wissen und Können auf der ihnen angewiesenen Dienstposten. Die Leute müssen strenge Prüfungen oblegen, und zwar dann, nachdem sie sich eine bestimmte Zeit im praktischen Dienst als Aushilfsdiener betätigt haben. Die Ablegung der Prüfung hat also eine entsprechende Dienstpraxis zur Voraussetzung. Der Erfolg bei der Prüfung wird nicht nur vom theoretischem Wissen der Instruktionen rc. abhängig gemacht, sondern auch vom Erfassen des praktische» Dienstes. Oder besser gesagt: cs gibt keine Prüfung mit Erfolg, die für die definitive Anstellung maßgebend ist als eine solche, wo der Prüfungskandidat trcichtoeifcit kann, daß er praktisch und theoretisch zum Dienste fähig ist. Nun haben aber bisher fast sämtliche Bediensteten nach zwei und drei Jahren Ausbildungszeit die Prüfungen mit Erfolg absolviert. Sonst wären sie eben nicht definitiv eingestellt. Wer die Prüfung nicht bestand, wurde nicht angestellt. Damit ist bewiesen, daß die bisherige geringere Ausbildungsdauer vor der definitiven Anstellung vollständig hinreichend war. Maßgebend für diese empörende Verschlechterung war also lediglich der Umstand, daß der im Taglohn stehende Arbeiter billiger zu stellen kommt als der definitiv Angestellte. Also der nackte Ausbeuterstandpnukt, das brutalste, kapitalistische Prosit-intercsse. Zuerst wurde die Postenitormierung vermindert. Das hat die im Personal bekannte „Redrtzierungs-kommission" gründlich besorgt. Die logische Folge war diese Verschlechterung und in weiterer Konsequenz die Nichterfüllung einer Reihe berechtigter Wünsche des Personals. Man will doch stets mehrere Fliegen auf einen Schlag treffen. Das ist jene berühmte Fürsorge des Staates für sein Personal, von dem der Minister und seine Trabanten stets den Mund so voll haben. Aber nur so zu. Das Maß wird schon voll werden. Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht. Was die Aufklärungsarbeit unter dem Personal bisher nicht vermochte, das besorgen diese Maßnahmen viel gründlicher und rascher. Wir wollen dem Eisenbahnministerium neuerlich in Erinnerung rufen, daß diese Maßnahmen nicht im Interesse des Betriebes gelegen sind. Sie werden, abgesehen von den sonstigen Konsequenzen, die sie naturgemäß zeitigen müssen, die tüchtigen Arbeitskräfte von den Bahnen fernhalten, weil sich ein tüchtiger Arbeiter um den Schundlohn nicht sechs und sieben Jahre rackert. Die Betriebssicherheit wird in höherem Maße gefördert sein, die Ausgaben werden an Stelle der Ersparnisse steigert. Eine Rechnung, die nach jeder Richtung ohne den Wirt gemacht wurde. „Wenn man nichts zu essen hat, wovon soll man leben?" fragte der Tatar plötzlich laut. Bis jetzt hatte er Tag und Nacht mit dem Ruder gearbeitet und damit zehn Kopeken in vierundzwanzig Stunden verdient; die Fahrgäste gaben wohl manchmal Trinkgelder, aber die anderen Ruderer teilten alles unter sich, gaben ihm nichts und lachten ihn noch aus. Aber die Not gibt einem das Gefühl der Kälte, des Hungers und des Grauens. Der ganze Körper schmerzt und zittert, wie schön wäre es jetzt, in die Hütte zu gehen und sich niederzulegen; aber er hatte nichts, um sich zu bedecken, und es war drinnen kälter als draußen am Ufer; hier draußen hatte er zwar auch nichts, um sich zu bedecken, aber wenigstens konnte man das Feuer anschüren. Nach einer Woche, wenn der Fluß in seine Ufer zurück- , getreten sein wird, wird das Floß aufgestellt werden; alle Ruderer bis auf Simeon werden überflüssig werden, dann kann der Tatar anfangen von einem Dorf ins andere zu wandern und um Almosen zu bitten. Seine Frau ist erst siebzehn Jahre alt, sie ist hübsch, verwöhnt und verzogen — eS ist ganz undenkbar, daß sie auch von Dorf zu Dorf ziehen sollte, um mit unverhülltem Gesicht um Almosen zu bitten? Nein, der bloße Gedanke daran war schrecklich. Cs fing schon an hell zu werden, man konnte deutlich die Barke, die Weidenbüsche am Fluß und die leichten Wellen auf dem Wasser unterscheiden — weiterhin sah man einen lehmigen Abhang, am Fuß desselben eine kleine strohgedeckte Hütte und oben eine Menge Bauernhütten. Im Dorf krähten die Hähne. Der braune lehmige Abhang, die Barke, der Fluß, . die fremden, bösen Menschen, Hunger, Kälte und Krankheit — alles dies existierte vielleicht gar nicht; wahrscheinlich träume ich cs nur, dachte der Tatar. Er fühlte, daß er schlafe und hörte sein eigenes Schnarchen. Natürlich träumt er, zu. • Hause zu sein, im Simbirskischen Gouvernement, er Brauchte seine Frau nur beim Namen zu rufen, so wird sie ihm antworten; im nächsten Zimmer schläft seine Mutter. Aber was für merkwürdige Träume man doch haben kann, wozu sind sie da? Der Tatar lächelte und öffnete die Augen. Was ist da? für ein Fluß? Die Wolga? Es schneite. „Fahr vor!" rief jemand vom jenseaigen Ufer. „Die Karbasse..." Der Tatar erwachte vollständig und stand auf, um seine Kameraden zu wecken. Die Ruderer erschienen bald daraus am Ufer, im Gehen ihre zerrissenen Schafspelze anziehend, während sie vor Kälte zitternd mit heiseren verschlafenen Stimmen schimpften. Nach dem Schlaf erschien ihnen der Fluß, von dem ein durchdringender kalter Wind wehte, unheimlich. Sie stiegen in die Karbasse, ohne sich zu beeilen. Der Tatar und drei Ruderer ergriffen die langen, breit auslaufenden Ruder, die in der Dämmerung wie riesige Krebsscheren aus, sahen, Simeon legte sich mit ganzem Gewicht auf das lange W Besucht nur Lokale, in welche« der »Eisenbahnen aufliegt r -WA Krafterspamk und Kraftverschwendung. Der moderne Kapitalismus birgt eine ganze Reihe innerer Widersprüche tu sich, die jedem Beobachter auf-fallen müssen. Einer der auffallendsten dieser Wider-spruche besteht darin, daß in der kapitalistischen Wirt-schastsweise eine peinliche Sparsamkeit mit einer sinn-losen Verschwendung Hand in Hand geht. Man könnte den Kapitalismus mit einem Menschen vergleichen, der auf der einen Seite in kleinlicher Weise knickert, aber auf der anderen Seite mit vollen Händen austeilt. Heute wollen wir einmal auf einem bestimmten Gebiet dieses Doppelspiel kennzeichnen und beleuchten. Es gibt eine moderne Wissenschaft, wohl die modernste von allen, die sich Energetik nennt, das heißt die Lehre von der Kraftersparnis. Ein Energetiker vertritt den Standpunkt, daß der Mensch mit seiner Kraft spar-sam umgehen soll, daß er nicht das geringste Quantum Kraft unnütz und zwecklos verausgaben darf. Ganz unbewußt huldigen bereits die denkenden Arbeiter dieser Ueberzeugung, indem sie sich bemühen, mit der Arbeitskraft, ihrem wichtigsten Hab und Gut, haushälterisch zu wirtschaften, weil sie erkannt haben, daß sie in Wirtschaft-licher Hinsicht wertlos geworden sind, wenn sie ihre Arbeitskraft verpulvert haben. Aber auch die Unternehmer fangen an, das energische Prinzip planmäßig auf das Wirtschaftsleben zu übertragen. Allerdings nur auf die technische Seite des Wirtschaftslebens, insofern sie eine Arbeitstechnik schaffen wollen, die jedes Atom von Maschinen* und Menschenkrast in raffiniertester Weife aus-ziiniitzen trachtet. Besonders hat man in neuester Zeit damit begonnen, die Tätigkeit des Arbeiters in Bezug ans Kräfteaufwand genau zu untersuchen und diesen Aufwand in notwendigen und überflüssigen zu scheiden. Der notwendige Kräfteaufwand muß natürlich bleiben, der überflüssige aber soll wegfallen. Oder anders ausgedrückt: der Arbeiter soll dazu angehalten und erzogen werden, bei seiner Arbeit mir so viel Kraft aufzuwenden, wie unbedingt notwendig ist, jede unnütze Kraftvergeudung aber strengstens zu vermeiden. Der K r ä s t e a u f-wand soll eben auf das niedrigste Maß h e r a b g e d r ü ckt werden, damit auch nicht ein Quentel Kraft unnütz vergeudet wird. Dies neue Arbeitssystem, das einem amerikanischen Ingenieur Taylor seine Ausbildung und seinen Namen verdankt, geht von dem Gedanken aus, daß zunächst festgestellt werden muß, wie groß der Aufwand an Kraft ist, der heutzutage bei jeder ^beliebigen Arbeit gewöhn-heitsgemäß stattfindet, und daß sodann ermittelt werden muß, wie sich dieser Kraftverbrauch möglichst vermindern läßt. Mit einem ungeheuren Aufwand von Scharfsinn und Spürsinn hat Taylor in Verhandlung mit anderen die verschiedenen menschlichen Tätigkeit in dieser Beziehung untersucht, und er hat gesunden, daß bei all diesen Arbeiten viel zu viel Kraft vergeudet wird. Auch die Ursachen dieser Vergeudung hat er gründlich studiert, und dabei hat er beobachtet, daß zu viele Handgriffe gemacht werden, daß meistens eine verkehrte Stellung beim Arbeiten eingenommen wird, daß vielfach die Gerüste und Stellagen unpraktisch find, daß in der Auswahl und Heranbringung des Materials gesündigt wird, daß un-praktische Werkzeuge verwendet werden, daß die Vorbildung zu der betreffenden Verrichtung zu wünschen übrig läßt, und daß man Menschen an eine Arbeit stellt, die sich infolge körperlicher oder geistiger Veranlagung Steuerruder. An dein anderen Ufer wurde immerfort gerufen, eö fielen sogar zwei Schüsse aus einem Revolver, offenbar glqubte man, daß die Ruderer schliefen oder ins Dorf in die Schenke gegangen seien. . ..Schon gut, wirst schon zur rechten Zeit ankommen," sagte Tolkowui in dem Ton eines Menschen, der überzeugt ist, daß es zu nichts führt, sich zu beeilen, „cs kommt doch nichts dabei heraus." Die schwere Barke stieß vom Ufer ab und schwamm vorwärts zwischen dem Weidengebüsch; nur daran, daß das Weidengebüsch allmählich hinter der Barke zurückblicb, war zu bemerken, daß sie sich überhaupt fortbewegte und nicht still stand. Die Ruderer ruderten gleichmäßig im Takt; Tolkowui stemmte sich fest gegen das Steuer und flog von einer Seite des Bootes zur anderen, indem er mit feinem Körper in der Lust einen Bogen beschrieb. In der Dämmerung sah es aus, als säßen die Menschen auf irgendeinem vorsintflutlichen Tier mit langen Beinen, und schwämmen in ein kaltes, trauriges Land, in jenes Land, von dem man träumt, wenn man Alpdruck hat. Jetzt war man aus dem Weidengebüsch heraus und fuhr ins offene Wasser hinaus. Am jenseitigen Ufer konnte man schon das Stoßen und Plätschern der Ruder hören und jemand ries: „Schneller, schneller!" Nach zehn Minuten stieß die Barke an die Anlegestelle. „Es schüttet und schüttet immerfort", sagte Simeon und wischte sich den Schnee aus dem Gesicht. „Gott weiß, von wo dieser viele Schnee herkommt." Am Ufer wartete ein magerer, mittelgroßer alter Mann in einem kurzen Fuchspelz und einer Mütze aus weißem Schaffell. Er stand abseits von den Pferden und rührte sich nicht; er hatte einen trüben, etwas starren Ausdruck, als bemühe er sich, sich nrt etwas zu erinnern und ärgere sich über sein schlechtes Gedächtnis. Als Simeon zu ihm trat und lächelnd die Mütze vom Kopse nahm, sagte er: „Ich eile nach AnastaS. jewka, meiner Tochter geht es wieder schlechter, und in AnastaS-;ewfa soll ein neuer Arzt angestellt worden sein." Der große Reiseschlitten wurde auf die Barke geschleppt, und man fuhr wieder zurück. Der Mann, den Simeon als Wassili Sergeitsch angeredet hatte, stand die ganze Zeit unbe-weglich aufrecht und sah unverwandt mit zusammengekniffenen Lippen vor sich hin; als der Kutscher ihn um die Erlaubnis bat. in seiner Gegenwart rauchen zu dürfen, antwortete er gar nichts, als hätte er nichts gehört. Aber Simeon, der wieder am Steuerruder saß, sah ihn spöttisch an und sagte: „In Sibirien leben auch Menschen, ja, ja, sie leben!" Tolkowuis Gesicht hatte einen triumphierenden Ausdruck, als habe er etwas bewiesen und freue sich darüber, daß alles genau so eingetroffen sei, wie er es vorhergesagt habe. Der Anblick des hilflosen, unglücklichen Menschen im halblangen Fuchspelz schien ihm großes Vergnügen zu machen. zu dieser bestimmten Art von Arbeit gar nicht oder nur schlecht eignen. Natürlich will Taylor alle diese Mängel auSschalten und das ^Raffinement der Arbeitsweise auf die Spitze treiben, so daß der Kraftaufwand auf das Maß des unbedingt notwendigen zurückgeführt wird. Er will nach allen Richtungen hin deii Grundsatz der praktischen Arbeitsweise durchführen, und besonders will er auf die Arbeiter einwirken, daß sie nach seinem System ihre Tätigkeit verrichten. Zur Unterstützung seines Planes macht et den Vorschlag, daß den Arbeitern ein Teil des Mehrwertes, der durch die neue Praktik erzielt wird, in Form von höheren Löhnen zufließen soll, um sie dadurch zu einer hochgesteigerten Leistung anzuspornen. Die Unternehmet sind begreiflicherweise von diesem Taylor-System sehr erbaut, die Arbeiter stehen der Sache bislang noch mißtrauisch und zweifelhaft gegenüber, weil sie darin eine schärfere Form kapitalistischer Ausbeutung wittern. Rein theoretisch läßt sich noch kein abschließendes Urteil fällen, er st die Praxismußlehren, obes möglich sein wird, die Leistung der Arbeiter wesentlich z u st e i* g e t n, w a s j a a n u n d f ü t s i ch s e h r w ii n s ch e n s-w e 11 ist, ohne daß sie an ihrer A r b e i t §• f ä h i g k e i t, i h t e t Gesundheit, ihrer Elastizität und ihrer Arbeitsfreude geschädigt werden. Deshalb wollen wir uns auch mit der technischen Seite dieser Frage nicht befassen, wir wollen uns vielmehr daraus beschränken, dieser kapitalistischen Sparsamkeit gegenüber jene Verschwendung zu schildern, die auf wirtschaftstechnischem Gebiet vom Kapitalismus fortwährend getrieben wird. In erster Linie weisen wir hier auf die Planlosigkeit der kapitalistischen Wirtschaftsweise hin, die es bewirkt, daß jahraus, jahrein Zehntausende von Arbeitern ihre Arbeitskraft ungenutzt verkümmern und verderben lassen müssen, weil sie nirgends ein eMöglichkeit finden können, sie nutzbringend anzuwenden. Ist es nicht ein geradezu ungeheuerlicher Widersinn, daß im Innern eines Betriebes durch ein raffiniertes Aussaugungssystem der letzte Trop-fen Arbeitskraft aus den Arbeitern herausgeholt wird, während draußen auf der Straße die Sch>aren der Arbeitslosen vergebens nach Arbeit suchen? Wer möchte wohl bestreiten, daß all die Kraftersparnis, die durch das Taylor-System gemacht wird, durch die Massenarbeitslosigkeit wieder zum Teufel geht? Das ist ja das Unglück des modernen Proletariats, daß alle technischen Er-rungenschnften unter der Herrschaft des Kapitalismus zunächst zu einem Fluch für die Arbeiterklasse werden. Wie es in der kapitalistischen Frühzeit mit den Maschinen gewesen ist, so wird es auch mit dieser neuen Arbeitsweise gehen, es werden Arbeitskräfte überflüssig und das Schreckgespenst der Arbeitslosigkeit wird dräuender als zuvor. Auch hier wie dort wird es erst der sozialen Tätigkeit der Arbeiterorganisationen und des Staates möglich sein, einen Ausgleich zu schassen und die arbeitstechnischen Fortschritte in kulturelle Fortschritte umzuwandeln. Eine weitere Vergeudung von Menschen kraft läßt sich darin erblicken, daß so-vielArbeitverrichtetwirdfürunproduk-t i v e, k u l t u r f e i n d l i ch e, s ch ä d l i ch e u n d ü b e r-flüssige Dinge. Wir erinnern hier zunächst an den Militarismus und Marinismus, der wie ein Alp auf der Menschheit lastet. Nicht genug damit, daß die stehenden Heere die Arbeitskraft zahlloser junger Leute nutzlos verpulvern, fordern sie auch einen ungeheuren Aufwand für „Jetzt ist schlecht fahren, Wassili Sergeitsch", sagte er, als ani Ufer die Pferde wieder eingespannt würden. „Sie sollten ein bis zwei Wochen warten, bis die Wege etwas trockener werden, am besten wäre cs, gar nicht zu fahren... Wenn noch irgendetwas dabei herauSkäme, aber Sie wissen es ja selbst, die Menschen fahren jahraus jahrein, ohne Nutzen davon zu haben. Nicht wahr?" Wassili Sergeitsch gab ihm schweigend ein Trinkgeld, stieg in den Schlitten und fuhr ab. „Da ist er nun gefahren, um einen Doktor zu holen", sagte Simeon, vor Kälte zusammenschauernd. „Ja, such mal den rechten Doktor, frag den Wind in der Ebene, greif den Teufel am Schwanz! Ach, diese wunderlichen Menschen. Gott sei meiner Seele gnädig!" Der Tatar trat aus Tolkowui zu, sah ihn voll Haß und Abscheu an, und zitternd und tatarische Worte in seine gebrochene Rede mischend, sagte er: „Er ist gut... du bist schlecht... ja du bist Mecht. Der Herr ist eine gute Seele, du bist ein Vieh, du bist schlecht. Der Herr lebt, du bist tot... Gott hat den Menschen geschaffen, damit er lebe, damit er Freude, Heimweh und Kummer habe; aber du willst nichts haben, also lebst du nicht, du bist ein Stein, Lehm... Der Stein braucht nichts und du brauchst auch nichts, du bist ein Stein und Gott liebt dich nicht, aber den Herrn liebt Gott." Alle fingen an zu lachen; der Tatar winkte voll Abscheu mit der Hand, wickelte sich fester in seine Lumpen und ging zum Feuer. Die Ruderer und Simeon krochen in die Hütte. „Es ist kalt", stöhnte einer von ihnen und streckte sich auf dem Stroh aus, mit dem der feuchte Lehmboden bedeckt war. ■ ,,Ja, cs ist nicht warm," stimmte ein anderer Bei, „so ist das Leben der Zwangsarbeiter." Alle hatten sich nieder^elegt. Die Tür wurde vom Wind aufgeriffen und der Schnee wurde in die Hütte geweht; aber keiner verspürte Lust aufzustehen, um sic zu schließen, es war zu kalt und sic waren alle zu träge. „Immerhin, ich fühle mich ganz wohl", sagte Tolkowui im Einschlafen. „Gott gebe jedem so ein Leben." ..Wir wissen, daß du ein siebenfach Verbannter bist, dich würde auch der Teufel nicht aufnehmen", antwortete jemand. Von draußen hörte man Töne, die dem Geheul eines Hundes glichen. »Was ist das, wer ist da?" »Da weint der Tatar." »Ja so, der wunderliche Mensch!" ..Er wird sich schon daran gewöhnen", sagte Simeon und schlief sofort ein. Bald schliefen die anderen auch. Die Tür aber blieb weit offen stehen. Gewehre, Kanonen, Uniformen, Kriegsschiffe u. s. w., der vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus nicht nur als überflüssig, sondern sogar als kulturhemmend bezeichnet werden muß. Sodann denke man an die Arbeit, die in der Herstellung von Alkohol und anderen Giften, in der Erzeugung von Luxusgegenständen und wertlosen Spielereien vergeudet wird, an denen sich die Ober- und Mittelschichten ergötzen. Wenn man sich einmal vergegenwärtigt, welch himmelschreiende Kraftverschwendung im Interesse der unproduktiven Klassen getrieben wird, so erkennt man deutlich, wie wenig hingegen die Kraft* ersparnis bedeutet, die das Taylor-System bringen will. Endlich weifen wir noch h i n auf die geradezu sinnlose K r.ä s t e z e r s p l i t t e-r u n g und K r ä s t e v e r g e u d u ii g im Gebiet d e r G ii t e r v e r t e i l u n g. Zwischen der Stelle, an der ein Gebrauchsgegenstand erzeugt, und der, an der er verzehrt wird, sehen wir ein ganzes Heer von Menschen, die die Verbindung zwischen Produktion und Konsumtion Herstellen. Wir denken hier nicht an die Arbeiter, die die Waren transportieren, lagern, verteilen und den Kon-siimenten aushändigen, denn diese verrichten produktive Arbeit, sondern wir denken an die Makler, Agenten, Reisenden, Reklamemacher und wie die Leute alle heißen mögen, die im Gebiete des Handels ihr Unwesen treiben. Welche Summe von Arbeitskraft hier nutzlos verpufft wird, ist ja bekannt. Ebenso bekannt ist auch der unnütze Kraftaufwand im Gebiete der Warenverteilung, die sich manchmal, zum Beipspiel bei der Versorgung der Stadt-bevölkeriing mit Milch, Brot, Fleisch, Gemüse it. s. w., in geradezu sinnloser Weise abspielt, sowie der überflüssige Aufwand in Bezug auf Verkaufsläden und ihre Ausstattung, auf Reklame und sonstige Mittel, die angewandt werden, um Kunden heranzuziehen und festzuhalten. Diese Vergeudung von Arbeit ist es ja gerade, die dein modernen Konsumgenossenschaftswesen den Anstoß gegeben hat und die ihm immer neuen Agitationsstoff bietet. Die Grundursache der kapitalistischen Krästevergeu-imng liegt in der Planlosigkeit und dem Mangel an Qr-ganifation. Auf der einen Seite will der Kapitalismus sparen, ans der anderen verschwendet er. Diesen inneren Widerspruch zu beseitigen, gibt es nur ein Mittel: die Ersetzung der planlosen kapitalistischen Produktion s-und Verteil u ngs weise durch die Organisierung des gesamten Wirtschaftslebens nach vernünftigen s o z i a l i st t s ch e n Grundsätzen. Bon der AnW-Tevlitzer ßisenbahn. Stuf der Aussig-Teplitzer Eisenbahn werden immer neue Mittel ersonnen, das Personal dem von der Direktion gegründeten gelben Bedienstetenverein zuzutreiben. Man hak jetzt wiederum einen raffinierten Plan hiezu ausgeklügelt, wobei man es auf das von den Bediensteten in den diversen lokalen Unterstützungsvereinen gesammelte Geld, es sind dies ungefähr 60.009 Kronen, abgesehen hat. Von diesem Gelbe soll eine Sparund Vorschußkasse von dem gelben Bedienstetenverein gegründet werden. Vorschüsse sollen künftig nur Mitglieder des gelben Vereines erhalten. Die Leute, die die Gelder sammelten aber, wenn sie nicht zu Kreuze kriechen, nicht. Mein mutet den Bediensteten der A. T. E. also nicht weniger als das zu, zur eigenen Drosselung Geld herzugeben. Nachstehend sei das Schreiben veröffentlicht, in dem der Vereinsvorstand des gelben Vereines, Schade, den ganzen Plan, der keineswegs auf feinem Mist gewachsen ist, mitteilt: Behufs Förderung der wirtschaftlichen Belange der Vereinsmitglieder, hat der Vereinsvorstand in seiner letzten Sitzung nach eingehender Beratung beschlossen, die Gründung einer Spar und Vorschußkaffe zu versuchen, um den Mitgliedern durch Uebernahme von KapitalSeinlagen Gelegenheit zur fruchtbringenden Anlage ihrer Ersparnisse zu bieten, lutd ihnen durch Benützung dieser Einlagen Vorschüsse unter möglichst billigen Bedingungen zuzuwenden. In der Hauptsache ist diese Gründung vom Vereinsvorstand ungefähr nachstehend gedacht: Die Spar- und Vorschußkasse soll als registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung vom Verein der Unter-beamtsn, Diener und Arbeiter der A. T. E. unter Mitwirkung der im Bereich der A. T. E. bestehenden Vereine, und zwar: des freiwilligen Unicrstützungsvercines der Lokomotivführer der A. T. E. in Aussig, des freiwilligen UnterstützungSvereinee der Lokomotivheizer der A. T. E. in Aussig, des KonVukteurvereine« der A. T. E. in Aussig, des Unterstützungsvereine» für Be-dienstete der A. T. E. in Aussig, des deutschen Hilf«, und Unter» stüdungsvereines des Werkstättenpersonals der A. T. E. in Aussig und des Unterstützung?- und Geselligkeitsvereines der A. T. E.-Bedienstcten in Brüx, Teplitz-Schlohgarten und Röch-litz, ins Leben gerufen werden. Dieser Spar- und Vorschußkasse können nur Mitglieder des Vereines der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der A. T. E. als Genossenschafter beitreten. Die Anteilseinlage soll 12 Kr. betragen, ihre Einzahlung kann in zwölf aufeinanderfolgenden Monatsraten von je 1 Kr. geleistet werden. Ein Genossenschafter darf nicht mehr als zehn Anteile besitzen. Die Verwaltung dieser Wohlfahrtseinrichtung erfolgt durch die Genossenschaftsbcrsammlung, durch den von der Genossenschaft zu wählenden Vorstand und durch einen Aufsichtsrat. Die Festsetzung des Zinsfußes für die zu gewährenden Vorschüsse, sowie des Zinsfußes für die Spareinlagen, erfolgt nach den jeweiligen Geldverhältnissen. Die Vorschüsse werden bis zu einer noch festzusetzenden Höhe ohne besondere Sicherstellung erteilt, darüber hinaus wird genügende Sicherstellung verlangt; als solche dienen insbesondere Lebensversicherungspolizzen. Die Rückzahlung der Vorschüsse hat nach bestimmten Grundsätzen zu erfolgen. Die Betriebsmittel der Genossenschaft sind das aus den Anteileinlagen der Genossenschafter und etwaigen sonstigen Fonds bestehende GenossenschaftSvermögen, die verzinslichen Spareinlagen der Genossenschafter und die im Laufe eines Betriebsjahreö eingehenden Zinsen sowie sonstigen Zu» schüffe. Die Anteilseinlagen der Genossenschafter werden jedenfalls zur Deckung der seitens der Genossenschafter in Anspruch genommenen Darlehen und Vorschüsse nicht hinreichen. Auch ist es nicht ausgeschlossen, daß die Spareinlagen der Genossenschafter im Anfang keine solche Höhe erreichen, daß der Genossenschaft das zur Erreichung ihres Zweckes notwendige Betriebsgeld zur Verfügung steht. Um einerseits von vornherein genügendes Betricbsgeld zur Verfügung zu haben, und anderseits nicht fremdes Geld in Anspruch nehmen zu müssen, hat der Vereinsvorstand im Vertrauen auf das schon oft bewährte Zusammengehörigkeitsgefühl unter den A T. E,-Bediensteten beschlossen, an die oben genannten A. T. E.-Vercine, deren Vermögen derzeit ungefähr 60.000 Kr. beträgt, mit der Anregung heranzutreten, ihr Vermögen der Genossenschaft in der Art zur Verfügung zu stellen, das; jeder dieser Vereine jene Teilbeträge seines Vermögens ermittelt, wlche nach Mastgabe der Vereinssatzungen auf jene einzelnen Mitglieder entfallen. Das der Spar- und Vorschuß-kasse zuzuweisende Vermögen wird den betroffenen Vereins-mitgliedcrn mit dem ihnen satzuugsgemäh zukommcnden Teil als verzinsliche Spareinlage gutgeschrieben, sie erhalten über diese Beiträge Spareinlagsbüchel. Falls diese Anregung die Zustimmung der Mitglieder der oben genannten Vereine findet und durchgeführt wird, können selbstverständlich die bisher von diesen Vereinen verfolgten Zwecke, und zwar insbesondere die Gewährung von Krankenunterstützungcn und von Sterbegeldern, weiterhin nicht erfüllt werden. Hiefür würde entsprechender Ersatz geschaffen werden. Die bisher gewährten Krankenunterstützungen waren von der im Schoste des Vereins der Untcrbcamten, Diener und Arbeiter der A. T. E. bestehenden Unterstütztzungskasse zu übernehmen, letztere müßte entsprechend aus- und umgestaltct werden. Ferner würde im Verein der Unterbeamten, Diener und Arbeiter eine Sterbekasse in der Art gegründet werden, daß bei Ableben eines Mitgliedes der Sterbckaffe, sämtliche Teilnehmer den Betrag von 10 H. zu bezahlen haben. Die bezcichneten acht Vereine würden weiterhin bestehen bleiben, und hätten vor allem die besonderen Belange der in ihnen vereinigten Bedienstetengruppen zu vertreten und zu fördern. Die Mitgliedesbeiträge dieser Vereine könnten natürlich wesentlich herabgesetzt werden. Der Vereinsvorstand glaubt, mit dieser in ihren wesentlichen Grundzügen geschilderten Maßnahmen bedeutende wirtschaftliche Vorteile für die Vereinsmitglieder zu erreichen. Grundlage dieser Wohlfahrtseinrichtung ist vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl der A. T. E.-Bediensteten, welches dadurch eine wesentliche Stärkung erfahren wird. Die Durchführung dieser Maßnahme hängt insbesondere von den Umständen ab: Erstens davon, daß die oben bezcichneten acht Vereine und ihre Mitglieder der angeregten Wohlfahrtseinrichtung und der Art ihrer Gründung unbefangen und vorurteilsfrei gegen« übertreten und jene Beschlüsse fassen, welche die Durchführung erfordert; zweitens davon, daß es gelingt, die behördliche Genehmigung für diese Wohlfahrtscinrichtung zu erhalten, insbesondere drittens davon, daß Direktion und Verwaltung der A. T. E. die Wohlfahrtscinrichtung nach Möglichkeit unterstützen und fördern. Wir bringen dieses vorläufig zur allgemeinen Kenntnis unserer Vereinsmitglieder mit dem Ersuchen, diese Gründung selbst eingehend zu erwägen, und auch unter den übrigen Bediensteten der A. T. E., welche noch nicht Mitglieder unseres Vereines sind, zu verbreiten. Der Vereinsvorstand wird in nächster Zeit einen ausführlichen Bericht über diese Gründung, irisbesondere auch einen Entwurf der Satzungen für die zu gründende Sparund Vorschußkaffe verfassen, und den Ausschüssen der genannten acht Vereine zur Beratung übermitteln. Sache dieser Ausschüsse wird cs sein, die Frage vom Standpunkt ihrer Vereine zu erwägen, sich mit ihren Vereinsmitgliedern ins Einvernehmen zu setzen und sodann mit dem Ergebnis dieser Tätigkeit wieder an den Unterzeichneten Vereinsvorstand heranzutreten. Erst, wMn allseitiges Einverständnis erzielt sein sollte, kann an die Durchführung dieser Gründung gedacht werden. Aussig, am 7. Juli 1913. r'' Der Vereinsvorstand: Franz Schade, derzeit Obmann. In welchem Verhältnis der Subordinierung der gelbe Bcdicnstetenverein der A. T. E. zu der Bahnver-Wallung steht, zeigt nachstehendes Schreiben des admini-strativen Direktors, nach welchem die Bahnverwaltuug Erlasse wie an eine sonst ihr unterstellte Dienststege and eii Verein ergehen läßt. Mit der Bezahlung der Rechtsschutzkosten in Fällen, in welchen der Verwaltung der A. T. E. die Erteilung von Rechtsschutz genehm ist, will sie sich die Verweigerung des Rechtsschutzes für jene Falle erkaufen, in welchen sich der Rechtsbeistand gegen sie richten würde. In solchen Fällen soll ein armer Teufel von einem Bediensteten der A. T. E. überhaupt rechtlos sein. Das interessante Schreiben lautet: An den Verwaltungsausschutz der Rechtsschutzkaffe des Vereines der Untcrbeamten, Diener und Arbeiter der A. T. E., zu Händen des Obmannes, Herrn Wagcnmeister Hofmann in Aussig. Wir haben den Bericht über den seitens der Rechtsschutzkasse des Vereines der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der A. T. E. dem prov. Wächter Josef W a b e r, in Angelegenheit des Unfalles am 18. September 1912, bei der Straßenüber-setzung in Kilometer 16'8/9 der Linie Aussig-Komotau, gewährten Rechtsschutz zur Kenntnis genommen. Im Grund unseres Erlasses vom 26. Oktober 1912, D.-Z. 28.769/12 an den Vorstand des Vereines der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der A. T. E., bewilligen wir Ihnen zur Bezahlung der borgelegten Rechnung des Rechtsanwaltes Dr. Rosenberg in Teplitz den Betrag von Kr. 154’28, welcher in der Anlage mitfolgt. Dadurch werden Sie in die Lage versetzt, Ihre derzeitigen Geldmittel weiterhin für Zwecke der Bildung des im Punkt G der Bestimmungen für ihre Rcchtsschutzkasse vorgesehenen Betnebsgeldes unangetastet zu lassen. Die vorgelcgte Rechnung des Dr. Rosenberg folgt in Anlage zurück. Teplitz, 24. Mai 1913. Der adm. Direktor: Dr. Stradal m. p. . Nicht allein Rechtsschutzkosten erhält der gelbe Verein ans der A. T. E., sondern man bewilligt ihm nach den beiden letzten Schreiben überhaupt alles, was er beansprucht. Forderungen der Bediensteten allerdings nicht, aber Uniformen für die Musik und die Benützung von Dienstzimmern zu Gesangproben. D.-Z. 14.973/13 I a. An den Verein der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der A. T. E. zu Händen des Obmannes in Aussig. In Erledigung Ihrer Eingabe vom 14. Mai 1918, bewilligen wir Ihnen bis auf weiteres gegen jederzeitigen Widerruf die Benützung des im Aufnahmsgebüude unserer Station Böhmisch-Lcipa A. T. E. befindlichen Schulungszimmer zur Abhaltung von Musikproben in dem Gebiet des Vereinsorts-ausschusses Böhmisch-Leipa gebildeten Gesangsriege. Die Proben dürfen in diesen Zimmer,: nur an jedem Donnerstag.in den Abendstunden von 7 bis 9 Uhr stattfinden. Die an den Proben teilnehmenden Vereinsmitalieder haben auf tunlichste Reinhaltung des Zimmers zu achten. Auch ist strenge dafür zu sorgen, daß aus Anlaß dieser Proben die in dem Schulungszimmer befindlichen Jnventargcgenstände weder beschmutzt noch beschädigt werden. Der Leiter der Proben hat sich jedesmal vor Beginn derselben beim Stationsvorstand in Böhmisch-Lcipa, A. T. E., zu melden und den Schlüssel für das Zimmer zu beheben. Nach Beendigung der Probe ist das Zimmer vom Leiter der Proben ordnungsgemäß abzuspcrren, und der Sckilüffcl in der Vorstandskanzlci der Station Böhmisch-Lcipa abzugeben, lieber etwa bei der Benützung des Zimmers borgekommenen Anstände ist sofort Meldung zu erstatten. Hievon ist der Ortsausschuß des Vereines in Böhmisch-Leipa zu verständigen. Teplitz, am 8. Juni 1913. Der Generaldirektor: An den Verein der Unterbenmten, Diener und Arbeiter der A. T. E. zu Händen des Obmannes in Aussig. In Erledigung Ihrer Eingabe vom 20. April 1913, stellen wir Ihnen für jene provisorischen Bediensteten, welcher der Vereinskapclle angehören, und nicht im Besitz von Uniformen sind, eine entsprechende Anzahl vollständiger Uniformen, bestehend aus: je einem Uniformrock, einem Tuchpaletot, einer Tuchhose und einer Sommerkappe für die Dauer der gemeinsamen Ausrückung zur Verfügung. Wir haben unser Materialdcpot in Aussig angewiesen, die Uniformen jenen Dienststellen, welchen die uns mit Verzeichnis bekanntgegebenen Mitglieder der Vereinskapelle unterstellt find, inventarisch zu übergeben. Teplitz, am 11. Jänner 1913. Der Generaldirektor: Enderes m. p. Das ganze ergibt ein abstoßendes Bild raffinierter Unterjochung des Personals und liebdienerischcr Bedienstetenunterwürfigkeit, die nur von Leuten zu erwarten war, die hiezu im „R e i ch s b u n d deutscher Eisenbahn er" die notwendige Vorbildung empfingen. Es ist bezeichnend für den „Reichsbund" und es ist lehrreich für die Eisenbahner ganz Oesterreichs, daß nur dort solche Verhältnisse einreißen konnten, wo sich der „R e i ch s b u n d", der ursprünglich von der Verwaltung der A. T. E. selbst gehätschelt und begönnert wurde, einigermaßen Anhang verschafft hatte. Nun sind die „R e i ch s b ü n d l e r" auf der A. T. E. ganz gelb geworden und der „Reichst, u n d" selbst hat das Nachsehen. Mehr Achtung vor Untergebenen! Von dem Personal der Eisenbahnverwaltungen wird gefordert, daß es seinen Vorgesetzten mit Achtung begegne. Und das mit Recht, lieber schuldige Achtungsver-letzuug werden sich die Vorgesetzten selten zu beklagen haben: und wenn es vorkommt, daun ist es meistens darauf zurückzuführen, daß die Vorgesetzten in ihrem Verhalten Grund zu dieser Verletzung geben. Die Klagen des Eisenbahnpersonals über unrichtige Behandlung seitens seiner Vorgesetzten sind nicht von heute. In diesem Punkt merkt man tatsächlich nichts von einem Kulturfortschritt. Es wird noch manchen Kampf kosten, bis die Eisenbahnverwaltungen und die sie ver-tretenden Aufsichtsorgane sich dahin durchgerungen haben, in jedem ihrer Untergebenen vor allem den Menschen zu achten. Mit einer ganzen Weltanschauung muß da gebrochen werden. Man sehe sich einmal den Dienstvorstand eines größeren Bahnhofes an: In seinem ganzen Verhalten liegt System. Er schasst mit Absicht eine tiefe Kluft zwischen sich und seinen Untergebenen. Jedes freundliche Wort ist ihm verpönt. Möglichst barsch sucht er die Leute zu behandeln. Den Gruß, den ihm das Personal entbietet, sucht er möglichst zu übersehen oder er erwidert ihn in einer Weise, daß er eher einem Fluch ähnlich sieht als einem Gruß. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Gott sei Dank. Aber weitaus die größte Zahl der Vorstände größerer Stationen gefällt sich in solcher herabwür-digenden Behandlung. Mündliche Vorstellungen um Urlaub, um Dienstcrleichteruugen, um Abstellen von Miß-ständen, werden so erledigt, daß dem Betreffenden die Lust vergeht, so bald wieder zu kommen. Wie eingangs erwähnt, in dem ganzen Austreten liegt System; man will sich sein Personal vom Leibe halten. Daran denkt man aber nicht, wie sehr man durch diese achtungswidrige Behandlung selbst in der Achtung vor seinem Personal sinkt. Zur Zeit, als die Organisationen im Aufblühen begriffen waren, waren dies beliebte Praktiken, nicht ohne Erfolg. Viele ließen sich da einschüchtern durch das schroffe Vorgehen ihrer Vorgesetzten. Auch heutzutage zieht es noch manchmal, aber nicht auf die Dauer. Die Organisationen sind zu stark geworden; sie dringen ,zu sehr in ihre Mitglieder, sich als Menschen und Staatsbürger zu betrachten, und als solche auf anständige Behandlung zu sehen. Ist eine herabwürdigende Behandlung der Untergebenen zur richtigen Dienstbcsorgung nötig? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Nur wenn das Personal mit der nötigen Dienstfreudigkcit arbeitet, kann etwas Gedeihliches geleistet werden. Ein freundliches Wort der Vorgesetzten wirkt da oft Wunder. Oft wissen die Vorstände gar nicht, wie sehr sie in Ton, Ausdrücken und Handlungsweisen gegen ihre Untergebenen diese kränken. Eine jahrelange Uebung hat sie taub gemacht gegen Vorstellungen jeder Art, die von „unten" kommen. Nur was von „oben" kommt, zieht. Sie sind sich gar nicht bewußt, wie sehr sie in ihrem Ver-halten Klassengegensätze großziehen. Aus meiner Praxis habe ich da ein eklatantes Beispiel: Auf dem Bahnsteig eines Großstadtbahnhofes waren sich der Vorstand dieses Bahnhofs und der Inspektor in die Haare geraten. Der letztere glaubte Grund zum Tadel zu haben und fuhr den Bahnvorstand etwas unsanft an. Scharfe Worte flogen hin und her. Plötzlich wurde es dem Dienstvor-stand zu dumm: „Herr Inspektor, ich verbitte mir Ihre Vorwürfe und Ihre Ausdrücke. Sie glauben wohl einen Verschieber vor sich zu haben." Uns interessiert nur die letztere Bemerkung, die uns die Auffassung dieser Herren zeigt. Also einem Verschieber gegenüber darf man sich alles erlauben. Dieser Sinn lag doch in der Aeußerung d^s Vorstandes. Und tatsächlich beweist das ganze Auftreten des letzteren, daß es ihm mit dieser Auffassung ernst ist. Er übt keine Rücksicht auf sein untergebenes Personal. Ob Publikum herumsteht oder nicht, das läßt ihn kalt. Er denkt nur an sich, an seine eigene Person, und merkt nicht, daß ebenso wie ihn das ungebührliche Verhalten des Inspektors kränkte, ebenso seine arrogantes Auftreten seine Untergebenen kränken muß. Da heißts auch: „Ja, Bauer, das ist wieder etwas anderes". Für Außenstehende muß ja so ein kleinliches Auftreten eines Vorgesetzten ein Lächeln hervorrufen. Dort denkt man unwillkürlich an den aufgeblasenen Truthahn im Hühnerhof; aber das Personal hat eben bei einem derart von sich eingenommenen Dienftvorstand nichts zu lachen. Daheim da schaut das Kind achtungsvoll zum Vater auf, und er ist bemüht, durch strenge Pflicht-erfüllung das Kind nicht Lügen zu strafen. Kommt er aber in den Dienst, so merkt er immer und immer wieder, daß er trotz aller Ehrenhaftigkeit ein „ganz gewöhnlicher Eisenbähuler" ist; die Behandlungsweise schlägt ihn nieder, er kann sich nicht dagegen wehren, kann nicht zum Dienstvorstand sagen: „Ihre Behandlungswcise ist niederträchtig". Und kommt er dann heim vom Dienst, fühlt er nichts weniger als Berufsfreude. Wie kann nun in diesen Zuständen eine Besserung eintretcn? Einmal durch Einwirken von oben. Der Willkür-Herrschaft der Dienstvorstände muß ein Ziel gesetzt werden. Uebcrschreitungen ihrer Dienstgewalt sollte da streng geahndet werden. Männer mit sozialem Empfinden gehören an die Spitze solcher Stellen, Männer, die nicht nur tüchtige Eisenbahnbeamte sind, sondern die auch mitfühlen können. Mit einem Wort: Wir wollen Charaktere zu Vorgesetzten, die uns auch durch ihre großzügige Auffassung von ihrem Beruf imponieren. Dann sind wir sicher, daß auch unsere berechtigten Wünsche richtig vertreten werden, und wir können, wenn unsere Tagesarbeit, unsere Pflichten zu Ende sind, mit frohem Herzen an unseren heimischen Herd treten, um darin für alles Schöne, Große und Gute zu wirken. Den Beamten und Arbeitern rufen wir Bürgers Wort ins Gedächtnis: Viel Klagen hör ich oft erheben Vom Hochmut, den der Große übt: ■ Der Großen Hochmut wird sich geben, Wenn uitf’rc Kriecherei sich gibt Sie Sanierung der öüdbahn. Die Südbahn ist das Skelett im Hause der öfter-reichischen Volkswirtschaft. Zahllos sind die Versuche zur Sanierung dieses in seiner Finanzierung so arg verunglückten Unternehmens, ebenso groß aber auch die Mißerfolge. Als vor zehn Jahren zu Paris das berühmte Arrangement mit den Besitzern der dreiprozentigen Prioritäten geschlossen wurde, schien es wirklich, als ob die Verhältnisse der Gesellschaft dauernd geordnet wären. Der kolossale Verkehrsaufschwung, der damals kaum geahnt wurde, ist aber der Südbahn nicht zum Segen, sondern zum Fluch geworden. Ihre ganze Einrichtung erwies sich als unzureichend, die Stationen mußten erweitert, neue Waggons und Lokomotiven an« geschafft werden, und da die Südbahu nicht in der Lage war, eine größere Anleihe für diese Zwecke aufzunehmcn, blieb der Gesellschaft nichts anderes übrig, als sich das Geld wieder bei ihren alten Obligationären zu verschaffen, indem sie die Rückzahlung des Prioritätenkapitals für Jahre hinaus sistierte. Vor zwei Jahren wurde ein'neues Arrangement geschlossen, das auf der Kapitalisierung der italienischen Annuität beruhte und der Gesellschaft größere Mittel für ihre eigenen Bedürfnisse sowie für die Rückzahlung der Prioritätsschulden in dem reduzierten Kapitalausmaß von 350 Frcs. (anstatt 500 Frcs.) sichern sollte. Die Perfektion der Vereinbarungen wurde aber durch den Krieg zwischen Italien und der Türkei unterbrochen und seither sind die Verhältnisse der Märkte derart ungünstig geworden, daß an irgendeine Finanzoperation der Südbahn gar nicht gedacht werden kann. Die Lage des Unternehmens hat sich zwar dadurch gebessert, daß die Südbahn in dem für sie. außerordentlich günstigen Jahre 1912 das Erfordernis für den Schuldcndienst, und zwar nicht im reduzierten, sondern im vollen Umfang verdient hat, allein die Frage der Kapitalbeschaffung für die Investitionen bleibt vollständig offen; die Prioritäre wollen in die von der Südbahn wie immer wieder verlangte Hinausschiebung der Schuldentilgungen' nicht länger willigen, und unter dem Drucke dieser Situation wurden die Verhandlungen zur Sanierung der Südbahn wieder ausgenommen. Sie sind jetzt an einem entscheidenden Punkte angelangt. Vor kurzem hatten der Direktor der Kreditanstalt Doktor Spitzmüller und Generalrat Professor Landsberger in Paris Konferenzen mit der Organisation der Priori» täteubesitzer geführt. Bei diesen soll eine wesentliche Annäherung erzielt worden sein. Das Komitee der Priori« tätenbcsitzcr unter Führung des Präsidenten Garb ist gegenwärtig in Wien eingetroffen und möchte aus einer direkten Fühlungnahme mit dem Finanz- und dem EiscnbahniNinister entnehmen, zu welchen Konzessionen sich die Regierung bereit finden will. Das Komitee, das im wesentlichen aus neuen Persönlichkeiten zusammengesetzt ist, kommt, wie es scheint, in dem Glaudcn nach Wien, die Verhandlungen im ersten Ansturm zu einem positiven Ergebnis führen zu können. Schon das Ergebnis der allernächsten Tage wird es wohl zur liebet» zeugung bringen, daß sich gerade in der Südbahnfrage die Ereignisse besonders langsam vollziehen. Es find zu viele sich kreuzende Bestrebungen, Eifersüchteleien it. s. w. im Zuge, als daß mit einem fofortigen Ergebnis gerechnet werden könnte. Immerhin verdienen die gegenwärtigen Verhandlungen besonderes Interesse. Die letzte Bilanz der Südbahn hatte mit einem Uebcrschuß von 19 Millionen Kronen geschlossen. Dabei waren in gewohnter Weise die gesamten Erfordernisse für die Tilgung der Prioritäten als Ausgaben eingestellt, obwohl die Südbahn für diesen Zweck keinen Heller ausgezahlt hat, sondern diese Summen vollständig für Investitionen verwendet hatte. Die Bilanz hat allerdings aus früheren Jahren ein Defizit von 19-29 Millionen Kronen, das erst getilgt werden muß, und die Gesellschaft hat überdies noch die Kaufschillingsschuld von rund 26 Millionen Kronen, die aus künftigen Erträgnissen abgestattet werden muß. Allein die Tilgung der Prioritäten soll ja nicht mit dem vollen Betrag von 500, sondern nur mit einem reduzierten Kapital von 350 Frcs. erfolgen, und wenn die Verhältnisse sich einigermaßen günstig entwickeln, müßte die Südbahn schließlich aus sich heraus aktiv werden und die Kraft zur Aufnahme ihres Schuldendienstes wieder gewinnen, wenn ihr nur die Möglichkeit verschafft würde, für die Investitionen eine neue Kapitaloperation durchzuführen. An einer Sanierung durch eine Ordnung des Prioritätendienstes ist die Gesellschaft selbst stark interessiert, nicht minder aber auch die österreichische Negierung, die, wenn sie die Südbahufrage aus der Welt schafft, den französischen Markt für Anleiheemissionen wiederzugewinnen hofft. Das weiß die Südbahn und deshalb verlangt sie vom österreichischen Staat eine Mithilfe bei der Snnierungs-aktion, über die die Verhandlungen derzeit noch schweben. Für die Sanierung der Südbahn stehen zwei Projekte im gegenseitigen Wettstreit. Das erste ging von der Südbahnverwaltung aus, wurde in der letzten Zeit modifiziert und hat den Rückhalt an dem Hause Rothschild in Paris, das von jeher der größte Interessent an Südbahnprioritäten war. Dieses Projekt will den von den französischen Prioritäten und namentlich von Herrn Lacombe vertretenen Lieblingswunsch zur Durchführung bringen, daß die Prioritäten der Südbahn Staatstitres werden und so die absolute Sicherheit genießen. Um diesen Preis wollen sich die Prioritäre zu weitgehenden Opfern bereitfindcn und eine Reduktion ihres Kapitals auf 325 Frcs. zugcstehen. Die Form soll die Staatsgarantie sein, indem die Regierung für den Coupon und die reduzierte Rückzahlung der Prioritäten mit den Mitteln des Staates cinsteht. Dieser Plan hat aber in den Kreisen der Regierung wenig Zustimmung gefunden. Alle österreichischen Regierungen scheuen das Parlament wie das Fegefeuer und suchen um jeden Preis das Risiko parlamentarischer Verhandlungen zu vermeiden. Gewiß wendet die Südbahn ein, daß das effektive Risiko des Staates für eine Garantie der Südbahn gleich Null wäre, daß die Südbahn weit mehr als das Erfordernis für ihre Schulden verdient, daß der Staat niemals Zahlungen werde leisten müssen und daß die Garantie nur ein moralisches Versprechen bedeutet. Allein im Parlament wird ganz gewiß die Frage aufgeworfen werden, weshalb der österreichische Staat dazu käme, der Südbahn ein Geschenk zu machen und für die verfehlten Finanzkünste der Pariser Rothschilds in den Fünfzigerjahren aufzukommen. Eine Garanticvorlage hätte keine Aussicht im Parlament, würde wahrscheinlich abgclchnt werden und die Regierung würde über sic stürzen. Das hat die Sudbahnverwaltung auch erkannt und sie hat deshalb ihr Projekt, namentlich seit der zweite Plan, der von dem Gouverneur der Oesterreichi-schcn Bodcnkreditanstalt Dr. Sieghart ausgcht, bekannt wurde, in maßgebenden Punkten geändert. Worin diese Modifikationen bestehen, ist bisher nicht bekannt geworden. Sie können sich aber nur in der Richtung bewegen, daß eine Aufnahme gewisser Grundsätze aus dem Sieghartschen Projekt in Erwägung gezogen wird. Dieses ist einfacher Natur. Es will die Obligationen auf 326 Frcs. abstempeln, die italienische Annuität kapitalisieren, auf Grund dieser Annuität Titres ausgeben und diese Titres bis auf einen Betrag von 100 Millionen Francs, der für Investitionen zurückgehaltcn werden soll, den Besitzern der dreiprozentigen Südbahnprioritäten ausfolgen. Jeder Besitzer würde die Hälfte seines Kapitals in Südbahnprioritätcn, die andere Hälfte in auf der italienischen Annuität fundierten Obligationen erhalten. Vom Staat soll nicht die Garantie, sondern tarifarische Zugeständnisse verlangt werden, nämlich ein besseres Tcilnngsverhältnis im Verkehr mit Triest und die Aufrechtcrhaltung der gegenwärtigen hohen Tarife auf den Linien der Südbahn. Kaprtalgarantie oder Tarifgarantie sind also die beiden Schlagworte, um die gekämpft wird. Zur Tarifgarantie kann sich die Negierung leichter entschließen, weil sie in dieser Richtung autonom ist und die Zustimmung des Parlaments nicht braucht. Auch hier sind aber die Schwierigkeiten stark, da die Abgeordneten der Alpenländer dagegen mit Recht Protest' erheben, daß ihre Gebiete, die von der Südbahn durchfahren werden, dauernd höhere Tarife als die Sudetcnländer zahlen sollen. Pratololl der Sitzungen der Sektion „Diener" des Zentralausschusses für allgemeine Personalangelcgenhciten der Be-dicnsteten der k. k. österreichischen Staatsbahnen. (Schluß.) Etattonsaufseher. Zulassung der Telegraphisten zu Ergänzungsprüfungen. Ilebcrstellung in die Gruppe A der Diener mit dem Anfangsgehalt von 1000 Kr. Automatische Ernennung zu Stations-mcister. Magazinsaufseher. Ernennung nach einjähriger aushilfsweiser Verwendung. Automatische Ernennung zu Unterebamten. ILMstündiger Dienstturnus. Mindestens zwei dienstfreie Tage monatlich. Neunstündige Arbeitszeit in den Magazinen, 52% ftünbige wöchentliche Arbeitsdaucr in den Werkstätten, Heizhäusern und Materialmagazinen. Freigabe der Nachmittage vor den großen Feiertagen. Ueberstundenentlohnung. Erhöhung des Schreibpauschales im Transportdienst. Ladescheinschreiber und Magazinsdiener. Zulassung zur Magazinsaufscherprüfung. Ausschließliche Besetzung der Magazinsaufseherposten aus diesen Kategorien. Einreihung als ..Ladeaufseher" in die Gruppe B der Diener. Neunstündige Arbeitszeit. Zwei -dienstfreie Tage monatlich. l2/24stündige Dienstturnufle. Schreibpauschale. Ueberstunden-dntlohnung. Wagenschreibcr. Aenderung der Prüfungsvorschrift nach näher bezeichnetcn Grundsätzen. Baldige Normierung der Wagenunterbcamten-posten. Automatische Ernennung zu Unterbcamtcn als „Wagen, serkehrsaufseher". ILMstündiger Diensttnrnus, respektive zwei dienstfreie Tage monatlich. Schuhpauschale. Erhöhung de-Schreibpauschales. Zulagen in größeren Transitstationen. Stativ nSdienc r. Erennung fähiger Stationsdiener zu Kanzlisten. Einführung des 12/24stündigen Dienstturnusses, respektive der wöchentlich 42stündigen Arbeitszeit. Leichtere Dienstturnusse der Stationsdiener der Wiener Stadt- und Verbindungsbahn. Ileberstellung in die Dienergruppe B. Ein freier Tag wöchentlich. Bezahlung der Ueberstunden sowie der Sonn- und Feiertagsarbeit. Erhöhung des Kanzlei- und Schreibpauschales. Verschieber und Obcrverschieber. Zulassung zur Verwendung im Fahrdienst und zu den Prüfungen für höhere Dienstposten. Für den Rangstatus soll der Zeitpunkt der Prüfungsablegung maßgebend sein. Einjährige Karenzzeit zur Ablegung der Obcrverschieberprüfung. Erhöhung der Postennormicrung. Auflassung der Verschnbauf-sesserkategorie. Zulassung der Oberverschieber zur Unterbeamtenprüfung. Ernennung derselben zu Platzmeistern. Avancement der nicht zu Platzmeistern ernannten Obcrverschieber mit Unterbeamtenprüfung von der Gehaltstufe 1200 Kr. ab nach dem Schema für Untcrbcamte. Verschubzulage monatlich 24 Kr. Zulage für höhere Dienstverwendung. Mehrere näher ausgeführte Anträge für den Fall der Einführung des Prämiensystems, so die Garantie für eine Mindcstprämie und die der Nachtdienst-zulagc. Lampistcn. Ausschließliche Verwendung zum Lampistendienst. Stabilisierung nach einjähriger Verwendung im Lampistendienst. Normierung der Professionistenstcllen als Werkmännerposten im Beleuchtungsdienst. Einreihung der Spenglerlampisten (Pro-fessionisten) in die Gruppe A, der übigen Lampistcn in die Gruppe B der Diener. Zweijährige Vorrückungsfristen bis zum Endgehalt. 12/24stündiger Dienstturnus. Nachtdienstzulagc ohne Einschränkung. Portiere. Alleinige Verwendung zum Portier. Automatische Ernennung zu Unterbeamten. 12/24stündiger Dicnstturnus bei permanentem Nachtdienst, 16/24ständiger Dienstturnus in den übrigen Stationen. Schreibpauschale. Nachtdienstzulagc ohne Einschränkung. Verleihung der Garderoben an Witwen von Bediensteten. Wagenpuher. Befreiung von Nebenverrichtungen. Vermehrung der Wagenputzerposten. Ablösung von diesem Dienst aus Gesundheitsgründen. Stabilisierung nach zweijähriger Vcrwenoung. Einreihung in die Dienergruppe B. Stabilisierung der Pro-fessionisten als Werkmänner mit 1000 Kr. Einführung des 12/24ständigen Turnusses, respektive zwei 36stündige Ruhetage im Monat. Nachtdienstzulage, sofern der Nachtdienst nicht nach der Arbeitsordnung besser bezahlt ist. Schuhpauschale. Unterkunftsräume. Genügende Beistellung von Werkzeug und Behelfen. Lokomotivführeranwärter. Näher bezeichnte Bedingungen betreffs der fachlichen Qualifikation und betreffs der Berufung zum Lokomotivfahr-dienst. Taggelder für die Lokomotivführeraspiranten von mindestens Kr. 3'50 (4 Kr.) nebst Fahrgebühren. Ablegung der Jntelligenzprüfung. Anstellung als Lokomotivführeranwärter nach 2 Jahren mit 1200 Kr. Gehalt und 600 Kr. Quartiergeld. Erncnnnung zum Untcrbeamtcn als „Lokomotivführer" nach weiteren zwei Jahren mit 1400 Kr. Gehalt und 600 Kr. Ouar-tiergeld. Zweijährige Vorrückung ohne außertourlichem Avancement. Einrechnung der SystcmisierungSjahre. Entschädigung der als zweite Lokomotivführer bei schweren Güterzügen Dienst verrichtenden Anwärter als Lokomotivführer. Regelung der Dienstzeit nach näher bezeichnten Grundsätzen. 12/24stündiger Dienstturnus im Reservcdienst. 62 dienstfreie Tage jährlich in der Dauer von 36 Stunden. Einrechnung der Vorbereitungsund AuSrüstczeit. Einhaltung der Dienstturnusse. Tagcsdiäten an Stelle aller Prämien: 7 Kr. bei Schnellzügen, Kr. 5'50 bei den übrigen Zügen, 4 Kr. für Dienst im Domizil, welche Diäten für leben begonnenen Tag und auch für jeden turnusmäßigen Ruhetag zu leisten sind. Nachtdienstzulage. Zehrgeld. 80 Prozent der Nebengebühren für die als Heizer verwendeten Anwärter. Anerkennung der Vertrauensmänner. Wagenaufseher. Erhöhung der Postennormierung. 4 Kr. Taglohn für provisorische Wagenaufschcr. Ernennung der mit 900 Kr. ange-stclltcn Wagenaufschcr, die neun Jahre zur Erreichung der Gehaltstufe von 1200 Kr. warten mußten, zu Unterbcamten. 12/24stündiger Dienstturnus, respektive ein Tag wöchentlich frei. Gleichstellung der Stundengelder des ambulanten Wagen-aufsichtspersonals dem für Zugsführer. Dienstzulage. Lokomotivheizer. (Schiffsheizcr und Stabilkesselheizer.) Entnahme der Lokomotivheizer aus dem Stande der Hcizhausarbeiter Bei Berücksichtigung von Vorbildung und Fähigkeiten. Definitivcrnennung als Lokomotivheizer nach zweijährigem Dienst (hievon ll/2 Jahre als Heizersubstitut) und Ablegung der Kesselwärter- und Dienstprüfnng. Entsprechende Postennormierung. Anstellung der nach fünfjähriger Dienstzeit systemisierten Heizer. Ermöglichung der Prüfungswiederholung. Durchführung des Härtenausgleiches. Herausgabe eines Rang-status. Verminderung der Zahl der Schlosserheizer. Reservierung l der Stabilkesselheizer-, Oberheizer- und Pnmpcnwärterposten für zu ihrem Dienst untauglich gewordene Lokomotivheizer bei Ucbersetzung in die Dienergruppe A oder in die Gruppe II als Werkmänner. Einhaltung der Vorschriften betreffs Dienst- und Ruhezeit. Regelung der Dienstzeit nach näher bezeichnten Grundsätzen. 52 dienstfreie Tage jährlich in der Dauer von 36 Stunden. Einrechnung der Vorbereitungs- und Ausrüstczeit. 75 Prozent der Nebengebühren des Lokomotivführers. An Stelle aller Prämien Tagesdiäten: Kr. 5"60 für Schnell- und Per-sonenzügc, Kr. 4'40 für die übrigen Dienstleistungen außer dem Domizil, Kr. 8'20 für Dienst im Domizil, welche Diäten für jeden begonnenen Tag und für jeden turnusmäßigen Ruhetag zu leisten sind. Nachtdienstzulagc. Reformierung der Instruktion XXIII. Befreiung von näher Bezeichnten Neinigungs- und Ausrüstungsarbeiten. Ausfolgung von Dienstbüchern. Bestätigung der Dienstleistung durch das Heizhaus, anstatt durch den Zugsführer. Kochvorrichtungen. Erhöhung des Vrcnnstoffbczuges und der Zuweisung von Putzmaterial. Oberheizcr. Anstellung mit 1000 Kr. Ouartiergeld im Ausmaß wie für Lvkomotivführer (Unterbeamte) gefordert. 80 Kr. monatliche Entschädigung für den Entgang variabler Bezüge. 12/24stündiger Dienst. Werkstätten- und Heizhauspersonal. Stabilisierung nach folgenden Grundsätzen: Stabilisierung von 80 Prozent des Personals ohne Anrechnung der Dienstkleider mit dem 800-, respektive 865fachen des zuletzt bezogenen Taglohnes bei Aufrundung von Differenzbeträgen in die nächsthöhere Gehaltstufe. Stabilisierung der Professionisten in der Dienergruppe A, der Arbeiter mit besonderer Verwendung in der Gruppe B und der übrigen Arbeiter in der Gruppe 0. Ausgleich der erfolgten Stabilisierungsschäden und des Entganges von Lohnregulierungen durch die Stabilisierung. Näher bezeichnte Grundsätze zur Stabilisierung der Werkstättenarbeiter der verstaatlichten Privatbahnen. Festsetzung der Grundlöhne und Lohnvorrückungen vor der Stabilisierung im Einvernehmen mit den Arbeiterausschüssen. Die nach der Einführung der Stabilisierung eintretenden Arbeiter sind nach diesen erstellten Lohnnormen zu behandeln. Bei fachlicher Befähigung hat immer der dienstältcste Arbeiter Partieführer zu werden. Gleichstellung der Bediensteten der Signalwerkstätien, Gasanstalten und Elektrizitätswerken jenen der Hauptwerkstätten. Beendigung der Arbeit'Samstag mittags in den Heizhäusern, Betriebsleitungen und Heizhausexposituren für die Werkstättenarbeiter. Die Ucberstundenarbeit ist mit 50 Prozent, die Nachtarbeit mit 100 Prozent zu entlohnen, und zwar auch den Stabilisierten. 100 Prozent Zuschlag für gefährliche und gesundheitsschädliche Arbeiten. Professionisten im Fahrdienst sind den Professionisten-löhne weiter zu bezahlen. Zuziehung von Vertrauensmännern zur Prüfung von Beschwerden. Abschaffung der Tantiemen. Schuhpauschalc für im Freien und mit ätzenden Flüssigkeiten Arbeitende. Waschräume, Kleiderkästen, Bäder, Unterkunftsräume, Handtücher, Seife. Der 1. Mai ist als Feiertag'zu erklären. Abänderung der Bezeichnung ungelernter Arbeiter und die der Schmiede und Kesselschmiede. Pumpenwärter. Automatische Erennung der Fachpumpenwärter zu Ma-schinenanfsehern und gleiche Behandlung der älteren Pumpenwärter. 12/24stündiger Dienstturnus. Werkmänner. Alle mit dem SOOfachen Taglohn stabilisierten Werkmänner der elektrischen Zentralen haben mit Rückwirkung vom Tage der Ernennung so vorzurücken, daß der Anfangsgehalt dem 865fachen Taglohn entspricht. Kran bedien st etc. Gewährung von Stundengeldern. Regelung der Arbeitszeit. Zwei freie Tage innerhalb elf Arbeitstagen. Werk st ätten portiere. Automatische Ernennung zu Unterbeamten bei Erreichung der Gehaltstufe von 1200 Kr. Vergütung der über die normale Arbeitszeit geleistete Arbeit. Anschließend an die im vorstehenden enthaltenen Sondcr-wünsche der einzelnen Dienerkatcgorien resümiert der Vorsitzende die begutachteten Anträge und bringt sodann jenen Teil der vom Herrn Ministerpräsidenten am 1. Juli 1912 im Abgeordnetenhause gehaltenen Rede, welcher sich mit den Forderungen der Eisenbahnbcdiensteten beschäftigt, sowie die Worte, die der Herr Eisenbahnminister am 13. Dezember 1912 int Budgetausschusse im gleichen Gegenstand gesprochen hat, zur Verlesung. Der Herr Ministerpräsident führte an, daß für die Eisenbahner mit 1. Jänner 1912 eine ganze Reihe von Bezugsaufbesserungen mit einem Jahresaufwand von 21 Millionen Kronen in Kraft getreten ist. Wenn diese Maßnahmen hinter den in dem Resolutionsbcschluß des Abgeordnetenhauses vom Dezember 1911 enthaltenen Anforderungen zurückgeblieben sind, so liegt der Grund hiefür darin, daß d>e Regierung sich die Rücksichten auf die finanzielle Lage des Staates wie nicht minder auf die Leistungsfähigkeit der Steuerträger streng vor Augen halten muß. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, erweist sich der auf Einstellung weiterer 17 Millionen hinzielende Antrag schon deshalb als unnchmbar, weil er eine dauernde Mehrbelastung des Staatshaushaltes involvieren würde, für die im gegenwärtigen Voranschlag eine Bedeckung nicht gegeben ist und die geeignet wäre, das Gleichgewicht in der Gebarung des Staatshaushaltes empfindlich zu stören. Bei dieser Sachlage muß die Regierung offen und loyal erklären, daß sie im Falle der Annahme des bezüglichen Antrages nicht in der Lage wäre, für dieses Gesetz die Allerhöchste Sanktion zu erbitten. I nt ü b-rigen würdigt die Regierung die Moment c,, die für einen plan- und st u f c n m ä ß i g e n 81 u S b au* d er M a ß n ahme n zugunsten der Bediensteten sprechen, s i c m u ß aber ihre Entschließungen in der Fra in welchem Umfang und in welchem Zeitmaß solche Maßnahmen ergriffen w erden können, von den Rücksichten auf geordnete Personal-Wirtschaft und von der weiteren G e st a l t u n g der finanziellen Verhältnisse des Staates abhängig mache n, ebenso wie das bei anderen, mit großen Auslagen verbundenen Aktionen des Staates der Fall sein muß. Der Herr Eisenbahnminister erklärte in seiner Rebe, daß er bezüglich der gestellten Anträge wegen Zuwendung von 17 Millionen Kronen für die Eisenbahnbediensteten selbstverständlich keinen anderen Standpunkt vertreten könne, als den, den im Sommer des Jahres 1912 der Minister des Innern in Vertretung des Ministerpräsidenten gekennzeichnet habe. Der Tenor dieser Regierungserklärung ist in der Hauptsache dahin gegangen, daß die Regierung die Momente, welche für eine fortgesetzte Pflege der Bezugs- und Gehaltverhältnisse der Bediensteten sprechen, anerkenne, daß sie sich aber im vollen Umfang die Entscheidung Vorbehalten müsse, in welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang solche Verbesserungen einzutreten haben werden. Aus diesen Ausführungen, fährt der Vorsitzende fort, könne ersehen werden, das; die Verwaltung dem großen Komplex der personalwirtschaftlichen Fragen fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit widmet und bcmührt ist, solche Vorsorgen zu treffen, welche sich als sachlich angemessen und als finanziell zulässig erweisen. Es seien vom Zentralausschusse eine Menge Forderungen und Wünsche vorgcbracht worden und gerade jene, welchen von den Antragstellern die größte Wichtigkeit beigemessen wurde, seien, wie schon im Lause der Beratungen angedeutet wurde, mit so enormen Mehraufwendungen verbunden, daß deren Durchführung — abgesehen von anderen schwerwiegenden Momenten — schon aus dem Gesichtspunkt der Beschaffung der nötigen Mittel gewisse Schranken gezogen sind. Die separaten Wünsche einzelner Verwendungskategorien anlangend, gibt der Vorsitzende seiner Anschauung Ausdruck, daß eine bevorzugte Behandlung einzelner Kategorien, soweit sie nicht durch besondere Dienstleistungen zu rechtfertigen wäre, im allgemeinen vom personalwirtschaftlichen Standpunkt nicht gutgeheißen werden könne, weil derartige Aktionen erfahrungsgemäß immer Rückwirkungen auf die anderen Kategorien auslösen; er könne es nicht unterlassen, an dieser Stelle gegen manche, gänzlich unbillige Forderungen einzelner Kategorien Stellung zu nehmen und verweise diesbezüglich auf Anträge gewisser Kategorien, welche auf eine neuerliche Erhöhung der erst im Jahre 1909 mit großen Aufwendungen tngeführten oder verbesserten Nebenbezüge abzielen. Der Vorsitzende verabschiedet sodann die Mitglieder, indem er deren eifrige Mitarbeit und warme Vertretung der vorgebrachten Anträge hervorhebt, worauf Mitglied Sommerfeld im Namen sämtlicher Zentralausschußmitglieder die Bitte vorbringt, cs möge das Eisenbahnministcrium die Wünsche des Dienerpersonals maßgebenden Ortes mit allem Nachdruck vertreten. Das letzgenannte Mitglied wird zum Verifikator des Protokolls bestellt, worauf die Sitzung geschlossen wird. Wien, am 24. April 1913. Der Vorsitzende: Boeß m. p. Der Verifikator: Sommerfeld m. p. Der Schriftführer: Stiebt er m. p. . Inland. Der Bankrott der imtioitnlcn bürgerlichen Politik in Böhmen. • Die Politik der nationalen bürgerlichen Parteien hat die Landesverwaltung Böhmens an den Bankrott gebracht. Die Landeskassen Böhmens sind geleert, in der Erfüllung der wirtschaftlichen und kulturellen Aufgaben der Landesverwaltiing ist ein vollständiger Stillstand eingetreten, die Schul- und Spitalzustände Böhmens wurden jämmerliche. Die Obstruktion der Dentschbürgerlichen im böhmischen Landtag aus nichtigen Anlässen einerseits und die Weigerung der Tschechen auf einen vernünftigen nationalen Ausgleich einzugehen, führte zur Auflösung des Landtages und des Landesansfchusses und zur Einsetzung einer bnrean-kratischen Verwaltungskommission, die zunächst 20 Millionen neuer Steuern, eine Verdoppelung der Landesbiersteuer und eine Erhöhung der Landesumlagen ausschrieb. Die nationale Politik führt also auf Kreuz- und Querwegen endlich zum Absolutismus, zur Sistierung der Autonomie in der Landesverwaltung. Die Negierung erhofft durch eine Erweiterung des Landtagswahlrechtes die Verhältnisse zu bessern. Es soll der Bevölkerung Böhmens ein neues Landtagswahlrecht mit einer neuen Wühlerklasse für bisherige Nichtwähler aufoktroyiert werden. Bisher hatten die deutschnationalen Landtags-abgeordneten eine Ausdehnung des Landtagswahlrechtes durch ihre Obstruktion verhindert. Die Sozialdemokraten Böhmens veranstalten im ganzen Lande Kundgebungen gegen die Aufhebung der Landesverfassung. Unser Rckriiteiikvntingcnt. Im Juliheft der in Deutschland erscheinenden „Wehr" gibt ein österreichischer Autor einen Ueberblick über unser Nekrutenkontingent der nächsten Jahre. Demnach wurden 1912 für die gemeinsame Wehr-m acht in Oesterreich 78.003 Mann, in Ungarn 57.997, für die k. k. Landwehr 20.715, für die Honved 17.500, in Summe also 174.216 Mann abgestellt. Das Kontingent für das Heer steigt in Oesterreich int Jahre 1913 auf 88.327, in Ungarn auf 65.673 Mann, im Jahre 1915 auf 91.482 in Cis- und 68.018 Mann in Transleithanicn. Für die k. k. Landwehr steigt das Nekrutenkontingent jährlich um einige hundert Mann, bis es 1917 die ange-ftreble Höchstziffer von 26.996 Mann erreicht. Die ungarische Landwehr erreicht ihre Höchstziffer an Rekruten, 25.000 Mann, bereits im Jahre 1915. Die Gesa m t» ziffer des Nekrutenkontingents hebt sich im Jahre 1913 auf 197.816, ein Jahr später aus 208.217, im Jahre 1915 auf 209.518, im folgenden Jahre auf 210.519 Mann und erreicht mit 1917 die bleibende Ziffer von 211.496 Mann. Rechnet inan hiezu die in Bosnien und der Herzegowina und die in Tirol und Vorarlberg für die österreichische Landwehr abgestellten Rekruten, so kommt man zu einer Endsumme von rund 220.000 Mann. Die Friedens-st.ä r k e der österreichisch-ungarischen Armee wird in Zukunft 464.000 Mann betragen. Bei einer Ausnützung der Vol'kskraft wie in Deutschland müßte die Friedensstärke b'iif Armee 600.000 Mann betragen und es müßte zur Erreichung dieser Ziffer eine neuerliche Erhöhung des Rekrutenkontingents um 60.000 Mann Platz greifen. In der Tat denken unsere leitenden Kreise an eine neue Heeresvorlage und eine neuerliche Erhöhung des Re« kruteukontingeuts um 50.000 Mann. Falls diese Erhöhung des Nekrutenkontingents Gesetzeskraft erhält, wird Oesterreich-Ungarn künftighin ein stehendes Heer von rund 514.0 0 0 Mann besitzen. * Die Steuerschraube.» In der letzten Zeit werden Stelrerrückstände mit aller Rücksichtslosigkeit eingetrieben. Reservisten, welche zum außerordentlichen Waffendienst einberufen wurden, seit November oder Dezember in Bosnien oder der Herzegowina imter den Fahnen stehen, werden von den Steuerämtern mit Zahlungsaufträgen wegen der Per-sanaleiukommensteuer gemahnt, ferner Leute, welche längst ihre Zivilstellnng verloren haben und seit Monaten kein anderes Einkommen beziehen als die ärarische Löhnung von 16 H. täglich, werden mit der Exekution bedroht, wenn sie dem Zahlungsauftrag nicht binnen sieben Tagen entsprechen. Die Leute werden aus ihrer Arbeit gerissen, sie stehen monatelang an der Grenze, sie verlieren ihre Posten, ihre Familien darben — aber das k. k. Steueramt arbeitet unentwegt weiter, es schickt ihnen prompt die Zahlungsaufträge, droht mit der Pfändung, führt sie vielleicht auch aus. Die österreichischen Behörden scheinen es sich in den Kopf gesetzt zu haben, die Staatsbürger die Annehmlichkeiten des Militarismus bis zum letzten Tropfen genießen zu lassen. Welche Lust, Reservist zu seinl Und mit welcher Begeisterung werden diese Reservisten bei den nächsten, Wahlen für die nationalen und christlichsozialen Parteien stimmen, die alle Militärforderungen so rasch bewilligt haben nnd die die Militär« Verwaltung wie die Regierung ruhig gewähren lassen! Ausland. Hunderttausend Eisenbahner vor dem Kampfe. Die Vereinigten Staaten werden, wenn nicht alle Zeichen trügen, binnen wenigen Tagen einen Eisen-bahnerstreik von riesigen Dimensionen erleben, der, wenn er nur 48 Stunden dauern sollte, unübersehbare Folgen für das Wirtschaftsleben der Nation haben müßte. Rund hunderttausend Kondukteure, Bremser und Signalgeber haben den 52 Eisenbahngesellschaften im Osten des Landes Lohnforderungen unterbreitet und für den Fall der Weigerung der Bahnmagnaten, in ehrliche und schiedsgerichtliche Verhandlung zu willigen, den Generalstreik beschlossen. • Den Bahnmagnaten dröhnt der Streikbeschluß in den Ohren. Sie hatten Aussetzungen an dem geltenden Bundesschiedsgerichtsgesetz — der Erdinan» Äcte — dem die Arbeiter {ich zu unterwerfen bereit waren. Ein auf Grund dieses Gesetzes gebildetes (Schiedsgericht hatte nämlich den Lokomotivführern derselben Bahngesellschaften im Mai 1912 und danach den Heizern mehr gegeben, als den Eisenbahnkönigen recht war, und so, erhoben sie, vielleicht nur in der Absicht, Zeit zu gewinnen, den Ruf nach Amendierung dieses Gesetzes. Um des lieben Friedens willen und in der Ueberzengung von der Gerechtigkeit ihrer Forderungen schlossen sich die Arbeiter der kapitalistischcn Petition um Abänderung der Erd mann-A c te a n, und der Bundeskongreß in Washington ersetzte denn auch die Erdman-Acte durch die „Newlands-Brll". Diese überläßt es, ebenso wie das frühere Gesetz, dem Belieben der streitenden Parteien, ob sie sich einem Schiedsrichter stellen wollen, jedoch bleiben beide Parteien, nachdem sie einmal ihre Bereitwilligkeit hiezu erklärt haben, durch den Befund des Schiedsgerichtes gebunden. Dagegen ist das nunmehrige Schiedsgericht eine permanente bureau-kratische Schiedsbehörde und es ist klar, daß ein aus bureaukratischen Richtern zusammengesetztes Gericht den Arbeitern ungünstiger sein muß, als das bisherige Schiedsgericht. Dazu kommen noch Bedenken anderer Art. Die Vergesellschaften rückten nachträglich mit einer Erklärung heraus, worin sie ihrerseits ebenfalls Forderungen aufstellten, deren Mitverhandlung vor dem Schiedsgericht sie als eine Bedingung ihrer Unterwerfung unter einen Schiedsspruch überhaupt bezeichnen. Dieser Schachzug erfolgte, wohlgemerkt, nachdem man die Mitwirkung der Arbeiter zur Durchsetzung der New-lands-Bill in Anspruch genommen hatte und ohne daß man den Arbeitervertretern auch nur Andeutungen gemacht hatte über die Absicht, dem modifizierten Schiedsgericht noch nachträglich kapitalistische Gegenforderungen zuzuschieben. Es hat den Anschein, als wollten es die Eisenbahnkapitalisten auf den Streik der Eisenbahner ankommen lassen. * Der Krnpp Prozeß. Der Militarismus treibt seltsame Blüten. Oesterreich hat seinen Generalstabsobersten Redl und Deutschland seinen K r u p p - S k a u d a l, den der sozialdemokratische Abgeordnete Liebknecht aufdeckte. Der Firma Krupp wurden durch eine Mittelsperson, einem Beamten der Firma Krupp, einem ehemaligen Artilleriezeugsbeamten, der Verbindungen mit ehemaligen Kollegen herzustellen wußte und der von der Firma Krupp mit hohem Gehalt und hohen Remunerationen nach Berlin gesetzt wurde, militärische Geheimnisse ausgeliefert. Da Genosse Liebknecht Licht in diese dunkle Geschichte brachte, kamen sechs aktive und ein ehemaliger Artilleriezeugsbeamter vor das Militärgericht der Berliner Kommandantur. Sie wurden wegen Ungehorsam gegen einen Dienstbefehl, Bestechung und Verrat militärischer Geheimnisse angeklagt. Es wurden zwei Beamte zu vier Monaten Gefängnis und Dienstentlassung, ein Beamter zu zwei Monaten Gefängnis und Dienstentlassung, ein Beamter zu 2% Monaten Gefängnis und Degradation, einer zu sechs Monaten Gefängnis und die beiden letzten zu gelindem Arrest, respektive Festungshaft verurteilt. Das Gericht nahm an, daß das ausgelieferte Material von der Mittelsperson der Firma Krupp nicht zum Schaden der Staatssicherheit verwendet wurde. Damit ist der Berliner Vertreter der Firma Krupp und diese Firma selbst von dem Verdacht befreit, mit diesen Informationen Landesverrat getrieben zu haben, sie zu dem Zwecke verschafft, respektive in Verwendung genommen zu haben, bei anderen Staaten Rüstungsaufträge zu erhalten. Dabei ist aber doch die Essener Weltfirma Krupp an einem flotten Geschäftsgang in Kriegsrüstungen, an einem Wettrüsten der staatlichen Militärmächte untereinander sehr stark interessiert. Es haben daher Informationen über Militärgeheimnisse in ihren Händen eine eigene Bedeutung. Die niederen Werkzeuge bei dem Verrat von Militärgeheimnissen wurden bestraft, nicht die Nutznießer des Verrates. * Auf dem Wege zum Zündhvlzcheniru^t in Ungarn. Vor nicht langer Zeit wurde unter Mithilfe der Regierung, die 900.000 Kr. herschenkte, ein Zündhölzchen* trust in Oesterreich gegründet. Das geschah, um später die Einhebung einer Zündhölzchensteuer zu erleichtern, die den Konsumenten die Zünder verteuern soll. Aber schon heute haben die Konsninenten dem Trust eine gewaltige Steuer zu entrichten. Seit Beginn des vorigen Jahres sind die Großhandelspreise von „Schwedenzündern" folgendermaßen gestiegen: Jänner 1912 . r,. . »-.33 n . 0-72 Kr. September 1912 r. rx > 1 ,0 74 „ Dezember 1912 . 7.- . \ . 0-82 „ Jänner 1913 W :<• r< n * . 1'04 „ Februar 1913 . r.'f r. . 1« . . 1*16 Heute beträgt die Steigerung gegenüber dem vorigen Jahre rund 60 Prozent. Die Regierung hat aber dem Trust außerdem noch die Plünderung der Bevölkerung für zehn Jahre garantiert: bis Ende 1922 dürfen in Oesterreich keine neuen Zündhölzchenfabriken errichtet werden! Diese „Erfolge" der österreichischen Kollegen ließen die ungarischen Zündhölzchenfabrikanten nicht schlafen. Die bestehenden 23 ungarischen, Zündhölzchenfabriken wurden zu einer Aktiengesellschaft zusammengefaßt, die nun von der Negierung dieselben Begünstigungen verlangt. die der österreichische Trust, der sich hinter dem Namen Oesterreichische Zündhölzchenverkaufsgesellschaft m. b. H. verbirgt, erhalten hat. Ehren-Tisza wird gegen angemessenes Trinkgeld die „Gleichmäßigkeit" schon Herstellen: denn die Ausbeutung muß nach kapitalistischen Grundsätzen in beiden Reichshälften nach gleichen Bedingungen erfolgen. Freut euch, ihr Völker von Ungarn! x Knebelung der Eisenbahnergetverkschaft in Bosnien. Die bosnische Eisenbahnergewerkschaft, die zur Zeit des Ausnahmszustandes nicht aufgelöst, sondern in ihrer Tätigkeit nur beschränkt wurde (eine ganz neue Erfindung), ist in der letzten Zeit ständig Verfolgungen ausgesetzt. Vor einigen Tagen wurde dein Vorstand der Eisenbahnergewerkschaft ein „Ukas" der Landesregierung eingehändigt, worin der Gewerkschaft mit der Auflösung gedroht wird', wenn das Eisenbahnerblatt das Verfahren der Direktion der bosnisch-herzegowimschen Eisenbahnen weiter kritisieren sollte und wenn der Verband das Blatt für die Mitglieder abonniert. Im Zusammenhang mit diesem „Ukas" wurden dann die Verfolgungen einzelner Mitglieder der Eisenbahnervereine in der Form von Versetzungen fortgesetzt. Die jungen Gewerkschaften in Bosnien, die schon schöne Erfolge hinter sich haben, werden auch diese neue Verfolgungsperiode überstehen. Die Umsätze der Großeinkanfsgcscllschaften im Jahre 1912. Welchen Umfang die Geschäfte angenommen, die von den Großeinkaufsgesellschaften in den verschiedenen Ländern besorgt werden, zeigen folgende Ziffern: Millionen Franke« 0. W. S., Manchester ................ 743 3 s. C. w. s., Glasgow.................. 209-8 G. E. G., Hamburg.....................170-0 F. D. B., Kopenhagen........ 78 0 V. 8. K., Basel.................. . . 87-2 Hangha, Budapest . . . .................29-4 Großeinkauf Sgesellschaft österreichischer Konsumvereine, Wien...................25-8 Keskusknnta, Helsinfors................ 19-5 S. P. 0., Moökau. r.......................10 0 K. Y., Stockholm.........................9-4 Handelskammer Rotterdam................. 9 2 F. 0. B., Antwerpen . . ,............ 6-5 G. w. K., Mühlheim................... 6 0 L. A. W. S., Dublin................... 4-4 N. K. L., Christiania ............. 2 7 Y. D. P., Prag........... 2-2 0. d. G., Paris 19 C. I. 0., Mailand........................ 12 Zusammen also ein Jahresumsatz von einer Milliarde 371-5 Millionen Francs. Sicherlich eine gewaltige Leistung. Aber noch das Zehnfache und Hundertfache ist zu leisten, denn noch stehen Millionen von arbeitenden Menschen außerhalb der proletarischen Konsumvereine. * Die Lvhnzulagcn für die rcichsdcntschcu Eisenbahner. Kürzlich wurde regierungsamtlich mitgeteilt, daß das Finanzministerium und die Generaldirektion der Staatsbahnen sich freiwillig entschlossen hätten, den Eisenbahnarbeitern angesichts der Teuerung Lohnaufbesserungen zu gewähren, die insgesamt einen Betrag von zwei Millionen Mark aus machten. Dabei sind einige besser weggekommen, die einen oder zwei Altersgroschen etn oder mehrere Jahre früher erhalten; die meisten aber haben nur eine tägliche Lohnznlage von 10 Pfennig erhalten. Wir haben schon seinerzeit gesagt, daß diese Lohnzulagen, verglichen mit den Teuerungsverhältnissen, völlig ungenügend sind. Im „Weckruf", dem Eisenbahner-organ, unterzieht nun ein Eisenbahner diese Lohnzulagen einer kritischen Betrachtung. Er schreibt: Die durch die neue Lohnaufbesserung festgesetzten Grundlöhne sind nun für einige Stationen so hoch, wie sie die Arbeiter in ihren Petitionen an den Landtag 1907/08 wünschten. Viele Wünsche von damals sind natürlich auch heute noch unerfüllt. Wir erinnern nur an die Lohnklassenregulierung, an di6 Stellenzulage, die damals und heute noch die Hilfsseuer-leute und Hilfszugschaffner wünschten, deren Arbeiten heute noch als die minderwertigsten entlohnt werden, an die Bezahlung der Ileberstnndcn, an die Verkürzung der Dienstzeit it. f. w. Wie haben sich aber seit jener Zeit die Verhältnisse zuungunsten der Arbeiter geändert? Die Teuerung trat immer fühlbarer auf, indem Mieten, Lebensmittel und andere Bedarfsartikel fortgesetzt im Preise in die Höhe, aber niemals wieder herabgingen. Der Dienst wurde immer fester zu* sammengeschraubt und die Anstellung immer weiter hinaus-geschoben, so daß sich die Verhältnisse zur Unerträglichkeit gestalteten. Trotzdem schrieben alle bürgerlichen Zeitungen bei jeder geringen Lohnaufbesserung, so auch diesmal, mit großem Pathos von dem Wohlwollen der Verwaltung. Was diese aber an den Arbeitern auf der anderen Seite sparte, das schrieben diese Unternehmerblätter nicht. Das zu kritisieren blieb dem „Weckruf" und den sozialdemokratischen Abgeordneten Vorbehalten. Die ungünstigen Finanzen des Landes wurden eben auf Kosten der Eisenbahnarbeiter aufgebessert. Freilich, wer diese Verhältnisse nicht näher kennt, wird sagen, das; die Aufbesserungen, die int Laufe der letzten Jahre gemacht worden sind, ganz beachtenswert seien. Wer aber weiß, daß die Eifenbahnarbeiter früher schlechter als sogenannte Hofarbeiter bezahlt wurden, und leer weiß, daß sich auf der anderen Seite manches verschlechtert hat, wird zugeben müssen, daß auch diese Aufbesserung unzureichend war. Leute, denen eine so große Verantwortung Übertragen ist und die stets in großer Unfallgefahr schweben, bezahlt man doch nicht wie die minderwertigsten Arbeiter! Den höheren und mittleren Beamten hat man auch ganz andere Teuerungszulagen gewährt wie den Arbeitern. Die Assistenten sind zum Beispiel in den letzten Jahren um 1050 Mk. aufgebessert worden. Hat man aber jemals gehört, daß ein Hauswirt gesagt hätte: „Weil du Arbeiter bist, darfst du etwas weniger für dein Logis bezahlen?" Oder verlangt ein Bäcker für ein Brot oder ein Fleischer für ein Pfund Fleisch weniger von einem Arbeiter als von einem Beamten? Und doch sind die Aufbesserungen eigentlich alles nur Teuerungszulagen, bei den Beamten wie bei den Arbeitern. Ein Vergleich zwischen den jetzigen Löhnen der Eifenbahnarbeiter und denen der Privatarbeiter wird zeigen, daß wir zum Teil noch weit hinter Privatarbeitern herhinkcn. In Betracht zu ziehen ist noch, daß ein Eisenbahner durch den unregelmäßigen Dienst und den vielen in Privatbetrieben viel höher bewerteten Nachtdienst viel größere Ausgaben hat wie einer mit regelmäßiger Tagesarbeit. Weiter muß berücksichtigt werden, daß es wohl verständlich ist, wenn Arbeiter, die Beamtendienste verrichten, aber aus verschiedenen, nicht selbst verschuldeten Gründen nicht zur Anstellung gelangen konnten, ihren Kollegen, die unter günstigen Verhältnissen zur Anstellung gelangten und die weiter annähernd die gleiche Arbeit wie ihre nichtangestellten Kollegen verrichten, im Einkommen gleich-kommen wollen. Abgesehen von vielen anderen Vergünstigungen, die ein Beamter genießt, würde das nicht erreicht werden, selbst wenn die Verwaltung diesen Leuten noch Mk. 1-50 Lohnzulage per Tag gewährte. Wir haben schon früher nach gewiesen, daß diese Leute ihren «»gestellten Kollegen gegenüber um viele, viele Taufende von Mark schlechter gestellt sind, abgesehen davon, daß viele der angestellten Kollegen in ihrer Beamtenlaufbahn noch weiter avancieren können. Wir find Überzeugt, daß trotz dieser feststehenden Tatsachen die Regierung im nächsten Landtag versuchen wird, den Abgeordneten vor Augen zu führen, wie wohlwollend und gerecht fie den Arbeitern gegenüber ist und wird von neuem aufzählen, was sie alles getan hat. Für die Arbeiter bleibt aber auch fernerhin nichts an» deres übrig als weiterzukämpfen. Daß sie von den gelben Organisationen, von der Regterung und bon den bürgerlichen Abgeordneten nichts Gutes zu erwarten haben, dürfte sie doch die Vergangenheit gelehrt haben. Wir haben das oft genug im „Weckruf" nachgewiesen. Nur wenn Mnter den Arbeitern die freie Organisation und die sozialdemokratischen Abgeordneten stehen, haben sie Aussicht, etwas zu erreichen. Streiflichter. Deutschgelbc Eisenbahner — Vctbrudcrschnft. Einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der deutschuationalen Eisen-bahnerbewegung lieferte am 6. Juli d. I. anläßlich des zehnjährigen Gründungsfestes die Ortsgruppe W i e s a - O b c r-leuteusdors des „Reichsbundes deutscher Eisenbahner". Um die Feier recht erhebend zu gestalten, verfiel der gelbe Oberbonze Herr Ferdinand E l m e r i ch auf den nur bei einem deutschnationalen 1 „Gewerkschaftler" möglichen guten Gedanken, daß eine solche Feier nur mit kirchlicher Messe und der nötigen Anzahl Gebete würdig eingeleitet werden kann. Der sehnlich erwartete Tag brach an und um 10 Uhr waren im Gasthaus „zur goldenen Krone" glücklich 21 Urgermanen vom geflügelten Rode beisammen und der Aufmarsch zur Kirche konnte beginnen. Der Zug wurde angeführt vo» Pan Vaclav Swoboda. Doch mit des Geschickes Mächten, ist kein ewiger Bund zu flechten. Es wurde ein Beten mit Hindernissen. Wahrscheinlich hätten sich diese schwarz-rot-gelbcu'Betbrüder etwas verspätet und vergessen, daß sich für 00 Kreuzer kein Pfaffe foppen, läßt. Mit einem Ruck kam das Heer von 21 Mann treudeutschnationaler Streiter vor dem Eingang zur Kirche zum Stillstand.-Die Ursache? — Aus einem erhöhten Platz steht-der-Kirchendiener; die Uhr in der Hand, mit den Händen heftig gestikulierend, tadelte er die ganze Gesellschaft, vom Vaclav angcfängeü bis zum Letzten in der Reihe. Die verdutzten „Los von Rom"-Männer wurden erst nach girier ziemlich langen Weile vom Kirchendiener über den Pfarrhof durch* den Hinteren Eingang in die Kirche geführt. Was für ein Thema die Predigt hatte, welche zu Ehren der Reichsbündler gehalten wurde, kann leider nicht konstatiert werden, aber als gewiß wird behauptet, daß sic den Segen von einem tschechischen Kaplan mit Wormefchauer über sich ergehen ließen. Nicht geringes Aufsehen erregte der mit mächtig schwarz-rot-goldener Schleife drapierte tschechische Lokomotivführer Pepika Grund, deutsch Grundini, in seinem Bestreben, das böhmische große Gebetbuch in seiner unzulänglichen Tasche möglichst unsichtbar unterzubringen. Er hatte in der kurzen Zeit, seitdem er Germane wurde, noch nicht Zeit, das deutsche Vaterunser zu lernen. Im nachmittägigen Fest-zug sah man vor allem den um sich selbst so verdienten Herrn Kroh, Abgeordneten Herold, dann folgten die Urgermanen Swoboda, Grundini, S u ch y, S p r i n g l, P e t r-zilka, Pfenicka und Wrfek, dessen Vater der Stadt-gemeinde Brüx wegen Gründung der tschechischen Schule und seiner fanatischen Agitation viel zu schaffen machte. Heil Nazdar! Das Wiener Arbeiterbildungswesen. Die letzte Nummer der „B i hd u n g s a r b e i t." veröffentlicht den Jahresbericht 1912/13 der Zentralstelle für Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie Oesterreichs. Wir entnehmen diesem Bericht nachstehende Daten betreffs der Bildungseinrichtungen der organisierten Wiener Arbeiterschaft: Mit dem verflossenen Berichtsjahr schließt das e r f.! c Jahrfünft der Tätigkeit des Wiener UntcrrichtSnirgf schusfes. Es hat zu einem Ausbau des Vortragswesens geführt, das heute bereits gut organisiert ist. ES hat außerdem die Anregungen für eine grundlegende Reform der Arbeiter-Bibliotheken gebracht, die int letzten Berichtsjahr schon große Erfolge zeitigte und noch größere für die Zukunft verspricht. Am 1. Februar 1913 waren es zehn Jahre, daß eine zentralisierte Vortragsvermittlung in Wien besteht. Sie wurde 6om Wissenschaftlichen Verein „Zukunft" gegründet und bis 31. Oktober 1908 geführt. Am 1. November 1908 begann' das Sekretariat des Wiener UuterrichtSauSschusses seine Tätigkeit. Die Zahl der in den letzten fünf Jahren vermittelten E i n-zeliorträge betrug: 1908/09 ........................ 1091 19Q9/10......................... 1357 1910/11 ...... .... 1452 1911/12...........................1499 1912/13...........................1740 Es wäre aber noch eine starke Steigerung der Zahl der Vorträge möglich. Auch Heuer haben drei Fünftel aller Wiener Ge werkscha ft so rtsgruppen die V o r t r a g s v e r m i t t l u n g überhaupt nicht in A n-fpru ch genommen. Viele Ortsgruppen davon haben zweifellos gar keine Vorträge veranstaltet. Die Zahl der Gruppen, die die Vortragsvermittlung in Anspruch nahmen, ist gegenüber dem Vorjahr um 16, also nur unerheblich gestiegen. Die Durchschnittsziffern des Besuches des Berichtsjahres gleichen ungefähr denen des Vorjahres. Eine wesentliche Besserung ist jedenfalls nicht zu verzeichnen, und nach wie vor bleibt die Tatsache bestehen, daß es mehr als hunderttausend g>e w e r k s ch a f t l i ch organisierte Arbeiter in Wien gibt, welche w ä h r e n d des ganzen Jahres auch nicht einen einzigen Vortrag hören. Diese Tatsache zeigt uns, ivaS noch zu leisten ist. Was die Themen der Vorträge anlangt, so gehörten im Berichtsjahr wie gewöhnlich etwa zwei Drittel dein Gebiet der Sozialwissenschaften und der Geschichte an. Wieder wurde die kapitalistische Wirtschaftsordnung vor allem zum Gegenstand der Erörterung gemacht, lieber die Entstehung des Kapitalis wurde 28mal, über den Ursprung des Prole-triats 28mal, über die Ursachen unserer Leidet! jjntal gesprochen. Das Wesen des Sozialismus wurde lOmal erörtert, die prinzipielle Stellung des Sozialismus zu den verschiedenen Fragen der Gegenwart ist wiederholt besprochen worden. Eingehende Erörterung fanden zahlreiche gewerkschaftliche Fragen, während genossenschaftliche Fragen infolge mangels an Referenten fast gar nicht erörtert wurden. Die Gedenktage wurden zum Anlaß genommen, an große historische Ereignisse und bedeutende Männer der Geschichte zu erinnern. Besondere Aufmerksamkeit fanden naturgemäß die Zeitereignisse.. In 98 Vorträgen wurde über die Balkanfrage gesprochen. lOmal bildeten andere weltpolitische Fragen den Gegenstand von Vorträgen. 12mal wurden die Verfassungskämpfe in Ungarn behandelt. 28mal wurde Über den Eucharisti-schen Kongreß gesprochen. Themen, die sonst zu dem Gebiet des Klerikalismus gehören, waren ebenfalls wiederholt Gegenstand von Vorträgen. Die Notwendigkeit des politischen .Kampfes zu erörtern, wurden 53 Vorträge über das Thema „Wem gehört der Staat?" abgehalten. Der Aufklärung über die Fragen des Arbeiterrechtes war ebenfalls eine namhafte Zahl von Vorträgen gewidmet. Die Zahl der Vortragszyklen, die in den letzten drei Jabren ungefähr gleichgeblieben war, ist im Berichtsjahr außerordentlich stark gestiegen. Während in den ersten Jahren der VortragSvermittlung Zyklen zn de» Seltenheiten gehörten, sind sie heute eine regelmäßige Erscheinung geworden. Den Fori schritt zeigt folgende liebersicht der Zyklenvorträge: 1908/09 ........................... 321 1909/10 ........................... 408 1910/11.............................358 1911/12.............................291 1912/13.............................460 Der Besuch der Zyklen war verhältnismäßig derselbe wie im Vorjahr. Die Themen der Vortragszyklen gehörten wie immer zum größten Teil dem Gebiet der Sozialwissenschaften an. Anläßlich der 25. Wiederkehr des Todestages Karl Marx' wurden 13 Vortragszyklen über Marx gehalten. Während auf der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses die Steuern standen, wurden vier Vortragszyklen über die Steuern ab-gehälten. Auch Heuer haben einige Gewerkschafkszentraleu Vortrags kurse für ihre Vertrauensmänner eingerichtet. Auf dem Gebiet der Unterrichte blieb es im Berichtsjahr ziemlich beim alten. Die Bezirke veranstalteten 85 Unterrichte. Die A r h e i t e r s ch u l e wurde im Berichtsjahr mit dem alten Lehrplan fortgesetzt. In den ersten Jahrgang wurden 110, in den zweiten 46 Schüler ausgenommen. Die Wiener Arbeiterschule gehört ihrer Qualität nach Wohl zu den besten, waS auf dem Gebiet des Parteibildungswesens überhaupt vorhanden ist. Sie wird auch in den Kreisen der Arbeiter entsprechend gewürdigt. Ein Nachteil ist heute gewiß die ungleichmäßige Vorbildung der Schüler und ihre Heber-büxdnng mit Funktionen. Organisationen, die Wert daraus legen, daß von ihnen delegierte Teilnehmer regelmäßig in die Schule kommen und den vorgetragenen Stoff auch verarbeiten, müßten diese Genossen für die Zeit des Schulbesuches von der Ausübung ihrer Funktionen entbinden. No» den 25 Wiener Eisenbahnerortsgruppen nahmen 13 die Vermittlung der Zentralstelle für Bildungswesen für 07 Einzelvorträge in Anspruch. Die Zentralstelle für Bildungswesen berichtet weiter über die Verwendung von Lichtbildern bei Vorträgen, über die Veranstaltung von Arbeiter-Sinfoniekon-z e r t e n und über die Verbreitung der Parteiliteratur. Sic macht schließlich der von anderer Seite für Arbeiter getroffenen Veranstaltungen Erwähnung, die zahlreich von unseren Genossen besucht werden. Es sind das Kurse der Arbeiter-St enograhenvereine, hygienische Vorträge des Verbandes der Krankenkassen, die Aufführungen der Freien Volksbühne, E x k u r f i o n e n, B ü ch e r a u s st e l l u n g e n, die ll n i v e r s i t ä t s k u r s e, die Kurse und Vorträge des V o l k s h e i m s und die des Volksbildungsver-eines. Ein gutes Stück Bildungsarbeit ist nach dem vorliegenden Bericht im verflossenen Berichtsjahr geleistet worden, aber cs ist auch der Bildnngsdrang und die Lernfreudigkeit eines Teiles der organisierten Wiener Arbeiterschaft zu konstatieren, welcher Bildungsdrang unser bester Stolz ist. Wie man bei den österreichischen Stnatsbahncn langjährige Dienste belohnt. Daß der österreichischen Staatsbahn-verwaltnng kein Mittel zu kleinlich ist, um aus ihren Unterbeamten und Dienern die höchsten Profite herauszupressen, und daß sie dann trachtet, Bedienstete, die in die höheren Gehalt-stufen vorrückten, so bald wie möglich los zu werden, ist eine altbekannte Tatsache. Kaum hat sich das Personal irgendeine kleine pekuniäre Aufbesserung erkämpft, wird dieselbe durch alle möglichen Verschlechterungen in dienstlicher Beziehung wieder wettgemacht. Hauptsächlich auf das Lokomotiv- und Zngs-pcrsonal hat. man es in dieser Beziehung am meisten abgesehen. Verschlechterung der Dienstturnusse, Reduzierung des Personals bei den Zügen, Verkürzung der Prämien und Stunden-gelter, Verschärfung der Prüfungsvorschriften und Verhängung der unmenschlichsten Strafen wegen jeder Kleinigkeit. Das find die. Annehmlichkeiten, mit denen dieses Personal am meisten bedacht wird. Gegen die älteren Bediensteten wendet man die Vorschriften bei Vornahme der Seh- und Gehörprüfung in verschärfter Weise an, um sie auf eine halbwegs gerechtfertigte Weise los zu werden, Früher hat man gewisse Erleichterungen für ältere Bedienstete cintreien lassen. Wenn es schon nicht anders ging, gab man ihnen einen Kanzlistenposten oder wenigstens einen Posten, auf welchem sie die gleichhohe Ge-haltstufe erreichen konnten. Jetzt wirb der Betreffende einfach pensioniert. Denn die Staatsbahnverwaltung ist froh, eine so teure Arbeitskraft los zu werden. Was liegt ihr daran, daß der Betreffende mit den Seinen vielleicht hungern muß oder daß ihn der Gram über den Undank des Unternehmens, dem er feine besten Jahre und feine besten Kräfte geopfert hat, trübsinnig und für jede andere Beschäftigung unfähig macht. Jede schäbige Privatni^ernehmung würde sich schämen, gegen ihre alten Diener so vorzugehen wie die österreichische Staatsbahn-Verwaltuug. Ginge cs denn nicht, daß man diese Bediensteten von der Hauptstrecke abzieht und sie aus der Wiener Stadtbahn oder auf anderen Nebenlinien nach vorhergegaugeuer praktischer Prüfung durch den Verkehrskontrollor beschäftigt? Tantiemenwirtschaft in der Stantsbahnwerkstütte Linz. Am Dienstag den 29. ü. M. wurden für das Aufsichtspersonal die Tantiemen ausbezahlt. Die Summen sind nicht einmal klein, manchem gerade passend für den Erholungsurlaub und zur Befriedigung drohender Gläubiger. Es muß nur jeden wundern, daß man es für moralisch und anständig hält, dem Aufsichtspersonal außer ihrem doch ziemlich hohen Gehalt, Cutarlicrgetd, Prämien, Remunerationen, Exponierungszulagen rc. noch Tantiemen zu geben, während man für die Arbeiter, welche. wirklich etwas leisten müssen, nichts hat, ja sogar noch Verschlechterungen durchführt, angeblich weil kein Geld da ist. Damit jeder sehe, loiebict Geld den Arbeitern vor-enthalten wird, wollen wir kurz einige Summen anführen, welche diesmal die Herren erhielten: Oberinspektor Pokorny 2010 Kr., Inspektor Schrottmüller 1675 Kr., Inspektor Mittler 1340 Kr., Inspektor Fclsenstcin 1340 Kr., Inspektor Keßler 1340 Kr., Oberkommissär Jakifch 1340 Kr., die Werkmeister Präger 1105 Kr., Kling 1005 Kr., Kratsch 1005 Kr., Zeidler 1005 Kr., Wadmayer 1005 Kr., Bachner 1005 Kr., Nikusch 1005 Kr., Kaltenbach 1005 Kr., Krempl 1005 Kr. re., die Beamten des Rcchnungsdienstes je 268 Kr., die UnterBeamten des Rcdmungsbienstes jc 134 Kr., die Diener des Rcchnungsdienstes je Kr. 100-50. Werkmeistersubstitut Jungbauer erhielt Krotten 100-50. Ja sogar Magctzinsmeisten Dicht! erhielt 134 Kr., während zum Beispiel Magazinsaufseher Kasberger Kr. 100-50 erhielt. Für das Aufsichtspcrsonal Geld, für die Arbeiter Versprechungen, Verschelchterungen und Hohn. Gar mancher Vorgesetzte sagte schon zu den Arbeitern, wenn bott Tantiemen gesprochen wurde: „Ja, ihr könnt ja auch Prämien haben, warum nehmt ihr sie denn nicht an?" Ja, das wäre den Herren recht, sie meinen nämlich solche.Prämien, wie matt Heuer im Magazin des Bahnamtcs sie bezahlt hat, wo die Arbeiter einen vollen Monat fest gerackert haben, dadurch fechs Mann entlassen wurden und zum Monatsschluh statt Geld zu bekommen, noch 296 Kr. Defizit hatten. Prämien, richtiger Akkord, soll noch feilt, damit diese Herren hier noch einmal ihren Anteil bekommen und ihnen die lästige Arbeit des Antreibens erspart ist, weil sich daun der Arbeiter selbst mttreibt. Aber es gibt noch solche Individuen, welche wirklich obige Worte von ihren Vorgesetzten glauben, und deren Tätigkeit darin besteht, das Maul über die bösen Sozialdemokraten bis über die Ohren aufzureißen. Es ist gut, daß die Arbeiter solche Heuchler und Dummköpfe erkennen, die in ihrer Bosheit und in ihrem Stumpfsinn die besten Helfer und Stützen der heutigen traurigen Verhältnisse sind. An alle Kollegen, welche ernstlich ihre. Lage bessern wollen, ergeht der Appell, sich in der Organisation zu vereinigen, um Ordnung zu schaffen. Für oben Geld, nach unten Arbeit, Spott und Hohn, leere Versprechungen, ja sogec Verschlechterungen. Diesem muß ein Ziel gesetzt werden. Kol-, legen, laßt diese Arbeit nicht einige einzelne machen, alle müssen mit wirke it. Jeder, der feig ist, soll zur Seite treten, dann kennt ihr eure Freunde ltttd eure Feinde. Von der Strecke Wels-Passau. Van der Strecke W c l s-P a s s a u ist schon lange nichts mehr in die Öffentlichkeit gekommen. Nachdem die Bahnverwaltung aber überall aufs Sparen ausgeht, wolle» wir darauf aufmerksam machen, daß auf dieser Strecke sogar zum Vorteil der Bediensteten gespart werden könnte. Wir wollen in Passau mit unseren Untersuchungen anfangen. Vor vier Jahren wurde in Passau die’ österreichische Verfchubpartie und der Rcfervcmafchinenbienst aufgelöst und es werden feit dieser Zeit die österreichischen Züge vom bayrischen Verschnbpersonal zusammengestellt. Was die österreichische Bahnverwaltung den Bayern für die Rangierung der Züge zahlt, können wir nicht recht in Erfahrung bringen, es wird verschieden gesprochen, aber es ist immerhin mehr, als das eigene Personal kosten würde. Dann wird behauptet, daß au den Wagen weit mehr Gebrechen Vorkommen, als wenn das eigene Personal verschieben würde. Und wie tnd erst die Züge manchesmal rangiert! Von einer tadellosen Rangierung kann niemals die Rede sein. Die Rangierung war von Anfang an nichts luert und die Schlamperei nimmt immer mehr überhand. Es kommt vor, daß bei den Zügen 4 8, 496 und 498 oft 6 bis 14 Schübe in Schärding zu machen sind, bis der Zug dann fo ziemlich rangiert ist. Dabei ist aber nur knappe Zeit, die Züge machen dadurch Verspätung und das Personal ist geplagt. In den Stationen werden von den Kontrollorganen die Verschnbblocke kontrolliert und wenn dann der ganze Aufenthalt als Verschieben gezahlt wird, so gibt es schon eine Rüge. Warum wird so auf jeder Minute geritten? Den Bayern zahlt man für das Rangieren der Züge und die Arbeit machen wir selbst. Es nützen aber auch keine Vorstellungen, weder beim diensthabenden Beamten noch beim Inspektor in Passau und auch nicht bei den Kontrollorganen der Direktion. Gegen die Bayern sind alle machtlos. Wir haben aber eine Vorschrift, wie die Züge nach Passau rangiert sein müssen, und wenn es manchesmal wegen Mangel an Zeit nicht möglich ist, die Züge nach Passau genau zu rangieren, so kommt sofort ein Mangel an die Zugspartien, eventuell auch eine Rüge. Es wäre aber auf dieser Strecke noch viel anderes zu bemängeln, bezüglich dessen bis jetzt alle Vorstellungen nutzlos waren; so wegen der Erstellung der Fahrordnung bei Zug 496 bezüglich der Station Andorf. In Andorf sind vier Ziegelöfen und ein großes Steinlager. Es wird in Andorf auch Langholz, Blockholz und Scheitholz sowie Heu, Stroh, Getreide, Obst und Kartoffeln verladen. Bei Zug 496 ist oft mit 80 bis 40 Wagen zu manipulieren, so.daß der Aufenthalt von 30 Minuten fast jedesmal überschritten wird. Da bei diesem Zug gewöhnlich sehr viel aus- und zuzuladen ist, wäre ein größerer Aufenthalt sehr notwendig. Dies wäre leicht zu erzielen, wenn der Zug in Passau ordentlich rangiert wäre und wenn er um fünf Minuten frühere Abfahrt hätte. Dann könnte in Schärding der Aufenthalt um zehn Minuten und in Taufkirchen um sieben Minuten gekürzt werden. Würde Zug 412 von Passau um fünf Minuten später abgelassen, so könnte Zug 496 vor Zug 412 nach Andorf kommen und Zug 496 hätte dann in Andorf 50 bis 60 Minuten Aufenthalt. Bei Zug 412 würde die spätere Abfahrt von Passau nichts machen, weil er mit Zucp4isä in Passau kreuzt und Zug 413 regelmäßig verspätet ist. Dieser Vorschlag wurde zwar schon öfters den Kontrollorganen igot, macht, man hat aber immer den Bescheid erhalten, Passau könne Zug 496 nicht früher zusammenbrittgen, was aber in Wirklichkeit nicht stichhältig ist. In N e n in a r k t - K a 11h a m sind zwei Zugspartien, die die Züge 461 a und 468 den ersten Tag und 491 und 496 den zweiten Tag zu führen haben. Die Zeit vom Zug 496 auf Zug 461 a ist ziemlich kurz, weil Zug 496 um 11 Uhr 20 . Minuten nachts ankommt Und Zug 461 a um 6 Uhr 40 Minuten früh abfährt. Da die Ruhezeit für das Zugs- und Mafchinenperfonat ohnehin kurz ist, ist bei Zug 496 in Andorf eine regelmäßige Hasterei, so daß das Personal gezwungen ist, für eventuelle Anstande jede Verantwortung abzulehttett. Betreffs des Verschubes und des Wagenfangens in Andorf ist folgendes anzuführen: In Andorf ist das Abstößen und das Rollenlassen bon Wagen gestattet. Nachdem aber oft mit 30 bis 40 Wagen verschoben werden muß und das Wagenfangen ziemlich schwer ist, weil auf östlicher Seite ein kleines Gefälle ist, hat das Personal den Herrn Vorstand von Andorf und den Verkehrskontrollor Rufs ersucht, das; nach Andorf zwei Bremsschuhe zum Wangenfangen deponiert werden mögen, was aber von feiten der Direktion mit dein Bemerken abschlägig beschicken wurde, daß solche Bremsschuhe, nur für große Rangierstationen htnausgegeben werden. Nach unserer Ansicht ist das ein unrichtiges Sparsystem, weil zwei Bremsschuhe gewiß nicht so viel kosten würden als die SÖagett-gebrechen, die entstehen, wenn ein Kondukteur infolge nasser Schienen eine Partie Wagen nicht rechtzeitig aufhalten kann. Oder cs würden in einem solchen Falle bei einem Dachziegelwagen einige hundert Ziegel gebrochen, die die. Bahnverwaltung dann bezahlen muß, wobei die Zugsbegleiter für ihre Mühe und Plage noch gestraft werden. Es wären noch in fo mancher Hinsicht Ersparungen zum Vorteil des Personals zu erzielen. Zum Beispiel in der Strecke Atvtnang-Puchhcim-Schärding. Um die Doppelbesetzung von Holzleiten bis Attnang zu ersparen, muß Zug 2382 bald in Attnang entkommen, damit für das Personal noch die vorgeschriebene Ruhezeit herauskommt. Um »tut den Zug 2382 ohne Verspätung nach Attnang zu bringen, muß von Schärding nach Anticsenhofcn Zug 2380 verkehren, wenn in Schärding Wagen für Anticsenhofcn sind. Zug 2382 kamt von Schärding wegen Manipulation nicht früher abgehen und fo muß Zug 2380 um 30 Minuten früher abgehen, und zwar meist mit zwei bis drei Wagen, oft auch mit einem Wagen. Zug 2382 hat aber in Antiefenhofen 30 Minuten Aufenthalt und fo würde es wohl möglich feitt, daß auch Zug 2382 diese Wagen nach Slntiefcn-hofett anhängt, überhaupt dann, wenn dieser Zug durch die Belastung nicht auSgenützt ist und wenn diese Wagen für Antiefenhofen entsprechend einrangiert werden, unt dort schnell manipuliert werden zu können. Es würde gewiß eine schöne Ersparung sein. Eine Maschine fährt 15 Kilometer mit 40 bis 70 Tonnen Belastung und retour und um 30 Minuten später fährt Zug 2382 oft nicht ausgenützt nach. Wenn Zug 2380 unterbleiben würde und den Diensthabenden in Holz-leiten und Manning eilte Nachtdienstzulage gegeben, würde und ebentuell ein freier Tag im Monat, müßte es entschieden billiger kommen, qls daß matt den unnötigen Zug verkehren läßt. Dem Maschinenpersonal in Schärding wäre geholfen. Dieses muß ohnehin drei Tage auf der Strecke sein. Auch dem Vcrschubpcrsonal in Schärding, welches mit Zug 2380 zu fahren hat, wäre der Dienst erleichtert. Es fehlt also nicht an Möglichkeiten, tun zu. sparen, ohne dem Personal wehe zu tun, und vielleicht trägt diese Veröffentlichung dazu bei, daß die Bahnverwaltung Vernunft an» nimmt und die aufgezeigten Uebelstände abstellt. VerkehrSmisere uitb Unzufriedenheit beS gesamten Personals der Kaschau-Oderberger Eisenbahn. Auf der Kaschau-Oderberger Bahn, die bekanntlich alljährlich einen erheblichen Reingewinn auf der österreichischen Strecke abwirft, herrscht seit der Aera des Generaldirektors v. P u l s k y eine u n-glaubliche Verkehrs miscre. Im vorletzten Jahr ♦urdc im Eisenbahnministerium und auch bei den Verhandlungen betreffend den Ausbau des Doppelgeleises viel darüber diskutiert, was zu machen wäre, um der Misere abzuhelfcn. Die leitenden Faktoren wie auch die Aufsichtsorgane haben die Anschauung vertreten, daß der Mangel des zweiten Geleises auf der österreichischen Strecke an der Verkehrsmisere schuld sei. Wer jedoch die Verhältnisse dieser Bahn genau kennt, hat einen anderen Eindruck und ein anderes Urteil. Dem steten Anwachsen des Verkehrs in Bezug auf Anschaffung genügender Güterzugslokomotiven, der Ausnahme entsprechenden Personals für den Berschnb- und Zugsdienst und dem nötigen Ausbau aller Stationen (Geleiseerwcitcrung und -Verlängerung) wurde in gar keiner Weise Rechnung getragen. Im Durchschnitt verkehren auf der österreichischen Linie täglich 26 bis 28 Schnell- und Personcnzüge, 3 bis 5 Lokomotivzügc und 54 bis°"58 Güterzügc. Täglich verkehren also innerhalb 24 Stunden aus dieser eingeleisigen Linie ungefähr 85 Züge. Das sind täglich 760 Pcrsonenwagenachscn und 4960 Güterzugswagenachsen mit zusammen täglichen 30.670 Tonnen. Wenn man nun die Umstände in Betracht zieht, unter denen die Abwicklung des Dienstes vor sich geht, den Mangel an Maschinen, an Personal und Platz, dann ist eS erst verständlich, mit welchen Mühen und Gefahren das Personal dieser Bahn während der Ausübung des Dienstes zu kämpfen hat. Jeden Tag wiederholt sich der Fall, dag alle österreichischen Stationen wegen Mangels an Geleisen den Nachbarstationen für zu erwartende Züge das Signal „Halt" geben müssen. Jeden Tag wiederholen sich die Fälle, dag Gütcrzüge, sogar reguläre, wegen Mangels an Zugs- und Schiebelokomotiven und wegen Mangels an Güterzugspersonal nicht in Verkehr gesetzt werden können. Die Folge davon sind Verkchrseinstcllungcn, die im Winter monatlich auch sechsmal erfolgten und sich im Sommer, wo doch die Belastung der Züge bedeutend höher ist, ja sogar die Züge mit Ucberlasten fahren können, noch öfter wiederholten. Die Station R e i ch-Waldau ist nicht einmal für Zugskreuzungen mit je 150 Achsen eingerichtet. Stationen wie O r l a lt, Dombra n, Karwin, L o u k a u, Teschen, Trcynietz, Iab- Il u n k a u sollten mindestens doppelt so viele Geleise haben. Die Stationen Karwin, Ostrau, Teschen sind nicht blockiert, das heißt, die Wechselstellung ist nicht vollkommen versichert. DaS Personal muß zu den unglaublichsten Mitteln greifen, um bei diesen Mißverhältnissen dai Stillstehen des Werkels zu vermeiden. Man muß nur wissen, was es bedeutet, Züge auf verstellten Geleisen cinfahrcn zu lassen. Mit welchen Gefühlen und Aufregungen wird nun der Dienst geleistet. Ein großer Teil des Personals leistet monatlich auch 450 Stunden Dienst, zum Beispiel das Zugspersonal. Aber auch das übrige Personal wird geschunden. Der dichte Verkehr, die aufregende Dienstleistung und die herrschenden Mißverhältnisse tragen dazu Bei, daß die im Dienst stehenden Personen ihr ohnehin karges Essen nicht zu sich nehmen können. Es fahren wohl viele Beamte täglich herum; aber was Hilst das? Hiedurch wird der Dienst noch mehr erschwert. Würden diese Organe in den größeren Stationen zur Aushilfsdienstleistung verwendet werden, so wäre so manche Verkehrseinstellung unnötig gewesen. Stationen wie Oberberg, Karwin und Teschen sollten schon lange für den Verkehrs- und Ver-schubdienst eine Personalvermehrung erfahren. Es müssen leider wie gewöhnlich erst Unglücksfälle den Nachweis für ihre Notwendigkeit erbringen. Das Personal selbst ist als Muiter-poxsonal bekannt, und hat einen sehr guten Ruf. Auf keiner anderen eingeleisigcn Strecke sind die Leistungen auch nur, annähernd so groß. Wer ist nun schuld daran, daß das Personal unter den Mißverhältnissen so leiden muß? Die Antwort ist sehr einfach. Die ungarische Direktion dieser Gesellschaft in B u d a p e st und die ungarische B c-t r i e b S l e i t u n g in Teschen denken nur daran, das Personal der österreichischen Strecke auszubeuten, damit der jährlich nach Millionen zählende Reingewinn der österreichischen Linie die Defizite der ungarischen Strecke deckt. Zu verwundern aber ist, daß die österreichische General-Inspektion und das Ministerin m nichts Geeignetes unternimmt, um die Stationen zu erweitern, Personal auf-znnehmcn und Maschinen anzuschasscn, damit menschenwürdigere Verhältnisse hergestellt werden und durch endliche Blockierung der größten Stationen Teschen und Karwin die Sicherheit gesteigert wird. Es ist merkwürdig, aber wahr, daß für die mit Defizit arbeitende ungarische Linie immer Geld genügend vorhanden ist, um das Personal zu vermehren, Stationen zu erweitern und alle Stationen zu blockieren. Für dar österreichische Personal ist aber gar nichts da, keine W o h n u n g e n, kein entsprechender Lohn, kein genügendes Ouartiergeld, dafür jedoch sehr viel Arbeit, mißliche Verhältnisse und keine entsprechende Sicherheit. Deshalb herrscht seit dem Antritt der Direktors Pul 8 kh eine derartige Unzufriedenheit, daß die Organisation Mühe hat, das Personal ocr österreichischen Linie — es sind dies etwa 2300 Angestellte — von der passiven R e s i st e n z a b z u h a l t e n. Gesuche, Bitten u. s. w. werden von den Beschwichtigungspropheten zeremoniell entgegengenommen, doch geschieht nichts, obzwar die Blätter die Nachricht kolportierten, bei den Maiverhandlungen wäre von der Kaschau-Oderberger Bahn die Bedingung angenommen worden, die Pcrsonalfrage zu lösen. Eine österreichische Betriebsdircktion soll in Teschen errichtet werden. Doch kann den Uebelständen nur abgeholfcn werden, wenn diese Direktion von der ungarischen Regierung gänzlich unabhängig ist. Der österreichischen Regierung und der Direktion der Kaschau-Oderberger Bahn aber ist hiedurch genügend nahegelegt, die Personalsrage zu regeln, ehe cs zu spätseinwird. Zum Uniformskandal bei den k. k. Staatsbahnen. Der Skandal in der Uniformierungsfrage auf den k. k. Staatsbahnen im Direktionsbezirk Wien dauert nunmehr schon länger als ein Jahr und noch immer wurde kein Versuch gemacht, mit dieser offenbaren Verwaltungsschande energisch ein Ende zu machen. Die Leidtragenden bei dieser unerfreulichen Geschichte sind natürlich die betroffenen Bediensteten, die diesen fortgesetzten Unfug einer unverständigen Verwaltung auf ihrem Rücken austragen lassen müssen. Dabei haben sie, abgesehen davon, daß sie sich die total verpfutschten Uniformsorten für ihr eigener sauer verdientes Geld halbwegs „menschlich" Herrichten lassen müssen, noch stets Aerger und Unannehmlichkeiten. Dies alles aber berührt die Verantwortlichen äußerst wenig, und jedes halbe Jahr, wenn die verspäteten Uniformlicferungen der mährischen Firma Krestan in Triesch an die Eisenbahner auSgegeben werden, hat man das Gefühl, als würden nunmehr die Eisenbahner der Wiener Direktion einen großen Maskenzug veranstalten, so sonderbar und abenteuerlich nehmen sich die Uniformstücke dieser Triescher Schneiderkunst auf dem Leib der Bediensteten auS. Aus dem sogenannten „Ehrenkleid", so nennen doch die Herren von der Verwaltung gern die Uniform, ist in Wirklichkeit eine Maskerade geworden, dank der kecken Unverfrorenheit der vielgenannten Firma und der ganz sonderbaren Nachsicht der maßgebenden Funktionäre der Bahnverwaltung. Ist es aber an und für sich schon eine ärgerliche Sache für den Bediensteten, al» ein förmlicher Wurstel bekleidet herumlaufen zu müsse», so muß auch ausgesprochen werden, daß ja die Uniform, die gleichzeitig ein Stück des Lohnes des Bediensteten aus* macht, wenigstens halbwegs auch dem Lohnwert entsprechen soll. Denn wie kommen die Eisenbahner dazu, sich für einen Teil ihres schwer verdienten Lohnes eine Kleidung anhüngen zu lassen, die ihnen eine Quelle des Aergerss und des Spottes ist, bloß etwa deshalb, weil gewisse Herren der verantwortlichen Verwaltung durchaus nicht sehen wollen, daß die Uniformen der Firma Krestan in keiner Weise entsprechen. Wir wollen hier gewiß nicht wiederholen, was in diesem Blatt über den Zustand der Triescher Uniformen schon so oft geschrieben wurde. Wir haben ja auch schon zu wiederholten Malen in diesem Blatt sowie auf anderen Wegen den zuständigen Verwaltungsstellen sachgemäße Kritiken dieser durchwegs mangelhaften und oft total verpfuschten Uniformen vorgebracht. Trotzdem wurde bisher nichts bester, ja eher noch schlechter. Die meisten Hosen haben noch immer keine anständigen Gesäße und verschieden lange Hosenteile, die Mäntel haben noch immer schiefe Taschen, die Röcke ungleiche Schößeln und ungleich lange Aermel u. s. w. u. s. w. Das Zugehör wird womöglich immer noch verschlechtert, ebenso wird die Ausfertigung der Uniformstücke immer schlechter. Die Eisenbahner haben an allen möglichen Stellen von Anfang an gegen das höchst sonderbare Experiment, das hier mit dem Ansehen und dem Rechte der Bediensteten gemacht wurde, Verwahrung eingelegt. Schriftlich und mündlich, in der Presse, in Versammlungen, durch ihre anerkannten Vertrauensmänner, durch die Gewerkschaft und in der Generalkommission haben sie wiederholt und unter Anführung von wohlbcgründeten Tatsachen Abhilfe gegen diesen Uniform-skandal verlangt. Trotzdem in der Personalkommission erklärt wurde, daß, falls sich die Beschwerden bewahrheiten würden, der Vertrag mit der Firma Krestan gelöst werden würde, ist bisher nicht der leiseste Versuch gemacht worden, wirklich Abhilfe zu schaffen, geschweige denn die leistungsunfähige Firma zum Teufel zu jagen. Der Herr Hofrat Schmitz konnte nun doch schon davon überzeugt sein, daß alle Beschwerden tatsächlich buchstäblich wahr sind. Dennoch ist der Vertrag mit der Maskenleihanstalt für Ehrcndienstkleider noch immer aufrecht, und es wird sogar allenthalben hcrumgcredet, daß die Staatsbahnverwaltung keine Handhabe habe, den Vertrag zu lösen. Da wir nicht annchmen können, daß mit der Firma Krestan ein besonderer Gehcimvcrtrag geschlossen wurde, der ihr das Recht gibt, die unglaublichsten Kleidungsstücke für Steuergelder liefern zu dürfen, so müssen wir uns an die „Allgemeinen Bcdingnisse betreffend die Anbotstellung und Lieferung von Materialien und Ausrüstungsgegenständen für die k. k. Staatsbahnverwaltung" halten, die ja derzeit auch noch für die Triescher Firma zu Recht bestehe». In diesen Bcdingnissen heißt es aber im Artikel 23 unter dem Titel »Z w a n gs m a hr e g c l» wörtlich: „Wenn der Lieferant den eingegangenen Verpflichtungen gar nicht oder nur teilweise nachkommt, lv e n n er nicht i m st a n d e i st, die Bestellung vertragsmäßig auszuführen, wenn die Ablieferung einer Bestellung im ganzen oder in einzelnen Teillieferungen sich über die vertragsmäßige Frist verzögert, wenn die überwachenden Organe der k. k. Staatsbahnverwaltung den Eintritt einer Verzögerung im vorhinein fcststellen oder wenn der Ersatz für zurückgewiesene oder Haftungspflichtige Lieferungsgegenstände nicht in der festgesetzten Frist geliefert wird, so hat die k. k. Staatseisenbahnverwaltung außer den ihr nach den vorliegenden Bedingnissen und sonst nach dem Handelsgesetz zukommenden Rechte auf Schadenersatz auch das Recht, von der Lieferung ganz oder teilweise abzusehen und die ausständigen und vertragswidrig bewirkten Lieferungen auf Gefahr und Kosten des Lieferanten in einer beliebigen Frist um was immer für einen Preis und an wen immer zu vergeben oder in eigener Verwaltung auszuführen." Daß hier Satz für Satz ein gesetzlicher Grund zur sofortigen Lösung des Vertrages gegeben ist, wenn eine Firma auch nur halb fo viele Mängel in der Lieferung und nur halb so wenig Uebcrschreitungen der Lieferungsfristen sich zuschulden kommen läßt, als wie sich dies nachgewiesenermaßen die Firma Krestan hat zuschulden kommen lasten, das mühte man begreifen, auch wenn man f. k. Staatsbahnjurist ist. Wenn daher trotz alledem von den für diesen Unifor-micrungsskandal verantwortlichen Faktoren noch immer keine Miene gemacht wird, Abhilfe zu schaffen, dann muß sich doch das Personal denken, daß da etwas faul ist im Staate Dänemark. Sollte lediglich die k. k. Eisenbahnsparwnt am Unrechten Ort an der Fortdauer dieser unhaltbaren Zustände Schuld tragen? Wir können dies fast nicht glauben, abgesehen davon, daß die Angebote der Firma Krestan, selbst wenn sie tatsächlich billiger wären, als die anderer leistungsfähiger Firmen, in Wirklichkeit nichts sind als ein fauler Zauber auf Kosten der Eisenbahner und der leistungsfähigen und anständigen Schneider. Wir haben schon einmal nachgcwiescn, daß die Triescher Firma eben in einer Weise an Stoff „spar t", daß sie hier auf Kosten der verpfuschten Uniformen so viel profitiert, um mit einem billigeren Angebot den fixen Verwaltern unserer k. k. Staatöbahnen leicht die Augen auSwischen zu können. Bedenkt man noch, daß die Firma in Triesch die Herstellung der Uniformen unter den denkbar ausbeuterischen Heimarbeiterelend besorgen läßt, von ungelernten Arbeitern unter wahren Hungerlöhnen, so begreift man, daß ihre Offerte den Angeboten der größten Schmutzkonkurrenz noch standhalten. Daß dabei Wiener Arbeiter, die früher diese Arbeiten machten, brotlos wurden, daß die Eisenbahner an ihrem Leibe eine solche Schmutzkonkurrenz verspüren müssen, daß alles verstehen die Herren Eisenbahngcwaltigen nicht oder, bester gesagt, wollen sie nicht verstehen. Und wenn der Firma Krestan irgendwo vielleicht in Ost-galizien eine noch ärgere Schmutzkonkurrenz entstehen würde, sie würde wahrscheinlich den Weg zu unseren glorreichen Ver-ivaltungSbureaukraten finden und der Skandal würde womöglich noch vergrößert werden. Für die bevorstehende Herbstlieferung steht natürlich ebenfalls wieder, nach den bisher gemachten Erfahrungen, das Schlechteste zu erwarten. Dies alles aber sollen die Eisenbahner geduldig hinnehmen, weil bureaukratischer Dünkel und verfehlte Sparwut rücksichtslos wirtschaften. Das Personal wird aber endlich einmal die Geduld verlieren und energisch gegen diesen Skandal zu Felde ziehen. Diesen offenkundigen Provokationen gegenüber wäre es wahrlich nicht verwunderlich, wenn die Eisenbahner zur Abhilfe einmal einen Uniformstreik versuchen würden. Soweit könnte es Kurzsichtigkeit und Dünkel einer Verwaltungsbehörde fast bringen, die alle berechtigten Beschwerden und Warnungen des betroffenen Personals hochmütig ignoriert. Korrespondenzen. Wien (S taatsei senbahng e sellschaft). In der Teilstrecke Stadlau-Gerasdorf und GeraSdorf-Wolkersdorf wurde bei den Posten Nr. 8/n, 12/n und 16/n zur Sicherheit des ZugSverkehres der ZugSmeldedienst eingeführt. Wie das Personal bei dem mörderischen Dienstturnus ausgebeutet wird, ist nicht mehr menschlich. Bei einem Zugsverkehr von 40 regelmäßigen und 4 bis 5 Erforderniszügen haben die Wächter folgenden Turnus: 1. Tour: von 6 Uhr früh bis 12 Uhr nachts. 2. Tour: von 12 Uhr mittags bis nächsten Tag 6 Uhr früh. 3. Sour: von 6 Uhr abends bis nächsten Tag 12 Uhr mittags. 4. Tour: von 12 Uhr nachts bis 6 Uhr abends. Dann beginnt der Turnus wieder von vorn. Daraus ergibt sich, daß das Personal zwei halbe und zwei ganze Nächte hintereinander Dienst zu versehen hat, und erst die fünfte Nacht bleibt dem Bediensteten übrig, um halbwegS auszuruhen. Wo bleibt da die Sicherheit des Zugsverkehres, da sich das Personal unmöglich bei so einem Turnus genügend ausruhen kann. Oder glauben die Herren, so ein Bahnwärter hat bei ungenügender Ruhe und Nahrung eine tierische Natur, um diesem Turnus standzuhalten? Solche Meinungen gibt es auch leider noch unter dem Maschinenpersonal, sonst könnte es nicht Vorkommen, daß so ein Lokomotivführer Handbewegungcn macht, die andeuten sollen, daß so einem Bahnwärter Ohrfeigen gehören, wenn die Sigiialinastbäume zu spät auf „Frei" gestellt werden. Außerdem ist die Strecke für das reisende Publikum gefährlich, denn cs könnte Vorkommen, daß ein Bediensteter durch mangelhafte Nahrung und ungenügende Ruhe auf die Rückmeldung des vorausfahrenden Zuges vergißt und den Signalmastbaum für den Folgezug auf „Frei" stellt. Bei Nebel wäre ein Karambol unausweichlich. Dann wird man Herangehen und den Bediensteten zur Verantwortung ziehen und die Schuldigen sitzen hinter dem Holunderstrauch. Man glaubt, wenn die Herren die Sicherheit des Zugsverkehrs studieren, so müssen sie auch darauf kommen, daß der Zugsmcldedicnst ein viel verantwortungsvollerer ist als bei einem Weichensteller oder Streckcn-blockwärter, da derselbe nie einen Zug früher freigcben kann, bevor nicht die Station durch Auslösung des Apparates die Freigabe der Fahrt gesichert ist. Dagegen kann ein Zugsmcldc-wärter nach Belieben einen Zug freigcben. Hier muß man fragen: Wer hat da die Verantwortung für den Zugsmeldc-wärter? Es wird in die Welt hinausposannt, da und dort haben wir Sicherheitsanlagcn angelegt zum Wohl und Sicherheit für das reisende Publikum; aber wie es in Wirklichkeit ans* ficht, das wird nicht bekanntgemacht. Ob das Personal seine Obliegenheiten bei so einem Turnus vollinhaltlich leisten kann, ist den Herren Nebensache. Die k. k. Gencralinspcktion sollte sich kümmern, ob die dienstlichen Obliegenheiten durch das Personal auch strikt durchgeführt werden kann, bevor Material und Menschenleben geopfert werden. Jtzkanh. (H e i z ha u e xp o s i t u r.) In diesen schweren Zeiten, da es dem Eisenbahner wegen der großen Teuerung schon manchmal eingefallen ist. irgendeinen Modus zu finden, sich das Esten abzugewöhnen, hat Gott, um den Menschen noch schwerer zu prüfen. Menschen geschaffen, deren Lebenszweck cs ist, seine Mitmenschen Schaden und Aergerniste zuzufügcn. Ein besonderes Unikum ist der Heizhausexpositursleiter S z e l i u-gowski in Jtzkanh. SzelingowSki kujoniert das ihm unterstellte Personal, wo cs nur möglich ist, ersinnt alle möglichen Mittel, um auf diese Weise seine nicht allzu großen Fachkenntniffe in den Augen der Vorgesetzten Behörde gutzumachen. Das der Expositurleiter Herr SzelingowSki das Schießpulver nicht erfunden hat, haben wir bereits seinerzeit im „Eisenbahner" geschrieben. Es hat den Anschein, daß die Herren in der k. k. Betriebsleitung in Czernowitz nicht wissen, was im Heizhaus Jtzkanh vorgeht. Wir sagen es ganz offen heraus, daß die Bahnverwaltung in Czernowitz Herrn ©zeit n g o w s k i nach Jtzkanh nicht als Polizeimann und Pcr-sonalverhetzer, sondern als Vorgesetzten, welcher mit düm untergebenen Personal vernünftig und gerecht umzugehen wissen muh, versetzt hat. Wie das Personal unter der Herrschaft dieses Vorgesetzten leidet, pfeifen schon die Sperlinge auf allen Dächern. Das Personal empfindet diesen Druck um so härter, als der Vorgänger des Herrn SzelingowSki, der verstorbene Unterbeamtc K o b I i ch a, ein menschenfreundlicher Mann war, der, wo er nur konnte, seine Untergebenen in Schutz nahm. Dem Herrn S z e l i n g o >v s k i haben es die Eisenbahner in Jtzkanh meistens zu verdanken, daß sie in der kältesten Winterszeit vorigen Jahres, wo auch privat nirgends Brennholz zu kaufen war, bei ocr Eisenbahn kein Holz erhielten. Ingenieur SzelingowSki verkauft den Eisenbahnern 100 Kilogramm Kohle (zwei Körbe voll), die nur zirka 80 Kilogramm wiegen. Muß da nicht die Frage un-willkürlich gestellt werden: ivaS geschieht mit dem auf diese Weise resultierenden Ueberschuß? Ingenieur S z e l i n g o tv S k i geht aber noch weiter. Er beschuldigt ehrliche Eisenbahner des Diebstahls und macht sich kein Gewissen daraus, wenn sein Opfer infolge seiner unwahren Angaben von Dienst entlassen und mit Kerker bestraft würde. Hiezu nachstehendes Vorkommnis: Am 1. Mai l. I. begab sich Stationsmeister Franz Slavicek um zirka 8 Ubr abends zwischen die Holzstöße des neben dem Heizhaus lagernden Brennholzes, um seine Notdurft zu verrichten. Dort ange-langt, wurde er plötzlich vom Ingenieur SzelingowSki überfallen und mißhandelt. Als Slavicek am nächsten Tag mit einigen Verletzungen am Kopf sich krank meldete und dem Bahnarzt Herrn Dr. Norbert Z e I l e r m a y e r in Jtzkanh den ganzen Vorfall erzählte, antwortete dieser: „Sie haben keine offenen Wunden, ich kann d a S d e W SzelingowSki nicht a n t u n. Sie krank a n z u-erkenne n." Nachdem jedoch der mißhandelte Slavicek ernstlich krank und ärztliche Hilfe dringend nötig war, begab er sich zum Gerichtsarzt Herrn Dr. Wurzel in Suczawa, Ivo er sich untersuchen und behandeln ließ. Herr Dr. Wurzel erstattete hierüber die Anzeige an das k. k. Bezirksgericht in Suczawa. Ingenieur SzelingowSki hingegen, der von seinen Leuten als sehr schlauer Mann bekannt ist, beschuldigte, um seine Roheit, die sich in der Mißhandlung eines Eisenbahners kundgemacht, zu decken, den Stationsmeister Franz Slavicek des Diebstahls und erstattete die Anzeige hierüber an die k. k. Betriebsleitung in Czernowitz, welche, statt den Sachverhalt objektiv und gründlich zu prüfen, die Anzeige an das Gericht weiterleitete. Man muh eben das Ver-schleppungssystein unserer Herren in der k. k. Betriebsleitung kennen. Nun hat die Gerichtsverhandlung in die Affäre vollkommen Licht gebracht und Stationsmeister Franz Slavicek wurde, da sich seine Unschuld vollkommen herausstellte, freige-sprochen. Der Ingenieur SzelingowSki, der sich wegen Mißhandlung und Verleumdung zu verantworten hatte und den der Richter laut dessen eigener Aussage unbedingt hätte verurteilen müssen, entging der gerichtlichen Verurteilung nur dadurch, daß ihm der Stationsmeister Hranz Slavicek verzieh. SzelingowSki gab zuerst eine Ehrenerklärung zu Protokoll, daß er sich im Irrtum befinde und nach den Ausführungen der Gerichtsverhandlung von der Unschuld des Stationsmeisters Slavicek sich die Ucberzeugiing verschafft habe. SzelingowSki zahlte auch die Gerichtskosten. Weitere Fälle wollen wir uns diesmal ersparen. ES ist nicht daS erstemal, daß sich Ingenieur SzelingowSki blamiert hat. Es fragt sich nun, tote lange die k. k. Betriebsleitung in Czernowitz diesen unfähigen und teuren Mann, der gar nicht zum Heizhausexpostturleiter paßt, in dieser Stellung belassen wird. ES muß weiter die Frage aufgeworfen werden: auf wclckjc Weise wird einem int Bahndienst ergrauten Eisenbahner, der mutwilligerweise mißhandelt, dann unschuldigerwcise des Diebstahls beschuldigt wurde, für das ihm zugefügte Unrecht Genugtuung verschafft? Hat die k. k. BctrieSleitung in Ezerno-witz den Herrn Ingenieur SzelingowSki diesbezüglich zur Verantwortung gezogen? Den Eisenbahnern in Jtzkanh können wir nur sagen, das ist nicht der einzige Fall in der Bukowina. Man hat cs hier mit einem System zu tun und gegen dieses zu kämpfen heißt, der zentralen Eisenbahnerorganisation als Mitglied beitreten; dann muß es auch in Jtzkany anders werden. Falgendorf-Widnch. (O c st e r r e i chi s ch e Nord westbahn.) Von dort wird uns geschrieben: Seit einigen Monaten ist in der Station Falgendorf-Widach der Adjunkt Mannheimer als Vorstand eingezogen. Herr Mannheimer war früher in Prag (Oe.N. W. B.). Schon dort wurden seine außergewöhnlichen Fähigkeiten durch die Tagesblätter beschrieben, so daß sein weiterer Aufenthalt in Prag unmöglich wurde und seine sofortige Versetzung in einen stilleren Erdenwinkel not-Endig war. Doch nach einigen Wochen seines Eintreffens hatte sich Herr Mannheimer so viele Freunde und Verehrer erworben, datz er sich nur mit größter Vorsicht und mit Revolver und Dolch bewaffnet, zup Revision begeben konnte. Einer von den Verehrern hat Herrn Mannheimer eines schönes Abends das Ledcrzeug so verhauen, daß unser Herr Vorstand jämmerlich um Hilfe rufen mußte. Trotz dieser handgreiflichen Kopf- und Rückenmassage hat sich Mannheimer nicht im geringsten gebessert. Auch den Untergebenen gegenüber ist Herr M a n n h e i m e r oft sehr brutal. Der einzige Freund, den der Vorstand in Falgendorf auftreibcn konnte, ist der Bahnmeister Mi1 f ch. Und auch dieser Freundschaftsbund soll nicht aufrichtig und treu sein. Viele Leute behaupten, daß die Freundschaft M a n n h e i m e r - M i k s ch sehr zweifelhafter Natur sei. Auch die Bediensteten bemerken so manches, was keineswegs geeignet erscheint, um die kursierenden Gerüchte abzuschwächen. Wir wollen hier einige Sachen anführen. Zum Beispiel die Auerhahnjagd per Draisine in der Stacht vom 30. April auf den l. Mai. Dann die Ausfolgung von monatlich nur drei Liter Petroleum an die Weichensteller. Hiezu die freundliche Aufforderung dcS Herrn Vorstandes Mannheimer, die Weichensteller möchten das Petroleum für den H a u s-b c d a r f b e i i h m (Mannheimer) kaufen. Der Verkauf von Brennholz (1 Meter Schwellenholz 6 Kr.) und die mi-fteriöse Zufuhr von Kohlen per Bahnwagen an Privatpersonen. Wir könnten noch auf verschiedene Tatsachen Hinweisen, dach wollen wir den AufsichtSorgancn der Oe. N. W. B. nicht vorgrcifen. Unzmarkt. (E in Eisenbahner im Dien ft tödlich verunglückt.) Aus Unzmarkt wird uns berichtet: Samstag um ^9 Uhr abends bei der Einfahrt des Murtalzuges in die Station Unzmarkt wollte der in dieser Station bedienstete Stationsarbeiter Lambert Seidl auf den Zug aufspringen, wobei er wahrscheinlich infolge der Dunkelheit das Ziel verfehlte und unter den fahrenden Zug geriet und von demselben mitgeschleift wurde. Seidl erlitt dadurch schwere Verletzungen am Kopfe und am Rücken und eine Quetschung des Brustkorbes. Er blieb trotzdem bei vollem Bewußtsein. Der sofort erschienene Bahnarzt Herr Dr. Saudisch leistete dem Verunglückten die erste Hilfe und veranlasse dessen Transport in das Spital nach Judenburg, wobei Seidl seinen Verletzungen schon zwischen den Stationen St. Georgen und Thal-hcim erlag. , Marburg, Ortsgruppe II. Anläßlich der Versetzung unserer Genossen Simon Gaischeg, Karl Kraus und Franz Seitz fand in unserem Vereinsheim eine Abschiedsfeier statt. Die Sängerrunde der Verkehrsbediensteten trug zu dem Abend ihr bestes Können bei. In Vertretung des Ortsgruppenobmannes widmete der Obmann der Sängerrunde, Genosse Mittermair, an die Scheidenden die herzlichsten Worte. Die Ortsgruppenleitung fühlt sich veranlaßt, den scheidenden Genossen ein herzliches Lebewohl nachzurufen in dem Sinn, auch in ihrem neuen Domizil als treue Mitkämpfer und Sanges-hrüder weiterzuwirken. St. Valentin. Seit einiger Zeit erlauben sich die Herren Beamten Dinge gegenüber dem ihnen unterstellten Personal, die früher einmal in Galizien vorgekommcn sein mögen, sonst aber nirgends Sitte waren. Obwohl wir keinen Grund haben, dem früheren Herrn Vorstand eine Träne nachzuweinen, müssen wir doch sagen, daß sich unter seinem Regime solche Dinge nicht ereignen konnten. Der jetzige Vorstand Herr Kubaster hat sich bei seinem Dienstantritt geäußert: „Er dulde nicht, daß er oder seine Station tn der Zeitung herumge-zerrt werde. Wer eine Beschwerdehat, möge sich an ihm wenden." Dem Personal gefiel dic^eRede und richtete sich auch danach ein. Run haben sich aber schon einige Fälle ereignet, wo Bedienstete sich bei ihm über rohe Behandlung von seiten der Beamten beschwerten, aber bis heute läßt sich nichts wahrnehmen, daß die Herren Beamten ihr Benehmen ändern würden. Fast hat cs den Anschein, als wenn sie dazu aufgemuntert wurden, „der Bagage einifahren". Bisher haben sich die Roheitsakte der Herren Beamten auf mündliche Schimpfereien beschränkt. Jetzt bemühen sie sich, die niederösterreichische Dienstbotcnordnung auf der Eisenbahn cinzufiihrcn, indem sie nun tätlich werden. Die Heldentat hat Herr Hauer vollbracht. Herr Hauer nahm sich die Frechheit heraus, sich an einem Arbeiter zu vergreifen, und zwar so, daß sich der Mann krank melden mußte. Herr Hauer! Sollten Sic dem Mann nicht freiwillig den Schaden ersetzen, den Sie ihm durch Ihre grenzenlose Roheit zufügten, so werden wir uns der Sache annehmen und sie andernorts zur Austragung bringen. Den Arbeitern aber raten wir, sich in Zukunft mit Beschwerden nicht mehr zum Schmied!, sondern gleich zum Schmied zu gehen. Den Herren Beamten aber möchten wir gütigst in Erinnerung bringen, daß cs auch in St. Valentin noch Leute gibt, die Sorge tragen werden, daß die Herren Beamten ihre rohen Manieren ablcgcn weichen. Dem Herrn Hauer werden wir unsere spezielle Aufmerksamkeit schenken. Wien I, Wcstbnhnhof. Während der Urlaubszeit des Herrn Inspektors ist der Adjunkt Herr I u st als Vorstand-stellvertrcter bestellt. Herr I u st ist jedoch mit der Vcrschub-manipulation noch sehr wenig bewandert und außerdem sehr nervös. Wenn im Verschubdienst nur das geringste passiert, so ist Herr Iust schon mit der Strafe fertig. „Den Verschieber werde ich mir auslcihcn, das kostet 5 K r." Wenn Herr Just die verschiedenen Schwierigkeiten genau kennen wurde, unter denen das gesamte Verschubpersonal zu leiden hat, so würde er mit den Strafen nicht so voreilig sein. Bei dem geringen Stand des Verschubpersonals und bei den unzureichenden Anlagen am hiesigen Bahnhof ist es wirklich kein Wunder, wenn hin und wieder ein Malheur passiert. Herr Just sollte anstatt zu strafen, dem Personal dankbar sein, daß cs bei dem riesigen Vorkehr sein möglichstes tut, um den Verkehr aufrechtzuerhalten. Wie beim Vorschub oft manipuliert werden muß, um nur zeitgcrecht und anstandslos fertig zu werden, das weiß Herr Just nicht. Wie oft kommt dabei ein Verschieber in Situationen, die direkt lebensgefährlich genannt werden müssen. Oder will Herr Just mit seinen drakonischen Strafen zur „vorschriftsmäßigen Arbeit" zwingen? Wie es dann in Wien I mit dem Verkehr bestellt sein wird, das soll Herr I u st verantworten. Vielleicht genügen diese Zeilen und der Herr Adjunkt Just wird sich in Zukunft früher genau nach der wahren Ursache des Fehlers erkundigen, bevor er dem Verschubpersonal Strafen diktiert. Brodina. (Unser S t a t i o n S l e i t e r.) ES ist sonst nicht unsere Aufgabe, persönliche Kämpfe zu führen. Aber die verschiedenen korrupten Systeme in den einzelnen Zweigen der Bahnverwaltung in der Bukowina werden immer von einer Gruppe von Personen getragen. Wenn wir diese Korruption entschieden bekämpfen, geraten wir dann immer an Leute, die durch Protektion und Korruption cmporgctragen wurden und die sich dann als Schädlinge des Personals erweisen. Einer solcher Schädlinge ist der Stationslciter M e t s ch in der Station Brodina, welcher seinen Kollegen, den Stationsmeistern in der Bukowina, mit seinem Auftreten gerade nicht viel Ehre bringt. Das ungerechtfertigte Sekkieren der Bediensteten ist bei Metsch etwas allgemein Bekanntes. Da sein skandalöses Treiben den Bediensteten und der Bahnverwaltung Schaden bringt, und da man sieht, daß er seine Machinationen ganz skrupellos betreibt, ruft dies bei uns den berechtigten Verdacht hervor, daß die Herren in der k. k. Betriebsleitung den Blick auf die Seite wenden, um nicht das Treiben des Stationsleiters von Brodina zu sehen. Man ist also mit dessen Amtsführung so ziemlich einverstanden. Darum wollen wir einige Dinge betreffs des sauberen Herrn Metsch hier zur Sprache bringen, um den Eisenbahnern von Brodina den Weg zu zeigen, welchen man in einem solchen Falle zu gehen hat — und wie man mit derartigen Dingen ausräumen kann. Nach dem Hochwasserschaden, welcher 1912 das Aufnahmsgebäude in der Station Brodina beschädigte, in dem Stationsmeister Metsch mit seiner Familie wohnte, ist nachträglich seine Familie nach der Stadt R a d a u tz übersiedelt. Stationsmeister Metsch ist der Ansicht, daß die ihm unterstellten und von der Bahnverwaltung bezahlten Stations-arbciter nur für seine Person oder für Privatarbciten seiner Familie angestellt sind. Da die Familie des Herrn Metsch bis vor kurzer Zeit in Radautz wohnte, mußten Stationsarbeiter von Brodina nach Radautz ohne Fahrkarten mit der Bahn fahren, um der Frau Metsch in Radautz das Nötige im Haushalt, wie Holz zerkleinern, Wasser holen und vieles andere besorgen. Trotzdem, daß Metsch das Radautzer Ouartiergeld bezogen hatte und sich in der Station Brodina Zehrgelder ver-rechnete, hat er immer im Aufnahmsgebäude in seiner alten Naturalwohnung gewohnt. Allerdings ohne seiner Familie. Er hat Brennholz, welches nach unserer Ansicht in einem solchen Falle nicht gebührte, in seiner alten Naturalwohnung gebrannt. Dagegen hat Metsch den Schlosser in Brodina, welchem im Wohngebäude eine Wohnung bewilligt wurde, weil er vom angewiesenen Holz etwas ersparte, einen Dieb geheißen. Er verfolgte denselben auf jeden Schritt und schrie herum, daß er schon trachten werde, daß der Schlosser von Brodina versetzt werde. Vermutlich nur darum, weil ihm der Schlosser das zurückgebliebene Holz für den Ofen in der Naturalivohnung nicht geben wollte. Am 6. Februar d. I. hat Metsch vom Zug Nr. 2053 einen Wagen auf offener Strecke — Paltin-Säge — ab-hängen lassen, trotzdem die Vorschrift lautet, daß die Wagen für P a l t i n nach der Station Sipitul zu führen und in der Retourfahrt beizustellcn sind. Der allgewaltige Stationspascha Metsch nahm sich die Draisine mit, ließ den Zug auf offener Strecke halten, hängte den Wagen ab und ist mit zwei Kauflcuten mit der Draisine nach Brodina retour gefahren. Am 10. Februar I. I., nach der Abfahrt des Zuges Nr. 1455, schickte Metsch zum Heizer Witowski, er soll d^n Schlüssel vom Heizhaus der Schmalspurbahn hergcben. Ließ von dorten die Draisine holen, und durch den Arbeiter Dobruka den Wachtmeister Sauer samt seiner Frau gegen Sipitul führen. Metsch baut mit Hilfe der Stationsarbeiter einen Stall, und sagt, daß er noch ein paar Jahre in Brodina zu bleiben beabsichtigt. Wir könnten noch sehr vieles von dem Treiben des Metsch erzählen. Es graut uns aber davor. Es sind über 120 Stationsmeister in der Bukowina, und unter denselben nur eine kleine Clique, welche das Ansehen der Stationsmcister mit den lumpigen Protektionen herunterzusctzen sucht. Einerseits rüsten die Stationsmeister zum Kampf gegen ungerechte Zustände, wie Protektionen, Strafen, Schlampereien, lieber-bürdungcn im Dienst u. s. w. unter welchen sic alle stark zu leiden haben. Bei solchen Zuständen nützen weder gestempelte Gesuche, noch Bitten und Rechtfertigungen. Die Ohren der I. 1. Betricbsleitungsorgane in Czernowitz scheinen stark verstopft zu sein. Anderseits will sie nichts sehen, und läßt einen Metsch zur Schande aller Eisenbahner und der Bahnverwaltung unter ihren Fittigcn in der Station Brodina nach Belieben schalten und walten. Kontrollorgane der k. k. Betriebsleitung in Czernowitz fahren auf der Strecke, um zu tarockiercn, in den Betriebszimmern das Recht auf die Diäten abzuwarten, und um nach eigener Methode und nach eigenem Muster das Personal zu sekkieren, oft ohne zu Eingriffen das Recht zu haben. Aber warum sollte eigentlich Metsch oder andere derartige Leute keine derartigen Dinge begehen? Die Eisenbahner, ohne welchen Unterschied der Kategorien, wollen eben solche Metsch, und derartige Organe der k. k. Betriebsleitung in Czernowitz, welche sie sekkieren, haben. Die Indolenz, die Unfähigkeit des Denkens bpi vielen Eisenbahnern, ist da schuld und die konfessionellen und nationalen Hetzen der christlich-sozialen Verkchrsbündlcr in der Bukowina, die überall verlogen herumtrommeln, die christlichen Eisenbahner seien die anständigen, die anderen die Schwindler u. s. w. Nur eine Hilfe ist hier zu gewärtigen, die Eisenbahner müssen, wenn sie menschlich behandelt werden wollen, der zentralen sozialdemokratischen Eisenbahnerorganisation als Mitglieder beitreten. Der Kampf um bessere Dienstzustände, bessere Entlohnung, menschliche Behandlung. Abschaffung der Protektionen und sonstiger Lumpereien, muß gemeinsam geführt werden. Es sind unter den Deutschen, Ruthenen, Rumänen. Polen und Juden, dann weiter unter den Römisch-katholischen, griechischorientalen, griechischkatholischen, Protestanten und Juden, sowohl anständige Leute als auch Lumpen. Wir Eisenbahner in der Bukowina können um ein besseres Dasein nur gemeinsam kämpfen, denn nur die Macht der zentralen Organisation kann die Korruption beseitigen. St. Pölten. (H e i z h a u s.) Die Zustände im hiesigen Heizhaus sind derartige, daß wir uns genötigt sehen, der Oeffentlichkeit zu zeigen, wie es gewisse Gernegroße, sobald sie unumschränkt walten können, treiben. Bei uns ist in erster Linie der Herr Maschinenmeister Böhm zu nennen, welcher recht sonderbare Manieren hat. Heute ist er mit einem Arbeiter per du, gibt ihm als Beweis seines Wohlwollens einen sogenannten Strudel, oder beim Abgang aus der Kanzlei einen Fuß vor dem Hintern. Wahrscheinlich, damit er leichter bei der Tür hinauskommt. Tags darauf droht er demselben Arbeiter, wegen irgendeiner Kleinigkeit mit dem Hinauswurf. Ist es ein älterer Arbeiter, dann kündigt er ihm gleich die Kündigung an, obwohl er gar nicht das Recht dazu hat. Dabei schreit er, seine Stimme würde einem Wachtmeister Ehre machen, mit den Arbeitern so herum, daß mancher Ochsenknecht von ihm lernen könnte. Bei solchen Anfällen hat er es besonders auf die Gewerkschaftsmitglieder abgesehen. Denn diesen droht er beständig: „Wer sich von der Gewerkschaft rührt, der fliegt hinaus". Mit dem HinauSwerfcn ist die Sache für unseren deutschen Maschinenmeister besonders blamabel. Denn die Leute, welche einstens glaubten, sich ihre Lage zu verbessern, wenn sie vom Oberbau ins Heizhaus gehen, sind in kurzer Zeit durch das hier herrschende Antreiber- und Aus-bcutungssystcm sowie der ganz unmenschlichen Dienstzeit und Schinderei eines besseren belehrt worden, und verlassen daher das Eldorado, wo ein B ö h m herrscht, um wieder beim Oberbau wciterzuarbciten. Obwohl bei der Bahncrhaltung ein Arbeiter, und besonders in St. Pölten, nicht verwöhnt sein darf, so ist es immer noch ein erträglicheres Los beim Oberbau, als in dem Heizhaus in St. Pölten als Kohlcnarbeitcr den mörderischen Turnus derselben zu leisten, und obendrein von den ' Leibkreaturen des Herrn Böhm noch vernadert zu werden. Sagt einer ein Wort über diese Schinderei oder zu geringem Lohn, so wird cs sofort dem Herrn Böhm hinterbracht, welcher dann herumschreit, wem der Lohn zu wenig sei, könne gehen oder: „Laßt euch von der Gewerkschaft etwas draufzahlen" u. s. w. Wir wollen nicht alle Tugenden, welche ihn zum Vorgesetzten in den Augen der Direktion besonders zu befähigen scheinen, heute aufzählen. Aber eines wollen wir fragen, gilt für den treudeutschen, ehrenfesten Herrn Böhm nicht auch die Dienstordnung? Und zu was ist der § 20 in dieser enthalten? Wir glauben nicht, daß der Dienstort der geeignete Platz sei, um seinen politischen Anwandlungen zu huldigen. Auch ist die schöne Zeit für Herrn Böhm vorüber, Ivo er einem jeden sein Wohlwollen versicherte, wenn er dem Rcichsbund bcitritt. Heute find die Leute durch die Erfahrungen, die sie mit den Versprechungen Böhms gemacht haben, schon so weit, daß sie auf die germanischen Leimspindcln nicht mehr fliegen. Und doch glaubt Herr Böhm jetzt das, was die Liebe nicht gebracht habe, durch Haß erreichen zu können. Nein, Herr Böhm, es nützt Sie alles nichts, weder das Heucheln von Wohlwollen, noch ihr offenkundiger Haß gegen die Gewerkschaftsmitglieder! Denn Sie sind schon ganz von Ihren Arbeitern durchschaut, und es weiß heute schon der jüngste Arbeiter, was er von Ihrer Aufrichtigkeit zu halten hat. Notabene, kennen die Arbeiter Ihre ergebenen Werkzeuge, die sonst von einem gewöhnlichen Arbeiter mit dem schönen Titel „Denunziant" belegt werden, zur Genüge, und sie werden sich hüten, diesen verächtlichen Subjekten Material zu liefern. Es ist schon so genug, wenn für diese schäbigen Judasse die anderen Arbeiter die Arbeit leisten müssen. Es ist auch im Heizhaus gerade so, wie anderswo, daß diese Denunzianten weder Zeit noch Lust zur Arbeit haben. Sie müssen sich durch das Denunzieren in ein besseres Licht zu setzen trachten, weil sie . durch ihre Arbeitsleistung vor den Vorgesetzten nicht leuchten können. Die Meinung der Arbeiter ist hier jedoch allgemein die, daß derjenige, der Denunziationen entgegennimmt, und sie als solche verwertet, genau so viel wert ist, wie der Denunziant selbst. Freilich, in den Augen des Herrn Böhm sind diese Subjekte unentbehrliche Werkzeuge, und weil er das einsieht, belohnt er sie nach Gebühr. Wiewohl doch bei der Bahn Nüchternheit vorgeschrieben ist, spielt dies bei den Trabanten unseres Maschinenmeisters keine Rolle. Posten, auf welche ältere Leute hingehören, werden mit solchen Speichelleckern besetzt. Ob das für den Dienst angezeigt ist, das lvird die Zukunft und die Einsicht der Hcizhausleitung in Wien lehren. Was wir jedoch verlangen können, ist, daß die Arbeiter, ob sie der Gewerkschaft angehören oder nicht, im Dienst entschieden Ruhe vor den politischen Ergüssen dieses feingebildeten Mannes haben müssen. Sollte cs den Vorgesetzten dieser Größe nicht gelingen, ihn zur Vernunft zu erziehen, dann werden wir uns hier recht bald Wiedersehen, mitsamt seiner Clique. Denn wir haben nocht trockenes Pulver. Linz. (Heil Rcichsbund!) Der Reichsbund deutscher Eisenbahner hat in der Ortsgruppe Linz jetzt sehr viel Arbeit. Da ist ein neuer Macher gekommen aus Reichenberg, ein gewisser Otto N c u m a n n, Magazinsaufseher, derzeit Obmannstellvertreter, den cs ärgert, daß sie fo viele Mitglieder auf dem Papier haben, von denen niemand zahlen will. Diese mächtige, deutsche Ortsgruppe hat nämlich unter den Dienern und Arbeitern in Linz 19 Mitglieder, von welchen wahrscheinlich nur Neu m a n n selbst seinen Beitrag zahlt. Es wurden daher an die säumigen Mitglieder Mahnschreiben hinausgegeben, worin sie aufgefordert werden, ihre rückständigen Beiträge vom 1. November 1911 u. s. w. zu bezahlen (eventuell in Raten), da sie ja die Zeitung bezogen haben. Außerdem findet am 2. August eine außerordentliche Generalversammlung statt, in der Otto Neumann zum wirklichen Obmann befördert wird. Heil! Jetzt wird es vorwärtsgehen. Wenn es nicht anders geht, werden die hiesigen Eisenbahner versetzt und ’Wü'JOi für kommen dann Deutsche aus Böhmen. Bei dieser außer- ■ ordentlichen Generalversammlung wird auch beantragt, ein Kasperltheater im Klublokal aufzurichten, Neumann wird 'beif''r Drahtzieher, die Hanswurste werden ernannt. Für guten Besuch garantiert Neumann. Die bekannte Dummheit kann aber einmal verschwinden und Neumann, Hainzl und noch andere Stotterer sind blamiert, was sehr unangenehm wäre. Zum Glück für die Eisenbahner sind nur bessere Leute Mitglieder des Reichsbundes. Wodan weiß cs, wie lange diese noch. Deutsch-Wngrnm. Das Personal der hiesigen Station verlor durch Versetzung den Herrn Assistenten Franz Kaiser, einen humanen, menschenfreundlichen und gerechten Vorgesetzten. Wir wünschen Herrn Kaiser in seiner neuen Station Leopoldau das Allerbeste. Das Personal der Station Wagram wird dem Herrn Kaiser stets ein treues Angedenken bewahren. Mit der Stelle, welche durch die Versetzung des Herrn Kaiser frei geworden ist, wurde Assistent D w o r s ch a k betraut, welcher von Drösing hiehcr versetzt wurde. Dieses feine Herrchen, welches an Größenwahn leidet, glaubt, die Bediensteten und Arbeiter seien Sklaven, die er nach Belieben schikanieren und malträtieren kann. Seine größte Freude findet der Herr darin, das hiesige Personal mit einem Feldwebelton anzuschnauzen und herumzuschreicn, besonders dann, wenn am Perron recht viele Reisende anwesend sind und sich darunter einige Fräuleins befinden. Wahrscheinlich will er sich da produzieren, daß er der Gewaltigste ist und bas Personal nach Belieben behandeln kann. Oder will er sich vielleicht bei unserem, derzeit sich auf Urlaub befindlichen Vorstand durch ein solches Benehmen schönmachen? Wenn dies der Fall wäre, so kann dies nicht für die Dauer sein, denn die Zeit ist nicht mehr fern, wo kein Hahn nach ihm krähen wird. Vor nicht langer Zeit äußerte sich der neue Herr zu einem Bediensteten der hiesigen Station, daß er die zwei Jahre, die er in Drösing war, den dortigen Verschubaufscher, welcher mit ihm in ein und derselben Diensttour war, genug dressiert habe. Mit solchen unmenschlichen Aeußerungen und Handlungen will sich so ein Auchvorgesetzter Respekt oder vielleicht Beliebtheit verschaffen. Wir glauben dies nicht. Eine besondere Hochachtung haben auch schon die Zugsbcgleiter und das Streckenpcrsonal vor Herrn D >o o r s ch a k. Nun geben wir dem Assistenten Dworschak zu wissen, daß wir Menschen sind und nur als solche behandelt werden wollen. Wir sind auf keinem Fall gewillt, seine unsinnigen Schreiereien und Schikanen über uns ergehen zu lassen. Einen guten Rat wollen wir ihm noch geben: er möge sich besänftigen und sein unwürdiges Benehmen ändern und uns nicht mehr Gelegenheit geben, sich an dieser Stelle mit ihm befassen zu müssen. Einstweilen begnügen wir uns mit diesen paar Zeilen und hoffen baldige Besserung. Miihrisch-Schönberg. Mit dem Benehmen des Bahnrichters W a c l a v e k gegenüber den Oberbauarbeitern haben wir uns schon wiederholt im „Eisenbahner" befaßt und wir haben uns der Hoffnung hingegeben, daß W a c l a v e k endlich darangchen wird, die Arbeiter menschenwürdig zu behandeln. Leider haben wir uns in dieser Hinsicht getäuscht. Nachstehender Fall soll der Oeffentlichkeit dienen, den Bildungsgrad des betreffenden Bahnrichters kennen zu lernen. Ein Arbeiter wollte sich beim Schmied seinen stumpfen Krampen schärfen lassen, damit er mit der Arbeit besser vorwärtskommt. Zu diesem Zweck begab er sich in die naheliegende Schmiede und ersuchte den dort beschäftigten Schmied, ihm den Krampen zu schärfen. Als Waclavek dicS bemerkte, kam er wie ein Wilder dahergcrannt, erwischte den bereits im Feuer befindlichen Krampen und mit den Schimpfworten gegen den Arbeiter gewendet: „Sic Rotzbub, Sie Trottel, Sie sind noch naß hinter den Ohren und möchten schon machen, was Sie wollen", fchmieß er den Krampen vor die Schmiede. Wenn Herr Waclavek auch unser Vorgesetzter ist, haben wir doch gehofft, daß er sich nicht derartige Manieren aneignen und datz er die Arbeiter besser behandeln wird, da er ja selbst dem Arbeiter» stand entstammt. Billach. Am hiesigen Bahnhof ereignete sich am 21. Juli um *411 Uhr nachts ein schreckliches Unglück. Der Spcngler-lainpist der Südbahn, Genosse Michael Kamenschek, wollte den Wasserkrahn beleuchten und trug zu diesem Zweck eine Leiter herbei. Die herankommende Lokomotive des Schnellzuges 801 erfasste die Leiter und ritz Kamenschek auf das Geleise, wo ihm die Näder der Lokomotive den Kopf vollständig vom Leibe trennten. Kamenschek war erst 44 Jahre alt und binterläht eine trauernde Witwe und einen 17jährigen Sohn. Er war ein treues Mitglied unserer Organisation und funktionierte als Vertrauensmann der Lampisten. Sein Leichenbegängnis fand unter Beteiligung aller dienstfreien Eisenbahner der Station statt. Auch der Stationsvorstand war erschienen. Die Villacher Eisenbahner werden dem braven Genossen ein ehrendes Angedenken bewahren. Versmnmlungsberichte. Eine Abrechnung mit den Neichsbündlern in Oderfurt. Dienstag den 29. Juli l. I. tagte itt Oderfurt im Saal „zum Kaiser vou Oesterreich" unter dem Vorsitz des Genossen Gilg eine von der Leitung unserer Ortsgruppe einberufene öffentliche Eisenbahn erver-fammlung mit folgender Tagesordnung: 1. Was werden die Eisenbahner durch die etappemveife Durchführung ihrer Forderungen erlangen? 2. Die neuerdings beabsichtigte Schädigung des Zugbegleitungspersonals. 8. Die letzten Qualisi-kationsbefchreibungen. Als Referent zu dieser massenhaft besuchten Versammlung — der große Saal und die geräumige Galerie desselben waren bis auf das letzte Plätzchen besetzt — war Genosse Adolf Müller von der Zentralleitung Wien erschienen. Genosse Müller entrollte in seinem 2^ ständigen, äußerst sachlichen Referat ein abwechslungsreiches Bild jener Aktionen, die sich seit dem Jahre 1011 bis zum heutigen Tage zur „Verbesserung" der Lage der Staatsbahnbediensteten abwickelten. Aus der ausgezeichneten Rede des Genossen Müller mutzte ein jeder von den Versammlungsteilnehmern erkennen, was für einen schmählichen Verrat jene Abgeordneten der bürgerlichen Parteien an den Eisenbahnern begingen, welche nicht nur gegen den 17 Millionen-Antrag des Genossen Tomschik, sondern sogar gegen ihren eigenen Antrag stimmten. An der Hand des Organs des ReichSbundeS deutscher Eisenbahner „D e r deutsche Eisenbahner" — Folge 14/15 vom 20. Mai 1913 — wies der Referent der Versammlung, an der auch nationale Gegner unserer Organisationen teilnahmen, nach, datz die Führer der Koalition der nationalen Eisenbahnerorganisationen die Interessen nicht nur ihrer Mitglieder, sondern der gesamten Eisenbahnerschaft neuerdings schmählich verraten haben. (Oder ist die Einver-ständniserklärung zur etappenweisen Aufteilung der 17 Millionen, Medicfe „Kameraden und brat'ri" dem Eisenbahnminister gaben, etwa etwas anderes?) Genosse Müller wies auf die verschiedenen, die Existenz der betroffenen Bediensteten schwer schädigenden Uebersetzungen aus einer höheren Diensteskategorie in eine niedere hin und kam auf den letzten Erlatz des Eisenbahnministers zu sprechen, nach welchem Bremser erst nach sechsjähriger Verwendungsdauer als Arbeiter im Fahrdienst zum Aushilfskondukteur ernannt werden können. Den Wert nnd eigentlichen Zweck der O u a l i f i k a-tionsbefch reib ungen erläuterte Genosse Müller auf das deutlichste und bewies der Versammlung amf Grund von BeMielen, warum bei der diesjährigen Qualifikation so wenig „autzertourliche", dafür aber recht viel schlechte Beschreibungen tiomenommm wurden. Die Versammlung, aus der schon wäh-reae^den Ausführungen des Referenten über das verräterische Vorgehen der nationalen Organisation und dem bediensteten-feindlichcn Verhalten der Regierung stürmische Pfui» und Protestrufe erschallten, schlotz sich mit stürmischem Beifall den Schlußworten Müllers: „Hinweg mit der Qualifikatio n" an. Nun meldete sich der uns sattsam bekannte Oberkon-dnkteur Svoboda, der „Messias" der Zugsbegleiter, zum Wort und sollte auf die Ausführungen des Genossen Müller antworten. Wie immer, so auch diesmal, begann Herr Svo-b o d a, welcher sich der Versammlung als Vertrauensmann der Zugsbegleiter vorstellte, mit seinem alten Kohl von anno 1905 und 1907. Datz dieser feinfühlige Herr mit „Niederträchtigkeit" und anderen Verdächtigungen nur so herumwarf, ist ja für jeden, der ihn genauer kennt, nur etwas Selbstverständliches. (Wir kommen auf feine „feine" Art, gewählte Personal-koinmissionsmitglieder in einer öffentlichen Versammlung gern e i it zu verdächtigen, noch zurück.) Trotz der Aufforderung des Genossen Müller, sich doch nicht mit allerhand anderen Reden herumzuschlagen, sondern auf das richtige Antworten zurückzukommen, liefe Herr Svoboda sich nicht bewegen, auf Müllers Ausführungen sachlich und ruhig zu antworten. Auch in dieser Versammlung erreichte Herr Svoboda mit seinem „Reden" gar nichts anderes, als das; ihm, nachdem er trotz der Ermahnung des Vorsitzenden nicht zur Tagesordnung sprechen wollte, das Wort entzogen wurde. Giftig, wie es eben nur ein Skorpion sein kann, verlies; er unter stürmischen Abzug rufen der Versammlung den Saal mit der festen Meinung, datz ihm seine „Anhänger" (die er — nicht hat) doch folgen müssen. Leider hat sich Herr Svoboda in dem Vertrauen, das ihm doch feine „Kameraden" und Kollegen entgegenbringen sollen, arg getäuscht; er mutzte allein seinen Rückzug antreten. Genosse Müller fertigte unter Beifall der Versammlung Herrn Svoboda gründlich ab. Jetzt kam unter „furchtbarer" Spannung der Versammelten Herr Tüchclmann, Obmann der Ortsgruppe Mährisch-Ostrau des Reichsbundes deutscher Eisenbahner, und legte — zum wievieltenmal? — vor Beginn feines Referates fein politisches Glaubensbekenntnis ab; er ist und bleibt Schönerianer; uns latm’s recht fein. Herr Tüchelmann, dem feine Ortsgruppe, die eine autonome, von der Zentralleitung Wien unabhängige zu fein scheint, so furchtbar am Herzen liegt, und für die er alles her- und hingeben möchte, hat es der Versammlung wieder einmal gezeigt, wie er seine „Peitsche" schwingen kann. Genau so einen Kohl und Stiefel, wie ihn sein „Kamerad" Svoboda „redete", tischte Herr T ü ch e I nt a n n unter „Beifall" der Zuhörer, für deren Unterhaltung er mit feinem „Referat" bestens sorgte, der Versammlung auf. Auch er konnte das Referat des Genossen Müller, obwohl ihn derselbe wiederholt hiezu aufforderte, nicht widerlegen. Obmann T ü ch e l m a n n mutzte trotz seiner Versicherung, er könne doch für die Aktionen feiner Zentralleitung nichts dafür, unsere Peitschenschläge fühlen und diese einstecken. Bemerkenswert nnd recht bezeichnend für den Wert eines Reichsbundobmannes ist die Stelle aus Tüchelmanns „Rede", worin er erklärt, datz er nicht alles glaubt, was der „Deutsche Eise tt bahne r", also das Organ seiner Organisation, schreibt. Das anwesende Personalkommissionsmitglied Genosse Blazej, der nach Tüchelmann sich zum Worte meldete, versicherte der Versammlung, datz sich Mittel und Wege finden werden, die Herrn Oberkondukteur Svoboda zwingen werden, zu beweisen, was er in der getanen Verdächtigung zum Ausdruck brachte; solange Herr Svoboda nichts beweise, sei er ein gemeiner Lügner. Es sprach noch in tschechischer Sprache Herr Wild vom „Spolck öcskyeh ürednilcü". Dieser ermahnte in ruhigen Ausführungen die Anwesenden zum Zusammenhalt. Unter anderem führte er aus, datz es unklug fei, in einer so imposanten Versammlung, die sich doch mit so ernsten und brennenden Existenzfragen befatzt, mit so kleinlichen lokalen Anwürfen und Schimpfereien zu kommen. Ferner finde er es für ungemein unanständig und unklug, immer und immer auf die sozialdemokratische Organisation, die auch seiner Ansicht nach gewitz für die Eisenbahner ihr Bestes tut, zu schimpfen. Es wäre au der höchsten Zeit, datz sich das gesamte Personal zusammenschlietzt und alles daransetzt, um die einzelnen Organisationen zu einem gemeinsamen Kampf für die Interessen der Eisenbahner bewegen zu können. Leider wird Herr Wild, trotz seiner guten Ansichten, lange warten müssen, bis die Führer und Leiter der nationalen Koalition seine Ansicht zn der ihren machen werden. Die Provinz ist willig, aber die Zentralleitungen in Wien und Prag nicht; und die wissen e s n u r z u gut, warum! Mit einem feurigen Schlußwort ermahnte Genosse Müller die Versammelten, aus dem letzten Verhalten der Nationalen, das er in feinem Referat genügend beleuchtete und das von den gegnerischen Rednern niemand wiederlegen konnte, noch wollte, die entsprechende Lehre zu ziehen, und forderte unter stürmischem Beifall der Anwesenden diese auf, sich nur jener Organisation anzuschließen, die sich tatsächlich der Eisenbahner annimmt. Um 12 Uhr nachts schlotz Genosse Gilg diese große und eindrucksvolle Versammlung, aus deren Verlauf der Herr Regierungsvertreter gewitz ersehen haben wird, wie es mit der „Zufriedenheit" der Eisenbahner bestellt ist, die alles andere denn zufrieden dein bedienstetenfeindlichen Verhalten der Regierung entgegensehen. Brün» II. (Nordbahn.) Am 1. August 1918 fand im Restaurant Aunisch eine gut besuchte öffentliche Eisenbahner-Versammlung mit folgender Tagesordnung statt: Die letzten Zugeständnisse der Regierung an die Eisenbahner und die nationalen Parteien; die letzte Personalbesch-reibung und Arbeiterangelegenheiten. Die beiden Referenten, Genosse Brodeeky aus Prag und Genosse Duöek aus Wien, entledigten sich ihrer Aufgabe in gediegener Weife und fanden die Ausführungen, namentlich des Genossen Brodeckt), der die jetzige Lauheit und Lässigkeit der Eisenbahner mit scharfen Worten geißelte, anderseits aber auch die jetzigen, sehr tristen Verhältnisse auf den k. k. Staatsbahnen sowie das Verhalten der nationalen bürgerlichen Parteien treffend charakterisierte, lauten Beifall. Genosse Dusek ging mit den verräterischen NationnlverBöndleru und ihren Anhängseln, den gelben demagogischen Arbeiterparteilern, scharf ins Gericht und geißelte auf das schärfste die Protektionswirtschaft bei der letzten Personalbeschreibung sowie die Vorgangsweise in der Arbeiterfrage. Die anwesenden Nationalen beider Kouleurs sowie der Obmann der Separatisten hatten nicht den Mut, sich zum Worte zu melden. Genosse Engel schloß mit einem kräftigen Appell zur Organisation und Aufklärungsarbeit die interessante Versammlung. Wolkersdorf. lieber die etappenweise Durchführung der Bewilligte« 15 Millionen sprach am 27. Juli in einer zahlreich besuchten Versammlung Karl Hugo Spies aus Wien. Kreibitz-Teichstadt. Genosse I a ck 1 referierte am 1. August in einer gut besuchten Versammlung der Oberbauarbeiter über: Die Lohn- und, Arbeitsverhältnisse der Bahn-arbeitet. In dieser Versammlung wurden die Genossen Z i p p e r t und O p p e l I als Vertrauensmänner für die (Strecke Kreibitz-Warnsdorf gewählt. Meran. Am 17. Juli wurde hier eine massenhaft besuchte Versammlung abgehalten, in welcher gegen die Verschleppung der zweijährigen Automatik und gegen die Verschlechterung durch die neue Lohnordnung protestiert wurde. SSürflI. Am 16. Juli fand in SBörgl eine gut besuchte Versammlung der Bediensteten der Südbahn und der k. k. Staatsbahn statt, in der gegen die geplanten Verschlechterungen Stellung genommen wurde. Schreckenstein. Eine zahlreich besuchte ZugSbegleiterver-sammlnng protestierte am 28. Juli d. I. gegen die vorn k. k. Eisenbahnministerium herausgegebene Verfügung betreffs Hinausschiebung der Anstellungsfrist für das provisorische Zugspersonal. Leoben. Auch hier fand am 14. Juli eine von allen Kategorien der k. k. Staatsbahn und der Südbahn sehr gut besuchte Protestversammlung statt. Als Referent war Genosse A. Müller anwesend. Aus den Organisationen. Wolkersdorf. An Stelle des zurückgetretenen Obmanneö wurde Genosse Franz W e 1 z l, ll l r i ch s k i r ch e n Nr. 35, gewählt. Für die Strecke Neubau-Kreuzstätten wurde Genosse P ü ch l als Subkassier und Vertrauensmann aufgestellt. Gleichzeitig geben wir bekannt, datz die Bibliothek eröffnet ist und können Bücher gegen Vorweisung des Mitgliedsbuches an den Vereinsabenden ausgeliehen werden. Wien-Landstratze. (Aspangbah n.) Durch den Ueber-tritt unseres Hauptkassiers Georg Cis 1 aghy in den Dienst unserer Zentrale wurde als Hauptkassier Josef Mitter-mü IIcr, L o k o m o t i v f ü h r e r a n w ä r t e r, für den erkrankten Genossen Michael Gärtner der Genosse Alois Bayer, Kondukteur in Wien, als Subkassier gewählt. Für die Einzahlung der Beiträge der Mitglieder in der Station Wien wurde für jeden Auszahlungstag (15. und Letzter jeden Monats) im Vereinslokal, Herrn Leopold Bayers G a sitz a u s, III, Hafengasse 19, eine Zahlstelle errichtet, w o an obigen Tagen Einzahlungen von 5 bis 7 Uhr abends stattfinden, und bitten w i r die Wiener Genossen dringend st, sich dieser Zahlstelle zu bedienen. Alle Mitgliedsbücher der antzerhalb Wien sich befindlichen Genossen sind umgehend durch den jeweiligen Subkassier zu sammeln und zwecks Abstempelung an die Ortsgrupp e n l e i t u n g e i n z u s e n d e n. BrUnn I. Es wäre wünschenswert, datz sich die Genossen an den Vereinsversammlungen reger beteiligen würden, als dies bisher der Fall war. Weiters diene den Genossen zur Kenntnis, datz die Ortsgruppe I am 17. A u g u st 19 13 in Liebifch' Restaurant, Kumrowitz, ein Garte nfc ft mit sehr reichhaltigem Vergnügungsprogramm veranstaltet, wozu die Ge- Versammlungsanzeigen. In nachstehenden Orten finden Versammlungen statt: Friedland i. B. Am 16. August 1918, abends, findet int Saal des „Arbeiterhei m" eine öffentliche Eisenbahnerbersammlung statt. Turnau-Liebcnau. Am 10. August um 8 Uhr abends im Vexeinslokal in Okrozenik. BudweiS. Am 10. August, um 9 Uhr vormittags in der Protiviner Bierhalle. Jofefstadt-Jaromer. Am 15. August, um 10 Uhr vormittags im Grandhotel in Jaromer, öffentliche Eisenbahnerversammlung. Mitteilungen der Zentrale. Verwaltungskoinitcesitzung am 30. Juli 1913. — Aus dem Hinterbliebencnunterstützungsfonds werden für 38 Fälle 2700 Kr. bewilligt. — Mir Unterstützungen aus den Vereinsmitteln liegen 133 Ansuchen vor; für 107 Fälle werden 2510 Kr. bewilligt; 25 Fälle abge. wiesen; 1 Fall der Ortsgruppe überwiesen. — Der Rechtsschutz wird für 59 Fülle bewilligt; zur Bezahlung der Expensnvten für 4 Rechtsfälle werden Kr. 1318-8!) angewiesen. — Entgegennahme des Berichtes über verschiedene, das Eisenbahnerheim betreffende Angelegenheiten. — Erledigung des vorliegenden Einlaufes.__ Sprechsaal. Hinterbliebenenunterstützungsfonds. Vom 19. Juni bis 6. August wurden für folgende Sterbefälle Unterstützungen ausbezahlt: 189. Methud Wodosek in Marburg II.. 142. Marie Urban in Samt. 148. Josef Pitschmann in Mürzzuschlag. 144. Josefa Moser in Fünfhaus. 145. Theresia Seltner tu Wien III. 146. Anna Thiel in Komotcm. 147. Anna Pack in Pragerhof. 148. Georg Mosheimer in Bozen I. 149. Jgnaz Kozel in Dzieditz. 150. Johann Movscher tu Feldkirch. 151. Alois Gois in Stratzwalchen. 152. Josefa KwaSnicwski in Neu-Sandec. 153. Theresia Tod tu St. Pölten. 154. Wilhelm Moll) in Mauthausen. 155. Johann Schenner in Aussee. 156. Michael KowaMi in Przemysl. 157. Jrhaiin Zok in Brünn II. 158. Johann Hofer in Salzburg II. 159. Kalkschmied in Wörgl II. 160. Franz Slnmctta in Wesfcli a. d. March. 161. Anne Wen,;el in Teschen. 162. Tosila Krakowczak in OSwieeim. 163. Panl Kopczek in Meidling. 164. Johann Riedhofcr in Landeck. 165. Karolina Triibcnbach in Favoriten I. 166. Cäcilin Stciitbl in Grotz-Reifling. 167. Marie Baclavek in Mährisch-Schönberg. 168. Emilie Broito itt Fünfhaus. 169. Johann Böhm in Siegmundsherberg. 170. Marie Philipp in Teichstadt. 171. Johanna Weiser in Linz a. d. Donau. 172. Pouline Hinterdorfer in Matzleinsdorf. 173. Kaspar Stock in Steinach. 174. Gabriele Gröpel in Favoriten I. 175. Franz Kerschitz in Triest II. 176. Anna Ohage in Meidling. 177. Albert Teschner in Mährisch-Ostrau. 178. Franz Somme in Stockerau. 179. Anton Kühne! in Kaaden. 180. Marie Glaser itt Pilsen. 181. Franziska Poetsch in Rudolfsheim. 182. Dominik Huber in Spittal a. d. Dran. 183. Jakob Weidlinger nt Kritzendorf. Zur Beachtung! Wir bringen unseren Mitgliedern zur Kenntnis, datz ab Dienstag den 12. August 1913 die Sprechstunden in unseren neuen Bureaulokalitäten im „Eisenbahner-h e i in", Wien V, BräuhauSgafse 84, von 6 bis 7 Uhr abends abgehalten werden und bei welchen, wie bisher, die Herren Dr. Harpner oder Dr. Katz intervenieren werden. Für das Rechtsbureau: D u Z e f. Eisenbahner, Achtung! Die Ortsgruppen Reichenberg, Gablonz a. N. und Tannwald, veranstalteten am 24. August itt Gablonz a. N„ im Garten des Herrn Bentard Neuwiugers Gasthaus „zum Kesselstein" (Kesselsteingasse) ein grotzrs Eisenbnhnerfest verbunden mit Konzert und verschiedenen Belustigungen. Die Musik wird von der beliebten Schützenkapelle unter persönlicher Leitung des Herrn Anton Pilz, besorgt. Um zahlreichen Besuch bittet Das Komitee. Achtung, Oberbau- und Bahnerhaltnngsarbeiter der Strecke Wien-Bruck n. d. Leitha, Wien-Marchegg, Wien-Grutzbach! Am Sonntag den 17. August 1913 um 9 Uhr vormittags findet in Wien X, Laxenburgerstratze 8—10 (Arbeiterheim) eine wichtige Bertrauensinünncrbesprcchnng der Bau- und Bahner haltungZa^beiter statt. Alle Ortsgruppen und Zahlstellen der obgenanuteu Bahnerhaltungssektionen werden aufgefordert, die Vertrauensmänner auf diese Besprechung aufmerksam zu machen. Der Hauptvertrauensmann. Offene Anfragen. An die k. k. Staatsbahndirektion in Villach. Ist einer k. k. Direktion bekannt, datz das Verschub-perfottal der Station Knittclfeld nach einer zwölfstiindigen Dienstleistung in der Werkstätte an Samstagen als Bremser nach Friesach und St. Veit verwendet werden? Durch diese Dienstleistung kommt der Verschieber oft 2 bis 3 Monate zu keinem freien Tag, da er an Samstagen nach feiner Dienstleistung mit Zug 961 wegfahren mutz und erst Sonntags mit Zug 914 oder 918 nach Hause kommt. Das Verschubpersonal in Knittelfeld ersucht deshalb um diesbezügliche Abhiltc, An die k. k. Staatsbahndirektion in Linz. Die Bediensteten der Station Mauthausen erlauben sich die höfliche Anfrage, warum die für April 1913 fälligen Monturstücke bis heute noch nicht herausgegeben wurden. Um ehebaldigste Ausfolgung wirf gebeten. An die k. k. Direktion der B.-N.-B. Die Bediensteten der B.-N.-B. beschweren sich über die unregelmäßige Ausfolgung der für den Monat April 1913 fälligen Monturen. In einigen Stationen wurde nur ein Teil der Monturen herausgegeben, während in^ anderen Stationen noch gar keine Monturen angekommen sein sollen. Die Bediensteten bitten, eine k. I. Direktion möge veranlassen, datz die Dienstkleider so bald als möglich verteilt werden. / /FERTIG GEFÜLLTE BETTEN Mn bic k. k. Staatsbahiibircktion in Villach. Ein Teil der in Amstetten dorniliziercnden ZugSbcgleitcr wartet nun schon seit einem halben Jahr, teilweise seit einem Jahr, und sogar noch länger, auf die ihnen gebührenden Uni-formstücke, und es hat den Anschein, dag dieselben überhaupt die Hoffnung aufgcben müssen, ihre Uniforme» je zu erhalten. Diese ZugSbcgleitcr erlauben sich, eine k. k. StaatSbahndirek-tion zu fragen, ob es in ihrer Macht steht, in dieser, wie wir wissen, größtenteils durch die Siation Amstetten verschuldeten llniformangelegenheit endlich Ordnung zu schassen. Die Betroffenen sind durchaus nicht geneigt, aus das ihnen Gebührende zu verzichten. Herr kaiserlicher Rat Holeczck hat dem Personal-kommissionLmitglied H e i tz l in Leoben im März dieses Jahres versprochen, diesen Skandal cms' der Welt zu schaffen, aber geschehen ist bis heute noch wenig oder gar nichts. In der Hoffnung, daß eine k.k. Staatsbahndirektion geneigt sein wirdd, uns vor Schädigung in dieser Hinsicht zu schützen, erwarten wir eine baldige Ordnung in dieser Angelegenheit. Die betroffenen Amstettner ZutzSbegleitcr, die in kürzester Zeit gezwungen sein werden, in Zivilklcidcrn zum Dienst zu erscheinen. Wassersucht ‘-Nierenleiden, _Hcr,-,6cfililuct-bc», yinlenfntnrrt), Sand nitb törlcd, Unckerkrankheit, geschwollene Fiifto Beseitigt man rasch durch Dr. Nevllle» Herz- und Walferiuchtstee. Preis 4 Kronen. 3 Pakete 10 Kronen. Alleiniger Versand: Stadtapotheke Pfaffenhofen a. d. !lm 10 (Vayern)._____________ mit jedem tage Erste Tiroler Brbeiter-Bilckerei worden die Ansprüche größer, die man an das Können des Einzelnen stellt. Nur mit gediegenen Kenntnissen kommt man heute vorwärts and besteht siegreich den harten KampS nms Dasein. Bedienen Sie «Ich daher der weltberühmten Selbst - Unterrichtswerke „System Kamack-Hachfold“ eu Ilirer Weiterbildung. Grllndl. Ausbildung rum Monteur, Maschinisten, Werkmeister, Betrlcbsingcnleur. Werkzeug - Maschinenbauer, Maschincnkonstrukteur, Ingenieur, Former u. Ulcßer-melster, Gießerei-Techniker, Bauschlosser u. Installateur, Kunstschlosser und Kunstschmied, Lokomotivheizer un-1 - Führer, Eisenbahn-Techniker, Elektromonteur, Elektromechaniker, Elcktro-uhrmaclicr, Elektroinstallateur, Elektroingenieur. Ausführliche Prospekte und eine 62 Seiten starke Broschüre „Karnack-nachfeld“ mit Pro-netafeln werden nul Verlangen jederm. kostenlos ingesandt. |rtglstd«rt« OcncssiiwÄsfl teil Pc$d>ra*t1cr Hsstsnjj ® Kein Risiko, da Umtausch erlaubt oder Geld rilckorstattet wird. ■ 01 Reichhaltige illustrierte Preisliste aller Bettwaren gratis. 09 n <3 b sr-m et h o in «a n « n Q h a a ■ ■ n 0 ■ n b ■ a bi n m Holzpseisen, Slrapozbseisen, Mundbisse, Weichielrohre und alle Rnuchrequistten. FernerünglerSAesundheitSvieisen ZKr. Photographien aus Porzellanaegenständen in »»erreichter Ausführung. Schönster Geschenkartikel. Staufen Sie Pfeifen und Rauchreauisiie» nur Beim Erzeuger. Verlangen Cie Preisliste. Sammlern von Aufträgen hoher Rabatt. Josef Engler Pseisensabrik und Porzellanmalerei Linz a.d. Donau, Mrlichargossc4. Erstes und ntöfitcB Spezialgeschäft der Nauchreqlnsttenbronche Oesterreich-. Gurken per stuck ...6h Zwiebel, neu, per kg . • 16 „ versendet gegen Nachnahme 5= 1VANA COLNAR, Kralnburg = dicken Hals, Drüsen beseitigt man rasch und gründlich durch Hollerdauer KroMalsam Flasche 4 Krotten. Stadiapothckc Pfasseuhofc» a. d. Ilm 154 (Bagern). Von Versatzäm tern Elegante Anzüge von K 14Sport-und Tourlstenanzügo K 16'—. Moda-Uoberzloher K10'—, Salon-, Fraok- und Smooklnganzug K 20'— feine Herrenhemden, Unterhosen K 1*40, Damenhemden, Korsetten, Hosen K V60, Bett-wüsche K 4 50, Leintücher K 13t). Vor-hänge K2*20 etc., alles erstaunlich billig. Auoh Klolderlolhnnstalt, per Anzug K 2*—. Zahlungcerlolohterung wird gewährt. Einzig In Wlon nur bei Goldstein, Kaleerstrasso 40. M. Eisenütammepf/n Wien XV, Mariahilferstrasse (neben der Lömendrvgerie). Poliiterle Zimmereinrichtungen von 140 ftr. aufwärts; Bf Mli Kücheneinrichtungen von 40 Kr. aufwärts; moderne Küche», tü 4 ' J weist, von 70 Kr. aufwärts; Schlaf» und Speisezimmer von llk »"Nwl ^^O Kr. aufwärts; Plüschdiwan von 00 Kr.: Betleinsätze «pAL/K von 0 Kr.: Mairazen von irr Kr.: einzelne Möbel billigst. VI L BSSS Kleiner Preiskatalog für Provinz gratis. Großes Möbelalbum m-, ‘W3t2J für 90 Heller in Brielmarken franko. H >W Briefliche Bestellungen streng reell Wie bei persönlicher ff’ > Auswahl. 6/ r | Zufuhr in alle Bezirke und Bahnhöfe frei. ß’bsA t Achten Sie genau aus meine Firma 1 JE I wWTimiljJ ♦ Fünfhauier Mobelnledeelage und meine 1 Iw k Gchuhmarke-Kondukteur", wtIrtie als Kennzeichen meines I 11 I Geschäftes in Lebcnsaröhe in meinem Schaufenster ausgestellt liel ist. Lassen Sie sich nmjt rreführen, Sie stnb erst bann beim I II I richtigen Geschäft, wenn Sie nebige Schubmarke, Firma und 1 JäjcA, Namen auf gelben Schildern vor dem GeschäftS- lokal f e h e n. Herr» 801. Eisenhammer. Wien. Da ich voriges Fahr von Ihnen Möbel bestellte und sehr zufrieden war, so ersuche ich Eie freundlichst, auch für meine Schwester Folgendes zu sende» u. s. w. Achtungsvoll Akbiu Wohin. J3J K. u. k. Hoflieferanten 2 U Men ül, Hirschengasse 25 Btt W Fabrik für alle arten Elsenbahnuniformen, gig Happen und sonstige ausrüstungssorten Preiskurante gratis und franko ™ Tuchfabrik: Humpolec (Böhmen) daher ohne Riffko, sende ich an jeden Eisenbahner eine Auswahl meiner berühmten Gnmmispezialitäten zur Ansicht. Karle genügt an I. Weihei-Berger, Wien VI, Gnuipendorser-strafte 130. II. Stiege. Danksrrgung Ohrenstnft, Echwerhörigkeit, nicht angeborene Taubheit beseitigt in kurzer Zeit ÖCflvlöS^angrütitiP Preis 4 Krone». Beriand: Siadkapotheke Pfaffenhofen a. d. Ilm 151 (Bayern). Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme, welche mir anläßlich beS Ablebens meiner guten, unvergeßlichen (Sattln entgegengebracht wurden, sage ich im eigenen wie im Name» meiner Kinder den innigsten und aufrichtigsten Dank. Ebenso danke ich für die liebevolle Kranzspende und allen, welche der teuren, so unverhofft Entschlafene» das letzte Geleite zur Ruhestätte gaben. Pettau, im Juli 1918. Johann Richter samt Kindern. Garantiert lebende Ankunft, franko jeder Station. 90 Stück grosso fette Brathühner 16 K, 12 Stück grosso fette Biesenenten 20 K, 6 Stück grosso fette Rleaoiigänoe 21 K franko per Nachnahme liefert BERNHARD SCHAPIRA Geflügelhändler, Tarnopo! 65. Parteigenossen I Bestellet euch jeder für eure Familie ein Paket fehlerfreier Reste, enthaltend: Prima Kanevas für Bettüberzüge, starken Hemdenoxjord, Zefir für Hemden und Kleider, Blaudruck, Blusen- und Kleiderstoffe, Leinwand rc. Alles in Prima Qualität. 40 Meter um 16 Kr., beste Sorte 40 Meter um 18 Kr. per Nachnahme. Die Länge der Reste btzträat von 4 bis zu 14 Metern und kann jeder Rest bestens verwendet werben. Für Wiederverkäufer glänzender Verdienst. Mit Parteigruh Leopold Wliek, HimMer ro in Nachod Nr. 17, Böhmen. Mitglied der politischen Orts- und Fachorganlsation. Zwei Schmiede ln Knlttolfold (Werkotätte) wünschen zu tauschen mit Linzer oder St. Pöltner. Zuschriften von Tanschworhern sind an die Ortsgruppe Knittelfeld zu richten. ------------------------ Vereinigte Margarine- und Bulterfabriken, Wien XIV. Wien V, Rechte Wienzeile 97 liefert Vereinen und Organisationen Druckarbeiten rasch In tadelloser Ausführung und zu Telephon 4331 Telephon 3545 Druck- und Pcrlagsanstait ^Vorwärts" Swovoda 6t