Vereinigte Laibacher Zeltung. ^^N>. 67. Gedruckt mit Edlen von Kleinmayer'schen Schriften. Dienstag den 22. August 1815. <«)crmög Nachrichten aus Paris vom 3. d. M. war am obigen Tage Morgens von den Kabincts - Ministern eine Convention unterzeichnet worden, kraft welcher Napoleon Bonaparte nach der Insel St. Helena geführt werden soll, wo er unter die Obhut Er. Majest. des Königs von Großbrittanien gestellt wird, welcher den AMirten für seine Person baftet. Es 'ollen von Seiten Oesterreichs , Rußlands und Preußens, Kommissare ernannt werden, um an Orr und Stelle für Auftcchthaltung besagter Conventwn zu wachen. Se. Maj. derKönlg vonXrank-re ch wird, wie man vernimmt, von denAl-liirten eingeladen werden , seinerseits auch einea Commissar dahin zu schicken. (Beob.) M Veitere Berichte ans London vom ^.Au- gust in Frankfurter Plättcrn enthalten Folgendes : Als am 26. Julius der Bellcrophon, Ca-^itain Maitland, in dem Sund angekommen 5var, erhielten die Fregatten Eurotas nnd Briton den Befehl, sich nafte an dieses Linienschiff zu legen, und 6 Kanonicrschalnp-pen, deren fcde cinen Lieutenant und 8 Mann an Bord hatte, wurden beordert ^ zu Verhütung aller Kommunikazwn mit dem Bellerophon 5 um demselben unaufhörlich die Bunde ^u machen. Sie waren zu einem so sirengen Dienste angewiesen, daß, die Schaluppe des Admirals allein ausgenommen, keine einzige, wem sie auch zugehoreu möchte s sich dem Kreise dieser Kanonierschalup-pcn, in der Länge eines Kabeltaues, nähern durste; dieses verboth erstreckte sich zugleich auf alle Schiffs - Capitaine und Marine-Offiziere. Die Anzahl derer, welche sich dcm-ungeachtctbinzndrangen wollten, war unge-bencr; allein die I^efeble waren so streng, daß man nack vergeblichen Zurufen 5 sie sollten, sich entfernen, auf mehrere Schaluppen Feuer gab. An demselben Abend soll Bonaparte an den Lord Kcith geschrieben, und'ibn eingeladen haben, zu ihm an Bord zn kommen, worauf jcdocb keine Antwort, ertheilt wurde. Da das Wetter sehr schön war, so erschien Bonaparte gegen sechs Uhr des Abends auf dem Hintcrverdeck ^ nnd blieb ungefähr 20 Minutcu lang im Angesichte der ausserordcntlich starken Volksmenge, welche in einer gewissen Entfernung den Bcllcrophon umgab. Capitain Maitland und die übri-aen Englifchcn Offiziere, welche sich bey ihm befanden, hatten ihre Hüte in der Hand. Am 29. Iuk> begab sich der Unter-Staats? Sekretär bey dem Kriegsdepartement, (dir -H. Bnnbllry, nach Plnmouth. Ihn begleitete der (5ohn des Lord Bathurst und ein Staatsboche. Er war von der Regierung beauftragt, in Verbindung mit dem Lord Keith, Bonaparts oasisnige bekannt zn machen , was der Prinz - Regent in Gemeinschaft mit den hohen alliirten Machten über ihn beschlossen hatten, nemlick, seine Verbannung ans die Insel St. Helena. Als man ihm ankündigte, er würde in Zukunft nur wie jeder andere gefangene General behandelt werden, wurde er sehr mißvergnügt, und als er schon vorher erfahren hatte, man würde ihn wahrscheinlich nach St. Helena abführen, schrieb er an den Lord Keith einen Brief voll der heftigsten Gegenvorstellungen. Als er endlich die amtliche Ankündigung vernahm, behauptete er, das Necht zu besitzen, dagegen zu protcstiren. Man hat nur einen sehr kleinen Theil seiner Begleiter bey ihm gelassen, und die Geldsummen und Kostbarkeiten von grossem Werthe, die er mit an Bord genommen hatte, hinweggenommen, um sie der französischen Regierung, als deren rechtmässigen Eigenthümer zurückzugeben. Bonaparte wird seine Ueberfabrt auf dem Linienschisse Northun:-berland machen, unter dem Kom.mc.ndo des Admirals Sir G. Cockbnrn, welcher nebst den ilm begleitenden Fregatten und übrigen Schiffen gestern nach seiner Bestimmung unter Segel gegangen ist. (W. Z.) K r i e g s sch au p l a tz. Am 27. Iul. war in dem Haupt-Quartier der Loire - und Pyrenäen - Armee zu Bour-ges folgender Tagsbefehl des Marschalls Da-voust erschienen: Der Marschall Fürst von Eckmühl, Ober -Befehlshaber der Loire - und Pyrenäen - Armee bceifert sich , durch gegenwärtigen Tagsbcfehl die Dcmarkazions-Linie bekannt zu machen, wcche nach der von den Munstern drr vier Machte, dem Kriegs-Minister überreichten Note zwischen der Französischen Anuee, und den verbündeten Truppen gezogen ist." Folgendes ist der Inbalt dieser Nöte: Die Dcmarkazious-Linie wird die Loire seyn, bis dahin, wo der Allicr such darin ergießt; von dem Allier bis zur Grenze des Lozere-Departcments, von da längs der Grenze des Lozcre-Departements, die csvondcmArdeche-Departement trennt; dann längs der Grenze des Ardeche-Departements bis zum Einfius-se der Ardcche in die Rbone, und von da endlich längs der Nbone bis zn ibrer Mündnug ins mittelländische Meer. Die Französische Armee wird das Land hinter dieser Linie besetzen." „Wotö. Es versiebt sich, baß bie Loire von ihrem Ausflüsse an dis zu dcm Pnutte, wo der Allier sich in dieselbe ergießt, dieDc-markazions - Linie ausmacht." „Die Herren Generäle, Offiziere zc., welche ein Commando haben, werdelt streng dafür wachen, daß die Demarkazions-Linie unter kcinerley Vocwand überschritten werde." Nach italienischen Blättern hat sich am 27. Inl. die Festung Antibcs an den Fcld-marschall - Lieutenant, Nngcnt, Komman-direnden der aÄirten Armee in der Provence erbeben. Piemontesische Truppen lverdcn als Besatzung dabin konimen.^ Der '^eldmarschall Fürst Wrede nimmt sein Hauptquartier zu Aurerre; er hat vom Prinz- Rezenten das Groß^rentz desmilitär. Bathordens crftalten. Zur nämlichen Zeit wurde dem Prinz Regenten vom König von Dänemark die große Dekoration des Elephanten Ordens überreicht. (W. Z.) Das Hauptquartier des Feldmarschalls Fürsten von Blücher war am 28. .Iul. in Rambnüllct. Die Armee stand bis zur Loire in der tiefsten Rübe. -Gefechte hatten seit dem Einzug in Paris nicht mehr Statt, und nur hie und da ein räuberisches <>rey- Corps beunruhigte mcbr das Landvolk, als die Krieger.- Es sind gemeinschaftliche militärische Maßregeln gegen diese Banden getroffen. Am 18. Inly wurde für Langres eine Militär - Convention abgeschlossen, kraft welcher die Stadt Langres ihre Dwre den österreichischen Truppen öffnet, und die Besatzung derselben mit ihnen den Dienst des Platzes theilt, so daß eben so viel österreichische Truppen als französische LmicnMp-pcn in Langres liegen so'lcn. Jede dieser Garnisonen, die österrcichische sowohl als die französische, hat ibrcm Commandanten die durchaus unabhängig von einander sind. Alle Posten sollen gemcinscbaftltch besetzt werden. Die Fenerschlünde, Munition, Kugeln, die in den Zeughäusern benndlichen Waffen, ^und die, welche von Entwaffnungen herrühren, «ollen als Eigenthum des Königs von Frankreich der Bewahrung und Administration des französischen Artillerie - Commandanten, unter gegenseitiger Aufsicht der beyden Platz -Commandanten , übergeben werden. Dasselbe gilt vom Material des Ingenieurs - Wesens/ Die Parthengänger, welchc Lothringen und die Vogesen unsicher machten, haben die Nassen niedergelegt. Ihre Anzahl war weit größer, als man sich vorgestellt hatte; sie betrug gegen 25,000 Mann, die fich m den Wäldern ablösten, aber auch im Nothfälle zusammenflössen konnten. Die Strassen nach Paris und nach Deutschland ubcr ^>t. Avold und Saarbrücken, sind nun volltg sicher. (^- 3.) Italien. In Nachrichten ans Genua vom 28.I1Ü. heißt es: dic Äühnbeit der Bardarcskenlund Seeräuber wachst täglich; sie wagen sich sogar in die Nabe des Hafens m,d der Stadt, und schleppen Menschm und Güter fort. Es erregt Unwillen und Schauder, wenn man weiß, daß der Dey von Algier allem mehr als 8 fregattengleiche Schiffe w See hat, deren einige bis 4/, Kanonen führen. Dieß hat besonders auch auf den hiesigen Handel einen ungünstigen Einfluß. Nach Br>eftn aus Tunis rüstet der Dcy dort ebenfalls und setzt sich in Bereitschaft nach dem mittelländischen Meere zu ziehen. Vier Fregatten und mehrere kleinere Schiffe sind bereit in See zu siechen. Acht Dänische Schisse sind unter mancherley Vorwanden seit Kurzem von den Barbaresken genommen worden. Ein Englischer Capitain, Briggs, sah auf zwey Algierischcn Kapern 200 Italienische Sklaven. Auch die Kaper der Insel Elba zeigen' sich noch 5 und bringen Englische und Sardininische Schiffe auf. Man behauptet indessen, daß die Englander ernsthafte Maßregeln zur Reinigung des mittelländischen Meeres ergreifen. (W. Z.) S ch "w c i tz. Eine Note des französischen Ministers, Grafen von TaNeYrand, vom 28. Iuly, spricht den Wunsch aus, es möchte die Ta^satzung den Aufenthalt bedeutender uud berüchtigter Personen, die sich als Thcilnchmer der neuesten Staatsumwälzung aus Frankreich siüch-tetcn, und sich in der Schweitz niederzulassen geneigt scheinen, nicht gestatten; die Grasin von St. Leu, und ein p^cudonymer Prinz de Beaujcun werden in dieser letzten Eigenschaft bezeichnet. Die Tagsatzung/indem sie diese Note den Standen mittheilt, ladet solche/in, dem Ansuchen zu entsprechen , und überhaupt aus Gründen des gemeinsamen vaterländischen Interesses weder den obgettalinten noch ähnlichen Flüchtlingen Aufenthalt zu gestatten. (Aar. Z.) Basel den 1. August. Man hat im Hauptquartiere einen Knaben eingebracht, der ein Billet von Lecourbe in einem Messerrücken versteckt nach Hüningen einschwarzen wollte. (G. Z.) F r a nkr e i ch. Die Antiken-Gallcrie des Pariser Museums eutbielt im Jahre 181^, nach Ausweis des Katalogs, 312 Werke der Bildhauerkunst. Hiervon gehörten vorher 21 dem kapitolinischen Museum zu Rom, ^9 wur--den aus dem Vatikan, /;,3 aus der Villa Vorghese genommen; 35 sind unter der Rubrik: „Früchte der Eroberung von Deutschland,, aufgefübrt , 3 waren Privat - Eigenthum Pius des Vf., 5 sind aus der Bibliothek zu Venedig, 3 vom Herzog von Modena lc. - Der Monitcnr lieferte vor Kurzem eine weitläufige Denkschrift, welche Sir Sidncy Smitl), wegen Zerstörung der Seerauberstaa-ten in der Varbarcy, dem Wiener Kongresse übergeben bat. Er erbiethet sich zum Anführer der dicßfälligcn Unternehmung, zu welcher alle bey Ausrottung der Secraubcrey in-teressirte Staaten amphibische Kontingente Cwie sich der Admiral ausdrückt), das heißt: See-und Landtruppen, beytragen sollen. (W. Z.) Ein Bäcker zu Litte Namens Fontanier, erfuhr, während der König sich zu Gent befand, daß eine Verschwörung gegen dessen Leben im Werke sey. Er begab'sich sogleich da^in, und war so glücklich durch die Aufschlüsse, welche er gab, die Vollziehung des Verbrechens zu hindern. Dieser Ehrenmann ist am 12. Iuly nach Lille zurückgekommen, und hat von seinen Mitbürgern die schmeichelhaftesten Lobsprüche erhalten. Dieser schöne Zug von Unterthanen- Trene ist der Gegenstand eines Schauspiel, welches am 27. Iuly zu Lille aufgeführt murde. (G.Z.) Niederlande. Das General Vikariat von Mccheln bat den Abbe de Pradt, ehemaligen Almoseuier von Bonaparte und seinen Ambassadeur bey dem Reichstage zn Warschau im Jahre 1812, als Erzbischof abgescht, da er^ binnen der bestimmten Frist von seiner Diözese nicht wieder Besitz genommen. Das Erzbisthum ist mithin für erledigt erklärt. Ein hoher Deutscher Prälat, der schon Langer vom Schauplatz abgetreten, soll von dem Papste nach Nom berufen seyn, um über sein Betragen wahrend der Bonapartischen Herrschaft Rede und Antwort zu geben. (W. Z.) Großbritannien. Der VcNcrophon, worauf Napoleon nach England gebracht wurde, ist eines jener Schiffe, di-c sich bey seiner Landung in Egy»ten zwischen der Französischen Eskadre und der Küste auf der Nhede von Abukir aufgestellt hatten. Vom Berge Diana, dem höchsten Punkte auf der Insel St. Helena, erblickt man bey der immerwahrend heiteren Luft, die-nahen-den Schiffe auf eine Entfernung von 60 Engl. Meilen. Es kann daher kein Fahrzeug der Insel sich nähern, ohne zeitig genug bemerkt zu werden, um alle zur Vertheidigung nöthigen Vorkehrungen treffen zn können. Wenn ein daselbst gefangen gehaltenes Individuum in der Wohnung des Gouverneurs, die auf der Gebirgshöhe liegt, sich befindet, so ist jeder Versuch zu entkommen, unausführbar. (W. Z.) Briefe aus Loudon crzableu: Die Regierung bat befohlen, Bouapartc nicht mit der Ehrenbezeugung, eines souverainen Fürsten, wie bcn der UcverfaHrt nach dcr Insel Elba geschal)s sondern nuo als kommandirenden General zu behandeln; indeß bezeugen ibm alle Personen in seinem Gefolge große Ehrerbietung; selbst der Herzog von Rovigo spricht, nur mit entblöstem Haupte mit i>>m. Kapitän Maitland ist öfter in seiner Gesellschaft als irger.d Einer seiner französischen Begleiter. Er soll sich am Bord des Bclleropbon ziemlich gebieterisch betragen; er will Alles wissen; jckt, sagt er, will ich die Mannschaft mailönvriren sckcn; dann heißt eswie-der, wo ist der Kapitän? und dergleichen. Zuweilen unterhalt er sich mit den Matrosen. Er scheint bey guter Gesundhcitzu seyn, doch sehr ernst und zurückhaltend. Er steht um 7 Uhr auf, frühstückt um 11 und speist um 6 Uhr ^u Mittag., Er trinkt wenig Wein, aber viel Kaffee. Süne Kleidung ist gewöhnlich cin ^grüner Ucbcrrock ohi'e Dekoration, und ein dreieckiger Hut; hingegen sind seine Begleiter dcsio prächtiger gekleidet. Als er zuerst die eNglisch? Küste sah, rief er aus: ! Tnlin vc»'^ ce de^n pav^! Er fugte binzu^ er habe England nie gesehen, als von Calais oder Boulogne aus. (S. Z.) Dänemark. Am 3i. Iuly hatte zu Kopenhagen die Feyer dcr Krönung und zugleich der silbernen Hochzeit II. MM. Statt. (W. Z.) Spanien. Das UrHeil der Liberales in Spanien ist gefällt. Die meisten sind entlassen, andere, mit Geldstrafen belegt, einige sollen zur Strafe einige Jahre lang als gemeine Soldaten, andere als Krankenwärter in den Lazarcthcn dienen. (W. Z.) M i s c e l l e. Die ganze Insel St. Helena, ein nn-geheurer Felsen auf der Westseite von Afrika liegt mitten im großen Weltmeere, ^uci Stunden von der Afrikanischen und mehr als 5ac> Stuuden von der Amerikanischen Küste entfernt. Sie hat 2000 Einwohner, worunter 6a« Neger; erbebt sich schroff und steil über die See, balt ungefabr 20 englische Meilen im Umfanz; allenthalben brechen sich die Wetten mit wildem Getose daran. Sie bat nur einen einzigen Landungsplatz in Chapel - Tbal - Bay ; er wird von starken Batterien verthcidiqt, deren Kanonen den Wasserspiegel bestrcichen. Die Insel wird von Ratten heimgesucht, sie richten schreckliche Verwüstungen an. Sonst bringt sie Getreide und Baümfrüchte bcrvor, und hat viel Wildpret. Seitdem England im Besitze des Vorgebirges dcr guten Hoffnung ist, wird Heleua ocrnachlaßigt. Die Ostindischen Schiffe legen nicht mehr an. Nur durch den neuen Gast, den sie bekommt, dürste sie wieder Zuspruch und Wichtigkeit erhalten. (G. Z.> Wechsel-Cours in Wien am 16. August i8i5. Augsb. für 100 ff. curi'. fi.^9 ^2" Mo. Eonventionsmünze von Hundert 220 isT ß»