Mo. XVlI. R^. l 8 o 4. ' Llnbacher Wochenblatt. Zum Nutzen und V er g n ü g e n. Als Zugabe zur Edel von Kl ei n m ay ersch e n L a lb a che'r Z eitunz. j Ltwas nber das Stadtchen Stem. D^s Städtchen Stein hat auf eine traurige/ Art unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es wird daher nicht uninteressant seyn, einige kurze Nachrichten aus der Geschichte desselben zi hören. . Stein (I^^ap")1i3, I^mliek) gehört zu Obcrkrain, und liegt zwey deutsche Meilen von Laibach entfernt, in einem Tbale zwischen ziemlich hohen Gebirgen am Flusse Fcisiritz. Die Etymologie des Nahmens Stein lst ,m Deutschen sowoU als im Kraincrscken von selbst sehr leicht einzusehen. Dieser Ort scheint nähmlich von dem häufigen Gesteine (Mmen) ,n seiner Nachbarschaft diesen Nahmen erhalten zn haben. Alten Sagen zu Folge soll vor einigen Iayr-bundcrtcn an diesem Platze ein großer See gestanden seyn; aber seine EMcnz köimen w,r nicht beweisen, sondern mit mekrercm Grunde bezweifeln. Man will wirklich an den Ringmauern der sogenannten Klein-Fcste eiscrneNmge, an die man die Schiffe fest band, gefunden haben, aber hatte man sie auch wirklich gefunden, so ve-weisen diese Ringe doch nichts fül das w,rkllchs jemahlige Vorhandenseyn eines Sees m d,eicr Gegend, indem man solche Ringe an mehreren alten Gemäuern fand, die wahrschcmlich zu e'-nem andern Gehrauche dienlen. "Ufer Vce soll nun sehr tief gewesen seyn, und sein Umfang sehr groß. Aber wir finden weder eine physische noch litterarische Spur davon. Warum sollten denn die Alten einen so wichtigen See mit Stillschweigen übergangen haben? Warum sollte Sttabo, da er vom Cirknitze»-Scc so deutlich spricht: 1>^ecni5 niomis eN: 2 'i'eigeNH, vico lÜurnico» aä I^acnni Luze u m *), diesen See, der doch nicht gar so weit von jenem lag, nicht einmahl ciner Sylbe gewürdiget haben? Auch wäre das ganzliche Verschwinden oder Austrocknen eines so großen Sees doch immer für die Naturforscher der da« mehligen Zeiten eine viel zu wichtige Ecschei-mmg gewesen, als daß man dessen gar nicht crwahncn sollte. Und endlich setzt man zu dieser Sagc gewöhnlich noch eine zweyte, die uns die jemahlige Existenz dieses Sees ganz unglaublich machen muß. Zwischen Stein und Mannsburg soll nähmlich zur Zeit der Existenz dieses Sees ein Mönchskloster gestanden seyn. Einst soll sich ein so fürchterlicher Wolkcnbruch zugetragen haben, daß ein Berg in zwey verschiedene zerrissen wurde. Dcr See stieg hoch über die Grenze seines Bettes, und die ganze weite Gegend umher setzte er tief unter das Wasser. Das Kloster wurde ein unglückliches Opfer dieser Überschwemmung, und die darin wohnenden Mönche nahmen ein irauriges Ende. Dieses liefert uns die Sage. Aber Valvaso» bemerkt es ganz richtig **), daß vor dem Ende des zehnten Jahrhunderts kein Kloster in Krain gewesen sey. Der Untergang dieses Klosters, das nach dem Ausgange des zehnten, höchstens erst im Anfange des eilften Jahrhunderts erbaut werden konnte, und das wirkliche Vorhandenseyn dieses Sees wäre denn nun kaum acht Jahrhunderte von unseren Zeiten entfernt. Die damahligen Mönche, diese fleißigen Sammler aller für ihre Ordensbrüder glücklichen und unglücklichen Begebenheiten, würden doch wahrscheinlich den tramigen Untergang so vieler ihrer Ordensgcnossen schriftlich in ihren Bibliotheken der Nachwelt aufbewahrt haben, indem es damahls schon in Kärnthen und in Steycr-markt mehrere Klöster n.ab. Von allen diesen Ereignissen müßten also noch Urkunden, oder doch nur Winke und Fingerzeige in den Schriftstellern vorhanden seyn, indem diest Überschwemmung doch nicht in die rom Schleyer wr Vergangenheit dicht umhüllten Zeiten der Ogygi-schen Sündftuth gehört; aber von allem diesen ßnden wir nichts. Ferner soll an der Gränze dieses Sees bey der Gcorgstirche zu Neul eine Pfarre gewestn seyn, von der man ebenfalls weder in den Kirchenurkundcn noch in andern Manuscripten eine Meldung findet. Ich glaude Gründe genug aufgestellt zu haben, die jemah-lige Existenz dieses Sl'cs, der von Seite der Volkssage nicht einmahl die Ehre hatte einen eigenen Nahmen zu führen, gänzlich zu laug-nen. — Zurück denn nach dieser kleinen Ausschweifung zur Geschichte des Stadlchens selbst! Bey den öftern Einfällen der Türken nach Krain zogen sich gewöhnlich die unstreitbaren Glieder der adelichen Familien nach Stew, und dadurch gewann es nicht wenig an Wohl« stand uud Reichthum. Als aber die glücklichern Tage der Ruhe unserem Vaterlauoe sich nahten, hörte dieser Ort auch auf der Sicherhcitshaftn reicher Flüchtlinge zu seyn, und er nahm so ab, daß viele Häuser in demselben unbewohnt blieben, ja, daß man zu Valoasars Zeiten, seiuem eigenen Zeugnisse zu Folge, sich ein schönes geräumiges Haus auf ein ganzes Jahr lang um ^ 2 Kronenthaler (4 st. Z2 kr.) miechen konnte. f Aber späterhin schien sich dieser Ort wieder in etwas zu erhohlen. Stein hat cin Franziskaner-») Im 8. Buckie feiner Ehn hts HerzogHums Kraln. 4- Abschnitt ?«g. 69«. Kloster, das die Herren von und zu Hohenwarth einst stifteten; mit diesem Kloster ist nun eine Normalschule verbunden, die nnt Lehrern -auä dem Orden bcstht wird. In einer Entfernung einer Vi/rlelstundc von Stein liegt das bereits eingegangene adeliche Nounmstift, Münchcndorf, St. Clara Ordens, das im Jahre tZa/ von dem Herrn von Gallenberg gestiftet wurde. Stein hat eine Kaserne önd schöne Pfarrkirche. Von der sogenannten alten Klem-Feste haben sich nur wenige Theile des Gemäuers bis auf unsere Tage erhalten. Inner cmcr 35ingm am Feste Johannes des Täufers und in diescm Jahre am nähmlichen Tage abbrannte. Dieser Ort hat stch kaum ein wenig erhohlt, als er wieder zn Grunde gieng. Dic Mehrzahl stincr unglücklichen Bewohner seufzte brollos nun der schönen Stunde entgegen, wo ihre Mitbürger großmüthig jene erhabenen Pflichten erfüllm werden, die die Natur und Menschlichkeit ihnen gebeut. A. S. lIvrdische Luftfahrt des Hcrrn Professor Bourguet in Berlin, "licht alle Künste gedeihen aller Orten, und manche Wissenschaft bleibt oft lange ausschließend in dem Besitze emer Nation, die für dieselbe am meisten angebornc Fähigkeit zu haben scheint. So e^elliren z. B. die Franzosen bis zur Stunde noch un Luft schiffen, und sind also zu ihrem nicht geringen Triumphe bisher immer noch die Herren der Luft. Die Italiener haben kin'gs mißlungene Versuche zum Theil auf Unkosten ihrer gesunde Glieder gemacht, die Engländer haben zu dickes Geblüt, um eine solche Übersetzung in die dünnen Luftregioncn auch nur zu versuchen, Ne Deutschen haben unter vie-kn mißglückten die einzige Luftfahrt dcs Herrn Prof. Robertson für sich. — Unter allen Luftfahrten, dic zu Hamburg, Verona, Bologna oder wo immer mißlangen, oder gar nb^l ausfielen, war die langst angekündigte Luftfahrt des Herm Prof. Bourguet zu Berlin, nicht etwa die unglücklichste, sondern vielmehr die luftigste. Er wurde nähmlich durch dic Luft gcmeben, und kam doch nicht von der Erde, kuxz man kann sein Experiment nutRecht eine ichische-staubichle Luftfahrt nennen. Das Aufsteigen sollte von dem großen sandigen Exerzierplätze, Anmittelba? vor dem Brandenburger Thore geschehen, auch war dort alles dazu eingerichtet. Zwey Drittheil der Ein'woh« Ner Berlins wanderten schon Vormittags hinaus und wurden, weil die Entscheidung sich bis um F Uhr verzog, rte, von der brennenden Sonnenhitze tüchtig gebraten, währenddem in der ^»tadt eine Todtenstille herrschte. D« gesammte Menge, so wohl ans dem Exerzierplatze als in dem daran stoßenden Thiergarten, harrte und harrte und versäumte das Mittagessen am hauslichen Tische; daher dcnn an dic em Tage die Wirthe nn Thiergarten einen sehr bedeutenden Gewinn machten. Man sah Kaltschaale, der geschwindern Befriedigung halber, aus Eimern schöpfen und zarte Damen Zerdster Bier trinken, ohne vorher etwas Warmes genossen zu habrn. Alles schwitzte gleich einer Karavane, die sich in der Wüste Sara lagert^ und rings muhe» wimmel-le die Gegend von Equipagen und Menschcn-ßruvpLn, welche letztere, des Stehens müde, auf dcm Erdboden sich meocr gelassen hatten Eine geraume Zeit hielt oie frohe Laune vor, dann stettle rauschende Ungeduld sich ein und daraus ward endlich eine allgemeine Ermattung und leise ächzende Stille. Unterdeß arbeitete man mit aller Macht an der Füllung dcs Ballons, der aus gelben, rothen und grünen Stteisen von Wachstaffent zu- sammen gesetzt war. Aber nur der obere Tbcit der großen Kugel wurde voV und wankte gewaltig in der Luft. Der bey weitcm größere untere Theil blieb, aller Mühe ungeachtet, schlaff. Der Hof erschien gcgcn nier Uhr. HcrrBoHr« gnet und seine Gehülfen arbeiteten sich halb todt, der Ballon blieb dennoch schlaff. Endlich schloß Verzweiflung das Ventil, in der Aeinung, es werde wohl gehen. Bourguet und der Artillerie-Lieutenant von Voß, welcher TagS zu^ vor sein Testament gemacht hatte, stiegen in dic Gondel. Alle Augen waren gcspan:tt. Ailc Her«-zcn klopften heftiger, als es hies: Nun geHt cs los^ — Hundert Hände hoben und schoben a« der Gondel, um sie wo möglich von t cr nieder« Erde ab und in ihre ätherische Bchn zu drin«-gen. Der Ballon sausetc und legle sich d^ld auf die eun, bald anf die andre Seite. Umsonst! die Gondel rührte sich nicht von der Stelle, die Fracht war zu schwer. Das machte den König m'L Recht vcrdrüßlich. Er vermuthete, dks D^ könne schlimm enden. Einen so verdienstvollen, und geschickten Ossicier, wie den Herrn r>. Voß, wollte er bey cincr von Hause aus augenscheinlich verhunzten Unternehmung, keiner Gefahr hingeliefert wissen und befahl daher, daß dicftr aussteigcn mußte, oder ließ ihn vielmehr durch den Herrn Feldmarschall von Möllendorf darum ersuchen, wie in den Berliner Zeitungen steht. So erleichtert, schleppte nunmehr der Ballon die schnurrende, stauberregcnde Gondel mit dem vcrzweifclttn Professor Bourguet eine Strck« ke auf dem Sandlandc dahin, eben so wie n.'nm Pferde mit einem Wagen durchgehen, und es war wirklich ein ungcmein lustiger Anblick, wie der Pöbel hinterher lief und hntter diesem wieder zwey Dutzend galopvireuder Husaren mit blanken Säbeln folgten. Ballon und Gondel machten jedoch bald von selbst Halt! Bourgnet befand sich in der größten Verlegenheit. Was nur irgend von Kleidungsstücken entbehrlich war^ das warf er von sich. Kurz — es gieng nicht. Zuleht stieg auch er halonackend aus, und licff den Ballon mit der leeren Gondel dic Reise allein versuchen. Das gelang denn auch. Er erreichte eine Höhe von etwa zwölf hundert Fuß, und sank nach einer Viertelstunde, eine weite Strecke vom Exerzierplatz?, im sogenalul-tm Moabiterlande, wieder herab. Solchergestalt verunaMte das C^enmeftk. Wu^an die Schuld gelegen hat, ob an nicht hinreichenden oder schlecht gewählten Fülinngs-materialien, dann sind die Meinungen sehr getheilt. Man sprach sogar von heimlich iu den Ballon geschnittenen Lockern, um dem guten Bour g u e l einen Possen zu spielen. Spott und Ärger wurden allgemein, und es 'dauerte <.'is in den späten Abend, ehe der Zug der vielen tausend Mcnschm, verdrießlich über den verdorbenen und Verlornen Tag, sich zum Thore hinein gcdrängt hatte. Nach einigen Zeitungen nahm ihn der Drinz Louis selbst mit einem Commando Husaren gegen die Beleidigungen des Pöbcls in Schuy. Eine glücklichere aber auch gefährlichere Luftleise hat kürzlich MadameGarnerinn zu Moscau in Begleitung einer russischen Dame, gemacht. Diese beyden beherzten Frauenzimmer ließen fich dadurch von ihrem Vorhaben nicht abwendig machen, daß eine halbe Stunde vorher ein starker Gewitterregen, mit Blitz und Donner begleitet, eingefallen war. Dessen un--erachtct stiegen sie Abends um drey Viertel auf 8 Uhr auf, erreichten eine Höhe von 900 Klaftern (ungefähr scchstehald taufend Fuß). Sie hörten oben noch mehrere Donnerstage, die Atmosphäre war sehr elcctrisch, der Dunstkreis voller Wolken und die Hitze übergroß. Sic lie« ßen sich deßhalb 20 Werste vom Ort des Auf. steigcns wieder nieder und zwar in einer waldigen Gegend, welches nicht ohne Gefahr ablief. Die Begleiterinn der Madame Garnerinn bekam nähmlich durch einen Schlag gegen einen Vaum eine Contusion. Da der Ballon vom 'Regenwasser sehr schwer war, so haiten die cnt, schlossencn Äronautinnen beym Aufsteigen alle Instrumente nebst dem Fallschirm zurück lassen ^müssen und nicht mehr als io Pf. Ballast mit-«chmen können. Bruchstücke aus Tiedgcs Nrama. Tugend. s2o wag' es denn, o Freund! zu dir dich zu erheben; »Ho nag' ts denn, zu haben, was du hast; Zu finden, was dein Herz umfaßt; Zu glauben an dein eignes Leben, Wovon das Pfand, ein hoch geweihtes Gut, In deinem inin.ru Daseyn ruht. Im innern Daseyn liegt ein ^ck uns aufge« schlagen. Wie eine offne Gegenwart. Die Pythia in uns laß uns befragen: Sie weissagt uns das Ziel, das unser harrt. Wer ist der Mensch? Auf beyden Wegen: Zu ihm hinab, zu ihm hinan, Weht uns ein Gotteshauch entgegen, Nnd kündigt uns den hohen Mer.fchen an. ES flammt in ihm ein reines Götterfeucr, Hoch stammt es auf; doch stürzet er einmahl Sich von sich selbst herab: ein solches Unge- heuer Birgt kelne wilde Kluft, verhüllt kein grauses Thal'. Mit Zittern staun' ich seine Höhen In schrecklich wüsten Trümmern an: Mic hoch muß nicht ein Wesen stehen. Das bis zu solcher Tieft fallen kann'. Begeistert blicktest du in feyerlichen Stunden Zur Göttlichkeit der Tugcndkrast hinauf; Und hast du in der Tugend Gott gefunden, So such' ihn auch im La^er auf: Ja, sind im Taumel Alexanders Ruinen von Erhabenheit! Mas war sein Hcldenwahnsinn anders, Als die gefallne'Göttlichkeit? Sie fiel erschütternd, wie dcr Friede Der Welt, wohin er Mord und Frevelchaien trug, Der Welt, worin er nichts so tief, als sich, erschlug. Groß war der stolze Philippide, Die Hoheit war in ihm zerstört. Das große Laster, das dein Herz empört, Ist die gestürzte Pyramide, Die, ach! zum Staub hinab die Flammcnsvihc kehrt; Es ist der Wettersirahl, der leuchtet und verheert. Der Tugend Sonnenblick heißt: Fne^e,