Aeker die Anlage und Anferzichung icheOer IKme. Herausgegeben von der Nach Georg Edl. v. Schenk's Methode und mit Zusätzen des Forstmeisters Herrn Ernst Faber. AW; k. k. Landwirthschast-Gesellschaft in Lrain.'"" Laibach, l868. Druck von Joses Blasen!. — Verlag der k.k. LaudwirthschÄ^UWMast in Kram. I. Der Weißdorn-Zaun. Der beste lebende Zaun ist unstreitig der Weißdorn. Unter der Menge der Arten von lebenden Zäunen ist selten einer von solcher Beschaffenheit, daß durch dessen Zwi¬ schenräume ein Hase zu schupfen außer Stande wäre, nur der Weißdorn (OrutauAus ox^uonntsia) ist dazu das dienlichste Naturerzeugniß. Dieser stachlige Strauch mit seinen stachel- beerartigeu, drcilappigen Blättern, doldenförmigen, wohlrie¬ chenden, hellweißen Blüthen und rothen länglichen, mehligen Beeren, ist bekannt. Er ist in jedem Laubwalde und auf Gestrüpp-Plätzen in Menge Zerstreut zu finden, gleichsam von der allwaltenden Natur eigens zu diesem Zwecke angebaut; und jeder Strauch von einer kleinen Fingerdicke bis zur doppelten Daumendicke, ist zu diesem Gebrauche tauglich, wenn er nur behutsam und unbeschädigt mit all' ihren Wurzeln, aus der Erde, im Herbste nach dem Blätterabfalle und im Frühjahr vor dem Safttriebe, ausgehoben wird. Ein lebender Weißdorn-Zaun nach der Scheuk'schen Methode gepflanzt und gepflegt, wie in dieser Abhandlung gelehrt werden wird, ist schon im siebenten oder achten Jahre seines Alters so enge und dicht, daß im belaubten Zustande dessel¬ ben kaum ein Bogel durch das dichte Flechtwerk durchzu¬ schlüpfen vermag. Ist ein solcher Zaun 10 bis 12 Jahre alt, so ist auch der stärkste Stier mit all' seiner Kraft nicht mehr im Stande durchzubrechen, nur der Mensch mit der Hacke in der Hand kann sich durch einen solchen Zaun eine Bahn hauen. 1* 4 Dieser lebende Zaun ist eine so vortreffliche Sache, daß man Tag und Nacht opfern sollte, bis überall, wo eine Ver¬ zäunung nöthig ist, eine Weißdornwand stände. Man kann ihn wohl gar in Rücksicht der Festigkeit und langen Dauer eine Mauer nennen, und wenn der Zaun seine Höhe erreicht hat (Schenk hält 5 Schuh Höhe für die zweckmäßigste), so kann man ihn sodann mit der Zaunschecre beschneiden, oder mit einer Heckenhippe (Säbel) behacken; die Scheere aber ist hiezu das beste Werkzeug. Sowohl dabei, als bei dem ersten An¬ wuchs und dem Beschneiden, muß man immer darauf sehen, daß der Zaun nicht dicker oder breiter als einen halben Fuß werde. Den größten Vortheil aber in einer Wirtschaft gewährt ein solcher Zaun durch die Länge seiner Dauer. Nach ange¬ stellten botanischen Beobachtungen ist die Dauer des Weißdornes zum mindesten 150 Jahre; und daß dieser auch eine der här¬ testen einheimischen Holzarten ist, hat er zur Genüge in dem allerkältesten Winter 18'^/z„ bewiesen, indem Musterzäune, welche damals in sechs Abstuffungcn, von der einjährigen bis zur siebenjährigen Anpflanzung bestanden, auch nicht das Min¬ deste vom Froste gelitten hatten, während in jenem harten Winter in Galizien fast der größte Theil der Obstbäumc, sogar die ältesten nicht ausgenommen, erfroren sind. Auch hat dieser Strauch noch eine gute Eigenschaft an sich, daß er nie¬ mals Wurzeltriebe macht, daher auch uicmas einen Garten verwildert oder verunreinigt. Ucbrigens liebt jedoch der Weißdorn keinen schattigen Standort, und dieß um so weniger als Spalier, welcher nebst sicherem Schutz auch Schönheit zum Zwecke hat; der Schatten wirkt ans beide nachtheilig ein. Will man einen Zaun anpflanzen und ist nicht in dem Falle, Weißdornsetzlinge aus den Waldungen oder Gestrüpp- Plätzen beziehen zu können, so sieht man sich allererst um 5 Weißdornsamen*) um, der im Oktober zeitig ist, in den Waldungen gefunden, oder von alten Zaunheckeu, auch schon von 8 bis 10jährigen Spalierzäunen eingeerntet werden kann. Diesen baut man im Spätherbste noch, auf ein vom Unkraut gereinigtes, einen Schaufelstich tiefes, in 5 Schuh breite Beete frisch umgestochenes rigoltcs, und dann mit deni Rechen wohl- geebnetes Gartenland oben an, entweder nach der Gartenschnur in Linien einen halben Schuh von einander entfernt oder breit- würfig. In beiden Fällen soll der Same nie weiter von einander und nicht näher als 6 Zoll zu liegen kommen. Nach der Schnur kann er auch in die Quinkung gelegt werden. Sobald die Aussaat geschehen ist, werden die mit Samen belegten oder überstreuten Beete mit einer breiten chölzernen Schaufel wie Zwiebelsamen eingeplättet oder mittelst Breter in die Erde getreten. Bei einer breitwnrfigen Aussaat im Großen auf einem freien Felde, oder auf einer zur Besäumung urbar gemachten Waldstrccke (nachdem das Feld oder die Waldstrecke gut und tief mittelst des Pfluges in 5 Schuh breite Beete bearbeitet, mit der Egge wohl geebnet, und die Beete zum Abzug des Wassers mit dem Pfluge gut ausgefurchet worden sind) würde die Saatwalze mittelst Bespannung die besten Dienste leisten, um den Sanien in die Erde zu drücken und das Land zu ebnen. Nach beendigter Bestellung wird die ganze Saatfläche dünn mit Dünger überstreut, welcher das Austrocknen der *) Die Verwendung schon ausgewachsener Weißdornsctzlinge (Stauden) die auf Hutweiden und in Wäldern Vorkommen, ist viel weniger cmpfehlenswerth, als die Aufzucht mittelst Samens, weil bei dem Nushebcn der Stauden sowohl die Wurzeln als auch die Stämmchen unvermeidlich beschädigt werden, welche dann kränkeln und auch th-ilwcise absterben. Nur ans Samen eigens erzogene Stämmchen könne» das gewünschte Resultat abgeben, und sind daher auch nur solche Pflanzen anznempfehlen. 6 Erde verhindert. Im Frühjahr aber, sobald die Erde so weit abgetrocknet ist, daß sie nicht mehr klebt, wird feine trockene Erde herbeigeschafft (von welcher man sich im Herbste noch den nöthigen Borrath bereiten, und an einem trockenen Orte zum Gebrauche aufbewahren soll), und mittelst eines weiten Siebes '/§ bis höchstens Vz Zoll hoch, gleichmäßig darauf ge¬ siebt. Während dem Sommer hält man das Land von Unkraut rein. Die aufgegangenen Pflanzen läßt man ein Paar Jahre wachsen und hält sie von Unkraut rein, bis sie im Verfolg ihres ferneren Wachsthumes die Dicke eines kleinen Fingers erreicht haben, und sonach zum Gebrauche geeignet sind. Schenk zieht die Bearbeitung des Grundes in 5 Schuh breite Beete einer gleichebenen Fläche deßhalb vor, weil man mittelst der Beetfurchen das Reinhalten der Pflanzen vom Un¬ kraute, welches wesentlich zum guten Wachsthume derselben beiträgt, besser bewirken kann, ohne daß zarte Pflanzen nieder¬ getreten werden müssen, was aber bei einer ganz ebenen Fläche des Bodens nicht zu vermeiden ist. Auch kann in nassen Zähren das Ueberniaß des Wassers durch die Beetfurchen besser abziehen. Bon den Setzlingen zu einem lebenden Zann. Zu einem Zaun von 100 Klafter Länge braucht man 1200 Weißdornsetzlinge, weil jeder einen halben Fuß von dem andern gesetzt werden muß. Die erforderliche Anzahl Weißdornfetzlinge (Stauden), wenn man im eigenen Garten keine dießfällige Samenschule angelegt hat, von einer kleinen Fingerdicke bis zur doppelten Daumdicke, wohl bewurzelt — je mehr Wurzeln und je weniger diese beschädigt sind desto besser — werden in den Waldun¬ gen, wie bereits gesagt worden, im Herbst oder Frühjahr aus¬ gehoben. Die Arbeiter sollen beim Ausgraben im Walde die 7 Wurzeln der Stauden nicht lange der Luft preisgeben, sondern c gleich wieder mit Erde bedecken. Haben die Arbeiter die nöthige Anzahl Stauden ausge- > graben, so werden diese Stauden wegen ihrer zu großen un- > nöthigen Neste bis auf 1 Schuh Länge verkürzt (abgeschnitten oder abgehauen), in Bunde zu 25 Stück, ein Bund neben dem andern auf den Wagen gestellt, die Wurzeln wohl mit Moos unten, oben und dazwischen belegt, und so nach Hause geführt. Damit die Wurzeln, besonders bei einer langen Fahrt nicht austrocknen können, soll das Moos öfters mit Wasser angefeuchtet werden. Sobald die Setzlinge zu Hause anlangen, hat der Gärt¬ ner oder der, welcher die Pflanzung besorgen wird, den Stamm (Schaft) der Setzlinge abermals bis auf einen Stumpfen von 6 Zoll, über den Wurzeln hinauf zu verkürzen und den Schnitt glatt und rehfußartig (schief) zu führen. Die Setzlinge, welche für's Messer zu dick sind, werden also mit der Garten¬ säge abgesägt. Hierauf werden die Wurzeln ebenfalls, jedoch wenigstens auf 1 Schuh Länge, wie bei einem edlen Obst¬ bäumchen glatt beschnitten, und so vorbereitet, werden dann diese Setzlinge zum künftigen Gebrauche, in einen hierzu ge¬ machten Graben, einer neben dem andern eingestellt und alle Wurzeln 3 Zoll hoch wohl niit guter Erde bedeckt. Auf diese Art können sie auch über den Winter eingeschlagen bleiben. Wenn man dieses Verkürzen (Abstumpfen der Setzlinge) unterließe, würde man nie einen guten lebenden Zaun bekom¬ men , denn bei diesen Weißdorn-Setzlingen kommt nämlich Alles darauf an, daß sie tief an: Boden ihre Zweige austrei¬ ben und sich verdichten. Wenn man nun dieses Abstumpfen unterließe, so würden die Triebe alle oben ausbrechen und am Boden könnten Schweine und alles kleine Vieh durch¬ schlüpfen. — 8 Bon der Nothwendigkeit eines Schutzzaunes. Da Hierlands die Stallfütterung nicht eingeführt ist, mit- hin dem Vieh die Weidefreiheit gestattet wird, so würde das¬ selbe bald eine lebende Zaun-Anpflanzung verderben, und so die Auslagen dafür unnütze machen, daher ist ein Schutzzaun aufzustellen zu allererst erforderlich, und zwar auf die Zeit von 5 bis 6 Jahren. Dieses ist ein gewöhnlicher Zaun von Hasel- odcr Weidenruthen; dieses darf nur so hoch sein, daß das Rindvieh nicht herüber kann, um die Weißdornrinde abzufressen. Dieser Zaun muß auch 2 bis 3 Schuh über die lebende Zaunlinie hinaus aufgestellt werden, um durch seinen Schatten der Anpflanzung nicht zu schaden, und um daneben manipuliren zu können. Von der Anpflanzung eines lebenden Zaunes. Sobald im Frühjahr der Schutzzaun aufgestellt, welches so zeitlich als möglich geschehen soll, und die im Herbste rigolte Erde gehörig ausgetrocknet ist, wird zur Anpflanzung des lebenden Zaunes geschritten, welches folgendermaßen geschieht: Auf die Strecke oder Linie, wohin der lebende Zaun ge¬ pflanzt werden soll, wird inmitten durch das im Herbste rigolte Land ein 2 Schuh breiter und 1 Schuh tiefer Gra¬ ben ausgestochen, und die herausgehobene Erde rechts und links neben dem Graben geworfen. Ist dieser Graben fertig und die herausgeworfene Erde etwas abgetrocknet, so wird mitten über den Graben eine Gartenschnur gespannt, und von Strecke zu Strecke, an, in den Graben gesteckte Stäbchen ge¬ bunden, und somit die Schnur der Länge nach wagrecht und mit der Oberfläche gleich, gespannt erhalten. Nun werden die vorbereiteten und eingeschlagenen Setz¬ linge herbeigeholt. 9 Der Gärtner oder sonstige Arbeiter mit noch einem Ge¬ hilfen knieen, der eine auf dieser, der andere auf der entge¬ gengesetzten Seite des Grabens, und fangen die Pflanzung an, und zwar: Die Setzlinge werden 6 Zoll, einer von dem andern ent¬ fernt (also 12 Stück auf eine Klafter Länge erforderlich) in den Graben eingesetzt und der Schaftstumpfen von dem Setz¬ linge gerad stehend an die gespannte Schnur angelehnt, die Wurzeln wie Radspeichen ausgebreitet und gute feine Erde darauf geschüttet. Der Pflanzer hält den Setzling in der Hand und rüttelt denselben so lange auf und ab, während der Ge¬ hilfe immer mehr Erde auf die Wurzeln schüttet, bis der Setzling von selbst fest sitzt und senkrecht an der Schnur an¬ gelehnt steht. Nun wird mit beiden Händen die Erde an die Wurzeln angedrückt, der Graben mit der übrigen Erde wieder vollgefüllt, und sodann mit dem Setzen fortgefahren. Dort aber, wo diese Linie mit der Seitenwand in einen Winkel zusammen laufen, werden die Pflanzen in die Runde eines Halbzirkels gesetzt, um die Schwäche zu vermeiden, welche im folgenden Flechtwerk des Zaunes entstehen müßte, wenn die Anpflanzung in ein scharfes Eck gemacht werden würde. Bei dieser Arbeit hat der Pflanzer hauptsächlich darauf zu sehen, daß die Wurzeln gehörig ausgebreitet werden, und der Setzling so geleitet wird, daß von dem Schaftstumpfen 3 Zoll mit in die Erde und 3 Zoll außer der Erde, in glei¬ cher Höhe senkrecht an der Schnur in gerader Linie zu. stehen kommen. Ucbrigens darf es dem Pflanzer nicht gleichgültig sein, ob er lauter dickstämmige Setzlinge, mithin ältere, oder dünne, daher jüngere neben einander angepflanzt. Wenn der Vorrath derselben nicht ganz gleichförmig wäre, also aus verschiedenem Alter oder Stärke bestände, so ist es am zweckmäßigsten, daß man die Setzlinge vor der Anpflanzung, oder auch schon da- — 10 — mals, wenn sie aus dem Walde, oder aus der Samcnschule rei kommen, beim Zuschneiden oder Vorrichtung derselben, in schwä- bil chere und stärkere sortirt, um bei der Pflanzung ohne Auf- for enthalt immer neben dem starken gut bewurzelten Setzling, einen Bc schwachen, oder weniger bewurzelten anpflanzen zu können, gx, daher immer zwischen zwei starke ein schwacher zu stehen komme. nie Dadurch werden schwache Stellen im Spaliere vermieden, und mii dagegen eine vollkommene Gleichförmigkeit erzielt. Unter die so starken Setzlinge sind alle mit vielen Wurzeln versehenen, und unter die schwachen die weniger bewurzelten zu zählen. Auf diese Art können zwei Arbeiter leicht 50 Klafter in einem Tage anpflanzen. Sobald die Anpflanzung beendigt ist, muß sie einge- vor schlämmt, das ist, mit so viel Wasser begossen werden, bis die tofs Erde im Graben, wo die Setzlinge stehen, davon ganz gesättigt vor ist. Zu diesem Ende muß bevor, als das Wasser zugetragen wird, die Erde ein Zoll tief und eine halbe Ackerfurche breit mit der Hand von den Setzlingen weggezogen und sonnt eine Rinne gemacht werden, in welche dann das erforderliche Was- „A ser gegossen wird. Diese Rinne oder Furche kann gleich der Pflanzer selbst beim Setzen machen. Sobald die angeschlämmte Strecke abgetrocknet ist, muß die Rinne wieder zugezogen Herr und die Erde, an und um die Setzlinge herum, geebnet lichl werden. hab Auf diese Art kann auch im Herbste die Anpflanzung ge- Erd schehen, wenn der Grund hierzu bevor rigolt und ein Schutz- so z zaun aufgestellt worden ist. ben sehe Bon der Behandlung des Weifldornzannes im müs Allgemeinen. Von dem neu angepflanzten Weißdornzaun lassen sich sich Lei guter und zweckmäßiger Behandlung erst nach einigen Iah- zeln — Li¬ ren die erwünschten Resultate erwarten. Da zur völligen Aus¬ bildung dieses Zaunes nach Schenk'scher Methode 6 Jahre er¬ forderlich sind, und man ihm in jedem Jahre eine verschiedene Behandlung zu Theil werden lassen muß, so wird, um Anfän¬ gern das Ganze recht verständlich und anschaulich zu machen, nicht nur die Behandlung desselben für jedes Jahr besonders mitgetheilt, sondern anch, um den Schnitt und das Flechtwerk so deutlich als möglich zu zeigen, mit Abbildungen erläutert. Im ersten Jahre. (Fig. 1 im Frühjahre, Fig. 2 im Herbste.) Ist dabei nichts anderes zu thun, als die Anpflanzung vom Unkraut rein zu halten, und mit der zweizinkigen Kar¬ toffelhaue (Karst) zu behacken. Sollte jedoch ein trockenes Jahr vorherrschend sein, so muß die Pflanzung während des Som¬ mers einigemal begossen werden. Im zweiten Jahre. (Fig. 3 vor dem ersten Schnitt, Fig. 1 nach dem Schnitt, Fig. 5 um Johanni, Fig. 6 nach Johanni, Fig. 7 im Herbste desselben Jahres.) Im Frühjahre vor dem Safttriebe oder schon im vor¬ hergegangenen Herbste nach dem Blätterabfall, müssen sämmt- liche Setzlinge mit allem, was sie im ersten Jahre getrieben haben, wieder verkürzt, nämlich: 1 '/z bis 2 Zoll lang von der Erde rehfußartig (schief) weggeschnitten oder abgesägt werden; so zwar, daß nur noch ein oder zwei Augen unten stehen blei¬ ben; — auch dann noch, wenn unten gar kein Auge mehr zu sehen ist, muß dieser Zurückschnitt geschehen; die Abgesägten müssen gleich mit dem Messer glatt geschnitten werden (Fig. 4). Jetzt erst, wenn sie zum zweiten Male gestutzt worden sind, und zwar unbarmherzig bis 2 oder 1^ Zoll Länge außer der Erde; jetzt erst, da sie nun bereits recht starke Wur¬ zeln haben, machen sie starke Triebe und tüchtige Schenkel. — 12 - Sollten einige Setzlinge sich nicht angenommen (ange¬ wachsen) haben, so müssen sic heraus gehoben und gleich durch frische ersetzt werden. Die nachgesetzten Setzlinge müssen in der Folge eben so, wie bei der Zaunanlage zurückgeschnitten und behandelt werden. Daher ist es gar räthlich, besonders bei großen Planta¬ gen, daß man mehrere Schock von diesen Setzlingen vorräthig habe, welche irgendwo im Garten, einen Schuh von einander entfernt, der Reihe nach eingesetzt und so zum nothigen Ge¬ brauche anfbewahrt werden. Uebrigens muß die Anlage einigemal behaindelt (behackt) und auch einmal seicht umgegrabeu, überhaupt stets vom Unkraut rein gehalten werden. In diesem Jahre kommt. die Zeit, wo man trachten muß, an jedem Setzlinge zwei gleichmäßige Schenkel anzuzieheu, und dann mittelst derselben einen schön geflochtenen und dichten Zaun zu erzielen. Während dem Saftstillstand, beiläufig von Johanni den 24. Juni angefangen bis 1. Juli, besuche man seine Pflan¬ zung, sehe genau jeden Setzling an, und welcher mehr als zwei Triebe gemacht hat, von dem schneide mau alle Triebe bis auf zwei der gleichmäßigsten und schönsten, glatt am Stumpfe weg. Bei dieser Wahl der Triebe muß mau auch trachten, nicht nur allein die gleichmäßigsten, sondern auch solche Zweige zu wählen, welche am besten gegen die Zaun¬ linie zu, gerichtet stehen. Diese Richtung der Triebe und die Wahl ihrer Gleichmäßigkeit ist eine Hauptsache, denn sie be¬ stimmt mittelst dieser Wahl der Anzucht, zugleich die Grund¬ lage der Solidität und Schönheit des zukünftigen Zaunes; daher müssen oft die schönsten Triebe, weil sie keinen gleich¬ mäßigen neben sich haben, unter das Messer fallen, und min¬ der schönen, aber gleichmäßigen und der Zaunlinie entgegen stehenden, der Vorzug überlassen werden. Mehr als zwei Triebe — 13 — darf man an keinem Setzlinge lassen; diese werden dann um so üppiger und starker wachsen. An jenen Setzlingen aber, welche nur einen Zweig getrieben haben, schneide man ganz, aber im Herbste erst, bis ans 2 bis 3 Augen zurück, um nachträglich die erforderlichen zwei Schenkel liefern zu können. Int dritten Jahre. (Fig. 8 im Frühjahre, Fig. 9 im Herbste.) Im Frühjahre, oder auch schon im vorhergegangenen Herbste des zweiten Jahres, werden die zwei im vorigen Som¬ mer aufgezogenen Schenkel, die starken bis auf 8 und die schwachen Schenkel bis auf 4 oder 6 Zoll Länge verkürzt (weggeschnitten) (Fig. 8). Man berücksichtige sorgfältig das Wachsthum der Schen¬ kel, und beobachte hier wie beim Obstbanmschnitt stets die wichtige Regel: je stärker nnd kraftvoller das Wachsthum des Baumes, hier des Strauches ist, desto länger darf man jeden zu beschneidenden Zweig stehen lassen, nnd je schwächer das Wachsthum ist, desto kürzer müssen alle Zweige, hier die Schen¬ kel geschnitten werden. Daher wird der auf 8 Zoll verkürzte Schenkel 6 bis 8 Seitentriebc machen, der Schwächere aber, welcher auf 4 Zoll zurückgeschnitten wurde, nur 2 bis 3, welche aber dafür, da ihrer um so viel weniger sind, besser nähren und in die Höhe treiben, daher wo nicht in diesem, so doch sicher im folgenden Jahre dem starken Schenkel, der ver¬ hältnismäßig mehrere Safttriebe zu nähren veranlaßt wurde, gleich stark machen kann. Dieses Verkürzen ist wieder eine Hauptsache, denn da¬ durch wird bewirkt, daß in diesem» Jahre die so verkürzten Schenkel, starke Seitentriebe machen, nnd somit für die Zukunft den Zaun ganz nahe an der Erde sehr verdichten helfen. Auch wird durch dieses Verkürzen bewirkt, daß die Wurzeln noch — 14 — mehr erstarken, und dieses Jahr schon erstaunlich hohe und starke Schenkel treiben. Nun ist es an der Zeit, manche Schenkel zu unterstützen, wenn nicht ein Wirrwar daraus werden soll. Während des Sommers, mehr aber während dem zwei¬ ten Safttriebe wird es erforderlich, zwischen und an jene Setz¬ linge, welche ein krummes oder schmächtiges Wachsthum zei¬ gen, Stöcke von 2 bis 3 Fuß Höhe zu stecken, an diese Stöcke werden dann die krumm wachsenden Schenkel, gerade gerichtet angebunden, dem Schwächling aber diene der Stock zur Stütze, an den er gebunden wird (siehe Fig. 9). Oder man kann auch gleich die hier unten im 4. Jahr- gange vorgeschriebenen Stöcke oder Pfähle mit wagrecht an¬ gebundenen Haselruthen in die Zaunlinie fest aufstellen, um die krummwachsenden oder schmächtigen Schenkel daran zu binden. Uebrigeus muß wie im vorigen Jahre die Pflanzung von Unkraut rein gehalten, und einmal seicht umgegraben werden. Im vierten Jahre. (Fig. 10 im Frühjahre.) Nun ist die Zeit gekommen, wo man anfangen muß, dem zukünftigen Zaune eine solche Construction zu geben, welche seine Dauer und Undurchdringlichkeit sowohl, als auch seine Schönheit begründen helfen wird. Dies geschieht mittelst eines Flechtwerks, welches man alle Jahre neu aufsetzt, und so lange damit fortfährt, bis man die Normalhöhe von 5 Schuh und nach Belieben wohl auch noch eine größere Höhe, erreicht hat. Bevor man diese Flechtung anfangen will, werden die Stöcke, an welche die krummen und schmächtigen Schenkel an¬ gebunden waren, alle herausgezogcn und in Bereitschaft ge¬ halten, um sie bei der Flechtung des Zaunes wieder verwen- — 15 — den zu können. Dann werden an den Schenkeln alle Seiten¬ triebe von der Erde aufwärts (nur die Haupttriebe der Schen¬ kel einstweilen nicht) auf 2, 3 bis 4 Augen, mittelst eines scharfen Gartenmessers verkürzt. Nun hat man lauter, unten struppige, oben aber glatte und gerade Schenkel (Ruthen) vor sich. Hierauf werden in der Entfernung von 3 zu 3 Schuh, dünne Pfähle, oder starke Ruthenstöcke, mit der Normalhöhe von 5 Schuh Lichte, gerade an die Pflanzungslinie festgesteckt. An diese Pfähle oder Stöcke werden nun lauge Hasel- oder sonstige glatte Ruthen, in einer Höhe von 12 Zoll, wag- vecht angebunden, woran die Flechtlinie gebildet werden wird. Die Pfähle oder Stöcke, an welche die langen Ruthen wagrecht gebunden werden, müssen fest stehen und Wohl auf einander gerichtet sein, weil ihre Bestimmung ist, eine schnur¬ gerade Zaunlinie bilden helfen. Die Flechtung selbst ist nicht schwer und kann sogar auf einem Stuhle sitzend verrichtet werden, wozu zwei Arbeiter erforderlich sind. Der geschicktere muß mit ledernen Finger¬ handschuhen, und der andere mit schmalen Bastbändchen ver¬ sehen sein. Das Ineiiianderflechten geschieht übers Kreuz. Der ge¬ schicktere Arbeiter nimmt einen Schenkel von dieser, den an¬ dern Schenkel von der nebenstehenden Stande (Setzling) und zieht sie oben mit einer Senkung von etwas weniger als 45 Grad übers Kreuz zusammen und flechtet sie in einander, während der andere Arbeiter, wenn die Kreuze von selbst durch die hackenförmigen Mästungen der Seitenzweige, oder deren rückgebliebenen Stumpfen nicht zusammen halten, mit Bast¬ bändchen aber locker zusammen bindet. Wären diese Bändchen zu stark angezogen, so würden sich die Schenkel beim starken Wüchse von selbst erdroßeln und dann abbrechen. Hier muß noch die Bemerkung gemacht werden, daß bei dieser ersten Flechtung immer der Schenkel von dem zur rech- — 16 — ten Hand des Flechters stehenden Setzlinge, wenn er links über das unterste Kreuz gezogen wird, jederzeit vorwärts gegen den Flechter zu, der Schenkel vom linken Setzling aber, welcher rechts herüber gezogen wird, immer rückwärts am Kreuze zu stehen komme, weil diese Regel die ganze Flechtordnung bestimmt. Jene Schenkel und Kreuze, welche bei der Flechtung sich nicht in die erforderlichen Richtung füge» wollen, werden an die wagrechte RuthcNliuie angezogen und daran gebunden, und somit gezwungen, sich in die erforderliche Lage zu richten. So wie der zweite Arbeiter das obere Kreuz für sich oder an die wagrechte Ruthenlinie gebunden hat, schneidet der Erste die starken Schenkel 1 Schuh, die schwachen aber 6 bis 10 Zoll über dem letzjährigen Triebe wieder zurück, und zwar ober einem Auge, welches gerade gegen die Zaunlinie steht und künftig zur Verlängerung des Schenkels dienen wird. Nun wäre die Arbeit für dieses Jahr fertig', und der netzartig geflochtene, auf beiden Seiten und oben zugestutzte Zaun, wird beiläufig eine Höhe von 16 bis 20 Zoll haben (Fig. 10). Das Reinhalten und Auflockern des Bodens wird wie im vorigen Jahre fortgesetzt. Im fünften Jahre. (Fig. 11 und 12.) Im Frühjahre, oder auch schon im vorhergegangenen Herbste, wird mit dem Jneinandcrflechten wie im vorigen Jahre fortgefahren, und somit eine zweite Flechtung aufgesetzt, wenn vorher alle Seitentriebe (im Falle nicht einige dieser Seitentriebe zur Verdichtung zu belassen uöthig sind) auf 2, 3 bis 4 Augen verkürzt worden. Bevor aber die Flechtung angefangen wird, müssen wieder Hasel oder sonstige glatte und gerade Ruthen, wie bei der ersten Flechtung an die, an — 17 — >er en »er z» ng ich an nd 20 c>ie c>ie oll M ur >er ^te >en im im ;en tzt, ser 2, ng !tte an der Zaunlinie stehenden Pfähle oder Stöcke und zwar um 12 Zoll über die erste Flechtlinie hinauf, angebunden werden. An diese werden nun wie im vorigen Jahre die Kdeuze und Schen¬ kel ober dem letzten Kreuze, und über einem Auge, welches gerade gegen die Zaunlinie steht, wieder zurück geschnitten, und somit eine Flechtung von 1 Schuh Höhe gebildet, wodurch nun der Zaun zu einer Flechthöhe von 28 bis 32 Zoll ge¬ bracht sein wird (Fig. 11). Das Neinhalten und Auflockern des Bodens wird wie im vorigen Jahre besorgt. Wenn die Anpflanzung keinen freudigen Wuchs hätte, wäre dieß ein Beweis des schlechten Erdreichs; dieses müßte dadurch verbessert werden, daß man ini Spätherbst Dünger aufführt und wie auf ein Spargelbeet ausbreitet, über Win¬ ter liegen läßt und im Frühjahr mit dem Karste unterhaindelt, oder mittelst der Schaufel seichte untergräbt. Welcher Grundherr wird nicht einer solchen Anlage einige Fuhren Dünger gönnen wollen, welche mehrere Menschenalter überlebt, und das damit umzäunte Eigenthum schützen wird? Muß man doch zu Weizen und Kartoffeln alle Jahre den Bo¬ den düngen und denselben Wohl und öfters bearbeiten, und doch geben sie nur ein Jahr Früchte dafür. Nun ist es Zeit, eine Zaunscheere herbei zu schaffen, um unseren Zaun zweimal des Jahres scheeren zu können. Wie dieses Abscheeren und wann es geschehen soll, wird nachher ge¬ sagt werden. Im sechsten Jahre. Wegen der schon bedeutenden Höhe des Zaunes sind ini übrigen Jahre unendlich viele Seitentriebe gewachsen, diese alle mit dem Messer zu verkürzen, wäre für den ungeübten Arbeiter eine langwierige Arbeit; daher können alle diese Seitenzweige schon mit der Scheere an beiden Seiten auf 2 2 — 18 — bis 3 Zoll, von dem Mittelpunkte des Zaunes entfernt, abge¬ schoren werden, nur die Haupttriebe der Schenkel bleiben einst¬ weilen noch von der Scheere verschont, bis auch diese endlich nach beendigtem Flechten mit dem Messer verkürzt werden. So wie das Abschneiden oder Abscheeren an beiden Sei¬ ten beendigt ist, wird abermals eine Flechtung von 12 Zoll Höhe aufgesetzt, nachdem vorher die langen Ruthen in dieser Höhe an die an der Zaunlinie stehenden Pfahle wagrecht an¬ gebunden worden sind; und so wird alle Jahre damit fortge¬ fahren, bis der Zaun die Normalhöhe von 5 Schuh, oder wohl noch mehr erreicht hat. Will man aber z. B. den Zaun nur 4 Schuh hoch ha¬ ben, und die Schenkeltriebe sind stark und lang genug, so kann die Flechtung schon dieses Jahr bis zu dieser Höhe geschehen, und somit der Zaun beendigt werden. Und bei einem sehr- üppigen Wachsthum der Schenkel kann sogar diese dritte Flech¬ tung bis auf die Höhe von 4'^ bis 5 Schuh aufgesetzt wer¬ den. Da, wo sich Aus- oder Einbüge in diesem letzten Flecht¬ werk ergeben, wird die erforderliche Richtung dadurch erreicht, daß man lauge Stöcke so hoch als der Zaun selbst ist, beisteckt, und das aus- oder eingebogene Flechtwerk, an diese Stöcke in die gehörige Lage gerichtet, anbindet. Es dürfte manchem geehrten Leser auffallend sein, und wohl gar zu der Frage veranlassen: wie kommt es, daß der Zaun dieses Jahr schon von 28 bis 32 Zoll Flechtenhöhe auf einmal bis auf 48, bis 54, ja sogar auf 60 Zoll, oder 5 Schuh Höhe gebracht werden soll, während doch nur in den zwei ersten Flechtjahren nicht mehr als jährlich 12 Zoll Flechthöhe aufge¬ setzt wurde? Antwort: Wir haben ja unfern Zweck schon im fünften Jahre erreicht, nämlich: den Zaun vom Boden auf¬ wärts bis gegen 3 Schuh Höhe durch das dreimalige Ver¬ kürzen der Schenkel und aller Seitentriebe, und durch das zweimalige Flechten so sehr verengt und verdichtet, daß auch — 19 das kleinste Thier nicht mehr durchschlüpfen kann. Um die letzte Flechtnng aber da wo ein üppiger Wuchs vorherrschend ist, bis zur Höhe von 5 Schuh zu bringen, obgleich die Schenkel gegen das Ende zu, sehr schwach sein dürften, kann man un¬ bekümmert sein, da der Pflanzentrieb seiner Natur gemäß mi¬ nier niehr nach Oben wirkt, sich dort verzweigt und verdichtet, während unten Alles kahl und leer bleiben würde, wenn der Mensch den Wuchs nicht nach seiner Absicht leiten möchte. Und eben in diesem Abköpfen aller Triebe im zweiten Jahre, m dem Zurückschneiden der Seitentriebe und der Schenkel bis auf 8 Zoll im dritten, in dem kurzen Flechten und dem Zu¬ rückschneiden der Schenkel auf 12 Zoll, wie auch in dem Ver¬ kürzen aller Seitenzweige im vierten und fünften Jahre u. s. w. besteht eigentlich die Kunst, lebende Zäune zweckmäßig anzuziehen, wenn man anders das Rigolen, das Bedüngen oder Verbes¬ sern der Erde, das Herbeischaffen gesunder und wohlbewnrzcl- ter Setzlinge nicht außer Acht gelassen hat und das Anpflan¬ zen derselben wohl besorgt wurde. Fernere Behandlung und Pflege des Zaunes. Nachdem der Zaun schon im Anfänge des sechsten Jahres die beliebige Höhe erreicht hat, wird es erforderlich, daß er fernerhin zweimal des Jahres mit der Scheere ordentlich und zierlich geschoren werde, nämlich: im Frühjahr vor dem Saft¬ triebe und im Sommer während des Saftstillstandes, vom längsten Tage, den 17. Juni, angefangen, bis 1. Juli. Dieses Abscheeren geht sehr geschwind von statten. Ein guter Arbeiter mit einer guten Scheere kann 100 Klafter Länge, von beiden Seiten jedesmal in einem Tage abscheeren. Doch zur Erwirkung der oberen Horizontallinie sind immer drei Ar- beiter erforderlich. Damit aber diese Linie ganz gleich und wagrecht werde, geschieht dieß am besten mittelst einer ge- 2* — 20 — schnittenen Latte von 3 bis 4 Klafter Länge. Noch zwei Ar- si beiter werden herbei gernfen, sobald das Abschecren an beiden r Seiten beendigt ist; diese halten die Latte wagrecht, nach Er- a forderniß 4, 4^ bis 5 Schuh hoch, und der erste Arbeiter ki oder Zaunmeister, auf girier Bank stehend, schneidet alle Triebe n ober der Latte weg. Jene Triebe aber, welche zu stark 2 für die Scheere sind, werden mit dem Messer an der Latte ab¬ geschnitten. Somit wird die schönste Horizontallinic gebildet, was mittelst einer gespannten Gartenschnur nie so gut geschehen kann. In einem halben Tage sind die drei Arbeiter mit der b oberen Linie von 100 Klaftern fertig. d Die zwei Aushilfsarbeiter aber, welche die Latte halten g und somit die Horizontallinie bilden helfen, sind nur im ersten u und zweiten Jahre des Zuschnittes erforderlich, da in der ( Folge diese Zaunlinie durch das Jneinanderwachsen der Zweige 2 und hauptsächlich durch die ersten zwei Zuschnitte derselben sich k so fest gebildet hat, daß ein Arbeiter mit der Scheere allein im z Stande ist, alle ferner» Abscheernngen ordnungsmäßig verrich¬ ten zu können. Der Arbeiter, ivelcher das Abscheeren besorgt, hat haupt¬ sächlich die Scheere so zu führen, daß er alle Seitenzweige, auf beiden Seiten, vom Mittelpunkte des Zaunes an gercch- § net, nicht weiter als höchstens 3 Zoll entfernt, abscheert, und d die obere Linie immer in derselben Höhe erhält. d Sowohl dabei, als auch bei dem ersten Auswuchs und Beschneiden, muß man immer darauf sehen, daß der Zaun r nicht dicker oder breiter als einen halben Schuh werde; dadurch ( wird er unglaublich enge verwachsen. L Dieß wären nun die gesammten Regeln und Vorschriften i zur Auferziehung und Behandlung eines lebenden Weißdorn- e zaunes. Wer diese genau befolgt und in Ausübung bringt, und die unbedeutenden Vorauslagen, welche nicht mehr als s für einen doppelten Haselruthen-Zaun sammt Pfählen betragen' t — 21 sich nicht gereuen läßt, wird sich von der Nützlichkeit und über¬ raschenden Schönheit desselben immer mehr überzeugen, und als Gründer selbst sowohl wie auch seine Kinder und Kindes¬ kinder durch den ungemein schönen Anblick eines solchen Zau¬ nes und den sichern Schutz, welchen dieser gegen Menschen und Vieh gewähret, viele Freuden erleben. Obwohl bezüglich der Zweckmäßigkeit als auch der Le¬ bensdauer ein auf die vorstehende Weise erzogener Wei߬ dorn-Zaun allen übrigen lebenden Holzverzäunungen vor¬ gezogen werden muß, so eignen sich doch die Weißbuche und Fichte auch für diesen Zweck, weßhalb, falls sich ein Grundbesitzer für die Anlage eines lebenden Zaunes von Weißbuchen oder Fichten entscheiden sollte, in kurzen Unirißen auch angegeben wird, wie bei diesen Holzarten vor¬ zugehen ist. n. Der Weißbuch en-Zaun. Die Weißbuchen (Oarpinus ikstnlus I-inn.) ist eine in Kram überall verkommende und bekannte Holzpslanze, und kann daher auch Hierlands überall für die Verzäunungen angewen¬ det werden. Wenn die Weißbuche gleich den Zaun ersetzen soll, so müssen hiezu junge und geradwüchsige bis 1 Zoll dicke Stämmchen aufgesucht, und mit möglichster Schonung der Wurzeln sorgfältig ausgehoben werden. Der Schaft derselben ist dann in der Höhe der beabsichtigten Verzäunung schräg mit einem scharfen Messer abzuschnciden und sodann zu verwenden. Falls die Setzlinge nicht gleich an Ort und Stelle ver¬ pflanzt, und mehrere Tage bis zu deren Verpflanzung aufbe¬ wahrt werden, so hat dieß durch Einschlagen in die Erde zu — 22 — geschehen, damit das Wurzelsistcm dem Austrocknen und Ab¬ sterben der feinsten Saug- und Faserwurzeln nicht preisgege- h ben wird. d Die Erde ist auf der Linie der anznlegendcn lebenden d Verzäunung in der Breite von 2' und Tiefe von l/ auszu- ' L heben, und die vorbereiteten Weißbuchensetzlinge sind in den Graben in einer Entfernung von 6 bis 8 Zoll jedoch bloß s 1 bis 2" tiefer als sie es früher waren, im Herbste oder 3 Frühjahr anzusetzen, indem man mit der gleich neben deni ß Graben ausgeworfenen Erde die Wurzeln sogfältig bedeckt, T dann den Graben ausfüllt, und die Erde mit den Füssen an- ' drückt. Sodann werden die Setzlinge in der Mitte an eine dünne Stange angebunden, wodurch der Zaun gleich an Festig¬ keit gewinnt, und dem Umbiegen der Setzlinge vorgekchrt wird. Nur ist die Stelle der Pflanzen, an welcher die Stange be- v festiget wird, durch eine Auflage von Moos gegen das Abrei- ben der Rinde — welches durch die Bewegung der Pflanzen durch den Wind geschehen könnte — zu schützen. Nach zwei ü Jahren kann die Stange abgebnnden werden, weil die Pflan- u zen dann schon genügend erstarkt sind, und dieses Schutzes d entbehren. n Das Beschneiden dieser Verzäunung erfolgt im Herbst H jeden Jahres, und darf nie länger verschoben werden, wenn r der Zaun gut erhalten werden soll. d Soll aber ein Weißbnchen-Zaun von aus Samen erzo- 2 genen Setzlingen angelegt werden, so sind die erforderlichen 2 Setzlinge in einem Saatbeet zu erziehen, und wenn sie die " Höhe von l/ erreicht haben, in den auf obangegebene Weise v vorbereiteten Graben auf die bestimmte Zaunlinie in einer fl Entfernung von 6 bis 8 Zoll zu verpflanzen. Das Beschnei- 8 den dieser Pflanzen erfolgt erst dann, wenn sie die gewünschte ü Höhe des Zaunes erreicht haben, bis zu welcher Zeit sie auch eines Schutzes durch die Erhaltung einer Verplankung bedürfen. — 23 — Ein, aus Samen erzogenen Setzlingen angelegter Zaun hat gegen den von hohen Setzlingen angelegten den Vorzug, daß sich die Aeste gleich vom Boden ans dicht verzweigen, und daß die jungen Pflanzen sicherer fortkommen, und eine längere Lebensdauer haben. Da die Belaubung der Weißbuche, besonders insolange solche noch jung ist, gern vom Vieh verzehrt wird, so sind Weißbuchenverzäunnngen an Orten, wo ein Viehdurchtrieb stattfindet, dieser Beschädigung ausgesetzt, weshalb an solchen Orten ein Weißdorn- oder Fichtenzaun anzulegen ist. III. Der Fichten-Zaun. Gut angelegte und behandelte Fichtenverzäunungen erfüllen vollkommen ihren Zweck, obwohl sie dem Weißdorn nicht gleich¬ kommen, der Weißbuche aber vorzuziehen sind. Für die Anlage eines Zaunes aus Fichten (klmm ?ieoa cku Roi) ist der Boden auf der bestimmten Zaunlinie l/ tief nnd 8" breit auszuwerfen, und in den wieder theilweise mit der lockern Erde verschütteten Graben sind die im Saatbeet nach Birmann's Methode erzogenen zwei- bis dreijährigen Pflanzen in 8zölligen Abständen einzusetzen, und bis zur Er¬ reichung der gewünschten Höhe durch eine Holzplanken- oder Ruthenverzäunung vor allfälliger Beschädigung zu schützen. Bei der Aushebung der zu übersetzenden Pflanzen ist alle Vorsicht anzuwenden, damit die feinen Wurzeln nicht beschädigt oder gar abgerissen werden, weil sonst die Pflanzen zwei auch vier Jahre — je nach Maßgabe der Wurzelbeschädigung — sitzen bleiben, bevor sie entsprechende Höhentriebe machen, oder gar absterben. Vor dem Einsetzen der. Fichtenpslanzen, welches ini Spätherbst oder zeitlich im Frühjahr während dem Vege¬ tationsstillstande zu geschehen hat, sollen die Wurzeln in einem Lehmbrei geschlemmt werden, wodurch ein besseres Auschließen — 24 — der Erde an die Wurzeln Leim Einsetzen erzielt, und die nöthige Feuchtigkeit der Pflanze erhalten wird. Auch dürfen die Pflanzen nur so tief in die Erde kommen, als sie es früher waren, weil ein übermäßiges Bedecken der Pflanze mit der Erde derselben nachtheilig ist. Nie sollen unterdrückte im Schatten ausgewachsene Pflan¬ zen für Verzäunungen verwendet werden, weil solche ins Freie ver setzt die lichte Stellung nicht vertragen, kränkeln und meist absterben. Haben die Fichtensetzlinge die gewünschte Hohe der Ver¬ zäunung erreicht, so darf das mit einem Säbel oder der Scheere zu bewirkende beschneiden derselben, nachdem die Triebe verholzt sind nicht unterlassen werden, und ist dann alljährlich im Herbste vorzunehmeu, weil sonst die untern Seitenzweige der Pflanze nach und nach absterben, wodurch der Zaun an Schönheit verliert. Man sieht Hierlands häufig lebende Fichtenzäune, die je¬ doch in Folge der unpraktischen Behandlung einem Gerippe gleichen, welcher Umstand daher rührt, daß das Beschneiden derselben erst nach mehreren Zähren erfolgt, wo die Höhen¬ triebe schon ein und mehr Zolle dick und eine auch mehrere Klaftern hoch geworden sind. Eine Fichtenverzäunung, gut behandelt, hat eine Lebens¬ dauer von 50 und mehr Zähren, ist der Beschädigung minder als die Weißbuche ausgesetzt, weil die Nadeln der Fichte dem Viehe nicht behagen, und bietet dem Besitzer den Nutzen der durch das alljährliche Beschneiden entfallenden Aststreu. Zn gutem steinlosen Boden, kann eine Fichtenzaunanlage mit noch geringerem Arbeitsaufwande durch Anwendung des Butt- lar'schen Setzeisens geschehen, weil ein Arbeiter, welcher das Setzeisen zu handhaben versteht, täglich 200 Stück Fichtensetz¬ linge einsetzen kann. il-iuursj