Blätter ans Rrain. Beilage zur Laibacher Zeitung. ^ 46. Vierter Jahrgang. K 7. November R860. Falsch, aber süß. Aomm, falsche Dirne, laß Dich kilsseu! So falsch Dil bist, doch bist Du süß, Dein Mund hat all an sich gerissen Dcn Honig aus dcm Paradies. ! Ich herzte Dich, und sollte hassen; Ich hasse Dich, doch ach, wie mild.' Ich sollte Dich auf ewig lassen, ^ Und fasse Dich, so wild, so wild! Und ist in alle diese Wonnen Mein Leben nnd mein Glück getaucht — Was nur Dein Herz für Qual ersonnen, ^ Ist Alles in dcn Wind gehaucht. ! Im Moore. Erzählung von Fr. Friedrich. (Fortsetzung.) c^Dum zweiten Male und deutlicher ertönte der Ruf und rasch wandte sich bas Madchen zu den Spielern und rief: „Ein Hilferuf vom Moore her. Ein Unglücklicher hat sich verirrt und ist in Gefahr. Helft Vater und Ohm!" „Eö ist der Wind, der über den Moor fährt und heult," erwiederte der Vater des Mädchens, ohne seine Aufmerksamkeit vom Spiele abzulenken. „Nein, nein," rief Grethe unruhig. „Ich habe den Nilf zu deutlich vernommen, horcht, eben ruft er zum dritten Male. Helft, helft!" „So lass' es rufen," entgeguete der Mann unwillig, ^ weil er in seinem Spicle gestört wurde. «Wer bei solchem Wetter, in solcher Nacht Jemand aus dem Moore zu retten wagt, läuft für sein eigenes Leben Gefahr." Wieder erklang der Hilferuf, laut und deutlich, und dießmal vernahmen ihn selbst die beiden Spieler und legten ! horchend die Karten auf den Tisch. „Eilt, eilt, Vater und Ohm," rief das Mädchen in höchster Ungeduld. „Vielleicht ist es noch möglich, daß Ihr dcn Unglückliche» rettet) es gilt ein Menschenleben!" „Nun, so jammere nur nicht so laut, als ob es Dein leiblicher Bruder wäre. Was kümmert's uns, wer da draußen j im Moore steckt. Wer hat ihn geheißen, sich zur Nachtzeit durch den Moor zu wagen, was nicht einmal unser einer gern unternimmt, der seit Jahr und Tag mit jeder Stelle vertraut ist. Mag er sehen, wie er wieder heraus kommt. — Spiel weiter, Konrad," rief der Wirth, indem er seine Karten wieder zur Hand «abm. „So werde ich selbst gehen u»d den Unglücklichen zu retten suchen, da Euer Herz kein Mitleiden kennt und Ihr ein Menschenleben hilflos zu Grunde gehen lassen wollt," entgegnete Grethe entschlossen und schickte sich an, ihre Worte auszuführen. „Vleib, Grethe," rief der Vater des Mädchens. „Glaubst Du, auf dem Moore gehe es stch so sicher wie auf dem Tanzboden und Du brauchst Den, der da ruft, nur beider Hand zu fassen und ihn sicher hieher zu führen? Du weißt nicht, was eö heißt, zur Nachtzeit auf dem Moor gehen. Wenn keine Gefahr dabei wär', gitjg ich selbst." Wieder tönte des Unglücklichen Stimme hilferufend durch den heulenden Wind und scheinbar schon schwächer. „Wenn Ihr nicht retten wollt, so rette ich!" rief das Mädchen in höchster Angst und wandte sich zur Thür, um zu geben. „Bleib'!« rief der Wirth, indem er sich langsam und unwillig erhob. „Du wärst im Stande und liefst mitten in den Moor hinein. Nenn Einer gehen muß, so wollen wir gehen. Komm, Konrad, nimm die Laterne, Stange und Stricke, wir wollen es dem Mädel zu willen thun, denn wer weiß, ob eö der Mühe lohnt, es ist vielleicht nur ein armer Teufel." „Es ist ein Menschenleben, das Ihr retten sollt," er< wiederte das Mädchen. „Pah!" rief der Wirth lachend. „Ein Menschenleben! — Menschenleben liegen schon mehr als eins im Moore und es gibt deren doch noch genug. Wenn es weiter nichts wäre, darum ginge ich nicht einen Schritt bei solchem heidnischen Wetter auS dem Hause, denn es ist Thorheit und man bringt sein eigenes Leben in Gefahr." Schweigend hatte der Torfbaucr die Laterne angezündet, Stange und Stricke ergriffen, u»d die beiden Männer verließen das Hans und schritten vorsichtig auf dem Damme in die dunkle Nacht hinein. In fieberhafter Angst, aus dem Fenster gebeugt, folgte das Mädchen dem mehr und mehr sich entfernenden schwachen 182 Lichtschimmer der Laterne mit den Augen, bis er gänzlich verschwunden war. Der Wind fuhr laut und dumpf heu« lend über den Moor und trieb den Regen auf ihre glühende Stirn, aber sie empfand es nicht. Eine unnennbare Äugst hatte ihr Herz ergriffen, mit starrem Blicke suchte sie die Finsterniß zu durchdringen und ihrer aufgeregten Phantasie erschien es, als ob dunkle, riesige Gestalten stürmend vorüber jagten und das Rauschen der Binsen und des Moorschilfes erklang ihr wie Seufzer und Stöhnen von Sterbenden. Da tönte ein einziger lauter, gellender Schrei durch die Nacht. Das Mädchen fuhr erschrocken zurück, ihr Herz schlug bange und laut und die zitternden Hände falteten sich zum Gebete. Mit angehaltenem Athem horchte sie in die Nacht hinein — aber Alles blieb still, nur der Wind fuhr heulend über den Moor und in den Binsen rauschte es un» heimlich wie Todesgestöhu. Das Mädchen vermochte die Äugst, die sie ergriffen hatte, die bange Ahnung, die durch ihre Brust zog, nicht z» begreifen und nicht zurückzudrängen. Erschöpft trat sie zurück und sank aus einen Stuhl, die Augen starr auf das Fenster in die dunkle Nacht gerichtet. Die Stimme des Wirthes und seines Bruders erklang vor dem Hause. Grethe wollte ihnen entgegen gehen, aber sie vermochte es nicht. Die beiden Männer traten allein in das Zimmer und er« schrecken sprang sie in die Höhe, als sie das bleiche, zum Theil mit Blut bereckte Gesicht ihres Vaters erblickte. Seine Augen blickten starr, sein Haar hing wild und naß über seine Stirn, seine Kleidung war fast gänzlich mit schwarzem Moorschlamm bedeckt. „Soll mich der Kukuk holen!" rief er, „wenn ich je wieder auf solche Wiuselei höre und zur Nachtzeit in den Moor hineinlaufe — es ist ein Heid ter Weise eines klassischen Ruhmes erfreueu, unslavischer ! Wortbildungen voll, und reich an Beweisen der Unkenntniß unserer Sprache sind; den Trüber und Dalmatin aber, die trotz ihres cckelbaften Germanisierens dennoch viel Gutes ent« daltcn, hat man nicht genug crzerpirt, was wir den Mit« ar''citern des slovenisch - deutschen Theiles ja nicht zu ver- ^ säumen empfehlen. Nöthigen und unnöthigen deutschen Phra- ! sen, die sich in irgend eiucm Lcrikon befinden, gestattete ! man die Aufnahme; slovenischen Redensarten aber, die nuter , unserem Volke üblich nnd, spürte man viel zu wenig nach. Auch gibt es viele deutsche und solche Wörter, welche die Deutschen entlehnt haben, denen man überflüssiger Weise die Thüre öffnete, obschon man oft gezwungen war, slove« nische, ihnen entsprechende Ausdrücke lange herum zu suchen, und wenn man dessenungeachtet nichts finden konnte, sich auf verschiedene, größtentheils unbefriedigende Art aus der Verlegenheit zu helfen. Dabei ging mau nämlich auf folgende Art zu Werke: Vö wurde, obschon sich die Redaktion in der Vorrede gegen Wortdichtuugen erklärt, dennoch theils neu gebildet und vorgeschagen, welche Vorschläge meistens mit einem „etwa" eingeleitet erscheinen, und wovon sich etliche als zu sklavische Uebersetzungen sogar komisch aus-nehmen, wie z. V. „kp clull« für „Schöngeist" u. s. w.; theils hat man das dem Elovenischen entweder wirklich Feh« lende oder nur als fehlend Geglaubte andern slavischen Mundarten entlehnt. Einige von den Puukteu, die wir so eben gerügt haben, müssen wir schärfer ins Auge fassen. Zuvörderst wollen wir uns erklären, was wir unter unuöthigen deutschen und entlehnten Wörtern verstehen. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß Ausdrücke, wie „Cabinetsordre, Rechnungsbe« mäugelung, Chiffre, Sichtbrief, Nonchalance, No« nens, Club" u. a. dgl. m. jetzt noch durchaus nicht in ein deutsch-slovenisches Wörterbuch aufzunehmen sind. Eines« theils weiß unsere Literatur noch gar nichts von den meisten dieser Dinge, und die Lerikographie hat durchaus nicht die Aufgabe, der Literatur auf diese Art vorzuarbeiten, sondern gerade umgekehrt; audernthcils aber kann man sich, falls man etwas davon nicht verstünde, entweder in cinem Fremdwörterbuche, oder in einer Nealeucyklopädie Aufklärung ver-schaffen, und es braucht dem sprachgewandten Schriftsteller nicht erst vorgekauet zu werden, wie er das geben soll, was ihm klar ist; den sprachuukundigen Stümper führt aber eine derartige, nicht immer annehmbare Vorbcterei eher zu Feblcrn als zur Wahrheit des Ausdruckes. Durch dieses Hinüber« schielen in das Feld der Fremdwörterbücher, durch dieses Koquettiren mit der Nealeucyklopädie hat das deutsch«slove« nische Lerikon selbst einen schielenden Charakter angeool'.imen, uud jeder Kenner unserer Literatur muß beim Durchblättern des Werkes mit Bedauern wahrnehmen, daß man sich an eine solche Arbeit beinahe um ein ganzes Jahrhundert zn früh gewagt. Es könnte allerdings die Einwendung gemacht werden, daß man so viel als möglich auf alle gelehrten Fächer, vorzüglich aber auf das juridische, falls unsere Sprache in den Kanzleien je zur Geltuug gelangen sollte, Rücksicht zn nelimen verpflichtet war. Gut, allein wie viele juridische uud andere Doktrinen angehörige Phrasen gibt es aber. von denen das besprochene Lcrikon trotz dem nichts weiß? Man hat daZ Sprichwort: „uul, ^il^ur nut, nilul« nicht beachtet. Um diesem Bedürfnisse auf lerikalischem Wege gründlich abzuhelfen, müßte man für jedes gelehrte Fach ein eigenes Wörterbuch schreiben. Den Umstand, daß bei deutschen Redensarten und Sprichwörtern , die man slovenisch nicht zu geben wußte, hin und wieder die „Rovic«" zu Hilfe gerufen wurde, deren Mitarbeiter dem Lerikon auch mit gereimten Uebersetzungcn bei-sprangen, lassen wir, so sonderbar er klingen mag, dahin« gestellt, da es ja im freien Willen der Redaktion lag, auf. zuuchmen oder fahren zu lassen; wir wenden uns lieber zu den zahlreichen Neologismen, von denen man sich gar viele hätte ersparen können, wenn man dafür lieber echte Ausdrücke im Volke gesucht haben würde. (Schluß folgt.) Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr i5 F. Bam berg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur F. Bllinberg.