«^N 44. ^A M M, 1843. Vaterländisches. Trieft und seine Umgebung. (Beschluß.) <^urch die ungleiche gezackte Bildung der Ge< g,Nd geschieht es außerdem, daß diese Naturgenüsse Mit dem wechselnden Standpunct ihren Charakter wechseln, und so in der Bucht von Muggia einen ganz andern Eindruck, als von dem Optschma aus beschaut, hervorbringen. Auf jenem Berg, von dem ei« ne bewundernswerthe Straße mit äußerst sanftem bequemen Gefall durch mehrere Stockwerke von Windungen hinab an die Gestade führt, erscheint das Ge« mälde in seiner ganzen Pracht und Breite für den Reisenden, der aus dem Innern kommt, höchst über« raschend durch die plötzliche Aussicht auf das Meer, und voll Leben durch die Menge von Bauernhöfen UNd Landhäusern, mit denen die Abhänge besäet sind. In ersteren hauSt ein aufgewecktes, nettes, ver» ständiges Geschlecht» das, als zum Weichbild der Stadt gehölig, seine FueroS besitzt, slavisch redet, italienisch reden kann und zur Noth vielleicht auch ein Paar Worte deutsch versteht. Aus diesen Höfen ertönt zuweilen in ländlichem Chor von Mädchen, Jünglingen und Kindern eine einsach lieblicheLandeSmelodie, und begleitet die sonntäglichen Wasserfahrttn der Triestiner so mit willkommener Musik. Die Villen dienen meist Geschäftsleuten zu Sommerwohnungen, und in einigen bei-s^lden bieten gesprächige Zusammenkünfte, bei leichten Gerichten und Erfrischungen d«e angenehmste Abenderholung dar. Die Dinge, die hier zur Verhandlung kommen, werden natürlich durch Lage und Leben von Triest bestimmt. Ein jun» ger Mann, der gerade aus der Leoante kommt, berichtet nachlässig, aber dadurch eben nicht ohne Neiz, über eine Fahrt im Marmorameer, und schil» dert mit Interesse, doch ohne Schwärmeiei einen Besuch inMhen. E,n Mädchen endlich erzählt M t sheinbarem Widerstreben von dem weiblichen Wett' schwimmen, dem sie de< Morgens beigewohnt, und vion den Preisen, die dabei gewonnen wurden. Da sie über die Einzelheiten des Kampfes natürlich sehr zurückhaltend ist, so bleibt es der Phantasie ihrer Zuhörer überlassen, sich die Poesie deS Schauspiels, dessen einzige Zeugen Mütter, Tanten, erprobte Freundinnen und verschwiegene Fische waren, recht lebendig auszumalen. Es ist merkwürdig, daß in ei» ner Zeit, wo das Abnehmen früherer Kraft so alle fiemein beklagt wird, gerade das schwächere Geschlecht sich jide Ait männlicher Spiele eigen macht. Sie reiten so kühn, schreiben eifriger, malen häusiger als je, haben die Sculptur mit zarten Meisterwer» ken bereichert, gehen auf dieIagd, versuchten, was allerdings Ausnahme blieb und noch lange bleiben wird, sich im Zwe,kämpf und s.lbst auf dem Schlachtfeld, phllosophiren sdgcsl-, waS sie'ni'ch't immer gefällig kleidet, und die aromatische Damencigarre, die so allerliebst einem schönen Munde steht, ist im BegriffdieRunde von Europa zumachen. Auchhaben sie zu den meisten dieser Uebungen ihre Recht wie wir, nur müssen sie weiblich von ihnen, nur müssen sie so getrieben werden, daß die Gränzen strenger Schick-lichkeit, welche die Natur um das Leben der Frauen zog, ja Nicht überschritten werden. In der Bucht von Muggia, dessen Ufer daS Ziel einer eleganten Spazierfahrt ist, erscheint al« leS geschlossener und gewissermaßen elegischer. Die Aussicht auf die See ist enger und auf der einen Seite durch die Höhen von Triest, auf der andern von der kantenreichen Küste IstnenS begi-änzr. Zwi» schen beiden läuft ein Streifen Landes inS Meer hinein, auf dem die Kirche des Dorfes Servola wie eine Wallfahrtscapelle freundlich steht. Im Hinter, gründe gegen Fimne zu deckt sich und seine einsz. men Meiler ein ,ngeS Th»l mit flüher Nacht, — 180 — wahrend die See noch in hellerem Lichte glänzt. Dorthin zu liegt die Höhe von Corrnale, ein Wun-derwerk der Natur, daS ebenso zu längerem Nach« denken anregt als eS plötzliches Erstaunen aufdringt. Der Besucher wird ,n dem beständigen Auf und Ab, in den engen Gewinden, aus oen» durch den Eln-fiuß der Tropfsteine schlüpfrig gewordenen Boden' »n der dichtesten Finsterniß, w» er nur be» Fackel« sche,n und den klemmn Tritt beachtend fortkommt, Über d»e mert»uürd>gcn Dinge, die de» jedem Schritt, bei jeder Wendung chn überraschen, 0»e Beschwerlichkeiten der Wanderung nur wenlg gcwahr. Dle Natur scheint hier eme Nachdildnerinn menschlicher Kunst. Zler-l»ch geivundene Säulen, Vasen nnt Garben von Blumen, faltenreiche Vorhänge und daS femst« Sp'tzenwerk, kurz die mannichfachsten Ideen der Architektur, Ersinoungen der Plastik und Emfälle der launigsten Arabeske finde» m ununterbrochener Folge slch zusammen. Auf oer andern Seite der Bay von Muggia liegt das fruchtbare Istrien. Es würde slch durch seme malerischen Parthlen vortrefflich zu ?lussiügen für die Fiemden eignen, die auf der Reise nach Italien «nd dem Orient in Trieft zu verweilen genöthigt oder veranlaßt sind, wenn nicht der fast barbarische Zustand der meisten Gasthöfe beinahe Jedermann abschreckt?. Istrien »st eine schmale Landzunge, in die das H?ecr sich allenthalb.n eindrängt und na, türliche Häfen gebildet hat. Das Innere oei Landes ist gebirgig, und von vielen Höhen, wo sie wahr» scheinllch zum Schutz gegen räuberische Anfälle erbaut wurden, sehen Dörfer und Flecken freundlich und stolz herab. Die Städtchen an der Küste, der westlichen zumal, wurden größerenthlils, wie sie hcute erbaut sind, von den Venelianern gegründet, und erinnern durch ihre Bauart an die Hauptstadt der odriatischcn Republik. Der merkwürdigste dieser Orte ist Pola. Einst e,ne Scadt von der lebensvollsten Blüthe, ist Pola jetzt nicht viel mehr als ein öder Flecken. Dcr herrlichste Hafen m>t grünen Inseln, «uf einer derselben ein Olivenhain, an mäßige Hü» gel angelehnt, eine Ebene zu den reichsten Ertrag» Men befähigt, aber durch Vernachlässigung unergle« big wie ungesund. Die alce Ringmauer und mit ihr der Umfang auch der alten Siadt wird durch einen Kranz von Ruinen angedeutet, und einige höchst merkwürdige, zum Theil vortrefflich erhaltene Überreste antiker Baukunst, die ehennlige Ausdehnung auf den Umkr.is einer unbedeutenden Landstadt zusaM' Niengcschrumpft, und selbst die wenigen Wohnungen schlecht berölkeic, die wenigen Straßen todt — das sind die Gegensätze, die Pola zu einem sprechenden Bild und Beisplel von der Vergänglichkeit irdischen Glanzes machen. Schon die Arena, von d«r nur die äußere Einfassung noch aufrecht steht und durch ihr leichtes, gefälliges Aussehen bewelSt, daß der Slaocrach von Pol«, oder wer sonst das Gebäude errichten lleß, seine Architekten Mit Umsicht wählte, läßt auf ein« namhafte Bevölkerung schließen, denn wohl 20 blS 20,000 Zuschauer mußte das Haus aufzunehmen im Stande seyn. Daö Innere »st ganz zerstört, gebrochene Steme liegen auf d,m Boden ohne Hm« umher, der Zusammenhang »st vernich, teli Nicht tue Barbaren der Völkerwanderung, son» oern edle Ritter des spätern Mltttlalters, genuesische Habgier mit Venedigs Rachsucht ,n erfolgrel. chcm Wetteifer haben hlebei daS Vandalenwerk voll, zogen. Nur da und dort sind einige Stufen, wie eme Galerie, die nach gelehrter Muthmaßung den Vestallnnen bestimmt war, noch erhalten, und in der Mitte findet sich die Spur einer Wasserleitung, die für hydraulische Schauspiele, w,e es scheint, he, rechnet war. Wo Tausende und abermal Tausende vielleicht den künstlerischen Trug der Pantomime oder d»e Besiegung eines Löwen jubelnd hewunder» ten, treiben slch jetzt nur emige Schlangen umher, gigen deren Tücke sich die Landleute der Umgegend durch das Geheimniß eineö ihrer Standesgenossen mehr alS durch d»e Hllse ärztlichen WissenS geschützt glauben, uno e»n Echo, daS selbst leise gesprochene Worte in ihren einzelnen Sylben auf das deutlich» ste wiedergibt, ist das einzige Spiel, daS die ern» sten Gedanken deS fremden Besuchers zn erheitern vermag. Das Gude der Schreökenszeit. < V e s ch l u fi.) Alsbald ward die Verhaftung RobeSpierreS, Robespicrres deS Jüngern, CouthonS, Saint'Iusts und Lebas zur Abstimmung gebracht und beschlossen; Gendarmen ergreifen sie und führen sie fort. Aber die Mitgleder der Pariser Commune, alle erklärte Anhänger RobeSpierres, haben erfahren, waS im Convenie vorgegangen ist, und sind nicht unthätig geblieben. Fleuriot Lescol, Malre von Paris, er. läßt an alle Beamte der Pariser Gefängnisse gemessenen Befehl, die Deput>rten nicht anzunehmen, welche der Convent proscribirt habe und ihnen sen» den werdei zugleich läßt er die Sturmglocken ziehen, beruft die Sectionen auf das Stadthaus und setzt sich mit den Mitgliedern deS Ncoolutionstribunals — 181 — in Verbindung. Henriot, Commandant der Miliz, läßt Geschütze auf dem Greveplatz auffahren, um d»e Commune zu vertheidigen, wo bald vom Pöbel im Triumph herbeigeltagen, die vom Convente geächteten Deputirten eintreffen. Ein Depulirter eilt mdesstn ^in den Convcnt UNd berichtet, daß die Aufrührer sich in dichter Massen sammeln und sich berelten, gegen den Sitzungssaal Vorzurücken. Alsbald werden «Ue Mitglieder der Com» mune, ebenso wie Robesplcrre !.und die vorhin auS dem Convente gestoßenen Deputirten, für außer dem Gesetz erklärt. „Die Verschwörer sind außerhalb deS GcsetzeS erklärt," ruft der Präsident; »Pflicht eineS jeden guten Republikaners »st es/ sie zu todten, und den erwartet das Pantheon, der unS den Kopf Ro» beSp,erreS bringen wlrd. — Wer übernimmt eS, der Commune von ParlS das Decret zu veitünden, das sie außer dem Gesetz erklärt." „Ich!" ruft ein Hulssler, dessen Muth der An, blick der großen Beschlüsse erhöht, die eben unter sei» nen Augen gefaßt werden. Und er e»ll alsbald, den Übernommenen Auftrag zlt erfüllen. „Nicht mit Decreten antwortet man dem Ge, schütz," ruft der Dcputirte Louchet; laßt uns einen General ernennen; ich schlage Barras vor!" Barras wird einstimmig zum General ausge» rufen; er verläßt alsbald den Saal, er stellt sich an die Spitze der wachthabenden Gendarmen und zweler Colonnen SectionSsoldaten, welche von allen Seiten herbeieilen, um die Repräsentanten der Nation zu schützen, und rückt mit ihnen auf den Greveplatz, wo Henriot an der Spitze seiner Truppen und die Artilleristen der Commune nnt brennenden Lunten neben lhren Geschützen stehen. Ein Herold tritt her« vor und liest beim Fackellicht die Proklamation, kraft welcher die Aufrührer für außerhalb deS Gesetzes er» klärt werden. Alsbald weicht d»e Menge, die den Platz füllte und zerstreut sich. Henriot ruft seinen Artilleristen, seinen Soldacen zu, auf BarraS und seine Tnlppen zu feuern, aber seine Soldaten gehör« chen dem Commando nicht und die Kanoniere richten »hr Geschütz gegen die Commune. Tausendfältig ertönt der Ruf: eS lebe der Con-vent! Robesplerre und seine Anhänger, imSitzungs, saal des Stadthauses versammelt, verlieren allen Muth. Henriot stürzt hertin, rufend: »AlleS sey yer» loren." Da wirft sich Coffmhal, Mitglied dcS Re, volutionstribunals, aufHenriot, packt ihn und wirft ihn mit dem Rufe: „Feigimg, Du wolltest mir für Deine Soldaren stehen!« aus dem Fenster auf die Straße hinab. Henriot rafft sich schwer verwundet und blutend wieder auf und versucht cS, sich zu retten, indem er sich in eine Kloake flüchtet; aber ein Gendarm, der m>t dem Bajonnet in dieser Kloake herumstöbert, stößt ihm ein Auge auS und findet den Elenden. — Zu gleicher Zeit werden die Thüren des Sitzungssaales von Barras Soldaten mit den Kol. ben eingeschlagen. Em Gendarm läuft auf NobeS-Pierre zu und zerschmettert ihm nnt einem Pistolen» schuß die Kinnbacken. Lebas jagt sich eine Kugel durch den Kopf. Der jüngere Nobespierre will sich durch einen Sturz auS dem Fenster todten, zerbricht sich aber nur den Schenkel. Den lahmen Couthon finden sie unter einem Tische, wie er vergeblich versucht sich zu erstechen. Samt. Just allein behält seinen ganzen ruhigen Muth: »Thut mir nichtS," ruft er den Soldaten zu, die ihn packen, »laßt mich un» verletzt, daß ich morgen diesen Feiglingen zeigen kann, wie ein herzhafter Mann sterben soll'." Robeöpierre wird, mit Blut bedeckt, in einen Sessel gesetzt und in das Haus gebracht, wo die allgemeine SichcrheitSbehörde ihre Sitzungen hielt; die zerschossenen Kinnbacken sind mit einem Tuche, daS man »hm um den Kopf gebunden hat, wieder geschlossen. Im Sitzungssaale der SicherheitSbehörde legen sie ihn auf einen Tisch, eine Kiste ist sein Kopfkissen. Er sieht, cr hört Alles, aber er kann nicht reden, die furchtbarsten Schmähungen werden gegm ihn ausgestoßen. Da die Verschwörer außer dem Gesetz erklärt worden waren, so war es nicht mehr nöthig, noch ein Urtheil wider sie zu erlassen; eS war hinreichend, daß die Identität der Personen nachgewiesen würd?, um sie zur Guillotine zu schicken. Damit diese Form» lichkeit beobachtet werden könne, schaffce man am andern Morgen Robespierre nach der Conciergerie, wohin auch seine Mitschuldigen schon gebracht waren, UNd von dort auf das Revolutionstribunal. Am 10. Thermidor, um vier Uhr Nachmittags, fanden die Hinrichtungen Statt. Mit Nobespierre wurden Nobespierre der Jüngere, Comhon, Samt» Just, Fieuliot Lescot, Payan, Cossmhal, Henriot, der Schuster Simon, Mitglied der Commune und derselbe, dem Chaumctte im Gefängniß deS Tempels die Sorge für Ludwigs XVI. Sohn anver-traut, und der den Tod dieseS armen KindeS durch eine Reihe gräulicher Mißhandlungen veranlaßt hatte, dann Vivier, Präsident deS Iakcbinerclubbs, und viele andere, minder bekannte Anhänger Rodespicr« reS guillotinirt. Lauter Jubel erfüllte an diesem Tage ganz Paris. Bürger, die einander nicht kannten, schlos» sen sich freudig in die Aime; Verwandte, Freunde, der in allen Gefängnissen Eingekerkerten, sammel« - 182 - ten sich in dichten Gruppen vor den Gefängnißthüren und riefen den Gefangenen zu: „Muth, nur Muth, Ihr seyd gerettet; da4 Ungeheuer ist ge, stürzt!" Alle Straßen, durch welche der Zug zur Guillotine mußte, wimmelten von Menschen. Aller Augen waren vorzüglich auf den Karren gerichtet, in dem bie beiden Rabespierre, ^Cauthon und Hen» riot saßen. Man bemerkte, daß Robespierre d,r Aeltere auf seinem Wege zum Schaffot dieselbe Kleidung trug, die er an dem Tage angehabt hatte, wo er auf dem Marsfelde das Daseyn des hoch» sten Wesens proclamirt hatte —. heute aber erin» nerte nichts mehr an die Macht, die er noch ge. stern besessen; er war nicht mehr der Tyrann der Iacobiner, nicht mehr der übermüthige Herr des Convences; ein verstümmelter Mensch lag er in dem Karren, sein Gesicht war durch ein schmutziges, mit Blut beflecktes Tuch halb verhüllt. Was man von seinen Zügen sah, war furchtbar entstellt. Die Quais und die Straße St. Honore entlang ging der Zug. Als er an dem Palais Royal vorüberkam, durchbrach eine noch junge, anständig gekleidete Frau die Volksmenge und klammerte sich an die Leitern des Karrens, auf dem Robespierre lag. __ »Unge» heuer, das die Hölle ausgespien,« rief sie ihm zu, „Dein Tod erfüllt mein Herz mit Freude!" Nabespierre schlug die Augen auf und zuckte die Achseln. »Abscheuliches Ungeheuer," rief die Frau wei» ter, „daß Du nicht tausend Leben hast, betrübt Mich nur, ich möchte Dich tausendmal umbringen sehen! So erscheine denn, Schändlicher, erscheine denn mit den Flüchen aller Gattinnen, aller Mütter beladen, vor Gottes Thron!" Als die Karren am Fuße deS Schaffots ange» kommen waren, hoben die Knechte des Scharf, richters Robespierre herunter und legten ihn auf die Erde, bis die Neihe zu sterben auch an ihn kam. Als alle seine Anhänger hingerichtet waren, trugen sie ihn zur Guillotine; der Scharfrichter zog ihm den Rock aus, dann riß er ihm den Verband ab, den einWunbarzt um seine zerschmetterten Kinn« laden gelegt hatte. Ströme von Blut brachen aus der Wunde hervor. Da der Kopf abgeschlagen war und ihn der Scharfrichter, nach Vorschrift des Ge. sehes, dem Volke zeigte, bot er den scheußlichsten Anblick dar. So endete die schauderhafte SchreckenSzeit; die Weltgeschichte hat kaum ein zweites Beispiel gleich diesem, wo eine kleine Zahl Verwegener ein großes Volk muer dem härtesten Joche hielt. Feuilleton. (Frühere Ritterlichkeit.) Die Leipzlger Mode-Zeuuna. enthält Folgendes: „Sonst war es historisch begründet, daß die Tochter der Fürsten allein Fräulein genannt wurden; die Töchter der Ritter hießen damals edele Magd, und die der andern Freien: Mägdlein. Später maßten sich alle Töchcer der Edelleute an, Fräulem genannt zu werden, oder vielmehr die Höflichkeit bediente sich dieser Anrede allgemein, bis dieNach^hmung der fran» zösischen Sitte diese deutschen Worte ganz verdrängte und Madame und Mademoiselle an deren Stelle setzte.«__«Unsere Vorfahren hatten keine Geschlechts. namen, konnten also ihre Abstammung nicht u» kundlich nachweisen. Die Zunamen wurden gewöhn» lich von dem Wohnorte oder dem Besitzthume her» genommen. Nach 1l30 hatte ein Gau^raf Hermann keinen andern Namen; ja noch bei dem Sängerfeste auf der Wartburg im Jahre 1206 war es an dem Namen nicht zu erkennen, wer zu dem oder jenem Stande gehörte; denn einer der Sänger war Hermann von Ofterdingen, ein Burger aus E'ser.ach, und noch 1352 hieß ein Bürgen zu Frank» fürt an d. O» Heinrich von Angermünde. Damals hatte das Wörtchen „von" noch kein? festgestellte Stanbesbedeutung. Wilhelm von Köln war ein Maler aus Köln, und Hermann von Salza ein R,lt,r auS Salza. (Die Sonne.) Die Flecken, welche man an der Sonne sieht, sagte der berühmte Astronom Arago in seiner Vorlesung, waren den Alten wahrscheinlich nicht bekannt, da zuerst 16ll in der Schrift eines Holländers von denselben die Rede ist. Diese Flecken sind zweierle, Art; einige gleichen ei, nem dunklen Körper, andere leuchten; ihre Gestalt ist verschieden, und die kleinsten gleichen gewisser» maßen Runzln, als wenn die Oberfläche der Sonne wie die Schale einer Citrone runzelig wäre. — WaS die Stärke des Sonnenlichtes betrifft, so h^t ein Astronom berechnet, daß ein Zoll Sonncnsub-stanz, wenn man sie auf tue Erde herunterbrmg.n könnte, so viel Licht geben würde, als 12,000 Ker» zen. — Häufig hat Man behauptet, die Tempera» tur der Erde habe sich geändert, Arago weiSt aber durch Vergleich der Beobachtungen der Schule zu Alexandrien, der späteren Beobachtungen der Aia» her, und der jetzigen nach, daß die Temperatur sich seit 2000 Jahren auch nicht um das Zehntel emes Grades geändert habe. Zwar^ hält es die Wissen» schaft nicht für unmöglich, daß die Sonne einst ver« schwinden könne, wie bereitS mehrere Sterne ver» schwunden sind; die Sonnenflecken aber sind, der Ansicht der Astronomen nach, keineswegs ein Anfang des Verschwindens dieses Gestirnes. Verleger: Ignaz sllois Sdler v. Kleinwayr.