Nr. 9. September 1898. i- Jahrgang. A»chm-Ke-WWeil 6tr fmgrcgitiim der Kähne des heiligste« Krrrrns Jesu. Die Congregation besteht aus Ordenspriestern und Ordenslaienbrüdern. Es werden in dieselbe außer Priestern ausgenommen Studenten und Laienbruder. Hiezu wird von der Regel erfordert: 1. Für Studenten: dass sie wenigstens 16 und nicht über 34 Jahre alt, von guter körperlicher Gesundheit, hinreichenden Fähigkeiten, gediegenem und beständigem Charakter, von habituell guter Aufführung, frei von Schulden und Familienhindernissen sind; ferner, dass sie nie in Missionen gewesen sind und nie einer anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben, dass sie den aufrichtigen Willen besitzen, Ordensleute zu werden und sich für immer der Mission zu weihen; dass sie so viele Studien gemacht haben, um regelrecht der Philosophie und Theologie sich widmen zu können, zum mindesten jedoch, dass sie die 3. Gymnasial-classe absolviert haben. 2. Für Laienbrüder: dass sie das 20. Jahr vollendet und das 30. nicht überschritten haben, feste Gesundheit und körperliche Kräftigkeit, offenen Sinn und gesunden Verstand, Kenntnis irgend einer mechanischen Kunst oder eines Handwerkes , genügenden Unterricht und Befähigung, um an Ort und Stelle fremde Sprachen zu erlernen, besitzen; dass sie von bürgerlichen und militärischen Verpflichtungen und von Seite ihrer Familien frei sind, keine Schulden oder sonst Verpflichtungen welcher Art nur immer haben; dass sie noch nicht in Missionen gewesen sind und keiner anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben; vor allem aber, dass ihre sittliche Aufführung derart ist, dass man mit Grund Gutes von ihnen hoffen kann. Alle müssen zwei Jahre Noviziat machen, worauf sie, wenn nach dem Urtheile der Obern kein Hindernis entgegensieht, die heiligen lebenslänglichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Die Studenten setzen daun ihre Studien für das Priesterthum fort. Beim Eintritt in die Congregation muss jeder eine bescheidene Ausstattung an Kleidung und Leibwäsche mit sick) bringen und soviel Geld, als zur Rückkehr in die Heimat erforderlich ist, wenn solche aus einem triftigen Grunde sich als nöthig erweisen sollte. Nach ihrem Eintritte, seien sie Studenten oder Laien, übernimmt das Institut ihre Versorgung in allem Nöthigen, in Gesundheit und Krankheit, wie für seine Söhne. Behufs Aufnahme tu die Congregation ist an den P. Rector des Missionshauses der Söhne des hl st. Herzens Jesu in Mühland bei Br ixen (Tirol) Folgendes einzusenden: 1. Ein Aufnahmsgesuch mit kurzer Lebensbeschreibung und der Erklärung, Ordensmann und Missionär für die Neger lebenslänglich sein zu wollen; 2. das Tauf- und Firmungszeugnis; 3. ein Sittenzeugnis, ausgestellt vom eigenen Pfarrer; 4. ein ärztliches Gesundheitszeugnis; 5. (bei Minderjährigen) die Zustimmungserklärung des Vaters oder Vormundes; 6. (bei Studenten) die Zeugnisse der absolvierten Gymnasialclassen, besonders der letzten ; 7 (bei Laien) im Gesuche angeben, ob sie ein Handwerk verstehen. ---------------------- Organ des Missionshauses der „Löhne des hssl. Herzens Jesu". Erscheint mit (EnÖc jeden IHonatg. Wr. 9. September 1898. I. Jahrgang. Inhalt: Zur Einnahme von Gmdurman-Lhartum (Gedicht). — Die Einnahme von Bmdurman-Lhartum. — vertrauen auf Maria (Gedicht). — Der Fall von Dmdurman in Assuan. — Ihre Majestät Kaiserin Elisabeth, f — Trauerfeier in Ägypten für die Kaiserin Elisabeth, i — Der Islam, der Erzfeind des Lhristenthumes. — Der Aberglaube im Nilthale. gut KimiliWk im Frei und offen ist die Pforte Nun z» unserem Hoffnungslande; wo schon Ostreichs innth'ge Söhne Ruhn im glüh'nden wüsteufande. wo gepflanzt des Glaubens Senfkorn Sie es lieblich pflegend harrten, Als die Höll' in Wuth ergrimmte Und erstickt' den Keim den zarten. And der Herr, der alles leitet, Ließ den wilden Sturm austoben; — wunderbar sind seine Wege — Hirt und Herde ward zerstoben. Gotteswerk ist, was besiegelt Ist durch Leiden, Kreuz, Beschwerden; Dieses Siegel uns zu geben, Mussten sie zum Opfer werden. was sich gegen Gott empöret, G wie nichtig sind die Waffen! Scheinen sie zn triumphieren: In den Staub sinkt all ihr Schaffen. AlldMllllUl-LhllltNlll. Schon zerstreut sind stolz die Mächte,. Ji Die dem Kreuz den Zutritt wehrten, And des Kreuzes tapfre Kämpen, Hart verfolgt, sich doch vermehrten. I Seid Ihr, Brüder, auch erlegen, jj Seid zum Opfer Ihr gefallen, ! Doch was Ihr mit Gott begonnen, j Kann nicht wie der wind verhallen. ij Seht, noch schlagen edle Herzen |ii Euerer treuen Glaubensbrüder, |Jj Die das Kreuz, das Ihr gepflanzet, j/j Aufzurichten kehren wieder. j Und sie knien nieder betend ; Still an Euerem stillen Grabe, Dem, was Ihr im Schweiß gebanet, j Opfern sie dort Blut und Habe. ; Ruht nun fernst, am Grabeshügel ( wird sich neu das Kreuz erheben; i Siegreich sind selbst noch im Tode, Die für Gott geiveiht ihr Leben. . B. Aohnrn, F, 6. * Die Eiimhiuk mm (Ombimiinn-flljiutiiiii. ßach dem Siege bei El Hilgi kehrten die Truppen wieder in das Lager an den Nil zurück und rüsteten sich für den baldigen Weitermarsch M> nach Omdurman und auf die letzte bedeutende Schlacht, welche sie dort DVWW noch zu bestehen hätten. Während die Armeekörper, durch eine sorgfältig geleitete Vorhut gegen allenfallsige Überraschungen gut gedeckt, langsam sich vorwärts bewegten, wurden sie unterdessen noch vervollständigt und aufs Beste mit Proviant und Munition versehen, welche zu Land durch Kameele, zu Fluss durch Kanonenboote fortgeschafft wurden. Von Tag zu Tag verbesserte sich die Situation mit dem Anschwellen des Niles, auf dem die Kanonenboote jetzt um so ungehinderter manövrieren konnten und sich weiter vorwärts wagen durften. Während die anglo ägyptischen Truppen sich anschickten, auf die Insel Nasri loszumarschieren, um die Enge von Schabluka den Derwischen zu nehmen, gelangten in das Lager außer vielen Flüchtlingen aus Omdurman auch eine Karawane von 1400 Personen aus Kordosanmit ihrem Scheich, Knechten und Rindern. Unter ihnen waren viele einflussreiche Persönlichkeiten aus El Obeid; sie baten den Sirdar, er möchte zu ihnen kommen und ihre Stadt besetzen. Auch im Süd-Osten am blauen Nile verlangte die Bevöl- Hl. Mathias. kerung Schutz vom Sirdar, aus Furcht, von den Mahdisten niedergemacht zu werden ; für den Augenblick konnte er ihnen nur freundliche Ara-berstümm emit Waffen senden. Also seit wie lange schon ist die moralische Stütze des Chalifen gefallen! Kitchener Pascha untersuchte persönlich Schabluka am 6. Nilkatarakt, welchen die Schiffe wider Erwarten gut passieren konnten, und traf den Ort verlassen, weshalb er nach dorthin das Lager verlegte ; wieder nach einigen Tagen stand schon das anglo-ägyptische Heer in Agaza (Mittwoch, 31. August), etwa zehn englische Meilen von Omdurman entfernt. Von hier machte bei Anbruch des Tages die Cavallerie einen Recognoscierungsritt bis gegen Kereri, fand aber alle Vorposten von den Derwischen verlassen. Die ägyptische Cavallerie und das Dromedarcorps rückten am Morgen des genannten Tages gegen Westen vor und besetzten einen fünf Meilen westlich von Omdurman gelegenen Hügel, während das 21. Lanciersregiment am Ufer des Niles entlang ebenfalls bis etwa fünf Meilen von Omdurman vordrang. Die Kanonenboote schifften flussaufwärts in der Absicht, die Derwische aus den Forts zu beiden Seiten des Nils zu vertreiben; es gelang ihnen, die Batterie Howitzer zu landen, die sogleich Omdurman beschoss, wobei das Grabmal des Mahdi übel mitgenommen wurde. Als der Feind von Omdurman aus die ägyptische Cavallerie auf der erwähnten Höhe wahrnahm, zog er in gewaltiger Überzahl ihr entgegen, etwa 20,000 Mann, vor denen sich die Ägypter natürlich zurückzogen, nachdem einige Schüsse gewechselt worden waren. Als nämlich die Derwische die feindlichen Reiter zu Gesicht Die Einnahme von Omdiirmcm-Chartum. 195 bekamen, rückten sie von allen Straßen, welche von der Front der Stadt in die Ebene sich verzweigten, heran, stellten sich im Westen der Stadt in fünf Corps und in vollkommener Ordnung in Schlachtordnung auf mit allen ihren Kriegszeichen, wie Tamboure und Fahnen. Sie in geschlossenen Reihen auf die Kavallerie losmarschieren zu sehen war ein entzückender Anblick. Und mit solcher Heftigkeit drangen sie vor, dass sie bald mit dem Nachtrapp der ägyptischen Kavallerie in Fühlung kamen und sie zum Rückzüge nöthigten. Die Infanterie glaubte sich schon zur Schlacht rüsten zu sollen, doch zogen die Derwische sich im letzten Augenblicke zurück, ohne den Angriff zu wagen. So vergieng der Tag ohne Entscheidung, aber mit dem Verluste eines Mannes ägyptischerseits. Bei dieser Gelegenheit konnte die Kavallerie-Division von den Hügeln bei Keren einen besseren Überblick über Omdurman gewinnen. Die ganze Nilniederung war vor ihnen; das Grabmal des Mahdi lag wie ein Bollwerk inmitten der weiten Ebene, die Omdurman umgibt. Von Khartum bemerkte man nichts als die grünen Palmenhaine, welche in der Nähe der Vereinigung der beiden Flüsse wachsen. Am Donnerstag, den 1. September wurde der Marsch bis zum Abend weiter fortgesetzt. Die ägyptische Brigade unter Lewis zog durch die Wüste, die englische unter Wanhope den Fluss entlang. Die linke Flanke wurde durch die Kanonenboote, die rechte durch Kavallerie und Artillerie gedeckt. Auch dieser Tag vergieng ohne Kampf, obgleich man sich Omdurman bis auf wenige Meilen näherte, bevor Halt gemacht wurde. Am frühen Morgen des 2. September endlich, also Freitags, berichteten die Cavalleriepatrouillen, dass der Feind von Omdurman her anrücke und zwar in Schlachtordnung, worauf alles sich zum Kampfe bereit machte. Seine Front hatte eine Ausdehnung von 3—4 Meilen, es war Infanterie und Kavallerie mit unzähligen Fahnen und Standarten. Unter Kriegsgesang kamen sie näher. Die Infanterie stellte sich vor dem Lager Agaga in folgender Ordnung auf: Auf der Linken war die Rifle-Brigade postiert; dann kamen die Lancashire-Füsiliers, die Northumberland-Füsilicrs, die Grenadier-Guards, die Maxim der Royal Jrish-Füsiliers, das Royal Warwichshire-Regiment, die Cameron Highlanders, die Seaforth Highlanders, das Lincolns-Shire-Regiment, die Maxim der Royal Artillery, zuletzt die Negerbataillone der Obersten Maxwell und Macdonald mit den Kanonen der Reserve des General Lewis und des Obersten Collinson, welche die zwei Seiten beschützten. Gegen 6 Uhr 20 Minuten erschienen in der That die Derwische in ungeheuren Massen aus den Anhöhen, die das Lager gegen Süden umgaben. Sie kamen mit großer Schnelligkeit näher und offenbar mit der Absicht, die Anglo-Ägypter zu umzingeln. Zwanzig Minuten später konnte tue anglo-ägyptische Artillerie das Feuer eröffnen, das von der feindlichen Infanterie sofort erwiedert wurde. Aber ihren Plan, die linke Flanke zu überwältigen, konnten sie nicht ausführen infolge des mörderischen Feuers, dem sie während fünfzehn Minuten ausgesetzt waren. Als sie sich dann verzweifelt gegen das Centrum wandten, kamen sie erst recht vom Regen in die Traufe; die Camerons, Lincolns und die Negerbataillone empfiengen sie mit so fürchterlichen Salven, dass sie in wenig Augenblicken wie Gras auf der Wiese niedergemäht wurden. Da endlich zogen sich die Massen zurück, nachdem sie mit beispielloser Tapferkeit und Todesverachtung gekämpft hatten. Waren doch ihre Fahnenträger bis auf hundert Schritt an die ägyptischen Truppen herangekommen, und die Emire ritten an der Spitze ihrer Leute int ärgsten Kugelregen einher, als ob sie Dutzende von Leben in Reserve hätten. Nachdem der Feind hinter den Anhöhen wieder verschwunden war, befahl der Sirdar, dass die Brigaden Lewis und Collinson sich zu neuem Kampfe bereit halten sollten, da wahrscheinlich der Angriff auf den linken Flügel erneuert würde. 196 Ž)ie Einnahme von Ömdurman-Chartum. Zugleich rückte man in Schlachtordnung gegen Omdurman vor. In dem Augenblick, wo die englische Brigade, mit den ägyptischen Bataillonen auf der Rechten, die Höhe in der Nähe des Flusses erstiegen hatte, zeigte sich der Feind von neuem in einer Entfernung von etwa zwei Meilen, vorläufig durch felsige Anhöhen gedeckt. Man nahm ein schwarzes Banner wahr, ein Zeichen, dass der Chalif selbst die Scharen anführte und dass also jetzt der entscheidende Schlag zu erwarten war. Es mochten etwa 15,000 Mann sein, die mit voller Wucht unter lautem Geheul und Kriegsgesängen heranjagten und sich auf die beiden ägyptischen Bataillone stürzten, die den rechten Flügel bildeten. Diese stellten sich sofort zum Kampfe auf und wiesen mit Hilfe der Maximgeschosse den ersten Angriff ab. Indessen ließ der Sirdar das Zentrum eine Schwenkung vollziehen, um dem herannahenden Feinde in die Seite zu fallen Es war gerade zur rechten Zeit; innerhalb zehn Minuten, noch bevor sie irgend welchen Schaden hatten anrichten können, wurden die Feinde in eine Senkung des Terrains getrieben unter das lebhafte Kreuzfeuer der drei Brigaden und der Artillerie. Die Kraft der Derwische war vollständig lahm gelegt; trotz ihrer geradezu unglaublichen tollkühnen Tapferkeit wurden sie buchstäblich niedergemäht. Sterbend noch am Boden liegend richteten die Derwische ihre Gewehre auf die anstürmenden „Ungläubigen"; es war vergeblich. Bald war das ganze Schlachtfeld mit Leichen und Verwundeten bedeckt, die Überlebenden mussten sich zur Flucht wenden, und nach ihrem Fortzuge sah die Stätte, wo all die Todten und Sterbenden in ihren weißen Gewändern lagen, ans, wie ein schneebedeckter Anger. Die feindlichen Anführer, als sie die ihrigen entweder todt oder fliehen sahen, stießen mit herausfordernder Haltung ihr Banner in die Erde und erwarteten dort den Tod. Das war mehr als die menschliche Natur ertragen konnte. Erst nachdem ihre große Anzahl zu Compagnien, und diese zu kleinen Häufchen zusammengeschmolzen waren, wendeten sie sich zur Flucht. Die Verluste der Anglo-Ägypter waren verhältnismäßig gering, am stärksten bei den 21. Lanciers. Diese nämlich unter Oberst Martin sollten die aufgelösten, fliehenden Feinde daran hindern, Omdurman wieder zu erreichen, das etwa fünf Meilen vom Schlachtfelde entfernt lag. Sie machten deshalb eine rasche Schwenkung um das Centrum der Feinde, stießen dabei aber mit einem 2000 Mann starken Reservecorps der Derwische zusammen. Genau ließ sich die Zahl infolge des ungünstigen Terrains nicht feststellen; jedenfalls war es eine ungeheure Überzahl. Aber die wackeren Reiter sprengten voll Begeisterung mitten in die feindlichen Reihen hinein und bahnten sich unter dem heftigen Feuer der feindlichen Infanterie einen Weg durch dieselben. Das Handgemenge war entsetzlich. Wie einer vom Pferde stürzte, wurde er von den wüthenden Derwischen in Stücke zerhauen. Aber dennoch gelang es den Lanciers, durchzukommen, und auch das Endziel, den Derwischen den Rückzug abzuschneiden, wurde in glänzender Weise erreicht. Freilich hatten sie verhältnismäßig große Verluste. Lieutenant Grenfell, der Sohn des Generals Grenfell, war eines der Opfer dieses Reiterstückchens; er wurde auf. seinem Pferde erschossen. Gleich warfen sich der Lieutenant Montmorency und der Corporal Swarbak mitten in die Feinde, um seinen Körper zu erlangen. Zu ihnen gesellte sich noch der Hauptmann Kenna, und den zwei Officiereu gelang es durch Revolverschüsse den Feind einige Meter weit zurückzutreiben. Sie Hütten es auch fertig gebracht, den todten Körper zu entreißen, wenn nicht das Pferd mit ihm durchgegangen wäre, bevor man es erreichen konnte. Inzwischen war der Chalife mit einem Theile des Heeres geflohen und eine Abtheilung Cavallerie mit Slatin Pascha wurde ihm nachgeschickt. Es gelang derselben zwar nicht, den Chalifen selbst gefangen zu nehmen, wohl aber die Mehrzahl seiner Leute, so dass er angeblich nur mit 130 Mann Begleitung in der Richtung nach Kordofan entkommen konnte. ; L »MM/MF mMwm I Die Einnahme von Omdurman-Chartum. 197 Unverzüglich wurde der Marsch nach Omdurman fortgesetzt, wo man,, nachdem der Rest der Derwische, der sich noch in der Wüste Herumtrieb, gefangen Apotheose bvs hl. Petrus Clover. genommen oder zerstreut worden war, kurz nach Mittag ankam. Der Platz leistete keinerlei erheblichen Widerstand und so zog denn die Armee, an der Spitze 198 Verlrauen auf Maria der Sirdar mit der eroberten schwarzen Fahne des Chalifen, in dieselbe eilt, um, vom Jubel der Bevölkerung empfangen, bald darauf die ägyptische und englische Flagge auf den Wällen Omdnrmans zu hissen, und von der Hauptvefle des Mahdi und seines Chalifen, welche dort über dreizehn Jahre gehaust, wieder Besitz zu ergreifein 150 europäische Gefangene wurden noch vorgefunden und befreit, darunter auch der Deutsche Neufeld. Am Sonntag, den 5. September begab sich der Sirdar sammt seinem Stabe nach den Ruinen von Chartum, um die ägyptische und englische Fahne auch dort zu hissen und zugleich das Gedächtnis des guten, heroischen, gerechten, aber unglücklichen Gordon zu feiern. Dabei spielte die Militärmusik einen Trauermarsch, während ein Kaplan der Armee unter langandauerndem Kanonendonner die üblichen Gebete verrichtete. Besonders groß war die Freude der chefreiten Sclaven in Omdurman sowie der übrigen Bewohner/ Kaum war die Übergabe von den Scheichs beschlossen, so strömte alles voll Freude auf die Straßen; einige, die Anverwandte oder gar Väter unter den Soldaten hatten, zogen dem Heere entgegen unter lautem Jubel und Gesang. Als die Niederlage des Chalifen entschieden war, ergoss sich der Pöbel in das Beit et Mal und plünderte alles dort Vorhandene. Die strategische Tragweite des Sieges bei Omdurman mag aus den folgenden Zahlenangaben entnommen werden. Der Chalifa hatte vor der Stadt im ganzen 35,000 Manu, theils Reiterei, theils Fußvolk, in Schlachtordnung aufgestellt. Von diesen wurden in dem mörderischen, etwa zwei Stunden dauernden Kampfe nach vorläufiger Schätzung gegen 10,000 getödtet und über 16,000 verwundet; ferner fielen in der Stadt selbst noch einige hundert Derwische, die sich zur Wehr setzten. Der ganze Rest wurde gefangen genommen mit alleiniger Ausnahme des Abdullahi und seiner 130 Begleiter. P. Zos. Münch, F. S. C. Apost. Missionär. Mimen nitf Mein. llTnvitt sei dein liebstes Wort 3in Leben und im Tod; Maria sei dein Zufluchtsort In aller Angst und Not. Maria beut’ zu jeder Zeit, So oft dein Herze schlägt; Maria bis in Ewigkeit Dich ja im Herzen tragt. Maria schaut voll Freuden, Wenn rein und fromm du bist; Maria blickt voll Leiden, Bist du ein lauer Thrift. Maria halt die KroiV bereit, Weun treu du bist ihr Kind; Maria wird dein ew ge Freudy Wenn meidest du die Stinb'. Maria ruf’ zur Seite In jedem harten Streit; Maria zum Geleite Dir nimm zur Ewigkeit. B. Zori», F. S. U, 19t) Dtt fall >m fOiiibimnnii, Elchen Eindruck das große Ereignis des Sudan auf unsere Missionare und auf die Bevölkerung in Assuan gemacht hat, darüber gibt une folgender Brief dd. Assuan, 15. September d. I. Aufschluss: Schon seit geraumer Zeit war das Gerücht verbreitet, dass die englisch- ägyptischen Truppen bereits in die Nähe von Omdurman, Hauptstadt und Hauptstützepunkt des Mahdireiches, vorgerückt seien. Von Tag zu Tag erwartete man, dass sich die zwei Heere in einer entscheidenden Felvschlacht messen würden ; hier und dort hörte man verschiedene unsichere Nachrichten. Das einzige wahre davon war, dass der englische Commandant die Artillerie hatte bereitstellen lassen, um Assuan das frohe Ereignis zu verkünden, gleich wenn die Kunde davon gekommen wäre. Es vergiengen unterdessen einige Tage allgemeiner Erwartung. Alle hofften einen glücklichen Ausgang, aber die Gewissheit davon fehlte doch. Das anglo- ägyptische Heer war wohl gut bewaffnet und von einer tüchtigen Flottille unterstützt, welche aus 9 Kanonenbooten mit 50—55 Kanonen bestand; aber die Soldaten, über welche der Sirdar verfügen konnte, erreichten nur die Zahl von 21,500 Mann, von denen wiederum ein Theil zurückbleiben musste, um die alten 200 Der Fall von Omdnrman in Assuan. Plätze besetzt zu halten. Andererseits war Omdnrman als Residenz des Chalifen und als heilige Stadt wegen des Grabes des Mahdi das Ziel vieler Pilgerfahrten, den Mahdisten theuer; zu seiner Vertheidigung hatte es ein starkes Heer, dessen Zahl, Kühnheit und Fanatismus den Mangel genügender Bewaffnung ersetzte. So konnte man voraussehen, dass der Feind nicht so leicht weichen, sondern einen heftigen Widerstand leisten würde. — In dieser Ungewissheit kam der Sonntag, 4. September heran, als gegen 7 Uhr in der Frühe plötzlich Kanonenschüsse hörbar wurden, denen jene durchdringenden Schreie folgten, mit welchen die Leute hier sowohl glückliche als unglückliche Ereignisse begleiten. „Omdnrman ist gefallen" gieng es von Mund zu Mund. Solch' eine Nachricht klang unseren Ohren lieblicher als süße Musik; sie erfüllte uns mit Freude und öffnete unseren Herzen die schönsten Hoffnungen. Es ist also jenes Hindernis beseitigt, das seit ungefähr 15 Jahren uns vom Arbeitsfelde ferne hält, welches die göttliche Vorsehung uns angewiesen hat. Endlich ist jenes Thor ausgesprengt, das uns den 'Hauptzugang zu unserer Mission verschloss. Nach so vielen Jahren der Barbarei und rohen Wildheit sind jene unglücklichen Länder vom grausamen Joche der Baggara befreit. Sogleich pflanzten wir die Fahnen auf unserer Kirche auf und der Hochwürdigste Herr Bischof sandte ein Glückwunschtelegramm an den General- Oberbefehlshaber Kitschener, den unbesiegten Bezwinger der Mahdisten. Alsdann begaben wir uns zum englischen Commandanten, um ihm wegen des so freudigen Ereignisses unsere Glückwünsche darzubringen. Den Ausgang der Schlacht, welche mit Unterbrechungen von 6 Uhr in der Früh bis zum Nachmittage Freitags des 2. Septembers dauerte, und in welcher die Derwische mit ungeheuerer Anstrengung und unglaublichem Muthe kämpften, erfuhr man erst später; dies kam daher, weil ein heftiger Sturm in der Gegend vom Atbara die Telegraphendrähte zerriss und man daher erst nach vorausgegangenen Ausbesserungen telegraphieren konnte. — Am Nachmittage sangen wir in der Kirche ein feierliches Te Deum zum Danke, dass es der göttlichen Majestät endlich gefallen habe, unsere theuere Mission nach so vielen Jahren banger Erwartung wieder zu öffnen. In der Ortschaft entwickelte sich unterdessen eine außerordentliche Rührigkeit. Unermüdlich wurde an den Vorbereitungen zu einem offi-ciellen Empfang gearbeitet, der am nämlichen Abend stattsinden sollte. Die festgesetzte Zeit war ein wenig unbequem für uns, doch die Schicklichkeit erheischte es, dass wir daran Theil nahmen. Als wir uns vom Hause ein wenig entfernt hatten, begegneten uns schon Neger, die mit einem ihnen eigenen und schreienden Lärme Tänze um eine Art von Fackeln aufführten, wie es hier zu Lande Gebrauch ist. Diese Fackeln bestehen in einem Pfahle, an dessen Spitze man einen eisernen Korb mit brennendem Holze befestigt. Die Häuser längst der Hauptstraße am Ufer des Flusses waren mit Triumphbogen, Palmenzweigen und Fahnen geschmückt, und großartig beleuchtet. Beinahe auf der entgegengesetzten Seite der Ortschaft gegenüber den Militärmagazinen hatte man für den feierlichen Empfang hergerichtet. Es war ein rechteckiger Platz, in den man durch einen Triumphbogen eintrat. An den Seiten waren hunderte von Lichtern aufgestellt; Fahnen und Feuerwerke mit dem übrigen Schmucke boten einen herrlichen Anblick. Die zahlreichen Fahrzeuge im Nile waren auch bis zu den höchsten Segelstangen beleuchtet. Viele Bänke, Sessel und Sofas waren zur Verfügung der Eingeladenen bereit gestellt; der Boden war mit Teppichen belegt. — Die Freude las man auf den Gesichtern des versammelten Publicums, das den besseren Theil der Bevölkerung von Assuan darstellte. Was für ein Unterschied zwischen heute und vor 12 Jahren! Damals (1886) erdröhnten auch die Kanonen hier in Assuan, aber nicht zum Zeichen der Freude, sondern um die Stadt zu vertheidigen und die Derwische zurückzuschlagen, die in Menge am anderen Ufer des Flusses erschienen waren. Ein Missionär, Dcr Fall von Omdurmän in Assuan. 201 damals seit kurzem ihren Händen entwischt, welcher sich Geschäfte halber in Assuan aufhielt, musste Nachts sich in die Festung flüchten, um nicht Gefahr zu laufen, ein zweitesmal in die Gewalt jener wilden Horden zu fallen. Der Versammlung fehlte die Militärmusik, da die Garnison von Assuan in den Krieg gezogen war; nur eine Mandoline ließ sich hören. Aber die Musik wurde durch das Getrommel zahlreicher tam-tam ersetzt, so dass man öfters Mühe hatte, einander zu verstehen. Nach langem Warten glaubten wir wegen des hef- Nsiiirelreiker int Sufian. Ligen Trommelns eines tam-tam, dass die Behörden ankämen; anstatt dessen war es aber die Sippe der Rnfaj, welche die Aufgabe haben, Gott mit allen Arten von absonderlichen und ermüdenden Körperbewegungen zu ehren. Vor sich trugen sie eine große Laterne, mit weißen Vorhängen bedeckt, in der einige Kerzen brannten. Als sie ans den Boden gestellt war, fieng ein Knabe mit Heller klingender Stimme an, die neunundneunzig Namen Gottes herzusingen, das Lob des Propheten und aller heiligen Scheiche zu verkünden, wobei die Rnfaj in doppelter Reihe sich ihren lächerlichen Verdrehungen und Gebärden überließen, indem sie nach rechts und links mit dem Kopfe stießen wie junge Böcke und die Bewegungen je nach dem 202 Ihre Majestät Kaiserin Elisabeth Von Österreich f. Gesänge änderten. Die mohammedanischen Zuschauer, auch die gebildeten und gut erzogenen, waren von einer solchen Weise Gott zu loben sehr erbaut und befriedigt. Nachdem endlich die Behörden, nämlich der englische Commandant, begleitet vom Vice-Gouverneur der Grenzprovinz und vom Mamur (eine Art Bürgermeister), beide Araber, gekommen waren, brachten wir unsere Glückwünsche vor und unterhielten uns ein wenig mit ihnen; dann nahmen wir Abschied von ihnen, verließen die Festversammlung und zogen uns nach Hause zurück. Die Neger hüpften und tanzten noch mit dem nämlichen Eifer und hörten nicht auf bis nach Mitternacht. Am folgenden Morgen gedachten wir in unseren Gebeten jener, die ihr Leben auf dem Schlachtfelde gelassen und mit ihrem Blute unsere theuere Mission eröffnet haben. Was ist mit den Gefangenen geschehen? Einige Zeit waren wir in Ungewissheit, bis als Antwort auf ein von Monsignor gesandtes Telegramm ein solches des Sirdar eintraf, worin dieser für die Glückwünsche dankte und die tröstliche Nachricht gab, dass alle Gefangenen, welche einst der Mission angehörten, sich gesund in Om-durman befinden. Durch den Fall von Omdurman ist das große Hindernis weggeräumt, das uns bis jetzt genöthigt hat, ferne von unserer Mission verweilen zu müssen. Hoffen wir, in Kurzem die alten Posten wieder besetzen zu können zum Heile so vieler armer Seelen, die noch in der Unwissenheit begraben und des Lichtes des wahren Glaubens beraubt sind. Um dieses zu erreichen, empfehlen wir uns dem Gebete aller frommen Leser. P. Hkto Kubcr, F. S. c. Ihre lUiiii-llÄt finilmn Elisabeth «on Gftmeilh f. (£ ine That von unerhörter Ruchlosigkeit erfüllte am 10. September die ganze civilisierte Welt mit Entsetzen und versenkte Österreich im Jubeljahr (fyj seines geliebten Herrschers in Schmerz und Trauer. Die Kaiserin Elisabeth ist auf dem Boden der Schweiz, wo sie nach einer an-strengenden Cur Erholung suchte, von dem Dolche eines elenden anarchistischen Mordbuben tödtlich getroffen worden und dem feigen Mordanschlage erlegen. Das Attentat wurde in Genf verübt, als die Kaiserin sich zum Landungsplätze begab. Die Monarchin schritt in Begleitung einer Hofdame auf dem Trottoir des Quai Montblanc dahin, als der Verbrecher sich an sie herannahte, ihr eine scharf zugeschliffene Feile in das Herz stieß und dasselbe völlig durchbohrte. Die Kaiserin fiel zu Boden, raffte sich wieder aus, bestieg das Schiff, wurde aber ohnmächtig und bewusstlos in das Hotel zurückgebracht, wo sie bald ihren Geist aufgab. Ein Priester spendete ihr die noch möglichen Tröstungen unserer hl. Religion. Der Mörder, ein in Paris geborener Italiener namens Lucheni, ist ein elender Sendling des feigen Anarchistengesindels. Die unglückliche Frau, die trotz ihrer Kaiser- und Königskrone unsägliches Leid im Herzen trug; die leidende Monarchin, die nirgends mit Herrschergewalt, sondern wie eine einfache Frau aus dem Volke auftrat; die edle Fürstin, die nur Gutes und niemand Böses that: sie musste dem Mordinstrumente eines verruchten und ruchlosen Verbrechers zum Opfer fallen. Die Kaiserin und Königin Elisabeth Amalia Eugenie, Herzogin in Bayern, war als Tochter des Herzogs Maximilian und der Herzogin Ludovica zu Possenhofen in Bayern am 24. December 1837 geboren. Am 18. August Ihre Majestät Kaiserin Elisabeth f- 1853 wurde sie mit Kaiser Franz Josef verlobt und am 24. April 1854 in der Augustinerkirche zu Wien vermählt. Von ihren vier Kindern leben noch Erzherzogin Gisela, jetzige Prinzessin von Bayern, und Erzherzogin Marie Valerie. Ein leidender Zustand, der besonders seit 1869 sich fühlbar machte, nöthigte Ihre Majestät, oft wechselnden Aufenthalt in südlichen und an der See gelegenen Cnrorten zu nehmen. Bei einer solchen Gelegenheit war es auch, dass unsere Negercolonie Ge sir a bei Kairo die Ehre hatte, Ihre Majestät ehrfurchtsvoll begrüßen zu dürfen. Noch jetzt sprechen unsere Neger von der herablassenden Freundlichkeit, mit der die hohe Frau sich mit ihnen unterhielt. In dem Schmerze, der ganz Österreich niederdrückt, in der Trauer, welche die Völker Österreichs erfüllt, erheben sich die thränenumflorten Blicke Aller zum erhabenen, geliebten Monarchen, Kaiser Franz Josef, der auch in den Stunden der bittersten Heimsuchung gottgetreu ans seinem hohen Posten aushält. Gott stärke den in seinem Jubeljahr so schwer geprüften Monarchen, möge ihm die vermehrte Liebe seiner Völker ein, wenn auch geringer Trost sein! Unsere Heimgegangene gute Kaiserin und Königin Elisabeth aber ruhe in Gottes heiligen Frieden ! m. Srniicrfcitt in fpfrii für f iiiiismii uni Königin (ftisnli rtll. p£Ln unseren Missionsstationen wurden über Anordnung des Hochwürdigsteu ['& Herrn Bischofes Roveggio allenthalben Gottesdienste für die Seeleuruhe der verstorbenen Kaiserin gehalten. In der Negereolonie Gesira fand dieser Seelengottesdienst am 19. September statt; es eelebrierte denselben der Hochw. P. Wilhelm Banholzer mit Assistenz. Über die Trauerfeier in der Stadt Kairo erhalten wir vom Hochw. P. I. Weiller, F. S. C. folgenden Bericht vom 22. September: Anlässlich des Todes Ihrer Apost. Majestät, der Kaiserin Elisabeth wurde heute in der hiesigen von den hochwürdigen iFranziseaner Patres verwalteten Pfarrkirche in Moski der officieße Trauergottesdienst abgehalten. Obwohl sonst die religiösen Feierlichkeiten der österreichischen Betonte in der unserer Mission angehörenden Herz-Jesu Kirche stattzufinden pflegen, sah man sich bei diesem Anlasse gezwungen, der geräumigeren, im Mittelpunkte der Stadt gelegenen Pfarrkirche den Borzug zu geben, um eine zahlreichere Betheiligung der Katholiken Kairo's an der erhabenen Trauerseier zu ermöglichen. Bei dieser Gelegenheit zeigte es sieh luieberum, welch' allgemeiner Beliebtheit sich Österreich in Ägypten erfreut und welch' innigen Antheil die hiesige Bevölkerung an dem harten Schlage nimmt, der das erlauchte Kaiserhaus ganz unerwartet infolge der Genfer Blutthat getroffen hat. Die hohe Verewigte weilte vor sieben Jahren einige Zeit hier in Kairo und hatte sich, wie dies auch in den öffentlichen Blättern hervorgehoben wurde, in der kurzen Zeit ihres Hierseins durch ihre Mildthätigkeit und ihr freundliches herablassendes Wesen die Sympathie aller derjenigen erworben, die sie damals kennen lernten. Die Nachricht von dem jähen gewaltsamen Tode der edlen Frau rief daher hier eine allgemeine Bestürzung und lebhafte Entrüstung gegen den ruchlosen Attentäter hervor; zu gleicher Zeit weckte sie in den weitesten Kreisen der hiesigen Bevölkerung die Gefühle tiefer Trauer und innigen Mitleids mit dem erlauchten Kaiserhause, das durch diesen herben Verlust in namenlose Trauer versetzt wurde. Die verschiedenen Consulate hatten während mehrerer Tage auf Halbmast geflaggt und eine zahlreiche Menge von Personen begab sich auf das österreichische Cousulat, um ihrem Beileide durch Eintragung ihrer Namen in ein zu diesem Zwecke bereit gehaltenes Buch Ausdruck zu geben. Die Ankündigung der hiesigen Presse, dass der in der Pfarrkirche abzuhaltende Trauergottesdienst ein imposanter und die Betheiligung eine großartige sein werde, musste sich daher aufs glänzendste bestätigen. Der Trauergottesdienst war auf 9 Uhr Vormittag festgesetzt. Schon eine Stunde vorher, nach dem ersten Glockengeläute, sah man manche Andächtige der Pfarrkirche zueilen, um sich einen guten Platz zu sichern und der Feierlichkeit in nächster Nähe anzuwohnen. Vor der Kirche hatten mehrere Polizeileute in weißer Uniform zur Aufrechthaltuug der Ordnung Aufstellung genommen. Das Hauptportal war mit einer breiten schwarzen Drapperie geziert, die auf der weiß getünchten Fayade recht lebhaft hervortrat Beim Eintritt in die im byzantinischen Stile erbaute und mit einer Doppelkuppel versehene Kirche fiel der erste Blick auf einen mächtigen Katafalk, auf dessen fünf Stufen eine Menge brennender Leuchter standen, zwischen denen auf jeder Flanke das österreichische und ungarische Wappen angebracht war. Oben auf dem Katafalke in einer Höhe ca. 5 Meter erhlickte man in Trauerflor die kaiserliche Jnsignie, den von einer Krone überragten Doppeladler. Die beiden Seitenwände der einschiffigen Kirche waren mit breiten schwarzen Arauerseier in Ägypten für die Kaiserin Elisabeth f. 205 Drapperien reichlich behängen; sowohl der Hauptaltar als auch die beiden sich gegenüberstehenden Seitenaltäre sammt ihren Bildern erschienen in Trauerflor, so dass die ganze Ausstattung der Kirche nicht verfehlen konnte, in den Anwesenden eine der Trauerfeier entsprechende ernste Stimmung hervorzurufen. Schon bei Beginn des Traneramtes war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Viele mussten sich damit begnügen, unter dem Portale oder gar außerhalb desselben der Feierlichkeit beizuwohnen. Auch die resermrten Plätze zu beiden Seiten des Katafalkes füllten sich allmählich an. Denn die Betheiligung seitens der europäischen und orientalischen Consulate war eine allgemeine. Alle die verschiedenen diplomatischen Agenten erschienen mit ihrem Gefolge in Galauniform, wobei sich die Vertreter der orientalischen Staaten durch ihr farbenreiches Costüm besonders hervorhoben. Außerdem hatten sich verschiedene Beamte der ägyptischen Regierung nebst einer beträchtlichen Anzahl von englischen Officieren höhern Ranges eingesunden. Im Presbyterium hatte auf der Evangelienseile der koptische Patriarchal-viear Monsignor Cyrillus Macaire, umgeben von seinem städtischen Clerns, Platz genommen: ihm gegenüber wohnten sechs Priester der centralafrikanischen Mission der Feierlichkeit bei, da sowohl Erstere als Letztere dem hohen Prvtectorat Seiner Apost. Majestät- des Kaisers von Österreich, unterstehen. Das feierliche Amt wurde vom Apostol. Präfecten Oberügypteus, Hochw. P. Vincenz de Abbadia celebriert, während zwei Franciscaner Patres ihm assistierten. Die Gesänge während der hl. Messe wurden von dein Süngerchor der französischen Schulbrüder in Kairo in würdiger Weise ausgeführt, während eine schottische Militärkapelle die Pausen mit ernsten feierlichen Musikstücken in erhebender Weise ausfüllte Die Haltung des Publicnms, welches, wie schon bemerkt, die ganze Kirche füllte und meist stehenden Fußes dem Gottesdienst beiwohnte, war von Anfange bis zu Ende eine recht andächtige. Alle waren von der ernsten Feierlichkeit sichtlich ergriffen und verließen nach Einsegnung des Katafalkes die Kirche mit dem befriedigenden Bewusssein, der unglücklichen Kaiserin Elisabeth die letzte Ehre erwiesen zu haben. R. I. P. -—- |tt Islam, kr Itjftinii des Christenthumes. (Sestra, 19. September 1898. brachtet man Erfolge der Missionsthätigkeit in den verschiedenen Apostolischen Vicariaten und Präfecturen Afrika's, so kann man sich Jejmcffl der Einsicht nicht verschließen, dass das Werk der christlichen Civili-sation durch nichts so sehr gehemmt und gehindert wird als durch den Islam. Denn während das Christenthum unter den heidnischen Negerstämmen im Innern Afrika's unaufhaltsame Fortschritte macht, stellen sich seiner Ausbreitung in den nördlichen und östlichen Küstengebieten mit ihrer vorherrschend mohammedanischen Bevölkerung unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen, trotzdem gerade in diesen Ländern das Christenthum einst zu hoher Blüte gelangt war. Diese Thatsache allein beweist schon zur Genüge, dass der Islam weit entfernt, eine Vorstufe zum Christenthum zu bilden, letzterem vielmehr feindlich gegenübersteht. In dieser Überzeugung wird man nur noch bestärkt, wenn man den Islam in sich selbst näher betrachtet, weshalb ich versuchen mochte, dem Leser die hauptsächlichsten Glaubens- und Sittenlehren dieser verderblichen Religion in Folgendem kurz auseinanderzusetzen. 206 Der Islam, der Erzfeind des Christenthumes. Was zunächst den Glauben Betrifft, so sind die Mohammedaner bekanntlich Monotheisten, d. h. sie bekennen, wie wir, den Glauben an Einen Gott, den Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Das Hauptglaubensbekenntnis, das der Mohammedaner bei jeder Gelegenheit ausruft, und das besonders bei Beerdigungen ans dem Wege zum Begräbnisplatze ohne Unterbrechung gesungen wird, ist das folgende: „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet." Doch wie ist die Einheit Allah's zu verstehen? Nach mohammedanischer Glaubens' lehre ist sie eine absolute, d. h. Gott ist Einer sowohl mit Rücksicht auf seine Natur als auch rücksichtlich seiner Person. Er hat keinen Genossen, keinen Sohn, wie das ausdrücklich im dritten Capitel des Koran, des religiösen und bürgerlichen Gesetzbuches der Mohammedaner, mit folgenden Worten gelehrt wird: „Sage, Er ist Gott, Ein Gott. Gott ist der Ewige. Er zeugt nicht, und ist nicht gezeugt; und es gibt Keinen, der ihm gleicht." Der Mohammedaner verwirft daher mit Abscheu das Geheimnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit, fasst dasselbe aber auch ganz falsch auf. Denn da er sich nach seiner rohen Auffassung keinen göttlichen Sohn ohne eine göttliche Mutter denken kann, so hält er dafür, die drei göttlichen Personen seien gemäß unserer Lehre Gott, Maria und Jesus, ihr gemeinschaftlicher Sohn. Mit dieser Auffassung erscheint das Christenthum allerdings als eine polytheistische Religion, als Vielgötterei oder Götzendienst. Kein Wunder also, dass sie uns Kosur, d. h. Götzendiener nennen. Man glaubt zwar, dass Jesus Christus, der Stifter der christlichen Religion, auf wunderbare Weise von Maria ohne Verletzung ihrer Jungfräulichkeit geboren worden, man erkennt ihn sogar als den der jüdischen Nation verheißenen Messias an und als „das Wort Gottes, welches Gott in Maria hineinschickte," doch mit aller Entschiedenheit leugnet man seine Gottheit. Man nennt ihn nicht den Sohn Gottes, sondern nur einen Propheten; er wird selbst für geringer gehalten als Mohammed, insofern nämlich, wie wir gleich sehen werden, das Evangelium durch den Koran ungültig gemacht worden ist. Der Mohammedaner glaubt ferner, dass Seijedna Jsa (unser Herr-Jesus), nachdem er den Zweck seiner Sendung nach Art aller andern Propheten erfüllt, von Gott den Juden, die ihn tobten wollten, entrückt worden, und dass ein anderer, welchem Gott die Gestalt Christi gegeben hatte, statt seiner gekreuzigt worden sei. Nicht weniger wunderlich erscheint uns die Lehre, dass Christus am Ende der Zeiten aus Erden wieder erscheinen werde, um den Jrlcim unter den Menschen auszubreiten und zu befestigen; sodann werde er den Antichrist besiegen und tobten, woraus das allgemeine Weltgericht stattfinden soll. Für diese und ähnliche auf Christus bezügliche Lehren beruft sich der Mohammedaner auf den Koran, seine alleinige Glaubensquelle, und macht man ihn aus den Widerspruch aufmerksam, in dem dieselben mit den Büchern des Alten und Neuen Bundes unb mit den historisch-beglaubigten Überlieferungen der Christen stehen, so hilft er sich über diese Schwierigkeit hinweg, indem er steif und fest behauptet, jene Bücher, besonders die Bücher Moses, die Psalmen Davids und das Evangelium seien von den Christen so sehr verfälscht worden, dass nur noch sehr wenig vom Worte Gottes darin zu finden sei. Der andere Hauptartikel, den die Mohammedaner außer der Einheit Gottes glauben muss, lautet dahin, dass Mohammed der Gesandte Gottes sei. Mohammed ist, so sagt er, der letzte und größte aller Propheten, er ist der König unter allen Gesandten Gottes, die je aus Erden erschienen sind. Gemäß der Lehre des Koran gibt es nämlich im ganzen neunundzwanzig Propheten, die Gott zu verschiedenen Zeiten unter den Menschen auserweckte, um denselben sein heiliges Gesetz zu offenbaren und sie zur Bekehrung aufzufordern. Die größten unter ihnen sind Adam, Noe, Abraham, Moses, Jesus und Mohammed. Obgleich alle Propheten von Gott gesandt stub, um seinen Willen den Menschen zu verkünden, so stimmen doch Der Islam, der Erzfeind des Christenthumes. 207 merkwürdigerweise ihre Gesetze nicht miteinander überein. Denn jeder, heißt es, gab nur für eine bestimmte Zeit sein Gesetz; dies hatte nur Geltung bis zur Zeit, wo sein Nachfolger im Amte erschien, der ihn an Würde und Ansehen übertraf und im Namen Gottes ein neues Gesetz den Menschen verkündete. Daher waren alle diejenigen, welche von der Zeit Moses bis zur Zeit Christi die jüdische Religion ausübten, wahre Gläubige, ebenso diejenigen, welche bis zur Zeit Mohammeds sich zur christlichen Religion bekannten, so lange diese jedoch noch nicht ditrch die Lehre von der Gottheit Christi gefälscht war. Was von jeder Religion im allgemeinen, gilt von ihren gesetzlichen Anordnungen und Einrichtungen im besonderen. Von der Polygamie sagt z. B. der Mohammedaner, dass sie im Alten Bunde erlaubt war, weil Moses sie unter den Juden im Namen Gottes eingeführt habe; unter Christus, seinem Nachfolger, der sie abgeschafft, sei sie unerlaubt gewesen bis zur Zeit Mohammeds, der sie wiederum im Aufträge Gottes unter den Menschen zu Ehren gebracht habe. So erscheint also Mohammed als der letzte und größte aller Propheten, dessen Gesetz bis ans Ende der Welt Gültigkeit hat und an dessen Lehre daher nun alle Menschen glauben müssen. Nicht uninteressant sind die Anschauungen der Mohammedaner über die letzten Dinge des Menschen. Ist nach dem Tode der Leib des Menschen zur Erde bestattet, so findet über seinen Glauben und seinen Lebenswandel im Grabe eine Prüfung statt, welche von zwei Engeln mit schrecklichem Aussehen, Nakir und Nekir genannt, vollzogen wird. Diese lassen den Körper, mit dem die Seele so lange wieder vereinigt wird, im Grabe aufrecht sitzen, welch letzteres aus diesem Grunde stets mit einer Wölbung versehen ist. Den Bösen werden die beiden Engel im Grabe peinigen und quälen, dem (Sitten hingegen kein Leid anthun. Doch die eigentliche Vergeltung erfolgt erst zur Zeit des Weltgerichts oder der allgemeinen Auferstehung. Dann werden die Todten aus den Gräbern unter dem Posannenschalle des Engels Jsrasil auferweckt und wegen ihres Lebens 'ans Erden von Gott selbst zur Rechenschaft gezogen. Jeder erhält sein Buch, worin alle Handlungen seines Lebens verzeichnet sind. Die Gottlosen erhalten es in die Linke, die Gerechten hingegen in die rechte Hand. Sodann werden die guten und schlechten Werke eines jeden Menschen mit einer Wage abgewogen, und je nachdem die guten oder die bösen Werke überwiegend sind, erfolgt ein günstiges Urtheil oder das Verdammungsurtheil. Hiernach müssen alle Auferstandenen die Brücke El Sirat passiren, die mitten über die Hölle führt, und die so schmal ist wie das feinste Haar und so glatt wie das schärfste Schwert. Das ist daher eine fatale Brücke! Wie geht's auf dieser Passage den Guten, wie den Bösen? Die Guten n erden vom Propheten beschützt, sie passiren die Brücke mit Leichtigkeit und großer Geschwindigkeit und gehen ein ins Paradies. Doch wie ist das Paradies des Mohammedaners beschaffen? Dasselbe entspricht ganz und gar seiner materiellen Denk- und Sinnesrichtung: Es besitzt nur materielle Reize und gewährt nur rein sinnliche Vergnügen. Denn gemäß der Lehre des Koran werden die einzelnen Seligen so hoch ivie ein Palmbaum (etwa 25—30 m) sein und wohnen in geräumigen Zelten, welche aufs herrlichste mit Perlen und allerlei Edelsteinen geschmückt sind. Sie ruhen auf prächtigen Betten und athmen die balsamischen Düfte einer reizenden, ewiggrünen Frühlingslandschaft ein; sie sind ferner in die reichsten und prächtigsten Seidenstoffe gekleidet und genießen die süßesten Speisen und Getränke. Jeder Selige hat zu seiner Bedienung nicht weniger als achtzigtausend schöne Jünglinge, die unsterblich sind und ihm beim Essen abwechselnd aufwarten. Da gibt's fürwahr großartige Mahlzeiten! Denn bei jeder Mahlzeit tragen 300 Aufwärter jedem Seligen in goldenen Schüsseln nicht weniger als dreihundert verschiedene Gerichte ans. Š08 Der Islam der Erzfeind des Ehristenthumes. Jeder entwickelt dabei einen unverwüstlichen Appetit! Denn laut der Lehre des Koran ist der letzte Bissen ebenso wohlschmeckend wie der erste. Ferner wird ausgesagt, dass alles Überflüssige von den Körpern der Bewohner des Paradieses durch Ausdünstung fortgeht, welche einen moschusartigen Duft verbreiten soll. Im Paradies der Mohammedaner gibt es außerdem vier Ströme, von denen der erste reines Wasser enthält; der zweite Strom enthält Milch, die von ausnehmender Süßigkeit ist. Der dritte Strom enthält gar Wein; aber weshalb ist denn der Wein hienieden ein den Jüngern des Propheten verpöntes Getränk? Nun da sagt dir der Mohammedaner, dass der Wein int Himmel ganz anderer Art ist; cs ist nämlich ein Wein, von dem man nach Belieben trinken kann, ohne im Mindesten berauscht zu werden. Der vierte Strom endlich enthält den feinsten wohlschmeckendsten Honig. In der Mitte des Paradieses steht drr Baum der Glückseligkeit. Der Stamm dieses Baumes ist int Palaste des Propheten Mohammed, lvührend seine Äste in die Wohnungen der einzelnen Seligen hineinreichen. So viel über das Los der Guten. Doch welches Los ist den Bösen in der andern Welt beschieden? Die Bösen, d. h. alle diejenigen, welche sich während ihres Lebens großer Ungerechtigkeit oder Gottlosigkeit schuldig gemacht und durch Werke der Buße vor ihrem Tode keine Verzeihung erlangt haben, werden vom Propheten nicht beschützt, wenn sie jene schmale und scharfe Brücke zu passiren haben und stürzen daher geraden Wegs in die Hölle hinab. Hier werden sie von den bösen Geistern gepeinigt, deren Haupt Jblis ist, und die sie in einemfort durch's Feuer hindurchschleppen. Die Verdammten leiden in alle Ewigkeit, freilich mit Ausnahme der Jünger Mohammeds, welche nach einer bestimmten Zeit von Letzterem ans dem Feuer befreit und ins Paradies aufgenommen werden. Dabei hüt die Hölle sieben verschiedene Raume oder Abstufungen, entsprechettd den sieben hauptsächlichsten Gliedern, mit welchen der Mensch hier auf Erden gesündigt hat. Wie schon bemerkt, ist gemäß der Lehre des Koran vor allem der Glaube an Mohammed und seine Lehre zum ewigen Heile nothwendig. Doch der Glaube genügt nicht, sagt selbst der Mohammedaner, der Mensch muss außerdem gute Werke ausüben, um sein Heil zu erlangen. Hierher gehört zunächst das Gebet, das unter allen guten Werken die erste Stelle einnimmt. Der Koran nennt es sogar „den Schlüssel des Himmels." Das Mustergebet, welches der Mohammedaner täglich zu verrichten hat, und das etwa unserm „Vater Unser" entspricht, hat folgenden Wortlaut: „Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmersh Lob sei Gott, dem Herrn der Welten, dem barmherzigen Erbarmer, dem Herrscher des Gerichtstages. Dir dienen wir und bitten dich um Hilfe. Führe uns auf den geraden Weg, den Weg derer, die nicht irren." Außerdem ist dem Mohammedaner ein fünfmaliges Gebet für jeden Tag vorgeschrieben und besondere Leute, Mneddin genannt, sind dazu angestellt, um die dazu bestimmten Zeiten durch lautes Ausrufen von den Minarets der Moscheen bekannt zu machen. Ertönt der Ruf zum Gebete, so wäscht sich der Mohammedaner zu allererst seine Hände und Füße, da nach seiner Meinung das Gebet keine Annahme findet, wenn der Betende unrein ist. In Ermangelung von Wasser muss er sich die Hände und Füße mit Sand abreiben. Und zwar muss nicht bloß der Betende rein sein, sondern auch der Boden, die Matte oder der Teppich, worauf das Gebet verrichtet wird. Leute aus den niederen Ständen beten oft auf dem bloßen Erdboden, der für rein gilt, wenn er trocken ist. Ist die Reinigung in besagter Weise vollzogen, so macht der Betende in der Richtung nach Mekka tiefe Verbeugungen, berührt mit seiner Stirne den Boden und recitiert dabei bestimmte kurze Gebete. Man wischt sich selten sogleich nach dem Gebete den Staub ab, der bei der Niederwerfung ans den Bodett an der Stirne und Nase hängen bleibt, da dieser für eine Zierde int Antlitze des Gläubigen gehalten wird. Diese Cere- Der Islam, der Erzfeind des Christenthumes. 209 moniert beim Gebete kommen uns gewiss sehr umständlich vor; es gibt daher unter den vornehmern Mohammedanern sehr wenige, welche die vorschriftsmäßigen Gebete verrichten. Doch manchen Fellachen muss man es nachrühmen, dass sie sich von der pünktlichen Verrichtung ihrer Gebete ohne zwingende Gründe nicht abhalten lassen. Wo immer sie sich befinden mögen, seien sie allein oder im Verkehr mit andern, sobald der Ruf zum Gebete erschallt, kommen sie ihrer Pflicht nach, unbekümmert ob sie von den Vorübergehenden angegafft werden oder nicht. Menschenfnrcht kennt überhaupt der Mohammedaner nicht, wenn es sich um die Erfüllung seiner religiösen Pflichten handelt. Das scheint nur — nebenbei sei es bemerkt — ein trauriges Vorrecht jener Katholiken zu sein, die nicht zu wissen scheinen, welche Ehre es ist, ein Jünger Jesu Christi und ein Kind der katholischen Kirche zu sein. Und mit welcher äußerer Sammlung verrichtet der Mohammedaner seine Gebete! Auch diese ist ihm im Koran ausdrücklich vorgeschrieben und besteht darin, dass sein Gesicht während der ganzen Dauer des Gebetes nach Mekka gewendet sein musss; wendet er den Kopf oder dreht er das Auge nach einer andern Richtung hin, so muss er sein Gebet von Neuem beginnen. Außerdem verrichtet der Mohammedaner noch ein anderes Gebet, Sebheh genannt, wozu er sich einer Korallenschnur bedient, die er entweder in seiner Hand oder in seinem Gürtel trägt, und an der hundert Kügelchen befestigt sind. Dies Gebet besteht darin, dass er alle Beinamen Gottes, bereit er nicht weniger als neunundneunzig kennt, und den Namen Gottes selbst hersagt und beim Aussprechen jedes Namens ein Kügelchen durch die Hand gleiten lässt. _ So viel über das private Gebet der Mohammedaner d. h. jener Gebete, welche jeder für sich selbst allein zu verrichten hat. Nach ihrer Meinung ist das öffentliche Gebet Gott wohlgefälliger und wirksamer, d. h. jenes Gebet, welches sie am Freitage, ihrem Ruhetage, in der Moschee gemeinschaftlich verrichten. Alsdann betet der Imam, ihr Priester, ihnen vor und erklärt ihnen darauf einige Verse aus dem Koran. Als eine weitere religiöse Pflicht gilt dem Mohammedaner die Wallfahrt nach Mekka, dem Geburtsorte Mohammeds und dem religiösen Mittelpunkt des Islam. In Mekka befindet sich ein Tempel, den sie Kaaba nennen, und den Abraham auf Geheiß Gottes erbaut haben soll. Einer Mauer der Kaaba ist ein schwarzer Stein eingefügt, der aus dem irdischen Paradies herrühren soll, und eine der vielen Ceremonien, welche die Mekkapilger vornehmen, besteht darin, dass sie bei ihrem siebenmaligen Umgänge um die Kaaba den schwarzen Stein küssen. Jeder Mohammedaner ist verpflichtet, einmal in seinem Leben nach Mekka zu reisen, wenn er nicht durch Armut oder sonstige Hindernisse entschuldigt ist. Wer dreißigmal Mekka besucht hat, gilt als ein Heiliger. Bei _ ihrer Rückkehr in die Heimat werden die Mekkapilger feierlich empfangen und wird ihnen auch eine bürgerliche Ehrenauszeichnung zutheil, indem sie nun mit dem Beinamen Hagg angeredet werden. Zur zweiten Art von guten Werken, welche im Koran vorgeschrieben sind, gehören die körperlichen Abtödtnngen. Der Mohammedaner ist durch den Koran verpflichtet, sich der Beschneidung zu unterziehen, ferner sich sein Leben lang des Schweinefleisches und des Erstickten, des Weines und überhaupt jedes berauschenden Getränkes zu enthalten. Obwohl auch dies ein strenges Gebot ist, so setzen sich doch die vornehmern Mohammedaner gemeiniglich über dasselbe hinweg; indes an der Gewissenhaftigkeit mancher Fellachen kann man sich auch in diesem Punkte erbauen. Ich erinnere mich, dass öfters solche arme Fellachen hierher auf unsere Colvnie kamen und den Krankenpfleger baten, _ ihnen _ eine Medicin zu verabreichen. Doch sie konnten sich nicht entschließen, Wein zn trinken oder eine mit Wein vermischte Medicin einzunehmen. Und wenn man ihnen 210 Der Islam, der Erzfeind des Christenthumes. begreiflich zu machen suchte, dass sie in diesem Falle wegen der nothwendigen Sorge für ihre Gesundheit von der Beobachtung des Koran entbunden seien, so war das eine vergebliche Mühe. Sie erwiderten dann ganz ruhig, dass jedwede Medicin nur dann ihnen die Gesundheit verleihe, wenn der Prophet dazu seinen Segen spende. Wie könnten wir aber, fuhren sie fort, den Segen des Propheten für eine Medicin erhoffen, wenn wir sie gegen die Vorschrift des Koran annehmen? Haben wir nicht vielmehr zu fürchten, dass sie unserer Gesundheit Schaden bringe? Also weit entfernt, dass die Sorge für unsere Gesundheit uns verpflichtet, diese Medicin zu nehmen, ist sie uns vielmehr ein Grund, dieselbe zurückzuweisen. Die härteste Abtödtung, die der Mohammedaner sich im Essen und Trinken auferlegen muss, ist das Fasten im Ramadan. Der Ramadan dauert einen ganzen Monat, und Mohammed gab vor, in demselben die erste Offenbarung von Gott erhalten zu haben. Das Fasten im Ramadan ist ein absolutes; es besteht darin, dass der Mohammedaner von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang jedes Trankes und jeder Speise und selbst des Rauchens sich zu enthalten hat. Kranke, Reisende und Soldaten im Kriege sind von dieser Beobachtung des Fastens entbunden. Wenn sie es aber im Ramadan nicht thun, so müssen sie später eine gleiche Anzahl Tage fasten. Viele Mohammedaner essen und trinken im Geheimen und geben sich den Schein, als ob sie das Fasten beobachteten. Andere scheinen das Fasten für wichtiger als die Erfüllung jeder anderen religiösen Pflicht zu halten; denn während sie ihre täglichen Gebete vernachlässigen, so halten sie doch den Ramadan. Allerdings können sie nach Sonnenuntergang die ganze Nacht hindurch nach Belieben essen und trinken und sich für den während des Tages ansgestandenen Hunger und Durst vollkommen entschädigen. Trotzdem sieht man ein, dass besonders den Armen, welche den Tag hindurch arbeiten müssen, die Beobachtung des Ramadan oft schwer fallen muss. Ich erinnere mich, auf einem Ansfluge in die Wüste einmal einem Fellachen begegnet zu sein, der hoch oben auf seinem Kameele sitzend, mich dringend bat, ihm ein wenig Tabak zu schenken. Es war gerade Ramadan. Auf mein Befragen, wann er denn den Tabak rauchen wolle, erwiderte er, er werde damit warten bis zur Nacht, wenn die ersten Sterne am Himmel erschienen. Zu den guten Werken, die dem Mohammedaner durch den Koran vorgeschrieben sind, gehört zuletzt der Krieg gegen die Ungläubigen, d. h. diejenigen, welche den Islam nicht annehmen wollen. Letztere sollen mit aller Härte behandelt, ja möglicherweise vom Erdboden vertilgt werden. Daher muss jeder Mohammedaner diesen Vertilgungskampf nach Kräften unterstützen nicht nur mit Geld, sondern auch durch seine persönliche Theilnahme. Wer immer im Kampfe gegen die Ungläubigen stirbt, der stirbt den Tod eines Märtyrers und geht ohne Verzug in den Himmel ein.' Der Mahdi, welcher im Jahre 1882 den ganzen Sudan gegen die Europäer aufwiegelte, wusste durch die Erinnerung an diese Lehre des Koran seinen Horden wilde Begeisterung für den Kampf und kalte Todesverachtung einzuflößen. Der Gedanke, als Märtyrer zu sterben, trieb manche dazu, den Tod auf dem Schlachtfelde zu suchen und sich in den dichtesten Kugelregen freiwillig hineinzustürzen. Die Derwische stürmten in hellen Scharen bei der Belagerung von El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, auf die ägyptische Besatzung ein und besaßen keine andere Waffe als einen einfachen Stock. Sie wurden natürlich massenhaft niedergeschossen. Ganz ähnliche Proben von Kampfeswuth und Todesverachtung lieferten die Derwische in der letzthin erfolgten Schlacht bei Omdurman, die aber dennoch ihrer Macht den Todesstoß versetzte. Der Leser wird sich aus dem Gesagten bereits ein Urtheil über den Islam und sein Verhältnis zu den andern Religionen gebildet haben. Derselbe ist ein Gemisch von Judenthum, Christenthum und Heidenthum. In Übereinstimmung mit Der Islam, der Erzfeind des Christenthumes. 211 der jüdischen Religion gebietet Mohammed seinen Anhängern die Beschneidung und verbietet ihnen den Genuss des Schweinfleisches, des Blutes und des Erstickten. Dem Heidenthum im Orient entlehnte er die rohsinnliche Ausmalung des Paradieses, während manche Aussprüche über Jesus und Maria an das Christenthum erinnern. — Wie die heidnischen Religionen dringt, der Islam bloß auf allerlei Äußerlichkeiten, nirgends aber auf Veredlung des Herzens und innere Heiligkeit. Derselbe entfesselt vielmehr im Herzen des Menschen die wildesten Leidenschaften; wenn er daher auch durch Anerkennung einer einzigen Gottheit über dem Heiden-thum steht, so kann er doch nie und nimmer als eine Vorstufe zum Christenthum bezeichnet werden, ist vielmehr seinem innersten Wesen nach ein erklärter Feind der christlichen Religion. Denn während letztere die Abtödtung und Bezähmung der sinnlichen Lust gebietet, gestattet der Islam nicht bloß die Vielweiberei und die Befriedigung der schändlichsten Gelüste, sondern stellt dieselbe auch, eine solche, wie wir hier nur im Vorübergehen noch nachträglich bemerken möchten, als Preis für die Mühsale dieses Lebens im Himmel in Aussicht. Während Christus an die Spitze seines Sittengesetzes das Gebot der Nächstenliebe stellt, erlaubt Mohammed seinen Anhängern die Blutrache, gebietet ihnen Hass und Verachtung gegen die Christen und rühmt den Vertilgungskampf gegen dieselben als das verdienstlichste Werk, das unverzüglich zu den Freuden des Paradieses führe. Wollust und Grausamkeit sind also die beiden Hauptmerkmale, die den Islam brandmarken, und die ihm in schroffen Gegensatz zum Christenthum, der Religion des Kreuzes und der Liebe, als unauslöschliche Schandflecken aufgeprägt bleiben. Aber lässt sich denn der Mohammedaner, so wird der Leser fragen, nicht von der Falschheit seiner Religion überzeugen? Wird er nicht durch Vernunftgründe sich dazu bestimmen lassen, die Göttlichkeit der christlichen Religion anzuerkennen ? Abgesehen von der Schwierigkeit, mit einem Bekenner des Islam religiöse Gespräche anzuknüpfen, da ihm dies ausdrücklich im Koran verboten wird, glaube ich, diese Frage entschieden verneinen zu müssen. Der Mohammedaner hängt so fest an seiner Religion, dass er alle Vernunftgründe, die man gegen dieselbe vorbringen könnte, verachtet. Denn es scheint ihm durchaus unvernünftig, an der Wahrheit des Islam auch nur den geringsten Zweifel zu hegen. Diese Thatsache hat, wie mir scheint, ihren Grund in den confessionellen Verhältnissen Afrikas. Letztere sind durchaus anders als in christianisierten Europa. Denn während in Europa das Christenthum sich als eine geistige Macht darstellt und durch seine öffentlichen Kundgebungen sich selbst die Achtung seiner grimmigsten Feinde erringt, bilden die Christen in der Bevölkerung aller mohammedanischen Länder eine verschwindende Minderheit, weshalb die christliche Religion im öffentlichen Leben sich nur wenig oder gar nicht geltend macht. Der Islam ist hingegen mit der mohammedanischen Gesellschaftsordnung aufs innigste verwachsen, da gemäß den Satzungen des Koran nicht bloß die Verhältnisse des religiösen sondern auch des profanen Lebens geregelt sind. Dazu kommen die pomphaften geräuschvollen Feste, welche alljährlich unter allgemeiner Betheiligung des Volkes gefeiert werden, und auch ihrerseits nicht bloß auf das religiöse sondern auch auf das bürgerliche Leben der Mohammedaner einen tiefgreifenden Einfluss ausüben. Man unterschätze auch in dieser Hinsicht nicht die alljährlich stattfindende Wallfahrt nach Mekka, welche die Mohammedaner aus den entlegensten Ländern im religiösen Mittelpunkt des Islam vereinigt. Alle diese großartigen öffentlichen Kundgebungen des Islam üben auf jeden Mohammedaner einen bezaubernden Eindruck aus und machen ihn in Verbindung mit dem demoralisierenden Einflüsse seiner Religion gegen alle Be-kehrnngsversuche geradezu unzugänglich. Die Bekehrung eines Mohammedaners ist daher eine äußerste Seltenheit; denn dazu braucht's ein Wunder der Gnade. 212 Der Islam, der Erzfeind des Christenthumes. Haben wir also nicht Recht, wenn wir sagen, es sei leichter einen heidnischen Fetischanbeter zu bekehren als einen Bekenner des Islam? Ist es eine Übertreibung, wenn wir behaupten, der Islam sei der größte Feind des christlichen Missionswerkes in Afrika? Angesichts dieser Thatsache sehen wir der baldigen Eröffnung unserer Missionsthätigkeit in Sudan mit Sehnsucht entgegen. Letztere bedeutet, wie wir hoffen, einen Wendepunkt in der Geschichte unserer bisher so schwer geprüften Mission. Unser apostolisches Vicariat, welches uns durch die endgültige Besiegung der fanatischen Derwische bei Omdurman erschlossen wurde, erstreckt sich, wie dem Leser bereits bekannt, vom ersten Nilkatarakt bei Assuan int Norden bis zum Albert-see im Süden, vom rothen Meere im Osten bis zum Oberlaufe des Benne, Nebenflusses des Niger, im Westen, übertrifft somit an Flächeninhalt ganz Europa; seine Bevölkerung wird von den Reisenden, welche diesen gewaltigen Ländercomplex durchforscht haben, auf fünfzig Millionen geschätzt. In diesem ungeheueren Missionsbezirke namentlich am Weißen und Blauen Nile gibt es manche heidnische Negerstämme, die vom Pesthauche des Islam noch unberührt geblieben sind; sie bilden V v i x e n. daher den Gegenstand unserer Hoffnung für die Zukunft; doch damit die Christ-lichmachung jener Negerstämme mit Nachdruck und Erfolg betrieben werden könne, ist es nothwendig, dass die Zahl unserer Missionsmitglieder noch bedeutend anwachse. Denn das Wort des Herrn „die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind Wenige" findet in hervorragender Weise auf unsere Mission seine Anwendung. Alle diejenigen, welche sich zum Ordensstande berufen fühlen und zugleich eutschlossen sind, ihr Leben der Bekehrung der Neger Centralafrikas zu widmen, mache ich daher auf unser neues Missionshaus in Brixen hiemit aufmerksam und bitte sie, sich durch keine Schwierigkeit von der Ausführung ihres erhabenen Berufes. abbringen zu lassen. Gar oft hört man die Frage stellen: Aber wozu denn nach Afrika? Gibt's für die Seelsorger nicht Arbeit genug in Europa? Und ist die Seelsorge in Europa nicht lohnender und mit weniger Schwierigkeiten verknüpft? Stellt das europäische Klima nicht eine viel längere Wirksamkeit in Aussicht? Ja gewiss, so ist es! Auch in Europa hat das Wort des Herrn noch stets seine Geltung, dass nämlich die Ernte groß, der Arbeiter jedoch wenige sind. Gewiss im civili-sierten Europa, wenigstens da, wo der krasse Unglaube oder der religiöse Jndiffe-rentismus noch nicht eingedrungen ist, da findet der Priester mehr Anerkennung Der Aberglaube im Nilthnle. 213 für feine Mühen und Arbeiten am Heile der Seelen, da sind die Herzen weit empfänglicher für die Lehren des Evangeliums als hier in Afrika. Das alles weiß auch der Missionär. Aber wie einst der hl. Franz Xaver vvr seiner Abreise nach Indien weinte, da er sah, dass so manche europäische Kaufleute ihm, dem Verkünder der christlichen Heilslehre, auf diesem Wege vorausgeeilt waren, so findet auch der katholische Missionär keine Ruhe mehr auf seinem heimatlichen Boden, es treibt ihn fort aus dem Kreise seiner Angehörigen, wenn er bedenkt, dass der weitaus größte Theil der Menschheit sich noch außerhalb der wahren alleinseligmachenden Kirche befindet und noch „in der Finsternis und im Schatten des Todes sitzt." Und wenn man ihm dann noch von den Strapazen und den Gefahren des Missionslebens spricht, nun so findet er Trost im Gedanken an den Gekreuzigten und in der Erinnerung an sein göttliches Wort, das er tief seiner Seele eingeprägt hat: „Wer immer Vater und Mutter, Brüder und Schwestern, Haus, Hof und Acker um meinetwillen verlässt, der wird es hundertfach wiedererhalten hienieden und nach dem Tode das ewige Leben." Ja der Missionar weiß, dass die kurzen Erdenleiden gar nichts sind im Vergleich zu dem ewigen himmlischen Lohn, den er sich durch seine Arbeit am Heile der armen Neger verdient. Und in dieser Wahrheit findet er Trost im Überfluss, darin findet er die Lösung aller Schwierigkeiten. P. Joseph Weillcr, F. 8. C. Der Brrglimiic im Whale. Von P. X. Geyer, F. S. C. (Fortsetzung und Schluss.) Anrrrtette oöer Galiisrncrne. MALAxie ärmere Bevölkerung Ägyptens und die Eingeborenen des Sudan begnügen sich zumeist mit ledernen Amulettenbehältern. In Suakin am rothen Meere und anderswo sah ich große Werkstätten, die sich ausschließlich mit Er-Zeugung dieser Behälter beschäftigen. Man sieht Amulette der verschiedensten Größen und Formen, runde, viereckige, rechteckige, pyramidenförmige, längliche, rollenähnliche. Sie werden an langen geflochtenen Lederschnüren am Hals über die Brust und Hüfte herabhängend, eng am Ellenbogen, am Oberarm oder Handgelenke, am Fußknöchel u. s. w. getragen. Ich sah Leute, welche 8, 10 und mehr Amulette an den verschiedenen Körpertheilen gegen ebensoviele Übel trugen- Eine gewisse Anzahl von Amuletten scheint einen nothwendigen Bestandtheil der „Toilette" zu bilden, ja sie scheinen nothwendiger als selbst die Kleidung erachtet zu werden. Man sieht völlig nackte Kinder mit Amuletten an ellenlangen Schnüren, Jünglinge und Greise nur mit einem einzigen schmutzigen Hüftentuche bedeckt, aber mit einem Ballast von Amuletten beladen. Wenn der Kameelbursche auf die Reise geht, der Krieger in den Kampf auszieht u. s. w., so kauft er ein neues Amulett und hängt es um, um glücklich wieder heimzukehren. Die getragenen Amulette dürfen nicht veräußert werden, sie gehören zum Personaleigenthum des Trägers und gehen nach seinem Tode auf dessen Erben über. Ungläubigen gegenüber werden sie eifersüchtig behütet. Häufig suchte ich solche zu erwerben, um ihren Inhalt kennen zu lernen, sah mich aber zumeist betrogen, da mir nur leere Behälter gegeben wurden. Nicht nur zum Schutze der Menschen, auch zum Schutze dcr Thiere und Gegenstände gegen verschiedene Übel und Unfälle werden Amulette gebraucht. Kameele, Esel, Pferde werden damit behängen gegen Krankheit, bösen Blick it. s. to. Um ein Schwert tüchtig und siegreich zu machen, hängt man ihm ein Amulett an 214 Der Aberglaube im Nilthale. Bestimmte Amulette sollen die Felder vor dem Einfalle der Thiere schützen, da man glaubt, dass die Thiere, mit Ausnahme der Flusspferde, welche, wie wir gesehen, als Zauberer in Thiergestalt gelten, Achtung vor dem Koran haben sollen. Auch die ausgestopften Krokodile und Elephanten, welche über den Hausthüren angebracht werden, sind eine Art Amulette; wie der Mensch durch geschriebene Amulette, so wird das Haus durch obige Amulette gegen bösen Blick, Unfälle, Unglück u. s. w. geschützt. Schließlich gibt es Gegenstände, welche dieselbe Wirkung wie die geschriebenen Amulette haben sollen. Es sind zumeist solche, welche mit dem Propheten, der heiligen Erde des Islam, mit mohammedanischen Heiligen u. s. w. in Beziehung stehen oder in Berührung gekommen sind. Da kommt zuerst Staub der Erde vom Grabe des Propheten. Daraus geformte kleine längliche Brote werden in Mekka an die Pilger verkauft und von diesen zu mannigfachem Gebrauch in die Heimat gebracht. In Leder genäht, trägt man sie als Amulette, macht daraus kleine Kügelchen und hängt sie an Thüre oder Fenster einer Gobbe (Grabkuppel) auf, auch werden diese Staubbrote gegessen. Gewisse Amulette scheinen sich aus alter, vorislamitischer Zeit erhalten zu haben. So hängt noch manche Mutter ihrem Kinde einen in Seinen genähten Skarabäus-Küfer um. Der Skarabäus stand bekanntlich bei den alten Aegyptern in großer Verehrung. Sie sahen in diesem abscheulichen Käfer, der nach ihrem Glauben sich durch sich selbst fortpstanzt, eine Symbolisierung des sich selbst erzeugenden Gottes, weshalb Ptah, der schaffende Gott, der Schöpfer aller Wesen, denselben häufig trügt. Die große Anzahl von Skarabäen, die in den Trümmern ägyptischer Alterthümer gefunden werden, zeigt zur Genüge dessen häufigen Gebrauch bei den Alten. Wenn nun gewisse Reisebeschreibungen und selbst wissenschaftliche Werke diesen Amulettenkramm mit der katholischen Reliquienverehrung zusammenstellen, so muss ich das als Bosheit oder Unwissenheit bezeichnen. Das Tragen der Reliquien von Heiligen unserer Kirche soll nur an jene und an die Nacheiferung ihres Tugendbeispieles erinnern und uns ihrer Fürbitte bei Gott empfehlen. Das hat einen sehr tiefen und schönen Sinn. Hat es aber einen Sinn, wenn solche Amulette, die nach Ursprung und Beschaffenheit meist sehr albern sind, am Halse sittenloser Menschen hängen, welche trotz ihrer Nichtswürdigkeit und Sündhaftigkeit glauben, dass das bloße Tragen derselben ihnen nützen wird? Oder hat es Sinn, solche Amulette Thieren, Eseln, Kameelen und Häusern anzuhängen? WitteL gegen Krankheiten. Zahllos sind die Mittel, denen Heilung von Krankheiten und Erhaltung der Gesundheit zugeschrieben wird. Wir nennen in erster Linie jene Mittel, welche auf den Heil- und geheimen Kräften des Koran beruhen. Im Vertrauen auf die Heilkraft mancher Koranstellen werden solche mit Tinte aus eine Holzoder Blechtafel geschrieben, die Schrift wird abgewaschen und die daraus entstehende Tintensuppe dem Kranken zu trinken gegeben. Der Glaube an die Wirksamkeit dieses Mittels, das seltener in Ägypten, aber sehr häufig im Sudan Anwendung findet, hat sich vielfach selbst bei heidnischen Negern, z. B. bei den Eingebornen von Dschebel Nuba eingeschlichen. Mannigfach ist die Anwendung der sehr wirksamen sogenannten Heilverse oder Verse der Heilung. Diese sechs Verse sind folgende: „Und er wird heilen die Herzen derer, welche glauben." (Sure 7, V. 14.) O ihr Leute, es ist euch nun eine Ermahnung zugekommen von euerem Herrn als Heilmittel für die Zweifel eueres Herzens." (S. 10, V. 58). „Worin ist eine Heilung für Menschen." (S. 17, V. 75). Der Aberglaube im Nilthale. 215 „Wir haben dir nun vom Koran geoffenbart, was den Gläubigen Heilung und Gnade bringen wird." (©. 17, V. 84). „Und wenn ich krank bin, heilet er mich." (S. 22, V. 80). „Sage, er ist für die Gläubigen Leitung und Heil." (S. 41, V. 44.) Diese Heilverse werden auf die Innenseite irdener Gefäße geschrieben, in das Gefäß wird Wasser gegossen und solange geschüttelt, bis sich die Schrift im Wasser aufgelöst hat, welche Lösung der Patient trinkt. Es gibt auch Metallgefüße, auf deren Innenseite gewisse Koranverse, talis-manische Figuren und Zeichen eingegraben sind. Manche dieser Gefäße tragen auch auf der Außenseite Inschriften, welche die Fälle ihrer Wirkung z. B. gegen Gift, Krankheit (mit Ausnahme der Krankheit des Todes), Unwohlsein, Folgen bösen Blickes u. s. to. aufzählen. Aus diesen Gefäßen gibt man den Patienten Wasser zu trinken, als Heilmittel, Gegengift, oder auch als Präservativmittel. Andere Heilmittel sind solche, welche mit dem Propheten, der geweihten Erde des Islam oder Heiligen in Beziehung stehen oder mit ihnen in Berührung gekommen sind. So der Staub vom Grabe des Propheten. Daraus geformte kleine, längliche Brote werden in Mekka an die Pilger verkauft und von diesen heimgebracht. Man isst diese Staubbrote, trägt sie in Leder als Amulette, macht daraus kleine Kügelchen und hängt sie an Fenstern und Thüren einer Gobbe auf. Sehr geschätzt wird auch das Wasser der heiligen Quelle Zemzem tut Tempel in Mekka, das von den Pilgern in Schüsseln ans Blech, Kupfer, Porzellan ebenfalls mitgebracht wird. Man besprengt damit das Leichentuch (kein) n. s. to. Auch allerhand Gegenständen, in jene Quelle getaucht, werden heilsame und heilkräftige Wirkungen zugeschrieben, z. B. Weihrauch, womit der Kranke beräuchert wird; Kürbisfasern, die anstatt des Schwammes zum Waschen des Körpers benützt, diesen gesund und kräftig erhalten sollen, Kämme, Rosenkränze, Bismut (Kochi oder-schwarzer Staub zum Färben der Angenlieder), Taschentücher u. s. w. Ein Miz-tiak, in jenes Wasser getaucht und zum Reinigen der Zähne benützt, soll diese vor Schmerz und Ausfall schützen. Auch Stücke der bereits erwähnten Decke der Kaaba sollen heilkräftig sein. Zahlreiche Moscheen und Heiligengräber werden zur Erlangung von Gesundheit besucht. Bei Halsübel nehmen viele Zuflucht zur Amru-Moschee in Altkairo. In einem Winkel der großen Säulenhalle jener ältesten Moschee Ägyptens befindet sich in einer Nische eine kleine Steinsänle, welche die Patienten mit der Zunge solange ablecken und reiben, bis Heilung eintritt. Man sagte mir, dass der Patient solange lecken müsse, bis das Blut ans der Zunge tritt, wozu es allerdings nicht viel braucht, da der Stein rauher Granit ist. Dicke Streifen gestandenen Blutes zeigen, dass dies auch geschieht: Wie groß der Zudrang der Patienten ist, kann man daraus schließen, dass infolge des Ableckens von Tausenden int Laufe der Zeit eine Höhlung in der Säule sich gebildet hat. Wie viele Moslim mögen diesen Stein int Laufe der Zeit abgeleckt haben? Wer an Zahnweh leidet, begibt sich zum Beb-el-Motaually, schlägt einen Nagel in das dortige große Thor und glaubt dadurch Heilung zu erlangen. Legion ist die Zahl der Mittel, tvelche mit Religion und Religiösem nichts zu thun haben. Gegen die Wirkung des Giftes gibt es verschiedene solche Mittel. Ein sehr häufig angewendetes besteht darin, dass man Rhinoeeroshorn in einem Becher aus gleichem Stoffe stößt und dies mit Wasser vermischt trinkt. Da Augenkrankheiten eine ägyptische Landplage sind, nimmt man zu zahlreichen, oft lächerlichen Mitteln Zuflucht. Ein solches besteht darin, dass der Angen-kranke, am Nilufer etwas Nilschlamm an sich nimmt, über den Fluss setzt und den Schlamm am Gegetmfer ablegt, was Heilung bewirken soll. Andere befestigen über dem kranken Auge an der Kopfbedeckung eine gewisse Münze. Sollte jedoch jemand mit einer solchen Münze in der Tasche die Wohnung eines Augenleidenden 216 Der A berglaube im 9Ži1t§ofe. betreten, so glaubt man, dass das Übel zunehme. Das Gleiche befürchtet man, wenn ein Moslim im Zustande religiöser, körperlicher Befleckung die Wohnung eines Angenleidenden betritt. Es heißt auch, der Eintritt eines solchen Moslim könne graue und weißliche Flecke im Augapfel des Bewohners bewirken. Ich staunte nicht wenig, diesen Aberglauben auch einmal in einer christlichen Familie in Oberägypten zn finden. Es wurde mir da erzählt, dass der Sohn der Familie sich eines Tages mit grauen und weißen Flecken im Auge erhoben habe. Was war der Grund? Ein Moslim hatte im Zustande religiöser Befleckung, d. h. nicht geziemend gewaschen, am Abend vorher den Hof des Hauses betreten. So erzählte mir die Hausmutter unter Verwünschungen des Unseligen. Zu welch unsinnigen Handlungen der Aberglaube die Leute führt, möge folgendes Beispiel zeigen. Um die Geschwulst der Augenlider zu heilen, taucht man vermittelst eines Holzstäbchens Baumwolle in Pfützen, aus denen herrenlose Hunde saufen und reibt damit die Geschwulst ein; dabei sieht man vorsichtig darauf, dass die Hand nicht in Berührung komme mit dem unreinen Wasser. — Ein anderes im gleichen Falle wirksames Mittel besteht darin, dass der Patient zu sieben Frauen, welche Fatma heißen und verschiedene Häuser bewohnen, geht und von jeder einen Bissen Brot verlangt; diese sieben Bissen sind die heilende Medicin. Den gleichen Zweck glaubt man zu erreichen, wenn man vor Sonnenaufgang ausgeht und, ohne zu sprechen, um einige Gräber von rechts nach links herumspaziert. Es ist bekannt, dass die Moslim gewissenhaft die Berührung mit all ,dem zu meiden suchen, was sie nach der Aussage des Propheten oder nach der Überlieferung befleckt und beschmutzt. Aber der Aberglaube reißt sie auch hierin zu sinnlosen Handlungen fort, die nach dem Gesetze eigentlich gottlos sind. Geradezu Unglaubliches leistet hierin der Aberglaube der Frauen. So soll der getrocknete Finger einer jüdischen oder christlichen Leiche, an den Hals gehangen, Fieber der Frauen vertreiben. Ein Stück Baumwolle in das Blut eines Hingerichteten getaucht, wird als Mittel gegen Allerlei gebraucht. Zu gleichem Zwecke wird die Schnur verwendet, an der sich eine Person erhängt oder erdrosselt hat. Da unter Moslim Selbstmord selten ist, sucht man mit Gier Stücke und Schnüre zu erlangen, mit denen Europäer oder Christen Selbstmord begangen haben. Als sich vor einigen Jahren in Kairo ein solch trauriger Fall ereignete, bemerkte ich im Spital, wohin die Leiche des Unglücklichen mit dem Strick am Halse geschafft worden war, wie mehrere Moslim eifrig und geheimnisvoll mit dem Diener des Krankenhauses verhandelten und ihm große Trinkgelder versprachen für ein einziges Stück jenes Strickes. Den Grund erfuhr ich erst nachher. Zahllos sind die Mittel, wodurch die Mütter ihren Kleinen Leben und Gesundheit zu sichern suchen. — So ist es im Sudan Sitte, dass die Mütter vierzig Tage nach der Geburt mit dem Kinde zu verschiedenen Wohnungen sich begeben und dort Brot und Korn betteln, in der Meinung, dadurch dem Kinde Gesundheit und langes Leben zu sichern. — Kann ein Kind im entsprechenden Alter noch nicht gehen, so bindet ihm die Mutter mit Dattelfasern die Füße zusammen, wobei sie drei Knoten macht, und trägt dasselbe während des Freitaggebetes zu einer Moschee. Bei Schluss des Gebetes ersucht sie die drei ersten Männer, welche die Moschee verlassen, dass jeder der Reihe nach einen Knoten löse, worauf sie das Kind nach Hause trägt, in der Hoffnung, dass es nun bald gehen könne. ------- ----------------------- Für die Redaction: P. Xaver Geyer, F. 8. C. — Dnick von A. Weger's sb. Hofbnchdrnckecei, Brixeir. Den geehrten Lesern zur gefälligen Beachtung! Der „Ziern 5er Neger" erscheint als illustrierte Monatschrist am Schlüsse jeden Monates und kostet jährlich 1 fl. 50 fr. ö. W. — 3 Mark mit Post-versendung. Wir richten an unsere Freunde die innige Bitte, aus Liebe zum göttlichen Herzen Jesu und zu den armen Negern von Centralafrika diese Zeitschrift in ihrem Bekanntenkreise verbreiten und uns Abonnenten werben zu wollen. Zur Bestellung des „Stern der Neger" wende man sich an den ?. Rector des M is s i o n s h a n se s d e r „S ö h n e des h l st. H e r z e n s J e s u" in Bi ü h l a n d bei Brixen (Tirol). Allenfallsige Abonnenten in Brixen können sich zur Entrichtung des Abonnements an A. Weger's Buchhandlung wenden. Neu hinzutretende Abonnenten erhalten die bereits erschienenen Nummern nachgesandt. ^orrefpcmöettß 6er Grpedrtion. Erhalten von Hochw. Herrn Martin Hansal in Wien 1 fl. — Bon Sr. Excellenz Bischof Schöbe! in Leitnieritz für den Neubau: 10 fl. — Ordinariatssecretär Hochw. Herrn Fr. Noggler in Brixen für den Neubau 200 fl. — Hochw. Herrn Pfarrer Speckbacher in Mieming 10 fl. — N. N. der Pfarrei Rodeneck zum Neubau: 20 fl. — Herrn G. L. in Gedeir: Wir haben seinerzeit die 6 fl. für 4 Abonnenten erhalten und danken Ihnen bestens. — Bon H. H. Schröer, Steele 3 M. Abonnement, 10,50 M. Stipendien, 1,50 M. Gabe. — Von H. H. P. Fr. P, Seestadl (Böhmen) 1 fl. für Neubau. — Diesen und allen übrigen edlen Wohlthätern sagen wir aus ganzem Herzen ein inniges „Vergelt's Gott." Die Kleine Sclnnin nus ZnnhKnr. war gegen Ende des Jahres 1895, als sich auf der Negercolonie Gesira DE eine Negerfamilie einstellte, welche kurz vorher von Zanzibar gekommen war, ' wo sie mehrere Jahre verbracht hatte. Dieselbe bestand aus vier Personen und einer Eclavin: Mann und Frau gehörten dem Dinkastamme an, ihre Tochter zählte elf Jahre, während ihr Söhnchen im Alter von vier Jahren stand. Die Sclavin, von der im folgenden die Rede sein wird, hieß Mabruka und war elf Jahre alt. Man hatte sie hauptsächlich zur Bedienung des kleinen Knaben angekauft. Dieselbe schien von ihrer Herrschaft keine Misshandlungen erduldet zu haben; doch wurde ihr, da sie krank geworden, nicht die nöthige Pflege zutheil. Während nun die Eltern nach ihrer Ankunft in Gesira im Hause der Missionäre vorsprachen, um die Aufnahme in die Colonie zu erlangen, lag die arme Sclavin im Schatten der hohen Wildfeigenbäume, welche das Negerdors umgeben. Sie war ganz entkräftet und unfähig, auch nur einige Schritte zu machen. Man sah es ihr deutlich an, dass die Schwindsucht in ihr bereits große Forschritte gemacht und ihrem jungen Leben ein baldiges Ende bereiten werde. Die Familie wurde hauptsächlich aus Rücksicht auf die arme Sclavin aufgenommen, da ihr Zustand lebhaftes Mitleid erregte, und man die Hoffnung hegte, ihr vor dem Tode noch die heilige Taufe ertheilen zn können. Wie die Eltern erklärten, hatte sie der Ankauf der Sclavin und ihr Transport von Zanzibar nach Kairo im ganzen fünf Pfund Sterling gekostet. Die Herrin gestand selbst ein, dass ihr die Krankheit der Sclavin sehr missliebig sei, doch nicht aus Mitleid gegen sie, sondern weil sie fürchtete, durch ihren Tod einen bedeutenden materiellen Schaden zu erleiden. „Wenn sie stirbt," sagte sie, „so habe ich keine Hoffnung mehr, sie zu verkaufen und die für sie ausgeworfene Summe wiederzuerlangen." Wie hart ist doch das Los der armen Neger, welche gleich dem Vieh auf dem Markte gekauft und verkauft werden. — Während die Eltern eine Wohnung im Negerdorfe bezogen, wurde ihre Tochter sammt der Sclavin im weiblichen Erziehungshause untergebracht. Mabruka konnte sich vor lauter Schwäche kaum auf den Füßen aufrecht halten und lag den größten Theil des TageS auf einer Strohmatte. Die Oberin des Institutes übergab sie der Krankenschwester zur Verpflegung, doch bald stellte es sich heraus, dass die Krankheit unheilbar sei. Mabruka, gebürtig aus Zanzibar, konnte sich einigermaßen in arabischer Sprache verständlich machen; im Nothfalle diente ihr Anna (so hieß die Tochter ihrer Herrin) als Dolmetscherin. Mabruka äußerte während ihrer Krankheit, wie dies ja häufig bei den Schwindsüchtigen der Fall ist, gar sonderbare Wünsche, und sie verfehlte nicht, der Krankenpflegerin, die dieselben so viel als möglich befriedigte, dafür ihre Erkenntlichkeit auszudrücken. Man musste sie von einem Ort zum andern tragen. Sie wünschte stets den Sonnenstrahlen ausgesetzt zu sein, und fand dann in der That eine Erleichterung ihres Übels. Daher rückte man ihr Lager während des Tages stets dorthin, wo die Sonnenstrahlen ihre größte Kraft entfalteten. Wie oft waren wir bei der Kranken und suchten sie durch freundliche Worte zur Annahme der christlichen Religion zu bewegen! Gott sei Dank, dass er ihr in seiner unendlichen Barmherzigkeit die besten Gesinnungen einflößte und sie durch seine inneren Einsprechungen für das Gute empfänglich machte. — Die Krankheit nahm unterdessen ihren gewohnten Fortgang, und wir beeilten uns, sie durch Unterweisung in den Hauptwahrheiten unseres heiligen Glaubens auf den Empfang der heiligen Taufe vorzubereiten. Als man ihr sagte, dass wir vor allem an das Dasein Gottes glauben müssen, erwiderte sie: „Auch in meiner Heimat glaubt man, dass es einen Gott gebe." Man ließ den Missionär kommen, damit er die Kranke selbst befrage und feststelle, ob sie zum Empfange der heiligen Taufe genügend vorbereitet sei. Nachdem er sich hiervon überzeugt hatte, erweckte er mit ihr einen Act der Reue, den er ihr laut vorbetete. Dann erhielt die Kranke zu ihrem großen Troste die heilige Taufe, in der ihr der Name Maria gegeoen wurde. Maria Mabruka war von Natur aus gutmüthig und besaß ein noch unverdorbenes Herz. In ihrer Einfalt betheuerte sie eines Tages, dass sie nie jemanden ein Unrecht zugefügt habe. Nach Empfang der heiligen Taufe schien sich ihr leibliches Befinden gebessert zu haben. Sie konnte sich selbst von ihrem Lager erheben und im Hofe langsam auf- und abgehen. Doch in der folgenden Nacht verschlimmerte sich plötzlich ihr Zustand; von Zeit zu Zeit küsste sie mit Andacht das Crucifix und wiederholte einige kurze Stoßgebete, die ihr von den Missionsschwestern vorgesagt wurden. Diese sprachen ihr von den ewigen Freuden des Himmels, in den sie nun bald eingehen werde, und ermuthigten sie, die Schmerzen ihrer Krankheit mit Geduld und Ergebung in den Willen Gottes zu ertragen. Am folgenden Morgen fühlte sich die Kranke sehr beschwert; der Missionär ertheilte ihr die letzte Ölung, verrichtete über sie die üblichen Sterbgebete, und bald darauf gab Maria M^xM t^re Seele in die Hände ihres Schöpfers zurück, glücklich, nicht bloß von der leiblichen, sondern auch von der geistigen Scla-verei befreit worden zu sein. Wie wunderbar sind die Fügungen der göttlichen Weisheit!