taibachee Wochenblatt zum Mußen und Vergnügen. Freytag den 6. Oetober. lZ i z. Agnes^ernauer und Albrechts Liebe. dieser hoffnungsvolle Kürst, dessen Jugend in ritterlichen oder gottesfürchtigen Uebungen, zum Theil am Hose semer Muhme, der böhmischen Königinn Sophie, verfioffen war, wohnte als Statt. Halter semes Vaters gewöhnlich auf der Burg zu Straubing ^ seit dieser Strich Niederbayerns an München gekommen. Voll tiefer Gemüthlichkeit, alles inbrünstig erfassend, darum in guten und bösen Ta-' gen sich selbst nicht gleich, war er meistens gutig und mild, und mehr dem friedlichen Stilllcbm, als dem Geräusch der Höfe oder Schlachtfelder zugethan. Jedem Bittenden stand sein Haus gern offen. Was gerecht und billig, ehrt' er auch am Niedngstcn. Als er einst, während ein armer Mann klagle, gleichgültig zum Fenster hnaus sah, dieser aber ems psindlich sprach: „Gnadiger Herr, euer Auslugen ist mein großes Verderben, wann ihr doch solltot merken meine Klage, die ich eurer Gnaden thue, damit mir geholfen werde!" wandt' er sich lächelnd zu ihm, zikntb des strafenden Wortes nicht, sah auch nie wieder zum Fenster, wenn arme Leute vor ihn kamen. Dis Tonkunst verschönte seine einsamen Stunden ; er selbst war Meister in ihr. Nicht minder ergötzt' ihn die Jagd. Oft trieb er im Muthwillen das Jagen tief in die Bezirke des Herzogs Heinrich von Lands-Hut hinein, und purschts demselben dis allerschonsten Hindinnen und Hirsche hinweg, dem knausernden Herrn zum großen Aerger. Denn Heinrichs zu-nehmender Geitz, Vielen lästig, war noch Mehreren ein reicher Stoff der Bee lustigung. Schon hatte Albrecht ein Alter von acht und zwanzig Jahren, ohne vermählt zu seyn. Er liebte die Weiber, weniger die Ehe. Sein Vater verlobte ihn zwar mit Elisabeth von Würtemberg; doch das junge Fräulein, heimlich .den Graf Johann von Werdenberg hold, hätte auch den Kaiserthron verachtet, entwich mit ihrem Geliebten, und ward dessen Gattinn. Wenig um die Flucht der Braut bekümmert, belustigte sich Albrecht zv Augsburg, wo ihm zu Ehren die Adelges schlechter Speerrennen Gastmähler und Tänze gaben. Da erschienen die edsln Töchter der Stadt in aller Lieblichkeit ih-es Reitzes, gehobs« durch Schmuck und Re'nhthultt der Gswänder; ihre Haare mit Perlenschnüren oder Ketten umhängt, oder unter perlendurchflochtenen Netzen^, oder goldenen Hauben, oder Hüten mit Federn, oder kleinen Bireten von Scun< znet; den Busen sittig verhüllt, eine große Halskrause mit kostbaren Spitzen unter dem Kinn zusammen geschlossen; über die reichen, seidenen Röcke ein schwarzes, faltiges Obergcwand, ohne Aermel; Ringe, Gürtel von edeln Steinen blitzend. Aber Albrecht hatt eine Jungfrau er« blickt; von niedriger Herkunst und arm, doch in Schönheit und Tugend strahlender denn alle. Die frische Blüthe ihrer Jugend, ihrer Glieder seines Ebenmaß und der Goidglanz ihrer langen Haare mochte die Bewunderung Vieler seyn; noch edler als der Leib, war ihr Gemüth. Sie hieß Aqnes, die Tochter des Baders Kaspar Bernaner. In der Stadt nannte man sie den Engel. Süße Leidenschaft.bethör-te den Fürsten, als er sie erblickte, und Agnes konnte, bey den Anbethnngen des liebenswürdigen Herrn, ihre Gleichgültigkeit nicht bewahren. Zn fromm und stolz aber, Buhlerinn zu seyn, ließ sie Albrechts Liebe unerhört, bis er die strengen Gesetze seines Standes dem Besitz so vieler Holdseligkeit opferte. Er führte die ihm heimlich Anvermählte auf sein Schloß Vohlmrg, welches er aus dem Permachtmß seiner Mutter Elisabeth von Mailand besaß. Da wollt' er in verborgener Liebs gl'cklich seyn, bis er sie einst, vielleicht nach seines Vaters Hinscheiden, offenbaren könnte. Herzog Ernst, welchem des Sohnes Leidenschaft eine der vorübergehenden schien, deren er selbst nicht frey gewesen, entwarf nach einigen Jahren die Vermählung desselben mit Annen, Herzog Erichs von Braunschweig Tochter. Jetzt erst be- lehrt' ihn Albrechts beharrlicher Widsr-spruch, daß die Liebe desselben zur Augs-burgerinn stärker, als alle Ehrfurcht vor dem väterlichen Willen und dem Urtheil der Welt sey. Und geschreckt von dem Gedanken, eines unehrlichen Baders Tochter könne jemahls den Ahrotl der Schy-ren besteigen, trug er kein Bedenken, auch das schmerzlichste Mittel zur Heilung des verblendeten Sohnes zu wählen Alsbald war ein Spserbrechen zu Regensburg veranstaltet. Es kamen die Fürsten und Ritter aus Pfalz und Bayerlanden, auch Albrecht zum Feste. Ihm aber verschlossen sie ^ die Schranken, als einem, der wider Turnierorduung mit einer Jungfrau in Unzucht lebe. Er schwor, Agnes sey seine Gemahlinn. Er ward zurückgestoßen. Entrüstet kchrt' er «m, ließ fortan Agnesen als Herzoginn von Bayern öffentlich ehren, gab ihr Dienerschaft zu, und Frauenzimmer, gleich einer Fürstinn , und die Burg von Strau-bmg zum Wohnsitz. Sie voll schwermü-thiger Ahnung eines finstern Schicksals, jnftets sich hier im Kreutzgang bey den Brüdern von Carmel Dechgewölb' und G. abstatte. Doch so lange Albrechts Oheim, Herzog Wilhelm, noch am Leben war, geschah ihr kein Wch. Denn Wilhelm liebte Albrechten sehr. Nach seines Bruders Tode aber zähm, ts Herzog Ernst den väterlichen Zorn nicht länger. In Albrechts Abwesenheit ward dessen Gelabte verhaftet. Die schöne Frau mit Stolz vor den Richtern, wies deren Fragen ab: sie sey ihres Herrn fürstliches Weib. Ernst befahl schleunige Hi^, richtunA. Dem Volke wurde gesagt, sie hab' «s dem Sohn des Landesherrn mit Liebestränken angethan; der sey das rum der Tage nimmer froh; und Herzog Wilhelms Kindlein habe sie mit Gift aus d?m Leben getrieben. Gebunden, voll Henkersnechten zur Donaubrücke geschkppt kvard sig hyx allem Volk hinab in den Strom geworfen. Die Fluchen trugen sie schwimmend wieder an's Ufer. Man hörte ihr Geschrey. Der Henker einer rannte hin, erfaßte mit langer Stang' ihr goldenes Haar und drückte sie damit unter die Welten nieder. So ward der grausame Mord vollbracht, welchen der ^colz fürstlichen Vorurtheils begehrte. Albrecht, durch die Bothschaft sinnlos zu Boden gestürzt, ermannte sich nur zum Schwur, ftm Haupt nicht ruhig zu legen, bis er Agnesens theurem Schatten schreckliche Genugthuung geleistet habe. Er ftoh aus dem besteckten Straubing zum bärtigen Ludwig nach Ingolstadt, nnd machte ihn zum Gesellen seiner Rache. Wiewohl der Graf von Mortain zu dieser Zeit blutige Fehde gegen Bischof und Rath von Pajsau führte, deren Gebieth er, von seinen Burgen zu Schärding nnd Konig-stein aus, mit Raub mW Brand heims-suchte, war er doch schnell bereit., die Empörung dös ergimmten Sohns gegen den Vater zu unterstützen. Von ihm geholfen , zog Albrecht würgend durch die Lande seines Vaters. Dessen Dörfer mußten zum Sühngofer aufflammen; er rasete mit Feuer und Schwert, als wollt' er im wahnsinnigen Schmerz sein eigenes Erbtheil vertilgen. Vergebens schonte Herzog Ernst, und suchte den Sohn mit Bitten zu erweichen.Bothen um Bothen sto-gen ausMünchen zu ihm, wie zu KaiserSlg-mund, daß dieser dem Wüthenden gebiethe, zu Pflicht und Ehre zurückzukehren. Erst die alles heilenden Stunden, auch der weiche Zauber der Tonkunst, milderten Albrechts Schmerz. Des Vaters Kummer, des Kaisers Mahnungen, der Freunde Bitten besiegten ihn. Albrecht ging nach München zurück, wo ihn E nst mit Rührung empfing. Sey es, die Verlorne Liebs des Sohnes wieder zu finden, oder ans aufrichtiger Reue um t»en Mord der schuldlosen Agnes, Herzog Ernst selbst besatzl, übcr dem Grnbs der Unglückseligen einBethkirchlein auszubauen. Nur weich und gehorsam gav Albrecht dem Wunsch seines Vaters, dem Gebot seines Hn'kommcns nach Er ließ sich mnAnnen vo» Braunschweig vermählen, lieben konnt' er sie nicht.Oft sucht'er indenArmen fremdsrWei-ber vergeben« das Verlorne Glück. Noch zwölf Jahre nach Agnesens Ermordung erneuerte er an ihrem Nahmenstage fey-erlich die Stiftung ihres Jahrestages und ewigen Lichtes in der Altarzelle; ließ auch die Gebeine der „ehrsamen Frau" in die ven ihr einst ersehene Ruhestätte tragen, und mit marmornem Grabstein decken. Lange sang das Volk von Albrechts und Agnesens unglücklicher Lieben Lord Nawdvw- In dem amerikanischen Freiheittkne? ge befehligte dieser Lord ein Korps von Freywilligen. In der ganzen brittische» Armee wurde bei den Amerikanern keine Truppe so gefurchtet, als diese. Im Dienst führten sie den Namen der Freywilligen von Irland; aber die Amerikaner haben ihnen den Namen der irländischen Tieger beygelegt. Sie waren die beste» Foura-gierer bey der Armee, weil sie niemahls mit leeren Händen zurück kamen, und sich kein Gewissen machten, von Freunde» und Feinden zu nehmen.. Dieser letzte Punkt gab zu vielen Magen von Seite der königl. gesinnten Einwohner in Amerika Anlaß. Lord Rawdow, dieser Kla? gen müde, faßte den großmüthigen Ents schluß, ihnen ein Ende zu machen. Er wußte, wie sehr sein Korps ihn liebte. Plöz-lich stellte er «ine Musterung an. Hier läßt er die klagenden Bürger Ueutlich vortve- ten nnd ihre Beschwerden in Gegenwart des Regiments wiederholen. Nun redete er die Truppe also an: „Bursche! ihr habt immer Achtung gegen mich bewiesen, und wie ich glaube, ein ernstliches Verlangen, mir zu gefallen. Iezt werde ich eure Gesinnungen auf die Probe stellen. Wisset , daß wenn ihr diesen guten Leuten ihr Eigenthum raubet, so plündert ihr mich, nicht sie, wie ich gleich beweisen werde," Bey diesen Worten zieht er seinen Geldbeutel heraus und bezahlt den Werth der ganzen Liste, was das Regiment den kö-nigl.' Gesintten, nach ihrem Angeben, abgenommen hatte. Diese edle Handlung that den gewünschten Eindruck. Sie machte auf die Herzen der Soldaten eine so tiefe Wirkung, daß seitdem keine Klage mehr in dem kouigl. gesinnten Bezirk iiber das Regiment entstanden ist. Das Mißverständnis. Die Kaiserin Katharina H. erhielt in St Petersburg von dem dortigen bekannten Kaufmann Steffanow einen vorzüglich schönen Hund geschenkt, dem sieden Namen des Gchenkgebers beilegte, und der ihr in der Folge sehr werth wurde. Eine Kankheit brachte ihm den Tod, und die Monarchin, um wenigstens noch die Gestalt ihrs Lieblings vor Augen zu behalten, bcfich't dem Stadt - Pol zeyprasi-«denten, als er, wie gewöhnlich, Verhaltungsbefehle sich von ihr erbat, den Stef-sanow ausstopfen zu lass n. Der Präsident , ein äusserst rechtschaffener Mann, der aber von ieher gewohnt war, die Befehls seiner Regentin wortlich zu nehmen und zu befolgen, ohne darüber weiter nachzudenken, erschrickt, fragt nochmahls Hort den nemlichen Ausspruch der Kaiserin, und verfügt sich also zu seinem Freunds Steffanow, dem er Arrest ankündigt und den Willen der Kaiserin bekanntmacht. Der Kaufmann, obgleich ihm ebenfalls unbekannt war, daß ein Hund der Kai« serinn seinen Namen führen, und daß derselbe gemeint sey, sah doch so viel ein, daß hier ein Irthmn zum Grunde liegen muffe, der Stadtprcisident willigte mit Vergnügen in sein Verlangen, zum Gouverneur zu fahren und diesen um Vermittlung der Sache zu bitten. Dis Vermittlung des Gouverneurs hatte die ge-hoffts Wirkung nicht, es blieb bei der Entschließung 7 daß der Steffanow ausge-stopft werden sollte. Nur mit Mühe brachte es der Kaufmann dahin, daß es des Stadtpräsident wagte, ihn des folgenden Tages mit nach Hofe zu nehmen. Der Präsident ging in das Kabinet der Kaiserin, und ließ den armen Stessanow im anstoßenden Zimmer, in welchem er alles verstehen konnte Die Kaiserin war sehr verwundert wegen eines so deutliche» Befehls mehrere Anfragen anhören zu müft sen und antwortete dem fragenden Stadt-Präsidenten, daß er den Steffanow solle ausnehmen und alsdann ausstopfen lassen, wie man einem Vogel ausstopfe, und fügte noch hinzu , wie sie glaube, daß in ihrer Residenz Leute genug wohnten, dis damit umzugehen wüßten. Der Stadt^ präsident kehrt nun betrübt zu seinem Freunde zurück, und sucht ihn zu bedeuten , daß er sich in sein Schicksal fügen müße. Dieser aber dringt mit Gewalt in das Kabinet der Monarchin, wirft sich ihr zu Füßen, und durch seine Gegenwart und wenige Worts war er geretW.