^>. R3 Erster Jahrgang. 38. März K85?. S"o geht es. <^^3eh' dir, du armes Mcnschcuhcrz, Daß du so bald, so bald vergißt, Wer dir im Glück, wer dir im Schmerz Einst nah und treu gewesen ist! Ein Tag — ein Jahr — man merkt cS kaum, Wie schnell die Zeit vorübergeht. Sie wandelt leise, wie ein Traum, Der kaum entstanden, schon verweht. Gin Tag — cin Jahr — und mit der Zelt, So leicht, so leise, so geschwind, Vergißt das Herz die Herzlichkeit Und auch dic Augen wcrdcn blind. Ja, tritt nur hin mit dcincm Gruß — Man sieht dich fremd und spottisch an, Vom Fuß zum Kopf, vom Kopf zum Fuß — Ei ja, das hat dir weh' gethan! Du fragst: Wir waren uus so gut, Wer hat wohl grausam uns getrennt? Dir wird so bang, so trüb zu Muth, Weil noch dein Herz das Herz nicht kennt. Weh' dir, du armes Mcnschcnhcrz, Daß du so bald, so bald vergißt. Wer dir im Glück, wer dir im Schmerz Einst nah und treu gewesen ist! ^ I In der Familie. (Schluß.) !II. Das Haustheater. ^35in selteneres, wenigstens nicht oft wiederkehrendes Vergnügen im häuslichen Kreise ist das dramatische Spiel. Theils erfordert es Raum und Personen, welche nicht immer in jedem Hause den Anforderungen zu entsprechen vermögen, theils aber verlangt es eine längere Vorbereitung und mehr Ausdauer, so daß es gewöhnlich nur bei außerordentlichen Gelegenheiten in Anwendung gebracht wird. Vieles, was ich bei der Lektüre gesagt habe, hat auch seine Giltigkeit für diese Art Unterhaltung in der Familie, nur daß hierbei das Vergnügen in den Vordergrund tritt. Allein es ist zu wünschen, daß das dramatische Spiel um cin Bedeutendes ernster aufge- faßt, und daß es nicht bloß als Possen-Reißerei und Mummerei betrachtet werde. Vcsonders in's Auge zu fassen ist zweierlei, erstens: daß es zur Hebung der Bildung beitrage, und zweitens: daß es zum innigern Verständniß der dramatischen Poesie verhelfe. Von diesen beiden Momenten ist aber beim Haustheater meistentheils nichts zu verspüren; es sind gewöhnlich ganz andere Zwecke damit verbunden. Das dramatische Spiel dient bald, um die Dressur von Schülern zu zeigen, bald, um den „Töchtern des Hauses" Gelegenheit zu geben, sich im strahlenden Glänze vorzuführen, und hat dann auch diesem entsprechende Resultate: es nährt dic Cocsuet-terie, den Lmus und den Dünkel. Wenn in einem Hause eine dramatische Aufführung sein soll, so beschäftigen sich die Theil-nehmer selten mit dem Studium ihrer Parthie, sie denken nur an das Aeußere, und ihre einzige Sorge ist, wie werden wir uns kleiden? Sie fragen nicht danach, ob es ihre Aufgabe ist, einen bestimmten Charakter darzustellen; sie lernen nur die leeren Worte. Sie bemühen sich nicht, einer Situation das richtige Gepräge zu geben, wie es der Dichter gewollt; sie glauben schon genug gethan zu haben, wenn sie sich recht behängen mit theuern und prunkenden Stoffen. Dem gemäß ist auch dic Wahl der Stücke. Der Verständige sieht leicht, daß auf diese Weise das Haustheater weder bildet, noch ein wahres Vergnügen verschafft. Und doch kann es dann, wenn es seiner rechten Bedeutung nach aufgefaßt wird, den beiden aufgestellten Prinzipien im vollen Maße entsprechen. Unter allen Umständen dürfen nur Stücke zur Aufführung kommen, welche durch ihren sittlichen Gehalt dazu berechtigt sind. Ich bin weit entfernt, als solche berechtigten Stücke die larmoyanten Rührbreie zu bezeichnen, welche von unsern mittelmäßigen Vühnen-Schrift-! stellern als Tragödien, Charakter-Gemälde u. s. w. en m»856 fabrizirt werden. Im Gegentheil greife man zu jenen Dramen, dic eine tiefere Weltanschauung enthalten, und die durch wirklich tragische Konflikte das Herz erschüttern und erheben. Indeß wird man selten für das Hcmsthcater Tragödien nehmen. Das Lustspiel, die Posse und allenfalls kleinere Dramen, welche weniger Szenen-Veränderungen haben, das sind die für dM> Haustheater anwendbaren Vühnen-Stücke. Aber auch hier mü^» eine strenge Auswahl getroffen werden, und ferner dürfen diese nicht verhindern, daß doch einzelne Szenen aus den unvergänglich schönen Dramen unserer Dichter-Heroen zur Darstellung gelangen, was gar keine großen Schwierigkeiten hat. Das Haustheater sei gleichsam eine Ergänzung der Lektüre, indem mau ans dem gelesenen Stück nun einzelne Szenen mit der entsprechenden Handlung darzustellen suchte. — Die dramatische Darstellung befördert fast noch mehr als die Lektüre die Vervollkommnung und Ausbildung des Sprach-Organes, und bedingt ferner die Uebung, dem Körper möglichst schöne, anständige, dem ausgesprochenen Gedanken angemessene Bewegungen zu geben. Letzteres ist unbedingt ein Vortheil, der aus dem Theater entspringt, und weßwegen das Haustheater der wärmsten Empfehlung und Pflege würdig ist. Wenn in einem Hause die Unterhaltung dem dramatischen Spiel sich zuwendet, so sei es die vornehmste Sorge des Familien-Oberhauptes, daß auf dieß Moment Bezug genommen werde; daß anmuthige, leichte Bewegung, anständige, schöne Haltung des Körpers, deutliche, schöne Aussprache als Nutzen daraus hervorgehe. Ueber das theatralische Spiel der C'rzichungs-Institute möchte ich hierbei noch etwas sagen. Diese entsprechen gewöhnlich keiner der gemachten Anforderungen und gleichen den Pro- ! duktionen einer Kunstreiter-Gesellschaft, welche „einem hohen Adel und verehrten Pnblikum" zeigt, was sie kann. Auch sie haben den fatalen Zweck, den Leuten „etwas weiß zu machen," und indem sie diesem Ziele zustreben, vernachlässigen sie das, was ihre hauptsächlichste Bestimmung sein sollte: den Grund zu legen für Anstand, Geschmack und Kenntniß, auf welchem später im Familien-Kreise ein Haustheater sich erheben kann, das den Prinzipien der Bildung und der Unterhaltung Genüge leiste. Sie sind gewöhnlich die Pflanzschulen der Coquetterie, Eitelkeit, Dünkel und sonstigen üblen Eigenschaften, und manche Eltern sind einfältig genug, hören sie das Plappern ihres Kindes in einer Rolle, dieß als das glänzende Resultat vollendeten Unterrichtes und der Erziehung anzusehen. Gemeiniglich werden auch solche Stücke gegeben, deren trivialer Inhalt weder bildend noch erwärmend ans das Gemüth der Jugend ! wirken kann, und in denen mit Gefühlen herumgeworfen wird, ! die anszusprechen das Kind mit heiliger Scheu vermeiden müßte. ! Ich zähle dazu jene Stücke, die zum wesentlichen Inhalte fade, alberne Liebes-Geschichten haben, und die mächtigste Leidenschaft des menschlichen Herzens weder in ihrer Reinheit noch ! in ihrer psychologischen Bedeutung darstellen. — Es ist ersichtlich, daß diese drei: die Hausmusik, die Lektüre uud das dramatische Spiel, wenn sie in ihrer edlen Bedeutung aufgefaßt und gehandhabt werden, durch das Vergnügen, das sie gewähren, so wie durch ihren Einfluß auf die intellektuelle Bildung der Einzel-Glieder der Familie, ein innigeres Zusammenhalten des Ganzen hervorrufen müssen. Hiermit will ich aber keineswegs sagen, daß diese drei allein eine vollständige Reform der Familie erzielen können. Sie berühren ja nur eine Seite, sie treffen nur einen Punkt, den ich aber als einen sehr wichtigen betrachtet wissen will. Sie bedürfen anderer Hilfen als Ergänzung, die ich aber zu er- ! wähnen nicht die Absicht hatte. Ich will nur noch hindeuten ! auf die Resultate, welche durch das Streben nach intellek- tueller Bildung erzielt werden. Da läßt sich nun mit Bestimmtheit annehmen, daß das Geschwätz, das fade, inhaltlose, bald da, bald dort anknüpfende, jeden Gegenstand aphoristisch behandelnde Plaudern in ein vernünftiges Gespräch, in eine wirkliche Unterhaltung umschlagen wird. Mit dem Wachsen der Bildung wird anch das Denken zunehmen. Der Eindruck, den ein geistloses, sich in hohlen Phrasen bewegendes und die trivialsten Dinge betreffendes Geschwätz auf uns macht, ist sicher ein betrübender zu nennen, und ist als eine Folge des französischen Salon-Tones zu betrachten, des Salons, der eben das deutsche Familien-Leben nicht zerstört, «ber doch in großen Verfall gebracht hat. Sind die Gemüther wieder empfänglich gemacht für das Schöne und Gute, für das Sittliche und Große, haben sich die Kräfte des Geistes wieder daran gewöhnt, thätig zu sein, ist das Denken zurückgekehrt, so werden auch die höheren Interessen des Lebens wieder Geltung gewinnen und wird das Herz längst verloren geglaubte Ideale wieder zurückerhalten. Denn dadurch unterscheidet sich der gebildete Mensch vom ungebildeten, daß er Ideale in sich trägt, die seinem Leben Werth, seinem Mühcu und Schaffen poetische Weihe verleihen, und Derjenige ist ein bedauernswürdiges Subjekt, dem fein Ideal die Seele erfüllt. Das ist eben auch der Fluch des Materialismus, welcher alle unsere Verhältnisse durchdringt und welcher eine Folge der Zeichtig-kcit der Bildung ist, welcher nur an der Scholle haftet und nicht wcitcr schen will, als eben die Materie, der Stoff, der Staub reicht; das, sagte ich, ist sein Fluch, daß er keine Ideale haben kann. — Noch eines Umstandes will ich Erwähnung thun. Der Lurus war zu allen Zeiten ein Krebsschaden der bürgerlichen Gesellschaft und eben auch der Familie, so daß ehedem sogar die Regierungen Verbote dagegen erlassen mußten. Durch das Hereindrängen französischer Sitten, durch Acception des Salons und seiner Oberflächlichkeit, durch Zunahme des öffentlichen Lebens, im Gegensatz zum Familien-Kreise, hat auch der Lurus zugenommen, und zwar vornehmlich unter dem weiblichen Geschlechte, so daß durch denselben mancher Familien-Vater in die größte Verzweiflung versetzt wird. Es ist ein Grundzug der menschlichen Schwäche, der Eitelkeit, mit dem Besitz zu prahlen und das liebe Ich recht vortheilhaft auszustafsircn. Aber wäre es nicht möglich, diese Schwäche auf andere, edlere Weise zu pflegen? Jede englische Familie hält etwas auf eine tüchtige Haus-Bibliothek, in welcher die Werke aller Größen der Nation ihren Platz haben. Das ist bei uns vielfach nicht der Fall. Wie viele Familien gibt es, die nicht einmal unsern Schiller besitzen und sich doch zu den Gebildeten zählen! Freilich kann msn mit Göthe und Schiller nicht auf den Ball gehen, sich mit ihnen nicht auf der Promenade bewundern lassen! — Ist es Pflicht, dem Lurus zu steuern, so licße sich das vor der Hand so einrichten, daß der Lnrns auf nützlichere Gegenstände gelenkt wird. Ein gutes Buch nützt mehr als das eleganteste Ballkleid, M. wenn es nicht bloß zur Schau auf dem Spiegel-Tische steht, und sollen unsere Mädchen einst Frauen werden, welche den Charakter des Hauses bestimmen und die häusliche Sitte bewahren, so wie durch Anmuth, Sinnigkeit und Edelmuth dcn haus- ! lichen Kreis verschönern, so dürfen sie nicht zu Mode-Puppen ! und Kleider-Fratzen erzogen werden. — Als ein ferneres , Resultat der tieferen Bildung ist die gegenseitige Achtung zu bezeichnen. Und die ist besonders wichtig. Menschen, die sich nur in dem seichten Treiben der Salons bewegen, sind hohl artig und komplimcntcnreich gegeneinander, aber eine ! tiefere Liebe können sie nicht haben, weil sie sich nicht Achtung einzuflößen vermögen. Darum streifen sie nur aneinander hin, ohne sich anzugehören, und doch ist das Gefühl des Sichangehörens das eigentliche Vand, das die Familie umschließt, das durch die Bildung die größte Kräftigung erhält, und das durch den Salon und seine Oberflächlichkeit wohl gelockert, aber nicht zerrissen werden konnte. 2X. <^. 3. Verschiedenes Hume, der Geisterseher. Paris, oder besser gesagt, die Salons der Geld-Aristokratie legen Trauer an, oder freuen sich vielmehr, daß der nordamerikanische Geister'' klopfer Hume auf und davon gegangen. Hume ist nämlich i abgereist, um seine Schwester abzuholen und dann definitiv sich ! hier niederzulassen. Gs scheint mithin, daß er sich hier gefällt und für seine Wunder ein ergiebiges Terrain findet. Er hat in der letzten Woche Wunder über Wunder prodnzirt. Man erzählt sich die außerordentlichsten Dinge von seinen Produktionen im Palais Royal. Vor einigen Tagen war cr zu Prinz Napoleon geladen, wo er das Erstaunlichste leistete. ! Man ist darüber Humus, daß Hume bloß Taschenspieler-Künste treibt, und Louis Napoleon, der ihn sieben Mal vor sich expcrimentircn ließ, glaubt an seine magnetische Kraft. Louis Napoleon soll ausgerufen haben: „Nein, die Physiker glaubten etwas zu wissen, und wissen nichts." Louis Napoleon ist ein > Mann der Praris, der sich nicht leicht blenden und durch bloßen ! Trug bestimmen läßt. Hume hat bewiesen, daß er durch seinen Blick oder durch seinen Willen Tische in Bewegung setzt und selbst die Gesetze der Schwere zu verrücken weiß. Die Kaiserin hat Herrn Hume eine Uhr, die auf der innern Seite ihr Me- ! daillon trägt, geschenkt. Das Unglaublichste erzählt man sich von ihm; durch seinen Willen fangen Piano's und Accordion's an zu spielen. Eine junge Engländerin verlangte von ihm, daß er den Geist ihrer Schwester zitire, die schon seit drei Jahren todt sei. Miß., forderte den zitirten Geist auf, ihr den Beweis 3" führen, daß sie wirklich die wäre, für die sie sich ausgebe. Der Beweis wurde gegeben, denn das Gespenst berührte einen Rmg, den die Verstorbene ihrer Schwester gegeben! Die plötzliche Abreise des Herrn Hume hat zum Gerüchte Veranlassung ! gegeben, daß Hume die Weltstadt in solche Aufregung versetzt, daß die Polizei ihn gebeten, doch Paris zu verlassen — ein Gerücht, was um so weniger Glauben verdient, als der Geisterseher bei Hofe die höchste Protektion genießt, und Louis Napoleon selbst seine Produktionen für unbegreiflich hält! So viel »st gewiß —kein Vosco ist ihm gleich gekommen! Die Besonnenen, die kein Hineinragen der Geisterwelt in das irdische Treiben zugeben wollen, sind damit einverstanden, daß Hume eine magnetische Kraft besitze, wie noch nie beobachtet worden. Der Physik wird mindestens ein s>anz neues Feld eröffnet, und es steht unwiderruflich fest, daß der Blick eines Magnetiseurs mechanische Wirkung äußert, Leuchter und Mobilien verrückt — die Köpfe nicht zu rechnen! Solche, die nie darüber nachgedacht, welche Kraft es denn wäre, welche die Berührung entgegengesetzter Metalle erzeuge, die einen galvanischen oder elektro-magnctischcn Strom schaffe, halten diese Dinge für erfunden oder für eitle Einbildung und Trug! Diese Phänomen beweisen nur, daß der animalische Magnetismus ganz Anderes vermag, als der den Metallen inhärirende. Die Diamanten. Einer kürzlich vom Herrn v. Liebig in München gehaltenen interessanten Vorlesung entnehmen wir Folgendes: Daß der Diamant Kohlenstoff sei, ist eine Entdek-kung der neuesten Zeit; daß cr verbrennbar, hat man schon lange gewußt. Da nun der Diamant nichts als krystallisirtcr Kohlenstoff, so tauchen alle Paar Jahre Leute auf, welche behaupten, das Verfahren entdeckt zu haben, wie man künstlich dieses Pro-dukt erzeugen könne. Denn wenn jede Fabrikation von Gold ein Betrug sein muß, so wäre es dagegen allerdings möglich, Diamanten herzustellen; man müßte nur die Kohle flüssig machen und wieder rein krystallisiren können. Leider gibt es nur Ein Mittel, die Kohle flüssig zu machen, und zwar in glühendem Eisen; sie scheidet sich aber beim Erkalten wieder ab, ohne sich zu krystallisircn. Ein Franzose, Cagnac Delatour, kam vor einiger Zeit zur Akademie in Paris, und produzirte ein Pulver, welches die Untersuchung als unbestreitbaren Diamanten-Staub ergab. Es war zwar schwarz, aber es besaß das Feuer des Diamants, ritzte Glas und Stahl und verbrannte zu freier Kohlen-Säure. Er wollte es erzeugt haben, indem er Kohlenstoff in Schwefel gelöst, mit Wasser geschichtet und durch Einlegung von Phosphor-Stangen nach 2 bis 3 Monaten eine Scheidung des Diamants bewirkt habe. Auf die Kunde von dieser Entdeckung fiel der Preis der Edelsteine augenblicklich um 33 Perzent; sie war aber nichts als ein niederträchtiger Betrug; die angeblichen Entdecker kauften während der Baisse Diamanten zusammen, und bis sich die Erfolglosigkeit ihres Verfahrens herausstellte, hatten sie ihren Zweck vollkommen erreicht. Indessen gesteht der gelehrte Vortragende, daß er selbst ein Mal Gelegenheit hatte, eine Krystallisation von Kohlenstoff wahrzunehmen; dieselbe ging aus einer Mischung mit Salz-Säure vor sich und liefe.te ebenfalls ein schwarzes Pulver, das Herr v. Liebig vorzeigt, und das die Eigenschaften des Diamants unzweifelhaft besitzt. Wie oft er aber auch den Versuch später wiederholte, es gelang nicht mehr, dieselbe oder ähnliche Bedingungen des chemischen Prozesses wieder zu gewinnen, und derselbe Erfolg konnte nicht wieder bewirkt werden. Wissenschaftliches. Laibach, 25, Mär;, In dcr Museal-Versammlung am »8. d. M. gab Herr Gurnig dic Fortsetzung seines „culicl, begonnenen VortrageS über dic Torfmoore, und erörterte die primitive Bildung derselben, ferner dic maumgfaltigcn Nomenklaturen, wodurch man die verschiedenen Arten, dcr Torfe genauer zu bezeichnen bemüht war. Was die Bildung des Laibacher Morastes anbelangt, so berechtigen die in dcr Tiefe desselben vorkommenden Baumstämme von mitunter gewaltigem Umfange, auf die man beim Schneiden der Gräben gelangt, zu dcr gegründeten Annahme, daß cinst auf dieser Fläche cüie üppige Wald-Vegetation stattgefunden habe, welche erst später von den sich bildenden Sphagnumarten überwuchert wurde. Dic Errichtung des neuen Etablissements in der Gegend von Moosthal, wo eine nicht uubedeutendc Arca zur Torf-Gewinnung benutzt werden wird, verspricht cln reichliches Matcrialc zur Vildungs-gcschichtc des Morastes zu liefern, und Herr Gurnig machte bereitwilligst die Zusage, alle in dieses Gebiet einschlagenden Daten dem Museal-Vereine seincr Zeit mittheilen zu wollen. Dcr Herr Vortragende übergab zugleich zwei Hufeisen, deren eines in einer Tiefe von 4V das zweite von 7' daselbst gefunden wurde. Ihrer Form nach weichen sie von der jetzt landesüblichen gänzlich ab, nnd stimmen mit den hicr-lands häufig aufgefundenen türkischen Hufeisen übcrein. Der anwesende Herr Magistrats-Ockonom Podkraischck bemerkte hiezn, daß ähnliche Funde auf dem Laibachcr Moraste öfters gemacht wurden, ja, man sei vor einigen Deccnnien in der Tiefe von 9' aus dic Neste einer beschotterten Straße gestoßen, welche in ihrer Nichtung von I^nei-ü!, gegen das Auerspcrgcr Thal geführt zu haben scheint. Auch wurden vom Herrn Gurnig zwei Muster-Ziegel aus Torf vorgewiesen, welche nach der vom baier. PosierpcditorGrter in Baiern eingeführte!!, ursprünglich englischen Methode, auf trockenem Wege durch Pulverung des Torfes und Komprimirung desselben, anS dem hiesigen Matcrialc erzeugt wurden. Herr Prof. Grüncwald machte dic Anwesenden auf die Erscheinung des Zodiakal-Lichtcs aufmerksam, welches er heuer an mehreren Abenden in Laibach zu beobachten Gelegenheit hatte, und gab eine gedrängte Uebersicht dcr dicsc Himmels - Erscheinung betreffenden Beobachtungen und versuchten Erklärungen seit ihrer crstcu Entdeckung durch dcu Engländer Chilbrey bis auf dic neuesten Zeiten. Vci dem Umstände, daß uns an heitern Frühlings-Abenden wabrschcinllch die Wiederholung dieses schönen Phänomens noch bevorsteht, dürste eine lurze Schilderung desselben nach dem ucuestcn Werke über das Zodiakal-Licht von I. Schmidt, welches auch vom Herrn Professor ausführlich besprochen wurde, hier nicht am unrechten Platze sein: „Hat man, was sehr selten dcr Fall ist, in unserem Klima ein Mal das Glück, das Zodiakal-Licht zur Zeit seincr besten Sichtbarkeit, bei vollkommen reiner, durchsichtiger Luft, zu beobachten, so gewahrt dic Erscheinung, selbst im nördlichen Deutschland, an den Küste» der Osi-und Nordsee, einen sehr schönen Anblick. Iu seinem dichtesten Theile übertrifft das Licht sodann den mittlern Glanz der Milchstraße, und man sieht selbst mitunter seinen schwachen Nester an dcr Oberfläche des ruhigen Wassers. So sah ich es in den Frühstuudcn des September 1852 iu der fast unbewegten Nordsee zwischen dcr Insel Föhr und dem Fcstlandc sich wicdcrspicgeln. Zeigt sich das Zodiakal-Licht vom Winter bis Mai am Abend-Himmel, so sieht man es in schmaler, nach links geneigter Pyramiden-Form aufsteigen, mit verwaschenen Säumen, dic sich in der Nähe des Horizontes stärker nach Außen zu krümmen scheinen. Die Helligkeit wächst gegen den Horizont hin bis zu jener Stelle, wo die dichten Schichten dcr Luft dcu Glanz des Schimmers trüben. Der südliche Rand ist meist schärfer begrenzt. Intensität und Farbe wechseln, letztere zwischen wcißgrau, weiß, gelblich uud selbst röthlich; beides wahrscheinlich durch unscrc Atmosphäre bedingt. In dein höher liegenden Theile findet Herr Schmidt den Glanz dcr Sterne »»geschwächt, in den tiefer liegenden hclleru Parthicu sind ! kleinere Sterne nur mit Mühe zu sehen. Sind die hellen Planeten, ! Jupiter und Venus, dem Zodiakal-Lichte nahc, so überglänzen sic die matten Saume des kaum begrenzten Schimmers, wie das dieses Mal namentlich mit Venus dcr Fall ist. Dcr Mond, 2 bis 3 Tage alt, bindert, als sehr schmale Eichel, die Beobachtung des Zobiakal-Lichtes nicht bedeutend, bei ciucm Nltcr von 4 Tagen aber mußte sein Untergang abgewartet werden, und wäre dann nur mehr die Spitze dcr Licht- ! Pyramide auf kurze Zcit zu sehen. Am Morgen-Himmel finden wir das Phänomen wieder in hoher, schräge gcgcn Süden geneigter Dreiccks-Form mit dcr abendlichen Hälfte so ziemlich übereinstimmend. In dcr Tropcn-Zone scheint das Zodiakal-Licht das ganze Jahr hindurch am Morgen- und Abend-Himmel sichtbar zu sein. Dieß dürfte folgern aus Humboldt's Beobachtungen in Amerika, aus Wcstphal's Wahrnehmungen iu Egypten und jener Ioncs im atlantischen und stillcn Ozcan. Hcrr I. Schmidt versichert, die Abend-Erscheinung bei heiterer Luft stets gesehen zu haben, und sei ihm in 12 Jahren wcder ciue Gestalt-Veränderung noch ein schnellerer oder langsamerer Lichtwechscl aufgefallen. Weitcrs bemerkt cr, daß ihm zu Bonn, Ollmütz und Wien das Zodiakal-Licht nicht glänzender oder schärfer bcgränzt vorgekommen sci, als beispielsweise an den holstcin'schcn Küsten. Selbst zu Rom und Neapel habe cr, einige Fälle ausgenommen, das abendliche Zodiakal-Licht nicht so ausgezeichnet gefunden, als cr erwartet. Iu Rom habc cr im März 1855 an einigen Abenden Gelegenheit gehabt, lange Zcit das Zodiakal-Licht aus einem völlig dunklcu Zimmer zu beobachten. Dic Luft war wunderbar rein und durchsichtig, das Licht dcr Gestirne ohne Funkeln. Unter diesen Umständen war dic Intensität des weißen Zodiakal-Schcincs so groß, daß cr nicht nur seinen hellen Ncflcr in ! dcr Tiber bemerkte, sondern selbst aus l»s> —7l> Toiscu Entfernung darin ! die raschsticßcndc Vcwcgnng des Waffers und vorübcrtrribcndc größere Baumzwcigc erkannte. Dabei war es sonst völlig Nacht. In außerordentlicher Reinheit uüd Schwärze lagen vor dcr glänzenden Vnsis der Lichtpyramidc dcr mit dunklen Pinien besetzte Rücken des ^Ion8 .I»ni-!'!ilu8, dic Kuppeln und Paläste des Vatikaü'schen Hügels, und es gewährte völlig dcu Gindruck dcr ersten, wcißlich beginnenden Morgen-Dämmerung. Bei diesen Beobachtungen bemerkte Herr I. Schmidt, daß selbst ein nur schwaches Wetterleuchten das Zodiakal-Licht momentan verschwinden machte, auch dann, wenn das Auge nicht direkt vom Blitze getroffen wurde. An zwei vollkommen heiter» April-Abende» sah Schmidt den weißen Schimmer selbst in dcu von zahlreichen Lichtern erhclltc» Straßen Neapel's, wcnn nur das Augc selbst sich im Schatten befand. Scinc Intensität, welche weit dic Milchstraße übertraf, geht auch daraus hervor, daß am 16. April in 320 Toiscn Mcercshöhe, am westlichen Abhänge dcs Vesuvs, die sehr ferne Grenzlinie dcr, tyrhcnischcn Scc, ungeachtet dcr Nacht, zu crkcnncn war, indem das Zodiakal-Licht dort glänzend bis an den Horizont hinabrcichte. Giiügc Beobachter geben an, häufig sehr schleunige Aenderungen in dcr Helligkeit uud Begrenzung des Zodiakal-Lichtes bemerkt zu haben, Andere dagegen, daß es ihnen durch längere Zcit nicht nchtbar gewesen fti. Hier will und kann Herr I. Schmidt nicht entscheiden; das letztere, weil jene Wahrnehmungen am Aequator oder südlich von dcmsclbm gemacht worden. Außer dem Hanpttbcilc des Zodiakal-Lichtes, welches, nahc in dcr Ebene der Ekliptik liegend, sich scheinbar östlich und westlich von dcr Sonne iu langgestreckter DrcieckS-Form ausgebreitet, hat man nun serncr eine Art von Gegenschein bemerkt, der^ wenn mau ihn z. B. Abends im Osten erblickt, ^ewissermaßcn eine Spiegelung des im Westen anf-steigcuden Schimmer's bildet. Die Beobachtungen von Humboldt, Io-neö und Vcorscn setzen die Erscheinung außer Zweifel. I. Schmidt konnte davon sclbst in Italien kaum etwas bemerken, erwähnt aber ausdrücklich, daß cr seither nie besonders darauf Acht gab." Hierauf führte Hr. Ferd. Schmidt aus Schischka. als fernern Beitrag zn seiner in dcr letzten Monats-Versammlung dargelegten Ansicht, daß die Süßwasscr-Mollusken aus dem Geschlecht X»«x>