ŠmO. KNJIŽNICA V MARIBORU ' [10624/ a hrstor E M' k. k. Staats-Oberrealschule lil Marburg- Veröffentlicht von der Direction am Schlüsse des Studienjahres ' / i. -6äS*6- MARBURG. Druck von Etluartl Junschilž. Erster Jahresbericht der RYMv)smh Veröffentlicht von der Direction am Schlüsse des Studienjahres «n Druck von E. Jantchitz in Marburg. In halt: J. Dio neueren chemischen Theorien. Von Anton Franz lici bona chuli, k. 2. Schulnachrichten. z yK /3J7/2- k. Professor. Die neueren, chemischen Theorien. IMeitiag1 $1 «las Btiliiw ier mei@ra@a toeaie. Von Anton Franz Reibenschuh, emer. Assistenten der Chemie an der technischen Hochschule zu Graz, Professor an der Staats-Oberrealschule zu Marburg. zsl/ic theoretische Chemie hat in den letzten Jahrzehnten durch die gewaltige Umwälzung, welche sic in Folge der durch zahlreiche Thatsachen unterstützten veränderten Anschauungen über die Konstitution der chemischen Verbindungen erlitt, bedeutsame Neuerungen erfahren, welche Gegenstand zahlreicher Abhandlungen iu verschiedenen Lehrbüchern und Fachjournalen wurden. Nachstehende Blätter sind ein Versuch, die neuen Theorien im Zusammenhänge, gesichtet und in allgemein fasslicher Form vorzuführen, bei welchem Unternehmen die trefflichen Schriften von Gerhardt, Hofmann, Kekuló, Kolbe, Sell-Naquet, Strecker u. A. als Quellenwerke benützt wurden. Dass das richtige Vcrständniss dieser „Einleitung in das Studium der modernen Chemie“ eine genaue Kenntniss der Binaertheorie, der älteren dualistischen Anschauung voraussetzt, ist von selbst einleuchtend, da letzterer keine eingehende Besprechung gewidmet ward. Eine strenge Würdigung beider Anschauungen aber scheint für den Jünger der Wissenschaft jetzt um so gebotener, als von vielen Chemikern bald diese bald jene in ihren Schriften Ausdruck findet, und die dadurch bedingte wechselnde Schreibweise mit älteren und neueren Symbolen ihm demnach vollkommen geläufig sein muss. Graz, im April 1871. Anton Franz Reibenschuh. --------------------- (U «c ' Moleciilnrgewlelit. Erfahrungsgemäss wissen wir, dass sieh die Körper in sehr kleine Theile zerlegen lassen ; diese Theilung geht weit über die Grenzen der sinnlichen Wahrnehmung hinaus ; dem ungeachtet ist sie eine begrenzte. Viele physikalische und chemische Erscheinungen berechtigen zu der Annahme, dass die Körper in ihrer Endform aus äusserst kleinen, durch mechanische Mittel nimmer theilbaren Urtheilchen bestehen, welche Atome oder Moleciile heissen. Diese beiden Begriffe sind jedoch durchaus nicht gleichbedeutend. Eine ganze Reihe von Erscheinungen, die wir bei allen Körpern wahrnehmen, zeigt die Discontinuität des Stoffes, der Materie. Das Entstehen der Körper denken wir uns hierbei durch Aneinanderlegung der Moleciile, jener kleinen Massentheilchen, die sich nicht unmittelbar berührend, sondern durch Räume getrennt, durch ein Spiel beständiger Anziehung und Abstossung das Gleichgewicht halten. Diese Moleciile können durch gewisse Kräftewirkungen in noch kleinere tbiitigo Massen übergeführt werden, welche kleinen aktiven, chemisch untheilbaren Thcilcheu wir Atome nennen. Demnach definirei! wir die Molecüle als die kleinsten Massen eines Körpers, gleichviel ob die eines Elementes oder einer Verbindung von Elementen, welche für sich im freien Zustande bestehen können, die bei chemischen Reactionen auf einander wirken, zwischen denen also entweder Umsetzung oder Verbindung stattfindet. Und als Atom nehmen wir die kleinste in eine chemische Verbindung eintretende Menge eines Elementes, die kleinste in dem Moleciil sämmtlicher Verbindungen eines einfachen Körpers enthaltene Menge desselben an. Um die Grösse, das relative Gewicht der Atome und Molecüle zu bestimmen, genügen Versuche allein nicht ; es sind auch theoretische Betrachtungen dazu erforderlich. Man hat versucht, die Theorien auf physikalische Gesetze zu gründen ; andererseits nahm man chemische Thatsachcn zum Ausgangspunkt. Die physikalischen Eigenschaften der Gase führen zu der Annahme, dass die Moleciile derselben in so grossem Abstand von einander stellen, dass die Ausdehnung im Verhältnis zum Abstande verschwindend klein ist, und somit bei den meisten Betrachtungen vernachlässigt werden kann, und dass bei allen Gasen der Abstand der Molecüle gleich gross ist. Demnach haben sowohl die einfachen als die zusammengesetzten Körper im gasförmigen Zustande denselben A us dehnungs co effizienten, d. h. sie vermehren bei gleicher Temperaturerhöhung ihr Volumen um ein Gleiches, auch nimmt dasselbe unter sonst gleichen Verhältnissen bei gleicher Druckzunahme um ein Gleiches ab. Alle Gase besitzen demnach gleiche Elastizität, wofür die Annahme, dass gleiche Volumina verschiedener Gase oder Dämpfe bei gleichem Druck und gleicher Temperatur gleich viele Moleciile enthalten müssen, die einfachste Erklärung gibt. Diese Annahme ist zuerst von Avogadro gemacht worden; Ampère, unter dessen Namen sie bekannt geworden ist, hat sie weiter entwickelt. Betrachten wir nun vor Allem die spe cifisclicn Gewichte der Gase, ihre Dam pfdicht c, so sind diese nichts anderes als die Gewichte gleicher Volume; demnach müssen, da in gleichen Volumen gleich viel Molecüle enthalten sind, auch die Gewichte dieser Molecüle in demselben Verhältnisse zu einander stehen, wie die speci-tischen Gewichte der Gase. Die Gewichte gleicher Volume drücken daher das Ver-hältniss der Gewichte der Molecüle aus, und die spccifischen Gewichte der gas- oder dampfförmigen Körper bezeichnen die relativen Gewichte der Molecüle derselben. So ist z. B. das specifische Gewicht des Sauerstoffes V1056, das des Wasserstoffes 0 069 (wobei das specifische Gewicht das Verhältniss zwischen dem Gewicht eines gewissen Volums Gases (oder Dampfes) und dein Gewicht desselben Volums atmosphärischer Luft hei gleichem Druck und derselben Temperatur bezeichnet); d. h. das Gewicht eines bestimmten Volums Sauerstoff verhält sich zum Gewichte eines gleichen Volums Wasserstoff wie 1T056 : 0 069 (Luft = 1). In diesem Volum Sauerstoff sind z. B. n Molecüle, im gleichen Volum Wasserstoff ebenfalls n Molecüle Wasserstoff enthalten. Ist M das Gewicht eines Molecüls Sauerstoff, „ Mz „ „ „ „ Wasserstoff, so muss auch n M : n Mz = 1*1056 : 0 069 oder auch M : M' - 1*1056 : 0 069 ein Beweis, dass sich die Gewichte der Molecüle wie die specifischen Gewichte ver- halten. Da die Molecüle nicht zugänglich, daher auch nicht messbar sind, so kann man auch deren Gewicht nicht bestimmen, sondern nur das Verhältniss ihrer Grösse zu einander. Unter Mo le cui arge wicht versteht man daher nur relative Zahlen, die das Grössenverhältniss der Molecüle zu einander ausdrücken. Man muss daher von einer bestimmten Einheit ausgehen, welche man den specifischen Gewichten zu Grunde legt; als solche nimmt man das M ole culargewicht des Wasserstoffs — 2 an. Da man die Anzahl der Molecüle in einem Volumen nicht kennt, so sind die Moleculargewiclite somit die Gewichte einer unbestimmten gleichen Anzahl von Moleciilen, und stehen in dem Verhältniss der specifischen Gewichte, d. h. der Gewichte gleicher Volumseinheiten. Betrachtet man das Molcculargewiclit eines Körpers als absolutes Gewicht, als das Gewicht von z. B. n Moleciilen, welches ein bestimmtes Volum V im Gaszustande einnimmt und ist das specifische Gewicht das Gewicht einer Volumseinheit, so erhält man, wenn man das Moleeulavgewicht durch das specifische Gewicht dividili, das Volum der n Molecüle. Da nun die Gewichte der Molecüle sich verhalten wie die specifischen Gewichte, also z. B. M : M = S : S' daher auch n M : n M ■=> S : Sz n M nM' so muss _ - «= -0/-8 8 11 ^ ist aber das Molcculargewiclit, gctlicilt durch das specifische Gewicht, also n M/ *= V und ebenso folgt dann ^ — V. So wie bei zwei als Beispiel gewählten Körpern verhalten sich aber die Gewichte der Moleciile aller Körper wie die specifisehen Gewichte im Gaszustande. Man muss daher durch Division des Moleculargewichtes durch das speciiische Gewicht hei allen Körpern dasselbe Volum V also die gleiche Zahl als n u m eins finden. Die kleinste Gewichtsmenge CI II, welche hei chemischen Metamorphosen in Wirksamkeit tritt und im freien Zustande auftritt, muss man — 36 5 annehmen. Das speci fische Gewicht des CI 11 Gases ist 1 264. Nimmt man 36 5 als Moleculargewicht der CI II, so ist 36 ö0 : 1*264 — 284) — V. Die Molcculargewiehte also aller Körper, dividirt durch das specifische Gewicht, müssen 28 9 gehen, eine Zalil, die man als das relative M ole cula r volu m bezeichnen kann. Dadurch ist ein Mittel an die Iland gegeben, das Moleculargewicht eines Körpers zu bestimmen, wenn sein specifisches Gewicht im Gaszustande, d. h. seine Dampfdichte bekannt ist. Multiplizirt man nämlich die Dampfdichte eines Körpers (auf Luft als Einheit bezogen) mit 28 9, so erhält man sein Moleculargewicht. Es ergeben sich dann die Molcculargewiehte der bekannten Körper wie folgt : Körper Spec. Gewicht Luft = 1 (Dampfdichte) Molecular-Ge wicht Molecular- Volum ! Wasserstoff .... 0*0692 2 28*92 Sauerstoff .... 1*1056 32 28*92 Schwefel 2*2111 64 28*92 Stickstoff 0*9713 28 ») Chlor 2*458 71 » i Brom 5*583 160 » Jod 8*784 254 i Quecksilber . . . . 6*92 200 Wasser 0*622 18 Kohlensäure .... 1*529 44 » i Chlorwasserstoff . . 1*262 36*5 V Ammoniak .... 0*5884 17 Kohlenoxydgas . . . 0*9713 28 Schwefelwasserstoffgas 1*176 34 » Phosphorchloriir . . 4*742 137*5 V Die zweite Spalte drückt die relat. Molcculargewiehte der angeführten Stoffe aus, wenn das Moleculargewicht des Wasserstoffs = 2 gesetzt ist. Um die Zahlen der 1. Spalte in die der 2. zu verwandeln, braucht man sie nur mit 28*92 zu multipliziren o — 28*92. 0*0692 Für diese Molcculargewiehte als die relativen kleinsten Gewichtsmengen, die in freiem Zustande existiren können, und die bei chemischen Vorgängen auf einander einwirken, sprechen auch zahlreiche chemische Metamorphosen. So z. B. tritt das freie Chlor, wenn es auf andere Körper einwirkt, immer mit der Gewichtsmenge 71 in Wirksamkeit, z. B. wenn man Chlor in Kalilauge leitet, so geht die Einwirkung nach folgendem Schema vor sich : 2KO + 2C1 — KCl + KOCK). Bei der Einwirkung von Chlor auf organische Körper, wodurch sogenannte Substitutionsprodukte entstehen, treten nie weniger als 2 Aequivalente Chlor, also 71 Gewichtstheile in Aktion, z. B. Essigsäure C4 Il4 O, + 2C1 = C4 II, CIO., + C1H (Monochloressigsäure). Treten mehr CI in Action, so ist die Menge stets ein Multiplum von 2 Chlor, z. B. Aethylen C4 11, (Ölbild. Gas) verbindet sich mit 2 01 zu Acthylondilo ri d C4 H., Cl2 (Ocl. d. oelbild. Gases). Bei weiterer Einwirkung von Chlor wird nach und nach aller Wassers toll durch Chlor substituirt und es entstehen der Reihe nach folgende Substitutions-Produkte : C4 1I4 Cl2 + 2C1 - C., H3 Cl3 + IIC1 C4 II., Cl2 + 4C1 - C4 H2 Cl4 + 2HCl. C4 1I4 Cl2 + GC1 - C4 11 Cl5 + 3 II CI C4 II, Cl2 + 8C1 - C4 Cl6 + 4 II CI Dass das Molecül des freien Wasserstoffs H-j-11, das des Chlors CI -f CI ist, welche Anschauung eben aus den chemischen Thatsachen ihre Begründung fand, dass nämlich bei allen Verwandlungen organischer Körper, bei denen Wasserstoff oder Chlor einwirkt, stets eine paare Anzahl von Wasserstoff- oder Chloratomen wirksam sind, zeigen auch folgende Beispiele : C^II^Oo + II2 - Aldehyd Alkohol C4 II6 0, + KIIO^- 04 IIa K04 + 2Ha Kalihydrat essigsaures Kali oder C4 H., (), + 3 Cl2 - C4II Cl3 04 + 311 CI Essigsäure Trichlorcssigsiiuro Zur Feststellung des Molcculargcwichts der Verbindungen hat man aber nicht bloss einzig und allein die phisik. Verhältnisse ins Auge zu fassen, sondern auch deren chemische Verhältnisse zu berücksichtigen. Auf letzteren Punkt kommen wir später nach Betrachtung der Atomgewichte zurück. Atomgewichte. Wie bekannt, sind Atome die kleinsten Thcilchcn der Elemente, die in Verbindungen eintreten und darin noch bestehen können. Unter Atomgewicht versteht man daher die kleinsten relativen Gewichtsmengen der Elemente, welche noch in einer Verbindung bestehen können. Um das Atomgewicht eines Elementes zu ermitteln, benützt man das Molccular-gewicht und die Zusammensetzung sämmtlicher gut untersuchten Verbindungen des betreffenden Elementes. Die kleinste Menge des Elementes, welche in dem Molecül der verschiedenen Verbindungen eines Elementes enthalten ist, ist dessen Atomgewicht. Berechnen wir das Atomgewicht des Wasserstoffs, so ist in keinem Molecül der bekannten Wasserstoff-Verbindungen weniger als in dem des Chlorwasserstoffs. io dem Moleculargewicht (36 5) desselben sind aber 35 5 Chlor und 1 Wasserstoff enthalten. Das Atomgewicht des Wasserstoffs ist also 1. In dem Moleculargewichte sämmtliclier Chlorverbindungen wird nie weniger als 35 5 Chlor gefunden, welche Zahl wir als Atomgewicht des Chlors zu nehmen haben. In dem Moleculargewichte des Wassers (18) sind 2 Thcile Wasserstoff und 16 Thcilc Sauerstoff; im Moleculargewichte jeder ändern Sauerstoffverbindung sind ebenfalls mindestens 16 Tlieile Sauerstoff vorhanden, demnach ist das Atomgewicht des Sauerstoffs — 16. Das Moleculargewicht des Wasserstoffs, früher —2 angenommen, ist also, wie man jetzt sieht, doppelt so gross als sein Atomgewicht, mithin sind in dem Molecül des Wasserstoffgases 2 Atome Wasserstoff enthalten. Das Moleculargewicht des Chlors berechnet ist 71 ; jetzt ergibt sich das Atomgewicht — 35 5. In beiden Fällen war das Moleculargewicht beider Gase doppelt so gross als das Atomgewicht derselben. Das Moleculargewicht des Quecksilbers berechnet sich, wenn das des Wasser- stoffs — 2 gesetzt wird, zu: 2 nvnö— ' 6 92 — 200; es fragt sich aber, wie gross das Atomgewicht U*UoUZ des Quecksilbers sei? Berechnet man das Moleculargewicht der unzersetzt flüchtigen Quecksilberverbindungen aus der bekannten Dampfdichte derselben, so findet man durch Versuch in keinem weniger als 200 Gewichtstheile Quecksilber. Beispielsweise führen wir an : das Quecksilberchlorid von der Dampfdichte 9 38 und das Quccksilberchlorür, dessen Dampfdichte 815 beträgt. Das Moleculargewicht des erstcren beträgt : 9 38 x 28'9 — 271 ; das des zweiten 8*15 x 28 9 — 235 5. In 271 Gewichtsthcilcn Quecksilberchlorid sind aber 200 Gewichtstheile Hg und 71 Gewichtstheile Chlor; in 235*5 Quccksilberchlorür sind 200 Quecksilber und 35 5 Gewichtstheile Chlor. Man nimmt daher 200 als Atomgewicht des Quecksilbers an, weil keine Quecksilberverbindung bekannt ist, in deren Molecül weniger als 200 Gewichtstheile Quecksilber vorhanden wären. Das Atomgewicht des Quecksilbers ist hier seinem Moleculargewichte gleich, das Molecül enthält nur ein Atom. Berechnet man den angeführten Prinzipien gemäss das Moleculargewicht der flüchtigen Kohlenstoffverbiudungcn, so findet man in jedem wenigstens 12 Gewichtstheile Kohlenstoff ; das Atomgewicht des Kohlenstoffs wird hiernach zu 12 angenommen. Dio kleinste in dem Molecül der flüchtigen Kieselverbindungen enthaltene Menge von Silicium beträgt 28'4, welche Zahl das Atomgewicht gibt. In dem Moleculargewicht aller flüchtigen Phosphorverbindungen sind wenigstens 31 Gewichtstheile Phosphor enthalten; das Moleculargewicht des freien Phosphors findet man aus der Dampfdichte berechnet — 124. Da 124 — 4 X 31 ist (31 — Acquivalcnt d. Phosphors, II — 1), so besteht das Molecül des Phosphordampfes aus vier Atomen Phosphor. In ähnlicher Weise findet man folgende Molecular- und Atomgewichte : Moleculargew. Atomgewicht Wasserstoff . . 2 1 Jod . . . 127 Sauerstoff . . . 32 16 Kohlenstoff . unbekannt 12 Schwefel . . . 64 32 Silicium . unbekannt 28-4 Stickstoff . . . 28 14 Phosphor . 124 31 Chlor .... 71 355 Arsen . . 300 75 Brom .... 160 80 Moleculargcw. Atomgewicht Bekanntlich bezeichnet man die Elemente mit gewissen Symbolen, welche zugleich ihre Aequivalente oder Mischungsgewichte ausdriickcu. Durch Zusammenstellung der Symbole in eine sogenannte chemische Formel erhält man einen Ausdruck für die chemischen Verbindungen. Will man bloss nach A equivalente!! die Zusammensetzung der chemischen Verbindung ausdriickcu, so genügen die bisher üblichen Aequivalentenformeln. Dagegen wendet man die atorhistischen oder Molecolari'or mein an, wenn es sich darum handelt, die Anzahl der Atome der Elemente auszudrücken, welche in Einem Molcciil der Verbindung enthalten sind. Man hat für die Atomgewichte dieselben Symbole gewählt wie für die Mischungsgewichte. Man bezeichnet daher die Elemente, deren Atomgewicht mit dem Ac-quivalentengewichte ii bere instimmt, gerade so wie früher ; II — 1 P - 31 N — 14 As — 75 CI — 35 5 Sb — 120 (12 2 nach Seil u. Kopp) Br — 80 Bo - 11 J — 127 K — 39 Fl — 19 Na — 23 Ei — 7; Ag — 108 Für die Körper jedoch, deren Atomgewicht von ihrem Aequivalentengewichte verschieden ist, werden die d urclistriclicnen Buchstaben der Acquivalentcn-Symbole*) augewendet. O —16 Hg — 200 S — 32 Zn — 65 So- 79 Sn — 118 (1 — 12 Zr - 89 6 Si — 28'4 Ti - 50 Der horizontale Strich deutet zugleich an, dass das Atomgewicht das Doppelte des Aequivalentengewichtes sei, — die einzige Verschiedenheit, die sich zwischen beiden bis jetzt herausgestellt hat. Wie man sieht, behalten von den für die organische Chemie wichtigsten Elementen Wasserstoff, Stickstoff", Chlor, Brom, Jod und Phosphor das Atomgewicht unverändert, wie das angenommene Acquivalent, während für Kohlenstoff, Sauerstoff und Schwefel das Atomgewicht doppelt so gross ist, als das Acquivalent. Für die meisten Metalle, welche keine unzersetzt flüchtigen Verbindungen bilden oder deren Dampfdichte noch nicht bestimmt wurde, lässt sich bis jetzt das Atomgewicht, dem oben angeführten Prinzipe nach, noch nicht ermitteln. Wir werden im Verlaufe unserer Darstellung eine andere Methode zur Bestimmung des Molekulargewichtes kennen lernen, dio für die Classo nicht unzersetzbar flüchtiger Körper gilt, die mit anderen Körpern Verbindungen einzugehen fähig sind. Beispielsweise Vergleichung der Acquivalent- und alomistisclien Formeln. Die Aeq. Formel des Wassers ist II 0; sie drückt weiter nichts aus, als dass im Wasser 1 Gcwichtstheil Wasserstoff mit 8 Gcwichtsthcilcn Sauerstoff verbunden sind, oder so oft Wasserstoff sich mit Sauerstoff zu Wasser zu vereinen Gelegenheit hat, oder *) In einigen Lehrbüchern neuesten Erscheinens, wie in Soll’s „moderner Chemie“, Berlin 1868 und 1870, sind die Symbole der Aequivalento olino Aondcrung für die Symbole der Atomgewichte beibehalten, sind aber ganz im Sinne dieser aufzufassen. Wasser in seine Elemente zerlegt wird, dies immer im Gcwichtsverhältnisso 1 : 8 geschieht. Die atomistische Formel des Wassers ist IL <>; sie drückt- aus, dass das Moleciil Wasser aus 2 Atomen Wasserstoff und 1 Atom Sauerstoff bestellt. Die Acquivalcntenformel der Schwefelsäure S03 drückt aus, dass 16 Gcwichts-tlieile Schwefel mit 24 Gewichtstheilen 0 verbunden sind, die Molecularformel dagegen, die S03 lautet, zeigt an, dass im Molecül Schwefelsäure 1 Atom Schwefelsäure mit 3 Atomen Sauerstoff verbunden ist. Die Aequivalentenformcl Bariumoxyd ist Ba 0 und zeigt an, dass 68 5 Ge- wiclitsthcile Ba mit 8 Gewichtstheilen 0 verbunden sind ; die Molecularformel ist Ila ö und drückt aus, dass in einem Molecül der Verbindung 1 Atom Barium mit 1 Atom Sauerstoff verbunden ist. Die Aequivalentenformcl des Ammoniaks ist N H3, worin 14 Gewiclitstheile Stickstoff auf 3 Gewiclitstheile Wasserstoff kommen ; die Molecularformel ist N H3, nämlich in einem Molecül der Verbindung kommen auf 1 Atom Stickstoff 3 Atome W asserstoff. Hier ist die Molecularformel gleich der A eq i v al enteil fo rmel, da sowohl die Aequivalcntcngewiclito des Stickstoffs und Wasserstoffs wie die Atomgewichte beider relativ gleich sind. Ans chemischen Tliatsachcn entnommene Gründe für die veränderten Atomgewichte. Es war zuerst Gerhardt, welcher die neuen Atomgewichte einführte. Er begründete dieselben durch zahlreiche chemische Tliatsachcn, zunächst durch jene, aus welchen er das Gesetz der sogenannten paaren Atom zahlen ableitete. Dies besteht darin, dass in allen gut untersuchten organischen Verbindungen stets eine paare Anzahl von Aequivalenten des Kohlenstoffs, Sauerstoffs und Schwefels vorkommt. Unter der grosseii Anzahl genau bekannter organischer Verbindungen findet man keine, die weniger als 2 Aequivalente Kohlenstoff, oder Sauerstoff oder Schwefel enthält. In allen Verbindungen, die mehr von diesen Elementen enthalten, ist die Aequivalentenzahl stets ein Multiplum von zwei. Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass die durch 2 Aequivalente Sauerstoff = 16, 2 Aequivalente Kohlenstoff *= 12, 2 Aequivalente Schwefel = 32 repräsentirto Menge ein unthcilbarcs Ganzo, nach der atomistisclxen Theorie daher ein Atom darstellt. Eine weitere Thatsachc, die für die neuen Atomgewichte spricht, ist die Existenz sogenannter intermediaorer Verbindungen. Als Beispiel möge Folgendes dienen : Man kennt vom Kalium zweierlei Oxyde, das Kalihydrat K II 0» und das wasserfreie, welches wir der Vergleichung wegen K K 0, schreiben wollen ; ebenso diesen Verbindungen entsprechende Schwefel Verbindungen, das Scliwcfelwasserstoff-Schwefelkalium K 11 S2 und das Schwefelkalium K K Sa. Man kennt ferner diesen Verbindungen ganz analoge des Aethyls, nämlich : (C4 II5) II Sy Schwefelwasserstoff-Schwefeläthyl, dann (C4 II,,) (C4 IIa) 8» *= Schwefeläthyl oder Mercaptan. Bei den Verbindungen des Chlors mit Kalium oder Acthyl kennt man dagegen nur Eine Verbindung : K CI und C4 H# CI. Kalium und Aethyl geben also keine intermediaere, wasserstofflniltige Chlorverbindung, wie etwa K H CI, oder (C4 II5) II CI,. Daraus folgt, dass Cla sich spaltet und 1 CI in die Verbindung mit Kalium und Acthyl tritt-, das andere Acquivalcnt Chlor dagegen mit Wasserstoff eine zweite Verbindung CI H gibt. Es ist also, da Cla spaltbar ist, keine Kraft vorhanden, wodurch eben Cla das Kalium und den Wasserstoff oder Acthyl und Wasserstoff zu einer Vebindung zusammenhält. Oa und S2 aber wolmt diese Kraft inno, sind also unspaltbar als ein untheil-bares Ganze. Weitere Belege finden wir in zahlreichen chemischen Metamorphosen. Dass die kleinste für sich cxistirendo Menge von Kohlensäure durch die Formel Ca 04 — Cr Oa ausgedrückt ist, geht' daraus hervor, dass bei allen Verwandlungen der organischen Körper immer 2 C 02 und nie die durch CO» dargestellte Menge von Kohlensäure in Reaktion tritt. Ebenso ist für das Kohlenoxyd die kleinste chemisch wirkende Menge Ca Oa = Cf öa und nie CO. Den Beweis hiefür liefert die Betrachtung der Umwandlungsverhältnisse sämmt-liclier Kohlenstoffverbindungen. Wir führen einige Beispiele solcher Umsetzungen an : Ca Oa vereinigt sich mit K II Oa zu Ca II K 04 Kohlenoxyd Kalihydrat ameisons. Kali. Kohlensäure mit Wasserstoff im statu nascendi (und einem Alkalimetall) gibt Ameisensäure, z. B.: Ca 04 + Ha = Ca Ha 04 Kohlensäure Ameisensäure. Wenn bei chemischen Zersetzungen organischer Verbindungen Kohlenstoff Austritt, sei es in Form von Kohlensäure oder Kohlenwasserstoff, so beträgt dio Menge des Kohlenstoffes in der ausgetretenen Verbindung mindestens Ca oder ein Multiplum. Tritt also Kohlenstoff in Form von Kohlensäure aus, so werden nie C 02 sondern mindestens Ca 04 = G ()a oder ein Multiplum von Ca 04 abgeschieden. Die anderen kohlcnstoff-biiltigen Zersetzungsprodukte, die hierbei entstehen, enthalten stets auch eine paare Anzahl von Kohlenstoffäquivalenten ; die Oxalsäure z. B. zerlegt sich bekanntlich beim Erhitzen mit Glycerin in Kohlensäure und Ameisensäure. C4 IIa 08 ~ Ca 04 + Ca Ha 04 Oxalsäure Kohlensäure Ameisensäure Citronensäure gibt destillirt Itaconsäure, Kohlensäure und Wasser. “■ 0,0 IIo^O, + C, 04 + Ha Oa Citronensäure Itaconsäure Kohlensäure Ferner sind Reihen ähnlicher organischer Körper bekannt, worin dio Differenz der Formeln jedes Gliedes von dem folgenden Ca IIa niemals C II beträgt (homologe Reihen) z. ß. : 0, Ha 04 Ameisensäure 0.2 II7 N Anilin C4 II 4 04 Essigsäure 0,4 H. N Toluidiu 0« Ho 04 Propionsäure O.o II.. N Xylidin C8 II 8 o4 Buttersäure Cl8 11,3 N Cumidin O10 H,0 O4 Baldriansäure Cao 11,5 N Cymidin u. s. w. Die Säuren aus der Reihe der Fettsäuren geben mit überschüssigem Kalk destillirt einen sogenannten Keton, Kohlensäure und Wasser, z. B.: 2 - Cfi II« 0« + C„ 04 + H2 02 Essigsäure 2 (C8 H8 04) - C14 II, 4 02 + C2 04 + Hs 02 Buttersäure Dabei sieht man zugleich, dass, wenn Wasser aus organischen Verbindungen bei ihrer Zersetzung austritt, sich nicht H 0, sondern H2 02 abscheidet, weil eben 02 das untheilbare Atom ist. Dass das Molecül des Wassers nicht II 0, sondern H2 02 = II2 O ist, geht auch aus folgenden Beispielen organischer Körper (deren Molecül sicher ermittelt ist) hervor, da bei deren Verwandlungen immer nur II2 02, niemals II 0 austritt oder ausgenommen wird. Die Citrononsäure gibt erhitzt Aconitsäure und Wasser, deren Molecüle unzweifelhaft durch folgende Formeln ausgedrückt sind: ( i a n« 0,4 — 0,2 II« 012 + II2 02 Citrononsäure Aconitsäuro Alkohol geht unter gewissen Verhältnissen unter Wasserverlust in Aether über. 2 C4 II« 02 - C8 H10 0 + 2 II 0 Alkohol Aether Dass der Aether aber 8 C und nicht 4 C enthält, lässt sich auch abgesehen von der Dampfdichte desselben, durch seine chemischen Verhältnisse entschieden nachweisen. Die mit Einem Molecül eines Salzes verbundene Menge von Krystalhvasser beträgt indessen nicht immer ein Multiplum von II2 02, sondern ist zuweilen auch ein Multiplum von II 0 mit einer ungeraden Zahl, ohne dass wir deshalb Grund hätten, die Molecularformel des trockenen Salzes zu verdoppeln. Das Krystallwasser ist offenbar nur lose mit dem Molecül der wasserfreien Substanz vereinigt, und solche lockere Verbindungen erfolgen oft in höchst wechselnden Verhältnissen, wie denn ein und dasselbe Salz häufig je nach den Umständen sehr verschiedene Mengen an Krystallwasser aufzunehmen vermag. Destillirt man gewisse organische Säuren mit einem ziemlichen Ueberschusse von Kalk, so liefern sie Kohlenwasserstoffe und kohlensauren Kalk. Z. B.: C4 II4 04 + 2 Ca 0 - Ca II4 + 2 (Ca 0 C 02) Essigsäure C,4 II« 04 + 2 Ca 0 - C12 II« + 2 (Ca 0 C 02) Benzoesäure Wenn ein organischer Körper oxydirt wird, so treten jedesmal wenigstens 2 0 = 0 in die Verbindung ein, und wir erhalten oft Reihen von Oxydationsproducten, in denen jedes Glied von dem folgenden um 2 0 — 0, nie um 0 differirt, z. B. gehen die Aldehyde durch Aufnahme von Oa in Säuren über, z. 15. C4 II, 02 + 2 0 — C4 II4 04 (Essigsäure) Essi gaäurealdehy d C,4 II« Oä +20 = C14 II« 04 (Benzoesäure) Bittermandelöl Eine Reihe organischer Oxydationsprodukte wäre: Bittermandelöl C14 ITti 0» gibt ausser (Benzoesäure) noch C14 H6 00 Salicylsäure ferner Oxysalicylsäure C14 Hs 08 Gallussäure C14 H0 010. Daraus ersieht man, dass in Fällen, wo mehr als 2 Aequivalonte 0 bei der Oxydation aufgenommen werden, die Menge stets ein Vielfaches von 2 0 ist. Zimmtsäure C18 II8 04 gibt bei Behandlung mit Salpetersäure Benzoesäure und Oxalsäure. Ci„_Hg 04 + 8 0 = C141I„ 04 + C4 II,. 0, Zimmtsäure Benzoesäure Oxalsäure So oft Sauerstoff aus einer organischen Verbindung austritt und in andere Verbindungen übergeht, geschieht dies immer in der Menge von Oa oder einem Vielfachen von Oa z. B. : Bei der Einwirkung von Fünffach-Chlorphosphor auf Benzoesäure entsteht Benzoylchlorid, Pliosphoroxychlorid und Chlorwasserstoff. C|» II c 04 + P CI, - C14 II5 0» CI + P Oa CI, + CI II Benzoesäure 6f. Chlorphosphor Benzoylchlorid Pliosphoroxychlorid Chlorwasserstoff. Es zeigt sich hiebei deutlich der Unterschied zwischen Chlor und Sauerstoff; während Oa unspaltbar ist, in den Fünffach-Chlorphosphor eintritt und dort 2 CI er- setzt, spalten sich die austretenden 2 CI und gehen in zwei verschiedene Verbindungen über. Während also Cla theilbar ist und CI das untheilbare Ganze vorstellt, ist dies beim Sauerstoff Oa. Diese Verschiedenheit zwischen Chlor und anderen Elementen, z. B. dem Schwefel, zeigt sich sehr deutlich bei der Einwirkung der Wasserstoffverbindungen dieser Elemente auf gewisse Basen, z. B.: K 0 + S.. IIa - K II S., + II 0 dagegen IC 0 + Cla H - IC CI + II 0 + II CI. Dasselbe, was vom Sauerstoff, gilt auch vom Schwefel in schwefelhaltigen organischen Verbindungen. Man kennt z. B. eine Verbindung (C4 Uz), (Ca II3) Oa den Aethylmethyläther, und eine dieser entsprechende (C4 Uz), (Ca II3) Sa, die sich von der vorigen dadurch unterscheidet, dass Oa durch Sa ersetzt wird. Es ist dagegen keine Verbindung einer gemischten A etherart*) darstellbar, in der die Iliilfte des Sauerstoffs durch Schwefel ersetzt wäre, die etwa der Formel (C4 H3) (Ca II3) 0 8 entspräche. Oa und Sa können also nur als das untheilbare Ganze einander vertreten. Bezüglich des Stickstoffes nimmt man organische Verbindungen wahr, dass die durch N — 14 repräsentirto Menge ein untheilbarcs Ganze vorstellt, und dass bei chemischen Metamorphosen, wo zwei Aequivalonte Stickstoff mitwirke», diese sich spalten und in verschiedene Verbindungen vertheilen können. Z. B. Lässt man auf * Aether, welche 2 verschiedene Alkoholradikale in sich enthalten. wasserfreie Essigsäure trockenes Ammoniakgas einwirken, so erhält man zwei Verbindungen, nämlich essigsaures Ammoniumoxyd und Acetamid. CsJHe^Oe + 2 N II3 - C4 H3 03 N H4 O + C4 II, Oa N H,. Wasserf. Essigsäure cssigs. Ammoniumoxyd Acetamid Das Vorhergehende genügt wohl, zu zeigen, wie in der Annahme der neueren Atomgewichte für Kohlenstoß", Sauerstoß’ und Schwefel wirklich ein Ausdruck vorgeschrittener Erkenntniss enthalten und nicht lediglich eine von der bisherigen Schreibart der Formeln nur äusserlich abweichende Schreibart beliebt ist. Bei der Verbindung gasförmiger Körper besteht bekanntlich auch zwischen den Volumen der ursprünglich vorhandenen Gase und dem der neugebildeten Verbindung ein einfaches Verhältniss, wenn die letztere als Gas unter gleichen Druck- und Temperaturbedingungen betrachtet wird. Das Volum der Verbindung ist häufig kleiner, als die Summe der Volume der Elementargase. Es hat in diesem Falle eine Contraction oder Condensation (Verdichtung, Volumsverminderung) stattgefunden, deren Grösse man aus der allge-V — v meinen Formel —y- findet, wo V das Volum der Gase vor der Verbindung, v deren Volum nach eingetretener Verbindung ausdrückt. Manchmal nimmt die gebildete Verbindung im Gaszustande gerade so viel Raum ein, als die Summe der sie bildenden Elementargase. Dieser Fall tritt nur dann ein, wenn sich gleiche Volume zweier Elementargase mit einander verbunden haben- Es kommt nie vor, dass das Volum grösser ist, als die Summe der Volume der Elementargase, d. h. man beobachtet bei der Verbindung der Gase nie eine Dilatation, eine Ausdehnung. Dieses Gesetz, nach seinem Entdecker das Gay Lussac’schc genannt, dessen auch bereits oben Erwähnung geschah, zeigt völlige Uebercinstimmung mit den atomi- stischen oder Molecularformeln, da die erwähnten einfachen Volumverhältnisse genau in den atomistischen Formeln durch die Anzahl der Atome ausgedrückt sind. So verbindet sich 1 Vol. Sauerstoff mit 2 Vol. Wasserstoff zu Wasser. Die atomistische Formel des Wassers ist Ha (> d. h. es besteht aus 1 Atom Sauerstoff und 2 Atom Wasserstoff. 1 Vol. Schwefeldampf verbindet sich mit 2 Vol. Wasserstoff zu Schwefelwasserstoff. Die atomistische Formel ist Ha S, aus 1 Atom Schwefel und 2 Atomen Wasserstoff bestehend. 1 Vol. Stickstoff verbindet sich mit 3 Vol. Wasserstoff zu Ammoniak, dessen atomistische Formel NII3 ist, und darnach aus 1 Atom Stickstoff und 3 Atomen Wasserstoff besteht. 1 Vol. Schwefeldampf verbindet sich mit 2 Vol. Sauerstoff zu schwefliger Säure, SO2 ; sie besteht aus 1 Atom Schwefel und 2 Atomen Sauerstoff. Die weitere Ucbcreiustimmuug mit den Volumgesetzen zeigt sich in Folgendem : Bei der Verbindung der Gase nach einfachen Volumverhältnissen zeigt sich, dass das Volum der Verbindung — 2 ist. So geben 1 Vol. Sauerstoff mit 2 Vol. Wasserstoff 2 Vol. Wasser. I Vol. Schwefel mit 2 Vol. Wasserstoff 2 Vol. Schwefelwasserstoff. 1 Vol. Chlor mit 1 Vol. Wasserstoff 2 Vol. Chlorwasserstoff. 1 Vol. Stickstoff mit 3 Vol. Wasserstoff 2 Vol. Ammoniak. 1 Vol. Schwefel mit 2 Vol. Sauerstoff 2 Vol. schweflige Säure u. s. w. 2 Wie früher auseinandergesetzt wurde, erhält man durch Division des Mole-culargewichtes durch das specitischo Gewicht oder die Dampfdichte, das sogenannte Molecularvolum — 28-9*), eine Zahl, die sich, hei der Beziehung des speci tischen Gewichtes auf Luft — 1 bei allen, wie wir gesehen haben, gleich ergibt. Man kann aber auch das specifischo Gewicht des Wasserstoffs als Einheit annehmen, wobei natürlich die spccifischcn Gewichte der ändern Körper, da Wasserstoff 14-4G — o o^»2 (wobei 00602 das spccifischc Gewicht des Wasserstoffs, Luft — 1 ist) mal leichter als Luft ist, eben so vielmal grösser werden. Stellen wir uns nun diese auf das spccifischc Gewicht des Wasserstoffs = 1 bezogenen Gewichte mit den auf das specifischo Gewicht der Luft = 1 bezogenen und dem Molcculargewichte in eine Tabelle zusammen, so erhalten wir: Körper Speeifisches Gewicht Molecular- gewiolit Wasserstoff = 1 Luft — 1 Wasserstoff .... 1 0 0692 2 1 Sauerstoff .... 16 1-1056 32 Schwefel 32 2-2111 64 Stickstoff 14 0-9713 28 Chlor 35'5 2-458 71 Brom 80 5585 160 Jod 127 8-784 254 Quecksilber .... 100 6-92 200 Wasser 9 0-622 18 Kohlensäure .... 22 1-529 44 Chlorwasserstoffsäure 1825 1-262 36-5 Ammoniak .... 8-5 0-5884 17 Phosphorchlorür . . 68-7 4-742 137-4 Um die Zahlen der zweiten Reihe in die der ersten zu verwandeln, braucht man sie nur durch 0 0692 zu dividiren oder mit uà = 14 46 zu multipliziren. Wir haben früher gesehen, dass man durch Division des Moleculargewichf.es durch das spccifischc Gewicht das sogenannte Molecularvolum erhält, welches bei allen Körpern ein und dieselbe Zahl =>28'9 (speeifisches Gewicht auf Luft= 1) ist. Vollbringen wir diese Division, jedoch mit dem spccifischcn Gewichte auf Wasserstoff = 1 bezogen, so erhalten wir als Molecularvolum die Zahl 2. Man sieht, dass dies mit dem Volumgesetz übereinstimmt, da bei Verbindung zweier Gase nach einfachen Volumverhältnissen die Verbindung immer 2 Volume einnimmt. *) 28-92; 28-87. Einige ISemvrkiiiigeii über die liampfdieliten. I)ic Mehrzahl dev Körper -verhält sieh in der eben erläuterten Art, dass man durch Division ihres Molekulargewichtes durch die Dampfdichte (Luft — 1) die Zahl 281) oder durch das speci tische Gewicht, Wasserstoff — 1, die Zahl 2 erhält, was man dadurch ausdrückt, dass man sagt, alle Körper nehmen als Moleciile 2 Vol. Dampf ein, oder ihr Mol ecu large wicht entspricht zwei Volumen Dampf. Es gibt aber Körper und zwar zunächst Verbindungen, welche in ihren Dampfdichten von der Regel abweichen. Beispiele bilden das Schwefelsäurehydrat oder das Ammoniumchlorid N 114 CI, dessen Moleculargewieht 4 Vol. Dampf entspricht, oder das Phosphorchlorid, welches (Ì Vol. Dampf, das Schwefelwasserstoff-Scliwefelammouium, welches 4 Vol. Dampf entspricht und einige mehr. Es sind dies sämmtlich Verbindungen, die unter gewissen Umständen leicht in nähere Bestandtheile zerfallen. Man nennt die Dampfdichten dieser Körper sogenannte abnorme oder anomale Dampfdichten. Man erklärt gegenwärtig diese Anomalie dadurch, dass mau annimmt, die betreffende» Körper zerfallen bei der Temperatur, bei welcher ihre Dampfdichte bestimmt wurde, in ihre näheren Bestandtheile. Es ist dies durch neuere Versuche auch sehr wahrscheinlich gemacht, indem namentlich Deville nachgewiesen hat, dass viele Körper bei hohen Temperaturen wenigstens theilweise in andere Verbindungen zerfallen. Es herrscht jedoch bezüglich der Anwendbarkeit dieser Erklärungsweise für die abnormen Dampfdichten Meinungsverschiedenheit zwischen den Chemikern*), jedoch hat diese Erklärungsweise eine grosso Wahrscheinlichkeit für sich. Dass man durch dieses Zerfallen die Anomalie in den Dampfdichten erklären kann, mögen folgende Beispiele zeigen. Nach der Dampfdichte des Ammoniumchlorids entspricht ein Molecül desselben 4 Vol. Dampf. Nimmt man nun an, dass bei Erhitzung des Salmiaks zu jener Temperatur, bei welcher die Dampfdichte bestimmt wurde, derselbe in Ammoniak und Chlorwasserstoff zerfällt, so sind aus dem Salmiak zwei freie Moleciile entstanden, nämlich 1 Molecül Ammoniak und 1 Molecül Chlorwasserstoff. Jedes derselben entspricht aber 2 Vol. Dampf, folglich müssen beide zusammen im getrennten, freien Zustande 4 Vol. Dampf einnehmen. Damit stimmt die Dampfdichte des Salmiaks überein, als welche sich für selben eben 4 Vol. Dampf ergeben. Dasselbe stellt sich auch beim Schwefelwasserstoff-Schwefelammonium heraus. Durch Zerfallen desselben bei höherer Temperatur in Ammoniak und Schwefelwasserstoff wäre ebenfalls die abnorme Dampfdichte erklärt. Es muss dann das auftretende Gasgemenge von Ammoniak und Schwefelwasserstoff 4 Vol. entsprechen, durch dieses Zerfallen 1 Molecül Ammoniak und 1 Molecül Schwefelwasserstoff entstehen, welche beide jedes für sich 2 Vol. Dampf entspricht. Wie bereits früher erwähnt, hat man bei Bestimmung der Moleculargewichte nicht blos die physikalischen Verhältnisse zu berücksichtigen, sondern muss, da man cs mit chemischen Verbindungen zu tlmu hat, trachten, sich auf den rein chemischen Standpunkt zu stellen und dahin zu streben, die Moleculargewichte der Verbindungen aus rein chemischen Thatsaehen festzustellen. Die Art und Weise, wie dies geschehen kann, sollen einige Beispiele lehren. *) Devillo, Wurtz, Lieben, siehe Seil, pag. 25. 2* Ein lehrreiches Beispiel bieten uns die chemischen Beziehungen einer sehr bekannten und auf das sorgfältigste nach allen Richtungen hin untersuchten Verbindung, die Entwicklung der neuen Anschauungsweise, indem die genauesten und eingehendsten Untersuchungen zahlreicher Forscher die Grundlagen bildeten, worauf sich allmälig das Gebäude der modernen Chemie erhob. Man stellte früher für den Aether die Formel C, lla 0 auf; die Untersuchungen lehrten nun, dass die richtige Formel des Aethcrs, wie er im freien Zustande be- stehen kann, das Doppelte der eben angegeben ist. Mach der neuen Ausdrucksweise ist die Molecularformel des Aethers: (!, II, „ O. Dieser Formel entspricht auch die Dampfdichte des Aethcrs. Die Begründung für die Richtigkeit dieser Molecularformel und des ihr entsprechenden Molecularge-wichtes vom rein chemischen Standpunkte aus ergibt sich aus folgenden Thatsachen. Man hat die Bildungsweise des Aethers hei seiner Erzeugung aus Alkohol und Schwefelsäure, die lange nicht recht aufgeklärt war, in folgender Weise als richtig erkannt. Es bildet sich zunächst eine Verbindung, dio für sich in reinem Zustande darstellbar ist und aus welcher man durch Behandlung mit Alkohol den Aether erhält. Diese Verbindung ist die sogenannte Aethylschwefelsäurc, welche folgende Zusammensetzung besitzt : Lässt man darauf bei einer bestimmten Temperatur (125°) Alkohol (C4II5 0,110) einwirken, so erhält man Aether und Schwefelsäure, nämlich die Gruppen C4 IIa 0 aus der Aethylschwefelsäurc und dem Alkohol treten zu Aether zusammen, während das Wasser des Alkohols an die Stelle der Gruppo C4 11,, 0 in der Actliylschwefelsäuro tritt: Dass die beiden Gruppen von C4 lla 0 chemisch vereint sind und nicht gemischter Aether. Lässt man nämlich auf Aethylschwefelsäurc anstatt Aothylalkohol, wie vorhin, Methylalkohol C„ 11, O, II 0 einwirken, so erhält man ganz analog Schwefelsäurehydrat und eine wirkliche Vorbindung der Gruppen C4 IIa 0, 0» H., 0, den sogenannten Methyl-Aethyläther. Mimmt man statt Methylalkohol andere Alkohole, z. 11 Amylalkohol, Butyl- alkohol u. s. w., so erhält man stets dio entsprechenden gemischten Aether, also Aethyl- amyläther, Acthylbutyl u. s. w. Damit ist bewiesen, dass die Gruppen: C4 IIa 0 — Co Il3 0 — C8 II0 0 u. s. w. nicht für sich, sondern nur in Verbindung unter einander bestehen können und es können «oumlil nnrat .rloixlio diACOt' CT 1*11 r. »"Will OllOAIMWiAnfoAtno .m' rt 1 -I O I Eine andere Thatsache ist folgende : Man kennt eine Verbindung, das sogenannte Kaliumalkoholat — C4 IIa 0, K 0. Lässt man darauf Jodäthyl — C., IIa J einwirken, so erhält man Jodkalium und Aether: nämlich des Aethyläther s. Dieser Körper ist zugleich von historischer Bedeutung für 2 8 03, C4 Iia O, II 0. jede für sich frei auftreteu, beweist auf das Entschiedenste dio Bildung sogenannter als auch zwei verschiedene, wie j^" ^ j. Es ist somit die Formel des Aethers: C8 11,„ 0, C4 II5 0, K 0 + C4 lla J - K J + Cs ll,o 08. Auch hier kann man gemischte Aethcr erhalten, wenn man auf Kaliumalkoliolat die entsprechenden Jodverbindungen einwirken lässt ; so gibt Kaliumalkoliolat mit Jod-Methyl, Jodkalium und Methyl-Aetliyläther. C4 II, O, Iv O + C,, H3 J - K J + C4 II, 0, C„ II3 0. Kaliumalkoliolat und Jodamyl geben Jodkalium und Acthylamyläther. C4 II, 0, K 0 + C10 II] i J - K J + C4 II, 0, C10 II,, 0 u. s. w. Chemische Verhältnisse sind bisweilen einzig und allein anwendbar zur Feststellung des Moleculargewichtes und der Molccularformel, nämlich dann, wenn die betreffende Verbindung nicht unzersetzt flüchtig ist und daher ihre Dampfdichte nicht bestimmt werden kann. Es entscheidet hiebei die Analogie. Die Stearinsäure ist z. 15. eine Verbindung, welche. bei ihrer Verflüchtigung eine Zersetzung erleidet, deren Moleculargcwicht daher nicht ans der Dampfdichte abgeleitet werden kann. Dieselbe besitzt aber in allen ihren Eigenschaften die grösste Analogie mit der Essigsäure, deren Dampfdichte man bestimmen kann. In beiden Säuren kann 1 Atom Wasserstoff durch Kalium ersetzt werden. Das Moleculargcwicht der Essigsäure ist 60; der Versuch hat ergeben, dass in GO Gewichts-tlieilcn dieser Säure 1 Gewiclitsthcil Wasserstoff durch die äquivalente Menge Kalium, also durch 39 ersetzt werden kann. Die Menge von Stearinsäure, die sich unter Verlust von 1 Wasserstoff mit 39 Kalium verbinden kann, findet man zu 284 Theilen ; 284 Tlieilc Stearinsäure sind demnach 60 Theilen Essigsäure gleichwertig, und da GO das Molcculargewicht dieser Säure ist, muss 284 das Moleculargewicht der Stearinsäure sein. Die Resultate dieser Methode sind nur richtig, so lange man Körper mit einander vergleicht, deren chemisches Verhalten und Constitution ähnlich sind. Zur Bestimmung des Moleculargewichtes einer nicht flüchtigen, aber verbin-dungsfähigen Substanz ist es ausreichend, die Menge von ihr zu bestimmen, die dem bekannten Moleculargewicht einer flüchtigen Substanz von gleicher Constitution gleichwertig ist; diese Menge ist das Gewicht ihres Moleciils. Ist die Substanz weder flüchtig noch verbindungsfähig, so lässt man Zersetzungsmittel auf sie einwirken und erhält so neue Verbindungen, deren Moleculargewicht sich dann nach einer der vorherbeschriebenen Methoden bestimmen lässt. Dann sucht man von dem auf diese Weise ermittelten Moleculargcwicht auf das der ursprünglichen Verbindung zurückzugehen, indem man hierzu dasjenige wählt, welches die llc-action auf die einfachste Weise auszudrücken gestattet. Die nach einem solchen Verfahren erhaltenen Resultate sind weniger genau, als die zuerst beschriebenen, die man denn auch, wenn nur immer thunlich, mit Vorliebe anwendet. Eine weitere Methode, das Moleculargcwicht einer Verbindung richtig festzustellen, ist die Anwendung der sogenannten Substitution. Darunter versteht man bekanntlich den Vorgang, dass in einer Verbindung sehr häufig der Wasserstoff oder auch gewisse Gruppen von Elementen durch äquivalente Mengen von Chlor oder anderen Substanzen, wie z. 15. Brom, Jod, Untersalpetersäure, schwefliger Säure ersetzt werden ,können, wobei Verbindungen entstehen, die denselben chemischen Charakter besitzen, wie die ursprüngliche Verbindung. Einige Beispiele mögen die Art und Weise deutlich machen, wie man auf dem Wege der Substitution zur Erkenntniss des Moleculargewichtes kommt. Aus der Dampfdichte des Sumpfgases erhält man dessen Molecularformel G H4 und das Moleculargewicht — 16. » Zu diesem Moleculargewicht als dem wahren des Sumpfgases gelangt man auch durch die Substitution. Die Analyse ergibt, dass das Sumpfgas auf 12 Gewichtsthcile Kohlenstoff 4 Ge-wichtstheile Wasserstoff enthält, oder mit anderen Worten, dass 3/4 von dem Gewichte der Verbindung Kohlenstoff und 1/i Wasserstoff darin enthalten sind. Lässt man nun nach und nach Chlor darauf einwirken und würde sich blos der ganze Wasserstoff durch Chlor vertreten lassen, so müssten wir annehmen, dass, da je 1 Atom Wasserstoff durch 1 Atom Chlor ersetzbar ist, die ganze Menge des darin enthaltenen Wasserstoffs blos 1 Atom beträgt. Da das Atomgewicht des Wasserstoffs — 1 ist, in der Verbindung aber 3mal so viel Kohlenstoff als Wasserstoff ist, so wäre das Moleculargewicht — 4. Die Erfahrung lehrt aber, dass nicht blos ein Atom Wasserstoff, sondern mehrere in der Verbindung enthalten sind, weil eine thcilwciso Vertretung desselben durch Chlor möglich ist. Wäre die kleinste Menge Wasserstoff, die sich durch Chlor darin theilweiso vertreten lässt, die Hälfte von dem in der Verbindung überhaupt enthaltenen Wasserstoff, so müsste dann die Verbindung 2 Atome Wasserstoff enthalten und ihr Moleculargewicht — 8 sein. Die Erfahrung lehrt aber, dass die geringste Menge Wasserstoff, die sich durch Chlor im Sumpfgase vertreten lässt, V4 der in der Verbindung enthaltenen Menge des Wasserstoffs beträgt. Es entsteht dadurch eine Verbindung, in der der 4. Theil des Wasserstoffs durch Chlor vertreten ist, während 3/4 desselben unzorsetzt bleiben. Man kann nach und nach %, 3/4 endlich 4/4 des Wasserstoffs durch Chlor ersetzen, demnach muss die Verbindung, da man woiss, dass stets 1 Atom Wasserstoff durch 1 Atom Chlor ersetzbar ist, 4 Atome Wasserstoff enthalten. Da die Verbindung nach ihrer Zusammensetzung 3mal so viel Kohlenstoff als Wasserstoff enthält, so sind in ihr 12 Gewichtsthcile Kohlenstoff und 4 Gewichtsthcile Wasserstoff enthalten, ihr Moleculargewicht muss somit IG sein. Wäre letzteres — 32, so würde man 8 Wasserstoff erhalten und man könnte denselben nach 8 verschiedenen und nicht, wie cs eben beim richtigen Moleculargewicht — 16 der Fall ist, in derlei Verhältnissen ersetzen. Man kennt ferner eine Verbindung des Siliciums mit Wasserstoff, welche auf 28 Gewichtstheilc Silicium 4 Gewichtsthcile Wasserstoff enthält. Man hat nun eine Verbindung dargestellt, welche analog dem Siliciumwasserstoff zusammengesetzt ist, in der aber :l/4 des Wasserstoffgases durch die äquivalente Menge Chlor ersetzt ist, Si CI, II, das Siliciumchloroform. Das letzte Viertel Wasserstoff lässt sich nicht mehr tlieilweise durch Chlor vertreten, sondern nur vollständig, so dass dieses Viertel 1 Atom Wasserstoff repräsen-tirt, die übrigen 3/4 somit 3 Atome Wasserstoff. Der Siliciumwasserstoff Si II, enthält daher 4 Atome Wasserstoff und sein Moleculargewicht ist — 32, mit welcher Zahl das aus der Dampfdichte berechnete übereinstimmt. Wäre der Wasserstoff im Siliciumwasserstoff zu oder durch Chlor vertretbar, so müssten in demselben blos 3 Atome Wasserstoff enthalten sein, daher auch auf 3 Gewichtsthcile Wasserstoff mehr als 28 Gewichtsthcile Silicium — mithin das Moleculargewicht ein anderes sein. Der Silicium Wasserstoff würde dann aus I Atom Silicium und 3 Atomen Wasserstoff bestehen. Diese Art der Vertretung ist aber, wie die Erfahrung lehrt, unmöglich, und es muss nach der Vertretbarkeit des Wasserstoffs durch Chlor, wie wir sie vorhin angegeben haben, der Siliciumwasserstoff 4 Atome Wasserstoff enthalten und die « Verbindung demnach aus 1 Atom Silicium und 4 Atomen Wasserstoff bestehen. Diese letzteren lassen sich vollständig durch 4 Atome Chlor ersetzen, wodurch man das Chlorsilicium Si Cl4 erhält. Daraus folgt, dass das Chlorsilicium aus 1 Atom Silicium und 4 Atomen Chlor besteht; sein Molcculargewicht ist --- 170. Man kgnn nun daraus auch weitere Folgerungen bezüglich des Molecularge-wichtes der Kieselsäure ziehen. Da nämlich das Chlorsilicium mit Wasser gerade auch in Kieselsäure und Chlorwasserstoff zerfällt, Si Cl4 + 2 H, O z Si 02 + 4 H CI, so muss auch die Kieselsäure aus 1 Atom Silicium und 2 Atomen Sauerstoff bestehen ; sie kann nicht aus 1 Atom Silicium und 3 Atomen Sauerstoff bestehen, denn sonst müsste das Chlorsilicium 6 Atome Chlor, der Siliciumwasserstoff 6 Atome Wasserstoff enthalten, was aber nach der Vertretbarkeit des Wasserstoffs durch Chlor nicht möglich ist. Von manchen Körpern lässt sich übiigens das Molcculargewicht bisher nach keiner der erwähnten Methoden bestimmen. Beziehungen «lei* specifischen Wärme zu «len Molecularum! Atomgewichten. Was nun eine weitere Methode anbelangt, die Atomgewichte der Elemente zu bestimmen, so gründet sich diese auf dio Beziehungen der specifischen Wärme der Körper zu ihren Moleculargcwichten und Atomgewichten. Unter speeifischcr Wärme oder Wärm eca p aci tät der Körper versteht man die relativen Wärmemengen, welche die Gewichtseinheit (1 Kilogramm z.B.) dieser Körper braucht, um ihre Temperatur von 0° bis 100° C zu erhöhen. Man drückt dieselbe in Zahlen aus und nimmt dabei die zur Erhöhung der Temperatur der Gewichtseinheit Wasser von 0° bis 100° nöthige Wärmemenge — 1 an. Multiplizirt man nämlich das Molcculargewicht mit der specifischen Wärme, so erhält man für gewisse Körper ein gleiches Product. Für alle Körper ist jedoch dieses Product nicht gleich. So findet man z. B. für nachstehende Körper folgende Producte : Körper Molccular- gewicht Specifische Wärme Product (MX Sp. W) Jod Chlorkalium . . . Chlornatrium . . . •Brom Quecksilberjodiir 254 745 585 160 327 0-0541 0-1729 0-2140 0-0843 0-0394 13-74 12-88 12-52 13-48 12-91 Bei diesen Körpern stellt sich das Molcculargewicht in die specifische Wärme multiplizirt nahezu als gleich heraus. Für andere Körper erhalten wir folgende Zahlen: Körper M — Moleculargewicht Sp. W. — Spec. Wärme Product Chlorbarium . . . 208 0-0895 18-63 1 Chlorcalcium . . . 111 0-1642 18-22 Chlorblei .... 278 00664 18-46 Quecksilberchlorid . 271 0-0689 18-67 Chlorzink .... 136 5 01362 18-58 Man sieht, dass diese Producte wieder unter sich nahezu gleich, jedoch von denen der vorigen Reihe bedeutend verschieden sind. Es zeigt sich, wenn man zahlreiche Verbindungen auf diese Weise durchgeht, dass stets nur die Verbindungen von gleicher chemischer Constitution ein gleiches Product geben. Wenn man jedoch das Product aus dem Moleculargewicht in die specifischc Wärme durch die Atomanzahl dividirt ^ ^ ^ 80 er_ hält man für alle Verbindungen nahezu ganz gleiche Zahlen. So besteht z. II das Chlorkalium aus 1 Atom Kalium und 1 Atom Chlor ; dividirt man das Product 1288 durch 2, der Atomanzahl, die im Chlorkalium enthalten ist, so erhält man 6 44. Das Chlorbariuni Ca CL enthält, wie aus der Formel ersichtlich, .‘3 Atome von Elementen; dividirt man das Product M. G. X sp. W. durch 3, so erhält man ^08__ 00895 a 020, also nahezu dieselbe Zahl wie beim Chlorkalium. Dieses Resul-3 tat stellt sich nun allgemein heraus, so dass man die Regel aufstellen kann, „wenn man das Moleculargewicht einer Verbindung mit ihrer specifischcn Wärme multiplizirt und das Product durch die Anzahl der in der Verbindung enthaltenen Elementaratome dividirt, so erhält man eine Constante und zwar im Mittel die Zahl 6 66." Dulong und Petit, mit den bestimmten Atomgewichten einzelner Elemente bereits bekannt, machten die Beobachtung, dass die Atome aller Elemente gleiche Wärmecapacität besitzen. Sucht man die Beziehungen zwischen der specifischcn Wärme und den Atomgewichten der Elemente auf, so findet man, dass beinahe für alle Elemente das Product aus dem Atomgewichte und der specifischcn Wärme nahezu gleich ist und zwar im Mittel die Zahl 6 66 beträgt, wie aus folgender Tabelle ersichtlich ist : Körper Specifischc Wärme Atom- gewicht Atom- wärme Aluminium . . . 0-2143 27-4 6-88 Antimon .... 00507 120-3 61 1 Arsen 0-0814 75 6-10 Blei 0-0314 207 6-51 Brom (festes) . . 0 0843 80 6-74 Eisen 0-1138 56 6-38 Gold 0-0324 196 6-36 Jod 0-0541 127 6-88 Kadmium .... 00567 112 6-36 Kalium 0-1696 39 6-61 Kobalt 0-1070 60 6'42 : K ö r p e r Specifische Wärme Atom- gewicht Atom- wärme Kupfer 00952 63-4 6-04 Natrium .... 0-2934 23 6-75 Nickel 0-1086 58 6-30 Palladium .... 0-0593 106 6-28 Platin 0-0324 198 6-42 Quecksilber . . . 0-0319 200 6-38 Solen 0-0762 79 6-02 Silber 0-0570 108 6-16 Thallium .... 0-0336 204 6-85 1 Wismuth .... 0-0308 208 6-41 Zink 0-0956 65 6-24 i Zinn 0-0562 118 6-63 Dieses Product aus der spec. Wärme und dem Atomgewichte eines Elementes lieisst man die Atomwärme desselben. Dadurch ist ein Mittel an die Hand gegeben, das Atomgewicht eines Elementes zu bestimmen. Man braucht nur die Atomwärme, die für alle 6 66 ist, durch die specif. Wärme zu dividire». Um z. B. das Atomgewicht des Bleies zu finden, dessen spec. Wärme = 0 0314 ist, hat man ^ ---- -- Die spec. Wärme der Elemente ist somit ihrem Atomgewichte u mgehe h rt p r o p o r t i o n a 1. Das eigentliche Atomgewicht ist 207 ; die Differenz, die sich bemerkbar macht, rührt von dem Umstande her, dass sich die spec. Wärme nicht mit voller Schärfe ermitteln lässt. Doch ist die Annäherung hinreichend gross, um mit Ililfe der Analysen der Verbindungen derjenigen Körper, deren Atomgewicht man sucht, diese letzteren auf das Genaueste festzustellen. Auch aus der spec. Wärme der Verbindungen lässt sich das Atomgewicht ableiten. Ein Beispiel wird dies klar machen. Man kennt auf das Genaueste die Zusammensetzung des Chlorbariums nach A equivalente» und wciss, dass darin auf 78-5 Gew. Barium 35-5 Gew. Chlor enthalten sind, so dass das Aequivalent der Verbindung 1040 ist. Die spec. Wärme des Chlorbariums ist 0 0895. Wäre 104 auch das Molcculargewicht des Chlorbariums, so bestände dasselbe aus 1 Atom Barium und 1 Atom Chlor. Es müsste dann nach der früher auf- , m , M. G. X Sp. W. 104-0 X 0 0895 . ... , gestellten Regel <> (>(> sein. Die Rechnung ergibt alier 4 654. Die verlangte Zahl 6 66 wird aber annähernd erst erhalten, wenn mau das Moleculargewiclit des Chlorbariums 208, seine Atomenzahl .= 3 nimmt, denn 208 X 0-0895 3 Der Zusammensetzung des Chlorbariums gemäss sind aber in 208 Gewiclits-theilen Chlorbarium 2 X 3A5 71 Gew. Chlor und 107 Gew. Barium enthalten. Da 35 5 das Atomgewicht des Chlors ist, so sind somit im Chlorbarium 2 Atome Chlor. 6-205. Da aber nach der spec. Wärme die Verbindung im Ganzen 3 Atome enthält, so kann sie nur 1 Atom Barium enthalten, welchem das Atomgewicht 107 zukommt. Bei einigen Elementen findet insofern Abweichung statt, als das Product ihres Atomgewichtes in die spec. Wärme bedeutend kleiner ist, als die Zahl 6 66. Diese Elemente sind der Kohlenstoff, das Bor, Silicium, der Phosphor und der Schwefel. So ist die spec. Wärme des reinsten Kohlenstoffes (als Diamant) 0-1469. Diese Zahl multiplizirt mit dem Atomgewicht 12 des Kohlenstoffs, gibt das Product V76. Die spec. Wärme des krystall. Bors ist 0 230, das Product mit Atomgewicht 0-239 X 11 = 2 53. Für das Silicium hat man die spec. Wärme wechselnd zwischen 0181 und 0 138 gefunden. Das Produkt dieser Zahlen mit dem Atomgewicht (28‘4) beträgt 5-l bis 3 9, also jedenfalls merklich geringer als 6. Die spec. Wärme des Schwefels wurde neuerdings zu 0-163 gefunden, die Atomwärme berechnet sich daher zu 0-163 X 32 = 5 22. Endlich ist die specif. Wärme des Phosphors in niederen Temperaturen 0174 (und die des rothen Phosphors 0-1698); die Atomwärme daher 5-39 (oder 5 26). Diese Abweichungen sind zu bedeutend, um sie den Versuchsfehlern bei Bestimmung der spec. Wärme zuzuschreiben, da die letztere bei diesen Elementen mit derselben möglichen Genauigkeit wie bei den übrigen bestimmt wurde, welche dem Dulong-Petit’schcu Gesetze folgen. Letzteres bleibt indess doch von grösser Wichtigkeit und' ist, da die grosso Mehrzahl der Elemente demselben folgt, immerhin als Gesetz anzuerkennen. Es bleibt der Zukunft und dem Fortschritte der Wissenschaft überlassen, die Erklärung dieser Erscheinung zu geben ; die eben erwähnten Elemente sind ohnehin insgesammt solche, bei denen man zur Feststellung des Atomgewichtes der spec. Wärme nicht bedarf, da man es nach den früheren Methoden auf das Genaueste zu ermitteln im Stande ist. Beziehungen zwischen «len sp«>c. THewiehten und A l omim«! Moleculargcwlchteii fester und flüssiger Körper. Diese sind nicht so einfach, wie bei den gasförmigen Körpern ; jedoch hat man auch hier gewisse Itegelmässigkciten gefunden. Dividirt man das Atomgewicht eines Körpers durch sein spec. Gewicht, so erhält man eine Zahl, welche man das specif. Volum dieses Körpers nennt. Einige Chemiker nennen diesen Quotienten auch Atomvolum. Es hat sich bisher ergeben, dass bei gewissen Körpern dieser Quotient nahezu gleich ist und zwar hauptsächlich bei solchen, welche vermöge ihrer chemischen Aclm-lichkeit in eine natürliche Gruppe gehören. In folgender Tabelle sind die Atomgewichte, spccifischen Gewichte und die spe-cifischen Volume mehrerer Elemente zusammengcstellt. Substanz Atomge- wicht Spec. Gewicht Atomvohnn | oder Spec. Volum i Schwefel . . . 32-0 1-96 16.32 ( Selen .... 79 0 480 16 36 j Chlor (flüssiges) . 365 1-38 25-7 Brom (flüssiges) . 80-0 2-97 26-9 f Jod 127-0 495 25-6 Vhosphor . . . 31-0 1-826 16-93 Arsen .... 75-0 5-8 12-9 Rubidium . . . 85 4 1-516 56-3 Kalium .... 39-0 0865 44 8 Natrium . . . 231) 0-97 23-7 Lithium . . . 7-O 0-59 11-8 1 Eisen .... 56 0 7-70 7.26 1 Mangan .... 54-0 71 7.60 1 Nickel .... 58 0 8-8 6.60 \ Kobalt .... 60-0 8-5 7-06 I Chrom .... 52-0 6-8 7-YO \ Kupfer .... 63-4 8-96 7-06 Zink 65-0 6-9 9-44 Blei 207-2 11-39 18-18 1 Molybdän . . . 920 8-64 10-64 \ Wolfram . . . 184-0 17-22 10-70 Quecksilber . . 200-0 13-60 14-70 Es ist hierbei zu berücksichtigen, (lass, um Vergleichungen anzustellen, die spcc. Gewichte hei verschiedenen Körpern auch unter gleichen Umständen bestimmt werden müssen, wie dies ja auch bei den gasförmigen Körpern der Fall ist, bei denen sie unter gleichem Druck und gleicher Temperatur bestimmt wurden. Da namentlich die Temperatur auf das spcc. Gewicht von Einfluss ist und die verschiedenen Körper durch die Wärme ungleich ausgedehnt werden, so muss man die spec. Gewichte hei solchen Temperaturen bestimmen, bei welchen die Wärme eine gleiche Einwirkung auf die verschiedenen Körper ausübt. Durch zahlreiche Beobachtungen ist nlan dahin gekommen, als entsprechende Temperaturen für Flüssigkeiten diejenigen zu nehmen, in welchen die Dämpfe gleich grosse Spannung zeigen ; für feste Körper hält man Temperaturen in gleichem Abstand vom Schmelzpunkt für vergleichbar. Was die isomorphen Verbindungen anbelangt, so zeigt sieh, dass man bei diesen durch Division des Moleculargewichtcs durch das spcc. Gewicht nahezu gleiche Quotienten erhält, z. B. Molecular- gewicht Spcc. Gewicht M. G. £ — Sp. Volum. Kohlensaures Bleioxyd Kohlensaurer Strontian 267 2 147-8 64 7 3-60 4 1 2 41-0 (mit ersterem isomorph) Sie besitzen also ein annähernd gleiches specif. Volum. In gleicher Weise zeigen die rhomboedrisch krystallisirten kohlensauren Salze, wie Kalkspath, Spatheisenstein, Zinkspath und andere, annähernd gleiches spec. Volum und die Unterschiede desselben entsprechen den geringen Verschiedenheiten, die man in den Winkeln der Krystalle beobachtet hat. Gesetzmässigkeiten in Betreff des Verhältnisses zwischen dem spec. Volum der Verbindung und der Summe der spec. Volume der Bestandtheilc sind nicht mit Sicherheit bekannt, doch sind, einige Itegelmässigkeitcn beobachtet worden. Zieht man z. B. von dem aus dem Moleculargewicht der Verbindung erhaltenen Quotienten das specif. Volum der betreffenden ungleichen Bestandtheilc ab, so bleibt in vielen Fällen ein gleicher Rest, z. B. Molecular- Spee. Quotient, vesp. spec. Spec. Volum gewicht Clowicht Volum d. Verbindg. des Kupfers Kupferoxyd . . 79-4 G\53 1218 — 7-OG Differenz TuT Zinkoxyd . . 810 555 14-56 9-44 Differenz — 512 Ebenso licsse sich mit salpetersaurem Silberoxyd und salpetersaurem Bleioxyd oder anderen analogen Verbindungen das Beispiel zeigen. Man sieht also aus dem Angeführten, dass man auch im Volumvcrhältniss fester und flüssiger Verbindungen Gesetzmässigkeiten erkannt hat, dass sich aber ein allgemeines Gesetz nicht aufstellen lässt, indem Vieles noch im Dunkeln liegt, was vielleicht die Zukunft zu erhellen im Stande sein wird. Atomigkeit. Betrachtet man die Verbindungen des Wasserstoffs mit gewissen Elementen, wie z. B. mit Chlor, Brom, Jod, so sieht man, dass in allen diesen Verbindungen auf 1 Atom Wasserstoff 1 Atom des 2. Elementes enthalten ist und in der That ist keine Verbindung von Chlor, Brom und Jod mit Wasserstoff bekannt, welche mehr als 1 Atom Wasserstoff enthielte. Man nimmt nun an, dass ein Atom Wasserstoff eine sogenannte Verwandtschafts-Einheit repriisentiro, welcher eine gewisse Verbindungskraft innewohne, welche durch eine gleich grosse Kraft aufgehoben werden könne. Dies geschieht durch die Verbindung des Wasserstoffs mit jener Menge eines Elementes, welcher ebenfalls die gleiche Verbindungskraft als eine Verwandtschaftseinheit innewohnt. Die gleichen Kräfte heben sich auf und es entsteht eine Verbindung, die sich im sogenannten chemischen Gleichgewicht befindet. Dies ist z. B. der Fall, wenn sich 1 Atom Wasserstoff und 1 Atom Chlor zu Chlorwasserstoff verbinden. Das Chlor gibt mit dem Wasserstoff keine andere Verbindung, in welcher mehr als 1 Atom Wasserstoff enthalten ist. Es ist demnach die Verwandtschaftskraft des Chlors durch die des Wasserstoffes vollständig aufgehoben, oder wie man zu sagen pflegt „gesättigt.“ Es beweist dies auch der Umstand, dass die Verbindung eine höchst beständige ist. Man nennt ein Element, welchem eine einzige Verwandtschaftseinheit zukommt, ein einatomiges. Es sind also Wasserstoff, Chlor, Brom, Jod und Fluor einatomige Elemente. Ein einatomiges Element, dessen Atom Eine Verwandtschaftseinheit besitzt, kann sich also nie mit mehr als Einem Atom eines ändern einatomigen Elementes verbinden. Ein Element, dessen Atom sich mit mehr als Einem Atom eines latomigeu Elementes zu einer beständigen Verbindung zu verbinden vermag, lieisst ein mehratomiges und zwar 2, 3, 4, Satomig, je nachdem die Elemente zu ihrer Sättigung 2, 3, 4, 5 Atome des einatomigen Körpers bedürfen. So ist der Sauerstoff, welcher mit 2 Atomen Wasserstoff eine ziemlich beständige Verbindung das Wasser liefert, ein zweiatomiges Element, ebenso der Schwefel, das Selen, Tellur. So gilt das Bor als dreiatomiges Element, — Kohlenstoff, Silicium, Zinn, Titan und andere als vieratomige Elemente, weil sie höchstens mit 4 Atomen eines latomigeu Elementes eine beständige Verbindung geben. Während ein einatomiges Element mit einem zweiten einatomigen nur eine einzige Verbindung liefert, weil sich dadurch die Verwandtschaftskräfte beider wechselseitig vollständig aufgehoben haben , kann ein mehratomiges mit einem zweiten von kleinerer Atomigkeit mehrere Verbindungen eingehen. So verbindet sich z. B. 1 Atom Zinn mit 4 Atomen Chlor zu Zinuchlorid ; das Zinn als 4atomigcs Element besitzt 4 Verwandtschaftseinheiten, welche durch die 4 Verwandtschaftseinheiten der 4 Atome Chlor vollständig gesättigt sind. Es verbindet sich daher 1 Atom Zinn auch nicht mit mehr als 4 Atomen Chlor; 1 Atom Zinn kann sich aber auch mit nur 2 Atomen Chlor zu Zinnchlorür verbinden, dies ist dann eine sogenannte ungesättigte Verbindung, weil von den 4 Verwandtschaftseinheiten des Zinns bloss 2 gebunden, 2 aber noch frei sind. Solche Verbindungen sind auch stets sehr unbeständig und zeigen das Bestreben, ihre freien Verwandtschaftseinheiten noch zu sättigen. So ist bekannt, dass das Zinnchlorür ein grosses Bestreben zeigt, sich noch mit mehr Chlor zu verbinden und in Zinnchlorid überzugehen. Bei mehratomigen Elementen, wenn sie sich untereinander verbinden, kommt es häufig vor, dass ein Atom des einen sich mit mehr Atomen von dem 2. Element verbindet, als seinen Verwandtschaftseinheiten entspricht. Dadurch entstehen die sogenannten ungesättigten oder übersättigten Verbindungen. So z. 15. ist der Schwefel ein 2atomiges Element. Um eine gesättigte Verbindung zu bilden, muss er sich daher mit 2 Atomen eines einatomigen Elementes oder mit 1 Atom eines ändern 2atomigen Elementes verbinden. Der Sauerstoff ist gleichfalls ein 2atomiges Element. Wenn sich Schwefel und Sauerstoff verbinden, so müsste die gesättigte Verbindung aus 1 Atom Schwefel und 1 Atom Sauerstoff bestehen. Wie bekannt, verbindet sich der Schwefel mit Sauerstoff zu schwefliger Säure, einer aus 1 Atom Schwefel und 2 Atomen Sauerstoff bestehenden Verbindung. Die 2 Atome Sauerstoff besitzen aber 4 Verwandtschaftseinheiten, da jedes einzelne Atom 2 Verwandtschaftseinheiten zeigt. Von diesen 4 Verwandtschaftseinheiten des Sauerstoffs sind daher in der schwefligen Säure durch das eine Atom Schwefel (welcher als zweiatomiges Element 2 Verwandtschaftseinheiten zeigt) nur 2 Verwandtschaftseinheiten gesättigt gebunden, während die anderen zwei noch frei sind. Die schweflige Säure zeigt nun wirklich das Bestreben, diese 3 freien Verwandtschaftseinheiten zu sättigen, indem sie sehr leicht noch 1 Atom Sauerstoff aufnimmt und in Schwefelsäure übergeht. Sonach ist die schweflige Säure eine ungesättigte Verbindung. Ein Atom Sauerstoff verbindet sich als 2atomiges Element mit '1 Atomen Wasserstoff zu einer gesättigten Verbindung — das Wasser. Dieses kann aber noch 1 Atom Sauerstoff aufnehmen und in Wasserstoffhyperoxyd übergehen, welches als sehr unbeständige Verbindung leicht wieder das eine Atom Sauerstoff abgibt. Es ist dies ein Beispiel einer übersättigten Verbindung. Man bestimmt die Atomigkeit eines Elements, indem man es mit einem bekannten einatomigen verbindet und sieht, mit welcher grössten Menge des letzteren sich das eine Atom des ersteren zu verbinden vermag. Es herrscht in Betreff der Atomigkeit der Elemente eine ziemliche Unsicherheit, so dass bei vielen Elementen ihre wahre Atomigkeit nicht sichergestellt werden kann. Man nimmt wohl allgemein an, dass die Atomigkeit etwas unveränderliches ist, so dass also einem und demselben Elemente nicht verschiedene Atomigkeiten, mit denen es etwa auftreten könnte, zugeschrieben worden. Bezüglich der Bestimmung der Atomigkeit jedoch haben sich wesentlich zwei Ansichten geltend gemacht. Die eine, voti A. Naquet vertheidigte, besteht darin, dass man die Atomigkeit eines Elements nach seiner höchsten Verbindung mit den als latomig angenommenen, nämlich Wasserstoff, Chlor, Brom oder Jod zu bestimmen habe. Wenn demnach z. B. ein Atom eines Elements mit einem einatomigen Elemente mehrere Verbindungen liefert und die höchste darunter beispielsweise 5 Atome des letzteren enthält und keine höhere Verbindung bekannt ist, so nennt man das erstero Element ein fiiufatomiges. Nach dieser Ansicht gilt der Phosphor als öatomiges Element, weil ausser Phosphorchlorid, in dem auf 1 Atom Phosphor 5 Atome Chlor kommen, keine höhere Verbindung desselben mit Chlor bekannt ist. Dieser Ansicht folgend kann man aber den Einwurf machen, dass sich die Atomigkeit eines Elements, die gowissermassen nur die Zahl darstellt, die die grüsste Menge eines einwerthigen Elements ausdrückt, die sich mit diesem Elemente verbinden kann, also gowissermassen die Maximum-Sättigungscapacität eines Körpers unter der Annahme ausdrückt, dass alle niedrigeren Verbindungsgrade unvollständige, nicht gesättigte Stufen sind, gar nicht mit Sicherheit bestimmen lässt, da man nicht weiss, ob unter gewissen Bedingungen denn doch nicht das Element sich mit noch mehr Atomen des einatomigen zu verbinden im Stando sei, als in der bisher bekannten höchsten Verbindung davon enthalten sind. Würde cs also gelingen, eine Verbindung von Phosphor mit Chlor herzustellen, welche vielleicht auf 1 Atom Phosphor G Atome Chlor enthielte, so müsste man den Phosphor als Gatomig bezeichnen. Die zweite Ansicht rührt von Kekule her, dem eigentlichen Begründer der Lehre von der Atomigkeit. Nach dieser hat man die Atomigkeit eines Elementes nicht nach der höchst möglichen Verbindung, die es mit einem latomigen zu bilden im Stande sei, zu bestimmen, sondern nach jener Verbindung, welche die grosste Beständigkeit zeigt. Nach Kekule sind die nach Naquets Anschauung öatomigen Elemente Phosphor und Stickstoff dreiatomig, weil von ihren Verbindungen mit latomigen Elementen das Phosphorchlorür PCla und das Ammoniak Nil., die beständigsten Verbindungen sind. In der That sind auch NH, und PC15 unbeständige Verbindungen; denn NH4 kennt man im freien Zustande gar nicht und PC15 zerfällt beim Erhitzen leicht in PCI, und 2 01. Kekulé macht hierbei einen Unterschied in den Verbindungen, indem er sogenannte atomisti sehe Verbindungen und mol ecu laro annimmt. Er nennt atomis tisch jene, welche eine grosse Beständigkeit zeigen, indem sie ziemlich kräftigen Einwirkungen widerstehen, ohne eine Zersetzung zu erleiden. So sind z. 1). das Ammoniak und das Phosphorchloriir atomistische Verbindungen. Moloculare Verbindungen dagegen solche, welche sehr leicht bei schwacher Einwirkung z. B. von Wärme zerfallen und zwar in die beständige atomistische Verbindung und einen zweiten Bestaudtheil. Das Ammonium NH,, wie man cs als Amalgam erhält, ist eine derartige Verbindung, da es schon bei dem Versuch, es in freiem Zustande zu erhalten, in Ammoniak und Wasserstoff zerfällt. Ebenso das Phosphorchlorid, welches schon bei nicht besonders hoher Temperatur in PCI, und 2 CI zerfällt. Zur Erklärung dieser Erscheinung nimmt Kekulé an, dass bei den atomistischcn Verbindungen die einzelnen Atome der Elemente sehr innig durch ihre Verwandtschaftseinheiten verbunden sind, die molccularcn Verbindungen aber entstünden aus den atomistischcn durch eine blosse Anlagerung irgend eines Molecüls, welches gewissermassen an die fester vereinigte Atomgruppe nur wie angeleimt (Kckulcs eigener Ausdruck) erscheint. Deshalb reicht auch eine geringe Kraft hin, um dieses Molecül wieder abzutrennen und so ein Zerfallen der Verbindung zu bewirken. Man hat in neuester Zeit eine Art graphischer Darstellung der chemischen Verbindungen ersonnen, wodurch die Atomigkeit der Elemente, aus denen die Verbindung besteht, sowie das Zusammenhalten derselben durch die gegenseitige Bindung der Verwandtschaftseinheiten ersichtlich gemacht sind. Zu diesem Behufo hat man folgende Zeichen eingeführt : Ein einatomiges Element bezeichnet man ©. Der Punkt in der Mitte bezeichnet die einzige Verwandtschaftseinheit, die dem Elemente zukommt. Man sagt auch, ein einatomiges Element besitzt Ein Attractionscentrum. Ein zweiatomiges , welches 2 Affinitätseinheiten, daher zwei Attrae- tionsccntra besitzt: (• -) Ein dreiatomiges Element : Q • 0 Ein vieratomiges Element : u. s. w. Verbindet sich nun ein zweiatomiges Element mit einem einatomigen, so sind, um eine gesättigte Verbindung zu bilden , auf dessen beide Centra 2 Atome des lato-migen nothwendig. Die Verbindung bezeichnet man dann auf folgende Weise: Die beiden Verwandtschaftseinheiten des äatomigen Elements sind durch die beiden einzelnen Verwandtschaftseinheiten der 2 Atome des latomigen Elements vollständig gebunden und es ist mithin kein freies Attractionscentrum vorhanden und die Verbindung kann keinen weiteren Elementarbestandtheil aufnehmen. () Auf diese Weise lässt sich z. B. das Wasser ausdrücken: r—ja Eine solche Formel ist eine graphische zu nennen. COO HH Verbindet sich ein 4atomiges Element mit einem latomigen, so erhält man als G graphische Darstellung diese Figur : z. II. das Sumpfgas. II HIHI Wären bloss 3 Atome eines latomigen Elementes mit 1 Atom eines 4atomigen Elementes verbunden, so bleibt ein Attractionsccntrum frei und es wird dieser Körper das Bestreben haben, noch 1 Atom eines latomigen aufzunehmen : Es kann sich aber ein 4atomiges Element auch mit einem Latomigen verbinden. Die Sättigung geschieht dann durch 2 Atome des Latomigen, wie dies z. B. bei der G Kohlensäure der Fall ist. CT~< TT) oö () ü Wäre mit dem 4atomigen Elemente bloss Ein Atom eines Latomigen verbunden» so blieben 2 Attractionscentra frei und die Verbindung wäre eine ungesättigte, wie G z. B. das f| - -1 Kohlenoxyd. O Eine solche Verbindung hat daher das Bestreben, ihre freien Verwandtschaftseinheiten zu sättigen. Dies kann geschehen, indem sich noch ein Atom eines Latomigen Elementes anlagert, wodurch in unserem Fall das Kohlenoxyd in Kohlensäure durch Aufnahme von 1 Atom Sauerstoff übergeht. Aber auch der Fall kann cjntrcten, dass sich statt eines gleichartigen Latomigen Elementes ein ungleichartiges anlagert, in unserem Falle z. B. der Schwefel, <; wodurch Koblenoxysulfid entsteht, oder es können die 2 freien Attractions-O centra durch 2 Atome eines latomigen Elementes gebunden wer- öd3 den, z. B. durch Chlor, was in unserem Falle l’hosgengas, d. i. O S Kohlenoxychlorür gäbe. O CI CI Als Beispiel einer complicirtcrcn Verbindung möge uns die Schwefelsäure dienen. Sic enthält 1 Atom des Latomigen Schwefels. An dieses Atom lagern sich zunächst L Atome Sauerstoff. Die 2 Verwandtschaftseinheiten des Schwefels sind durch je eine Verwandtschaftseinheit der beiden Sauerstoffatome gebunden; die beiden anderen Verwandtschaftseinheiten der Sauerstoffatome sind noch frei ; man erhält so eine Kette von drei Latomigen Elementen, die aber eine sogenannte offene bildet, weil 2 Verwandtschaftseinheiten noch frei sind. Diese können nun gebunden werden durch 2 Atome eines latomigen Elementes, z. B. Wasserstoff, wodurch Schwefelsäurehydrat, oder durch 1 Atom eines Latomigen Elements, z. B. Sanarli II stoff, wornach wasserfreie Schwefelsäure () entsteht g HQflo oPBD Ö S & Man sagt nun, die Kette sei geschlossen (Kckulc), und zwar im ersten Falle durch 2 Atome Wasserstoff, im 2. Falle durch 1 Atom Sauerstoff. Bei mehratomigen Elementen nimmt man zur Erklärung gewisser Thatsaehen an, dass 2 Atome eines und desselben Elementes gegenseitig eine von ihren Verwandtschaftseinheiten zu binden im Staude sind, z. B. __________________ Die zwei Atome des vieratomigon Elementes, die in einer Verbindung enthalten sind, wirken dann nicht mit acht Verwandtschaftseinheiten, sondern bloss mit sechs. Zur Bildung einer gesättigten Verbindung ist daher nur nothwendig, dass die sechs freien Verwandtschaftseinheiten gebunden werden. Das Oel des ölbildenden Gases ist das Beispiel eines solchen Falles. Es enthält zwei Kohlenstoffatome, von denen sich zwei Verwandschaftseinheiten gegenseitig binden. Treten nun vier Atome Wasserstoff hinzu, so entsteht das ölbildende Gas, eine ungesättigte Verbindung, weil die zwei letzten Attractionscentra der beiden o Kohlenstoffatomo noch frei sind : f. , . , . tn éò éè H H H H Das ölbildende Gas nimmt aber sehr leicht noch zwei Atome Chlor auf, wodurch G G eben das Oel des ölbildenden Gases, ^ (JxjjO vollkommen gesättigte Verbindung entsteht. 01II li IIH CI Es können natürlich auch mehr als zwei Atome eines mehratomigen Elementes in einer Verbindung Vorkommen, wie dies namentlich bei den organischen Verbindungen mit dem Kohlenstoff der Fall ist, wobei sich dann wieder zwei Verwandtschaftseinheiten von jo zwei Atomen gegenseitig binden. GZI3€ZZ3dZ3eZZ3 Auch die Ansicht wurde aufgestellt, dass von je zwei Atomen eines mehratomigen Elementes in irgend einer Verbindung auch mehr als zwei Verwandtschaftseinheiten sich zu binden im Stande seien, bei einem vieratomigen Elemente z. B. vier, was man graphisch dann so bezeichnet. c! 1 - fl Valenz. Die sogenannte Valenz, von A. W. Hofmann auch Quantivalenz genannt, ist wohl von der Atomigkeit zu unterscheiden, welche, wie früher bereits erwähnt wurde, die Miximum-Sättigungseapacität der Körper ausdrückt und mit welcher sie allerdings im Zusammenhänge steht. Sic bezieht sich auf die Vertretbarkeit des Wasserstoffs in Verbindungen durch andere Elemente. In den meisten wasserstoffhaltigen Verbindungen lässt sich ein Tlieil des Wasserstoffs durch andere Elemente ersetzen, wodurch gewöhnlich Verbindungen von ähnlichem Charakter wie die ursprünglichen entstehen. H j Im Wasser ^ ^ G lässt sich ein Atom Wasserstoff durch ein Atom Kalium K 1 ersetzen, wodurch Kaliumoxydhydrat ^ ^ G entsteht; aber auch beide Atome Wasserstoff machen einem Atom Barium Platz, wodurch Bariumoxyd Ba O gebildet wird. 8 (), 1 Im Schwefelsäurchydrat ^ ^ | öa kann man sowohl ein als beide Atome Wasserstoff' durch ein oder zwei Atome Natrium ersetzen. Im ersten Falle erhält man saures schwefelsaures Natriumoxyd S ö2 11 Na e„ n» anderen Falle das entsprechende neutrale Salz IS O« Na« Vom Magnesium genügt schon ein Atom des Metalls, um beide Atome Wasserstoff im Schwefelsäurehydrat zu vertreten; das llesultat ist schwefelsaures Magnesium-fi O« <)„. oxyd Mg Daraus folgt, dass in den Verbindungen je ein Atom Kalium oder Natrium je einem Atom Wasserstoff, von Barium und Magnesium je ein Atom dagegen zwei Atomen Wasserstoff gleichwerthig ist. Wir bezeichnen demgemäss Kalium und Natrium als ein w ertili ge oder monovalente, Barium und Magnesium als z w ei w c r t hi ge oder bivalente Elemente. Die Ausdrücke trivalent, quadrivalent etc. sind nach dieser Erläuterung selbstverständlich. Die Valenz, die nur den Substitutionsworth eines Elementes bezeichnet und entgegen der Atomigkeit, welche einen absoluten, unveränderlichen, ein für alle Mal bekannten Werth darstellt, je mit den Verbindungen, in welche ein und dasselbe Element eintritt, sich ändert, muss sorgfältig angezeigt werden. Man bedient sich zur Veranschaulichung derselben der entsprechenden Anzahl von Apostrophen, die man über oder neben die Symbole der Radicale schreibt. Bei monovalenten Elementen lässt man die Bezeichnung fallen, bei einer die Zahl drei übersteigenden Zahl wählt man der Vereinfachung in der Schreibweise wegen die römischen Zahlen IV, V etc. z. B. CI, monovalent; <>" oder ('), bivalent; Bo'" oder Bo, trivalent ; IV GIV oder (J, quadrivalent etc. eines Radica In. Betrachtet man die chemischen Verbindungen bei ihrem gegenseitigen Verhalten zu einander, namentlich die Erscheinungen der doppelten Zersetzung, so sieht man, dass einzelne Atome sowohl als auch gewisse Atomcoinplexo einfacher Körper bei verschiedenen chemischen Metamorphosen aus einer Verbindung in eine andere übergeführt werden können. Nachfolgende Beispiele dürften dies erläutern : 1.) 2.) II j IC ci ! + 11 Chlorwasserstoff Kaliumoxydhydrat <) C« H. II Alkohol C2 II5 ! j ! Joiläthyl o + + II 1 Cd i Chlorwasserstoff N(U , o - Abr 1 salpotersauros Silbcroxyd K 1 CI j Chlorkalium bildet in Verbindung mit dem Radicai Hydroxyl G„ 11., Ol 11 o die Essigsäure n ì o. Erhitzt man die Essigsäure mit überschüssigem Kalk, so bildet sich kohlensaurer Kalk und Methylwasserstoff. O, IIa0,110 + CaO — CaO C O, + CII3, H Bei dieser Zerlegung hat sich, wie man aus dem Schema ersieht, das Radicai der Essigsäure in die einfacheren Radicale Methyl Gib, und Carbonyl CO gespalten: C,II.,0 — CIL, + CO, deren jedes in einer neuen Verbindung auftritt. Das durch Spaltung des Acetyls entstandene Methyl verband sich mit dem Wasserstoff des ltadicals IIO zu Methylwasserstoff, während das Carbonyl sich mit dem Sauerstoffe zu GOa vereinigte und mit CaO die Verbindung CaO CO, lieferte. Es erscheint somit das Acctyl aus Carbonyl und Methyl gepaart. Die zusammengesetzten Radicale zeigen in Hinsicht ihres chemischen Charakters grosso Aehnlichkeit mit den einfachen. So wie unter diesen von positiven, interni edi ä r e n und n eg a ti ve n Radicale» die Rede ist, begegnen wir solchen auch unter jenen ; ebenso kommt ihnen eine bestimmte Valenz oder Werthigkeit zu. Dieselbe, namentlich bei organischen Radicale» im Vorhinein aus ihrer Zusammensetzung mit Sicherheit zu bestimmen, war man bisher nicht im Stande, sie zeigt sich meist aus dem chemischen Verhalten der Verbindungen. Häufig lässt sie sich aus der Atomigkeit der Elemente, aus denen das Radicai besteht, ableiten. In der Regel ist ein Radicai eimverthig, wenn es eine freie Verwandtschaftseinheit besitzt, zweiwerthig, wenn cs zwei, droiwerthig, wenn cs deren drei besitzt u. s.w. So hat das Radicai Methyl G II3 eine freie Verwandtschaftseinheit, denn G ist vieratomig, II einatomig. Drei Verwandtschaftseinheiten des Kohlenstoffes worden von 3 H gebunden, es bleibt also nur eine Verwandtscliaftseinheit frei, was der Einwcrthig-keit des Radicala Methyl entspricht. Das Radicai Aethyl leitete man ab: a) Die wasserfreien basischen Oxyde, deren Radicale ein- oder zweiatomig sind : K ) G, II, 1 - ) O 0 Ila O u. s. w. K ) G2II5) ) Kaliumoxyd Aetliyloxyd Bariumoxyd ß) Die Hydrate der basischen Oxyde und einbasischen Säuren, deren Radicale einwerthig sind, z. B. K) NO« ) JO«) O 0 O li) II ) II j Kaliumoxydhydrat Salpetersäurehydrat Jodsäure G« H. O ) O. II- O ) G« H- O ) * 11 ( /\ "* • l/\ " f Z X h r n r n ! u-s-w- Essigsäurehydrat Buttersäurehydrat Acrylsäuro y) Die Anhydride (wasserfreie Säuren) der einbasischen Säuren, z. B. Ga Hg Ol NO«) G2 Hg 0)( N oj Essigsäureanhydrid Salpetersäureanhydrid Wie man aus den Formeln ersieht, ist stets das einwerthige Radicai doppelt vorhanden, die beiden Wasserstoffatome im Typus vertretend. L p"» L P>> jo (g,h„)„| ’ n(<:,n„)J ■’ H, (g»hs)| J Phosphorsäureäther Biät herphosphorsäure Aetherphosphorsäure y) Die dreiatomigen Alkohole und ihre Verbindungen mit Säuren, z. B. Ga H« ) . H3 O) 3 I o3 o3 H3 ) G3H, ‘ Glycerin Triacetin Von der quaternären Grundform j j4 | ()4 leitete man die Verbindungen der vierwerthigen Radicale ab, z. B. iv i iv . (i4Il2Or. j (A Cl4H2 ()2 I (.1 II4 ) ii2k2 j Weinsäure neut. weinsaures Kali H8j Von der secundären Grundform He N2 erhielt man die Amide der zweiba- H(2 ) sischen Säuren, z. B. G4H40„J G4H4()2 j IL N2 G4I1402 N2 2 l H« 1 ,2 > > g4h4o2 Succinamid Trisuccinamid , , . Hg . Von der ternären Grundform des Ammoniaktypus H3 [ N3 kann man J H,1 beispielsweise das Citramid ableiten, dessen Formel G6H5Ö4) ist. Ha N3 Ha ! Die dreiwerthige Natur der ammoniakähnlichen Verbindungen der dreiwerthigen Radicale, die vom ternären Ammoniaktypus abgeleitet werden, ist übrigens ziemlich unsicher. Con st i i n ti on sforni ein. Wie man aus den angeführten Beispielen ersieht, treten an die Stelle des Wasserstoffs in den verschiedenen Grundformen Radicale ein, die auch Wasserstoff-hältig sind. Bei solchen Verbindungen hat man daher auf den Wasserstoff des Ra die als und den Wasserstoff des Typus besonders zu achten. Man nennt den Wasserstoff, welcher dem Typus angehört, typischen Wasserstoff. Im nachfolgenden Beispiele, dem Alkohol, ist er durch die fette Schrift besonders hervorgehoben: €r2H5) Il I Er unterscheidet sich von dem übrigen in der Verbindung auftretenden Wasserstoff, dass er nur durch Vermittlung des Sauerstoffs, also in direct mit dem Kohlenstoffe verbunden ist. Wollte man diese Thatsache durch die Schreibweise ausdrücken, so hätte man €111, I Hs G (Oll wodurch die Constitution und lteaction des Körpers besser hervorgehoben wird. Diese Formeln nennt man zum Unterschiede von der oben angeführten Typenformel Constitutionsformeln. Die Constitutionsformeln, welche gegenwärtig von sehr vielen Chemikern bei Besprechung organischer Verbindungen gebraucht werden, bringen in ziemlich vielen Fällen die Struetur derselben und die Veränderungen, deren sie fähig sind, besser zur Anschauung, wie die typischen Formeln. Betrachten wir beispielsweise die Essigsäure, deren typische Formel O,H„Ol uns schon geläufig ist. H ) Wir ersehen daraus, dass in dieser Verbindung, wenn wir ihre Ableitung vom Typus Wasser gelten lassen, die Atomgruppe C„ 11,0 an die Stelle eines Atomes Wasserstoff trat, welches übrigens auch durch ein anderes einatomiges Radicai seine Vertretung gefunden hätte. Einen Aufschluss, wie die Verbindung der beiden Kohlenstoffatome unter sich oder mit den drei Atomen Wasserstoff und dem einen Atome Sauerstoff stattfindet, gibt uns die typische Formel nicht; so wenig die Frage, warum das vierte Atom Wasserstoff, welches dem Wasserreste angehört, sich hier anders verhält als das sechste Wasserstoftätom im Alkohol, dadurch zur Lösung gebracht wird. i ^ H' ( 0II. Die Constitutionsformel \ | ( O oder ' 3 dagegen sagt uns, dass ( G (OH die Essigsäure zwei mit einander durch eine Verwandtschaftseinheit verbundene Atome Kohlenstoff enthält, wovon ein Atom mit drei Atomen Wasserstoff, das andere Atom aber mit einem Atom des zweiwerthigen Sauerstoffs und dem Radicale HO verbunden ist. Während sich hier das direct an Sauerstoff gebundene Wasserstoffatom in unmittelbarer Nähe von zwei Sauerstoffatomen befindet, ist es im Alkohol von einem Sauerstoffatom und zwei direct au dem Kohlenstoffatom gelagerten Wasserstoffatomen umgeben. IG Ha ! G H« . O H oder Comfoiiiatioiistypeii. Häufig reichen die oben erwähnten einfachen und condensirten Typen zur Aufstellung der typischen Formel einer Verbindung hin ; handelt es sich aber um die Bezeichnung von Verbindungen, welche mehrwerthige Radicale enthalten, für welche die ternären und quaternären Typen allein nimmer genügen, so müssen andere Typen zur Anwendung kommen. Solche sind die gemischten oder Com bi nationstypen, welche, wie aus den beigegebenen Beispielen ersichtlich ist, durch Vereinigung verschiedener Typen gebildet werden. «) H |H |H H , Primärer () Wasserstoff- und Wassertypus ß) H j :h i [H II H O N 7) H III H. o„ Primärer Wasser-und Ammoniaktypus U. S. W. Primärer Wasserstoff- und secundärer Wassertypus Primärer Wasserstoff'- und secundärer Ammoniaktypus CII, () GO II Essigsäure II II r N Oj Hg O l II ' Glycocoll 7) ci i G,H>. Hg Chlorhydrin Beispiele: «) ß) G, Hz I CI 1 O Epichlorhydrin (Hg Ha) 4 1 O ii In Töträthyl- ammoniuinoxyd- hydrat ») )N„ II CI Cg H, H, salzsaures Acediamin u. S. w. Die Annahme der condensirten Typen wurde vielfach angefochten; man machte den Einwurf geltend, dass Körper wie der condensirtc Wassersoff, das condcnsirto Wasser oder das Ammoniak, welche in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind, auch nicht als Typen aufgestellt werden können. Dieser Einwurf war nicht gerechtfertigt. Die Molecular-Condensationen können unter dem Einflüsse von mehratomigen Itadicalen statthaben. Wenn wir den secundären Wassertypus in’s Auge fassen und in die beiden H| H 0 primären Wassertypen zerlegen, demnach TT schreiben, so liegt die Vorstellung hI° nicht ferne, dass durch zwei Atome Wasserstoff, die man sich in den beiden primären Wassertypen durch ein zweiatomiges Radicai ersetzt denkt, diese beiden Wassermolecüle zu einem einzigen condensirten verbunden werden. Wir deuten diese H j Vorstellung durch die Formel R j 02 an, aus der wir ersehen, dass der Verband der H ) beiden Wassermolecüle durch das untheilbare Radicai bewerkstelligt wird. In ähnlicher Weise können wir uns dann eben auch mehr als zwei Moleciile eines Typus durch mehratomige Radicale zusammengehalten denken, wie folgende Beispiele, in denen die condensirten Typen in ihre primären zerfällt wurden, ersichtlich machen : H (II (H jH ,Hr hJ zerlegter ternärer o 0 o K j O NO, (> so2 1 K ! ° H j so,, so, ! I H I 0 0 o Wassertypus wasserfreies saures schwefelsaures Kaliumoxyd erstes Scliwefelsiiure-liydrat II (H (H tu |H (H |H H 0 0 O 0 [ o II oder Ri 0 r| »j E OH Iv e tir O, .. j O k Gr 0z „ O 0 Gr ö2 oder Gr02 O 0 Grö2 0 €r'°2|0K K Kaliumtrichromat Viele Chemiker der Neuzeit stellen, die chemischen Verbindungen gleichfalls vom Standpunkte der Werthigkeit ihrer Radicalo aus betrachtend, gewöhnlich sechs Typen auf; diese sind nebst den bereits zur Genüge erörterten Typen Wasserstoff, Wasser und Ammoniak, der Kohlenwasserstoff-, Phosphorchlorid- und Wolframchloridtypus. Wir geben in nachstehenden Beispielen diese drei letzteren Modelle nebst einigen Substitutionsformen für die Verbindungsarten und wählen gleichzeitig die neueste Schreibweise (0 — 16 — 0) : Kohlenwasserstofftypus: Substitutionsformen : Hl CI Hfiv Cl( C Cl(Sn Cl) ö BI' H 1 IV 0 ) iv ;c Cl] Cl IV s 0 s IV C Zinnchlorid Kohlensäureanhydrid Chlorkohlenoxyd Kohlenstoffsulfid Phosphorchloridtypus : Substitutionsformen: CI 1 ii \ CH3 1 CI ii !v H er >p ii ' >N II \ Cl| ii 1 l 11 l ci, ci 110 Chlorammonium Mitbylammoniumhydroxyd (Hier gelten die anderwärts auch als dreiatomig angenommenen Elemente Phosphor und Stickstoff als fünfatomig, eine Anschauung, welche nach dem 'auf pag. 30 darüber Erörterten keiner weiteren Erklärung bedarf.) Typus Wolframchlorid: Substitutionsformen: CI 011 Öl 8 CI ■Ji' ' "Imo CI jw O Va s , 01 ö) Š) CI ’ Vanadineäureanhydrid Molybdänsulfid Zur Ableitung der verschiedenen chemischen Verbindungen werden auch hier condensirte Typen verwendet. Ein Vergleich dieser Typen in Hinblick auf die Aehnlichkeit mit den früher besprochenen allgemeinen Formen dürfte selbst dem Anfänger nicht schwer fallen und es bleibt zum Schlüsse der Darlegung der Typentheorie nur noch übrig, ein paar Worte über ihre Bedeutung zu sagen. Dieselbe ihrem ganzen Wesen nach zu ebnrakterisiren dürfte am besten in der Weise gelingen, dass wir die Aussprüche Kekulé’s und Kolbe’s im Wortlaute anführen. Kekulé drückt sieh folgendermasseu aus : „Die typische Anschauung ist nichts weiter als ein Vergleichen der verschiedenen Verbindungen in Bezug auf ihre Zusammensetzung, nicht etwa eine wirkliche Theorie, welche uns die Zusammensetzung selbst keimen lehrt. Die verschiedenen Typen sind also nicht etwa durch verschiedene Constitution scharf getrennte Classeu von Verbindungen, es sind vielmehr bewegliche Gruppen, in die man immer die Verbindungen zusammenstellt, welche den Eigenschaften nach, die man besonders hervorheben will, eine gewisse Analogie zeigen.“ Und Hermann Kolbe sagt in seiner Abhandlung „über dic Struetur form ein und die Lehre von der Bindung der Atome“ (Journal f. pract. Chemie 1871, 3. Heft) ganz treffend : „Allgemein gilt jetzt die Ansicht, dass die Chemie höhere wissenschaftliche Ziele zu erstreben hat, als die Typentheorie, die nur weniger Saclikenntniss bedurfte, um die Verbindungen zu gruppiren, mit ihrem Classifications-Formular ermöglicht.“ Die eben erwähnte Abhandlung Kolbe’s, welche in wenigen Zügen eine Geschichte der theoretischen Chemie während der letzten 30 Jahre entrollt, bekämpft auch die Ansicht derjenigen Chemiker, welche — um mit Kolbe zu reden — die wirkliche Existenz zusammengesetzter Radicalo in den organischen Verbindungen und deren verschiedene Functionen in denselben verläugnend, sich begnügen, die Bildung der elementaren Atome nach ihren Valenzen zu erklären und symmetrisch gebaute Struc-turformeln zu schreiben. Ohne über diese Ansicht, die den prineipiellen Unserscliied in der Auffassung über die Constitution chemischer Verbindungen betrifft, weiter zu reden, soll nur hervorgehoben werden, dass Kolbe an Beispielen einerseits allerdings den Nachweis liefert, wie unzureichend selbst viele dieser Structurformeln sind wenn es sich darum handelt, die Zusammensetzungsweise und Natur der Verbindungen deutlich zu machen, und dass er andererseits die willkürlichen Annahmen blossstellt, zu welchen bisweilen die Anhänger der Lehre von der Bindung der Atome gezwungen werden. Säuren, Itaseli, Salze. Wenn wir uns die Einwirkung der Schwefelsäure auf irgend ein metallisches Oxydhydrat, z. B. Kaliumoxydhydrat vergegenwärtigen, so sehen wir aus dem Schema 02 q _l ^2 jo — 8 O» j o 4- H- ] II,, r,B 1 Ha U Ka j°2 + Ha 1 dass dieselbe eine Doppelzersetzung erleidet, hei welcher der Wasserstoff unter gleichzeitiger Wasserbildung durch ein Metall ersetzt wird. Dies vorausgeschickt, bezeichnen wir alle Körper von ähnlichem Verhalten mit dom allgemeinen Namen Säuren und sagen: „Säuren sind Wasserstoff haltige Verbindungen, deren Wasserstoff bei der Einwirkung metallischer Hydrate durch Doppelzersetzung zum Theil oder ganz durch Metalle ersetzt werden kann.“ Der in solchen Verbindungen ersetzbare Wasserstoff lieisst basischer Wasserstoff und wir bezeichnen als „Basen die Hydrate von Metallen oder zusammengesetzten Radicalen, welche ihr Metall oder ihre zusammengesetzten Radicale durch doppelte Zersetzung gegen den Wasserstoff der Säuren austauschen können.“ Chlor, Brom, Jod und Fluor geben unmittelbar mit Wasserstoff die Haloid-säuren; viele andere Elemente liefern mit Sauerstoff oder Schwefel zusammengesetzte electronegative Radicale, sogenannte Säur eradicale. In den Oxy- und Sulfosäuren begegnen wir diesen Säureradicalen, die man mit einigen Ausnahmen in der Weise bczeichnete, dass man an die Stelle der Endung icum im lateinischen Speciesnamen der Säure die Endung yl treten liess. So lieisst das Säureradical der Essigsäure (Ac. aceticum) Acetyl, das der Schwefelsäure (Ac. sulfuricum) Sulfuryl, das der Salpetersäure (Ac. nitricum) Nitryl u. s. w. Wenn man einer Säure, welche ein oder mehrere Atome basischen Wasserstoff enthält, diesen entzieht, so wirkt der Best genau so, wie ein Radicai, dessen Atomigkeit daun durch die Anzahl der Wasserstoffatome ausgedrückt wird, welche aus der Säure ausgeschieden wurden. Wenn der Salpetersäure IINOa der basische Wasserstoff entzogen wird, so bleibt der Rest N()a, ein einwertliiges Radicai; durch Entfernung eines Wasserstoff-atomes entsteht aus dem Wasser I L< > der einwerthige Rost 1I(>, der nach dem bebereinkommen der Chemiker Ilydroxyl lieisst. Diese Säurereste, nach Cannizaro’s Vorschlag „die salzbildenden Reste“ genannt, bestehen aus den eigentlichen Säureradicalen mehr dem Sauerstoff, der ihre Verbindungen mit dem Wasserstoff oder den Metallen vermittelt: N Oa — N <.)2 (Nitryl) + O Sie werden gleichfalls benannt und zwar setzt man vor den Namen des im salzbildenden Beste auftretenden Radicals das Präfixum „Oxy“, z. B. Oxynitryl — N ().,. Ist das Radicai einer Säure einatomig, so kann durch Vermittlung des Sauerstoffs nur Ein Wasserstoffatom mit ihm verbunden werden ; die abgeleitete Säure enthält dann auch nur Ein Molcciil Ilydroxyl und hcisst mouoliydrisch; ist dagegen ein Säureradical mehratomig, so treten so viele Ilydroxylmolecülo auf als die Zahl der Werthigkeit der Radicale ausdrückt und wir nennen die Säure di-, tri-, tetra- oder polyhydrisch, je nachdem zwei, drei, vier oder viele Ilydroxylmolecüle vorhanden sind. So ist die Salpetersäure ^11 () und die Essigsäure ( | (> monohydrisch, die Schwefelsäure S 02 j oc> dihydrisch, die Phosphorsäure ^ O ( (>.t trihydrisch, die Ha i II3 IV . Kieselsäure j ö4 tetrahydrisch u. s. w. Dasselbe gilt für die Basen. Ein einwerthiges Metall bindet das Hydroxyl einmal, ein zweiwerthiges zweimal u. s. w. und die entstehenden Basen sind mono-, di-, trihydrisch, allgemein polyhydrisch ; z. B. Kaliumoxydhydrat | O — K (II O) ist monohydrisch, Bariumoxydhydrat |*‘l Folgerichtig können wir nun auch sagen : Basen sind Verbindungen von einfachen oder zusammengesetzten positiven Radicaleu mit Ilydroxyl. Die Bezeichnung mono , di-, tri-, polyhydrisch rührt von Rogoisky her, der sie an Stelle der vorher gebräuchlichen, zu Verwechslungen Anlass gebenden Beziehungsweise der Säuren oder Basen als ein-, zwei-, mehratomige in Vorschlag gebracht hat. Wenn aus einem oder mehreren Moleciilen einer Oxysäure der Wasserstoff' mit der Menge Sauerstoff, die zur Wasserbildung erforderlich ist, ganz austritt, so entsteht ein Säureanhydrid, bei theilweisem Austritt eine Anhydrosäure; z. B. IL S 04 — H20 — SO;, Schwefelsäureanhydrid, II4SÌO4 — II..O — H2 Si o,, dihydrische Kieselsäure. Iu ganz ähnlicher Weise kann man auch Baseanhydride (wasserfreie Basen) und Anhydrobasen unterscheiden. Bisher haben wir stets die Oxysäuren und Oxybasen unseren Besprechungen zu Grunde gelegt, es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, dass sich dasselbe auch au den Sulfosäureu und Sulfobasen zeigen lässt. Wenn wir wieder die Doppelzersetzung zwischen einer Säure und einer Base, z. B. Salpetersäure und Kaliumoxydhydrat ins Auge fassen : HNO,., + KOH - KNO;, + IloII so sehen wir, dass, nachdem die Salpetersäure ihr Atom Wasserstoff, das Hydrat sein Metall verlor, eigentlich vier Reste bleiben, von denen sich das Kalium mit dem salzbildenden Reste zu salpetersaurem Kaliumoxyd, einem Salze vereinigt, während das Hydroxyl mit dem Wasserstoff Wasser bildet. Dieses salpetersaure Kaliumoxyd können wir uns aus der Säure durch Substitution ihres basischen Wasserstoffs durch Kalium gerade so gut entstanden denken, Ojj — Ba. 2 (IIO) ist dihydrisch u. s. w. als aus der Base, in welcher das Hydroxyl durch den salzbildenden Best vertreten erscheint. Wir sagen demnach : „Salze sind Verbindungen, welche durch die Substitution des basischen Wasserstoffs der Säuren durch ein Metall entstehen, oder welche der Substitution des Hydroxyls der Basen durch den salzbildenden Best einer Säure ihre Entstehung verdanken.“ Entsprechend dem Vorkommen der Ilaloid-, Oxy- und Sulfosäuren haben wir auch Ilaloid-, Oxy- und Sulfosalze. Je nachdem der typische Wasserstoff in der Säure ganz oder theilweise durch ein electropositives Radicai ersetzt wird, entstehen neutrale und saure Salze. Während erstoren alle Eigenschaften mangeln, welche die Säuren sonst cliaraktcrisiren, treten diese in letzteren noch hervor und während eine Säure mit einem und demselben Metalle nur ein einziges neutrales Salz zu bilden im Stande ist, ist die Zahl der sauren Salze stets der Zahl der fixirten Hydroxylmolecüle weniger eins gleich. Ein Beispiel bietet die Schwefelsäure ^Ö„, von der in (>2 ©„ das II II K„ ‘ 2 O, das saure Salz erhalten wird. neutrale, in ( K H , Wenn hingegen in den Basen der typische Wasserstoff bei der Doppelzersetzung ganz oder theilweise durch Säureradicale ersetzt wird, so erhalten wir gleichfalls Salze und zwar neutrale und mit basischen Eigenschaften ausgestattete basische Salze, z. B. Ba J Ba I „ Ba I „ H„) 2 2 (G,H3O)j”2 II(GeH3O)) 2 Bariumoxyhydrat neutrales basisches Salz Durch Substitution der in Säuren oder Basen enthaltenen verschiedenen Atome typischen Wasserstoffs durch verschiedene Radicale entstehen die Doppelsalze, wovon uns das schwefelsaure Kalium-Natriumoxyd ^ ^ Oa ein Beispiel liefert. ST omenclatur. Deber die Nomenclatur, welche gegenwärtig in der Wissenschaft, der neueren Anschauung gemäss, im Gebrauche ist, soll Folgendes bemerkt werden. I. Binäre Verbindungen. Die binären Verbindungen werden in der Weise benannt, dass mau dem Namen des electropositivcn Elementes unmittelbar den Namen des electronegativen anhängt, nachdem man letzteren mit der Endung id versehen hat. Ist das electronegative Element einatomig, so gibt man zwischen die Namen der Elemente die Zahlwörter mono, bi, tri, tetra etc., sobald in der Verbindung auf ein electropositives Atom ein, zwei, drei, vier etc. electronegative Atome kommen. So ist die Verbindung Na CI Natriummonochlorid, HgCla Quecksilberbichlorid, ,,, IV Au Cl3 Goldtrichlorid, PtCl4 Platintetrachlorid etc. Diese Einschaltung der Zahlwörter findet auch dann Anwendung, wenn der electronegative Bcstandtheil der Verbindung zweiatomig ist; z. B. K2 8 Kaliummonosulfid, BaS Bariummonosulfid. Bei Verbindungen, in welchen auf zwei positive Atome von paarer oder auf • die doppelte Anzahl von positiven Atomen von unpaarer Atomigkeit drei negative Atome Vorkommen, schiebt man die Silben sesqui ein, z. B. Fe2 S3 Eisensesquisultid. Um anzudeuten, welche von allen Verbindungen, die zwei Elemente geben, die grösste Menge des electronegativen Elementes enthält, setzt man die Silbe per oder super zwischen die Namen der Elemente, z. B. 1(,2S5 Kaliumpersulfid. Ueberschreitet die Atomigkeit des electronegativen Körpers die Zahl zwei, so werden die Mengen, in der er vorhanden ist, nicht weiter angedeutet. Von dieser in Kürze erläuterten allgemeinen Bezeichnung der binären Verbindungen sind selbstverständlich die Wasserstollsäuren, die Legierungen und die schon früher erörterten Anhydride ausgeschlossen. Verbindungen der electropositiven Elemente mit zweiwerthigen Nichtmetallen, welche bei ihrer Einwirkung auf die Elemente des Wassers oder Schwefelwasserstoffs keine Säuren bilden, heissen Oxyde oder Sulfide, Bezeichnungen, die ohnehin geläufig sind. Da der Sauerstoff mit einem und demselben Elemente mehrere binäre Verbindungen zu bilden im Stande ist, so flicht man zwischen dem Namen des Elementes und den Ausdruck Oxyd die Zahlworte proto, bi, tri, sesqui und sub ein, wodurch das Verhältniss, in welchem der Sauerstoff zu dgm mit ihm in Verbindung getretenen Elemente steht, näher erörtert wird; z. B. K„<) ist Kaliumprotoxyd, Guö Kupfer-protoxyd etc. Die Ausdrücke Per- oder Hyperoxyd bedürfen nach dem Vorausgehenden wohl keiner weiteren Erklärung. II. Ternäre, quaternäre etc. Verbindungen. Alle hier einzureihenden Verbindungen von gesetzmässiger Nomenclatur sind Säuren, Basen und Salze. Die Namen der Säuren, die mau als Salze ansehen kann, in denen der electro-positive Bcstandtheil Wasser ist, werden so wie früher nach der dualistischen Anschauung gebildet; die Basen, eigentlich Salze, deren electronegativen Bcstandtheil das Hydroxyl bildet, bezeichnet man allgemein als Hydrat, indem man den Species-namen, d. i. den Namen des electropositiven Elementes oder Itadicals voranschickt, z. B. KHO Kaliumhydrat. Nicht selten ist auch der Ausdruck Hydroxyd beliebt, der einfach au den Namen des electropositiven Elementes angehängt wird, z. B. ICHO Kaliumhydroxyd. Die Benennung Kaliumhydrosulfid K H 8 bedarf nach dem Gesagten wohl keiner weiteren Erläuterung. Die Salze erhalten den allgemeinen Genus namen, der allen zukommt, welche denselben salzbildenden Rest enthalten und einen Speciesnamen, der die verschiedenen Arten derselben Classe unter sich unterscheidet. Den G enusnameu bildet man, indem man für die letzte Silbe des lateinischen Namens des im salzbildenden Best mit dem Sauerstoff verbundenen Elementes die Endung at oder it substituirt, wobei durch at die sauerstoffreichere, durch it die sauerstoffarmere Verbindung bezeichnet wird ; z. B. Arsenate und Arsenite. Salze, in deren negativem liest der Stickstoff mit Sauerstoff verbunden ist, heissen kürzer Nitrate (anstatt Nitrogeniate) oder Nitrite, und die Salze, in welchen der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff verbunden ist, Carbonate. Für Salze, die sich nur durch ihren in mehr als zwei Verhältnissen verkommenden Sauerstoff unterscheiden, bildet man den Gcuusnamen derjenigen, deren salzbildender liest mehr Sauerstoff als der, welcher auf it und weniger als der, welcher auf at endigt, enthält, indem mau vor das auf at endigende Wort das Präfixum Hypo setzt. Die auf it endigenden Salze erhalten gleichfalls das Präfixum Hypo, sobald man damit Salze bezeichnen will, die weniger Sauerstoff" enthalten als die, welche auf it endigen. Zur Bezeichnung derjenigen Salze schliesslich, welche sauerstoffreicher als die mit at endigenden sind, setzt man dieser Endung das Präfixum Per oder Hyper vor. Nachfolgendes Beispiel repräsentirt eine in fünf Unterabtheilungen zerfallende Classe von Salzen mit einem aus Chlor und Sauerstoff bestehenden Salzrest ; dieselben sind: Genus Hypochlorit . . . . R — CI 0 *) „ Chlorit .........R — CI 0, „ Hypochlorat (hypothetisch) R — C1205 „ Chlorat....................R — CI 03 „ Per- oder Hyperchlorat . R — CI 04 Aus dem Beispiele ersieht man, dass das Hypochlorit das Sauerstoff ärmste Glied ist und die Sauerstoffmenge in den folgenden Gliedern immer mehr zunimmt. Der Speciesname wird erhalten, indem man den Namen des electropositiven Elementes oder Radicals dem Genusnamen vorsetzt. Setzt man z. B. im Genus Chlorat an die Stelle von R ein bestimmtes gleich-werthiges Radicai, etwa Natrium oder Silber, so erhält man : Natriumchlorat Na CI 03 "und Silberchlorat Ag CI 03. Nicht selten bildet ein und dasselbe electropositive Radicai zwei verschiedene Salzarten mit derselben negativen Gruppe; dasjenige Salz, welches die grösste Menge des electroncgativen Bestandtheiles enthält, heisst dann gewöhnlich das Maximumsalz, während das andere, welches die kleinste Menge davon enthält, Minimumsalz genannt wird. Um das Maximum- und Minimumsalz anzudeuten, kürzt man die dem Namen des Elementes entsprechenden lateinischen, auf icum und osum endigenden Adjectiva in der Weise ab, dass man sie auf i und o endigen lässt und setzt dieselben dem electroncgativen Bestandteile voraus. Die Ausdrücke Ferrisulfat, Ferrosulfat und ähnliche dürften demnach verständlich sein. Die Namen der sauerstofffreien Salze werden geradeso gebildet, wie die der sauerstoffhaltigen, indem mau je nach der Natur des den Sauerstoff ersetzenden Körpers (Schwefel, Selen oder Tellur) vor ihren Genusnamen die Präfixe Sulfo, Seleno und Telluro anbringt. Dem Ausdrucke Carbonat entsprechend, reiht sich hier der Ausdruck Sulfo-carbonat ein, welcher die Verbindung R2CS3 bezeichnet. *) Nach der neuesten Schreibweise, 0 — 0; R bedeutet ein einwertiges Radicai. Sind die verschiedenen Atome des in Siiuren enthaltenen typischen Wasserstoffs durch verschiedene Radicale vertreten, so bildet man den Genusnamen wie gewöhnlich und stellt die Spcciesnamen nebeneinander, z. B. K,,) . . K ) iv CL Kaliumplatinchlorid; S (), Kaliumnatriumsulfat etc. Pt) Na) Die Bezeichnung der sauren und basischen Salze darf als hinlänglich bekannt vorausgesetzt werden. Es erübrigen uns nur noch einige Bemerkungen über die Art und Weise der Umgestaltung der nach der dualistischen Schreibweise geschriebenen Formeln in die der neueren, sogenannten unitaren Schreibweise. Nach Arendt verwandelt man die ältere Formel in eine empirische und halbirt, die Atomzahl der geradwerthigen Elemente; z. B. N04 wird zu NOu, Untersalpetersäuse, K0C10a (empirisch: KC10ß) wird zu KC10a, chlorsaures Kali. Beträgt in der dualistischen Formel die Atomzahl des geradwerthigen Elementes 1 (oder eine ungerade Zahl), so gibt diese halbirt •/2, was der Annahme von der Untheilbarkeit der Atome zuwiderläuft. Um daher die neue Schreibweise anwenden zu können, muss die Atomzahl des ungeradwerthigen Elementes verdoppelt werden. So gehen z. B. aus den dualistischen Formeln: HO , P 03 , K0S0a(KS04) die neueren: H90 , P.jOa , Ke S04 hervor. Will man die neuere Schreibweise dagegen in die ältere überführen, so hat man nur die Atomzahl der ungeradwerthigen Elemente zu halbiron oder die Atomzahl der geradwerthigen zu verdoppeln. Dass in den zuletzt vorgeführten Formeln die einzelnen Symbole, die sonst durchstrichen zur Anwendung kamen, mit diesen identisch sind, ist selbstverständlich. Zum Schlüsse dieser Abhandlung sei noch erwähnt, dass von einigen Chemikern bereits der Versuch gemacht wurde, die Beziehungen zwischen den Atomgewichten und der Natur der chemischen Klemente festzustellen. Wir verweisen ganz besonders auf die von Dr. H. Baumhauer (1h70 bei Vieweg in Braunschweig) veröffentlichte Schrift, welche ein gelungener Versuch ist, einen directen und durch eine mathematische Formel darstellbaren Zusammenhang zwischen einer Anzahl bekannter Thatsachcn und den Atomgewichten der Elemente nachzuweisen. Tabelle der chemischen Elemente. (Wasserstoff — II — 1 ; 0 = 0 — 16) N a in e n der Elemente Symbole Atom- gewichte Namen der Elemente Symbole Atom- gewichte Wasserstoff II 1 Yttrium Yt 64-3 ; Chlor CI 35 5 Erbium E? ? Brom Br 80 Therbium The ? Jod J 127 Cerium Ce 92 Fluor Fl 19 Lanthan La 92-8 Sauerstoff 0 16 Didym Di 96 Schwefel S 32 Blei Pb *207 Selen Se 79-5 Quecksilber Hg 200 Tellur Te 129 Kupfer Cu 63 Bor B 11 Zink Zn 6502 Kohlenstoff C 12 Cadmium Cd 112 Silicium Si 28 Nickel Ni 59 Zirkonium Zr 89 6 Cobalt Co 59 Zinn Sn 118 Chrom Cr 53 5 Titan Ti 50 Mangan Mn 55 Thorium Th 2315 Eisen Fe 56 Stickstoff N 14 Molybdän Mo 96 Phosphor P 31 Wolfram W 184 Arsen As 75 Vanadium V 68-5 Antimon Sb 122 Urani um u 120 Wismuth Bi 210 Aluminium Al 27-5 Kalium K 39 Niobium Nb 94 Natrium Na 23 Pelopium Po ? Lithium Li 7 Tantal Ta 230-5 Cäsium Cs 133-03 Gold Au 196-5 Rubidium ltb 85-36 Platin Pt 197 Thallium Tha 204 Osmium Os 197 Silber Ag 108 Iridium Ir 197 Barium Ba 137 Rhodium Rh 104-4 Strontium Sr 87-5 Palladium Pd 106-6 Calcium Ca 40 Ruthenium Ru 104-4 Magnesium Mg 24 Indium In ? Beryllium Bo 14 , Schulnachrichten. ■oooggo 8. Pcrsoiialstaml «les Lvlirkörper» l'fir die obligaten und bedingt obligaten Fächer. Heri- liori' a) Definitiv Angestellte : Josef Essl, prov. Direktor, k. k. Bezirksschulinspelctor, lehrte die Mathematik iu der I. und 111. Klasse. Franz Z véri na, k. k. Professor, akad. Maler, im Stande des Lehrkörpers der Oberrealschule in Görz, lehrte die Geometrie in der I. Klasse, das Freihandzeichnen in der II. und III. Klasse, das Schönschreiben in der II. Klasse. Josef Jouasch, k. k. Professor, lehrte das geometrische Zeichnen in der II. und III. Klasse, die deutsche Sprache in der I. und III. Klasse und das Schönschreiben in der I. Klasse. Anton Fr. Rei ben sch uh, k. k. Professor, emerit. Assistent der Chemie au der technischen Hochschule in Graz, beeideter Landesgerichtschemiker, Doktorand der Philosophie, lehrte die Naturgeschichte in der I. und II. Klasse, die Physik in der III. Klasse, die Mathematik in der II. Klasse und die Geographie in der 1. Klasse. b) Supplenten und Nebenlehrer. Rudolf Reiche], k. k. Gymnasialprofessor, Bezirkskorrespondent des historischen Vereines für Steiermark, lehrte die französische Sprache in der I., II. und III. Klasse. Franz Fasching, geprüfter Lehramtskandidat, lehrte die slovenische Sprache in der 1., II. und III. Klasse, Geographie und Geschichte iu der II. und III. Klasse und die deutsche Sprache iu der II Klasse. Franz Janeschitz, Weltpriester der I. b. Lavantor Diözese, Religionsprofessor an der k. k. Lehrerbildungsanstalt, lehrte dio Religion iu der I., II. und III. Klasse. Rudolf Mar kl, Turnwart des Marburger Turnvereines, leitete den Turnunterricht für die Schüler der I., II. und III. Klasse. Schuldicncr : Anton Herneth. — se- il. S v Ii ii 1 e v. Augustin Franz. Billerbeck Oskar. Briiu Johann. Costa Leo. Fauland Alois. Cassirer Karl. Glaser Alois. Gert J osel. Godctz Frani. Gogg Franz. Götz Anton. Grogi Alois. Heill Johann. Jelleck Alois. Jonas Eduard. Jugg Alois. Klausel» Michael. Kieslinger Itohert. Badi Wilhelm. Baumann Johann. Bisean Wilhelm. Bouvier Ottokar. Derniatsch Martin. Felber Johann. Fichtmiiller Joscf. Forster Franz. Goričan Ferdinand. Goričan Raimund. Gruber Johann. Hanl Alex. Ilartnor Alois. Dcqual Vinzenz. Dobay Georg. Hofmann von Aspernburg Anton. Jauuig Gabriel. König Johann. Kožer Josef. I. Klasse. Kitzler Julius. König Karl. Krciss Karl. Krenn Josef. Leeb Adolf. Lieleg Josef. Mayr Stefan. Manhart Josef. Merio Ludwig. Marko Moriz. Potritsch Georg. Pfeifer Andreas. Phillippeck Viktor. Pollitsch Mathias. Potočnik Lorenz. Potrz Ernest. Pulir Heinrich. Richar Viktor. II. Klasse. Heill Ignaz. Kämmerer Paul. Kautsehitsch Joscf. Kožer Johann. Kurnik Josef. Mayer Konstantin. Mlaker Franz. Mohor Stefan. Pollak August. Reichenberg Joscf. Rödling Franz. Sadnik Julius. Scharf Felix. III. Klasse. Küster Ferdinand. März Rudolf. Neuhauser Oskar. Perko Anton, von Preu Wilhelm. Remm Ernest. Schleyer Julius. Rieder Alois. Rist Bernhard. Rödling Thomas. Schärf Otto. Schroll Erich. Sehathi Johann. Sebathi Michael. Skribc Felix. Slatenschek Josef. Spirk Franz. Strascini! Franz. Sujdäk Theodor. Verona Roman. Widemsehek Anton. Widemschek Josef. Witzmann Johann. Wressnig Michael. Zavadil Josef. (54) Slemenschek Franz. Sonns Rupert. Thomich Emanuel. Toplak Franz. Triebnik Ludwig. Wallner Ludwig. Wolf Richard. Wegschaider Josef. Wratschgo Ernest. Zigrosser Viktor. Zotzeck Ferdinand. (37) Schleyer Leopold. Tischina Franz. Vollgruber Alois. Weklitsch Karl. Wennig Emil. Zinauer Hermann. (19) III. Iielirplan. I. Klasse. Klassenvorstand : Franz Zverina. Religion. 2 Stunden. 1, Semester : Die cliristkatliolischo Glaubenslehre mit den Heils- wahrheiten auf der Grundlage des apostolischen Symboliums, die Gnade, die Gnadenmittel. 2. Semester : Die christkatholische Sittenlehre. Nach br. Johann Lein kauf. Jane scliitz. Deutsche Sprache. 3 Stunden : Wiederholung der gesummten Formenlehre, Hebersieht der Satz formen in Musterbeispielen aus dem Lesebuche von N e um an n. Sprech-, Lese- und Schreibübungen, letztere vorherrschend orthographischer und grammatischer Art ; Besprechen und Memoriren des Gelesenen, mündliches und schriftliches Wiedergehen einfacher Erzählungen oder kurzer Beschreibungen. Alle 8 Tage eine Hausarbeit, allo 14Tage eine Schularbeit. Grammatik von Bauer. J onasch. Slovenische Sprache. Bedingt obligat. 2 Stunden : Ansprache, Wechsel der Laute, Tonzeichen, Schreibung, Lehre von den regelmässigen Formen der flexiblen Rede-theile. Sprech - und Schreibübungen. Alle 8 Tage eine Hausarbeit, alle 14 Tage eine Schularbeit. Nach Janežič. Fasching. Französische Sprache. Bedingt obligat, ö Stunden : Die Regeln der Ansprache und des Lesens, mit Inbegriff der Lehre vom Accente; Formenlehre des Nom und Pronom, das Wichtigste über den article partitif, die am häufigsten vorkommenden Präpositionen, einfache Formen von avoir und ótre. Aneignung eines entsprechenden Wörter- und Phrasenvorraths mittelst des Memorirens. Hebungen im Dictandoschrciben und im Lebersetzen leichter Sätze. Nach Dr. F. Ahn. Reichel. Geographie. 3 Stunden : Fundamentalsätze des geographischen Wissens, soweit dieselben zum Verständnisse der Karte unentbehrlich sind, und in sinnlich-anschaulicher Weise erörtert werden können. Beschreibung der Erdoberfläche in ihrer natürlichen Beschaffenheit und den allgemeinen Scheidungen nach Völkern und Staaten auf Grundlage steter Handhabung der Karte. Nach Klun. Reibens chuh. Mathematik. 3 Stunden: Dekadisches Zahlensystem. Die Grundrechnungen mit unbenannten und ei »namig benannten Zahlen ohne und mit Dezimalbrüchen, Grund züge der Theilbarkeit, grösstes gemeinschaftliches Mass, kleinstes gemeinschaftliches Vielfaches. Gemeine Brüche, Verwandlung derselben in Dezimalbrüche und umgekehrt; Rechnen mit periodischen Dezimalbrüchen. Rechnen mit mehr-namig benannten Zahlen. Nach Dr. Fr. Močnik. Essl. Naturgeschichte. 3 Stunden. Anschauungsunterricht in der Naturgeschichte. I. Semester : Wirbclthierc. II. Semester: Wirbellose Thicrc. Nach Tokorny. Reibenschuh. Geometrie. 6 Stunden: Geometrische Anschauungslehre. Geometrische Gebilde in der Ebene (Linien, Winkel, Dreieck, Viereck, Vieleck, Kreis, Ellipse), Combination dieser Figuren ; das geometrische Ornament. Elemente der Geometrie im Raume ; Zeichnen nach Draht-, Holz- und Gypsmodelleu. Nach Dr. Fr. Močnik. Zverina. 5* Turnen. 2 Stunden : Erste Elementarübungen. Ordnungs-, Frei- und Geriithiibungen. M arkl. Schönschreiben. 2 Stunden : Uebungen nach Vorlagen in der deutschen Current- und der englischen Schrift. donaseli. II. Klasse. Klassenvorstand : Anton F. Reibenschuh. Religion. 2 Stunden. 1. Semester : Die Principe und Mittel der besonderen äusseren Gottesverehrung in ihrer angebornen Nothwendigkeit und naturgemiissen sinnvollen Entwicklung, die kirchlichen Personen, Orte, Geräthe. 2. Semester : Die kirchlichen Handlungen als erweckende hcilvollo Träger des gläubigen katholischen Lebens. Nach M. Ter kl au. Jan es chi tz. Deutsche Sprache. 3 Stunden. Vervollständigung der Formenlehre, Lehre vom einfachen und erweiterten Satz auf Grundlage der Grammatik von Bauer; mündliche und schriftliche Reproduktion und Umarbeitung grösserer abgeschlossener Stücke aus Neumann’s Lesebuche. Alle 14Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Fasching. Slovenische Sprache. Bedingt obligat. 2 Stunden : Aussprache, Wechsel der Laute, Tonzeichen, Schreibung. Lehre von den regelmässigen und uuregelmässigen Formen der flexiblen Redetheile. Gcsammte übrige Formenlehre, ergänzt durch die vollständige Kenntniss der anomalen Formen. Die zum Verständnisse einfacher Lesestücke erforderlichen Sätze aus der Syntax. Zahlreiche Uebungen in vollständigen Sätzen. Allo 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Nach Janežič. , - Fasching. Französische Sprache. Bedingt obligat. 4 Stunden : Die Regeln der Aussprache und des Lesens (Accent), Formenlehre des Nom (Bildung des Pluriel ; Declinaison), Bildung des Feminin der Adjektiva, Comparation. Adverbialbildung. Present und Imparfait der Hilfszeitwörter avoir und ótre, sowie der Verba der 3 regelmässigen Conjugationen (fragende und verneinende Form). Pronomina personalia, possessiva, demonstrativa und interrogativa, Cardinalzahlwörter. Die wichtigsten Präpositionen. Memoriren von Vokabeln. Alle 8 Tage eine schriftliche Arbeit. Nach Georg’s Elementargrammatik §. 1 —100. Reiche 1. Geographie und Geschichte. 4 Stunden. 2 Stunden : Die Erde als mathematischer und und als Weltkörper. Die Gestalt und Gliederung des Festlandes und des Erdmeeres. Vorbegriffe der Oro- und Hydrographie. Oro- und hydrographische Uebersicht von Europa, Asien und Afrika. Grundzüge der Klimatografic. Spezielle Geographie Asieu’s und Afrika’s ; detaillirte Beschreibung der Terrainverhältnisse und der Stromgebiete Europa’s, an oftmalige Anschauung und rationelle Besprechung der Schul- upd Wandkarten anknüpfend. Geographie des westlichen und südlichen Europa. Nach Klun. 2 Stunden: Uebersicht der Geschichte des Alterthums. Nach Weiter. Fasching. Mathematik. 3 Stunden : Wiederholung des gosanimten Lehrstoffes der I. Klasse. Das Wichtigste aus der Mass- und Gewichtskunde, dem Geld- und Münzwesen. Das französische System. Mass-, Gewichts- und Münzreduktion. Verhältnisse und Proportionen. Kettensatz, Procent- und einfache Zinsrechnung. Angabe der Vortheile bei Durchführung dieser. Discont - und Terminrechnung. Theil-rechnung. Durchschnitts- und Alligatiousrechnung. Nach Dr. F. Močni k. Reibenschuh. Naturgeschichte. 3 Stunden : Anschauungsunterricht in der Naturgeschichte. I. Semester : Einleitung in das Studium der Mineralogie. Die Kennzeichen der Mineralien : 1. Aeussere Formen der Mineralien. 2. Physikalische Kennzeichen der Mineralien. 3. Chemische Kennzeichen der Mineralien. Beschreibung der wichtigsten Mineralien mit besonderer Rücksicht auf das Vorkommen derselben in Steiermark. Beschreibung der wichtigsten Gesteine. Alle beschriebenen Mineralien und Gesteine wurden den Schülern oft in mehreren charakteristischen Exemplaren vorgezeigt. II. Semester : Botanik. Nach Dr. Dr. A. Pokorn y. Reibenschuh. Geometrie. 3 Stunden. Planimetrie; Gebungen mit dem Zirkel und dem Reisszeuge überhaupt, Gebrauch der Reissschienen und des Dreiecks. Nach Dr. Fr. Močnik. Jo nasch. Freihandzeichnen. 4 Stunden : Das Zeichnen geometrischer Figuren mit freier Hand; das geometrische Ornament; das Flachornament, besonders in Beziehung für das Gewerbliche. Strenges Contouriren mit Bleistift und Feder nach Max Bauer, Eisenlohr, Herdtle etc. Zverina. Turnen. 2 Stunden : Ordnungs-, Frei- und Geräthübungen. Mar kl. Schönschreiben. 1 Stunde : Gebungen in der deutschen Current- und der englischen Schrift mit besonderer Berücksichtigung der Schnellschrift. Nach Gr einer. Z večina. III. Klasse. Klassenvorstand : Josef Jon a sch. Religion. 2 Stunden: 1. Semester : Die Geschichte der im Paradiese beginnenden göttlichen Offenbarungen, Verheissungen und Heilsanstalten des alten Bundes mit den nothwendigsten apologetischen Erläuterungen. 2. Semester : Die göttliche Offenbarung in ihrer Vollendung und Erfüllung in Jesu Christo, dem Stifter des neuen Bundes und die Apostelgeschichte. Nach Dr. Anton Wappler. Janeschitz. Deutsche Sprache. 3 Stunden. Lehre vom zusammengesetzten Satze, Arten der Nebensätze, Verkürzungen derselben, die Periode (auf Grundlage der Grammatik von Bauer); systematische Belehrung über Rechtschreibung und Zeichensetzung ; Aufsätze verschiedener Art, zum Theile sich anschliessend an den Unterricht in der Geschichte, der Geographie und den Naturwissenschaften. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Lesebuch von Neumann. J onasch. Slovenische Sprache. Bedingt obligat. 2 Stunden : Systematische Wiederholung der ge-sammten Formenlehre. Casuslehre. Fortgesetzte Hebungen. Leichte prosaische und poetische Lectüre. Alle 14 Tage eine Hausarbeit, alle 4 Wochen eine Schularbeit. Nach Janežič. Fasching. Französische Sprache. Bedingt obligat. 4 Stunden : Der in der II. Klasse aufgeführte Lehrstoff, nebst: Lehre vom Theilungssinn, Stellung der Adjektiva. Passò défini mit avoir, ótre und den Verben der drei regelmässigen Conjugationen. Memoriren von Vokabeln. Allo 8 Tage eine schriftliche Arbeit. Nach Georg’s französischer Elementargrammatik §. 1 — 118. Reichel. Geographie und Geschichte. 4 Stunden. 2 Stunden : Gestalt und Abbildung der Erde, mathematische Punkte und Linien, geographische Lage, Bewegung der Erde, Tages- und Jahreszeiten. Vorbegriffe der Oro- und Hydrographie. Beschreibung der Terrainverhältnisse und Stromgebiete Europa’s. Spezielle Geographie des übrigen Europa und namentlich Deutschland’s. Hebungen im Kartenzeichnen. Nach Kinn. 2 Stunden: Hebersicht der Geschichte des Alterthums in den allgemeinsten Umrissen. Geschichte des Mittelalters. Nach Weiter. Fasching. Mathematik. 3 Stunden: Fortgesetzte Hebungen im Rechnen mit besonderen Zahlen, zur Wiederholung und Erweiterung des bisherigen arithmetischen Lehrstoffes. Zusammengesetzte Verhältnisse mit Anwendung auf verschiedene im Geschäftsleben vorkommende Aufgaben. Einübung der vier ersten Grundoperationen in allgemeinen Zahlen mit ein- und mehrgliedrigen Ausdrücken, so weit dieselben zur Begründung der Lehre vom Potenziren und vom Ausziehen der Quadratura! Kubikwurzel nöthig sind ; Erhebung auf die zweite und dritte Potenz, Ausziehen der Wurzel zweiten und dritten Grades aus besonderen Zahlen ohne und mit Abkürzung. Nach Ur. Fr. Močnik. Essl. Naturgeschichte. 2 Stunden: Einleitung in das Studium der Mineralogie. l)ie Kennzeichen der Mineralien. Beschreibung der wichtigsten Mineralien mit besonderer Rücksicht auf das Vorkommen derselben in Steiermark. Beschreibung der wichtigsten Gesteine. Alle beschriebenen Mineralien und Gesteine wurden den Schülern oft in mehreren charakteristischen Exemplaren vorgezeigt. Nach Hr. A. Pokorny. Physik. Im 1. Semester 2 Stunden, im 2. Semester 4 Stunden : Allgemeine Eigenschaften der Körper, Wärme; Statik und Dynamik fester, tropfbärer und ausdehnsamer Körper. Nach Dr. Neto lička. Reibenschuh. Geometrie. 3 Stunden: Fortsetzung des vorbesproschenen Lehrstoffes unter Anwendung auf Fälle und Beispiele aus der technischen Praxis. Stereometrie. Nach Dr. F. Močnik. donaseli. Freihandzeichnen. 4 Stunden: Das Flachornament, das Zeichnen reichhaltigerer ornamentaler Motive nach Eisenlohr, Bauer, Herdtle und Weit brecht mit theilweiser Durchführung in Licht und Schatten mittelst Bleistift, Pinsel und Tusch; strenges Contouriren des menschlichen Kopfes nach Koopmann und Taubinger. Z večin a. Turnen. 2 Stunden: Ordnungs-, Frei- und Geräthübungen. Mar kl. Anmerkung. Der. Unterricht im Gesänge wurde in zwei Abtheilungen in je 2 Stunden wöchentlich, an 73 Schüler von Herrn Professor Josef Jonaseh ertheilt. IV. Tj e Ii i' m i t t e I. A. Bibliothek. Gustos: Josef Jonasch. a) Ankauf. 1) Weiss, Weltgeschichte, 4 Bde. 2) Oesterreicliischo Geschichte für das Volk. 3) Wretschko, Vorschule der Botanik. 4) Henkel, allgemeine Waaren-kunde. 5) Engel, Handbuch des landw. Bauwesens. 6) Bai bi, Erdbeschreibung. 7) Dietzel, Leitfaden zum technischen Zeichnen. 8) Fliesshach, Münzsammlung. 9) Beimi, geogr. Jahrbuch. 10) Scheffer, Bauformen. 11) Lübke, Geschichte der Plastik. 12) Lübke, Geschichte der Architektur. 13) Wiegand, Planimetrie, ebene Trigonometrie, Stereometrie, analytische Geometrie. 14) Wiegand, Lehrbuch der allg. Arithmetik und algebraischen Analysis. 15) Lemcke, Aesthetik. 16) Büchner, Kraft und Stoff. 17) Schellen, Spektralanalyse. 18) Schorlemmer, Spectralanalyse. 19) Remigius, chemische A.nalyse. 20) Hessler-Pisko, Physik. 21) Frischauf, Elemente der Geometrie. 22) Frischauf, Lehrbuch der allg. Arithmetik. 23) Ahn, französisches Lesebuch. 24) Staudigl, Lehrbuch der neuen Geometrie. 25) Guido Schreiber, das lineare Zeichnen. 26) Guido Schreiber, darstellende Geometrie. 27) Klo eden, Erdkunde. 28) Littrow, Münzen, Masse und Gewichte. 30) Willkomm, die Wunder des Mikroskops. 31) Schaffer, Geschichtstabellen. 32) Wiegand, die merkwürdigen Punkte des Dreieckes. 33) Wiegand, Grundriss der math. Geographie. 34) Spüler, Grundriss der Physik. 35) Frick, physikalische Technik, 36) Licbig, Analyse org. Körper. 37) Mohr, Titrirmethode. 38) ICubel, Untersuchung des Wassers. 39) Schacht, Geographie. 40) Schwarz, Zahlentheorie. 41) Littrow Wunder des Himmels. 42) Neumann, Lesebuch. 43) Weiter, Weltgeschichte. 44) Ileissig, Zirkelzeichnen. 45) Ahn, praktischer Lehrgang der franz. Sprache. 46) Georg, französische Elementar-Grammatik. 47) 'l’emme, planimetrische Aufgaben. 48) Močnik, Geometrie für Unterrealschulen. 49) Bauer, Grammatik. 50) Janežič, slov. Sprachlehre. 51) Wagner, chemische Technologie. 52) Müllcr-Pouillet, Physik. 53) Arendt, anorganische Chemie. 55) Bolley, chemische Untersuchungen. 56) Gorup-Besanez, chemische Analyse. 57) Schmidt, vergleich. Anatomie. 58) Glaser, die niedere Thierwelt. 59) Naumann, Mineralogie. 60) Naumann, Atlas der Geoguosie. 61) Duflos, Handbuch der angewandten chemischen Analyse. 62) Robert Otto, Ausmittlung der Gifte. 63) Sehmöger, christliche Zeitrechnung. 64) Cornelius, phys. Geographie. 65) Gottlieb, technische Chemie. 66) Petiscus, der Olymp. 67) Darwin, über die Entstehung der Arten. 68) Dub, Lebre Darwins. 69) Strohecker, botanische Exkursionen. 70) Foss, geographische Repetitionen. 71) Sachs, Botanik. 72) Seubert, Pflanzenkunde. 73) Kobell, Bestimmung der Mineralien. 74) Baumhauer, Atomgewichte. 75) Grimm, Lagerstätten nutzbarer Mineralien. 76) Senft, Mineralien und Felsarten. 77) Wüllner, Experimentalphysik. 78) Moser, chemische Analyse der Bodenarten. 79) Gandtner, Aufgaben aus der Planimetrie. 80) Schlesinger, darstellende Geometrie. 81) Schreiber, Perspektive. 82) Schreiber, Scbattenlehre. 83) Schreiber, Farbenlehre. 84) Pokorny, Pflanzenreich. 85) Klun, Geographie. 86) Pokorny. Mineralreich. 87) Tilscher, System der Perspektive sammt Atlas. 88) Staudigl, Reliefperspektive. 89) Müller, Physik und Meteorologie. 90) Müller, kosmische Physik sammt Atlas. 91) Fick, medizinische Physik. 92) Schlömilch, höhere Analysis. 93) Schlömilch, analytische Geometrie. 94) Schlömilch, algebraische Analysis. 95) Berkhan, Anwendung der Algebra auf Geometrie. 96) Berkhan, Anwendung der Geometrie auf Algebra. 97) Alzog, Kirchengeschichte. 98) Schcftlcr, Verhältniss der der Arithmetik zur Geometrie. 99) Ule, physikalische Bilder. 100) Rudolph, deutsche Stilübungen. 101 ) Wittstein, Arithmetik. 102) Schcrr, deutsche Kulturgeschichte. 103) Lavoisier, Begründung der Chemie. 104) Thomé, Botanik. 105) Fellücker, Mineralogie. 106) Lewinstein, Alchemie. 107) Wagner, chemische Fabriksindustrie. 108) Schmidt, die Hohenstaufen. 109) Močnik, Arithmetik. 110) Pokorny, Thierreich. Ili) W appi er, göttl. Offenbarung. 112) Močnik, angewandte Arithmetik. 113) Terklau, katholischer Kultus. 114) Leinkauf, Sittenlehre. 115) Bopp, Wandtafel des metrischen Systems. 116) Der Welthandel, 2. Jahrgang. 117) Büchner, aus Natur und Wissenschaft. 118) Büchner, Stellung des Menschen. 119) Coursier, Handbuch der französischen und deutschen Conversatimi. 120) Ahn, Anthologie frammise. 121) Zetschke, Katechismus der Geometrie. 122) Schillers Werke, von Heinrich Kurz. 123) Göthes Werke, von Heinrich Kurz. 124) Lcssing’s Werke, von Heinrich Kurz. 125) Mayer’s Convcrsntions-Lexikon. 126) Wackernagel, Litteraturgeschielite. 127) Wolf, poetischer Hauschatz. 128) Wolf, prosaischer Hausschatz. 129) Vega, Logarithmen. 130) Haeckel, natürliche Schöpfungsgeschichte. 131) Matauschek, Normalienhuch. 132) Orgauisationsentwurf für Gymnasien und Realschulen. 133) Dassenbacher, Jahrbuch der Unterrichtsanstalten pro 1870/1. 134) Haeckel, Morphologie. 135) Mittheilungen des naturw. Vereines, 1 s70, 2 Hefte. 136) Wühler, Mineral-Analyse. 137) Wittstein, Taschenbuch. 138) 11. Klein, Entwick-lungsgeschichte des Kosmos. 139) Schlossers Weltgeschichte 140) Theoretische Astronomie von Klinderfues. 141) Jahrbuch über die gesummten Fortschritte in der Mathematik. 142) Grimm, Wörterbuch. 143) Kurz, Litteraturgeschiclite. b) Geschenke. Vom hohen k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht : 1) Hühl, Verzeichniss der wissenschaftlichen Abhandlungen in Schul Programmen. 2) Navigazione e commercio in porti austriaci. 3) Jahresbericht des Ministeriums für Cultus und Unterricht. 4) Oesterrreicliischer Bericht über die internationale Ausstellung in London 1862. Vom hohen k. k. Finanzministerium : 1) Bericht der Gewerbekammer in Brody. 2) Bericht der Handels- und Gewerbekammer in Graz. 3) Bericht der Ilandels-und Gewerbekammer in Wien. Von der k. k. statistischen Central-Commission : Bevölkerung und Viehstand von Steiermark. Von der Beck’schen Universitätsbuchhandlung : 1) Dr. Hannak, Geschichte des Alterthums 2) J. Schram, Anfangsgründe der Geometrie 3) Dr. Tcirich, Schulrechenbuch. Vom Herrn Dr. Josef Streinz : 1) Burg, Compendium der höheren Mathematik. 2) Schulz von Strassnitzki, Geometrie. 3) Scholz, Physik. 4) Humbold, Kosmos, 2 Bde. 5) Leonhard, Geologie. 6) Bischof, Geologie. Vom Herrn Professor Josef Jonasch : Strecker, anorganische Chemie. Vom pro v. Direktor Josef Essl : 1) Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark, 2 Hefte. 2) Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereines in Westplmlen, 2 Hefte. 3) Kreil, Anleitung zu meteorologischen Beobachtungen 4) Psychrometertafeln. 5) Langner, Anleitung zu kaufmännischen Aufsätzen. 6) Gernerth, Logarithmen. 7) Koppe, Lehre von den Kegelschnitten. Von Herrn E. Ferlinz. 1) Gebührengesetz. 2) Kurzbauer, kaufmännisches Rechnen. 3) Kurzbauer, Buchhaltung. Von Ferd. Mcyer’s Buchhandlung in Wien : Neumann und Gehlen, Lesebuch für die I. u. IT. Classe, 3. Aufl. c) Von der bestandenen zweiklassigen Unterrealschule übernommen: Das Buch der Erfindungen. B. Schiilerbibliothek. a) Ankauf. 1) Auerbach, Dorfgeschichten, 6 Bde. 2) Cooper, Lederstrumpf-Erzählungen. 3) Jugendschatz. 4) Lorenz, österreichische Regentenhalle. 6) II. Schmidt, zu Wasser und zu Lande. 6) II. Schmidt, Onkel Heinrich. 7) II. Schmidt, Page des Prinzen. 8) Wenzig, Märchenschatz. 9) Hofmann, Jugendschriften, 22. Bändchen, lu) Förster, Columbus. 11) Tschudi, Alpen weit. 12) Frans, vor der Sündfluth. 13) Musaeus, Volksmärchen. b) Geschenke. Von Herrn E. Ferlinz: Mozart, deutsches Lesebuch, 2 Bde-Vom Berichterstatter : Grohmunn, deutsches Lesebuch, C. Geographie. Custos: Franz Fasching. a) Ankauf. 1) Relief-Erdglobus, 16 Zoll Durchmesser. 2) Tellurium. 3) Bergbaus, physikalischer Schulatlas. 4) Sydow, orographischer Atlas. 5) Sydow, hydrogra- pliisclicv Atlas. (I) Sy (low, oro-hydmgraphischev Atlas. 7) Bergbaus, Karte vou Deutschland. 8) Sydow, Wandkarte von Asien. 9) Sydow, Wandkarte von Afrika. 10) Sydow, Wandkarte von Nord- und Südamerika. 11) Sydow, Wandkarte von Australien. 12) Kiepert, Wandkarte von Alt-Grieclienland. 13) Kiepert, Wandkarte von Alt-Italien. 14) Kiepert, Wandkarte des römischen Reiches. 15) Bretschneider, historisch-geographische Wandkarte von Europa um 350 v. Oh. 10) Bretschneider, hist.-geogr. Wandkarte von Europa im Anfänge des VL Jahrh. 17) Bretschneider, Europa zur Zeit Karl’s des Grossen 18) Bretschneider, Europa in der 2. Hälfte des X Jahrh. 19) Bretschneider, Europa zur Zeit der Kreuzz.üge. 20) Bretschneider, Europa zur Zeit des XIV Jahrh. 21) Bretschneider, Europa zur Zeit der Reformation. 22) Bretschneider, Europa zur Zeit des dreissigjährigen Krieges. 23) Bretschneider, Europa von 1700— 1789. 24) Bret- schneider, Europa im Zeitalter Napoleon’s. 25) Schulatlas der oest. ungar. Monarchie. 20) Sydow, Schulatlas. 27) Sydow, methodischer Atlas. 28) Generalstabskarte von Steiermark in 17 Blättern. 29) Oro-hydrogr. und Eisenbahnkarte Deutschlands von Dr. Mühl. 30) Kiepert, die alte Welt 31) Kiepert, die Umgehung Roms. 32) Kiepert, Wandkarte von Palästina. 33) Völker- und Sprachenkarte von Deutschland. 34) Volkeren d Sprachenkarte von Oesterreich. 35) Wet/.el, Wandkarte für den Unterricht in der mathematischen Geographie. 30) 0. Hübner, statistische Tafel. Von der bestandenen zweiklassigen Unterrealschule übernommen: 1) Reliefkarte der Lomnitzerspitze. 2) Reliefkarte der Ortlesspitze. 3) Reliefkarte der Umgebung Adelsberg’s. 4) Plauiglobien in 2 Exemplaren. 5) Oro-hydrographische Wandkarte von Europa in 2 Exemplaren. 0) Wandkarte von Mitteleuropa in 2 Exemplaren. D. Gesang. Angekauft wurde : 1) Ein Akkordion. 2) Weiss, Gesangschule. 3) Ivloss, Singlehre. 4) Böhm, Singübungen. 5) Tuma, Singübungen. G) Erk und Widmann, neue Liederquelle. 7) Jessen, Liederborn. 8) Luz, Liederkranz. E. Physik. Gustos : Josef Essl. a) Von der bestandenen zweiklassigen Unterrealschule übernommen: 1) Kugel mit Ring für die Ausdehnung. 2) Masstab aus Messing. 3) Massstab mit Dreieck. 4) 7 Stück Bleigewichte. 5) Einarmiger Hebel. 6) Gekrümmter Hebel. 7) System von Hebeln. 8) Schiefe Ebene. 9) Eixe und bewegliche Rollen. 10) Elascheu-zug mit Gestell. 11) Wellrad. 12) Wellrad mit vertikaler Welle. 13) Schlagwerk. 14) Holzringe, 2 Stück. 15) Kräftenparallclogramm. IG) Pendelvorrichtung. 17) Stossvorrich-tung. 18) Centrifugalmaschine mit 8 Einsätzen. 19) Schalwage. 20) Hydrostatische Wage. 21) Grangewichtssatz. 22) Grammgewichtssatz. 23) Cyliudcr hohl und voll. 24) Gewichtsaräometer. 25) Mostwage nach Oechsle. 26) Galaktometer. 27) Saugballon, 28) Collo-dionballon, 2 Stück. 29) Heronsball aus Blech mit Handluftpumpe. 30) Zweistieflige Luftpumpe. 31) Recipient zur Luftpumpe. 32) Schallwerk. 33) Magdeburg’sche Ilalb-kugeln. 34) Säugpumpe aus Glas. 35) Druckpumpe aus Glas. 36) Gekrümmter Heber. 37) Monochord mit Bogen und Gewicht. 38) Modell des menschlichen Gehörorganes. 39) Magnet mit Anker. 40) Glas- und Harzstab. 41) Elektroskop. 42) Elektrofor. 43) Elektrisirmaschine. 44) Leidnerflaschen, 2 Stück. 45) Auslader. 46) Puppentanz. 47) Elektrisches Glockenspiel. 48) Elektrischer Hammer. 49) Donnerhaus. 50) Elektrische Kanone. 51) Elektrische Trommel. 52) Bunsen’sche Elemente, 3 Stück. 53) Iuduktions- apparat. 54) Wasserzersetzungsapparat. 55) Leitungsschnüre. 56) Thermometer. 57) Löthrohr. 58) ICryophor. 59) Pulshammer. 60) Spirituslampen, 3 Stück. 51) Kleines Fernrohr. 62) Kleiner Hohlspiegel 63) Das Auge. 64) Schraube. 65) Communikations-apparat. b) Ankauf. 1) Transparentthermometer. 2) Birnbarometer. 3) Sternkarte von Iieuter. c) Geschenke. Von Herrn Dr. Josef Strcinz : 1) Ein zusammengesetztes Mikroskop. 2) Mikroskopische Präparate, 130 Stück in Etui. Von Herrn Professor Fr. A. Reibenschuh : Eine Döberreiner’sche Zündmaschine. F. Naturgeschichte. Gustos : Anton F. Reibenschuh. a) Ankauf. 1) Hartinger’s anatomische Tafeln. 2) Eine Schmetterlingssammlung. 3) Eine Mineraliensammlung. (Repräsentanten der Salze, Haloido, Barytoide, Chro-matolithe, Steatite, Glimmer, Hydrolithe, Anhydrite, Gemmen, Erze, Metalle, Kiese, Glanze, Blenden, Schwefel und Kohlen) in 250 Stücken. 4) Eine Gemmensammlung in 19 Stücken. 5) Modell des menschlichen Herzens. 6) Ein mineralogisches Besteck. 7) Eine Serie von Algen. b) Geschenke. 1) Von Herrn Dr. Josef Streinz, ein Mikroskop. 2) Von Herrn Major Fr. Gatterer, eine Käfer- und Wanzensammlung 3) Von Herrn E. Ferlinz, eine Suite Schmetterlinge. 4) Eine Sammlung von Reptilien und Lurchen in Weingeist, eingebracht von mehreren Schülern. 4) Von der k. k. Salinenverwaltung Aussee, eine Suite bergmännischer Produkte. 5) Kohlen, Geschenk des Freiherrn von Gredler’schen Steinkohlen- und Alaunwerkes in Parschlag. c) Von der bestandenen zweiklassigen Unterrealschule übernommen : 1) Abbildungen der Giftpflanzen. 2) Abbildungen der Schwämme. 3) Atlas von Zippe. 4) Schubert, Anschaungsunterrieht. 5) Fitzinger, die Säugetiere, Vögel, Amphibien, Fische 6) Eine Pflanzensammlung. 7) Eine Conchiliensammlung. 6. Chemie. a) Ankauf. 1) Eine Analysen-Wage von Mechaniker Schickert in Dresden mit zwei Gewichtseinsätzen auf 50 und 100 Gramm. 2) Ein Platinticgel. 3) Ein Löthrohr-apparat. 4) Eine Berzeliuslampe. 5) Ein messingener Trockenapparat. 6) Ein kupfernes Wasserbad. 7) Ein Filtrirgestelle. 8) Zwei eiserne Dreifüsse. 9) Eine grössere Partine Porzellan- und Glaswaarcn (Schalen, Tiegel, Bechergläser, Trichter, Eprouvetten, Pulvergläser und Flaschen). 10) Zwei Dutzend Kautschuckstöpsel. 11) Zwei Picnometer. 12) Eine grössere Suite chemischer Präparate. b) Geschenke. 1) Vom Freiherrn v. Gredler’schen Steinkohlen- und Alaunwerke in Parschlag: Zwei Ammoniakgruppen, Rohalaunerze. 2) Von der St Lambrecht er Gewerkschaft : Stahlsorten. H. Zeichenunterricht. Gustos: Franz Zverina. a) Ankauf. 1) Gewerbehalle, 1870 und 1871. 2) Eisenlohr, Ornamentik. 3) Werth, Situationszeichnen. 4) J. Holz, Entwürfe. 5) Eisenlohr, gemalte Bauverzierungen; Bauverzierrngen in Metall und Stein. 6) Armengaud, vollständiges Lehrbuch des industriellen Zeichnens. 7) Eduard Herdtle, die Elemente des Zeichnens. 8) E. Herdtle, Vorlagenwerk für den Elementar- Unterricht im Freihandzeichnen. 9) Vorlagen für das konstruktive Zeichnen mit Rücksicht auf das praktische Bedürfniss. 10) Museum der modernen Kunstindustrie. 11) Ein Reisszeug. 12) Tafelzirkel, 2 Stück. 13) Nullzirkel. 14) Teirich, Ornamente. b) Von der bestandenen zweiklassigen Unterrealschule übernommen : 1) R. Görz, Abteikirche zu Marienstadt. 2) A. Werth, Situationszeichnen. 3) Boucollct, Kopfzeichnungen. 4) Taubinger, Figuren - und Kopfstudien. 5) Max Bauer, Ornamentensclmle. ü) Jullien, Kopf- und Figurenstudien. 7) Modelle geometrischer Körper aus Holz, 13 Stück. 8) Modelle aus Draht, 20 Stück. I. Zeitschriften. 1) Wiener-Zeitung. 2) Dingler, polytechnisches Journal. 3) Schiomiteli, Zeitschrift für Mathematik und Physik. 4) H. Kolbe, Zeitschrift für Chemie. 5) Chemisches Centralblatt. 0 Westermann, illustvirtc Monatshefte. 7) Petermann, Mittheilungen. 8) Das Ausland. 9) Verordnungsblatt des Ministeriums für Cultus und Unterricht. K. Uebersichts-Tabelle sämmtlicher am Schlüsse des Schuljahres 1871 vorhandenen Lehrmittel. C3 << 4« ® -5® "SK l'S cq s B •■Ci • pq g 3 N m aT 2 a 0) •- rSa, a. "o £ p 02 p 5 « v. ^ -5 -fl a» fl O73 LZj CQ ^ 150 289 JD 1- H 03 L fco £ E- cz? r-r - fl k- O 2 TV § w Z ö p 00 s 00 rfl U 93 9 5 13 Q) og Pv| Ein Blick auf diese Uebersichtstabelle zeigt, dass die junge Anstalt bereits reich an Lehrmitteln genannt werden kann, um so mehr, als nur das neueste und vorzüglichste angeschafft wurde. Der Stadtgemeinde Marburg, welche in so splendider Weise die Ausstattung der Anstalt mit Mitteln, wie sie kaum eine andere Stadt gleichen Ranges für Schulzwecke opfert, ermöglicht, gebührt die höchste Anerkennung; sie beweist, dass sie auf der Höhe der Zeit steht und die beste Kapitalsanlage in wohl eingerichteten Schulen erblickt. Allen Gönnern der Anstalt, welche dieselbe gleich in den ersten Monaten ihres Bestehens mit vorzüglichen Behelfen bedachten, sei hiernit der verbindlichste Dank ausgesprochen. V. € li v o ii 1 k. Schon im Jahre 1864 wurde von dem um Marhurg’s Wohlfahrt so hochverdienten Bürgermeister Herrn Andreas Tappeiner die Nothwendigkeit der Errichtung einer Realschule in Marburg betont, durch seine Intention von dem damaligen Gemeindeausschusse ein Gomitò gewählt, um eine diessbezügliche Petition au den hohen Landtag auszuarbeiten, in welcher Petition darzulegen war, was die Gemeinde für eine Realschule zu leisten im Stande wäre, und was der hohe Landtag, um in Marburg eine solche Anstalt zu ermöglichen, aus Landesmitteln beizutragen hätte. Wiewohl jene Verhandlungen von Herrn Bürgermeister Andreas Tapp einer durch fast vier Jahre geführt wurden, so scheiterte doch das für Marburg so folgenschwere Projekt an den ungeheueren Opfern, welche der Stadtgemeinde zugemutliet wurden. Im Jahre 186!) gelang cs dem in Förderung des Unterrichtswesens, namentlich in Hebung und Ausbreitung des realistischen Wissens unermüdlich und unerschrocken thätigen Herrn k. k. Landesschulinspektor Dr. Math. Wretschko, vom hohen k. k. Unterrichtsministerium die bestimmte Aussicht zur Creirung einer neuen Staatsoberrealschule in Marburg zu erlangen, wenn die Stadtgemeinde die erforderlichen Lokalitäten, Lehrmittel, Dienerschaft, Beheizung und Beleuchtung beistelle. Herr Dr. Math. Wretschko begann sogleich die Unterhandlungen mit der Repräsentanz der Stadtgemeinde Marburg und seiner klaren Darlegung des Guten und Nützlichen, sowie der hohen Einsicht und der Fürsorge für höhere Schulbildung von Seite der Gemeindevertretung ist es zu danken, dass schon in der Sitzung des Gemeindeausschusses am t). Juni 1870 einhellig der Beschluss gefasst wurde, unter den von Seite der hohen Regierung bekannt gegebenen Bedingungen in Marburg eine O h erre als cimi e in das Leben zu rufen. Auf dieses hin war der hochlöbliche k. k. steierm. Landesschulrath schon am 8. September 1870 Z. 16!)G in der Lage, der Stadtgemeinde Marburg Nachstehendes zu eröffnen : „Seine k. und k. Apost. Majestät haben mit A. h. Entschlicssung vom 5. September 1870 — Erlass des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht vom 6. September 1870 Z. 8932 — die Errichtung einer vollständigen mit einer Unterrealschule verbundenen Staats-Oberrealschule in Marburg unter Uebernahmo der für das Lohrpersonale zu bestreitenden Bezüge auf den steierm. Studien, resp. Religionsfond, vorbehaltlich der verfassungsmässigen Genehmigung, unter der Bedingung Allergnädigst zu genehmigen geruht, dass die Auslagen für Beistellung der nothwendigen Schullokalitäten, ihre Erhaltung, Einrichtung, Reinigung, Beheizung und Beleuchtung, sowie der Lehrmittel und Dienerschaft, sofern hiezu nicht aus Landesmitteln ein Beitrag geleistet werden sollte, von der Marburger Stadtgemeinde, an welche dagegen die Hälfte der einfliessenden Schulgelder abzuführen ist, getragen werden. Zugleich haben Seine k. und k. Apostolische Majestät die Eröffnung der ersteren drei Klassen an obgedachter Oberrealschule mit nächstem Schuljahre, d.i. bis längstens 1. November 1870 Allergnädigst zu gestatten geruht. Indem der k k. Landesschulrath die Stadtgemeinde von dieser A. h. Verfügung in Kenntniss setzt, fügt er hiezu, dass das Schulgeld auf Grund der h. Verordnung des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht vom 19. April 1870 Z. 3603 an der künftigen Realschule, wie am Gymnasium in Marburg zu bemessen sein und demnach vom Schuljahre 1870—71 angefangen 16 Gulden ü. W. jährlich betragen wird ; ferner dass die mit der Lehrerbildungsanstalt verbundenen 2 Realklassen vom nächsten Schuljahre an, also schon mit Anfang Oktober 1870 aufzulassen sind.“ Nun war es an der Zeit, vom hohen Landtage die sichere Zusage einer jährlichen Beihilfe aus Landesinitteln zu erlangen ; auch dieses gelang dem für das Schulwesen von Marburg so verdienten Herrn Vice-Bürgermeister Franz Stampfl, wie den für Förderung des Gemeindewohles rastlos arbeitenden Herren Landtagsabgeordneten, Carl Beuter, Friedrich Brandstetter und Conrad Seidl. Im Verlaufe des Herbstes wurde von der Gemeindevertretung der Bau eines neuen Schulhauses, bestimmt die Oberrealschule und städtische Knabenschule aufzu-nelimeu, beschlossen und unter der Amtirung des Bürgermeisters Herrn k. k. Notars Dr. Matth. Reiser im Winter erzweckt, dass der Herr k. k. Oberingenieur M. Bücher in Graz mit der Ausarbeitung eines Plaues betraut wurde. Genannter Herr Oberingenieur willfahrte auch bereitwilligst dem Ansuchen der Stadtgemeinde, kam nach Marburg und instruirte sich in einer eigens dazu einberufeneu Sitzung des Baukomité’s, zu welcher auch Experte und die Mitglieder des Oberrealschullehrkörpers beigezogen wurden, über die Bedürfnisse der neuen Anstalt an Lokalitäten und deren Situirung. Im April war der Plan fertig, wurde vom Gemeindeausschusse als sehr zweckdienlich acceptirt und cs konnte nun unverzüglich zur Ausschreibung der Bauarbeiten und Beistellung der Materialien geschritten werden. Mittlerweile war die junge Anstalt bereits ins Leben gerufen und erwies sich als lebenskräftig, denn mit hohem Erlasse Sr. Excellenz des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht vom 15. Oktober 1870, Z. 10108, Laudesschulrath vom 22. Oktober d. J. Z. 2134, wurden dem Professor am Staatsgymnasium in Marburg Josef Essl, dem Professor an der gr. or. Oberrealschule in Czcrnowitz, Josef Jonasch und dem Assistenten an der technischen Hochschule in Graz, Anton Reibenschuh, Lehrstellen an der neugegründeten k. k. Oberrealschule in Marburg verliehen, wobei die von Reibenschuh im Realschullehramte zugebrachte Supplentenzeit als Probejahr angerechnet und die Leitung der Oberrealschule provisorisch dem Professor Josef Essl übertragen wird. Der Berichterstatter erölifnete gleich nach Publizirung der Ernennungen durch die Wiener-Zeitung, die Direktionskanzlei in dem ehemaligen Kreisamtsgebäude, wo auch die neue Anstalt bis zur Eröffnung des neuen Schulgebäudes, voraussichtlich am 1. Oktober 1872 untergebracht wurde. Am 29-, 30. und 31. Oktober fand die Aufnahme der Schüler statt und es meldeten sich für die 1. Klasse 01, für die 2. Klasse 44 und für die 3. Klasse 19 Schüler. Mit Erlass Seiner Excellenz des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht vom 19. Oktober 1870, Z. 10168, Laudesschulrath Graz vom 26. Oktober d. J. Z. 2145 wurde für die Verseilung des Unterrichtes im Freihandzeichnen der Professor der k. k. Oberrealschule in Görz, Franz Zverina, mit Beibehaltung seines dienstlichen Charakters als Professor der Görzer Oberrealschule und mit seinen dortigen Bezügen, ?ur Dienstleistung der Oberrealschule in Marburg zugewiesen. Gleichzeitig wurde der Direktion zur Kenntniss gebracht, dass am 3. November 9 Uhr Vormittags die feierliche" Eröffnung der Lehranstalt durch einen Abgeordneten des k. k. Landesschulrathes Statt haben wird. Mit Erlass des h. k. k. Landesschulrathes .Graz vom 24. Oktober 1870 Z. 1969 wurde der Katechet an der liierortigon k. k. Lehrerbildungsanstalt, Priester Franz Jane-schitz, als Supplent für die Besorgung des Religionsunterrichtes an der Staats-Oberrealschule in Marburg bestellt. Der Erlass des h. k. k. Landesschulrathes Graz vom 30. Oktober 1870 Z. 2240 bestellt den geprüften Supplenten Franz Fasching für die Lehrfächer: Geographie, Geschichte und slovenische Sprache. Für den Unterricht in der französischen Sprache war mittlerweile der k. k. Gymnasial-Professer Rudolf Reichel gewonnen worden. Am 3. November zogen die Schüler der neuen Anstalt, in der respektablen Zahl von 120, nach dem Gottesdienste in der Domkirche in den Rathhaussaal, woselbst der Vertreter des h. k. k. Landesschulrathes, Herr Landessehulinspektor Dr. M. Wretschko, dann Herr Kanonikus Pack, Vertreter des Gymnasiums und der Lehrerbildungsanstalt, Mitglieder des Gemeinde-Ausschusses und andere Herren sich versammelt hatten. Hier hielt Herr Landessehulinspektor Dr. M. Wretschko folgende Ansprache : Verehrte Herren! Theuere Jünglinge! Wir versammeln uns hier zur Eröffnungsfeier einer höheren Lehranstalt, welche den geistigen wie den industriellen Interessen der unteren Steiermark in hohem Grade dienlich zu sein berufen ist. Sic hat die Aufgabe, Knaben mit vollendetem 10. Jahre in ihre erziehliche Obhut zu nehmen und sie durch die Mittel der Mathematik, der Naturwissenschaften, der lebenden Sprachen und der Geschichte auf jene Höhe geistiger Entwickelung und der Erkenntnissreife zu bringen, um sie mit vollendetem 17. Jahre mit Beruhigung den verschiedenen Richtungen der technischen, land- und l'orstwirth-schaftlichen Fachschulen zu übergeben. Sic sind nun, meine Lieben, die ersten, welche sieben Jahre des schönen Jugendalters dieser Bildungsanstalt widmen, zur Belebung Ihrer Seelenkräfte", zur Weckung Ihrer geistigen Anlagen. Welche Fülle neuer Vorstellungen sollen Sic währed dieser Zeit aufnehmen, welchen Reichthum von Gedanken, welche Mannigfaltigkeit von Kenntnissen sollen Ihnen zu dem Zwecke vermittelt werden, um Sie zu gebildeten Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft, zu tüchtigen Staatsbürgern zu machen. Sie sollen befähiget werden, dereinst mit dop reichen Schätzen, welche Sie hier ansammeln, Ihren Mitmenschen zu nützen, Sie sollen befähiget werden, das ausgebreitete menschliche Wissen im praktischen Berufe zu verwerthen, den Fortschritt in der Arbeit zu befördern und dadurch Ihr eigenes Leben zu verschönern, wie den Wohlstand Ihrer Mitbürger zu heben; Sic sollen befähiget werden, als begeisterte Söhne des Vaterlandes sich zu fühlen und in warmer Liebe zu unserem Kaiserstaate für die Interessen desselben kräftig einzustehen. Wenn Sie nun au dieser Stätte die nöthigo Nahrung einsaugen, um dereinst so hohen Aufgaben gewachsen zu sei», sollen Sie gegen die Anstalt, welche Sie geistig an dieselben heranzieht, nicht zum wärmsten Danke verpflichtet sein? — Gewiss! Sic werden diese Dankbarkeit nicht bloss im Herzen bewahren, Sie werden dieselbe auch bethätigen. Sic werden, ich erwarte es von Ihnen, durch angestrengten Fleiss, durch Liebe zum Unterricht, durch musterhafte sittliche Haltung sich dankbar beweisen, Sie werden als erste Schüler dieser Anstalt jenen Geist von guter Zucht, von regem Streben und ausdauernder Arbeitsamkeit an derselben einbürgern, der die Zierde einer jeden Schiffe ist, Sic werden Ihren Stolz darin suchen, den kommenden Generationen, die im Laufe der Jahre an diese Stätte herantreten werden, zur Aufmunterung, zum Muster zu dienen. Sie werden ein dankbares Herz Jenen entgegen tragen, welche die schwierige und mühevolle Aufgabe übernommen haben, Sic zu erziehen — ich meine Ihre Herren Professoren. V ergessen Sie nie, dass Sie nur dann würdig sind, an der Anstalt zu sein, wenn Sie Ihren Lehrern mit Achtung begegnen, ihren Anordnungen Folge leisten und an der eigenen Vervollkommnung nach Kräften selbst mitthätig sich erweisen. Sie meine Herren Professoren aber, die Sie mit dem Vertrauen der Regierung ausgestattet worden sind, den Samen der Bildung an dieser Anstalt auszustreuen, werden den empfänglichen Boden, den die steiermärkische Jugend bietet, mit jener Umsicht, mit jener warmen Liebe, mit jener Gewissenhaftigkeit zu bebauen bestrebt sein, von welcher unter dem Beistände des über uns waltenden Allmächtigen Gedeihen und Erfolg unzertrennlich sind. Lassen Sie sich in der anstrengenden und abspannenden Detailausführung Ihrer Lehraufgabe von der Würde Ihres Berufes beseelen, demgemäss Ihnen das schöne Loos zugefallen, intelligente Glieder der Gesellschaft, treue und wackere Mitbürger, sittlich vervollkommnet«; Menschen zu erziehen. In Ihrer bisherigen bewährten Berufstätigkeit liegt für mich eine sichere Gewähr, dass Sie auch hier eine ehrenvolle Stellung einnehmen und der neuen Lehranstalt in wenigen Jahren den Ruf einer tüchtigen, gesuchten Pflanzstätte für Bildung und Wissenschaft begründen werden, was ich vom ganzen Herzen wünsche. Meine Herren! Wir stehen heute so zu sagen an der Wiege einer Bildungsanstalt , deren Bedeutung wir uns eben vergegenwärtigt haben. Ist es nicht natürlich, hierbei dankbar Derjenigen zu gedenken, die um die Errichtung derselben sich verdient gemacht haben? Die grossen Geldopfer, zu denen in bereitwilligster Weise die löbliche Stadtgemeinde von Marburg sich herbeigelasscn, machten es möglich, dass wir heute unser Fest feiern. Dadurch bekundet die Vertretung der Stadt neuerdings in ganz ausgezeichneter Weise ihren Sinn für Fortschritt, ihr eifriges Streben, die im lebhaften materiellen Aufschwung begriffene Stadt Marburg auch hinsichtlich der gesteigerten geistigen Bedürfnisse in zeitgeinässer Weise zu befriedigen. Indem ich im Namen des Landessclmlrathcs hiemit den Vertretern der Kommune den wärmsten Dank ausspreche, habe ich allen Anlass, mich der Hoffnung hinzugeben, dass die hochherzige Bereitwilligkeit, die Lehranstalt zu dotiren, auch für die Zukunft nicht ermatten wird, ich habe allen Anlass anzunehmen, dass die Vertretung der Kom: muno einen Ehrgeiz darein setzt, setzt, die Marburger Ober - Realschule in ihrer äusseren Ausstattung zur Zierde der Stadt zu gestalten. Den wärmsten Dank legen wir aber zu den Stufen des Allerhöchsten Thrones, da Sc. Majestät in der unermüdlichen Fürsorge für das geistige und materielle Wohl der unter dem österreichischen Szepter vereinigten Länder mit der Allerhöchsten Entschliessuug vom 5. Oktober dio Oberrealschule als eine Staatsanstalt zu genehmigen geruht haben. Ich hin überzeugt, dass ich Ihnen allen aus dem Herzen spreche, wenn ich bei diesem Anlasse ausrufe: „Hoch unser Allergnädigster Kaiser Franz Josef!“ Der prov. Direktor der Anstalt sprach hierauf Folgendes: „Es ist eine Freude, das Auge in diesem Saale herumirren zu lassen, denn es beurkundet die Gegenwart der Männer aus allen Stellungen und aus allen Berufskreisen, dass die unabweislichon Forderungen des Zeitgeistes hier erkannt und gewürdiget werden, dass die Worte eines englischen Staatsmannes gewürdiget werden, welcher da sagt : „Die Aufgabe unserer Zeit ist cs, die Realien und ihre Hilfswissenschaften zu pflegen und zu fördern, denn diese begründen das materielle Wohl der Völker und Staaten, veredeln die Menschheit und ein Volk, welches diese Forderung des Zeitgeistes übersieht, verfällt seinem Geschicke, der Verarmung.“ Diese einfachen aber inhaltsschweren Worte finden wir bestätigt in jedem statistischen Werke. Hier ersehen wir materielle Kraft bei Völkern, welche aus himmelhohen Schlotten Rauch nach aufwärts senden, indem sie das Innere der Erde durchwühlen, Edles und Unedles zu Tage fördern und mittelst Maschinen und Menschenkraft Stoffe erzeugen, welche zur Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen dienen, welche mit ihren Schiffen die Meere, Flüsse und Seee beleben, welche auf ihren Karten das ausgebreitetste Eisenbahnetz besitzen, um auf vielfachen Wegen ihre Erzeugnisse dorthin zu schaffen, wo daran Mangel ist, oder Stoffe zu holen, deren man in der Heimat bedarf. In diesen Stätten des Schaffens und Arbeitens rühren sich tausend und aber tausend Hände, jede Hand findet nach der Fertigkeit, welche sie sich an geeignet, ihre Beschäftigung und begründet einen wohlgeordneten Haushalt, liier sehen wir die Gewerbe blühen, denn der Einzelne hat die Zeit erfasst, den Geschmack gebildet und die Stoffe verarbeiten gelernt. Hier bei diesen Völkern sehen wir jedes Fleckchen Erde bearbeitet, denn mit dem Fortschreiten der Cultur steigern sich die menschlichen Bedürfnisse und mit ihnen der Werth der Rohprodukte, mit ihnen werden neue Gewerbe erblühen, neue Handelszweige geschaffen und der Handel nach Innen und Aussen vermehrt und belebt. Und was ist die Ursache dieses materiellen Wohlstandes? Zuerst die Realschulen mit den Gewerbe- und Handelsschulen und daun die Hochschulen. Und Marburg hat von heute an eine solche Anstalt, und hoch ist das Ziel, das ihr, soll sie nur ein Schärflein zu solchen Errungenschaften beitragen, gesteckt ist. Aber ein anderes Ziel noch hat sie zu •verfolgen ; sie soll Menschen bilden! — Das wird diese heute eröffnete Anstalt, denn sie wird den Schülern zeigen, wie die Kräfte in der Natur walten, wie Nichts ohne Regel, ohne Gesetz geschieht, wie der Mensch im Stande ist, diese Kräfte der Natur zu bändigen und sich dienstbar zu machen. Dadurch bekommt er Selbstvertrauen und Selbstständigkeit. Diese Anstalt wird zeigen, wie die entfesselte Kraft den Menschen und seine Umgebung zu vernichten im Stande ist, sie wird zeigen, wie Vieles ihm noch verborgen ist, wie er alle Kraft anstrengen muss, um die Geheimnisse der Natur zu enthüllen. Das macht den Menschen bescheiden und demüthig. Diese Anstalt wird lehren, wie die Erscheinungen in der Zeit und im Raume ihre vernünftige Erklärung finden, wie nichts ohne Ursache geschieht; sie wird den Zusammenhang von Erscheinungen klar verführen und auf diese Art Unglauben und Aberglauben zerstören, die Feinde der wahren' Religiosität. Und indem sie dieses Alles in klarer und einfacher Weise ausführt, lehrt sie schon Schritt für Schritt das Walten der Gottheit in der Natur, lenkt sie täglich das Auge hin zum Schöpfer, der die ewigen Gesetze in der Natur diktirte, zeigt sie, dass Alles zum Wolde der Menschheit eingerichtet ist. So bildet sie im Allgemeinen wahre Menschen. Der heute zum ersten Male hier versammelte Lehrkörper, der das hohe Glück hat, diese Anstalt zu begründen und zu beleben, ist sich der hohen Aufgabe bewusst. Er wird alle Kraft, alle Erfahrung und alles Wissen gewissenhaft der neuen Anstalt zuwenden ; Beweis dafür ist ja, dass hochgebildete Männer aus weiter Ferne sich diese Anstalt ausersahen, freudig herkamen, um gleich den ersten Saamcn lebenskräftig zu säen. Ich erlaube mir im Namen meiner geehrten Herren Gollcgen diese Versicherung hierorts auszusprechen. Und dass die uns gestellte Aufgabe Anklang finde und gewürdiget werde, zeigen jene 120 Schüler, welche aus allen Theilen der schönen Steiermark kamen, um gleich im Anfänge in so überraschend grösser Zahl die Segnungen der neuen Anstalt zu empfangen. Sie schätzen sich glücklich, als die ersten in dieselbe einziehen zu können, und werden diesen Tag Zeit Lebens nie vergessen. Sie werden aber auch durch ein gesittetes Betragen, durch Fluss und Eifer sich dieser Segnung würdig bebeweisen. Ich muss es übernehmen, in ihrem Namen den freudigsten Dank auszusprechen, dass man es ihnen in Marburg möglich machte, der Segnungen der Cultur theil-haftig zu werden“. Der amtirende Herr Vicebürgermeister Franz Stampfl dankt nun in warmen Worten allen Behörden und Persönlichkeiten, welche sich um die Creirung der Anstalt verdient gemacht haben, namentlich der hohen Regierung, dem hohen Landesausschusse für die in Aussicht gestellten Beitragsleistungen aus Landesmitteln und den Herren Landtags-Abgeordneten, welche sich durch ihr diesbezügliches mannhaftes Einstehen im hohen Landtage um Marburg besonders verdient gemacht haben. Er gedachte auch in beredten Worten des verewigten Bürgermeisters Herrn Andreas Tappeiner, welcher schon 1864 den ersten Impuls zur Errichtung einer Realschule in Marburg gegeben hatte. Mit dieser einfachen aber erhebenden Feier war die Oberrealschule eröffnet und es begaben sich nun der Herr Ländosschulinspektor, Vice-Bürgermeister, viele Mitglieder des Gemeindeausschusses und der Lehrkörper in das ehemalige Kreisamtsgebäude, um die Schullokalitäten und Einrichtungen zu besichtigen und sprach sich der Herr Landesschulinspektor zufriedenstellend darüber aus. Am 4. November, 8 Uhr Morgens, begann bereits der ordnungsmässige Unterricht. Am 11. November wurde den Schülern das Disciplinargesetz publicirt. Der h. landeschulräthliche Erlass vom 20. November Z. 2349 normirt die Ein-hebung des Schulgeldes an der k. k. Oberrealschule. Mit Erlass des h. k. k. Landesschulrathes Graz vom 3. Dezember 1871 Z. 2478 wurde der k. k. Gymnasial-Professor, Herr Rudolf Reichel, für das Lehramt der französischen Sprache im Schuljahre 1870—71 bestätiget. Mit Erlass des h. Landesschulrathes Graz vom 29. Dezember Z. 3065 wurde der Professor, Herr Josef Jonas ch, mit der Ertheilung des Gesangsunterrichtes an der Realschule betraut und bestimmt, dass für heuer nur zwei Unterrichts-Abtheilungen mit je 2 wöchentlichen Stunden gebildet werden dürfen. Der Erlass des h. Landesschulrathes Graz vom 31. December Z. 3144 bestellt Herrn Rudolf Markl zum Nebenlehrer des Turnens an der k. k. Realschule auf die Dauer des laufenden Schuljahres. 1871. Am 18. Februar wurde das I. Semester geschlossen. Am 24. Februar begann das II. Semester. Am 1. März wurde an der k. k. Realschule ein Fortbildungskurs für Handlungs-Practikanten ins Leben gerufen. Am 23., 24., 25. und 26. Mai inspicirte der Herr k. k. Landesschulinspektor Carl Holzinger die Lehranstalt. Am 10. Juni erfolgte die leierliche Grundsteinlegung zum neuen Reulschul-Gebäude. Um 11 Uhr zog die Jugend der neuen Anstalt paarweise vor das Rathhaus, woselbst die Musikkapelle der Südbahn-Werkstätte heitere Weisen aufspielte. Mittlerweile waren im Bureau des Herrn Bürgermeisters Dr. Matth. Reiser der Herr k. k. Landesschulinspektor Dr. Math. W retsefcko, die Spitzen der Behörden, der Realschullehrkörper, 6 der Gemeindeausschuss und geladene Gäste erschienen, um die Griindungsurkun de zu unterschreiben. Auch je zwei Schüler der einzelnen Realschulklassen wurden zur Unterschrift herangezogen. Um 12 Uhr setzte sich der Zug vom Rathhause aus in Bewegung. Voran die Musikkapelle, dann die studirende Realschuljugend, sodann die Festheilnehmer. Am Bauplatze, woselbst sich eine grosse Menschenmenge angesammelt hatte, hielten der Herr Bürgermeister Dr. Matth. Reiser, der Herr Landesschulinspektor Dr. Math. Wretscliko, der prov.Direktor Jos. Essl und das Mitglied des Gemeindeauschusses Herr Michel Marko mit vielem Beifalle aufgenommene, auf das Fest bezügliche Reden. Hierauf wurde die Gründungsurkunde vom Herrn Bürgermeister in die entsprechenden Behältnisse, zuerst in ein gläsernes und mit diesem in ein blechernes, verschlossen, in den Stein gelegt, daselbst mit dem Grundsteine bedeckt ; Damen und Herren führten sodann die üblichen Hammerschläge. Nun war die Feier der Grundsteinlegung beendet und es zogen die Festtheil-nehmer unter Vorantritt der Musikkapelle in das Casino, wo sie im kleinen Speisesaale ein Festmahl verreinigte. — Am 26., 27., 28., Juni unterzog der k. k. Landesschulinspektor Herr Dr. Math. Wretscliko die neue Anstalt einer eingehenden lnspektion. Am 23. November 1870, 8. März und 19. Juli 1871 wurden die Schüler zur hl. Beichte und die darauffolgenden Tage zur hl. Communiou geführt. Am 21., 22., 24. Juli wurden die Versetzungsprüfungen abgehalten; der 25. und 26. Juli war für die Klassifikation und der 29. Juli für eine Privatprüfung bestimmt. Ein Zeugniss der I. Klasse mit V o r z u g erhielten : In der 1. Klasse : J u g g Alois, K r e i s s Carl, Potočnik Lorenz, Pfeifer Andreas, Augustin Franz, S e b a t h i Johann, Rieder Alois, M e r i o Ludwig In der 2. Klasse: Gruber Johann, Zotzeck Ferdinand. In der 3. Klasse : Dobay Georg, Zinauer Hermann, März Rudolf. Am 31. Juli um 8 Uhr fand der feierliche Schlusgottesdienst statt. Nach demselben wurden die Zeugnisse vertheilt und die Schüler entlassen. Das Schuljahr 1871/72 beginnt am 1. Oktober mit der Eröffnung der 4. Klasse. \ V « p* Ct V fc fc V £ O & « 'S * •N -*6 -r *» m. qots U9)3iit9q> -oq oSuusai) my Sp A P- -* ra u £ a . l h a) X « « "3 ^ O « S B ;« U3)S!pU9dt)g " ” 'S bo bo % 'S L O CQ 72 jO)89U19g 'II J9;s9ui9g I U9JBAY )I9aj9q 9p[9fl[nqog mo \ U9JiqBZ p[9S[nqog ti O "Sc L» cd uoissajuof) •SjnqeSny *a9 o o ro -M (M O CD CO -r OÌ qo8i[oq;yq c o C3 Ä E cq Cd rti w IMBtiUQ J9U9I[B)[ uaqoay U9U9ACqg 9qos;n9(j U9)qoBiu Jutinj -ll.I.I.I,).(,>■) u.»l[.)iqjo ssiuStioz uiaq 9SSU[\[ m 9SSB[\[ 'H 9SSB[A[ 'l Snzao^Y bO S bo Es k> L 42 S a <3 S § ▻ SS -3 «3 -a -c o V 72 72 'a S «3 kr h N