„Mihtit, Wihlstaid, str Alle." St» «V Freitag, W. Kebruar ID<»? A I Jahrgang Die ^Marburger Zeitung" erscheint jeden Soni>tti»i. Mittwoch iliid Freita^j. Preise — siir Mardurq.- flnii^jähriq 6 fl . halbjährig fl.. tiierteljtihrig I fl. 50 kr', für Anstellung in» Haus monatlich 10 kr. — mit Postversendttnst: g«n>zjührig 6 fl., halbjähriq 4 fl., vierteljährig 2 fl. Die rin Mal gespaltene Garmond^eile wird bei einmaliger Tinschaltnng mit lu, lieiznieunaltger mit 1-^». bei I'rtimuliger mit '^0 kr. herechnet, wozu für jedesmalige (5liischtUtttng itC tr. Inseraten-Aiempel'.ctiühr kommen. ^^iir ^jl'schichtt' dl':; ilage^. Das All i n i s» c rj u ni Belcredi ist gcf lleii! Wenil «ack so langer. verfassuitgSloser Zcit bei der alli^'mnn'n Etschültnittig de» RkchtsbttpußtskinS einls zu lrös'tcn. zu krhelieii vemii's,. so ist es der Gc-o.inft. daß die Eintracht der deutschrn i!>flfassunjispiirt'^i dsii Tepttiii-berminister ttestürzl. Die BerfassunM'artci ltiöge daraus die Lehre ^itlicii. daß der j^eseKlicde Widerstand früher oder später stellt — daß unr votn Recht^boden aus — und lvare derselbe tinr so breit, daß «vir dar.nlf stehen unk» streiten fönnrn — die stanze verstzssunt^swid,ige Welt auS dtn Angeln lieben. Gehen tvir mit dcm i^leichkn Muthe. der un^^ die »^^er-sassung lvieder errungen, an die BerbesseruNl^ dcrseliien. so ist das Vater-land uicht verloren. „Die d e ut s ch ' öst e rr e i chi s ch e n Zcitungrn streiten jetzt darübrr. schreibt ein Wieiter Berichtersttttter des „Naplo". ,.ob der mit Ungarn abzuschließende Bertrag tiusach tirliuss Kenntnißnahme der ivest' lichen Reichshälfte mitgetlieilt tvird. oc»er ob sie auch daS Recht haben ivird, ihre Meinung abzugeben? Mit Ungarn ist noch keincrlei Vergleiä) abgeschlossen, lvenn das Ministerium eruainit lvird; dics ist eine einfache Wiedereinsetzung in den vorigen Stand und als solche eit'e innere Angelegenheit Ungarns, welche außer der Krone und Ungarn Nirmand naher angeht. Dies lvird demnach der Vertretung der Westhälste höchstens be-Hufs Kenntnißnahme mitgetheilt iverden. oder auch vielleicht als solche nicht. Die „Vereinbarungen" hinsichtlich der gemeinsamen Angclegenhei- ten Iverden erst dann surmel! beginnen, denn unser Landtag kann erst dann an die Berhandluag dieser Frage schreiten Hierin hat dann auch die Vertretung jenseitig der Leitlia dreinzureden und. im Falle einer Mei-nungsverschiedenlieit ist die Zusammensetzung einer gemeinsamen Delegn-tion für diesen einzigen ^all noch geradezu nicht verworfen, ja der diesl>ezügli-l>' Antrag -rnrd. wenn die Deutschen überhaupt im Reichs-ratlie erscheinen. voraussichtlich von ihnen, vorzugstveisc von der Partei Kciiserfcld ausstellen. — Die deutschen Blätter streiten mittun ohne Noth; »varin st«? dreinzureden haben, iverden sie auch dreinreden können. Das Uebrige. «vas itniere Angelegenheit Ungarns ist. können sie zur Kenntniß nehtnen oder auch nicht — ivie es iin'en beliebt, — dies hängt ganz von itiNlN allein ab " Die Bildung des süddeutschen BuudeS. mit dessen einzelnen Sialiten Preußen den Abschluß vou Militärverträgen betreibt. Ivird nun ,iuä) von der Berliner ^!'olitik eifrig gefördert. Daß Preußen seinen Besttebungen »nit der Mainliuie keine zu überschreitende Grenze gesetzt, daß es Vielmehr mit allen Mitteln dnrau arbeiten will, über den Maiu hinlveg die süddeutschen Staaten zu einem »vie immer gearteten Anschluß tin den uorddeutschi'n Bund zu bringen, scheint ans nachstehen-der Mittheilung der „^iorddentsch n Allg. Ztg." hervorzuleuchten: „Zu welchen urthümlichen Auffassungen in der «inswärtigeu Presse die An-nähme führt, daß Pltußen für den unter seiner Leitung liegründeten norddeutschen Bund uicht die Main Linie festzuhalten Willens sei, zeigt ein Artikel des „Journal deS Debats" über das Programm des Fürsten Hohenlohe. Der Nerfasser stellt die Behauptung aus, daß Baiern geneigt Der gestohlene Nrantschah. Vom Verfasser der schtvarzen Mare. (Fortsetzung) Der Polizeirath ließ durch die Genvdarmen Lchtnidt Zwei und Drei Liedke und den Kellerwirth hinausführen, und draußen al'gesondert bewachen. Dann schritt er zum Nerhöi^ des Hehlers. Zunächst besah er die einttlnen Uniformstücke des Korbes. „Ei. ei, Justus Traumann. Ilzr habt da am frühen Morgen schon ein hübsches Geschäft gemacht. Meist lauter neues Zeug! Was l)abt Ihr dafür gegeben?" „Hören Sie mich an, Herr Polizeirath. Gott der Gerechte ist mein Zeuge —" „Wie viel Ihr dafür gegeben habt?" „Hörcn Sie mich nur erst an. guter Herr Polizeirath —" „Guter Mann, seid zuerst nur so freundlich, mir den Preis zu sagen." „Sie sollen Alles erfahren. Alles, die lautere reine Wahrheit." „Nicht »Vahr, fünf Thaler?" „Nicht als Kaufpreis, verehrter Herr Polizeirath. Hören Sie mich nur an." „Nnn. so sprecht." „Das lohne Ihnen der Allerbarmer. Glauben Sie mir. ich stelle hier vor Ihnen, unschuldig, wie Christus der Gekreuzigte." „Zur Sache, wenn Ihr so gut sein wolltet." „Die Sache ist sehr einfach. Der Wirtb hier. Herr Funke, ein braver. redlicher Bürger der Stadt, kam heute früh zu mir und theilte mir mit. daß gestern Abends spat ein verdächtiger Mensch in seinen Keller gekommen sei. der habe um Nachtquartier gebeten. Er hcibe es ihm abgeschlagen, weil er nicht beherbergen dürfe. Der Mensch habe ihn darauf um zehn Silbergrosten gebeten, um sich eine Schlafstelle suchen zu kön-neu. seinen Korb geöffnet, lvorin t1ch Uniformstlicke befunden, und diese als Pfand angeboten. Zugleich habe ihn derselbe gefragt, ob er ihm keinen Käufer für die Sachen verschaffen könne. Er liabe auf einen Diebstl,hl gerathen. und da kein Polizeibeamter bei der Hand gemrsen. so sei er zum Schein auf das Anerbieten eingegangen, habe dem Men-scheu die zehn Silbergroschen gegeben und die Sachen belialten Er üder-legte «UN mit mir. wie es ^,m Besten at,zuf.,ngen sei. den Dieb nicht nur z> fangen, sonder» auch zugleich zu überführe», und da kamen wir dann unter Gottes Beistande aus den Gedanken, daß 'ich ihm zum Scheine dl' Eachen abkaufen solle, um sie sogleich an das Polizeipräsidium zu bringen und dort Anzeige von dem Borfalle zu machen." „Ihr seid doch die Ehrlichkeit selbst, alter Graumann", unterbrach der Polizeirath den Diebeshehler. „Ich habe ein ruhiges Gewissen, guter Herr Polizeirath. Hören Sie mich ivelter. ?aS Kcschäft. ivohlverstandeti. daS Scheingeschäft, kam zu Stande; tvir hatten uns dabei auch den Namen des Diebes sagen las-sen. Er hieß Ludwig Liedke; seine Papiere vom Zuchthause wiesen ihn aus. Er war gerade aus dem Wege nach dkM Polizeipräsidium, als ich arretirt ivurde." „Durch die Hluterthür dieses Hauses, gilter Mraumann?" sagte der freundliche Polizeirath. „Für mich der nächste Weg." „Und tvarum holtet Ihr die Polizei nicht lierbei?" „Wir hatten unter Gottcs Beistände davorr gesprochen. Herr Polizeirath! Aber vorher ging es nicht an. iveil ja der Dieb in der Nähe sein und aufpassen konnte, und Sie iverden begreifen, daß dann Alles vorbei war. da »vir seinen Namen nicht ivußten." „Warum hatte der brave Herr ^unke ihn nicht schon gestern Abend danach gefrag;?" „Er muß es doch wohl vergessen h.'.ben." „Nun. und nachher?" „Nachher war der Mensch so eilig, daß keinc Zeit blieb, zu dem Herrn Polizeikommissarius zu schicken. Änch ivar der Herr Funke allein. Sie wissen, rr ist Zunggesell." „Wo bat denn Liedke die Sachen gestoblen?" „Das hat er nicht gesagt. Er lia» gar nicht von einem Diebstahl gesprochen." Der Polizeirath gab dem Gendarmen Schmidt Bier einen Wink. ..Ich kann doch jetzt nach Hause gsh'U. Herr Polizeirath?" fragte der Diebeshcblcr treuheizig. „Und Eure süns Thaler. guter Mraumann?" „sie sind mir sicher genug das«ir. giUer Herr Polizeirath." ..Ihr seid ein argloses Herz." „Mit Gottes Beistand. Herr Polizeirath." Schmidt Vier führte den Alten ab ..Den Kellerwirth'?" fragte im Ali.ieden in seiner gewohnten Kürze der Gensdarm, der den Plan seines !t^orgcsetzten errathen hatte. Z^er Polizürath nickte. Dt^r Gendarm führte den Kellerwirth herein. Der Mann hatte unterdeß seinen vollen Trotz (gesammelt. sti. sich der Supremats? Preußens zu unterwerfen. Von einer solchen Absicht ist in den Eiflärnnj^en dc? liairischen Ministerpmsidentcn nichlS zu finden. Andererseits liej^t es durchaus im Interesse Preußens, daß dlt' Bestimmuntjen dcs Prnl^er Friedens über die nationale Äerbindun,^ dkS norddeutschen und süddeutschen i^iundrS zur Aussüljruiig kommen. Die preußische Politik kann daher nur daraus bedacht scin. die Berständiflunj; der süddeutschen Rcqierungen unter sich zur HkrsteUuUl^ unt' Befestigung eines Bundes südlich votn Main na^ Kräften zu fördern." Die k ri eil e r i sch e n B o r b e r e i tu n x; e n der Türkei nöthit;en Serbien, eifrig zu rüsten. Hätte die Pforte eine richNiie Ahnung von der Gefalir. welche sie durch NichlbewiUigun,^ der serbischen Fordcrnnl^en lirraufbeschwört, sie würde nicht zum Kamps? drangen. Serbien siithlt sich dcr Türkei gegenüber als eine Macht, die unter den jepisien Ver!)ältnissen kanm unterliegen wird, wenn die europäischen Mächte sich nicht zu (Aunsten der Osmanen einlnischen. Bezeichnend für die krici^erisch«.' Siimmnng in Serbien ist die Rede, weläie der Fürst neulich an di,.' zur Hoslafel geladenen Offiziere der Landwelir ljielt; dieselbe lnutet: Unter allen Einrichtungen, die meine Regierung Ü)eils vom l^i^rnnde aus ausbaute, theils bedeutend fortenwickelte. ist die Neu-l'ildung drs Herrcs und daS Znslebenrufen der Landlvcl)r ohne Zweifel die »vi^t tigste. Der Grundgedunke dieser Einrichtung, den schon mein in Gott rnhender Vater anstrebte, den er aber, vom Tode er^lt. nicht ver-lvirklichen konl,te. ist der: daß Serbien befähigt werde, eine seiner als christlichen Staates il'ürdi,it Stellung ans der Btilkan.Halbinsel einzu-nrt)mcn. Erst mir wurde gegönnt, dies«' grosie und patriotische Idee zu verwirklichen. Und meine Herren, schon kann ich mit voller Getvißheit und genliu sligen. daß das jetzige Serbien den ersten Plcitz nnter allen jenen Ländern und Stliaten inne l)it, die lange Zeit mit ihm dasselbe unglückliche Schicksal tlieilten. und die Serbini vor Kurzem noch überliolt liatten. Der liii^ gestern noch in Europa unbekannte Name: Serbe, wird jetzt überall mit Achtung ausgesprochen An d'eser Ttnnjache hat die serbische Armee Antheil. die ')!rmee. ivelche in den Zeiten des Ariedeils eine Veiväljr sür die Oldnuiig und (Nesetzlichkeit ist. auf den Echlkcht-feldern aber, auf die leii und das Vaterland sie riifen sollte, ivird sie. darüber mag Niemand zweifeln, die Furcht und der Schrecken dcs Feindes sein. Der neue e s etz e n t iv u r f über die O r si a n i s a t i o n dcs s r a n z ä si sch e n Heeres iveicht in wes5N»iichell Stücken von jenem ai). welchen seinerzeit der „Moniteur" veröffentlicht. Er enthält keine genaue Bestimmun,^ mehr über die Ziffer des jälirlichen Kontingents oder d'r Reserve. Die Dienstzeit ist auf sechs Äalirc in der aktiven Armee und auf drei Ialire in der Reserve festj^efttzt. Der Loskauf ivird ol)ne ein« schränkende Bestimmungen aufrechterhalten. Die Stellveitrelung wird ge-stattet. Bei der mobilen Nationalgarde liat es sein Verbleiben; die Dienstzeit in derselben ist neun Jahre. Die Heirat wird in derselben zu jeder Zeit gesta.tet. Bon der Heirat in der Reseive wird nicht gespro- „Herr Polizeiratli. Sie beh.indeln einen Berliner Bürger in seinem eigenen Hause als einen Verbrecher?" „Ich habe Ihnen", erwiederte der Polizeirath, „ja noch kein Ber-brechen vorgeworfen." „Aber Sie behandeln mich als einen Bertirecher." „Sprechen Sie die Wahrheit, und auch das hört vielleicht auf." „Was wollen Sie von mir wiffen?" „Was haben der Liedke und der Granmann bei Ihnen gemacht?" „Warum haben Sie sich das nicht schon von Graumann erzÜblen lassen?" „Ich möchte es gern von Ihnen erfaliren." „W-'.rum. lvenn Si? es schon von ihm wissen ?" „Sie sind Berliner Bürger ; uoch nicht in llntersuchnng gewesen; ich ti'^ue Ihnen mehr." ?je ruhige Freundlichkeit deS Beamten vertvirite die Grobheit des Diebswirtbes. Cr schwieg, sich besinnend. „Nun", fuhr der Polizeirath fort. ..was machten die Beiden hier?" „Zch will es Ihnen erzählen. Herr Polizeirath. (Nestern Abend spät kam der Mensch, der Liedke. hierher. Er bat um Nachtquartier. Ich kannte ihn nicht, ich darf auch nicht ljerbergen." ..Sie verweigerten ibm dalier das Nachtquartier." „So ist es. Darauf bat er lnich um zehn Silbergroschen." „Und gab Ihnen den Korb mit den Sachen da zum Pfand." „So ist es." „Und darauf?" „Ging ich heute Morgen früh zum Herrn Oraumann. um mit ihm zu besprechen, wie wir —" „Schon gut. Ich schenke Ihnen für beute dliS Weitere. Ich weisi es schon von Oraumann. und Sie haben Recht, ich brauche es von Ihnen nicht noch einmal zu hören." Auf einen Wink fübete Schmidt Bier den Kellerwirtl» ab und Lud-tvig Liedke ein. Der alte Dieb war nicht trotzig geworden; er sah beiiiiihe gerührt ai^s. „Nun. Lude, armer Kerl! Erst vorgestern vom Zuchthause zurück, und nun schon ivieder reis! Und diesmal zeitlebens, denn ein proßer Diebst>ihl liegt vor. Und j^ne beiden ehrlichen Manner werfen Alles auf 5lch. Alles, auf Dich allein, und waschen sich selbst rein. Du dauerst mich, alter Bursche." Das freundliche Mitleid deS Polizeiroths tr^if so voll als möj^lich in das tvtiche Herz des Diebes, das zu schwach war sowohl zum Vollen Leugnen, als zum vollen Bekenntnisse der Wahrheit. chen. aus dem einfachen Grunde, tveil in dem neuen Entwurf überhaupt keine Einzelheit, welche die Organisation und Zusammensetzung der Reserve anginge, berührt wird. Es versteht sich von selbst, daß das Kontingent jährlich durch einen Beschluß des gesetzgebenden Körpers besttMwt werden muß. - - Das Li'ger von ChalonS wird dieses Jahr nicht bezogen, dagegen zu St. Maur bei Paris während der Ausstellung ein Lager gebildet, um den Fremden auch Frankreichs herrliches Kriegsheer zu zeigen. Die m e i st < n L o n d o ne r Bl ä t t e r sprechen die Ueberzeugung aus. daß im Frühlinge oder spätestens im Herbst deS Jahres 1S67 ein deutsch'französischer oder sonst ein großer europäischer Krieg ausbrechen iverde. Die Times erklärt jedoch alle diese Besorgnisse für grundlos: sie traut dem Kaiser der Franzosen eine richtigere Schätzung der ihm gegenüberstehenden Macht zu. Im Wettlauf des Rüstens sei Preußen schon in diesem Augenblick seinem Nebenbuhler voraus. Seine Kraft als eigentliches Preußen sei sowolil materiell als moralisch gewachsen; aber in wenigen Wochen ivird seine Kraft die Kraft Norddeutschlands. in lvenigen Monaten die Kraft ganz Deutschlands sein. Welchen Hin-deririssen Graf Bismarcks Politik noch im preußischen oder norddeutschen Parlament begegnen, welche Eifersucht noch die halb mediatisirten Fürsten erfüllen mag. gewiß sei. daß Frankreich zwischen dem Main und der Nordsee auf eine starke und einmüthige Nation stoßen würde. Napoleon werde so klug sein, sich auf nichts einzulassen. Die englische Thronrede bezeichnet die Verhältnisse zum Auslände als freundlich und befriedigend. Die Beendigung des preußisch'österreichisch italienischen Krieges werde hoffentlich einen dauernden Frieden in Europa bewirken. Die Borschläge zur Schlichtung der Differenzen mit Amerika seien gemacht; hoffentlich erfolgreich. Der spanisch chilenische Krieg dauere leider sort; die englisch-französische Ver. luittlung sei leider umsonst getvesen. England und Frankreich seien ohne direkte Einmischung bemüht, die Beziehungen der Türfei zu deren christlichen ttntertlianen zu verbessern, ohne die Rechte deS SultanS zu lieeintrüchtigen. Die Beriiandlungen betreffs der Stellung deS Fürsten Karl in dcn Fürst.nthiimern seien befriedigend abgeschlossen. Irland werde hoffentlich bald beruhigt, ohne weitere Ausrechth.Utung von AusnahmS« zustandell. Die Thronrede verspricht keine Rkformbill. sagt aber, die Aufmerksamkeit des Parlaments werde tius nothwendige Wahlreformen gelenkt werden. Die Thronrede verbeißt schließlich Gesetzeövorlagen betreffs der Arbeiterverhältnisse, derj tausmännischen Flotte, der Eisen-bahnen und der Armenzustände. ferner betreffs der Banterottgesej^e und der irischen Angelegenheiten. Der u o r d a m e r i k a n i sche Kongreß hat mit großer Mehr-heit den Beschluß gefaßt. Johnson in Anklagezustand zu versetzen. Die rlidik.Ue Partei, welche in den vier KriegSjahrtN unermeßliche Opfer gebracht und den Freistaat erhalten, will ihren Sieg vollständig ausbeuten und von dem verfafsungsmäßigen Rechte den unbeschranktefteu Gebrauch machen. glaubt. FolgenSeS sei der voraussichtliche Gang des Prozesses wider Johnson: Das Hauskomite wird zu Gunsten der An- „Herr Polizeirath", ries er unter Thranen. „an dem Diebstahl bin ich unschuldig. Ich habe nichts angerührt, von demGelde gar nichts. Ich sch'vöre es Ihnen." Der Beamte unterbrach ihn. „Ein Wort. Lude, ehe Du weiter sprichst. Wir kennen einander. Du tveißt. daß ich nicht eher aushöre, bis Du nachgegeben Haft, und ich weist, daß Du keinen zu harten Kopf hast und nachgeben wirst." „Ich habe ein weiches Herz. Herr Polizeirath", 'betheuerte der Dieb. „Also wollen wir Einer den Andern nicht lange quälen." „Ich ivill Ihnen ein offenes Teständniß ablegen." „Das ist brav von Dir." „Gestern Abend vor Dunkelwerden schlenderte ich draußen vor dem Halle'schen Tbore. Ich ivollte mir die neue Anstalt für Berbefferuug jugendlicher Verbrecher ansehen. Ach. Herr Polizeirath, wie hat es die Jugend Berlins doch jetzt gut, gegen die Zeit, als ich noch jung war. Im Sommer kann sie vor das Brandenburger Thor in den Thiergarten gel) n und stehlen, und im Winter geht sie vor das Halle'sche Thor in das neue schöne Haus, um sich bequem hinterm warmen Ofen beffern zn lassen. Wie ich da nun so herumging, sehe ich auf der andern Seite einen alten Bekannten herumschleichen. dessen ich mith nicht vermuthet hatte. Er erkannte mich und kam aus mich zu." „Und mit hieß dieser alte Bekannte?" Der Dieb zögerte mit der Antwort. „Nun?" „Seinen Namen meinen Sie, Herr Polizeirath?" „Du bist wirklich ein recht braver Kerl. Lude, daß es Dir schwer Ivird. Deinen Freund zu verrathen. Denn, nicht wahr, der hat den Diel'stahl gemacht, und Du hast nur von ihm die gestohlenen Sachen angenommen? Aber ich kann Dir nicht Helsen, den Namen muß ich wiffen." Der alte Dieb trotzte in seinem vorigen Harren. „Indeß. braver Lude, vorläufi^^ lvie Du willst. Ohne den Namen bleibt natürlich Alles auf Dir allein sitzen. Die beiden Andern haben fich schon rein gemacht." „Herr Polizeirtith". antivortete der Dieb, noch immer zögernd. ^Sie kennen ihn doch nicht. Er tvar vor Ihrer Zeit hier." „Zch kenne alle Berliner Diebe seit sünfzig Jahren." Der Dieb ergab sich in das Unvermeidliche. „Auch den Fritz Iure?" „Sein Bater war Portier im auswärtigen Ministerium." .Weiß Gott. Sie kenne» ihn." klage bki^lWtt. Bericht wird var dem Schluß dcr gegenwärtigen l Versammlung vom Hause angenommen. Dann wählt man einen Aus-schuß. welcher im Namen de« Hauses Johnson wegen gewisser „schweren Verbrechen unv geklungen" vor dem Senate anklagt. Der Senat wird die Sache aus de» 4. März vertagen, an welchem Ta,;e das Repräsentantenl)auS und der durch ein Drittel ncuernanntc Mitglieder erneuerte Senat zusammentraten. Viele demokratische Senatoren werden austreten und durch radikale erseht werden. Dann entsteht die Frage: ist der Präsident seines Amtes cnthokien. sobald sein Prozeß vor dein Senate verhandelt »vird. oder kann er seine Stellung nur dann velliere«. lveun dieser Körper ihti schuldig litsunden? Die Verfassung läßt diese Frage unbeantwortet. Die Radikalen behaupten, die Thatsche der Anklage bedinge die Anitsentliebung nnd lverden dann den neuen Präsidenten deS Senates, der natürlich ein Radikaler sti» wird, nach den Bestilumungen der Berfaffung, welche den Fall des Ablebens oder EntsehenS des Prasi-denten und Vizepräsidenten vorgesehen, zum Präsidenten auSrusen. Aus Mexiko ist in Paris ein Bericht Castelnaus eingetroffen, dcr nur Schlimmes meldrt. Maximilian befand sich seit dem 29. Dezember noch immer in Puebla. wo er Dano und Castelnau empfangen. Seine Unentschloffenheit lvar größer als je. da s in Appell an die ver« schitdenen Parteiführer, abzustimmen, ganz oline lZrsolil geblieben. Der Bericht deutet an. daß nach alledem eS sehr möglich sei. daß Maximilian sein Reich noch vor den Franzosen verlasse und ohne vorherige Abd.iU' kung nach Europa zuriickkehre. Der Monitenr selbst ineldet aus Mexiko, die Franzosen hätten auch GulZdalajara geräumt, ivel'cheS von de«! Republikaneru nach sj.^greichem Kamps, liesetzt wurde. Zuarez diirfle zur Stunde bereits i i der Hauptstadt Mexiko eingezogen sein. Die B-festig««g Wl-ns. Marburg. 7. Februar. Im Frühjabre sollen, wie die „Morgenpost" schreibt, t'ie Arbeiten zur Befestigung Wiens beginnen: es würden vierzig Schanzwerke errichtet, deren Kosten anf achtundzwanzig Millionen Gulden v.ran schlagt sind. Der Werti^ der Festungen ist seil der Zeit Napoleons l mit jedem Kriege tieser gesunken — der letzte Klimpf OesterreitS im Norden hat zum iZntsetzen der alten Schule bewiesen, daß ein starker und kühner Feind sogar Vier Festungen zur Seite lassen und siegreich aus die Haupt-ftadt des Reiches losgehen kann. Was soll in unseren Tagen die Befestigung eiueS Platzes, der sechsmalhunderttausend Einwohner zählt? Gas soll die Befestigung Wiens, dessen Bevölkerung durch die nöthige Besatzung im äußersten „Er ist also entsprungen ? Cr hatte zwölf Jahre Festung, und kaum erst die Hälfte verbüßt." „So ist eS wahrhaftig. Er kam direkt von der Festung. Noch in seiner Soldatetijacke. Er bat mich, mich seiner anzunehmen. Ich verschaffte ihm eine andere Jacke." „Gestohlen „Es ist ja noch uicht angezeigt, Herr Polizeirath", antwortete liftig der alte Dieb. „Jahre fort." „Dann ging ^ mit ihm in einen Seller in der Markgrafenstraße. Er war ausgehungert und verdurstet. Wie er nun gestärkt lvar. da zog gerade dem «cller gegenüber ein Offizier ein. Der Fritz, der seine Augen uberall hat — meine Augen sind schon alt. Herr Polizeirath — meinte, da wäre ivohl etwas zu machen. Ich mußte in dem Keller bleiben und er ging fort. Nach einer Weile kam er wieder und brachte mir die Sa-chen. Nun wiffen Sie Alles. Herr Polizeirath." „Schön, lieber Lude. Und wozu brachte er Dir die Sachen?" „Um sie für ihn zu verkaufen." „Und das Geld? " „Welches Geld?" „Das Du nicht angerührt hast?" „Habe ich davon gesprochen?" „Ich denke." „Ja ja. er zeigte mir Geld." „Wie viel!" Der Dieb besann sich. „Zwölftausend Thaler", sagte er entschlossen. „Awölftausend Thaler in Kaffenanwtisungen." ^Teufel. Und Du hast nichts davon angerührt?" „Keinen Pfennig " „Wo blieb das Geld?" „Der Iure behielt es." „Und speiste Dich mit den Kleidern da ab. wofür Du lumpige fünf Zhaler erhalten Haft?" Der Dieb wurde verlegen. Einerseits wollte er durch die Wahrheit sich nicht dloßgeben; andererseits e«pörte sich seine I^iebsehre. als von el»em Genoffen geprellt dazustehen. Er schwieg. „Die Wahrheit. Liedke". drängte der Polizeirath; „Du weißt, daß ich Mittel habe, sie zu erlaugen. Wer hat das Geld?" „Der Iure. Herr Polizeirath. bei Gott." „Wo ist der Iure jetzt?" „Das weiß ich nicht." „Du willst also allein der Sündenbock bleiben? Höre. Bursch. habe Falle vermehrt würde durch ein großes Heer? Wie lange würden die Lebensmittel ausreichen für dieseS befestigte und besetzte Wien ? Angenom-wen. der Bertheidiger Wiens gebietet bei drohender Gefahr: wer sich nicht auf eiue bestimmte Zeit mit Lebensmitteln versehen könne, habe die Sladt zu Verlaffen? Wohin sollen die Hunderttausende, tvelche dieser Befehl aus Wien verbannt? Wo fänden diese Schaaren Unterkunst. wo Arbeit und Verdienst, lvenn die kriegerischen Berhältniffe eine so verzweifelte Wendung genommen, daß die Bewohner der ReichShanpt-stadt fliehen müssen? Wie lange könnten die vierzig Bollwerke den überlej,cnen Krästen des Feindes Widerstand leisten, falls er stürmt und ,ich nicht lieber aus Beobachtung. Einschließung. Aushungerung beschränkt? Die Bertvendung von achtundzwanzig Millionen Gulden für die Befestigung Wien^' — vorausgesetzt, daß der Boranschlag nicht überschritten wird — die Bertvendung eines so ungeheuren Betrages zu diesem Zlvecke könnten ivir nicht laut genug beklagen. Oesterreich sollte doch im letzten vcrhängnißvollen Kriege die Erfahrung gemacht haben, daß alle Festungen zusammen uns nicht schirmen, tvenn wir politisch grschlagen sind, ehe noch der erste Schuß gesallen. Achtundzivan^ig Milliontn Gulden fallen schwer ins Geivicht zu jeder Zeit — am schlversten aber in Oesterreich. Ivo die massenhaft anschwellenden Steuerrückstände die Verarmung des Volkes bezeugen, wo cinhundertsünfundzival'zig Millionen Gulden allein für die Zinsen der Staatsschuld gezahlt werdei» müssen, wo der Boranschlag für das laufende Jahr einen Abgang von siebenundfiebzig Millionen nachweist. Würde um atitundzwanzia Millionen der Steuerdruck erleichtert oder käme dieftr Betrag d?r Bolkswirthschaft. dem Unterrichte zu Gute — wahrlich! es klänge ein Jubel durch das ganze Land, wie er noch selten gekört lvorden. Wien ist nicht Paris. Als Napoleon I. Wien eingenommen und sein Hauptquartier in Schönbrunn aufgefchlagen — als Kaiser Franz nach Peterwardein sich geflüchtet — war Oesterreich damals verloren? Alzer damals hingen die Völker noch mit Liebe am Reiche — hingen mit eilier solchen Liebe daran, daß selbst Napoleons Lockruf die Ungarn nicht zum Abfalle beioegen konnte. Okst^ sorge dafür, daß die Liebe seiner Volker tviederkehre — jene Liebe, t^ie im llnglück tecu aushälr. das Höchste wagt, das Höchste geivlnnt Die Liebe deS BolkeS ist heute nicht mehr die blinde, kindliche früherer Jahre — sie ivill verdient sein durch edle Mannesthat. Die Versöhnung der Völker, die Freiheit des Volkes ist die stärkste, ja die einzige Befestigung WienS und Oesterreichs. ich in einer Stunde nicht den Jure so gebe ich mir keine Mühe mehr, ihn zu bekommen; dann. Du kennst selbst die Gesetze und dos Kriminal-gericht. dann hast Du. und ztvar Du allein, den Diebstahl von zwölftausend Thalern gemacht, und Du bist reif für die Zeit Deines Lebens." Noch einmal kämpfte der Dieb mit sich. Dann sagte er: „Er hat mich zum Judenkirchhof bestellt." „Auf wann?" „Ans neun Uhr." „Was solltest Du dort?" „Er wollte mit mir thetlen." „Das Geld?" „Ich denke eS." Der Polizeirath wandte sich an den Gensdarm Schmidt Bier. „Der Judenkirchhof liegt hoch. Schmidt." Der Gensdarm errieth bei dem ersten Worte die Gedanken seines Borgesetzten. „Der Spitzbube kann alle Wege dahin übersehen", erlviederte er. „llebernehmen Sie es. ihn zu saugen! Ich muß zu dem Orte des Diebstahls." „Es wird schon gelingen." „Machen Sie Ihre Sache gut. Wo habt Ihr gestohlen?" wandte sich der Polizeirath aN den Dieb. „Ich. Herr Polizeirath?" „Nun. dann der Jure." „Markgrasenstraye zweiundnennzig." ..Alle vorwärts!" Der Polizeirath nahm eine Droschke und fuhr nach der Markgrafenstraße Nummer 92. In der Hausthür lehnte der Bursch drs Offiziers und sonnte ftch. „Ist der Lieutenant noch zu Hause?" „Er schläft noch " Der Herr von Marenstern schlief in der Tbat noch. Träilme seines nahen Glückes hielten ihn aus dem Lager im Alkoven gefesselt. Der Po-zeirtith weckte ihn. „Herr Lieutenant. Sie sind gestern Abends bestohlen." „Was. ich?" „Um Ihre sämmtlichen Uniformsjücke und —" „Und?" „llnd um zwülftauseud Thaler." Der Offizier spcnng aus dem Bette, sprang an den Schreibsekretär, schloß ihn auf. und'sand ihn leer. Er fiel zurück auf elnen Stuhl. (Fortsetzung kolgt.) Vermischte Rachrichten. lDeutscher G e w e rbc s l e i b im Ausland e. > In St. Ca-thclrina s^^ranlicn) fand im vori.^ett' Herbst eine Ausstellung von ge-wkkbtichrn und landwirlhsäiaftli^lien Proc^ntten statt, lus welcher drei »deutsche Kolonien: Dona Franziska. Blttnlen«ul unv Itajaliv vertreten lvaren. Die Kolon'czeitutt,, knvähnt unter den Ktgenständen: Kutschen. Äindrrlvagen. daS Modell einer Nicd>rdrttckinc,schil>e. verschie-dene Tövserwaarcn. Vasen, zivei Brückcnmod^lle. Tische. Schränke. Ltüljle. Armsessel, eine Samnilung Holzarten der Kolonie. Sntticr- und Drechsler-Arbeiten. Cigarren und alle Arten von Frilchieii und Pflanzen. Sogar die Kunst war in einer Ansicht der Ltcidt Dcsterro vertreten. (Amerikanische Verluste im letcn Krie,n.) Der Generalprofoß der nordameritanischen Armee brin^;t einen Schlußliericht über das Wirten seines Departements von seiner Organisirnnl^ März 1863 bis zum Ende des Krieges. Die beigefüttleu Tal,ellcn ivcisen nach, daß 28t).739 Offiziere und Mannschaften dnS Leben verloru^. Von dieser Anzalil starben 5221 Offiziere und 90.888 Mann in der Schlacht oder an erhaltenen Wnnden. wälirend 2321 Ossiziere unü 182.329 Mannschaften durch Kranklieitt n oder Unglücksfalle ihren Tod fanden. Es kommt auf diese Weise bei den Verlusten ans je 18 Mann ein Offizier, wodurch jlch dieselben bei den LcKteren als größer wie bei den M'innfchaften liertiuSstellen. indem nach dem Heeresstand auf je 25 Mann ein Offizier kommt. Anderseits, w'nn die Todesfälle durch Krankheiten in Vetracht kommen, jo findet sich nur aus 99 Meinn ein Offizier, i^^ei den farbigen Truppen ist der Unterschied zwischen Offizieren und Mannschaften bezü^^lich der Zterblich-keit noch beoeutender. In diesen Regimentern stellen sich k'ie Verluste deS Off'zicrSkoips wie 1 : 42 und bei den Soldciten wie 1 : 6ö. Hinsichtlich der Zabl derjenigen, die Kiankheitssällen eilagen, ist l)ki den Offizieren dort daS Berliältniß 1 : 77. ivälnend unter den Leuten die Zal>lcn wir 1 : 7 standen, ein fnrchtbares Betreffniß und weitau^^ die größte ^sterb-lichkeit in der ganzen Armee, l'a bei weißen Truppen die entsprechenden Ziffern dnS Beüiältnlß l : l7 nicht überstiegen. (Schlittschuh-Fabrikation.) Welche S^cdeutung das Schlitt-schullfahren gewonnen, zeigen die 2chlittschul)fabriktN. t^cren eine in Wor-c-^ster v. I. nicht weniger olS 500 Groß Schrauben. 200 Ctr. Stalil. 50.000 Messingtapp.n. 2 Tonnen Messin.^. 100>» Psd. Mctallmischung 120 t^tr. Holz vermauchte. tvorauS 25.000 Paar Schlittschulie j^efertigt ivurden. (Mali-Maschine.) Howari^ l>at eiiie neue Mäli-Maschine für Geti^cide erfunden, welche sowohl in stet,cndcm ivie gelagertem (Se-kreide schneidet und auf der Parifer Ausstellung zuerst ausgestellt wer-den soll. (W e i n b e li and l n n g.) In Frankreich erregt eben eine neue, von it. Pasteur erfundene Behandlungstveise dcS Weines großes Aussehen. Derselbe.fand nämlich, daß der Wein nur durch den Einflnß des Sauer-stoffeS der Luft reist. Im Rheingau liat man diese Beobachtung auch schon gemacht. Man fand nämlich, daß die Blume sich nicht fo fein cntivickelt. wenn man glir keine Luft zuläßt, lvie es z. B. bei gewissen Korkmaschinen geschiel^t, mittels deren man den Kork in der Alasche dicht auf den Wein auffetzen kaun. als ivenn man in der getvöhnlichen Weise psrt'pft und ctlvaS Lust iN der Flasche bleibt. Der Wein verdirbt nicht durch sich selbst, sondern durch den Etnftnß der in der Luft fchwe-benden Pilzkeime und deS Sauerstoffes. Da nun letzterer zur Entwicklung nöthig ist. so handelt es stch nun darum, jene zu veruichten. und dieS geschieht durch Kochen. lons den Wein in keiner Weise verändert. Ein Erhitzen bis 60" C. genügt, um ihm eine große Widerstandsfähigkeit gegen alle Krankheiten zu geben. (GeschäfkSstockung.) Die „Libetale Korrespondenz" n» Berlin klagt. t>aß trotz der Kürze des Krieges die GeschäftSkrise doch eine lange geworden, und selbst jetzt noch nicht weichen wolle. Die ungeheu-reu . Kosten der neneu Militär Org.iuisation erregen mer dalier ernste 'j^nkeli. Die Freunde derselben weisen zw.ir daraus hin daß der Krieg al)ne Anleihe geführt tvorden. cillein dieS wurde hauptsächlich durch die erhobenen KriegSsteuern möglich und dadurch, daß der Krieg in fremden Ländern geführt tvurde. „Aber ist denn die Aufnahme oder ?!ichtaufnat,me einee Anleilie". fragt die Lib. Korresp. mit Recht, „das einzige Kriteriuni für die Ainanzla^u eines Stacites? Wir meinen Nicht. Neben dem Umstände, ob eln Stallt Auleilien arlsnimmt oder nicht, muß man auch den Gesammtniohlstand ins Auge fasten, wie er stch ganz besonders im Handelsverkehr offenbtirt Nun war eS ganz natürlich, daß durt) den Krieg im Sommer der Geschäftsverkehr einen empfindlichen Stoß erlitt-, aber die Dauer deS Kriege« war so kurz, daß man .in-ne!)mcn durfte, die dadurch verursachte Stockung deS Geschäftsverkehrs weide auch nur eine sehr knrze sein. Dies stellt stch aber in Wirklichkeit ganz andeis. Im August vorigen IahreS war der Krieg beendigt, und letzt kann man noch allenthallien die leider n»ir zu sehr gegründete Klage über die fortdauernde Stoeknng im (5esäiäftSverkelir hören. Trotzdem aber, daß daS Kapital bei dem bedeutend geringeren Kejchäft der Städte müßit'^ sein sollte, ist dem platten Lande unv besonders der Landwirtlnchast davon nichts zu Gute gekommen. ^ Die Ernte ist doch Durchschnittsernte «^etvesen und gleichwohl ist die Schlvierigkeit kür den Landlvirtv. stch ^^cld zn verschtiffen. so gewachsen, das; man ste in uicin-chcn (Ae.^enoen geradezu Kreditlostgkeit nennen muß DaS deutet »lus tlksrn Schaden und sicherlich nicht ans gew.^chsenen Wolilft.^nd. w>^ man aus der glänzenden Lage der Staatsftnanzrn zn beweifen fucht. So"!.« die stanken Anforderungen, tvelche der Staat jetzt seit einer Reitze von Iuhren an das L.ind' gemacht hat. nicht die Urs.,che dieser drot,tnc'cn Krists sein?" (D e r S t a ^ t ' b a u s a l t a i e r n S) liut stch durch d^^s Iatzr beträchtlich verschlimnrert. Die Schuldenlast rst aus t'^ulden gestiegen ivorunter nnr Millonen prodnftwe ^Eisenbu n) Berantwortllcher Redakteur: Kran^ «^»eßttiater. Schulden. Die KriegSfteuer an Preußen erfordert 3S.000.000 ft. und außerdem fordert der Kriei^sminister 4.211.000 fl. für gezo- gene Kanonen und Hinterlader. Die ganze Einnahme beträgt nur 47 Millionen. Marbllrger Berichte. (Spende.) Herr R. Keburth. Fabrikant iii Wien, der s. Z. in Marlinrg Gesellschafter deS '^^aunntcrnelimers Stier gewesen, hat der hiesigen evangelischen Gemeinde einen künstlerisch gelungenen Taussteiu iM Wertlze von 60 fl. gespendet. (Gesn ttd lje i tspslege.) In der Apotheke des Herrn Banca-lari und in der Tauchmann fchen Kunsthandlung ist wieder eine ueue Sendung des Anatharin Mundwassers von Dr. I. O. Popp eingetroffen. Dieses Mundlvasser geivinnt durch seine heilsamen Wirkungen immer gröbere Ausbreitung und Anerkennung und bewährt seinen begründeten Rnf in allen Fällen von Mund- und Zahnleiden, gegen die eS ausschließlich gerichtet ist. ES vermag als Schutz- und Gegenmittel, sowohl Zahnschmerzen jeder Art. Schtvämme im Munde. Weinstein. Knochenfraß (EarieS) und Mundfäule (Skorbut). Entzündungen jeder Art. als auch üblen t^'eruch deS Atlzems, durch Speisen oder Tabakrauchen entstanden, zu beseitigen und zu verhüten — dem Munde und den Zähneu einen Grad von Reinlicit. Frische uud Gesundheit iviederzugebeu. tvie er zum Wohlbcfiitden des ganzen Körpers erforderlich und tvünfchenSiverth ist. (Einbruch) In der Nacht vom 5. auf den 6. d. M. haben mehrere Diebe bei Herrn Joseph Wretzl. Grundbesitzer in Pobersch. ein-gtl^rochen. eine Uhrkette und Kleidnntisstücke im Werthe von 96 fl. ent-iveudet Der Äiersuch. in die wohlgefüllte Speisekammer zu dringen, mißlang den Thätern: sie konnte» nur die Fensterbalken wegreißen — das starke Doppelgitter auszuwiegen vermochten sie nicht. i„Merkttr".) Morgen um 8'/« Uhr Abends wird im kaufmännischen Verein Bericht erst^tttet über die Zal^reSfeier deS Grazer Vereines „Merkur" und über die bisherige Thätigkeit deSfelben. (Z n r P a riser Ausstellun g.) Am 15. d. M. läuft die Frist zu Ende, innerlialb welcher die Anmeldungen zur Pariser Ausstellung liei dem Ausschuß in Graz »gemacht werden müssen. Da manche Weinbauer deS llnterlandeS geneigt seiu dürsten, die WeltauSstellnng zu bc-schicken, so erinneen ivir die Sänmigen, die kurze Frist weniger Tage noch zu benützen. Letzte Post. Dic R>>chiolj>cr dtr cntlaffcncn Minister find mit Autnahme de« Grasen Goluchowski noch nicht bestimmt. Die große Maffe der czechischen Bevölkerung soll geneigt sein, den ordentlichen Reichsrath zu beschicken, lvenn eine freiheitliche Entwicklung in Anssicht stünde. Ueber Südtirol ist «vegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit der AusnahmSzuftand verhängt worden. Deak und die hervorragendsten Mitglieder seiner Partei find nach Wien berufen lvorden. Die Zollverhandlttngen ztvischen Oesterreich und Preußen sind wegen der Weinzölle veitagt. FrtMtrejch soll sich mit Rußland und Oesterreich über ein gemein säiaftliches Austreten in Konstantinopel verständigt habe^n. Gimgefaadt. An den Herrn Theater-Rezensenten. Daß Sie einen der Waljrheit getreuen Theaterbericht zu geben nicht verstehen, weiß Jeder, welcher Ihre Kritik lieft und die Borstellungen kennt. Daß Sie nun aber auch den schicklichen Ton der Erwiderung tt'cht treffen, haben Sie jetzt ebenfalls gezeigt, weil Sie auf eine höfliche Frage nicht höflich geantwortet. Sie dürfen übrigens nicht meinen, daß Sie das Privilegium haben, über daS Theater kritisiren zu dürfen. Seine Ansicht aussprechen, kann auch ein Anderer, ivelcher seinen Platz bezahlt — unk» kann eS viel leichter, als Sie. da Sie gegenüber der Direktion deshalb verpflichtet.sind, weil Sie einen greisttz und einen freien Steh-platz im Parterre ivährend der ganzen Saison. Gott weiß, auS welchen Gründen, genießen. Auf ihre Belehrung ivill ich Verzicht leisten, da auch der kleine Artikel, welchen Sie über den „hyperkritißrenden deutsche» Theaterbesucher" bringen, nicht deutsch ist. Zu Ihrer Beruhigung kann ich versichern, daß ich Schiller wohl eben so gut. wie Sie verstehe. - Ein deutscher Theaterbesucher. Direktor Sonnleithner hat gesttrn eine Geschäftsreise nach Wien unternommen, theils um daselbst eine Operettensängerin zu acquiriren. und theilS um daselbst die Kostüme zu Offeubachs „scdSne Helena" anfertigen zu lassen. ? Altgekommene in Marburg. Vom 5. bis L. Februar. ^rzber». Iihantt." Die Herren: Dotatz. t. t. Offizier. ». «öez. Aischer, Hörster, v. Merzet. Gutmann. Reisender, v. »ien. Scheibenberger. Kellner, ». Aar-bnrg. '^iiuer. v. Wien. __ I VSIlliijA«UIIj;. I I >^Iteu ^rsunäeu uvtl ivsleke iullissit^sliedtsv I I SN -»direic k «lis «t»rs vr'viesen, »preck« ied »ovis »uek » D «lie XvL«?k<»neett »teu Vsnic »us?. W W 6. 1867. KUsi'ORÄ» W