Nro. 67. LMcher AwG Zettmff. Freytag den 19. Winterm. 1790. Inländische Nachrichten. N)ien ben iz. N)intevm. Vorigens Sonntag den 7. dieses Monats, hat der seit einiaen Jahren an d-m hiesigen Hofe gestand ^sandte Graf von Podewlls bey Sr. Kalserl. Mai. die Abschiedsaudmn gehabt, ^n .ben dem Tage hat der Freyherr v.^a-kobi Kloesi, welcher Whcr ^ Kurb a^ denburgischer Gesandter allwr afkred.M t war , neue Beglaublgungsschretben Sr. Kaiserl. Maj. überreichet, worum er m der nvenfacheu Eigenschaft als Komg. Preussisch r und Äurfürsil. Brandenbur-qischer aufferordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister akkredMrt worden ist - Der Russische Bothschafter, Fürst Galion , hat am verwubenm Ml -tewoch von Bender einen Kurrter nut der Nachricht eines vollkommenen Slea.es, erhalten, welchen die Truppen der Kaie-, rin über die Türken in Kuban erfochten^ h^ben, und wodurch die mächtige Dider« swn, die der Seraskier Batal Ben, Pa» scha von 3 Roßschweifen, an der Spi;e von 40,000 Mann, in den mittaglichen Provinzen Rußlands ausführen sollte, gänzlich zernichtet worden ist. — Nachdem der Feldmarschall, Fürst von Potemkin, erfahren hatte, daß die feindliche Armee wirklich von Anapa aus vorgerückt sey, befahl er den verschiedenen Truppenab-theilungen im Kuban und am Kaukasus entgegen zu gehen, und ihn anzugrriffen. Eines dieser Korps, welches der Gene? ralmajor Herrmann anführte, traf unweit d?s Flusses Kuban, ganz nahe an dem Orte, wo Vatal Bey, übergesezt hatte, auf die feindliche Macht, und griffe sie ungeachtet ihrer grossen Uiber-legenheit am 12. Weinm. mit solcher Tapferkeit an, daß die Türken gan-lich geschlagen worden, das ganze Lager, sämmtliche Artillerie, welche aus mehrl als 32 Kanonen bestand, alles Gepäcke, und aller Mund und Kriegsvorrath, ja sogar die Person des Scr.-skiers selbst, nebst seinem Gefolge , in die Hände der Sieger gerathen sind. — Ungeachtet allcr Rüstungen des Preussischen Hofes gegen Rußland glaubt man dennoch , daß derselbe es schwerlich aufs äusserste treiben werde, im Fall leztere Macht bey ihren bisherigen Bedingungen unbeweglich be-! harren sollte, so d iß gedachter Hof sich! am Ende damit begnügn dürfte, der!' Ottomanischen Pforte vorzustellen , da man alles mögliche zu Gunsten der erst bemeld-!, t?n gethan hab? , und man Sr. Preußischen Majestät nicht zumuthen könne, in der Sache so weit zu gehen, das bloß! ein blutiger Krieg entscheiden müßte., —^' Es kann ferner als richtig angenommen werden, daß ungeachtet aller jener Er-^ klarun^en unsers Hofes, die bloß durch Umstände erzwungen wurden / die Allianz^ Oesterreichs mit Nuß'and fest besteht/ « und daß überdicß -verschiedene Unterhaus lungen im Werl^ sind, um diese Verbl'n-, düng noch mehr zu Hefestigen. — Seine, 5 Maj. haben dem Vernehmen nach, dem geweseneu Kapitäne der französischen Garden , dem wegen der vielen erlittenen Verfolgungen bekannten Printen v. Lam-bcsc, dann dem einen Sohne dcs berühmten Feldmarschalls von Broglio, die ge-suchlen Eintrettungen in Höchstdcro Dienste ertheilt. — Se. Maj. der König von Neapel haben sich eine ungennin prachtige Ungarische Uniform verfertigen lassen, in welcher sie ben der Krönung in Preßburg erscheinen wollen. Höchstdkselben find überdieß gesonnen, nach der Zurück? kunlt in Dero Staaten ein Regiment Huf' sren zu errichten , zu welcher Absicht Sie slch verschiedene brave Ungarische Unter- offiziere von unserm Monarchen ansgebet-cen haben. Diese Manner sollen alle um einen Grad befördert werden. — Der Herr Reichskanzler Fürst von Kollorcdo ist gestern allhicr angelangt, und daücr soll der Reichshofrath schon den 22 die-« ses eröffnet werden. Auch drr tapfere Herr General F. Z. M. Graf v. Claie-fait ist dcn 22. hier angekommen. >-Gestern verstarb der Freiherr v. Zollen-bach , K. K. Hosrath deo der Staattkanz-leu, im 84sien Jahre seines Alttrs. D>r Seelige hat sich in der politischen Wrlt durch die Unterschrift des Hubirtsburger Friedens, von l?6Z hinlänglich bekannt gemacht. Prag den 6. Winterm. Der Herr Prälat Herrmann Kur^ , welcher wegen einer Denunziazion wider ihn, von dem höchsiseel. Monarchen seiner Würde bey der Zisterzienser Stiftsheirschaft Hohenburg entse;.et^ worden war, erhielt von unserm lallergnädigsten Monarchen Leopold dem It. ,den 28. v. M. seme vorige Würde wieder. Der allgemein b? iebtt k. k. k'reishaupt» l mann zu Vudweis Freyherr von Ebeu be-!gab sich an diesem Tag frühe um y Uhr ^ mit dem Hrn. Prälaten in das Stiftskonvent , allwo von demselben nach einer kurzen Anrede des k. k. Hof, und Ein-sezunqsdekret vorgelesen wurde. Mit grosser Feyerlichleit giwg von da der Zug der gesammten Geistlichkeit nach dem" Amtshaufe , allwo unter Trompetenqeklier und Pauckenschall, dann einstimmigen Ausrufen des Volks: ^S lede unsel. gerechte-s er Raistr Leopold ! Ls lebe Hermann!" den Unterthanen die Wiedereinsezung ihres geliebten Prälaten bckannt gemacht wurde. In der Stiftskirche wurde sodann ! ein fenerliches Dankamt / und nach ber, nnd allerley Er, aus den Scl ach en ^.der Erde gegraben; da wachst Frucht und ' ^bsi in Menge, und da wimmelt das Feld, Hügel, und Forst von zahmen, und wilden Heerden, und da ist zugleich der schönste Menschenschlag, stark, nervicht, wohlgebaut , voll Patriotengluth, und Herrlichkeit, Kurz, Oesterreich über Alles, zvenn es nur will, heißt es noch j«gt, zmd wird es noch lange heissen. Ausländische Nachrichten. Deutschland. Stuttgart den 9. winterm. Nach Briefen aus Hamburg wird Gustav in Koppenhagen erwartet, um dasigen Hof zum Nordischen Bunde zu stimmen. Der! Englisch - Preußische Bund aber , wie man leicht denken kann, fett sich dage-! gen. Kurz, die grosse Katharina hat durch! den Beytritt Gustavs mehr gewonnen, als durch alle Ihre bisherigen Siege. Bald wird dieß die Welt mit Staunen sehen. Potemkin der Hüter Nußsands sieht jezt auf einen Zackenfelse des Kaukasus, und deutet mit seinem gebiethenden Stäbe auf das Meer und auf die Erde. "Wir werden die Türken schlagen, , die Pohlen zahmen, einen Nordischen Bnnd schliessen, der Preussen, und Britten Ab- ! Achten vereitlen, und aller Welt zeigen, z was ein Reich verma;, das eine Katharina zur Beherrscherin , und einen Potemkin zum Ausführer Ihrer Rathschlage hat. Portugal. Lisabon den 32. N)^inm. Die Aus-sander denken sich unsere Königin als ei' ne bloße Andächtlerin. Allein sie erwiest gleich Joseph dem grossem Todten, und ewig Lebenden , ihr Daseyn sowohl durch ihren politischen Einfluß in die Weite), als durch ihre heilsame Verordnungen in der Nahe. Sie sah das Englisch - Spa^ Nische Wetter aus dem Weltmeere aufsteigen , und trat mit der Miene der Versöhnung in die Mitte. Allein der stol;e Britte drükte sie weg, und nun rüstet sie lich mit aller Mäht, die durch ihr! weise Qekonmme sehr ansehnli-b qeworden, lichkeit aufhob, und alle Streitsachen an die ordentlichen Gerichte verwieß' ^ Spanien. ! Madrit den 27. Weinn,. lln'r? Grandezza ist gegenwärtig nicht eitler Wulst und schale Aufgedunsenhfit sondern -Bedeutung, und wahre politische Würde. >Nir haben eiuen grossen Mann voll Pa» !triotismus und Thätigkeit an unsrem Staatsruder sitzen, vor dem die Europäischen Kabinete wie Spiegel stehen/und feines Geistes Gestalt wiederstrahlen. Wir wirken wieder dnrch ihn nach allen vier Winden; wir sind streitig gerüstet, haben reines Gold, und achten nicht die Donner des schwarzen Marokaners, und die Drohungen des stoben Britten. Bewunderungswürdig ist die Stellung, die Florida Bianka , diese wahrhaftig grosse Heer-schclseele, in kurzer Zeit den Spaniern gab. Ihre Landmacht ist wirklich 85,000 Mann stark, und in der maginischen Tak« tik der Preußen wohl geübt. Auch können sie mit 72 Linienschiffen , worunter 12 von 110 Kanonen sind, gegm die Engländer schwimmen. Man seze noch 18 Portugiesische , und 45 französische Linienschiffe hinzu, so steht eine Flotte da, größer als jene Unüberwü-ndliche/ womit Philipp II. Brittanien verschling?« wollte. Spanien wird Frankreich mit Geld imterstüzen, und vermag dies auch, da seit 4 Monaten gsoße Schaze aus Amerika kamen , und wieder einige Schisj^e mit vielen Millionen harten Thalern erwartet verden. Westindien , dessen Gold dm Europäern seit Kolumbus Zeiten den Kopf voll gemacht, wird der Hauptplatz des Spanisch - Brittischen Krieges seyn, Da werden Engländer die mißvergnügten französischen Kolonien aufhetzen, und den Westindischen Handel an sich reißen. Vor dem Felsenmste Gibraltar wird d^r Hriegsschau-plaz eröfnet werden. Wenn nur die schwär.e Majestät von Maroko nicht wäre! der ist ein Todfeind der Spanier,