.R--,             Degotaroische           ^-^ jW
W    ^aibacher Zeitung,    M
K ft?,              Son abend den 22. Iuny 179^.                 ^! ^
Ankunft einer neuenMssisch-K<us. Armee in Krakau.—Patent der lobl.N.VestHrn. Stände wegen eines neuen 6 prozentigenAnlehens.—Kaiserl. Dekret "n den Reichstaq in Regensburg zur Untersuchung des RastädterVorfalls. —NähereNachrichten über die Bre-per flotte/ mit vtclenWenn.—Adresse derPatrioten vonChamberg. —Anekdote, welche die Schweitzer tn gegenwärtigen Umständen beherzigen sollen___"Nebst Hofbericht.
Dialoy zweier Zeitunyslcser.
Wte kömmt es Freund! ich zähle schon von Extrablättern fünfzehn mehr?_______
"tag sein; der Hofbenchte Zahl ch gleich; nur Nullen zählst du mehr.
Inländische Begebenheiten.
Wien. Das unter demGeneral- jede derselben in drei Abtheilungen Ueutenante Nimskoy Kosakow seit eingetheilt. Die erste dieser Abthei-dem 13. May durch West-Galizlen lungen ist am 7. d. M. inKrakau an-nach Mähren ziehende Russisch-Kais. gekommen,und die letzte in einemZwi-^ulfskorps,ist in zweyKolonnen,und      schenraume von 2 Tagen jür die Ko-
lottne, follts daselbst am i7.eintressclt. Das ganze Korps besteht aus 45 Eskadronen Kavallerie, 29 Bataillonen und 145 Kompagnien Infanterie. Dabeisind 22 Generale, 1Z5 Stabsund 979 Obcrossizier, 2Zzo Unteroffizier 26,889 streitbare Leute, 5165 Nichtstreitende, zusammen 33,516 Köpft und 21,579 Pferde. Unter den Truppen sind Uralische und Donische Kosaken, wie auch einregulirtes Tartaren-Negiment, Dragroner und Küraßier, Jäger, Musketier, Grana-dier-und Artillerie-Regimenter.
Von Seite der Nied. Ocstr. Hrn. Stände ist nachstehendes Patent erschienen: Wir zu Ende genannte, der Nied.Oestr.Landmarschall, Ausschußräthe undVerordneten desNied.Qest. Prälaten-Herrn-und Nitterstandes, machen hiermit jedermann bekannt, daß die drey obern Stande dieses Erz-herzogthums Oesterreich unter dcr Ens, beschlossen haben, zu Unterstützung des allergnädigstenLandesfürsten und des Staats, bei dem gegenwärtigen,einen so grossenAufwand fordernden, und daher für oje Staatsfinanzen so lästigen Kriege, ein Anlehen von dreimahl hundert tausend Gulden, zu 6 Percenten, aufRechnung des Nied. Ostr. ständischen Domcsticums, daher ins ihren (der drei oberen Stände) Credit, und unter ihrer Dafürhaftung in lottcwm, nach Inhalt des beygc-druckttn Planes, der vermittelst des qegenwärtigenPatents zu jedermanns Kenntniß ausführlich entwickelt wird, zu eröffnen.
Da nun Se. Maj., kraft des an die stände deshalb gelangten gnädigsten
Hofdekrsts vom 4 des Maymonaths, diese Creditsopcration, in Rücksicht ' des Zweckes, welchen dieselbe hat/ mit ! besonderem höchstenWohlgefallen aufzunehmen, und durch Gutheissung des Höchstdcuftlben vorgelegten Ausführungsplanes, diese nicht nur für sich, sondern auch in der vorgeschlagenen Gestalt, gleichwie sie in gegenwartigem Patente dargestellet ist, aus landesfürstlicher Macht zu bestätigen geruhten; so erklären Wir hiemit, auf das/eierlichste,imNahmcn der gedachte« drei oberen Hrn. Stände, daß sie für dieftCrcditsopcration dergestalt zu haften sich verbinden, daß jedcr dcr z obern Stande, nämlich der löbl. Pra-laten-Herrn-undRitterstand,cinerfür den andern, und alle für einen, sich den an diesem Anlehn theilnchmrnden Gläubigern, als Vczahler, sowohl des Kapitals als der Interessen, aufdas rechtkräftigste darstellen. Die wesentliche Erörterung dieser Creditsoperation besteht darin:
tz. 1. An diesem Anlehcn von dreimahl hundert tausend Gulden, können ohne Unterschied, In-und Ausländer Theil nehmen.
§. 2. Die Einlage, welche bei den N. Oest. ständischen Obcreinnehnnramie zu geschehen hat, kann nur mit baarem Gelde, oder, wie es sich von selbst Verstehet, mit,das bareGeld vorstellenden Bankzctteln. statt finden.
§ 3. Die dafür zu 6 Percenten auszustellenden, in Ansehung ihrer Form dcm Publikum ohne dieß bekannte« Domestical-Obligazionen, welche von dem standischen Obereinnehmeramts auszufertigen, und den Darleihern
«uszuhändigen sind, werden auf den Betrag von 30 Gulden als die niedrigste Einlagssumme, beschränket.
§. 4. Die Einlage wird am 17. Iu-nius geössnet,undderSchluß derselben durch den Weg der öffentlichen Zei-znngsblätter bekannt gemacht, gleichwie die auszustellenden Obligazionen, vom Tage des eingelegten Kapitals werden datirt werden, und von eben diesem Tage an der Interessen-Genuß Von 6 Percenten seinen Ansang nehmen wird.
§. 5. Obgleich derVortheil.welchen dießAnlehen demDarleiher überhaupt anbiethet, vonftlbst jedermann auffallen muß, nähmlich, daß der Einlegende sein Kapital zu 6 Percenten, durch cine längcre Reihe von Jahren, folglich noch zu einer Zeit gemessen wird, wo er soist in den öffentlichen Fonds von dies.m seinemKapital nicht so hohe linsen beziehen dürfte, sowie er auch gegenwärtig in den erwähnten Fonds höchstcns nur 5 Percentedavon genießt; so hat man dennoch,auffer diesem allgemeinen Vortbeile, für die Darleiher noch insb?fondere,undzwar aller Billigkeit gemäß , die früheren vor den späteren Einlagen damit begünstigen wollen, daß der bemerkte Vortheil für die erstereClasse derDar-leiher mehr fortwährend sey.
Um dieß zu erzielen, wird hiermit ^stgesttzt, daß dieKapitals-Zurükzah-lung in chronologischer Reihe derer-solgtenEinlagen,jedoch w umgekehrter Ordnung zu geschehen habe, nähmlich daß jene,welche zuerst dieEinlage thaten, zuletzt, dagegen jene, die diese zuletzt thaten, zuerst mit der Anlehns-
summe befriediget werden. Es wird daher von jedem Darleiher selbst ab-hangen,durch die unverweilte,und rük-siclitlich frühere Einlage, sich die bereits gemeldte Begünstigung, jn Gestalt einer Prämie, durch den länger fortdauerndenGenuß von 6 Percenten zuzuwenden.
§. 6. Das eingelegte Kapital wird beiderseits unauftundbar durch 4Iah-re liegen bleiben, dazu Folge des Plas ncs, durch die ersten 4 Jahre bloß die Interessen, mit Ausschlüsse des Kapitals, getilgt werden; dagegen geschieht vom zten Jahre angefangen bis zum 14ten miteingeschlossen, dieZurükbe-zahlung der Anlehenssumme an die Gläubiger, in zehcn gleichen Theilen, jedes Mahl mit 30,000 fi., und zwar nacli der in dem vorhergehendenPara-graphe bestimmten Ordnung. Damit aber jeder Gläubiger voraus wisse, wann ihm sein Kapital zurükgezahlet werden wird, und hiermit die ihm be-liebigeAnstalt treffen könne, so werden ein Vierteljahr vor dem angesetzten Zahlungstermin, die Numern der Obligazionen, wovon die Kapitalien zu-rükgezahlt werden, nähmlich von der ersten bis zur leytenNumer derObliga-zionen dieser Gattung, zu dem Ende durch die öffentlichen Zeitungsblätter bekannt gemacht werden, damit die Gläubiger von derZurükbezahlung ih-resErlagskapitals gehörig benachrichtiget, und in Stand gesetzt werden, ihr Kapital in der bestimmtenFrist, gegew Einlcgung der Original-Obligazion, bei dem N. Oeft. ständis. Obereinnch? i meramte zurück zu erhalten.
(Drr Beschluß folgt.)         ^
Ausländische Begebenheiten. Deutschland.
An die allgemeine Reichsversammlung in Regcttsburg ist wegen dcs leidigen Vorfalls, der sich mit den zum Rcichsfriedcns-Kongressc bevollmächtigten Französis. Ministern, bey ihrer nächtlichen Abreift von Rastadt, ergeben hat, von dcs Kaisers Maj. unter dem 6. Iunius, nachstehendes Hofdekret erlassen worden:
„Von der Römisch - Kaiserl. Maj. Franz des Zweiten unsers allergnä-digsten Herrn wegen, den bey gegenwärtig allgemeiner. Reichsversammlung anwesenden, deS heil. röm. ReichsKurfürsten, Fürsten undStän-de für reftichen Räthen, Bothschaf-tcu und Gesandten in Gnaden anzufügen :
Se. Kaiscrl. Majestät erhielten, mittelst eines eigenen an Allerhöchst sie von des Hrn. Markgrafen von Baden Durchlaucht am 3. des v. M. unterzeichneten Berichts, die leidige > Nachricht, daß die zum Reicksfrie-dens- Kongresse bevollmächtigten Französis. Gesandten am 28. April Abends spät,"auf ihrer ihnen von mehreren widerrathencn nächtlichen Wegreise von Rastadt, cine kurze Strecke vor der Stadt durch einen Trupp „in Kais. Militär-Uniformen geklci-„deter Personen angehalten, die Mi-„nisterVonnierundRoberjot, durch „viele Säbelhiebe ermordet, der M»-„nister Iean-Debry, der dem To-„de bloß durch einen glücklichen Zu-,.fatt entkommen, stark verwundet,
„und alle eines grossen Theils ihrer „Effekten beraubt worden seyn." Allerhöchstdicsclbe vermögen nichtIhr höchstempörtes moralisches und rechtliches Gefühl und die Stärke des Eindrucks von Abscheu durch Worte auszudrücken , welchen die erste Nachricht von dieser auf Deutschen Neichsbo-dcn an Personen, derer Unverletzbarkeit unter d.m besondern Schuye des Völkerrechts steht, verüble Grauclthat in Ihnen erregt, nnd unauslöschlich l^y Ihrer unverbrüchlichen Achtung für Menschenwürde, Moralität und die geheiligten Grundsätze des Völkerrechts in Ihrem durch dieses unselige Eräugniß erschütterten Gemüthe hinterlassen hat."
„Nicht durch lieblosen Argwohn und kühne Muthmassungcn, nicht , durch verleumderische Anschuldigungen und parteysüchtige Verbreitung verwegener Erfindungen , oder durch leidenschaftliche Ausbrüche eines ver--kehrtcn Herzens, und zügellose Erzeugnisse einer verirrten Einbildungskraft in-und ausländischer Herausgeber öffentlicher Blätter, nicht durch ftmdseligc 'auf Macktvcrgrösscrung, Gelderprcssungen, oder andere geheime Absickttn kalkulirte Darstellung gen, weder durch tobende Konventsreden und rachsüchtige Prokla.nazio-nen an die Französis. Nazion und alle Staaten, — nur durch eine gewissenhafte, unbefangene und nach den gesetzlichen Vorschriften mit all.r rechtlichen Strenge geführte Untersuchungkann die Gräulthatnach allctt ihrcn Umständen ausgemittelt, köns nen die Urheber und Theilnehmer <m
diesem Verbrechen mit Wahrheit ausfindig gemacht, und kann die Zurechnung des Verbrechens sowohl in Hinsicht seiner subjektiven als objektiven Größe gehörig bestimmt werdcn.Auch sind zu diesem Ende unverzüglich dle angemessensten Anordnungen getroffen worden, und Se. Kais. Maj. erklären zugleich vor der allgemeinen Reichsversammlung, dem gesamm-ten Deutschen Publikum und ganzEu-ropa auf das feuerlichste, daß nur die vollkommcnsteGenugthuung, mit Hiudansctzung aller nur dcnkbaren Rücksicht, wenn immcr dcr uupartcn-licke Ausspruck dcr straftuden Gerechtigkeit sür sckuldig erklär«.« wird , die gerechten Empfindungen dcsRcichs-vberhauptes b.fricdigcn könne."
„Es wollen abcr Sc. Kais. Maj., daß dcrHergang dieses leidigen Vor-salls,denAllerhöchstsie in verschiedener Hinsicht selbst als eineDeutscheNazio-nai-Angclcgcnhelt betrachten,nicht nur nach aller rechtlicher Ordnung mit dcr gewissenhaftesten Unparteyllchkeit un-versucht,u. die vollkomcnsteGenugthu-ung geleistet werde; Allerhöchstste hegen überdieß den lebhaftesten Wunsch, und sind dazu insonderheit durch die fortwährenden, der gesetzmäßigen Untersuchung vorgreifenden Urtheile ei-nesTheils der in-und ansländis. Publikums   dringenst aufgefordert, daß selbst des möglichste Verdacht irgend kinerKonnivenz entfernt werden möge; sohln dießfalls weder das Rcichsobcr-haupt noch das gesammtc Reich nie irgend eineArt von Beschuldigung über Mangel dcr bedächtlichsten Ausmerk-samknt lresscn könne. DuseAbsichtam
sichersten zu erreichen,evgeht daher der reiflichst erwogcneAntrag an die allge-meineReichöversammlung, sowohl einige Deputirte aus ihrem Mittel zn ernennen, um derer öffneten Untersuchung beizuwohnen, als auch in dem hierüber baldmöglichst zu erstattenden Gutachten mit patriotischer und edler Offenheit alles anbanden zu geben,waS in jeder Rükslcht, dieWichtigkett eines so unerhörtcn u. vcrabschcuungswur-digen Vorfalls, nach ihrer Klugheit und Weisheit erheischen dürfte; somit durch dieErthcilung ihres einsichtsvoll len Vcyraths die ganze unparteyische Welt zu überzeugen, daß Kaiser und Rcich nur von einerley Empfindungen,  zur Handhabung der strengsten Gerechtigkeit und  Leistung der vollc kommenstcu Genugthuung, nur üo» gleichem gerechten Abscheu gegen eine so ruchlose Schandthat, und gleicher pflichtmäßigm Achtung sür Moralität und die geheiligten Grundsätze  dcs Völkerrechts durchdrungen styn."
„Se. Röm. Kais. Maj. schen dcm« nach dcr möglichst schleunigsten Erstattung dieses Gutachtens mit reichs-oberhäuptlicher Sehnsucht entgegen, und verbleiben übrigensderen des heil. röm. Reichs Kurfürsten, Fürsten und Stände färtrcftichen Räthen, Botschaften und Gesandten, mit Kaiserl. Gnaden wohl und gewogen.   Signa-tum zu Wien untn Ihro KaisMaj. hervorgedruckten Kais. Sekret- Instegel, den ftchstenIunius, im Jahre sicbcnzehenhundcrt ncun und neunzig. Fürst zu Colloredo Mannsfeld.
^. 3.) Peter Anton Frank
5,
Paris, vom 21. May. Fol- , gendeS sind einige nähere Nachrichten über unsere Vrester Flöte, die bey Carthagena vorbeygesegelt ist. Die Flotte ist nicht in Carthagena eingelaufen. Sie wollte unverzüglich ihre Bestimmung weiter fortsetzen. Admiral Vrnix sandte ein Avisschiffnach Mallaga, und unser Consul daselbst expedirtc sogleich eincn Courier an unsern Minister der auswärtigen An- l gelegenheiten, der jetzt das Portefeuille des Sccministcrs hat, um ihm diese Ankunft unserer Flotte bey Carthagena anzuzeigen. Zu Chartbage-na sind, wie es heißt, 5 Spanische Linienschiffe mit Truppen zu unserer Flotte gestossen. Dle Bestimmung derselben giebt man folgender Maßen-an: Sie soll, ohne sich lange aufzuhalten, Truppen und Krieg b.dürf-nisse aufMinorca landen, damit diele Inst! für Spanien wieder erobcrt werde; sie soll Malta entsetzen und die Türkischen und andcren Kriegsschiffe im mittelländischen Meere abgreifen, che die Engländer diese gehörig verstärken können; sie soll die Haftn von Livovno, Neapel :c. und andere Italienische Häfen zu sichern suchen, und endlich, wie andere hinzusetzen, nach Aegypten segeln, um daselbst die Englische und Türkische Es-cadre anzugreifen, und Vuouaparte mit seiner Armee allenfalls nach Eu- l ropa zurückzuführen. Andere glau- ^ b,n, unsere Flotte werde sich nicht so weit begeben, da die Engländer in der Zwischenzeit Gelegenheit hätten , eine noch größere Macht im Mittelländischen Meere zu sammeln, und!
unsere Flotte verfolgen , und selbst einschließen könnten. Die französis. Kriegsschiffe, die sich zu Ancona und sonst im mittelländischen Meere befinden , sollen sich mit unserer Flotte ^ vereinigen. Man bedauert hier, daß die Spanische Flotte, dee zu Cadix liegt, so weit die Nachrichten bis jetzt gehen, von der unsrigcn nickt ist, dcblokirt worden. Denn Lord St. Vincent wird,wie man-glaub^schwer« lich die Station von Cadix verlassen; sondern ruhig Lord Vridport erwarten , um eine gehörige Macht zu erhalten, wenn anders unsre Flotte nicht zurücksegclte, um ihm eine Schlacht zu lieftrn und der Cadixer Flotte kuft zu machen. Hätte die Ferrolcr Escadre, die zu Rochcfort angekommen ist, zugleich mit dcv von Cadix sich mit der lmsrise" vereinigen können, so würde selbige über 50 Linienschiffe stark geworden sein, welches uns ganz die Ueberlegenhsit im Mittelländischen Meere verschafft hätte.— Nach einem Schreiben des französis. Contre - Admirals Lacrosse zuCadir vom 27. April lagen damahls daselbst 17 Spanische Linienschiffe se-gelftrtig, und für zehn andere erwartete man nur noch einige Mannschaft. Gedachter Contreadmiral war daselbst aufs beste aufgenommen worden, „ Ich bin hier zu Cadix (schreibt noch Lacrosse an den VürgerGreban, Commandanten aufderStation zu Havre) ohne zu wissen, wann und wie iH von hier abgehen werde. Allein ich werde schon ungeduldig, eine Vartcy zu ergreifen. Es gibt nur ei« Frankreich, mein Freund.,,
Vorgestern ward im Rathe der 500 folgende von mehr als 250 Bürgern von Chambery unterzeichnete Adresse verlefsen: „ Bürger - Gesetzgeber und Directoreni  Welche trübe Tage sind so plötzlich aufheitere Zeiten gefolgt? Welche neue Stürme und Gefahren drohen der Freyheit? Unlängst noch ertönte der Schrecken der republikanischen Waffen von einem Ende Europa's bis zum anderen.    Frankreich hatte verschiedenen Mächten den Frieden vorgeschrieben; es glaubte, dem allgemeinen Frieden nahe zu  seyn, und kaum ist der Krieg wieder angefangen, so gehen unsere Eroberungen verloren, das franzöfis. Gcbieth wird mit einem Einfalle bedrohet, und das Vaterland scheint wieder Gefahren zu besorgen zu haben, von denen es sich aufimmer besreyet glaubte. Existirt denn die französische Tapferkeit nicht mehr 7 Sollten unsere sieggewohnten Bataillons unrcpublikani-sche Neigungen haben? Ferne sey von uns dieser Gedanke! Der republikanische Soldatschaudcrt über seine Un-fällc, und diese haben eine andere Ursache.   Wir als die Schildwachen dieses so wichtigen Theils der Alpen, in deren Nähe leyt der Kriegsschauplatz ist, sind Ihnen, Bürger Gesetzgeber und Directoren, die Wahrheit schuldig, und wir wollen sie Ih-Aen sagen.   Warum haben sich die Conscriblncn, aus Mangel an LebcN«-wltteln und dcn nöthigsten Stücken zur -Ausrüstung, zur Rückkehr nach der Hei-mach genöthlgct geseden? Warum sind ole ungchcucrn Verschwendungen der Hil ttar.Administraüonen ungestraft ae-zmcpen? Warum ist Scherer, den der un-
sterbliche Hoche als einen Verräther b<« zeichnete, so lange im Kriegsmimsscrium geblichen, und warum hat er alsGeneral das Elend unserer Truppen vollenden können, welches cr als Kriegs-Minister vorbereitet hatte? Durch welches sonderbare Mißgeschick mußte ein solchcrMann der Nachfolger Vuonapartc's werden« Warum werden Männer, dcrcnNahmen dem Siege theuer sind, bci unseren Ar> mccn durch Leute crseyt, deren Nahmen die Jahrbücher der Revolution ntcht erwähnen, oder die Kineöwcgs dasJuttau-en des republikanischen Soldaten besi«, tzen? Warum ist dcrBesieger Roms und Neapels (Ehampionnet) mit den Gefährten seines Ruhmes in Anklagestand versetzt?   Ebct^ der   dcsorganisircnde Geist, der seit dcm Rastättcr Congreß über unseren Armeen schwebte, hat auch stincn traurigen'^Einfluß über das Gebieth derRepublit verbreitet. Der Roy« aUsmus hat das Dircctorium hinlcrgan-, gen.   Daher die vielen Avsctzungcn von Patrioten, daher der Verfall des Ge» Weingeistes und andere Vorgänge.   Die HreArcyhcit ist jetzt auch nur ein leerer Nadme.    Derjenige, welcher es wagt, ^ Wahrheiten zu sagcn,wttd mit dcmStob-rer der össenllichen Ruhe vermengt, und beide erwartet dasselbe Schicksal.   Unstreitig giebt es noch einige andere Urw-ckcn der Unfälle, die wir erfahren. Für uns ist <s genug, die vorzüglichsten angezeigt zu haben. Das gesetzgebende Corps und das Direktorium müssen sie alle aufsuchen und ihre Qullen verstopfen)c.,, Der Rath der 520 verordnete, daß diese Adresse gedruckt/ einer Commisson über-geben, und dem Direktorium zugesandt werden soll.   Im Rath der Alten ward odigc Adresse nicht verlesen ; sondern so», gleich an das Dircctorium geschickt. Anekdote aus der französis. Nevolu-
tions Geschichte.
Ein großer Theil der Schweizen-Soldaten, die am 10. August, bei
Erfüllung  ihrer Eidespflicht,  dem Tod   entgangen   waren,    befanden sich als Gefangene in dem Kerker der Abtcy.    Die September-Mörder zogen unter Anführung des niederträchtigen Huissier, Maillard, der am 5. Oktober auch die Hallen-Weiber nach Versailles geführt hatte, dahin, um sie zu todten,    Als Maillard mit seinem scheußlichen Helfershelfern   in den Saal tratt, wo sich die Schweizer befanden, und diese vergebens ihre Wuth zu besänftigen gesucht hat- i ten, standen sie alle zu gleicher Zeit ! auf, drängten sich dicht an einander, umarmten sich, und sagte» sich das letzte Lebewohl, indem sie laut über ihr hartes und ungerechtes Schicksal jammerten.   Der Ausdrucke der Ver-zwcistnng machte die Gestalt einiger Veteranen noch ehrwürdiger;   ihre grauen Haare ftößten Ehrfurcht ein, «nd über ihre festen VUcke wurden die verworfenen Meuchelmörder bestürzt, die sie umringten.    Aber bald gab das Mordgehcul der übrigen, die entfernter,   und nicht  Augenzeugen dieser Herz-zerreisscnden Seene waren , welche mit Zauberkraft die Näherstehenden   einen Augenblick  entwaffnet hatte, dem Trupp seine gan-zeWildheit wieder.    Plötzlich riß sich ein Schweizer aus den Armen seiner Cameraden los,  und trat mit Zuversicht vor.    Es war ein Manu von   großem  Wuchs,  interessanter Physiognomie und martialischem An-stsnd.    „Ich will zuerst sterben, rief er mit ruhiger Stimme, ist einer unter eiLch , der etwas von Kriegs-Dis-riplm versteht, st wird er wjffen,
daß gemeine Soldaten,  wie wir j l nicht verantwortlich  für die Sache i sein können, die man uns zur Last ^ legt, sondern die, welche uns kom-mandirt haben.    Aber sie haben sich gerettet, und wir, wir müssen sterben.    Doch wißt, daß brave Leute, wie wir, den Tod nicht fürchten, den? wir in euerem Dienst hundertmahl in Schlachten trotzten! „ — Hierausfragte er die Mörder, die um ihn standen:   Wo  muß   ich   hingehen? Man öffnete  ihm die Kerkerthüre, und er trat stolz hinaus.    Die Mörder , die über seinen Muth erstaunten, fuhren anfangs zurück.    Endlich schloffen sie, mit Säbel, Keule, Spieß und Vayonnet in der Hand, einen Kreis um ihn. Als der Schweizer so in der Mitte stand,   that er zwei Schritte rückwärts, blickte ruhig um sich her, kreuzte seine Arms über seine  Brust,   und blieb eins Weile unbeweglich stehen.    Wie ee sah, daß Alles zu  seiner Hinrichtung bcrcit   war, stürzte er sich i« dic Piken und Vayonnette, und siel, von   tausend Streichen   durchbohr» Seine unglücklichen Cameraden vernahmen scm Röcheln, und theilte« bald darauf sein Loos. — Schweizer! die  ihr dieses leset, erinnert eu«b, es waren eure Laudsleute.    In diesen letzten, verlassenen Augenblicke« schwebte vor ihren scheidenden Seelen der Gedanke «n das Vaterland, an Brüder und  Verwandte:   „"6 werden unsre Schatten versöhnen! „
dachten fie.-------Habt ihr sie v^
söhnt, Schweizer?