IV. Jahrgang. Nl . 2«, ^ Zeitsthrist str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und lostet: Insertionsgebühren: Für die Lipaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Ganzjährig Ganzjährig fi. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig 3.— Halbjährig „ 2.50 Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile 9, Einzelne Nummer 5 lr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Die Redaktion befindetsich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümer des Blattes. Die Administration in Otto kor Klerr's Buchhandlung Manuskripte werden nicht zurückgesendet. Hauptplatz, Nr. 313. Laibach, Dinstag am 9< März 1869. Die „Erklärung" des politisch-nationalen Vereines „8lnv«lM" und die Zufriedenen und die Unzufriedenen. Der Verein „ßlovenija" hat mit dem Beschlüsse seiner letzten allgemeinen Versammlung, an den Gemeinderathswahlen sich nicht zu betheiligen, das Richtige getroffen, — Be­weis dessen die fulminanten Leit- und anderen Artikel im „Tag­blatt". Die „Erklärung" in eben so ruhiger und würdiger Sprache abgefaßt, findet in diesem „Musterblatte für Wahrheit" die ein­gehendste Analyse, die sich jedoch in dem gewöhnlichen Salbader unserer „Liberalen" bewegt d. h. — in Fräsen. Hat doch die „Erklärung" nur auf Thatsachen hingewiesen, welche vor Jedermanns Augen liegen; diese lassen sich nun zum großen Verdrusse des „konstitutionellen Vereines" und des „Tag­blatt" nicht Wegdisputiren; man dreht sie zwar und verdreht sie, allein die Sache bleibt: Laibach ist feit jener Periode als die Nationalen das Ruder der Hauptstadt führten, eine viel nettere, freundlichere Stadt, und selbst jene Sokol-Affaire, welche die „un­parteiischen Männer" in einigen Wiener- und Grazer-Blättern zu einem Kanibalen-Monstrum aufgebläht haben, thut feit jener Zeit dem „Tagblatt" keine Dienste mehr, als jener „edle deutsche Mann" , (so wurde er von den genannten Korrespondenten genannt) um welchen sich die Affaire drehte, vom Gerichte in Neustadt! we­gen Verbrechens des Betruges verurtheilt wurde. „Aber Laibach hat jetzt 100.000 Gulden Schulden!" — ruft das „Tagblatt" triumfirend aus. — Freilich hat es diefe Schuld gemacht, dafür aber hat es eine Kleinigkeit in's Eigenthum erwor­ben— das fchöne Schloß Unterthurn fammt Zugehör, wofür man alle Tage Käufer mit 120.000 fl. und mehr hat. Das Kunst­stück: einen schönen Besitz kaufen, eine neue Brücke mit 30.000 fl. bauen und kein Geld dafür ausgeben, verstehen freilich die Nationalen nicht; dieses Kunststück weiden Wohl die „Deutsch-Liberalen", welche mit dieser städtischen „Schuld" nicht zufrieden sind, ausführen, daher ist in der „Erklärung" des Passus: „sie versprechen goldene Berge," vollkommen richtig. Die Nationale n suchten nach Mitteln und Wegen, um der Kommune Einnahmen zu verschaffen, ohne den Grund-und Haus­besitz zu belasten, und auf was die privilegirte „Intelligenz" nicht einmal im Traum dachte, siel den „geistesarmen" Nationalen ein: durch sie wurde die Erhöhung des Verzehrungssteuer-Aequivalentes um jährliche 38.000 fl. movirt und auch glücklich erwirkt. Das alles sind nun Thatsachen, die sich nicht wegfrasiren lassen: und darob des „Tagblatt" — giftiger Groll! — Die Na­tionalen wollen vorläufig in Ruhe leben und werden lediglich Kritik üben über Beschlüsse, welche die Herren Hansel, Pauer, Komar, Terpin, Leskovic und Genossen zum Wohle unserer Stadt fassen und ausführen werden. Die Passivität der Nationalen mag freilich den Tagblättlichen Freunden sehr unbequem sein; ja sie tonnten sie kaum erfassen und nannten sie ein „plumpes Manöver," — allein warum sollten die Nationalen in dieser Aera nicht auch Ferien haben, da ja soviele andere Hände am „Tempel der Freiheit" bauen! Wer übrigens noch zweifeln möchte, daß die deutsche Partei (so nennt sie sich mit eigenen Worten in allen Korrespondenzen) alle Mittel in Bewegung setzte, um zur Herrschaft in der Gemeinde zu gelangen, den ersuchen wir nur die Blätter der „Laibacher Zeitung" bei den letzten Gemeinderathswahlen zur Hand zu nehmen und dort wird man es schwarz auf weiß finden, was man jetzt wegzuleugnen die Frechheit hat. Und die Nationalen haben sich durch ihren Beschluß, an den gegenwärtigen Gemeinderathswahlen sich nicht zu betheiligen — wie wir mehrseitig hören— den Dank besonders vieler Gewerbsleute erworben. Noch ist ihnen aus den letzten Wahlen in zu guter Erinne­rung, wie ihnen mehrere „Liberale", darunter hier und da sogar ein „großerHerr" mitEntziehung der Arbeit, mit Aufkündung der Gewölbe oder Wohnungen u. dgl. droheten, (ist beson­ders in der Pfarre St. Jakob, aber auch anderwärts geschehen) wenn sie nationale Kandidaten wählen. Wir können mit Namen dienen. Nun mit solchen schmutzigen, nichtswürdigen Waffen haben die Nationalen niemals gekämpft, — und Eroberungen mit solchen eckten „Hinterladern" entblödet man sich nicht: „Vertrauen der Bevölkerung" zu nennen!! Wenn man bedenkt, wie schwer die Existenz heutzutage manchem Gewerbsmanne geworden ist, — mit wicvielen Sorgen er zu kämpfen hat, um sich und seine Familie zu ernähren, wieviel demselben daher an der Erhaltung seiner Kunden gelegen sein muß, und wie sehr ihm oft gerade an das Gewölbe oder die Wohnung dieses oder jenes Theiles der Stadt gelegen ist, so wird man es begreiflich finden, daß viele ehrliche Patrioten aus dem Gewerbe­stande mit dem Beschlüsse des Vereines „Llovenisa" sich an den Wahlen nicht zu b et heiligen, sehr zufrieden sind, damit sie nicht — als Opfer des besagten Terrorismus fallen. Rede des Abgeordneten Svetec in der 166. Sitzung des Abgeordnetenhauses am 23. Februar 1869. „Ich hätte nicht um das Wort gebeten, wenn der Herr Abge­ordnete Dr. Sturm mit Berufung auf unsere Grundgesetze hinsicht­lich der Vollzugsklausel nicht eine der Erfahrung gänzlich widerspre­chende Behauptung aufgestellt hätte. Der Herr Abgeordnete Dr. Sturm legt nämlich auf die Voll« zugstlllusel gar kein Gewicht und meint, unsere Staatsgrundgesetze enthalten gar keine Vollzugsklausel, es unterliegt jedoch keinem Zwei­fel, daß sie sogleich in Vollzug gesetzt werden müssen. Diese Be­hauptung, meine Herren, ist, wie uns die Erfahrung lehrt, unrichtig. Ich will mich dießfalls nur auf die Anführung einiger Fälle be­fchränlen. Es ist bekannt, daß durch die Grundrechte die Wahlfähigkeit in die Gemeindevertretungen auch jenen Staatsbürgern eingeräumt wurde, welche in der Gemeinde nicht zuständig sind, aber dahin doch Steuern entrichten. Es ist eine bekannte Sache, daß einige Stadt-Vertretungen diese Bestimmung dahin aufgefaßt haben, daß sie ohne Verzug in Wirksamkeit zu setzen sei. Es ist bekannt, daß dieses na­mentlich die Stadtkommune Wien gethan hat; allein was ist ge­schehen? Das Vorgehen der Stadtlommune Wien wurde durch die Statthalterei eingestellt, und als man in Folge dessen eine Depu­ tation an Se. Exzellenz den Herrn Minister des Innern gesandt hatte, antwortete ihr dieser: Ja, die Bestimmung ist richtig, allein sie ist bloß eine grundsätzliche Bestimmung, und kann nicht eher in Wirksamkeit treten, als bis die betreffenden Durchführungsgesetze er­lassen sind. (Rufe: Hört! im rechten Zentrum.) Meine Herren! Es ist eine bekannte Sache, daß von vielen Seiten die Theorie aufgestellt worden ist, daß, nachdem in unseren Grundrechten die Preß- und schweren Kriminalvergehen vor Schwur­gerichte gehören, diese Schwurgerichte sogleich hätten in Wirksamkeit treten sollen, und daß von dem Augenblicke an, als die Grundrechte publizirt wurden, kein derartiges Verbrechen und Vergehen mehr nach dem gerichtlichen Verfahren hätte behandelt weiden sollen. Es wurde diese Theorie von vielen Seiten aufgestellt, allein, meine Herren, was sagte unsere Praxis dazu? Man sagte: Das ist undurchführbar, so lange nicht die betreffenden Vollzugsgesetze im verfassungsmäßigen Wege geschaffen sind. (Rufe rechts: Hort!) Ich erlaube mir weiter noch auf eines aufmerksam zu machen, was speziell Se. Exzellenz den Herrn Minister für Kultus und Un­terricht betrifft. I m §. 19 des Grundgesetzes über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger ist bekanntlich der Grundsatz ausgesprochen worden, daß kein Volksstamm gezwungen werden kann, seine Ausbildung in einer fremden Unterrichtssprache sich gefallen zu lassen. Nun ist aber bekannt, wie sehr namentlich die böhmischen Abgeordneten das zur selben Zeit in Böhmen bestehende Sprachengesetz, welches sie das Sprachenzwangsgesetz nannten, perhorreszirten; allein konnte der Herr Unteirichtsminister dieses Gesetz einfach auf Grund der be­schlossenen Grundrechte suspendiren? Und hat er es faktisch gethan ? Nein, er hat es nicht gethan, er mußte abwarten, bis der Feuilleton. Laibacher Typen. (Fortsetzung,) Ter Student (6«NIU8 univer»»!!»). Er wird eigentlich nicht als solcher geboren, denn sein Geburts­ort ist entweder die geräuschvolle Stadt, wo er von Beamten oder Bürgern abstammt, oder dasstäche Land, wo ein vermöglicher Baue r mit Hinblick auf den jetzigen Stand des Nachbarsohnes seinen „ta­lentvollen" Sprößling „in die Schule schickt", damit derselbe ein Her r werde; selbstverständlich meint der rechnende Vater, sein Sohn müsse gleich dem seines Verwandten oder Nachbars ein „Herr", d. h. Geistlicher werden; wird er es nicht, so flucht er ihn anfangs, fügt sich aber schließlich doch in's Unvermeidliche und schickt ihm doch jährlich 3—400 Gulden, wenn er ihm nach Wien „durchgeht". Diese Klasse von Genien — denn Genies sind sie ohne Zwei­fel zu nennen — ist also von anderen Menschenkindern ganz ver­schieden. Der Student vom Lande steht als kleiner Knirps ganz un­ter der Herrschaft einer ältlichen, womöglich buckligen Magere, welche in aller Frühe aufsteht und mit Filzschuhen die Frühmesse besucht, um andere Menschenkinder nicht aufzuwecken. Er ist kasernenartig einlogirt, die niedere Sorte schläft zu nnterst und muß sich daher gefallen lassen, wenn die höhere in später Nachtstunde über ihre Köpfe hinweg in's Bett steigt. Doch das sind die allcrkleinsten Lei­den der niederen Sorte; bei Tage dient sie zugleich als Dienstmann und ist berufen, der größeren verschiedene Kleinigkeiten aus den Ge­wölben zu holen und sich als Lohn dafür schlagen zu lassen. Bis zur vierten Klasse ist der Student nichts, er wird kaum beachtet, er spielt also im öffentlichen Leben gar keine Rolle. Um jedoch diese Klasse besser beurtheilen zu können, theilen wir sie in drei Klassen ein. 1. Der Gymnasiast oder Schulfuchs (6euiu3 Käs­lis). Er ist entweder ein von seinen Ellern anerkanntes Genie vom Lande, oder ein Muttersöhnchen aus der Stadt. Die erstere Sorte zeichnet sich höchstens durch ein schlechteres Deutsch und durch die Landtag ein dießbezügliches Gesetz ausgearbeitet halte. (Bravo! rechts.) Ich glaube, daß dieses Präjudiz im vorliegenden Falle doch den Ausschlag geben dürfte. Dann, meine Herreu, bitte ich noch zu erwägen, wenn man solche Präzedenzfälle gelten läßt, in welche Lage die Landtage ver­setzt werden — und da erlaube ich mir nur anzuführen, wie mit der Vorlage gerade dieses Schulaufsichtsgesetzes bei uns in Krain vorgegangen wurde. Als dem Landtage diese Vorlage vorgelegt und von dem betreffenden Ausschüsse in Berathung gezogen wurde, hat man es für nöthig gefunden, auch den Rcgierungsvertreter beizu­ziehen, um mit ihm in voraus darüber in's Klare zu kommen, welche Konzessionen die Regierung überhaupt zn machen gedenke; und was sagte der Herr Regierungsvertreter? Er habe keine andere Instruk­tion als die Vorlage, und die Folge dessen war, daß er Punkt für Punkt die Regierungsvorlage vertheidigte und daß die Landesver­tretung in die Lage gesetzt war, entweder die Regierungsvorlage unbedingt wörtlich anzunehmen oder gegen die Ansichten der Regie­rung zu verstoßen und so das Zustandekommen des Gesetzes zu ge­fährden. Nun da erlaube ich mir auf einen Punkt der Regierungsvor­lage aufmerksam zu macheu. I n der Regierungsvorlage wurde be­kanntlich dem Bezirksvorsteher das Präsidium im Bezirksschulräte eingeräumt. Wir haben uns in unserm Landtage dagegen gesträubt und uns dabei auf den Vorgang im hohen Abgeordnetenhaus selbst berufen. Es ist bekannt, daß auch in der Vorlage des Neichsgesetzes diese Bestimmung enthalten war, daß nämlich der Bezirksvorsteher das Präsidium im Bezirksschulrats zu führen habe, und diese Be­stimmung der Regierungsvorlage wurde vom hohen Abgeordneten-Hause ausdrücklich eliminirt, und Se. Exzellenz der gegenwärtige Minister der Justiz war derjenige, der selbst hauptsächlich dazu bei­getragen hat, daß diese Bestimmung eliminirt wurde. (Rufe im rech­ten Zentrum: Hört!) Nun gegen diefe Bestimmung haben wir uns ebenfalls in unserm Landtage ausgesprochen. Ich frage nun, wenn wir keine andere Wahl haben, als entweder die Regierungsvorlage Vorurtheile aus, welche großdeutsche Professoren gegen dieselbe zu haben pflegen, sowie durch die Opposition, die sie den Lehrern ge­genüber ostensiver zur Schau trägt, als die gehorsamere noble Sorte; die letztere ist gewöhnlich eine sehr schlechte Auflage, sie muß von den Kollegen vielfach korrigirt werden, bis sie kollegial wird, d. h. das Spitzeln laßt, das sie mit auf die Welt gebracht hat. Daher ist in der Regel jede Klasse in zwei Parteien getheilt, die erst mit dem zunehmenden Alter allmälig in einander verschmelzen. Der Gymna­siast ist überall Student, sein Auftreten stets sehr unsicher, erlauscht auf die Tritte des Professors und wird kleinlaut, wenn er dessen Stimme auch in der Ferne hört. Da er in Ermangelung des allein bildenden, jedoch verpönten Umgangs mit der Damenwelt sich den Lebensschliff, welcher im Cicero und Demosthenes nicht zu erlernen, erst im praktischen Leben suchen muß, so nimmt er Stunden beim Tanzmeister und veranstaltet schließlich ein Kränzchen, welches ihm jedoch von der allsehenden professorischen Genauigkeit sogar im Zeug­niß zum Nachtheile seiner Sittenklasse vorgemerkt wird. Aber das Genie wird durch derlei Auszeichnungen nicht bestochen, es tanzt nach wie vor in dem Bewußtsein, daß die professorische Regierung nicht ewig währt, und wenn es nach verschiedenen Leiden und Freuden seine Studentenlaufbahn verläßt, dann sind auch die frohen Tage zu Ende; man veranstaltet ein Valete und trennt sich je nach Gemüth entweder in wehmüthiger Stimmung und bangem Herzensschlage, oder gleichgiltig, wenigstens dem Scheine nach. Nun trennen sich die Wege, anfangs nährt häufiger Briefwechsel die Gluth der Freund­schaft, aber allmälig erkaltet auch diese und wenn man sich später im Leben wieder begegnet, so erwähnt man wohl der einstigen Kol° legialität, läßt sie jedoch im sonstigen Benehmen kaum merken. Hie und da grämt sich wohl auch eine verlassene Geliebte so lange, bis sie — einen Ersatz findet, in der Regel jedoch knüpft der Htuäio derlei zärtliche Bande nicht, denn die Liebe zum jungen und hübschen weiblichen Geschlechte ist in seinem Reglement mit den Hartesten Strafen bedroht. 2. Der Realschüler oder Stahlfuchs (Dominus iu­ian») vermag sich nie zu jener Höhe der Anschauungen empor zu schwingen, welche von einigen exzentrischen Professorentöpfen seinem Vorgänger zugemuthet wird, er bleibt in geistiger Richtung hübsch anzunehmen, oder zu riskiren, daß uns dann im Verordnungswege eine Ordonnanz aufoktroyrt werde, ich frage dann, in welche Lage kommen wir? Wird das Gesetzgebungsrecht des Landtages auf diese Art nicht in eine wahre Zwangslage versetzt? Ist man dann nicht genöthigt, entweder die Schule den Händen der politischen Behörde, also der Bureautratie, auf eine unberechenbare Zeitdauer zu über­lassen oder alles zu akzeptiren, was der Regierung beliebt, einem Landtage vorzuschlagen? Das, meine Herren, sind die praktischen Konsequenzen, welche 5er Fall schafft, wenn wir die gegenwärtige Verordnung Sr. Ex­zellenz des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht ohne Wider­spruch hinnehmen. (Bravo! im rechten Zentrum.) Korrespondenzen. Stein, 7. März. ^. Aus unserer Stadt dringt wohl selten ein Laut bis zu den Höhen des „Triglav", es hat fast den An­schein, als ob wir auf die Aufmerksamkeit seitens der Welt und der Journale Verzicht leisten würden und in stiller Beschaulichkeit un­sere Tage zubringen wollten. So wenigstens »erhielt es sich bis jetzt, doch nun beginnt es sich auch bei uns zu regen, das nationale Be­wußtsein hat sich durch die Eisdecke^des bequemen Gehenlassens Bahn gebrochen, wir haben bereits eine öitalnica, welche demnächst feier­lich eröffnet werden foll. Wo es an Eifer nicht fehlt, da ist auch der Erfolg sicher, und Eifer entwickeln unsere Mitglieder, Beweis dessen die gestrige „Veseda", welche den freilich noch kleinen interimi­stischen Saal füllte. Die Leistungen der Dilettanten sowohl in mu­sikalischer als dramatischer Beziehung kann man nur lobenswert!) nennen. — Wir schließen uns also den übrigen Städten und Märk­ ien in der Errichtung einer <3italnica an; wir kommen allerdings schon sehr spät — aber wir kommen doch! Rudolfswerth, 4. März. Die Deklaration des Vereins „Slo­venija" und der bisherigen nationalen Mitglieder des Laibacher Ge­meinderathes, daß sich die Laibacher Nationalen an den nächsten Gemeindewahlen gar nicht betheiligen, und niemand der bisherigen nationalen Gemeinderathsmitglieder eine allfällige Wiederwahl an­nehmen werde, wird von den hiesigen Nationalen, und ich möchte P2,r tsrrs, lernt aber von seinen Professoren den Kopf recht hoch tragen. Da er größtentheils den „besseren" Häusern entstammt, so ist er minder national, als der Gymnasiast, oder vielmehr, er hat keine politische Gesinnung. Zwischen ihm und seinem Vorgänger herrscht ein ewiger Krieg, der mitunter in Wort- oder Thatgefechte ausbricht. Sein lollegialisches Leben ist bei weitem nicht so innig als bei jenem, da sind die Gegensätze zwischen Bauern- und Stadtkind noch schroffer, die Protektion des letzteren von Seite der Lehrer — in neuester Zeit mit dem Titel „Professor" belehnt — noch auffäl­liger, namentlich wenn die Vater derselben Mitglieder des konstitu­tionellen Vereines sind oder guten Wein im Keller haben. Sonst ist diese Klasse der Studenten nicht eben bemerkenswerth, sie erreicht auch nie eine staatsgefährliche oder nur bedeutende Rolle und wir finden bei keinem Gelehrten oder Klassiker bemerkt, daß er Real­schüler gewesen wäre. Wir würden demnach nicht behaupten, daß unsere Realschule bestimmt wäre, einstens Bildhauern mit Monu­menten Beschäftigung zu geben. 3. De r Norma l schul er (Intan» ala^atu») ist eigentlich ein im Werben begriffenes menschliches Geschöpf, vorläufig ohne einen andern als kindlichen Verstand, mit Schreibtafel und Fleißtheken, fein Gott ist der Lehrer oder das noch mehr gefürchtete „Staberl", seine Erholung häufig die Pönitenzen, welche hier sehr stark «n voAus sind und zugleich dem Kässtecher Gelegenheit geben, durch die Vermittlung des Lehrers zu billiger Emballage für die riechende Waare zu gelangen. Der Normalschüler ist also noch kein wirk­licher Mensch mit menschlichen Rechten, seine Richter sind Lehrer, Instruktor und Eltern, sein Glaube das Buch, seine Gedanken Fer­nikolo, Bockshörner und Feigen; zwischen allen diesen Elementen theilt er seine Zeit so lange, bis ihn der Wille seiner Lehrer in eine der früher erwähnten Klassen hinausschiebt; dann erwacht auch sein „herrliches" Bewußtsein, wenn der angenehme Schall „Sie " aus professorischem Munde an sein freudig überraschtes, früher an ein barsches Anfahren gewohntes Ohr schlagt. Jetzt erst beginnt er sich zu fühlen und fühlen zu lassen, da das elende „Du " ihn nicht mehr an seine Nichtswürdigkeit mahnt. (Forts, folgt.) wohl glauben, bei den dargestellten Verhältnissen allgemein im Lande gebilligt und wird zweifelsohne auch die Billigung der auswärtigen Parteigenossen finden. Heute um 2 Uhr Nachmittags brach aus bisher noch unbe­kannter Ursache, wahrscheinlich aber aus Unvorsichtigkeit, in dem etwa eine halbe Stunde von Rudolfswerth entfernten Dorfe Buönavas Feuer aus, und äscherte fast das ganze Dorf ein. Nähere Daten über diese Unglückskatastrofe sind bis jetzt noch nicht bekannt. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 9. März. — (Zu den Gemeinderathswahlen) Trotz der heuchlerischen Sprache im „Tagblatt", welche ein Unbefangener für den Ruf nach Frieden halten könnte, wollen unsere famosen „Volts­freunde" Krieg, Krieg um jeden Preis; sie suchen den Kampf, ja sie sind sogar schon so sehr im Nebel von Clilum befangen, daß sie dort Feinde sehen, wo keine sind, daß sie hinter dem Walde der Passivität einen Hinterhalt, ein auf Ueberrumplung abzielendes Ma ­növer wittern. Ma n sollte glauben , daß sie unserer Abstinenz gegenüber die bisher beliebten und üblichen Agitationen für unnöthig finden würden, aber man sieht bekannte, sehr agile Persönlichkeiten, welche als Läufer vorzügliches leisten, eilfertig in der Stadt und den Vorstädten herumschießen und in ganz unansehnlichen Häuschen den Wählern, welche sie sonst gar nicht oder nur mit Verachtung angesehen hatten, sehr angelegentlich den Hof machen. Wozu denn das, meine Herren? Ist Euch nicht einmal der Boden sicher genug, der jetzt ganz Euch gehört? Fürchtet Ih r etwa, daß Ih r mit Euren Kandidaten nicht durchdringt? Es gibt ja keine anderen, wenn über­haupt gewählt wird — und dafür werdet Ih r wohl sorgen, — so müssen die Eurigen durchdringen. Oder glaubt Ih r etwa, daß die nationale Kriegstattik Kandidaten über Nacht wird hervorschießen lassen? — Auch die Presse ist in Bewegung, man streut deutsche und slovenische (!) Aufrufe in der Stadt aus. O sonderbare Schwär­mer! Wozu slovenische Kandidatenlisten, da doch Laibach deutsch ist?! Wie unkonsequent ist Euer Handeln, wie unkonsequent Eure <— Kandidatenlisten! Während Ihr die Schreibweise „De2man" entschieden perhorreszirt und als ein Attentat auf die Person selbst erklärt, erscheint Euer Orakel „Deschmann" auf der Liste für Slo­venen als „DeLman", „Schöppl" als „Zöpl", „Rudcsch" als „Ru ­detz" u. f. w. Nach der Argumentation des „Tagblatt", das jüngst den Namen „Vilhar" für etwas ganz anderes erklärte als „Wilcher", müssen wir es als folgerichtig annehmen, daß die Stimmen, die „DeLman" erhält, nicht etwa dem „Deschmann" gelten und umge­kehrt. Wie sonderbar! Mi t diesen Inkonsequenzen schlägt Ih r Euch an jeder Ecke, wo die riesigen Plakate zum Staunen der Gassen­jugend sind, der die bunten Farben gefallen, selbst in's Gesicht. Ih r nagelt Eure konstitutionellen Grundsätze an die Wand, Ihr , die Ih r dem Herrn Magistratsleiter öffentlich Dank aussprächet, weil er die Namen nach Eurem Geschmacke mit „tsch", „egg", „sch" und „zh" drucken ließ! Erkläret mir, Graf Oerindur! — (Dr. E. H. Costa) wurde in Folge seiner Thätigkeit beim agrarischen Kongresse von den Landwirthschafts - Gesellschaften zu Bregenz und Czernoviö und zwar von der erstern zum Ehrenmit­gliede, und von der letztern zum korrespondirenden Mitgliede erwählt. — (Unser Landsmann, Herr Gerbic) hat von der Direktion des Nationaltheaters in Prag einen ehrenvollen Ruf er­halten, welchem er auch Folge leistete und bereits an seinen neuen Bestimmungsort abgereist ist. Er dürfte in Kürze daselbst in einer Tenorpartie auftreten. — (Der letzte Sokolabend) übertraf seine Vorgän­ger, was den Besuch anbelangt, und kam ihnen in Bezug auf die zum Vortrage gebrachten Piecen mindestens gleich. Herrn Nav ­niters „Brencelj" versetzte wie immer das Publikum, unter denen sich auch Damen befanden, in die heiterste Stimmung, der gesang­liche Theil gefiel gleichfalls, namentlich ein humoristisches Quartett. Das Lustspiel befriedigte vollkommen, obwohl es mit Rücksicht auf Zeit und Raum nicht auf eine improvisirte Bühne paßt. Wir wür­den kleine Burlesken mit zwei oder drei Personen vorziehen. — Die Pausen füllte die städtische Musikkapelle mit heiteren Tanz­stücken. Ein Schreiben des Herrn M. Vilhar, welcher den „So ­tol" auf den Tabor in Innerkrain einladet, der am 2. Mai bei seinem Schlosse Steinberg stattfinden soll, wurde mit Begeisterung aufgenommen. — (Slovenische Referenten beim obersten Ge­richtshof.) Die „Novice" bringen eine Originalkoirespondenz aus Wien, in welcher erwähnt wird, daß bei dem k. k. obersten Gerichts­hofe 4 Rllthsstellen zu besetzen sind, wovon zwei an Grazer Ober­landesgerichtsräthe verliehen werden sollen. Von den frühern Räthen war Hofrath v. Nlborgetti, welcher als der slovenifchen Sprache kundig galt. Jetzt werden wir wieder sehen, ob das Ministerium weiß, daß in Oesterreich anderthalb Millionen Slovenen leben — daß auch deren Rechtsangelegenheiten und Klagen vor den obersten Ge­richtshof kommen — und daß unter dessen Räthen doch wenigstens einer sitzen muß, der flovenisch vollständig kann. Hier wird es sich also zeigen, wie viel Recht die slovenische Nation in. der neuen Aera zu erwarten hat. Wenn ich (sagt der Korrespondent) gut un­terrichtet bin, so fühlt man in allen Kreisen das dringende Bedürf­niß eines der slovenifchen Sprache ganz mächtigen Referenten. Leider wird solchen Bedürfnissen nicht stets Rechnung getragen. Wir können uns in Oesterreich schwer trennen vom alten Herkommen: entweder sagt man, daß man keine Beamten hat, die der slovenifchen Sprache mächtig sind, und hat man sie, so werden die Stellen anderen ver­liehen. Von jenem Gerichtshöfe aber, der an höchster Stelle über Recht und Unrecht entscheidet, erwarten wir, daß er dem Rechte gibt, was ihm gebührt, und daß daher von den 4 vakanten Hofrathsstel­len wenigstens eine nach den Grundsätzen der vollen Gleichberechti­gung einem in der slovenifchen Sprache ganz festen Manne ver­liehen wird. ^— (In öernembel — ein deutsches Kasino.) Da in die öernembler öitalnica^zu viel Kroaten kommen, so findet sich deutsche Intelligenz von öernembel nicht ganz heimlich darin, und beabsichtigt daher ein eigenes deutsches Kasino zu gründen, für welches bereits — vier Mitglieder gewonnen sind. — (Die Natio n »rb»^«,) in Neusatz hat folgende Prä­mien ausgeschrieben: 1. Für eine Geschichte der serbischen Literatur 120 Dukaten; 2. für ein dem serbischen Volksleben entnommenes Lustspiel 200 Gulden; 3. für eine Elhnografie der slavifchen Völ­ler 200 fl.; 4. für eine serbo-troatische Bibliografie 300 fl.; 5. für ein Handbuch für verschiedene schriftliche Aufsätze 300 fl.; 6. für zwei Erzählungen für Kinder, 3 — 4 Druckbögen stark, je 40 fl.; 7. für einen Almanach für erwachsene Serbinen 20 Dukaten. — Für den „letalis " sind folgende Prämien ausgeschrieben: 1. für die Geschichte der serbischen Bevölkerung in der sogenannten kroati­fchen Militärgrenze 60 Dukaten; 2. für einen Aufsatz über die Gründung des serbischen Nationalkongresscs 60 fl. ; 3. für eine Skizze der Geschichte des serbischen Nationaltheaters 60 fl.; 4. für einen Aufsatz über die Art und Weise, wie der serbische Buchhandel zu fördern wäre, 40 fl.; 5. für eine Abhandlung über die Aesthetik der serbischen Nationallieder 100 fl.; 6. für eine Monografie von Neusatz 60 fl.; 7. für eine Ballade 5 Dukaten; 8. für eine No­velle aus dem Volksleben 50 fl.; 9. für einen Aufsatz, betreffend den Ertrag der Landwirthschaft und Viehzucht in der Umgebung von Neusatz 100 fl.; 10. für Übersetzungen klassischer Werke des griechi­schen und römischen Alterthums, und zwar a) für die Übersetzung des König Oedipus von Sofokles, im Metrum des Originales 100 st.; d) für die 4 katilinarischen Reden Cicero's mit einem kurz gefaßten Kommentar 80 fl.; o) für die Demosthenes'sche Philipica mit Kommentar 100 fl. — Aus gesagtem ist wohl ersichtlich, wie allseitig fördernd die ruatiea »rdgllÄ zur Hebung der serbischen Li­teratur wirkt. Manches der erwähnten Werke wäre auch für unsere slovenische Literatur sehr schätzenswerth und — nothwendig. Zur Aufklärung. Bereits wiederholt wurde der Vorwurf gehört, daß sich die „Nationalen" mit Unrecht das Verdienst des Ankaufes von Tivoli zuschreiben, indem die Initiative hiezu nicht von ihrer Seite aus­ ging. — Obwohl Feind jeder Polemik, halte ich mich doch verpflich­ tet, nachdem der dießfällige Vorgang nicht allgemein bekannt sein dürfte, denselben aufzuklären: Als ich von dem beabsichtigten Verkaufe des Gutes Tivoli an Herrn v. P. hörte, war ich der Ansicht, daß die Gemeinde sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen dürfe, dieses Gut zu al­ quiriren. Ich berief daher den Gemeinderath zu einer außerordentli­chen Sitzung, und verfügte mich vor derselben zum Gemeinderathe Dr. Schöppl als Obmann der Finanz-Sektion, dem ich meine Idee mittheiltc, und den ich ersuchte, den bezüglichen Antrag im Ge­mcinderathe zu stellen, indem ich als Vorsitzender Bürgermeister es nicht leicht selbst thun könne. Der Gemeinderath faßte sohin den einhelligen Beschluß nach diesem Antrage, und beauftragte vertrauensvoll mich mit den bezüg­lichen Verhandlungen, welche ich bis zum Abschlüsse des definitiven Vertrages ganz allein durchführte. Nach dieser Darstellung wird es jedermann leicht sein zu be­urteilen, wem das Verdienst des Ankaufes von Tivoli gebührt. Laibach, am 7. März 1869. Di-. N. H. Oasta. Erklärung. Da sich eine gewisse Sorte von Individuen darin gefallt, trotz meiner dießbezüglichen Erklärung im „Triglav" für den Verfasser oder wenigstens Urheber oder Mitarbeiter der im Feuilleton erschei­nenden „Laibacher Typen" Herrn Ioh. Alf. Hartman« auszuge­ben und einige Punkte darin zu seiner persönlichen Verdächtigung oder geschäftlichem Nachtheile zu mißbrauchen, so sehe ich mich ge­drungen, wiederholt zu erklären, daß Herr Hartman « weder für den „Triglav" schreibt — außer jenen Artikeln, die mit „H. " sig­nirt sind —, noch auch auf den „Vrencelj" irgend einen Einfluß übt oder geübt hat, daß vielmehr jene „Laibacher Typen" und der berüchtigte „Vrencelj" nur aus meiner Feder stammen. Da ich einerseits keinen Grund habe, die Anonymität zu wah­ren, andererseits aber meine Sünden — wenn die „Typen" und der „Vrencelj" solche wirklich enthalten — nicht auf die Schultern mir theuer gewordenen Personen, wie die Familie Hartmann, ge­wälzt wissen will, so erfülle ich nur eine angenehme Pflicht, indem ich dieß veröffentliche. Dieß als Antwort jenen Personen, die in höherem Klatsch „machen". ^ak. H,1e80vo, verantwortlicher Redakteur des „Triglav" und „Vrencelj". Berichtigung. Aus Rudolfswert h erhalten wir folgende Zuschrift: Geehrte Redaktion! I n der gestrigen (Freitags-) Nummer des „Triglav" kommt­eine Notiz aus Rudolfswerth vor, nach welcher die, von der hiesi­gen Stadtgemeinde in Angelegenheit der projektirten Eisenbahn-Trace durch Unterkrain nach Wien entsendete Deputation hohen Orts die Zusicherung erhalten hätte, daß „wenn die Bahn durch Unterkram gebaut werden würde, sie jedenfalls Rudolfswerth berühren müsse." Obgleich es jedermann, der mit dem heutigen Stande dieser Eisenbahnfrage einigermaßen bekannt ist, selbstverständlich sein müßte» daß eine so strikte Zusicherung von Seite des hohen Ministeriums nicht erfolgen konnte, umsoweniger, wenn, wie es in der Notiz felbst heißt, eine Tracirung von Seite der Regierung erst vorzunehmen fein wird, so sehen sich die Mitglieder der Deputation doch veran­laßt, diese durch eine optimistische Auslegung ihrer Relation und durch die alles vergrößernde Fama erzeugte Nachricht dahin zu be­richtigen, daß die Aeußerungen an den maßgebenden hohen Orten nur dahin gelautet haben, daß bei der Wahl und Führung der Trace von Seite der Regierung jedenfalls auf größere Orte, umso­mehr auf Rudolfswerth, den Hauptort Uuterkrains die größtmöglichste Rücksicht genommen werden wird, und daß Umgehungen größerer Orte nur bei Verhandenscin großer nicht zu beseitigender Hindernisse stattfinden können. Unrichtig ist auch die Bemerkung, daß das Eisenbahngesetz durch das hohe Handelsministerium nicht im Laufe dieser Saison vor den Reichsrath gebracht werden würde, indem im Gegentheile dessen, baldige Vorlage in Aussicht gestellt wurde. Hochachtungsvoll Die Mitglieder der Deputation. Rudolfswerth, 6. März 1869. M^ - Der heutigen Nummer unseres Blattes liegt der Be­richt der Mittwoch am 3. d. M. stattgefundenen Versammlung des „katholischen Vereines" bei. Eigentümer und Herausgeber ?eter (3rÄL8eI1i. — Für die Redaktion verantwortlich: ^s,K. HlöZovo. — Druck von ^osek LlaLuil: in Laibach. Beilage zum „Triglav" Nr. 2«. 1869. Die erste Generalversammlung des « Unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder, wovon meh­rere selbst vom Lande hereingekommen waren, wurde am 3. März die erste Generalversammlung des katholischen Vereines für Krain abgehalten. Der Obmann des Gründungskomite Graf Wurmbran d eröffnete dieselbe mit folgender Ansprache: Der Zweck unserer heutigen Versammlung ist — den Verein zu lonstituiren. Dieß wird durch die Wahl der Direktion geschehen. „Erlauben Sie, daß ich früher noch einiges bemerke, rekapi­tulire und erläutere. Unser Verein ist ein religiöser. Nun habe ich schon manchmal den Einwurf hören müssen, er sei auch ein politischer . Dieser Einwurf und diefe Ansicht ist auch die Ursache, daß sich der katholische Verein für Krain, nicht in dem Rathtzaussaale der Hauptstadt des katholischen Krams versammeln darf, und das Gründungskomit6 sich deßhalb an die Gefälligkeit der Direktion der 6italnica wendete, welchem Ansu­chen auch mit größter Bereitwilligkeit entsprochen wurde. Bis zu einem gewissen Grade, oder einer gewissen Grenze, treibt alles, selbst die Kunst, die Wohlthätigkeit, der Landwirth, der Fabrikant, der Gewerbsmann, die Wissenschaft, ja selbst das Gebet des Herrn — Politik, folglich auch jeder Verein, er sei ein Verein der Wohlthätigkeit, der Kunst oder ein religiöser Verein. I n Brüssel stieg während der Aufführung der Oper „Die Stumme von Portici" die politische Aufregung so hoch, daß un­mittelbar nach dem Ende der Aufführung der Straßenkampf und mit ihm die Revolution ausbrach. — Die Dichtkunst also und die Musik haben, wenn auch nur indirekt, doch faktisch Politik und zwar Revolutionspolitik getrieben. Ein Mahler mahlt ein historisches Bild, eine politische That vorstellend. Seine Ansicht über die That und über den Charakter der Hauptfigur des Helden ist eine, von der Ansicht seiner Re­ gierung verschiedene. Der Künstler spricht jedoch seine, von der letzteren abweichende, ihrem Lobe oder Tadel gerade entgegenge­ setzte Ansicht durch seinen Pinsel öffentlich aus. Dasselbe gilt vom Bildhauer. — Also auch der Mahler und Bildhauer trei­ ben Politik. Armenvereine, Krankenuereine fassen Beschlüsse wie dieß und jenes abzuändern, dieß und jenes neu einzuführen sei. Sie sagen schon hiedurch, daß das, was die Regierung bis jetzt darin ge­ than hat, mangelhaft, nicht genügend sei, und verlangen für das was sie nun einführen wollen, Anerkennung und Schutz von Seite der Regierung. Auch hierin liegt Politik und also — trei» ben die Wohlthätigkeitsvereine auch Politik. Der Landwirth, der Fabrikant, der Gewerbsmann will Schutz und Förderung für den Absatz, die Verwerthung seines Produktes, Um dieß zu erreichen, wenden sich llludwirthschaftliche Gesellschaften, Handelskammern, Innungen an die Regierung, trach­ ten ihr zu beweisen, wie dieses ober jenes Zollgesetz, dieser oder jener Handelsvertrag nicht entspreche, so und so abgeändert, oder neue Verträge geschlossen, neue Gesetze erlassen werden sollten. — Sie treiben also alle legislatorische, theilweise oppositionelle Politik. Die Wissenschaft macht neue Entdeckungen, stellt neue Lchr­systeme auf. Um sie fruchtbringend zu machen, und sie zu verbrei­ten, wenden sich Vereine, Akademien, Universitäten an die Ne­gierung, bitten um Abschaffung oder Abänderung dieser oder jener gesetzlichen Einrichtungen oder Bestimmungen, protestircn auch geradezu dagegen, und verlangen Errichtung neuer Lehrstühle, Museen, Kabinete, Lern- und Lehrfreiheit u. f. w. u. f. w,, kurz auch die Wissenschaft treibt in ihrer Nutzanwendung durch ihre Organe — Politik. Ja selbst im Gebete des Herrn liegt Politik. Wir sagen: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden," Wenn alfo in irgend einem Staate irgend eine der verschie­denen, nicht nur in den Personen sondern auch in den obersten Regierungs - Maximen wechselnden Regierungen, irgend etwas wollen sollte, was nach Gottes Offenbarung und den Lehrender Kirche, Gott nicht wohlgefällig ist, — so bleibt derjenige, der dort und dann ein „Vater unser" laut betet, — also betet, daß der Regierung Wille nicht geschehe, offenbar auch Politik — und zwar oppositionelle Politik. So treibt also direkt und indirekt, wissentlich oder unwissent­lich, gefließentlich oder unwillkürlich, ein jeder Politik, und so wird und muß auch ein jeder von uns als fisische Person, und so wird und muß auch unser Verein als moralische Person, und so auch jeder Verein überhaupt und wenn er zehnmal als nicht politischer Verein dellarirt und angesehen wird, indirekt bis auf einen gewissen Grad, bis zu einer gewissen Grenz e — Politik treiben. Es ist die Pflicht der Direktion unseres Vereines gewissen­haft dafür zu sorgen, daß der Verein nie seine statutenmäßigen Grenzen überschreite, aber es ist auch Gewissenssache jedes Ver­einsmitgliedes, sich, seine Angehörigen und Freunde, durch so ungegründete Einwendungen wie die obige, nicht irre machen zu lassen." Hierauf berichtete Graf Wurmbran d über die Genesis des Vereines, las die bezüglichen Aktenstücke vor und schloß mit folgenden Worten: „Erlauben Sie mir Ihnen nun den Sinn unserer Aufnahms­ karten zu erläutern. Die Embleme derselben stellen den Lebenslauf eines wahren, thätigen Katholiken dar. Sein Fundament, die Grundlage und das Regulativ aller seiner Handlungen, all' seines Wirkens, muß ihm der Katholizismus sein. Dieser ist durch die Tiara unseres heiligen Vaters und die Himmelsschlüssel zu unterst der Karte versinnlichet. Von dieser Grundfeste aus, und mit ihr, durch das feste Band „Jesus", ausgedrückt durch die Worte: „Gelobt sei Jesus Christus!" immer fest verbunden, geht der Katholik an die Erfüllung seiner Pflichten gegen den Nächsten, also — gegen die Familie, seinen Stamm, die Nation, den Staat, sein Vaterland, Krain im engern Sinne für fast alle, Oesterreich im weitem Sinne für jeden von uns. Das engere und weitere Vaterland finden sie seitwärts der Karte durch die Wappen Krams und Oesterreichs uersinnlichet. Verläßt der Katholik sein irdisches Vaterland um in das Jenseits einzugehen, ist sein Lebenslauf nach getreuer Erfüllung seiner Pflichten gegen Gott und den Nächsten zu Ende, dann führt ihn Jesus wieder an demselben festen Bande, zur ewigen Sceligkeit ein; und an den Pforten des Himmels empfangen die Engel Den , der auf seiner ganzen Wanderschaft dem Kreuze, dem Glauben treu geblieben, oder noch zu rechter Zeit, wie der heilige Paulus, den unvergänglichen Strahlenglanz des Kreuzes erkannt, und sich ihm zugewendet hat. Uns nun auf diesem Lebenslauf gegenseitig zu unterstützen und zu kräftigen, — das ist der Zweck unseres Vereines; der aber nicht gedeihen kann, wenn sich nicht viele Kräfte vereinen um ihm das Gedeihen zu sichern. Mache jedes heute hier an­ wesendes Mitglied in seinen Kreisen bekannt und klar, was ich Ihnen über den Lebenslauf des Katholiken und die Unterstützung, die jeder von uns wahrend dieses Lebenslaufes, in und durch unseren Verein findet, und Sie werden dem Vereine sicher recht viele und recht bedeutende Kräfte zuführen, und schon hiedurch wesentlich für fein Gedeihen wirken." Sodann referirte Professor 6ebaZek über die bisherige Thätigkeit des Griindungskomitä, woran Graf Wurmbran d nochmals mit folgenden Worten anknüpfte: „Machen wir uns keine Illusionen! — Die Zahl unserer Gegner ist groß, noch größer aber ihre Verbissenheit, und am größten die Zahl derjenigen, die sich feige vor ihnen fürchten. Doch all' dieß beweiset nur, in welch' hohem Grade sie in un­serer Sache, in unseren Tendenzen, Gefahr für die ihre sehen. Das Gewicht, welches unsere Gegner unserer Sache geben, spricht für den Werth derselben. Lassen wir uns deßhalb nicht einschüch­tern; und glauben Sie mir, so wie Freiheit ansteckend ist, so ist Muth auch ansteckend." Dr. Ethbin Costa besprach zuerst in slovenischer, dann in deutscher Sprache die vom Vereine aus Anlaß der bevorstehen­den Sekundizfeier des Papstes zu treffenden Vorkehrungen. Vom Vergleiche dieser Feier mit einem Familienfeste ausgehend, zu dessen Verherrlichung gute Kinder schon wochenlang in voraus thätig sind, um ihren geliebten Vater eine Freude zu bereiten, befürwortete der Redner einen ähnlichen Vorgang des Vereines, um dem Papste die Sympathien zu erkennen zu geben; er wies auf die schweren Bedrängnisse des Vaters der katholischen Chri­stenheit hin, dem zwar bei seiner Thronbesteigung die Freigeist« ihr Lvviva ?ic» uouo zujauchzten, den sie jedoch bald daraus aus Rom vertrieben, da er seiner apostolischen Sendung treu blieb; fein Leben sei eine Leidensgeschichte der bittersten Prüfung, Schließlich wurden folgende von Dr. Costa gestellte Anträge einstimmig angenommen: 1. Es sei eine Veglückwünschungsadressl in kalligrafisch schöner Ausstattung vom Vereine an den Papst zu senden. 2. Es werde eine Broschüre, enthaltend die Lebensge­schichte des Papstes und seine schweren Prüfungen, verfaßt und unter den Mitgliedern vertheilt. 3. Am Tage der Sekundizfeier, den 11. April l. I., sei vom Vereine ein Hochamt zu veran­stalten, dem die hiesigen Mitglieder beizuwohnen hätten. Den letzen Programmspunkt bildete die Wahl der Direl­tionsmitglieder. Abgegeben wurden 113 namentlich unterschriebene Stimm­zettel und mit größter Majorität in den Ausschuß gewählt: Graf Wurmbrand »ou.; Dr. Ethbin Costa; Dr. 6eba­Zek; Buchbinder Gerber; Kanonikus Kramer; Lehrer^Moö­nit; Gürtler Matth. Schreiner; Schuhmachermeister 8vent­ner; Kanonikus Supan; Graf Wurmbrand juu.; Buch­druckereifaktor Klein ; Kaufmann Viöiö ; die Gewerbsleute Tuma und Kovaö; Schuhmachermeistcr Dra »le r; Kanonikus Urh; Dr. Vonöina; Dr. Sterbenc; Franziskaner-Guardian P. Salvator; Kaufmann Eduard Karinger; Buchbinder Niöman; Beamte Karl Lach einer; Kaufmann Fabian und Redakteur der „Danica" Heran. I n der Ausschußsitzung am 5. d. M . hat sich derselbe lon­stituirt, den Grafen Wurmbran d Vater zum Präsidenten des Vereines; den Dr. E. H. Costa zu seinen Stellvertreter; den Professor Dr. öebasek zum Sekretär; den Buchbinder Ger­ber zum Kassier; den Dr. Sterbenc zum Bibliothekar; und die Herren Moöni k und Klei n zu Schriftführern gewählt. Oessentlicher Dank. Mir wurden heute 20 Gulden öst. W. eingesendet, mit den Worten: „Aus guten Händen, die nicht genannt sein wollen," für die Zwecke des katholischen Vereines. Den Empfang bestätigend, dankt für den genannten Verein, der Präsident desselben Wilhelm Graf Wurmbrand. Laibach, am 6. März 1869. Nlück von Josef Blasnik in Laibach. ^ Verlan, des katholischen Vereines für Kram.