str All«." «MM Mm, «». t«. Krettag, S. Februar tSSS. VIII Jahrgang Die „Marburger Zeitun^/^ erscheint jeden Sonntag, Miitwoch und Freitag. Preise — sür Marburg: ganzjährig L fl.. halbjahr,g Ist., vierteljährig Ifl. 50 ?r; für Auflellung ins Hau» monatlich IV kr. — mit Postversendung : f,anzjäkirig 8 fi.. halbjahrig 4fl., vierteljährig 2 sl. Die ciu Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 15, bei dreimaliger mit LV kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung 30 ?r. Inseraten-Etempelgebühr kommen. .jjt'jrhichti' i»e8 TnU'!,. Der Parteiführer Moesonyi bat die unn arischen n n d sieben-bnrgischkn Rumänen aus den 7. Frbruar n^ich TemrSvar zu einer öffenttichen Besprechung, beziehungsweise Konsrrniz ringtladen uud dürfte dat Ergebniß dersrlben entscheidend wirken auf dic Haltung dieser Partei. Die Rumänen Unj^arns und Sicbkni?ürgenS schtinen nämlich die Absicht zu haben, sich an den nal>e iicvorstehtuden Wahlen sür den un-statischen NeichStaj^ nicht zu bctbklligea und dadurch elnen Druck auszu« üben auf di« Ges'tzgebung. Währrud ein halbamtliche» Blatt den Rumänen sür diesen Fall m>t ZivanASmaßregeln droht, zeichnet sich Deat durch seine'vcrjöhnliche Sprache auS. „Ich würde eö tief bedauern." sagt dieser EtaatSmann. „wenn die Rumänen sitz von dkn Wahlen ferne halten würden, daeS mein Wunsch ist. daß daS verfaffungSmüßige System Ungarn», da» sich auf die Einlvohner aller NatloualitättN erstreckt, that sachlich in Wirtsamt.it vtlblcibe. Da» V-terland braucht Frieden und »va» noch zu rnachcn ist. das muß aus lirüdcrlichem Wege — im Ein vernehmen mit unser.n Milbürg-ru — v rcinbalt werdkn." Im Laufe di'ses Jahre» ..cht im p ä p st l i che n H e er e. besonder» bei de» Zuaven, die Dienstzeit allcr in dem unruhevollen Jahre 1867 freilvtllig herbeigeeilte» oder von den katho!«scheu Brrcinen geschickten ziihl reichen Mannschaft, n zu Ende und nur äußerst wenige zeigen Lust, zu bleiben. Die Römer «vünschen bri i^rueuerung de» Dienstvertrage» die sranzüslsche Rationatitäl so viel al» mö,;lich au»geichlossen. dagegen aber fällt der Wille dcS Wasf^ntniiiislerS Merode, der uur Franzosen oder französisch redende Bclj^i r mocht'. schiver in die Wagschale. Obgleich Kom die jratizösische Vcs^^ljnng nicht innerhalb skiner Mauern sieht, so tritt da» französische Ele»iienl doch nach allen Richtungkn hin schars be herrschend hcrvor. Wohii» man sich l)5gtben mag. crbllckt man fran-zöstsche Zuaven, die sich der römischen V.völterung überall so ansdrängen. pah wenig fehlt, so wüldcn sie dic Rolle de» eiNi.ksetzten Zuchtmeifter» spieleu. Aus k'er andcrcn Scile sührcn die italienischen Weine. dkniänner, Ländern in den Jahren der heftlgen politischen Reaktion, welche auf die Stürme des Jahres 1848 folgte, eine früher in Deutschland nie gekannte Hölze erreicht. Politische Verfolgungen, die rückläufiige Strömung der Gesetzgebnngen und allgemeines Mißbehagen trieben Hunderttausende der besten Bürger über das Meer. Im Jahre 18S4 hatte diese lvölterwan« derung ihren Höhepunkt erreicht Es wurden in diesem Jahre über Hamburg nnd Bremen nicht we.iiger als 109,185 Personen nach Amerika und an-deren fernen Ländern eingeschifft. Vom Jahre 18S5 an besserten sich die politischen Zustände in den einzelnen deutschen Ländern etwas und im gleichen Schritte mit den eingeführten Reformen nahm auch die Austvanderung ab. Im Ialtre 1861 ivar die Beförderung über Hamburg und Bremen auf 30.2ö4 Personen gesunken, im Jahre l862 betrug dieselbe 33.747 Personen. Bon da an tritt wieder eine langsame Steigerung ein. in welcher sich die Verstimmung abspiegelt, welche der hoffnungslose preußische Verfassungskampf mit sich führte. Im Jahre 1863 wanderten über die genannlen beiden Häfen 40.225. 1864 47 658. 1865 81.877 Personen aus. Nach dem Krie,le von 1866 nimmt die Steit^erung noch größere Verhältnisse an und sie ist in den beiden letzten Iahren wieder über die erschreckende Höhe von 1854 hinausge« gangen. Es tvanderten nämlich über Bremen und Hamburg auS: 1866 l00.027 Personen. 1867 N1.843 Personen. 1868 110.061 Personen. (Der Lehrermangel in Preußen) hat iu der geringen Änzahl von Präparanden. die sich zur Aufnahme melden, seinen Grund. Zn dem Regierungsbezirke Oppeln fehlen allein 350 Volksschullehrer. Der Uebelstand dürste nicht sobald beseitigt werden können, da die dem Abgeordnetenhause Vorgelegten Gesetzentwürfe den von den Lehrern lang-jährig genährten Hoffnungen auch gar nicht entsprechen. Seit zwanzig Iahren. heißt es in einer Denkschrift, haben 40.000 preußische Lehrer in Hoffnung gearbeitet und — gedarbt und nun stellt fie der Entwurf an das Grab ihrer Hoffnungen. Der Abgeordnete Harkort hatte auch den Muth. eS offen auszusprechen: „Die Leistungen unserer Volksschulen nehmen ab. unser ganzes Schulwesen krankt." (UebertrittzumIudeuthum.) Dieser Tage zeigte in Prag eine junge Dame, die Tochter eineS Finanzbeamten, der israelitischen Gemeinde die Absicht ihres Uebertrittes zum Judenlhume an und die hlesür nöthlgen Einleitungen ivurden bereits getroffen. Dieselbe ist die Braut eines ver» möglichen jungen ManneS jüdischen Glaubens, dessen Vater in seinem Testamente verordnet hat, daß sein Sohn im Falle eineS Religionstvechsels von snnetn Erbe 100.000 fi. an einen Verwandten abtreten müsse. Solche Fälle müssen bei uns so lange vorkommen, als nicht die voll-ständige Freiheit der Mischehen und die allgemeine bürgerliche Ehe durch-gesetzt sil^b' (Ein Spiegel g ese l ls ch a slich e r Zu st änd e.) -Im Jahre 1857 bat die Zahl Jener, die tvegen Verbrechen und Bergehen vom Wiener LandeSgericht verurtheilt worden. 1147 betragen; 1867 belief fie sich auf 2157 — war somit in zehn Iahren um 87^/^ gestiegen. (Die Errichtung von A d v o ka te n b ö rse n) lvird im „GerichlSboten" in Anregung gebracht und zwar versteht der Antragsteller unter »iner solchen „Advokatenbörsc" die Zusammenkunft sämmtlicher Ad-vokalen des Ortes an einem bestimmten Tage, üm allenfalls Mit Zu-zielznng ihrer Parteien ihre gemeinsamen Angelegenheiten zu besprechen, über allsällig? Berschiedenheil der Meinung fich zu einigen, in turzeu Sätzen das Vereinbarte entwerfen und auf solche Weise ohne Biel-schreibereilN. Hin- und Hersenden, gegenseitiges Ehikaniren, kleinliches Modikjiren und ohne viele Kosten in knrzer Zeit zu Stande zu bringen, waS sonst Wochen und Monate gebraucht hätte, oder vieleicht nie verein« bart worden wäre. , denen ein selbstbewußtes und imponirendes Austreteu angeboren schien; Mutter und Töchter waren an Adel der Gestalt und Gesinnung der Männer gttreues Abbild. So ivar es begreiflich, daß der kleinstädtische ost an Leib uns Grift gleich verkümmerte Geldsack genug Gelegenheit zu haben meit'te. sich über die „stolzen" Leute zu ärgern, die allerdings in einer gtwissrn Abgeschlossenheit, auf einem schönen Gute außerhalb der Stadt lebten. Gab die Gegenwart dennoch keine rechte Gelegenheit, das neidische Mißbehagen gegen die „Aristokraten" auszulassen, so meinte man fich durch die stets wiederholte Geschichte der Abstammung der Familie einigermaßen eevanchiren zu können. Ich muß diese Abstammung ebenfalls näher berühren, da in ihr der Grundton des ganzen Bildes ange« geben ist. — Der Großvater des Obersten ivar in seinen jnngern Iahren bei einer der Berner Patrizierfamilien, die damals noch patrimoniale Gerichts« barkeiten bcsaben — Iägerknecht, Nichts mehr und Nichts iveniger, nicht einmal W^ldausseher; dabei aber ein srischer intelligenter Bursche, der Herz und Kopf auf dem rechten Flecke hatte. Nun kamen damals die GtrichtSherren ost genug in Konflikt mit den herkömmlichen Landesein-richlungen. durch welche ihre „oberherrlichen" Befugnisse vielfach beschränkt wurden. So besaß die Gegend, von welcher wir hier sprechen, ein allgemeines Landgericht, dem der ganze Blutbann auch über die Patrimo« nialgrrichtskreise zustand, und zu welchem daher der .,Oberhcrr", so tvur-den die patrizischen Gutsbesitzer genannt, neben den Gemeinden ebenfalls einen „Beisäßcn" zu ernennen hatte. Dieses bäuerliche Landgericht »var dem Oberherrn, bei dem deS Obersten Großvater im Dienste stand, besonders ein Dorn im Auge, und er ließ auch keine Gclegeiheit vorbei, seine Stimmung deutlich zu erkennen zn gebrn. Als er daher ivieder rin-mal einen Beijäßen, Mli welcher Würde sonst immer nur die angesehensten Landleute beehrt wurden, zu ernennen hatte. — elivählte er — seinen Iägerknecht. Freilich konnte derjelbe iveder lesen noch schreiben, welche Eigenschaften zur Gültigkeit der Wahl durchai S nothwendig »varen; aber bei den natürlichen Anlagen d.s jungen Jägers konnle dem Mangel schnell abgeholsen werden. Der Junker schickte ihn auf ein Vierteljahr zu einem Schlulmeister nach dem schon damals als „Prophetenstädtchen" bekannten Brugg, und nach Verfluß dieser Zeit war der GerichtSsäß fertig. Marburg« Berichte. (Vtrafl>«richllit« Ovjeigtn) Im »-rfitssen«« Jahre wurden bti dim hikfigea Vezikksgerichtt 4K0 BerbkechtN und Bergelien angezeis,!. b9 gaUc dieser Art waien 1867 unerledigt geblieben; 186S stieg die Zahl der nicht krledigtrn Frille auf 64. 1868 wurden hier 1262 Uebertretuns^en angezeigt; 1867 tonnten 84 solche gäl^e nicht er-ledigt werden, im vorigen Jahre 91. (Faust recht.) Am Sonntage Nachts traf ein Reisender in Kötsch. zehn Äafter südlich vom letzten Hause de» Dorfes, auf der ReichSstraße zwei Männer, die in ihrem Blute schwammen ; er machte bei dem Bäcker in Kötsch. Ivo eben getanzt wurde. Mittheituug von diesem Falle. Die Vüste begaben sich nach dem Thatortc: Anton Wein.^erl, Abschiel'er aut Leitersberg lag todt im Straßengraben — Basius Ritogna. Schuster aus Aranichsfeld. wurde im Hentasten des Nachbarhauses schiver verwundet und bewußtlos aufgefunden. Bei der gerichtlichen Leichenschau hat sich» herausgestellt, daß Veingerl l^estoßcn. gelrürgt. aus Nase und Kinn ge-schlagen »Vörden und eines plötzlichen Todes gestorben. R«t0tjna. welchem der Unterkiefer zerschmettert worden, liegt bereits hier im allgemeinen Krantenhause und zweifelt man nicht an feiner Heilunzi. Die Unter« suchung hat auch ergeben, daß in jenir Nacht dem Grundbesitzer S. in ltötsch^daS Sptitzleder vom Wagen gestohlen worden; daß Weingerl und Ritogna in einigen Wirtshäusern des DorfcS gesehen worden, daß man sie im Befitze des gestohlenen Leders getroffen und verfolgt liabe. Ueber den Hergang wird aus glaubwürdiger Quelle berichtet: S. habe die Gauner beim Diebstahle gesehen, es jedoch nicht gewogt, vorzutreten und habe sich nur gemerkt, wo die Thäler daS Leder verborgen. Weingerl und Ritogna gingen dann zum Tanze; der Bcstohlene folj^te ihnen nach und setzte die Gaste von der Sache heimlich in tl^enntniß. Die Thäter wurden beobachtet; nachdem ste sich entfernt, schlichen ihnen ungefähr zwanzig Gäste nach und ertappten dieselben im Augenblicke, als sie daS Leder ai»s dem Verstelte hervorholen wollten Die Bauern griffen nun mit freier Hand zu oder fielen mit Knüiteln und Wagentipfen über die Verbrecher her. (Berein „Fortschrit t".) In der Sitzung dc» politisch Volts' wirthschastlichen Bereius vom 3. Februar erstattete Herr Dr. Radey seinen Bericht über die Gemeinderechnung für 1868. Der Niedner brachte die Ausgaben und Einnatjmen zur genaulstcn lUnntniß und beschränkte fich auf das rein Thatsüchtiche in jenen Füllen, welche Bedenken errejien. Herr Karl Fluch^r. Mitberichterstatter, gab auf Befragen noch einige Auf« klärungen. 3m nüchslen BltU! weiden wir diese Bedenken ausführlich Mitthelen. Nachdem die Hcrien: Brandtlätter. Hohl. Rieck. Iosepli Bindlechner. von Födranspeig. Rödling und Julius Psrimer über den Gegenstand gesprochen, beantragte Hlrr Dr. Radey die Steuerträger aus der Mitte des Verein« ^sollu» sich Verivahrtu gegen die Genehmigung der Gemeinderechnung, die weiter nichts sei. als ein mangelhaft belegtes Journal. Der Beitrag über das Platzsammlungs« und Abmaßgesalle btfinde sich bei der Statthalterei. weil die Bückergenossenschast Beschtverde geführt gegen das letztere. Die Rechnungen üi,er die Pflasterung der Straßen und über verschj,d.ne VautiN haben keine Belege, die Pläne und Kostenüberschläge fehlen gleichfalls. Die Gemeindevertretung möge über jede Baufache eine abglschlosscne Rechnung vorlegen. Auch die Rechnung über die städtische Sandgrube besriedige nicht. Wenn die Belege alle beigebracht worden, dann möge die Gcmeindevertretung die Rechnung noch einmal zur Einsicht auf vierzehn Tage bereit halten. Der Gemeindeaus-schuß möge künftm die Bauten nicht mehr wie bisher in eigener Regie ausführen, ohne Plan, ohne Kostenüberjchlag. sondern zur freien Bewer» Wie es aber zu geschehen pflegt, der Mensch ist selten Herr der Folgen seiner Handlungen, der Stern, den er den in Bewegung gesetzt, sucht beim Weiterrollen seine eigene Bahn. Der Junker hatte durch die Waht seines armen Knechtes dem Laiidgertchte sein« Geringschätzung bezeigen wollen; die Folge aber war di,. daß erden mit einer landüblichen Würde bekleideten Mann nun auch in seinem eigenen Haushalte höher stellen mußte. Der einmal geweckte Wissenstrieb dcS talentvollen JägerS blieb nicht bei den Anfängen stehen, aber er schlug d^n nächstliegenden und natürlichsten Weg ein. So wurde des Obersten Großvater in wenigen Jahren ein sür die damalige Zeit vorzüglicher Forstmann und bald war er unbeschränkter Btrtvolter der herrschnfllichcn Güter, die noch bis auf den heutigen Tag durch ihre herrlichen Waldungen bekannt sind. — War nun das freilich ein kurzer Stammbaum der „Aristokraten-familie". über den stlh der neidische Kleinstädter belustigte, so war dasür in dieser Familie die Borliebe für Baum und Wald nur um so unver« sehrter als Erbtheil verblieben. Der Bater des Obersten war schon im Anfange dieses Jahrhunderts bemüht, die Landesbehörden auf die Notli» wendigkcit einer verbesserten Waldwirthschast aufmerksam zu machen, und wie ihr wißt, ist auch der Bruder des Verstorbenen, obtvohl er sich srüher einem reinwiffenschaftlichen Berufe gewidmet, später dem eingeborenen Familientricbe gefolgt und jetzt als hochverdienter Forstmann bekannt. An diefe Verhältnisse mit ihren innern Bedingungen knüpft sich das Berhängniß meines Freundes. Ihr kennt wohl Alle den alten, noch immer weitverbreiteten Brauch. Kindern bei ihrer Gebu,t einen sogenannten Lebensbaum zu setzen. Ge-deiht das junge Bäumchen, schlagen die Wurzeln tief uud schießt daS Stämmchen in eine zweigenrciche Krone, so kann die Tlternfreude aus ein blüthen' und fruchtbringendes Leben deS KindeS hoffen; mag der Baum nicht gedeihen, stirbt er frühzeitig ab oder begegnet ilzm irgend ein Unfall, so muß sich auch die Sorge auf ein unglückliches Leben und früh« zeitiges Grab bereit halten. Irre ich nicht, so beljaupten die Gelehrten, dieses gläubige Herkommen sei eine unl)ewubte Erinnerung an die religiöse Ansicht unserer heidnischen Borältern. nach welcher daS Menschengeschlecht aus einem Baume eiitsprossen war. — Gleichviel, nach dem früher Ge-fügten kann es kaum vertvundcrn. daß dieser Brauch in der Familie deS bung ausftbreiben und dem Mindestfordernden überlaffen. Diese Anträge des Herrn Dr. Radey wurden von den anwesenden Steuerzahlern ein-stimmig angenommen und die schriftliche Einsprache an den Gemeinde« ausschuß unterzeichnet. — Ueber die Borbereitungen zur LandtagSwaht sprach Herr Brandstätter; er rechtferti^^te die Nsthwendigkeit. daß der Berein sich für diefe Wahl intereffire, obgleich dieselbe eigentlieh nur eine Sache der Landgemeinden. Dem Verein könne eS nicht gleichgiltig sein, aus welchen Mitgliedern der Landtag bestehe; er habe schon bei der Landtagswahl in Windisch-Graz nicht theilnahmlos zugesehen, um so »ve-Niger könne er jetzt unll)ätig bleiben, da eS sich um einen Ab^leordneten handle, welcher die nächste Umgebung vertreten soll. Zwischen Stadt und Land bestehen mnige Wechselbeziehungen: der Verein habe dies bereits erkannt, als die Frage tvegen der Ausscheidung der Stadt aus dem Be-zirksverbande zur Sprache gekommen. Es sei politische Pflicht, in einer so wichtigen Angelegenheit Partei zu ergreifen. Herr Brondstätter erklärte, der Verein müj'se zu jener Partei halten, lvelche die möglichste Freiheit des Ein-zelnen und die freie Entwicklung des Staates anstrebe. Der Berein stimme gegen die Losreißungi^partei; er könne dies um so eher. alS er nic der Verkümmerung der slovenischen Nationalität das Wort geredet. Die nächste Wahl müffe zeigen, ob die öffentliche Meinung des Wahlkreises für oder gegen die Trennung. Der Berein nehme Stellung gegen die klerikale Partes, soivie gegen die Politiker., die ihre mächtigste Stütze in der Geistlichkeit suchen. Seit einiger Zeit habe im Bezirk die Wahlbewegung begonnen und seien zivei Kundmachungen — die eilte gedruckt, die andere autogra« piiirt versandt worden. Ihm liegen Beide vor; erstere schlage den Herrn Dr. Dominkusch zum Ab.ieordneten vor; die autographirte Kund« machung. die auS der Kanzlei des Herren Dominkusch zu stammen scheine, mache den gleichen Vorschlag, versteige sich aber zu persönlichen Angriffen gegen Herin Hauptmann Seid!. Der Redner würdigte die Verdienste, die Herr Hauptmann Seidl als Gemeindevorsteher und Obmann der Bezirksvertretung durch seine uneigennützigste Thätit^keit sich ertvorben. Die Feindschaft dcr Klerikalen und der mit diefen vereinigten Nationalen habe dieser ganz besonders durch seinen Eifer für die Trennung der Schule von der Kirche sich zugezo.^en. wie aus dem aütographirten Wahl-schreiben sich ergebe. Herr Brandstätter erzählte, daß von St. Leonhardt aus Vorwürfe gemacht tvorden. warum denn die Marburger sich gar nicht rühren, und daß fünfzehn Gemeindevorsteher sich zu jeder Unter» stützung der Wahl deS H«rrn Hauptmanns Seidl erboten, welcher die ausgebreitetste Kenntniß der BerwaltungSgeschäste besitze, deren großer Mangel im Landtage schiver empfunden werde. Herr Brandstätler beantragte, aus der Mitte deS Vereins einen Fünserausschuß zu tvählen. der sich durch Ver-trauenSmänner aus dem Wahlkreise verstärken soll. Die Aufgabe dieses Ans-schufies wäre, einen Kandidaten aufzustellen, »velcher den Forderungen des Vereins gemäß, die Freiheit deS Einzelnen, die ungehemmte Entwicklung des Staates sich znm Ziele setzt. Dieser Antrag wurde einstimmig zum Beslzluh erhoben. Nach dem Vorschlage des Herrn Stopper bilden diesen Fünserausschuß die Herren: Brandstätter, Anton Hohl. Michael Wretzl, Karl Flucher und Julius Pfrimer. Letzte Post. Das Abgeordnetenhaus hat den Gesetzentwurf über deS Reichs-geeicht angenommen. Die Athener verlange« vom König die Erklärung Krieges oder die Abdankung. In Algerien ist eine allgemeine EmpSrung der Eingebornen ausgebrochen. Obersten noch eine eij^enthümliche Geltung hatte. Um den Lebensbaum des Vaters, der über einem kräftigen Stamme eine herrliche, breitäftige Krone wölbte, standen in dem parkähnlichtN Garten im Kreife die vier Lebensbäume der Kinder, die prächti^i. wie die stattlichen Söhne und das zu hoher Schönheit sich entfaltende Tochterpaar emporst'hoj'sen. „Unter den Bäumen", wie diese bevorzugte Stelle hieß, ivar denn auch so recht der tranliche Familientempel, in dcm die Mußestunden ver-bracht und all' die kleinen rührenden Feste und Ereignisse gefeiert wurden, welche Eltern- und Kindesliebe ersinnt oder hcrbeisührt. Die Krone des väterlichen BaumeS wölbte sich weit über die Rajensitze, auf denen die Kinder ihre ersten Spiele spielten, aus denen fle. größer werdend, der elterlichen Lehre und Mahnung horchten und sich gegenseitig als unttenn« bare Glieder eineS geheiligten Bundes lieben und achten lernten. So blieb eS auch, als der ältere Sohn ferne Schulen bezog und die ältere Tochter sich ebenfalls in die Ferne verheiratete. Da. „unter den Bäumen", wurden ihre Briese gelesen, wurde ihrer m gegenseitiger Liebe gedacht und wurden allerlei Pläne und Hoffnungen auf einstige Heimkehr und zeitweilige Befuche aufgebaut. Es liegt um diese „Familienwinkel" ein unnennbarer Zauber, und wer nicht die Erinnerung an einen im Herzen trä^ft. ist um ein schönstes Crbtheil des KindesglückeS gebracht. Der ältere Bruder kehrte endlich zurütk und es war nun die Zcit der Wanderung sür den jüngern gekom-inen. Der Abend vor der Nacht, die ihn auf lan^^e Zeit dem väterlichen Hause entführen sollte, hatte die ganze Familie ..unter den Bäumen" versammelt; auch die Schwester lvar zum Besuche gekommen. Es war ein herrlicher Maiabend. Durch die Bäume, die sich ihre Kronen nun bald zu einem sestzusammenhängenden Blüthendache entgegenwölbten. zitterte ein leiser Lusthanch und wlhte seine Blüthenbläitchen a«» den Tisch heral). auf dem doS gcmeinstUne AbschiedSmahl stand. „Die Blüthen sallen." sagte dcr Vater, die Stille mit bewegter Stimme unterbrechend und die Hand gegen seinen jüngsten Liebling ausstreckend, „trage nun du Sorge, daß du einst srüchtereif wieder heimkehrst." Der Jüngling kniete, das thränenschwere Antlitz neigend, nieder, um den väterlichen Segen zu empfangen. — (Fortsetzung folgt.) Ferdinand Kolletnlg gibt in seinem, sowie im Namen seines unmündigen Sohnes Ferdinand und aller Verwandten die höchst betrübende Nachricht von dem Ableben seiner innigstgeliebten, unver-gesslichen Gattin, resp. Mutter KATH. KOLLETNIG, geb. SCHMIDERER, welche nach kursem schmerzvollem Leiden, mit den heil. Sterbesakramenten versehen, am 8. Februar 1869 Mittags 1 Uhr im 24. Lebensjahre selig im Herrn entschlief. Die Beerdigung findet Freitag den 5. Februar Nachmittag 5 Uhr vom eigenen Hause in der Grazervorstadt aus statt. Die heil. Seelenmesse wird Samstag den 6. Februar um halb 9 Uhr in der Graservorstadt-Pfarrkirche gelesen. Die Verblichene wird dem frommen Andenken empfohlen. Marburg am 8. Februar 1869. (91 He«t« Freitag den 5. Februar «« A Uhr Atachmittag zum ktslen Male in Marburg: Große außerordentliche Produktion einer Das Ziel der Laufbahn ist: vom Rathhause angefangen durch die qi^erren-, Post- und Gra«rgafle. über den BurgplaK durch, dle Tegetthoff-straße bis zum Bahnhofe, zwei Mal hin und her in 25 Minuten. (90 viUiwo Hsrlnirx. ?. V. Gründer und Gründer zugleich Theilnehmer det hitfiaen Casino Bercints w»rd»n hiemit srcuntlichft kinntladcn, bei der a« S. ?»»r>iar l. Z. «b»»»« 6 Uhr im Eapno-Speisesaale stattfindenden alljährlichen Veneral-Versammlukg zu erscheinkn. — Zur Tagesordnung kommt: 1. Der Jahresbericht. 2. Prüfung der Rechnungen. 3. Wahl eines Comits Mitgliedes statt errn Andreas Tappeiner. 4. Bestimmung der Jahresbeiträge der Casino Xi^lieder. K. Bestimmung der Subvention für den Theaterdirektor. L. Bornahme der Berloosung der bestimmten Anzahl von Aatlieilscheinen. 7. Anträge deS VerwaltungS ComiteS. betrcffend die Einhebung einer Einschreibegebühr für neu eintretende Mitglieder und die Auslassung dcS Wortes „gesondert" in dem Schluße deS Z. 20 der Statuten. 8. Anträge der Mitglieder der Geueral-Bersammlung. (87 Marburg am 30. Jänner 1869. Dr. Mullö, Vorstand. Friedrich Leyrer, Sekretär. Thurm-Uhren neuester Konstruktion Fül Kirchen, Schlößer. Landhäuser, Fabriken, Eisenbahnstationen «. in allenl Größen, vollständiger Garantie, sowie alle Gattungen Pendeluhren,! liefert zu den billigsten Preisen die erste und einzige «r««s - - W^adrlli von Kvl»!'. kviieli in Mariahilserstraße Rr. 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A. die exekutive Ber. steigerung der drm Anton und der Maria Fraß gehörigen, auf 15763 fl. geschätzten Realitäten Urb. Nr. 566 und 577 aä Burg Marburg und Berg Nr. 274 aä Freidenegg zu WolfSthal bewilliget und hiezu drei FeilliietungS'Tagsahungtn auf den SV. Februar, SQ. Mürz und SV- April 1869. die beiden ersten im d. g. AmtSlokale. die dritte am Ort^' der Rcalität, jedesmal Vormittags von 11—12 Uhr mit dem Anhange angeordnet worden, daß die Pfandrealitäten bei der dritten Feil-bittung auch unter dem Schätzlverthe hintangegeben werden würden Jeder Lizitant hat, bevor er ein Anbot macht, ein Vadium von 1600 fl. in B. N. oder österr. StaatSpapieren nach dem letzten Börsen« kourse. oder Spartassebücheln zu Händen der LizitationSkommisfton zu er-ltgcn; die übrigen LizitationSbedingnisse und daS SchätzlmgSprotokoll können in der dieSgerichtlichen Registratur eingesehen werden. K. k. Bezirksgericht Marburg am 23. Dezember 1868. Aus 5 Au§fttlt«ngt« prämiirt und von pr. Hell er, k. k. 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