NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIŽNICA 395195025 COBISS O DS II 116 283 ACTA NEERLANDICA MORPHOLOGIAE NORMALIS ET PATHOLOGICAE EDITA A: H. T. DEELMAN, J. DE HAAN G. KREDIET, M. W. WOERDEMAN EXTRACTUM EX VOL. II No.l 1938 DIE KORPERFORMTYPEN DES WEIBES VON B. ŠKERLJ N.V. A. OOSTHOEK's UITGEVERS-MAATSCHAPPIJ — UTRECHT 11116283 (A us dem Staatlichen Hygiene-Institut in Ljubljana, Jugoslavija) Direktor'. Dr. I. Pirc DIE KORPERFORMTYPEN DES WEIBES VON B. ŠKERLJ (Mit 10 Tabellen, 15 Abbildungen x ) und einem Diagramm). Im Jahre 1930 verbffentlichte ich im Arch. Frauenk. einen kurzen Auf- satz unter dem Titel ,,Zur physiologischen Fettleibigkeit des Weibes”, in welchem, an j. bauer (8) ankniipfend, sechs Kbrperformtypen (Habitus- typen) des Weibes aufgestellt und beschrieben wurden. Diese Typen nannte ich damals: T. femininus normalis, subtrochantericus, superior, inferior, extremitalis und juvenilis. AuBerdem beschrieb ich dort zwei Nebentypen, den T. f. steatomammalis und steatopygus. Ich mbchte hier meine einleitende Worte iiber die theoretisch-biologischen Grundlagen des weiblichen Fettansatzes nicht in extenso wiederholen, immerhin aber einige mir wichtig erscheinende Punkte anfiihren, von welchen aus ich auch heute noch die Probleme der Kbrperformtypen auf Grund der Verteilung des Unterhautfetts beim Menschen betrachte. 1. Der Fettansatz des Menschen ist ein hauptsachlich zu einem weib- lichen Geschlechtsmerkmal gewordenes Artmerkmal und kommt in dieser Form beim Manne normalerweise nicht vor. 2. Der Fettansatz ist, wie dies auch Bauer betont, ein sehr charak- teristisches Merkmal der weiblichen Kbrperf o r m. 3. Die erbliche Veranlagung zu iibermaBiger Fettleibigkeit, vielleicht sogar auch zur bestimmten Lokalisation des iibermaBigen Fettansatzes, kann herausselektiert werden (z.B. bei Hottentottinen, Jiidinnen u.a.; Familien mit Extremitalistypus der weiblichen Mitglieder; usw.). Seit jener Arbeit, in welcher die Typen bloB morphologisch kurz beschrie¬ ben wurden, habe ich weiteres Material gesammelt und kann nun die dort beschriebenen und teilweise neu aufgestellten Typen auch mit MaBen belegen. Das fiir diese Zwecke brauchbare Material umfaBt 192 Untersuchungs- bogen von Madchen und Frauen, welche teilweise aus Jugoslawien, teil- weise aus Osterreich und etwa zu einem Viertel aus Deutschland stam- men. So gibt die Serie etwa einen Nord-Siid-Durchschnitt durch Mittel- europa. Fiir unsere Zwecke ist der Herkunftsort und die Abstammung, sofern sie nur Europa umfaBt, belanglos, weil ja die zu beschreibenden i) An dieser Stelle mbchte ich H. Prof. C. Schibtz in Oslo meinen besonderen Dank fiir die liebenswiirdige tlberlassung der Abbildungen 1—8, 10, 14 und 15 ausdriicken. 21 Škerlj: die korperformtypen des weibes Typen allgemein vorkommen und offenbar nicht fest an die Rassen ge- bunden sind (vergl. meine Ausfiihrungen von 1930!). Die K6rperformtypen sind, das sei ausdriicklich betoni, nicht den Korperbautypen g 1 e i c h z u se t- z e n! Der Korperbaubegriff ist (nach Jankowsky, l.c.) eine rein morpholo- gische Abstraktion von der Konstitution. Der auBere Ausdruck einer Kon- stitution ist ein bestimmter Korperbau; man kann also bestimmte Kbrper- bautypen, die bestimmten Konstitutionen entsprechen, aufstellen. Diese sind im Verhaltnis zum rein oberflachlichen Kbrperf o r mtyp als primar aufzufassen. Denn die Konstitution driickt sich nicht nur an den auBeren Kbrperformen, quasi bloB an der Oberflache, aus, sondern auch in allen inneren Organen, in den gegenseitigen Verhaltnissen von einzelnen Kbr- perabschnitten (Korperbau!), an besonderen Geistesverfassungen. Die Kdrperformtypen, wie sie hier aufgefaBt werden, sind zunachst reine ,,Ober- flachentypen”, unterschieden nach der Verteilung des Unterhautfetts (sogen. Habitustypen von J. Bauer). Zunachst sei hier eine kurz beschreibende Ubersichtstabelle des Fett- ansatzes bei geschlechtsreifen jungen Frauen der sechs unterschiedenen Grundtypen wiedergegeben (s. Tab. I). Abb. 1. Typus femininus normalis. (Aus C. Schiotz, l.c., XLI/69.) Abb. 2. Typus femininus Rubensi. (Aus C. Schiotz, Le., XLVII/100). DaB diese Tabelle nicht nur ein mehr weniger schbnes Schema darstellt, soli hier mit Hilfe von MeBzahlen und Fotografien nachgewiesen werden. Die Unterschiede zwischen den Typen miissen am besten in den absoluten und besonders in den relativen Umfangen von Brust, Bauch, GesaB, Oberarm, Ober- und Unterschenkel zum Ausdruck kommen. Die meisten dieser, sowie auch andere MaBe, welche hier nicht alle besprochen werden sollen, findet man in den Angaben iiber die 192 Frauen, iiber welche hier berichtet werden soli (s. Tab. II). 22 Škerlj: die korperformtvpen des weibes Tabelle I. Škerlj: die korperformtvpen des weibes 23 Abb. 3. Typus fem. trochantericus. (Aus C. Schibtz, l.c., IH/13.) Abb. 4. Typus femininus superior. (Aus C. Schibtz, l.c., XXVIII/71.) Abb. 5. Typus femininus inferior. (Aus C. Schibtz, l.c., XLI/68.) Abb. 6. Typus femininus inferior. (Aus C. Schibtz, l.c., XII/17.) 24 Škerlj: die korperformtypen des weibes Tabelle II. Die Mittelwerte ohne Riicksicht auf die Typen. Die untersuchten Frauen, die im Alter von 17 bis 35 Jahren standen, waren schon rein visuell zu einem der Typen zugeteilt worden. Mit 17 Jahren ist das Madchen meist als physisch ausgereift zu betrachten, wahrend man mit einem Nachlassen des Turgors oder mit einem physiologisch vom Alter abhangigen starkeren Fettansatz vor dem 35. bis 40. Lebensjahr heute auch noch nicht rechnen muB. Bei den Normaltypen war die obere Grenze trotzdem mit 30 Jahren festgesetzt, wahrend bei den andern Škerlj: die korperformtvpen des weibes 25 noch 4 Individuen 31—35 Jahre alt waren. Dem Anschein nach werden iibrigens einige Korperformtypen mit dem hoheren Alter ausgepragter. Davon darf man sich aber nicht beim allgemein fetten Rubenstyp irrefiihren lassen! Trotz der vorhergegangenen visuellen Zuteilung wurde mit Hilfe der in Tab. II wiedergegebenen Mittelwerte noch eine Revision auf Grund der konkreten Zahlen vorgenommen. Es war von vornherein zu erwarten, daB der weibliche konstitutionelle Normaltypus bei weitem iiberwiegen werde. So findet man denn folgende Verteilung des Materials: 119 (61,9 %) Nor- malfrauen, 19 (9,9%) Rubenstypen, 11 (5,7%) Trochantertypen, je 6 (3,1%) Superior- und Mammalistypen 1 ), 13 (6,8%) Inferiortypen, 11 (5,7 %) Extremitalistypen und 7 (3,6 %) Juvenilistypen. Fiir die einzelnen Kbrperformtypen ist die Anzahl also meist sehr klein. DaB sie trotzdem nicht wegzuleugnen sind, diirften die Abbildungen be- weisen. AuBerdem wurde der Versuch gemacht, was man aus den MaBen, trotz der kleinen Zahl herausholen kann. Die statistischen Charakteristiken wurden nur fiir den Normaltypus berechnet. o wurde als Kriterium fiir Typ und Norm angenommen, und zwar soli ± 1/2 a den Typ und ± 3 a die Norm begrenzen. Tabelle III. Die Normalmittelwerte. 0 Der Typus femininus mammalis hat grofje Fettbriiste bei sonst meist ver- haltnismaBig oder wirklich schlankem Korperbau. Er ist hier von den Superior- typen losgelbst worden, da er mit ihnen offenbar nicht identisch ist. 26 Škerlj: die korperformtvpen des weibes Im Vergleich zu den Mittelwerten aus der Gesamtserie sind diese Um- fange etwas kleiner; man kann also bei den vom konstitutionellen Normal- typus abgeleiteten Kbrperformtypen grbBere Umfange und ein grbBeres Gewicht erwarten. Die Kbrperhohe hingegen wird meist etwas kleiner sein. a) Das Gewicht: Normalmittelwert x ) 55,33 kg, Typgrenzen 52,56—58,10 kg, Normgrenzen 38,74—71,92 kg. Nach der Schwere gesondert finden wir: R—70,4, j—66,6, M—65,7, Ex—64,5, I—58,8, T—56,7, S—56,5 und N—55,3 kg. Unterhalb der Typgrenzen ist kein K6rperformtyp, innerhalb sind der Superior-, Trochanter- und Inferiortyp, alle iibrigen sind schwerer. Die Norm wird von keinem iiberschritten. b) H 6 h e: Normalmittelwert 158,3 cm, Typgrenzen 155,9—160,8 cm, Norm¬ grenzen 143,6—173,0 cm. Nach der Hohe geordnet finden vir: N—158,3, J—158,2, Ex—157,9, M—157,0, T—156,5, S—155,2, 1—154,8 und R—154,5 cm. Die Typ- grenzen werden nur vom Superior-, Inferior- und Rubenstyp unterschritten. c) Der absolute Brustumfang: Normalmittelwert 81,37 cm, Typ- grenzen 79,7—83,0 cm, Normgrenzen 71,4—91,3 cm. Die einzelnen K6rperformtypen haben: J—88,6, R—88,0, S—86,8, Ex—84,1 M—83,2, T—82,1, N—81,4, 1—80,5 cm. Die Typgrenzen iiberschreiten der Juvenilis-, Rubens-, Superior-, Extremitalis- und Mammalistypus. In dieser Reihe stort nur der Extremitalistyp. Andererseits ist der Inferiortyp unter dem Mittelvert der Normalen. cc) Der relative Brustumfang: Normalmittelwert 50,99, Typgrenzen 49,9— 52,1, Normgrenzen 44,6—57,4. Die Kdrperformtypen: R—56,8, S—56,8, J—56,0, Ex—53,3, M—52,7, T—52,6, I—52,1 und N—51,0. Die Reihenfolge ist nur venig verandert und man findet den Extremitalistyp wieder unter den Ubertypischen. Mag sein, daB diese Zuordnung in der MeBtechnik begriindet ist, denn der Brustumfang wurde stets sehr hoch in den Achselhohlen und iiber den Briisten gemessen (vergl. z. B. Oeder, zit. n. Martin, u.a.). d) Der absolute Bauchumfang: (gemessen oberhalb des Nabels, an der diinnsten Stelle des Rumpfes): Normalmittelvert 68,38 cm, Typgrenzen 66,0—70,7 cm, Normgrenzen 54,28—82,48 cm. Die Kdrperformtypen haben: J—83,1, R—78,1, M—74,5, S—72,8, Ex—70,8, T—69,8, N—68,4 und 1—67,8 cm. Die Typen- grenzen werden nur von den letzten drei K6rperformtypen nicht iiberschritten, das sind neben dem Normaltypus der Trochanter- und Inferiortyp. dd) Der relative Bauchumfang: Normalmittelwert 43,25, Typgrenzen 41,8—44,7, Normgrenzen 34,8—51,7. Die einzelnen Werte sind: J—52,4, R—50,4, M—47,3, S—46,8, Ex—44,7, T—44,6, I—43,6 und N—43,3. Hier sehen wir, daB der relative Bauchumfang beim Juvenilistypus sogar iiber der oberen Normgrenze liegt. Innerhalb der Typgrenzen sind der Extremitalis-, Trochanter-, Inferior- und der Normaltypus, vie es der Ervartung auf Grund der visuellen Beschreibung entspricht. e) Der absolute Hiiftumfang (gemessen als groBter Umfang des GesaBes): Normalmittelvert 94,0 cm, Typgrenzen 91,2—96,8 cm, Normgrenzen 77.5— 110,5 cm. Zu diesem MaB mufi erinnert werden, daB das Material sehr klein ist! Die Reihenfolge der Typen ist trotzdem interessant: T—100,5, R—97,7, I—95,7, S—95,0,Ex—92,0, N—91,8, M—90,5, fiir J leider kein Fali vorhanden. DaB der Tro- chantertyp hier sogar vor dem Rubenstyp an erster Stelle steht, war zu erwarten und kommt trotz des kleinen Materials zum Ausdruck. Auch sonst entspricht die Reihenfolge der Erwartung, mit Ausnahme des Superiortypus (allerdings fiir dieses MaB nur ein Fali!). ee) Der relative Hiiftumfang: Gesamtmittelwert * 2 ) 60,21, Typgrenzen 58.6— 61,8, Normgrenzen 50,6—69,9. Die iibrigen Werte: R—65,3, T—64,0, I—62,1, S—61,0, M—58,5, N—58,3 und Ex—58,0. Die Reihenfolge ist im Einzelnen ziemlich x ) Die „Normalmittelverte” gelten fiir den Typus femininus normalis und diirfen natiirlich nicht mit den Serienmittelwerten (n = 192) verwechselt werden! 2 ) Zu kleine Zahl der Normaltypen! Daher wurde hier bloB der Gesamtmittelwert berechnet. Von ihm aus gelten auch die Typ- und Normgrenzen. Škerlj: die korperformtypen des weibes 27 stark verandert. So ist der Trochantertyp nicht mehr an erster Stelle, und an letzter Stelle ist der Extremitalistyp. Es scheint hier auch ein Unterscheid im Fettansatz am Oberschenkel zwischen Inferior- und Extremitalistyp zu bestehen. Diese Frage wird erst an groBerem Material entschieden werden konnen. /) Der absolute Oberarmumfang: Normalmittehvert 25,00 cm, Typgrenzen 24,1—25,9 cm, Normgrenzen 19,4—30,6 cm. Die Kbrperformtypen ordnen sich, wie folgt: R—29,6, Ex—29,1, J—27,0, S—27,0, T—26,7, I—25,5 M— 25,0 und N—25,0 cm. Innerhalb der Typgrenzen sind der Inferior-, Mammalis- und Normalistyp. An erster Stelle finden wir erwartungsgemafi den Rubens- und Ex- tremitatentyp. //) Der Oberarmumfang relativ zur Korperhohe: Normalmittehvert 15,86, Typgrenzen 15,2—16,5, Normgrenzen 12,2—19,6. Die Reihenfolge ist hier: R—19,0, Ex—18,4, S—17,4, J—17,0, T—16,1, 1—16,0, N—15,9 und M—15,7 — also ziemlich ahnlich wie bei den absoluten MaBen. Dafi auch der Superior- und Juvenilistypus iibertypisch starke Oberarme haben, verwundert nicht weiter, zumal beim Superiortypus. ///) Der Oberarmumfang relativ zur Armlange: Normalmittehvert 35,48, Typgrenzen 33,8—37,1, Normgrenzen 26,3—44,7. Die Reihenfolge der Kbr- performtypen: R—43,2, Ex—42,0, S—38,4, J—38,1, T—37,7, I—37,2, M—35,8 und N—35,5, ist also ganz gleich; innerhalb der Typgrenzen sind nur der Normal- und Mammartyp, aber der Inferiortypus ist auch noch an der Grenze. Was die starken Oberarme des Trochantertyps anbelangt, sei an die hier und da fetten Oberarme bei steatopygen Hottentottenfrauen erinnert. Nahe an der oberen Normgrenze sind aber der Rubens- und Extremitatentyp. g) Der absolute O ber sch enkelu mf ang: Normalmittehvert 52,29 cm, Typgrenzen 50,7—53,8 cm, Normgrenzen 43,0—61,6 cm. Die Kbrperformtypen haben: R—59,4, J—59,0, Ex—57,4, T—57,1, 1—55,8, M—54,2, S—54,2, N—52,3. Alle Kbrperformtypen haben einen absolut grbBeren Oberschenkelumfang als der konstitutionelle Normtyp. gg) Der Oberschenkelumfang relativ zur Korperhohe: Normal¬ mittehvert 33,10, Typgrenzen 32,2—34,0, Normgrenzen 27,6 — 38,7. Die Korper- formtypen ordnen sich. wie folgt: R—38,3, J—37,3, T—36,8, Ex—-36,5, I—36,1, S—35,0, M—34,3, N—33,1 — also ist auch hier nur der Normaltyp innerhalb der Typgrenzen, alle anderen haben star- kere Oberschenkel. ggg) Der Oberschenkelumfang rela¬ tiv zur Beinhohe 1 ): Normalmit- tel wert 62,19, Typgrenzen 60,2—64,2, Normgrenzen 50,4—73,9. Die Reihen¬ folge der K6rperformtypen ist: R—73,0, Ex—69,1, J—68,8, T—68,7, 1—68,1, M-—67,8, S—65,7, N—62,2. Innerhalb der Typgrenzen befindet sich nur der vveibliche Normaltyp. Nahe an der oberen Normgrenze ist der Rubenstyp. Dann folgen — untereinander in kleinen Ab- standen — der Extremitalis-, Juvenilis- und Trochantertyp. Den Ju venilistyp, der hier allein stort, fanden wir auch schon unter den dickarmigen Typen. Es beruht dies auf dem eigenartigen Fettan¬ satz diesesTyps, wieerin Abb. 9 besonders gut zum Ausdruck kommt. Immerhin komite man eher den Inferiortyp an seiner ’) Die Beinhohe wurde nach der jAZUTAschen Formel bestimmt, als projektivische Mitte zvvischen Symphysion- und rechter Spinale-Hohe. Abb. 9. Typus femininus juvenilis. (Orig.) 28 Škerlj: die korperformtvpen des weibes Stelle erwarten. Aber beim Inferiortyp macht der Fettansatz die Beine walzenfbr- miger (Abb. 5), wahrend beim Juvenilistyp die Kegelform der Oberschenkel (und auch der Oberarme) noch betonter ist als normal. Handelte es sich nur um die Ober¬ schenkel. so wiirden diese beim Juvenilistyp etwa j en en des Trochantertyps ent- sprechen, was in den angefiihrten Relativzahlen auch gut zum Ausdruck kommt. Beim Inferiortyp ist die Trochantergegend und das obere Drittel des Oberschenkels nicht besonders betont, es erscheint daher diinner als bei den andern Typen, zumal da das ganze Bein walzenfdrmig ist. h) Der absolute Unterschenkelumfang: Normalmittelwert 32,97 cm, Typgrenzen 32,1—33,9 cm, Normgrenzen 27,5—38,4 cm. Die Kbrperform- typen: Ex—37,4, R—36,4, 1—35,9, J—34,4, M—33,5, S—33,2, T—33,1, N—33,0. Zwischen der oberen Norm- und Typgrenze sind der Extremitalis-, Rubens-, Inferior- und Juvenilistyp. hh) Der Unterschenkelumfang relativ zur Korperhohe: Normal- mittelwert 20,87, Typgrenzen 20,3—21,5, Normgrenzen 17,3—24,5. Die Korper- formtypen zeigen diese Reihenfolge: Ex—23,7, R—23,5, I—23,2, J—21,7, T-—21,3, S—21,3, M—21,2 und N—20,9. Der Juvenilistyp ist der oberen Typgrenze naher- geriickt. hMi) Der Unterschenkelumfang relativ zur Beinlange: Normalmittel- wert 39,02, Typgrenzen 37,8—40,3, Normgrenzen 31,6—46,4. Die Reihenfolge der K6rperformtypen ist diese: R—47,4, Ex—44,9, T—44,4, I—42,7, J—40,2, M—39,8, S—39,5 und N 37,0. Erst hier sieht man die erwartungsgemaBe Reihenfolge, nachdem der Trochantertyp ubernormal erscheint, der Juvenilistyp dahingegen innerhalb die Typgrenzen fallt. Es fallt auf, daB die Kbrperformtypen schwerer und, weil kleiner, fetter sind als der konstitutionelle weibliche Normaltyp. Zieht man den Lorentz- schen Konstitutionsindex (6) zu Rate, so findet man aber, daB nicht nur alle Kbrperformtypen iibergewichtig sind, sondern der Normaltypus etwas untergewichtig. Die Konstitutionsindizes (Lorentz) sind: N—100,9, T—98,2, S—97,4, 1—94,8, Ex—91,4, J—89,5, M—89,5 und R—83,0; d.h. mit andern Worten, daB der weibliche Normaltypus dieser Serie um etwa 1 kg (0,90) zu leicht ist, dahingegen: der Trochantertypus ,, Superiortypus ,, Inferiortypus ,, Extremitalistypus ,, Juvenilis- und Mammalistypus „ Rubenstypus um um um um 1,8 kg, 2.6 kg, 5,2 kg, 8.6 kg, um 10,5 kg und schlieBlich um 17,0 kg zu schwer. Auf Grund der bisher gewonnenen Zahlen kann man eine Ubersichts- tabelle aufstellen, in welcher die Relativzahlen, bei den Extremitaten namentlich die Relativwerte zur jeweiligen Extremitatenlange, die wich- tigeren VergleichsmaBe abgeben. Weiter kann die Beschreibung aus Tab. I mit Hilfe von Zahlen nachkontrolliert werden (vergl. auch Tab. X!). Die Typgrenzen fiir die Gesamtserie sind fiir: den Brustumfang relativ zur Hbhe: 50,8—53,7, ,, Bauchumfang ,, ,, ,, : 42,7—46,8, „ Hiiftumfang ,, „ ,, : 58,6—61,8, Tabelle IV. Škerlj: die korperformtypen pes weibes 30 Škerlj: die korperformtvpen des weibes den Oberarmumf. ,, ,, ,, : 15,6—17,3, zur Armlange: 35,1—39,0, ,, Obersch.umf. ,, ,, ,, : 33,1—35,6, ,, Beinlange: 62,1—67,5, ,, Untersch.umf. ,, ,, ,, : 20,7—22,4, ,, ,, : 38,6—41,8. Nach den Zahlen in der Tab. IV und auf Grund der oben gegebenen Typ- grenzen kann man eine weitere Tabelle aufstellen, aus welcher ersichtlich ist, welche Umfange bei den einzelnen Kbrperformtypen iibertypisch sind. In der Tab. V bezeichnet ein die iibertypischen Umfange, ein ,,n” die normalen. Es muB hinzugefiigt werden, daB bei der Aufstellung dieser Tabelle ein erst dann gegeben wurde, wenn der jeweilige Kbrper- formtyp auch iiber der Grenze von M + 1/2 a der Gesamtserie (vergl. Tab. II und IV, Vergleichszahlen!), also nicht nur iiber der des sogen. Nor- maltypus lag. Tabelle V. Aus dieser Tabelle wird die Tab. I voli bestatigt. Nach den Umfangen relativ zur jeweiligen Extremitatenlange sind beim T-, S- und M-Typus einige Unstimmigkeiten, allerdings nicht groBe. Beim T-Typus sind die Unterschenkel im Verhaltnis zur Beinlange iibertypisch, zur Kbrperhbhe aber ,,normal”. Beim S-Typus sind alle Umfange im Verhaltnis zu den Extremitatenlangen ,,normal”, aber die Oberarme im Verhaltnis zur Kbrperhbhe zu dick. Letzteres scheint beim Superiortyp der Erwartung eher zu entsprechen. Beim M-Typus ist der Oberschenkelumfang im Verhaltnis zur Beinlange zu grofi — was sicher nicht erwartungsgemaB ist. Nun kbnnen die tibertypischen Umfange auch noch iibersichtlich zu- sammengestellt werden. Škerlj: die korperformtypen des weibes 31 Nach alledem kann man auch Antagonistengruppen dieser Typen zu- sammenstellen (vergl. die Diagramme!). Die auffallendste Antagonisten- gruppe (wenn man vom Normal- und Rubenstypus absieht) sind wohl der Extremitalis- und Juvenilistyp, sodaB man den letzteren ohne weiteres Typus truncicus nennen kbnnte. Der Name „juvenilis” ist aus einer anderen Auffassung entstanden, namlich, daB die Ansicht von hinten an fette, aber noch nicht einmal immer geschlechtsreife j u n g e Madchen erinnert, mit Gewicht Korperhohe Rel. Brustumfang Rel. Bauchumfang Rel. Hiiftunifang Rel. Oberschenkelumfang Rel. Unterschenkelumfang Rel. Oberarmumfang y 49 x M I I 74' t5 66 H—I-H - T. f. noimalis, -T. f. Rubensi Diagramm la. 32 Škerlj: die korperformtypen des weibes Gewicht Korperhohe Rel. Brustumfang Rel. Bauchumfang Rel. Huftumfang Rel. Oberschenkelumfang Rel. Unterschenkelumfang Rel. Oberarmumfang Gewicht Korperhohe Rel. Brustumfang Rel. Bauchumfang Rel. Huftumfang Rel. Obeischenkelumfang Rel. Unterschenkelumfang Rel. Oberarmumfang T. f. extrem., -T. f. juvenilis Diagramm le. Škerlj: die korperformtvpen des weibes 33 Gewicht Korperhohe Rel. Brustumfang Rel. Bauchumfang Rel. Huftumfang Rel. Oberschenkelumfang Rel. Unterschenkelumfang Rel. Oberarmumfang hohen schlanken Beinen und ver- haltnismaBig diinnen Armen, aber mit fettem Riicken, der deutlich die zwei typischen weiblichen Fur- chen in der Weichengegend zeigt und bei dem der Fettansatz seitlich an den Hiiften nicht so stark zum Ausdruck kommt wie an den Becken- kammen (Abb. 8 und 9). Es ist ein interessanter Typ, der sogar bei fettleibigen jungen Knaben vor- kommen kann (Abb. 10). Dieser Typ scheint erblich zu sein, sowie man das auch vom Extremitalis- typ begriindet behaupten kann (s. Stammbaum, Abb. 11!). Eine zweite Antagonistengruppe sind der Superior- und Inferior- typus. Fiir die Erblichkeit dieser Typen kbnnte ich keine Beweise erbringen, halte sie aber trotzdem fiir wahrscheinlich. Was an allen diesen Typen erblich Abb. 10. Gynaekomorphe Knaben (ZZ) mit T. ,,fem.” juvenilis. (Orig. MitGeneh- migung H. Prof. v. Verschuers, damals K. W. I. f. Anthrop., Berlin—Dahlem.) 34 Škerlj: die korperformtypen des weibes Abb. 11. Stammbaum einer Familie mit Typus femininus extremitalis. (Orig.) Abb. 12. Typus fem. mammalis. (Aus C. Schi0tz, l.c., XXVII/64.) Abb. 13. Pseudosteatopygie. (Erst- verbff.; aus der Sammlung Hofrat Szombathv —Wien.) sein kbnnte, ist ein Fettvertei- lungsfaktor (vergl. den praesu- mierten Farbverteilungsfaktor von E. Fischer!), den man sich aber ziemlich kompliziert vorstellen miiBte. Auch ist die Ubertragung durch den Vater durchaus unklar, wenn auch nicht unmbglich. Es sind Dinge, die weiterer Untersuchungen harren. Der Mammalis- und Trochantericus- Typus sind Spezialtypen mit mehr oder weniger zirkumskriptem Fett- ansatz. Ob der Mammalistyp eher zum S- oder J-Typ zu rechnen ware, ist schwer zu entscheiden, sicher kommen groBbriistige Frauen vor, die sonst keinen štarken Fettansatz Abb. 14. Pseudosteatopygie. (Aus C. Schtotz, l.c., XXVI/60.) Škerlj: die korperformtypen des weibes 35 haben (Abb. 12). Der Trochantericustyp hat vielleicht einen Zusammen- . ang mit der Steatopygie, sicher mit der auch in Europa nicht seltenen .'seudosteatopygie (Abb. 13 und 14). Beide Formen sind ja schon aus dem Diluvium bekannt (11). Ein engerer Zusammenhang mit dem Extremita- listyp besteht offenbar nicht, da die Ansatzform des Fettes bei beiden Typen verschieden ist, vielleicht eher mit dem Inferiortyp. Der Rubenstyp muB durchaus nicht erblich sein, denn es kann sich bei ihm auch umsogen. Mastfettsucht handeln. Jedenfalls darf er nicht mit der pathologischen Dystrophia adiposogenitalis (Abb. 15) verwechselt werden. Als wirklicher geschlechtlich fixierter Konstitutionstyp ist nur der nor¬ male Kbrperformtyp des Weibes aufzufassen. Aber von diesem aus, oder besser noch von dem allge- rr.eln ,,iiberfetteten” Rubenstyp, khnnen alle andern Kbrperform- typen des Weibes abgeleitet werden (vergl. auch Tab. X!). Es scheint, daB die hier be- ien Kdrperformtypen des V/< e s in verschiedenen Beziehun- g noch nicht genug beachtet wurden. Auf einem Gebiet aber kam man in Beriihrung mit ihnen, und zwar in der Sportanthropologie (Hoffmann, Hengstenberg, Škerlj, usw.). An einem War- schauer Material konnte die ver- schiedene Eignung der Kbrperform- Abb. 15. Dystrophia adiposo-genitalis(?). (Aus C. Schmtz, l.c., XLVII/101.) typen fiir die sportlichen Leistungen nachgewiesen werden (9, 10). Man findet da unter 95 jungen Sportlerinnen, die sich zur Aufnahme in die pol- nische Hochschule fiir Leibesiibungen (CIWF) anmeldeten, folgende Kor- performtypen: N 54,8 %, T 1,1 %, S 4,2 %, I 15,8 %, Ex 3,2 %, J 4,2 % und auBerdem folgende Kombinationen: ExN 2,1 %, NS 3,2 %, IN 5,3 %, IEx 2,1 % und IT 1,1 %. Der Normaltypus ist in diesem Material weniger haufig vertreten als unter den 192 Frauen, iiber welche hier berichtet wurde. Rubenstypen kamen nicht vor, was unter Sportlerinnen nicht wunder- nimmt. Am haufigsten kommt aber neben dem normalen fypus der Inferior- typus zur Geltung. Nun schreibt Hengstenberg (3), daB fiir den athleti- schen Typus schwere Beine bezeichnend seien und daB ,,Gerade diese brei- tere Form (sc. der leptosom-athletische Typ) mit den schweren Beinen ziemlich haufig bei uns (sc. DHfL) vertreten” sei. M.A.n. liegt hier eine Verwechslung mit dem Kdrperf o r mtyp „Inferior” vor. Wie dem auch sei, dieser Typ „mit den schweren Beinen” (die nb. im oberen Drittel des Oberschenkels im Gegenteil zum Trochantertyp nicht immer auffallend fett sind!) kommt in unserem unausgelesenen Material nur zu 6,8% vor, wahrend unter den jungen Sportlerinnen zu 15,8 %, ja, wenn man die ver- 36 Škerlj: die korperformtvpen pes weibes schiedenen I-Kombinationen hinzurechnet, zu 24,3 %. Das ware beinahe ein Viertel von allen! Von den 23 Madchen mit „schweren” Beinen wurden nach der strengen Aufnahmepriifung 6 (d.i. 26,1 %) in die Hochschule aufgenommen; von den ..Normalen” 30,8 %, von allen iibrigen aber bloB 20 % (darunter kein einziger Juvenilis-Typ!). Wahrend vor der Aufnahme das Verhaltnis der ,.Normalen” zum Inferior- und den andern Typen wie 54,8 : 24,3 : 20,9 war, ist es unter den Aufgenommenen wie 61,5: 23,1 : 15,4. Man sieht daraus, daB die ,.Normalen” besonders auf Kosten der anderen Kbrper- formtypen zugenommen haben, daB aber die Anzahl der Inferiortypen ziem- lich unverandert blieb. Unter 15 polnischen Olympikerinnen waren 4 reine Inferiortypen (also 37,5 %)! Wenn man aber zu den Madchen „mit den schwe- ren Beinen” auch noch die beiden Kombinationstypen IEx dazuzahlt, so waren es sogar 6. Es war aber kein Trochanter-, kein ausgesprochener Su- perior- und kein Juvenilistypus dabei. GroBe Briiste sind beim Šport hinder- lich, ausgesprochen hangende Briiste hatte unter den Olympikerinnen nur eine. Besonderes Interesse mufi also von diesem Gesichtspunkt aus dem Typus inferior entgegengebracht werden. Unter den Olympikerinnen uberwogen beim Inferiortyp die Laufdisziplinen: Man findet Sprint 3 mal, Langstreckenlauf einmal, Hiirdenlauf (in Kombination mit Sprint) einmal, Weitsprung (in Kombination mit Sprint) einmal, Fiinf- kampf einmal, Wiirfe nur einmal, und das schon beim Kombinationstyp IEx. Und Wiirfe hat auch die einzige Olympikerin mit ausgesprochenem Extremitalistyp als ihre Wettkampfdisziplin angegeben. Man sieht aus alledem, daB Beziehungen der einzelnen weiblichen Kbrper- formtypen zu verschiedenen LebensauBerungen weiter untersucht werden sollten. Wir besprachen hier ganz konkret die Beziehungen zum Šport. In meinem Aufsatz von 1930 machte ich auch auf andere mbgliche Bezie¬ hungen aufmerksam, indem ich die Kbrperformtypen auBer dem normalen weiblichen Kdrperbautyp als in gewissem Sinne degeneriert bezeichnete. Der Rubenstyp ist bewegungshindernd, der Mammalistyp (Fettbriiste!) hat kaum die beste Milchproduktion, Steatopygie, Pseudosteatopygie und in kleinerem MaBe auch der Trochantertyp sind bewegungshindernd, gleich- falls offenbar der Juvenilistyp. Wenn ubertrieben, so gilt dasselbe wohl auch von den andern Kbrperformtypen. Ob Beziehungen zu Krankhei- ten bestehen? Es bleibt noch das Verhaltnis der Kbrperformtypen zu den Kbrperbau- typen zu diskutieren. M.M.n. kann man aus den verschiedenen Konsti- tutionen mitBestimmtheit nur z w e i K 6 r p e r b a u t y- p e n abstrahieren, den leptosomen und den eury somen. Vom rein morphologischen Standpunkt halte ich auch Namen wie asthenisch, pyknisch usw. fiir nicht gliicklich gewahlt, denn sie beinhalten schon immer einen kranken Beigeschmack. „Pyknisch” (griech.: dicht, iippig!) kann auch „eurysom” nicht ersetzen; „eurysom” ist aber ein recht guter Gegen- satz zu ..leptosom”. AuBerdem wird ,,pyknisch” (= iippig) hier und da wirklich mit „fett” statt mit „breit” ausgelegt. Wenn z. B. HeNGSTENBERG Škerlj: die korperformtypen des weibes 37 meibt, daB ,,die typisch pyknischen Merkniale erst in spateren Jahren Ibhepunkt erreichen , so gilt das vielleicht fiirs Fett, schon kaum den Muskelturgor, sicher aber nicht fiir den b r e i t e n — eurysomen a brperbau! Die Abb. 13 l.c. ist iibrigens ein guter Juvenilistyp leptosom-eurysom gemischter Grundlage. Die Verwechslung von :yknisch” und „fett” (etwa unserem Rubenstypus) kommt auch darin im Ausdruck, „daB die Pykniker iiberhaupt nicht zum Šport, beson- ers nicht zum Sportlehrerberuf neigen, wahrend . . . .”. Das mag fiir ykniker nach dieser Auffassung richtig sein, aber nicht fiir den eury- men Kbrperbau, wie z.B. am polnischen Material nachgewiesen werden ' onnte (9). Die hier unterschiedenen Kbrperformtypen kbnnen bei beiden Kbrper- iutypen auftreten. In der Tab. VI sind drei Serien zusammengestellt, iter E unsere hier besprochene Serie (159 visuelle Kbrperbaubestim- ungen), unter N 111 Norwegerinnen (von Schiotz, l.c.) und unter P 95 dnische Sportlerinnen (s. Škerlj, 10). Bei den 159 Frauen unserer hier 'sprochenen Serie sieht man kaum ein leichtes Uberwiegen der Eurysomen iter den Normalen; unter allen aber nehmen die Eurysomen doch fast die alfte ein. M.E. entspricht der eurysome Kbrperbau dem weiblichen eschlecht besser als der leptosome (12). Die meisten Normaltypen sieht man unter den vorwiegend leptosomen Frauen, die wenigsten unter den vorwiegend eurysomen. Dies scheint sum eben gesagten ein Widerspruch zu sein, doch handelt es sich bei der einen Feststellung um Kbrperb a utypen, bei der anderen um Kbrper- f o r m typen. Immerhin scheint es beziiglich gerade der Normaltypen etwas verwunderlich, daB sie mehr an den leptosomen Kbrperbau gebunden sein sollen. Diese Feststellung beruht aber darauf, daB bei den absolut zahl- reicheren eurysomen Frauen eben die andern Kbrperformtypen haufiger auftreten. AuBer dem Normaltyp treten bei den Leptosomen noch der Rubenstyp und der Trochantertyp etwas starker hervor. Allerdings ist aber der Rubenstyp (also der wirklich fette Typ) bei den vorwiegend eurysomen Frauen unserer Serie mehr als noch einmal so haufig vertreten als bei den leptosomen. Im Durchschnitt erreicht der Rubenstypus etwa 10 % aller. Auffallend stark ist der Extremitalistyp unter den ,,Gemischten”. Alle diese Feststellungen werden durch die absolut etwas kleine Zahl getriibt, sie beruhen aber — das ist vielleicht ihr Vorteil — auf realen Messungen, kombiniert mit visuellen Eindriicken. Zum Vergleich kann ein norwegisches Material herangezogen werden. Nach den dreiteiligen Fotografien der ScnioTZschen Arbeit (7) — es handelt sich um Krankenpflegerschiilerinnen — wurde versucht sowohl Kbrper¬ bau- als auch Kbrperformtyp nach dem hier besprochenen System zu be- stimmen, also rein visuell nach Fotografien, da die Umfange leider nicht bestimmt wurden. Man sieht hier im ganzen viel weniger Normaltypen, gleichviel Rubens- und viel mehr Inferior-Typen als im Material unter E. Auch bei den einzelnen Kbrperbautypen sind ziemliche Unterschiede vor- handen. Das Ausgangmaterial ist allerdings grundverschieden von unserer Serie und die Methode der Bestimmung konnte am norvvegischen Material 38 Škerlj: die korperformtypen des weibes leider nicht durch MaBe kontrolliert werden. Trotzdem glaube ich annehmen zu diirfen, daB in der Serie E — vielleicht bedingt durch die kleine Zahl? — etwas wenig Inferiortypen verzeichnet sind. Diese Annahme kann namlich durch die polnische Sportlerinnenserie gestiitzt werden, in welcher auch viel mehr (15,8% reine!) I-Typen — allerdings wieder rein visuell — bestimmt wurden. Nun sagten wir schon, daB der I-Typus im Frauensport offenbar eine wichtige Rolle spielt und gegeniiber den andern Kbrperform- typen mit Ausnahme des Normaltypus bevorzugt wird. Andererseits treten in der Sportserie keine ausgesprochenen Rubens- und Mammalistypen auf, was nicht verwunderlich ist. Zu den haufigen Inferiortypen bei den Sport- lerinnen sei bemerkt, daB sich an den Beinen dieses Typs nicht sehr viel Fett ansetzen muB, daB es aber so verteilt ist, daB die Beine einen ,,schweren” Eindruck machen. Offenbar haben auch die Muskeln dieses Typs einen grbBeren Turgor. Tabelle VI Ein Vergleich der drei Serien, von denen die norwegische und polnische homogener (aber untereinander verschieden) sind, kann vielleicht einige all- gemeine SchliiBe gestatten. Der Normaltypus wurde bei den Leptosomen am haufigsten festgestellt. Der Rubenstyp kommt am haufigsten bei den Eurysomen vor. Der Trochantertyp scheint die Leptosomen zu bevorzugen. Der Superiortyp bevorzugt anscheinend die Eurysomen, der Mammalistyp die „Gemischten” und die Eurysomen. Der Inferiortyp ist bei den Leptosomen und ,,Gemischten” haufiger als bei den Eurysomen. Der Extremitalistyp iiberwiegt bei den ,,Gemischten”, wahrend er bei den Leptosomen und Eurysomenseltenervorkommt.Der Juvenilistyp kommt bei den Eurysomen und ,,Gemischten” haufiger vor als bei den Leptosomen. Die nachste Tabelle (VII) zeigt die Verteilung der Kbrperbau- und Kor- ŠKERLJ: DIE KORPERFORMTYPEN DES WEIBES 39 performtypen unserer und der norwegischen Serie. Obwohl die Methode der Feststellung verschieden war, handelt es sich doch bei beiden um weibliche DurchschnittsmaBe. Diesen stellen wir dann in Tabelle VIII die Sportlerinnen gegeniiber, um untersuchen zu kbnnen, ob die sportliche Auswahl in der Verteilung der Typen Abweichungen hervorruft. Tabelle VII. Wie sich die Korperformtypen auf die Kbrperbautypen verteilen, sagten wir schon oben; es kommt in Tab. VII noch besser zum Ausdruck. Sehr selten ist der Superiortyp. Bei den Leptosomen tritt neben dem Normaltyp der Trochanter- und Inferiortyp hervor, bei den „Gemischten” der Ex- tremitalistyp und Inferiortyp, bei den Eurysomen besonders der Rubenstyp und etwas haufiger auch der Inferiortyp. Tabelle VIII Die grbBten Unterschiede findet man beim Rubens-, Irochanter-, Mam- malis-, Superior- und Inferiortyp, indem die letzteren zwei bei den Sport¬ lerinnen haufiger auftreten, wahrend die ersteren drei seltener oder gar 40 Škerlj: die korperformtypen des weibes nicht. Beide Serien aber haben gemeinsam, daB unter den Eurysomen be- deutend weniger Normaltypen zu finden sind als bei den Leptosomen. Als Nebenresultat kann hier zur Frage, ob die sportliche Betatigung unter den Kbrperbautypen eine Selektion ausiibt, eine Vergleichstabelle gezeigt werden, die diese Frage bejahend zu beantworten scheint. Tabelle IX Bei den Sportlerinnen findet man also doch bedeutend mehr leptosome und weniger eurysome Kbrperbautypen als bei den Durchschnittsfrauen. Die ,,Mischtypen” sind ungefahr gleich stark vertreten. Auf Grund dieses Vergleiches muB ich meine Ansicht: ,,Von einer vorhergehenden Auswahl, die dafiir sprache, daB besonders Leptosome zum Šport Neigung hatten . . ist nichts zu bemerken.” 1 ), dahin korrigieren, daB im Durchschnitt bei den Frauen doch bedeutend mehr Eurysome als Leptosome zu finden sind. Ich schloB aus dem ungefahr gleichen Verhaltnis beider Kbrperbautypen (1 : 1), daB sich eine starkere Auswahl v o r dem intensiven Sportbetrieb nicht nachweisen lieBe. DaB hingegen der intensive Sportbetrieb spater eine Auswahl bewirkt, konnte an dem Kbrperbauverhaltnis der 01ympikerinnen nachgewiesen werden. Die etwa 20 % „Gemischten” sind offenbar eine ziemlich konstante Zahl. Also kann man sagen, daB bei den Frauen mit ausgesprochen sportlicher Neigung das Verhaltnis beider Kbrperbautypen etwa 1 : 1 ist, bei den Durchschnittsfrauen iiberwiegen die Eurysomen, bei den exquisiten Sportlerinnen aber die Leptosomen, hier sogar schon absolut. Am SchluBe sei noch eine Tabelle beigegeben, welche die Zuteilung von einzelnen Individuen zu den Kbrperformtypen erleichtert (s. Tab. X). Aus dieser Tabelle sieht man, wie sehr sich die einzelnen Kbrperforrn- typen in den fiir sie typischen Umfangen dem Rubenstyp nahern, in den untypischen aber dem Normaltyp. So erreicht der T. trochantericus den Rubenstyp im GesaB- und Oberschenkelumfang, der Superiortyp im Brust- und Oberarmumfang; der Mammalistyp hingegen bleibt in den Umfangen ziemlich indifferent, denn sein typischer Fettansatz, die groBen Fettbriiste, kann im Brustumfang, wie er hier gemessen wurde, nich zum Ausdruck kommen; der Inferiortyp niihert sich dem, bzw. erreicht den Rubenstyp 0 Škerlj, B.: Menschlicher Korper und Leibesubungen. S. 90 (1936) (10). Škerlj: die korperformtvpen des weibes 41 Tabelle X im GesaB-, Ober- und Unterschenkelumfang; der Extremitatentyp im GesiiB-, Ober-, Unterschenkel- und Oberarmumfang, der Juvenilistyp end- lich im Brust-, Bauch-, GesaB- und Oberschenkelumfang. So sieht man, d a B die Lokalisation des Unterhaut- fettes beim W e i b e ganz typisch ist und d a B dei R u b e n s t y p eine Verfettung aller fiir den F e 11- ansatz praedestinierten Korperstellen darstellt, die vollkommenste Abweichung vom konstitutio- nell bedingten normalen weiblichen Korperbau, w a h r e n d die andern K d r p e r f o r m t y p e n (also mit Aus- nahme des normalen) als partielle Abweichungstypen aufzufassen w a r e n. 2, Warszawa 1936; 10 ) Derselbe: Literatur: 0 Bauer, J.: Vorlesungen liber allgemeine Konstitutions- und Vererbungslehre, Berlin, 1923; 2 ) Harrasser, A.: Konstitution und Rasse 1933 1934 1935 1936, Fortschr. Neurol, P S ychiatrie u. Grenzgeb. IX, 9-11 Leipzig 1937, ) Hengsten- berg, H.: In: Jaensch, W. und Mitarbeiter: Die sporttreibende Fran Berlin 1935. Hoffmann, A.: In: Jaensch, W. u. Mitarbeiter: Leibesubungen und Rorperkon- stitution, Berlin, 1935; ») Jankowsky, W.: Anat. Anz ^LXX, 20 24 Jena 1930, «) Lorentz, F. H.: Die Sportarztuntersuchung, Leipzig, 1936 ) Schi0TZ, C.. 77 8 J Škerlj B.: Arch. Frauenk., XVI, akad. skr. Mat. nat. ki. 1935, nr. 11, Oslo 19Jo, ) ’ 101 ]!><>■ »F 45, Basel 1937; 12 ) Derselbe: Zschr. Rassenk. VII, 2, Stuttgart 1938. INDEX K. H. Bouman, The brain convolutions of the Pithecanthropus erectus of von Koenigswald . 1 A. F. Liber, Dilated cavum septi pellucidi and juxtaventricular cavities 4 B. Škerlj, Die Kbrperformtypen des Weibes. 20 P. Glees, D er kbnstruktive Aufbau des Muskelbindegewebes bei den Selachiern. 42 G. Krediet, Masculinisation ,,par” tumeurs chez une poule .... 48 G. Krediet, Ovariotestes bei einem Pferde. 62 J. Freud and A. Vedder, The structure of rat ovaries under varying conditions ........................ 71 L. A. van der Woerd, Uber die Nomenklatur der akzessorischen Ge- schlechtsdriisen bei der mannlichen Ratte. 84 L. A. van der Woerd, Die Ausfilhrungsgange der akzessorischen Ge- schlechtsdrilsen in der Umgebung des colliculus seminalis bei Ratten 88 Th. E. de Jonge Cohen, Funfter Beitrag zur Kenntnis einiger Gebiss- anomalien ........................ 92 To appear in Vol. II, No. 2: F. M. M. Smolders, On ihe influence of the anterior lobe of the hypophysis upon the growth oj explanted tissttes. J. W. Duvff, Growth of chick embryos. J. W. Duvff, Dry matter content of embryonic organs.