„Freiheit, Vitdmg str Itl»." Skr V« Mittwoch, »S. Juni »««». VI. Jahrgang Die ^Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch nnd Kreitaq. Preise — fnr Marbnrg: ganzjährig K fl.. halbjährig 3 fl.. vikrteljtihrig 1 fl. 50 kr; fii? Anstellung in» Haut monatlich 10 kr. — mit Postversendniig: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltnng mit 10, beijwelmallger mit IS, bei dreimaliger mit 20 kr. berechuet, wozu für jedeSmallge Eiuschaltung 30 kr. Inseraten Ztempelqebiihr kommen. Zur Geschichte des Tages. Der letzte parlamentarische Kampf gegen daS Konkordat hat in Ungarn begonnen. Im Unterhause ist am 22. d. M. nachstehender Antrag eingebracht tvordtn: „DaS königlich ungarische Kultus' und Unterrichtsministerium tvird achtungsvoll aufgefordert: eS wolle dem Hause einen Gesetzentwurf vorlegen, durch tvclchcn alle Wirt» samkeit und alle Folgen deS von der absolutistischen Regierung kläglichen Andrnkrns angenommenen und die mehr als acht Jalirhunderte alte kirchliche. apostolische Autorität des gekrönten Königs, »vie auch die Rechte der Bürger aller Konfessionen vernichtenden Konkordats endgiltig ausgehoben werden und nnsere!Nerfaffung von der Einmischung was immer für einer fremden Macht in unsere Staatsangelegenheiten gesichert «verde." Wtnn je ein Antrag auf sichcre Annahme rechnen konnte, so ist cS dirscr. Dem Äeichsrathe ist nun die Bahn gebrochtn: das Haus der Abgeord. neten tvird dieselbe gewiß betreten — aber die „Herren", werden auch diese dtu Muth findkn, das Konkordat nicht allein aufzuheben und den Staat in seine Rechte einzusltzcn, sondern auch die Rechte der Bürger anzuerkennen? Die Bedingungen, unter ivelchen Baiern der Zollübereinkunft beigetreten, find folgende: „Baiern erhält im gemeinschaftlichen Organ der Zollvereinsregieruttgen die vom Fürsten Holjenlohe verlangten sechs Stimmen. Bei der Vereinbarung, von Handelsverträgen mit südlich gelegenen Staate« ist Baiern eine berathende Stimme zugesichert. Die Berufung des Zollparlamentes erfolgt gesondert von der des Reichstages.— Nachrichten über beabsichtigte Einftihrung deS Tabakmonopols sind unbe-gründet. Die Uebereinkunft vom 4 Juni setzt nur die Vertheilung des Ertrages der Steuern von inländischtM Tt^bak fest, sobald derselbe einer gemeinschaftlichen Besteuerung unterworfen sein tverde. — Die Rachj^iebigkeit Baierns scheint, nach Briese» aus München, keinestvegs der Beginn einer preußenfreundlicheren Stimmnng dort zn sein, man glaubt im Gegentheil stärker als vorher an den Rücktritt Hohenlohes. Auf den römischen Staat ist dieser Tage ein Angriff lttmacht, von den italienischen Truppen jedoch zurückgeschlagen worden. Vie Berichte hierüber lauten verschieden: die Einen behaupten, daß Garibaldianer diesen Angriff unternommen, während die Anderen besagen. daß dieselben dem Unternehmen fern geblieben. In den französischen RegierungSkreisen erwartete mc;n übrigens mit Bestimmttieit. daß Garibaldi oder Mazzini etwaS unternehmen würde, um das Fest, welches am 29. Juni in Rom stattfindet, auf geivaltsame Weise zu stören. Es sind deshalb schon vor mehr als vierzehn Tagen in Florenz ftanzösischerseits Schritte gethan worden, um die dortij^e Regiernn;, aufzufordern, einer jeden Betvegnng entgegenzutreten. Die Bewegung, welche versucht wurde, scheint eine ganz vereinzelte oder vielmehr verfrühte zu sein, denn nach dem. lvas man hört, liegt es in den Plänen der Führer, an mehreren Orten auf einmal ins Römische einzudringen und zugleich Aufstände in Rom und in der Provinz hervorzurufen. Die französische Regier nngSpresse sucht Oesterreich zum Einschreiten gegen die Verbindungen zu bewegen, die wischen dem norddeutschen Bunde und den süddeutschen Staaten in militärischer und volkSwirthschaftlicher Beziehung eingetreten. Der „Constitutionel" betveist. daß diese Abschließungen eine offenbare Verletzung deS Prager Friedens seien nnd daß Oesterreich jetzt seine volle Freiheit zu handeln zurück>^r-halten habe, die es erforderltchen Falles doch auch benutzen würde. Man sieht, alles ist der Sympathie der französischen RegierilngSkreise geiviß. was der jetzigen Gestaltung der Dinge in Deutschland znwiderläuft. Ob eS klug von der französischen Regierung ist. stets ihren Widerwillen gegen Thatsachen zu äußern, denen entgegenzutreten sie nlcht Willens ist. mag dahingestellt bleiben. UebrigenS hegen manche Minister, besonders Moustier und Niel, die Absicht, in der That die dloS schmollende Haltung gegen die preußische Bewegung in Deutschland aufzugeben uud kräftiger gegen Preußen auszutreten. Sie wollen nur den Schluß der Kammern abwarten. »veil die Regierung sich dann natürlich bei Weitem freier belvegen kann. Eine Gelegenheit, den preußischen Bestrebungen auf irgend eine Weise in den Weg zn treten. wi,d sich natürlich leicht finden lassen; aber daß diese Berfahrnngsweife nicht gefahrlos ist. sehen die Urheber der betreffenden Pläne lvohl selbst ein. Die Nachricht, daß Kaiser Maximilian verbannt sei und bereits auf dem Wege nach Enropa" sich befinde, wird nun von der nordamerikanischen Regierung bestätigt. Die Republikaner in Mexiko haben also nicht nur ihre Feinde geschlagen, sie haben auch die Achtung il)rer Gegner sich erworben durch die edle Behandlung deS Besiegten — halien weder Rache geübt, noch ein Lösegeld gefordert. — Ncivl)orker Blätter pfeifen Hanne 8. Bon I. H. ltmmt. (Fortsetzung.) Ihre Verlegenheit ivar eine unglückliche, aber eilte natürliche. DaS Gericht mußte in der Meinung sein und war in der Meinung, daß sie von dem Auffinden des ZucheS und des Giftes darin noch nichts ivisse. Hatte sie sagen dürfen, das sie das Alles schon tvisse? Dnifte sie es noch saae«? Sie mußte dann auch zugestehen, wie sie es erjaliren habe, daß also auch der alte Pfeijlnhannes bei ihr gewesen ; daran knüpfte sich wieder die Anwefenhett ihrer Mutter, von l>er Niemand etwas »vissen durfte. So mußte Ke die Wahrheit verbergen, sich verstellen ut»d eine neue Lüge begehe«, i« dem Augenblicke, da sie so dringend vor neuer Lüge verwarnt lvar. Sie war aus einmal in der peinlichsten Lage, und das Bewußtsei« dieser »«glücklichen Lage drückte sie. lahmte ihre Gedanken ««d verwirrte sie. „Ah. ah," sagte der Gerichtsschreiber. „Sie zittern! Müßten Sie doch ztmeftehen. daß Sie Gift besessen haben?" „Nein, nein!" rief sie in steigender Angst uud Verwirrung. ei. warn« denn auf einmal so eifrig? Und warn» fliegt Ihne« de«« d.s unschuldige Tnch i« der Ha«d? Wäre darin das Gift gewesen 7" „Aber ich Hab« es nicht gehabt!" Der Gerichtsschreiber horchte auf. „Das ist ja ein Geständniß!" rief er. „Herr Znftizrath. b«de« Sie es gehört 7" „Zn der That!" «nßte der Zustizrath zngeben. „Alss es war »irNich Gift in dem Tuche?" fragte der Gerichts-schreiber die Angeschnlbigte. Sie konnte «icht antworten, ße war keines Worte» «ächtig. In dem Tnche war Gift gewesen, sie wußte es von dem alten Hannes und konnte es nicht ableugnen, sie wollte nicht lügen. Aber konnte sie es zuge-stel)en? Konnte sie sagen, von wem sie es wisse? Daß dann auch die Anwesenheit ihrer Mutter bekannt wurde, darauf kam es jetzt nicht mehr an. es handelte sich um einen schrecklichen BelveiS gegen sie: gab sie zu. daß in ihrem Tnche das Gift gewesen nnd daß sie dieS gewußt, dunn lvar sie die Mörderin. Daß sie eS von dem Hannes ersatiren. wer konnte ihr das glauben, selbst wenn er eS bestätigte? Dieser Mensch war es ja gewesen, der il)re Mutter hergeholt hatte, er stand also in einer nahen Beziehung zu ihr und nahm Partei sür sie; ivie konnte eS ihm da ailf eine Unwahrheit zu ihren Gunsten ankominen? Durch Schreck und Angst üderivältigt. verlor sie ai»f einen Augenblick die Besinnung. Sie starrte sprachlos den Gerichtsscheeiber an. aus dessen Gesicht der offene, rolie Hohn deS Triumphes lag. )lir Blick flog, als lvenn sie um Mittleid flrtien ivollte. auf d.n Justizrath, und sie fand in seinen Angen Mitleid, aber nicht das. waS sie siichte; der Mann, dessen Gntmüthigkeit nnr von seiner Bequemlichkeit übertroffen wurde, sah sie mit erschreckender Trauer an. mit der man univiUkürlich einen Menschen betrachten muß. von dem man plötzlich erfährt, daß er d»m Tode dnrch Henkershand verfallen sei. Sie las in beiden Gesichtern ilire Schuld, ihre Berurtlieilung als Giftmi'cherin. ihr Todesnrtheil. Sie blieb sprachlos. Dann enlsturzte ein Strom von Thr.^nen ihren Augen. ^gaffen Sie sich!" wollte der gntmüthige Zustizrath sie anrusen. Der Gerichtsschreiber aber ließ ihm keine Zeit dazu. Er zog auch das Blatt Papier hervor, das in dem Tuche gesunden war. Er hielt es ihr hin. „Sehen Sie sich das Blatt Papier an; kennen Sie es?-Sie »vagte nicht die Augen anfzufchlagen. „Sehen Sie es sich an s'wiederholte er. „Oder ist es nicht mehr nöthig? Sie kennen e» ohnehin?- „Ich kenne es nicht.- sagte sie. die Angen erhebend, leise. „Ah. ah!" rief der Gerichtsschreiber. ^Da haben wir uns ja ge- brrichten. Maximilian, dessen persSnlich^r Tapferkeit und TodeSveraibtung von stinen Offizieren daS höchste Lob gespendet wird, habe eine Prokla-mation erlasskN, welche den Kaiser Napolcon beschuldigt, ihn in feiger und ehrloser Weise verlassen zu haben, allen unvorsic^igen ehrgeizigen Prinzen ftin eigenes Schick^l a!S Beispiel verhält und die Mexikaner ermahnt, ihre Sache durch Tugend zu verherrlichen. Aus Mexiko wird btnchtet. dt,ß die Anhänger deS Kaisers Maximilian auch nach dem Falle von Qneretaro sowohl in der Haupt« ftndt als auch in Vera Cruz ihren Widerstand sortsetzkN. AuS letzterer Stadt meldet der Befehlshaber des dort slationirtcn nordamerikanischen Kriegsschiffes „Tacony- an seine Regierung, daß der kaiserliche Gouver. nenr von Vera Eruz sich weigere, die Stadt den Rkpnblitanern zu über« geben, wiewohl der Kommandant deS daselbst stationirten österreichischen KriegSfchiAes hiezu rathe. „DieS". so schließt der Amerikaner seinen Bericht, „hat mir der Kommandant selbst erzählt." Berantwprtltchkeit der Minister. I Marburg, 25. Juni. Die Verantwortlichkeit der Minister ist eine der sichersten Bürg, schasten für die GerfaffungSmäKigkeit der Regierungshandlungen — ist eines von jenen Gesetzen, die um so häufiger zur Anwendung kommen, je weni-ger die Verfassungstreue bei den StaatSlenkern noch Wurzel geschlagen. Die Wefthälfte Oesterreich?, die jetzt im Begriffe ist. ein Rechtsstaat zu werden, hat ein solches Gtsetz um so dringender nothwendig. je tiefer das Mißtrauen sich eingefressen. je schwerer dasselbe zu bestegen. Ein Gesetz über die Verantwortlichkeit der Minister, wie wir eS in Betracht unserer ganz besonderen Verhältnissen fordern muffen — ein solches Gesetz kann die bezügliche Vorlage der Regierung nicht werdet». Das Geringste, was wir in dieser Hinsicht verlangen dürfen, ist die Gleichstellung mit Ungarn. Die Verantwortlichkeit der nngarischen Minister ist aber viel strenger, als die von unserer Regierung beantragte. Im ungarischen Gesetze heißt eS: „Die Minister können zur Verantwortung gezogen werden: für jede Handlung odrr Verordnung, tvelche die Unab-hängigkeit des Landes, die Gewähr der Verfaffung. die Anordnung der bestehenden Gesetze, die persönliche Freiheit oder die Heiligkeit des Eigen-thuu'S verletzt, und durch sie in amtlicher Stellung begangen oder be« ziehungstvelse unttrlassen wird — für die Veruntreuung oder gesltzwiorige Verwendung der ihnen anv.rtrauten Gelder und sonstigen Werthsachen — wegen Versäumnisse in Vollziehung der Gesetze oder in Aufrechtyaltung der Ruhe und Ticherl^ett." — Der üstcrrelchlsche Entwilrs dagegen de' stimmt nur: „Die Minister find für jede in Ausübung ihres Amtes de« gangene Verletzung der Verfaffang verantwortlich." Warum scheuen unsere Minister dieselbe Faffung des Gesetzes, welche die ungarische Regie ruug nicht sürchtet? Äst der Kreis der Verantwortlichkeit einmal gezogen, dann entsteht die Krage: welches Gericht soll über Anklagen wiSer Minister entscheiden? Wäre O sterr.ich schon ein geordneter Gerfassungsstaat. hätten wir unsere wohlverbri'ften Glundrechte, so würden diese bestimmen: Kein Be^iMter kann von seiner Stelle entfernt iverven. außer in Folge eines richterlichen Spruches — Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich — Niemand darf seinem ordentlichen Richter entzogen werden — Ausnahme' geeichte dürfen nicht stattfinden. — In Anklagesachen haben Volksrichter wenigstens über Schulv od,r Kichtschuld ihren Wahrspruch zu fallen. — Hätten wir diese Grundrechte, so »väre auch die Frage schon erledigt: welche Richter sollen über angeklagte Minister urtheiten. Der gruudrecht' liche Ausbau der Verfaffung zählt jedoch im Reichsrathe noch sehr »oenige faßt — zum Lügen. Aber so zaghaft! — Und. Sie kennen auch wohl das nicht?" Er faltete das Papier auseinander, man sah die Reste des glänzen» den Arsenikpulvers, das die Mitte bedeckte. Die Angeschuldigte mußte danach sehen; sie konnte es nicht ohne Schaudern. „3ch kenne weder daS Pupier. noch seinen Inhalt." sagte sie. ,.Ich glaube es," erwiderte höhnisch der Gerichtsschreiber. Dann tvurde er wieder ernst und strenge. „Angeschuldigte. Sie können sich durch Lügen und Leugnen nicht mehr retten. Ihr Benehmen eben sprach Ihre Schuld zu deutlich aus. es war dos offenbarste Geständniß. das Jemand ohne ausdrückliche Worte ablegen kann. Sie haben von diesem Gifte geivußt. das sprach jede Ihrer Mienen, jede Ihrer Bewegungen, das sprach Ihr ganzes Wesen ans; das sieht man Ihnen noch jetzt an. trotz ihrer leuguenden Worte. Sie kaniiten das Gift. Welchen Schlnß jeder verständige Mann, auch der wohlivollendste Richter, den Sie jemals finden können, nothwendig daraus ziehen muß. brauche ich Ihnen das noch zu sagen?" Sie konnte ihm nichts erividern. Sie hätte nue eine Autivort ge' habt: ihm zu sage«, daß und wie sie durch de» alten Hannes Kenntniß von de» Tuche und von de» Gifte erhalten habe. Ader das war zu spät, es hätte sie nur von Reue« zur Lügnerin gestempelt. „Ich ermahne Sie zn» letzte» Male." rief ihr der Gerichtsschreiber ktoch zn. „legen Sie endlich ein Geständniß ab." „Was soll ich gestehen?" „Ihr Verbrechen." „Welches Verbreche»? „Ich Hab« keines begangen." „Sie habe» die Baron»» vergiftet. Sie. Sie!" Jedes Wort, das bisher z» ihr gesprochen ward, hatte einen Ver-dacht des Giftmordes gegen sie ansgesprochen. Sie mnßte also längst daranf gefaßt fein, daß man ihr das Verbreche« direkt anf den Kops zusagen »erde. Dennoch wurde sie erschüttett. „Das sollte «ich zn de» entsetzliche« Verbreche« bewoge« haben?" rief sie. Freunde und darum tverden die übrigen Mitglieder desselben wohl nicht für unsere Forderung stimmen. Vielleicht darf eine andere, nicht so weit gehende Forderung auf besseren Erfolg rechnen — die Forderung nämlich: baß a»ßeflagte Mini-ster f1ch vor einem Staatsgerichtshof zn verantworte» habe«, und daß in Fällen, welche das Gesetz mit Freiheitsstrafen bedroht, Gefchwoifne über die Schuldsrage urtheilen müffeu. Hat Freiherr vo« Beuft wirtlich, wie man behauptet, sich geäußert: die Regierung wäre geneigt, einen Staats« gerichtshof zu beivilligen. daferne der Reichsrath es verlangt, so ift zu hoffen, die Regierun,» iverde auch einen Befchluß über die Beiziehnng der Geschivornen zur kaiserlichen Genehmi^ng vorlege»», wenn «ur der Reichs« rath mit vollem Ernste auf diestr yordernug besteht. Die Regierung, welche die Einführung der Schwurgerichte bererts zugesichert, muß grund-sätzltch handeln; sie darf in L trafsach,n nicht zivelerlei Recht zur Geltung bringen wollen — sie kann bei Anklagen wider Minister nitht versagen, was sie in Fällen von unendlich geringerem Belange nnS gelvährt. Vermischte Rachrichteu. (Die Londoner Gewertvereine) gehen mit dem Plane um, eine Versammlung von Arbeitervereinen aller Länder, somit einen Arbeiterkotigreß im besten Sinne deS Wortes inS Leben zn rufe«, um die Arbeiterfrage nach den verfchiedensten Richtungen hin nicht blos in Bezug aus England, sondern aulh im Allgemeinen gründlich zn erörtern. Eingeladen solle» dazu die bedeutendsten Fachmänner aller Länder werden, dann Abgeordi:ete der verschiedenen Gewerkvereine und schließlich anch Solche, die als Gegner der Geiverkvereine bekannt sind. (Der allgeineine Deutsche Sänaerbund) bestehtans 62 einzelnen Sängerbünden mit einer Gesammtzahl von ungefähr S2,000 Sängern. Die österre»chischen Sängerbünde bleiben noch in dem früheren Verhältniß zu dem Bunde; es »st jedoch Aussicht zu ihrem wirklichen Anschluß vorhanden. (Zahlen- und Klass eu« L o tter i e) Wenn die Berliner Börsen Ztg. gut berichtet ist, so »väre in Oesterreich die Aufhebung der Zahlen Lotterie zn erwarte»». Dem genannten Blatte ivird nämlich aus Wien geschrieben: Sine nicht unwichtige Reformvorlage wird, dem Verneh. men nach, im Ainanz- und Handelsministerium vorbereitet; eS ist dieS die Aufhebung des Lottospicls und deffen Ersatz durch Einführnng der Klaflen-Lotterie nach preußljchtM Vorbild. Vom rein theoretischen Stand-puukt muß man f»ch zwar gegrn beide Lotterieformen erklären. Gewiß ist aber, daß das Lütto noch viel fchädlicher wirkt, als die Klassen-Loiterie; theils weil die Gewiunst«Ehaneen bei ersterm viel nachtheiliger. theilS tveil die kleinen Einsätze von ü Kreuzern an in den zivrimal monatlich in acht Orten des Kaiserreichs: Wie«. Prag. Graz, Liuz, Brünn, Triest, Ofen und TemeSvar, stattfindenden Ziehungen» die aimen — und in Oesterreich sehr armen Volksklassen zum sortwährenden Spiel verlocken nnd ihre Unwissenheit und ihren Aberglauben sogar für die Staatsfinanzen ausbeuten. Das Lotto, dessen Reinertrag geradezu in unjerem Voranschlag unter de,» indirecten Steuern figNlirte. trug in den letzten Iahren der Staatskasse 6'/» Millionen Gnlden ein. Die zunehmende Verarmung der Bevölkerung einerseits und der Verlust Venedigs, wo sehr stark gespielt wurde, andererseits hat die Erträge jetzt vermilidert. (Ein Denkmal für die dreizehn Märtyrer von Ar ad.) Der ^Alföld" erließ einen „Aufruf an die treuen Söhne und Töchter llngarns", in dem es heißt: Der König hat durch feine jüngsten hochherzige» Handlungen vor de»n Laad nnd der gai»zen Welt die Grundsätze und Kämpfe der Theilnehmer an den 1848—49er erhabenen Kämpfen sanktionirt. und was achtzehn Jahre hindurch einem Feljen gleich das Herz oeS UngarS bedrückte, für deffen Aussprechen Taufende und „Was?" sagte der Gerichtsschreiber. „Die Verblendung, der eitle Wahn, Fran Baronin, die gnädige Frau hier zu »Verden." Auch aus diesen Vorwurf konnte, ja mußte sie vorbereitet sein, auch auf vie Rohheit, mit der der gräßliche Mann ihn vorbrachte. Sie fühlte sich gleichwohl vernichtet. „O. mein Gott, mein Gott!" jammerte sie. „Ja, ja," sagte der Gerichtsschreiber, „wenn unsere Verbrechen an den Tag kommen, »Venn anstatt der Lust uns die Schande, der Tod» das Schaffot erivarten. dann rufen wir in unserer Roth Gott an. Aber <^)ott ist der Gott der Gerechtigkeit, er bringt die geheimsten Gedanken und Verbrechen an das Lich» nnd straft sie — blicken Sie hierher!" Er stand an der Thür, die in das Rebenzimmer führte, sie stand ih»n gegenüver. Schnell r»p er die Thür anf. und die Leiche der Baro-uiu lag fast unmittelbar vor der Angeschuldigten. Der todte Körper lag auf einem Tische, auf dem die Sektio» vorgenommen werden sollte. Er ivar entkleidet, aber mit weiße» Tüchern bedeckt. Nur der Kopf war frei und lag etwas erhöht. Das Gesicht der Todten tvar grau, die blaue» Lippe» »are« fest zusammengekniffen, daS lange, schwarze Haar hing unordentlich zn beiden Seiten des Gesichtes hernnter, beinahe b»s an dr« Bode«. Die vorzn-nehmende Sektion sorderte, vorher a« der Leiche möglichst we«ige Verü«« der«ngen vorzunehmen. Der Anblick war kein angenehmer. E»»a Schröder sollte dnrch »h« überrascht »verde« «nd so von Nene» ihre Sch«ld verrathen. vielleicht gar ihr ein Gestänbnjß des Mordes entlocken. Dar«» hatte der Gerichtsschreiber so plötzlich und oh»e alle Vorbereitung die Thür auf-gertffe«. „Mei« Gott!" rikf die A«geschuldigte überrascht »«d »it s«rcht' bare« Entsetzen ihr Gesicht »i» den Händen bedeckeNd. Der Gerichtsschreiber riß sie ihr znrück. „Nichts da!" rief er. „Sehe« Sie die Todte a«! Sehe» Sie das Blatzeugniß." Ei« scha»dererrege«der A«blick bot sich a«f einmal dar. Selbst das rothe Gesicht des GertchtSschreibers ivurde bleich. Ta«sende in Ketten «nd Kerkern schmachteten, können wir nun. Dank dem Gefühle der Gerechtigkeit. daS sich im Herzen deS Monarchen Bahn gebrochen, heute bereits frei aussprechen : daß die heldenmüthigen Kämpser in unserm großen nationalen Kampfe sslr die hriligste. theuerste und edelste Sache ihr Blut vergossen, die Ketten und Dornenkrone der Unterdrückung und Mißachtung getragen haben. Lange, sehr lange Zeit hindurch waren wir der heißersehnten Gelegenheit beraubt, wenigstens den hundert-sten Theil der Pietät, die wir den Verdiensten jener unvergeßlichen rühm« reichen Helden schulden, abtragen zu können, die AlleS. aber auch AileS, was ihnen auf diettr Grde theuer war, auf dem Altar jener Sache opferten, deren Heiligkeit sie mit dem warmen Vlute ihreS patriotischen Herzens besiegelten. Indem nun nach der finstern. erstarrenden Nacht der Unterdrückung am Himmel unseres Baterlandes wieder die Morgenröthe einer bessern Zukunft dämmert, indem von den in den Kerkern verrenkten Gliedern die Ketten wieder herabfallen, der Ungar nicht mehr ein bis aufs Mut abgehetztes Wild in seinem eigenen Baterlande ist. wem gebührt nun vor Allem die Pietät und daS Dankgesühl der Nation, als Jenen, die ihr Herz, ihre moralischen und materiellen Güter, ihr unbeflecktes Leben als Fundament für diese bessere Zeitepoche dem Baterlande opferten. Die Asche der besten unter de» Guten, der Edelsten unter den lZvlen: Damjanics. Ragy Sandor, KiS Grnö, Auiich, Deffewffy Arißtiv. KnezieS, Török. Ltiningen, Pöltenberg. Lanner, Bicsey. Schweidel. Lazar, dieser großen erhabenen Märtyrer der nationalen Erlösung, deren Patriotismus, unbesleckter Charakter, deren Leben und Tod mit dem aller in der Welt« geschichte verewigten Heroen HcllaS und RomaS ruhmvoll wetteifert, die Ajche dieser Patrioten, die ein in des Wortes erhabenster Bedeutung heiliges Leben geführt und eineS heiligen TodcS gestorben, ruht noch ohne ein Denkmal auf einem Räume Arad». den die nationale Trauer und Glorie am 6. Oktober 1849 zu einem Golgatlja geheiligt. Gin Monument diesen dreizehn Arader Märtyrern! DaS Monument soll je nach dem Ergebniß der Sammlung am 15. März 18S8 oder am 11. Juni, am Tage des kaiserlichen Erlasses von diesem Jahre, oder am 6. Oktober als dem Jahrestag der Hinrichtung Mtt der entsprechenden Feierlichkeit enths.llt werden." lSln neues E S zt e r h az Ys ch e s Anlehen.) Die „Wiener Korrespondenz" bringt folgende wunderliche Nachricht: „Wie wir hören, ist ein fürstlich ESzterhazy fcheS Pfaudbrtef Lotterie Anlchen im B»trage von neun Millionen Gulden bewilligt worden, beruhend aus eiNtr eigettthümlichen KombiNtUion der auf die besten fürstlichen Güter hypothe-eirten Pfandbriefe (versehen mit Koupons) mit halbjähriger Verlosung. Die Emiffion des AnlehenS soll unmittelbar bevorstehen." Leider ist niht beigefügt, wo die Ausgabe stattsindeu soll und aus ivelche Nehmer die bestellten Planmacher rechnen. Daß die Kombination „eigenthüinlich" sein werde, glauben wir gerne ; ist doch die ganze ESzterhazy Geschichte von ihrem Anfange an biS zu ihrem leit>er noch immer nicht erfolgten Ende elne einzige gewaltige Eigenthümlichkeit. Die Besitzer der Obligationen de» Lotterie AnlehenS werden wolil kaum unter die Nehmet des neuen Pfand-brief'Anlehens gehen, schon »vegen der möglichen Beschwerlichkeiten bei der halbjährigen Verlosung. Erfatjrung macht vorsichtig. (Gegen Riegers Rede) in Moskau über Polen veröffent« licht Platon Kosticcki in der „Gaz. Nar." ein offenes Sendschreiben an den Sprecher, in wc'lchem er die von demselben vorgebrachten Beliaup-tnngen betreffs des Verhältnisses Polen» zu Rußland auf Grundlage geschichtlicher Belege für falsch erklärt. Der schwuitgvoll und edel geh iltene Brief schließt mit den Worten: „Sprachen Sle. mein Herr, als l^eche. so fordere ich Sie vor den Richterstnhl Böhmen», sprachen Sie als M »an von Recht und Wahrheit, so lade ich Sie vor daS Gerichl des Rechtes und der Wahrheit l UnS beiden möge Gott helfen". Der Justizrath, der mit in daS Schafgemacht hatte treten wollen, mußte sich umkehren. Durch das plötzliche, heftige Aufreißen der Thür war eine Trschüt« ternng des Tisches entstanden, auf dem die Leiche sich befand. Der Kopf dersell!en glitt dadurch von der Erhöhung, auf der er lag. nach der Seite der Thür, die großen, verglasten Angen starrten Emma Schröder an. Die Angeschuldigte fiel mit einetn furchtbaren Schrei beivußtloS nieder. „Ein GotteSurtheil l" sagte der Gericht^schreiber. „Ein GottcSgericht!" mußte auch leise der Justizrath sagen. Die Angeschuldigte kam wieder zu sich. „Rennen Sie die Todte?" fragte der GerichtSschreiber sie. „Ja!" antivortete sie tonloS. „Erkennen Sie die Baronin von Maltlow?" Sie konnte nicht antworten, sie vermochte nur mit dem Kopfe zu nicken Dann sprang sie aus ; sie war der Sprache wieder mächtig, die furchtbare Angst hatte sie ihr zurückgegeben. „Lassen Sie «ich fort von hier!" rief sie. „Ich beschivöre Sie." „Ah. Sie könne« deu Anblick nicht vertragen?" Ja. ich glaube es — und wir bedürfen Ihrer in der That nicht weiter. Gott hat Sie gerichtet, und Sie selbst haben sich gerichtet. „(Z^fangemvärter führt die Angeschuldigte ab." (Fortsej^ung folgt.) Vom Lüchertisch. ISGG oder Enstozza und Königgrätz. (A.Hartlebens Verlsa in Wien «nd Pest. «nd 21. Lieferung.) Dieser mit größte« Beifall aufgenommene Roman liegt in de« «ns ssebe« z«ßeHO»ß«»e« zwei Schlnßliesernngen abgeschloffe» vor. Wir kön- Marburger Berichte. (Ue verfall.) Am FrohnleichnamS-Tage vor Mitternacht wurde der Keuschler Marlin Rudols in Ottendorf bei Schleinitz vor seinem Hause von zwei Burschen überfallen, als er aus der Schenke heimgekehrt. Der Eine versetzte ihm einen Mesierstich in den Bauch und eS ist nur der schnellen Hilfe zu verdanken, daß die Berivundung nicht den Tod zur Folge gehabt. Der Thäter war einst von Rudols »vegen eines Diebstahls angezeigt worden und hatte geschivoren, Rache zu nehmen. Beide Angreifer sind verhaftet. (Turnfahrt.) An dem AnSfluge. welchen die Turner am Sonntag nach Frau-Stauden unternommen, haben sich die Mitglieder und Schüler des Vereins ln voller Zahl und einige hundert Gäste betheiligt Der AuSmarsch erfolgtc um 2'/, Uhr: bei der Brücke schloß sich die Musikkapelle von Schleinitz dem Zuge an. Am Ziele deS AuSflugeS ivurde eine Stunde lang geturnt; dann folgte die Bewirthnng der Schüler, wurde im Freien gelagert, gesungen und getanzt. Um 8 Uhr wurde die Heimfahrt angetreten. (Ei nbrn ch.) Beim Grundbesitzer N. Kager in GamS wurde am 24. Juni gegen Mitternacht eingebrochen. Nachdem die Gauner das Kellergitter auf der Hinteren Seite des Hauses herausgerissen und vom besten Weiiie getrunken, erbrachen sie die Kellerthnre von innen und stahlen über zwei Zentiier Speck. (Berichtigung.) Die Nachricht vom traurigen Ende deS Herrn Bleibtreu, die man uns aus Raab gemeldet, ist durchaus unwahr. Herr Bleibtreu schreibt uns nämlich. Raab den 24. Juni: „In Ihrem geschätzten Blatt ist von einem Selbstmordversuch die Rede, den ich gegen mich begangen haben soll. Ich kenne die Motive nicht, welche den Einsender dieser Nachricht b»stimmt haben, mich todt zu machen und erkläre, daß ich lebe, und so lange leben werde, bis mich ein höherer Befedl auf diese oder jelie Weise a»tS dem Lebrn rust. Es existirt nichts in der Welt. waS Mich bestimmen könnte, mit frecher Hand die Brücke zu zertrümmern, die das Diesseits vom Jenseits scheidet und ist dieS von mir am wenigsten zu erivarten, da ich mit meiner Uiivenvüstlichen Ortlanisation alle Fatignen des Lebens zu ertragen verstehe Allen Freunden und Bekannten einen herzlichen Gruß. Hochachtungsvoll Bleibtre u." (Selbstmord.) Borgestern erhängte sich ein Jäger in der Kaserne. Schamgpfül)l und Furcht vor der Strafe müssen it;n zu dieser Tl>at bewogen haben; er hatte nämttch seinen Kameraden bestohlen nnd sollte deßhalb in s Stockhaus geflchrt werden. (Im Bade K r a pi n a - T ö p l i tz). daS auch von Marburgern häufig besucht wird und in ärztlicher Beziehung unter der Leitung deS Herrn Dr. Bauealari. eineS gedornen MarbnrgerS. steht, ist die Zahl der Gäste schon auf 645 gestiegen. (Der kaufmäu Nische Berein) veranstaltet heute Abend ein Konzert, bei »velchem außer bekannten lieimischen Kräften auch Herr MeltuS. Opern- und Licdersänger auS Wien mitwirkt Herr MelkuS ist mit gutem Erfolge in Wien und Laibach aufgetriteu und hat vorgestern im hiesigen Männkrgesangvereine svlche Proben seiner Leistungsfähigkeit gegeben, daß tvir zu recht zahlreichem Besuch aufmuntern können. Die Mitglieder deS KasinovereineS erinnern wir bei dieser Gelegenheit, daß sie zur Theilnahme berechtigt find. DaS Programm ist reichhaltig. (HeiiNische Kunst.) Der hiest.ze akademisch Maler, Herr Eduard Lind, dessen schöiem Talente wir bereits mehrere Bilder von anerkanntem Warthe verdanken, hat ein Brustbild oeS Herrn Bauunternehmers Hart-mann vollendet und im Berla.^e dieses Blattes zur Schau gestellt. Herr Harlmaiin ist in L benSg öße gemalt und zeichnet sich das Bilk'niß durch seltene treue, sowie durch lebensfrische Farliengebuilg sehr vortiicill)ast aus; dasselbe bleibt noch einige Zeit ausgestellt. nen auch jetzt unser früheres Urthetl üiier dieses gediegene Wert nur wiederholen, und rathen Jedermann, sich durch eigene Anschauung von der vortrefflichen Alifaffung di.fer „historisch-romantischen Enthüllungen aus Oesterreichs neusster Geschichte" zu überzeuzen. Der Roman „En-stozza und Königgratz" spinnt seinen Faden bis znm Frieden von NikolS-bürg; die thälige VerlagShandlnng hat dafür gesorgt, d.iß die Leser auch ül>er die wichtigen Ereignisse nach dem erivähnten Frieden nicht im Unklaren bleiben, und beginnt gleichzeitig ein neues, für die Abnelimrr von „Enstozza und Königgratz" nnentdehrlicheS. demungeachtet aber ganz selbständiges und sür sich abgeschlossenes Werk unter dem Titel: „Zivischen Krieg und Frieden oder Nach Enstozza und König grä tz." Historisch-romantischeS Zkitgrmälde auS Oesterreichs neuester Zeit von Lueian Herbert. '(Erscheint in ungefähr 20 vier-zehntägigen Lieferungen zu 25 Kreuzer.) Wir enthalten unS diesem Werke gegenüber jeder Empfehlung; leistet der rühmlichst bekannte Bersasier doch genügende Bürgschaft dafür, daß er aus der reichen Fülle vorhandenen Stoffes mit kunstgeübter Hand und glühender Phantasie ein ses^elndes Bild jener für d>e Entivicklung unserer staatlichen Verhältnisle so hochwichtigen Zcit entwirst, in ivelcher auf den Trümmern eines unhaltbaren Systems ernste Anstalten zum Neubau eineS Gebäudes Versucht werden, «velches heranbrauscnden Stürmrn künftitier Ereignisse mit eherner Festigkeit zu widerstehen vermag. Schildert „Eu-stozza und Königgrütz" die kriegerischen Ereit^nisse deS verflossenen JahreS bis zum Fritden von NikolSburg, so gibt „Zwischen Krieg und Fmden" ein treues Bild des staatliche» und socialen Lebens «ud der politischen Wirren der letzte» Jahre. — Unsere Leser werden gnt thun. den Titel „Zivischen Krieg «nd Frie-den", solvie die BerlagShandlung (A. Hartlebe») bei Anschaffung deS Büches i« Auge zu behalte«, nachdem ein Verleger in Brunn daS Lesc-Publikum soeben durch eine angebliche Fortsetz»ng von „Euftozza und Köni^grätz" unter anderem Titel als „Zwischen Krieg «nd Frieden" zu täuschen sucht! Letzt« Post. HaSner ist zum Minister für K»lt«s «nd Unterricht ernannt worden. Die Vertagung des ungarischen Skeichstage» ist aus morgen sesigesctzt. In Preußen soll der ZeitnngSstempel ausgehoben nnd eine Anzeiaenstener eingeführt werden. Die Türkei sendet Verstärkungen nach Kandia. Kaiser Maeimilian hat vor seiner Freilassung eine Erklärung unterzeichnet, daß er auf den Thron von Mexiko verzichte und nie wieder dorthin zurückkehre. Etugefandt. Es ist bekannt, daß im Vorjahre die Post-Direktion in Graz in Folge eines BeschwerdebriefeS Men einen hieflgen Bürger wegen Ehren-beleidil^ung klagbar geworden. Die Untersuchung aber hat ergeben, daß der Kläger abgewieien und zu den Aosten vernrtheilt wurde, weil einzelne hiesige Postbeamte sich gegeniibcr dem korrespondirenden Publikum nicht vorschriftmäßig benommen. Nichts destoweniger scheint die Ursache dieses Prozesses ein junger Beamter der hiesigen Filial Post vergessen zu haben und zwar einer, der zu den obgenannten Einzelnen gehört. Bor einigen Tagen wurde ein Recepisse der Frau Sch. durch den Briefträger mit dem Bedeuten zugestellt — daß sich das Packet mit Drucksorten — Werth 4 fl. — im Filial Postamte befindet und dort abzuholen ist. Nachdem dreimal vergebens Frau Sch. dorthin gesandt, um die Sache abholen zu lasten, nnd die Bestätigung deS Briefträgers, welcher eben im Filial Postamte anwesend war. zu keinem Resultat ge-führt hatte, ging Frau Sch. selbst, um ihr Packet zu holen ; allein auch das hatte keinen günstigen Erfolg. Der Beamte. Herr Postaccesist La.... ließ sogar auf die Aeuperung der Frau: „daß eS nur eine Capriee sei nnd sie in geschäftlicher Beziehung Schaden leide, wenn ihr daS Packet nicht ausgefolgt wird", eine PolizeiAssistenz requiriren — gegen eine allgemein bekannte nnd geachtete Frau l---Ein Postbeamter. welcher ebenfalls dieser Szene beigewohnt, dann der Briefträger und der Polizei Wachmann wann jedoch anderer Ansicht. alS Herr L. Frau Sch. mußte unverrichteter DiNj^e nach Hause gehen — und daS Packet wurde erst spater Herrn S. welcher sich der Sache ernstlich angenommen, ausgehändigt. — UnS aber veranlaßt dieser Vorfall zu der Frage: Wann wird denn Herr L. endlich einsehen, daß der Beamte für daS Publikum und nicht dieses für ihn da ist?! Ein Geschäftsmann. Teleqraphischer Wiener ClU»rs vom 25. Juni. ü»/, Metallique< ..... 60.75 5°/. Ratioual.Anlehen.... 70.70 1860er StnatS Anlehen . . . V0.— Bankaktien....... 728.— Kreditaktie» ... London ..... Silber..... K. K. Münz Dukaten 1Sl.ü0 124.70 122.— 5.90 Geschäftsberichte. Petta«. 21. Inni. (WochenmarktSl'ericht.) Weizenfl. 5.—.Korn fl.3.40, Gerste fl. 0.—, Hafer si. 1.70, «nkunch f». 3.20. Heiden fl. 2.S0. Hirsebrein fl. 5.20, Erdäpfel fl. 0.— pr. Me^en. Rindfleisch 22, Kalbfleisch ohne Anwage 22. Schweinfleisch jttng 23 kr. pr. Pf. Hslz 36" hart fl. 7.50, detto weich fl. 5.50 pr. Klafter. Holzkohlen hart fl. 0.40, detto weich fl. 0.35 pr. Metzen. Heu fl. 0 95, Strol), Lager« fl. 0.90, Stte». fl. 0.70 pr. Centner. Wnrasdi», 21. Juni. (Wochenmarkttbericht.) Weizen fl. 5.—, Korn fl. 3.30. Gerste fl. 0.—, Hafer fl. 0.—, Knknrntz fl. 8.05, Erdäpfel fl. 0.— pr. Mehen. Angekommene in Marburg. Vom 23. bi« 25. Inni. „Erzherzog Johann." Die Herren: Bulfi, Kfm., Teme»var. Haluzinacki. Privatbeamter. Kindberg. Jellinek, Handelsmann, Wien. Reinit>, Hntfabritant, Wien. Hahn, Geschäftsreisender, Wie». „Zur Tran be." Großtopf. Bäcker, Luttenberg. Hodl. Lederer. Mahrenberg. B. Kowaesorczy, GntSbesiber, LeniSeze. Andrasch, Privat, Graz. Mallitfch, Maler, WilkommShof. Hoß, Kanfmaun, Hörberg. Höfler, Aleijcher und Wirth, Aladnitz bei Pafsail. Demmel. Wirth. Arohnleiten. Krau v. Gunkl, Privat, mit Tochter» Wien. „Schwarzer« dl er." Die Herren: B. «igen, «uttbefitzer, Tirol. Trümmer, Bäcker, Aspang. Steinfeld. Hotelier, Enns. Haring, Privat, Klagenfurt Weiß, Privat, Cchlamming. «aziankap, Maschinenwärter, Alba in Ungarn, yraul. Kautschitsch, Private, RadkerSbnrg. „3um Mohren." Dr. Han»z. Zahnarzt. Graz. Michelitsch, Privat. Pettan. Bottlebner, .Taufmann, Wien. Krau Elise Arisch, Privat, Graz. „Stadt Meran." Die Herren: Äefipoviz, Gutsbefltzer, Ialkowitz. Vene, «rzt, Pest. Puchar. Privat. Raab. Sorn, Privat. Pest. Petter, GejchäftSrei,ender. Wien. Merkel, k. k. Major, Pest. Gfchaider, Goldarbeiter, Graz. Haspevic, Handel», mann. Velovar. Hojko. Privat. Triest. Küttee. Aabrikant, Ofen. Hromatha, Profoß. Klagenfurt. Die Krauen: Perko, Gastgeberin, Graz. Lill v. Blienbach, Privat, mlt Tochter, Graz. Hiigler, Privat, «gram. Die Fräulein: Dömlen, Privat, Triest. B. Canal, Beamtenstochter, Triest. _ HiUvoeii 8S 104^ Edikt. (327 Bam k. k. Bezirksgerichte zu Marburg wird hiemit bekannt gemacht: Es sei wegen schuldiger 315 fl. öst. W. s. A. die mit Bescheid dtto. 30. April 186L Z. K682 fistirte exekutive Versteigerung der dem Georg und der Ther.sta Desch geljörigen, gerichtlich auf 1025 fl. öst. W. ge« schäpen Realitäten Bcrg Nr. 91 aä Schleinitz und 2'/, »ä PfarrSgilt GamS reaffumirt lvorden, und werden zur Bornahme derselben drei geil-bietungStagsahnngkn auf den v. Inn, O. AngnA und V. September 1867 jedesmal Bormittag von 11 bis 12 Uhr, und zwar die beiden ersten im Gerichtslokale 2. Stock, Zimmer Kr. 12. die dritte a« Ort und Stelle in Unter IakobSthal mit dem Anhange angeordnet lvorden. daß die Pfandrealitäten bei der dritten Feilbietung auch unter dem Schätzwerthe hintangegeben lverden. Jeder Lizitant hat. bevor er ein Anbot macht, ein Vadium von 125 fl. baa?, oder in Sparkafsebücheln, oder in österreichischen StaatSpapieren nach dem letzten Bürsenkourse zu Händen der Lizitationtkommiffio« z» erleiden, die übrigen LizitationSvedingniffe nnd daS Schätzungsprotokoll können in der dieSgerichtlichen Registratur eingesehen werden. Marburg am 16. Mai 1867. Anempfehlung. (3SÜ Der Gefertigte empfiehlt sich den P. T. Hochwürdigen Herren Dechanten und Pfarrern der Lavanter Diözese zur Besorgung kirchlicher Nestellungen, Geldbehebungen und dergleichen ltommiffioneu allhier. Graz, im Juni 1867. Joses Larmer, Pens. Pfarrer. wohnt: Rößlmühlgasse. Rr. 847.1. Stock. Die (335 Opern- unä I^ieckersänxvr au>» Viel» nnter gesälliger Mitwirknng des Herr» Kßpellmnßers N»» nnd tints Sslo-Vuartttt s des hies. Mli»»trgesR«gß Vereines. I. (Zl»vL»rxi«oo von Herrn ^l. Lruva. Oer vvrdßuwto ?olOv5llr>t v. VVeiät, ^esunK. v. Hrn. s. >le1Icus. 4. Der iod1»»i»ods 2sok»r unä ü«r Isutel vn 5,. Violinpioo« vl)n Herrn ^l. Zrirvu. ti. Der Uünod von >lv^erdeer. 7. 3olo vl»n Lc-tlktker, untsn im UOOr«" v. >litI1er, t^esun^. v. Hrn. k'. ^ellcu s. l<). iLQälled iLttUod von 8uvpee. 1l. vlAviorxiea« von Hern» Ai. Lravtt. VL» ?1nokt äs» >«dv»r»O0» LsIIttäe von 8npp^, zesunzen von Herrn j» . ^lellcu»^. Nr. 6770. EM (3^4 Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird mit Bezug auf die Edikte vom Z. April l I.. Z. 3147. und 20. Mai l. J., Z. 5690, bekannt gemacht: ES werbe «« IS. Jnli d. J. BormittagS von 11—12 Uhr an Ort nnd Stelle der dem Herrn Anton und der Frau Katharina Hoinig gthürigen Realität C. N. 107 »il M^istrat Marburg in der Burggasse zu Marbnrg ^nr dritten exekutiven Feildietn>g derselben geschritten und bei dieser Zagsatznnq die Realität auch nnter de« Schätz-werthe per 28.460 fl. ö. W. dintangegrben werde». Marburg am 16. Juni 1867. RestauraÜoil zum Kämtnerbahnhof in der Mtigdalena-Borstadt ist zu verpachten. Näheres beim Eigenthümer in der Alleegasse. Daselbst find auch ein Paar brave Pferde sammt Wagen zu verkaufen. (324 z. 3942. (332 Vxekntiv- Aahr«Ue« Verfieise»»«s» Äom k. k. Bezirksgerichte Marburg »vird bekannt gemacht: VS sei die exekutive Jcilbictung der dem Michael Sieflitsch gehörigen, mit gerichtlichem Pfandrecht belegte» und aus 651 fl. geschäßten Fahrnisse, alS: Pferde, Ochsen, Kiil)e. Kälber, Wagen ze. bewilliget, und seien hiezn zlvei Feilbietungstagsatzungen. die erste auf den S., die zweite auf den »v. Jnli 1867 jedesmal vou 10—12 Uhr BormittagS im Wohnorte deS Exekuten zu Graßnitz. HauS Nr. 15. mit dem Beisatze angeordnet worden, dciß die Pfandstücke bri der erste» Feilbietung nur u« oder über den Schätznngswerth. bei der zweiten Aeilbietung aber auch unter demselben gegen sogleiche Barzahlung und Wegschaffun^ hintangegeben werden. Marburg am 17. Mai 1667. Eisenbahn-Fahrordnung fiir Marburg. Nach Wien: Nach Triest: «bfahrt: 6 Nh.- 25 Min Kr»1h. Abfahrt: 8 lihr 14 Min. KrSH. 7 Uhr » Min Abend». 8 llhr 48 Min. «bend». «ach Bit lach: Abfahrt: 9 tthr Krüh. Die gemischten Züge verkehren täglich in der Richtung »ach Wien: Trieft: Abfahrt: 12 Uhr 34 «in. «itt»,». Abfahrt: 1 Uhr SS Mtn. Mittag«. Die Eil^iige v«rkehre> täglich zwischen W»» ni^d le^ß. «ach « Abfahrt: Z Uhr 46 Mi». Mittag». »«4 »eteß Abf»hrt: 1 »he «i». Mittag». Verantwortlicher Nedakte«r: Kranz Wie »thaler. H. ». St. ». Druck uud Verlag von Ed»ard Ja»schiß in Marb>rg.