Mittwoch den IS. August 1877. XVI. Jahrzaig Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag. Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg: ganzjährig t! fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig ^ fl. 5« sr; sitr Zustellun _inö Hau» monatlich 10 kr. — mit Postversend-ng: ganzjäl)rig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. ZnsertionSgebuhr 8 kr. pr. Zeile. Stkuertingünge und Volkrsnoth. Marburg, 14. August. Von Neujahr bis Ende Juili haben die unmittelbaren (direkten) Steuern Oesterreichs 40.730,000 fl. eingetragen — um 560,000 st. mrhr als in der gleichen Zeit des Vorjahres und an mittelbaren (ilidiretten) Steuern sind im verflossenen Hall'jalir 75.5)90.000 fl. eingegangen -- unl 983,000 fl. weniger als in der gleichen Zeit 1876. Verschieden ist zwar der Erfolg, die llr« sache ist aber l)ier wie dort eine und dieselbe — die machsende Verarnmng. Den einfachsten Beweis für diese Behaup-tuilg liefert die Mindereinnahme der Verzeh-ruitgssteuerll. Die Bevölkerung, welche sich im Genüsse des Lebei^s, ja im Verlirauche der un-elUbehrlichsten Mittel beschränkt, thut dies noth-gcbrungen, weil ihre wirthschastliche Lage sich vLischlechtert. das Einkommen sich vermindert. Wie aber reimen wir mit diesem Ergebnis die Mehreingänge der unmittelbaren S leuern? Fragt den Finanzminister, welcher den Steuerbehörden aufgetragen, die Rilckstände mit größerer Strenge einzutreiben. Frag! die Be-hijrden selbst, welche die Erwerdfteuer bemesse!». ohne den GeschäftSverhiiltnissen die gebührende Rechnung zu tragen. Fragt die Behörden, welche die Haussteuer zu bemessen verpflichtet sind ohne Rilcksicht. ob die Zahlung der Zinsen wirklich erfolgt oder nicht. Fragt, wie häufig l)ei Liegenschaften der Besitzer gewechselt — ob freiwillig oder gezwungen — und wie hoch die 'Gebühren dieser Handänderung sich belaufen. Fragt nur überall uild Ihr werdet nach der Atltlvort bekellnen müssen: auch die Steuer-eingänge im ersten Hcilbjniir 1877 sprechen sttr den wirthschaftlicheil Nltckschritt, für die steigende Volkesnoth, für die zunehlneude Entbehrung. Vom Kampfe um den Zoll. I. In den öffentlichen Blättern und Versamm-lttngeii Deutschlands dauert das Ringen zwischen Freil)Nttdel nnd Schutzzoll fort. Deutschland, welches lauge den Kultus des Freil)andels eifriger und fanatifcher betrieben hat als selbst Ärohbritanlneli, ist noch inuner der Tuinmel« platz der beiden niächtigen handelspolitischen ^lrölnuttgen, ohne das; bisher ein entscheidender Sieg der einen oder der andern Nichtuiig erfolgt wäre. Wie auf so manchem andern Gebiete vollzieht sich a»lch in handelspolitischer Beziehung der Uebergang vonl preufiischen Partikularstaat zum großeii Deutschen Reiche nicht ohne begreifliche Schwicrigkeiten. War in Alt.Preußeii lnit seiner östlichen La^e und mit seinen einfachen Hilfsinilteln und bescheidenen Bedlirf» iiisieii das Freihandels^Systein sehr naheliegend, so machen sich jetzt die Ansprüche eines koin-plizilten Reiches geltend, welches in hatidelspo-litischer Beziehung auch für Süddeutschland zii sorgen hat, die Rheinlands nicht eiilfach lnajorisiren darf uiid namentlich in Elfab«Loth-ringen eiiie diirch die bewundernswerthe Volks« wirthfchaftSpflege der Franzosen zu großer Bluthe gelangte Industrie zu schonen berufen ist. Aus dieser Rücksicht auf zwei Gegensätze entspringeil manche Schwankungen iil dein Vor- gehen der deutschen Staatsleituiig, ulld die neueste Maßnahtne derselben, liälnlich der An» trag aus Einführung von Retorsionszöllen, hat gleichfalls einen etwas unbestirnnlten und provisorischen Charakter. Preußen beantragt ttäuilich, dasj es der Reichskanzlei anheimgestellt werde, gegenüber von Ländern, die ihren Ex-porteiiren AilSfuhr-Präniien geivähreii, Auflageii zil erheben, die jedoch in keinein Falle höher fein sollen als jene Exportpräniien. Ursprünglich war beabsichtiget, diese Aus-gleichs-Abgaben nur und aiiSfchließlich von den Einsilhren aus jenen Ländern zu erheben, 'velche Aussuhrpräinien zahlen, und man dachte dabei theils an die Rückvergütuiigeti, die von Oesterreich der Zucker^ und Spiritus-Industrie gewährt iverden. theils uird befoiiders an die jranzösischeii ^o(^uit!!> ü. ea-iition der Eisen-Jn-dttstrie. Da es aber in Ermaiiglung von Ur« spriillgszeugnissen unmöglich tväre. solche Retor-sionSzölle nttr gegenüber einein beftiiumten -Staate ailfzurichteii, iiidem dann'zmn Beispiel Fraiikreic^ etivaige nach Deutschland bestimmte Schieiienlendungen iiur über die Schiveiz oder Eiiglaiid zu dirigiren hätte, um dem Retorsionszölle zu eiitgehen, so ivurde man im Reichs» kanzler-Ainte uin einen Schritt weiter gedräiigt und gelangte zu dein Entschlüsse, die beabsich» tigten Aiisgleichszölle von allen Jinport-Artikeln der gleichet! Gattuiig einzilfordern. Ii» solcher Gestalt siiid aber dann „Retorsionszölle" nichts Anderes inehr ivie Einfuhrzölle schlechtiveg, nur daß sie liicht Gegenstand eines Handelsvertrages sind und ganz nach Ermesien erhoben oder fallin gelassen werden können. Iintnerhiii setzt auch die Eiiiführung solcher Ausgleichszölle die vorausgegangene Kündigung der bestehenden Verträge voraus und es wäre Ii e u i r l«t o n. Kkr böjc Uachliiir. Avu Lcvitt Schücking. (Fortseputtg.) „Es handelt sich ja auch nicht allein Uin die Statue", fuhr von Schollbeck ärgerlich fort, „es halidelt sich uiu einen Nachbar, der eiii böser Mensch ist, der mit Allmer, statt ihin bis an sein Lebensende für das zu danken, was er für die verschuldete Herrschaft gethan, im ersten Zusamtnentreffen Streit gesucht hat; der daiin, sobald er vernoininen, daß es EugeniellS und auch mein Lebensivuiisch ivar, Falkenrieth, das unmittelbar an uliser lÄut stödl, zu eriverben, es uns vor der Nase weggekauft, und der uns endlich um eines Paars verlaufener ^Rinder willen lnit allen mögltcheii gerichtlichen Chica-neii tiedroht . . . uin all' den Verdruß, der uns noch voii ihin bevorsteht, handelt es sich." „llnd niit etivas lvie eilieni lieueii kaiin ich anfwarteii", sagte in diesein Angenbiick die Stimlue eines ^.vlaniies, der eben uin einen JaStttinstrauch trat iind dei^ Gesellschaft eine leichte Verbeugung machte. Es war Alluter. „Hier", fithr er zu Florens von Ainbetten ge« wendet, „lesen Sie das, die« Billetdonx hier!" Florens liahm lnit einem lnißtrauifch scheuen Blick das Billet, das Alliner ihin reichte, ulid erbrach es. Seine Züge verfärt)ten sich, ivährend er las. „Uin Gott", staininelte er, »vie hülfeflehend zu Herrn von Schollbeck uiid zu Eugeiiien ausblickend, „er hat inich gesordeit!" „Er . . . Horst?" fragte Eugeiiie. ..Horst!" „Und iveShalb?" rief Herr von SchoUbeck aus. „Weil . . . tveil tneiii Betrageii beleidi-geiid gegen ih>i geivefen ... da lefen Sie selbst . . . gefordert auf Pistolen!" „Das ist ja ein tvahrer Türke!" sagte Herr von Schollbeck.' „Ariner Florens l" flüsterte Eugenie init einein Blick des Mitleids, wie inan ihn auf ein geängstigtes Kitid ivirft. Florens ivar aufgesprungen. FloreiiS von Ainbotten ivar, liiaS selten zu gljchehen pflegte, in Äufreguiig gekoninieii, er ivar zornig geworden . . . aber seiii Zorn äußerte sich in lliieiidlich saiift vorgebrachten Vorwürfen gegeii Herru von Schollbcck. „Es war aber auch uiirecht voii Jl)iien", sagte er, daß sie ntir liicht früher erklärteii, daß Sie il)n tncht etnpfangen, daß Sie seinen Besuch abweisen und auch tnir befehlen würdeii, ihn abzuweisen. Ich konnte es ja gestern Äbend nicht wisseii . . . und jetzt, jetzt hat er inich gefordert ..." „Da iiiachst Du mir sehr ungerechte Vor-würfe", unterbrach ihn Herr von Schollbeck ärgerlich, „es wurde ja erst gestern Abend spät befchlos'sen. daß »vir ihn abweiseii wollten, uach-detn Alliner dagewesen und uus del» Kauf voii Falkeurieth und seine Drohungen mitgetheilt hatte . . ." „Ja, Allnier!" rief Florens wieder aus, dieSnral illit dein Toiie entschiedenen Verdrusses. „Was willst Du thun? Willst Du Dich mit ihin schießen?" fragte Herr von Schollbeck. „Ich, schießen . . . o inein Gott, das wäre ja fürchterlich! Muß ich das denn?" „Ich sehe nicht, lvie Dn ihin ausweichen willst!" „Was ineinst Du, Eugenie?" fagte der Vetter, ,vie ilr der Eerivartuiig, Hilfe in seiner Nolh bei dem jilngeii Mädchen zu finden. Eugeiiie sah zu Boden, ohne zu aiitivorten. „Ich, ich ivurde tnich ,nit ih,n schießen", sagte sie dann, plötzlich deii Kopf erl^ebend, ,nit ge» röttietetem Gesichte uiid zoriiig die Worte zivi« jvhen deii Zahiien inuriuelnd. .Aber Sie könlien es nicht, Fräulein Eu- die Einführung solcher Retorsionszölle keineg-weg» leichter als die Einführung neuer Zölle ttberhaupt; ja <« würden thatsächlich die beabsichtigten SingangS'Abgaben nichts Anderes sein al» eine auf einem Umwege zu Stande gekommene autonome Regelung des Tarife». Zur Geschichte des Tages. Der Kriegsminister hat einer Bestimmung de« Aehrgesetzes gedacht, welche bisher noch nie zur Ausführung gekommen. Dieselbe betrifft nämlich jene Wehrpflichtigen, die zwar nicht zum eigentlichen Kriegsdienst, wohl aber zu zu anderen Leistungen für Kriegszwecke taugen. Die Leistungen müssen dem bürgerlichen Berufe der Pflichtigen entsprechen und können diese immer dort, wo sie sich zur Zeit des Bedarfes Aushalten, einlierusen werden. Nach einer Verordnung de» Kriegsminister» werden von den Behörden jetzt die Vorbereitungen zur fraglichen Aussührung getroffen. Wie unsere Zollpolitik die heimische Arbeit zu Gunsten des Auslandes Preisgegeben, sehen wir neuerding» in den dicht bevölkerten Thälern de» Jserge-birge»; zweitausend Spinner, Weber und Bleicher sind ohne Verdienst, ohne Brod und sürch« ten sich vor dem Elende mit jedem Tage mehr, welcher Herbst und Winter näher bringt. Russen und Türken sammeln auf dem KriegS'Schauplatze alle verfügbaren Kräfte z u einer Hauptschlacht. Entscheidend für den heurigen Feldzug wird aber diese schwerlich sein. Der Winter ist noch nicht so nahe und dem Unterliegenden bleiben noch immer so viele Truppen, um sich neu ordnen und nach Verlaus eine» Monat» »der wohl auch später noch einen Gang wagen zu können, welcher sür sein Schicksal in diesem Jahre den Au»schlag gibt. Der gesetzliche Schrecken, welchen bisher die MacMahonier in Frankreich verbreitet, genügt dieser Partei noch lange nicht und geht e» darum vorwärt» aus der Bahn, die zum offenen Staat»streich oder zu schmäh» lichem Sturze sührt. Die Absetzung von Bürgermeistern — die Schließung von Gasthäusern und Freimaurer-Logen — da» Verbot von Musiksesten — da» Verbot, aus Staat» Werk-Plätzen in sreien Stunden Zeitungen zu lesen da» Verbot, Thier»bildniffe zu verkaufen . . . find Maßregeln, deren sich nur eine schuftige Regierung nicht zu schämen braucht. Fehlt zur Krönung des Gebäudes nur noch der Belagerungszustand sür ganz Frankreich. genie", fiel hier Allmer ein, „und Herr von Ambottten ist zu ungeübt in den Waffen, um es zu können. Ueberlassen Sie mir, den heftigen jungen Mann für den Verdruß zu strafen, den er Ihnen gemacht hat!" Allmer blickte bei diesen Worten das junge Mädchen mit einem sprechenden, wie schwer aus ihrem Gegenstande lastenden Blicke aus seinen dunklen Augen an, die sie seit seinem ersten Kommen nicht verlassen hatten. „Sie wollten . . fiel Herr von Schollbeck hier ein, sür Florens . . . „Laffen Sie Herrn von Ambotten erwidern", entgegnete langsam und bestimmt Allmer, „er sei ungeübt im Pistolenschießen, es sei wider seine Grundsätze, sich zu schlagen, oder wa» er sür gut findet, und statt seiner werde ich die verlangte Genugthuung geben . . Aber bei dem Verhältnisse, in welchem sie zu ihm stehen? unterbrach ihn Florens. „Dies Verhältnib wird bald abgebrochen sein — noch heute. Ich habe nicht die geringste Lust, es nur noch einen Tag lang sortzusetzen. Zudem habe ich für mein eigenes Gut zu sorgen. Sie wissen, daß ich in Unterhandlungen wegen de» Ankaufs des Ritterguts zu Flursheim stand — dasselbe ist seit voriger Woche mein!" Die Türken unter Ismael Pascha haben die Grenze vonEriman überschrit-t e n, beginnen also den Krieg in Feindesland zu sühren. Sämmtliche Abtheilungen der Russen sind zwar durch die Reservebataillone verstärkt worden; da nun aber auch der Ausstand im Kaukasus zunimmt, so ist ihre Stellung zwischen zwei Feuern doppelt gesährlich. Verinischle Ztachrichten. (Wein bau. Das Abrinden — ein Mittel gegen die Reblaus.) Ueber diesen Gegen stand schreibt P. Smith in der „Wiener Land-wirthschastlichen Zeitung": Vor Kurzem kam es in der sranzösischen Akademie der Wissenschaften zur Sprache, daß das Abrinden, also das Entfernen der Rinde.von den Weinrelien sich als ein sehr werthvolles Präventiv mittel gegen die Verwüstungen der PhyUoxera in den Weinbergen erwiesen hat, nlld daß die in dieser Weise behandelten Wein stocke jedeSnml sehr bald unverkennbar sichtliche Anzeichen der Besserung in ihrer Entwickelung zeigten. Daraus hat jetzt ein gewisser Sabatä in einen» sranzösischen Jourual einige positive Ergebnisse in Bezug aus die Wirksamkeit dieses Verfahrens des Ab rinden» veröffentlicht, die aus fortgesetzte Versuche in seinen eigenen Weinbergen begründet sind und die große Nützlichkeit dieses nenen Versahrens so augenscheinlich darthnn, daß es wohl verlohnend erscheint, sie hier wiederzugeben. Es beginnt dieser Weinbergsbesitzer mit der Angabe, daß bei ihm aus einer Gesammt-fläche von etwa Hektaren beinahe die sämmtlichen Weinstöcke, weiße Traubeil im Alter von sechzig Jahren, im Jahre 1875 zerstört worden waren Während de» darauffolgenden Winters, von 1d7ü zu 1876, hatte er die sämmtlichen Weinstöcke abrinden lassen, und zwar geschah die» während der kältesten Witterungszeit. Das Resultat dieser Manipulation war, daß alle verdorbenen Stöcke seitdem sich in üppigster Weise fortentwickeln, und im letztvergangenen Herbste 1876 haben sie eine so erstaunliche Menge von Weintrauben ernten lassen, daß die Ernte da» doppelte Quantum von dem Jahre vorher betrug. In ganz ähnlicher Weise hat er dann auch ein Areal von 12 Hektaren anderer Weinstöcke, rothe Trauben, 15 bi» 20 Jahre alt, im Februar, März und April de» vorigen Jahre» behandelt Auch dieser Weinberg blieb seitdem von den Angriffen der Phylloxera völlig verschont und die alten Nift-stätten der Phylloxera aus den Weinstöcken ha- „So wünsche ich.Glück, von Herzen Glück dazu!" sagte Herr von Schollbeck. „Ich danke Ihnen, Herr von Schollbeck", versetzte Allmer immer in derselben Ruhe, welche einen so eigenthümlichen Kontrast mit der inneren Ausgeregtheit der Anderen bildete; .ich danke Ihnen, wenn ich auch das Glück — sein Auge lag bei diesen Worten wieder aus Euge-nie — nicht von Umständen erwarte, die immer nur die Grundlage sür ein daraus zu bauendes Glück bilden können! Aber zur Sache . . . werden Sie den Bries schreiben, werden Sie mich zu ihrem Stellvertreter annehmen, Herr von Ambotten Florens von Ambotten schien in seinem sansten Gemüth am wenigsten sür Allmer die Gesühle zu hegen, die ihn geneigt machten, von ihm einen solchen FreuildschastSdienst anzunehmen. Mit einer gewissen Aengstlichkeit hatte er die aus Eugenien liegenden Blicke Allmers bewacht. Auf der anderen Seite hatte er noch weniger Lust, sich den Kugeln des bösen Menschen, der ihn zu erschießen drohte, zu stellen, und so sah er mit einem eigenthümlichen Blicke von Rathlosigkeit und Verlegenheit zu Herrn von Schollbeck und Eugenie aus. „Ist es denn zulässig, kann man denn einem Andern überlassen, eine Ehrensache aus- ben sich nicht vergröbert. Die vorjährige Ernte war auch l)ier eine beträchtlich größere als im Jahre zuvor. In, Ällgemeinen zeigten die beiden Weinberge einen auffaltenden Kontrast durch ihre kräftige und üppige Entwicklung gegenüber den benachbarten Weinbergen, wo man das Abrinden der Stöcke nicht ausgeführt hatte. Denn, obfchon die Stöcke in diesen letzteren aus einem vollkommen ebenso reichen Boden standen, auch in Bezug auf Varietät und Alter durchaus identisch waren, wurden sie in fo trauriger Weise von der Phylloxera heimgesucht, wie kaum ein anderer Weinberg jener Gegend in den letzten zwei bis drei Jahren, nnd ihre Produk-tion blieb beträchtlich verringert und betrug kaum 60 Perzent von derjenigen des vergangenen Jahr». Es konnte nicht fehlen, daß das bekanntwerden dieser Thatsachen besondere Beachtung gesunden hat, und es haben denn auch die Vereine von Weinbauern aus den verschiedenen Gegenden von Frankreich sich zu einem Komite zusammengethan und eine ausgedehnte Reihe von Versuchen neuerdings ausgesührt, die aus dieses System des Abrindens der Weinstöcke basirt wurden. Alle diese Experilnente haben nun das Ergebniß gehabt, daß sie die Ersahrnngen jene» Eingangs erwähnten Weinbauers Sabats in jeder Hinsicht al» zutreffend bestätigt nnd gleichzeitig auch noch das ergeben haben, daß durch dieses Entfernen der Rinde von den Weinstöcken eine beträchtliche Anzahl von höchst schädlichen Insekten, die sich über den Winter in den Riitden der Weinstöcke einnisten, jedesinal mit vertilgt wird. Der Arbeiter, welcher mit dem Abrinden betraut worden, bedient sich hiezu eine» Handschuhe», der au» Maschen oder Ringen von galvanifirtem Etftn-draht hergestellt wird und ungesähr sünf Achtel Kilo schwer ist. Mit diesem Handschuh au»gerüstet kann ein Mann mit großer Leichtigkeit 500 große baumartig verzweigte Weinstöcke an einem Tage abrinden und werden die Rinden ganz einsach dadurch entfernt, daß der Arbeiter die einzelnen Aeste oder Reben entlang herunter streift. Um nun aber auch die Winkel und scharfen Einschnitt« zu erreichen, da, wo die Seitenäste vom Stocke sich abzweigen, wird ein Fiedelbogen in Anwendung gebracht, dessen Sehne au» gewundene»! galvanischen Eisendrähten besteht. E» wäre sehr zu wünschen, wenn durch diese« an sich so einfache Verfahren des Entrinden» ein zutreffendes Mittel gefunden wäre, um den verwüstenden Verheerungen dieses gefährlichsten Feindes des Weinbaues nachhaltig und mit Ersolg zu begegnen. zufechten, die un» persönlich angeht?" sagte er schwankend. „Herr von Horst verlangt eine Stati»fak-tion", fiel Eugenie hier ein. ,,wenn sie ihm wird, so ist es einerlei, wer sie ihm gibt, ob Du oder ein Freund an Deiner Statt, Floren» — laß sie deshalb ruhig Allmer ihnr geben. Ich hoffe, die Belehrung, die dieser böse Mensch dann erhält, wird um so gründlicher sein . . . es ist wahrhaftig abscheulich, ein, nimm mir'» nicht übel, ein harurloses Kind wie Dich auf Pistolen zu fordern ... es gehört fo entsetzlich wenig Muth zu dieser Heldenthat ... es ist erbärmlich, verächtlich . . . wenn Allmer ihm entgegentritt, wird er vielleicht Gelegenheit es zu bereuen bekommen!" „Wenn Du es so auffassest!" sagte Flo-rens, der bei der Hestigkeit, womit Eugenie gesprochen, gar nicht wagte, gegen die kindliche Harmlosigkeit zu protestirell, die ihm seine Kou-sine zuschrieb und die ihn doch so verletzte, daß er einen vorwurssvollen Blick aus Herrn von Schollbeck wars, als ob er sagen wollte; „Du siehst, wie sie mit mir umgeht!" (tzortse^ttiig folgt.) (Seuchen. Judenmilbe.) Ein Berichterstatter der „Deutschen Landeszeitung" schreibt au» West-Rußland, daß dort eine „Ju^ denseuche" zum Ausbruch gekommen. Dieselbe verbreitet sich von Eityw in Podolien über Nowgerod- Wolhynsti, Dubno, Pinsk, Siedlec, SloniN'Novogrodec, Grodno bis nach Augustowo und Suwalki. In Grodno soll kein Jude mehr am Leben sein; au» den letzten Orten haben fasi alle die Flucht ergriffen, nachdem auch hier die Krankheit in mörderischer Weise sich bemerkbar gemacht. Sie bestehe in einem sehr verunstaltenden und schmerzhaften Ausschlage, mit dem heftige FieberansäUe verknüpft sind, welche durchschnittlich in drei Tagen den Tod herbeiführen. Als AnsteckungSstofs hätten die rusiischen Aerzte eine fast mikroskopische Milbe erkannt, ähnlich der Krätzmilbe, und ihr den Namen „peäieulus beigelegt. Wirksame Gegenmittel habe man bis jetzt nicht gesunden. Da» Eigenthümliche der Seuche bestehe aber in ihrer Eigenschaft, nur aus Juden sich zu übertragen, oder wenigstens nur diesen verderblich zu werden. Es seien vereinzelnte Fälle bekannt, daß auch eingeborne Russen, Pole»» und Deutsche angesteckt worden; alle diese gesundeten aber bei einiger Pslege und Reinlichkeit in kurzer Zeit und sei Niemand von ihnen gestorben, während wie erwähnt, die Juden ohne llnter-schied de» Alter« und Geschlechts der Krankheit erliegen. (Wechselordnung. Proteste durch Postbeamte.) Der General'Postmeister Deutschlands, Dr. Stephan, hat sämmtliche Handelskammern de» Reiches zur Aeußerung darülier aufgefordert, ob e» sich nicht empfehle, den Postbeamten die Berechtigung zu ertheilen, Wechselproteste aufzunehmen. Der vermehrte Gebrauch, welcher von der Einrichtung der Postmandate gemacht werde, habe den Gedanken nahe gelegt, daß e» eigentlich ein Bedttrsniß sei, die Postbeamten in vorstehender Weise zu verwenden. In Belgien besteht bereit» diese Einrichtung. Doch ist e» nöthig da» Versahren zu dem Ende möglichst zu vereinfachen, damit den Postbeamten dadurch kein zu großer Zeitaufwand erwachse. In kleinen Ortschaften, Dörfern zc., wo ent-sprechende Amtspersonen fehlen, würde dem Publikum durch diese Einrichtung ein großer Dienst erwiesen und könnten voraussichtlich auch Kosten erspart werden. Die Angelegenheit würde natürlich erst durch die Reichsgesetzgebung geregelt werden können, welche sich jedoch kaum gegen die geplante, schon längst ersehnte Reform ablehnend verhalten dürste. (Reform des Kreditwesens. B a a r z a h l u n g.) Zu Komotau in Böhmen hat sich, angeregt durch den Gewerbeverein daselbst, ein Baarzahlungs-Verband gebildet. Dieser zählt bereit» 131 Mitglieder, unter welchen die verfchiedensten Verufsklassen vertreten sind, als Beamte, Offiziere, Professoren, Advokaten, Mediziner. Kaufieute, Fabrikanten, Gewerbsleute. Die Organisation des Vereins entspricht voll» kommen jener der Baarzahlungsvereine in Deutschland und verpjilichten sich die Mitglieder, Alles im Kleinverkehr Gekaufte oder Bestellte nach Empfang oder eingesandter Rechnung baar zu bezahlen, während die Verkäufer sich bereit erklären, den Baarzahlenden Ral)atte zu gewähren. Mrichte. (Verschmähte Liebe.) Fr. Lösch-nigg, Schuster in Ober-PulSgau, wurde am 9. Aug. vom Kreisgerichte Cilli wegen lebenSge-fährlicher Drohung zu sechs Wochen Kerker ver-urtheilt. Diese Drohung galt der Anna Markel, Dienstmagd des Obersten R. von Gölles. Lösch-nigg hatte ihr wiederholt und immer vergeben» Heiratsanträge gemacht und da sich Anna Markel endlich sogar weigerte, ein Glas Wein von ihm anzunehnlen, so gerieth der Verschmähte in gelinde Raserei und erklärte, die Unerbittliche am Kache zu erwarten und todtzuschlagen. (Gauner zu Wagen) Freitag Nachts wurde der Pfarrer in Äötsch durch ein verdächtiges Geräusch aus dem Schlafe geweckt. In der Ueberzeugung, daß Diebe in das Haus ge» drungen, feuerte er mehrere Roth- und Schreckschüsse durch das Fenster ab. Die Gauner, welche in einem wohlbespannten Wagen aus Beute ausgezogen, ergriffen die Flucht und hatten bereits das Weite gefunden, als der Gemeindevorsteher mit einigen Nachbarn zu Hilfe kam. Bei der Durchsuchung des Hauses entdeckte man, daß die Strolche eine Leiter benützt, Fensterscheiben inl erste», Stockwerke eingedrückt und Kleider, Wäsche, Bettzeug, silberne Leuchter ... in den Garten hinabgelassen — welche Gegenstände sie „in der Elle" nicht mit' schleppen konnten. (Einbr u ch.) Am letzten Samstag gegen Mitternacht wurde i,» den Felsenteller bei Gams eingebrochen. Die Thäter sprengten beim rechten Fenster die linke unterste Eisenstange des Gitters auS: die Thüre, welche vom ersten Kßller in den zweiten führt, wurde mit Anwendung bedeutender Gewalt eingestoßen. Schinken, Salami. Käse, Brod, Wein und Bier, welche theils an Ort und Stelle verzehrt, theils aber fortgetragen wurden nnd die entwendeten Tischtücher haben einen Gesammtwerth von 32 sl. Die Strolche müssen im Keller sich vollgesoffen haben, weil sie vergaßen, ein Liter Wein und eine Kerze von einem Tische neben dem Eingange rechts mitzunehmen und weil sie Stücke von Käse, Brod, Salami und Tischtücher auf dem Rückwege verloren. Nach den Spuren zu schließen, wurde dieser Weg im ausgetrockneten Bachliette gegen die Reichsstraße angetreten. (Zu Tode gerädert.) Zwischen der Station Windifch-Feistritz und dem Wächterhause Nr. 168 wurde ein junger Bursche von ver Maschine eines Nachtzuges erfaßt und zu Tode gerädert. Der Verunglückte soll beim Postmeister in Maxau als Knecht gedient haben. (Franz Pachole noch nicht ver« hastet.) Der Mörder von Oplotnitz — Franz Pachole — befindet sich noch immer nicht in gerichtlicher Hast. Der Verdächtige, welcher von Steyr hieher und dann nach Cilli gebracht worden, sieht dem gesuchten Mörder wohl sehr ähnlich, konnte aber den Beweis leisten, daß er nicht Franz Pachole sei und nur wegen eines Betruges steckbrieflich verfolgt werde. (Neue Feuerwehr.) Am Sonntag hat! in Weiteilstein eine Versammlung stattgefunden, um wegen Gründung einer freiwilligen Feuerä wehr für die Marktgemeinde und deren Um» gebung zu verhandeln. (Raubmord.) N. Bernat, Grundbesitzer in Jablittg ist Samstag Nachts 11 Uhr auf der Ncichsstraße bei Kötsch ermordet und beraubt worden. (Feinde der L a n d w i r t h s ch a f t. M a i s z ü n s l e r.) Aus den Feldern bei Marburg zeigt sich der Maiszünsler wieder — namentlich dort, wo die Sträitke nicht verbrannt worden und kein Fruchtwechfel stattgefunden. (Aus der G em ei n d e st u b e.) Morgen 3 Uhr Nachmittag findet eine Sitzung des Ge-meinderathes statt; Gegenstände der Tagesordnung sind unter Anderem: Amtserinnerung wegen Vornahme der Ergänzungsniahlen für den Gemeinderath — Ansuchen de» Stadt- und Gemeinderathes Herrn Michael Marco unl eine»» zweimonatlichen Urlaub — Gesuch des Herrn Ant. Hoinigg u»n die Aufnahme in den Gemeindeverband — Statthalterei - Erlaß bezüglich de» Gru»»dtheiles, welchen die Gemeinde-Sparkasse zur Eröffnung einer Gasse voln Stadtpfarrainte gekauft — Entwurf des Negn-lirungSplaneS für St. Magdalena — Vorlage des Regulirungsplanes der uinerei» Stadt — Protokoll mit Herrn Johann Nendl, betreffend die Räumung und Abfuhr der Fökallnassen und Kehren der öffentlichen Plätze und Gassen — Bericht des Stadtverschönerungs-Vereines über die getroffenen Verfügungen — Zuschrift der Laiidwehr-Evidenzhaltung in Marburg, betreffend die weitere Pachtung der städtischen Realität in Meiling als Landwehr-Kaserne. (F euer wehr. Tag.) Die Südbahn hat für Theilnehmer a»n steiermärkischen Feuer-wehr'Tag, welcher am 8. und 9. September in Pettan abgehalten wird, ei»»e Preisermäßi-gu»lg von 33 Perz. bewilligt. Konzert. (—8) Das Montag Abends 8 Uhr im kleine»: Casinosaale von dein k. k. Hofopernsänger I. Waldner veranstaltete Konzert muß als ein durchweg gelu»»genes bezeichnet werden. Wir hatten da Gelegenheit eine juget»dlich srische Stinnne kennen zu lernen, die gut geschult und äußerst modulationSsähig ist; wir lernten eine»» Sänger kenne»», der feine Stimme vollkonnnen in der Gewalt hat, der mit dem piano »lnd tortv hauszuhalten »veiß und dem das gleich»näßige u»»d ge»vin»»ende Ansch»vellen der Töne prächtig gelingt — wir hörten einen Bariton, der gewiß zu deu schönsten Hoffnungen berechtigt. Die Wahl der Nu»n»ncrn, die insge-faln»nt die Zuhörer zu stürmischem Applaus ^nrißen, war eine recht glückliche; die Namen Schllbert, Schumann, Wagner, Brah»ns und Rubinstein bürgen hinlänglich für das Gesagte. Besonders hervorheben möchten wir: „Am Meere" von Schubert und „Fantasie Wolframs" aus Ta>»nhä»lser von R. Wagner. Wenn auch manigsache Gründe obgeivaltet habe»» »nögen, daß der ei»»e oder der andere, der sich fönst auf den Kunst»näcen hinausspielt, von dem Besuche des Konzertes abgehalten wurde, so bleibt e» trotz Weingärten, hoher Temperaturen, frugaler Abendeffe»», Landparthien zc. ein trauriges Zeichen der Zeit für den Kunstsinn ei»»er nach sechzehn Tausenden zäh-lei^den Stadt, daß der Zuhörerkrei» ein so kleiner, ein so ett.»It^ Eine Wohnung im ersten Stocke, sonnseitig, mit 1 Zimmer, Kabinet und Sparherdküche ist vom 15. September bei Felij Schmidl, Kärntnerstrape zu vergeben. (943 ^Is Vertreter 6er Xg.p08vg.rsr vampkMdls beelire iell wiel» aii^uüei^en, dass ieli von ^'etst ad, auk diesigem ?l»tLe nllei' IHalllpsvlluIite tle8 genannten I^^tadliZsements Ol'iKlllillpi'ejsen littlte. I^reiLliliitter ver«ene>inot aut «ior psrissr unlt «Ollnetinsr Au»st«IIung) so ^io die liatürliolis Itrust wirilsnd. Dvi dem (lelil'auvlilz dor (')^7 Lsug- und pumptlssekv von I«IV»0VAU7 /jilit M ksins I>»>N!iun^>ju oiisr t^svkttpluiixon, tisillv l?olatuoli melir tur die (Fvvundltoit. der Xiuder, «Ii« Aßilrl» «»linv »ii I'itvliikuti vtv» und das l^ind trinict, indem es eill-taoli kuL das A^luudstüoll lisisLt, od os nun sau^t oder niellt; es tiat datier Iceillv ^nstren^unx 2U inl^olisu und wird keine l^rmüdun« küdlen. gind dies groggs uvä kostlsaro Vortdsus, ^veleks Iroivs aväsrs Lkugüksöds besitzt, so vsrvolllcommt sie auok sslli rnsA. 1'rsis per Ltüvlc vammt l^elirauoksanweisun^ 1 tt. 2l) Ilr. — I^obt. 2U Kaden dvi in llerrenxksss ^r. 19. 1 schön möblirtts Zimmer IM 1 Äock ist sogleich zu vergeben. (840 Anslage Domplaß Nr. 6. Eill möl»lirtts Mouatzimmer in der Tegelthoffstraße, Reiser'scheS HauS, ist zu vergeben. Auskunft in der Kurzwaarenhandlung des lok. k'aul 8ekur? dafelbst. 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