Nro. 57. «^MtzM^^ ^W^U,^^^'^ c^^4Un^« ^------------—WMZWDW------—------ Freytag den 15. Weimn. 1792. Inländische Nachrichten« Wien den 9. Weinn. Von der königl. Kurböhmischen ^ahlbothschaft in Frankfurt, ist die erfreuliche Nachricht ein-gcgangen , daß am 30. des abgewichenen Monats die Kaiierwahs mit der gewöhnlichen Fenerlichkeit vollbracht, und unsers allergnädigstcn Herrn Majestät unn Rö-, mischen König pro^lamirk worden sey. Zur Krönung war bey der Abfertigung dieser Nachricht, der n. d. M. festge- sezt. Der von Konstantinopel hier angekommene Preußisch? G-sanUelat bey dem Fürst Kaunitz einen Besuch abgestattet, und unter andern an selben folgend? Frage qestellct. " Was wird wohl Oester^ reich machen, wenn Rnßsand den Krieq niit der Pforte fortsetzen sollte? /, Die Antwort unsers Fürsten Staatskanzlers tvar. " Ich kann ihnen darüber keinen bestimmten Bescheid geben; jedoch glaube ich, daß Oesterreich den Russen die trak- !tatn?aßigell Hilfstruppen nicht vorenthalten könne. Man erzahlt sich's, die Kaiserin von Rußland sey ganz damit zufrieden, daß Leopold alle seine Eroberungen an dic Pforte abtrette , nur wiederspreche sie die Rückgabe alles desjenigen, was ihr shoher Bundesgenosse Weil. Kaiser Joseph der zweyte erobert hatte; denn alles dieses wc,re ein gemeinschaftliches Gut, worauf Sie, da noch fein VllrengttMM geschehen ist, ebcn so viel Anspruch haln als Oesterreich; Sie willige also in diese Abtrettung keines Weges, ja sie soll? sich sogar geäußert haben, alle unsere bett Türken abgenommenen Festungen «nd sonder, so bald Oesterreich abziehen wird, in Besitz zu nehmen, lind dann, wtnn Sie mit dcr Pforte ohne Zuziehung einer fremden Macht den Frieden wird ^schlössen haben, solche wegen der innigsten, und .unvergeßlichen Freundschaft mit Wett. Kgi- scr Joseph dem Zweyten an das Haus Oesterreich als ein ihriges Gut ab-utretten Nun dürften die Trümer am Ende doch noch auf die Preussen zurück fall n , es wäre denn, der Verlinerhof wollte sich eines bessern besinnen, und Rußland um so mehr in der Ruhe lassen, als es bekannt ist, daß Katharina die Grosse sich gewiß nicht in den Umständen befindet, nachgeben '.u müssen. — Fürst Potemkin hat durch zwey prachtig gekleidete Kosaken unsern Herrn > Staatskan;ler Fürsten von Kaunitz, mit! zwey tatarischen Pferden , sammt Sattel,! und Zeug, die prächtig mit Gold und! Perlen gestickt waren, ein Geschenk ma-, chen lassen. Unser Fürst Staatskan;ler > hat darüber eine außerordentliche Freude^ geäußert. — Ein wirklich sonderbares Ge-! rüche, welches sich heute auf einmal verbreitet: Fürst Poten.kin soll gestern un-, tcr eitlem fremden Namen hier angelangt" seyn, mit dem Fürsten von Kaunitz zwey Stunden lang sich besprochen , und dann' sogleich seine Reise wieder nach Frank-! futt fortgesetzt haben, um mit dem neuen^ Kaiser selbst zu sprechen. Da dieß ausdrücklich für ein blosses Gcrücht ausgegeben wird, so kann jeder davon denken / was er will. Vrünn den 6. N)einm. Auswärtige > Zeitungen / irre geführt durch eine Nach< richt aus Oesterreich, melden von dem' Herrn Fürsten H)psnlanti folgendes: "Das Schicksal des Moldauer Fürsten Ypsnlan.-, ti, der noch immer auf dem Spielberste sitzt, hat der König betrachtlich er-, leichtert, bis es in der Folge naher be-^ stimmt werden kann. Man kann datt«! qcn versichern, daß qedachttr Herr Für»?, nachdem er unschuldig btsllnden wurde,! in seincm alten Quartiere am Hauptplan^ m der Stadt, einer völligen Freyheit genießt. ^ Graz den n. N??inm. Den Briefen aus der untern Grande zu Folge ist am 29. vorigen Monats ein 7 monatlicher Waffenstillstand zwischen Oesterreich und lder Pforte in Belgrad publiitt worden.— Dem Hrn. F. Z. M. Baron de Vins, ikommandirendcn Generalen der kroatischen Armee, ist die Ordre mgegangen, gegen die Türken, weil solche unsre Gränzen beunruhigen, auf guter Hut zu seyn, und Gewalt mit Gewalt abzutreiben. Brüssel den 1. LVeinm. Die Anhänger der österreichischen Parthey erklären sich schon laut in Brüssel, und eine Gegenrevolution sieht vor der Thür. Va« der Noot hat sich, wahrend die Bauern, an deren Spi;e er ins Feuer zu gehen Versprach , am 22. 23. und 24. Herbstm. zusammen geschossen wurden . bey seiner Maitresse im Zimmer verborgen gehalten — daher der grosse Seegen des Himmels ! — prcslmrg den 2 "Weinm. Man versichert, daß Se. Maj. bereits die Bukowina von Galluien gänzlich abgesondert, indessen aber noch durch die Administra-zion zu Lemberg als ein abgesondertes Land zu behandeln angeordnet haben. ^-Se. Maj. der König von Neapel halten von allen dem, was Höchstderlelbe in hiesigen Landen schießet, ein genaues Ver-'eichniß , auch müssen Höckstdemselben alle Stücke bis auf das kleinste ordentlich eingebracht werdm, wo dieser Monarch dann geqm die Jäger mit Vertheilung der Geschenke sehr großmüthig handelt; man qlaubt, daß dieser hohe Gast uoch künftigen Faschina sich allhier aufhalten werde. — Die Münz-und Bergwesens Hof-sillle ist auseinander gelassen, und das daWst bestellt geweste Personale theilv der un-arischen, und theils der vereinig ten Hojstelle einverleibe: worden. — Dc» Referent des Italiänischen Departement ist mit seinem gangen Gehalt jubilirt worden , nnd wie es heißt, soll der Hoftath, Von Becckcn erster 3lkftre.it dieses Depar-t'lnents werden. — Vorw,e Woche sind die von der Russischen Monarchin für den Staatskatnler Fürsien von Kaunitz! zum Geschenk übersandte Pferde hier eintroffen. — Vermög einer allerhöchsten Verordnung müssen alle Glückshaven mit ihrer Pachtzeit aufhören, und selbst der nienerische, so viel er sich auch Mühe giebt, erhalt keinen weitern Kontrakt mehr, obwohl er vorgegeben / sich dazu vorgesehen zu haben. — Der Herr Baron v. Millius Oberst v. Michael Wallis Infanterie ist zum Kommandanten des loudonischen Frey' korps in Niederland ernannt worden, und j soll bey diesem Korps, wie bey einem andern Regiment ein drittes Battaillon unter der Leitung des gedachten Herrn Obersten m Niedcrland errichtet worden. Ausländische Nachrichten. Deutschland. Frankfurt den zo. Herbsim. Schon mn 6 Uhr in der Frühe verkündigte der vor der wirklichen Wahl eines römischen deutschen Königs und Kaisers allemal, v rhergehende Schall der Sturmglocke die Wahl eines neuen Reichs - Oberhauptes an, und bald hernach versammelten sich' die 1.4 Quartiere der ganzen hiesigen Bürgerschaft , die g bürgerlich« n Kompagnien zu Pferde, und die sämmtliche Stadtgarnison , die dann mit fliegenden Fahnen 'Und klingendem Spiele, zur Besetzung der ihnen angtwiestNsn Platze lt. aufto-gcn. Sobald mm die 3 in höchster Perlon hier anwesenden geistliches Hrn. Kurfürsten , und die ersten Herren Wal,l-bothschafter in größter Pracht, in lauter sechsspännigen Slaatewägen, nach dem Römer von 9 llhr an , nach und nach aufgefahren waren, nahm bald darauf gegen iO Uhr, mttcr Lautung der Glocken !der feyerllche Zug in das Kaiserliche Wahl - und Krömingestift zum h. Bar-tholomalis seinen Atifang. Sämmtliche Livreen , die Hausoffizianten und Kanz-leypersoncn, so viele Kavaliere, weltliche und geistliche hohe Stcmdkspersonen, alles in größter Gala, giengcn vor den Herren Kurfürsten und ersten Hrn. Wahl-bolhschafttrn :c. her, die nach ihrer Ordnung auf kosibar geschmückten ^Pferden, und zwar^rsiere in ihren gewöhnlichen Kurkleidern , unter Voraustrettung der Erbmarschälle zu Pferde, letztere aber in spanischen sehr reichen Mantelkleidern folgten. Bcy der grösseren Kirchthüre obge-dachten Stiftes, wurden die 3 Hrn. Kurfürsten und die ersten Hrn. Wahlbothschaf« ter, von dem versammelten Klerus, un-ter Vorstand dcs Kurmaynzischen Herrn Wcchblschofs, Heimes, welcher Höchste denselben das geweihte Wasser reichte empfangen, und bis in den hohen Chor begleitete. Der Anfang wurde hier nach vorhergegangener Antiphon vom heiligen Geiste, mit den von dem Hrn. Weibbi« schofe abgesungenen hohen Amte geirachs. z Dtesem wohnten die einer anderen Reli« glon zugethanen?« Hrn. Wahlbothscbofter, ,bls nach gecndiatcm Evangelio bey/während wplck'er Zeit sich dieselben in ein Nebcngemcch unweit dem Chöre , lis nach dem Cnde dcs hohcn ?imtes begc-^ben, darauf ihre vorige Stelle wicder einnahmen, und dem Gesang : Komm .heili.>r G'ist :c. bln'vohnt'N. Nach diesem'Vor sancz?, legt.'n die geistlichen Her-'ren K-lrsürsten dm vor derW-hl gewöhn-lick)^n Eid vor dem hohen Altare in folgender Ordnung ab : Der Kurfürst von. Mayn^ scbwur Nlerst, darauf hielt dieser den Kurfürsten von Trier und Köln, dann den Kuroöhmischen, Knrpfäl'ischen,! Sächsischen, Vrandenbur,;isch'!, nnd Knr^ braunschweiglschen Herren Wahlbothschas-! tern den Eid vor. Sodann rief der Kurfürst Von Mann; zwey zu dieser Handlung gewählte Ka;ferl. Notarien auf, um über die ganze Wahlhandlung alles zum Pro-, toroll ;u nehmen, worauf endlich ;ur! wirklichen Wahl geschritten wurde. Die drey geistlichen Hrn. Kurfürsten begaben slch yl dem Ende nebst den Hrn. Wahl-^ bothschaftern , in das Konklawe oder so-> genannte Wahlzimmer, wohin ^uvor die Schlüssel der Stadtthore gebracht waren, das sowohl als die Chorthüre von dem Reichserbmarschalle , Grafen v. Pappen-' heim war geschlossen worden. Da nun die Wahl, nach dem allgemeinen Wun-, scke, auf die höchste Perlon Sr. königl.^ Maj. von Ungarn und Böhmen, Leopold,! den Zweyten, einmüchig ausfiel/ so ge^ schah in Gegenwart sämmtlicher Her-^ ren Kl'.rsürsten und ersten Hrn. Wahl-, bothschafter, auf einer hier;u besonders! zubereiteten Bühne / dnrch des Erzdom-! ftifs zu Mayn; Probsten und Neichs^ grasen Hrn. von der Leym, die feyerli-! che Proklamation. Hierauf wu'de > die Kirchchüre qeö'?net, und diese höchst er-freuliche Nachricht dem Publikum mitgetheilet, da dann sogleich das Brausen ! her Kanonen , und em allgemeines Vivat^ ' rufen überall erschallte. Hierauf wurde i wied>r durch den Hrn. Weihbischof das - TedeüM angestimmt, dann Hegen 8 Uhr Gunter Pauken - und TrompcMlschalle, und ! Luttung alle? Glocken, der Rück;ug aus der Stiftskirche nach dem Römer, in zlcicher Ordnung , und von da nach ^ Haus? genommen. — Die allgemeine Freu« de, das grosse Jubeln und Jauchen üd?r diese jedermann so hobsterfreuliche ^Ereig-nung, ist hier so wenig zu beschreiben !möglich, als die Pracht , 5ie bey dein !Au,),uge der gedachten Herren Kurfürsten und der Herren Wahlbothschafttr ?c. allgemein herrschte. Dein Auge war es eine recht selrene Darstellung , wann es alle die Strassen, den gan'en grossen Rö' merberg bis an die Domkirche hin , und alle Fenster ganz mit Menschen angefüllet , anch die vor den Häusern stuffenweise errichteten Bühnen und Gerüste, ja an den allermeisten Orten, sogar die Dacher nnd Thürme mit Volk ganz vollge^ pfropft und besetzt sah. Der Himmel !hat un'ere Freude und Wonne noch da< ^du^'ch recht vermehret, indem er die F>y' i«r!ichkeit mit der angenehmsten Witterung ! begünstigte, und dadurh die Geulüther noch immer mehr zur Lust und Fröhlichkeit aufmunterte. ( Die Fortsezung folgt. ) Wird alle Dienst -un) Feeytige n ich mittags um 4.. Uhr auf dem Platze N".