Bezugspreis ganzjährig mit Poifzuiendung 6000 K - 300 ITlk. — 3 Mre. Erscheint monatlich und wird vom ITliiiionshaus üleiiendorf bei Sraz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. Beinrich Wohnhaas F. 8. C. Der Beilige Vater Pius X. has der Redaktion, den Hbonnenfen und Wohltätern den flpoifotiichen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wödientlidi zwei heilige ilieüen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigiten Oberhirten von Brixen, Brünn, Sraz, heitmerifj, Mnz, Olmüß, Marburg, Crient, Crieff und Wien. Best 7-8-9. 3uli~ August-September 1923. XXVI. 3ahrgcmg. An unsere Missionsfreunde? In schwerer Zeit Hat uns die Höchste kirchliche Behörde mit einer neuen afrikanischen Mission in Ost-Transvaal betraut. Wäre dieser Auftrag für uns nicht offensichtlich der heilige Wille Gottes, so möchten wir wohl beklommenen Herzens in die Zukunft blicken. So aber sagen wir mit dem ersten und größten aller Missionäre: „Wir geraten in Bangigkeit, aber wir verzagen nicht." (2. Kor. 4, 8.) Nichts anderes lockt uns auf jene fernen Missionsfelder, als die kirchliche Sendung und das gefährdete Heil so vieler unsterblicher Seelen. Wenn wir nun mit Recht annehmen können, auch in diesem Falle das Wort des göttlichen Meisters zu erfüllen: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit," so dürfen wir nicht minder hoffen, daß sein Versprechen sich bewahrheiten wird: „und das Übrige wird euch dazu gegeben werden." Was „das Übrige" in sich schließt, ist einem jeden klar. Ich spreche nicht von den Unsummen, die heutzutage notwendig sind, um Studenten zu Missionspriestern, um Novizen zu Ordenslenten heranzubilden. Man denke aber daran, was es heißt, Missionsstationen, Kirchen, Schulen, Krankenhäuser usw. zu errichten, ganz zu schweigen von den Verpflegskosten im Lande und den hohen Reisespesen. Wohl kann der Missionär durch Missionspropaganda und Missionspredigten sein Scherflcin zu dem „das Übrige" beitragen, aber ohne tätige, großmütige Hilfe von Missionsgönnern ist er unvermögend, etwas auszuführen. Wenn es auch nicht nötig erscheint, daran zu erinnern, daß die Mission eine Wesensaufgabe der Kirche und demzufolge ihre Unterstützung eine Haupt-Pflicht ihrer Kinder ist, so möchten wir doch darauf hinweisen, daß, ganz abgesehen von der unbeschreiblichen Notlage Deutschlands, wodurch wir vieler Mittel beraubt werden, die neuerliche Erhöhung der Druckkosten und Postgebühren unsere Auslagen für den „Stern" in entsprechender Weise gesteigert haben. Wir hoffen daher zuversichtlich, daß alle unsere Freunde sich der eingelegten Erlagscheine zugunsten der Mission bedienen werden. Ist das Missionswerk das göttlichste der göttlichen Dinge, dann wird gewiß Gottes Lohn und reichster Segen den Spendern zuteil werden. Die Generalleitung der afrikanischen Missionen für Transvaal. 0 mitiionäre Söhne des heiligsten Berzens 3eiu, 0 0 VS von P. Beinridi Wohnhaus. 0 JJ Eine frohe Kunde bringen wir heute zur Kenntnis unserer Leser bringen. Der Heilige Stuhl hat mit Erlaß der Propaganda vom 27.Juli dieses Jahres den österreichisch-deutschen Teil der Kongregation der Söhne des heiligsten Herzens Jesu zu einer eigenen, selbständigen Missionsgenossenschaft päpstlichen Rechtes erhoben. Die Bedeutung und Tragweite dieser römischen Entscheidung werden unsere | Leser nach einem kurzen Rückblick auf die Vorgeschichte, die Entstehung und Entwicklung des Institutes der Söhne des heiligsten Herzens Jesu selber ermessen können. Die Mission von Zentralafrika vor der Gründung der Kongregation. Bis um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts besaß Afrika, der dunkle Erdteil, fast nur in den Küstenlandschafteu katholische Missionsniederlassungen, während über den ungeheuren Binnenländern noch die tiefste Nacht des Heidentums lag. Doch mit demselben Eifer als kühner Entdeckergeist und Gelehrtenfleiß das Rätsel der afrikanischen Sphinx zu lösen suchten, boten auch die Missionäre alle Kräfte auf, um das Licht des Evangeliums in die Wälder und Savannen Junerafrikas zu den in niedrigster Barbarei lebenden Heidenvölkern zu tragen. Zu den ältesten Negermissionen im Innern zählt das 1846 von Papst Gregor XVI. errichtete Apostolische Vikariat Zentralafrika, damals das größte der Welt. Der erste Provikar Max Ryllo aus der Gesellschaft Jesu hatte den Mittelpunkt der Mission in Khartum festgelegt. Schon unter seinem Nachfolger Dr. Ignaz Knoblecher wurde die Missionstätigkeit weit nach Süden bis zw den Stämmen der Denka und Bari ausgedehnt. Doch die hohe Sterblichkeitsziffer unter den Glaubensboten, die nach der Übergabe der Mission an die Steirische Franziskanerprovinz noch weiter emporschnellte, ließ den Plan reifen, talentierte Negerknaben in Europa auf das Priestertum vorzubereiten und zu Herolden des Glaubens heranzubilden, um so Afrika durch Afrika zu bekehren. Diesem Zwecke dienten, wenigstens teilweise, die Institute Mazza in Verona und Della Palma zu Neapel. Allein die gehegten Erwartungen erfüllten sich keineswegs, da die Schwarzen im kalten europäischen Klima dem Siechtum verfielen. Diese schmerzlichen Erfahrungen bewogen die feurigen Missionär Daniel Comboni ähnliche Institute im warmen Klima Unterägyptens ins Leben zu rufen. Außerdem gründete er 1867 zu Verona ein Missionsseminar und 1872 die Schwesterngenossenschaft: „Fromme Mütter des Negerlandes". Papst Pius IX. ernannte ihn 1877 zum Titularbischof von Claudiopolis und zum ersten Apostolischen Vikar von Zentralafrika. Comboni starb schon am 10. Oktober 1881. Kaum vier Jahre nach seinem Tode vernichtete der Mahdiaufstand die ganze zentralafrikanische Mission. Durch volle 16 Jahre blieb nun der Sudan den Sendboten des Glaubens verschlossen. Das Wirken der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Afrika. Um aber nach der Eroberung des Kalifenreiches den Wiederaufbau der Mission mit starken Kräften durchführen zu können, beantragte Bischof So garo, Combonis Nachfolger, die Umwandlung des Veroneser Seminars in eine religiöse Missionsgenossenschaft. Bereitwillig ging Papst Leo XIII. auf diesen Vorschlag ein. So erwuchs aus dem Weltpriesterseminar zu Verona im Jahre 1885 die Missionsgesellschaft der Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Wie die Mehrzahl der zentralafrikanischen Missionäre bis zur Gründung der Kongregation aus Deutschland und Österreich stammten, so nannten auch von Anfang an viele Mitglieder der religiösen Genossenschaft jene Länder ihre Heimat. Als in der Folgezeit die nichtitalienischen Berufe sich noch bedeutend mehrten, schritt man zur Errichtung des Missionshauses Milland bei Brixen. Dessen rascher Aufschwung und die schnelle Vermehrung der' Missionsstationen im wiedererschlossenen Sudan, insbesondere seitdem Bischof Geyer im Jahre 1903 an die Spitze der Mission getreten war, führten 1913 zur Teilung des allzuausgedehnten Missionsfeldes in zwei kirch- liche Sprengel: das Apostolische Vikariat Khartum und die Apostolische Präfektur Bahr et Ghasal. In jenem wirkten die Missionäre aus Milland, in diesem die Patres des Mutterhauses zu Verona. Der Ausbruch des Weltkrieges lähmte jedoch Milland, dessen reichsdeutsches Personal unter den Waffen stand, lag im Etappengebiet der Südfront und erlitt durch die italienische Besetzung Südtirols in mehrfacher Hinsicht schwere Schäden. Als sich die Sturmwolken des Krieges verzogen hatten, kehrten zwar die Zöglinge wieder König David von Uganda. die Weiterentwicklung des österreichisch-deutschen Teiles der Kongregation und brachte allmählich das Missionswerk im Vikariat Khartum zum Stillstand. Die Missionäre, mit Ausnahme jener der Stadt Khartum wurden entweder ausgewiesen oder in die Gefangenenlager abgeschoben. Das Missionshaus in das traute Missionshaus zurück, dagegen blieb den deutschen Missionären die Einreise in den englischen Sudan grundsätzlich verwehrt. Nur einige Altösterreicher und zwei Deutsche durften ausnahmsweise wieder an der Missionsarbeit teilnehmen, so daß für die überwiegende Mehrheit der deutschen Patres ein anderes Arbeitsfeld gewonnen werden mußte. Zu unserer freudigen Überraschung wurde uns das östliche Transvaal in Südafrika als neues Missionsgebiet zugewiesen. Der deutsche Zwerg der Söhne des heiligsten Herzens Jesu — eine selbständige Missionsgenoff ens chaft. Es galt nun der neuen Mission eine feste Grundlage in der Heimat zu geben und die Schwierigkeiten, die sich aus den Folgeerscheinungen des Krieges für den deutschen Teil der Kongregation ergeben hatten, restlos zu beseitigen. Deshalb beschloß die Propaganda, die bisherige Kongregation in zwei selbständige religiöse Genossenschaften zu teilen. Die Entscheidung hierüber fiel in der Vollversammlung der Propagandakardinäle vom 27. November 1922. Der Heilige Vater Pius XI. bestätigte noch am gleichen Tage den Beschluß des Kardinalrates. Indessen nahm aber die Regelung der wirtschaftlichen Fragen noch eine geraume Zeit in Anspruch. Erst am 27. Juli konnte daher das Dekret über die Errichtung der neuen Missionskongregation ausgefertigt werden. Um jetzt die tatsächliche Übernahme des Missionsgebietes in Transvaal nicht noch weiter zu verzögern, wie auch aus wirtschaftlichen und technischen Gründen, wurde die Abhaltung des Es mag überraschen, daß unsere Missionäre erst jetzt die Reise nach Transvaal unternehmen. Der Hauptgrund hiefür ist in den langen Verhandlungen zu suchen, die der Bildung der neuen Kongregation vorangingen. Die folgende Darstellung will den Lesern einen vorläufigen Einblick in die Verhältnisse unseres südafrikanischen Arbeitsfeldes bieten. Im Frühjahre 1921 wandte sich Bischof Geyer von Khartum an die englische Negierung mit der Bitte, die Zulassung deutscher Glaubensboten im Sudan wieder allgemein zu gestatten, da ohne namhafte Verstärkung des Missionsstabes an eine ersprießliche Tätigkeit nicht gedacht werden könne und die Khartumer Missionäre zum Aussterben verurteilt seien. Das Ansuchen wurde rundweg abgelehnt. Davon in Kenntnis gesetzt, teilte die Propaganda dem Bischof Karl Cox von Johannesburg mit, ersten Generalkapitels einstweilen vertagt und Hochw. P. Jakob Lehr zum Generalobern ernannt. Man darf aber nicht meinen, daß infolge der Zweiteilung der Kongregation der Söhne des heiligsten Herzens Jesu die Verbindung zwischen den Missionshäusern zu Verona und Milland gelöst sei; denn dieselben Konstitutionen, Regeln und Privilegien und dieselbe gemeinschaftliche Generalvertretung in Rom schaffen zwischen den beiden Instituten eine moralische Union, so daß auch nach der Teilung die innigsten Beziehungen fortbestehen. So hat also der Heilige Stuhl ein neues Ordensreis deutscher Erde anvertraut. Dürfen wir in dieser Tatsache nicht ein Zeichen des Vertrauens erblicken, das die Kirche in Österreichs und Deutschlands missionarische Kräfte setzt? Wohl sind durch die Nöte der Gegenwart zahllose Quellen der heimatlichen Missions-Hilfe versiegt. Dennoch hegen unsere Missionäre die Hoffnung, unterstützt vom Gebete ihrer Wohltäter, eine schöne Seelenernte in der neuen südafrikanischen Missionspflanznng zu erzielen. Sie gehen mutvoll an die Arbeit, einzig von dem Verlangen beseelt, das Friedensreich jenes liebeglühenden Herzens auszubreiten, dessen Namen sie tragen: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. sie wolle das östliche Transvaal einer anderen Kongregation anvertrauen. Später wurde er angegangen, für zehn deutsche Missionäre die Einreiseerlaubnis zu erwirken. Unter den Priestern in Khartum rief die Nachricht von ihrer bevorstehenden Versetzung nach Transvaal zunächst Bestürzung hervor. Begreiflich! Flossen doch vor dem Kriege die Geldmittel für die zentralafrikanischen Missionen hauptsächlich aus Deutschland und Österreich, hatten doch so viele deutsche Patres und Brüder für die Bekehrung der Nilnegervölker Gesundheit und Leben geopfert und glaubten doch noch manche an eine Milderung der Missionsparagraphen von Versailles. Desungeachtet erklärten sich die Missionäre sofort bereit, dem Rufe der Propaganda Folge zu leisten und den liebgewonnenen Acker zu verlassen, auf dem der ausgestreute Same in naher Zukunft Schnitterfreuden OB DO Die HpoffoÜidie Präfektur kydenburg. BP DO versprach. Ihre Abreise wurde jedoch verhindert und bis zur Errichtung der neuen Kongregation hinausgeschoben. Endlich konnte durch Apostolisches Breve vom 12. Juni dem deutschen Zweig der Söhne des heiligsten Herzens Jesu die neue Mission. kirchenrechtlich übertragen werden. Es ist die Apostolische Präfektur Lydenburg. Ihre Grenzen sind folgende: Im Norden der Elefantenfluß, im Osten Portugiesisch-Mozambik mit Ausschluß des Swazilandes, im Süden das Zululand, Natal und die Oranjekolonie,, im Westen wieder der Elefantenfluß bis Albert, dann der Witgefluß und von dessen Quelle eine ziemlich gerade Linie nach Süden zur Oranjekolonie. Die neue Präfektur — ein Gebiet von der Größe Bayerns —■ umfaßt die politischen Kreise: Lydenburg. Barberton, Karolina, Middelburg, Bethal, Ermelo, Piet Reties, Wakker-ftroom und Standerton. Ein Blick auf die Karte besagt, daß das Land sehr gebirgig ist. Die wildzerrissenen Drakensberge erheben sich bis zu 2658 m Höhe. Nach Westen gehen sie in eine Hochebene über. Die Stadt Lydenburg, der Sitz des Apostolischen Präfekten, liegt 750, Standerton im Süden der Mission 1500 m über dem Meeresspiegel. Das Klima gilt allgemein als sehr gesund. Der Süden eignet sich besonders für Ackerbau und Obstzucht. Im Norden behauptet das Weideland den Vorrang. In hoher Blüte steht der Bergbau. Er liefert Kohle, Gold und Silber. Doch bildet für die Mehrheit der Bewohner noch immer Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle. Die Neger leben in Gruppen zusammen auf den Farmen oder arbeiten in den Bergwerken, Läden und bei der Eisenbahn. Größere Negerstedlungen befinden sich nördlich von Lydenburg. Die Eingeborenen sprechen hauptsächlich die Zulu- und Basutosprache. Die Weißen sind vornehmlich protestantische Buren und Engländer. Wie anderswo besteht auch in Transvaal ein scharfer Rassengegeusatz. Die Mission besitzt je eine Kirche und ein Priesterhaus mit nur zwei Zimmern in Lydenburg, Barberton und Witbank. Die Kirche in Middelburg ist vor zwei Jahren niedergebrannt. Irische Loretoschwestern leiten in Lydenburg eine Schule. In Witbank haben sich Dominikanerinnen zu gleichem Zweck ein Kloster erbaut. Grundstücke zum Bau von Kirche, Schule und Priesterhaus wurden auch in Ermelo und Standerton erworben. Am 16. August ernannte die Propaganda zum Apostolischen Präfekten von Lydenburg den hochw. P. Dr. Daniel Kauczor, der sich gegenwärtig in Khartum befindet. Wenn dieses Heft in die Hände der Leser gelangt, dürfte Msgr. Dr. Kauczor mit seinen Missionaren die Seefahrt nach dem fernen Süden bereits angetreten haben. Wir wünschen unseren lieben Mitbrüdern von ganzem Herzen Gottes Schutz auf der langen Reise und ein erfolggekröntes Wirken in der Apostolischen Präfektur Lydenburg I P. Heinrich Wohnhaas. Die Missionen am Nil. Im Sommer 1921 sah sich Bischof Geyer aus Gesundheitsrücksichten gezwungen, sein Amt als Apostolischer Vikar von Khartum niederzulegen. Die Ernennung eines neuen Oberhirten für Khartum und die Schillukmission ist noch nicht erfolgt. An Stelle der deutschen Missionäre übernehmen nun Mitglieder der italienischen Kongregation der Söhne des heiligsten Herzens Jesu die Missionsarbeit im Vikariat Khartum. Nur einzelne deutschsprachige Patres und Brüder, die sich nicht entschließen konnten, die Stätten ihrer Wirksamkeit, namentlich das Schillukland zu verlassen, werden weiterhin in den Vikariaten Khartum und Bahr et Ghasal verbleiben. Am 2. Juni dieses Jahres wurden die blühenden Missionsstationen in Norduganda vom Apostolischen Vikariat Bahr el Ghasal losgetrennt und zur Apostolischen Präfektur Aquatorial-Nil vereinigt. Gleichzeitig ernannte die Propaganda den hochwürdigen P. Anton Vignato zum Apostolischen Präsekten dieses aussichtsreichen Arbeitsfeldes. Gegenwärtig besteht das Missionspersonal in Äquatorial-Nil aus 22 Patres, 10 Brüdern, 15 Schwestern und über 450 einheimischen Missionshelfern. Die Gesamtzahl der Neuchristen hat 6000 überschritten, die der Taufbewerber wird bald 10.000 erreichen. Weit größer noch sind die Scharen jener Heiden, die von den Dorfkätechisten in den christlichen Gebeten und den Grundwahrheiten unserer heiligen Religion Unterricht erhalten. Der eifrige Sakramentenempfang — überall ein Wertmesser für das kirchlich-religiöse Leben — stellt den jungen Christengemeinden das schönste Zeugnis aus. Wurden doch im verflossenen Jahre 55.285 Beichten gehört und 179.051 heilige Kommunionen gespendet. Nicht ohne Wehmut werden die deutschen Glaubensboten von den Missionsfeldein am Nilstrom Abschied nehmen; denn nicht bloß im Vikariat Khartum, sondern im ganzen Sudan zählten österreichische und deutsche Missionäre zu den Bahnbrechern des Evangeliums, und es bleibt ein Verdienst der österreichischen Regierung, dem Missionswerk auch im britischen Schutzgebiet von Uganda die Wege geebnet zu haben. (Siehe Bischof Geyer, Durch Sand, Sumpf und Wald, S. 335 ff.) Die ITMionsarbeif in Conga ieif 1920» "Von P. Pasqual Srazzolara. (SdituW Die Autzenposten«*) Schon im April 1921 wurde das gegen zwanzig Meilen entfernte Nyiloak besucht. Es hatte vor dem Kriege die Mission dort eine Hütte gehabt zu dem Zwecke, Missionären gelegentlich als eine Art Erholungsposten zu dienen; besonders aber, um dadurch bei den Leuten bekannt zu werden und sie allmählich ans die Idee der Mission vorzubereiten. Es kam der Krieg. Der Posten, sich selbst überlassen, verfiel mit dem Verfall der Hütte. Kaum war Tonga wieder eröffnet, wurden wir von den Leuten dortselbst alsbald eingeladen, wieder eine Hütte oder überhaupt eine Missionsniederlaffnng zu errichten. Unser Erscheinen war den Leuten sehr willkommen; der Empfang durchwegs, bei alt und jung, ein sehr herzlicher. Das will freilich nicht ausschließen, daß jedes fünfte Wort lautete: „Schau her, Abuna! Mein Kleid ist ganz zerrissen; kann ich nicht eines bei dir holen?" Der Häuptling Nial vom Dorfe Obong und die Leute des nicht unbedeutenden Dorfes drängen in aller Form, die Mission solle bei ihnen sich niederlassen. Es wurde ihnen versprochen, im nächsten Jahre (1922) die Sache in Angriff nehmen zu wollen. Ich erklärte aber klar und deutlich, um jedes Mißverständnis gleich von Anfang auszuschließen, daß unser Zweck der sei, das Wort Gottes zu verkünden, und daß wir nur kämen, wenn sie uns versprächen, ihre Kinder ungehindert die Schule besuchen zu lassen. Feierlich versprachen es alle. Ja, alle Kinder würden dem Abnna gehören. Der vorgerückten Jahreszeit und der nahe bevorstehenden Regenzeit wegen konnte der Plan nicht mehr verwirklicht werden. Zu Beginn der trockenen Jahreszeit besuchten Missionäre wieder den Platz und es wurde ausgemacht, drei Schillukhütten dort zu errichten: für die Schule, den Katechisten und für den auf Besuch sich befindenden Missionär. Einige Male mußte der Pater in den folgenden Monaten dorthin pilgern, zu Rad auf holperigem Steige, *)■ Siehe „Mein erster Ausflug im Schilluklande" im „Stern der Neger", 1921, S. 4—8. und in einer halbgeräumten Hütte wohnen, zusammen mit Geißen und Hühnern, den ganzen Tag angebettelt von groß und klein. Es kostete wohl etwas, bis die Hütten fertiggestellt waren. Endlich im Juli 1922 konnte ein Katechist angestellt werden. Die Kinder ließen nicht lange auf sich warten. Von den vier bis fünf Nachbardörfern kamen sie, Buben und Mädchen, so zahlreich, daß die Räumlichkeiten zu eng waren und ein Katechist nichts machen konnte. Ein junger Christ wurde deshalb in einem der größeren Dörfer angestellt, um den ersten zu entlasten. Freilich werden wir hier wie überall die Erfahrung machen müssen, daß nur ungefähr ein Viertel von den ersten Schülern ausharren werden, während die anderen nur langsam sich zum regelmäßigen Besuch entschließen. So eine Schule im blühenden Zustande zu erhalten, ist keine leichte Aufgabe; es erfordert einen eifrigen, erfinderischen Katechisten. Die sind selten. Mitte Oktober besuchte der Missionär diesen Posten. Eine schöne Anzahl kannte 1 gut die Gebete, die sie auch täglich, morgens und abends, verrichten. Von zwei kleinen Knirpsen wurde mir erzählt, wie sie abends und morgens, ohne viel Umstände, auch in Gegenwart anderer, ruhig sich hinknieten und gemeinsam ihre Gebete verrichteten, was selbst den Heiden gefällt. Einer ist der Sohn des Häuptlings. Achtundzwanzig erhielten Medaille und Kleid und wurden dadurch Katechumenen. Freilich mußten die Kleidchen zum Teil nur versprochen werden, da nichts mehr vorhanden ist; wir erwarten eine kleine Sendung von Khartum. Wir wollen die Katechumenen nicht mit Geschenken sozusagen kaufen; es ist das gegen unsere Grundsätze, aber das eine oder andere Mal muß man ihnen doch eine Belohnung geben, da man so viel Idealismus nicht voraussetzen kann, besonders am Anfang. Man darf eben nicht aus dem Auge verlieren, daß sie aus sich allein in die Schule kommen müssen. Ein Missionär mit einigen Katechisten könnte nach meiner Ansicht hier in Nyiloak sehr viel ausrichten. Möge Gott leiten, erleuchten und helfen! Bei meinem Besuche in Nyiloak ging ich auch zu Rad zwei Stunden weiter nach Panyi-fange. Mehrere Häuptlinge, besonders aber einer, haben seit längerer Zeit gedrängt, daß man auch bei ihnen eine kleine Niederlassung gründen möge, wenigstens für einen Katechisten. Auch das letztemal besuchte ich diese schöne, dichtbevölkerte Gegend. Sehr freundlicher Empfang. Alles drängt, wir sollen zu ihnen kommen. Die Dörfer der Umgebung würden die Schule auch freudig beschicken. Der Häuptling Dedudnial zeigte mir einen schönen Platz, den er für uns bestimmt hatte. Gleich fügte er die Frage an, ob er nicht mit dem Hüttenbau sofort anfangen könne. Ich mußte ihn vorläufig auf ein paar Monate vertrösten — bis man sich die Sache besser überlegt hätte, das heißt bis ich Nachricht be- käme, ob 7—8 Pfund zu diesem Zwecke würden flüssig gemacht werden können. Dieser gute Wille, wenn auch etwas vermengt mit materiellem Vorteil (Arbeitsgelegenheit, Steuergeld), ist für den Missionär etwas ungemein Kostbares. In einem solchen Dorfe sind die Leute durch ihr Wort gebunden und dürfen uns die Kinder von der Schule nicht wegnehmen. Die Schule wird dann allmählich, nach bescheidenem Anfange vielleicht, doch eine ansehnliche Anzahl Anhänger erwerben, die dann ihrerseits auch wieder helfen werden für eine bessere Zukunft. Daneben sind noch manche angesehene Häuptlinge, die durchaus eine Schule haben wollen und deren gute Gesinnung nicht unausgenutzt bleiben sollte. Aber der Geldpunkt I Unser den Htidioli von lllongalla. Reifenofizen von Br. F. Eosner, F. S. E. (Fortsetzung.) Im Lager angekommen, ging es überaus I lustig zu. Der Fußball wurde hervorgeholt, denn für den Fußballsport ist der Neger leicht begeistert. Natürlich war von Spielregeln hier keine Rede. Solche Dinge gehören zur europäischen Kultur, und dafür ist der Schwarze allerdings weniger schnell eingenommen. Aber diesmal handelte es sich ja nur ums Treten, Stoßen und Stampfen, um eine Kraftprobe und keine Kunstübung. In Massen strömten die Knaben und Burschen des Dorfes herbei, und je weniger sie vom Spiel selbst verstanden, um so eifriger legten sie sich ins Zeug. Fußballschuhe gab es auch keine. Der heftige, ungewohnte Stoß mit der nackten Zehe gegen den prallen Ball ließ daher bei manchem Neuling über das freudestrahlende Gesicht einen dämpfenden Schatten huschen. Doch nur für einen Augenblick. Denn sein Gegner wollte es ihm zuvortun. Ein heftiger Stoß, der den Ball fehlte. Das lange Atscholibcin sauste wie eine Stange durch die Luft, und im nächsten Augenblick lag sein unglücklicher Besitzer unter dem schallenden Gelächter der Spieler und Zuschauer neben dem Ball. Der Neger ist ein großes Kind, und wie Kinder spielt er, solange er eben kann. Indes, gegen fünf Uhr abends gaben wir das Zeichen zum Rosenkranzgebet. Ein schönes Muttergottesbild wurde aufgestellt, und als die Umhüllung weggenommen wurde, ging ein freudiges, staunendes „Ah!" durch die Reihen. Die Bemerkungen, kindliche und kindische, wollten kein Ende nehmen. Wir hörten mit stillem Lächeln zu. „Seht doch, wie die Mutter so schön ist!" hieß es hier. „Ist das aber ein liebliches Kind!" meinte man dort. Schließlich wollte einer auch die ganze Person sehen. Er machte es wie kleine Kinder, die ihr Bild im Spiegel sehen und nun mit den Händchen hinter den Spiegel greifen, um das Bild anzufassen. Er drehte das Bild um und sah auf der Rückseite nichts als eine weiße Papierfläche. Armer Kerl, welche Enttäuschung! Eine Frau, die vom dortigen Katechisten bereits den ersten Unterricht erhalten hatte, fühlte sich plötzlich berufen, die Lehrmeisterin zu spielen und einen religiösen Vortrag zu halten. „Seht," sagte sie, „das hier ist die Mutter Lubangas (Gottes). Das hier ist ihr Sohn, der Jesus Christus heißt ..." Allein, sie hatte wenig Erfolg. Niemand schenkte ihr Glauben., Da griff der Pater ein und erklärte in einfacher, leicht faßlicher Weise die Grundwahrheiten unseres heiligen Glaubens. Als er geendet hatte, ging die Frau ganz außer sich vor Freude umher und sagte zu diesem und zu jenem: „Habt ihr es nun gehört? Ist vielleicht nicht alles genau so, wie ich es euch gesagt habe?" Sonntag. Der folgende Tag war ein Sonntag. Wir halten Sonntagsruhe und Sonntagsfeier im Dorfe. In der Frühe wurde unter einem schattigen Baum der Altar aufgerichtet. Ziemlich viele Eingeborene wohnten dem heiligen Opfer bei. Der Pater ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und hielt den Anwesenden eine kleine Predigt in der Latukasprache. Nach der heiligen Messe leisteten wir Samariterdienste. entfernt war, einen Besuch. Ein Haufen Buben läuft hinterher. Bei unserer Ankunft war aber das Nest wie ausgestorben. Sonderbar. Nur einige alte Männer lassen sich blicken. Was ist denn da los? Schließlich fragen wir einen, wo doch die Bewohner des Dorfes zu finden seien. Er teilt uns mit, daß die guten Leute Angst vor uns hätten. Ein Teil sei in den Häusern versteckt, der andere Teil sei aufs Feld gelaufen. Aber schon schien der Bann gebrochen. Da und dort schiebt sich langsam und vorsichtig eine Nase durch das Türloch. Bald erblickt man auch Köpfe, und nun sind wir auch schon umringt von der ganzen Einwohnerschaft. Einige kleine Geschenke und wir sind Eine Katechistenversammlung. Wer könnte sie doch aufzählen, alle die verschiedenen Krankheiten und Wunden! Und wie dankbar sind diese Kinder der Wildnis, wenn man ihnen in ihren Leiden auch nur eine kleine Linderung gewähren kann! Im Laufe des Vormittags kam noch eine arme Frau, die ein schwerkrankes Kind auf den Armen trug. Wir gaben ihm eine schickliche Medizin. Da aber der Zustand des Kleinen hoffnungslos war, entschloß sich der Pater, ihm zugleich die heilige Taufe zu spenden. So erhielt er den Namen Benedikt. Benedikt heißt ans deutsch „gebenedeit". Heute ist dieser Benedikt wohl sicher gebenedeit und ein schöner Engel im Himmel. Gegen vier Uhr nachmittags machten wir im nächsten Dorf, das ungefähr eine Stunde Freunde. Wir bitten sie, ihre Kinder ja in die Schule zum Katechisten zu schicken. Natürlich versprechen sie es alle. Noch einige höfliche Komplimente, und wir kehren wieder um. Mit meinem Fahrrad war ich bald den anderen voraus. Bergauf, bergab, und plötzlich befand ich mich vor drei Kindern, die im Galopp mir entgegenrannten. Kling, kling, kling — es war wirklich zum Lachen, wie der Schreck in die drei kleinen Helden fuhr. Der eine war urplötzlich im Gras verschwunden. Die beiden anderen standen wie versteinert da. Selbst gütiges Zureden nützte nichts. Weil sie nun doch nicht sprechen konnten oder wollten, stieg ich wieder auf und fuhr weiter, um bald darauf etwas Ähnliches zu erleben. Ein Mann und ein Bub waren vor mir. Der Kleine trug ein ziemlich großes Bündel auf dem Kopf. Das Warnungszeichen der Schelle zu hören, das Bündel wegzuwerfen und im Gras zu verschwinden, war alles das Werk eines Augenblicks. Der Mann brach jedoch in ein erschütterndes Gelächter aus, in das ich einstimmen mußte, soweit es Schicklichkeit und Anstand erlaubten. Es war schon Nacht, als wir heimkamen. Wir gingen gleich schlafen, denn wie vorauszusehen war, hatten wir einen schweren Tagmarsch durchs hohe Gras vor uns. Dritter Reisetag. ; Heute geht's also nach Obbo. Vor uns liegt ein Marsch von fünfzig Kilometern. Der Ort ist für uns insofern wichtig, als wir von dort aus unsere Christen leichter besuchen können. Diese wohnen nämlich hier nicht nahe beisammen, sondern sind über das ganze Gebiet zerstreut. Die Gegend mag ungefähr 25.000 Einwohner beherbergen. Sie ist genügend gekennzeichnet durch das schreckliche Wort Schlafkrankheit. Man bilde sich aber ja nicht ein, daß die ganze Krankheit darin besteht, daß man sich in süßem Schlummer zu Tode schlafen darf. Es ist eine geradezu schreckliche Seuche, die weite Länderstriche verheert. Oft schon hat die Regierung ganze Dörfer gezwungen, mit Sack und Pack auszuwandern, um zu retten, was noch zu retten war. Die Ansteckung wird hervorgerufen durch blutsaugende Insekten. Sie führen dabei dem menschlichen Blute ganz kleine Tierchen zu. Man heißt sie Geißeltierchen, weil sie ein Anhängsel haben, das wie eine Geißel aussieht und das sie schlangen-sörmig gestalten, um sich voranzubewegen. Man könnte sie mit ebensoviel Recht Geißeltierchen auch deswegen nennen, weil sie zu einer wahren Geißel der Menschheit geworden sind. Wenn man einen Tropfen Blut eines Schlafkranken unter einem starken Vergrößerungsglas (Mikroskop) betrachtet, so glaubt man einen kleinen Teich vor sich zu haben, in dem die roten Blutkörperchen von einer großen Menge von Schlangen umschwommen werden. In den Körpersäften des Menschen, wie Blut, Gehirn und Rückenmarksflüssigkeit, vermehren sich diese Tierchen riesig und legen dadurch den Grund zu einem langen, tödlich endenden Siechtum. Der Kranke magert immer mehr ab. Seine Körper- und Geisteskräfte zerfallen. Er wird ganz blöde und brütet in einem schlafähnlichen Zustand dahin. Hohes Fieber schwächt den Kranken noch vollends. Wenn es dem Ende zugeht, tritt auch verseuchtes Blut aus Ohren, Nase und Mund. Der Tod ist eine willkommene Erlösung. Unsere Missionsstationen liegen rings um dieses Gebiet: Im Norden Turit, im Nordosten Kitgum, im Süden (Sulu, im Südwesten Aju, im Nordwesten Rejaf. Gegen sieben Uhr früh waren wir reisefertig. Zunächstmuß die Bergkette von Jfoto überschritten werden. Der Aufstieg wird bewerkstelligt durch einen ganz schmalen Pfad, der sich in übermannshohem j Gras dahinwindet. Selbstverständlich ließ sich hier mit unseren Fahrrädern nichts anfangen. Sie wären ja doch nur ein Hindernis gewesen, und so blieben sie zurück. Zwei Stunden lang ging es zunächst fortwährend aufwärts. Meine Gedanken flogen in die Ferne. Ich träumte von den Bergen meiner Kindheit. Wie Heimat-luft umwehte es mich da oben. Da die Träger etwas ausruhten, konnte ich ungestört meinen Phantasien nachhängen. Doch dann hieß es wieder: vorwärts! Abermals zwei Stunden über Stock und Stein ins Gebirge. Gegen Nachstehender Bericht bildet die Fortsetzung des in den Nummern 1—4 veröffentlichten Aufsatzes über die Charaktereigenschaften der Araber. Müßiggang. Zeit ist Geld, sagt das Sprichwort. Deshalb soll man sie zu emsiger Arbeit benützen und den Müßiggang meiden. Der Araber Kordofans aber meint es durchaus nicht so, und es will ihm nicht einleuchten, warum man den ganzen Tag hindurch rennen und sich abschaffen soll. Nur einmal im Jahre hat er ausnahmsweise Eile, nämlich bei Beginn der Regenperiode, wenn es sich um die Bestellung seiner Felder handelt. Da ist er aufmerksam, um nicht den günstigen Zeitpunkt zum Säen zu verpassen und das Saatkorn rechtzeitig unter die Erde zu bringen. Sonst nimmt er alles übrige gemütlich und lebt oft gleichgültig in den Tag hinein. Er verbringt einen guten Teil der Zeit entweder in Gesellschaft bei vertraulichem Geplauder oder allein für sich in träumerischem Zustande. Er liegt zu Hause auf der faulen Haut, schaut den wolkenlosen Himmel an, und seine Gedanken verlieren sich hinter all den köstlichen Genüssen, die es droben bei Allah im Paradiese gibt. Dort sollen auch die gebratenen Tauben herumfliegen, sich fangen und verspeisen lassen, wie die mohammedanischen Religionsdiener berichten. Er summt ein frommes Liedchen, wobei er häufig wiederholt: „Freut euch, o Gläubige, das Paradies kommt." Es dünkt ihm, wie wenn er es schon in den Händen habe, denn er hat ja gehört, daß wer immer an Gott und Mohammed Abend fällt zur Abwechslung ein feiner Regen und bald find wir naß bis auf die Haut. Indes, auch hier gilt das Sprichwort: „Auf Regen folgt Sonnenschein", und so konnten wir unseren Marsch fortsetzen. Einige Flüsse mußten durchquert werden. Da sie weg- und steglos waren, durchschwammen wir die einen, über andere schleppten uns die Träger. Inmitten vier Meter hohen Grases lag ein mächtiger Stein. Er war wie eine riesige Tischplatte, die uns einlud, haltzumachen. Übrigens verspürten wir keinen kleinen Hunger und nahmen die Einladung an. (Schluß folgt.) glaube, zu den Auserwählten zähle. Schlechte Werke können nicht schaden, denn daran sei nur der boshafte Teufel schuld; und durch Hände- und Füßewaschen werde man entsündigt. Dann und wann rafft er sich auf und wirft einen Blick auf das Merißagefäß, das neben ihm steht. „Droben bei Mohammed werde ich mich am himmlischen Freudenborn laben und von den ,banät el hur1, den Paradiesjungfern, bedient werden", sagt er vor sich hin und spricht dem Merißabier wacker zu. Er lebt ein sorgenfreies Dasein, denn er hat die Ernte eingeheimst, und diese deckt seine bescheidenen Ansprüche bis zum nächsten Jahre. Um die spätere Zukunft kümmert er sich nicht, denn das Erdreich bringt jährlich seine Frucht, und sollte es einmal auch ein schlechtes Jahr geben, so genießt er Wurzeln und die Samenkörner gewisser Pflanzen, die massenhaft im Stcppen-lande wuchern. Geht er auf den Marktplatz, so hält er sich dort mitunter einige Tage lang bei einem Bekannten auf, um eine Kleinigkeit einzukaufen. Vernimmt er, daß an einem Orte, der einen oder zwei Tage entfernter liegt, irgendeine Ware um ein geringes billiger zu haben sei, so trägt er kein Bedenken, sich dorthin zu begeben. Es vergeht dabei auch eine Woche, aber das macht nichts; er hat ja Zeit im Überfluß und gesunde Beine auch. Zu essen findet er überall. Nebenbei hat er Gelegenheit, irgendwelche interessante Nachricht zu erfahren, und vor allem die Genugtuung, eine Kleinigkeit erspart zu haben. Wenn ein gewöhnlicher Araber das Wort „morgen" gebraucht und verspricht, fcichf und Schaffen im Charakter der Hraber Kordofans« Von P. Otto Buber. daß er am nächsten Tage kommen wird, darf das nicht buchstäblich aufgefaßt werden, denn der Mann meint, nach etlichen Tagen sei es auch noch morgen. Nur die Häuptlinge sind dabei genau, und wenn sie sich bei einem Kaufmanne zu einem bestimmten Tage angemeldet haben, treffen sie auch pünktlich ein. Entfernungen mißt der Araber eher nach seinen Kräften, als nach dem Stande der Sonne. Er ist nämlich ein ausgezeichneter Fußgänger. Reisen Mann und Frau zusammen, so reitet der erstere und läßt seine Frau zu Fuß gehen, indem er sagt, daß sie längere Gedärme habe als er. Hat sie aber kleine Kinder bei sich, läßt er sie reiten und geht neben ihr her. Mitunter kann man von einem Araber hören, daß jener Ort nahe sei. Das will heißen, daß man drei Stunden und auch einen halben Tag braucht, um hinzugelangen. Was ist das für einen kräftigen Steppensohn? Ein einfacher Spaziergang. Sagt er, ein Ort liege entfernt, braucht es mindestens eine starke Tagesreise und auch mehr. Fremde, die mit der Ausdrucksweise der Araber noch nicht vertraut sind, erfahren dabei gehörige Enttäuschungen. Da reitet ein Ausländer auf einem einsamen Steppenwege Kordo-fans schon stundenlang dahin. Das an Abwechslungen so karge Landschaftsbild ermüdet vor der Zeit, und er sehnt sich nach dem nächsten Dorfe. Nun begegnet er zufällig einem Araber. „Guter Mann, wie lange braucht man noch, um zur Ortschaft zu gelangen?" — „Du hast gar nicht mehr weit," erwidert dieser, „nur noch ein wenig, und du wirst die Hüttendächer in Sicht bekommen." Der Reisende zieht frohen Mutes voran und freut sich, daß er seinen müden Gliedern bald Ruhe gönnen kann. Er strengt beständig seine Sehkraft an, um endlich einmal das Dorf zu entdecken, das bereits nahe sein soll, jedoch alles vergeblich. Es sind wiederum zwei Stunden verstrichen und auch mehr, da gelangt er schließlich zum Rande einer Mulde und sieht zu seiner freudigen Überraschung unten im Talkessel das Dorf vor sich liegen. Ganz ermüdet steigt er ab und hat nun aus eigener Erfahrung gelernt, was es heißen wolle, wenn ein Steppenaraber sagt, daß ein Ort nahe sei. Gastfreundschaft. Die Araber sind gastfreundlich und halten das für eine Pflicht. In jedem Dorfe befindet sich in der Nähe schattiger Bäume die soge- nannte „Chälua“, der Absteigeplatz für Reisende. Lautes Hundegebell setzt die Einwohner vom Herannahen eines Fremden in Kenntnis. Der Dorfvorsteher erscheint, den Ankömmling zu empfangen. Er bietet ihm den landesüblichen Gruß „essaläm alek“, „Der Friede sei mit dir", erkundigt sich, wohin seine Reise gehe, was für Bedürfnisse er habe usw. Rasch werden ein paar einheimische Betten, „ angar eb“, herbeigetragen, man bringt Buttermilch, wenn solche vorhanden ist, oder das Abrsgetränk, nämlich Wasser, in welchem dünnes, ungesäuertes Brot aufgeweicht ist. Es dient vorzüglich zum Stillen des Durstes. Nun kann der Reisende sich ein gesundes Schläfchen gönnen. Später wird ihm ein gut zubereiteter Asidabrei vorgestellt, und er kann einen ganzen Tag da verbringen. Kennt er den Dorfhäuptling, so wird er drei Tage und auch länger bewirtet, und man schlachtet einen Hammel. Nachts darf er ruhig schlafen, denn niemand rührt ihm etwas an. Nur die Hunde schnüffeln herum, weshalb man ihn aufmerksam macht, daß er etwaige Fleischvorräte an einem Baumast aufhänge. Die urwüchsigen Araber sind betrübt, wenn der Reisende ihnen Geld anbietet, als ob er ihnen den Liebesdienst zahlen wolle. Manchmal herrscht im Dorfe Wassermangel. Ein Mann begleitet dann den Diener des Reisenden bis zum nächsten Brunnen, der auch eine Stunde entfernt sein mag, ist ihm beim Wasserschöpfen behilflich, führt ihn wieder zurück, und nach diesem schönen Werke stellt er sich dem Reisenden gar nicht vor, um von ihm ein Wort des Dankes zu vernehmen. Bricht dieser auf, so begleitet ihn der Dorfvorsteher bis zur Hauptstraße, damit er keinen verfehlten Seitenweg einschlage, und gibt ihm passende Ratschläge. Diese kommen dem Reisenden oft zugute. Er hat zum Beispiel einen langen Wald zu durchqueren, wo es nicht recht geheuer ist. Diebe treiben ihr Unwesen, mitunter sind Löwen vorhanden. „Leute," sagt er zu den Beduinen, die den Reisenden führen, in ernstem Tone, „macht eure Augen auf! Strolche halten sich im Dickicht verborgen und lauern auf Beute. Schlendert nicht saumselig hinter der Karawane her, sonst treten plötzlich ein paar Gestalten aus dem Gebüsche hervor, lösen schnell einige beladene Kamele vom Zuge ab und verschwinden damit im Walde. Ihr könnt das Gesindel nicht verfolgen, denn drinnen im Versteck ist eine ganze Bande, die euch unbehelligt totschlägt." Und sich hierauf au den Reisenden wendend, sagt er ermahnend: „Herr, an dieser und jener Stelle treibt sich ein Löwe herum und ist sogar in der Morgendämmerung noch gesehen worden. Du tust am besten, dort nicht zu übernachten. Mach' eine Strecke vorher halt, zünd' Feuer an und zieh nicht vor Sonnenaufgang weiter. Solltest du aber bei Einbruch der Nacht dort anlangen, so bleibt alle beisammen, macht Lärm, um euch das Tier vom Leibe zu halten, und geht lieber noch ein starkes Stück vorwärts!" Der Reisende dankt herzlich dem guten Manne und weiß, was er zu tun hat, um unangenehmen Begegnungen vorzubeugen. Der Löwe ist in gewissem Sinne bei Nacht weniger gefährlich, denn die Kamele werden fest angebunden, und rings um das Lager lodern etliche Feuer empor, die das Raubtier abhalten. Jedoch bei Tag ist seine Begegnung verhängnisvoll. Sie kommt zwar seltener vor, ereignet sich aber dennoch dann und wann, ja sogar am hellen Mittag, denn der Wüstenkönig kennt keinen Stundenplan. Hört das Kamel sein Gebrüll, so gerät es außer Fassung und wirft das Gepäck ab. Da führte ein Grieche eine Ladung von Spirituosen mit sich. Es war bei Tag, als aus dem Waldesdickicht die Stimme des Löwen ertönte. Das Kamel machte einen Sprung, warf ab, was es auf dem Rücken trug, und sämtliche Flaschen zerbrachen. Sieht das Kamel den Löwen vor sich, so ist es wie gelähmt vor Schrecken und kniet nieder. Hat das Raubtier keinen Hunger, zieht es sich in den Wald zurück, und der erschrockene Wiederkäuer steht endlich wieder auf. Verharrt aber der Löwe auf seinem Platze, so zünden die Beduinen in aller Eile Feuer cm und warten, bis er endlich davon geht. In den großen Waldgebieten Kordofans sind allerhand unangenehme Fälle möglich, und der Reisende hat es den Ratschlägen eines guten Dorfvorstehers zu verdanken, wenn er seine Lasttiere samt Gepäck glücklich aus dem fast endlosen Walde herausbringt. Nüchterne Lebensweise — hohes Alter. Die Araber führen ein nüchternes, ruhiges Leben, fast ohne Geistesanstrengung, und erreichen so ein schönes Alter. Dieses ist verschieden nach dem Gebiete, das sie bewohnen. An erster Stelle kommt der nördliche Teil Kordofans. Dort ist die Heimat der Urgroßväter. Die Gegend grenzt an die Saharawüste, ist hoch gelegen, hat ein trockenes Klima und eine recht gesunde Luft. Die Niederschläge fallen regelmäßig und bringen einen Gras- und Pflanzenwuchs hervor, der Kamelen und Kleinvieh als Futter dient. Brunnen am Fuße der Bergrücken ermöglichen dem Menschen einen ständigen Aufenthalt. Das Gestein der Berge selbst birgt weite, hohle Räume. Diese werden von den Eingeborenen senkrecht geöffnet und füllen sich mit Regenwasser an, weshalb auch zur Trockenzeit kein Wassermangel eintreten kann. Die Leute daselbst bekommen von der Außenwelt sozusagen gar nichts zu. erfahren wegen Mangel an Verkehr. Nur die Häuptlinge sind über den Gang der politischen Dinge unterrichtet, und bei ihnen geht die Überlieferung von Vater auf Sohn über. Hier herrscht die einfachste, echt patriarchalische Lebensweise, : und auch die Leute sollen dem Alter der Patriarchen nahe kommen, als ob sogar der Todesengel diese weltabgelegene Ecke vergessen hätte. Irgendein Regierungsbeamter kommt dann und wann Inspektionsreisen halber zu diesem verlorenen Winkel hin. Da findet er einen steinalten Häuptling, der trotzdem rüstig und geistesfrisch ist. Der Mann erzählt Ereignisse, die er in seinen Jugendjahren miterlebt hat und die sich vor 110 oder 120 Jahren zugetragen haben. Er endet mit einer Einfachheit und Aufrichtigkeit, die jeden Verdacht von Lüge ausschließen. Übrigens warum sollte er lügen? In der Üm-gegend gibt es ja noch andere, die dasselbe erlebt haben. Würde man zu ihm sagen: „O Maun, du bist alt", so würde er zur Antwort geben: „Der Häuptling jenes Berges ist noch älter als ich." ______ ' (Schluß folgt.) ilMionseiter öüterreidiifdier Studenten. Erfreulicherweise schlägt der Missionsgedanke immer tiefere Wurzeln in den Herzen der Studenten. Das berechtigt zu der Hoffnung, daß sie einmal als Führer des Volkes — im Priester- oder Laienkleide — das Missionsinteresfe auch in weiteren Kreisen wecken und fördern werden. Über die Missionsbetätigung der Seminaristen in Melk während des Schuljahres 1922/23 entnehmen wir einem Berichte folgendes: „In den religiösen Vereinen sollte mit der Belehrung über die großen katholischen Aufgaben der Gegenwart die Pflege des kirchlichen Missionsgedankens Hand in Hand gehen, denn hier wie dort handelt es sich um die Rettung unsterblicher Menschenseelen. Von diesem Grundsatz ausgehend, wurde in unseren Versammlungen der Blick für die Not der Heidenwelt geschärft, die Wirksamkeit unserer eigenen Apostel geschildert und wiederholt des rückwirkenden Segens der Missionsbegeisterung auf das heimatliche Glaubensleben gedacht. Wir übten vor allem das Presseapostolat durch fleißiges Lesen und Verbreiten von Missionsblättern... Wie bei allen Bestrebungen auf dieser Erde das Geld eine große Rolle spielt, so auch in der Welt-mission der katholischen Kirche. Es wurde deshalb auch eine rege Sammeltätigkeit entfaltet. Insgesamt konnten wir 1,283.884 K an die Missionen senden. Da aber einerseits unser Geld nicht viel Wert besitzt und andererseits auch mit dem Geld allein das Gottesreich in den Menschenseelen nicht aufgerichtet werden kann, so legten wir ein Hauptgewicht auf das Mis-sionsgebel und die oftmalige Missionskommunion. Um aber auch schon jetzt die Missionsliebe in das gläubige Volk zu tragen, veranstalten wir am Mariä-Lichtmeß-Tage ein öffentliches Missionsfest. Die feurige Missionspredigt und die liturgische Messe mit Generalkommunion entflammten alle Teilnehmer zu neuem Opfersinn. Der große Saal, in dem die nachmittägige Festversammlung stattfand, war trotz strömenden Regens vollbesetzt. Mit höchster Spannung folgten die Besucher dem prächtigen zweistündigen Lichtbildervortrag eines Missionärs. Reich an neuen erhebenden Eindrücken und mit sichtlicher Begeisterung sür das Weltapostolat zerstreuten sich die Festgäste..." Mögen solche und ähnliche Beispiele in allen katholischen Instituten Nachahmung finden! Schwesternschule in Mogta. Lilien und Rosen auf schwarzem Grunde« Die seligen ülärfyrer von Uganda. Der 23. Jahrgang dieser Zeitschrift brachte eine gedrängte Schilderung des Lebens und Leidens der am 6. Juni 1920 von Papst Benedikt XY. unter die Schar der Seligen eingereihten Negermärtyrer von Uganda. Unter obigem Titel erschien vor kurzem eine von Mitgliedern unserer Genossenschaft verfaßte Schrift, die in packender, begeisternder Sprache das glorreiche Martyrium der schwarzen Blutzeugen ausführlich zur Darstellung _ bringt. Das geschmackvoll ausgestattete, mit schönem Bild- schmuck versehene Büchlein kann sowohl vom Missionshaus Milland bei Brixcn als auch vom Missionshaus Messendorf bei Graz um den Preis von 2 Lire oder 6000 Kronen bezogen werden. Wir lassen eine Textprobe folgen. Unerschütterlicher Todesnrut. Mkadjanga, der Oberscharfrichter, steht unbeweglich, wie versteinert da; die glänzenden Augen starren auf einen Punkt hin, gleichsani als wollte er den angstgepreßten Atem anhalten, er, der schon so oft die gräßlichsten Hinrichtungen kalt und ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken mitgemacht hatte. Heute aber wogt und stürmt es in seinem Inneren; wilder Schmerz wühlt auf dem Grunde seiner Seele; dort sieht er ihn, wie er betend sich auf die Garbe niederlegt, sieht, wie sie ihn umhüllen, wie sie ihn binden, fest und straff. Jetzt sieht er auch den Kopf nicht mehr, lebendig ist er in diesen Rohrsarg eingeschlossen. . . Jetzt heben sie ihn auf und wollen ihn auf den Scheiterhaufen tragen . .. „Nein, nein/' brüllt Mkadjanga wie von Sinnen — „nein, das ist zu viel! Es ist mein Sohn! Schnürt ihn wieder auf!" Tag und Nacht hatte er versucht, den Sohn zum Abfall zu bewegen, doch vergebens; so hoffte er wenigstens, M b a g a werde in letzter Stunde Christo abschwören, wenn er vor dem flammenden Scheiterhaufen stünde, oder im äußersten Falle dann noch, wenn er im Strohsarg eingeschlossen wäre; . . . doch nein, auch jetzt nicht! . . . „Aber Sohn! mein Sohn," schluchzte der Vater mit tränenerstickter Stimme, „willst du wirklich sterben ? lebendig verbrannt werden? ... Bedenk doch . .. verbrannt werden! . . ." „Ich nannte dir schon den Grund meines Todes: mein heiliger Glaube, für den sterbe ich gerne." „Mach' dich fort, sag' ich, ich will dich verbergen, du kannst ja weiterhin zu deinem Gott beten..." „Der König befahl dir, mich zu töten, tu es also; ich will für Jesus Christus sterben, ich will dich nicht dem Zorn Muangas aussetzen. Ich bitte dich noch einmal, Vater, laß niich sterben!" Der Vater verzweifelt an der Willensbeugung seines Sohnes. Er murmelt wie ein Verzweifelter einem seiner Untergebenen einen Befehl ins Ohr. Mbaga wird zehn Meter beiseite geführt. Der Henker läßt seinen Knotenstock mit aller Wucht aus den Nacken des Jünglings nieder- sausen, tot sinkt der Körper zur Erde, seine schöne Seele aber schwingt sich frei gen Himmel empor vor allen anderen, zum Lohn für seine unerschütterliche Standhaftigkeit, als Erstlingsopfer des heiligen, erhabenen Brandopsers, das bald aus dem Herzen Afrikas zum lebendigen Gott emporsteigen soll. Der entseelte Leib des Märtyrers wird wieder in sein Schilfrohrbüschel gesteckt und auf seinen Platz auf dem Scheiterhaufen zurückgelegt. Alles ist zum hehren Opfer bereit. Doch nein: da hört man lebhaften Einspruch und bittere Klagen. Die drei Begnadigten wollen nichts von Begnadigung wissen, die für sie grausam, schmachvoll sei, die ihnen den köstlichen Schatz raube, für ihren heiligen Glauben zu sterben und zu Jesus und Maria zu gelangen, um ewig bei ihnen zu wohnen. „Warum tötet ihr uns nicht? Sind wir nicht auch Christen wie unsere Kameraden?" belästigen sie in einemfort in heiligem Unwillen die Henker. „Wohlan denn, stecket uns in unsere Garben und legt uns auf den Scheiterhaufen !" Des ungestümen Flehens überdrüssig, packen die Henker die drei und wickeln sie in ihre Schilfrohrbüschel ein, legen sie aber nicht auf Scheiterhaufen, sondern einige Schritte daneben auf die Erde. Den Kopf lassen sie herausschauen, damit sie den grauenvollen Tod ihrer Gefährten mitansehen und seine schauerlichen Schrecken mitfühlen könnten. Sie versprechen ihnen, auch sie zu verbrennen, wenn das Feuer vorerst ihre Kameraden verzehrt habe. Im Innern rechneten sie damit, daß die Jünglinge, durch den Anblick der gräßlichen Todesqual in Schauder und Furcht versetzt, bereitwilligst ihre Religion verleugneten. Gott wollte die drei Bekenner aufbewahren als Zeugen des harten Kampfes und des glorreichen Sieges ihrer gemarterten Kameraden, damit sie seinerzeit zu ihrer Verherrlichung .beitrügen. Wie weise leitet doch die göttliche Vorsehung die Geschicke der Menschen! er frommen fürbitte unserer Leser empfehlen wir die Seele der unermüdlichen ftörderm dieser Zeitschrift Türmn Lichleuegger uns St. Hintern nm Pickelbach, die am $, ffnli 7?23, siebzehn ffnhre alt, vom If erat der Ernte abberufen wurde, um den Lohn für ihren Msionseiser zu empfangen. R. I. P. miHionsriibrik Mr die Äugend. Von P. Jakob Lehr, Rektor. Die Dichtkunst der Schiliuk. (Forties) ung.) In den vorhergehenden Skizzen haben wir unsere Anschauungen über Vers und Versmaß, Reim und Rhythmus mit jenen der Schilluk-dichter kurz verglichen. Im Schilluk gibt es keinen Reim, sondern Gegenüberstellung des gleichen oder eines ähnlichen Gedankens, den sogenannten Parallelismus der Glieder, wie er uns aus der Dichtkunst der Äeiligen Schrift reichlich bekannt ist. Zum Beispiel: O Gott, merk' auf meine S>11fe! üben-, eile, mir zu helfen! Da der Schilluk keine selbständigen Gedichte kennt, die er etwa nur „aufsagte", vielmehr jedes Gedicht zugleich ein gesungenes Lied ist, so unterliegt der sprachliche Rhythmus dem des Gesanges. Wenn nun einerseits auch nicht in Abrede gestellt werden kann, daß bei manchen Liedern die Musik die Hauptsache .iff und auf die Gestaltung des Textes einen gewißen Einfluß ausgeübt hat, so finden sich andererseits auch Lieder, die sich textlich schon in ihrem Aufbau erkennen lassen. Es ist doch ein ganz gewaltiger Unterschied zwischen einem Liedchen wie: Ukwa curecang, wad Nyikaya! Yeke Molo, Moloyo! O Vater des Sou neu besiegers, des Sohnes der Nyikaya! Ach Molo, o Molo! das eigentlich nur bedeutet: „O Vater des Nyikang — o Großvater", und der Nationalhymne der Schilluk, deren freie Übersetzung etwa lautet: 1. Unser Ahnherr, der Sonnenbekämpfer, Er regt sich wieder. Lurrah! Lurrah! 2. Gekommen bist du, o Nyikang! O Ahnherr, ich ziehe ins Feld. Führer, ich bitte dich. 3. Du bist ja unser Ahnherr, Du, der Selb von Faluko, Du, der Lerrscher der Menschheit. 4. Er, der abwesend war, Nyikang, der Sonnen- bekämpser. Er regt sich wieder! Unser Ahnherr, der Nyikang, der Sonnenbesieger, Er regt sich wieder! Selbstverständlich kommen bei dem Fehlen jeglichen Reimes im Schilluk auch keine Reimstrophen vor. Aber.selbst, wenn wir alle Verse dieser Lymne an- oder nebeneinanderschrieben, könnten wir uns des Eindruckes nicht erwehren, daß sie in vier Strophen zu zerlegen wäre. Die Gliederung dieses Liedes erhellt eben schon aus der Anordnung seiner Gedanken, aus seiner Disposition. Oft ist es aber nicht die Disposition allein, die ähnlich wie vielfach in den Psalmen der Äeiligen Schrift den Aufbau des Liedes hervorhebt. Dem Schilluk stehen zu diesem Zweck noch andere Mittel zur Verfügung, die teilweise auch in der Nationalhymne enthalten sind. So kommt zum Beispiel der zweite Äalb-vers: „Er regt sich wieder" dreimal vor. Tritt im Liede eine solche Wiederholung an ganz bestimmter Stelle aus, so haben wir den Kehr-vers vor uns. Im Deutschen sagen wir dafür Kehrreim. Zum Beispiel in dem allbekannten Lied: Röslein, Nöslein, Röslein rot, Nöslein aus der Leiden. Ein beliebter Kehrvcrs ist der Ausdruck: pa peka tiny! Wörtlich heißt das wohl „er setzt sich nicht" und dient als Bezeichnung des Ahnherrn Nyikang, der, falls ein Schilluk leidet, nicht müßig sitzt, sondern sich regt und hilft. Nyikang wird als Sonnenbesieger gefeiert. Die Sage erzählt nämlich folgendes: Einstmals führten die Schilluk in Abessynien Krieg und waren nahe daran zu unterliegen, wegen der großen Sonnenhitze. Da warf Nyikang eine Axt gegen die Sonne, und sie wich vor ihm zurück. So errangen die Schilluk den Sieg. Ein Schilluk, der von der Sonnenhitze zu leiden hat, ruft deshalb Nyikang in dem folgenden Liedchen um Abhilfe an: Ich wandere in der Litze des Sommers; Nyikang, der Sonnenbesieger, Er ruhet nicht! Sein ist die Welt; Nyikang, der Sonnen besieger. Er ruhet nicht. (Fortsetzung folgt.) (r 8 8 ^ — KinderMcift v III. M eist er Lampe und FrauLyäne. Die Schillukmärchen sind selten hübsche Er-sindungen eines gemütvollen Dichters. Die Erzählungen über den schlauen Lasen und die leichtgläubige Lyäne sind vielfach nur eine Antwort auf die Frage: „Auf welche Weise könnte ein durchtriebener Schillukbursche einen gutmütigen, dummen Kameraden hinters Licht führen?" Dabei lieben es die Schilluk, die Beispiele zu häufen, um die in der Fabel enthaltene Lehre recht anschaulich zu machen. Man hätte doch meinen sollen, die Äyäne wäre gescheiter und gewitzigter geworden, nachdem der Lase sie schon so oft übertölpelt hatte. Allein ein Tölpel bleibt halt ein Tölpel. Am nächsten Tag streifte die Lyäne durchs Feld. Da auf einmal stieß sie auf den Lasen. Wie immer war er beim Essen. Er saß gemütlich unter einem Dornbusch mit langen, scharfen Dornen und kaute L an go, die Frucht des Christusdornes. Bei seinem Anblick kam der Lyäne all das erlittene Anrecht wieder ins Gedächtnis zurück. Sie wurde ganz zornig und rief wütend aus: „Nun, habe ich dich einmal für gut." Allein der Lase schien taub zu sein. Mit der süßesten Miene der Welt nickte er ihr freundlich zu und sagte schmatzend: „Ah, welch eine herrliche Frucht! Liebes Schwesterchen, versuche sie doch einmal!" And die gutmütige, gefräßige Lyäne ließ es sich nicht zweimal sagen. Sie versuchte und aß eine nach der andern. Ihr Zorn war verraucht und die Schelmenstreiche des Lasen waren vergessen. Sie dachte nur noch an die wohlschmeckende Frucht. „Sag' einmal," meinte sie, „wie kommst du eigentlich zu dieser herrlichen Frucht?" Die Lyäne war also wiederum das Opfer ihres Leckermauls geworden, was der geriebene Lase ja wünschte. Vorsichtshalber fragte er aber: „Schwesterchen, wenn ich es dir verrate, wirst du auch dann noch daran denken, mich aufzufressen?" — „Nun, sag' es mir doch!" drängte die Lyäne, indem sie mit lüsternen Augen die Früchte des Dornbusches betrachtete. „Ei," erwiderte Lampe, „ich werfe mich nur so mit ganzer Kraft auf den Strauch. Die Früchte fallen herunter, und ich esse nach Äerzenslust." Er hatte noch nicht vollständig ausgeredet, da sprang die Lyäne mit aller Gewalt auf den Langostrauch. Aber, o weh! Die langen scharfen Dornen drangen allenthalben in ihren Körper. Der Lase machte sich eilends aus dem Staube. Er hörte nur noch, wie sein „liebes Schwesterchen" ihm heulend ihre gewöhnliche Drohung nachrief: „Warte nur, du schlechter Kerl! Wenn du mir wieder unter die Augen kommst, werde ich dir schon etwas zeigen." Bald darauf hatten die Tiere ein Fest. Die Lyäne war auch dabei. Der Lase führte wiederum das große Wort. Die anderen taten einfach, was er anordnete. Sie hatten zur Feier des Tages zwei Krüge Bier gebraut. Das Bier war noch heiß. Deshalb machte der Lase den Vorschlag, es am Afer des Flusses in den kalten Sand zu stellen, damit es rasch abkühle. „Inzwischen", meinte er, „könnten wir ein Bad nehmen und uns im Tauchen versuchen." Gesagt, getan. Immer wurde eifriger getaucht. Da rief Lampe auf einmal: „So, jetzt wollen wir sehen, wer von uns am längsten.unter Wasser bleiben kann. Wir alle tauchen zu gleicher Zeit unter." Das Zeichen wurde gegeben. Alle verschwanden im Wasser. Nur der schlaue Lase sprang schnell ans Land, schüttete den Schaum ab und trank das Bier. Dann tat er den dicken Schaum wieder in die Krüge und sprang ins Wasser zurück. Kaum war er untergetaucht, da streckte auch schon der erste den Kopf aus dem Wasser, dann ein anderer, dann alle. Der Lase kam zuletzt hervor. Er wurde als der Leld gepriesen, der am längsten tauchen konnte. Der Sieg sollte nun mit einem kräftigen Schluck beglaubigt werden. Allein, da schrie schon einer: „Yeke, moga, puh! O weh, wo ist das Bier hingekommen?" Der Lase tat höchlichst erstaunt und rief: „Wer hat das Bier getrunken?" Dann ließ er alle niedersitzen und die Augen zumachen. Die Zwischenzeit benützte er, und warf etwas Bierschaum auf die Lyäne. Sodann rief er: „Offnet euere Augen und schauet, ob ihr vielleicht findet, wer das Bier getrunken." And sie schauten umher und sahen den Bierschaum an der Lyäne und fielen ganz erbost über sie her. Jammernd lief sie davon und heulte: „Lase, du hast das Bier getrunken; aber wenn ich dich erwische, sollst du etwas erleben!" Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Messendorf Nr. IW bei Graz. Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Laienbruder, in Messendorf Nr. 102 bei Graz. Universitäts-Buchdruclerei „Styria" in Graz.