3V. Jahrgang. Nr. 81. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und tostet: Mit der Post: Für Laibach summt Zustellung: Ganzjährig fi, 8.— Ganzjährig fi. 5. ^ Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am alten Markt Nr. 45Z, I. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2sp»l!,gc Petit-Zeile ober deren Raum bei imaliger Ginschaltuug L kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal I« kr. Stempel jedes Mal 30 kl. Inserate übernimmt Haasenstein ö5 Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt »M. , Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümr r de« Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilullgen nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 8. Oktober 1869. Aus dem lraimschen Landtage. I n der neunte n Landtagssitzung gedachte der Vorsitzende der Feier des Tages unb brachte Sr . Majestät „Hoch" und „Avi^o" , in welche das Haus und die Zuhörer begeistert einstimmten. Hierauf brachte Dr . Toma n einen Dringlichkeitsantrag, be­treffend das Hutweidenvertheilungsgesetz ein, welches mit einigen un­wesentlichen Aenderungen dem voltswirthschaftlichen Ausschüsse zu­gewiesen wurde. Nach dem Antrage des Verfassungsausschufses betreffs des mi­nisteriellen Schreibens wurde ohne Debatte beschlossen, die Sitzungs­prototolle deutsch und flovenisch zu führen. „Regierungsvor­lage, Gesetz, über Benützung, Leitung und Abwehr der Gewässer" wurde ohne Debatte dem voltswirthschaftlichen Ausschüsse zugewiesen und dieser um zwei Mitglieder (Dr. Costa und Dr. Kaltenegger) vermehrt. Bericht des voltswirthschaftlichen Ausschusses über die Regierungsvorlage, lautend: „Gesetz, wirksam für das Herzogthum Krain, wodurch in Gemäßheit des Gesetzes vom 6. Februar 1869, R. G. B. Nr. 18, die Organe bestimmt werden, welche zur Ent­scheidung berufen sind, ob durch einen Grundtausch eine bessere Be­wirtschaftung bewirkt werde," wird mit einem Amendement von Dr. Ralllag zum ß. 3 angenommen. Beim „Bericht des für Schulangelegenheiten eingesetzten Aus­fchusfes über die Regierungsvorlage eines die Realfchulen betreffen­den Gesetzentwurfes," welchen Gegenstand der Schulausschuß in Verathung gezogen und noch nicht für spruchreif erklärt hatte, ent­spann sich eine längere Debatte. Nachdem der Regierungsvertreter Conra d bemerkt hatte, daß ein ähnlicher Antrag fchon in der vorjährigen Saifon vorgelegen und nicht erledigt worden, erhob sich Dr. v. Kaltenegger gegen den Ausschußantrag; dieß Gesetz sei dringend und müsse thunlichst bald berathen weiden. Er ist der Ansicht, daß es deßhalb an den Ausschuß zur meritorifchen Behandlung zurückzuweisen sei. Abg. Dr. Costa spricht gegen diesen Antrag. Der Debatte nach, die sich entsponnen, scheint die Sache wichtig, obschon er das Gesetz selbst für unser Land keineswegs dringend findet. Vielleicht trete in der Zukunft einmal die Nothwendigteit eines solchen ein, wenn nämlich das Land mehrere Schulen würde erhalten können. Mi t Hinblick auf die für eine gründliche Berathung desselben viel zu kurze diesjährige Saisonsdauer müsse man es vertagen. Abg. De^ma n bekämpft Costa's Anschauungen in der be­kannten Manier und sucht der Linken Inkonsequenz nachzuweisen, indem ja einstens die Herren fü r die Realschule waren. Dr . Bleiwei s wundert sich über die Hast, womit die Rechte die Sache anfaßt; es scheint, als ob's hinter ihr brennen würde. Das Prinzip der Experimente und Aenderungen ist in Oesterreich sehr beliebt, doch ist das Resultat so schlecht, daß man es kaum für ein Wert der Regierung halten kann. Die Regierung wundert sich darüber, daß ihr e Vorlage zweimal vergeblich vor den Landtag ge­langte; wie steht's denn mit unsere n nicht santtionirten Gesetzen? Die andere (rechte) Seite findet in den Auslagen, die eine Umge­staltung der Realschulen in Realgymnasium dem Lande, also dem Volte aufbürden würde, kein Hinderniß; ganz natürlich, denn sie steht mit dem Volke in keiner Verbindung. (Ondro!) Wir brauchen Fachschulen, nicht Realschulen. Der Landeshauptmann nimmt die Rechte gegen Dr. Bleiweis' Vorwurf in Schutz; alle, wie sie hier sitzen, vertreten das Volk, alle sind Abgeordnete des Landes. Nach einigen Bemerkungen seitens des Dr. v. Kaltenegger und des Landespräsidenten erhebt sich Kromer , erregt wie immer. Auch er findet es unerklärlich, wie denn die Herren von der Gegenpartei vor vier Jahren, als die Errichtung einer Oberrealschule zur Sprache kam, bezüglich der Kosten minder gewissenhaft waren. Ferner kann er die Geduld der Regierung nicht genug anpreisen, die viel zu glimpflich umgehe; auch fei die andere Seite viel zu langsam in der Anerkennung dessen, was ihr die Regierung gewährt (Oho!). Er schließt mit der Fräse, daß seine Seite mit derselben Ucberzeugungs­treue im Interesse des Volkes wirke, als jene, welche das Volt zu vertreten behauptet. Nach einer Unterbrechung der Sitzung wurde auf Antrag des Berichterstatters Baron Apfaltrer n das Gesetz an den Ausschuß zurückgewiesen, damit dieser dem Landesausschusse die Hauptgrund­lllge angebe, auf welcher für die künftige Saison dasselbe auszuar­beiten wäre. Hierauf Schluß der Sitzung. I n der zehnte n Sitzung am 6. d. M . wurde das Protokoll, gemäß dem gefaßten Beschlüsse in deutscher und slovenischer Sprache verfaßt, vorgelesen. Es erscheinen darin alle slovenifch gestellten An­träge in's Deutsche übersetzt, mit Ausnahme desjenigen, der sich auf diese Protokolle selbst bezieht und vom Vcrfassungsausschusse nur flovenisch gestellt worden war. Der Landespiasident spricht sofort den Wunsch aus, daß auch dieser übersetzt eingetragen würde; Svete c kann das nicht billigen, er ist entschieden gegen Übersetzungen, nur bei Gesetzen tritt eine Ausnahme ein, die in beiden Sprachen verfaßt und votirt fein müssen. — Derselben Ansicht ist Dr. Costa, der sich auf den §. 12 der Geschäftsordnung stützt, welcher ausdrücklich sagt, daß alle Anträge in der wörtliche n Fassung des Antragstellers im Protokolle erscheinen müssen. — De2ma n findet Übersetzungen von Anträgen selbstverständlich, sonst müßte die ganze Begründung derselben ebenfalls unübersetzt im Protokolle figuriren und der neulich gefaßte Befchluß wäre illusorisch. Dr. Costa verlangt die Vorlesung dieses Beschlusses, worin vorzüglich betont wird, daß man dem Begehren des Ministers nur so weit nachkomme, als es der §. 12 der Geschäftsordnung gestattet. Kromer verlangt in einem Tone, der in einer Strafanstalt am Platze wäre, vom Landeshauptmann« die genau e Durchführung des Beschlusses und wird von diesem belehrt, daß er nicht Herr des Hauses sei, sondern nur mit Zustimmung desselben handeln könne. — Svete c bemerkt, daß nur die Führung deutscher Protokolle be­schlossen wurde, nicht aber auch die Übersetzung der Anträge, welche selbstverständlich in der Sprache des Antragstellers aufgenommen sein müssen. Man «erschwende mit der Debatte unnöthigerwcise die Zeit. — Kramari ö macht der Rechten den Vorwurf, daß sie hier so großes Gewicht darauf lege, daß die Protokolle deutsch verfaßt seien, während in seinem Orte die Beamten von slovenischm Pro­tokollen nichts wissen wollen, ja ähnliche Zumuthungen sehr übel aufnehmen. Nach einer Bemerkung des Landespräsidenten, daß, da die Pro­tokolle Sr . Majestät vorgelegt werden, eine Uebersetzung der Anträge beigefügt werden möge, wird das Protokoll in deutscher Fassung ve­rifizirt. Der Schriftführer liest darauf ein Vertrauensvotum des Ver­eines „8Iov6iiijA," an den Landesausschuß, das im Vorjahre an denselben gelangte. Dr. Na 2 lag bringt einen Autrag ein, dahingehend, der Lan­desausschuß wolle in Erwägung ziehen, ob eine eigene Landes-Versicherungsanstalt gegen Feuerschaden errichtet werden könnte, und diesbezüglich Anträge stellen. Dr. 2arni k überreicht drei Separatanträge: 1. Aenderung des S. 4 der Landtagsordnung, der Landtag wählt den Landeshaupt­mann und dessen Stellvertreter aus seiner Mitte; 2. Organisirung aller Landes-Wohlthatigkeitsanstalten; 3. Einführung der slovenischen als Schriftsprache bei allen dem Landesausschusse unterstehenden An­stalten und Aemtern und zwar mit 1. Jänner 1870. Alle diese Anträge sollen auf die Tagesordnung einer der näch­sten Sitzungen gesetzt werden. Die weiteren Gegenstände, zumeist Berichte verschiedener Aus­schüsse, weiden ohne Einsprache angenommen. Zum sechsten Punkte: „Regierungsvorlage über den Schutz der für die Bodenkultur nützlichen Vögel," wünscht Svetec , dieselbe möge dem Landtage auch in slovenischem Terte vorgelegt werden, worauf der Landespräsident entgegnet, daß er gegen eine getreue Uebersetzung nicht den mindesten Anstand habe. Wird auf Costa's Antrag dem volkswirthschaftlichen Ausschusse zugewiesen. Abg. Oberbergrath Lipoi d als Referent des Finanzausschusses verliest einen Bericht über die Einladung des Wiener Konservato­riums an den krainischen Landesausschuß, betreffend einen Beitrag von 2000 fl. aus dem Landesfonde zur Gründung eines Freiplatzes für krainische Schüler des Konservatoriums. Der Finanzausschuß, — obwohl von dem Wunsche durchdrungen, talentvollen Söhnen des Landes Krain zur höher« Ausbildung in der Musik durch Ver- Feuilleton. Bekenntnisse eines Vagabunden. Novelle. Zweites Kapitel. Der gute Mann. (Fortsetzung.) I n meinem Kasten hatte ich eigenes Geld, steckte es zu mir und machte mich auf den Weg zum Waffenhändler. Dort kaufte ich mir eine Pistole und Munition und trat den Weg nach dem gewohnten einsamen Plätzchen an. Unterwegs dachte ich über die Erhabenheit meines Planes nach, über die Freude meiner Mutter — — — halt! Konnte beim Anblicke des blutigen, todten Kindes der Schmerz sie nicht verrathen? Dann war mein Opfer fruchtlos. Mein Plan war schlecht angelegt, ich verwarf ihn und suchte sinnend den Heimweg. I n meinem Zimmer angelangt sann ich auf andere Auswege. Nach der Aussage des Fremden waren gewisse Papiere für meine Mutter verderblich. Konnte ich nicht in den Besitz derselben gelan­gen? Aber ich wußte weder den Namen, noch die Wohnung des schurkischen Fremden und hatte nicht einmal Anhaltspunkte, um mit Hilfe derselben Nachforschungen anzustellen. Meine Mutter wollte ich um leinen Preis dabei zu Hilfe nehmen. Es nahete die Schulstunde, allein ich fühlte unter fo bewandten Umständen nicht die geringste Lust, den geräuschvollen Raum zu be­treten und strich deßhalb planlos durch die Gassen der Stadt. Um eine Ecke biegend stieß ich plötzlich so heftig mit einem Herrn zu­sammen, daß ich beinahe das Gleichgewicht verlor. Ich wollte eine Entschuldigung stammeln, sah auf und — erwünschter Zufall! — es war der Fremde, Sofort stand mein Entschluß fest. Ich verfolgte leihung eines Freiplatzes am Wiener Konservatorium hilfreich au die Hand gehen zu können, — hat jedoch in Erwägung, daß bei den beschränkten finanziellen Mitteln des Landes Kram, welche manche wünschenswerthe nützliche Auslage nicht gestatten, die Ver­ausgabung von 2000 fl. zu obigem Zwecke sich nicht rechtfertigen ließe, und in Erwägung, daß die am Wiener Konservatorium aus­gebildeten Zöglinge voraussichtlich stets die künstlerische Laufbahn betreten werden, und daher deren Ausbildung dem Lande selbst keinen unmittelbaren Vorthcil brächte, beschlossen, an den hohen Landtag den Antrag zu stellen: Es sei in die Gründung eines Freiplatzes am Wiener Konservatorium nicht einzugehen, und daher den Landesausschuß zu beauftragen, die diesbezügliche Einladung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien dankend abzulehnen. Abg. Gf. Thur n theilt nicht die Ansicht des Ausschusses; denn bis jetzt besteht nur eine einzige Musikschule in ganz Krain und selbst an dieser ist den Schülern eine höhere Ausbildung nicht möglich. Habe man erst kürzlich der Muse der slovenischen Dramatik ein reichliches Kostgeld (1600 fl,) votirt, so werde man der Muse der Tonkunst ein bescheidenes Abendbrot (2000 fl.) umsoweniger versagen, als man nicht annehmen könne, daß die finanziellen Mittel dazu nicht ausreichen. Er ist für die Gründung des Freiplatzes, fein Antrag wird jedoch mit großer Majorität abgelehnt, dafür er­heben sich nur drei Abgeordnete. Der Berichterstatter unterstützt den Antrag des Ausschusses und bemerkt in der Begründung, daß der sogenannte Freiplatz ei­gentlich nur die Enthebung von der Zahlung des Unterrichtsgeldes fei, daß dagegen der Zögling sich selbst verpflegen müßte, daher dieser Freiplatz keine so große Wohlthat wäre, um die Verausgabung einer so bedeutenden Summe rechtfertigen zu können. Zudem bleibt es ja dem Landesausschuß in besonders berücksichtigungswerthen Fällen zur Unterstützung musikalischer Talente freigestellt, Stipendien zu bewilligen, welche den berichtigten Zweck viel besser erreichen. Hierauf wird der Antrag des Ausschusses auf Ablehnung der Einladung angenommen. Von Belang ist auch der im Voranschläge des Landeskultur­fondes im Jahre 1870 als Ueberfchnß bezeichnete Betrag von 1000 fl., welcher zur Unterstützung der zu errichtenden landwirth­schaftlichen Fortbildungsschulen, und zwar für Lehrmittel und Remu­nerationen der nolhwendigen Lehrer verwendet werden soll. Wird bewilligt und die Sitzung um 12 '/^ Uhr geschlossen. ihn in angemessener Entfernung, bis er in einem niedrigen Hause verschwand. Augenblicklich war ich ihm auf der Ferse und sah ihn ein Zimmer im Hintechaufe betreten. So weit war ich, doch was nun? Wie konnte ich, schwacher Jüngling, diesen ohne Zweifel rasfi­nirten Menschen zur Herausgabe der für ihn so wichtigen Papiere zwingen? Verzweifelnd wühlte ich in der Brust und fühlte einen harten Gegenstand. Triumf! ich habe ihn! I n der Brusttasche stack noch die vorher gekaufte Pistole sammt Munition. Ich trat in einen Winkel, wo mich niemand beobachten konnte und lud die Pistole. Es war bald ge­schehen, obwohl es die erste Waffe war, die ich geladen; dann ging ich auf die wohl gemerkte Thür zu, klopfte und trat ein. Der Mann stand am Fenster und war eben im Begriffe, ein Paket in die Brusttasche zu stecken, das ich für die bewußten Papiere hielt, weil er sie mit Hast zu verbergen suchte. „Was wünschen Sie?" fragte er dienstfertig. „Womit kann ich dienen?" „Mit sehr vielem," entgegnete er lakonisch, „vor allem mit gewissen Papieren?" Der Fremde machte eine kaum bemerkbare Bewegung mit der Hand nach der Brust. „Mi t was für Papieren?" rief er möglichst erstaunt. „Sie haben dieselben soeben eingesteckt, gestern zeigten Sie dieselben einer gewissen Dame in einem gewissen Zimmer." „Sie irren, junger Mensch!" „Unmöglich, denn ich war Ohrenzeuge des Gesprächs und sah zudem Ih r Gesicht." Der Fremde schrack leicht zusammen. „I n diesem Falle, junger Mensch," sagte er, „werben Sie auch gehört haben, daß ich mich von den Papieren unmöglich trennen kann. Doch wer sind Sie? Vielleicht der Pflegesohn jener Dame?" „Wohl möglich! Allein das muß Ihnen höchst gleichgiltig sein; Ueber die Wahlen in Böhmen äußert sich die „Reform" Schuselka's sehr treffend folgendermaßen: „Die böhmische Wahlschlacht ist nicht bloß für Böhmen, son­dern für Österreich von so hoher historischer Bedeutung, daß wir uns verpflichtet fühlen, die Details derselben zu konstatiren. Am ersten Schlachttage, 22. September, hat die Regierung eine ganz entschiedene Niederlage erlitten, die um so bedeutungsvoller ist, weil da die Landgemeinden gewählt haben. Die Negicrungsorgane haben sich bekanntlich stets in der Behauptung gefallen, daß das eigentliche Volk in Böhmen mit dem jetzigen System ganz zufrieden sei und sich darnach sehne, diese Zufriedenheit zu dokumentircn, sich von den einzelnen „Verführern" zu befreien. Nun war durch die Wahlen die Gelegenheit dazu geboten, und die Regierung hat alles mögliche ge° than, um das böhmische Landvolk aufzumuntern, von dieser Gelegen­heit Gebrauch zu machen. Das böhmische Volt aber hat die Gele­genheit benutzt, um der Regierung eine Niederlage zu bereiten, wie sie vollständiger gar nicht gedacht werden kann." „Auch am zweiten Schlachttage erlitt die Regierung eine ent­schiedene Niederlage, denn es wurden in allen städtischen Wahlbe­zirken durchaus nur Deklaranten gewählt. Nach der Niederlage bei den Wahlen der Landbezirke gaben sich die Offiziösen noch dem Wahn hin, daß es in den städtischen Bezirken besser gehen, daß daselbst die „intelligentere" Bevölkerung sich für die Regierung er­klären würde. Doch die Niederlage des Ministeriums war da eine noch entschiedenere." „Ein bedeutsames Ereigniß ist es ferner, daß der Prager Bür­germeister Dr . Klaudy sich in seinem Pflichtgefühl genöthigt sah, zu resigniren. Wer die Veranlassung dazu unbefangen betrachtet, muß dem Herrn Dr. Klaudy recht geben. Die Wählerlisten waren nach der Verfügung der zu Recht bestehenden Gemeindeordnung verfaßt und in dieser Art auch unmittelbar vorher als giltig anerkannt wor­den. Wenn nun die Regierung für den speziellen Fall und für ihre Zwecke eine andere Interpretation des Gesetzes wünschte, so hätte das Ministerium das Recht gehabt, diese Interpretation auf seine Verantwortung provisorisch zu verfügen, und dem hätte man sich fügen müssen; daß aber die Vollzugsbehörde jetzt das bestehende Gesetz plötzlich anders interpretirte, als es bisher allgemein und auch von dieser BeHürde sehr interpretirt worden war, dem tonnte der Bürgermeister unmöglich seine Zustimmung geben." Es entsteht nun die Frage: es genügt die Bemerkung, daß ich Ih r schändliches Treiben in kei­nem Falle dulden und jene Dame von einem Vampyr befreien will." „Ein löblicher Entschluß," hohnlachte der Fremde, „wenn ei nur ausführbar wäre. Allein Sie wollen mehr, als Sie tonnen, junger Held!" „Was ich selbst nicht kann, wird vielleicht dieses kleine Ding erreichen." Bei diesen Worten zog ich blitzschnell die Pistole aus der Tasche, spannte den Hahn und fetzte sie ihm, ehe er sich's versah, auf die Brust. Entsetzt prallte er zurück. „Liefern Sie die Papiere aus!" fuhr ich ruhig, aber bestimmt fort, „oder, ich schwöre es bei jener Dame, der Ih r Tod ohne Zweifel erwünscht sein wird, ich schieße Sie bei der leisesten Bewe­gung ohne Umstände nieder." An meiner entschlossenen Haltung mochte er sehen, daß es mir mit meiner Drohung ernst war. Er retirirte bis zum Fenster und rief dann, mich fest anblickend: „Unsinniger! was beginnst Du ? Willst D u der Mörder Deines eigenen Vaters werden?" Wie vom Blitze getroffen ließ ich die Waffe sinken und starrte ihn an. Pfeilschnell sprang er auf mich zu und ehe ich recht zur Besinnung kommen konnte, hatte er mich an Händen und Füßen geknebelt. Dann steckte er mir ein Sacktuch in den Mund und stieß mich in eine finstere Kammer, die er hinter sich verschloß. Vor der Thüre schrie er noch mit höhnischem Tone: „Thörichtcr Knabe! hier büße für Deinen unzeitigen Scherz! D u hast Zeit genug zum Nachdenken und zur Reue, ehe Dich die Ratten fressen." Dann hörte ich seine Schritte sich entfernen und ich blieb in der sinstern Kammer meiner trostlosen Lage allein überlassen. — (Fortsetzung folgt.) „Was werden die Sieger, was die Besiegten thun?" „Ma n kann augenblicklich auf diese Frage für keiue der beider! Parteien eine bestimmte Antwort geben. Die Regierung hat in einem so wichtigen Lande, wie das Königreich Böhmen ist, eine entschiedene Niederlage erlitten, und zwar nicht einer bloßen Partei, sondern einem ganzen Volke gegenüber, welches die Majorität der Bevölke­rung des Landes bildet. Die Regierung hat in feierlichster Weise an dieses Volk appellirt, sie hat das Urtheil desselben prouozirt, und das Volk hat gegen die Regierung entschieden. Es scheint jedoch, daß das Ministerium, daß namentlich die zunächst getroffenen Mitglieder desselben nicht geneigt sind, das zu thun, was in solchen Fällen konstitutioneller Gebrauch ist." Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 8. Oktober. — (Slovenische Vorstellung.) Wie wir bereits mitge­theilt, bringt der „dramatische Verein" Sonntag den 10. d. M- im Theater das aus dem böhmischen übersetzte dreialtige Lustspiel „I»ös 8L U6VL3 ÄLk, ViörrjevÄ, lolstivr!!, 8v. Nartin und acht andere, lichteten an den steierischen Landtag Petitionen betreffend die Vereinigung aller Slovenen in ein Verwaltungsgebiet. — Aus Gör z wird ge­meldet, daß auch im dortigen Landtage ähnliche Petitionen auf die Tagesordnung kommen werden. Große Hoffnungen fetzt man für den nationalen Fortschritt in den politischen Verein „Soöa" , der die bedeutendsten slovenischen Patrioten zu Mitgliedern zählt. — (Wahlannullirung.) Aus Trieft schreibt man der „Zkt.": Wegen angeblicher, bei der Wahl Eegnar's vorgekommenen „Unzukömmlichkeiten", wurde in der letzten Sitzung des Stadtrathes dieselbe für migiltig erklärt. Jetzt kann man mit Sicherheit urthei­ len, wer der moralische Urheber des neulich gegen Cegna r ver­übten Attentates war. Wacker vorwärts, mesLieui'» Is« Italiens , aber die Vergeltung wird sicher nicht ausbleiben. Das slovenische Volt wird gewiß auch bei der Ergänzungswahl seine Pflicht erfül» len und seine Rechte wahren, und im Triester Parlamentssaale wird die slov. Sprache doch ihre Gleichberechtigung geltend machen. Die italienische „kledazlia " wird lärmen und pfeifen, aber die nationale — (Lohn der Verfassungstreue.) Wie das „N. T. und politische Berechtigung des Territoriums wird sich durch Aus­ dauer und Energie endlich Bahn brechen. " vernimmt, bewirbt sich der Abgeordnete Schindler, Besitzer von Leopoldskron, eifrig um den Posten eines Landeschefs von Salz­burg, und soll die Regierung keine besondere Bedenken gegen die Kandidatur des Abgeordneten hegen. Ein zweiter Kandidat für den Salzlmrger Posten ist Fürst Lothar Metternich, der erste Statthal­tereirath in Laibach. — Ein Pester Blatt macht zu der Kandidatur des ersteren die Glosse: „Herr Schindler sollte doch bedenken, daß auf solche Posten oft zwar unfähige, aber doch ernste Männer gehören" — Herr Schindler trägt nämlich durch seine Reden viel zur Heiterkeit des Hauses bei. — (Ein Zeichen der Zeit.) Auf der Krakauer Univer­sität ist in Folge der Einführung der polnischen als Unterrichtssprache der Zudrang so groß, daß 200 Studenten keine Wohnung finden können und öffentlich um lleberlassung irgend entbehrlicher Zimmer bei Privaten oder in Klöstern u. s. w. bitten. — (Der Abgeordnete Her man) brachte in der zehnten Sitzung des steierischen Landtages eine Interpellation wegen der Besetzung der Stelle eines Direktors am Realgymnasium zu P etta u ein, welche ihrem wesentlichsten Inhalte nach also lautet: „Es ist klar, daß ein Volk nicht einer bestimmten Lehranstalt wegen da ist, fondern sich diese nach jenem zu richten hat. Das l. Pettauer Neal-Gymnasinm steht mitten im slovenischen Volke. Der Landes­ausschuß hat den Konkurs zur provisorischen Besetzung der Di ­rektorsstelle ausgeschrieben, schließlich aber selbe an einen, der slove­nischen Sprache unkundigen Mann, im Wege der Berufung, definiti v verliehen. Er hat in feiner Konkursausschreibung die Kenntniß der flovenischen Sprache nicht zur Bedingung gemacht, und ist dießfalls sogar hinter der Regierung zurückgeblieben, welche in ihren dießfälligen Kundmachungen wenigstens zum Scheine diese Kenntniß verlangt. Der Landesausschuß hat ferner die Stelle eines Zeichenlehrers ohne Konkursausschreibung einem, der slovenischen Sprache ebenfalls gänzlich unkundigen Manne verliehen. Ließen uns auch die bisherigen Akte des Landesausschusses, wie namentlich die kaum zu verantwortliche Besetzung der Beamtenstellen in den auf slovenischen: Boden befindlichen landschaftlichen Bädern mit Fremden, wo diese nun eine Heidenwirthschaft treiben, manches befürchten, konnten wir im Gegenstände doch auf einen solchen Mangel an Billigkeit, Rücksicht und Gesetzlichkeit nicht gefaßt sein, dieß umso­weniger, als der Landeöausschuß selbst in seinem väterlichen Erlasse vom 31 . Oktober 1868 an die Slovenen — sich der Pflichten, welche er dem Lande und seinen Bewohnern gegenüber übernommen, bewußt zu sein angibt, und selbst die Gerechtigkeit der Forderung anerkennt, daß die Beamten, Lehrer, — welche in slovenischen Be­zirken angestellt sind, der slovenischen Sprache vollkommen mächtig, und in der Lage seien, mit den Parteien in ihrer Sprache zn ver­kehren. Wie aber sollen die slovenischen Schüler, wie die Ellern und Anverwandten derselben mit den Lehrern verkehren, wenn diese ihre Sprache nicht verstehen? Wie sollen Lehrgegenstände in der Sprache der Schüler tradirt werden? Wie verträgt sich dieß mit dem §, 19 der St.-G.-G., wornach die öffentlichen Unterrichtsan­sialten derart einzurichten sind, daß ohne Anwendung eines Zwanges zur Erlernung einer zweiten Landessprache jeder Volksstamm die erforderlichen Mittel zur Ausbildung in seiner Sprache erhält? — Ich erlaube mir daher an den löblichen Landeöausschuß die An­frage: a) Warum wurde bezüglich des l. Realgymnasiums in Pettau in der LehreisteUenllusschreibung nicht die Kenntniß der flovenifchen Sprache ausdrücklich bedungen, warum zum Mittel der Berufung geschritten, und warum wurden die Stellen des Direktors und Zei­chenlehrers mit Personen besetzt, welche der slovenischen Sprache gänzlich unkundig sind? d) Ob er geneigt sei, diesbezüglich in Ab­sicht auf Unterricht und Lehrpersonale solche Vorkehrungen zu treffen, daß den faktischen Verhältnissen und den Bedürfnissen des sloveni­schen Volkes und den dießfälligen Bestimmungen des positiven Ge- W^ " Fortsetzung in setzes, dem Z. 19 des St.-G.-G. vollkommen Rechnung getragen werde." — (Berichtigung.) In den Artikel „Reformen auf dem Gebiete des Zollwcsens" in unserer jüngsten Nuwmei haben sich einige unliebsame Fehlei eingeschlichen, welche den Sinn der Sätze stören. I n der ersten Spalte 4. Zeile soll es heißen: die Weise der äiari!chen Koiitrole; in die zweite Spalte, tl». und tt . Zeile gebort nach dem Worte „vorlegen" das Wort „Vorschläge"; in der zweit!» Spalte, 33. Zeile lese man „Markschci­derei" statt „Hackscheideiei", Arbitrage (Geld- und Werthpapieivergleich) statt Arbitragen; in der dritten Spulte, 30. Zeile gehört der Satz der 30. und 31. Zeile »«mittelbar zu der 25. Zeile derselben Spalte als Nachsatz. Gingesendet. >7 Forstsachverständiger Unsinn. Wie das Forstpatent vom 3. Dezember 1855 gehandhabt wird, habe ich leider im heurigen Sommer bei Gelegenheit einer Exkursion in das obere Sannthal erlebt, und da dieser Fall ein schiefes Licht werfen und verletzend auf jeden rechtlich gesinnten und gebildeten Forstmann wirken kann, so ist es nicht uninteressant, diese großartige forstmännische Unkenntniß beweisende Fakta der Oeffent­lichkeit zur Begutachtung vorzulegen. Der Pfarrer Andreas Iugg hat inventarisch vor 15 Jahren mit der besonder» Bemerkung: „Zur Streugewinnung" zwei Waldparzellen übernommen. Vorausgeschickt wird, daß diese Wald­parzellen auch wirklich nur zur Streugewinnung von der Pfründe bestimmt sind, — da das Pfarrhaus annoch bei dem Pfründenpa­trone, Fürstbischof von Laibach, in den Herrschaft Oberburg'schen Waldungen mit jährlichen 12 Klafter 30 " Vuchenbrennholz, sowie auch mit dem nöthigen Bauholze eingeforstet ist. Eine dieser Pfründenwaldung liegt auf einer sanften tiefgrün­digen Berglehne und die zweite und eigentlich beanständete in der Ebene, unweit des Pfarrhofes zwischen nassen Wiesen eingebleit und hat ein Flächenmaß von 3 Joch 140? Quadr. Klafter mit der Katast.-Parz. Nr. 63. Der Boden ist feichter Lehm mit lettigem Untergrund, auf welchem sich das Wasser der nächsten Berge stauet und hiedurch nicht nur diesen Waldboden, sondern auch die anstoßen­den Wiesengründe als uasse Böden banitisirt weiden müssen. Der dermalige Bestand dieser in Frage stehenden Waldpar­zelle Nr. 63 besteht aus 30 bis 40jährigem Oberholz u.z. Fichten­und Föhrcnstangen, wovon die Fichte gar keinen Wachsthum hat und der mittlere Vrusthöhedurchmesser auf zirka 4—6 " sich beziffert. Die Föhre kommt hier besser fort. Der Uuterwuchs ist dagegen üppig und ziemlich geschlossen, bestehend aus einem 10 bis 12jähri° gen Strauben- und Stieleichen-Iungmais,—worunter auch Stämm­chen mit 1—2" Durchmesser vorfindig sind. Der Schluß dieses Nadelbestandes kann nicht als zerrissen oder gestört bezeichnet werden, wenn gleich auch die Stellung etwas lichter gehalten ist; was auch ganz recht ist behufs des Unterwuchses. Die Fichte und Föhre ist gleich allen anderen bäuerlichen Waldungen im Sann- und Drithlhale, welche mehr als 10.000 Joch ausmachen, zur Strengewinnung gcschneitelt. Nun im Monate April l. I . hat der als Kirchcnprobst abgesetzte Insasse Johann Kollenz aus Unterrietz bei der Bezilkshauptmannschaft Cilli die Anzeige ge­macht, daß im Laufe des Winters durch Absteckung des Holzes der Pfarrer von Nietz die Waldparzelle Nr. 63 devastirt habe. I n Folge dieser Anzeige wurde nach ß. 4 des Festgesetzes auf den 1. Mai eine Lokalkommission angeordnet, zu welchem Zwecke sich der Kommissionsleiter Herr Dr. Wagner zwei fein sollende Forstsachverständige Herrn Josef Lepold, ehmaligen Nüchsenspanner uud dernillligen entlassenen Förster der Herrschaft Oberburg, dann einen gewissen Herrn Simon Hauska, der als Eleve betitelt wurde, aus Cilli mitbrachte. Herr Lepold ist Wohl in seinem forstlichen Wissen im Sannthale hinlänglich bekannt, als sprechender Beweis von seiner praktischen Ausführung im Walde sprechen auch die durch ihn überwachten Oberburg'schen Forste, die wohl viel schlechter ge­halten wurden, als jeder bäuerliche Wald ; Herr HaM a ist hier weiter nicht bekannt, und scheint außer der Vermessung der nach diesen zwei Sachverständigen benannten Vaumstrünte (Sie dachten, daß die Stöcke Krautstrünkc sind) weiters nicht viel mehr dabei zu thun gehabt zu haben. Um jeden selbst das Urtheil über den Befund dieser zwei Herren fällen zn lassen, werden aus dem höchst primitiven, unlogi­ der Beilage. "^ D scheu und undeutsch verfaßten Befund nachstehende Hauptmomente herausgezogen: „Wi r beide Endesgefertigte, beeidete Forstmänner, haben die beiden obgenannten Parzellen vorschriftmäßig untersucht, wobei sich herausstellte hernachstehendes Resultat: „Eine Anzahl von 7? Stämmen ist im Spätherbst und in dem Winter 1868 und die größte Anzahl im Jänner und Februar 1869 geschlägert worden. Da in Beurtheilung der Teva­station und zur Konstatirung des Schadens ganz besonders die letztbenannten 7? Stämme in Betracht zu ziehen sind, haben wir uns lediglich auf die Messung und Schätzung dieser Baum strunk e n beschränkt." Nun folgt der spezielle Ausweis, in welchem der Durchmesser lfer sogenannten Vaumstrünke, dann ob Kernfäule, Windfall :c. ver­zeichnet ist. Bei dieser bedeutenden Anzahl von Stämmen und deren durch­schnittlich großem Durchmesser müssen wir deren Schlägerung :c. als eine Devastation bezeichnen, wodurch die fernere Wald­zucht gefährdet wurde. Wir müssen diesen Vorgang des Herrn Pfarrers um so mehr als Gefährdun g der weiteren Holz­zucht bezeichnen, als derselbe außerdem aus dem in Rede stehenden Walde die Aßtrei (!) durch vorschriftswidrige Schneidlun g ge­wonnen hat, da er die zur Fällung bestimmten Stämme ge schnei telt hat und zwar in jeder Zeit des Jahres und in einer zu großen Ausdehnung, wodurch der Waldbestand der Gefahr der Verwüstung durch Bortenkäfer a u s g esetz t w urde , was mit um so größerer Sicherheit angenommen werden kann, als wi r bei der Begehung in einen Bäumst runke einen Borkenkäfer fanden." Schließlich kommt erst der wahre Unsinn. „Nach unserm Dafürhalten muß dieser Wald, welcher ein Alter vo n 65 Jahre n hat, durch fünf Jahre unberührt bleiben und er darf weder geschneitelt noch geschlägert weiden, dami t er wieder durchforstet werden kann. Bei der Begehung dieser Parzelle hat sich noch gezeigt, daß mehrere etwa 40jährige Stämme zur weitern Schlägere i (!) be­zeichnet sind, was wir schließlich bemerken." Zu Ende wurden nach selbst gestelltem Schadenersatzpreis die im Verlaufe von 15 Jahren theils durch Forstfrevler entwendete n theils durch den Pfarrer gefällten 149 Stück Stämme mit 178 fl. 80 kr. öst. W. nach Abschlag der Schlägerungskosten als Werth beziffert und gesagt, daß nach Verlauf von 20 Jahren und nach den Regeln der Forstwirthschaft dieses Holz mit 417 fl. 20 tr. öst. W . bewerthet werden müßte. Der Geklagte hat sich natürlich gegen solche forstliche An­schauungen gesträubt, und selbst der Herr Kommissionsleiter Dr. Wagner soll sich im Hause des Pfarrers geäußert haben, daß er hier keine Devastirun g vorfinden kann; trotzdem aber erschien das Erkenntniß Nr. 5914 vom 22. Mai 1869, womit Herr Pfarrer Andreas Iugg wegen Vergehens der feineren, die Holz zu cht gefährdenden Devastirung des Pfründenwaldes nach Z. 2, 4 und 72 des Forstpatentes als schuldig erkannt und zum Ersätze von 417 fl. 20 kr. und Gerichtskosten verurtheilt erscheint. Obzwar schon am ersten Blick ein nur halbwegs gebildeter Forstmann aus dem Vorzitirten das flagrante Unrecht, welches dem Herrn Iugg durch so einen sinnlosen Befund zugefügt wurde, und jeder sich an Ort und Stelle stets heute noch von diesem Unrechte persönlich überzeugen kann, so will ich dennoch einige Punkte dieses zweifelhaften Befundes beleuchten. Von einer Devastirung nach Z. 4 kann hier nicht im ent. fern testen gesprochen werden, denn eine Devastirung besteht selbst nach dem Wortlaute dieses Paragrafes nur dann, wenn die feinere Holzzucht gefährde t ist; die Holzzucht ist aber dann gefährdet, wenn man sogar mit angestrengter Mühe, Arbeit, Kostenaufwand nicht im Stande ist, selbst durch Kulturen den Walbboden wieder aufzu­forsten. Walddevastirungen kommen in Untersteiermark viele vor und zwar dort, wo die so verwerfliche Brandwirthschaft im hohen steilen Gebirge eingeführt und geduldet wird. Ist einmal der Bestand kahl abgetrieben, das Holzmateriale verbrannt, so geschieht es häufig, daß der erste scharfe Wind die lose verbrannte Humuserde vonderKalt­unterlagc wegfegt, oder aber der erste Regenguß fämmtliche Erde selbst aus den Sprüngen, Ritzen und Einschnitten zwischen dem Kalk­gestein wegschwemmt und hiedurch eine wahre Gefährdung der fer­neren Holzzucht herbeiführt. Da kann dann schwer selbst mit Kosten­aufwand die blanken Felsenbänke und Wände wieder jemand auf­forsten. Das sind Devastirungen, die jedoch oft leider niemand zu sehen scheint. Hier aber ist dieses nach der Boden- und Vestandesbcschrei­bung nicht der Fall, da nach dieser der Bestand im Oberholze ziem­lichen Schluß hat und selbst außer diesem sich noch ein Eichenunter­wuchs vorfindet; wenn der Pfarrer das fämmtliche Oberholz und das fämmtliche Unterholz platt wegrasirt hätte, so wäre selbst im entferntesten Sinne noch keine Devastirun g nach §. 4 möglich , da auf diesem sonst sehr guten, aber nassen Boden an 20 Gattungen Waldbäume stets noch angepflanzt und in Bestand gebracht werden und dann erst nach 5 Jahren hätte, wenn jede Auf­forstung dieses kahl abgetriebenen Bodens unterblieben wäre, etwa der §. 3 in Anwendung zu kommen. Dem Pfarrer schreibt das Forstgesetz keinen Waldwirthschafts­pllln vor und es steht jedem Waldbesitzcr vollkommen frei, seinen Wald in einen Nieder-, Mittel-, Hochwald, dann Laub-, Nadel­oder gemischten Bestand umzuwandeln und diesen auch abzutreiben, wenn er ihn nur nach 5 Jahren wieder aufforstet. Ebenso hat sich der Pfarrer gegen den §. 2 des Forstgesetzes nicht vergangen, denn dieser §. sagt: „Ohne Bewilligung darf kein Waldgrund der Holzzucht entzogen und zu anderen Zwecken verwen­det werden." Dies ist nicht im entferntesten Sinne dieses Paragmfen geschehen. Vielmehr hat der Wald resp. der Bestand dnrch die Be­wirlhschllftung des Pfarrers nur gewonnen, was sicherlich von jedem unparteiischen und gebildeten Forstmann stets bestätiget werden muß. Denn selbst im Befund e wird ausdrücklich bedungen, daß der Wald binnen 5 Jahren wieder durchforstet werden muß. Durchforsten heißt jedoch den jetzigen Bestand so licht zu stellen, daß jeder Stamm hinlänglich Licht, Wärme, Luft und Boden beschattung hat, damit seiner freien Entwicklung nichts im Wege steht. Wie widersinnig dann die Behauptung einer Devastirung im selben Befund e auszusprechen erlaubt war, ist mehr, wie die Sprache eines Tollhäuslers. Denn einen devastirten Wald, wo also kaum noch wenige Stämme vorfindig sein sollten, nach 5 Jahre n dur ch zuf or st e n, können nur solche Forstleute behaupten, die von Strünken sprechen und die Idee haben, das Holz wächst so wie das Kraut, bei welchem allein man nur Strünke vorfindet. Nach meiner Ueberzeugung und langjährigen Erfahrung kann der Pfarrer die in Frage stehende Waldparzelle nur angemessen be. handelt haben. Von den im verflossenen Winter herausgenommenen Fichten waren die meisten als Ueberständer schon vor 10—20 Jahren herauszunehmen gewesen, da selbe nicht nur, wie ich mich selbst über­zeugte, durchwegs die meisten hochgradig kernfaul, wipfeldürr, an­brüchig lc. waren, sondern dieß auch selbst im Befunde bestätiget er­scheint, daß 20 Stämme kern faul vorfindig sind. Nur hätte er noch mehr herausnehmen sollen, da auch das jüngere Holz schon dermalen kernfaul und wipfeldürr ist. Von einem großen Zuwachs dieser letzt herausgenommenen 7? Fichten in dem Alter von 70 — 90 Jahren da, wo im Innern der Kern auf 4-^6 Zoll im Durch­messer ausgefault ist, kann selbstverständlich keine Rede sein, im Ge­gentheil ist Abgang, da jährlich mehr verfault, als auf einem nassen, für die Fichte ungünstigen Standort zuwachsen kann. I m Befunde wird als Vorwurf gemacht, daß der Pfarrer die zur Fällung bestimmten Stämme schneitelte. Da hätten die Herren Sachverständigen den ß. 12 besser zuvor studireu sollen. Uebrigens muß bemerkt werden, daß der Pfarrer seine Pfrlin » denwaldun g inventarisch zu dem Zwecke der „Streugewinnung" als Streuwald übernommen hat und daß in diesem Walde die „Streu " die Haupt- und das „Holz" die Nebennutzung ist; also kann in diesem Falle, selbst wenn eine Ueberfchreitung des Z. 12 anscheinend vorliegen würde, dieser kaum anwendbar sein. Was die Bewerthung dieses Schadenersatzes anbelangt, ist die­selbe ebenso hochgradig vergriffen, wie die Ansicht und Auslegung der Devastirung. Beanständet sind nach dem Ausweise im Vesunde 149 Stämme mit dem dermaligen Werthe von 178 fl. 80 tr. und nach 20 Jahren mit dem Werthe von 417 st. 20 kr. I m Anfange des Befundes wird jedoch die Devastirung folgendermaßen zu beweisen gesucht: „D a in Beurtheilung der Devastation und zur Konstatirung des Schadens ganz besonders die letztbenannten 77 Stämme in Betracht zu ziehen sind, haben wir uns lediglich auf deren Messung und Schätzung beschränkt." Naruni werden also zum Schadenersatz die übrigen 72 Stämme, die durch den Zeitraum von 15 Jahren, seit nämlich der Pfarrer in Rietz ist, größtentheils von Forstfrevlern entwendet, oder als nicht wüchsig, kernfaul, anbrüchig ausgestockt werden mußten, auch vorge­ schrieben, da doch nur die heurigen gefällten ?? Stämme in dem nach 5 Jahren zu durchforstenden Bestand die Devastirung allein hervorriefen? Und abgesehen selbst von diesem beruht so eine Be­ werbung auf gar keiner forstmännischen Basis. Nach dem Befunde hat dermalen noch der Bestand ein Alter von 65 Jahren, ein Alter, welches für einen Fichtenbestand unter normalen Ortsverhaltnissen im Punkte des Zuwachses das beste sein sollte. Trotz dieses Alters ist aber der mittlere Durchmesser der 149 Stamme nur 7.2 Zoll. Dieser mittlere Durchmesser beweiset für einen Forstmann schon alles, wenn ein Fichtenwald von 65 Jahren Alter so einen Zuwachs hatte. Da ist mohl wenig Hoffnung mehr, bis zum Schlagbarteitsalter in 80—100 Jahren einen großen Zuwachs zu erwarten, da wirken Bodenverhältnisse, die alles scheitern machen. Einen Zuwachs von einem Fichtenbestand zu erwarten, daß, wenn der heutige Schadenersatzwerth im 65. Iahresalter 178 fl. 80 lr. beträgt, nach 20 Jahren, also in einem Drittel des bereits zurückgelegten Zeitraumes derselbe dann 41? st. 20 tr. betragen tonnte, wäre reiner forstmännischer Blödsinn, selbst wenn es ein Boden wäre, wo nur Svargeln gezüchtet werden. Zur näheren Beleuchtung dieser Unwahrheit möge die geome­ trische und kubische Berechnung dienen. Der mittlere Durchmesser nach dem Befunde beträgt wie ge­ sagt 72"; wird der Brusthöhedurchmesser mit 7 Zoll angenommen und die Höhe im Durchschnitt hochgegriffen mit 54', fo hat ein un« entgipfelter Stamm 7.3 Kub. Fuß solide Holzmasse. Es geben also 449 Stämme ä 7.3 Kub. Fuß 1087.7 Kub. Fuß. welche 178 si. 80 lr. oder 1 Kub. Fuß 16.4 kr. dermalen schon kosten sollen. Der Zuwachs, der für die künftigen 20 Jahre berechnet und auf die beliebige Ziffer von 41? si. 20 tr. gestellt erscheint, muß also 146? Kub. Fuß betragen, es muß 1.5mal der Zuwachs in 20 Jahren größer sein, als die ganze Holzmasse von 65 Jahren aus­macht. Eine solche Behauptung aufzustellen, ist mehr wie lächerlich und steht ganz im Einklänge mit der Abschätzung, wo Herr Lepold als ehemaliger Förster der Herrschaft Oberburg in den Grundlasten-Ablösung«-, Anmeldungstafeln in den eingeforsteten herrschaftlichen Wäldern, die im zerrüttetsten Zustande sich befinden, pr. Joch und Jahr im Vuchenwalde 2 — 4 Wiener Hlafter und bei Nadelwäldern bis 7 Wiener Klafter als jährlichen Zuwachs sich anzusetzen erkühnte. Hierüber machten die Ablösungssachverständigen in ihrem Be­funde wohl eine richtige und scharfe Bemerkung, — die nicht weniger als schmeichelhaft für Herrn Lepold ausfiel. Dieß ist Betreffs des Zuwachses; was aber den Prei s eines Kub. Fußes weichen Holzes und selbst wenn es das schönste, gesün» deste Bau- oder Merkantilholz wäre, mit 16.4 kr. anbelangt, so war noch nie im Sannthale das Holz so theuer. Ein Kub. Fuß mit 5 — 10 Kreuzer ist der höchste bis jetzt gekannte Preis. Auf was für ein Gesetz im Befunde es basirt ist, daß der Pfarrer von Rietz die angeblich 65 Jahre alten Ueberständer (sind die meisten schon älter gewesen) noch 20 Jahre stehen lassen muß oder soll, ist nicht ge­sagt, wild auch hoffentlich nirgends gefunden und nirgends vorge­schrieben sein. Die Umtriebszeit kann der Besitzer nach seinem Wirth» fchaftsfystem einrichten wie er will, und fo, wie es thunlich ist, daß der Naldgrund die höchste Ertragsfähigkeit leistet, oder am meisten Geldrente das Kapital ihm abwirft. I n jeder Hinsicht ist es ungesetzmäßig, daß hier der Schaden für den künftigen Zuwachs in einer nie zu erreichenden Höhe ver­anschlagt wurde. Einen 65jährigen Bestand zu plentern , der über­dies noch so bestockt ist, daß er nach 5 Jahren noch durchforstet werden muß, zu verbieten, nach §. 2 und 4 ist sicherlich noch nie dagewesen, umsomehr aber, da selbst in dem Verhandlungsausweise die Anmerkung des Konsistoriums und des Patrons zu lesen, ist der Pfrllndenpatron vollkommen mit dem Gebühren und der Vewirth­schaftung des Waldes durch den Pfarrer einverstanden und stellt ihm das sicherlich wohlverdiente Zeugniß eines rationellen, erfahrenen Lanbwirthes aus und bezweifelt sehr zu glauben, daß diese Wald. Parzelle devastirt wurde. Der Pfarrer von Rietz ist im Obersannthale sicherlich als einer der rationellsten Landwirthe anerkannt und geachtet, und der erste Blick in seine 2 Waldparzellen zeigt, daß er als Nutznießer dieser Wälder mehr und ohne Anstand heraushacken könnte, als er es bis jetzt gethan. Ein Fachmann. Verstorbene. Den 20. September. Felir Strupi, Schneibergeselle, alt 35 Jahre, im givilspital, an der Meningialtuberkulose. — Paul Mikulka, Artillerie-Urlauber, ait 25 Jahre, im Zivilspital, an der Lungentuberkulose. Den 22. September. Dem Herrn Anton Kral, OlerkochMeister seine Gattin Theresia, alt 23 Jahre, in der Kapuzinervorstadt Nr. 60, »m Brech­durchfälle. «V«FF «ein ^U»««i«t «eFb«t i«n F^«FFe AsWu5 Eröffnung. Gefertigter gibt bekannt, daß er das Gasthaus 88—1 , „Aum Arünßn IterA^ vollständig renovirt hat und selbes eröffnen wird. Zu zahlreichem Besuche ladet das ? . I' . Publikum ergebenst ein Heilmittel gegen stets blutendes Zahnfleisch, rheumatische Zahnschmerzen und Zahnsteinbildung. Nicht nur die Autorität der Wissenschaft, sondern auch die Er­fahrungen jedes Einzelnen bekunden, daß die tägliche Reinigung des Mundes und der Zahne zur Erhaltung der Gesundheit derselben höchst nothwendig ist, und ebensowohl ihren Krankheiten als auch allen gast­rischen und nervösen Leiden Vorbeugt. Als diesem Zweckentsprechendes sicherstes Mittel ist allgemein anerkannt das Analherin-Mundwasser des Praktischen Zahnarztes I . G. Popp in Wien, Stadt, Bognergasse Nr. 2') . Unübertrefflich in seinen Wirkungen gegen rheumatische und gichtische Zahnleideu, gegen leicht blutende«, schwammiges und entzün­detes Zahnfleisch, Auflockerung und Schwinden desselben, besonders im vorgerückten Alter, gegen Skorbut und Karies, benimmt es den durch künstliche oder hohle Zähne, oder durch Tabakrauchen erzeugten üblen Geruch und ertheilt dem Munde eine angenehme Frische, sowie einen reinen Geschmack. Unzählige Atteste bestätigen diese erfolgreiche» Wir­lungen. Unter andere« auch Folgendes: „Vielfache Heilmittel waren nicht im Stande, mein stets blutendes Zahnfleisch, rheumatische Zahnschmerzen und stete Zahnsteinbildung zu heilen, bis ich das angerühmte Nnatherin» Mundwasser versuchte, welches nicht nur obige Uebel beseitigte, sondern meine Zähne gleichsam neu belebte und den Tabats­geruch beseitigte. Verdientermassen ertheile ich hiermit öffentlich diesem Wasser das gebührende Lob und dem Zahnarzt Pop p in Wien den wärmsten Dank. Wien. Freiherr V. VlllMllU, m. p." ') Zu haben in: lN—2. Laibach bei Pettiiiö ck Pirler, A. Krisper, Josef Karinger, Ioh. Kiaschowltz, Ed. Mahr und F. M. Schmitt; Krainburg bei F. Klisper; Vleiburg bei Herbst, Apotheker; Warasbi« bei Hlllter, Apotheker; Rudolfsroerth bei D. Nizzoli, Apotheker; Gurtfeld bei Friedl. Bdmchcs, Apotheker: Stein bei Iah», Apo­theker; Wipp ach bei Anton Dcperis, Apotheker; Görz bei FlllNj LaMl und PllNtlllli, Apotheker; Warte« beig bei F. Glldler. Eigenthllmer und Herausgeber ketsi (^rasZelli. — Für die Redaktion verantwortlich: ^n,K. ^16«c»vo. — Druck von ^08ei' Llasuili in Laibach.