mtitefflcp klltholischMirsllmsMtscW Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Preis ganzjährlich 2'50 S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2 50 Pengä, Tschechoslowakei 12 öS, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2’50 Franken, übriges Ausland 2 Goldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwllrdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmlltz, Marburg, Trient,- Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Left 10 Oktober 1937 40. Jahrgang Vergiß uns nicht ... (Zum Weltmissionssonntag.) Vergiß uns nicht, der du gesegnet wohnest In deiner Väter altem Glaubenslands Vergiß uns nicht, wenn du in heiligem Staunen Den Blick zu deiner Dome Pracht gewandt. Vergiß uns nicht, wenn dir des Heiles Fackel In Gnaden brennt seit deiner Kindheit Tag, Und wenn dir schon seit frühen hohen Festen Des Priesters Hand das Brot des Lebens brach. Vergiß uns nicht, die wir in Finsternissen, In Todesschatten irren unsern Pfad, In deren Landen noch nicht ausgestreuet Des Evangeliums wunderbare Saat. Ob dunkler Urwald himmelwärts sich türmet, Ob Irisblüten blau am Wege stehn, Allüberall durch Brausen und durch Blühen „Vergiß uns nicht!" die Notversunknen flehn. Vergiß uns nicht, wenn neben dir bescheiden Die Opferschale um ein Scherflein fragt Und wenn der Missionär in zagem Hoffen An deines Herzens Tür zu klopfen wagt. Vergiß uns nicht — du darfst uns nicht vergessen! — Im „Vaterunser", irrt Gebet des Herrn; „Zukomme uns dein Reich!" In dieser Bitte Auch für das Heil der Heiden flehe gern. Wir werden dann auch deiner nicht vergessen; Wir werden dich in unserm stillen Kral Mit allen deinen Sorgen, deinen Bitten Dem lieben Gott empfehlen tausendmal. M. Pohl. Meine Rückkehr in die Apostolische Präfektur Lydenburg-Transvaal. Von P. Josef Weillec F.S.O. (Schluß.) Die Fahrtstrecke von Dakar nach Kapstadt hat eilte Länge von 3600 Seemeilen, die unser Dampfer in zehn Tagen zurücklegte. Auf dieser langen Strecke bot sich uns Tag für Tag das gleiche Schauspiel dar: über uns das Himmelsgewölbe, das, wie überall, bald blaute, bald ganz oder teilweise bewölkt war, und um uns herum die hohe See, die, soweit das Auge reicht, unaufhaltsam auf und ab wogte und am fernen Horizont sich in einen dichten Nebel aufzulösen schien. Einige Male tauchte dort ein Dampfer oder ein Segelschiff aus, das aber nur kurze Zeit sichtbar war und dann spurlos verschwand. Glücklicherweise hatten wir auch während dieser zehntägigen Fahrt nie stürmische See; sie war auffallend ruhig, ja bisweilen bildete sie eine glatte Fläche, auf der unser Dampfer ruhig dahinfuhr. Man könnte meinen, eine so eintönige Umwelt habe unser Zusammenleben an Bord erschwert und Langweile oder eine merkliche Verstimmung hervorgerufen. Doch dem war nicht so. Die Passagiere, meist junge Leute, waren stets wohlgemut und verschafften sich allerlei Kurzweil. Mittel und Gelegenheiten waren dazu ja in reichem Maße vorhanden. Da gab es Gesellschaftsspiele verschiedener Art, wie Schach- und Kartenspiel, Domino und Damenbrett. Wer also für diese Spiele Sinn und Neigung hatte und natürlich auch über das dazu unentbehrliche, aber nicht allen gemeinsame Sitzleder verfügte, der mochte denn bald mit diesem und bald mit jenem Spiel fürliebnehmen. Die Schiffsverwaltung hatte für die Schachspieler sogar eine Prämie ausgeschrieben, bestehend in einer kostbaren Füllfeder, die dem tüchtigsten Spieler zufallen sollte: diesmal traf sie aus einen Kaufmann aus Hamburg, der, von Brasilien kommend, in Dakar unser Schiss bestiegen hatte und nach Kapstadt weiterreiste. Manche Passagiere spielten Deckoder Ringtennis oder auch Boxball, wofür in der Veranda der Touristenklasse ein Raum mit entsprechenden Vorrichtungen zur Verfügung stand. Selbst aus dem offenen Deck herrschte den Tag über reges Leben. Denn rechts und links, an der Längsseite des Schiffes spielte man Scheibenwerfen, ein Spiel, das bekanntlich in Italien in bäuerlichen Kreisen sich einer großen Beliebtheit erfreut, ohne Zweifel deshalb, weil es mit einer angemessenen Bewegung im Freien verbunden ist, weil ferner das Zielen und Werfen der metallenen Platten die Aufmerksamkeit der Spieler stets gespannt und so ihr Interesse für das Spiel lebendig erhält. Das geben auch ihre so häufigen Ausrufe, fei es der Freude über einen glücklichen, fei es der Enttäuschung über einen verfehlten Wurf, klar zu erkennen. Und zwischen den beiden Spielergruppen, ungefähr in der Mitte des Decks, da sah man stets eine Anzahl von Fahrgästen, die offenbar einer gemächlichen Ruhe vor allen andern Dingen den Vorzug gaben. In ihren bequemen Liegestühlen liegend oder sitzend und durch einen Pavillon vor den Sonnenstrahlen geschützt, begnügten sie sich damit, den beiderseitigen Spielern zuzuschauen oder in gemütlicher Unterhaltung die reine Seeluftprise auf sich einwirken zu lassen und nach Herzenslust zu genießen. . In der so zahlreichen Gesellschaft fehlte es natürlich nicht an solchen, die trefflich musizierten, und mehr als einmal hatte ich Gelegenheit, die Gewandtheit eines Spielers oder einer Spielerin auf dem Pianoforte zu bewundern und ihre musikalischen Darbietungen innerlich zu verkosten. Neben dieser Dilettantenmusik gab es abwechselnd am Vor- oder Nachmittag ein Stceichkonzert, das von einer Künstler-kapelle aufgeführt wurde und jedesmal gut besucht war. Denn da bekam man ausgewählte Stücke hervorragender Ton-künstler, wie Verdi, Haydn, Mozart und Beethoven, zu hören, die ungeteilten Beifall fanden. Doch auch damit war der ge- sellschastlichen Unterhaltung noch nicht genug. Mehrmals in der Woche kam in einem Gesellschaftsraum der Touristenklasse bald nach dem Abendessen ein Tonfilm zur Aufführung, der durchweg Szenen aus dem italienischen Volksleben, bald komischer, bald tragischer Art, zum Gegenstand hatte. Schon bei Beginn des Films waren alle Sitzplätze regelmäßig besetzt, so daß manche sich mit Stehplätzen begnügen mußten. Sollte ich darüber mein persönliches Urteil hier abgeben, so muß ich es lobend anerkennen, daß der Film nichts enthielt, was die religiösen oder sittlichen Gefühle irgendwie verletzte, andererseits kann ich mir aber die Bemerkung nicht ersparen, daß sowohl in der Aufführung mancher Szenen als auch im mündlichen Verkehr der Gefilmten eine Lebhaftigkeit, um nicht zu sagen, eine Hast zutage trat, die dem Südländer besonders eigen ist und uns Deutschen wenig zusagt, zumal dadurch auch das Verständnis des Films merklich erschwert wurde. , ! Den Höhepunkt des an Bord herrschenden Humors bildete unstreitig die sogenannte Äquatortaufe, die am zweiten Tag nach unserer Abfahrt von Dakar stattfand, da wir alsdann den Erdgleicher passierten, also aus der nördlichen in die südliche Erdhälfte hinüberfuhren. Selbstverständlich wurden der Ort und die Zeit der mit Spannung erwarteten Feier auf den Anzeigetafeln der beiden Schiffsklassen rechtzeitig bekanntgegeben. Als Ort der Handlung konnte nur das offene Deck in Betracht kommen, weil dort das für das Untertauchen ausecsehene Tauf-becfcen, ein geräumiges, zirka 1.70 Meter tiefes Bassin, das sonst zum Baden diente, vorhanden war. Es war gegen 3 Uhr nachmittags, als sich dort und auf der höheren Umgebung der beiderseitigen Veranda eine große Menge von Passagieren nebst mehreren Schiffsofsizieren versammelt hatten. Auch ich hatte mir rechtzeitig ein Plätzchen gesichert, wo ich alles hören und die einzelnen Vorgänge gut überschauen konnte. Während wir nun alle der Dinge harrten, die da kommen sollten, drangen plötzlich aus den unteren Schiffsräumen die Klänge einer Trompete Die liirtifticjett Stützen der libyschen Kirche. Die jungen Libyer lernen zu Füßen ihres Bischofs t)ie Heilswahrheiten. Das Apostolische Vikariat Tripolitanien steht augenblicklich unter Sr. Exz. Kamillus Facchinetti, 0. F. M. (Fibes-Foto.) an unser Ohr und bald darauf erschien ein Herold, der durch seine rote Pumphose und seine mit einem Federbusch geschmückte Mütze unser aller Blicke auf sich zog. Sichtlich ergriffen meldete er mit lauter Stimme, Neptun, der Meeresgott, sei den Tiefen seines Reiches entstiegen und soeben mit seinem Gefolge an Bord erschienen, um unseren Dampfer zu besichtigen und dessen Insassen die in seinem Reiche geltenden Gesetze zu verkünden. Alle sollten daher seine Ermahnungen und Vorschriften beherzigen und treu befolgen, um sich in den Gefahren zur See seines besonderen Schutzes zu versichern und ihr Reiseziel glücklich zu erreichen. Alle Passagiere spendeten für diese wohlgemeinten weisen Ratschläge lauten Beifall, und nun erschien, von unten kommend, eine männliche Gestalt, die uns schon auf den ersten Blick erkennen ließ, men wir vor uns hatten, nämlich den leibhaftigen Neptun, einen der obersten altheidnischen Götter, den Beherrscher aller Flüsse, Seen und Meere. Auf seinem Haupte trug er eine von Lor-beerzweigen geflochtene Krone, dazu ein bis unter das Knie reichendes, buntfarbiges Obergewand, und in seiner Rechten hielt er — als Abzeichen seiner Herrscher-gewalt über die Meere — einen gewaltigen Dreizack. Das Geheimnisvolle und Ehrwürdige seiner Person wurde noch erhöht durch die prächtigen Locken, die, vom Alter stark gebleicht, in reicher Fülle über seinen Nacken und seine Schultern herabhingen, wie auch durch den bis auf die Brust herabwallenden schneeweißen Bart, der ebenfalls ein hohes, doch für jeden Sterblichen unberechenbares Alter verriet. Bei meinem Blick auf seine Hofbeamten, die nicht sosehr durch ihre Beinkleider als durch ihre gemeinsame Kopfbedeckung, eine weiße Küchenmütze, hervorstachen, gewahrte ich einen, der an der Seite des Herrschers einherschritt und, einer orientalischen Hofsitte Folge leistend, einen blauen Sonnenschirm über ihn ausgebreitet hielt, während ein anderer, der den Zug eröffnete, ihn zu dem Throne hingeleitete, der in der Mitte des Decks an einer erhöhten Stelle errichtet war. Dort nahm der Seegewaltige Platz, und nachdem ec die Huldigung seiner Hos-beamten entgegengenommen, erhob er sich von seinem Sitze und hielt an die um ihn Versammelten und mit großer Spannung Lauschenden eine kleine Anrede. Er sei, so hub er an, der Beherrscher des Meeres, wie ja alle aus seinen Reichsinsignien und aus dieser feierlichen Kundgebung klar ersehen könnten. Alles in und auf dem Meere, auch die darauf fah^ renden Menschen, seien daher seiner Gewalt unterworfen. Er sei es, der mit seinem Herrscherstab — hier hob ec den Dreizack in die Höhe — die stärksten Stürme entfessele, die Meere in ihren Tiefen aufwühle und in eine gefahrdrohende Unruhe versetze. Er sei es aber auch, der die Ruhe wieder herstelle und das Wetter für jede Seereise günstig ge- stalte. Es sei nun, so fuhr er bedeutsam fort, sein allerhöchster Wille, daß jene, die in den südlichen Bereich seiner Herrschaft übergingen, um sich dort dauernd niederzulassen, sich einer gründlichen Reinigung unterzögen, die darin bestehe, daß sie sich von ihren Fehlern und schlimmen Gewohnheiten gänzlich frei machten, um so als neue Menschen in die für sie neue Welt überzugehen und dort ein besseres Leben zu führen. Das fei, so schloß ec, die Bedeutung der Äquatortaufe, und er ersuche seinen Staatsanwalt, sie sogleich in der althergebrachten üblichen Weise zur Ausführung zu bringen. Dieser tat, wie ihm befohlen. Er zog eine Liste hervor, die die Namen jener Passagiere enthielt, die sich für eine Rei-nigungskur freiwillig gemeldet hatten. Es waren ihrer acht, lauter junge, kräftige Burschen, die nun die Äquatortaufe empfangen und der allgemeinen Belustigung dienen sollten. Der erste, der mit seinem Namen aufgerufen wurde und hervortrat, um sich vor dem hohen Gerichtshof wegen seiner Fehler zu verantworten, war ein junger Mann aus Dresden. Er wurde beschuldigt, daß er zu viele Zigaretten rauche, daß er, was noch schlimmer sei, im Genuß alkoholischer Getränke oft das rechte Maß überschritten und dadurch schweres Ärgernis gestiftet habe. In den Augen Neptuns, . der das reine klare Wasser als sein Lebenselement betrachtet und dem daher jeder Alkohol ein Greuel ist, sei besonders der zweite Punkt der Anklage ein schwerwiegendes Vergehen, das eine gründliche Reinigung erheische. Diese wurde auch dem Angeklagten zuteil, und zwar so, daß das damit beabsichtigte Ziel, die Belustigung der Zuschauer, in hohem Grade erreicht wurde. Man stelle sich nur vor, daß ihm zuerst Kopf und -Hals reichlich eingeseift wurden, daß er sich dann bis auf sein Badekostüm entkleiden und in diesem fast unkenntlichen Zustand in das nahe, mit Wasser gefüllte Bassin hineinspringen mußte, worin er wiederholt untertauchte, um dann gründlich gereinigt aus demselben herauszutreten — und man wird leicht verstehen, daß die Heiterkeit aller Zuschauer einen Höhepunkt erreichte, und daß diese erste, freilich mißbräuchlich so genannte Taufe in einem allgemeinen Gelächter ihren Abschluß fand. Die gleichen humorvollen Szenen wiederholten sich bei den sieben anderen wackeren Jungmän-nern, die einer nach dem anderen hervortraten, um an sich die seltsame Reinigungskur vornehmen zu lassen. Aus weitere Einzelheiten kann hier natürlich nicht eingegangen werden. Es genüge die Bemerkung, daß Neptun und sein Gefolge mit sichtlicher Befriedigung Abschied nahmen; ec schied von uns, wie er gekommen — geräuschlos und in ganz geheimnisvoller Weise — und ward nicht mehr gesehen. Bald klingelte die Schelle, und die Fahrgäste begaben sich in die Speisesäle, die die Schiffsverwaltung bei diesem Anlasse festlich hatte dekorieren lassen. Dort wartete ihrer ein seltenes Picknick, ganz dazu angetan, um die freudigen Eindrücke der sogenannten Aguatortause nochmals kurz aufleben und sich in einer lebhafteren Unterhaltung auswirken zu lassen. So vergingen die Tage dieser Seereise, und am 22. Dezember, früh morgens, landeten wir in Kapstadt, der ältesten und zugleich unstreitig schönsten Hafenstadt Südafrikas. Sie dehnt sich an der einen Halbkreis bildenden Tafelbucht entlang aus und zählt laut der letzten, im Jahre 1932 erhobenen Statistik 273.119 Einwohner, die eine nach Nation, Rasse und Konfession bunt gemischte Bevölkerung bilden. Hinter der Stadt erhebt sich der gewaltige Tafelberg bis zur Höhe von 1000 Meter, der auch mittels einer Schwebebahn erreichbar ist und eine herrliche Aussicht auf die vielen Prachtbauten der Stadt und ihre reizvolle Umgebung hinaus bis zum Kap der Guten Hoffnung im Süden und das diese Halbinsel umsäumende Meer gewährt. Wegen unseres kurzen dortigen Aufenthaltes war mir leider nur ein flüchtiger Blick auf alle diese Naturschönheiten verstattet. Denn kaum war unser Dampfer gelandet, gab es eine allgemeine Paß-und Reiseesfektenkontcolle, die in einem geräumigen Lokal der Hafenanlagen stattfand, und erst gegen Mittag erledigt war. Die wenigen Nachmittagsstunden genügten mir gerade noch, um mit der elektrischen Straßenbahn an einen die Stadt überragenden Punkt des Jnselberges zu gelangen und dort eine kurze, doch einzigartig schöne Ausschau zu halten. Dann aber mußte ich mich für die Weiterreise bereit machen. Viele Passagiere verließen in Kapstadt den Dampfer und bestiegen den Eisenbahnzug, um in der Richtung nach Johannesburg und Pretoria ihr Reiseziel zu erreichen. Auch wir, P. Klemm und ich, fuhren aus unserer letzten Reise-» strecke nach Pretoria und von dort nach Witbank, einer Missionsstation unserer Apostolischen Präfektur, wo wir am Vormittag des Weihnachtsfestes noch rechtzeitig ankamen, um die drei üblichen Messen lesen und im Kreise unserer dort statio- 9tuf Missionstour in der Sahara. Im Kampf mit dem heißen Wüstensand, mit dem brennenden Durst in wasserlosen unendlichen Gegenden, sucht der Missionär auch den Bewohnern der Wüste das Evangelium zu bringen. (Fides-Foto.) nierten Mitb rüder das hohe Fest feiern zu können. Tags darauf laugten wir an unserem eigentlichen Reiseziel, in Lgden-burg, an, und wir hatten die Freude, unseren hochwürdigsten Herrn Apostolischen Präfekten Msgr. Alois Mohn und seine dortigen Missionäre in bestem Wohlsein wiederzusehen und herzlich begrüßen zu können. Die Missionsarbeit, d. h. das Bekehrungswerk unter den Eingeborenen, macht auf der ganzen Linie die besten Fortschritte und berechtigt zu noch schöneren Hoffnungen für die Zukunft. Auch wir sind gekommen, um daran persönlichen Anteil zu nehmen. Möge Gott, der Herr, unser aller Arbeit segnen, zu seiner größeren Ehre und zum zeitlichen und ewigen Wohle der Eingeborenen unserer Apostolischen Präfektur, denen ja alle unsere Sorgen, Arbeiten und Mühen gewidmet sind. Gebetsmemung für Öen Monat Oktober: /Daß bei allen Christen Kenntnis unö Liebe zur Mission wirksam geföröert werbe/ Südafrikanische Städtebilder. Von Br. August E a g o l, F. S. 0. (Fortsetzung.) (Rundwald), dem heutigen Rondebusch, große Gärten an. K a p st a d t. Am 6. Juni 1652 erblickte das erste weiße Kind das Licht der Welt in der jungen Siedlung, namens Willem Barents Wijlant. Im Oktober desselben Jahres schenkte die Frau des Kommandanten einem Sohne das Leben, der Abraham genannt wurde. Während des Dankgottesdienstes, der anläßlich dieses freudigen Ereignisses abgehalten wurde, wurde alles Vieh der Holländer geraubt. Man fand die beiden Hirten ermordet, und die „Strandläufer" hatten den Strand verlassen unb das Innere aufgesucht. Das waren die Anfänge des heutigen Kapstüdt. Van Riebeeks erste Sorge war es, die für die Niederlassung notwendigen Hilfsmittel anzuschaffen, Rindvieh von den Hottentotten zu. kaufen und in Handelsbeziehungen mit ihnen zu treten. Er begann die Jagd auf Seehunde, deren Felle einen guten Handelsgegenstand bildeten. Nach und nach wurden Forschungsausslüge in die Umgebung der Bucht gemacht. Die nächste!: Erhebungen — Tafelberg, Löwenkopf und Teufelsspitze — wimmelten damals von Wild und Raubkatzen, Löwen und Leoparden. In der benachbarten Hout-baai (Holzbucht) wurde Holz geschlagen und damit leider die nächste Umgebung abgeholzt. Van Riebeek führte Weinreben ein und legte im nahen Ronde Bosje Maria van Riebeek, des Kommandanten Frau, erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Sie schenkte ihrem Manne noch drei Töchter, Maria, Elisabeth und Johanna. Im Jahre 1660 scheiterte das französische Schiff „La Macechale" in der Tafelbucht. An Bord befand sich der katholische Bischof Nikolaus Etienne, der sich später sehr lobend über des Kommandanten Gemahlin äußerte. Ihm und seinen Priestern war es nicht erlaubt, sich der Katholiken der Ansiedlung seelsorglich anzunehmen. Van Riebeek sah sich bald genötigt, Gesetze und Vorschriften zu erlassen. Die holländischen Siedler an der Tafelbucht waren puritanische Ealvinisten. Manche aus ihnen mögen es in der neuen Heimat nicht so genau genommen haben mit den strengen Vorschriften ihres Bekenntnisses, denn der Kommandant sah sich veranlaßt, die genaue Beobachtung des Tages des Herrn einzuschärfen. Ferner wurde gefunden, daß einige Leute ihre Mahlzeiten „wie die Schweine" einnahmen, ohne vor und nach dem Essen zu beten. Wer ohne Erlaubnis die Befestigung verließ, zog sich die Entziehung feines Weinmaßes auf acht Tage und eine Strafe von 50 Hieben zu. Die holländischen Siedler trugen ihrem Kommandanten bald die Klage vor, sie könnten in der neuen Heimat nicht glücklich werden, wenn nicht Personen des zarten Geschlechtes ihre Freuden und Leiden mit ihnen teilten. Van Riebeek war ein vernünftiger Mann, der sich sagte, daß mit heiratslustigen, unverheirateten Männern nicht gut wirtschaften sei. Deshalb schrieb er an seine Gesellschaft um Zusendung heiratslustiger Frauenzimmer. Deren Ankunft in der Kapsiedlung löste dort unbeschreiblichen Jubel aus. Van Riebeek aber zeigte sich bald enttäuscht von dieser Einfuhr, denn er berichtete an seine Gesellschaft, daß die Frauen, selbst die von niederster Herkunft, in ihrer neuen Umgebung sich bald wie große Damen fühlten und sich weigerten, ihre Wäsche selbst zu besorgen, als ob sie zu gut und zu kostbar für derartige Arbeiten seien. Eine gewisse Frau behielt einiges Viehs das Hottentotten gehörte und sich zu ihrer Herde verlaufen hatte, zurück, schlachtete es in aller Stille, salzte das Fleisch ein und verkaufte es an nichtsahnende Bürger der Ansiedlung. Die Sache kam aber auf, und der Gerichtshof des Kommandanten verurteilte die Schuldige zur Geißelung und Brandmarkung, zur Einziehung aller ihrer Güter und zu zwölfjähriger Verbannung auf die einsame Robbeninsel. Durch die Fürsprache der angesehensten Frauen wurde der Urteilsspruch etwas gemildert, indem die Schuldige nicht gebrandmarkt wurde und keinen Strick um den Hals zu tragen brauchte. Im Fahre 1657 begannen Wirtshäuser ihre menschenfreundliche Tätigkeit in der Siedlung an der Tafelbucht. Bald erschien eine Verordnung, die den Wirten verbot, an Sonntagen vor dem Gottesdienst oder während desselben Speise und Trank zu verabreichen, wie. auch nach Sonnenunter- Fronleichnamsprozession in Afrikas „Katholischer Oase". In dem Großen Seengebiet zwischen Tanganjika-, Kiva-, Eduard- und Albertiee im Westen, dem Viktoriasee im Osten gibt es zur Zeit einschließlich der Katechumenen, die in zwei Jahren „taufbereit" sind, über eine Million Katholiken. (Fides-Foto.) Es schmeckt. Die Knaben stammen ans einer der katholischen Missionsschulen 'im Vikariat Kivn in Belgisch-Kongo. Der am Nordzipfel des Tanganjikasees gelegene Sprengel hat zehn Missionsstationen mit 142 Schulen, an denen 13.9*00 Knaben und 9500 Mädchen erzogen werden. (Fides-Foto.) gang an die Soldaten der Besatzung. Doch die menschliche Natur ist immer zum Bösen geneigt. Bald war es eine Gewohnheit mancher Leute geworden, sonntags am frühen Morgen die Ansiedlung zu verlassen und flüssige und feste Stärkungsmittel mit sich ins Freie zu nehmen. Es erschien' eine neue Verordnung, die den Einwohnern verbot, sonntags aufs Land zu gehen, um dort zu trinken und zu spielen. Dagegen hatte jedermann sich beim zweiten Glockenzeichen einzufinden und bei der Namensabrufung sich zu melden, um sich dann sogleich in die Halle zu begeben, wo der Gottesdienst abgehalten wurde. 1658 wurden Negersklaven von der Westküste Afrikas in der Kapsiedlung eingeführt. Einige von ihnen wurden an einzelne Bürger der Stadt verkauft, die Mehrzahl wurde von der Kommandantur für grobe Arbeiten verwendet. In der Folge galten in der Kapkolonie knechtliche Arbeiten als des weißen Mannes unwürdig. Außer Negern begann die Handelsgesellschaft Asiaten in der Kapniederlassung einzuführen, Leute von Malakka, Java und den Gewürzinseln. Es waren dies Verbrecher, die zur Sklaverei verurteilt waren. Diese Malayen waren meist geschickte Handwerker und Anhänger des Islam. Da sie ohne Frauen waren, gingen sie Ehen mit schwarzen Sklavenmädchen ein, was das Entstehen einer Mischrasse zur Folge hatte. Durch ein 1660 gescheitertes französisches Schiff kam französisches Blut in die holländische Kolonie, denn 35 schiffbrüchige Hugenotten erhielten Anstellung bei der Holländisch-Ostindi schen Gesellschaft. Nach zehnjährigem Dienst in Südafrika verließ van Riebeek 1662 seinen Posten und wurde als Kommandant nach Malakka versetzt. Sein Nachfolger in der Kapkolonie wurde Zacharias Wagenaar. Da England eine drohende Haltung zeigte, beschloß dieser, eine Festung aus Steinquadern aufzm führen. Das „Kastell der Guten Hoffnung", das heute noch steht, wurde 1666 begonnen und nach vierzehn Jahren vollendet. Bereits unter van Riebeek war es zu leichten Reibereien mit den Hottentotten gekommen. 1672 brach ein ernstlicher Krieg aus. Eine Anzahl von Bürgern hatte vom holländischen Kommandanten die Erlaubnis erhalten, Walrosse zu schießen. Gon-n e m a, der Häuptling einer mächtigen Hottentottensippe, überraschte sie dabei, nahm ihnen alles ab, was sie besaßen, und ließ sie dann laufen. Im folgenden Jahre wurde eine andere Jagdgesellschaft vom selben Häuptling angegriffen und bis auf einen Mann getötet. Die Folge war Krieg gegen Gonnema, der sich bis 1677 hinzog, bis Gonnema um Frieden bat, der ihm unter sehr maßvollen Bedingungen gewährt wurde. Die Gründe, warum die Hottentotten so lästig wurden, waren unschwer zu finden. Sie sahen die Holländer selbstverständlich als Eindringlinge in ihr Land an, die sich Den Hyänen abgejagt. Ans der Rückkehr mon einer Missionstour findet die Schwester das kleine schwarze Lebewesen. Abergläubische Eltern haben es ausgesetzt, ihm drohte ein furchtbarer Tod: von den Zähnen der gefräßigen Hyänen zermalmt zu werden! Hier im Herzen der Kenyakolonie (Ost-afrika) wirken italienische Consolata - Missionsschwe-stern. (Fides-Foto.) mehr und mehr der besten Weideplätze für ihr Vieh bemächtigten und deren Anwesenheit auch das Wild verscheuchte. Damals bereits trat die Eingeborenenfrage an die Siedler der Tafelbucht heran, die ihre Nachkommen, die Buren, heute noch zu lösen haben. Die Handelsgesellschaft scheint in der Tat einige Gewissensbisse empfunden zu haben, denn sie schloß mit zwei Hotten-tottensürsten einen Kaufvertrag ab, laut welchem sie der Gesellschaft eine große Fläche Landes von der Tafel- bis zur Sal-danhabucht abtraten, wie auch einen Gebietsteil im sogenannten Hottentotten-Holland, südöstlich von Kapstadt. Der Nennwert des Kaufpreises für beide Land-flächen wurde auf 1600 Pfund Sterling vereinbart. Es ergibt sich aber aus den Aufzeichnungen der Gesellschaft, daß der Wert der Waren, die aus diesen Titel verabfolgt wurden, ganze zehn Pfund Sterling ausmachte! Das Leben im Kaplande war zu damaliger Zeit sehr eintönig. Die Langeweile wurde nur unterbrochen, wenn die Indien-fahrer zukehrten und Scharen von Seeleuten durch die Stadt streiften, lärmten und johlten und die Zeit mit allerlei Ausgelassenheit totschlugen. Fm Jahre 1685 landeten sechs katholische Priester in der Tafelbucht. Es waren französische Jesuiten, erfahrene Astronomen und Mathematiker, die zu einer Gesandtschaft des französischen Königs Ludwig XIV. nach Siam gehörten. (Die Namen der Jesuiten waren: De Fontenay, Gerbil-lon, Le Comte, Visdelon, Bouvet, Tachacd.) Ter damalige Gouverneur Simon van der Stel bewillkommnete den französischen Gesandten und die katholischen Glaubensboten mit allen Ehrenbezeigungen, beherbergte sie während ihres Aufenthaltes aufs beste und stellte den Patres der Gesellschaft Jesu ein Häuschen für ihre astronomischen Beobachtungen zur Verfügung. Zu jener Zeit hatte die Bevölkerung der Kapkolonie noch nicht ein volles Tausend erreicht. Die Familien der Bürger zählten 254 Männer, 88 Frauen, 231 Kinder und 39 weiße Bedienstete. Die Anzahl der Sklaven betrug 230 Männer, 44 Frauen und 36 Kinder. Unter der Bevölkerung befand sich auch eine ansehnliche Zahl von Katholiken, Holländer, Franzosen, Deutsche, Spanier, Portugiesen, Flamen und Indier. Diese hatten das Jahr zuvor vergeblich um die Anerkennung der Taufe ihrer Kinder nachgesucht. (Catholic News, Johannesburg, Februar 1933.) Die Jesuiten nahmen sich voll Eifer ihrer Glaubensgenossen an, hörten ihre Beichten. besuchten die Kranken und unterrichteten die Unwissenden. Aber selbst van der Stel wagte es nicht, ihnen zu erlauben, die heilige Messe am Lande zu lesen, noch auch den Katholiken von Kapstadt zu gestatten, sich an Bord der in der Bucht ankernden Schisse „Loire" und „Dromedaire" zu begeben, um dort dem heiligen Opfer beizuwohnen. sF. W. Mason, The Southern Croß, Capetown, 4. Mai 1932.) Auf Simon van der Stel folgte 1699 dessen Sohn Willem Adrian als Gouverneur, ein gebildeter, tüchtiger und tatkräftiger Mann, der aber zu sehr auf die eigene Bereicherung bedacht war. Ec erlangte eigenen Grund von der Gesellschaft und legte daraus eine große Farm an. Sein Beispiel wurde von seinen untergebenen Beamten nachgeahmt, sehr gum Nachteil der Berufsfarmer und der eigenen Amtsobliegen-heiten. Selbst der Prediger, ein gewisser Petrus Kalben, besaß eine Farm in Hotten-lotten-Holland, wo er manchen Sonntag verbrachte, anstatt auf der Kanzel der Stadtkirche zu erscheinen. Diese Zustände machten böses Blut. Eine Anzahl Berufs-farmer wandte sich an die Leitung der Gesellschaft in Holland mit dem Ergebnis, daß der Gouverneur abgefetzt und mancher höhere Beamte, so auch der Geistliche, nach Holland abberufen wurde. Im Jahre 1710 wurde behördlich bestimmt, daß hinfort nur mehr holländisch in der Kapsiedlung gesprochen werde. Diese Verordnung war gegen den Gebrauch des Französischen gerichtet; tatsächlich bebten* ten sich die Nachkommen der Hugenotten im zweiten Geschlecht nicht mehr ihrer ursprünglichen Muttersprache. Im Jahre 1713 kam ein schreckliches Unglück über das Land. Im März brachen die Pocken, die von Indien her eingeschleppt worden waren, unter den Sklaven von Kapstadt aus, von denen über die Hälfte, etwa 300, der Seuche erlagen. Auch auf die Weißen wttrde die Krankheit übertragen. Im Mai und Juni war kaum eine Familie in der Stadt, die nicht Kranke oder Tote zählte. Alle vorhandenen Bretter wurden zu Särgen verarbeitet, und im Juli mußte man anfangen, ohne Särge zu begraben. Während jenes Winters starb etwa ein Viertel der europäischen Bevölkerung. Im Juni 1722 brach einer der heftigsten Stürme über die Taselbuchi herein, der sieben holländische und drei englische Schiffe ans Land warf und 660 Menschenleben forderte. Nachdem im Jahre 1737 ein weiterer heftiger Sturm in der Tafelbucht einen Verlust von neun Schiffen und 280 Menschenleben verursacht hatte, wurde der Bau eines Wellenbrechers beschlossen, der 1743 in Angriff genommen wurde. Eine Anzahl von Sklaven wurde für dieses wichtige Unternehmen angefordert und eine Menge non Javanern eingeführt. Das Unternehmen zeigte sich kostspieliger, als man geglaubt hatte. Als der Steindamm eine Längs von 350 Fuß erreicht hatte, stellte man die Arbeit 1746 ein, nachdem auch die Mehrzahl der Malapen gestorben war. Der Beginn des Winters 1755 brachte ein zweites Ausbrechen der Pocken. In Kapstadt starben von Mai bis Ende Oktober 963 Europäer und 1109 Schwarze. Die Holländisch-Ostindische Handelsgesellschaft, einst so reich und mächtig, geriet mehr und mehr in Schwierigkeiten. Die Nebenbuhlerschaft der englischen Schiffe machte sich fühlbar. Im März 1781 erfuhr man zu Kapstadt, daß Großbritannien den Krieg an die Niederlande erklärt habe, die sich im Bunde mit Frankreich befanden. Da die Holländisch-Ostindische Gesellschaft nicht mehr imstande war, eine größere Besatzung an der Tafelbucht zu halten, so war Kapstadt fast ohne Verteidigung, weshalb Großbritannien ein begehrliches Auge auf diesen wichtigen Posten auf halbem Wege zu seinem erstrebten indischen Reiche warf. Eine starke englische Flotte unter Commodore Johnstone lief aus der Themse aus, um das Kapland einzunehmen. Allein die Franzosen rochen Lunte, und eine wohlausgerüstete französische Flotte unter Admiral Suffren folgte der englischen. Zu Porto Praya saus der Insel San Iago, einer der Kapverdischen Inseln) fand Suffren unvermutet die englische Flotte und griff sie sogleich an. In der Schlacht litten beide Teile großen Schaden; während aber Johnstone seine Schiffe erst ausbessern mußte, konnte Suffren weitersegeln und eine beträchtliche Anzahl Truppen zu Kapstadt landen. Als Johnstone bald darauf in der Tafelbucht erschien, getraute er sich nicht mehr, Kap- stabt anzugreifen, sondern begnügte sich damit, einige reichbeladene Schisse der Gesellschaft, die sich in die nahe Saldanhabucht zurückgezogen hatten, als Kriegsbeute zu nehmen und heimzusegeln. Der Friede wurde 1783 geschlossen. Mehrere französische und Schweizer Regimenter blieben in Kapstadt bis 1785. Die Geldverhältnisse der Handelsgesellschaft waren dermaßen gemittet, daß sie nur durch die Dazwischenkunft der Regierung vor dem Bankerott bewahrt blieb. Diese sandte zwei Kommissäre nach Kapstadt, welche die Lage an Ort und Stelle untersuchten. Die Folge war verschärfte Besteuerung der Bürger, was deren ohnehin große Unzufriedenheit vermehrte. Da erklärte Frankreich Krieg an Holland. Die beiden Kommissäre reisten nach Java ab und ließen Abraham Slupskens als Gouverneur zurück, mit leerer Kasse, mit unzufriedener, meuterischer Bevölkerung, mit der Gefahr eines drohenden Kaf-fernkrieges und der andern einer möglichen Invasion von der See her. Letztere kam wirklich, allerdings von unerwarteter Seite. Eine englische Flotte erschien vor Kapstadt, und Sluyskens übergab im Bewußtsein seiner Schwäche die Festung am 16. September 1795. Die Kolonie ging damit in britischen Besitz über, bis sie sieben Jahre später durch den Frieden von Amiens an Holland zurückfiel. Die holländischen Calviner hatten es im allgemeinen nicht für ihre Pflicht gehalten, ihre eingeborenen Untergebenen in ihrem Glauben zu unterrichten. Doch war in Kapstadt eine Schule entstanden, in der jungen Sklaven Religionsunterricht erteilt wurde. Jene Sklaven, die den Katechismus gut lernten, konnten getauft werden und durften sich als Mitglieder der Kirche ihrer Herren betrachren. Es war ihnen aber nicht erlaubt, dem Gottesdienst in der Kirche der weißen Herren beizuwohnen. Obwohl es seit 1780 den deutschen Lutheranern gestattet wurde, einen Geistlichen zu Kapstadt zu halten, blieb der katholische Kult unter der Regierung der Holländer verboten. 1802 wurde der holländische General Jan Willem Janssens Gouverneur der Kap- kolonie und Befehlshaber der Truppen^ Bereits 1803 brach wieder Krieg aus zwischen Großbritannien und Holland. General Janssens wendete alle Sorgfalt auf, sich in guten Verteidigungszustand zu setzen, allein er erhielt Befehl von Holland, seine besten Regimenter nach Batavia abzu-jchicken. Es unterlag keinem Zweifel, daß die Engländer versuchen würden, die Kap-kolonie wieder an sich zu bringen. Doch blieben die Dinge in der Schwebe bis zur letzten Woche des Jahres 1805, als das Gerücht laut wurde, eine große Flotte nähere sich. In der Tat lief am 4. Jänner 1806 eine britische Flotte von 63 Schiffen unter Commodore Popham mit fast 7000 Soldaten unter dem Befehle des Generals Baird in Großvaters Rosenkranz. Der Krieger von ehedem hat die Waffen auf die Seite gestellt, er widmet sich einem friedlicheren Handwerk. Er führt die Enkelkinder in die Katechismuswahrheiten und in die Gebete ein. Die Eonsolata-Missionäre von Turin haben hier in dem ftu Kenya gehörigen Nyeri-Gebiet ihre Niederlassungen. (Fides-Foto.) der Tafelbucht ein. Heftiger Wind erlaubte die Landung erst am 7. Jänner. Nach zweitägigem Kampfe gegen die holländische Besatzung, die von General Janssens befehligt war, bat letzterer um Frieden, und der Vertrag wurde unterzeichnet, gemäß dem die Kapkolonie in den Besitz Großbritanniens überging. Diese Abmachung wurde spater anerkannt, und England zahlte drei Millionen Pfund Sterling an Holland. Damals zählte Kapstadt 6000 Weihe und 11.000 Farbige. Der Earl of Caledon, ein Mann von 29 Jahren, wurde Gouverneur. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Unterdrückung des Sklavenhandels. 1814 wurde Lord Charles Somerset Gouverneur, ein harter, hochfahrender Selbstherrscher, der für sich und für die Gehälter der Leiter der Regierungsabteilungen mehr als ein Viertel der Einkünfte in Anspruch nahm. 1815 brach ein Ausstand der unzufriedenen Bevölkerung aus, den Somerset mit militärischen Mitteln unterdrückte und dessen fünf Rädelsführer er hängen ließ. Im März 1818 besuchte der deutsche Dichter Adalbert von Chamisso Kapstadt aus neun Tage. Er befand sich als Botaniker auf einer über drei Jahre dauernden Weltreise an Bord des russischen Schisses „Ru-rik". Zu Kapstadt fand er den Deutschen Mundt, der von der preußischen Regierung als Naturforscher und Sammler zum Kapland geschickt worden war. In dessen Be-, gleitung machte Chamisso seine botanischen Ausflüge: ihnen schloß sich Krebs, der Apotheker zu Kapstadt war, an. Chamisso schrieb über seinen Aufenthalt im Kaplande: „Nirgends kann für den Botaniker das Pflanzenkleid der Erde anziehender und behaglicher sein als am Kap. Die Natur breitet ihre Gaben in unerschöpflicher Fülle und Mannigfaltigkeit unter seinen Augen zugleich und unter seiner Hand aus; alles ist ihm erreichbar. Die Haiden und Gebüsche vom Kap scheinen zu seiner Lust, wie die Wälder von Brasilien mit ihren wipselgetragenen Gärten zu seiner Verzweiflung geschaffen zu sein. In der Stadt und eine Strecke weit aus dem Fahrwege, der sich um den Fuß des Gebirges zieht, findet man mit Verdruß nur europäische Pinien, Silberpappeln und Eichen, überallhin bringt der Mensch ein Stück von der Heimat mit sich, so groß wie er kann. — Verläßt man aber den Fahrweg und steigt zu Berge, so entspricht kein Ausdruck der gedrängten Vielfältigkeit und dem bunten Gemische der Pflanzen. Ich habe mit Mundt aus dem Tafelberge manche Pflanzen gesunden, die ihm bis dahin entgangen waren, und habe, flüchtiger Reisender, aus diesem betretensten der botanischen Gärten manche Pslanzenart mitgebracht, die noch unbeschrieben war. Etliche Pflanzer des Innern kamen während meines Hierseins nach der Stadt. Wie sie hörten, daß ein neuer .Blumensucher' da sei, erboten sie sich, mich auf ihre Besitzungen mitzunehmen. Jeder reisende Naturforscher kann darauf rechnen, auf das gastfreundlichste im Innern der Kolonie aufgenommen zu werden." (Der Deutsch-Afrikaner, Pretoria, 23. Mai 1935.) (Fortsetzung folgt ) Mota Saheb.* Von Erlebnis zu Erlebnis im Wunderland Indien. Von Johann Baptist Müller, S. J. (Fortsetzung.) Und nun folgen noch andere Dinge. Man muß ein noch längeres Credo im selben Stile über sich ergehen lassen. Da werden Minuten zu halben Ewigkeiten. Dann ist noch eine lange Festpredigt. Bald hier, bald dort fängt ein kleines Schoßkind an zu krähen, aber mit einem beschwichtigenden husch — husch -—■ * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages Herder & Co. in Freiburg (Breisgau), Baden. husch! bringen die seligen Mütter dieselben zur Vernunft und Ruhe. Nach dem Amen geht's dann langsam weiter. Es wird lang, ja, sehr lang, immer länger. Aber auf all den von Schweiß glänzenden Gesichtern liegt keine Müdigkeit, sondern selige Freude und Zufriedenheit. So wie es eben geht, ist es ihnen recht. So was Langes — das ist das Wahre. Je länger, je lieber! Ist dann schließlich die lange Mitternachtsfeier zu Ende, so kehren die guten Leutchen in ge- hobener Stimmung heim und gestehen sich gegenseitig: „Das waren mal wieder rechte Weihnachten!" Unsereins aber kommt wie gerädert nach Hause und ist froh, für diesmal wieder die Feier nach goanesischem Ritus hinter sich zu haben. In meiner Station hätten es die Goanesen wohl auch gerne gehabt, wenn alles nach ihrem Geschmack und Brauch gegangen wäre. Allein wegen der großen Anzahl bon Europäern und Eurasiern mußten sie darauf berzichten und sich mit kürzeren und würdigeren Feiern nach römischem Ritus zufrieden geben. Wohl hatten sie bis zur Ankunft meines Vorgängers die dramatische Darstellung des Einzuges Christi in Jerusalem beibehalten dürfen, die aber dann wegen mancher abgeschmackter Auswüchse ein für allemal abgeschafft wurde. Da war nämlich zu jener Zeit, wie mir von Augenzeugen berichtet wurde, ein begüterter und wohlbeleibter Goanese in der Gemeinde, der sich als Führer der Goanesen aufspielte, überall das große Wort führte und in schier allem dem Pfarrer Vorschriften machen wollte. Dieser übernahm die Rolle Christi, wurde aber wegen seiner Aufmachung und seiner Gebärden schon beim Besteigen des pompös gezierten Esels bon allen Nicht-Goanesen ausgelacht und perspottet. Unter Musik und Gejohle und dem Gesang: „Hosanna dem Sohne Davids!" wurde er in großer Prozession langsam zur Kirche geleitet. Das Hochamt am Palmsonntag durfte nicht eher anfangen, als bis er in die Kirche eingezogen war. Unterwegs hielt er verschiedentlich still und gab salbungsvolle Ermahnungen, ivobei er wieder ausgelacht wurde. An der Kirche angekommen, mußte der Pfarrer ihn mit großen Ehrfurchtsbezeigungen in Empfang nehmen und feierlich an den für ihn hergerichteten Platz im Chore führen, was den Europäern natürlich zu großem Ärgernis gereichte. Es war deshalb die höchste Zeit, daß dieser Unfug aufhörte. Zu einer aus früherer Zeit noch bestehenden Zeremonie mußte auch ich mich noch des lieben Friedens wegen herbeilassen. Mitten in einem großen Hofe des Goanesenviertels hatte man nämlich in früheren Jahren zum Danke dafür, daß das ganze Viertel fast wunderbar von der Pest verschont geblieben, ein mächtiges steinernes Votivkreuz über einem weiten runden Sockel errichtet, vor dem die Leute ms heute noch beten. Das Fest Kreuzerhöhung (14. September) war erkoren worden, um die Ermnerung an den wunderbaren Schutz festlich zu begehen, über das Kreuz wurde rundum ein großes Zelt errichtet, welches innen und außen mit Girlanden reichlich behängen wurde. Bis nahe zur mittleren Höhe des Kreuzes wurde ein Altar aufgebaut, auf dem allerlei Blumen standen und viele Kerzen brannten. Vor dem Altar stand ein Betschemel Gr den Priester und an den Seiten waren Stuhle aufgestellt. In diesem Zelte follte nun am Nachmittag des Festes eine Andacht nach goanesischem Ritus gehalten werden. Diese bestand in dem Absingen des Magnifikat durch einen zweistimmigen Frauenchor unter Orchesterbegleitung. Ich follte als Offiziant in vollem Ornate mit Chormantel am Betschcmel knieen und am Schlüsse ein Kirchengebet singen. Auf meine Äußerung, die Teilnahme des Priesters an der Andacht in dieser Form verstoße gegen die Vorschriften der Kirche, gab mau mir zur Antwort, das sei immer so gewesen. Da ich aber darauf bestand, ich dürfe höchstens im Chorhemd teilnehmen, gaben sie sich fchlicßlich damit zufrieden. Aber auch hier wurde der näselnde Gesang und die Geigerei maßlos in die Länge gezogen und fehlte auch das knatternde Feuerwerk rundherum nicht. Man wird daher meine Freude verstehen, als ich endlich nach überstandener Ohrengual wieder heimkehren konnte. Was die M a n g a l o r i e r angeht, so sind sie als Nachbarn der Goanesen denselben äußerlich in allem gleich, doch sind sie dem Charakter nach viel tiefer religiös, bescheidener, maßvoller und ehrlicher als die Goa- Unsere Lie.be Frau von Äthiopien. Ein italienischer Maler hat aus Verlangen des Propagandasekretärs Exz. Costa n thu das Gemälde ausgeführt. Die Kunst -geht auf byzantinisch-koptische Vorlagen zurück. (Fides-Foto.) nesen. Das ist hauptsächlich der gründlicheren religiösen Erziehung und seelsorglichen Betreuung durch die Jesuiten-Missionäre zuzu-schreibeu. Dies macht sich in allein bemerkbar, und deshalb stehen sie auch bei allen andern in höherem Ansehen. Ihrem Priester und der Kirche sind sie treu ergeben und erbauen durch ihre solide Frömmigkeit. Leider hatte ich nicht sehr viele in meiner Pfarrei. Denn wo sie in guter Anzahl vertreten sind, bilden sie ein starkes Gegengewicht gegen das oft anmaßende Benehmen der Goanesen. Die Madrassis. Beinahe in jeder Missionspfarrei Indiens befindet sich eine größere oder kleinere Gruppe armer Katholiken aus dem Süden Indiens, aus der Präsidentschaft Madras, die man deshalb auch Madrassis nennt. Sie sind meist Arbeiter, Diener und Köche und ziehen im ganzen Lande herum, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie gehören dem Stamm der Jraviden an, sind von schwärzlicher bis schwarzer Hautfarbe und sprechen eine von den dravidischen Sprachen: Damil oder Telugu. Weil sie so arm sind und auch soviel umherwandern, besuchen sie keine Schule und sind deshalb keineswegs von der Bildung beleckt. Das bißchen, was sie lernen, und das noch dürftig, ist die Religion, die ihnen in der Pfarrschule vom Katechisten (Kovilpillay) beigebracht wird. Als arme schwarzfarbige Klasse bleiben sie bescheiden im Hintergrund und bilden gleichsam ein Anhängsel der Pfarrei. Aber gerade wegen ihrer Armut und gedrückten Lage und wegen ihrer Anhänglichkeit an die Religion und ihrer kindlichen Einfalt sind sie ihrem Seelenhirten lieb und teuer. Sie hinwiederum verehren ihn als ihren Vater und suchen ihm auch bei all ihrer Armut mit kleinen Gaben an den hohen Festtagen Freude zu machen. Sie haben ohne Zweifel ja auch ihre Eigenheiten und Fehler, sind oberflächlich, sorglos, leichtlebig, schwach von Charakter und leicht beeinflußbar, vielfach auch zur Trunksucht, Unzucht, zum Stehlen und zum Aberglauben geneigt, was bei ihrer Unwissenheit und den vielen Gefahren ihrer Umgebung nicht besonders befremdlich erscheint. Man muß sich vielmehr wundern, daß sich die meisten von ihnen trotz alledem noch so brav halten. Sollten sie auch zeitweise in der Ausübung ihrer Religion lau und gleichgültig gewesen oder gar auf Abwege geraten sein, so nehmen sie es aber um so ernster, wenn sie krank werden und es zum Sterben geht. Wie oft habe ich das mit Rührung wahrgenommen, wenn ich ihnen, besonders zur Zeit der Pest und Cholera, in ihren armseligen Lehmhütten beistand. Wie geduldig und gottergeben sie da sind! Wie fromm und inbrünstig, wie reuig und zerknirscht sie da beten und die Sterbesakramente empfangen! Da konnte ich oft sehen, wie sie in christlicher Liebe so treu zusammenhalten, ein- ander helfen und alle Liebesdienste erweisen. Wird einer von ihnen zu Grabe getragen, dann nehmen alle Madrassis der Pfarrei, die frei sind, an der Beerdigung teil (außer der Zeit der Pest und Cholera) und stimmen nach derselben am Grabe ein zu Herzen gehendes Wehklagen an. Als Pfarrer kann man auch viel Merkwürdiges mit den Madrassis erleben. Es fiel mir immer auf, welchen Eifer sie entwickelten, wenn es gilt, den Blasiussegen und das Aschenkreuz zu empfangen. Wie kommen sie da am Aschermittwoch nach der^heiligen Messe mit Tüten.und Papieren in Scharen herbeigelaufen, um eine gute Portion geweihter Asche zu erhalten. Was sie im einzelnen damit machen, weiß ich nicht, aber jedenfalls schreiben sie derselben eine ganz eigene Kraft zu. Worauf die Madrassis besonders viel ®e= wicht legen, ist die möglichst feierlich begangene kirchliche Trauung. Das Brautpaar wird gewöhnlich von vielen Madrassis zur Kirche begleitet. Dort angekommen, ziehen sie in langer Prozession in die Kirche ein. Die Brautleute stellen sich mit ihren Angehörigen und Zeugen vor der Kommunionbank auf. Da sängt dann ein wahres Theater an. Ich hatte immer meine liebe Not, das Jawort aus den Brautleuten herauszubekommen. — Ich frage also den Bräutigam: „Willst du, Damian, die hier gegenwärtige Paula zu deiner Ehefrau nehmen?" — Keine Antwort. Der Bräutigam schaut vor sich hin, tiftelt mit den Fingern, schaut mich an, schaut die Umstehenden an, dreht sich herum und lacht nach Herzenslust— Ich setze ihm zu: „Nun sag doch Ja!" — Er schüttelt den Kopf, sieht sich seine Braut an und schmunzelt. Die Eltern drängen in ihn: „Dummer Kerl, sag doch Ja!" — Nein, er dreht sich wieder um und lacht, daß ihm die Tränen in den Augen stehen. — Ich rede ihm wieder zu: „Nun schnell, mein Lieber, sei gescheit und halt uns nicht so lange auf, sag: Ja!" — Verschämt lächelnd schüttelt er wieder den Kopf, blickt zur Decke hinauf wie in endlose Weiten und — schweigt. Mit vereinten Kräften rücken ihm jetzt alle Angehörigen und Zeugen zu Leibe, stupsen ihn und geben ihm Rippenstöße: „Mach doch keine Geschichten, verstell dich doch nicht, hast sie ja gern, willst sie ja haben, jetzt Schluß und sag: Ja!" Jetzt kann er nicht mehr widerstehen und heraus kommt's mit Löwenmut, nicht einmal, sondern zweimal: „Ja, Ja!" So, den hätten wir fest. Nun heißt's die Braut erstürmen und erobern. Ich beginne also den Angriff: „Willst du, Paula, den hier gegenwärtigen Damian zu deinem Ehemann nehmen" — Keine Antwort. Die bräutlich geschmückte schwarze Mamsell hält sich die Hände vor's Gesicht und lacht, neigt sich nach rechts zur Mutter und flüstert ihr kichernd zu: „Er weiß es ja, warum frägt er noch?" Nochmals rücke ich vor und bitte väterlich: „Nun sei artig, Paula, und sage schön Ja!" — Die rocinlttombe Kapelle in Südafrika. Die Inneneinrichtung einer Kapelle des Apost. Vikariates Aliwal wird von eingeborenen Frauen von einem Ort zum andern getragen. Die Frau zur Linken hat den Beichtstuhl auf dem Kopf. (Fides-Foto.) Vergebens. Nichts sagt sie. Sie zieht ihre blumenfarbige Schürze vor die Augen, trippelt hin und her, seufzt und kichert und blinzelt mich dann über den Rand der Schürze mit lachnassen Augen an. Ihr Kichern hat die andern angesteckt und da stehe ich Harrender vor einer still lachenden Brautgesellschaft. Der Mutter geht die Geduld aus. Sie wird energisch, stützt die Tochter in die Seite und sagt: „Paula, wir müssen uns ja schämen, sag doch Ja!" — „Ach, Mutter", tönt Paula halb weinerlich, „vor so vielen bring ich's nicht heraus, — sag du es für mich!" — „Was fällt dir ein, Paula", tutet ihr jetzt der Vater ins Ohr, „die ist ja schon verheiratet, du mutzt es sagen, mach schnell!" — Ein Schmunzeln geht über alle Gesichter. — Als letztes Aufgebot tritt nun der Bräutigam selber an sie heran und spricht im Flüsterton: „Paula, ioenn du mich haben willst, sag Ja! sonst gehe ich heim!" Wirklich: Er kam, sah, siegte. Es hatte die gewünschte Wirkung. Paula wurde jetzt auch entschieden und antwortete auf meine wiederholte Frage klar und deutlich: „Ja, ich nehme ihn!" Nachdem die heilige Handlung vorüber war, konnte ich wirklich von Herzen sagen: „Gott sei Dank, diese Madrassitrauung wäre mal wieder überstanden! Mögen beide glücklich sein und beieinander bleiben, bis der Tod sie schei- Dieser Wunsch ist gar nicht so unbegründet, denn manchmal sind sie schon auseinander, lange bevor der Tod sie trennt. Ja, einmal habe ich sogar ein Brautpaar getraut, das schon am Hochzeitstag auseinanderging. Der Bräutigam, ein guter braver Bursche und die Freude seiner frommen Eltern, hatte sein argloses Herz an die fünfzehnjährige Tochter einer befreundeten Madrassifamilie ge- hängt. Diese wollte er, wie er mir sagte, unbedingt heiraten. Da ich beide Familien gut kannte, hielt ich es für meine Pflicht, den unbescholtenen jungen Mann zu warnen. „Michel", sagte ich ihm, „da hättest du aber eine bessere Wahl treffen können; ich glaube nicht, datz die Dina zu dir patzt. Du weitzt es ja vielleicht besser als ich, Dina ist ein leichtes Vögelchen und hat keinen guten Namen. überlege dir die Sache Wohl!" — ,^Ja, Swami", erwiderte er, „ich weih das Wohl ganz gut, aber ich werde ihr zureden und sie gut bewachen, daun wird sie vielleicht doch noch brav." — „Michel", entgegnete ich, „mache, was du willst, aber gibt dich keinen Täuschungen hin: Aus einer Krähe wirst du niemals eine Bulbul (indische Nachtigall) machen, und ich glaube nicht, daß du mit Dina viel Gutes erleben wirst." Auch -den Eltern Michels drückte ich meine Befürchtung aus, daß die beiden jungen Leute nicht zusammenpaßten und die Sache nicht gut gehen werde. „Das haben wir ihm auch schon oft gesagt", erwiderten sie, „aber er will sie nun einmal haben, und wir wollen ihm sein Lebensglück nicht verderben". Kurz und gut, es kam zur Heirat, und nur mit schwerem Herzen habe ich die beiden getraut. Am Tage nach der Hochzeit kam Michel ganz traurig zu mir und teilte mir unter vielen Tränen und Schluchzen mit, daß, als sie sich zum festlichen Mittagessen setzen wollten, seine Frau Dina nirgends zu finden war und seitdem verschwunden sei. „Ärmer Michel", sagte ich ihn tröstend, „verzweifle nicht, habe Geduld, warte ab, vielleicht kommt sie doch wieder!" — Allein, es verging eine Woche, und Dina ließ sich nirgends sehen. Es verging ein Monat, und da wußte man, daß sie in einer anderen Station mit einem Mohammedaner zusammenlebte. Bald stellte sich der tief- betrübte Michel wieder ein und sagte mir, erhübe Dina geschrieben, sie aber habe ihm geantwortet, sie wolle nicht mit ihm zusammenleben, denn seine Angehörigen gefielen ihr nicht — er solle eine andere heiraten. „Siehst du, Michel", hielt ich ihm vor, „wie du da mit deiner Dina hereingefallen bist? Habe ich es dir nicht gesagt, dass du uichts Gutes mit ihr erleben würdest? Nun mußt du es zu deinem Leidwesen bitter fühlen!" Der arme Junge stand ganz trostlos da und stierte vor sich hin. Er tat mir wirklich leid. Aber er raffte sich wieder auf und sagte: „Wenn sie nicht zurückkommen will, was soll ich da machen? Da muß ich halt eine andere heiraten, aber diesmal eine bessere". „Mein lieber Michel", erwiderte ich, „das hat noch gute Weile, nur nicht so hitzig; das mußt du nicht nur nicht, das darfst dn ja nicht einmal. Es ist dir doch klar genug gesagt worden, daß die christliche Ehe ein unauflösbarer Bund ist für's ganze Leben, so daß ein Mann, der zu Lebzeiten seiner rechtmäßigen Frau eine andere heiratet, vor Gott ein Ehebrecher ist und sich selbst vom Reiche Gottes ausschließt. Es bleibt dir also nichts anderes übrig, als brav und enthaltsam zu leben wie vorher, bis Dina entweder zurückkehrt oder stirbt." „So—o—o?" kam es kleinlaut von Michel, „ich meinte, das sei doch nicht so streng zu nehmen — andere tun es ja auch; aber wenn es so mit der Ehe steht, dann will ich mich auch drein fügen." Michel hat auch wirklich Wort gehalten, hielt sich brav und trug sein Kreuz und kam eifrig zu den heiligen Sakramenten. Das war eines von den Madrassi-Ehcerleb-nissen und möge genügen. Wie man aus diesem Kapitel ersehen konnte, bringt eine so buntscheckige Herde allerlei Erlebnisse mit sich, und man muß hier als Seelenhirte froh sein, wenn man so verschieden geartete Pfarrkinder so gut, wie es geht, auf dem Wege christlicher Pflicht und Sitte hält. 7. Zwei drollige Pfarr-Adjutautc». In der Betreuung von Kirche und Pfarr-gemcinde standen mir als Missionspfarrer zwei Gehilfen zur Seite: der Sakristan und der Katechist der Madrassikinder und etwaiger Hindukonvertiten. Diese beiden Persönlichkeiten verdienen eine ganz besondere Würdigung. Der lächelnde Francis. Meine Vorgänger hatten sich keinen Sakristan gehalten, sondern sich für die uotwen-digsten Dienstleistungen in Sakristei und Kirche mit einigen guten Jungens geholfen. Diese mochten wohl fürs Herrichten des Altars, fürs Läuten der Glocken — und welche Jungens täten das nicht gerne? —, fürs Mi-nistrieren und Weglegen der Paramente genügen. Aber da gab cs doch so viele notwendige Dienstleistungen verschiedenster Art in Sakristei, Kirche und bei Seelsorgsarbeiten, wozu sie meistens nicht zu haben und auch sowieso ganz unbrauchbar waren. Wie sollten Ordnung und Reinlichkeit in Kirche und Sakristei dauernd herrschen und alle zum Gottesdienst notwendigen Dinge würdig instand gehalten werden ohne ständigen Sakristan? Wie erwünscht, ja wie notwendig war die ständige Anwesenheit eines Sakristans für die vielen Verfehgänge bei Tag und bei Nacht, besonders zur Zeit der immer wiederkehrenden Epidemien! Ebenso für die Begleitung bei Krankenbesuchen, namentlich von Frauen, beren' Männer nicht zu Hause waren. Und da die Station als Fieberloch weit und breit berüchtigt ist, gab es zu jeder Tageszeit Kranke genug, die besucht werden mußten. Wie oft war ich da froh, meinen 'Sakristan zum Schutze des guten Namens als Begleiter bei mir zu haben! Und wie weise erschien mir da immer die wichtige Regel meines Ordens über den Begleiter der ausgehenden Patres! Die Welt ist schlecht — und damit muß man rechnen. Zudem waren manche wichtige Ausgänge zu machen, mit denen ich nur den Sakristan betrauen konnte. Weil man überdies dort wegen der furchtbaren Hitze auch während der Nacht kaum vor ein Uhr einschlafen kann und mir die Natur einen so festen Schlaf verliehen hat, daß ich manchmal den Wecker neben mir überhörte, so war es doch sehr ratsam, einen zuverlässigen Sakristan im Hause zu haben, der mich morgens, tuenn nötig, aufweckte. Also Gründe genug, mich nach einem tüchtigen Sakristan umzusehen. — Ein Pater, an den ich mich wandte, empfahl mir in den höchsten Tönen einen braven jungen Goanesen in Karachi. Später wurde ich den Gedanken nicht los, er habe mir denselben aus Ulk empfohlen. Aber in gutem Glauben ließ ich ihn kommen. Nach kaum einer Woche erschien er schon und stellte sich als Mr. Francis £., gewesener Teacher (Lehrer) von Karachi, vor. Er war ein schlanker junger Mann von brauner Hautfarbe, in einem Anzug von tadellosem Schnitt, fein frisiert und parfümiert, glänzend gescheitelt, um sein Antlitz ein ewig verklärtes süßes Lächeln. Er erklärte sich hochbeglückt, jetzt immerdar dem Heiligtum |o nahe zu sein und als Sakristau im heiligen Tempel Gottes Engeldienste verrichten zu können. Ich zeigte ihm alles in der Sakristei in Schränken und Schubläden und entwarf ihm ein klares Bild seiner Pflichten. Das alles sei ihm eine Freude und könne er gut leisten, sagte er lächelnd. Seine überschwenglichen Glückseligkeitsausdrücke und sein ganzes Wesen brachten mich immer mehr zur Überzeugung, daß der ewig lächelnde Francis kein normaler Mensch war, und daß wohl sehr triftige Gründe dazu geführt hatten, ihn als Lehrer möglichst weit abzuschieben. (Fortsetzung folgt.)