sYTTfTTTTTTiTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT wm- Katholische IWssioes-ZcItscbrlft « « herausgegeven von der öesellsebaft der „Söhne des bist. Herzens Zesu". « « Erscheint monatlich. — Drois jährlich mit Vostversenöung .3 K = 3 Mk. = 4 Frcs. Wr. 12. Dezember 1904. VII. Iahrg. Inhalt: Seite Der Wnvefleckteuipfangencn Gottesmutter " Warta...............'....... 353 Stille Wacht, heilige Wacht:.................354 gilt der Wildnis.............................358 Im Lande der Dschür..........................363 Der mähre Lanz der Schilluk..................366 Ans dein Willionsleöcn: Eine süße Erin-uerimg. — Arthur Franz Mohammed. Wertchiedcnes: Seligsprechung eines afrikanischen Bischofs. — Austrocknung des Tschad-Sees. — Englische Expedition gegen Häuptlinge im Sudan. — Der Afrikabesitz der europäischen Mächte. — Das Zebra als Haustier. — Unsere Bitten .... 382 Hclietserüörungen und Empfehlungen . . 384 Abbildungen: Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Assuan. — Eingang zur Kirche in Assuan. — Tanz der Schilluk. — Neger im Tanzkostum. — Tanz (Gesang) um die Trommel. — Neue Wohnung in iiul. — Schilluk-krieger. — Muezin, die zum Gebete rufen. B B B B B B B B B B B MiDonsdsm Hlübland bei Brixen (Tirol). ZZrieskaslen der Wedaktion. Hath 0. F. aus T. hat geschrieben; er und A. haben „Stern" erhalten. — ~ft. €. IN ? Hoffe, daß der neue „Stern" überraschen wird, nach ihrem Wunsche; bald Abfahrt. Doppelte Größe der Zeichnungen photographisch verkleinert geben feine Cliche. — P. H. in £. Papier abgeschickt; ob Brief, weiß ich nicht. Gruß u. Dank an P. M. Kommt Artikel über Schmiede? — IR. R. in Ü. Wenn Sie noch mehr Adressen wissen für Probenuinmern, schicken Sie solche nur sehr viele; werde sehr dankbar sein. — P. IR. in Hb. Erwarte mit Sehnsucht den Artikel von P. H. und einen aus Ihrer Feder. -7- P. %. in ? Gewiß vieles auf der Reise erlebt; hoffe Nachrichten. — H. H. Bisher noch wenige Aussicht auf einen herrlichen Christbaum. Wenn Sie dazu beitragen wollten, würden Sie uns große Freude bereiten; alles ist zu diesem Zwecke brauchbar. — Den überseeischen Lesern wünscht ein schönes Christkind der Redakteur. WW' Zur Beachtung. -MJ 1. Unter dem Titel Abounementserneuermig werden wir jeden Monat auf dem Umschlag die Schleifnummern jener Abonnenten veröffentlichen, welche während der Zeit, die dort verzeichnet ist, ihr Abonnement erneuert haben. Wir bitten deshalb unsere Abonnenten stets ihre Schleifnummer zu beachten, um sich zu vergewissern, indem sie unten nachsehen, ob der Abonnementsbetrag zu uns gelangt ist. 2. Einige Abonnenten, um nicht jährlich den Abonnementsbetrag für die Zeitschrift einsenden zu müssen, möchten wissen, welche Summe genügt, um lebenslänglich an den „Stern der Neger" abonniert zu sein. Da nun der „Stern" 2 Kronen kosten wird, wurde die Summe von 50 Kronen bestimmt, um lebenslänglicher Abonnent des „Stern der Neger zu sein. Abonnernentsernerrerungen vom 1. Oktober bis 22. November 1904 haben die folgenden Nummern ihr Abonnement erneuert: 104, 114, 117, 118, 119, 147, 215, 222, 224, 225, 232, 233, 234, 236, 238, 239, 263, 267, 276, 281, 283, 285, 290, 293, 1014, 1015, 1050, 1256, 1457, 1503, 1567, 1586, 1622, 1627, 1639, 2109, 2112, 2167, 2232, 2233, 2245, 2500, 2684, 2738, 3179, 3188, 3284, 3346, 3403, 3461, 3531, 3583, 3655, 3787, 3831, 3861, 3864, 3927, 3959, 4071, 4092, 4104, 4266, 4304, 4364, 4402, 4423, 4428, 4442, 4450, 4459, 4606, 4609, 4616. Korrespondenz der Expedition. Angegangene Geldsendungen. (Vom 25. Oktober bis zum 22. November 1904.) (In Kronen.) Kr. Schilcher, Antoniusbrot 6.— * H. H. Koop. Christanell 10.— * Joh. Forer (samt Abonnementsbetrag) 8.— * Meraner E. 20.— * I. Mitterer (samt Abonnementsbetrag) 6.— * Murat, Meran „für die Mission" 50.— * Jos. Huber, (samt Abonnementsbetrag) 6.— * Durch Dr. H. Lehmann aus einem Nachlasse 1000.— * Als frommes Legat aus Sal-taus 90.— * Ivan Lenart (samt Abonnementsbetrag) 25.— * Joh. Hochwallner für hl. Messen (samt Abonnemeutsbetrag) 10.— * I. Krater, I. 2.— * I. Mitterer 37.— * Dr. Ed. Hönigschmied (samt Abonnementsbetrag) 4.— * Aus Wien 5.— * H. W. in S. 3.— * Frommes Legat aus Albeins 105.84 * Valentin Riml, (samt Abonnement) 10.— * Durch P. B. Grüner 0.8.13. 15.— ' * Aus Feistritz 3.— * Aus Jmsterberg „für die afrikanische Mission" 3.— * Hochw. Pf. Franz Schittko (samt Abonenmentsbetrag) 10.— * Weiß-Sulzberg 3.— * Capl. Brorsti 35.10 * Neumann Franz. 10.— * Michael Senser (samt Abonnementsbetrag) 8.— * Aus Rohrau b. Bruck 10.— * Aus Baden 189.— * Anton Neuhauser (samt Abonnementsbetrag) 5.— * A. H. Griesbach 11.75 — I. Henkel 2.11 — * Andrst Unterberger (samt Abonnementsbetrag) 5.— * Durch das Pfarramt Mähring von einen: Wohltäter 936.— * Fr. M. Kopf 5,— * A. Guggen-berger W. 4.— * I. Hämmerle, G. 2.— * S. B. Sexten 6.— * S. G. Laneve, Wien (samt Abonnementsbetrag) 10.— * M. Aidelsburger L. 11.75 * Opferstöckl 0.25 * Aus Baden für ein Heidenkind zu taufen auf den Namen „Magdalena" 24.57 * M. Freund für ein Heidenkind zu taufen auf den Namen „Joh. Nepomuk" 21.— * Katechet I. Smrkaz 40.—. * * * Fortsetzung auf der dritten Umschlagseite. Tür DL messe«: N. N. aus Mittersill 10,- * Jos. Huber 5.86 :i: N. N. aus Brixen 10.— * I. R. aus Jnzing 3.— * I. W. aus Landeck 5,— * Durch Barbara Waldner 40.— * Pf. Montag 28.— * Religionslehrer Mohn 21.54 * Anna Rühl 6.— * Frl. Fröhlich, Uhrweiler 25.74 * Schn. H. Haag 7,— * W. aus Heilig Kreuz 52.— * Wessig 3.— * N. N. aus Brixen 22.80 * B. St. aus Baden 28.05 * Pf. L. aus Grieskirchen 104.28 * I. H. aus Reifenberg 15.21 * A. G: aus Welsberg 2.— * Ein Theolog aus Brixen 24.—. Gaben in Gegenständen: A. Schmied. „Hettinger: Fund. Theologie". — A. Ansprengen, Wien: aszetische Bücher. — Dr. Moroder: Hl. Legende. — Math. Ulmer: ein schönes Buch. — N. N. aus L. einen soliden Wettermantel. — Holzknecht St. U. eine prachtvolle Akkordzither. (NB. Ein Gaudium für die Negerlein! Anm. d. R.) Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. flit alle unsere Leser; Zur Kenntnisnahme it i. Januar i§o§ beginnt der „Stern der Neger" den §. Jahrgang e Zeitschrift kostet pÄä nur mehr .PM* einen mimen 2 Kronen (2 mark). tim des guten Merkes willen, das durch Abnehmen der Zeitschrift gefördert wird, bitten wir unsere verehrten Leser und Leserinnen, treu bleiben zu wollen und ein jeder Abonnent führe uns mindestens einen neuen Leser zu. iv : „Ave Maria“. Zwei Könige der Zukunft bringt in reizenden Kinderportraiten das Novemberheft der illustrierten Familienzeitschrift „Ave Maria" (Preßverein Linz, 12 Hefte 1 K 84, 2 M. 10). Tieferschütternd ist die Erzählung Allerseelen von Gheri, echt volkstümlich geschrieben. Trostlied voin Leiden von Pesendorfer. Stadtpfarrer Wagnleithner veröffentlicht ein geistvolles Essay über seine Lourdesfahrt. Den großen Bischof Rudigier sehen wir im Bilde auf dem Paradebette. Die hochpoetisch gelegene Wallfahrt Maria-Blasibrunn bei Losenstein ist in Wort und Bild vorgeführt. Prachtvoll sind die Bilder vom berühmten Altar in Kefermarkt, für den Humor sorgen die heiteren Schulerlebnisse. 13 Bilder zieren das künstlerisch ausgestattete Heft. babsburgs Engel, die edle Kaiserstochter Erzherzogin Valerie schildert ein reizendes Gedicht mit Portrait in der lieben Kinderschrift „Kleines Ave Maria", (Nr. 19 und 20). Verlag von Fel. Rauch in Innsbruck, zu beziehen durch alle Buchhandlungen: Ein schöne; Andenken an das 50jährige Iuöil'äurrr 6er feierlichen Erklärung öes Glaubenssatzes Lion der unbesiegten Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria ist das Werk: Mulis limiriliti, tins grofje limtleiijeuiieu mn Simmel' des 19. Itrfirfi. Von P. Philibert Seeböek, 0. J. m., Lektor der heiligen Theologie. Kirchlich approbiert. Durch viele Bilder illustriert. XIV und 384 Seiten in gr. 8°. Broschiert IC 5.— — M. 5.— in eleg. Leinwandband mit Rotschnitt IC 6.20 — M. 6.—. Inka lts-Dcr;eich,ns. Quellen. Maria, der Ehrenpreis aller Zeiten. Vorrede. Die Verehrung Mariens im XIX. Jahrhundert. Einleitung. Die Mächte der Finsternis und die Macht des Lichtes. Das Dogma der unbefleckten Empfängnis Maria, das Gnadenzeichen des XIX. Jahr-hunders. Die Freimaurerei Die Anarchie. — Haria= nische Wallfahrten im XIX. Jahrhundert. Lourdes, Seite 3—44. — Österreich. Seite 45—58. — Tirol. Marien-Wallfahrtcn. S. 59—86. — Deutschland, Schweiz, Belgien, Frankreich, Italien, Polen, Mexiko, Türkei, Spanien. Seite 87—156. — Grosze Diener Hamens im XIX. Jahrhundert. Seite 157—219. — Deutsche Dichierstimmen aus dem XIX. Jahrhundert zum Kreise der seligsten Jungfrau Hama. Seite 220—272. — I. Math. Dichteistimmen, II. Kath. Dichterstimmen, III. Kath. Dichterinnen. — Nrünungsfeierlichlieiteii und Ausbreitung der Harienverehrung. Seite 273—290. — Erscheinungen der seligsten Jungfrau Harra. Seite 291—320. — Andachten und Jlefte zu Ehren der seligsten Jungfrau Haria im XIX. Jahrhundert. Seite 321—349. — Hainan. Kongregationen, Bruderschaften und Vereine. Seite 351—384. Wie schon aus dem Inhalts-Verzeichnis ersichtlich, ein herrliches Werk, ein prachtvolles Andenken an das Jubeljahr der unbefleckten Gottesmutter Maria. Eignet sich sehr als Weihnachtsgeschenk und sei darum allen Maricn-kindern aufs wärmste empfohlen. Verlag von Fel. Rauch in Innsbruck, zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Die heilige Soiniiiitnicn das Kostbarste Geschenk ürs Herzens Jesu Belehrung und Gebete von P. Jranz Rattler §. 3. Zweite, vermehrte Auslage. — Mit ftirstbischöfl. Approbation und Erlaubnis der Ordcnsobern. iBtrRrt 350 Seiten in 8°. Mit 2 Bildern. — Brosch. IC 1.80 — M. 1.80, in Leinwand Rotschnitl IC 2.40 — M. 5.40. Hölzl, Jolkstieder mit Noten und Angabe der Begleitakkorde oberhalb der Takte. Die Auswahl der Lieder ist eine sehr gelungene, ' recht trefflich ist für die „feinere" und für die „derbere" Kost gesorgt. (Die Lieder derbesten Inhaltes sind in den Lieferungen mit rotem Umschlag, die feineren in den grünen Lieferungen enthalten. „Was ich mir an den urwüchsigen Liedern am meisten lobe, ist, daß der Sammler sie alle auf den „Glanz" hergerichtet hat und dabei alles erotische, alles zu derbe usw. unbarmherzig fernzuhalten wußte." Erschienen sind: 1000 Gulden sind wir wert 40 Vollst, grün Lach'n oder rer'n 1 .... 35 „ rot „Grüß enk Gott, Lentl!" Alte Hirtenlieder oder Weihnachtsgesänge .....................39 „ blau Demnächst werden erscheinen: Tirolerkinder - . . Volkslieder rot „Für Nichtraucher!" „ grün Der Voglwirtshans „ rot Diese eignen sich vielfach auch zu ganz einfachen dramatischen Aufführungen (Weihnachtsspielen). Solid und dauerhaft gebunden Preis 50 h, auf 12 Exemplare 1 Freiexemplar, bei 50 Exemplare 10 Freiexemplare, bei 100 Exemplare 25 Freiexemplare. Prospekte auf Wunsch gratis. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Herausgeber: Itlartin i)51Zl, Altenmarkt bei Radstadt (Österreich). Kt. Detrus Maver-AoöaliMt für die afriß. Missionen. Rom, via Giov. Lanza 129. Wer einem besonderen Zuge des Herzens folgend, aus Liebe zu den verlassensten Seelen in Afrika sein Leben ganz in den Dienst der afrikanischen Missionäre und Missionsschweftern stellen möchte, wird auf die St. Petrus Elaver-Sodalität aufmerksam gemacht, eine vom heil. Stuhle genehmigte weibliche Hilfsmissionsgefellschaft zur Unterstützung der afrikanischen Missionen. Genannte Sodalität besitzt bereits zwei Probehäuser, das eine in Rom. das andere in Maria Sorg bei Salzburg. Fräulein mit sehr sorgfältiger Erziehung, in erster Linie solche, welche die Kenntnis mehrerer Umgangssprachen besitzen, finden Aufnahme. Erläuternde Druckschriften stehen zur Verfügung. Man wende sich an die General-Leiterin Gräfin Maria Theresia Ledüchowska, Rom, via Giov. Lanza 129, oder an die Leiterin des Missionshauses zu Maria Sorg bei Salzburg (Österreich). Katholische Hlissions-Zeitscbrlft. sir. 12. Dezember 1904. VH. Iahrg. Der Unbeflecktempfangenen Gottesmutter Maria. Bus nach Rom, hieß es vor fünfzig Jahren, lin‘3 dasein Rufe folgte die ganze WM katholische Welt. Tausende und abertausende eilten der ewigen Stadt zu, um aus dein unfehlbaren Munde des Statthalters Jesu Christi die längst tiefeingewurzelte Wahrheit nun als Glaubenslehre zu vernehmen, daß Maria, die seligste Gottesmutter unbefleckt empfangen wurde. Dieser hellleuchtende Stern, den der große Papst Pius IX. in den Strahlenkranz der reinsten Jungfrau fügte, glänzt nun bereits 50 Jahre und diesen fünf-X zigsten Jahrestag aufs feierlichste zu X begehen, muß die Freude eines jeden K echten Marienkindes bilden. I Darum: Auf nach Rom, wenn auch [s nicht wirklich, doch dem Geiste nach, um Q- an den Marianischen Jubelfesten in yo Rom teilzunehmen. Tausende werden jo dieser Einladung wirklich Folge leisten. Schließen wir uns diesen im Geiste an und halten wir mit ihnen die neuntä'gige Andacht zur Unbefleckten Empfängnis, um so geistiger Weise an den Festlichkeiten, Gebeten und Andachten, welche in jenen Tagen, wie bekannt, vom 29. November bis 8. Dezember an den heiligen Stätten in Rom stattfinden werden. Haben wir uns so mit Eifer auf das Fest der Unbefleckten vorbereitet, so wird endlich der Gnadentag, jener Tag, „den der Herr gemacht hat", anbrechen, auf den wir mit Sehnsucht geharrt. Dann werden auch wir in die heilige Festfreude, in den Jubel der ganzen Kirche einstimmen und in heiliger Begeisterung über die Glorie der unbefleckt Empfangenen ihr immer von neuem zurufen: „Ave Nuria! Du bist ganz rein und keine Makel ist an Dir!" Wir werden uns freuen, daß Gott eine solche Huld einem Geschöpfe zuteil werden ließ: Maria, die nach dem Gange der Natur auch diesem allgemeinen Gesetze verfallen mußte, durch die Verdienste Jesu Christi von der Erbsünde frei bewahrte und vielmehr mit einer Fülle von Gnaden bereicherte. — „Maria ist ohne Sünde empfangen" heißt also ganz dasselbe tote: „Sie hat immer Gnade gehabt". Denn wo der Tod nicht herrscht, strömt frisches Leben, too die Sünde nicht wohnt, stets Gnade thront. Darum begrüßt der Engel Maria als die „Gnadenvolle". Konnte es denn auch anders sein? Maria war ja von Ewigkeit her bestimmt, den Urheber aller Gnaden in sich aufzunehmen und ihn uns zu schenken. Darum sagt schon der hl. Anselmus so schön: „Denke dir jemanden, der sich einen Palast baut, für den er ganz besondere Zwecke hat und in welchem er lange und mit Freuden wohnen und zugleich allen, die seine Hilfe und Güte anflehen, mit besonderer Herablassung dieselbe gewähren will; wird er im Beginn des Baues gestatten, daß ein schwacher, unangemessener Grund gelegt werde? Gewiß nicht. Nun wir glauben gleicherweise unzweifelhaft, daß die göttliche Weisheit von Ewigkeit beschlossen hat, sich eine besonderk Wohnung zu erbauen . . . jenen Tabernakel des hl. Geistes nämlich, in welchem und durch welchen dieselbe Weisheit mit den Menschen sich vereinigen und Mensch werden wollte, um allen Erbarmen und Schonung zu erweisen. Wäre aber dieses Heiligtum, dieser Thron der allgemeinen Versöhnung, da er durch Mitwirkung des hl. Geistes erbaut wurde, in seinem ersten Erstehen von der Sünde befleckt gewesen, so wäre das Fundament wahrlich weder fest, noch dem weiteren Baue entsprechend gewesen." Ja, du, o Maria, bist die gänzlich und im höchsten Grade Unbefleckte. Darum rufen wir dir mit dem hl. Johannes Dantascenus zu: „Sei gegrüßt, du einzige Mutter des Herrn, du herrlicher uni) strahlendster Schmuck des Himmels, der Erde und der Unterwelt". Du bist nach der hlst. Dreifaltigkeit die Herrin über alles, leuchtender als Licht, reiner als alle Reinheit und darum würdig, daß du von Geschlecht zu Geschlecht, von den Menschen und Engeln mit einer Stimme ehrfurchtsvoll verherrlicht werdest. In dieses Lob wollen wir alle besonders in diesen Tagen des Jubeljahres einstimmen. Aber du, o Unbefleckt-Empfangene, bewirke auch und mache jene würdig, die dich noch nicht kennen: die armen Heiden. Du bist ja auch und wirst angerufen von unsern lieben Negern in Afrika: „Du Königin des Negerlandes, bitte für uns". Flehen wir besonders in diesen Tagen auch um die Bekehrung Zentral-Afrikas. An den Gnadenstätten der Unbefleckten mischen wir unsere Gebete mit denen aller wahren Marienkinder für die Ärmsten der Armen, für die Neger. einem kleinen, unbedeutenden Seitentale in den Tiroler Alpen liegt das Dörfchen F .... Ein kleines Kirchlein mit einem spitzen, roten Turme, daran ein kleiner Gottesacker und um denselben etwa 20—30 Bauernhöfe, durchwegs aus Holz gebaut, bilden das Dorf. Die Lage des Ortes ist lieblich und das ganze Bild, mit den hohen Bergen, dem rauschenden Alpenbache, HircHe der ilnMIekten Empfängnis in Assuan. den romantischen Talschluchten an beiden Seiten, am Fuße des Berges belebte Weideplätze und inmitten derselben, zwischen Bäumen und Gesträuch das Dörfchen mit dem besonderen Reize seiner Schlichtheit, M das macht den Eindruck einer stillen, bescheidenen Zufriedenheit. Es war ein freundlicher Wintertag der 24. Dezember 190 .. Die Sonne ist bereits hinter den Bergen verschwunden; der leichte Purpurschimmer, den das Abendrot der scheidenden Sonne über die schneebedeckten Gefilde ausgegossen und ihnen dadurch einen feierlichen, festlichen Charakter gegeben hat, schwindet allmählich und geht in ein nebelgraues Weiß über. Die leichten Nebelstreifen, die sich an den Abhängen der Berge hinziehen und in den seitlichen Schluchten mehr und mehr ausbreiten und ansammeln, um sich dann langsam als massige Wolkenbälle über die Bergesgipfel zu erheben, das allmähliche Hereinbrechen der Nacht, die lautlose Stille der Natur, selbst in dem sonst so lebensvollen Dörfchen, der Schimmer sovieler, hellerleuchteter Fenster, Freudenrufe und Jubel der Kinder, die man aus manchem Hause im Vorübergehen erlauschen kann, all das macht heute einen so eigenartigen Eindruck, der sich nicht so leicht schildern läßt und sich wohl am besten in dem einen Wort „Christnacht" zum Ausdrucke bringt. Ja, eine wahre Freuden- und Friedensnacht im Dörfchen für viele, für alle — nur ein Häuschen, eine arme Hütte ausgenommen. Drunten an der Brücke des Talbaches, einige hundert Schritte vom Dorfe entfernt, steht das Haus des Arztes, das einzige Haus, das aus Steinen erbaut und mit Ziegeln gedeckt ist, die Zierde des Dorfes. Der Arzt steht sich hier recht gut, denn obwohl das Dörfchen selbst klein ist, bildet es doch gleichsam den Mittelpunkt des ganzen Tales, einen Verkehrsknotenpunkt zwischen mehreren, vielleicht ebenso großen Ortschaften. — Reges Leben herrscht heute abend im Hause. Ein Strom von Licht flutet aus den hohen Fenstern über den Hausgarten hin, immer weiter sich ausbreitend, aber matter und schwächer werdend, bis es endlich im Dunkel der Nacht erlischt. Doch läßt es noch am eisigen Bächlein das erstarrte, vom Eis glitzernde Gesträuch erblicken und hinter demselben in schwachen Umrissen das Dach einer elenden Hütte aus dem dunklen Hintergründe hervortreten. — Hier gewährt Alles den Anblick des Erstorbenen; nur das matte Flackern eines Lämpchens, das man durch eine halbverfallene Fensteröffnung gewahrt, sagt, daß auch hier Leben herrscht, daß hier zwei arme Herzen schlagen. — Matt und abgezehrt, mit dem Ausdruck schmerzlicher Wehmut, gemildert durch willige Ergebung, liegt die Mutter auf dem kalten Strohlager; daneben steht ein tischartiges Gestelle, darauf ein Öllämpchen, ein Becher mit einem Zinnlöffel, einige ausgestreute, feuchte Zündhölzchen und ein hartes Stück Weißbrot, das eine Nachbarin vor 2 Tagen gebracht hat. Stumm betrachtet die Kranke ihr etwa 7jähriges Kind, Lieschen genannt, das, an den Tisch gelehnt, sinnend auf den Boden starrt. Wie leblos steht es da, nur hie und da ein leises Zittern um die Lippen, das Erglänzen einer herabrollenden Träne, ein schwacher Seufzer. „Lieschen," spricht die Mutter, um das Kind aus seinen traurigen Träumen aufzurütteln, „Lieschen, sei nicht so traurig, laß das Sinnen! Wenn du auch nicht die Freuden hast, wie die andern Kinder, wenn ich dir heute auch gar nichts Liebes tun kann und die Leute, nur auf die Freude ihrer eigenen Kinder bedacht, uns heute ganz vergessen haben; sei jetzt ruhig, schau-------- mir zu liebe, der kranken Mutter zu liebe — ich wollte dir ja alles tun, — und dem Christkind, dem lieben Christkind zu lieb. Geh lieber gleich schlafen, s' ist am besten für dich". Aber statt sich durch diese wohlgemeinten Worte zu trösten, kann das Kind den verborgenen Schmerz nicht mehr zurückhalten und beginnt zu schluchzen. Es kann die einzige Freude des laugen, langen Jahres, verlebt in Armut und Not, ein bescheidenes Christbäumchen mit einigen Geschenken, was es in den früheren Jahren immer bekommen hat, gar so schwer verscherzen. Und zum eigenen Kummer fühlt es noch in seiner kindlichen Zartheit den bitteren Schmerz der kranken Mutter, den sie um seinetwillen empfand. Doch folgsam wie immer, kniet es ohne Zander nieder, betet das kurze Schutzengelgebetchen, während es das Schluchzen eine kurze Zeit unterdrückt, legt sich zu Bette und nach wenigen Augenblicken hat es Eingang to Kircftc in Assuan. item der Negi der Schlaf übermannt; Kindersorgen sind eben eigener Art, ich möchte sagen, unschuldiger Natur. Doch der kleine Geist ruht nicht. — Eine Reihe von Traumbildern, äußerlich begleitet von einigen fieberhaften, unverständlichen Ausrufen, zieht da im Geiste vorüber: Christbaum, Engel, Sang, Freude; Hunger, Schnee, Kälte, Krankenbett, Mutter, Elend, Tränen und andere Bilder tauchen nacheinander auf und verschmelzen zu einem buntfarbigen Gesamtbilde, bald traurig, bald freudig. — Die Nacht ist bereits vorgeschritten, der Mond hat sich über die Berge erhoben und gießt ein sanftes Licht über die schlummernde Natur aus; er blickt hernieder, als wollte er all den Leuten ein Führer sein, die jetzt zur hl. Christmette eilen; er blickt hernieder, um Zeuge zu sein manchen Elendes, das auch in dieser Friedensnacht unter so manchem Dache wohnt, Zeuge zu sein auch so mancher Schlechtigkeit, die selbst diese geheiligte Nacht nicht scheut. — In der Hütte ist es totenstill. Die kranke Mutter ist eingeschlummert, Lieschen ruhiger geworden, die Träume freundlicher. Sieh da, auf einmal erhellt sich die Stube, Engel steigen hernieder und in ihrer Mitte schwebt ein prächtiger Weihnachtsbaum langsam, langsam zur Erde nieder und ein lieblicher Sang läßt sich Vernehmen, erst ganz fern und verschwommen, dann immer näher, klarer und melodischer, bis er ausklingt in die lieblichen Weisen des „Stille Nacht, heilige Nacht, Alles schläft . . . ." „Mutter," ruft das Kind, „Mutter, sieh!" — und richtet sich vom Lager auf. Doch hier — kalte Nacht! Nur der schwache Schimmer des Mondlichtes dringt durch die eisigen Fensterscheiben. Engel, Baum, Gesang — alles verschwunden, — alles Glück nur ein süßer Traum! Halb schlafend, fiebernd und wie von der traurigen Überraschung zurückgeworfen, sinkt das Kind auf das Lager hin und träumt weiter!--------------— Lieber Leser, ich will jetzt die arme Familie gehen lassen, die Geschichte ist gar zu traurig, und dir dafür etwas andres sagen. Es wird wohl wenig Dörfer geben, von Städten will ich gar nicht reden, wo nicht das eine oder andre Kind, die eine oder andre Familie in ganz ähnlicher Weise seinen hl. Abend zubringen muß, vielleicht noch elender! Mein Lieber, die hl. Weihnachtszeit ist so recht die Zeit christlicher Liebe. Weihnachten erinnert uns an das größte Werk der Liebe, die Menschwerdung des Sohnes Gottes. Und zum Danke für diese Liebe sollen wir gerade in dieser Zeit unsere Liebe zum armen Mitmenschen bekunden. Gewiß, eine jede Träne, die du deinem leidenden Nächsten trocknest, erspart dir hundert solche! Und zum Schlüsse möchte ich dich — darfst mirs nicht übelnehmen, denn es ist wohlbegründet — noch auch erinnern an die ärmsten Negerkinder, an deren geistlichen Vater und Hirten, unseren Missionsbischof, dann auch an unser Haus und unsere Zöglinge, die eine gar große Freude hätten am Weihnachtsbaume, wenn .... Br. Wilfling. In der Wildnis. Bericht des hochw. P. Stephan Bocken hub er F. 8. C. D? n anmutiger unvergleichlich schöner Lage dehnen ^ sich längs der dichtbewaldeten Gehänge eines Hochplateau's die Hütten der jüngstgegründeten Missionsstation des hl. Petrus Claver in M bili aus. Seit den ersten Tagen unserer Ankunft übte genanntes Hochplateau stets einen großen Zauber, eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. In meinen Mußestunden stieg ich daher gerne hinauf, um mich an der prachtvollen Aussicht, an dem Gezwitscher der für mich neuen gefiederten Sänger zu erfreuen, oder dem geheimnisvollen Säuseln und Lispeln des Nr. 12 Stern der Neger Seite 359 Gallerienwaldes in der Nähe zu lauschen. Ö, wie fühlte ich mich da immer so gehoben, so frei von der Erbärmlichkeit dieser irdischen Dinge und der himmlischen Heimat so nahe. Eines Sonntags nachmittag gegen x/22 Uhr begab ich mich abermals zu meinem Lieblingsort hinauf, in der Absicht ihn auf dem heutigen Spaziergange etwas näher auszukundschaften. Weit konnte ich mich freilich wegen Unkenntnis der Gegend ohne einen Führer nicht wagen und überdies war auch keine Zeit dazu, doch eine kleine Umschau durfte ich mir schon erlauben. So wendete ich mich denn nach Süden, dem Tale folgend, in welchem das Dorf sich erstreckt. Die Gegend ist anfangs trostlos. Häufig tritt der nackte Felsen zutage, auf dem nur spärliches Gras von blaß-grüner Farbe und gekrümmte Bäumchen ein kümmerliches Dasein fristen. Bald jedoch hört der felsige Charakter des Bodens auf. Der Pflanzenwuchs wird reicher und kräftiger. Da und dort bemerke ich jetzt hohe Laubbäume, die stramm wie Grenadiere in Reihe und Glied dastehen. Braune langbehaarte Affen, einige von ganz ansehnlicher Größe, fliehen unter hundeähnlichem Gebell nach allen Ecken und Enden. Ab nnd zu vernehme ich in unmittelbarer Nähe vereinzelte schwache Axthiebe. Sie rühren wahrscheinlich von Eingebornen her, die hier heroben Holz fällen. Nach einiger Zeit hielt ich es für gut an die Rückkehr zu denken, zumal sich am Himmel mehrere etwas bedenkliche Wolken zeigten. Ohne denselben Weg wieder zu machen, den ich gekommen, brauchte ich nur in westlicher Richtung die Ebene zu durchqueren, um zum Dorfe zu gelangen. Dies tat ich auch. Aus dem schattigen Walde trat ich nach kurzer Wanderung in eine freie, fast baumlose Ebene. Ungestört weideten in etwa zwanzig Schritte Entfernung auf dem mit saftigem Grase bedeckten Boden ein Rudel zierlicher Gazellen. Sie schienen sich um meine Person wenig zu kümmern, im Gegensatze zu einer Antilope, die, etwas abseits, plötzlich aus dem Gebüsch hervorbrach und dann in langen Sätzen das Weite suchte. Auch ich beeilte mich, den gegenüberliegenden Wald zu erreichen, um mich dem heißen Sonnenbrände zu entziehen. Wie angenehm war ich nicht überrascht, als ich hier einen gut betretenen Pfad auffand. Ich folgte ihm erst mit Mißtrauen; da ich aber sah, daß er stets die gewünschte Richtung beibehielt, so verließ ich ihn nicht mehr. Von neuem schien es mir, da und dort Beilhiebe zu vernehnien, 'obgleich ich weit und breit keine Menschenseele erblicken konnte; oder hielt sich vielleicht der Holzhauer versteckt? Warum? Mit einem Worte, die Sache kam mir sonderbar vor. Es gibt gewisse Erscheinungen in der Natur, von denen man sich, wenn man sie nicht kennt, die unsinnigsten Erklärungen macht, die sich aber dann als höchst einfach herausstellen. Das war auch hier der Fall. Jener Lärm nämlich, der, wie ich meinte, von Axtstreichen herrührte, wurde von dicken schneckenförmig zusammengerollten Blättern, die beim Abfallen an die neben stehenden Baumstämme anschlugen, verursacht. Nach halbstündigem Marsche gelangte ich in eine Niederung. Der Pfad führte durch hohes Gras in einen Gallerienwald. Der rasche Übergang vom Tageslichte zur fast gänzlichen Dunkelheit und Grabesstille, die da herrscht, übt einen unbeschreiblichen gewaltigen Eindruck auf die Seele aus. Mit einem fast unheimlichen Gefühle durchschreite ich den mächtigen Forst. Der Wald lichtet sich allmählich, das Dickicht verschwindet und freundlich lacht mir der blaue Himmel entgegen. Zu meiner größten Freude tauchen in geringer Entfernung die gelben Strohdächer dreier Negerhütten auf. Bei den Bewohnern konnte ich mir da genau die Richtung meines Dorfes und den Weg dorthin angeben lassen; ich lenkte demnach langsam meine Schritte auf jene friedlichen Wohnstätten zu. Ich dürfte wohl den guten Leuten wie ein plötzlich aus der Erde gewachsener „Rübezahl" vorgekommen sein, denn die Frauen, die mit Zerstoßen der Durra beschäftigt waren, stellten bei meinem Erscheinen ihre Arbeit ein und schauten mich mehr scheu als verwundert an. Zwei Knaben, die gerade des Weges kamen, bleiben, meiner ansichtig, stehen, stutzen nnd kehren dann in hastiger Eile zurück. Der eine erholt sich bald auf die beschwichtigenden Worte mehrerer erwachsener Neger, die eben aus dem Walde kamen, von seinem Schrecken, während der andere, selbst dem Zurufe der Mutter kein Gehör schenkend, heulend und weinend die Flucht fortsetzt, bis ihn endlich die Mutter einholt und zurückbringt. In dieser allgemeinen, von mir ganz unschuldigerweise hervorgerufenen Verwirrung, vergaß ich ganz über den Weg Erkundigungen einzuziehen. Allein gesetzt auch, daß ich dies getan hätte, wer gab mir unter solch obwaltenden Umständen sichere Gewahr für ihre Aussage? Konnten sie mir nicht aus Überdruß etwa ob des Vorgefallenen eine falsche Fährte angeben? Ähnliches darf inan in Wahrheit bei derlei Gelegenheiten von diesen Wilden, die dem Fremdling immer, wenn nicht gerade feindselig, so doch mißtrauisch gegenüber stehen, wohl erwarten. Außerhalb der Hütten teilte sich der Weg in zwei Pfade. Auf dem größeren kam die Mutter mit ihrem kleinen Ausreißer. Um neuen Lärm und vielleicht größere Verwirrnis zu vermeiden, schlug ich den Nebenpfad ein in der Überzeugung, daß sich derselbe, wie es gewöhnlich der Fall ist, weiter vorne mit dem andern vereinige: dem aber war nicht so. Der Pfad wurde immer schmäler und hörte endlich ganz auf. Der andere mußte etwas rechts sein und ich ging ihn aufzusuchen. Allein in diesem hohen Grase konnte ihn nur ein ortskundiges Auge ausfindig machen. Mir war dies trotz aller Mühe und Anstrengung unmöglich. Wohl oder übel sah ich mich gezwungen, zu den Hütten zurückzukehren und mir einen Führer zu erbitten. Welch ein Schrecken! Ich eile rechts, ich wandere links, stolpere durch die Grasebene, oder bahne mir einen Weg durchs Dickicht, aber von den Hütten keine Spur. Öfter halte ich inne, um Kindergeschrei, Hnndegebell oder Ähnliches zu vernehmen, das mir die Nähe menschlicher Wohnungen verraten hätte. Nichts dringt an mein gespanntes Ohr als das Geschrei von Affen oder das Gekrächze der Raubvögel. Ganz allein und verlassen sah ich mich nun in dieser großen schauerlichen Wildnis. Um Hilfe rufen würde ganz und gar unnütz, meine Stimme von dem mich weit überragenden Grase erstickt und kaum auf dreißig Schritte vernehmbar gewesen sein. Schwarze Wolken waren inzwischen am Himmel heraufgezogen und ballten sich immer drohender zusammen. Ein heftiger Windstoß fährt über die Savanne; die Bäume ächzen und stöhnen, ihre Kronen auf- und nieder neigend, und die weite Grasebene gleicht einer stark bewegten See. Meine Lage war eine äußerst peinliche. Ratlos stand ich eine Weile da. Schreckensbilder, wie sie nur eine aufgeregte Einbildungskraft auszumalen imstande ist, umgaukelten meinen Geist. Doch dies war am wenigsten die Zeit solch Hirngespinsten nachzuhängen; jetzt mußte vielmehr ruhig überlegt, klug gehandelt werden. In diesem Augenblicke fiel mir ein, daß wir eben in der Novene des Herz Jesu-Festes waren. Ich fühlte mich angetrieben, mich diesem liebevollen Herzen zu empfehlen, was ich auch tat. Sogleich fiel cs wie ein drückender Alp von meinem Herzen. Frischer, aber nicht ungestümer, sondern ruhiger, bedachter Mut beseelte mein Inneres. Bald war mein Entschluß gefaßt: Ich werde, so lang es mir möglich sein wird, dem Saume des Waldes, an dem das Dorf lag, entlang gehen und, wenn nötig, auf einem Baume die Nacht zubringen. Dieser Plan, der mir, wie ich fest überzeugt bin, vom hl. Herzen Jesu eingegeben wurde, war meine Rettung. Die Sonne war bereits zur Hälfte am Horizonte verschwunden. Ich beflügelte meine Schritte, da die Dämmerung von sehr kurzer Dauer ist und ich so weit als möglich vorwärts zu kommen suchte. Die Ebene stieg fast unmerklich in eine Hügellandschaft an. Ich durchquerte mehrere große und kleine Lichtungen. Eben trat ich wieder in eine solche. Ich hatte kaum einige Schritte gemacht, als ich mich vor einem in die Erde gegrabenen Brunnen befand. Dies war ein untrügliches Zeichen, daß hier herum Menschen wohnten. In der Tat; auf einer kleinen Anhöhe bemerkte ich ein grünes Durrafeld. Schon bin ich oben und dränge mich durch die hohen kräftigen Stengel. Was war das? Ich glaubte eine menschliche Stimme vernommen zu haben. Ich spähe herum; da krachen die Dnrrastengel neben mir. Ich blicke nach jener Stelle und bemerke einen betagten Neger, der sich vom Boden zu erheben sucht. Ich trete mit freundlichem Gruße zu ihm hin und biete ihm hilfreiche Hand. Meine erste Frage ist nach dem Weg. Er gibt mir mit der Hand die Richtung desselben an und fügt dann sichtlich niedergeschlagen hinzu: „Ich selbst würde mit dir gehen und dir den Weg zeigen, aber wie du siehst, bin ich krank, und meine Beine .Seite 361 Nr. 12 Stern der Neger wollen mich nicht tragen." Ich dankte ihm und suchte den Weg auf, den ich auch bald fand. Derselbe führt in tausend Windungen durch Felder und Haine zu einem ansehnlichen Negerdorfe. Aus einem freien Platze übt sich die Jugend im Speerwerfen und Scheingefechten. Vor einer Hütte hockte im Kreise ein Häuslein Männer, die mit ihrem Häuptling Rat zu halten schienen, während abseits die Frauen.in großen irdenen Gesäßen das Abendessen bereiteten. Sogleich kam ein junger Neger aus mich zu und fragte, warum ich so spät noch des Weges sei. Ich erzählte ihm in kurzen Worten mein Mißgeschick und bat um den Namen des Dorfes. „A-Guci heißt es," antwortete er freundlich und ries einen andern Mann herbei. Dieser führte mich zum Dorfe hinaus und beschrieb mir sehr eingehend den Weg. Schon waren wir im Walde, als uns vom Dorfe nachgerufen wurde. „Warteeinwenig," sagte der Mann zu mir, „es wird dich ein Jüngling begleiten." Bald erschienen denn auch fünf junge Leute. Zwei setzten ihren Weg fort, indeß die übrigen" drei sich mit dem Manne noch eine Zeitlang unterhielten. Später trennten sich noch zwei Jünglinge und ich blieb mit dem nunmehrigen Begleiter allein. Dieser war, ein starker Junge, in weiße Leinwand gekleidet. Aus der rechten Schulter trug er drei scharf geschlissene Lanzen und unter dem Arme den unentbehrlichen Lot (Stock). Seine ganze Haltung, sowie sein vertrauliches Gespräch machten einen sehr günstigen Eindruck aus mich. Ich sah, daß ich ihm Vertrauen schenken konnte. Übrigens , war er ein gar drolliger Geselle. Er fand nicht Worte genug, seine Abkunst, wie überhaupt den Stamm der Dschur zu loben und zu preisen. „Schau," sagte er, unter anderem aus die zweiJünglinge, welche uns vorausgeeilt waren, deutend: „Die dort sind Dschange (Denka), ein Räubergesindel; ich aber bin ein Dschur und die Dschur sind brave Leute, da gibts nichts! . . ." Inzwischen war die Dämmerung angebrochen. Mein Dschur sang und trillerte fröhlich allerlei Lieder in die schweigende Natur hinaus, von Zeit zu Zeit eine Lanze in den Saum des kaum mehr sichtbaren Pfades stoßend. Wir hatten einen kleinen Chor durchschritten, als uns ein finsterer Waldausnahm. „Wie? Ist denn das nicht der schöne Gallerienwald, den ich vor Stunden bewundert hatte. Kein Zweifel! So war ich also doch aus der richtigen Fährte, hatte mich aber, säst schon am Ziele, durch einen falschen Neben-psad verleiten lassen. Das ist doch ärgerlich." Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten mich als wir den Fuß in den Wald setzten. Mein Gefährte verstummte. Hastig legte er zwei Lanzen aus die linke Schulter, die dritte in der Rechten haltend. Da raschelt cs im nahen Busche. Der Neger hemmt den Schritt, regt den Kops in die Höhe und lauscht. „Es ist nichts," sagt er nach einer Weile zu mir, „wir können gehen." . Nachdem wir diesen Wald verlassen, führte der Weg talabwärts. Aus den großen Blättern, die mir ins Gesicht schlugen, schloß ich, daß wir ein Durrafeld durchzogen, was auch mein Führer be jahte und zugleich versicherte, daß dieses bereits zum Dorse des Häuptlings Dud gehöre. Wirklich erblickte ich da und dort helllodernde Feuer, die von den Hütten herrührten. Durch das Gebell der Hunde wurden die Leute aus uns aufmerksam. Mein Begleiter beantwortete kurz und bündig ihre Fragen, denn auch. ihm lag am Herzen, bald ans Ziel zu kommen. Dumps hallten von Ferne durch die stille Nacht die Schläge einer Kriegstrommel. Wir waren jedoch keine Viertelstunde gegangen, als sie plötzlich verstummte. Die Missionsstation lag aber noch ziemlich weit entfernt. Wie ich nachträglich vom hochw. P. Obern hörte, hatte der Häuptling Dud die Kriegstrommel aus der Missionsstation schlagen lassen, ihr aber aus einmal Einhalt geboten, indem er behauptete, daß ich gesunden sei und bald eintreffen werde. Es ist rätselhaft, wie er dies wissen konnte, da ich, wie gesagt, noch weit von der Missionsstation entfernt war, als der Trommelschlag verstummte und weder von einem Boten oder Ähnlichem eine Spur vorhanden war. Es liegt auf der Hand, daß die Neger über eine Art drahtlosen Telegraph verfügen, dessen Geheimnis sie den Fremden gegenüber wohl verwahren. Im Lande Bericht des hochw. P. II. Rückkehr nach Mbili. Fortsetzung der Seife, nach Südwest. Nächtliche Ankunft bei Khangür. Streit um das Frühstück. Lin Blick auf das Dorf. Die Auswanderungen im Lande Bahr-el-Ghasäl und deren Ursachen. Totenkult. Der Häuptling (Quom und sein Dorf. Fliehender Maulesel. Unnütze Verfolgung. Ankunft in Belanda. reundlich erhob sich die Sonne und goß ihre Lichtstrahlen über Gnaduk aus. Gegen 78/4 Uhr setzte sich unser Zug in Bewegung, um in westlicher Richtung nach Mbili zurückzukehren, wo wir die Karawane verlassen hatten. Der Weg, den wir einschlugen, bot die günstigste Gelegenheit, die Augen an den Naturschönheiten, die unserem Blicke bisher entgangen waren, weiden zu lassen. Hie und da begegneten wir vereinzelten Hütten des Dorfes, welches unter der Herrschaft des Häuptlings Dud steht, jedoch nach ungefähr einer halben Stunde war auch von diesen nichts mehr zu sehen. Ein dichter Wald spendete kühle Morgenluft. Um 9Va Uhr befanden wir uns wiederum beim Bache Tschol, welcher eine Minute Weges unterhalb der Stelle, wo wir ihn überschreiten, eine breite Wasserader besitzt, die unter grünenden Pflanzengruppen das Wasser in einem verhältnismäßig frischen Zustande erhält. Hierauf ging es eine kurze Strecke aufwärts bis zum Gießbache Amon, der von da an seinen Lauf durch ein felsiges Gebiet nimmt, aber zur Zeit gänzlich ausgetrocknet ist. Das Terrain steigt beständig und die Bäume werden immer seltener. Ruhig und ohne weitere Störung kamen wir um 10 V2 Uhr nach Mbili. Da alle Augenblicke kostbar sind, so hielten wir uns hier nicht lange mehr auf. Gegen 2 Uhr waren wir schon wieder reisefertig, als gerade 2 Maulesel im größten Galopp davonsprengten. Ihnen folgte sofort ein Mann und holte sie ein. Durch diesen Zwischenfall ging eine ganze Stunde verloren. Erst gegen 3 Uhr war es uns möglich, den Marsch nach Südwest anzutreten. öer Dschur. Karl Tappi F. S. C. Wir ritten auf einer bequemen Straße fortwährend bergan; nach ungefähr 20 Minuten aber mündete diese in einen steilen, felsigen Fußpfad, der sich durch einen dichten Wald dahinschlängelt. Nachdem wir diesen verlassen hatten, befanden wir uns auf einer steinreichen Ebene, die wohl der höchste Punkt sein dürfte, den wir bisher auf unserer Reise angetroffen haben. Sie dehnt sich in der Länge eine Stunde weit aus und fällt sehr steil ab. Der Weg ist sehr halsbrecherisch und wegen Geröll, Baumstämmen und großen Wurzeln beschwerlich; setzt sich aber gleich darauf durch ein regelmäßiges Hochland fort, das von der Natur eigens dazu gemacht zu sein scheint, um den übel angekommenen Wanderer wenigstens wieder frei aufatmen zu lassen. Um öVa' Uhr durchqueren wir eine Niederung, die mit üppigem Grase bewachsen ist und von noch tiefer liegenden Gegenden umgeben ist. Wahrscheinlich ist dieses Gebiet zur Regenzeit vollständig unter Wasser. So wird es allmählich Nacht; wir aber gehen immer vorwärts. Im Dunkel geht es durch Wälder und Wiesen über steinigem Boden dahin. Endlich um 7]/2 Uhr befinden wir uns bei der Hütte der Regierungsstation, in der Nähe des Häuptlings Khangör. Der Platz wird von 2 Dordor und einer Re-kuba gebildet, in welch letzterer wir uns niederließen. Wegen der tiefen, nächtlichen Finsternis war es unmöglich, die umliegende Gegend in Augenschein zu nehmen, nur hie und da ließen auflodernde Feuer Hüttengruppen in rotem Lichte erscheinen. Weil es schon so spät an der Zeit war, gelang es nur mit größter Schwierigkeit, den Häuptling und den Orts-Bolis zu bewegen, uns zwei Gefäße mit Wasser verabreichen zu lassen, eines für uns und das andere für unsere Begleiter. Das weißliche Wasser wurde aus einem Brunnen herausgezogen und hatte einen nicht unangenehmen Geschmack. Darauf begaben sich alle zur Ruhe. Sehr unliebsam war es mir, am nächsten Morgen schon so frühzeitig aus meinem tiefen Schlafe durch das Geschrei und den Lärm unserer Leute gestört zu werden. Zwischen ihnen, dem Häuptling und dem Orts-Bolis war wegen des Frühstückes ein heftiger Wortwechsel entstanden. Man suchte den Häuptling dahin zu bringen, daß er ein wenig Durrah für unsere Tiere, assicla (Polenta) mit einer verhältnismäßigen Portion Handlung entfernte er sich in größter Gelassenheit. Die Wirkungen des Streites erfolgten nach einer halben Stunde. In eigener Person, in Begleitung des Bolis, trug er hinreichende Durrah und ein wenig Merissa herbei. Diese wäre ein sehr gutes Getränk, wenn es mit gegährter Durrah gemacht würde. Gewöhnlich aber kommt beim Filtrieren etwas mehr als reine Flüssigkeit heraus, so daß sie auch als Speise gebraucht werden kann. Ganz der SebilhiR. moliah (Sauce) für uns herbeibringen lasse; aber dieser war sichtlich mißstimmt und wollte seine Einwilligung nicht geben. Als Grund gab er vor, sie hätten erstens keinen Überfluß an Durrah (das Land ist eines der ergiebigsten) und übrigens sei er außer Stand gesetzt, dem Verlangen nachkommen zu können, denn am Abend sei der assida und mollah gänzlich aufgezehrt worden. Nach langen Auseinandersetzungen gab er jedoch nach, indem er so ein halbes Versprechen seinem Munde entschlüpfen ließ. Nach der Ver- Jnzwischen war auch der hochwst. Bischof herbeigekommen, und die Anwesenheit des Häuptlings und des Bolis wurde gut ausgenützt, um verschiedene Bewillungen zu erlangen. Was wir gestern abends nicht mehr besichtigen konnten, zeigte sich uns jetzt in seiner ganzen Ausdehnung. Das Auge schweift schrankenlos über ein weites Flachland dahin, auf dem sich mehrere Gruppen von Hütten erheben. Diese sind ringsum mit Ländereien umgeben. Dochen- und Sesam-Felder stehen in üppigster Pracht da. Die Dschur besitzen keine Dörfer in dem Sinne, wie wir uns dieselben vorstellen, b. h. eine Menge Häuser, die nach irgend einem Gesichtspunkte an einander angereiht sind. Ein Häuptling der Dschur nennt eine gewisse Anzahl Familien sein eigen, welche aber vielmehr unter seinem Schutze als unter seiner Gewalt stehen. Wenn er einen für den Getreidebau geeigneten Platz ausfindig gemacht hat, begibt er sich mit seinen Familien dorthin. Zuerst muß der Boden urbar gemacht werden. Die kleinen Bäumchen werden abgeschnitten, die größeren Bäume gefällt und die Wurzeln wie sonstige Abfälle liefern den Stoff zu einem Scheiterhaufen, der angezündet wird. Nach diesen Vorarbeiten beginnt die Bodenverteilung. Der Häuptling wählt für sich einen Teil aus, auf dem er sodann für eine jede seiner Frauen eine Hütte errichten läßt, und außerdem eine Art Speicher von größerer oder kleinerer Ausdehnung, wo das Getreide zum Austrocknen aufbewahrt wird. Mit Hilfe seiner Frauen (eine jede bekommt ihr Stück Arbeit zugeteilt) wird nun der Boden zum erstenmale gepflügt, und zwar nur ein bestimmtes Gebiet, das von der Anzahl der Frauen abhängt, über welche er verfügen kann. Dem Beispiele des Häuptlings folgt jedes Familienoberhaupt. Der eine reiht sein Feld an das seines Nachbars an. Die Hütten bilden gleichsam den Punkt, um den sich alles dreht. Entspricht die Ernte den Erwartungen und der Mühe, so bleibt man an ein und demselben Orte beiläufig 6 Jahre. Wenn aber nach und nach die Tragkraft und Fruchtbarkeit des Bodens abnimmt, verläßt man die Gegend wieder und zieht dorthin, wo man auf besseren Erfolg zu hoffen berechtigt ist. Für gewöhnlich haben diese Wanderungen ihren Grund in der Unfruchtbarkeit des Bodens. Der Vollständigkeit halber und um die ganze Wahrheit zu sagen, müssen diesem Grunde noch andere hinzugefügt werden, z. B. wenn der ausgewählte Platz eine ungünstige Lage hat, nämlich wenn er von irgend einem Mächtigen, sei es von Regierungsbeamten oder von einem anderen gewaltigen Häuptling, immerdar belästigt wird usw. Die Wasserfrage wird entweder durch einen in der Nähe fließenden Bach oder dadurch gelöst, daß man an tiefer liegenden Stellen Brunnen gräbt. Diese beständigen Wanderungen, welche nicht nur den Dschur eigen sind, sondern welche eine Eigenheit von allen oder fast allen Stämmen im Lande Bahr-el-Ghaftll bilden, bewirken, daß diese ausgezeichneten Ackerbauern keine allzugroße Anhänglichkeit an ihr Land besitzen, denn sie sind allzeit bereit, auf einen Wink des Häuptlings hin, alles zu verlassen. Zu den obengenannten Gründen tritt nicht selten noch ein anderer Grund hinzu, nämlich die Unzufriedenheit, üble Laune der Leute. So entziehen sich oft Familien der Herrschaft eines Häuptlings, der ihnen beschwerlich fällt oder der sie mit Drohungen in Schrecken setzen will und stellen sich unter einen anderen, von dem sie glauben, daß er besser sei. Hierin liegt auch eine große Schwierigkeit für den Kartographen, der eine Karte von Bahr-el-Ghasal anfertigen will, denn nach ein paar Jahren bestehen dort verzeichnete Orte nicht mehr. Das ganze Dorf ist einige Meilen weit fortgewandcrt. Nach diesen kurzen Bemerkungen kehren wir wieder zu unserem Häuptlinge Khangör zurück. Als wir in die Nähe seiner Hütten kamen, wurden wir einer kleinen Gruppe von alten und jungen Personen gewahr, welche um einen Grabhügel herum versammelt waren, ans dem soeben eine ziemlich große Masse Merissa ausgegossen worden war. Die Dschur graben in dem Hofe der einzelnen Hütten ihre Familiengräber aus, welche mit einem Hügel von ovaler Form überdeckt werden. Diese wird sodann mit einer Tünche überschmiert, damit nichts hindurchdringen und die Ruhe des Entschlafenen in unangenehmer Weise stören könne. Der Häuptling Khangör teilte uns mit, daß man heute den 30. Gedächtnistag des Todes eines seiner Söhne begehe, welchen ein plötzlicher Tod im kräftigsten Alter von etwa 20 Jahren dahingerafft hatte. Die Anwesenheit obiger Personen erklärte er dahin, daß sie gekommen seien, um den Verlust des Jünglings §ti beweinen. Überdies sei das noch nicht die gebührende Anzahl, es werden deren noch mehrere erwartet. Aus dem Benehmen jener Leute konnte ich aber auch nicht einmal den Willen zu weinen bemerken; man darf jedoch nicht zu streng urteilen, war ja der Moment noch nicht gekommen, in dem sie zu weinen anfangen, ihre Klagelieder fingen und ihr Klagegeschrei' erheben mußten. Inzwischen standen sie in Gruppen beisammen und nnterhielten sich ganz lustig. Es war der Entschluß gefaßt, um 9 Uhr aufzubrechen, als man uns die Nachricht brachte, daß auch der Häuptling Quom, in dessen Dorf wir Mittag halten wollten, hierher gekommen sei, um der Trauerfeierlichkeit beizuwohnen. Er ließ uns sagen, daß wir bei seiner Hütte anhalten sollten, er werde, sobald es ihm möglich sei, zurückkehren, um uns gastlich zu bewirten. Als wir vom Häuptlinge Khangör Abschied nahmen, machte dieser uns aufmerksam, daß unsere Karten nicht genau stimmten, denn das erste Dorf, das wir alls unserem Marsche betreten würden, liege zwar ganz nahe bei dem Dorfe des Häuptlings Quoin, sei aber nicht dasselbe. Wir stellten ihn damit zufrieden, daß wir das Dorf, das einem seiner Söhne gehörte, als Anhängsel seines Dorfes auf unsere Karten bezeichnen würden. Wir ziehen nach Südwest, wie gewöhnlich durch Wiesen und Wälder. Das Land ist verhältnismäßig eben. Nach anderthalb Stunden gelangten wir zu dem uns oben so warm empfohlenen, kleinen Dorfe. 10 Minuten darauf befanden wir uns bei der Negierungsstation, in der Nähe des Dorfes, welches dem Häuptling Quom untersteht. Durch die Felder und das ganze Dorf mußten wir unseren Weg nehmen, bis wir endlich zur Haltestelle kamen, welche am Waldessäume lag. Diese bestand aus einer schönen Rekuba und zwei geräumigen Hütten. Obwohl im allgemeinen der Aufenthalt hier nicht unliebsam ist, so macht sich doch die Nähe des Waldes mit den diesem ; eigenen Unannehmlichkeiten fühlbar. Augen und Nase besonders werden nämlich von unzähligen, ganz kleinen, sehr beschwerlich fallenden Mücken, welche in großen Massen dort, wo Menschen sich finden, herumsummeu, belästigt. Häuptling Quom mußte seine Trauerbezeigungen in sehr ausdrucksvollen und weitläufigen Worten kund gegeben haben, weil er erst spät nach Mittag eintraf. Mit ihm war ein Denka-Häuptling angekommen. Auf unsere Geschenke antwortete er mit jenen großen Schwätzereien und Redeformeln, daß er sich unsere Sachen so angelegen sein lasse, daß er bereit sei, sich in Stücke hauen zu lassen u. dgl. nt. In Wirklichkeit aber waren es bloße Phrasen. Mit unseren Geschenken erreichten wir bloß den Zweck, daß wir für uns und unsere Tiere Wasser erhielten. Unsere Absicht war, um 2 Uhr die Reise fortzusetzen. Diese wurde wie gewöhnlich wieder durch einen elenden, dummen Esel verzögert. Die Sache trug sich nämlich so zu. Der Eseltreiber hatte nämlich einen seiner Pflegebefohlenen, der sehr unbändig war, losgebunden. Aber kaum fühlte sich das Tier frei, als es sich losriß und mit dem Stricke, den es um den Hals trug, davon eilte. Der Eseltreiber jagte ihm nach, aber je näher er dem Durchgebrannten zu kommen schien, desto länger maß dieses seine Schritte. Dem Soldaten, der neben mir seine weiten Hosen von dem Staube reinigte, sagte ich, er möge auf der Straße vorwärts gehen, damit der Esel nicht auf dieselbe gelange, sondern immer im Walde laufen müsse, wo ihn das Gestrüpp und der Strick am allzuraschen Vorwärtskommen hindere. Der Soldat aber machte es sich sehr gemütlich, so daß der Esel auf die Straße gelangte und nun mit noch größerer Geschwindigkeit den Augen der Zuschauer entschwand. Schließlich machte sich auch noch ein Diener auf die Beine, konnte jedoch nichts ausrichten. Um weiter zu kommen, trat ich meinen Esel ab, der ohne besondere Widerspenstigkeit die Last seines entflohenen Genossen trug. Ich Begnügte mich damit, den Weg zu Fuß zurückzulegen, wenigstens solange, bis der Flüchtling eingeholt würde. Ganz allein reiste ich um 3 Uhr ab, eine Stunde früher, als der Rest der Karawane. Auf der staubigen Straße, auf der ich ging, sah man noch deutlich die Fußspuren des Esels, wie auch die Spuren von dem Stricke, den er mit sich fortriß. Der Weg führte stufenweise aufwärts auf einer Ebene, bis ich endlich um 6 Uhr von der Karawane erreicht wurde. Hierauf kommen wir in eine Art Tiefland, in dem wir nach halbstündigem Marsche das herrliche Dorf Belanda antrafen, das dem Häuptling Arun untertänig ist. (Fortsetzung folgt.) wahre Kan; der KchLlluk. Vom hochw. P. A. Maggio. Sul, 19. Oktober 1904. M.in jedes Volk hat gewisse Gebräuche, die wir bei allen Völkern wiederfinden. Dazu gehören auch jene Unterhaltungen, die geeignet sind, dem Menschen den Kummer und die Sorgen, die ihn beständig drücken, zu erleichtern. Bei den zivilisierten Völkern finden wir alle Arten von Bequemlichkeiten, welche dieselben mildern, ferner viele Unterhaltungen, welche diese vergessen lassen; dazu sind auch die Tänze zu rechnen, welche jedoch nicht immer in den Grenzen des Anstandes und der guten Sitten bleiben. So besitzen auch alle jene Völkerschaften, welche noch im Schatten des Heidentums begraben, und vom Lichte der reinen wahren Religion, welche die Menschen glücklich macht, noch nicht erleuchtet sind, als eines der hauptsächlichsten, wenn nicht auch einzigen Unterhaltung, den Tanz. Da ich nun schon länger bei den Schilluk bin und bei einem ihrer Tänze Augenzeuge war, will ich einen solchen beschreiben, und wer weiß, ob dieser nicht zum Beispiele oder Vorwurf gewisser Tänze zivilisierter Völker diene. Vor allem ist zu bemerken, daß bei den Schilluk kein feierlicher und öffentlicher Tanz, an dem alle Bewohner jener Gegend teilnehmen können, stattfinden darf, ohne vorher die ausdrückliche Erlaubnis ihres Rets (Königs) eingeholt zu haben. Gewährt dieser die Bitte, so beauftragt er einen seiner Stellvertreter, der dem ganzen Tanze beiwohnen muß, und dieser ist für alle Unordnung, welche dabei vorkommt, verantwortlich. Der Tanz dauert im allgemeinen drei Tage lang; er beginnt 3 Uhr nachmittags und dauert bis zum Sonnenuntergang. Wenn ein solcher Tanz in irgend einem Orte stattfinden soll, so sprechen alle schon vor Monaten davon, und erwarten ihn mit großer Sehnsucht. Am Morgen des gewünschten Tages beginnt der, welcher am Balle teilnehmen will, seine Toilette (siehe Bild S. 367), die für gewöhn- lich darin besteht, daß sie alle Haare wegrasieren, bis auf einen Kranz, den sie stehen lassen, so daß man glauben könnte, lauter Kapuzinertonsuren vor sich zu haben; diese werden dann mit Butter eingeschmiert, rot gefärbt, und dann mit rotem Zeug, das sie aus Kuhmist bereiten, bestreut. Dasselbe tun auch die Mädchen. Die Jünglinge machen sich auf dem Gesichte mit derselben Masse allerhand seltsame Zeichen, ähnlich wie die Hörner ihrer Kühe und Ochsen. Bei dieser Gelegenheit dient dem Schilluk alles als Schmucksache, Quasten, Glöcklein, Knöpfe, Perlenschnüre, eiserne Ringe, die sie entweder anlegen, oder an Felle, gewöhnlich von Wildkatzen, hängen; alle diese seltsamen Dinge binden sie entweder um die Hüften oder um die Beine, oder Arme und machen deshalb einen betäubenden Höllenlärm. Die Straußfedern bilden eine ihrer liebsten Schmucksachen, und auch die ältesten Schilluk schmücken damit ihren Haarwuchs nach Art eines Fächers. Die Mädchen, außerdem daß sie sich, wie oben gesagt, das Haupt scheren, lieben ihre Vorderarme mit kleinen, gewöhnlich grünen Perlen zu bedecken, und am Halse tragen sie ziemlich schwere Perlenschnüre; sie begeben sich auf den Ball, ganz bedeckt mit einem langen und breiten Fell, das vom Halse bis zu den Füßen reicht und durch die vielen Ringe erschwert wird. Es ist jedoch zu bemerken, daß kein Unmündiger — bei den Schilluk wird einer mit 15 oder 16 Jahren mündig — tanzen darf, und ebenso keine Jungfrau, welche nicht bereits einem Mann bestimmt ist. Zur festgesetzten Stunde wird die Noggara (große Trommel) geschlagen, die entweder in der Mitte oder auf einer Seite des Tanzplatzes aufgestellt ist. Der Stellvertreter des Ret und die Ältesten und der Häuptling des Dorfes sind bereits angekommen. Der Tanz beginnt. Ich unterlasse es hier, die Drehungen, die man zuerst um den Seite 367 Nr. 12 Stern der Neger ganzen Tanzplatz macht, zu beschreiben, ferner die verschiedenen Kostüme, die besonders bei den Mädchen, wenn es wenig sind, von Ort zu Ort sich ändern; ich will nur sagen, worin der wahre Tanz besteht. diesen verschiedenen Stellungen springt jeder allein und beugt die Knie nur ein wenig beim Niederspringen ; und dieses geht so schön und taktmäßig, so daß es scheint, als ob alle nur einen Körper hätten. Indem sie so tanzen, rücken sie immer Zuerst tanzen die Burschen allein. Bei den Schilluk tanzt man in einem Kreise und einer steht hinter dem andern, die Arme entweder in der Luft haltend, und alsdann biegt er sich vorwärts oder rückwärts, oder er hält dieselben auf der Brust, so daß jedoch die Ellbogen nach hinten stehen, wie es eben der Tanz mit sich bringt. In weiter aber langsam voran. Wenn die Burschen in dieser Weise tanzen, befinden sich die Mädchen innerhalb des Kreises und diese wählen sich dann nach Belieben einen der obigen, mit dem sie nachher tanzen wollen, und dies geschieht, indem sie in die Nähe eines Tänzers gehen und ihn leicht am Arme berühren. Seite 368 Stern der Neger Nr. 12 Nachdem so der erste Teil des Balles vorüber ist, und dieses ist der Fall, wenn sich alle Mädchen einen Tänzer ausgewählt haben, so beginnt der eigentliche Tanz. Die Noggara (große Trommel) wird mächtig geschlagen; die Burschen tanzen, wie oben gesagt wurde, und die Mädchen nähern sich ihrem früher gewühlten Tänzer, der sich immer in einer gehörigen Entfernung hält, ohne jemals das Mädchen zu berühren, und tanzt so mit ihr; in dieser Zwischenzeit singt er ihr soeben erdichtete Lieder vor, und daher rührt der große Lärm vom Schreien, Singen, von den Glöcklein, von den Ringen u.s. to., und das ist besonders der Fall, wenn die Menge der Tänzer so zahlreich ist, daß sie nicht nur einen sondern drei oder vier Kreise mit einem gemeinsamen Mittelpunkte bilden. Dieser Tanz ist äußerst ermüdend, besonders für die Jünglinge, weil die Mädchen die Zehenspitzen nie von der Erde erheben, sondern nur ein wenig die Fersen aufheben, und zwar so ermüdend, daß ein Enropäer sicher nicht eine halbe Stunde das aushalten könnte, diese aber haben den Mut, zwei oder drei Stunden mit leerem Magen zu tanzen. Hier muß man noch einen besondern Zwischenfall erwähnen, den einige von Zeit zu Zeit ihren Tänzerinnen machen, und der darin besteht, daß sie aus der Reihe gehen, auf surfe Zeit die Tänzerin verlassen und herumlaufen, indem sie Tiere nachahmen und einander nachjagen. Hierin übertreffen diese Völker, welche ein Naturleben führen, die zivilisierten. Sie ahmen die Giraffe nach, das Pferd, den Strauß, und wenn mehrere zuvor übereinkommen, ahmen sie die Jagd auf die Elefanten nach, lauter Szenen, welche die Zuschauer ungemein erheitern. Die Sonne geht bereits unter; man gibt das Zeichen des Schlusses. Es ist kaum zu glauben, in fünf Minuten zerstreut sich jene ungeheure Volksmenge, so daß auf dem Tanzplatze keine einzige lebende Seele zurückbleibt. Das war für mich eine der schönsten Szenen. Alle kehren in ihre Wohnungen zurück, die sie manchmal erst nach einem Gange, oder besser gesagt nach einem Laufe von 3—4 Stunden erreichen, ich sage nach einem Laufe, denn der Schilluk wird weder von seinen Kleidern noch von seinen Schuhen gehindert, und deshalb geht er nicht, sondern läuft vielmehr beständig. Das ist der Tanz, den der Schilluk am meisten lieb hat; aber es gibt noch eine Anzahl anderer Tänze unter diesem Volke, denen beizuwohnen ich noch nicht Gelegenheit hatte. Gott der Herr, der die Herzen erforscht, wird auch die Herzen dieser armen Völker, welche sich geistigerweise kaum eine Spanne über das Irdische erheben können, durchschauen; er wird auch diesen Barmherzigkeit angedeihen und bald die Früchte der Erlösung zuteil werden lassen. Einem Briefe desselben hochwürdigen Paters entnehmen wir folgend interessante Einzelheiten von seiner Reise, die er aus dem Bahr-el-Ghasül bis zur ueugegründen Station Mbili machte. Wau am Bahr-el-Ghasül, 18. Sept. 1904. Ungemein schön war der Eindruck, den unsere Station Mbili in mir zurückließ. Der Ort liegt am Abhange eines anmutigen Hügels, ringsum sind fast undurchdringliche Urwälder; er ist umgeben von Hügeln, so daß man hier fast den Eindruck einer Tirolerlandschaft genießen kann, wenn man von den hohen, schneebedeckten Bergen absieht. Jetzt sind wir mitten in der Regenzeit (Mitte September). Alles ist mit hohem Grase bedeckt, so daß man nur sehr schwer hindurchkommen kann, wenn man den von den Menschen gemachten Weg verläßt, und deshalb kann man die Missionsstation nicht erkennen, oder besser gesagt, sehen, bis man nicht vor ihr steht. Sie liegt eigentlich nicht auf der Anhöhe, denn im Sommer wäre dort die Sonne unerträglich, sondern ist vielmehr am Abhange des Hügels gelegen. Neun Hütten, wenn man die Kapelle und die Stallungen hinzurechnet, bilden die neue Station von Mbili, wo unsere teuren Mitbrüder gesund und voller Hoffnung seit einigen Monaten weilen. Selbstverständlich befinden sich hier noch keine Christen, und es können auch noch keine hier sein, denn wie können wir sie in den Geheimnissen unserer Religion unterrichten, wenn wir noch nicht mit ihnen sprechen können? Hier in Wau erlebten wir ein^ schönes und rührendes Ereignis, Tanr (Gesang) um Me Trommel. der Stern SRegi das sehr gut zeigt, daß die Katholiken auf der ganzen Welt zerstreut sind. Am Abende des Festes des hl. Petrus Claver (9. September) landeten wir in Wau. Wir besuchten den Vize-Mudir und anch den Arzt dieser Station, der am Ufer stand und uns erwartete; es sind dies die einzigen Europäer, die sich an diesem Orte befinden. Wir wurden mit allen Höflichkeitsbezeugungen empfangen. Am darauffolgenden Tage stand bei unserm Schiffe eine große Menge Männer, Weiber und Kinder, aber, wie ich glaube, um ihre Neugierde zu befriedigen. Hier in Wau sind alle mehr oder weniger bekleidet; aber unter der Menge befand sich eine mehr als alle andern bekleidet, und stach deshalb von den andern sehr ab; sie führte an der Hand ein Mädchen von 17 Jahren, das ebenfalls gut bekleidet war und selbst das Gesicht verhüllt hatte. Dieses Weib wartete, bis die Menge sich verlaufen hatte und fing dann am Ufer an zu rufen: „Pater! Pater! Pater!" Aber niemand hörte sie. Endlich merkte es der hochwürdigste Bischof, stieg vom Deck des Schiffes und fragte sie, wer sie sei. Sie antwortete, daß sie Margaretha heiße. Mon-signor fragte den Br. Johann, ob er sie kenne, und nachdem er sie betrachtet hatte, bejahte er es. Dieses Weib ist eine alte Christin. Sie wurde vom hochsel. Bischof Comboni getauft und überlebte die ganze Madhiherrschaft in Omdurman. Nachdem der Sudan wieder eröffnet war, wünschte sie mit den Ihrigen in die Heimat zurückzukehren. Damals befanden sich die Unsrigen in Oindurman, nämlich der hochwst. Bischof Roveggio sel. Andenkens, mit den andern Patres und Brüdern. Unter diesen befand sich auch Br. Johann, und so lernte er dieselbe kennen. Zu welchem Zwecke war sie zum Schiffe gekommen? Und wer war jenes Mädchen? Hier in Wau sind die Leute fast alle Mohammedaner, wenn wir die wenigen Heiden ausnehmen, und es ist dehalb leicht begreiflich, daß diese Gegend für einen Katholiken, der nach seiner Religion leben will, nicht die geeignetste ist. Margaretha kam deshalb als eine echte Christin und bat darum an einen Ort geschickt zu werden, wo unsere Patres seien. Sie ist aus dem Stamme der Golo und so geht es ganz gut für die Station Kajango, denn die dortige Bevölkerung gehört den Golo und den Ndoko an. Der hochwst. Bischof wartete jedoch ab, um zu erfahren, ob sie aus besonderen Gründen dort nicht aufgenommen werden könnte und. deshalb nach Omdurman zurückgeschickt würde. Sehr rührend war es jedoch zu sehen wie sie flehte und wie sie sich um ihre Patres und Schwestern, die sie so liebevoll unterrichtet hatten, erkundigte. Sie fragte nach allen; als sie aber hörte, daß Msgr. Roveggio gestorben war, flößen zwei dicke Thränen aus ihren Augen. „Aber warum weinst du denn?" Sie sagte: „Wer ist jetzt Bischof?" „Aber siehst du nicht", sagte ihr der Bruder, „daß er hier vor dir steht und dich ohne Zweifel ebenso liebt wie der vorhergehende." Sie beruhigte sich, blieb aber zu gleicher Zeit wie versteinert stehen, da sie sich vor dem sah, den sie einen einfachen Priester glaubte, hingegen der Hirte aller Schäflein Zentralafrikas war. Msgr. Geyer als liebevoller Vater, der er ist, versprach ihr, daß er sich ihrer annehmen werde und einstweilen hier in Wau bis zur Rückkehr des Schiffes von der Station Mbili verbleibe. Und wer war das Mädchen, das sie mit sich führte? Margaretha war nach der harten mah-dischen Skaverei in ihre Heimat zurückgekehrt, voller Hoffnung, dort ihre Schwestern und ihre Suchten zu finden. Alle waren jedoch ins Jenseits hinübergegangen, und sie traf nur diese ihre Nichte, die sie als echte Christin in der hl. Religion unterrichtete, in der Hoffnung, daß Gott der Herr ihr eines Tages sicher die Straße finden lassen werde, um zu den Patres und den Schwestern zurückzukehren. Sie wußte nichts von Kajango, nichts von Mbili, nichts von Lul; sie blieb immer hier verborgen; jetzt aber ist sie zufrieden, daß Gott sie dahin führte, wohin sie ihre Sehnsucht drängte. Sie versprach zurückzukehren. Monsignor. verabschiedete sie, in dem er ihr noch gute Worte sagte und ihr ein gutes Almosen gab, und sie ging davon, und versprach bei der Rückkehr des Schiffes wiederzukommen, um zu vernehmen, was der hochwst. Bischof mit ihr verfügen werde. Er sprach mit dem Obern der Station von Kajango und nach seiner Rückkehr bestimmte er, daß Margaretha mit ihrer Nichte nach Kajango übersiedle, und jetzt befindet sie sich bei den Patres ganz glücklich und zufrieden. Wir freuten uns ungemein zu sehen, daß unsere Christen obgleich zerstreut in diesen Gegenden/ in denen sich nur Heiden und Mohammedaner befinden, mit der Gnade Gottes doch immer in jener Religion, welche die einzig wahre Arche des Heiles ist, und außer der es nur ewige Verdammnis gibt, standhaft bleiben. Wir haben jetzt die kälteste Jahreszeit, wenn wir jedoch in der Nacht der Decken bedürfen, um uns vor der.Kälte zu schützen, so möchte man bei Tage auch die leichtesten Kleider ablegen, denn die Sonne ist drückend heiß. Die Gewitter sind sehr häufig, man kann sagen, sie kommen alle Tage. Der Blitz schlägt hier sehr oft ein; vor einigen Tagen wurde hier in Wau einer vom Blitze erschlagen, der sich ungefähr dreihundert Meter von unsern Hütten entfernt, unter einen hohen Baum geflüchtet hatte, um sich vor dem Regen zu schützen. Aus dem Msstonsleben. Cine sime Erinnerung. ährend der Schulferien wurde ich eines schönen Morgens von meiner Oberin beauftragt, einen jener gewöhnlichen Wohltätigkeitsausflüge in der Umgegend von Assuan zu machen, dieses Mal in dem Feldlager der Bischarinen. Die Hautfarbe der Bischarinen ist weder vollkommen schwarz, noch ganz weiß, dennoch dürfte man sie eher noch für schwarz als für etwas anderes halten. Ihre eigentümliche Lebensweise entspricht ihrem Charakter. In der Nähe Assuans hat sich eine ziemlich bedeutende Anzahl Bischarinen niedergelassen. Ihr Aufenthaltsort besteht aus einer Hütte, welche nur für 2—3 Personen bewohnbar ist. Mehrere Pfähle werden in schiefer Lage in den Boden getrieben, und oben, wo sie sich vereinigen, zusammengebunden. Das Ganze wird etweder mit Matten, oder mit einer Art Tuch, das ihr eigenes Erzeugnis ist, behängen. Von Fenstern keine Rede, es findet sich kein einziges vor. Eine Türe ist ebenfalls nicht vorhanden. Um in den engen Raum eintreten zu können, muß man eine Matte mit nicht geringer Mühe aufheben, die ein in der Wand errichtetes Loch öffnet, durch welches man hindurchkriechen muß. In einer dieser elenden Hütten lag schon seit mehreren Monaten ein zwölfjähriges Mädchen krank darnieder, von einer schmerzvollen und grausamen Krankheit an das Leidensbett gefesselt. Meine Beschäftigungen machten es möglich, daß ich die arme Halima öfters besuchen konnte. Als mir aber vom Gehorsam befohlen wurde, in der Umgegend von Assuan die Kranken zu bedienen, erfüllte meine Seele eine große Freude, die ich nicht auszusprechen vermag, und niemand weiß, wie gerne ich in den glühendheißen Strahlen der Julisonne meine Schritte zu den Hütten der Bischarinen lenkte. Nach einigem Suchen fand ich den Ort, wo Halima sich befand. Ich trat ein, während meine Mitschwester den Eingang bewachte. Welch ein Anblick! Die gute Halima war in einem bedauernswerten Zustande. Sie lag auf dem nackten Sandboden hingestreckt, der die Stelle eines Bettes vertrat. Ihr Körper war buchstäblich mit Wunden bedeckt, aus denen ein widerlicher, unangenehmer Geruch hervorströmte und die Luft ganz verpestete. Ich fühlte mich anfangs abgestoßen, dann aber trat ich ganz nahe zur Kranken hin, neigte mich über sie, rief sie beim Namen und sprach zu ihr tröstende Worte. Sofort erkannte sie mich und gab ihrer Zufriedenheit durch ein Lächeln Ausdruck. Der Krankheitszustand schien mir sehr gefährlich zu sein. Ich bat sie, mir nur alles zu erzählen, was sie zu leiden hätte und ließ ihr in allem mein lebhaftes Interesse merken. Durch diese meine Teil- Seite 372 Stern der Neger Nr. 12 nähme bewegt, sprach sie mit großer Mühe und mit oftmaliger Unterbrechung: „Ach, Du allein begreifst das, was ich zu erdulden habe. Siehe, seit zwei Tagen esse ich bereits nichts mehr; niemand kümmert sich mehr um mich, niemand nimmt sich meiner an und heilt meine Wunden. O, hilf mir, gib mir etwas! Siehe, ich sterbe." Sofort reichte ich ihr alle Hilfsmittel, über die ich für den Augenblick verfügen konnte, sprach ihr Trost zu und versicherte sie, daß ich morgen wieder kommen und ihr dann mehr mitbringen werde. Darauf verließ ich sie ruhig und mehr gleichförmig mit ihrem Los. Am folgenden Tage begab ich mich neuerdings zil Halima, und führte mehr Mittel mit mir, um ihr aufzuhelfen, und um ihr in ihren Wunden Erleichterung zu verschaffen. Mehr mit wohlwollendem Lächeln als mit Worten, gab sie mir ihre Dankbarkeit zu verstehen. Während ich ihre Wunden verband, bemerkte ich, wie sie immer ihre lebensmüden Angen auf das Kreuz' richtete, das ich bei mir trug. Nachdem ich alles vollendet hatte, fragte sie mich: „Wer ist dieser? sage und erkläre mir das!" Ohne weitere 'Umschweife redete ich zu ihr von unserem Heiland, unserem Erlöser, unserem Gott. Soweit ich es vermochte suchte ich ihr die Grundwahrheiten unserer heiligen Religion verständlich zu machen. Auf all das hörte sie mit der größten Aufmerksamkeit. Als ich sagte, daß durch die Taufe ein jeder ein Kind Gottes wird, und daß wir, nachdem wir dieses kurze Erdenleben dnrchgelebt, bei Gott uns ewig erfreuen können, unterbrach sie mich: „Aber, wenn die Sache so ist, und du mich so liebst, warum zögerst du, mich eines solchen Glückes teilhaftig zu machen? Zögere nicht länger mehr!" „Morgen, sprach ich zu ihr, wird dir der Herr die große (Gnade erweisen." Nach diesen Worten grüßte ich sie noch einmal, ging fort und ließ sie voll der schönsten Hoffnung zurück. Am nächsten Tag war ich wiederum bei Halima, die mich ängstlich erwartet hatte. „Siehe da, ich bin gekommen, um deine Wünsche zu erfüllen", waren meine Worte. Nachdem ich in ihrem Herzen die notwendigen Akte des Glaubens und der Rene zu erwecken gesucht hatte, und sie sehr gut vorbereitet fand, taufte ich sie nnd gab ihr '-den Namen Josefa Maria. Die Augen der armen Kranken glänzten vor Freude und ein anmutiges Lächeln verklärte ihr Gesicht. Au diesem Tage ließ ich sie voll Freude im Innern jubelnd zurück. Den Tag der Taufe überlebte sie acht Tage, während welchen ich mich immer zir ihr begab, um ihr einen Besuch abzustatten. Am 2. August, an einem Samstag, vertauschte Halima dieses elende Erdenleben mit den Freuden des Paradieses. Was ist es doch für eine süße Wonne, ein wenngleich unwürdiges Mittel in der Hand Gottes zu sein, um seine Barmherzigkeit den Menschen möglich zu machen! Schwester Oliva von den frommen Müttern des Negerlandes. * * * JfrtDwr Jmt IWammed. jSElliftüionrapsjb eines Negerchrifle». (Schluß.) ^si^ach dreitägigem Aufenthalte in Suez wurde ein bereitgehaltener, mächtiger Dampfer bestiegen, der über 4000 Passagiere an Bord nehmen konnte, die Schiffsleute und die Herren I. Klasse nicht miteingerechnet. — Die Reise nach Aden beanspruchte drei Tage. Bei der Einfahrt in den Hafen dieser Stadt erblickten wir auf den umliegenden Bergen eine Anzahl Hütten, die, zerstreut wie die Schäflein auf der Weide, einen schönen Eindruck machten. Jin Grunde waren viele Somalis mit dem Kohlentransport nach dem Ufer beschäftigt, während um unsern Dampfer herum zahlreiche Somalijungen schwammen und zappelten, in einem fort rufend: Backjchisch Hauaga (Trinkgeld, o Herr). Wenn dann eine Münze ihnen zugeworfen wurde, faßten sie dieselbe sicher, bevor der Grund des Meeres damit berührt wurde. In diesem Teile von Aden haben wir große Eisenküfige gesehen mit vielen Löwen, Leoparden, Affen u. s. w. Die eigentliche Stadt lag tiefer im Lande, in einer Art von Becken, das von den nackten Felsen gebildet ist und erst nach einem halbstündigen Marsch durch einen finsteren Tunnel erreicht werden kann. Wir ließen uns auf einem weiten Platze zwischen dem Hafen und der Stadt nieder, am Fuße einer Bergkette, von deren Gipfel eine Festung herabschaute. — Die Hitze in Aden war sehr groß, und es wurde in den ersten 14 Tagen, da die Nr. 12 Stern der Neger Seite 373 Offiziere fortwährend marschieren und üben ließen, fast jeden Tag einigen schlecht.. Ungefähr 20 Männer und einige Frauen starben. Nichtsdestoweniger wurde das Exerzieren wie vorher fortgesetzt, und man wollte auch, um die Ausbildung der Soldaten zu beschleunigen, militärische Kleidung und Gewehre verteilen. Dagegen widersetzten sich aber die englischen Offiziere, und so blieb es mit der Uniform beim Alten. Anstatt der mißbilligten Gewehre wurden Holzgewehre bei den Übungen gebraucht. Dies kam der Gazelle zugut, die sich einmal in den Reihen der Soldaten des Hafens ließ man sie in Linien antreten und dann in voller Kriegsrüstung, mit Gewehr und gefüllten Patronentaschen, aus dem Fahrzeuge an's Land marschieren. Bei solchem Erscheinen wagte sich kein Mann zu zeigen. Beim Durchzug durch das Land auf dem Wege nach der früher von den Deutschen gebauten Festung ging man jedoch ganz vorsichtig, zu Werke, weil der Weg durch Gärten von Bananen, Kokosbäumen u. s. w. führte, wo möglicherweise der Feind lauern konnte. Aber auch hier fand kein Zusammenstoß statt. Nach Durchschreitung der baumreichen Gegend war keine Heue lUobnung ln EtiL verlief und trotz allen Rufens und Springens nicht gefangen werden konnte- Inzwischen war an den Führer der Rebellen in Bagamoyo die Nachricht von den Manövern gelangt, die in Aden stattfanden. Man sprach ihm von 5000 Soldaten, die im Anzuge seien, alle Neger die nichts fürchteten, und deren Tüchtigkeit in der ganzen Welt berühmt wäre, ja, die alle, welche sich ihnen entgegenstellen möchten, lebendig auffressen würden. Aus solche Angaben hin flüchtete Buschiri und zog aus der Umgebung von Bagamoyo nach dem Kilima-Ndscharo. Die Neger in Aden schienen nunmehr tüchtig genug, trat in Bagamayo den Frieden wieder herzustellen, und wurden verladen. Im Angesicht Gefahr mehr zu fürchten, und der Rest des Weges wurde ohne große Vorkommnisse zurückgelegt. Im alten Fort wurde schnell Ordnung geschasst, um die Soldaten alle unterzubringen. Darauf erging der Befehl, über die Dörfer herzufallen. Das ging nicht, ohne vielen Schaden anzurichten. Die Türen der indischen Geschäftsleute wurden mit Gewalt erbrochen, Geld und Waren, und was sonst zu finden war, weggetragen und überhaupt ein allgemeiner Raubzug ausgeführt. Bei dieser Arbeit wurde ein großer Pulvervorrat entdeckt, der, in lauter kleinen Füßchen aufbewahrt, mit großem Jubel nach der Festung gebracht wurde. Nachdem in solcher Weise das Land durchforscht und durchsucht war, wurden die Soldaten verteilt. 2000 Mann vorwärts geschickt, um Krieg zu führen, die übrigen blieben zur Sicherung Bagamoyos zurück, schnitten die mächtigen Unkräuter, von denen das Land dort wucherte, und bauten Hütten für die Frauen und Kinder der Soldaten. Erst nachdem alle diese Vorbereitungsmaßregeln getroffen waren, konnte ein Brief nach Aden abgehen, wo die Familien der Soldateu inzwischen warteten und in den früher aufgeschlagenen Zelten sich die Zeit vertrieben. Das Schreiben befahl die sofortige Abreise sämtlicher Familien von dort nach Sansibar. Ein schon längere Zeit im Hafen von Aden liegendes deutsches Schiff konnte den Transport der Familien alsbald übernehmen, der nicht weniger als 31 Tage dauerte. Eine zweimalige Reparatur der Maschine des Dampfers zwang uns jedesmal mehr als einen Tag mitten im Meere stille zu stehen und die wegen des langen Ausbleibens des Briefes ohnehin schon mißgestimmten Negerweiber noch mehr zu erbittern. Einmal, wäre nicht die Gnade Gottes gewesen, würde das Schiff in den Grund gegangen fein: es erhob sich an einem Nachmittage ein heftiger Sturm und der Voderteil des Schiffes stand soweit unter Wasser, daß er kaum mehr-sichtbar war. Da wurden alle Frauen kommandiert, in den Hinterteil des Fahrzeuges sich zu begeben, worauf der Vorderteil wieder stieg und die Fahrt ein wenig besser ging. Als der Sturm immer noch nicht aufhören wollte, fingen die Weiber und Kinder zu weinen und zu heulen an. Der Kapitän tat alles, um die Leute zu beschwichtigen und die Furcht vor dem Ertrinken als nichtig zu zeigen. Es half kein Mittel, und man mußte zu einem Verfahren greifen, das an sich nicht ohne Gefahr, doch in Anbetracht des kopflosen Benehmens der Weiber und des Negercharakters in der Not und in allen Verhältnissen auszuhalten, als das geringste Übel berrachtet werden dürfte: sämtliche Weiber und Kinder mußten in den untern Schiffsräumlichkeiten festgehalten werden, bis der Sturm sich legte. In den niedern und finstern Räumen war natürlich in kurzer Zeit eine Hitze und Atmosphäre, daß viele Personen auf einander fielen, keine Ausflucht und keine Bewegung findend. Die schrecklichen Zustände dauerten 24 Stunden, d. h. bis der Sturm vollständig sich gelegt hatte. Eine neue Angst und eine allgemeine Unzufriedenheit verursachte die große Entfernung des Schiffes vom Lande. Weil schon 10 Tage verflossen waren, seitdem das letzte Mal Erde sichtbar war, fragten sich die Weiber: „Wohin sie uns wohl führen? vielleicht, daß wir in einem Lande verkauft werden! O, das wäre für uns eine Täuschung!" Inzwischen waren aller Augen immer nach dem Horizonte gerichtet, um Land auszuspähen; am Morgen, kaum hatten sie sich erhoben, noch bevor sie sich gewaschen hatten, ging's aufs Verdeck, ob das ersehnte Land sich noch nicht zeige. Es wollte noch nicht kommen. — Ich glaubte einige Male vor Sonnenaufgang bei dem schwachen Lichte, das um diese Stunde leuchtet, mit dichten Bäumen besetzte Berge zu sehen, und ich eilte dann sogleich zu meiner Mutter und sagte ihr: „Es ist das Land gekommen! Ich sehe Bäume." Sie folgte mir einige Male, um sich von meiner Entdeckung zu überzeugen und sich mit mir des nahen Landes zu erfreuen, — die aufgehende Sonne löste aber allemal die vermeintlichen Berge in Licht und kleine Wolkenstücke auf. Am dreißigsten Tage nach unserer Abreise von Aden stieg die Verzweiflung aufs Höchste und viele wollten sich in's Meer stürzen. Zum Glück erschien am folgenden Tage Land, nnd nun war alles getröstet, und alles atmete wieder auf. Es war 2 Uhr nachmittags. Wir sahen viele Baume, so hoch, daß wir sie für Palmen hielten; die dumpfeste Verzweiflung machte im Ru dem wildesten Tanzen und Singen und Lärmen Platz. Ihre Männer waren nun nahe, Palmen gab's auch in diesem Land und mit ihnen auch Datteln. Der Kapitän und die Seeleute waren nun in einem Augenblicke aus Sklavenhändlern die besten Menschen der Welt geworden. Das Schiff mußte ungefähr 2 Kilometer vom Lande weg stehen bleiben, da das Wasser sehr niedrig war. Bald darauf sahen wir vom Üfer weg eine Anzahl Barken, alle von Sudanesen gerudert, gegen uns kommen und man stieg, ein jeder mit Hab und Gut, ein, um langsam, langsam an das Ufer zu gelangen. Nach 100 Schritten in's Land hinein befanden wir uns nun unter jenen Bäumen, die von'ferne Palmen schienen, anstatt der Datteln uns große, kugelrunde Nüsse zeigten. Auf unsere Frage, was das für Bäume seien, antwortete man: „Gios el ind" (indische Nüsse, d. h. Kokosnüsse". Mein Stiefvater brachte gleich vier jener Früchte, deren Saft süß wie Zucker, und deren Schale allein genügend ist, eine Person zu sättigen. Die Überraschung, anstatt Datteln, Kokosnüsse zu finden, war daher nur erfreulich. Bei unserem Eintreffen in Bagamoyo waren nichts als Soldaten zu sehen, höchstens ein Dutzend Sansibaresen waren gegenwärtig, alle anderen Bewohner waren in die Berge geflohen. Die Häuser standen verlassen und offen da, die Dunkelheit, die darin herrschte, machte uns einiges Gruseln, nur bei den Frauen siegte damals die Neugier über einen leisen Anflug von Furcht, und sie traten in die öden Räume ein, suchten alle Winkel durch und nahmen, was als Hausgerät oder sonstwie verwendet werden konnte, mit sich. Nach ihnen wagten es auch die Buben, in den Häusern Spielzeug und Eßwaren mitzunehmen. Ich fand im Hause eines indischen Kaufmanns ein Kinder-wägelein, brachte es heraus und freute mich über alle Maßen, andere darin herumzufahren und selbst herumgefahren zu werden. Dieses Wägelein sah ein Bursche, namens Giomaa, der des Weges kam, bestieg ihn und wollte, daß wir seine Pferde seien: wir sahen, daß mit ihm, da er sehr groß und stark war, die ganze Geschichte ein Ende nehmen würde, konnten aber nicht wagen, ihm Widerstand zu leisten, ans Furcht, er möchte uns durchprügeln. Wir zogen, und das erste Mal brach nichts, dann stieg er einen Augenblick aus, um diesmal mit aller Kraft sich in den Wagen zu setzen, und es brach der Wagen. Auf unsere Frage, warum er cs so gemacht habe, antwortete er, es sei ja nicht mit Fleiß geschehen. Hiermit war alles fertig, da wir alle klein, er sehr groß war und alle noch dazu prügeln konnte. Eines Tages mußte mein Stiefvater mit noch anderen 40 Soldaten nach einem kleinen Dorfe, namens Motonia, abreisen uno nahm mich mit, die Mutter diesmal allein in Bagamoyo zurücklassend. Motonia war ein Übergangsplatz für die Karawane, am Ufer eines Flusses. Dort roar eine mächtige Barke, welche die Passierenden von einem Ufer an's andere übersetzte, wofür sie eine Münze an den Kommandanten entrichten mußten oder sonst etwas Tauschbares. Die Soldaten waren eben zu dem Zweck dorthin geschickt worden, die Leute zur Bezahlung nötigenfalls zu zwingen. In jenem Flusse waren viele Krokodile. Wenn eines dieser Tiere aus dem Wasser an's Land stieg, um sich an der Sonne zu wärmen, liefen die Soldaten zum Kommandanten, der dann mit seinem Gewehre kam und es tötete. Wir blieben an dieser Stelle drei Monate lang und kehrten nach Bogamoho zurück. Bald darauf wurde mein Stiefvater nach Magamia gerufen, wohin auch meine Mutter mitkam, und wo wir sechs Monate blieben. — Meine Mutter gab mich einem, ich glaube, syrischen Kaufmann in die Schule, der in den Pausen zwischen einem und dem andern Verkaufe arabische Lektionen in Lesen und Schreiben erteilte. Wir kamen gut miteinander aus, bis er mir einmal tüchtig mit einem Stocke aufmaß: ich floh aus der Schule in das nahe Dorf Saadan. Der Weg dorthin führte durch einen Wald. Vörden wilden Tieren, die in denselben hausten, hatte ich diesmal nicht die geringste Furcht. Nachdem ich ein gutes Stück Weges zurückgelegt hatte, stieß ich auf ein paar Frauen, die im Walde wohnten; sie riefen mich zu sich und versprachen mir eine Belohnung, wenn ich ihr Salz, das sie dort reinigten, hüte bis zu ihrer Rückkehr vom Fischfang. (Wir waren eine kurze Strecke vom Meere entfernt.) Ich nahm das Anerbieten an, sie gingen, und ich blieb nun ganz allein, wehrlos mitten im Walde. Aber schon nach etwa einer Stunde ergriff mich große Furcht. Ringsumher herrschte das tiefste Schweigen, man hörte nicht einmal den Gesang eines Vogels, jeden Augenblick konnte sich eine Schlange zeigen: ich floh und stand nicht mehr still, weder um Atem zu holen, noch um zurückzuschallen, bis ich aus dem Walde draußen und ihn noch einen guten Kilometer hinter mir hatte. Am Meere entlang weiter fliehend, traf ich mit einem Freunde meines Stief-vaters zusaminen, der meine Aufgeregtheit sogleich erkannte und fragte, wohin ich gehe; ich antwortete ihm, daß ihn das nichts angehe. Da warf er sein Holzbündel, das er auf dem Kopfe trug, auf den Boden, rannte mir nach, bis er mich eingeholt hatte und führte mich zurück nach Magamia zu meinen Eltern, wo er mich anklagte, daß ich von ihnen habe fliehen wollen. Mein Stiefvater hätte mich auch diesmal leer ausgehen lassen, aber die Mutter drang darauf, daß man mich schlagen müsse, weil ich sonst immer ungezogener würde; es wurden mir Hände und Füße gebunden und Prügel aufgemessen, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Ja, wenn die Nachbarn nicht dazu gekommen wären, wäre es vielleicht ohne ernstliche Verwundung nicht abgegangen. Trotz dieser Mißhandlungen oder vielmehr wegen dieser mir barbarisch scheinenden Behandlung riß ich, da wir in der Festung wohnten und jede Svl-datenfamilie ein eigenes Zimmer hatte, noch am selben Abend wieder aus, ohne jedoch die Festung zu verlassen und suchte bei einem Soldaten, namens Mohammed et Said, eine Zufluchtstätte. Dieser hieß mich unter seinem Angareb (Bett) Platz nehmen, und mit den Tüchern und anderem Zeug, das dort seine Verwahrung fand, bedecken. So war ich, als meine Mutter meine abermalige Flucht wahrnahm und mit der Laterne in alle Soldatenkammern hineinleuchtete, aber ich blieb trotz all' ihres Suchens und Fragens unentdeckt. Mohammed el Said stellte sich ganz unwissend, als sie kam, und antwortete auf die Frage, ob er mich nicht gesehen Hütte, daß ich vor kurzem hier gewesen und dann weiß Gott wohin gegangen sei. Erst als ich in keinem der Zinimer gefunden werden konnte, ging sie zu Bett. Am folgenden Morgen suchte meine besorgte Mutter von neuem nach mir sim Walde und dem Meere entlang, glaubend, daß ich vielleicht, wie das letzte Mal, meinen Weg dorthin genommen habe. Um die- Herren, und taten, als ob wir uns um niemand zu kümmern hätten. Einmal hatten wir uns aus Kräutern und Stöcken eine Hütte am Meere im Angesichte der Festung gebaut, hatten vier Flaschen Merissa (eine Art Bier) darin verborgen mit einigen Konservenbüchsen, die als Gläser dienten, und schickten uns an, einige fröhliche Stunden miteinander zu verbringen, als der Besuch des General-Gouverneurs angemeldet und infolgedessen innerhalb und außerhalb des Forts überall schnell Ordnung gemacht werden mußte. Vor allem war Ordnung und ScbmuKkritger. selbe Zeit kroch auch ich aus meinem Verstecke hervor, betrat unsere Kammer und fand darin meinen Stiefvater, der ganz gleichgültig sagte, meine Mutter sei nach mir in den Wald suchen gegangen. Darauf eilte ich aus dem Zimmer der Mutter entgegen, rief ihr, kaum daß ich sie erblickt hatte, und kehrten zusammen nach Hause zurück. Da ich sie ein wenig beängstigt sah über das, wo ich wohl geschlafen hätte, erzählte ich die ganze Sache, und sie war zufrieden. Obwohl der Gehorsam zu Hause als das Höchste, was man von uns verlangte, galt, und wir Buben dort in Magamia nicht so frei lebten, als man sich von den Negerbuben denken möchte, spielten wir, doch besonders Mohammed und ich, die Reinlichkeit nötig auf dem Wege zur Festung, wo unsere Hütte stand. Die Soldaten fragten, weil unsere Hütte am Ende keine Zierde des Landes war, den Kommandanten, was damit zu tun sei, und er kam selbst, unsern Bau in Augenschein zu nehmen. Er schien ihm nicht zu gefallen; mit den Flaschen und Gläsern konnte den Soldaten eine Freude Bereitet werden; es mußte also ein Mann unser Bier nach der Festung in die Kantine der Soldaten bringen und mit Zündhölzern zurückkehren, worauf der Kommandant sich selbst den Spaß machte, vor unsern, Augen die Hütte anzuzünden. Als die Regenzeit kam, ging ich daran, ein Feld anzulegen. Der Kommandant, der mich wohl kannte, gab mir dazu ein schönes Stück Land in seinem großen Garten, das ich dann zusammen mit einem nubischen Soldaten bebaute, um türkischen Weizen zu säen. In einem anderen Stück, ziemlich weit von diesem Garten entfernt, säete ich außer türkischem Weizen Bohnen und vier Haschischpflanzen (eine dem Tabak ähnliche Pflanze, deren Säst berauschend ist). Neben diesem Feldchen wurde ein anderes von einem Mädchen, namens Darih, bebaut. Ich geriet darüber eines Tages in Streit mit ihr, daß sie so nahe bei meinem Lande säe, vielleicht auch, weil das ihrige besser bebaut war uud meine Arbeit in Schatten stellte, und zertrat aus Zorn die junge Saat, die dort sproßte. Darih ging daher, weil sie kleiner als ich war und weder mir noch meinem Felde etwas anhaben konnte, nach Hause und verklagte mich bei ihrem Vater, der sogleich mit einem Stocke kam. Ich war inzwischen, Ähnliches ahnend, in den Wald geflüchtet, und er mußte so ohne den Trost für sein Kind, mich geschlagen zu haben, zurückkehren. Ein anderes Mal sah ich von meinem Felde aus einen Mann mit einem Holzbnnd auf dem Kopfe ails dem Walde und hinter ihm einen jungen Affen kommen. Ich wunderte mich hierüber nicht wenig. Aber bald solllen mindestens tausend Affen dem ersten folgen, und in keiner andern Absicht, als mir meinen türkischen Weizen zu fressen. Nichts Schlimmes ahnend, beobachtete ich immer noch den ersten Affen, der so herrisch hinter dem Mann einherging, als auf einmal ein Heer von Affen um mich herumsprang. Meine Kleidung war damals die eines Bischäriners; d. h. ein Paar Hosen und ein Stück Tuch, das aus den Rücken geworfen nach der Brust geht, wo es gekreuzt und dann wieder über die Achseln zurückgeworfen wird. Einer jener Affen ergriff das Stück, das über den Rücken herunterhing, und ich floh, fürchtend, daß die ganze Schar über mich herfalle, meinen Überwurf dem frechen Affen überlassend, in wirklich lächerlicher Weise der Veste zu; ein paar Mal stolperte ich und fiel und setzte den Weg ein Stück weit, mit Händen und Füßen arbeitend, fort, nur daralif bedacht, weiter zu kommen und mich zu retten. In der Festung angelangt, erzählte ich dem Wächter, daß ein ganzes Heer von Affen mein Korn auffresse und mich zuvor nach Hause verfolgt habe. Die Wache teilte die seltsame Begebenheit dem Kommandanten mit, der sich sogleich mit einem andern Offizier' auf mein Feld führen ließ, um die gefräßigen Gesellen bei der Arbeit zu sehen und einige von ihnen wegzuschießen. Sie trafen aber auch nicht einen, so gut wußten jene flinken Tiere den Kugeln zu entgehen, und als die beiden Gewehre von der Waldseite her, von der sie gekommen waren, feuerten, nahm die ganze Menge den Weg über den See, der dort lag. Der Kommandant und der Offizier schossen immer weiter, ohne jedoch irgendwelchen Erfolg zu sehen. Ein kleiner Affe, immer schießen hörend und doch keinen seiner Freunde fallen sehend, blieb ganz ruhig auf einem hohen Baume sitzen und krazte mit seinen Pfoten, wie zum Spott, an seinem Hinterteil herum. Der Kommandant zielte nun auf ihn, aber der kleine Spitzbube, welcher auf sich anlegen sah, zog sich in aller Gemütlichkeit hinter den Stamm, bald nach oben, bald nach unten hüpfend, und guckte allemal, wenn eine Kugel vorüberpfiff, ihr erstaunt nach, worüber die inzwischen gekommenen Soldaten ans vollem Halse lachten. Eines Tages kam einer aus dem Stamme der Maniema nach Magamia; der Arme hatte einen ganzen Monat gebraucht von seinem Lande nach Sansibar, und hatte sich so angestrengt, in der Hoffnung, hier schöne Kleider und andere europäische Sachen sich verschaffen zu können, um dann wieder in sein Dorf zurückzukehren. Dieser, unser Freund, hatte auf der Reise, wenigstens in den letzten Tagen, viel Hunger gelitten und dachte nun, da er zum Essen im Überfluß vorfand, sich gehörig zu sättigen. In der Nacht hörten die Soldaten ein schreckliches Geschrei, so daß sie glaubten, ein Löwe habe irgend einen geraubt, trafen aber an der Stelle, woher das Heulen kam, anstatt eines von den wilden Tieren überfallenen Menschen, unsern Freund aus Maniema, der sich am Meeresstrand wie ein Verzweifelter herumwälzte. Die Soldaten ergriffen ihn und fragten, was mit ihm sei, und er antwortete in sanft» barischer Sprache: „Ich habe zuviel gegessen und jetzt tut mir mein Bauch weh." Darüber warte der Kommandant benachrichtigt, und er riet, man solle dem Esser eine Tracht Prügel aufmessen, dann werde er schon verdauen. So geschah es, und der Arme erhob sich unter dem Gelächter der Soldaten und sprang und tanzte noch eine Weile vor seiner Hütte. Nachher hörte man nichts von ihm: die Medizin hatte geholfen. Am andern Tage wollte eine Sansibaresin in ihrer Hütte kochen und hatte dazu das Feuer zu nahe an der Strohwand angezündet, worauf dieselbe, ohne daß sich das Weib versah, Feuer fing. In einem Augenblick stand die ganze Hütte in Flammen und mit ihr alles, was darin war. Darauf trug ein ungünstiger Wind das Feuer au andere 38 Hütten, die alle samt ihres Inhaltes verbrannten. Die Besitzer, nicht fähig dem Feuer Einhalt zu tun oder es zu isolieren, griffen daher zu ihren Amuletten, um den Brand zu stillen. Die meisten hatten einen Spiegel in der Hand, den sie gegen das Feuer gerichtet hielten, in der Meinung, es würde, so erschreckt, einhalten, während unter ihren Augen die Waren verbrannten und das Silbergeld zerschmolz. Einmal lud der Kommandant alle Neger zu einem großen Feste ein mit dem Versprechen, unter die Teilnehmer Geld zu verteilen. Ringsum erging die Einladung und am bestimmten Tage, nachdem sich die ersten Ankömmlinge mitten im Hofe, die Sänger auf die eine, die Musiker auf die andere Seite gesetzt hatten, wurde das Fest mit dem Gesang „Ache, Ache, Ache tuelema-goma numera uchu“ — Musik, es wird gespielt, kommet auch ihr! für die noch Abwesenden oder noch vor den im Hofe Weilenden für eröffnet erklärt. Für die Abwesenden antwortete ein Teil der schon Gegenwärtigen: „Wartet und sehet zu, denn auch wir werden kommen." Mitten in dem von den verschiedenen Stämmen gebildeten Kreise waren zwei Männer, ein jeder mit einem Schwerte in der Hand, die unter fortwährendem malerischen Schwertschwingen zur Rechten und zur Linken ganz langsam aufeinander zugingen, bis sie sich Stirne vor Stirne, nicht weiter als eine Armlünge gegenüberstanden. Dann beugten beide ein Knie zur Erde, immer mit erhobenen Schwertern und in feierlicher Haltung, und erhoben sich wieder, in kleinen Schritten, wie sie gekommen, wieder zurückweichend, ohne de» Rücken zu kehren und von dem festgestellten Takte abzugehen. Dies ist bei ihnen der Tanz der Personen von Ansehen. Nachdem sie geendigt, traten an ihre Stelle die Armen, die große Sprünge machten und sangen: „Sopori eculala, ange.“ Darauf traten Männer aus dem Stamme der Maniema auf, mit dicken Stöcken, mit welchen sie taktmäßig ans die Erde schlugen mit dem Kehrreim : „Ciacola hoa, mama ciacola hy.“ Nach den Männern kamen die Frauen dieses Stammes, voran ein großes, mächtiges Weib, das die 200 ringförmig an sie geschlossenen in schönen schlangenartigen Bewegungen aufführte mit dem Gesang: „Niaia ne niaia, niaia ne niaia, naplechea mama, ne niaia.“ Die folgenden Dinkas tanzten immer in aufrechter Haltung und mit einem langen, eigenartigen Kehrreim: „Rial did dagiarial, mundal- luol sinda, bayn giali miti ting. Aie riaded da giurial, mandalluol guga gnat, ad mit sieg.“ Die Fertit hatten in ihrem langsamen Tanze allerlei komische Verbeugungen und den Gesang: „Lambama suf el hama, gal di fantasia ne, aiua, aiua est.“ Der Tanz der Sansibaresen wurde mit Harfen-begleitnng ausgeführt und dazu ein großer Teppich ausgebreitet. Am Kopfe des Teppichs waren drei Stühle aufgestellt; der Harfenspieler saß in der Mitte, zu seiner Rechten schlug einer die Trommel und zur Linken hatte der Musiker ein Holzstllck, an dem viele Ziegenklauen hernnterhingen, welche, aneinander geschlagen ein konfuses Geräusch machten. Vor diesem Orchester knieten viele Weiber, die im Takte der Musik fortwährend mit Hand und Kopf auf die Erde schlugen, bis sie halb besinnungslos waren. Andere streuten Weihrauch um die Spieler und die Knieenden. Von den Knieenden erhebt sich dann zu seiner Zeit eine nach der andern, um eine Melodie zu singen mit dem Rhytmus des jeweiligen Tanzes. Zuletzt tanzten die jungen Sansibaresen unter Anführung des Sohnes Sai Sinkapus in wildem Durcheinander und unter einem das Spiel der Musiker weit übertönenden Geschrei. Der Kommandant hatte inzwischen die verschiedenen Gruppen aufgenommen, und es sollte die verheißene Geldverteilung stattfinden. Unter ungeheurem Jubel wurden vier Säcke Silber- und Kupfermünzen auf ein aus Anlaß der Festlichkeit errichtetes Gerüst getragen. Darauf wurde bekannt gegeben, daß der Geldregen beginne. Mit vollen Händen griff der Kommandant in die Säcke und warf nach allen Seiten Silber und Kupfer ohne Unterschied; es entstand eine unbeschreibllche Szene, da alle suchten, wenigstens eine Hand auf dem Boden zu haben, um ein Geldstück zu erwischen. Das Streiten und Graben wollte kein Ende nehmen, da der Erdboden tief sandig war, und einer dem andern die schon sicher geglaubte Beute mit einem Rucke im Sande wieder streitig machen konnte. Doch endete auch dieses Schauspiel zur allgemeinen Zufriedenheit der Spielenden und der Zuschauer, und als der Kommandant die Säcke geleert hatte, sagte das Volk, es würde ihm zu Ehren und zu Liebe bis zum folgenden Morgen getanzt haben; er begnügte sich aber, wenn sie bis zum Abend tanzten und dann schlafen gingen. Und so geschah es: die unaufhaltbar scheinende Menschenmasse verlief sich in schöner Ordnung. Nur ich und mein Kamerad Mohammed machten wie gewöhnlich eine Ausnahme, wir gingen wieder in den Hof zurück Mid begannen das Suchen von neuem und nicht ohne Erfolg: ich fand 55 Piaster und Mohammed ungefähr dasselbe, die ich sogleich meiner Mutter brachte. Auf die schönen Tage folgte ein Befehl von Magamia nach Saadan abzureisen. Ich sollte hatte es nicht sc gewollt, aber Gott wollte meinen Ungehorsam bestrafen. Meine Mutter heilte lange an der Wunde herum ohne Erfolg; dem Doktor von Saadan war es möglich, mich in vier Tagen wieder auf die Beine zu bringen. Das ereignete sich in Saadan, wohin uns in wenigen Stunden IHmin, tiie zum 6eötte rufen. wieder, wie bei allen Umzügen, den Esel machen und tragen und zusammenpacken helfen. Das war mir nun verleidet und ich sprang vor den Angen des ärgerlichen Stiefvaters auf und davon. Aber ein Sergeant, von meinem Stiefvater gebeten, folgte mir und verletzte mich int Springen mit seinem Schuh derart, daß eine Wunde entstand, die mir über vier Monate blieb. Der Soldat die Barken brachten. In der Umgebung von Saadan gab es viele Hyänen, die jede Nacht das Dorf beunruhigten. Es befahl daher der Kommandant von dort, daß man einen mächtigen Graben vor dem Dorfe auswerfe und in demselben einen Balken errichte, der die vielen Holzstücke, welche den Graben wie ein Dach bedeckten, tragen sollte. Das Dach wurde dann mit Kräutern bedeckt und an den Balken ein totes Schaf und ein geladenes Gewehr gebunden, mit einem Mechanismus, daß das Gewehr losging, wenn das Schaf berüht wurde. Darauf zogen sich alle zurück. In der Nacht haben wir einen Flintenschuß vernommen und gleich darauf einen Hyänenschrei, der bis zum Kilima-Ndscharo gedrungen sein mochte. Am Morgen fand man eine Hyäne tot im Graben; ihr wurde die Haut abgezogen und das Fleisch unter die Neger verteilt, die Haut behielten die Offiziere. Der Scheich von Saadan war einmal nach Sansibar gegangen, um Waren zu kaufen, verlor aber am Rückwege bei einem Sturm den ganzen Einkauf. Eines Tages nun, als ich dem Meere entlang mit etwa 20 Sansibaresenburschen ging, fanden wir am Ufer 4 Kisten und 13 Säcke voll Waren. Wir versuchten die Kisten zu öffnen, jeloch vergebens. Die Säcke waren bald geöffnet, und es fanden sich darin viele Kleider, Hemden, Hosen u. s. to.; aus einer Schachtel, die unten in einem Sacke verborgen war, zogen wir 22 Taler und 296 Centimes hervor und verteilten sie untereinander zu gleichen Teilen. Von Saadan mußten wir auf kurze Zeit nach Tanga, einem schönen Dörfchen am Meeresstrande, übergehen. Hier wohnten die Frauen außerhalb der Festung, in besondern (etwa 200) Hütten, die acht Reihen mit einer Länge von ungefähr 200 Meter bildeten. Das Schönste in Tanga war der Garten des Kommandanten, wo wir nicht selten einbrachen und Bananen wegtrugen. Von Tanga führte uns eine neue Änderung nach Dar-es-Salam, wo dem Meere entlang schöne Paläste mit prächtigen Gärten den Ankömmling ans dem Innern wie eine neue Welt überraschen. In diesem Städtchen waren die Sansibarenser von einem Großmuselman, namens Soliman, in schrecklicher Knechtschaft gehalten, der z. B. zu Zielscheiben, bei seinen Schießübungen, seine in Reih' und Glied aufgestellten Sklaven wählte und die getroffenen von ihren eigenen Kameraden in's Meer werfen ließ. Einige Male mußten sämtliche Sklaven sich auf dem Boden ausstrecken in zwei Linien, die Köpfe gegeneinander gekehrt. Der Unmensch befahl dann, daß allemal die zwei einander gegenüberliegenden sich die Hände reichten, worauf er ans diesen Händen wie ein Seiltänzer ging, und jeder, der unter dem Gewichte seiner Person die Hände sinken ließ, ward sogleich dem Tode überliefert. Solche Grausamkeiten kamen vor der Ankunft der Deutschen vor, jetzt kommen solche Sachen nicht mehr vor. Anfangs hatten wir in Dar-es-Salam eine Hütte, deren Wände meistenteils aus Luft bestanden. Dieser Eigenschaft wegen wechselten wir sie bald mit einer etwas solideren und machten aus der ersten eine Kapelle, in welcher die Buben aus Gesirah einen Altar errichteten und die Messe zelebrierten, soweit sie dieselbe in Erinnerung hatten. Auch hier rieß ich, wie immer, für 14 Tage aus. Die Sache ging so. Einer meiner Kameraden stritt mit der Frau eines Negerpolizisten, und gab auf mein Rufen keine Antwort. Da nahm ich den dicken Stock, den ich bei mir hatte, und warf ihn mit Wucht gegen die Türe, hinter welcher sie saßen. Aber im selben Augenblicke öffnete der Gerufene und der Stock traf ihn auf den Mund, so daß er ein paar Zähne verlor und vor Schmerz sich auf die Erde warf, heftig schreiend, worauf zahlreiche Eingeborene auf dem Platze erschienen, um nicht nur mich, sondern die ganze Negerschaft zu überfallen. Nicht lange abwägend, wer wohl Sieger bleiben würde, fing ich an, im Galopp in den nächsten Wald zu laufen, und ließ mich 14 Tage nicht mehr sehen. Bis dahin gaben sich die Sansi-baresen, die bereits gegen unsere Hütten angezogen waren, vermöge der Verhandlungen des Scheichs zufrieden. Er setzte ihnen auseinander, daß es sich nur um eine Unvorsichtigkeit unter Kameraden handle. Mein Stiefvater war inzwischen des Soldatendienstes hier müde geworden, und er beschloß, wieder einmal Klima und Handwerk zu ändern. Es ging nicht etwa in ein nahes Dorf oder tiefer in's Land hinein; der Reiseplan war: Dar-es-Salam-Sansibar -Kairo. In Sansibar hatten wir drei Tage Aufenthalt. Am ersten Tage stieg mein Stiefvater an's Land, um sich ans der Insel umzusehen nach Brot, Käse und anderen Nahrungsmitteln für die Seereise. Am Morgen stieg er an's Land und am Abend kam er wieder mit seinem Einkauf, von dem sechs Schnapsflaschen und ein tüchtiger Rausch das meiste gekostet hatten. Er legte sich sogleich nieder und schlief, bis sein Inneres durch Mund und Nase Durchbruch nahm. Wir glaubten, er müsse nun sterben und wir weinten. Aber ein Neger, der ihn sah und uns rasch trösten wollte, nahm einen Kübel voll Wasser und goß ihn über sein Gesicht, und das Übel nahm bald ein Ende. Wir dankten diesem Neger von ganzem Herzen. Am zweiten Tage war großes Fest zu Ehren des Königs von Sansibar, und alle Schiffe, die im Hafen standen, waren beflaggt und schossen ihre Kanonen ab. Schon am frühen Morgen sah ich ein englisches Kriegsschiff, auf dem die Soldaten wie die Statuen dastanden, während die Musik spielte und die Kanonen donnerten. Am Mittag sah ich jene Soldaten, die ich für Statuen hielt, die Reihen auflösen und in Eile und Unordnung in's Schiff hinuntersteigen, wie die Affen vom Berge springen. Am dritten Tage fuhren wir aus dem Hasen. Obgleich auch diesmal der Sturm uns Trübsal bereitete, dauerte die Fahrt doch nicht so lange wie das erstemal. Eines Tages spielte ich oben auf dem Schiffe mit allen meinen Kostbarkeiten aus Bagamoho, Sansibar u. s. to. Ein Soldat, namens Sai Faschia, sah mich, und entdeckte, an meiner Seite sitzend, einen schönen Stein unter meinen Spielsachen. Auf seine Frage, ob ich ihm den Stein verkaufen wolle, sah ich verwundert auf, staunte aber noch mehr, als er mir 2 Taler dafür anbot. Vorerst wollte ich jedoch mit meiner Mutter sprechen, und sie meinte, jener Mensch müsse betrunken sein, wenn er für einen glänzenden Stein 2 Taler geben wolle. Darauf lief ich wieder zum Soldaten und sagte ihm, daß mein Stein nicht käuflich sei. Da fing er zu schimpfen an, holte sein Gewehr und wollte eine Kugel für mich laden; aber andere Soldaten hielten ihn auf und riefen den Kommandanten, der fragte, warum der Soldat mich erschießen wolle. Ihm erwiderte der aufgeregte Mensch: „Mein Geld gilt eben soviel, als das der andern. Er will. mir aber für mein Geld seinen Stein nicht verkaufen, darum erschieße ich ihn." Er wurde alsbald gebunden und nach Empfang einer gehörigen Summe mit der Peitsche ins Gefängnis geworfen, wo er bis zu unserer Ausschiffung in Suez blieb. Von Suez ging's direkt nach Kairo. Im Negerdorfe Abasiah bei Kairo nahmen wir Wohnung, und ich arbeitete bei einem Burger, Mohammed Ramadan war sein Name, mit einem Lohn von 5 großen Piastern im Monat. Dort blieb ich, bis ich's zu einem Taler gebracht hatte, d. h. 4 Monate lang. Mein Stiefvater hatte von Anfang an Arbeit in Gesirah genommen bei der Mission von Zentral-Afrika und nahm mich nach den genannten vier Monaten von jenem Muselman nach dem Institut der Mission, wo ich unter die Zöglinge gesteckt wurde und vier Jahre blieb. Nach zwei Jahren ungefähr erhielt ich die Erlaubnis, die hl. Taufe zu empfangen mit noch drei andern. Von der Zeit an, da mir dieses heilige Sakrament in Aussicht gestellt wurde, lernte und wiederholte ich meinen Katechismus, so daß mir von dieser Seite aus keine Schwierigkeit gemacht werden konnte. Auch in meinem Betragen suchte ich tadellos zu sein und vermied Händel und Streit. Aber trotz meines guten Willens wurde mir unversehens die Taufe verschoben. Kein härteres Schicksal konnte es für mich geben, als noch eine Zeitlang von der hl. Taufe abstehen zu müssen und meine Kameraden vor mir Christen werden zu sehen. Ich war niedergeschlagen, wenngleich ich voraussetzen mußte, daß die Missionäre in allem nur mein Bestes wollten, und ich weinte und lamentierte an allen Orten: diese bekommen jetzt die Taufe vor mir. Ich habe den Katechismus wie sie studiert und jetzt muß ich doch noch warten. Um mich nicht weiter zu beängstigen in Bezug auf den Grund, aus welchem mir die hl. Taufe verweigert wurde, versicherte mir der Hochw. Pater in allem Vertrauen, dies sei nur geschehen, um die Taufe meiner Eltern abzuwarten; ich würde dann mit ihnen das schöne Fest zusammen feiern. So geschah es auch. P. Antonius taufte uns und bereitete uns ein Fest, wie wir noch keines zusammen erlebt hatten. Wir durften im Salon speisen aus Herrentellern, es wurden Speisen aufgetragen, wie sie die Noblen haben, eine Flasche Wein angestochen, und wir wurden überhaupt wie feine Herren behandelt. In der gleichen Weise bewirtete er uns am Tage unserer ersten hl. Kommunion. — Nach dem Tage der ersten hl. Kommunion wurde ich in die obere Klasse befördert, weil unter den Erzählungen, die ein jeder aus meinem Alter machen mußte, die mehlige für besonders gut gehalten wurde. Nach vier Jahren fortwährender Wohltaten, die ich in Gesirah empfing, verließ ich das Institut, weil man zwei Tage hintereinander, wegen Mißhandlung eines andern, mich hatte strafen müssen. Es fand sich eine Stelle für mich bei Dr. Haid. Was mir dieser Herr au Leib und Seele Gutes erwiesen hat, werde ich bis zum Tage des Gerichtes nicht vergessen, und wenn möglich, werde ich, vor unserm Herrn stehend, des Wohlwollens gedenken, mit dem er mich umgab. Nach zwei Jahren brachten mich schlechte Knaben um diesen schönen Posten. Darauf besorgte mir die Mission, die trotz alledem nicht abließ, für mich weiter zn sorgen, eine Stelle bei einem gewissen Bey Tobias. Aber ich blieb hier nur 17 Tage, da sich inzwischen Dongola wieder geöffnet und ich große Lust hatte, dorthin zn gehen. Als ich eines Tages am Nile mit Andraus spazieren ging, traf ich eine Fran, die ich von Sansibar her kannte, und die sich anschickte, nach Dongola, wo ihr Mann als Soldat diente, abzureisen. Ich erklärte ihr mein Vorhaben, ebenfalls dorthin zu reisen, und wir kamen überein, miteinander Kairo zu verlassen. Andraus verschob seinen Plan auf später. Mein anderer Freund, Gioinaa, hingegen zeigte sich willig, mir sogleich zu folgen. In den Tagen, die bis zur Abfahrt veiflossen, schliefen wir zwei in den Barken, welche die elektrische Tramwaygesellschaft im Nile hatte, oder in Gizeh. Bei so kühlen Betten, wie sie die Schiffe und der nasse Boden in Gizeh zur Winterszeit boten, verlor Giomaa seine Begeisterung für Dongola und verließ mich mit der Ausrede, seine Kleider Herrichten zu lassen, auf Nimmerwiedersehen. Am Tage nach seinem Verschwinden reisten wir nach Dongola ab und waren 42 Tage auf dem Wege nach Assuan. In Assuan besuchte ich die Mission von Zentralafrika und-traf ?. Antonius, der mich getauft hatte. Auf seinen Rat und durch die Nachricht, daß vor einem Jahre niemand nach Dongola vorgelassen werde, von der Vorsehung vor Abenteuern gewarnt, trat ich wieder in die Dienste der Mission, die ich einst verlassen hatte. Arthur Franz, Sohn des Abduluahab Mattheus. Hiermit endet die Lebensbeschreibung. Gott hatte sich zur rechten Zeit ins Mittel gelegt, sonst wäre der ganze Lebensgang Gott allein bekannt geblieben. Aus einer Vergangenheit wie sie. unser Arthur-Franz hinter sich hat, aus einem Chaos von Wegen und Plänen, aus einer unfruchtbar und j wild scheinenden Erde ließ Gott eine ganz schöne Blume zu seiner Ehre erstehen. Verschiedenes. Seligsprechung eines afrikanischen Bischofs. Im Juli wurde von der Kongregation der Riten der Prozeß der Seligsprechung eines afrikanischen Missionsbischofs der neuern Zeit in die Wege geleitet. Es handelt sich um den ersten Apostol. Prch-fekten und Vikar von Abessynien, Msgr. Justus de Jacobis, der am 31. Juli 1860 zu Massowali, an hervorragenden Verdiensten reich, gestorben ist. In der neuern Kirchengeschichte glänzt sein Name als der einer Heldenfigur im wahrsten Sinne des Wortes, und die Anerkennungen, die ihm die Nachwelt zollt, hat der bescheidene Lazarist durch sein Wirken und Leiden in höchstem Maße verdient. JlusfrocRmsng des Cschad-Sees. Am Tschad-See tritt eine seltsame Erscheinung zutage. Die Tatsache der stufenweisen Austrocknung des großen Wasserbeckens im westlichen Sudan ist erst in neuester Zeit mit größerer Genauigkeit festgestellt worden. Herr Delevoye, Mitglied einer französischen Expedition, hat eine Karte von dem großen See herausgegeben, aus der man ersehen kann, daß dieses Wasserbecken heutzutage in. seiner Ausdehnung sehr eingeschrumpft ist, und deshalb auch seine Form gänzlich verändert hat. Während man früher dem Tschadsee einen Flächeninhalt von 28—30000 km3 zuschrieb, so kann sein gegenwärtiger Stand während des Hochwassers, d. i. von Oktober—Januar, höchstens auf 18 000 km2, während der anderen Jahreszeit nur auf 10 000 km2 geschätzt werden. In dieser letzteren erheben sich am nördlichen Rande zahlreiche, kleine Inseln aus einem Sumpfe, und der ganze südöstliche Teil, welcher an das deutsche und englische Gebiet bei den Bornu angrenzt, ist nichts anderes als eine Ebene, die mit hohem Sumpfgras bewachsen und mit Wassertümpeln übersät ist. Früher hatte der Tschadsee die Form eines Herzens. Heute hingegen gleicht sein beständig mit Wasser bedeckter Teil einem Winkel, dessen Scheitel nach Süd-osten liegt, und von dessen Schenkeln der eine nach Nordost, der andere nach Nordwest gerichtet ist. Jeder Schenkel, oder besser gesagt, jeder Wasserarm des Sees, besitzt ungefähr eine Länge von 145 km und eine Breite von höchstens 40 km. Dieser Vorgang der Austrocknung dauert schon seit 30 Jahren und geht keineswegs in beständiger Gleichförmigkeit vor sich. Sehr stark zeigt er sich seit dem Jahre 1897. Chevalier, der voriges Jahr die Südseite des Sees untersuchte, fand, daß hier das Land um nichts weniger als 15 km vorgerückt sei. Vorliegende Erscheinung läßt sich leicht erklären. Durch die Ausdünstung und durch das Aufsaugen von Seite des Bodens verliert er in einem Jahre mehr, als ihm der Schart und die anderen Flüsse im Süden zuführen. In jedem Jahre ist der Wasserstand geringer, als in dem vorhergegangenen. Englische expedition gegen Häuptlinge im Sudan. Das Reuter'sche Bureau meldet aus Kairo vom 20. November: Ein englischer Major ist am 10. Oktober mit 15 Offizieren, 369 Mann und drei Geschützen von El Obeid nach Rohad gezogen, um den Häuptling von Kitra zu züchtigen, weil er einen vom Gouverneur von Kordofan ernannten Häuptling abgesetzt hatte. Die Expedition traf am 14. Oktober in Kitra ein. Mittlerweile hatten sich auch noch zwei andere Häuptlinge erhoben, deren Sitze genommen wurden, worauf sich die Häuptlinge ergaben. Unruhen werden nicht erwartet. Der Etrikahesitx der europäischen Mächte. Auf Grund von Untersuchungen Supans hat die Londoner Geographische Gesellschaft berechnet, wie groß der Afrikabesitz der europäischen Mächte heute ist, und wieviel Land den noch unabhängigen Staaten verbleibt. Danach besitzt Frankreich 3,937,450 Quadratmeilen. Allerdings beansprucht davon die Sahara allein 1,942,420. An zweiter Stelle kommt England mit 3,674,173 Quadratmeilen, 1,188,000 davon entfallen auf Südafrika, 360,540 auf Nigeria und Lagos. Die drittgrößte Afrikamacht ist der Kongostaat mit 918,810 Quadratmeilen. Erst an vierter Stelle kommt Deutschlands Asrikabesitz mit 907,000 Quadratmeilen. Unter den deutschen Staatsgebieten steht Afrika mit 364,970 Quadratmeilen obenan. Südwestafrika umfaßt 317,540 Bereits tarnen einige unserer edlen Wohltäter unsern Bitten nach durch Einsendung von Büchern. Da aber unsere Zahl sehr groß und die Bedürfnisse noch größer sind, so erneuern wir unsere Bitten. Branche unserer Freunde und Wohltäter sind vielleicht im Besitze von ausführlichen Stehens« Quadratmeilen, Kamerun 190,870 und Togo 33,620. Die fünfte Stelle nimmt heute Portugal, welches einst halb Afrika sein eigen nannte, mit 79-9,400 Quadratmeilen ein. Angola bedeckt trotz aller Ab bröckelungen an den Kongostaat und England ipdj immer 489,790 Quadratmeilen, während Wozam-bique von den Engländern auf 293 180 Quadratm. heruntergebracht worden ist Junten ist in Afrika mit 188,950, Spanien mit 84,950 Quadratm. beteiligt. Tripolis, das wenigstens nominell der Türkei gehört, wird auf 405,270 Quadratm. berechnet. Der Rest Afrikas entfällt auf die großen Seen, veren Fläche aus 33“,740 Quadratm. geschätzt wird, und die drei letzten, zur Zeit noch unabhängigen Staaten Abessinien, Marokko, Liberia. Ersteres umfaßt 370,000, letzteres 36,800, Marokko 175,850 Quadratm. Der Flächenraum von ganz Afrika beträgt nach dieser Rechnung 11,532,470 Quadratin. Das gchra als Haustier. Die Zähmung der Zebras, die als kräftig, aber auch als wild und störrisch bekannt sind, wird seit einiger Zeit in Ostafrika versucht, um sie als Haustiere zu benutzen. Von einer solchen Zähmung berichtet der Gouverneur aus Deutsch-Ostafrika: „Mein Adjutant Oberleutnant Abel ritt das Zebra während des ganzen dreiwöchigen Marsches. Das Tier kam erst vor wenigen Wochen und in ziemlich wildem Zustande zu der Schutztruppe. Es wurde während unseres Marsches genau so gehalten und gepflegt wie die Pferde und Maultiere und zeigte in keiner Weise schlechte Eigenschaften. Wenn es sich nicht durch seine auffallende Farbe auszeichnete, würden wir gar nicht gemerkt haben, daß sich ein ganz neu geartetes Reittier in unserer Expedition befand. Es war leistungsfähig und zeigte sich beim Bergklettern und Durchwaten von Flüssen oft williger als Maultiere. Der Versuch ist völlig geglückt, und wenn es sich herausstellt, daß die Widerstandsfähigkeit des Zebras gegen die Surrakrankheit nicht geringer ist, als die des Maultieres, und daß die Beschaffungskosten billiger sind, so beabsichtige ich, die deutsche Schutztruppe mit einer größeren Anzahl von Zebras zu Reit- und Fahrzwecken auszurüsten. ^Bitten. ^ Beschreibungen von Heiligen, die sie vielleicht leicht entbehren könnten; uns würden solche und ähnliche Bücher große Dienste leisten. Schon im Vorhinein sagen wir unsern edlen Wohltätern von ganzem Herzen ein „Vergelt's Gott!" (NB. Gebetserhörungen und Empfehlungen, bei welchen nicht der volle Name und Wohnort der Redaktion angegeben wird, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt). S. M. b e i B. Preis und Dank betn erbarmungs-reichsten Herzen Jesu, Maria und Josef, und der Fürbitte ^der armen Seelen ewigen Dank für Er-hörung in einigen Anliegen. Möchte wiederum Bitten für einige schwer bedrängte Familien in vielen schwierigen Anliegen und einigen wichtigen Unternehmungen um Segen, Rat und guten Ausgang; um Abwendung einer großen Gefahr für den heiligen Glauben, einer ansteckenden Krankheit, um die Bekehrung mehrerer und verschiedene andere Anliegen. S. M. in E. Gott sei tausend Dank für die Erhörung, daß mein Geschäft gut abgelaufen ist. Veröffentlichung war versprochen. M. L. G. Dank dem göttlichen Herzen Jesu, daß mit seiner Hilfe alle Schwierigkeiten überwunden wurden, um ins Kloster eintreten zu können. H. W. aus S. Unendlicher Dank dem göttlichen Herzen Jesu, dem unbefleckten Herzen Mariä, dem hl. Antonius und allen Heiligen, die angerufen worden sind, für Wiedererhaltung der Gesundheit, für Erlangung eines Priesters und für Glück im Hausstand. Oberfr. Bayern. Jemand läßt dem hochhlst. Herzen Jesu vielmals danken, wieder der hl. Messe beiivohnen und die häuslichen Arbeiten verrichten zu können. K. Sch. Angetrieben von den vielen Erhörungen, die das hlst. Herz Jesu auf die Bitten seiner Söhne gewährte, empfahl ich mich ihrem Gebete und lasse nun hiermit für die Erhörung (Befreiung meines Sohnes vom Militär) von Herzen danken. I. K., G. Es wurde mir in einem Anliegen durch die Fürbitte Mariens und des hl. Antonius auffallend geholfen. Unbekannt aus Vorarlberg. I. H. dankt dem hlst. Herzen Jesu, der lieben Mutter Gottes und dem hl. Josef für Erhörung in verschiedenen Anliegen; bitte noch um weiteres Gebet in einigen wichtigen Anliegen. N. N. Innigsten Dank für die Genesung des Bruders; dem Gebete wird der kranke Vater empfohlen. * * * K. H. M. W. Getrieben vom Verlangen, uns Gott im Ordensstande zu weihen, empfehlen wir uns dem Gebete der Söhne des hlst. Herzens Jesu um Beseitigung der vielen Schwierigkeiten. — Ich empfehle eine Familie eurem Gebete, damit sie es mit Erfüllung ihrer Standespflichten und besonders der I Kindererziehung ernstlicher nehme. — Ebenso einen I Trunkenbold, der so schreckliche Verwünschungen und j Gotteslästerungen ausstößt. Ein schwer kranker Familienvater bittet ums Gebet zum hlst. Herzen Jesu und dem unbefleckten Herzen Mariä und zum hl. Josef, damit er wieder gesund werde. Veröffentlichung der Erhörung versprochen. N. N. aus Sch. empfiehlt sich dem Gebete zur hl. Familie in schweren Anliegen. A. M. in K. Ersuche inständigst, mich dem Gebete Ihrer Leser in schweren Anliegen zu empfehlen. I. W. in St. K. bittet in einem besonderen Anliegen ums Gebet. F. W. wird dem Gebete sehr empfohlen, daß ihm Gott Gnaden und Fähigkeiten zu einem erhabenen Berufe gebe. Eine Klosterfrau empfiehlt sich dringend dem Gebete in zeitlichen und geistigen Anliegen. Ungenannt aus W. Eine schwergeprüfte und sehr leidende Person sei hiermit dringend in einer wichtigen Angelegenheit dem Gebete aller hochw. Missionäre und der Leser dieser Zeitschrift empfohlen. Für die Schriftleitung: jUttott v. Mörl. — Druck von Ä. Weger's fb. Hosbuchdruckerei, Brixen. Missionssenninar St. Josef (14a) Ellwangen (Jagst)