Vereinigte Laitzacher Zeitung. Gedrückt mit Edlen von Kleinmayer'schen Schriften. Freytag den 7. Inly i8i5. Offizielle Nachrichten vom Kriegsschauplatze. Vom 27. Iuny. <^^er Commandant der Avantgarde vor Weissenburg erhielt am 25. Inn. cin Schreiben des Generals Rapp, mit der Anzeige, hs.ß ihm durch den Tclegrapben die Nachricht zugekommen sey, Bonaparte habe am 23. der Regierung zu Gunsten seines Sob-nes entsagt, und in Folge dieses Entschlusses hatten die zwey Kammern eine intermi-stische NeZierung bestimmt, welche aus dem Duc d'Otrante (Fouche), dem Grafen Car-not, dem Duc de Vicence (Caulincourt), dcm General Grenicr und dem Baron Qui-nette bestehe. Eine Deputation dieser interimistischen Negierung werde sich nnt Auftragen an die verbündeten Monarchen ehestens auf den Weg begeben. Dieser Schritt, welcher mebr als andere Belege die verzweifelte Lage beweiset, m welcher sich Bonaparte seit den Ereignissen des 18. ^un. befindet, und wie schwach sem auf Verrach und Trug gegründetes Regie-rungs-System war, veranlaßt in den Ope-razionen der verbündeten Armeen weder el-nen Auftntnalt «och eine 'Aenderung. Die ^der? Rheinische Armee, unter dem Oberbefebl des Fcldmarschalls Fürsten von Schwarzenberg, bat am 2^. in zwey Haupt-Kolonnen is-re offensiven Operationen unternommen. Die Kolonne des rechten Flügels bestand ans der Bayerischen Armee, unter den Befeblcn des Feldmarschalls Fürsten v. Wrede, dem dritten Armee - Corps, unter den Befeblcn Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Würtembcrg, und der kaiscrl. Russischen Armee, unter Kommando des Feld-marschaUs Grafen Barclay de Tolly. Der Feldmarschall Fürst Wrede überwältigte mit seiner Armee am 2/^. die Saar bey Saarbrück und Saargemünd, und di-rigirte seine Operazioncn mit solchem Nachdrucke, daß er heut mit seiner Hauptmacht bey Cbateau-Salms eintrifft, um sich bey Nancy aller Ucbergangspunkte der obern Mosel und der Mcnrthe zu bemächtigen. Das dritte Armee-Corps hat durch seine Bewegungen das in den Linien von Wcis-senburg und Lantcrburg gestandene Corps des Generals Napp, 40,000 Mann stark, zur Verlassung dieser verschanzten Stellung genötbigt, hierdurch Landau eingeschlossen, und wird sich in der Verfolgung des Feindes heut bey Hagenau aufgestellt haben. Von Selten der Russischen Armee hat General Tschernitscheff mit einigen tanscnd Mrden über die Mosel gesetzt, nm im Rü> (ken der feindlichen Armee zu wirken. General Lambert deckt an der Mosel die Vorrückung des F. M. Fürsten von Wredc, und beobachtet Metz nebst Thionville. Das Corps des Generals der Infanterie Najcos-ky, versammelt sich hente bey Spcycr und rückt dem dritten Armee-Corps zur Unterstützung nach. Die Armee des F. M. Barclay de Tolly übersetzt bey Mainz, Oppcnbcim und Mannheim den Rftcin, und rückt in Eilmärschen zur Unterstütznng der bayerischen Armee nach. DerOestcrreichische A. M.,". Wallmoden eilt, in Verbindung mit dem Kronprinzen bon Würtemberg, zur Einschliessung von Straßbura^, und war gestern über Lauter -bürg in ^elz eingetroffen. Das Haupt-Onarner und die Hoslager treffen heute in. Speyer ein. ' Der linke Flügel, unter den Vefhlen Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs, besteht aus dem ersten Armee-Corps, unter den Befehlendes F. Z. M. Grafen von Colloredo, dem zweyten, unter Kommando des Fürsten v. Ho-hcnzollern und der Oesterreichischen Reserve. Er hat am 26. den Rhein zwischen Basel und Nheinsclden übersetzt, und wird das Le-courbsche Corps, welches die Etnschlicssnng von Hünningen zu hindern schien, unmittelbar angreifen. Dcr General der CavattcrieFrimont, hat mit dcr Italienischen Armee den Simvlon und St. Bernhard überschritten. Von Genf ans hat er den von der Iserc nach Cavoyen eingcdrnngenen Feind, zurückgeworfen, und sich im Jura - Gebirge festgesetzt; wahrend der Fcldmarschall - Lieutenant Vubna, mit dem andern Theile dieser Armee, von Tnrin über den Mont Cenis gegen Chambery und Grenoble vorrückte. Zufolge der neuesten aus den Niederlanden eingetroffenen Nachrichten, befand sich das Haupt-Quartier des in Verfolgung der völlig aufgelösten Hanpt-Armce des Feindes begriffenen F. M. Fürsien Blücher, am 22. zu Fcrimont, so wie das des Herzogs von Wellington, an demselben Tage zu Va-vay. Die Armee des Ober-Rheins sindct bey ihrem Vordringen in Frankreich überall die beste Aufuahme. Die Offiziere des Armee-Corps, wZlchcs am 2/;. die Linien von Weis-senburg zu verlassen genöthiget war, haben Me Indignation gegen die Person Napo- leon Vonapavtes, und gegsn die ber rathe- rische Untcrnehm-ulg, deren Opfer sie wnr-den, beym Abmarsch laut und öffentlich zu erkennen gegeben. Armeebefehl. Gegeben in dem Hanpt - Quartiere den 2/l. Iunins 1815. Soldaten der Oesterreichischen Rhein - Armee I Napoleon, gegen dessen eroberungssüchtige Plane ganz Europa zn Felde zog, war durch Eure und Eurer Waffenbrüder Thaten besiegt. Er kehrt aus dem Enl, in welches ihn die Großmuth dcr Sieger verwiesen hatte , zurück, und befebdct vom Neuem die Ruhe, den Wohlstand, den Frieden, die Sicherheit aller Staaten; fordert vonv Neuem die Heere des vereinigten Europa mit frevelnden: Nebermnthe auf, für die Unver-lMichkeit ihrer Grenzen, für die Ebre ihres Vaterlandes, für das Glück ibrcr Mitbürger, für diese heiligsten aller Güter, zu kämpfen, die er, dem nichts heilig ist, seit so vielen Jahren, zur Gcissel der Menschheit, zerstörend angegriffen hat. (3w öffnet sich denn für Euch, tapfere Soldaten der Oestcrrcichischen Armee! ein nencs, weites Feld des 5iiuhmes! Ich weiß, daß Ibr es mit neuen siegen bezeichnen, daß Ihr Mir dnrch neue Thaten das Glück noch theurer machen werdet, Mich mit stolzem , freudigem Gefühle Encrn Feldherrn zu nennen! Es ist ehrenvoll fur Euck, es ist erfreulich für Mich, daß Ich Euch nur Vorbilder aus Eucrn rühmlichen Erinnerungen zu geben habe, um Euch zu grossen Thaten zu entflammen. Die Siege von Kulm, Leipzig, Vricnne und^ Paris ^sind herrliche Kranze; dieEuereehrwürdige,:Fahnenschmücken; bleibt ihrer werth, indem Ihr fechtet wie damahls, und Ihr werdet frische Lor-becrn zn diesen Kränzen sammeln! Großes ist schon vollbracht worden; Euere Brüder in Italien haben sich mit tapferer Hand den Weg in's Herz des feindlichen Landes gebahnt, und ihre siegreichen Fahnen welien in der Hauptstadt Neapels; Eure Wassengefahrten in Flandern haben am is. einen der denkwürdigsten Siege erfochten, den die Kriegsgeschichte kennt; Sie, die sieggckrönten Schaaren, sehen auf euch, und fordern gleiche Thaten! — Auf denn! Die Erinnerung an das was Ihr a» so manchem heissen Tage w.net, das Bewußtseyn dessen, was Ihr Euch selbst nnd der Mitwelt schuldig seyd, begeistern Euch, daß Ihr, Eures alten Ruhmes würdig, fechten möget für Kaiser, Ehre und Vaterland! Schwarzendcrg, Feldmarschall. (W. Z.) Italien. Der Monitore di Napoli vom 18. May fdem Tage vor Mnrat's ',lucht nach Istbia und ron da nach Frankreich) enthält folgende höchst merkwürdige Proclamation desselben an die Einwohner von Neapel: „Bewobner von Neapel! Es haben sich falsche Gerüchte unter ench verbreitet, die an sich im Stande sind, Nebel berbeyzufüh? ren, die ich euch dnrch eine freymütbigc, eurer und meiner würdige Erklärung, zu ersparen die Absicht habe." ,,Man jagt euch Furcht ein, daß der Krieg bis in eure Mauern dringen werde, und sucht ench mit Vorstellungen von Bildern der Drangsale, die er in eine wcitschichtige Nesidcnz bringt, zu ängstigen. Beruhigt euch ; ich werde nimmermehr zugeben, daß ihr solchen Drangsalen ausgesetzt werdet.. Der '^cind ist noch weit entfernt und die Neapolitanischen Armeen stark genng, um ihn noch weiter von euch zu entfernen." ,,^ch schmeichle mir, daß er bald gezwungen seyn wird, cner Gebiet zn verlassen. Wenn jedoch das Glück meinen Muth und den Muth meiner Armee verriethe, so würde doch die Liebe, die ich zn euch hege, mir nimmer erlauben, den Krieg bis in die Nähe d'r Hauptstadt fortzusetzen. Will das Geschick" mich unterdrücken, so will ich, daß es mich aNein unterdrücke." „Die Sorgfalt eurer weisen Obrigkeiten, eurct thätiger Eifer, die unermüdliche Wachsamkeit der neuen und braven Sicherheitsgarde sichern euch gegen jede innere Unordnung. Von meiner Seite gibt es kein Opfer, das ich nicht zu bringen geneigt wäre, um euch jeder äußern Gefahr zu entziehen, und euch jene Ruhe zu erbaten, welche immer einer von jenen Vortheilen gewesen ist, deren ihr euch. unter metner Negierung erfreutet. Ich wage es zu hoffen, datz der Himmel mich Msersehcn habe, euch noch andere Wohlthaten zu erzeigen." ,,Die Sprache, die ich jetzt gegen euch geführt habe, ist der Beängstigung, die einlge von ench ergriffen bat, angemessen. Sollte ich> nach meinen Gefühlen sprechen, so würds ich-mich daranfbcschränken, ench zu sagen, daß der Feind zn rückgcworfcn wcrden wird, und ich im Schootze des Friedens die Ausführung aller Entwürfe, die ich für euer Heil gesaßt und auszuführen begonnen hatte, werde .vollenden können St. Lucio, den 17. May ifti5. Joachim Napoleon. (G. Z.) Genua den 10. Iuny. Privatbriefe sagen, daß die Royalisten. in Nantes, Tonrs und Napoleonville eingezogen und mit Enthusiasmns empfangen worden seyen. Auch der Seehaften Nochcllc habe die weiße Fahne aufgesteckt. (K. Z.) S ch w e i tz. Zu Basel hatte man am 22. Iun. durch Sprechbothen die neuesten Pariser Zeitungen erhalten. Nebst deren Inhalt waren in Paris (wie sich wohl voraussehen ließ) wegen des furzen Vordringens der Französischen Armee in den Niederlanden grosse Frcudens-bezeugungen veranstaltet worden. Bonaparte hatte sich von da zncrst nach Avesnes begeben. Auf seinen Befehl mußteu seine Garden , als sie von Paris abmarschirten, znm Zeichen, daß sie siegen oder sterben wollten, ihre Adler mit schwarzem Flor umhüllen. Dreytauscnd Invaliden und Krüppel waren auf.800 Wagen nach den Grenzen abgeführet worden um die bisherigen Angestellten, Magazins-Aufseher lc. zu ersetzen welche die Flinte tragen müssen. (W. ZZ) Frankreich. Nach den Pariser Blättern war die Französische Armee an den Grenzen der Niederlande 150,000 Mann stark, und von den besten Truppen zusammengesetzt. In einem Gefechte in der Vendee am 4. Iun., wurde an der Spitze der Königlichen der tapfere Marquis de la Röche Iacquelin getödtet. In dem Aufruf an die Vendeer sagteer: „Wenn ich vorwärts gehe, folgt mir; weiche ich, so tödttt mich; wenn ich fa^ le, so rächt mich! ,, Kurz zuvor war auch sein Schwager geblieben. (W. Z.) Nicht genug, daß man, wie verlauste, den Saal des ^ayfcldes in Bran^ ^"ken n-ollte, versickert man auch, daß ein Kom-plot entdeckt worden sey, welches damit u^i-gicng, den Artillericpark von Vincennes in die Lust zu sprengen. (K. Z.) Deutschland. Briefe aus Köln vom 18 Iuny sagen? ,,Wie man so eben vernimmt, soll die konigl. französische Armee, die zu einem bedeutenden Eorps augewachjen tst, tn unserer Gegend auf das rechte Nheinufer zu sieben kommen. Das Hofiager Ludwigs X V"'! ^. soll nach Vcrgerath unterhalb Muhlhelm verlegt werden. (K. Z.) Nach Briefen aus Gothenburg von 10. d bat Schweden mit dem Könige von Preussen eine Uebereinkunst geschlossen, in Folge welcher esSchwedW-Pommern anPreußcn gegcn eine runde Summe von 3 Millw)n Thaler Tan 0 auf ewige Zeiten überlaßt. (S. Z.) Den Einwohnern von Frankfurt wurde durch eine Publikation des Senats vom 20. Iuny angekündigt, daß ihre Stadt durch den Losten Artikel des Konserenzprotokolls der europaischen Mackte für frei, und einen Theil des deutschen Bundes erklart, mithin nebst ihrem Gebiet von den übrigen Theilen des vormahligen GroßberzoaMms Frankfurt getrennt worden sey. (B. v. T. Vorlaufigen Berichten aus Karlsruhe zufolge hat der Kronprinz von Würtemberg am 22. Iuny seine Operationen eröffnet, und den Rhein passirt. Man darf also auch in diesen Gegenden bald wichtigen Ereignissen entgegensehen. ^ ^. ^ Das badische Offlzierkorpshat um we Begünstigung angehalten, bei der Eröffnung des Feldzuges den Vortrab macken zu dürfen. Durch Regensburg reiste am 19. Iuny die Grasin von Montesqiou mit ihrem Sohne unter Begleitung eines öesterr. Kavalle-neoffiziers nach Frankreich. (B. v. T.) Ungarn. Vermöge Nachrichten von Preßburg wird die Prinzessin Paulinc von Borghett, welche von Grätz kommend aller Orten in Ungarn durch militärische Eonvoy durch Steinman-ger, Güns, Oedenburg bis Preßhmg, und weiter binreiset, stündlich alliier erwartet; die Dispositionen silld so getroffen, daß Sie allenthalben mit dcribr gebührenden Acktung empfangen werden sollte. (Pr. Z.) Rußland. Die russischen Reserven von i5o,ooo M. waren bereits oon Wilna aufgebrocken, auch wird in Nußland eine neue Rekrutirung von 300,900 Köpfen vorgenommen. (K. Z.) Niederlande. Die Trümmer des rechten Flüaels, fton dem General Vandamme befehligt, welche bier und da in dem WallcnnHcn Brabant hcrumirren sind von dem Preussi chen General Kleist umzingelt, demselben durch welchen Vandamme in Böhmen gefangen worden ist. Dieser Tage ward zu Brüssel eine Perlon aus einer der ersten Familien uusers Landes die unter Bonaparte einen s-o^en Mnitar-rang bekleidet hatte, verhaftet und nach Ven-loo abgeführt. (K. 3.) Der 9. May, hecht es in Nachrichten aus Gent vom 11. d. M. war der letzte Tag det Monatsfrist, welche Bonaparte den Offizieren, die dem Könige und den Prinzen gefolgt sind, zugestanden hatte. Nach Bonaparte's Gesetz, haben alle Franzosen, die nach Ablauf dieses Termins, mcht nach Frankreich zurückgekehrt sind, den Tod uud die Confis-kation ihrer Güter verwirit. (K. Z.) Spanien. In den Häfen von Cadir wurden gegen Ende Mays Anstalten zu einer Ausrüstung getroffen, welche allem Anscheine nach benimmt ist in irgend einem Theile des südlichen Frankreichs eine bedeutende Diversion zu machen. Dieselbe soll aus 20,000 Mann auserlesener Spanischer Truppen, von den geschicktesten Befehlshabern angeführt, bchebeu. Mehrere Kriegsschiffe und eine beträchtliche Anzahl Frachtschiffe sind in dem Hafen versammelt, und dem Vernehmen nach, sollten sie gegen den 10. oder 12. Iun. unter Segel gehen. Wie man behauptet, soll diese Ausrüstung ihre Richtung gegen das westliche oder das mittägliche Frankreich nehmen. (G. Z.) Wechsel-Cours in Wien. am 1. Julius. 1815. Augsb. für loo fl. (^ . fl.^ ^ ^ I^o. eonvetttionsmünze von Hundert 412 ?s3 fi.