Xix der Der LeUige Vater Pius X. hat Dec Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der -hochwürdtgsten Oberhirten von Vrixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. KakholWe MlssioNseWrifl. Bezugspreise für das Jahr 1926 Ganzjährig: Für Österreich 2 Schillinge, für Deutschland 2 Goldmark, für Italien und Alto Adige 8 Lire, für die Tschechoslowakei 10 Tschechokronen, für Jugoslawien 24 Dinar, für Ungarn 24.000 ung. Kronen und für die Schweiz : : : : : 2 Franken. Lerausgegeben vom Missionshaus Graz, Paulustorgasse 10, Steiermark. Fiest 7. (Juli 1926. XXIX. Iahrg. ]acf)bem der Heilige Vater im allgemeinen Zweck und Ziel, Mittel und Wege des Missionswerkes angedeutet hat, geht er etwas ausführlicher auf einen Lieblingsgedanken aller wahren Missionäre ein. Mit eindrucksvollen Worten ruft er den Missionsvorstehern zu: „Vor allem lenken Wir Eure Äufmerksamkeit aus die Wichtigkeit der -Heranbildung eines einheimischen Klerus'. Es ist Unsere Überzeugung, daß im Falle der Unterlassung dieses notwendigen Missionswerkes nicht nur Eure Missionsarbeit unvollständig ist, sondern auch in der Folge ein Hindernis bilden wird, daß die Kirche in jenen Ländern sich richtig organisieren kann. Gerne erkennen Wir es an, daß man in manchen Gegenden schon damit begonnen hat, Seminare für eingeborene Knaben zu errichten, so daß das Volk Priester und Lehrer aus dem eigenen Stamme erhält; aber trotzdem sind Wir von den Fortschritten, die hier nötig sind, noch allzu Weit entfernt. Schon Unser Vorgänger, Benedikt XV., ließ die Klage hören: ,Es ist betrübend, daß in Gegenden, wo schon seit Jahrhunderten der katholische Glaube verkündet wird, immer noch keine einheimischen Priester als Lehrer und Bischöfe sich finden, obwohl diese Völker zu einer solchen Kulturhöhe sich emporgearbeitet haben, daß Männer aus denselben in allen Zweigen der Kunst und Wissenschaft sich bereits hervorgetan haben.. / Da nun der einheimische Priester wie durch Geburt so auch durch Geistesverfassung, Neigung und Gefühl seinem Volke sich leicht anschmiegen kann, so springt es sofort in die Augen, daß er auch den heiligen Glauben seinem Volke leicht mundgerecht zu machen versteht. Besser als irgendein anderer weiß er den Weg zu den Herzen seinerStammesgenossen zu finden. Daraus erhellt auch, daß er oft allein dort noch etwas auszurichten vermag, wo einem Ausländer Tür und Tor verriegelt bleiben. Dazu kommt die Schwierigkeit, sich in einer fremden Sprache korrekt auszudrücken, infolgedessen die Durchschlagskraft der Worte oft abgeschwächt wird., Außerdem sind noch andere Umstände ins Auge zu fassen, wenn sie auch nicht häufig vorkommen werden. Man nehme nur einmal an, es wird durch einen Krieg oder eine andere Umwälzung in einem Lande eine Regierung durch eine andere ersetzt und die Ausweisung der Missionäre einer bestimmten Nation verlangt; oder aber, was vielleicht noch seltener eintreten wird, die Eingeborenen hätten einen höheren Grad der Zivilisation erlangt und glaubten nun, sich selbst regieren zu können. Sie vertreiben also die fremde Regierung, die fremden Soldaten und diefremdenMissionäre. Welch ein Schaden müßte in einem solchen Falle die Kirche erleiden, wenn nicht ein Netz von eingeborenen Priestern über das ganze Gebiet gezogen und so für die Bedürfnisse der an Christus angegliederten Bevölkerung vollständig gesorgt wäre. Daraus folgt ganz klar, daß Ihr Eure Missionsgebiete mit einheimischen Priestern versorgen müßt, und zwar in einem Ausmaße, daß Ihr nicht nur das Reich Gottes weiterausbreiten, sondern auch die schon christlichen Gemeinden zu versehen imstande seid, ohne auf den Zuzug aus dem Auslande angewiesen zu sein." Der Heilige Vater geht dann über zu einigen anderen Hauptmitteln, die zur Ausbreitung und Festigung des Glaubens dienlich sind: „Da es, wie gesagt, bei Euren Völkern notwendig ist, „ daß Ihr Euch zur Organisation der Kirche all der Elemente bedient, aus denen sie nach Christi Wohlwollen besteht, so müßt Ihr es auch als eine Eurer Hauptaufgaben betrachten, männliche und weibliche religiöse Orden zu errichten, deren Mitglieder aus Eingeborenen sich zusammensetzen. Oder ist es vielleicht nicht gerecht, daß auch die neuen Jünger Christi die evangelischen Räte befolgen können, durch die sie unter dem Antriebe göttlicher Erleuchtungen zu einem vollkommenen Leben emporgehoben werden sollen? Auch ein anderer für die Verbreitung des Evangeliums überaus wichtiger Punkt darf hier nicht übergangen werden. Die Anzahl der Katechisten, seien es nun Europäer oder noch besser Einheimische, muß gesteigert werden. Sie helfen ja dem Missionär, die Katechumenen vorzubereiten für die heilige Taufe oder unterstützen ihn in der Schule. Dabei werden sie um so größeren Erfolg haben, je mehr sie den Charakter der Eingeborenen selbst kennen." Einen überaus schönen Gedanken entwickelt der Heilige Vater, indem er das beschauliche Leben auch für die Missionsgebiete empfiehlt. Mönchsorden, deren Hauptbeschäftigung das Gebet ist, sollten eingeführt und mit einheimischem Nachwuchs bevölkert werden: „. . . denn diese Mönche werden vom Himmel einen wunderbaren Gnadenregen auf Euch und Euer Werk herabflehen. Es ist daher ganz klar, daß einheimische Mönche, trotzdem sie den Geist ihrer Stifter hochhalten und sich nicht dem werktätigen Leben widmen, für den Erfolg des Missionswerkes von großem Nutzen sein können." Zum Schluß seiner herrlichen Missionsenzyklika steht der Heilige Vater vor uns, wie nur ein Papst der katholischen Kirche, umstossen vom Glanz der Autorität Christi, als Führer und Herr der Gewalten sich zeigen kann. Der alles zerfressende, engherzige Nationalismus muß verschwinden. Die Kirche heißt nicht umsonst die katholische. Des Meisters letzter Auftrag war: „Geht hinaus in alle Welt!" Herrin des Missionswerkes ist allein die Kirche. „Da der göttliche Hirte seine Herde von Unserer Hand zurückfordern wird, so werden Wir ohne Zögern, sobald es für die Ausbreitung der katholischen Kirche not- All Unseren Wünschen möge Maria, die Königin der Apostel, huldvoll gewogen sein! Sie ist ja unter dem Kreuze die Mutter aller Menschen geworden. Sie wendig, zukömmlich oder nützlich ist, Missionsgebiete von einem Institute auf ein anderes übertragen oder abteilen und dem einheimischen Klerus oder anderen Vikariaten und apostolischen Präfekturen zuweisen. I liebt und beschützt die, welche von der,Er-! lösung Jesu Christi noch nichts wissen, nicht weniger als jene, die der Früchte der Erlösung in so reichem Maße teilhast geworden sind." 100 Stern der Neger Heft 7 22 22 ^ Unsere Christengemeinde in „nMria-'Crosh vermehrt sich. Von P. Bernhard Zorn, F. S. C. \\ 22 22 JJ vieles hätte ich zu berichten, so viel, daß es für unsere Leser zuviel würde. Ich begnüge mich daher, nur einiges herauszugreifen, mir vorbehaltend, später auf die interessantesten Einzelheiten zurück zu kommen. Als wir hier ankamen, fanden wir nur 16 Christen vor; ich rede natürlich nur von Eingeborenen, denn weiße Christen waren mehr, ihre Seelsorge ist aber nicht mir anvertraut. Diese 16 Schwarzen waren von P. van Hecke getauft worden, bevor wir noch wußten, daß wir jemals unsern Fuß in dieses Land setzen würden. Bei unserer Ankunft kamen zwei gleich zu uns. Sie hatten schon vor Jahren in Lebensgefahr die heilige Taufe empfangen. Das war aber auch alles, was sie wußteu. Ein dritter kannte seine Religion ein wenig besser; er war bei den Schwestern in Pretoria gewesen, hatte dort dem Pater bei der hl. Messe gedient und, da er so ziemlich Englisch verstand, manche Wahrheiten aus dessen Predigten kennengelernt. Aber leichtsinnig ist der Kerl, ein Wildfang ersten Ranges! Bis heute hielt er noch nie so lange beim Unterricht aus, daß er die erste heilige Kommunion hätte empfangen können. Die übrigen 16 Christen konnten bisher noch nicht unterrichtet und auf den Empfang der ersten hl. Kommunion vorbereitet werden, da sie zu weit von hier wohnen und wir sie unmöglich oft aufsuchen können. Heute nun, d. h. zu Ostern 1926, zählt die Station „Maria-Trost" genau hundert katholisch getaufte Schwarze. Sehen wir uns dieselben etwas genauer an. Die Mehrzahl sind natürlich noch Kinder, aber gerade deshalb baue ich auf sie am meisten. Ihr Herz ist noch unverdorben und daher empfänglich für gute Lehren und christliche Erziehung. Was sie beim Gottesdienst und in der Schule sehen und hören, prägt sich tief in ihre Seelen ein, zumal sie sonst noch keine schlechten Eindrücke empfangen haben. Langsam, aber desto gründlicher lernen sie unsere heilige Religion kennen, schätzen und lieben. Haben wir aber erst die Jugend, dann bekommen wir auch bald die Alten. Denn wenn die Eltern sehen, daß man sich ihrer Kinder mit aller Sorgfalt annimmt, sie liebt und gut erzieht, dann lassen auch sie sich gewinnen und werden für die Bekehrung günstig gestimmt. Daß sie überhaupt ihre Kinder, das Liebste, was sie besitzen, uns anvertrauen, ist schon ein Beweis von Vertrauen und gutem Willen; ich möchte es schon die halbe Zusage nennen, daß auch sie später nachkommen wollen. Daß sie es aber jetzt noch nicht so eilig haben, erst vorsichtig abwarten und dann selbst urteilen wollen, kann man ihnen gar nicht übelnehmen, ist vielmehr ein Zeichen, daß sie auch ein wenig denken, und mir ist es sogar lieb. Haben doch manche von ihnen schon viele Prediger gesehen und gehört, so viele Religionen wie Pilze über Nacht entstehen und gleich Kometen mit langem Schweif aufleuchten und wieder verschwinden gesehen, daß es töricht von ihnen wäre, wollten sie gleich jedem Neuange-kommenen Glauben und absolutes Vertrauen schenken. Ich suchte ihnen zwar zu erklären, daß wir Katholiken ihnen die einzig wahre Religion verkünden, weil Gott nur einer, der Himmel nur einer, weil Jesus Christus, unser Erlöser, uns den Weg zum Himmel gezeigt hat und dieser Weg auch nur einer ist. Also kann seine Lehre, wie man den Weg zum Himmel wandelt, auch nur eine sein. Doch das alles sind Wahrheiten, die erst gründlich verstanden sein wollen. Dazu braucht es Zeit, viel Zeit! Rom ist nicht in einem Tage, auch nicht in einem Jahre das geworden, was es heute ist. Vorläufig sind also nur Einzelbekehrungen zu verzeichnen. Als erster wurde ein Sesuto-Jüngling feierlich getauft und empfing am selben Tage die erste hl. Kommunion. Ihm folgte ein lOjähriges Mädchen, welches jedoch bald starb. Zu Ostern 1925 wurden sieben Kinder getauft. Auch von dieser kleinen Schar ist ein Schäslein bereits beim Guten Hirten im Himmel. Fast zur selben Zeit bekehrte sich eine Ur-Urgroßmutter?) Wie alt sie eigentlich ist, weiß nur Gott allein. Es war rührend, wie die gute Alte so inständig um die hl. Taufe bat. Daß sie in ihren hundert Jahren vielleicht auch Sünden begangen habe, gab sie unumwunden zu. Daß sie nun, wenn sie katholisch werden wolle, für immer dem Satan entsagen müsse, fand sie selbstverständlich. Gar oft schon, wenn ich mich bemühte, ihrem bemoosten Haupte die Heilswahrheiten einzutrichtern, hatte sie diese endgültige Absagung wiederholt und besonders betont. Wie erstaunt war sie nun, als ich sie bei der *) Abbildung sieh „Stern der Neger 1926, Heft 1, S. 10. hl. Taufe fragte, ob sie dem Satan widersage! „Aber ja! Ich habe es dir doch schon so oft gesagt; warum willst du es nochmals hören!" — „Gut so! ... und allen seinen Werken?" — „Wenn ich ihm widersage, widersage ich auch selbstverständlich seinen Werken! Ist das eine Frage!" — „... und aller seiner Pracht?" Da wäre sie fast ungeduldig geworden. Sie sagte nur: „Wenn du mir nicht glaubst, so warte nur ab und du wirst sehen. Ich habe zwar oft gelogen in meinem früheren Leben, aber was ich jetzt gesagt habe, ist gesagt, und dabei bleibt es!" — „Gut, gut, liebe Alte, ich glaube dir alles!" und ich vollendete die heiligen Zeremonien. Seitdem ist sie überglücklich. Außer einigen Zeichen der Ungeduld, was man bei ihrem Alter, ihrer Armut und ihren Gebrechen leicht begreifen unb, entschuldigen kann, glaube ich, hat sie bis heute keine Sünde mehr begangen. Am 4. April d. I., also zu Ostern, erhielten auch sieben Erwachsene die hl. Taufe. Fünf davon waren Enkel der alten Großmutter. Etwa I V2 Dutzend weiterer Enkel und Enkelkinder von ihr bereiten sich schon lange auf die hl. Taufe vor und noch ein paar Dutzend aus ihrer Familie kommen fleißig zur Schule. Sie selbst bereitet sich auch schon auf die erste hl. Kommunion vor. Ein wenig versteht sie schon von dem geheimnisvollen Sakrament. Wie wird sie sich freuen, wenn sie dieses Liebesgeheimnis einmal genügend verstanden hat und dann empfangen darf! Daß wir Missionäre manches schwere Opfer bringen müssen, daß wir viel zu leiden haben, besonders wenn berechtigte Hoffnungen unerwartet fehlschlagen, weiß jedermann. Aber wir haben auch selige Stunden und himmlische Trö- 102 Stern der Neger Heft? stungen, und davon sprechen unsere Berichte. In Zukunft, so hoffen wir, werden sie noch zahlreicher werden. Sollten wir den Tag der großen Ernte nicht mehr erleben, unsere Nachfolger werden gewiß unter Frohlocken einheimsen, was wir jetzt in Schmerzen und oftmals unter Tränen säen müssen. Hilf nur beten, lieber Leser, daß der Herr mehr Arbeiter in seinen Weinberg sende! £)ie Heger glauben an die Existenz der Ceufel. Von P. Bernhard Zorn, F. S. C. vs - -..... -==*' ehr oder minder verschwommene Ideen von Geistern habe ich bei allen Negern vorgefunden, den meisten Fällen handelt es sich um die Geister der Vorfahren. Die Golo- und Ndoggoneger im Bahr-el-Ghazal heißen sie „Mbaöwo“, die Schilluk am Weißen Nil „Iwok“. Die Zulukasfern gebrauchen den Ausdruck „umoya“, in der Mehrzahl „imimoya"1. Die Seele heißt „umpefamulo“. Wenn sie aber von der Seele eines Verstorbenen reden, so gebrauchen sie andere Ausdrücke, wie „itongo“. Itongo ist der Geist eines Vorahnen, gewöhnlich ein guter Geist, der oft als Retter und Beschützer auftritt. „Idhlozi“ hat fast dieselbe Bedeutung. Mir scheint, daß dieser Ausdruck jedoch (wenigstens an einigen Orten) mehr als Zaubergeist oder als Rächer seiner Familie angesehen und angerufen wird. Weniger beachtet scheint der „umbozi“ zu sein. Er ist ebenfalls der Geist (die Seele) eines Vorfahren, der jedoch in den Leib eines anderen übergegangen, in ihm fortlebt und sich bisweilen durch ihn kundtut. Das geschieht gewöhnlich durch Träume. Der „Besessene" redet im gründlichsten Baßton, so daß man seine Stimme nicht sowohl aus dem Bauche als vielmehr aus dem Boden heraus zu vernehmen wähnt. Das alles beruht aber fast immer auf Aberglauben oder Betrug oder auf natürlichen Ursachen. Ernster wird die Frage, wenn von wirklichen Geistern die Rede ist. Die Eingebornen glauben fest an ihre Existenz. Woher sie diese Ideen haben, ist nicht leicht festzustellen. Es muß eine Art Tradition sein, aus vielen Jahrhunderten herübergebracht und weitergeführt. Als am 15. Jänner dieses Jahres eine teilweise Sonnenfinsternis herrschte, behaupteten einige fest, daß da ein Teufel im Spiele sei.*) Doch inwiefern sollte dieser -etwas mit der Sonnenfinsternis zu tun *) Alle kennen das Wort „U-Demone“, nur weiß ich nicht, ob dieses Wort von Europäern oder von Missionären eingeführt wurde, oder ob sie es schon vorher gekannt. „U-Satan“ bedeutet dasselbe, oft jedoch mit dem speziellen Sinn von unserem „Luzifer", dem obersten der Teufel. haben? Man weiß ganz genau, daß jeder Teufel (und alle, so Teufelswerke vollbringen), die Sonne und jedes Licht hassen und fliehen. Damit nun die Teufel leichteres, besseres Spiel bekämen, entschlossen sie sich, an jenem Tage die Sonne auszublasen, was ihnen auch zum Teil gelungen sein soll. Je mehr sie jedoch der Mitte zu kamen, desto heißer wurde es, so heiß, daß sie schließlich ihr Vorhaben aufgeben und sich zurückziehen mußten. Der schon ausgeblasene Teil der Sonne glühte allmählich wieder nach und so erglänzte die Sonne wieder wie vorher. Ich erinnere mich noch sehr gut eines ähnlichen Erlebnisses am Abend des 2. Dezember 1907 in Wau im Bahr-el-Ghazal. Gegen 8 Uhr trat eine Mondesfinsternis ein. Das vorher so schöne Licht war merklich schwächer geworden. Gewiß war das nicht plötzlich vor sich gegangen, aber niemand hatte es zu Anfang wahrgenommen. Keine Wolke war am Himmel. Allmählich wurde es ganz finster. Vom Monde iah man nur mehr eine kleine Sichel und endlich gar nichts mehr. Was taten nun die Eingebornen? Sie schlugen ihre Trommeln und hieben auf Kesseln ein und schrien und lärmten dabei so gewaltig, als ob sie gegen einen gefürchteten Feind in den Krieg zögen. Ich fragte nach der Ursache, und man antwortete mir, daß die Teufel den Mond erwürgen wollten. Durch den Lärm und das Geschrei der Eingebornen würden sie erschreckt, verscheucht und veranlaßt, ihr ruchloses Werk aufzugeben. Ob's wahr ist, weiß ich nicht. Wahr ist jedoch, daß kaum ein Sterblicher auf längere Zeit diesen Lärm ausgehalten hätte; wahr ist auch, daß endlich der Mond wieder am Himmel erschien. Noch etwas habe ich zu berichten, das 1 sich vor kurzem hier in Südafrika zugetragen. Es ist etwas sehr Trauriges. Am 23. Jänner d. I. war in der Zeitung „Rand Daily Mail“ folgendes zu lesen: Ein gewisser „Reverend Charles" gründete eine Privatschule für Mädchen. Der Ort, an dem er die Schule eröffnete, war abseits gelegen und wurde ganz abgeschlossen gegenüber der Öffentlichkeit. Kein männliches Wesen und nicht einmal die Eltern durften den Platz betreten. Daß dieser vermeintliche oder wirkliche Lehrer ein „Eingeborener" war, stand klar in der Zeitung; aber leider ist nicht angegeben, zu welcher Sekte er sich bekannte, lind es muß doch eine von den vielen bekannten Sekten sein, denn unverdorbene Eingeborene kennen so etwas nicht! Er muß von den „Privat-Bibelauslegern" hervorgegangen sein, denn jede seiner Schülerinnen mußte stets ein Exemplar bei sich haben. Und was lehrte er sie? Eines ist vor Gericht in Pretoria bezeugt worden: er lehrte sie, daß es Teufel gäbe und daß sie alle auch Teufel würden, wenn sie nicht auf alle seine Wünsche und Begierden, eingingen. 19 Mädchen im Alter von 4 bis 15 Jahren waren bei ihm in der Schule. Aus Furcht, sie möchten Teufel, werden, fielen sie ihm alle zum Opfer» Ja, es gibt wirkliche Teufel, nicht nur in der Hölle, sondern auch hier auf Erden. Möchten doch alle ihren verdienten Lohn in diesem Leben erhalten, wie es diesem ergangen! Und solche getrauen sich zu. sprechen, sie predigten das reine Evangelium und maßen sich an, über die katholische Kirche zu schimpfen und ihre Lehren, zu verachten. Hätten wir doch gute Missionäre und Mittel genug, alle noch vorder Irrlehre bewahrten Eingeborenen aufnehmen und unterrichten zu können, damit sie wahrhaft den erkennen und dem. folgen, der da ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben"! fr ♦ jtK Zulufprid)rvörter und =scnten?en. SV ♦ ♦ Von P. Bernhard Zorn, P. S. C. ♦ sollte man auch nur die schönsten und tiefsinnigsten Weisheitssprüche der orientalischen Völker aufschreiben, so gäbe es verschiedene Bände. Man muß staunen, wie sie bei jeder Gelegenheit, bei jedem, auch nur geringfügigen Ereignisse ein treffendes Sprichwort zitieren. Fast sollte man glauben, sie seien bei Salomon, dem weisen Sohne Davids, in die Schule gegangen. Die Neger, also auch unsere Zulu, sind Orientalen. Kein Wunder, daß sie auch deren Eigenschaften besitzen, wenn auch nicht in so hohem Grade veredelt und gebildet wie die Ägypter. Im folgenden werde ich versuchen, einige ihrer gebräuchlichsten Sprichwörter zu verdeutschen. Ich füge bei den kürzeren auch den Originaltext hinzu.*) 1. Der Herr X. im Zululand hatte eine neue Magd bekommen. Sie war ein rühriges Mädel, sauber, pünktlich und fleißig. „Diesmal hab' ich's gut getroffen!" *) Da das „Zulu" ganz genau gesprochen wie geschrieben wirb, dürfte es nicht gar zu schwer fallen, die Worte richtig auszusprechen und so auch in etnxt diese schöne, wohlklingende Sprache zu genießen. sagte er. Aber nach kaum einem Monate mußte er sie wegschicken, denn sie stahl wie eine Elster. Als er es seinem Freunde klagte, tröstete ihn dieser mit den Worten: „Ikwane elibomvu libol’ indem“ — „Der schön ausschauende Feigenbaum ist inwendig hohl". Auf Deutsch würde man bei dieser Gelegenheit sagen: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt" oder: „Trau', schau', wem!" 2. Ich habe zwei Lehrerinnen gekannt, die einander so lieb hatten, daß sie sich hätten gegenseitig aufessen mögen. Wenn nur möglich, sah man sie zusammen und die eine konnte die andere nicht genug loben. Ihre Freundschaft schien ewig dauern zu sollen wie die des David und Jonathan. Aber ach! Als eines Tages die eine vom Oberlehrer gelobt, die andere getadelt wurde, entstand unter ihnen eine solche Eifersucht, daß sie sich im höchsten Grade verfeindeten. Es war keine Aussöhnung mehr möglich. Nun hielt der Oberlehrer der besseren eine kleine Predigt und ermahnte sie, ferner bei der Wahl einer Freundin vorsichtiger zu sein; er sagte: „Bahlangene pezulu, pansi ba’-mahele“ — „Oben (äußerlich) gehen sie zusammen; unten (von innen) sind sie voller Löcher (falsch)". 3. Doch sie wollte von jenem Tage an von einer Freundschaft nichts mehr wissen, denn sie sagte sich: „Kubaleka ehlatsh-wayo!“ — „Es läuft davon, was beinahe wäre geopfert (geschlachtet) worden!" „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer", würden wir im Deutschen sagen. 4. Etwas schwierig zu erklären ist das folgende Sprichwort: „Ijubela ladhl’ indhlovu“, wörtlich: „Der Splitter fraß den Elefanten". Wenn man sich aber die Gelegenheiten merkt, bei welchen es an- gewendet wird, ist der Sinn bald erfaßt. Man „erzählt", ein Mann sei auf die Ele-santenjagd gegangen. Unverhofft und aus unerklärliche Weise sei er so nahe an einen Dickhäuter herangekommen, daß er nicht mehr zum Schuß kommen konnte. In der Verwirrung nahm er sein Gewehr in beide Hände und schlug es dem Tiere auf die Stirn. Das hätte diesem allerdings nichts gemacht; aber der Kolben des Gewehres zersplitterte, und der Zufall wollte es, daß die Splitter dem Elefanten in die Augen stogen. So wurde er blind und von dem Jäger und seinen inzwischen herbeigeeilten Gesellen überwältigt. Der Sinn ist also folgender: „Kleine Ursache, große Wirkung." 5. Der Elefant spielt überhaupt im Munde der Eingeborenen eine große Rolle. Wenn wir sagen: „Wo das Aas ist, versammeln sich die Adler", sagt der Zulu: „Indhlovu iwile; zipelele zonke izizwe ziyakuxepulakuyo“, d. h.: „Der Elefant ist gefallen, alle Stämme (ringsherum) sind hinzugeströmt in der Hoffnung, ein Stück Fleisch von ihm zu erhalten". Nichts schmeckt den Eingeborenen so sehr als Fleisch. Darum sind sie so begierig danach. Stundenweit laufen sie, wenn sie wissen, daß irgendwo geschlachtet oder ein Wild erlegt wurde. Noch sind mir mehrere Szenen klar in Erinnerung aus meinem Missionsleben im Sudan. Ich erlegte Hort mehrere Nilpferde, die bekanntlich sehr groß und fett sind. Jedesmal, wenn ich eines geschossen hatte, strömten so viele Leute herbei, daß mir fast gruselte. Männer und Jünglinge kamen mit Lanzen und Beilen, um das Fleisch zu zerschneiden und zu zerhacken. Weiber und Mädchen brachten Körbe, um es in Empfang zu nehmen. Dabei rauften sie beständig und schnitten sich die Fetzen einer aus des anderen Hand. Ich mußte staunen, daß nicht mehr Unglücksfälle dabei vorkamen. 6. Auch der Büffel macht viel von sich reden. Da er groß ist und viel Fleisch hat, gibt er Anlaß zu manchen Sprichwörtern, die mit dem oben angeführten Ähnlichkeit haben. Ich übergehe sie. Eines jedoch will ich den Lesern nicht vorenthalten: „Aku Nach heimatlichen und staatlichen Gesetzen hat jeder Vater das Recht, einen unnatürlichen Sohn (der ihn z. B. mißhandelt) zu enterben. Der Reichtum der Eingeborenen besteht fast ausschließlich im Viehstand. Nach ihren Gesetzen ist nur der „umnumzana“ (= Kraaleigentümer) Vater, Besitzer, Herr aller Dinge, die zu seinem Kraal gehören, und besonders über das Vieh. Die Kinder besitzen nichts. Für die Mädchen ist das ’nyati, y’ahlula’tole“ — „Es gibt keinen Büffel, den sein Junges besiegt". Der Sinn wird klar durch die Anwendung des Sprichwortes : Ein alter Vater wird von einem ungeratenen Sohne schlecht behandelt. Die Mutter vermag auch nichts mehr über den Wildfang. Er ist ja stark, kann Geld verdienen, wird auch bald heiraten und seiner Wege gehen. Das Elternhaus wird ihm gleichgültig. Nur eine Waffe bleibt den mißhandelten Eltern. Selten drohen sie damit und noch seltener machen sie Gebrauch davon. von keiner Bedeutung, denn sie finden immer Gelegenheit zu heiraten. Da die Eltern an Aussteuer absolut nichts herzugeben brauchen, im Gegenteile für jede Tochter noch eine kleine Herde Vieh erhalten, so ist es in ihrem eigenen Interesse, die Mädchen gut zu behandeln, damit sie schön und stark werden; hängt ja davon die Anzahl der Rinder ab, die für sie gezahlt werden. Aber die Burschen? Heiraten wollen sie natürlich alle. Zum Heiraten brauchen sie aber zirka zehn Stück Vieh. Sie selbst haben nichts. Der Vater muß das Vieh hergeben, die Gerechtigkeit verlangt, daß er für alle feine Kinder sorge, und er tut es auch. Die Burschen haben demnach ein Recht auf das Vieh. Dieses Recht können sie jedoch verlieren, wenn sie sich ausnahmsweise schlecht betragen oder gar ihren Vater mißhandeln. Sagt nun in solchen Fällen der Vater oder die Mutter zu ihrem Sohne: „Es gibt keinen Büffel, den sein Junges besiegt", so ist das für gewöhnlich jene Drohung, ihre letzte und wirkungsvollste Waffe. Angenehm überraschend wäre es, wenn wir in diesem Sprichworte die Drohungen und Verheißungen des vierten Gebotes, wenn auch nur im Kern und verschwommen, angedeutet finden könnten. 7. Ein anderes Sprichwort lautet: „Ukuni lwazal’ umloto“ — „Holz erzeugt Asche". Asche ist minderwertiger als Holz. Man wendet das Sprichwort in Fällen an, wo eine große Ursache nur geringen Erfolg, z. B. ein nobler, gescheiter Herr einen gemeinen, blöden Sohn hat. Das kommt ja vor und ist nicht immer eine Schande, da auch gutes Holz, wenn es verbrannt wird, stets nur Asche erzeugt. 8. Fast alle Tiere, auch die kleinsten, geben Anlaß zu sinnreichen Sprüchen. Hier in Südafrika gibt es viele Finkenarten. Eine Gattung derselben hat im Schwänze einige schöne, lange Fendern. Diese Federn sind von den Eingeborenen sehr gesucht. Wie stellen sie es an, um sie zu erhalten? Der Vogel (ujojo genannt) hält sich im Gras auf; er fliegt von Halm zu Halm und ist sehr vorsichtig. Doch er hat seine Lieblingsplätzchen und seine Lieblingsspeisen. Die Eingeborenen kennen dieselben sehr genau und bringen daselbst Schlingen oder Leimruten an. Bald ist der Vogel da. Er wittert, daß in seiner Abwesenheit etwas Ungewöhnliches vor sich gegangen ist; darum ist er doppelt vorsichtig. Er hüpft bedächtig nach rechts und links, vorwärts und zurück, doch seine Lieblingsspeise zieht ihn gewaltig hin und er wagt das Äußerste: bis jetzt ist ihm ja nichts passiert! Er fliegt zu und ist gefangen. Der schlaue Bub, der ihm von weitem zugeschaut, springt blitzschnell hinzu, packt ihn, zieht ihm unbarmherzig die schönen Federn aus, läßt ihn aber nur selten wieder fliegen. In den meisten Fällen tötet er ihn und nimmt ihn als Leckerbissen mit nach Hause, wo er ihn über ein paar Kohlen brät und dann gierig verzehrt. Das Sprichwort, das dieser Art Sport entstammt, lautet: „Kubajw’ etshotshayo“. Wir würden in ähnlichen Fällen sagen: „Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht" oder: „Wer die Gefahr liebt, kommt darin um". fr V Waf)rf)aft christliche Denkungsart ■VI bei kaum Gekehrten. v ^— Von P. 91 e b e I, F. S. C. ''J ||ater Nebel, der die Anfänge der ersten Mission unter den Denka mitgemacht hat, begab sich auf Wunsch seiner Obern zur Gründung einer weiteren Miffionsstation tiefer in das von diesem interessanten Volke bewohnte Gebiet hinein. Er berichtet darüber: „Je mehr man im Land herumkommt, um so mehr muß man staunen über die zahlreiche Bevölkerung, über die Gehöfte voller Kinder, über ihren kräftigen gesunden Körperbau, der das Mittelmaß überschreitet. Ich selbst maß schon junge Leute von über zwei Meter Höhe, der Distriktsarzt fand kürzlich einen mit 2-15 Meter. Dabei sind sie kindlich einfältig, auch zum Lernen begabt und gutmütig, solange man sie nicht reizt. Ihr Herz ist fähi^, das Christentum aufzunehmen und christlich zu fühlen. Davon hatte ich einen Beweis am Tage nach der Taufe. Ich hatte mit den Neugetauften einen Ausflug gemacht und, um ihnen frisches Fleisch zu verschaffen, ging ich mit einem jungen Manne voraus, um eine Antilope zu erlegen. In einer durch den Brand des dürren Grases entstandenen Lichtung sah ich solche und wir verließen den Wald, um näher an das Wild heranzukommen. Wir fanden es nicht mehr, aber wir hörten im hohen Gras Getrampel, das sich uns näherte. Einige Antilopen tauchten auf und liefen eiligst an uns vorüber und hinter ihnen kam in großen Sprüngen eine prächtige Löwin. Als sie sah, daß die Beute ent- wischt war, blieb sie stehen nnd setzte sich schön aufrecht nieder wie ein Hund und sah gierig den Antilopen nach. Sie war keine 20 Schritte von mir entfernt und ich ergötzte mich an dem prächtigen Anblick, widerstand aber der Versuchung, auf sie zu schießen, was gefährlich gewesen wäre, auch wegen der wahrscheinlichen Nähe der andern Löwen. Als die Löwin den Kopf uns zuwandte, richtete ich mich plötzlich aus der geduckten Stellung auf, machte, so laut ich konnte, „rrrr" und schrie, vereint mit den: Denka, aus sie los. Die dumme Löwin erschrak und sprang in weiten Sätzen davon und wir lachten herzlich hinterdrein. Die anderen hatten vom nahen Wald aus alles gesehen und warnten uns durch Zurufen vor den anderen Löwen; es waren ihrer im ganzen sieben. Als wir zur Gesellschaft zurückgekehrt waren, sagte mir der 12jährige Paul: „Als du so ganz nahe beim Löwen warst, habe ich vor Angst für dich den Rosenkranz gebetet." Man sieht, das Christentum mit seiner Auffassung von der Macht des Gebetes war ihm schon ins Herz gedrungen. £me prieftermuttcr. einigen Jahren starb in der Bretagne auf einem kleinen liSSiisJ Bauerngut, ganz nahe am felsigen Strande des brausenden Meeres, eine einfache, schlichte Bauersfrau. In Künsten und Wissenschaften war sie nicht sonderlich bewandert, verstand sie ja nicht einmal die Kunst des Lesens und Schreibens, da sie nie mit den Schulbänken nähere Bekanntschaft gemacht hatte. Aber eine Wissenschaft besaß sie in hohem Grade, vor der alle menschlsche Wissenschaft er- bleichen muß, nämlich die Wissenschaft, die Gott, die ewige, unergründliche Weisheit, vor den Stolzen und Hoffärtigen verborgen und den Kleinen und Demütigen enthüllt hat. Ja, über Gott und göttliche Dinge war sie besser unterrichtet als mancher gelehrte Professor, der keine Zeit hat, über seinen Gott und Schöpfer nachzudenken. Denn sie besaß einen so unerschütterlichen, lebendigen Glauben, daß er selbst die Bewunderung des Seelsorgers erregte. Ihr Leben war keineswegs auf Rosen gebettet, drückte doch die Sorge für ihre sieben Kinder gar sehr auf ihre schwachen Schultern. Nur Gott allein weiß es, wie viele Opfer, Mühen und Entsagungen die Erziehung ihrer Kinder sie gekostet hat! Doch Gott, der allgütige Vater, segnete ihre Opfer und ihr Gebet und erwählte eines ihrer sieben Kinder zu seinem besonderen Dienste. Aber es war für den Dienst, für die Missionsarbeit in einem fremden, unbekannten Lande, weit weg jenseits des großen Meeres. Als die arme Mutter von dem ganz unerwarteten Vorhaben ihres geliebten Sohnes Kunde erhielt, war sie im ersten Augenblick wie niedergeschmettert, ihr Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, daß sie vielleicht für immer von ihrem geliebten Kinde Abschied nehmen sollte, und in bitterem Schmerze rief sie aus: „O mein Sohn, ich wünsche mit der ganzen Glut meines Herzens, dich einmal an den Altar hintreten zu sehen — nichts könnte mir auf dieser Welt eine größere Freude bereiten —, aber kannst du denn nicht in der lieben Heimat Priester sein? Warum willst du in ein so fremdes Land ziehen? Gibt es hier keine unsterblichen Seelen zu retten und hat man hier nicht eben so viele Gelegenheiten, gute Werke zu verrichten, wie drüben jenseits des weiten Ozeans?" — „O, ganz gewiß, liebe Mutter," enigegnete der Sohn, „aber in unserer katholischen Heimat gibt es verhältnismäßig genug Priester, um die seelischen Bedürfnisse der Gläubigen zu befriedigen, während drüben über dem Meere Tausende, ja Millionen ohne Hirten sind und hilfesuchend ihre bittenden Hände nach uns ausstrecken; aber niemand kommt, um ihnen das Licht des wahren Glaubens zu bringen und sie aus ihrem geistigen Elend zu befreien. Sie bitten so rührend um das Brot des Lebens, aber niemand ist da, der es ihnen bricht. Ach, die Ernte ist reis, überreif, aber es sind viel zu wenig Arbeiter da, um sie in die Scheunen des himmlischen Hausvaters zu sammeln. O teure Mutter, laß mich ziehen", und — sie brachte in wahrhaft heldenmütiger Weise das schwere Opfer für ihr liebendes Mutterherz und ließ ihr Kind ziehen in die weite, unbekannte Fremde. Und als nach einigen Jahren der zweite Sohn vor sie hintrat mit der Bitte: „Liebe Mutter, ich möchte auch den Fußstapfen meines älteren Bruders folgen und den armen Heiden den wahren Glauben verkünden," da brachte sie in gleich heroischer Gottesliebe wie das erstemal das ihr so schwer ankommende Opfer. Als der große Weltkrieg ausbrach, mußten die zwei wackeren Glaubensboten zurückkehren, um ihr Vaterland gegen den anstürmenden Feind zu verteidigen. Doch Gottes schützende Hand führte sie heil und unversehrt durch die Gefahren und Schrecknisse des gewaltigen Krieges. Am Ende des großen Völkerringens hatte die Mutter das große Glück, ihre zwei Missionspriester noch einmal sehen zu dürfen. Doch nur kurz dauerte die Freude des Wiedersehens, bald schlug die schwere Stunde des Abschiedes. Als ihre Kinder zum letztenmal in ihre Augen blickten und ihr ihre Hand zum Abschied reichten, da brach dem lieben Mütterlein vor bitterem Weh fast das Herz, doch der Gedanke, ihrem Gott und Herrn zwei Glaubensboten geschenkt zu haben, erfüllte sie mit süßem Trost und milderte den herben Abschiedsschmerz. Nicht mehr lange sollte die brave .Priestermutter in diesem Tränental des irdischen Lebens wandeln. Gar bald rief no Stern der Neger Heft 7 sie Gott heim in das schöne himmlische Paradies. O, wie schön und offenkundig gesegnet von Gott war ihr Tod! Oft hatte sie während ihres Lebens gesagt: „Ich werde gewiß nicht ohne Empfang der heiligen Sakramente sterben. Denn wie könnte der gute Gott mich sterben lassen ohne die Tröstung der heiligen Religion, da ich ihm zwei Söhne geschenkt habe, andern im letzten Ringen beizustehen." Und sie hatte recht, sie wurde beständig von Fieberphantasien geplagt. Als der Morgen anbrach, sollte der älteste Sohn zur Kirche eilen, die ziemlich weit entfernt lag, um dem Priester auf dem Versehgang das Geleite zu geben. „Aber, was nützt es," dachte dieser, „den Priester einen so weiten Weg machen zu lassen. Meine bewußtlose Mutter ist ja unfähig, die heilige Kommunion zu empfangen." Aber schließlich ging er doch. Und siehe! Kaum war der Priester mit ■■A - Afrikanische Strauße. wurde in ihrer Hoffnung auf den gütigen Gott nicht getäuscht. Als sie von einer schweren Krankheit befallen wurde, verlor sie ganz unerwartet schnell das Bewußtsein, und alle glaubten, ihr Ende sei nahe. Aber als gegen Abend der Priester kam, um ihr im Sterben beizustehen, erhielt sie ganz plötzlich das Bewußtsein wieder. In rührender Andacht empfing sie zum letztenmal das Bußsakrament und die heilige Krankenölung. Am nächsten Morgen sollte ihr die heilige Wegzehrung gebracht werden, aber während der Nacht verlor sie wieder das Bewußtsein und dem Hochwürdigsten Gute in das Haus eingetreten und der Ton des kleinen Glöck-leins, das das Kommen des eucharisti-schen Heilandes ankündigte, an das Ohr. der Sterbenden gelangt, da erwachte sie wiederum ganz plötzlich aus ihrem bewußtlosen Zustande und konnte so bei vollem Bewußtsein zum letztenmal die heilige Kommunion empfangen. So gestärkt und getröstet entschlief sie sanft und friedlich im Herrn. ©ife hatte auf Gott vertraut und sie war nicht zuschanden geworden. Br. S t a d t m ü l l e r, F. S. C. Heft 7 Stern der Neger fr ★ V Wiederum hat Maria geholfen. <\ ”k —— pjlppm Neger namens Jakob, ungefähr 65 Jahre alt, war in der Jugend r-s^ü schon Christ geworden, hatte dann aber feit dem Frühling seines Lebens die Kirche nicht mehr besucht. Er verachtete Gottes heilige Lehren, verspottete jene, die sich bekehrten, und begrüßte sie selbst mit Gotteslästerungen. Eines Tages begegnete ein Missionär, der von einem Krankenbesuch nach Hause ritt, dem alten Jakob. „Guten Tag, Jakob, wiegehtes dir?" grüßteder Pater freundlich. „Gut, Pater!" „Was machst du hier?" „Ich lasse meine Ochsen und Kühe grasen!" „Gut! Und wie steht es mit deiner Gesundheit?" „Blühend, Pater!" — „Aber, Jakob, deine Seele ist krank, sie verlangt nach Heilung und du verweigerst ihr das Heilmittel." „Pater, sieh hier alle meine Ochsen und Kühe!" „Jakob, du mußt vor allem an deine Seele denken!" „Pater, ich habe Ochsen und Kühe, du siehst, sie sind alle schön und fett." „Aber, Jakob, deine Seele ist mager, sie braucht Nahrung. Du bringst deine Ochsen und Kühe alle Tage auf die Weide und deine Seele lässest du darben. Sie ruft nach Gott, nach seiner heiligen Lehre, nach Heilung. . . . Gott wird dich einst zu sich rufen, um dich zu richten, und was dann? wehe, wenn du so fortlebst!" „Pater, ich habe Ochsen und Kühe und jetzt lasse ich sie grasen!" „Jakob, denke, daß du auch eine Seele hast!" — Betrübt ritt der Missionär weiter; das war offener Widerstand gegen die Gnade. Einige Monate waren verflossen. In der Mission hörte man nichts weiter von Jakob. Da kam an einem Sonntagmorgen seine Frau, eine eifrige Christin, zum Missionär und sagte weinend: „Pater, mein Mann ist schwer krank; er hört und spricht nicht mehr." — Nach dem Gottesdienst begab sich der Pater sofort zu Pferd nach Jakobs entfernter Wohnung. Christen, die ihm begegneten und erfahren hatten, wohin er gehe, meinten: „O, Pater, das ist umsonst, Jakob will nichts vom Priester wissen; er will sich nicht bekehren." Nach eiüstündigem Ritt langte der Pater bei dem Kranken an. „Guten Tag, Jakob, wie geht es dir?" Ein verächtlicher Blick war die Antwort des Kranken; dann wies er mit den Augen auf den engen Pfad, von wo der Pater gekommen war, um ihm zu bedeuten, daß er wieder umkehren könne. Aber ohne sich im mindesten entmutigen zu lassen, setzte dieser sich neben ihn aus den Boden, sprach teilnehmend über seine Krankheit und dann allmählich auch von Gott und der Ewigkeit. Diese Worte schienen auf den Kranken auch nicht den mindesten Eindruck zu machen. Die arme Frau aber war trostlos und klagte: „O Pater, Gott straft meinen Mann für seinen gottlosen Lebenswandel; er nahm ihm Gehör und Sprache." — „Vertrauen wir auf Gott!", entgegnete der Pater ruhig, „lassen wir den Mut nicht sinken!" Und dann wandte er sich in heißem Gebet an die liebe Gottesmutter, die Zuflucht der Sünder, die Mutter der Barmherzigkeit; langte dann, einem innern Antrieb folgend, eine Marienmedaille hervor, fegnete sie, befestigte sie an einer Schnur und legte sie dem alten Jakob in die Hände. Welches Wunder! Er, der früher die Medaille vom Halse feiner Frau gerissen und auf den Boden geworfen hatte aus Haß gegen die katholische Kirche, er schaute jetzt mit liebevollem Blick auf die Medaille, drehte sie nach allen Seiten, drückte sie an seine Lippen und hängte sie selbst um den Hals. Und er, der seit einer Woche nicht mehr hatte sprechen können, fragte jetzt: „Ist die Medaille auch gut befestigt, daß ich sie nicht verliere?" und dann .... bat er den Pater, mit ihm zu beten. Wie pochte da das Herz des seeleneifrigen Priesters vor Freude, wie innig dankte er der himmlischen Mutter und erfüllte dann gleich den Wunsch des reuigen Sünders, der sich auch unverzüglich durch eine aufrichtige Beichte mit Gott versöhnte. Am nächsten Morgen begab sich der Missionär wieder zu Jakob, um ihm die Sterbesakramente zu spenden. Diesmal wurde er nicht mit verächtlichem Blicke, sondern mit strahlenden Augen empfangen. Jakob lebte noch einige Monate, und dann holte der Gute Hirte das wiedergefundene Schäslein heim in den einigen Schafstall. (Aus „Missions-Propaganda".) Ftad)rid)ten des üi)eologen=nMffionsverems in ;8rixen. Ein Schuljahr geht wieder zu Ende und man ist schließlich froh darum und das besonders dann, wenn etwas Positives zu verzeichnen ist. Über unser Arbeiten im Missionsverein sei hier einiges zusammengestellt. Der Missionsoerein hielt programmmäßig seine drei Hauptversammlungen ab, wobei wir zweimal von Hochw. Herrn Rektor Gföller über seine Missionsarbeit auf den Philippinnen recht Interessantes und Instruktives gehört haben. Die dritte und letzte Versammlung krönte ein Lichtbilderoortrag des ?. Gandolf, 0. F. M., über die Franziskanermission in China. Damit ist unser Arbeitsfeld noch nicht erschöpft. Der im Rahmen des Missionsvereins tätige Missionszirkel hält ungefähr alle 14 Tagen seine Tagungen ab. Jedes Mitglied hat dabei einen Vortrag auszuarbeiten. Zu Anfang des Schuljahres hat unser verdienstvoller Obmann des Vereines, I. Prenn, einen großzügigen Plan ausgearbeitet, der die Vorführung einer Missionstruppenschau zum Gegenstand haben sollte. Die Aufgabe wurde in zehn ausgezeichneten Artikeln gelöst. Anton Räcz, Theol., 2. Kl. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, PauluSlor-gafse Nr. 10,— Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Missionsbruder in Graz, Paulustorgasse Nr. 10. — Universitäts-Buchdruckerei „Styria" in Graz.