received: 2005-06-14 UDC 316.73:323.1(450.361)"1900/1914" original scientific article KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST Sabine RUTAR Ruhr-Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen, DE-44789 Bochum, Clemensstr. 17-19 e-mail: sabine.rutar@rub.de AUSZUG Die Verfasserin analysiert die Artikulation nationaler Identitäten im italienischsprachigen und slowenischsprachigen Milieu der sozialdemokratischen Kulturbewegung in Triest vor dem Ersten Weltkrieg. Folgende Aspekte werden thematisiert: italienische und slowenische Definitionen von Nation; internationalistische sozialdemokratische Rhetorik; Selbstbilder und Bilder von Anderen; so genannte "fließende " Identitäten; und nicht zuletzt das multinationale Alltagsleben im italienisch-sloweinsch-deutschen sozialdemokratischen Milieu im habsburgischen Triest. Ziel der Studie ist es, unter Heranziehung mikrogeschichtlicher Mittel darzulegen, dass nationale Identitäten um die Jahrhundertwende komplex und häufig keineswegs eindeutig waren. Stichwörter: Triest, nationale Identitäten, Sozialdemokratie, Kulturbewegung CULTURE, NATION AND SOCIAL DEMOCRATIC MILIEU IN HABSBURG TRIESTE ABSTRACT The author analyzes articulations of national identity in the Italian and Slovene speaking milieu of the social democratic cultural movement in Trieste prior to the First World War. The following aspects are analyzed in detail: Italian and Slovene definitions of the nation; the internationalist social democrat rhetoric; the images of the self and the other conveyed and expressed by members of the milieu; so called "floating" identities that do not allow for an unambiguous coining in the national sense; and finally, the multinational daily life within the Italian - Slovene - German social democratic milieu in Habsburg Trieste. The main goal of the study is to show, with micro-historic tools, that national identity in the working class milieu of the turn of the century was a complex and often ambiguous matter. Key words: Trieste, national identities, social democracy, cultural movement 41 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 [...] sono prima di tutto socialista, poi sloveno. Josip Petejan (Il Lavoratore, 18. 9. 1912) Begrifflichkeiten und Sinngehalte Äußerungen bezüglich nationaler Wahrnehmungen des Selbst und des Anderen -um diese soll es im folgenden am Beispiel des Triester sozialdemokratischen Milieus zu Habsburger Zeiten gehen - sind nicht leicht zu kontextualisieren, sowohl was ihre Repräsentativität als auch was ihre Motivation angeht, vor allem aber im Hinblick auf Phänomene der Akkulturation und der Adaption kultureller Elemente der jeweils anderen ethnischen Gruppe. Überlegungen zu Konstruktionen von nationalen Identitäten und Alteritäten unterliegen einer methodologischen Gefahr: Die Fragestellung an sich provoziert eine Betonung und Polarisierung des nationalen Kontrasts. Es kann indes nicht als gegeben angenommen werden, dass die sozialen Realitäten von einem mentalen Schema dominiert wurden, welches ausschließlich Begegnungen von den national Einen mit den national Anderen vorsah. Im folgenden kristallisiert sich stattdessen das Bild einer viel komplexeren Realität heraus, die sich nur in unzulässig simplifizierender Weise als von einer klar trennbaren italienisch-slowenischen Dichotomie gekennzeichnet beschreiben läßt (Vgl. Mannova, 1985, 67f.). Indes kann man in der Tat als das Ausgangsmoment einer nationalen Bewegung die Entdeckung und dann Kultivierung einer eigenen historischen, kulturellen und sozialen Identität ansehen, und zwar in akzentuierter Demarkation zu anderen, ähnlich konstituierten Gruppen. Diese Unterschiede wuchsen sich im Nationalitätenkampf der ethnisch gemischten Regionen Zentraleuropas in fast unbewußter Weise zum eigentlichen Grund für den Konflikt aus, der auf der oberen politischen, publizistischen und rhetorischen Ebene auch in akzentuierter Weise kultiviert wurde.1 In den sozialen Strukturen der mittleren Ebene jedoch, zu der die Kulturvereine gehören, deren Aktivitäten hier ausgewertet wurden, waren die Realitäten konturenunschärfer und von weniger akuten Demarkationslinien durchzogen. Die nationale Identität muß immer in Wechselwirkung mit der sozialen gesehen werden - die Dynamiken der verschiedenen kollektiven Zugehörigkeitskategorien relativierten sich teilweise, teilweise verstärkten sie sich gegenseitig. Zudem muß -zumal in einer Grenzregion - die Möglichkeit des Wechsels von einer nationalen 1 Zur Entwicklung der nationalen Bewegungen im östlichen Europa Hroch, 1994. In diesem Beitrag präsentiert Hroch eine präzisierte Version seiner autoritativen Studie zur Periodisierung in drei Phasen der internen Struktur nationaler Bewegungen, vgl. Hroch, 1968. 42 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Identität zu einer anderen im Blickwinkel bleiben, zum Beispiel im Zuge einer sozialen Assimilation oder einer politischen Konversion (Prisching, 1994).2 Moritz Csàky hat die Realitäten in den ostmitteleuropäischen Städten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts als "komplexe kulturelle Systeme", als "polyphone und hybride Kulturen", als "Laboratorien" und als "multipel pluralistische Situation" bezeichnet (Csàky, 1999, 7-20, Zitate 9 und 18).3 Hans Paul Bahrdt führt die vom Bürgertum so oft konstatierte "Sittenlosigkeit", die in den Arbeitervierteln der Städte geherrscht habe, nicht nur auf Elend und Armut zurück, sondern bezeichnet sie auch als "ein Symptom für die Desintegration einer Bevölkerungsgruppe, deren Angehörige aus ihren alten gesellschaftlichen Zusammenhängen herausgerissen waren und noch keine neuen, den städtischen Bedingungen angepaßten Verhaltensweisen entwickelt hatten." (Bahrdt, 1998, 110f., Zitat 110; vgl. Körner, 1997, 109f.). Die Klassenkampfparole der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung vertiefte die Spaltung der Gesellschaft nur scheinbar; vielmehr bot die sozialdemokratische Vision einer besseren Welt den neuen Stadtbewohnern ein "fest umrissenes Modell, proletarischen Lebens', eine Trias aus sozialem Lagebewußtsein, politischer Weltanschauung und kultureller Praxis" (Kaschuba, 1994, 82) das ihnen die gesellschaftliche Integration und als Konsequenz gleichzeitig die soziale Ordnung der Stadt ermöglichte (Bahrdt, 1998; vgl. Musso, 1999). In der Arbeiterbewegung wurde seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die dem Bürgertum abgeschaute Institution der Kultur- und Bildungsvereine zum dritten organisatorischen Standbein neben Parteien und Gewerkschaften. Die österreichische Sozialdemokratie verstand sich in hohem Maße als Kulturbewegung, betonte im Vergleich zur deutschen Sozialdemokratie noch entschiedener das Projekt der durch das bürgerliche Bildungsideal inspirierten Arbeiterselbstbildung (Konrad, 1994, 516). Das von der deutsch-österreichischen und deutschen Sozialdemokratie vorgegebene Bildungsprojekt und daraus folgende Selbstverständnis wurde von den Triester Sozialdemokraten übernommen. Drei rote Fäden bildeten die Essenz des Projekts: die kulturelle Emanzipation, die wissenschaftliche Untermauerung des Sozialismus und der Kampf um soziale und politische Rechte, der ohne Bildung unmöglich sei. Der breite Erziehungs- und Sozialisationsanspruch der Triester Sozialdemokraten vermochte - wie auch anderswo - nur den kleineren Teil der Arbeiterschaft ein-zubeziehen.4 Im folgenden werden die Aktivitäten italienischer und slowenischer sozialdemokratischer Kulturvereine im habsburgischen Triest auf ihr Verständnis von 2 Eine kritische und differenzierte Darstellung der Dichotomie des Selbst und des Anderen liefert Leggewie, 1994. 3 Auf eine ausführliche Darstellung der Entwicklung Triests in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde hier verzichtet. Vgl. jüngst Finzi, Panjek, 2001 sowie Finzi, Panariti, Panjek, 2003. 4 Die politische und gewerkschaftliche Triester Arbeiterbewegung ist in Cattaruzza (2001) umfassend dargestellt worden. 43 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 nationaler Identität und Internationalismus sowie die multinationale Praxis des Milieus hin untersucht. Als Quellenbasis dienten die im Triester Staatsarchiv aufbewahrten Akten der einzelnen Vereine, die sozialdemokratischen Parteizeitungen beider Sprachen, diverse weitere zeitgenössische Abhandlungen und Schriften sowie einige Memoiren.5 Die Italiener: Kultur, Nation, Staat Die italienische sozialdemokratische Parteipolitik begegnete dem Nationalisierungsprozeß mit einer im Vergleich zum Bürgertum und auch zu den anderen österreichischen sozialdemokratischen Parteisektionen in ihrer Kohärenz stringent-eren Trennung von politisch-ökonomischem und kulturellem Nationsbegriff im Sinne des Brünner Nationalitätenprogramms von 1899 (Cattaruzza, 2001, 33f.). Der Parteivorsitzende Valentino Pittoni machte diesen Standpunkt im Zuge einer Konferenz mit reichsitalienischen Teilnehmern im Mai 1905 deutlich: Wir leben politisch in Österreich, aber im Bereich der Kultur und des sozialistischen Gedankens leben wir an der Seite unserer Genossen in Italien, mit welchen wir gemeinsam Freuden und Schmerzen erleben. Unsere Italianität pulsiert in diesem Gefühl sozialistischer Solidarität: es ist die nationale Seele, die in der internationalen aufgeht und sich mit sozialem Geist sättigt (Il Lavoratore, 22. 5. 1905).6 Entsprechend untergeordnet definierte der grösste italienischsprachige Bildungsverein in Triest, der 'Circolo di studi sociali', die Rolle der nationalen Frage für seine Arbeit. Umso höher bewertete er hingegen die italienische Kultur: Die italienische Kultur, deren passionierte Söhne wir sind, ist keine Schlachtfahne, wir träumen nicht gegen die Geschichte und das Recht, wir errichten keine linguistischen Grenzen, die der Realität der Gegenwart widersprechen, künstliche Grenzen, die nur Haß säen. Wir genießen die Sympathie der Italiener und der anderen Rassen. So, verbreitet durch die besten Intellekte unseres Volkes, nimmt der italienische Gedanke die Zukunft der Liebe und des Friedens vorweg, wenn jedes Volk, seiner Rechte sicher, alle seine ökonomischen und moralischen Energien entfalten und die italienische Kultur nicht mehr als Feind, sondern als Leuchtturm ansehen wird (Per l'idea nostra, 14. 8. 1904). Der in dieser Weise abgesteckte rein kulturelle Rahmen erlaubte es dann, kraftvoll das Hohelied auf die Genies und Helden der italienischen Nation zu singen. Die Parteizeitung Il Lavoratore konnte kommentarlos einen pathetischen Spendenaufruf des Komitees zur Errichtung eines Denkmals für Giuseppe Verdi veröffentlichen, in 5 Es handelt sich um eine gekürzte Fassung des fünften Hauptteils in Rutar, 2004, 299-341. 6 Pittoni mußte feststellen, dass die anwesenden reichsitalienischen Genossen für einen solchen Standpunkt wenig Verständnis zeigten (Piemontese, 1961, 74). 44 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 dem vom "superben Ruhm des lateinischen Genies" ("superbo vanto del genio latino") die Rede ist (Il Lavoratore, 9. 4. 1901), er konnte Garibaldi zum "lateinischen Helden" ("eroe latino") stilisieren (Il Lavoratore, 7. 4. 1906), darauf hinweisen, dass der 'Circolo di studi sociali' "die Blüte der italienischen Genialität" ("il fiore della genialita italiana", Il Lavoratore, 11. 1. 1911) nach Triest gebracht habe und allgemein feststellen: "Italien hat eine bewundernswerte Pleiade übermenschlicher Genies hervorgebracht" ("L'Italia produsse una pleiade mirabile di geni sovrumani", Il Lavoratore, 7. 4. 1906). Diese kulturelle bzw. sozialisatorische Instrumentalisierung der Nation, losgelöst von jeder politischen Konnotation, war den italienischen Liberalnationalen ein Dorn im Auge: Nach 1902 machte der sozialistische Zirkel Kulturpropaganda, Gewissenspropaganda des italienischen Geistes. [...] Die liberale Partei, deren erster Existenzgrund die Verteidigung unserer Nationalität ist, bekämpft diese Aktionen [...]. Ich glaube, weil sie wirksamer sind als ihre eigenen; also nützlich für die Sache sind, für die die Partei lebt, aber schlecht für die Partei selbst (Slataper, 1988, 18). Der politische Nationalismus wurde in der Tat als hinderlich für den wirklichen Fortschritt der Nation angesehen, diese entwickele sich wirtschaftlich und intellektuell "außerhalb der Machenschaften des Nationalismus und trotz dieser" ("al di fuori di tutte le mene del nazionalismo e a malgrado di queste", Il Lavoratore, 9. 11. 1910), also vordergründig durch die Aktivitäten der Sozialdemokraten. Die Nation wurde mit dem modernen Zeitgeist in Verbindung gebracht und ihre traditionellen Hüter als überholt dargestellt: [...] diese wunderbare Aktivität für die Verbreitung der nationalen Kultur, die der 'Circolo di studi sociali' durchgeführt hat [...] trug dazu bei [...] die alten verrauchten und fast heimlichen bürgerlichen nationalen Kulturinstitutionen machtvoll zu verjüngen, und sie dazu zu bringen, sich ein bißchen mehr in Harmonie mit den intellektuellen Erfordernissen unserer Zeit zu bewegen (Il Lavoratore, 11. 1. 1911). Immer wieder betonten die Redner und Rednerinnen des 'Circolo di studi sociali', allen voran die führende weibliche Protagonistin der Bewegung, die Volksschullehrerin Giuseppina Martinuzzi (zu Martinuzzi vgl. Apih, 1991a; 1991b; Mair, 2002; Cetina, 1970), den Anachronismus der nationalistischen Argumentation und die Tatsache, dass die Nation aus hegemonistischen Gründen erfunden worden sei. Das Pochen auf historische Rechte sei die Antithese zur Moderne, die Ansprüche der sogenannten Kulturnation eine Farce: Welches Urteilskriterium schafft die zwei gegensätzlichen Definitionen? [...] Vielleicht das Recht der Vergangenheit? [...] Wenn die Vergangenheit ein Recht darstellte, [...] dann hätte die Sklaverei nicht abgeschafft werden können, die Inquisitionsgerichte bestünden nach wie vor, und die Scheiterhaufen der neuen Jeanne d'Arcs, der neuen Giordano Brunos zeugten weiterhin von der Allmacht des Priesters und dem 45 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Despotismus der Herrschenden. [...] Der Anspruch wäre lächerlich, wäre er nicht auch böse und in völligem Gegensatz zu den sich evolvierenden Zeiten, also konträr zum historischen, sich auf das Prinzip der Unbeweglichkeit stützende Recht. [...] So wie es uns nicht interessiert, zu wissen, was für eine religiöse Konfession unsere Compagni haben, genauso darf es uns nicht interessieren, welcher Nationalität sie angehören (Martinuzzi, 1970a, 70-83, 77ff; vgl. 1970b, 213-230, 218). Der Gedanke, dass das Nationalgefühl nicht unabdinglich einschließe, anderen Nationalitäten feindlich gegenüberzustehen und deshalb eine legitime Seite habe, bildete ein Leitmotiv des sozialdemokratischen Milieus: Das Bürgertum wird, wegen der gebietenden Notwendigkeit der kapitalistischen Abläufe, jeden Tag kosmopolitischer; warum sollte es also ein Verbrechen sein, wenn auch die proletarischen Klassen verschiedener Stämme sich annähern? Andererseits, die Idee des friedlichen internationalen Zusammenlebens schließt die Idee der Nationalität nicht aus. Kann man vielleicht seine eigene Nation nicht lieben, ohne die anderen zu hassen? [...] das Proletariat spürt und muß spüren, jeden Tag mehr, dass der nationalistische Haß eine Rückkehr in die Vergangenheit ist; es spürt und muß spüren, jeden Tag mehr, dass der Weg in die Zukunft zur Eintracht unter den Völkern führt (Il Lavoratore, 29. 4. 1911). Die Slowenen: Narod, Nation, Jugoslawismus Im ersten Jahrzehnt nach der Gründung der Jugoslovanska Socialnodemokratska Stranka (JSDS) stand Etbin Kristan, einer der Begründer und führenden Köpfe der slowenischen Sozialdemokratie, im Mittelpunkt der Diskussion um nationale und soziale Identitäten. Sein Ansatz zur Lösung der Nationalitätenfrage war dem Karl Renners sehr ähnlich. Er veröffentlichte 1898, ein Jahr bevor Renner seine These erstmals publizierte (Renner, 1899), eine Schrift zur Idee des personalistischen Prinzips. Österreich schien ihm "prädestiniert zu sein [...] für die Vivisektion zur Ergründung des Bacillus der Nationalitätenhetze" (Kristan, 1898, 486), und die nationalen Konflikte sah er als besten Beweis für die Richtigkeit der sozialdemokratischen Forderung nach sozialer Revolution. Er sprach der nationalen Frage ihren staatsrechtlichen Charakter ab: Überall gebe es Minderheiten, und die von der österreichischen sozialdemokratischen Partei geforderte Föderation der Nationen lasse sich nicht verwirklichen; sie scheitere schon an der schwammigen Definition von Nation, erfordere in jedem Falle einen Minderheitenschutz und berge damit gleich neue Konflikte. In den Triester slowenischen Standortbestimmungen zur Nation finden sich zwei rote Fäden, die miteinander verknüpft sind: Zum einen die semantischen Schwierigkeiten, die die Sozialdemokraten in der Anwendung des Wortes narod hatten, sobald sie versuchten, die slowenische Gesellschaft im Sinne einer Klassengesellschaft zu beschreiben und gegen den Einheitsmythos der Narodnjaki anzugehen, zum anderen 46 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 die Identifikation des Internationalismus mit dem Jugoslawismus als dessen fortschrittlichste Artikulation. Die Existenz einer nationalen Arbeiterorganisation, der 'Narodna delavska organizacija', verschärfte den Kampf um Begriffe und Inhalte nach den ersten Reichsratswahlen nach allgemeinem Männerwahlrecht 1907 noch, verwischte Grenzen zwischen den verschiedenen semantischen Besetzungen umso mehr und brachte eine eigentümliche Vermengung der Paradigmen hervor. Die Tatsache, dass das Wort narod semantisch sowohl die nationale als auch die soziale Emanzipation in sich vereint, die slowenischen Sozialdemokraten sich aber in ähnlicher Intensität als Teil dieses Narod fühlten wie Pittoni es für die italienische Affiliation an die nationale Kultur beschrieb, hatte zur Folge, dass die Artikulation des Nationalen fast immer erklärungsbedürftig war, je nachdem ob der semantische Inhalt der "Nation" oder der des "Volkes" in den Vordergrund gerückt werden sollte. Die Initiatoren des grössten slowenischen sozialdemokratischen Triester Kulturvereins, 'Ljudski oder', wiesen in der Gründungssitzung 1905 nicht zuletzt in diesem Sinne darauf hin, der neue Verein sei der "einzige im richtigen Sinne des Wortes slowenische Arbeiterbildungsverein" ("edino v pravem pomenu besede slovensko delavsko izobraževalno društvo"), wobei sich das richtig sowohl auf das Adjektiv slowenisch als auch auf die Arbeiter bezog. Das spiegelte sich nicht zuletzt in der Tatsache, dass der Verein, dessen Name sich an das italienische "Tribuna popolare" [Volksbühne] anlehnte, eben 'Ljudski oder' genannt worden war - das italienische popolare läßt sich wie das deutsche Volks- ebensogut mit narodno wie mit ljudsko übersetzen (Rdeči prapor, 17. 5. 1911; vgl. Regent, 1955, 146). Ivan Cankar sei "verliebt in seinen slowenischen Narod, in sein slowenisches Volk" ("zaljubljen v svoj slovenski narod, v slovensko ljudstvo", Rdeči prapor, 19. 10. 1910) gewesen, spezifizierte der prapor; und die im Zuge einer Feier zu Ehren Anton Aškercs 1912 rezitierten Gedichte und gesungenen Lieder wurden zwar als narodni klassifiziert, aber man wünschte sich mehr davon, allerdings - wieder wurde spezifiziert - im Sinn von mehr Volks-, nicht etwa mehr Nationalgeist: "man soll doch in die nationalen Lieder mehr Volks- ("narodno"), will sagen Volksgeist ("ljudsko")" legen ("naj se spravi v narodne pesmi nekoliko več narodnega, t. j. ljudskega duha", Zarja, 10. 10. 1912). Den Sozialdemokraten ging es um die Zerstörung des von den Narodnjaki errichteten Mythos der vollkommenen Einheit der Triester Slowenen. Auch die Narodnjaki schadeten - wie die italienischen Nationalisten - letztendlich dem Narod, der Nation: Die Einheit der Triester Slowenen ist eine große Parodie, eine leere Phrase; sie lebt in den Worten einiger Narodnjaki, die ihre Existenz aufbauschen, weil sie sich nach dieser Einheit sehnen, womit sie aber sich selbst und der Sache des slowenischen Narod schaden. [...] Die Herren wollten die absolute Einheit und damit haben sie erreicht, dass - schon vorher - die Triester, die sich Slowenen genannt haben, wirklich einig waren, dass aber ihre Zahl unaufhörlich geschrumpft ist. Und wenn das noch 47 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 eine Weile so weiter gegangen wäre, dann hätte die schöne Einheit am Ende das Triester Slowenentum völlig zerstört (Rdeči prapor, 22. 6. 1906a; vgl. 22. 6. 1906b). Gegen die Einheitspropaganda der Narodnjaki richtete sich auch die Wahlkampfrede Ivan Cankars im April 1907 anlässlich der ersten Reichsratswahlen nach allgemeinem Männerwahlrecht, und auch sein Vorwurf klang identisch dem, den die italienischen Genossen den Liberalnationalen machten: Die Kultur für sich in Anspruch zu nehmen und die unteren Schichten davon auszuschließen. Cankar erteilte dem Anspruch der Narodnjaki, für die ganze slowenische Nation ("narod") zu sprechen, eine Absage. Die narodnjakische Kultur sei nur die bürgerliche Variante, hingegen vitaler, kompromißfreier und entwicklungsfähiger sei die Kultur der Bauern und Arbeiter. Ihre Probleme seien vor allem sozialer Art und somit dieselben wie die der italienischen Arbeiter; deshalb sei es nur richtig, auch mit diesen gemeinsam für die Wahlen zu kandidieren (Cankar, 1907; Rdeči prapor, 15. 4. 1907). Im Anschluß an diese Reichratswahl - die mit einem triumphalen sozialistischen Sieg geendet hatte - gingen die Narodnjaki in die Offensive und gründeten die erwähnte 'Narodna Delavska Organizacija', die slowenische nationale Arbeiterorganisation nach tschechischem Vorbild, die die Forderungen nach nationaler und sozialer Emanzipation explizit gleichsetzte und als Feind den Italiener an sich identifizierte. Die Programmatik der NDO war vordergründig durch den nationalsozialen Widerspruch gekennzeichnet: Sie benutzte zwar in erstaunlichem Maße das Vokabular der Sozialdemokraten und veranstaltete Vorträge mit ganz ähnlichen Titeln - über die Jugoslawische Frage, über Arbeit und Kapital, über den Dichter Simon Gregorčič - sprach von Klassenkampf, Gleichberechtigung und Demokratie, meinte dies aber narodnjakisch selektiv und machte es sich zur unumstößlichen Maxime, niemals gegen slowenische Arbeitgeber vorzugehen, grundsätzlich aber gegen die italienischen Arbeiter, vor allem die reichsitalienischen, die, so die NDO, im Dienste der Nationalisten den eingesessenen Slowenen die Arbeitsplätze nähmen (vgl. AST, 11, 10. 12. 1910; 29. 12. 1912).7 Bisweilen trat auf sozialdemokratischer Seite ein gewisser Überdruß ob der zur Schau gestellten Naivität der narodnjakischen Bewegung zutage, wie der Rdeči prapor bewies, wenn er sich in der Beschreibung der Atmosphäre im Zuge eines Besuchs der Sozialdemokraten aus Ljubljana und Gorica mit dem Gebrauch des Wortes Begeisterung schwertat. Dieses sei in patriotischem Sinne allzu mißbraucht: Was ist bei den Slowenen nicht alles begeistert! Bei uns, wo die Lindenblüte so etwas wie ein nationales Symbol ist! Bei uns, die wir berufsmäßige Begeisterte haben! Bei uns, wo die Leute schon begeistert sind, wenn jemand ein Taschentuch in den Nationalfarben aus der Tasche zieht! (Rdeči prapor, 27. 7. 1910c). 7 Zu den erwähnten Voträgen ebd. 28. 3., 20. 4. und 22. 4. 1911. Cattaruzza, 1997, 232f. meint, die Plebiszite der NDO hätten im Sinne der Prägung einer "proletarischen Nation" - eben eines Narod -gewirkt. 48 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Es war insbesondere Etbin Kristan, der in seinen Vorträgen die Verbrüderung der südslawischen Völker forderte, den Jugoslawismus als perfekte Realisation des Internationalismus und die Jugoslawen als besonders prädestiniert für den Sozialismus darstellte, da dieser eben nicht nur wichtig für deren proletarische Erhebung, sondern auch die stärkste Kraft für ihre Einigung sei. Dies bedeutete gleichzeitig eine eindeutige ideologische Standortbestimmung bezüglich der Idee des Jugoslawismus: Sie bedeute Verbrüderung und Solidarität, nicht jedoch ein Aufgehen der slowenischen Identität in einer wie auch immer gearteten gesamtjugoslawischen (Il Lavoratore, 5. 3. 1903; AST, 8; Rdeci Prapor, 11. 5. 1906a; 11. 12. 1909; Delavski list, 3. 4. 1908; Zarja, 10. 9. 1913). So konnte die Zarja 1912 auch kommentarlos den ersten der zwei (der zweite folgte 1914) großen Tanzbälle des Narodni dom ankündigen, die von den dort ansässigen allslawischen, tschechischen, dalmatinischen und serbischen Vereinen veranstaltet wurden. Eine solche allslawische Veranstaltung ließ sich, mit veränderten interpretatorischen Vorzeichen, im Sinne von Verbrüderung und Solidarität durchaus mit sozialdemokratischen internationalistischen Standortbestimmungen in Einklang bringen (Zarja, 15. 2. 1912).8 Internationalistische Rhetorik: Lokale und universale Dimensionen Definitionen des Internationalismus fanden in Triest auf zwei Ebenen statt. In Zeiten optimistischer Stimmung - also etwa bis 1907 - betrieb man die Rhetorik auf einer lokalen Ebene und betonte den "gelebten" Internationalismus, die multinationale Praxis, die Triest eine Vorbildfunktion verleihe. Der Überschwang der grossen Maifeier 1903 beispielsweise führte zu einer Betonung der besonderen Situation Triests, die die manifestierte Solidarität umso bedeutungsvoller mache: [...] weil es der Wunsch aller war, dass das Weltfest der Arbeiter in Triest wegen unserer besonderer Bedingungen ("per le nostre particolari condizioni") in besonderer Weise die gegenseitige Sympathie aller widerspiegele, da wo in anderen Zeiten jedes Fest und jede Manifestation nur dazu dient, Zorn und Vorurteile gegenüber anderen Gruppen wachsen zu lassen [...] Wir zeigen, dass der Unterschied in der Sprache nicht verhindern kann, dass die proletarischen Herzen unisono schlagen. (Il Lavoratore, 5. 5. 1903). 1909 hatte sich die "besondere Situation" ins Gegenteil gekehrt, gestaltete sich nun nicht mehr besonders plakativ internationalistisch, sondern in besonderem Maße durch nationalistische Gegenmaßnahmen gestört. Ivan Regent und Fran Milost thematisierten dies in ihren Maiansprachen 8 Zur Bedeutung dieser Bälle im Rahmen der Aktivitäten des Narodni dom Volk (1995, 47); zur Tanzkultur der Slowenen in Triest Rustja (1997). 49 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 und griffen die Nationalisten an, die, überall, aber in besonderer Weise in Triest ("in particolar modo a Trieste"), versuchen, die proletarische Klasse abzulenken und Bruderhaß zu säen, um ihre eigenen Privilegien zu sichern (Il Lavoratore, 5. 5. 1909).9 Bis 1914 änderte sich dies nicht mehr. Wiederum wurde auf die "besonders schwierige" Situation hingewiesen: Hier in Triest [... ] ist der Kampf schwieriger als anderswo; hier mehr als in jedem anderen Ort ("qui piu che in ogni altro luogo") ist es notwendig, dass die sozialdemokratische Bewegung frei von jedem Kompromiß bleibt (Il Lavoratore, 6. 5. 1914a). Dies war seit 1907, seit die politischen Fronten sich verhärteten, seit es eine narodnjakische Arbeiterorganisation gab, spätestens aber seit der Sezession einer Gruppe national orientierter Arbeiter um Silvio Pagnini aus der italienischen Partei nach den Kommunalwahlen 1909 offensichtlich. Die internationalistische Rhetorik bekam eine neue, alltagsbezogene Qualität. Auf die Gründung der 'Narodna Delavska Organizacija' reagierten verschiedene nicht namentlich gekennzeichnete slowenische "Genossen" und "Arbeiter" ("un socialista sloveno", "un altro compagno sloveno", "un lavoratore sloveno") im italienischsprachigen Lavoratore mit offensiven Solidaritätsbekundungen (Il Lavoratore, 17. 8. 1907; 18. 8. 1907; 20. 8. 1907). Der Delavski list echote in ähnlicher Frequenz diese Solidaritätsbekundungen, die sowohl der Selbstversicherung als auch der Abgrenzung gegen die narodnjakische Organisation dienten. Hatten die Narodnjaki schon 1907 mit aller Macht versucht, die slowenischen Arbeiter von der Maifeier fernzuhalten, machten die Sozialisten in den Folgejahren - nach Gründung der NDO - die Bekräftigung, die narodnjakischen Bemühungen liefen ins Leere, zu einem rhetorischen Ritual der Maifeiern. Die anwesenden Slowenen wurden als Beweis geführt, der "entschieden den Elementen antwortet, die tagtäglich tönen, es gebe keine slowenische sozialistische Arbeiterschaft in Triest" odgovarja onim elementom, ki dan za dnem trobentajo, da slovenskega socialističnega delavstva v Trstu ni") (Rdeči prapor, 11. 5. 1906b; Delavski list, 8. 5. 1908, Zitat; 7. 5. 1909). Das "Keine besonderen Vorkommnisse" ("Nessun incidente"), mit dem der Lavoratore den Umzug der "drei brüderlichen Massen" ("tre folle fraterne") am Ersten Mai 1914 vom Versammlungsort in Richtung Stadt kommentierte, brachte zum Ausdruck: Wir hatten nichts damit zu tun (Il Lavoratore, 6. 5. 1914a). Ein gesonderter Artikel mit dem bezeichnenden Titel "Primo Maggio nazionalista" ["Nationalistischer Erster Mai"] berichtete von den Gewalttätigkeiten, die es zwischen narodnjakischen Maifeiernden und italienischen Nationalisten gegeben hatte. Der Lavoratore fand den einzigen Trost in der trotz allem praktizierten Verbrüderung. Ansonsten sei die Situation in Triest zum Verzweifeln: 9 Der Delavski list (7. 5. 1909) erwähnte vor allem Milosts Rede als gegen die Nationalismen gerichtet. 50 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 [...] oh! wirklich, angesichts des Spektakels, das der Nationalismus uns an diesem Ersten Mai geboten hat, könnte man mutlos werden, sich vom Mißtrauen überwältigen lassen, in die tägliche Anstrengung, die unsere Partei seit vielen Jahren in diesem Stück Land vollbringt, in dem zwei verschiedene Stämme gezwungen sind, miteinander zu leben, ohne sich mehr vermischen zu können, immer noch ohne sich versöhnen zu können! Ein Ausbruch der Gewalt, hervorgerufen und entfacht vom Rassenhaß -dieser Haß, den die beiden bürgerlichen "Zivilisationen", die italienische und die slowenische, täglich säen! -, tobte auf den Straßen Triests, im Namen der nationalen "Eroberung" die einen, im Namen der nationalen "Verteidigung" die anderen [...]. Aber was die slowenische Nation gewonnen hat - die nicht gleich dem Narodni dom ist - durch die Tatsache, dass sie ihre Hymnen auf das "slawische Triest" singen konnte; und was unserere Nation gewonnen hat - die nicht das Vaterland der Hersteller von Panzerkreuzern für Österreich und der Regierungsabgeordneten ist - durch die Tatsache, dass die slowenischen Orchestermusiker ihre Instrumente verloren haben, können wir nicht verstehen [...] die Erinnerung an die gestrigen Beleidigungen [...] wird wie eine Barriere zwischen ihnen stehen (Il Lavoratore, 6. 5. 1914b). Selbstbilder und Bilder vom Anderen Hatte der Lavoratore 1897 die Slowenen der Peripherie und des Umlandes als noch völlig im Dunstkreis panslawistischer Ideen befindlich bezeichnet (Il Lavoratore, 24. 9. 1897), erschienen ihm 1913 die Nationalismen nicht zu unterscheiden: Die Sprache ist verschieden; die Seele ist dieselbe. Slowene oder Italiener, der lokale Nationalist hat gegenüber den Ideen der Gegner die gleiche polemische Loyalität des Pfarrers in der Kirche, dieselbe Rednerwürde wie der Zahnzieher auf dem Platz. [...] Unsere lieben italienischen Bourgeois nachäffend - die eine internationale Solidarität ohne Slawen wollen - hat der Rechtsanwalt Rybar alle seine Kerzen für eine internationale Solidarität ohne Reichsitaliener angezündet (Il Lavoratore, 10. 9. 1913). Die so definierten nationalistischen Feindbilder - für die Italiener die Slawen, für die Slowenen die Reichsitaliener - führten zur Artikulation sozialdemokratischer Selbstbilder, die gerade die inklusive Solidarität dieser von den Nationalisten ausgeschlossenen Gruppen hervorhoben, zum Beispiel unter den Maurern: diese Gruppe besteht fast ausschließlich aus reichsitalienischen Maurern ("muratori regnicoli") und slowenischen Maurern ("muratori sloveni"), verbrüdert und kämpfend gegen alle nationalistischen Bürgertümer (Il Lavoratore, 18. 9. 1912). Die Anspielung auf die Vorreiterrolle der italienischen Bourgeoisie, deren mentale Strukturen sich im aufstrebenden slowenischen Bürgertum nachmodellierten, findet sich analog auch in Vergleichen zwischen dem italienischen und dem slowenischen Proletariat: 51 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Vielleicht, in einer nicht fernen Zukunft, werden auch die slowenischen Arbeiter verstehen, dass sie sich mit den anderen Arbeitern verbünden müssen, wenn sie ihre Ziele, die dieselben sind wie die der Ausgebeuteten aller anderen Nationalitäten, erreichen wollen. Diese Pflicht haben die italienischen Arbeiter schon verstanden, die keinerlei Skrupel empfinden, für das gemeinsame Wohl an der Seite der Arbeiter jedweder Nationalität zu kämpfen. [...] Die slowenische nationale Arbeiterorganisation wird, wie es auch im italienischen nationalistischen Umfeld geschah, nichts verändern können (Il Lavoratore, 15. 8. 1907).10 Im von der Ausblendung der urbanen Slowenen geprägten italienischen bürgerlichen Milieu schien indes anders herum auch der italienische Proletarier nicht zu existieren, insofern als sich die Haltung gegenüber den Slawen auf das Stereotyp 'sozial schwach gleich Slawe' reduzierte. Dies kommt in einer Anekdote zum Ausdruck, die Angelo Vivante erinnert: Während einer Konferenz mit vorwiegend proletarischem Publikum sagte mir ein guter italienischer Bürger ("un buon borghese italiano"): "Was können sie schon verstehen, wo es doch alles Slawen ("s'ciavi") sind"; stattdessen handelte es sich um authentische italienische Arbeiter. Der arme Mann identifizierte die Arbeiterjacke mit dem Slawismus! (Vivante, 1997, 170). Umgekehrt spiegeln die in den 1960er Jahren veröffentlichten Erinnerungen des Publizisten und Physik- und Mathematiklehrers Lavo der als Gymnasiast sowohl die Konferenzen des 'Ljudski oder' und des 'Circolo di studi sociali' als auch die narodnjakischen Vereine des Narodni dom frequentierte, eine diametral entgegengesetzte Exklusivwahrnehmung. Für waren die italienischsprachigen Veranstaltungen immer nationalistische Manifestationen. Die illustren Redner aus Italien, schreibt er, hätten Theater gespielt und je nach Publikum die Kleidung gewechselt: Vor bürgerlichem Publikum seien sie im Frack, vor Arbeitern in der Arbeiterjacke aufgetreten. Ohne einen ähnlich negativen Unterton beschreibt er stattdessen den Lehrer Ivan Merhar, der des öfteren sowohl im 'Ljudski oder' als auch im Narodni dom vortrug (Cermelj, 1969, 31, 38). Genau "dazwischen" in ihrer Wahrnehmung liegen zwei italienische Charakterisierungen der Triester Arbeiterbewegung aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Lajos Domokos, Triester Italiener mit ungarischem Vater, skizziert in seiner Rekonstruktion des Generalstreiks im Februar 1902 das, was er "die Umstände und Ereignisse der Triester sozialistischen Partei" ("le condizioni ed i fatti del partito socialista triestino") nennt, erwähnt aber die deutsch- und slowenischsprachigen Vereine mit keinem Wort (Domokos, 1902, 22-28, Zitat 28). 10 Ein Jahr später konstatierte der Lavoratore einen Fortschritt; ein guter Teil der Slowenen habe begriffen, dass die NDO nicht ihren Interessen diene. 52 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Der erste Triester Arbeiterführer Carlo Ucekar charakterisierte 1894 in einem Brief an seinen Parteigenossen und Kollegen Antonio Gerin seine eigene sozialdemokratische Werdung als ein bewußtes "Opfer" des nationalen Gefühls, das die Aufgabe aller Kontakte zum liberalnationalen Milieu zugunsten der neuen Sache eingeschlossen habe. Aufgrund dieser Eigencharakterisierung erhob Ucekar den Anspruch, dasselbe "Opfer" von anderen erwarten zu können und definierte entsprechend den slowenischen Sozialdemokraten Ludvik Zadnik als Nationalisten. Zadnik hatte 1893 den 'Občno delavsko izobraževalno pravavarstveno in podporno društvo za Primorsko' gegründet, dessen zentrale Sprache slowenisch war, der aber einen internationalistischen Anspruch hatte und auch die deutsche und italienische Sprache bei Versammlungen gebrauchte. Es war das Slowenische als Hauptsprache, das Ucekar störte, und er bewies damit, dass er die liberalnationale Ablehnung des Slowenischen als städtische Sprache nicht abgelegt hatte. Für ihn solidarisierte Zadnik sich durch das Insistieren auf den Gebrauch des Slowenischen mit den Narodnjaki. Ucekar beschrieb die Versammlungen des Vereins als "ein wahres Babel" und forderte den Gebrauch des Italienischen in der Triester Arbeiterbewegung als dominante Sprache in der Stadt (Cattaruzza, 2001, 44f.). Auch der nachfolgende Parteiführer Valentino Pittoni, kein Arbeiter wie der Schriftsetzer Ucekar, sondern aus dem mittleren Bürgertum stammend, hatte seine ersten politischen Erfahrungen im liberalnationalen Milieu gesammelt und diesem dann den Rücken gekehrt. Für ihn bedeutete diese Entscheidung kein "Opfer" der Nationalität, sondern nur eine Ablehnung der Unehrlichkeit. Das Wort liberal hatte für ihn in Anwendung auf die Triester Nationalisten keinen Wert: Die nationalliberale Bourgeoisie läßt in ihren Schmähschriften schreiben, ich sei ein Hasser meiner Nation. Und doch weiß das Bürgertum gut, dass ich nur die Lügen des bürgerlichen Nationalismus hasse, der unter seiner Fahne eine wilde und frenetische Privilegienprotektion betreibt, im Sinne der kapitalistischen Interessen! Ich, der ich in der 'liberal'-nationalen Partei gewesen bin, weiß gut, welchen Interessen der Nationalismus dienen muß. Ich dachte damals, der Nationalismus könne und wolle die Rechte der Arbeiter verteidigen, aber ich habe schnell gesehen, dass das ein Irrtum war, und ich habe diese 'sauberen' Leute hinter mir gelassen, um mit den Arbeitern zu leben und zu kämpfen, mit dem 'unwissenden Volk' (Il Lavoratore, 7. 6. 1911). Dem entsprach die Selbstcharakterisierung des Maurers Josip Petejan, der sich von den Italienern wegen seiner Nationalität und von den Narodnjaki wegen seiner politischen Identität verachtet sah, und in der eigenen Wertung seiner kollektiven Zugehörigkeitskategorien die soziale klar über die nationale stellte: [...] ich [...] werde von der nationalistischen Presse mit dummen und wütenden Attacken beehrt. Während ich für die italienischen Nationalisten ein Slawe ("s 'ciavo") bin, der in Triest eingefallen ist, um die Italiener zu bekämpfen, schreibt die slo- 53 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 wenische nationale Presse, ich sei ein Abtrünniger ("rinnegato"), ein Verräter meiner Nation. Natürlich sind mir die einen wie die anderen einerlei, ich bin vor allem Sozialist, dann Slowene (Il Lavoratore, 18. 9. 1912). Die nationalen Selbstdarstellungen der Slowenen waren überwiegend pessimistisch, und der Pessimismus wurde spezifisch für die Triester Situation betont. Ivan Regent reflektierte ausführlich über die Nicht-Identität der Triester Slowenen. Die Slowenen seien mit der Konfrontation mit dem Großstadtleben überfordert und schwämmen geradezu in den sich ihnen bietenden Zugehörigkeitskategorien, nicht zuletzt, weil sie ihren Minderwertigkeitskomplex nicht überwunden hätten: Das Wesen des Triester Slowenen [...] ist durch die dauernde Berührung mit dem Wirtschaftsleben der großen Stadt sehr unstet geblieben. [...] In seinem Wesen gibt es nichts Haltbares, deshalb ist er ein Opportunist [...] ein richtiges Chamäleon. Mit wirklich kindlicher Unschuld singt er in einem Moment "Hej Slovani!", in einem anderen "Viva Dante". In Anwesenheit slowenischer Narodnjaki beschimpft er heftig die Italiener; in Gesellschaft von Italienern verflucht er die Slowenen [...]. Ich habe häufig Slowenen prahlerisch im Narodni dom sitzen und mitjeder Geste zum Ausdruck bringen sehen: "Auch ich bin ein Narodnjak!". Denselben Slowenen habe ich dann später hinter der roten Fahne marschieren und genauso prahlerisch behaupten sehen, er sei ein Sozialist. [...] Er unterlag seiner Umgebung, paßte sich ihr aus Mangel an Individualität an. [...] Das Lied, die Fahne, das temperamentvolle Wort können ihm Gefühle suggerieren, die nicht die seinen sind. [...] seinem Unterdrücker würde er die Hand küssen, wenn dieser sich herabließe, einige Worte mit ihm zu wechseln prapor, 22. 6. 1906b). Diesem Bild entsprechen indirekt Pittonis Äußerungen gegenüber den Gästen aus Ljubljana und Gorica 1910 und damit dem Bild, das Pittoni von den Triester Slowenen hatte. Er forderte die sozialdemokratischen Besucher auf, ihre Propagandaarbeit zu verstärken, damit die Slowenen, die aus ihren Gebieten nach Triest zuwanderten, schon ein modelliertes Bewußtsein mitbrächten und nicht so anfällig für die narod-njakische Propaganda wären: In unseren Werkstätten, unseren Werften, unserem Hafen arbeiten Arbeiter unserer und eurer Nation zusammen. Der Triester Kapitalismus, der industrielle und der kaufmännische, absorbiert eine immer größere Zahl von Arbeitern, die aus den Dörfern eurer Gebiete kommen, aber er will nicht, dass die immigrierten Arbeiter zu uns kommen, um gemeinsam zu kämpfen. Er bevorzugt es, wenn sie zum Narodni dom strömen. Auf der einen Seite versuchen die italienischen Nationalisten, den Bruderhaß gegen die slawischen Arbeiter zu wecken, auf der anderen Seite versucht man, im Namen eurer Nation, den Streikbruch zu organisieren. Wir bitten euch und wir erwarten von euch, slowenische Genossen, eine große Propaganda- und Solidaritätsarbeit. Ihr allein könnt diese vollbringen und wir sind sicher, dass ihr sie vollbringen werdet, so dass an einem nicht fernen Tag die slowenischen Arbeiter, die von unserem 54 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Handel und unseren Industrien angezogen werden, zu uns kommen wie ihr Genossen, mit der roten Nelke im Knopfloch [...], bereit, mit uns zu kämpfen für die Verteidigung der Rechte und die Emanzipation der Arbeiterklasse (Applaus) (Il Lavoratore, 27. 7. 1910).11 Wurde einerseits - der positive Gegenpol zum eben Zitierten - die inklusive Identität der "großen jugoslawischen sozialistischen Familie" ("skupno v veliki jugoslovanski überschwenglich betont (Delavski list, 8. 1. 1909), war am anderen Ende der Größenskala nationaler Kategorisierungen auch die regionale Dimension im Hinblick auf die Geschichte Triests nicht nur eine fragmentarische. Die Triester Region war das Produkt der politisch-ökonomischen Entscheidungen der Monarchie und der daraus folgenden Funktion für das multinationale Hinterland, welche sich mit dem kosmopolitischen Charakter einer Hafenstadt und der lokalen maritim-kommerziellen Ausrichtung verband. Die regional umrissene Definition einer triestinita hat in dieser Perspektive nicht zuletzt auch eine wirtschaftliche Bedeutung und steht für die sehr lokalspezifische Urbanisierungs- und Industrialisierungserfahrung.12 Diese regionale Identität kreuzte sich mit der nationalen und auch mit der Frage der Staatsangehörigkeit und machte, beispielsweise im Zwist um die Entlassung der Reichsitaliener aus kommunalen Ämtern, komplizierte Erklärungen notwendig, wer nun als Einheimischer zu betrachten sei und wo die Demarkationslinien zu ziehen waren: Die Sozialisten haben wiederholt bekräftigt, auch im Stadtrat, dass die Bevorzugung bei den Arbeitsplätzen den qualifizierten Arbeitern gegeben werden muß, die seit längerer Zeit im Land leben, ohne Ausnahme einer Staatsangehörigkeit oder einer Nationalität; das heißt, dass für die Sozialisten auch ein Slawe "dem Land zugehörig" sein kann und dass auch ein Italiener der Region oder des Reichs ein "Fremder" sein kann. Die italienischen Nationalisten stattdessen wollen, wenn sie von "Leuten aus dem Land" sprechen, die Slawen komplett ausschließen (auch wenn sie seit langem hier leben, auch wenn sie in Triest geboren sind) und sehen als "einen aus dem Land" vielleicht den Letztgekommenen an, qualifiziert oder nicht, Italiener oder Deutscher, österreichischer oder italienischer Staatsbürger, solange er ihnen politisch ergeben ist (Il Lavoratore, 10. 9. 1913). Im Lavoratore finden sich des öfteren positive Urteile über slowenische Sozialdemokraten, auch über Jahre hinweg, Indiz einer Aufrechterhaltung guter Beziehungen über einen langen Zeitraum. Wurde Josip 1897 als fähiger Redner während einer sozialdemokratischen Versammlung vor hauptsächlich slowenischsprachigem Publikum in S. Anna bezeichnet (Il Lavoratore, 24. 9. 1897), lobte man 11 so ausführlicher Form wieder. 12 Zu regionalen, wirtschaftlich motivierten Identitäten Pichierri, 1995, der - mit Bezug auf Sapelli, 1990 - auch Triest einbezieht. 55 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 anläßlich seines 25jährigen Jubiläums als sozialistischer Agitator 1913 seine Pionierarbeit, die nicht unerheblich dazu beigetragen habe, dass es nun "eine starke und kämpferische sozialistische jugoslawische Partei" ("un partito socialista jugoslavo forte e battagliero") gebe. Auch die Arbeit Etbin Kristans wurde vom Lavoratore als einflußreich in Bezug auf das Bewußtsein der slowenischen Arbeiter bezeichnet, seine Reden als "wunderbare Reden" ("meravigliosi discorsi", Il Lavoratore, 16. 9. 1907), "meisterhafte Reden" ("magistrali discorsi", Il Lavoratore, 27. 7. 1910) bezeichnet, beim Besuch der Triester Arbeiter in Ljubljana "ist Kristan umringt von den Triester Genossen, die ihm eine vibrierende Manifestation ihrer Zuneigung bereiten" ("Kristan e attorniato dai compagni di Trieste, i quali gli fanno una vibrante manifestazione d'affetto", Il Lavoratore, 27. 9. 1911). Das Fest, welches der Lavoratore als "eines der schönsten Feste, an das sich unser Proletariat erinnert" ("una delle piu belle festivita che ricordi il nostro proletariato") bezeichnete, war jenes anläßlich des schon erwähnten Besuchs der Genossen aus Ljubljana und Gorica, bei dem von den sieben teilnehmenden Chören vier slowenischsprachig waren. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen die Zahl der slowenischen Teilnehmer die der italienischen übertroffen haben mag (Il Lavoratore, 27. 7. 1910).13 Der Rdeči Prapor stellte das zivilisierte, friedliche Verhalten der italienischen Bevölkerung während eben jenes Besuchs mehrerer hundert slowenischer Sozialdemokraten in Triest heraus, im Gegensatz zum aggressiven Gebaren der Narodnjaki, die sich nicht zu schade gewesen seien, selbst den Schmähruf der italienischen Nationalisten, "Nieder mit den Slawen!" ("Abbasso ščavi!") zu rufen. Die Verwirrung der Parameter schien vollendet: Als die große Menge [...] über die Via Ghega am Gasthaus der Störenfriede ("po ulici Ghega mimo gostilne zizibambul") vorbeizog, kamen einige sogenannte nationale Arbeiter ("takozvani narodni delavci") und versuchten, Unruhe zu stiften. Auf einmal hörte man aus den narodnjakischen Reihen auch den Ruf "Abasso ščavi!" [...] Die nationalen Führer haben ihren Lümmeln wirklich seltsame Manieren beigebracht. Es wird nötig sein, ihnen von anderer Seite beizubringen, dass man sich unter anständigen Leuten anständig benimmt (Rdeči prapor, 27. 7. 1910b). Die Italiener hingegen hätten sich nichts zuschulden kommen lassen, so dass sich die Narodnjaki den Vorwand für Vorwürfe gegen sie im wahrsten Sinne des Wortes selbst konstruiert hätten. Es sei überdeutlich geworden, so der prapor, warum es bei narodnjakischen Besuchern immer zu Ausschreitungen komme, bei sozialdemokratischen hingegen nie: Die italienische Einwohnerschaft Triests wußte, dass am Sonntag zwei Sonderzüge mit Slowenen nach Triest kamen, aber den ganzen Tag ist nichts passiert, was diesen Besuch getrübt hätte. [...] man hörte hier und da, wie man erzählte, wieviele gekom- 13 Von den drei übrigen Chören waren zwei italienisch- und einer deutschsprachig. 56 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 men seien, aber nirgends ein unfreundlicher Blick. Im Gegenteil, die Störenfriede ("zizibambule") mußten kommen, damit man Pfiffe hörte, sie mußten "scavi!" rufen, damit man später von "italienischen Beleidigungen" sprechen konnte. Nun wird sich niemand mehr darüber wundern, warum es immer Gewalttaten gibt, wenn Narodnjaki herkommen und warum nie, wenn Sozialisten kommen (Rdeci prapor, 27. 7. 1910a). Das von Marina Cattaruzza herausgearbeitete Stereotyp des südländischen, impulsiven, aber wenig disziplinierten Arbeiters (Cattaruzza, 2001, 140-143) wurde auch im Bereich der Kulturarbeit reproduziert, und zwar in einer Selbstwahrnehmung der Italiener, die die andauernde Flaute in den Abendkursen des 'Circolo di studi sociali' mit einer eben solchen südländischen Undiszipliniertheit begründeten: Vielleicht sind diese Abendschulen wenig geeignet für Erwachsene; ein Beweis dafür sei die Tatsache, dass sie nicht einmal unter den Deutschen gute Ergebnisse zeigten, die uns an Hartnäckigkeit und Disziplin sicherlich überlegen sind (Il Lavo-ratore, 4. 10. 1911b). Interessanterweise ließ sich dieses "südländische Temperament" aus gegebenem Anlaß auch in eine positive Qualität verwandeln, wenn es darum ging, energisch und lebhaft ein Ziel zu verfolgen. Jedenfalls sah ein Vertreter der deutsch-österreichischen Genossen diese Charaktereigenschaft als Basis des Erfolgs des Triester Arbeiterheims: Die Sozialisten in Österreich und in der ganzen Welt müssen die Qualitäten der Triester Genossen bewundern, die es, unterstützt von ihrem lebhaften südlichen Temperament ("dal loro vivace temperamento meridionale"), verstanden haben, energisch die Hindernisse zu überwinden, die sich vor ihnen aufrichteten und zu diesem wunderbaren Ergebnis zu gelangen (Il Lavoratore, 18. 9. 1912). Fließende Identitäten In der nationalen Affiliation der Mitglieder der sozialdemokratischen Kulturvereine, soweit sie sich benennen läßt, gab es Grenzgänger, die in verschiedenen linguistischen Milieus agierten. Dies galt vor allem, aber nicht ausschließlich für die Slowenen, und meist gab es eine Verbindung des slowenischen oder italienischen Milieus mit dem deutschen. Nur in zwei Fällen findet sich ein Grenzgängertum zwischen slowenisch- und italienischsprachigem Milieu. Ein erster Generationswechsel unter den Triester Vereinsmitgliedern vollzog sich etwa mit der Gründung der Gesamtparteisektionen 1896/1897, und auch für die fließenden Identitäten muß man vor und nach dieser Zeit von einer unterschiedlichen Physiognomie sprechen, obwohl die Anzahl der Grenzgänger sich kaum verändert.14 In den Kulturvereinen nach 1899 waren die nationalen Zugehörigkeitskategorien eindeutiger definiert, so dass eher von einer in nationaler Hinsicht bewußten Entscheidung gesprochen werden kann, die aber 14 Eine detaillierte Entschlüsselung des Sozialprofils der Triester sozialdemokratischen Kulturbewegung findet sich im vierten Hauptteil von Rutar, 2004, insb. 227-251. 57 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 dennoch als Teil des Alltags und keineswegs immer als rhetorisch internationalistisch intendiert zu interpretieren ist. Die Haltung war nunmehr eine, die zur Bekräftigung der nationalen Identität nicht die Ablehnung der anderen Nation brauchte, also eine tatsächlich multinationale Haltung im Gegensatz zur vorherigen, eher a-nationalen. In der Frühzeit waren es vor allem die Slowenen und die Deutschen, die sich zwischen den Sprachen bewegten. Der Eisenbahner Max Kandolini aus der Steiermark, slowenischer Muttersprache, saß 1882 im Vorstand des narodnjakischen 'Tržaško podporno društvo'. Neun Jahre später, 1891, war er einer der Initiatoren und dann der Kassenwart des sozialdemokratischen 'Deutschen Lesevereins', in dem sich hauptsächlich deutsche und slowenische Arbeiter versammelten und der in Kontrast zu den italienischen Arbeitern gegründet wurde (AST, 1; Guida scematica, 1890; 1899; Guida generale, 1909; Vgl. Cattaruzza, 2001, 28, 39). Mehrere der Arbeiter deutscher Muttersprache, die sich im 'Deutschen Leseverein' zusammentaten, waren seit 1888 Mitglieder der ersten internationalistischen Organisation, der 'Confederazione operaia', gewesen, die 1891 polizeilich aufgelöst worden war. Einige von ihnen, wie den Mechaniker Johann Pregant, findet man dann wiederum einige Jahre später, 1898, in den Reihen der neu gegründeten Gewerkschaftsorganisation 'Federazione dei lavoratori e lavoratrici' wieder, die vordergründig italienischsprachig agierte (Guida scematica, 1890; AST, 1, 21. 6. 1891, b. 251, 27. 4. 1898). Ludvik Zadnik, 1890 Redakteur der ersten Triester slowenischen Arbeiterzeitung, dem Delavski list, stellt ein Beispiel einer sozialen Identität dar, über die im Laufe der Zeit die nationale die Oberhand erlangte. 1888 war er Mitglied in der 'Confederazione operaia', 1893 begründete und leitete er den delavsko pravo- varstveno in podporno društvo za Primorsko'. In den folgenden Jahren entfernte er sich von sozialdemokratischen Standpunkten und wurde 1898 aus der südslawischen Partei ausgeschlossen; weitere elf Jahre später, 1909, ist er dann in Ljubljana als Mitglied der dortigen Sektion der narodnjakischen Arbeiterorganisation zu finden.15 Eine ähnliche Entwicklung wie Zadnik scheint Carlo Bolle genommen zu haben, nur in Richtung der anderen Nationalität. Er, den Giuseppe Piemontese mit kontextbedingt abschätzigem Unterton als einen "slowenischen Arbeiter aus der Peripherie, der ehemals verantwortlicher Redakteur des Lavoratore gewesen war" ("operaio slo-veno del suburbio che gia era stato redattore responsabile del Lavoratore") beschreibt, war 1899 Vorstandsmitglied des 'Circolo di studi sociali', 1909 taucht er noch als Mitglied des 'Arte Moderna' auf, um sich kurz darauf den separatistischen Pagnini-anern anzuschließen, jener italienisch-nationalistischen Splittergruppe, die sich aus Protest gegen die Aufstellung zweier slowenischer Kandidaten für die Stadtratwahlen von der Partei abtrennte (AST, 5; AST, 7; Guida generale, 1900; 1910; Piemontese, 1961, 264). 15 Zadnik lebte seit 1894 in Celje in der slowenischen Steiermark, seit 1898 in Ljubljana (AST, 3, 21. 5. 1893; 1. 6. 1893; Cattaruzza, 2001, 38ff. und 66f). 58 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Das Nationalgefühl des deutschsprachigen Schneiders böhmischer Herkunft Alois Panek läßt sich anhand seiner Militanz in der politischen und kulturellen Bewegung nur irgendwo zwischen dem deutschen und dem slowenischen orten. Panek hatte zwischen 1895 und 1897 verschiedene Ämter im Vorstand des 'Občno delavsko izobraževalno, pravovarstveno in podporno društvo za Primorsko' inne. Er hielt meist die deutschen und italienischsprachigen Reden, die dann von einem Genossen ins Slowenische übersetzt wurden. Aus den Quellen geht aber hervor, dass Panek das Slowenische zumindest verstand. 1898 wurde er neben Etbin Kristan als Eigentümer ("lastnik") des Rdeči prapor genannt, und von 1901 bis 1903 saß er im Exekutivkomitee der JSDS. Andererseits hielt er 1902 und 1903 die deutschsprachigen Maireden, und war 1906 Vorsitzender des neugegründeten 'Deutschen Arbeiterbildungsvereins' (AST, 1; AST, 2, AST, 3; AST, AST, 9, AST, 6; Guida scematica, 1896; Guida generale, 1905; 1907; 1910; 1912; Il Lavoratore, 6. 5. 1902a; 5. 5. 1903; Piemontese, 1961, 139; Maserati, 1973, 159). Die erste vom 'Deutschen Arbeiterbildungsverein' organisierte Konferenz hielt der Slowene Etbin Kristan, in deutscher Sprache und ausgerechnet über "Sozialismus und Deutschtum" (AST, 9, 15.4.1906). In der Folgeorganisation, dem 'Verein deutschsprechender Sozialdemokraten', hielt dann ein Italiener, Edmondo Puecher, einen deutschsprachigen Vortrag. Ein Mitglied des 'Sozialdemokratischen Vereins', Gerd Bischoff, saß 1907 Teil im Revisionskomitee des 'Ljudski oder' (AST, 12; AST, 13). Ein weiterer Kopf der JSDS und 'Ljudski oder'-Mitglied von Beginn an, Josip Kopač, hielt auf der Gründungssitzung des 'Deutschen Arbeiterbildungsvereins' eine Rede (AST, 8; AST, 4; Guida generale, 1910; Il Lavoratore, 16. 1. 1906; Piemontese, 1961, 139). Der Slowene Kopač hatte in den 1880er Jahren, so der Lavoratore, "aktiv Teil an den Kämpfen des deutschen Proletariats in der Hauptstadt", also in Wien, gehabt (Il Lavoratore, 2. 4. 1913). Im Bericht des Lavoratore über die Gründungssitzung des 'Deutschen Arbeiterbildungsvereins' wurde Kopač - wie auch der oben genannte Panek - zu einem Deutschen in Abgrenzung zu den Slowenen: Am Sonntag hat sich eine gute Anzahl deutscher Genossen versammelt, um die Basis eines Kulturvereins zu bilden; den Vorsitz führte der Genosse Vimmerer: es sprachen die Genossen Panek, Weiss, Kopac, und andere, die auf die Bedeutung der Kultur und die Notwendigkeit für die deutschen Genossen hinwiesen, das Beispiel der italienischen und slowenischen Kollegen zu imitieren und sich in einem intellektuellen Zirkel zusammenzuschließen (Il Lavoratore, 16. 1. 1906). Außer Jakob Stok, der ebenfalls gleichzeitig Mitglied des 'Ljudski oder' und des 'Deutschen Arbeiterbildungsvereins' war (AST, 8; AST, 9; Guida generale, 1907), gab es einen weiteren Initiator und Vorstandsangehörigen slowenischer Muttersprache -den Schneider Anton Vaupotič, einer der konsequentesten nationalen Grenzgänger. Er stieß 1906 neunzehnjährig zur Triester Arbeiterbewegung und wurde im selben Jahr Mitglied nicht nur des neu gegründeten deutschen Bildungsvereins, sondern auch des 59 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 'Ljudski oder' und des 'Circolo sportivo internazionale'. Allen drei Vereinen blieb er über die Jahre treu, ersterem bis 1908, das Jahr, in dem er inaktiv wurde, den letzten beiden bis zum Kriegsausbruch. Auf Festen betätigte er sich als Rezitator slowenischer Deklamationen. 1914 schließlich gehörte er zu den Initiatoren der Triester Sektion der 'Naturfreunde' und wirkte als Ausflugsführer (AST, 9; AST, 5; AST, 8; AST, 14; Guida generale, 1907; 1909; Delavski list, 8. 1. 1909). Antonija Kermolj taucht als einzige Slowenin nicht in der Frauensektion des 'Ljudski oder' (gegr. 1912) auf, sondern schon zwei Jahre vorher, im Vorstand des 'Circolo femminile socialista'. Allerdings ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass sie eine mit einem slowenischen Mann verheiratete Italienerin war. Wenn dem so war, hätte sie diesen - Vincenc oder Alojzij Kermolj, beides aktive Parteimitglieder -allerdings nicht in nationaler Hinsicht hybridisiert und es läge das Beispiel einer tatsächlich binational sozialdemokratischen Ehe vor (AST, 10). Ansonsten ist Ivan Regent das einzige weitere Beispiel einer italienisch-slowenischen Militanz, offensichtlich weil er nicht aus den deutschsprachig dominierten slowenischen Gebieten, sondern aus dem Karstdorf Kontovelj stammte.16 Er begründete nicht nur 1905 den 'Ljudski oder', sondern war von 1904 bis 1906 auch Vorstandsmitglied des 'Circolo di studi sociali' und so gleichzeitig Pionier der slowenischen sozialdemokratischen Bildungsarbeit und Mitorganisator des italienischen Bildungsprojekts während der Boomjahre des 'Circolo di studi sociali'. In seinen Memoiren berichtet Regent detailliert vom Zustandekommen des 'Ljudski oder'; seine Mitgliedschaft im 'Circolo di studi sociali' erwähnt er indes nicht (AST, 8, 14. 2., 1. 3. e 16. 3. 1905; Il Lavoratore, 29. 3. 1904; Guida generale, 1905-1907). Multinationale Praxis Abschliessend soll es nun nicht um internationalistische Rhetorik und Inszenierung, sondern um die alltägliche inter- und transnationale Praxis der Triester Kultur-und Bildungsvereine im sozialdemokratischen Milieu gehen. Der Lavoratore als einzige über die Jahre kontinuierlich in Triest erscheinende Arbeiterzeitung - außer dem prapor von 1898 bis 1905 und dem Delavski list von Januar 1908 bis Juli 1909 erschien die slowenische Parteizeitung in Ljubljana und behandelte Triest nicht zentral, sondern als eine Rubrik unter anderen - wurde auch von den Slowenen gelesen und trug dem dadurch Rechnung, dass er sich bei wichtigen Anlässen, wie der Gründung des 'Ljudski oder', an seine slowenische Leserschaft richtete und die "Genossen slowenischer Nationalität" über dessen Veranstaltungen informierte (Il Lavoratore, 28. 3. 1905; 15. 4. 1905; 6. 6. 1905 (Zitat), 17. 3. 1906; 28. 7. 1905; 12. 10. 1910; 18. 11. 1911). 16 Die vorher Genannten stammten fast ausnahmslos aus der Steiermark oder aus Kram. 60 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Rein deutschsprachige Veranstaltungen waren selten, so dass der Lavoratore anläßlich eines Vortrags Wilhelm Ellenbogens schrieb, "sehr viele Deutsche, die hier wohnen, profitierten von der Gelegenheit" ("moltissimi tedeschi, qui dimoranti, ap-proffitarono dell'occasione", Il Lavoratore, 20. 1. 1903). Der 1910 gegründete politische 'Sozialdemokratische Verein' sorgte in den Jahren bis zum Kriegsausbruch dafür, dass eine Reihe weiterer wichtiger deutschösterreichischer Sozialdemokraten -Karl Renner, Robert Danneberg, Leopold Winarsky, Julius Deutsch, Max und Friedrich Adler - in Triest vortrugen. Die deutsche Sprache war so nicht häufig, aber doch regelmäßig Teil der Kulturpraxis, und der Lavoratore wies "alle deutschen Genossen und all jene, die genügend Kenntnisse der deutschen Sprache haben" ("a tutti i compagni tedeschi e a tutti quelli che hanno sufficiente conoscenza della lingua tedesca"), auf die Veranstaltungen hin (Il Lavoratore, 23. 2. 1910 (Zitat); 27. 1. 1912; 10. 2. 1912). Die schon erwähnte Mehrsprachigkeit der Veranstaltungen war eine Alltagspraxis, die in Berichten nicht immer als intentional inszeniert erwähnt wird, sondern auch einfach als Teil der protokollarischen Darstellung auftauchte und des öfteren auch nur indirekt hervorgeht (Il Lavoratore, 19. 2. 1913; 23. 7. 1901). Es fällt auf, dass die slowenischen Zeitungen häufiger explizit auf das Zusammengehen von italienischen, slowenischen und deutschen Arbeitern hinwiesen als der Lavoratore. Dieser behandelte es eher als einen allen bekannter Tatbestand, dass Arbeiter aller Triester Nationalitäten an den Veranstaltungen teilnahmen. Beide Parteiorgane schilderten die multinationale Praxis der Maifeiern in bewußt gezeichneten Bildern, die die Solidarität trotz unterschiedlicher Sprachen suggerierten: [...] besser gesagt war es eine ungeheure Versammlung ("en ogromen shod"), nur dass man an zwei Orten gesprochen hat, an einem slowenisch, am anderen italienisch. [...] Dann sind beide Versammlungen in eine ("oba shoda v enega") zusammengeflossen (Rdeci Prapor, 11. 5. 1906b). Die immense Masse ("la folla immensa") ruft "viva Storchi, viva il socialismo". Der Ruf, der aus allen Mündern schallt, vermischt sich mit anderen, weiter entfernten Rufen, die das Ende der Rede Kopac applaudieren, der Redner der slowenischen Sozialisten (Il Lavoratore, 2. 5. 1907). Solchen szenischen Impressionen stehen aber auch nüchterne und weniger positive Bestandsaufnahmen gegenüber, wenn zum Beispiel der Morgen des Ersten Mai 1908 derart beschrieben wird, dass die slowenischen Arbeiter sich zwar auch am Arbeiterheim, aber "mehr am Rand des Platzes" ("bolj v stran na trgu") versammelt hätten, bevor man Richtung Piazza nuova dei Foraggi aufbrach (Delavski list, 8. 5. 1908). Die multinationale Praxis schloß die Einrichtung von Sprachkursen ein, wobei am interessantesten die Tatsache ist, dass die Zarja berichtete, der für die italienischen 61 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Genossen eingerichtete Slowenischkurs laufe "sehr gut" ("prav dobro"), es habe sich "eine schöne Zahl italienischer Genossen und Genossinnen, besonders Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Konsumgenossenschaften" ("lepo število italijanskih sodrugov in sodružic, zlasti uradnikov in uradnic konzumnih zadrug") eingeschrieben.17 Sie äußerte sich in Begrüßungszeremonien anderssprachiger Gäste, wobei "jeder den anderen zu übertreffen suchte, die Genossen anderer Nationalität mit Höflichkeiten zu überhäufen ("ognuno andava a gara nel colmare di cortesie i compagni di nazione diversa"). In der Begrüßung des Wiener Schriftsetzer-Gesangsvereins 'Freie Typo-graphia' richteten sich Genosse Pittoni als Repräsentant der italienischen Parteisektion und Genosse Kopač als Repräsentant der jugoslawischen Sektion in deutscher Sprache an die Gäste; Genosse Susmel schließlich in italienischer Sprache im Namen des 'Circolo di studi sociali'(Il Lavoratore, 14. 4. 1903). Gab es, wie gesehen, des öfteren Konzerte aller drei Triester Arbeiterchöre, nahm der 'Circolo corale fra lavoratori' durchaus auch als "Minderheitensprache" an ansonsten slowenischen Veranstaltungen teil, wie dem Fest anläßlich des Besuchs der Genossen aus Ljubljana und Gorica oder der Jubiläumsfeier für die Zarja in den Räumen des Konsumsvereins Sv. Ivan (Rdeči prapor, 30. 7. 1910; Zarja, 11. 6. 1912). Den bisher notierten Äußerungen, die immer wieder die Schwierigkeiten einer sozialdemokratischen Sozialisation und die generell vorherrschende Unsicherheit bezüglich der Zugehörigkeitskategorien besonders unter den slowenischsprachigen Arbeitern betonten, steht die Beobachtung gegenüber, dass der unerschütterliche "harte Kern", der sich im sozialdemokratischen Milieu herauskristallisierte, von Italienern und Slowenen gleichsam getragen wurde. Dies bezeugt, wenn auch mit großer italienischer Mehrheit, schon das Komitee, das die Gründung des ersten Arbeiterheims in der Via del Boschetto organisierte, die 'Federazione operaia del Litorale e della Dalmazia'. 1903 bestand es aus fünfundvierzig Italienern und zwei Slowenen (Il Lavoratore, 25. 4. 1903). Im September 1912 dann, anläßlich der Einweihung des neuen Arbeiterheims in der Via della Madonnina, ist, auch im Vergleich zu einem Jahrzehnt zuvor, die Rednerliste interessant. Es sprachen drei Italiener (Valentino Pittoni, Edmondo Puecher, Ezio Chiussi) und vier Slowenen (Ivan Regent, Josip Kopač, Josip Petejan, Vincenc Kermolj), und die Tatsache, dass die slowenischen Redner bis auf Ivan Regent, der für die Partei sprach, die für die Arbeiterbewegung wichtigen Berufsorganisationen der Eisenbahner, Maurer und Bäcker repräsentierten, ist auch ein Indiz für die in der Tat nur teilweise Wirkung der 'Narodna delavska organizacija' in diesen mehrheitlich slowenischsprachigen Berufsgruppen (Il Lavo-ratore, 18. 9. 1912). 17 Es gab Italienischkurse, Deutschkurse und Slowenischkurse (Il Lavoratore, 17. 1. 1905; 4. 10. 1911; Zarja, 29. 4. 1912; 22. 10. 1912, Zitat; 30. 10. 1912, Zitat). 62 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 Wie gesehen ist die Zugehörigkeit zu einem in einer bestimmten Sprache agierenden Verein nicht unbedingt als Ausdruck auch nationaler Affiliation zu werten. Der Versuch, anhand der Namen auf die Nationalität der Mitglieder zu schließen, kann ebenfalls nur in die Irre führen und ist deshalb müßig: Eine Vielzahl der identifizierbaren Personen taucht in mehrfacher Schreibweise auf, wobei die Tatsache, dass die Quellen mehrheitlich italienischsprachig sind, zu einem starken Überhang an italienischen Schreibweisen führen. Andersherum wurden italienische Namen in deutsch- oder slowenischsprachigen Dokumenten ebenfalls angeglichen. Zudem trugen viele Italiener einen Namen slawischen Ursprungs, allen voran Carlo Ucekar. Der Versuch einer solchen Klassifikation hätte zwangsläufig eine starke perspektivische Schieflage zur Folge und wird deshalb hier unterlassen. KULTURA, NARODNOST IN SOCIALDEMOKRATSKI MILJE V HABSBURŠKEM TRSTU Sabine RUTAR Porurska univerza v Bochumu, Inštitut za družbena gibanja, DE-44789 Bochum, Clemensstr. 17-19 e-mail: sabine.rutar@rub.de POVZETEK Avtorica analizira artikulacijo narodnostnih identitet znotraj tržaškega italijanskega in slovenskega socialdemokratskega kulturnega gibanja pred prvo svetovno vojno. Osredotoča se na italijanske definicije okoli konceptov kultura, nacija in država ter na slovenske ustreznice, ki so se vrtele okoli naroda, nacije in jugoslovanstva, nato opisuje spremembe, ki jih je doživljala internacionalistična retorika v znamenju za-ostrujočih se nacionalističnih front v mestu in končno analizira individualno raven: daje pregled nad v socialdemokratskem okolju nacionalno definiranimi samopodobami in predstavami o drugih, pa nadzabrisanimi identitetami, ki jim bodisi ni pripisati nacionalne oznake, bodisi prehajajo iz ene skupine v drugo. Na koncu je prikazana - dejanska ali poskušena - multinacionalna praksa znotraj italijansko-slovensko-nemškega okolja v Trstu ob koncu habsburške dobe. Kot glavni rezultat študije lahko velja, da so bile nacionalne identitete na ravni "srednje" javnosti, h kateri gre šteti tudi socialdemokratska kulturna društva, ki se bolj k socialno šibkim slojem - v nasprotju z višjo ravnijo politike in kulture - manj ostro in da Ključne besede: Trst, nacionalne identitete, socialna demokracija, kulturno gibanje 63 Sabine RUTAR: KULTUR, NATION UND SOZIALDEMOKRATISCHES MILIEU IM HABSBURGISCHEN TRIEST, 41-68 QUELLEN UND LITERATUR AST, 1 - Archivio di Stato di Trieste (AST), Direzione di Polizia (Dir. Pol.), Atti Presidiali Riservati (APR), b. 250 Socialismo. Atti relativi al movimento socialista nazionale e internazionale. L'Inno dei lavoratori. Relazioni e disposizioni per com-battere il socialismo e anarchismo. AST, 2 - AST, Dir. Pol., APR, b. 251 Socialismo. 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