Nl>^ T"/» 'i,?^'Ä^K^^^^ l87l. Mit H. April beginnt ein neues Abonnement auf die „Laibacher Zeitung." Der P ränumcr ations - Prei s beträgt für die Zeit vom 1. April bis Ende Juni 1871: Im Comptoir offcn.......2 fi. 76 kr. Im Comptoir unter Couvert .... .'> „ — „ ?Für Laibach ins Haus zugestellt . . . :j ., — „ Mit Post uitcr Schleife-,.....3 .. ?5> „ Für die Zeit vom I. bis Ende April: Im Cmnptoir offcn.......— fl. 92 kr. Im Comptoir unter Convert .... 1 „ — „ Für Laibach iuS Haus zugestellt . . . 1 „ — „ Mit Post unter Schleifen . . . : . 1 .. 25 ,. Amtlicher Theil. Se. t. und t. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 27. März d. I. den Bau-rath Wenzel Hlasel zum Oberbanrathe in Böhmen allergnüdigst zu ernennen geruht. Hoheuwart m. p. Se. k. und l. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung r>om 24. März d. I. den Dircclor der Landes-Odlrrcalschulc und des Landes-Realgymna-siums in Sl, Polten Eduard Schwämmet zum Landes-schulinspecl^r zweiter Classe allergnüdigst zu ernennen geruht. Iireöek m, ^ Der Minister für Cultus und Unterricht hat den Landcsschulinspector Cduard Schwa m m c l zur Dienst' lristnug bei dcm f. f. Landcsschulrathe in Linz bestimmt. Der Iustizminister hat den Amtsschrciber der Män-neistrafanstalt zu Laibach Johann Nepomut Kummer ^nil Adjunclen oieser Strafanstalt ernannt. Nichtamtlicher Theil. Politische Uebersicht. Laibach, 30. März. Die vom Fürsten von Montenegro während ieiner letzten Anwesenheit in Wien persönlich angereg-^u und eingeleiteten Unterhandlungen über eine Reihe b°" Fragen materiellen Interesses für Montenegro, als ^graphische und Straßenverbindnng mit Oesterreich, ^"lzbczng :c., machen dcm Vernehmen nach befriedigende ''°rtschritte, soweit sie nicht schon erledigt sind. Die erste ^graphische Depesche, welche der Fürst im vorigen Jahre expedirtc, war, wie cS heißt, an den Reichslanz« ^r Grafen V e u st gcrichtu und enthielt mit dem Aus-°n>ck lebhafter Freude über die gewonnene neue An-l'aherung an Oesterreich die Bitte. Sr. Majestät dem ^"iser den Dank des Fürsten für die Montenegro er-"lesene Wohlthat zu sagen. Der „Köln. Voltsztg." wird aus Berlin ge-!"eldct: „Graf Vellegarde, der außerordentliche Abac, sandte des Kaisers von Oesterreich, wird am hiesigen vofc mit vieler Auszeichnung behandelt, Trotz alledcm ."lftc es ausschließlich von der Consolidirnng der Per-^llnisse in Oesterreich abhängen, ob die freundlichen "czlehm,ge„, die augenblicklich zwischen den Regierungen ^cutschlands und Oesterreichs bestehen, Bestand gewin-"ui werden." Eine Depesche d«r ..Times" aus Versailles. ' d. M. meldet: Morgen werden 40.000 Mann die"! ^"^" l)i "» in Berlin abgehaltenen Mil itär-C onfcreu^, .^^«r auch der Kronprinz beiwohnte, wurde beschlossen, bed!,, ^' fortgesetzten 'Nichteinhaltung der Friedens-I "gungen scilcns der französischen Regierung sammt, lim, "p"'lc Gebiete wieder nntcr deutsche Administra-iu setzen und für die Verpflegung der Armee durch Requisition vorzusorgen. Nach eingegangenen con-fidcntiellcn Mittheilungen steht es schlecht um die Re-gierung Thier's und Faorc's; ibr Anhang in der Na-lional-Versammlnug schwindet mehr und mehr. Die „Norddeutsche Allgemeine Zcitnng" schreibt: Ob die unter diesen Umständen in Brüssel bevorstehende Cröffnung der Friedensvcrhandlungen wirtlich mit dc> Zuversicht statlsiiiden kann. mit welcher sie vor einem Monate beschlossen wurde, muß dahingestellt bleiben. Bis jetzt bittet die Negnrnng Thier's leider keine Garantien dafür, daß ihre Unterschrift auch in gan; Frankreich rcspeclirt wcrden wird. und namentlich dic Befriedigung unserer finauzicllen Forderungen dürfte durch diese Lage der Diugc sehr erschwert werden. Die frciconseruative Fraction des dentsche n Reichstages hat sich aufgllüöt und der neuen Frac« lion die Benennung „Reichspartci" vorweggenommen. Sie reconslruirte sich als solche. Die neue Fraction stellte ihr Programm bereits fest. (5s enthält die Grundsätze der Ncichsvcrfassung, verspricht gleichmäßige Wahrung der Autonomie wic der Rcichsgewalt uud erklärt die Bereitwilligkeit der Pattci zu nützlichen Competenz-Erweitcrunacu neben organischer Einheit, zur Anstrcbung der Gewährleistung der persönlichen, bürgerlichen und politischen Freiheit, bcsondcrS bei der Regelung des Preßuno Vereinwescns im Sinne des wahren Fortschrittes. Die Partei will auch die Verminderung der Vollslastcn t-elürworlen. Die Partei wird sich wahrscheinlich „Liberale Reichspartei" nennen. Die national-liberale Fraction beschloß, eine Interpellation an den Reichskanzler zu richten: ob und in welcher Weise Schritte für ein ncucS Parlameutsgcbäudc unternommen worden seien. Der von den Commissionen angenommene Adrcß-entwurf deö norddeutschen Reichstages betont besonders den friedlichen Charakter des deutschen Reiches. daS Aufgeben der allen Kaiserpolilit, die Nichteinmischung in die innere Gestaltung anderer Staate», die Anerkennung des Rechtes jeder Nation, dcn Weg zur Einheit und Freiheit nach eigenem Ermessen zn finden. Eine Kaiser kr önung unter feierlichstem Ccre-monicll ist beschlossen; sie findet zu gleicher Zeit mit dem Truppeneiuzug und der Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelm's Hl. statt. Die ..Kreuzzeitung" bezeichnet die Behauptung der ..Times." daß der Kaiser Wilhelm in Versailles in der Präfectur und dem Schlosse Ludwig's Möbelstücke und Anderes mitgenommen, als schamlose Alge. Die Mitglieder der Brüsseler Fricdcnsconfe-rcn; wurden vorgestern vom Minister des Neußern empfangen und bewillkomm!. Sodann fand eine zwei» stündigc vorbereitende Sitzung statt. Dic Verhandlnn-gen sollen unmittelbar beginnen. Wic der „Nord" aus dem Haag meldet, soll das Princip der Un uer letzl ich lc il des Privateigcn-t h n lnsznrScc in Folge der Äcmühuugen der ö st er-rcichischen uud niederländischen Regierung auf der Friedens-Conferen; zur Anerkennung gelangen. Daran knüpft die „Nordd. Allg. Ztg." die Bemerkung: Wir haben bereits früher erinnert, daß von deutscher Seite dieses Princip schou bei Ausbruch des Krieges procla-mirl wurde, daß aber die Nichtbeachtung dieser sowie allcr anderen völkerrechtlichen Abmachungen seitens der Franzosen uns zu Repressalien zwang. Dergleichen Dc' claralionen überdauern in der Regel den Frieden nicht, der sie ins Leben rief, es sei denn, daß alle Großmächte erklären und bereit wären, eine Verletzung derselben als 0-I8U6 !>6l1i zu betrachten. Bci der Lage der Dinge in Europa und dcn Configurationen der Politik einzelner Staaten ist aber ocnan gar nicht zu denken. Die wie« dcrholtcn Versuche, bei der Fricdcnsverhandlung den dciltsch'französischen Handclsvellrag zn erneuern, schei-teru an der beharrlichen Weigerung seitens der französischen Regierung. In der Sitzung der Versailler National' Versammlung vom 27. März erstattete der Ausschuß Gericht über den Antrag Blanqui's, betreffs des Verhalten« der Makes, und schlug vor. dcn Antrag nicht in Erwägung zu zieheu. Thiers dankte der Commission und verlangte schlcuuige Potirung der Vorlage iibcr die Gcmeindewahlcn, wies die Anschuldigung zurück, daß die Assemble uud die Regierung dic Republik stur' ^en wollen, nnd dcmeutirte formell, daß cr eine monarchische Lösung vorbereite. Der Commissionsantrag wurde angenommen. Die Driuglichkcitsbehandlung des Antrages wegen Nichtigerklärung der gestrigen Wahlen wnrde abgelehnt. Die Ordnung in Lyon und Toulouse ist hergestellt, somit der Plan, die Großstädte zu insur- gircn. gescheitert Die Regierung ist, wenn sie auch zu-wartete, nicht uuthätig geblieben und hat Maßregeln znr Wiederherstellung der Ordnung vorbereitet. Cine Deputation englischer Katholiken ist nach Rom abgereist, nm dem Papst eine Adresse zu über reichen. Der Herzog von Norfolk steht an ihrer Spitze und sie besteht aus 30 Mitgliedern, darunter ein Graf Denbrigh. die Lords Howard, Montague. Graf Gains-borough, eiuer der Führer der Katholilenassociation. wird sich im Juni nach Italien begeben, um Sr. Hei ligkeit die Glückwünsche zum erreichten 25jährigen Pon» tificatöjubiläum darzubringen. Der „Osservatore Romano" hat die Mission dtS Msgr. Franchi an die cnropäischcn Höfe in Angelegenheit der Erhaltung der weltlichen Macht des Papstes dclm'ntirt f nichts desto weniger soll es Thatsache sein, daß der Papst einen außerordentlichen Botschafter an die Regierungen absenden wollte, aber Cardinal AntoneM, eifersüchtig auf jedes diplomatische Talent, widersetzte sich diesem Vorhaben, indem cr geltend machte, er sei in der Lage, alle bestehenden Schwierigkeiten auSzuglei« chcu durch dcn Vertchr mit den auswärtigen Reprüseu« tanten in Rom und den Nuntien des h. Stuhles, wel« chcn cr seine Instructioncn erlheile. Der Cardinalstaats-secretär arbeitet nach ciner Corrcspondenz der „G. d' Italia", der wir diese Nachrichten eutnehmen, daran, eine euro« päischc Macht zu veranlassen, die Initiative zu einem Congreß oder einer Confcrenz zu ergreifen, welche sich mit der römischen Frage beschäftigen und an welcher Msgr. Franchi als eine Vertrauensperson deS Cardi« nals theilnehmeu würde, welcher letztere sich von dem h. Vater nicht trennen will, um nicht iu seiner Abwesenheit anS seinem einflußreichen Posten verdrängt zu werden. Stiflsprobst Döllinger in München übersendete dem Erzbischof eine Erklärung, in welcher er die Aner-kmnung der Concilsdeschlüsse entschieden verweigert. Aus Spanien wird gemeldet, daß auch in den bastischcn Provinzen republikanische Demonslrationen staltfanden. In S. Sebastian sind fast alle Mitglieder der im Dienste der französischen Republik gestandenen spanischen Legion eingetroffen. Das Signal zum Ausstände sei von Frankreich ausgegangen. Nach Aragonien wurden Verstärkungen geschickt, da man besorgt, daß die Bewegung sich von Saragossa aus auf die ganze Pro« vinz ausdehnen könnte. In Bukarest nehmen die Dinge einen stürmi« schen Verlauf. In der vorgestrigen Kammersihung wurde der Fürst verhöhnt; hierauf wurden die Kammern aufgelöst. Militärpatrouillen durchzogen die Stadt, eine türkische Besatzung wurde erwartet. Der Zustand der Königin von Schweben hat sich verschlimmert und ist fast hoffnungslos. Nkichsralh. Wien, 28. März. In beiden Häusern deS Reichsrathes haben heute Sitzungen stattgefunden. Das Abgeordnetenhaus erledigte in längerer Verhandlung, jedoch ohne besonders eingehende und bedeutende Debatte, mehrere wichtige Gesetze. Die Arbeiten des Hauses schreiten nun schon ra-scher vorwärts, und die dringendsten Vorlagen, auch daS Rccruleugcsetz, dürften noch uor den Ende dieser Woche beginnenden Ostcrferien der Berathung unterzogen und der Entscheidung zugeführt werden. Der Necrutenaus« schuß tritt noch heute Abend zusammen und in der Freitagssitzung dürfte somit daS Necrutcngesetz im Hause erledigt werden, In der heutigen Sitzung wurden zunächst die jüngst beschlossenen Gesetze — darunter auch jenes über die Beschränkung der außerordentlichen Revision — in dritter Lesung genehmigt. Das Gesetz über Verwendung der Steuerämtcr für Geschäfte der Bezirksschulbchörden fand keine Einwendung, dagegen rief der Antrag, den Bezirks-schultasscn in Böhmen einen Vorschuß von 300.000 fl. zu bewilligen, eine Debatte hervor, an welcher sich die Abg. Fux. Pickert, Varou Christian Kotz, Hanisch. Ruß nnd Czedik bcthciligten. Der Antrag wurde jedoch nicht angenommen. Das Uebcrciulommeu mit Ungarn in Betreff einer Aenderung der Bcitragslcislung der Länder der ungari» schcn Krone zu den gemeinsamen Angelegenheiten in Folge der Uebernahme der Militärgrenze in die Civil-verwaltuug, wurde nach kurzer Debatte genehmigt. Für das Gesetz stimmte die ganze Linke, das linse Centrum und die Polen. Der dalmatinische Abgeordnete Danilo 534 hatte die Sache so barzustellen ssesucht, als ob es sich zunilchst um die Bestimmung der künftigen Organist» rung der MiUtürgrcnze, um oerrn staatsrechtliche Stel» lung handeln würde, und beantragte die Aufnahme einer Bestimmung in das Gefttz, daß die neue Verwaltung der Militärgrenze nur nach volläufigem Einvernehmen und Zustimmung der Vertreter der Mililä'rgrcnze eintreten solle. Auch Dr. Costa trat für dieses Amende« ment ein, das jedoch nur die Unterstützung des rechten Centrums fand. Der Abgeordnete Brest el übernahm es in llarer Welse, die Sache richtig darzustellen, daß es sich nur um die finanzielle Seite, um die Aenderung der Beitragsquote handle, und er tonnte sich dabei darauf berufen, daß die Vorredner selbst angeführt hatten, die Mililärgrcnze sei vertreten gewesen. Die nächste Sitzung findet am Donnetstag statt. Das Herren hau« hielt heute bereits seine letzte Sitzung vor den Osterferien ad. Das Gesctz übcr die Fortcrhebung dcr Steuern u>,d Abgaben im Monat April wulde ohne Debatte in zweiter und dritter Lc> sung angenommen. Zum Schluß der Sitzung wurden Petitionen erledigt. Freiherr v. Hye referirte über die Petition des Wiener GcmeinderathcS, um baldigste Einsetzung des VcrwallungSgerichlshofcS. Es wurde dcr Beschluß gefaßt : Es sei die Petition des Gcmeindcralhes dcr Stadt Wien an das Ministerium zu leiten und an dasselbe die dringende Aufforderung zu richten, daß es mit lhnn-lichner Beschleunigung den Gesetzentwurf übcr die Zusammensetzung des VerwallungsgerichtshofcS, üdcr den Umfang seiner Competen; und übcr das Bei fahren vor demselben zur verfassungsmäßigen GeHandlung dem RcichSrathe vorlege. Freiherr o Doblhoff erstattete im Namen dcr finanziellen Commission den Gericht über mehrere Pcti-lionen. Die Petition des GcmeinoeralheS dcr Bandes' Hauptstadt Graz. um verfassungsmäßige Aenderung dcr bestehenden Gebührengesetz?, wird der Negierung abge-treten. Bezüglich der Petition der Landeshauptstadt Linz, die dahin geht: „Es möge die in den Gcsctzcn vom 14. November 1867 und 24. December 1869 ausgesprochene Steuerfreiheit von Neu-, Um- und Zubauten, da dieselbe in diesem Jahre zu Ende gehl, auch noch den in den Jahren 1872. 1873 und l874 vollendeten und benutzbar gemachten Gäulen zugute kommen," wird beschlossen, dieselbe dcr hohen Negierung zur Würdigung vorzulegen. Cultus und Unterricht. Vom Ministerium ist dieser Tage ein ..Jahres« bericht des f. l. Ministeriums für CultuS und Unterricht für 1870", der unter dem gewesenen Minister v. Stremayr vorbereitet wurde, veröffentlicht worden. Dieser Jahresbericht, einen starken Band in Lexilonformat umfassend, und der fortan jedcS Jahr erstattet werden soll, hat die Aufgabe, ein möglichst vollständiges Gild der Thätigkeit im Ncssort des Cultus» und Unterrichtsministeriums zu «eben, sernec die im Budget gestellten Aniordcrungen zu begründen und die Durchführung der einschlägigen Reichs- und Landcsgc-sctze. sowie der betreffenden Nesolutioncn nachzuweisen. Er ist in erster Linie bestimmt, Sr. Majestät unterbrei-tet uud den beiden Häusern des Reichsralhes vorgelegt zu werden und in dieser Weise die maßgebenden Fac-toren von den Bedürfnissen des Unterrichtes im Allgemeinen und insbesondere von dem Staude der einzelnen Anstalten in Kenntniß zu setzen; er soll ferner im Amts- bereiche des Ministeriums filr Cultus und Unterricht selbst und der Landesschulbehördsn die Continuilät dcr Geschäfte vermitteln, eventuell zum Austausche mit anderen Regierungen benützt und der Ocffentlichleit über-geben werden. Für den vorliegenden erstcr, Gericht dieser Art. für dessen Erscheinen dcr Zeilpunkt des ersten Wieder» zusammentrittes des Relchsrathcs im Jahre 1871 ein. gehalten werden sollte, wurde, wie dcr „Goh." berichtet wird, ein besonderes Gewicht darauf gelegt, eine liindcr-weise Darstellung der Leistungen der Legislation und Verwaltung auf dem Gebiete des Vollsschulunterrichles seit dcr durch den Erlaß dcr StaatSgrundgcsetze gelcnn zeichneten ncurn Acra des öffentlichen Unterrichtes, sowie möglichst genaue Daten übcr den Einfluß geben zu können, welchen die neuen Einrichtungen bisher geäußert haben. In dcr ersten Abtheilung „Eultus" wird zucrst die „Gesetzgebung auf dem Gcbicte deS Cultus" vom Erlaß der Staatsgrundgesctze, 2l, December 1867, bis auf die Depesche vom 30. Juli 1870, mit welcher dem päpstlichen Stuhle die formelle Aufhebung dcs Col'.cor> dats notificirt wurde, dargestellt, und zum Schlüsse bemerkt: ..Die bisherigen Erfahrungen über die Aufnah» men, wclchcu die neuen EultuSgesetzc in den vcrschicde« nen Ländern gefunden haben, geben manche Fingerzeige, in welcher Richtung beim Ausbaue dieser Gesetzgebung weiter vorzugehen sein wird. ES kann alS eine allgemeine Wahrnehmung gelten, daß die Aufnahme dieser und dcr davon kaum trennbaren Schulgesetze in den Städten und überhaupt bei der deutschen Gcvöltcrung, Tirol theilweisc ausgenommen, eine sehr günstige ist, daß dieselbe übcr in Gezirkcn, wo die staatsrechtliche Opposition sich dies s Stoffes zur Aufregung dcr Gemüther bemächtigte, vielfachen Widerstand gefunden haken. So weit überhaupt ein heftiger Gegensatz gegen die neueren Gesetze bcmcit bar wurde, trat dic Erscheinung hervor, daß dcr ältcstc katholische Elerus in seiner Opposition stets tin gcwis' scS Maß beobachtet, daß dagegen die jüngere Geistlichkeit als dcr erbittertste Gegner derselben, wic überhaupt als cifrigcr Anhänger der staatsrechtlichen Opposition l'ftrachtet wcrdcn muß. Bezüglich dcr Ehegcsctznebung kamen nur einzelne Auslande in Vüniucn, Mähren und Schlesien vor, meist bei dcm Aufgebote und der Trauung von gemischten Ehen ; die Fülle einer Noth-Eivilche, soweit Katholiken in Frage tamcn, blieben sehr verein-ielt. Auch hinsichtlich dcr Begräbnisse kamen in den genannten Ländern und in Stciermark einzelne Differenzen zwischen Gcmciudcn und ihren Curatcn. hie und da auch zwischen dcn Landesstellen und Eonsistorien vor. Wo die Ordinariate, wic in Nicder-Ocslcrreich, versöhn« lich auftraten, entstanden bei der Durchführung der neuen confcssionellcn Gesetze keinerlei Eonflicte mit den kirchlichen Behörden, vielmehr scheint ein freundlicher Verkehr des Staates mit der Kirche auch durch die neuen Cul-tuSgcfetze nicht gehindert." Ueber den „Zustand des VoltsschulwcscnS" heißt es: „Aus der Gesammtheit der erstatteten Berichte geht unverkennbar hervor, daß die hohe Bedeutung und Trag weite der neuen VollSschulgcsctze, welche ebenso wie in den Zeiten der Kaiserin Maria Theresia eine völlige Reform des Voltsschulwesens anbahnen, allseitig anerkannt wird. Dieser Erkenntniß ist selbst die heftige Opposition zuzuschreiben, welche sich gegen die Durchführung derselben vielfach erhob und zwar in einzelnen Ländern an Intensität bereits nachgelassen hat. im Gan-zcn aber noch kräftig auftritt. Insbesondere in Tirol und Vorarlberg, dann in einzelnen Theilen von Steier- mark, Kram, Nöhmen, Mähren und Schlesien erhob ein Thlll der Geistlichkeit offenen Widerspruch gegen d>c nclien Volksschulgesehe. so daß die LandcSchcfs und b^ ntueiugesetzten Landesschulbchörden nur durch ein scl,l vorsichtiges und maßvolles Auftreten einen offenen Vruck zu vermeiden im Stande waren. Die Berichte au" jenen Ländern begegnen sich insgesammt in der An« schaumig, nur die unbefangene, maßvolle und conse-quente Handhabung der Gesetze wird jenen Gegensatz allmälig beheben und dem Episkopale die Ueberzeugung einflößen, daß auch die weltlichen Schull'chöldcn die religiös sittliche Erziehung dcr Jugend aus allcn Kräf< ten zu fördern bemüht sind, und daß die neuen Gesetze idcn OiMncn der Kirche einen weiten Spielraum ge-währen, an dieser Aufgabe milzuwillen." Der Pariser Ausstand. llcbcr dcn Vcilauf der Pariser Municipalwahlcn am Smmlag entnehmen wir cincm Telegramme der „Times" vom fclbcn Tage Mittags Folgendes: Die Ltadt ist ruhig. Die Wahl für dcn Commuual« rath hat um 8 Uhr begonnen. Bis zu diesem Augenblicke HMn sich sehr wenig Wählcr au dcn Wah!plätzen eingesuüdcii, jedoch bleiben dieselben bis Mitternacht offen. Das Ecntral-Comile hat alle Wählcr zur Wahl aufgerufen und erklärt, daß alle Jene, welche sich derselben enthalten, als Verräthcr betrachtet wcrdcn sollen. Dlc Provinzen senden freiwillige Truppen nach Versailles und stellen sic der Negicrung zur Verfügung. Einige Infanterie- und Cavallerik'Negimenter sind be< rcitS angelangt; sie campircn in dcr Umgebung von Versailles. General Vinoy hat die Regierung aufgefordert, ent» fchicden gcgen das Central - Comil^ vorzugehen. Er wünscht, nach Paris zu marschircu, und erklärt, zu dc« missiolurci,, falls die Executive nicht zu emcm raschen Entschlüsse kommt. General Valazc wuldc zum Untcrstaatssccrctär für dcn Krieg ernannt. Soeben wurde eine Affiche an den Mauern angeklebt. Dicscldc ist von dcn ehemaligen Pariser Depu-lirten Schoclcher, Flocquct, Locroy, Clömcnceau, Tolain u»d Greppll gezeichnet. Sie constatirt, daß ihre und die Anstrengungen dcr Maircs bezüglich eincs Ausgleiches an der Opposition dcr Nationalversammlung gescheitert seien. Bataillone der Oldnungc>partci zogen sich in der lctztcn Nacht vom Grand Hotel, Station St. La^aire. und von deren Posten auf dcm Boulevard des Capu-cines zurück. Die Umgegend ist mm ganz in Händen dcs Central-Comils's. Man glaubt, daß die National-garden dcr Ordnungspartei sich auf einem andrrcu Punkte concentrirtcn. Einem Telegramme auS Versailles vom selben Tage zufolge sind dort 50.000 Mann mit 550 Kanonen cor>° centrirt, doch könne man auf diese Truppeu bei einem Marsche nach Paris nur zum geringsten Theile rechnen. Ein Telegramm desselben Blattes aus Havre, ^5. März. meldet, daß 600 Prcußcn Fecamp wicdcr bcsetzt haben. Die Regicrungsdcpcsche, welche zur For-mirung von freiwilligen Truppen behufs Wiederherstellung dcr Ordnung in Paris aufgefordert, hat dort nur neringen Enthusiasmus hervorgerufen. Ein Herr Laoa< lcttc. Mitglied dcs Central-Comity's in Paris, und drei andcre Agenten, welche nach Havre gekommen sind, mn dort die Revolte hervorzurufen, wurden verhaftet. 'senilsl'lml. Ueber Kalol'iotik. Von Heinrich v Vittrow. II. (Fortsetzung.) Sitten und Gebräuche, besonders jene des Orients, haben etwas fesselndes an sich — reizen zur Nachahmung. Wir finden daS bci den geistreichsten Leuten, die sonst im Allgemeinen jede Nachäfferei hassen. Wer längere Zeit im Orient gelebt hat, bringt sicher einige Usancen von dort mit in seine Heimat, und wenn es nur türkische Teppiche, Tschibut. Nargile und Nahat-lo° chum wären, nachdem mau sich dort an solche Genüsse gewöhnt hat. Einen sprechenden Beweis hiefür liefern uns die Venetianer. Ihre häufigen HandelSberührungcn mit dem Oriente — die aus grauer Vorzeit datiren, ihr Auftreten im Morgcnlandc, sci es als Eroberer, wie in Eypern, Candia und in der Morca, sci es als Co-lonisten und Kaufherren, wie im Peloponncs, in Griechenland und auf den jonischcn Inseln, habcn sie zu halben Orientalen gemacht. — Der Styl der Basilika von St. Marco, die schlanken italienischen „Campanili," die Gondel - ein Ersah für das „Kail" dcs Bosporus, die unzähligen Kaffeehäuser, die häufige Verwendung deS rothen und blauen Fez als Kopfbedeckung, die Schleier. Mcmtillen der Frauen, die Vorliebe für Pan-löffeln, da« Serbelto, das doch sicher nur das verpflanzte Kherbet der Orientalen ist, und hundert andere Kleinig- keiten beurkunden in ihven Sitten und Gebräuchen den langen Aufenthalt im Oriente, das Insichaufnehmen der Atmosphäre jener Ncgion. Noch heute steht an Tagen, wo die Hausfrau Visiten erwartet, die oo^oma cl«1 o^M am Feuer, und jeder Gast wird zu jeder Tagesstunde damit bewirthet. Der^oäktza, dcr Laternjunge, der Abends nach Hause begleitet, ist der K^äi^io» des Orients, der dort denselben Dienst leistet, (i^wm (Mantel), dux/aro (Bagatelle), cäicoliio (Boot) und viele andere Ausdrücke sind aus dem Oriente importirt. — Der Venetianer allein hat aber unter allen Eolonistcn die Genugthuung im Oriente erlebt, daß seine Sprache, der schöne vcnetianische Dialect. seine Sitten und Gebräuche auch dcm Orientalen gefielen und theilweise angenommen wurden. Heute noch. wo die He rschaft, ja man möchte sagen, die Berührung dcr Venctianer mit dcm Orient auf ein Minimum heravgesunlen ist. heute noch hat sich das venctianische Gepräge deutlich iu jenen Ländern erhalten, auf die einst il 1«0N« äi 8. ^Ilu^o seine siegreiche, aber doch weiche Tatze gelegt hatte. Daß es eben Mttß« äo lion, aber zugleich pü.tto8 äo vslour» waren, darin mag der kalobiotische Grund dcr gelungenen ueuetiauischen Colonisation liegen, währen!) Franzosen und Engländer, die dieses Geschäft seit Jahrhunderten betreiben, dcn Typus deS Orients nicht zu ändern im Stande waren, und heute noch die jonischcn Inseln zum Beispiel nicht im geringsten cnglisirt sind und die engen Gassen, so täuschend durch ihren Schmutz und die contrastirende Reinlichkeit ihrer Kauflüdcn. durch die Art der Arran. gemenlS ihrer Auslagen vom venetianischen Goldarbeilcr, vom Oru^ bis zur Oebstleriy, üutwrolu, dcn Touri- sten im Geiste nach der Dogenstadt vcisetzen, umsomehr, als man beständig venctianisch sprechen hört und so häufig dcm alten geflügelten Löwen begegnet, der mit seinem halb offenen Rachen das p^x tidi Uarc« -^ kviML6ii8ta men» — sanft zu murmeln scheint. Ill diesem gegenseitigen Vermengen der Sitten und Gebräuche liegt die Kunst dcs Colonisirens, die ohnehin eigentlich nichts anderes bedeutet, als ein gegenseitiges S'chaufnehmen — und sich nur darin von der Occupation unterscheidet, die freilich zuweilen auch Protec-torat genannt wird, wic es z. B. bei den jonischen Inseln der Fall war. Es gibt Menschen, bei denen, weuu sie längere Zeit im Oriente zugebracht haben, eine Art Heimweh nach jenen Regionen entsteht. Maler, die durch längere Zeit in südlichen Gegenden gelebt haben, verlieren die warincü Tönc nie mehr von ihrer Palette — cs widert sie an, kalte Luft und matte Beleuchtungen zu malen, Kobalt, Goldockcr, Violet und Carmin blieben in ihrem Pinsel, wic die blaue Tinte in einer Damcn-Fcder. ?cr vor kurzem Heimgegangene originelle und, wenn mir der Aus« druck gestattet ist. praktische Schwärmer Fürst Pückler-Muslau der dicse Welt im 86. Lebensjahre verließ und, vor 30 Jahren aus dem Oriente zurückgekehrt, seit j^cr Epoche scinc Vorliebe sür alles Morgcnländischc lr"l wie eine erste Liebe in seiner Scclc bis zum lctztcn Athemzuge bewahrt hat, dieser Mann liefert unS ein sv"' chendes Exempel. Was hat sein im Oriente entwickelter und verfeinerter Geschmack nicht in dieser Richtung ge' leistet, was hat er an der Seite seiner reizenden Macb' buba. des abyssinischen Mädchens, das cr nach Europa gebracht und zu seinem größten Schmerze nur zu bald 535 Hagesneuigkeiten. — Se. Majestät der Kaiser haben dem stci?r. märkischen patriotischen Bereine in Graz vorläufig flir drei Jahre einen Jahresbeitrag von 209 ft, aus Allerhöchster Privatkasse allergnädigst zu bewilligen geruh!, -- lErrichtung v?n G?bühr .'»!.'>.'m e ssun gs-amtern.) Mil Allerhöchster Entschließung wurde eine neue Cystcmisirung der Personal- und Vesoldinigssläude ^r Finanzdirectionen in Ober-Oesterreich, Salzburg, Kärn-len, Krain, Schlesien, nu Küstenlandc und in der Bukowina bewilligt und augeordnet, daß mit der Äcliviruug dieser neuen Einrichtung aucb bei den Finanzdireclionen bie Bestimmungen des § N) des Wirkungskreises und ^mtsunterrichtes der Finanzlandesbehördeu über die Eolle-k>lalberathung i» Anwendung zu kommen haben. In Folge ber bezogenen Allerhöchsten Entschließung warden ferner die in Ober-Oesterreich, Kärnten, Krain, Schlesien, in der Bukowina und im Kiistenlcmde bestehenden Hauplsteucr-äniter aufgclasscu und in diesen Kroulandcrn Gebührendem essungsämter errichtet nnd zwar: in Linz für Ober-Oesterreich, in Klagenfurt für Kärntc», in Laibach flir Krain, in Troppa» für Schlesien, in Trieft ftir die Stadt driest und deren Gebiet, dann Gör;, Gradisca , Istrieu sannnt den quarnerischcn Inseln und in Ezernowitz für die Bukowina. Den Gebührenbemesflmgsämteru wird bezüglich ^er ihnen übertragenen Stempel' und Gebührenbcmcssuugs-geschäfte der Wirkungskreis dcr bisherigen Hauptstcuer-amter cingeräuml. Die neue Einrichtung bei den Fiuanz-direclioncn so wie die Activirung der Gebührenbemessungö-ämlcr findet am '!0. März statt, mit welchem Zeitpunkte die der?,cit noch bestehenden Hanptsteueräuttcr ihre Wirksamkeit einzustellen haben. — (D as Budget des Handelsministeriums.) In den in der letzleu Woche stattgehabten Siz-zungcn dcs Finanzausschusses des Abgeordnetcnhauses gelangte das Hudgct des Handelsministeriums ^,ur Beralhnng. Bei Erörterung der verschiedenen, mit illücksicht auf die speciellen Aufgaben dieses Ministeriums gestellten besonderen Erfor-dernißanspruchc wurde von dem Abg. Dr. Weigel unter Anerkennung des Strcbens dcr Legierung und uuler Hin-Weisung auf das Bedürfniß, Subventionen zur Hebung von Fach- und Gewerbeschulen in gleicher Weise, wie dies bisher namentlich im nördlichen Vöhmen und Mähren der 3all war, auch den anderen Kronländern zuzuwenden, der Aulrag gestellt, den von der Negieruug mit 60.000 fl. eingestellten bezüglichen Fouds auf 75.000 fl. zu erhöhen. Der Herr Handclöminister acccplirte diesen Antrag unter Hindeutung auf die bedeutenden Leistungen anderer weit kleineren Staaten. Der Finanzausschuß fand sich jedoch nicht bestimmt, von dem Grundsätze, über die Regierungs-erigenz nicht hinauszugehen, abzuweichen. Im Perlause der Verhandlungen über die Voranschläge der Post- und Tele-graphcnanstalt wurde von Seite der Regierungsvertreter Wiederholt hervorgehoben, wie wünschenswerth es für die Verwaltung sei, von Fall zu ssall in Kenntniß von Uebel-ständen oder Unregelmäßigkeiten zu gelangen, welche von Seite des Publicums rucksichtlich des Dienstes bei den genannten Verkehrsanstallen wahrgenommen werden. Mit Dank nahm der Herr Handelsministcr die Bereitwilligkeit des Ausschusses entgegen, aus Intercalarabstriche im Postgefälle verzichten und die Verwendung von Ersparnissen bei Per-sonalgcbührcn zur Verbesserung der ^age der Postbedienstc-ten empfehlen zu wollen. — (Da m pftessel - E rp losio n ln Oder-berg.) Man schreibt der „Pr." aus Oderberg, 25. d. : Am 23. d., halb 10 Uhr Früh, ereignete sich auf dem hie^ sigen Bahnhof ein Unglücksfall, welcher von unberechbaren Folgen halte begleitet fein können. Es erplodirte dcr Dampfkessel der Locomotive „GlaukoS," welche, durch den Locomotivführer Hllber geführt, zum Verschieben der Züge bestimmt war. Der über acht Centner schwere Kesseldom wurde fast 30 Klafter über das Aufnahmsgebäude geschleudert, sämmtliche Fensterscheiben der Nestauralion. Kanzleien und des AufnahmsgebäudeL warcn in Trummern. Zum größten Glück ist lein Mensche»lcl'en zi, beklagen, da Ma-schinenfllhrer Haber eiuige Miuulen vor dcr Erplosion von der in Nuhe befindlichen Maschine herabgestiegen war, ebenso auch der Heizer Pctzak, welcher mit der Revision des Tenders beschäftigt war und neben demselben stand. Etliche Minuten vor der Explosion fuhr dcr Passagierzug der Kaschau-Oderberger Bahn — in den Bahnhof ein; doch w^r auch dieser Zug zum Glücke durch einen bereits zur Abfahrt fertigen Lastenzug gedeckt, so daß mit Ausnahme zweier Waggons dieses Lastzuges, welche der Locomotive „Glaukos" gegenüberstanden uud bedeutende Beschädigungen erlitten, weder ein Passagicrzng, noch irgend ein Bahn-beamler einen Unfall erlitt. Wenn mau bedenkt, daß auf dem Lastzuge über 25 Ecnluer Pulver und 5 Fässer Petroleum verladen waren, ferner, daß iu ter nächsten Nähe des erplodirlen Kessels cinc größere Anzahl Bahnarbeiler mit Hebuug von Schwelle» uud Schienen beschäftigt war, so kann man nicht genug die Vorsehung preisen, denn wie leicht halle sich das Pulver enlzmiden können, dcr Bahnhof wäre zertrümmert und Hunderte von Mcnfchcn verunglückt. Die Urfache diefcr Erplosion ist bis jetzt noch nicht ermittelt, doch dürfte nur in dem Umstände, als die Maschine schon seit vielen Jahren benützt wird und daher schon schadhaft ist, der wahre Gruuo liegen. iSie war bekanntlich schon zur Auswechslung rangirt worden.) - (Eine vom „schwachen" Geschlecht.) Der beim Pester Postamte angestellte Postillon Anton Hosset hatte seil einiger Zeit ein Verhältniß mit Anua Demjan, welche schon öfters durch ihre Zanksucht nnd beständige Trunkenheit Anlaß zur Unruhe im Poststalle gegeben hat, weshalb ihr auch der Vesuch des Stalles verboten wurde. Am Sonntag gegen 12 Uhr Mittags kam aber die Am'a Temjan dennoch wieder dahin und fing mit ihrem Geliebten einen Streit an, worauf sie der Postillon Peter Mille zur Nuhe wies. Zur Antwort warf sie diesem aber eiucn mit heißer Suppe gefüllte« Topf iu das Gesicht, dann faßte sie die rechte Hand desselben und biß ihm beinahe den lleinen Finger ab. In Folge dieses Scandals wurde nach dem am Schlangenplatze befindlichen Coustabler gefendet, dem aber auch dcr hartnäckigste Widerstand seitens der Wüthenden geleistet wurde, so zwar, daß noch zwei«Constabler zur Hilfe herbeieilen mußten, dic sie auch nur mit vieler Mühe cnre-tiren konnten. -(Ueber den Indenkrawall in Saybusch,) von welchem wir bereits gemcldcl, gehen der „Presse" un» term 26. März folgende Miltheilnugen zu: Die Tuch-fadrit in Taybusch ist Eigenthum des Julius Brück. Seit mehreren Jahren wohnte in dieser Fabrik Herr Arnold Lion, ein Jude, als Wertsührer derselben. Cr verlobte sich mit Fräulein Heller, die er denn auch am 23. d. M. heiratete. Schon vor circa zwei bis drei Woche» schrieb der Saybuscher Bürgermeister Herrn Brück, daß man nichts dagegen habc, wen» sein Werkführer ledig iu der Fabrik wohne, daß aber dessen Wohnen im verheirateten Stande nicht geduldet werden wird. Man will in der Stadt Saybusch keine neue jüdische Familie dulden, sondern alle Iudcn auf die Vorstadt beschränken. Herr Vrück zeigte dies dem Vezirlshauplmann an. welcher es nicht a>: Warnuugen an den Bürgermeister und an die glcichgesinntc Bürger- schaft fehlen ließ. Den 24. Abends sammelte sich die Bürgerschaft vor der Fabrik und drohte, Alles zu zerlrliM' meru, falls das Tags ;uvor eingezogen? ,'Ul»^ Ehepaar nicht ausziehen sollte. Dem Zureden o'^c desw,' den Drohungen der herbeigeeilt?« Gendarmerie und ^.r Finanz-wache gelang es, daß endlich die Leute ausei'nindirgingen. Am 25. Abends nm 7 Uhr l-lschicucn wieder vi^ Hunderte fogcnannte Saybuscher Bürger und setzten die delann« ten Ereignisse in Scene. Die Sache nahm, nachdem die Zimmer erbrochen, alle Möbel zertrümmert, viele Maschinen sehr beschädigt und dem Herrn Arnold Lion mehrere Löcher iu den Kops geschlagen worden, solche Dimensionen an, daß der Bczirlöhauplmann um 12 Uhr Nachts nach Krakau um Militär lclcgraphirle, welches in dcr Stärke einer Eompagnie heule Morgens mit dem Zuge in Vielitz eintraf und nach Eaybusch marschirte. Die Bürgerschaft» droht, noch besondere Nache an in den Saybuscher Vorstädten wohnenden Juden für die getödlete Blirqerin zu nehmen. — (Fälscher) In Mantua ist es der Behörde ge lungen. zwei Fälscher zu veihaften, die mittelst der Anwendung von Ehcmilalien von den Slempelmarten gering« stcn Werthes die Ziffer zu entfernen wußten, um sie dann mit einer höheren Ziffer zu bezeichnen. Die Fälschung war seit längerer Zeit betrieben worden und halle dem Aerar bereits bedeutenden Schaden gebracht. — (Pariser Zustand c.) Wie weit die Rothen ! ln Paris gegenwärtig ihr lebensgefährliches Verdächtigungssystem treiben, mag folgende Geschichte beweisen. Der Sänger der Großen Oper, Villaret, wurde vor wenigen Tagen, als er, eine Cigarre rauchend, über den Pigalleplatz ging, verhaftet. Man beschuldigte ihn, wie den unglücklichen Cle« ment Thomas, er hätte einen Plan der Barricade« gezeichnet. Nur der Intervention einiger Bekannten hatte es Villaret zu danken, daß er nicht auch niedergeschossen wurde. -~ (Ein Bücherdicb im G roßen.) Dr. Alois Pichler, der gelehrte Verfasser der „Theologie bcs Leibnitz" und Geschichtsschreiber der kirchlichen Trennung zwischen Orient und Occident, seit etwa 1^ Jahren Ober-Vlblio-lhekar an der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in St. Pe< lersburg, ist seines Amtes entlassen, wegen in größtem Maßstabe ausgeführter Veruntreuungen an dem Eigenlhume der Bibliothek. Schon feit längerer Zeit bemerkte man, daß Bücher und Handschriften verschwanden, über deren Verbleib man sich keine Rechenschaft geben konnte. Wiederholt wurden in der Bibliothek kleinere lilerarische Diebe ertappt, aber den großen Diebstählen war man dadurch in nichts näher gekommen. Endlich ertappte man den Dr. Pichler, als er unter seinem Nock einen Folianten fortzutragen im Begriffe war. Vor den Director geführt, räumte Dr. Pich' ler feine Schuld fofort ein, gestand auch. daß er noch^viele dcr Bibliothek entfremdete Bücher und Manuscriple in sei« iier Wohnung habe; dort fand man allerdings gegen 6000 Bäudc, die nach oberflächlicher Schätzung einen Werth von 15.000 Rubeln rcpräscnliren. Die ausgeführten Handschriften werden auf «0.000 Rubel geschätzt. Ein großer Theil dcr Schätze war bereiis in Kiste» verpackt. Wie ein russisches Blatt erzählt, wären die Kisten für Rom be» stimmt gewesen; Dr. Pichler habe dies ausgesagt. — (Ein neues Färbemittel.) Anfangs März ging von New-Vorl ein Zug vou etwa 300 Personen, Männer, Frauen und Kinder, worunter viele Deutsche, nach Uutercalifornien ab, wo die Leute sich anzusiedeln und sich vorzüglich mit dem Sammeln einer Art Moos, genannt „Orchilla", zu beschäftigen gedenken. Das genannte Moos hat man erst seit Kurzem in großen Quantitäten in Unter« californien entdeckt und gebraucht es zum Färben von Wol» verloren hat, nicht in Mustau, in jener Kiefcrnhaide der Lausitz, an dcr Neisse geschaffen? Nicht ein Garten, tücht cin Park, sondern cinc (Hegend isl unter scincr Leibung entstanden, scinc arabischen Nossc tummelten sich im Sande des Wenden-Landes. - Thiere allcr Gattung bevölkerten dic schaltigen Gartcupailicu, Waffen, Tcppiche, Gerällischaftcn allcr Art, besonders abcr die Blumcncul-lur, oic Zusammcnstclllmg der Bcctc nach starben, vcr-Ntzten ihn wieder unter dcn blauen Himmel jener Län» der. dcren oczaubcrndcl' Eindruck ihn nie mehr verlassen hat. Der geistreiche Verfasser dcr „Vticfc eines Vcrslor-ocuen," hat, wie uns Heinrich Laube in einem Nekrologe vcrsichcrt, durch scin Wcrl „Andeutungen übcr Land-schafts-Gäitncrci" Grundsätze für einen ncuen ästhetischen "weig entwickelt. — Zchcn wir in dcn geschmackvollen, leider nicht beendeten Parldauteu des genialen Erzhcr-ö°8S Ferdinand Mar in Miramar und Lacroma nicht nuch die Eindrücke drö Südcus nach Möglichkeit ver-Ap°lt? Ist so ein ..Park machen," wie cs Pückler-"luslcm nannte, nicht die Nostalgie nach dem Oriente? 77 Wollte er doch sogar nach orientalischer Art begraben !«ln ^ in ei„<^ Grotte, einer Art Katakombe, und be-sck te!tamcntarisch sei"m Leichnam entweder aus chcmi-IHcm Wc^c, oder auf gewöhnliche Art zu ucrbrcnucu, "ur sei,, großes, edles Hcrz hat mau sich erlaubt iu ciucr "l"e lllifzubcwahnn. <>.. Veruf, pflegte er zu sagen, ist: die augeborne "uyMlt ins Werk zu setzeu; cdlcr Beruf ist: dcr T-'lany, das Bedürfniß. Gutes und Schönes iuö Wert zu sltzcn ._ hierin licgt dcr Untclschicd zwischen qc-^hMlche,, Menschen und Kalobiolcn - ja selbst dcr ^«nqel an Mitteln, Großes uud Kostspieliges zu lci >""' oars dem Kalobioten kein eigentliches Hindcniiß sein. Erluchstem in Steiermarl, die kleine reizende Be. März. Die rothe Fahne wurde von der Präfectnr entfernt. Die Stadt ist ruhig. Vondon, 3 März. Die Königin ist gestorben Paris. 2!). Maiz. Das Counts beschloß lZnt-'vaffnllng jencr Natioüalgardcn, welche sich nicht für das 6omil6 erllären. ^egitimislische Dcputirte beschlossen eine Fusion mit den Oileanisten. Banal wurde zum Chef» general der Versailler Truppen ernannt. Dclescluzc dc-missionirte als Communenutglied, weil seine Colleger» forderten, daß er nicht gleichzeitig Deputirler der Nativ' nalvelsaimlilunll. sein lönne. Tirard demissionirte ebenfalls. Brüssel. 29. März. Der ..Indcpendance" wird aus Paris, 28. d., telegraphirt: Gramer aus Cassagnac (Vater) wurde im GerS-Departemerlt verhaftet. In Lons'le Saulnier (Hauptstadt des Jura-Departements , welches die Deutschen beseht halten) kam e« zu emcm heftigen Conflicte zwischen den Einwohnern und preußischen Soldaten. Letztere verloren hiebei 1 Todten und 3 Verwundete; elftere hatten 15 Verwundete und 3 Todte. Der Pariser „Cri du Peuple" eitläll, ein Ober-commandant der Pariser Nntionalgarde sei übelflüssig. Paris. 28, Mär;. 8 Uhr Ade,',ds. DaS osfl' cicllc OesammtResuIlat d<< Wahlen ergibt, daß 360.0W Wühler sich der Abstimmung enthalten halxn. Aus di. Anhänger der Insurrection fielen 1(X).(XX) Stimmei,, auf die bisherigen MiigUc^r der Mutncipa'ititt bl?s 40 000. Paris. 28. März. 9 Uhr 30 Minuten Nbrnds. Die „Vibeit6" meldet: Heute Morgens hat in Ver< failles ein Ministcrrath stattgefunden. Es wurden sehr wichtige militärische Maßregeln berathen und auch die Beziehungen der Provinz zu Paris erörtert. Ein Brief Thiers' an den Syndicats-Piäsidenteu lud die Pariser Börse ein, ihren officicllen Sitz nach Pcrsailks zu verlegen. DaS Syndil'at beschloß, hieraus cine ablehnende Antwort zu ertheilen. Schlußrcnle 50.40. — Nachts. Gestern Abends fand in Versailles im „Hotel du Reservoir" eine Versammlung all^r orleani» Nischen und leijitimistlschen Mitglieder der Nationalversammlung statt, an welcher auch die imperialistischen Dcputirtcn und die vom linlrn Centrum theilnahmen. Es wurde, wie die „Libert,;" meldet, einstimmig be^ schlössen, so schnell als möglich die monarchische Regie-rungsfosm wieder herzustellen. Telegraphischer Wechselconr« vom 30, März. 5perc. M'taÜiams 58 1t). - 5)pcrc. M>tlllliqu.»i>2.6:n,.n'!! in l.'lubüch. " - ^ " i: ": " 3 n ^ ^ 3z ^. l ^ 8Z3^? ' «^ .^ZZ l " ^ « T ^ "> " , " «^^ i<:Ü,Mg.^24 38^-öu"'O7start f. ganz bew. 29 2 .. N. 324.5U 4- 3.^ O. start z.Hälfte licw. U.„<. l10.. Ab. 324«.« - 1.4 , O. starl heiter Kalter Ostwind auhalteud, in den höher geleg/uru Gegeudru u:id auf dem Karst zur l,eftigcn Bora sich steigernd. Wechfclude Bewölkung. Abends sterucuticll. Daö Tageilmiltrl der Wärme ->- 17", um 3?" unter dem Normale. Verantwortlicher Redacteur: Ianaz v. Kl c i u m av r. Käslonliori^f Wien, 29. März. Ungeachtet der noch immer ziemlich schwierigen Geldbeschaffung zeigte sich die heutige Vörse bei ziemlich festem Stande der Schlluilenvaoierc und III! HllllflnUlNUfl. veränderten Deviscucurseu geneigi. Tpeculalionspaplerc neuerdings höher zu tariren, wurde jedoch durch die Mittags rmgetrosfenm Telegramme in dir!cr Beschäftigung un-terbrocheu. Der Rilckgaug, welcher sich iu vorgerückter Zeit einstellte, war übrigens ein mäßiger uud fällt bei Acrglcichung gestriger und heuligcr Hurse die Bilanz im Durchschnitt noch immer zu Gunlwl des heutigen Tages aus. ^ ^ ________ H^. AUael«»eil«e H>laa«sschulv. Für 100 si. W. Silber 5°/« pr. Stucl 10?.- W7.25 Uug Prtlmicuailllh«, zu 100 si. °. W.(7bfi. Einzahl.) pr. Stillt^ 9l,50 92 - Wiener Eommunallllllehen, rück- Geld Waare zahlbar 5 pCt. für 100 si. . . 85.75 86.- «. ?^ctien von Bankinstituten. Gelt, Waale Nnqlo-Üfteri. Bant . . . 249 75 25l>.25 Vllnlverein.......238.- 239- Bodm-Creditanslall . . . 250 — 252.— Crcditaustalt f Handel u. Gen' . 266,20 26b 40 Creditaustall, llllgem. uugar. . 92.— 92 ^>0 Etcorupte-Gcsellschaft, „ ö. . . 862. 865,— Franco, üslerr. Baul . . , . 115.25 115.50 Geucralliaul.......88.- 88..i0 Haudelöbaut.......89.50 90,50 Natioualbaul.......726 - 728.— Uuioubaut.......279 50 280.— Veremsbaul.......109.- 109.25 Verlelirsbanl.......164.50 166.50 l5. Actien von Transportuntcrnelj- mungen. Geld Waare Älsüld-ssiumaner Vahii . . . 172.25 172.50 Bühm. Äestbahu.....253.— 254 - Carl-Ludwig-Bahu.....255.50 255.75 Düllllu-Dampfschifsf. Oesellsch. . 587 — 588 - Clisabtth-Weftbahn.....218.50 219 50 ltlisabeth-Westbuhu (Linz-Vud- , weiser Strecke).....191.- 192.- , Ferdinanbs-Nordbuhu . . . .2152 2157.-ssjwf?'c ^mktrn-E,crll..Ic>.ffyer-Vahu . 180.25 180 75' -.'loud. iMrr........352—354.— Oesterr. Nordwcstbahu . . . 205.50 2l>6 50 RudlllsS-Bahu......16050 161 - Siebmbürgcr Behn . . , . 167. - 167.50 SlaatSbahu.......400,— 402.— Südbahu....... 180— 180 25 Sild-llordd, Vnblüd. Vahn . . 175.50 176.— Theiß-Bahn ..... 247.- 247.50 Ungarische Nordostbahn . , . 158. 158 50 Ungarisch- Ostbahn . . , . 86.25 86.75 Tramway........203 - 203.50 l'. Pfandbriefe (für 100 sl) Abg. .jst Godm-EredwAnstal! Gelb Waare vnlosbar zu 5 pCt. in Silii?r 106 25 106 50 0tll.n::NI.tlickz.,,u5pLt.iuö.W. 8?.— 87.25 Nat,uulllb. zu 5 V Waare Sirbeub. Vahu iu Silber verz. . 89.75 9«»' — Staal6b.G.3"/<.'5,00Fr. ..I.Em. 133— 136.25 Südb. G. 3'/, 5 500 Frc. pr. Stück 112 25 112 5» Slldb.-G. ä 200 si. z. 5"/, für 100 fl. 89.90 90.20 Südb.-NlluS 6".„ (18?C—74) '^ 500 Frcs pr. Stück . 241. - -.- llng. Oslbahn für 100 si, . . 85.40 85 60 »I. Privatlose (per Stück.) Erediianslalt f. Handel u. Gew. Geld Waar^ zu 100 fl, ö. W......164 — 164.25 Nlidolf-Stislung zu 10 si. . . 15.50 16.50 Wechsel (3 Mnu ) Geld Waare Augaburn jür 100 sl südd. W. 1"3 85 104 - Frul'.lfurt a.M. 100 st. detto 104— 1<'4.20 Hambulg. für 100 Mark Banco 92— 92.10 London, für 10 Pfund Sterling 124.90 »25.— Paris, nir 100 Francs . . . —.— ^-" <^v,lrö d^r Gtlt>i»»rl^n Orld Waa>, K. Münz-Dncale». . 5 si. 85 t«.. ü si, 86 tr. ^)cllpl,leon«d'or . . 9 ,. 95 ^ 9 „ 96 ,. Preuß. Lassruscheine 1 .. 83j . 1 . 84-,. vill,?r , '22 « 80 „ 133 .! -^ " itrainischt «srunbenllaftuugS - obligatlunen, P^ Druck nnd Verlag von Ignaz v. Kl eiumayr i Fed or V amber g in Laibach.