3V. Jahrgang. Nr. 89. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und tostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi. 6.— Ganzjährig fl. 5.— Halbjährig „3. — Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Nedaktion befindet sich am alten Markt Nr. 155, I. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebiihren: Für die Lipaltige Petit-Zeile oder deren Nauru bei imaliger Einschaltung l, kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal IN kr, Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Verlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Aase!. Geldsendungen find zu richten »n den Eigenthüme r de« Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitthcilunge» nickt berücksichtiget. Laibach, Freitag am 5. November 1869. Die Minorität unseres Landtages. m. I n unserer letzthin ausgesprochenen Ansicht, daß die Minorität unseres Landtages entschieden regierungsfärbig ist und zwischen beiden fast durchgehends eine rührende Harmonie herrscht, bestärkt uns der Herold der verfassungsfreundlichen Klique, dessen Artikel immer mehr nach Inspiration aus höheren Kreisen riechen. Zugleich gibt eine mit „Landtags-Remineszenzen I. " überschriebene Filippika gegen unsere Landtagsmajoritat den traurigsten Beweis von jener morali­ schen Verkommenheit, zu welcher prinzipieller Haß gegen alles na­ tionale führen kann. Selbstverständlich gilt der erste Anfall dem bekannten Volks­schulgesetze, gegen welches die Redner der Minorität ohnehin schon alle sofistischen und unvernünftigen, ja unwahren Gründe in's Feld geführt hatten. Mi t beispielloser Verdrehungstunst werden hier noch­mals Dörfer und Ortschaften, wo die deutsche Sprache halb­wegs verstanden wird, zu deutschen Bezirken hinaufgeschraubt, mit unerhörter Keckheit wird die hirnlose Behauptung aufgestellt, daß in den meisten Städten und Märkten Krains die Jugend die Kennt­niß der deutschen Sprache vom Haus aus mitbringe, da es doch notorisch bekannt ist, daß selbst in der Landeshauptstadt die ärgsten NemLkutarji mit ihren Kindern nu r slovenisc h verkehren können, wogegen die deutsche Sprache von ihnen selbst in einer Weise mal­traitirt wird, über die sich Mutter Germania entsetzen müßte, die einen Schiller und Göthe zur Verzweiflung treiben würde. Wenn es noch einzelne Ortschaften gibt, was wir jedoch nicht einmal glauben, felbst wenn wir es aus dem Munde Kromers hö­ren, so sind diese im Verhältnis; zu der lernslavischen Bevölkerung in einer so geringen Minorität, daß man sie in einem Gesetze kaum zu berücksichtigen braucht, obsckon sie tatsächlich berücksichtiget erschei­nen. Und dennoch stützen sich die Maulwürfe der Verfassung in Slovenien auf diese kleine Zahl, während man im steierischen Land­tage einen ganzen Stamm, ein gutes Drittheil der Bevölkerung, gleichsam zum Fenster hinauswirft. Gegen so hirnlosen Unsinn, wie er in den letzten Nummern des „Tagblatt" zu einem Leitartikel zusammengelesen wurde, und zwar ohne jegliche Auswahl, Vernunftgründe in's Feld führen hieße gegen Lufterscheinungen Armeen aufstellen; überhaupt hat dieser journalistische Skandal in neuester Zeit einen Weg betreten, auf dem man ihm nicht folgen kann, ohne auf Achtung zu verzichten, und wir erwähnten jenes Artikels nur wegen der frappanten Ähn­lichkeit mit einer Rede, welche ein Redner der Minorität im Land­tage dem Gelächter des Publikums preisgab; es ist ohnehin bekannt, woher der journalistische Gassenjunge seine Nahrung erhält. Wer erinnert sich nicht jenes Landtagsskandals, den die Mino­rität in Szene setzte, als man ihr nachwies, daß sie völlig im Un­rechte war! Und diese Autonomistcn reinsten Wassers nennen sich Volksvertreter, sitzen auf Landeskosten im Landtag und sind bemühet, das historische Unrecht, welches auf unseim Volke in Folge der Germllnisirungssucht lastet, noch länger aufrecht zu erhalten. Diese Herren sind schlechte Nathgeber der Regierung und diese mag sich hüten, ihre Ansichten für die des Landes hinzunehmen. Die Vorgänge in Dalmatien sind die besten Belege für die bureaukratische Mißwirtschaft, durch welche die Antipathien gegen die Regierung steigend genährt wurden, bis sie offen zum Ausbruche kamen. Ma n muß sich überhaupt gestehen, daß nur die Bevorzugung dieser Kaste Oesterreich an den Rand des Abgrundes gebracht hat. Diese Favoriten-Kaste will nicht anderen Völkerschaften gleichgestellt sein, sie nennt das „majorisiit werden;" herrschen will sie und un­ terdrücken, wie sie es bis jetzt gewohnt war, sie will nicht neben, sondern übe r den Slaven sein, sie perhorreszirt die Gleichberech­ tigung und nennt die Einführung der slovenischen Sprache in Schule und Amt „Sprachenzwang." Wie lange wird es ihr noch gestattet sein, dieses Treiben fortzusetzen, wie lange wird sie in einer Oppo­ sition beharren dürfen, wie sie widersinniger nicht gedacht werden kann? Sollen die moralischen Schlappen nicht genügen? Soll es zu fisischen kommen, wie in Dalmatien? Wir hoffen das nicht, und zwar im Interesse Oestcrreichs, welches an der preußenfreundlichen Klique nicht den geringsten Halt je gefunden hat, noch je finden wird. Die projeltirte Landtags-Dellaration. Der Bericht, welchen der Ausschuß zur Berathung des Dr . Vleiweis'schen Antrages: der Landtag möge auf Grundlage des Z. 19 der Landesordnung über die Rückwirkung der seit 21. De­zember 1867 erlassenen Gesetze auf Land und Reich bcrathen, lautet: Der Ausschuß hat, so viel ihm in der kurz zugemessenen Zeit mög­lich war, die erwähnten Gesetze berathen, und hat gefunden, daß man mit Rücksicht auf die Verhältnisse, Wünsche uud Bedürfnisse des Landes, die größte Aufmerksamkeit auf die Staatsgrundgesetze, unv unter diesen insbesondere auf jene vom 21 . Dezember 1867 über die Neichsvertretung hinlenken müsse; denn diese Gesetze, ins besondere das Gesetz über die Neichsvertretung, sind der Ursprung und das leitende Motiv aller übrigen Gesetze, und diese haben in jeder Richtung unseres staatsbürgerlichen Lebens eine maßgebende Bedeutung. Auch der Ausschuß, als er die speziellen Gesetze bera» then hatte, hat überall gefunden, daß, wo sie nicht unseren Wün­schen und Bedürfnissen entsprechen, der erste Grund in dem Gesetze über die Neichsvertretung zu suchen sei. Diese Gesetze berathend und hinblickend auf die alltäglichen Erscheinungen im politischen Leben, mußte der Ausschuß erkennen, daß die überwiegende Mehrzahl un­seres Volkes, aber auch die der Völker der übrigen Königreiche und Länder des Kaiserstaates, nicht zufrieden ist mit diesen Gesetzen, welche ihr jene Autonomie nicht zugestehen, die nothwendig ist für die einzelnen Königreiche und Länder zur Wahrung ihres besonderen nationalen Charakters und ihrer Sprache. Was aber ist die Folge dieses weder uns noch anderen Völkern entsprechenden Organismus? Der von Tag zu Tag wachsende Unwille, Streit und die Uneinig­keit, welche sowohl dem Lande und dem Reiche, als auch den ein­zelnen Persönlichkeiten schadet, welcher verwehrt sich mit vereinten Kräften für das allgemeine Wohl zu verwenden, welcher den geisti­gen und materiellen Fortschritt hemmt und dadurch das Aufblühen der Kräfte des Staates, der wahren staatsbürgerlichen Freiheit und des allgemeinen Volkswohles verhindert. Gestützt auf diese fo trau­rigen Erscheinungen, welche sich durchaus nicht leugnen lassen, ent­steht die Frage, was ist zu thun, daß sich die Sache zum besseren wendet und daß wir endlich einmal nach so vielen traurigen Kämpfen zu einer alle österreichischen Völker befriedigenden Staatsverfassung gelangen? Die Antwort auf diese Frage läßt eine Stimme verneh­men, welche sich wiederholt sowohl unter unserem als auch unter den Völkern der anderen Königreiche und Länder vernehmen läßt, und der Ausschuß ist vollkommen überzeugt, daß er bloß der Dolmetsch dieser allgemeinen Anschauung ist, wenn er sagt: Es ist nothroendig, daß die Eigenthümlichkeiten der österreichischen Königreiche und Länder, die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Nationen mehr anerkannt werden als bisher; es sei nothwendig, die zu eng gezogenen Grenzen der Autonomie zu erweitern und zu diesem Zwecke die Gesetze seit 21. Dezember 1867, insbesondere jene über die Neichsvertretung, entsprechend abzuändern. Soll aber diese Abänderung fest und dau­ernd fein, so möge sie jenen Weg meiden, welcher für alle bisheri­gen österreichischen Verfassungen unglücklich und vernichtend war, sie möge sich vor Absolutismus und Gewalt hüten. Die Mitwirkung aller Königreiche und Länder, die Verständigung und der Ausgleich mit allen österreichischen Völkern, das soll der Grundstein sein, auf welchem man das Gebäude der österreichischen Verfassung aufbauen foll, fest und dauernd. Was die Frage betrifft, wieviel Autonomie man den einzelnen Königreichen und Ländern zugestehen soll, glaubt der Ausschuß, daß es unbedingt nothwendig, und daß man ihnen auch leicht — ohne Sorge und Schaden für das Gesammtreich — alles, was die Justiz, Kultus und Unterricht betrifft, überlassen könne. Daß dieß sehr leicht und ohne Schaden möglich sei, bedarf erst keines Hinweises auf die Schweiz, wo die Kantone, von denen viele be­deutend kleiner sind, als die kleinste österreichische Provinz, die er­wähnte Autonomie schon durch Jahrhunderte genießen, oder auf Nord­amerika, nein, denn wir haben ein naheliegendes Beispiel an dem dreieinigen Königreich, welches nach dem Ausgleich mit Ungarn die Autonomie in allen genannten Theilen erlangt hat. Sollte jedoch irgend ein Land nicht im Stande sein, alle diese Geschäfte selbst zu besorgen und zu verwalten, oder wollte es dieß nicht, so könnte man dem dadurch abhelfen, daß man jedem Lande es freistellen sollte, daß es mit Berücksichtigung seiner historischen, nationalen, finanziellen und materiellen Verhältnisse sich mit irgend einem anderen Lande nach gegenseitiger Verständigung in ein größeres, staatsrechtliches Feuilleton. Bekenntnisse eines Vagabunden. Novelle. Drittes Kapitel, Ein Freund. (Fortsetzung.) Ich spürte einen brennenden Schmerz in der Hüfte uud dann — spürte ich nichts mehr. Als ich wieder zur Besinnung kam, sah ich mich in einem kleinen, ärmlich eingerichteten Gemach auf einem mit dem Ge° räthe harmonirenden Bette. Ich seufzte. Da nahete sich meinem Lager ein junger blasser Mann mit schwarzen Locken, schmächtiger Gestalt und einem durchdringenden Auge. Er legte feine kalte Hand auf meine vom Schweiße befeuch­ tete Stirne, sah mich wehmüthig an und sprach mit sanfter, wohl­ tuender Stimme: „Armer Jüngling! Es dauerte lange, bis Sie zum Bewußt­ sein kamen. Es schien fast, als wären Ihre Geister dort, wohin sie Ih r Feind wünschte." Ich »erfuchte mich zu erheben, aber ein stechender Schmerz in der Hüfte warf mich auf's Lager zurück. „Schonen Sie sich junger Mensch, noch ist die Gefahr nicht vorüber. Ich habe zwar kein Doktordiplom, werde aber auf meine Kunst lebenslänglich stolz sein, wenn dieselbe ein jugendliches Leben retten half." Ganze vereinigt. Der Ausschuß ist überzeugt, daß der hohe Landtag es als seine Pflicht erkennen wird, zum Nutzen des Reiches und Landes offenherzig seine Anschauung auszusprechen, und so viel in seiner Macht steht, dazu beizutragen, daß die jetzige Staatsverfas­sung so geändert und verfaßt werde, daß sie allen österreichischen Völkern genehm, eine Bürgschaft sein wird für den inneren Frieden, für die Freiheit und den Fortschritt. Der Ausschuß beantragt, der Landtag wolle beschließen: „Die Staatsgrundgesetze seit 21. De­zember 1867 sollen mit Zustimmung aller Königreiche und Länder so geändert werden, daß die Autonomie der einzelnen Königreiche und Länder, folglich auch die des Herzogthums Krain in dem Maße vergrößert, daß die Justiz, Kultus und Unterricht, und überhaupt die ganze Landesadministration aus der Kompetenz des Reichsrathes ausgeschieden und den Landtagen der einzelnen Königreiche und Län­der zugewiesen werden, deren freiem Willen man es anheimstellen möge, nach seinen historisch-rechtlichen Verhältnissen, nach seinen na­tionalen Stämmen, oder mit Rücksicht auf finanzielle oder materielle Verhältnisse sich in staatsrechtliche Gruppen zu vereinigen." — Der Landesausschuß wird beauftragt, dieß zur Kenntniß der Negierung zu bringen. Aus Dalmatien. Aus den „Vocche di Cattaro" hat man, wie die „Zukunft" schreibt, noch immer keine offiziösen Nachrichten. Möglich, daß sich seit vier Tagen nichts neues ereignet hat, daß die Armee noch immer Verstärkungen erwartet, um dann einen entscheidenden Coup zu ver­suchen; die Privatnachrichten aber sind nicht darnach angeihan, um die Gemüther zu beruhigen. Der Zustand der Truppen muß ein sehr trauriger sein und wie es verlautet, sind die Spitaler in Cat­taro so voll, daß Kranke und Verwundete nach Trieft transportirt werden müssen. — Die Gefechte vom 25. und 26. waren sehr blutig und sollen auf beiden Seiten starke Verluste zu beklagen sein. Die Stärke der bei der Affaire engagirten Insurgenten wird auf 1000 Mann angegeben und sollen dieselben mit Minie-Büchsen bewaffnet gewesen sein. — I n Montenegro herrscht eine ungeheure Aufregung und die Gährung greift in den türkischen Nachbarprovinzen mit Schnelligkeit um sich. Es wird schon die Bildung von starken In ­surgentenbanden in Herzegovina gemeldet, die dann in kürzester Zeit mit den türkischen Truppen handgemein werden. Das Operationstorps in Cattaro hat mittlerweile einen neuen Kommandanten in der Person des Generalmajors Gottlieb Grafen Auersperg erhalten. Es wird darüber verlautbart, daß in der am 30. Oktober abgehaltenen Ministerrathssitzung der Beschluß gefaßt Der Akzent, in dem er diefe Worte sprach, verriet mir einen Polen. Ich wollte sprechen, allein mein Pfleger bedeutete mir, mich ruhig zu verhalten, und ich verfiel in einen Schlaf, aus dem ich erst am andern Morgen merklich gestärkt wieder erwachte. Selbstverständlich drängte es mich zunächst zu erfahren, wo ich mich befand und wie ich Hieher gerathen. Ich sammelte meine Er­ innerungen, welche mit dem Knalle des Schusses aufhörten; alles übrige war mir ein interessantes Räthsel. Auf das Geräusch, welches ich dadurch verursachte, daß ich mich zu erheben versuchte, blickte der junge blasse Mann von einem Tische auf, bei dem er, wie es schien, eifrig zeichnete, und zwar nach einem vorliegenden Muster, das er jetzt unter ein Paket schob. „Verzeihen Sie meiner Neugierde," redete ich ihn polnisch an, denn unter den Sprachen, die mir geläufig waren, war auch die polnische. „Verzeihen Sie meiner Neugierde, wenn ich Sie um Aufschlüsse bitte, wie ich hicher gerathen." Ueberrascht blickte er auf und näherte sich mir. „Wie," rief er erstaunt, „Sie sind ein Pole? Doch nein," fuhr er dann fort, „Ihr Akzent klingt fremdartig, obschon Sie sich geläufig ausdrücken. Indeß, darüber später! Zuerst will ich Ihre Neugierde befriedigen, soweit ich es vermag. Hören Sie! Ich be­ fand mich in einem Gewölbe, von dessen Existenz die wenigsten eine Idee haben, als mich der Knall einer Pistole nach dem Schauplätze lockte. Hier hörte ich einen Mann über Sie, oder vielmehr, wie er glauben mochte, über Ihre Leiche hingeneigt mit Befriedigung murmeln: „Der spricht kein Wort mehr!" Dann entfernte er sich hastigen Schrittes. Ich trat hinzu, nahm Sie auf meine Schulter und trug Sie Hieher, wo es mir gelang, Ihre fast entflohenen Le­ bensgeister in den durch den starken Blutverlust erschöpften Körper wurde, den Grafen Auersperg nach Cattaro zu entsenden und ihn mit dem Befehl über das opcrirende Korps zu betrauen, indem die politischen Verhältnisse Dalmatiens die Anwesenheit des Statthalters FML. Wagner in Zara gebieterisch erheischen sollen. Wir von un­serer Seite hören, daß dieser „Ministerrathsbeschluß" gefaßt wurde, um den Herrn FML . Wagner zu schonen, indem man ihm auf diese Weise auf die geringst empfindliche Weise einen Nachfolger im Kom­mando gab. lieber die österreichische, resp. Giskra' s Politik in Dalmatien fällt der „Osten" folgendes treffende Urtheil: „S o antislavisch und nationalfeindlich, wie der Dezembrismus, hat sich das magyarische und selbst das türkische Regime nicht ma­nifestirt. Die geschworenen Feinde des slavischen Elementes wurden in Dalmatien offen protegirt, und trotzdem die österreichfeindliche italienische Fraktion der Bevölkerung offen gegen Oesterreich demon­strirte, wurde ihr die gouvernementale Protektion in aufdringlichster Weise zu Theil, während man die Südslaven, die bei jeder Gele­genheit für Oesterreich eintraten, schutzlos den Dolchen der italieni­schen Fanatiker preisgab und den letzteren gestattete, sich mii Hilfe des amtlichen Schutzes als Herren der Situation zu geberden. Wir sind entschieden der Ansicht, daß die Insurrektion in der versuchten Einführung der Landwehr nur einen Vorwand gesucht und gefunden hat, um der tiefen Mißstimmung der Bevölkerung flagran­ten Ausdruck zu geben, und daß es ohne diesen Borwand wahr­scheinlich bei einem anderen plausiblen Anlasse zu der Erhebung ge­kommen wäre, die nun so schwer zu bekämpfen ist. Die Mißstim­mung war schon längst vorhanden, sie wurde hervorgerufen durch die antiflavische, italianisirende Politik, welche der Dezembrismus in Dalmatien befolgte, und sie hat nur eine Gelegenheit abgewartet, um in der vehementen Weise zu erplodiren, welche dem Charakter der dortigen Bevölkerung entspricht. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß die maßgebendsten Regie­rungstreise sehr gut darüber unterrichtet sind, wen die eigentliche Verantwortlichkeit für die beklagenswerthen Ereignisse in den Be­zirken von Cattaro treffe, und daß sie sehr wohl darüber mit sich im Klaren sind, welche Personen als die intellektuellen Urheber des Bocchesen-Aufstandes angesehen werden müssen. Aus militärischen Kreisen sind schon längst Berichte in diesem Sinne an das kaiser­liche Kabinet «flössen, und wir wissen positiv, daß ein sehr hoch­stehender Militär schon vor Monaten in einem Memoire über die Sicherung der Reichsgrenzen, das Sr . Majestät dem Kaiser über­reicht wurde, vor den traurigen Folgen einer slavenfeindlichen sich exklusiv aus das italienische Element stützenden Politik in Dalmatien höchst eindringlich gewarnt hat. zurückzurufen. Mi t Zuhilfenahme aller meiner ärztlichen Kenntnisse — denn unter die Fachstudien, die ich nicht vollendet, gehört auch die Medizin — untersuchte ich Ihre Wunde, verband sie nach bestem Wissen und pflegte Sie, so gut ich es verstand. Das ist das nackte Faktum, über dessen Veranlassung Sie mir Aufschlüsse geben können, sobald es Ihre Kräfte gestatten." Ich fühlte mich stark genug, seinem Wunsche zu entsprechen, und erzählte ihm den ganzen Vorgang, wobei ich auch nicht unterließ, die Motive anzugeben, denen meine und meines Verfolgers Hand­lungsweise entsprang. Mein Zuhörer war nachdenklich geworden. „So so! Der Niederträchtige! Doch in diesem Augenblicke haben Sie von ihm nichts zu fürchten, er befindet sich auf einer Geschäftsreise, von der er vielleicht nicht wiederkehrt." Obwohl mir der Sinn dieser Aeußerung völlig dunkel war, so forschte ich doch nicht weiter, denn der Gedanke an meinen Pflege­vater und meine Mutter stieg lebhaft vor mir auf, ich unterließ es auch nicht, meiner Sehnsucht nach der letztern Worte zu leihen. „Sie müssen sich in Geduld fassen, mein Bester," sprach der blasse junge Mann sanft, „so schnell geht das nicht. Uebrigens will ich, wenn Sie mir die Adresse der genannten angeben, mit Vergnü­gen bereit sein, Ihre allenfalsigen Aufträge an dieselben zu be­sorgen." Ich nannte ihm Gasse und Hausnummer und fügte den Wunsch bei, daß mein Pflegevater mich besuchen möchte. Der junge Mann entfernte sich und ich verfiel in einen erquickenden Schlaf. Mein Pfleger weckte mich mit der Nachricht, daß die Gesuchten verreist wären und er das Ziel der Reise nicht habe erfahren können. Man kann daher in Anbetracht dieses Unistandes nicht sagen, daß die höchsten Kreise der Regierung gar so sehr überrascht wurden von den Vorfällen, denen sie sich nun gegenübergestellt sehen, und man muß nur annehmen, daß sie der Eventualität dieser Vorfälle nicht jene Tragweite zugestanden haben, auf die sie nun mit Neckt Anspruch erheben, und daß sie es als ein kleineres Uebel betrachtet haben, in Konsequenz des dualistischen Systems die Südslaven zu verstimmen, als mit diesem Systeme, das sich als ein gutes Behelf­mitlel für den Augenblick erwiesen, definitiv zu brechen und es gänzlich über Bord zu werfen. Herr Dr. Gistra, der mit Hilfe des Herrn Lapenna Dalma­tien regieren wollte, mag nun in dem Aufstande der Bocchesen die Illustration seiner Negierungstunst bewundern und mit seinem eige­nen Gewissen darüber zu Rathe gehen, von w.em die Mit - und Nachwelt Rechenschaft fordern wird für das viele Blut, das jetzt die Kalksteinfelsen der Vocche di Cattaro röthet." Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 5. November. — (Die Jahresfeier des „Sokol",) welche der Verein morgen veranstaltet, enthalt das folgende Programm: 1. Prolog; 2. „H.V6 Nari^a ua plkuinak," Chor für 8 Stimmen, von F. Abt; 3. DsäziuH ali nsveztg,," Pantomime in 1. Alt. — Nach der „Veseda" Tanz. — Die Musik erekutirt die Musikkapelle des k^ k. Regiments Huyn. — Zu dieser Feier werden Mitglieder der Oitalnica, des „Sotol " und des dramatischen Vereines eingeladen und es wird besonders ersucht, daß die Mitglieder des „Sokol" sehr zahlreich und im Sotolanzuge erscheinen. (Siehe heutiges Inserat.) — (Veränderungen^ im Klerus der Laibacher Diözese.) Herr Blasius 8okli ö bleibt in Neumarktl und an seiner Stelle geht nach Vischoflack Herr Kosmas Pavliö . Die Lokalie in Harije , Pfarre Dorneg in Innerkrain, ist sammt der Besorgung der Schule ausgeschrieben. — Gestorben ist Herr Fr. 8uster«iö , Pensionist in Neumarktl. — (Theater.) Der dramatische Verein veranstaltet den 21. d. M . seine zweite Vorstellung im hiesigen Theater und hat dazu eine neue Operette unter dem Titel „86r«LHui " bestimmt, wel­cher das gelungene Lustspiel „^upauova Nioil:»," voran­gehen soll. '— (Terrorismus.) Im Grazer Landtage wurde zu Schluß noch der Slovenen gedacht und über fünf slovenische Petitionen, die die Einführung der flovenischen Sprache in Amt und Schule anstreben und sich für ein Slovenien ausfprechen, zur Tagesordnung überge­gangen. — Was sagt unsere Landtagsminorität dazu? „Verlieren sie den Muth nicht," fuhr er fort, als er die nie­derschlagende Wirkung seiner Mittheilung auf meinem Gesichte las; „ich will nach Kräften für Ihre Wiederherstellung sorgen und bis zu der Zeit werden Ihre Pflegeeltern sicherlich zurückgekehrt sein." Ich begann Worte des Dankes zu stammeln, doch er unterbrach mich und suchte das Gespräch auf andere Dinge zu lenken. „Lieben Sie Ihr Vaterland?" fragte er plötzlich mit einem eigenthümlich leuchtenden Blick seines Auges, der mir in diesem Au­genblicke fast lauernd erschien, Die Frage kam mir unerwartet; ich schwieg und sah ihn fra­gend an. „Ach, Sie verstehen mich wohl nicht," fuhr er dann beinahe spöttisch fort, „Sie hatten eben noch nie Gelegenheit, diesbezüglich auf die Probe gestellt zu weiden. Sind Sie ein Slave, d. h. ein Glied jener zahlreichen Völterfamilie, die Europa unterjochen könnte, wenn sie wollte, nein, wenn sie nicht selbstsüchtig, eigensinnig, perfid, feig wäre, wenn sie nicht die eigenen Verwandten unterdrücken, inassatriren würde?" Er schien mich mit seinem Blicke durchbohren zu wollen, ich vermochte dessen Schärfe kaum zu ertragen. „Ich bin ein Pole," stieß er mit dem ganzen dieser Nation eigenthümlichen Stolze hervor und sah mich mit selbstbewußter Ueber­legenheit an. „Ich bin ein Pole und habe als solcher den Russen Rache geschworen. Sehen Sie her!" Damit zeigte er mir ein Paket Papiere. Ich sah ihn verblufft an. „Das sind russische Kassenscheine und — merken Sie wohl — sie sind alle — falsch!" Mein Erstaunen war auf das höchste gestiegen. (Forts folgt.) — (Ablehnung direkter Wahlen.) I n Görz wurde der Antrag des verfassungstreuen Abgeordneten Payer wegen direkter Reichsrathswahlen bei namentlicher Abstimmung mit 12 gegen 7 Stimmen abgelehnt. — (Zur Gleichberechtigung.) Der „Zuk." wird aus Tirol berichtet: Die wenigen Italiener in Westösterreich, welche nur auf einen günstigen Augenblick warten, um uns den Rücken zu kehren, werden von der Regierung mit ausgesuchter Aufmerksamkeit behan­delt. So wurde mit Entschließung vom 25. September bestimmt, um den österreichischen Nechtskandidaten italienischer Zunge im In ­lande ihrem gewählten Berufe entsprechende wissenschaftliche Vorträge in italienischer Sprache zugänglich zn machen, ohne daß diese darum ansuchten, die an der juridischen Fakultät der Innsbrucker Universität bestehende Dotation für italienische Vorträge der rechtshistorischen Lehrfächer auf den Betrag jährlicher 5000 fl. zu erhöhen. — (Die Situation in Türkisch-Albanien,) dem Grenzlande der dalmatinischen Insurrektion, stößt, wie dem „Wand." aus Konstantinopel gemeldet wird, der Pforte gerechte Besorgnisse ein. Essad Pascha, der dortige General-Gouverneur, habe bis jetzt mit großer Willkür und Untlugheit gewirthschaftet, daß es ihm endlich gelungen ist, alle Gemüther sich zu entfremden, und die Vorgänge im benachbarten Cattaroer Kreise haben die kriegerischen Albanesen auf naheliegende Gedanken gelenkt. Die Leute verweigern bereits die Zahlung von Steuern — was dort stets der Prolog zu einer tu­multuarischen Bewegung ist. Die Pforte, welche die Ursache des Uebels nicht entfernen wollte, beeilt sich jetzt über Hals und Kopf, dessen Wirkungen zu paralysiren. Essad Pascha, ein Mann ohne Geist und Talent, der aber noch immer nicht der unvernünftigste unter den Paschas des Sultan ist, wurde auf telegrafischem Wege seines Amtes entsetzt und ein neuer General nach Stutari entsandt. Ob der neue Pascha die Situation auf friedlichem Wege umgestalten kann, ist sehr die Frage. Auch in Bosnien und der Herzegowina herrschen sehr bedenkliche Zustände. Dieser Tage erzählte ein bos­nischer Türke: „Du fragst, Herr, wie es uns geht? Wir sind mit jedem Jahre schlechter bestellt. Die Paschas sind alle bestechlich, und vor allem auf ihr Interesse bedacht. Es gibt keine Steuer, die nicht in der letzten Zeit eine Verdopplung erfahren hätte. Die Unsicher­heit läßt den Handel nicht zur Entwicklung gelangen, die verschie­denen Lasten zwangen fast vier Fünftel der Einwohner Bosniens, sich ihrer letzten Habe zu entäußern, um nur nicht in die Kerker ge­schleppt zu werden. Die Reformen gleichen alle Nationen aus, indem sie alle gleichmäßig bedrückten. Wir Mahomedaner sind ebenso auf den Vettelstab gebracht worden, wie die Christen. Der Padischah mag es gut mit uns meinen, aber seine Beamten meinen es weder mit ihm noch mit uns gut. Jeder sucht eine weiße Para für den schwarzen Tag vorzubereiten, das ist die Hauptsorge aller Paschas," Gesunoheits-Vulletin. Frau Austria ist krank, Mi r wird es angst und bang; Ih r Zustand ist gar bös': Jetzt ist sie cattarös'. Korrespondenz der Administration. Herrn ^ X. in 8. Ais zum Schlüsse des Jahres hätten Sie für den „Triglav" 1 fi. und für den „Nlencelj" LN kr., zusammen also 1 fi, 80 kl. nachzuschicken. Verstorbene. Den !8. Oktobel, Herr Anton Lerpletti, Maschinfühler, alt 4t Jahre, in der St. Petersvolstadt Nl. 120, an der lrebfigen Entartung der Untel-Iribsolgane. Die für morgen bestimmte Jahresfeier des „Sokol" beginnt um W^" 8 VKr H.bsuä8. "WU Das Konnte. 101—1. Dr. lossf 8a j 0 vic , H.lRv<»Ii.Kt in Z^»53e»,f'z«, Aibt, KsKaunt, äa58 er «eine XanLlsi in cisr IIkiienA»88e, ii n vi' , kniißrat x bellen Hanse erüttllst Iraks. 98-2 . ^lNMMMl! ;M^ON^V^^M>^lMM^ N«VNT°8t" verlüden. 100—1. „Ä Dort 2alrlt man nur Kir Niri8