RN2VIENN3VT für Aunst, Wiffenschalt und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ ^ . Freitag am V. Jänner 1G4B. ^<^ ^ Non dieser Zeilschrist erscheinen wöchentlich jwei Nummern, ledes Mal ein halber Bogen. 2>er-Preis des Blaues in in Laibacb aanqiäbrial,, Der Selbstmörder. Slavisches Noltslied. ^3e>de Liebenden »„»schlangen Sich so warn» zun» letzten»»»!, lind »nf ihre bleichen Wangen Flößen Tbriinen ohne Zahl; Beide schwurenssch die Treue, Vis ihr guter Stern erschein!. Und der Kirche heil'gc Weihe Sie als Mann und Weib vereint. Unterdessen war verflossen Unter Schmerz so manches Jahr, Manche Thrane hat vergoren Das getrennte Liebespaar, Manches Briefchen lani geflogen Minchen aus dein fremden Land: »Ewig bleib' ich Dir gewogen. Ach, bewahr' mir Deine Hand!" — Horch, der Geiger lust'Ze Weise, Ha, wie sich das Leben regt! Wie der Tänzer in dem Kreise Leichte» Schrittes sich bewegt! Dieses Leben, diese Freude, Die aus jedem Antlitz schaut, Witt dem abgelegten l^ide Lincr heuchlerischen Braut. Und in dieses schone Ganze Tritt ein tiefverlarvtcr Gast, Der begehrt die Braut zum Tanze, Walzt mit ihr in wilder Hast; Zeigt sodann sich ohne Scheue, Lingt ein Lied von Licbcsqual, Von der Mädchen falscher Treue, Und verlaßt den Hochzeitsaal. Horch, ein Schuß! und Ällc rannten Line»! tolle» Schwärmer nach; Minchens zarte Wangen brannten, Ihr Gewissen wurde wach. »Dinch's Pisiol ist er gefallen". Laut der Hochzeitvatcr ruft; »Nein,,, so Hort mon's lachend schallen, »Nein, ich schoß es in die Luft!" Bernhard Tomschitsch. Qesterreichs Giseubahnen auf Staatskosten. Ueber diesen Gegenstand brachte die österr. laiserl. privilegirte Wiener Zeitung im December einen Artikel, der das allgemeinste, freudigste Interesse anzuregen geeist­net ist, und den wir hier um so mehr seinem wörtlichen Iahalce nach mirtheilen wollen, als derselbe, wenn er für das Ganze der Monarchie im Allgemeinen reiche Segnun­gen verheißt, für unsere Provinz insbesondere die frohesten, zeitgemäßesten Hoffnungen eröffnet. K'Seic einer Reihe von Jahren», so lautet der Artikel, „ist von der österr. Staatsverwaltung dem Eisenbahnwesen die ge­spannteste Aufmerksamkeit gewidmet worden. Von dem Ze,i­punece an, wo die gewaltigen Fortschritte der Technil über die Ausführbarkeit der Eisenbahnen auch in einem größeren Um­fange den vollen Beweis lieferten, kam die Anwendung derselben im Gebiete der österr. Monarchie in lebhafte An­regung. Bei dem Mangel an näheren Erfahrungen jedoch, in der Rücksicht, daß die Privatbetriebsamkeic, im Besitze so vieler Detailmittel, die der Regierung nicht in gleichem Maße zu Gebote stehen, zunächst als berufen erkannt wer­den mußte, solche Unternehmungen zu beginnen, und in der Erwägung, daß sie überall, wo es die Erreichung ei­nes nächsten Vorcheiles gilt, und wo insbesondere die Thä­tigkeit durch diesen Vorcheil bedingt ist, den Vorzug vor der unmittelbaren'Ausführung durch - die Regierung ver­dient, überließ die österr. Staatsverwaltung den Bau der Eisenbahnen der Privat-Industrie, und beschränkte sich auf die'Betheilung der Gesellschaften, die sich hiernach bildeten, mit wesentlichen Privilegien, und unterstützte die­selben, in so weit es sich im Einklänge mit andern wichti­gen Rücksichten als zulässig darstellte. Allein die Wahrnehmungen mehrerer Jahre zeigten bei der Ausführung solcher Unternehmungen durch die Priuat­betriebsamkeit Schwierigkeiten, die, so angemessen auch solche Unternehmungen geleitet, so zweckmäßig auch die Art der Ausführung derselben und des technischen Betrie­bes sein möge, mit der Natur der Privatgesellschaften un­zertrennlich verbunden sind. Es drängte sich die Über­zeugung auf, daß, wenn der betretene Weg ansschließend verfolgt würde, ein Stillstand in der Fortsetzung der Er­ 38« senbahnen eintreten müßte, und der wichtige Zweck, den sie zu erreichen bestimme sind, nicht erzielt werden würde. Die verzüglichsten Schwierigkeiten liegen in der Wahl der Richtungen, welche die Eisenbahnen zu nehmen haben, und in der Aufbringung der zum Baue oder zur Fortsetzung derselben erforderlichen Geldmittel. I n der ersteren Be­ziehung ist es jedem Unbefangenen klar, daß die Privat-Gesellschaftcn sich für den Zweck wahrscheinlicher Gewinn­ste bilden, und daß sie unterbleiben, sobald darüber Zwei­fel oder ungünstige Erfahrungen entstehen. Der Nutzen der Unternehmung selbst liegt größtencheils außer dem Be­reiche der Beurtheilung der Accienbesitzer. Diejenigen, welche sich an die Spitze stellen, sind genöthiget^ Linien und Rich­tungen zu wählen, von denen sie den nächsten Vortheil zu hoffen glauben. Leitendes Princip ist daher das Pri­vac-Interesse, die Verwirklichung des größtmöglichen Ge­winnes, und fällt auch hiermit die Erreichung eines höhe­ren Zweckes zusammen, so nimmt doch dieser nur eine un­tergeordnete Stelle ein. Kann und darf aber dies für die Staatsverwaltung gleichgültig sein, wo es sich um eines der wichtigsten Verkehrsmittel handelt, wo die Richtung der Linie auf den Wohlstand ganzer Provinzen Einfluß neh­men kann? Es ist offenbar, daß hier nicht die pecuniciren Vortheile, sondern vor Allem die öffentlichen Rücksichten, nicht die in der kürzesten Frist sich in Aussicht stellende Rente, sondern die ferne, aber um desto nachhaltiger wir; kende Zukunft fest und ununterbrochen im Auge gehalten werden muffe, und daß die Voraussetzungen, welche es räihlich machen, bei kleinen kurzen Bahnen, bei Einästun­gen in Hauptbahnen die Privacbetriebsamkeic walten zu lassen, bei großen Bahnen durchaus nicht eintreten. Die Staatsverwaltung allein ist hier'in dem Falle, die Bau­linie mit Umgehung aller Nebenuortheile im Sinne der allgemeinen Interessen des Verkehrs, und sonach unter Berücksichtigung aller Staatszwecke aufzufassen und zu bestimmen. Sie allein ist in der Lage, sich über die Ein­mündung der inländischen in die Bahnen des Auslandes, die für den Nutzen der erstern so entscheidend ist, mit den fremden Regierungen zu verständigen und dabei sowohl die Vortheile des Verkehrs als der Politik zu beachten. Die Staatsverwaltung allein kann in, der Ausführung der Bau­ten jene Regelmäßigkeit, Übereinstimmung und jene An­gemessenheit für alle zu beachtenden Zwecke bringen, welche bei dieser Angelegenheit von so wesentlichem Einfluße sind. (Beschluß folgt.) Die Ggssenberge. Aus Ciirl Prcnnci's Nachlaße. (Beschluß.) Der weitläufcige Garten zu Eggenberg, dessen Auf­gänge, Alleen, und insbesondere das schöne Schloßgebäude, waren reich und glänzend beleuchtet. 'Das Schloß fun­kelte von Strahlenglanz, einem Feenpalaste gleich, und an der vorderen Fronte desselben bewillkommte die hohe Braut ein besonders strahlendes, noch jetzt bestehendes Chronographicon: ^,ve- ciniülii» Imperütllx. Die langen Gartenmauern waren mit den herrlichsten allegorisch gewobenen von Gold , und Silber strotzenden Teppichen behangen. Am Eingange des Gartens waren ungemein große Spiegel zwischen zahlreichen Gemälden aufgestellt,, die zum Schlosse führende Hauptallee mit rei­ chen Teppichen belegt. Se. Majestät, so wie die Kaiser­ brauc, die Erzherzogin Mutter und die Großherzogin von Toscana, nahmen nebst ihren Hofleuten ihr Nachtlager in Eggenberg. Am Vormittage des 14. Occobers empfingen die Ma­ jestäten die ehrfurchtvollsten Glückwünsche der, Herren Stände und des hohen Adels, unter Anführung des Land­ marschalls, Georg Christian Grafen von Saurau , und nach aufgehobener Tafel machten der päpstliche Nun­ tius, der Abgesandte des Maltheser Ordens, der spanische und andere Botschafter in Eggenberg ihre Aufwartung. Am 1Z. October erfolgte bei dem angenehmsten Herbst­wetter der überaus glänzende Brautzug von Eggenberg aus in die eigens schön decorirte Hofkirche. Neunzig sechsspännige Wägen, Cüirassiere, in Eisen gehüllt, Mohren, auf Maulchieren reitend, Hatschiere, Trabanten, adeliche Garden, bildeten den langen und reichen Zug. Die hohe kaiserliche Braut fuhr in einem mit sechs Schimmeln be­spannten offenen, von Golde strotzenden Gallawagen, des­sen Räder silberne Schienen hatten; die Pferde waren mit Gold und Silber bedeckt. Unter dem Donner der Ca­nonen von den Wallen und dem Geläute der sämmtlichen Glocken wurde die Braut an der weisseger Linie von dem ganzen Räch, unter Paradirung einer Vürgermiliz.Ab­theilung, bewillkommt. I n der Stadt bildete das übrige Bürgermilicär die Spaliere, neu uniformirt. Doppelte-Reihen adelicher, weißgekleideter Damen standen in der Hofkirche bis zum Trauungaltar. Die feierliche Einseg­nung verrichtete der päpstliche Nuntius unter Assistirung von 18 Bischöfen und infulirten Aebten bei offenen Kir­chenchüren. I n der kaiserlichen Hofburg zu Graz war die Hochzeittafel, zu welcher der hohe Adel und die hohe Geistlichkeit gezogen wurden. I n der Stadt gab jeder Vermöglichere Aermeren ein Gastfest, Nachts wurde die Stadt durch viele farbige Laternen erleuchtet. Das Beilager wurde, wie gesagt, in Eggenberg ab­gehalten. Das Brautbeit bildete ein großes, von schwar­zen, gewundenen Säulen unterstütztes Zelt, mit Gardinen aus Gold- und Silberstoff behangen. Diesem entsprach die Pracht des übrigen Ameublement, und nicht viel min­der kostbar war die Einrichtung in den für die andern höchsten Personen bestimmten Gemächern. Johann Christian starb kinderlos zu Laibach am 18. Februar 1649. Er ruht in der fürstlichen Gruft bei­den Minoriten in Graz. Ihm folgte Johann Seifried, sein jüngerer Bru­der , in der Regierung. Er war ebenfalls k. k. Kämmerer, kaiserlicher geheimer Rath, und Landeshauptmann in Krain. Er trat seinem einzigen Sohne, Johann Anto n Joseph , dem Vorletzten seines Stammes, einen Theil seiner Würde, und darunter auch die Landes­ 287 hauptmannschaft und die oberste Erbmund schen­lenwürde in Krain, ab, und starb auf seinem Schlosse Waldstein in hohem Alter am 3. September <713; auch er liegi in der fürstlichen Familiengruft zu Graz bei den Minoricen begraben. Johann Ancon Joseph überlebte seinen Vater nur um wenig mehr als volle zwei Jahre; er starb 171«. Bei seinem Absterben hinterließ er zwei Tochter, Ann a Eleonora und Maria Theresia Iosepha, und ei­nen Sohn, I o hann Christian, den Letzten seines Stam­mes, welcher I3jährig am 23. Februar l?i? starb. Die dunklen Pforten der fürstlichen Gruse bei den Minoriten zu Graz rasselten binnen zwei 'Jahren zweimal auf, um die irdischen Ueberreste der letzten beiden Spros­sen dieses Geschlechtes einzulassen, welches, durch zweihun­dert und fünfzig Jahre in Blüthe und Ansehen stand, ei­nes Geschlechtes, welches kaum minder mächtig und herr­lich als jenes der gefürsteten Grafen von Cill i in Stei­ermark gewesen. Mit diesem letzten Sprossen, Johann Christian, zerfiel das mächtige Fürstenthum Eggenberg. Die gefür­stete Grafschaft Gradisca, Adelöberg, Aquileja und noch einige andere Güter fielen an den Kaiser zurück;, das Her­zogtum Krumau in Böhmen kam an die Fürsten von Schwarzeuberg; das Stammschloß Eggenberg, die Herr­schaften Straß, Radlersburg, Rothenthmm und Planlen­werth gingen durch die Prinzessin Anna Eleonora an die graflich herb erste in'sche Familie über, in deren Be­sitze sich das fürstliche Stammschloß Eggenberg noch befin­det; durch die zweite Prinzessin endlich, Maria There­sia Iosephine , gelangle die schone Herrschaft Ehren-Hausen nebst dem Mausoleum der beiden Familienhelden, Ruprecht und Wolfgang, an die Grafen von Leslie. Ferial-Früchte. Humoreske von Fr. Wilh. uonSiebenhuener. (Fortsetzung.) Begierig harte der Angesprochene die mächtige Hand nach der Präciosc ausgestreckt, allein da trat die Wirihin,» zartfühlender als ihr Gebiecer — darum o Ehret die Frauen, sieflechten und weben Himmlische Rosen in's irdische Leben — hastig an den Tisch, schob den Ring dem Verpfänder zu­rück, und sprach mit einer verbindlichen Verneigung: „Wir bedürfen dieser Sicherheit nicht — Sie, meine Herren zur Erholung von dem unerwarteten Schreck aber vielleicht noch ein Bouteillechen. Dürfen wir die Ehre ha­ben, Sie noch einmal zu bedienen?" Beinahe hätte die Artige leinen Korb bekommen, Sau ­ch o Pansa stand indes; noch immer auf der Thürschwelle, und' wir dankten daher der hoflichen Erbietung. Aber auf den Schlußpunct, den Kaffee, hatten wir vergessen; nicht so die aufmerksame Wirthin, und sie machte mit vieler Re­präsentation nun die Hausfrau. Der Wirth zeigte, trotz der unberichtigt bleibenden Rechnung, nun auch wieder ein freundliches Gesicht, und das rundliche Paar begleitete uns, da wir endlich abzogen, Hostich an den Wagen. Daran nehmt Euch, o ihr Machthaber von der Pip' und vom Schenktisch, ein Erempel! VI. »Wer kein Geld hat, hat auch leinen Muth." Dies ist ein al,es Sprichwort, und wenn auch nicht immer wahr, traf es doch bei uns jetzt buchstäblich ein. Wir dachten jetzt nur noch an die Rückreise/ - Sancho Pansa erhielt daher die Weisung, seine »Grauen" mit der stolzen Stirne, wieder gegen Norden zu kehren, und, als ihm dies zu hoch war, ihnen die Rich­tung wieder dahin zu geben, von wannen sie heute Mor­gens gekommen waren. Der würdige Wagenlenker schien indeß diesen unerwarteten Befehl mit den wahrgenommenen Flaschenrepetitionen in Combination zu setzen, und obgleich er/wie uns nicht entgangen war, sehr ernstlich dafür Sorge getragen hatte, in den nächsten zwei Tagen nicht wieder vom Durst geklagt werden zu können, hielt er seinen Kopf trotz dieser Ancicipation, der öftecn Uebung wegen, noch immer für starl genug, eine momentane Ucbcrlegenbeit sich einbilden zu dürfen. „Da geht der Weg nach Prag zu«, entgegnete er da­her ganz trocken, und schwang seine Peitsche, daß die Pferde anzogen, noch immer in der Richtung nach R.. . hin, während wir in Erwartung des ihm aufgetragenen Manövers an der Scraße standen. »Wenn die Herren den Berg da hinauf zu Fuße gehen wollen,,, fuhr er, sich auf den Bock schwingend, dann fort, »will ich langsam fahren, aber länger warten oder ein Stück zurückfahren ei, wenn ich ein Narr wäre! Adies, Herr Wirth und schöne Frau Wirthin." Und damit kutschierte der Eigen­willige fürbaß. Aber der Wirth, über den Grund der Rückfahrt nicht zweifelhaft, fiel dienstbeflissen den Pferden in den Zügel, und bedeutete den eigensinnigen Schwager. Brummend drehte dieser endlich um, und während er die Schwenkung eben so ungeschickt als unwillig vollzog, schien es mir, als ob das edle Haupt des braven Mannes, durch den Ein­fluß der Luft etwas unangenehm berührt, auch zuweilen einer Schwenkung sich hingäbe. Ich machte Bol l heim darauf aufmerksam, und wir beschießen, den Selige n gut im Auge zu behalten. Von den Segenswünschen unseres Gläubigerpaares begleitet, rollten wir bald nachher der Hauptstadt zu. Als,wir am Ende des Dorfes vor einer schönen, statt­lichen Meierei vorüber rollten, schien es uns, als ob wir zwischen den Jalousien das rosige Antlitz des abtrünnigen Saucen speis er durchleuchten sähen, und diese Wahr­nehmung leitete natürlich unsere Unterhaltung auf diesen — den interessantesten Gegenstand unserer heutigen Er­fahrungen. Indeß kamen wir etwas später auch auf un­sere Geldverlegenheit im Gasthofe zurück. „Ich muß meine Börse verloren haben, da ich Dir aus dem Wagen entgegen sprang", sagte Vollhei m jetzt, »denn ich erinnere mich, daß ich eben in jenem Augenbli­cke sie in der Hand hatte und wieder zu mirstecken wollte. Ohne Zweifel siel sie statt in meine Tasche in den Staub 2O8 ­ der Chaussee, und der Bettler, dem ich einen Silbergro­ schen zuwerfen wollte, fand nachher meinen ganzen Vor­ rat!). Nun, der Herr lasse es ihm gedeihen, wie uns den heutigen Tag. Es ist ein Gluck, daß ich für die Mauth­ auslagen nicht zu sorgen habe, wir könnten sonst nicht einmal die bestreiten.« „»Und ich werde wahrscheinlich erst zu Hause die, Lösung des Rcuhsels finden, das mir meine Brieftasche heute aufgegeben hat"", erwiederte ich. „„Aber merken werde ich mir die Wihigung, so lange ich lebe, denn wahrlich, zahlen sollen und nicht können, ist eine bösliche Sache.-» Voll he im lächelte. „Ich weiß Das auch aus an­ derer Erfahrung", erwiederte er, denn der Uebel größtes ist die Sch—« Aber das Wort blieb unausgesprochen, denn eben hatte der ,von uns vergessene und sanfc einschlafen« Schwager, über einen halben Schotterhaufen hinweg, sich und uns so ziemlich in die Mitte der Chaussee gebettet. Es mochte ihm geträumt haben, er müsse abermals umlenken, und da lagen wir nun, der schlagfeste Beweis: „Der Uebel größces sei die Schuld", denn unsere Schuld allein war es, daß der nüch lerne, Wagenlenker mehr als zulängliche Zeit gewonnen harte, ein betrunkener 'zu werden. Wir waren ein Bischen über die rechte Mitte hinausgestolpert, uno Sancho Pansa legie uns dafür in die Chauss«emitte. II u'^ :» rieu l>u umrelis yus «<- yus 1'uu? :uet— sagen die Franzosen. Vll. Die vordere Achse des Wagens war gebrochen, und so wie dieser jetzt, war, vermochte weder er uns, noch waren wir im Stande, ihn von der Stelle zu schaffen. Mi t einem Herzen voll bitterer Sorge standen wir bei dem Invaliden. „0 «3 ii-H.' o Tag des Zornes", rief ich aus, „wie wirst du wohl noch enden? Drei Posten von der Hei-­mach — zwei Kupfergroschen in den beiderseitigen Taschen und einen gebrochenen Wagen mitten auf der Straße — es ist offenbar zum Todcschießen.« „„Weder Pulver noch Blei ist bei der Hand"«, erwie­derte Bollhei m lachend, „„und es wäre eine solcheHeim­fahrt auch noch gar nicht nöchig. Wir nehmen im näch­sten Dorfe Gelegenheit bis Prag, bezahlen diese bei der Heimkunft, und — die Blessur ist zugeheilt. Da , lerne Gleichmut!) von diesem Ehrenmanne.«" Der Belobte war Sanch o'Pansa. Dieser kutschie­rende Schildknappe hatte seinen Rausch ausgeschlafen, und bemühte sich jetzt mir vieler Gelassenheit, den Wagen auf die Seite zu bringen, damit er die Passage nicht verlege. Uebrigens , fand er es überflüssig, über die Diversion/ welche er uns auf ebener Straße und bei Hellem Tage ge­macht hatte, ein Wort zu verlieren, und es genügend, als er die Beseitigung des Schwimmers vollbracht hatte, und auf den Pferden nun davon ritt, durch eine Deu-, tung mit der Hand uns zu verstehen zu geben, er er­warte, daß wir den Wagen vor der Hand nicht allein lassen würden. Dieser Erwartung gedachten wir auch zu entsprechen, und schritten wie einst in unser« jüngeren Tagen vor dem Schilderhause, und beinahe eben so stumm, wie damals, die Straße auf und nieder. Es mochte ungefähr eine Viertelstunde gedauert ha­ben, als unsere Betrachtungen durch eine Gesellschaft, aus mehren Herren und' Frauen bestehend ^ unterbrochen wur­den, welche aus dem an der Straße liegenden Dorfe her zu uns heran kamen. Bollheim , den ein wandelnder Frauenhut, aus den tiefsinnigsten Speculationen aufzustö­ren vermag, was beiläufig gesagt auch eine meiner Schwä­chen sein würde, stände dieser nicht mein kurzes Gesicht im Wege, hatte schon in der Ferne herausgefunden, daß die Damen unsere Beachtung verdienten; ich aber, nicht ebe,n in geselliger Laune, studierte mit großer Aufmerk­samkeit die mineralogischen Schätze des vor uns liegen­den Schocccrhaufens, als die Gesellschaft an uns vorüber zog. Überhaupt bin ich nicht allzu neugierig, und beküm­mere mich wenig um Leute, die mir nicht bekannt sind, lrotz meiner kleinstädtischen Herkunft. (Fortsetzung f olgt.) Historisches Tagebuch. Zusammengestellt von einem Laudpriester. 4. Jänner l? « starb zu Wescndorf der zu Graz ,625 g^hornc Ernst Rüdiger Graf ' von 'S 1 ar he >» berg, Ritler des güldenen Vließes, -c. Commcm­dnnt der Stadt Wien, als diese vom ?. Juli bis 12. September IÜU5 von den Türken belagert wurde, und die Letzteren unter Großvczier Karo Mustapho on> l2. September eine gänzliche Niederlage erlitten. 5. I «inner lüöü verlieh Bischof Wilhel m von Nrifcn seine,» treuen Verwalter zu Neides in Oberfrain, Adam Pipan , den Hof Nrunnenfcld bei Radmannsdorf, befreite ihn von allen Rusiicallasten, und nahm ih» mit deni'Prädical »von Nrunnenfeld« in das Urbar auf. ll>Zö wurde das ganze Geschlecht Saurau , nachdem es von Kaiser Ru ­dolph II. unterm 25. Juli lüc>7 in den Freiherrnstand gesetzt worden, von Kaiser Ferdinan d III . mittels Diploms 52l wurde der Reichstag zu Worms eröffnet, wohin Martin ? u t h e r vor­ geladen wurde. l8«8 stiftete Kaiser Franz I. den Leopold - Qrdcn. ?. Innner. 147c> geschah die formliche Uebergabe der St. Leorchards-Capelle zu Ru­dolphswerih (Neustadt!) in Unterkrain an die Franciscaner, welche, durch dte Türken vom Wöttlingerboden vertrieben, »4ÜY dahin flüch­ teten, und zwar in Folge eines von Andrcos'Vischof von Fcrcutino, «enerolvicor des Patriarchen von Aquileia, unten» 21. Octobcr 14ÜY ausgegangenen Auftrages. Line Elisabeth Von Zh erne mbl ließ das Kloster erbauen. lzzl wurde Ferdinand I., Landcsfurst von Krain, zu Aachen zum romischen Kaiser gekrönt. Laib ach. Druck und Verla«, des Joseph Vlasnik.